SPECIMINA PHILOLOGIAE SLAVICAE - Die Übersetzung Bible, překlad 21. století
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SPECIMINA PHILOLOGIAE SLAVICAE Die Übersetzung Bible, překlad 21. století Eine neue tschechische Bibel im Kontext der Geschichte der tschechischen Bibelübersetzungen Bettina Adler BAND 175 SPECIMINA PHILOLOGIAE SLAVICAE Verlag Otto Sagner Begründet von Olexa Horbatsch und Gerd Freidhof Herausgegeben von Peter Kosta, Holger Kuße und Franz Schindler
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Vorwort des Herausgebers Bibelübersetzungen waren und sind ein zentraler Gegenstand der historischen Sprachwissenschaft, werden jedoch in der synchronen Linguistik und der Trans- lationswissenschaft eher vernachlässigt – sträflich vernachlässigt, wie Bettina Adlers Kommentar zur neusten tschechischen Bibelübersetzung, der Bible, PĜeklad 21. století (Die Bibel – Übersetzung für das 21. Jahrhundert; im weiteren Bible 21), deutlich macht. Die Bedeutung von Bibelübersetzungen liegt nicht nur darin, dass die Bibel bis heute einen immer noch breit rezipierten und auflagenstarken Textkanon darstellt. Die Bedeutung liegt vor allem darin, dass kein anderer Text oder besser: keine andere Sammlung von Texten eine der Bibel vergleichbare Vielfalt an Über- setzungsvarianten hervorgebracht hat (und weiter hervorbringen wird), die zudem von einer unvergleichlichen Fülle metasprachlicher und metatextueller Kommen- tare, Diskussionen, Streitigkeiten und Rechtfertigungen begleitet wird. Der Grund für diese Vielfalt, liegt nicht nur in der religiösen und darüber hinaus kulturellen Bedeutung der Bibel, sondern mehr noch in den verschiedenen, miteinander kon- kurrierenden Ansprüchen, vor die Bibelübersetzungen gestellt sind und denen sie in jeweils anderer, jeweils besonderer Akzentuierung nachkommen. Die erste Opposition der Ansprüche an die Übersetzung ist universal. Einander gegenüber stehen die Ziele der größtmöglichen Nähe zum Ausgangstext und der größtmöglichen Verständlichkeit in der Zielsprache und Zielkultur (vgl. den Überblick von R. Stolze, „Die Sprachform nachreformatorischer Bibelübersetzun- gen“, in: U. Gerber/R. Hoberg (Hrsg.), Sprache und Religion, Darmstadt 2009, S. 117-164). Wird das erste Ziel besonders konsequent verfolgt, kann die Bibelüber- setzung eine Nachahmung des Originals in einer anderen Sprache sein. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Martin Bubers und Franz Rosenzweigs Übersetzung der hebräischen Bibel (Die Schrift, 1. Aufl. 1925-1929). In der radikalen Um- setzung des zweiten Ziels spielen dagegen Stil und sprachliche Besonderheiten des Ausgangstexts keine Rolle mehr. Es geht allein um die Vermittlung eines Inhalts in die Sprache der Empfänger. Besonders konsequent ist das jugendsprachliche, inter- aktive Bibelprojekt Volxbibel (www.volxbibel.com), in der z.B. das alttesta- mentliche Zitat zu Abraham im Galaterbrief des Paulus, „Er hat Gott geglaubt und es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden (1.Mose 15, 6)“ (Gal. 3, 6; Luthertext 1984), so klingt: „Abraham hat Gott geglaubt, darum wurde er für Gott okay“ (wiki.volxbibel.com/Galater_3). Das Bibelprojekt sieht keinen Abschluss der Über- setzung, keine kanonische Fassung vor, sondern soll der Sprachdynamik der Ziel- gruppe darin Rechnung tragen, dass jeder Leser über Volxbibel Wiki Formulierungs- vorschläge einbringen kann (die von einem Theologenteam geprüft werden).
6 Bible, PĜeklad 21. století Zwischen diesen beiden Polen der Nachahmung des Ausgangstextes und der vollständigen Anpassung an den Sprachgebrauch der Zielgruppe lassen sich die weltweiten Bibelübersetzungen einordnen: als mehr am Ausgangstext orientierte Texte mit häufig hohem philologischen Anspruch wie im Deutschen z.B. die Elberfelder Bibel (1. Ausgabe 1855-1871; jüngste Überarbeitung 2006) oder die in der katholischen Kirche verbreitete Einheitsübersetzung (1980) oder aber als ziel- und damit in der Regel umgangsprachliche Übersetzung wie die bekannte Gute Nachricht-Bibel (1968-1982, Revision 1997) oder im Amerikanischen The Living Bible (1971, Revision 1996 als The Holy Bible: New Living Translation), auf die Bettina Adler in ihrer Arbeit zur Bible 21 an einigen Stellen verweist. Die Unterscheidung von Bibelübersetzungen geht jedoch in der Opposition von Ausgangs- oder Zielsprachenorientierung nicht auf. Differenzen gibt es in der Ge- schichte der Übersetzungen auch darin, was als Ausgangstext anzusehen und wel- cher Text zumindest als Referenztext in der Übersetzung zu berücksichtigen ist. Im orthodoxen Raum spielte für das Alte Testament die Septuaginta, die in helle- nistischer Zeit entstandene griechische Fassung, eine größere Rolle als der hebräische und aramäische Text. Für die russische Synodalübersetzung (1876) war die bis dahin in der Russischen Orthodoxie verbindliche kirchenslavische Elisabeth- Bibel (1751) einer der Grundtexte der Übersetzung. In der Westkirche galt die lateinische Vulgata (Ende 4. Jahrhundert) als maßgeblicher Text, der für die katholische Kirche im Konzil von Trient (1546) für verbindlich erklärt wurde und den Beginn volkssprachlicher Übersetzungen notwendig beeinflussen musste. Die im 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) angenommene Nova Vulgata (5. Auflage 2007) ist heute für die Überarbeitung der Einheitsübersetzung normativ (Stolze, a.a.O., S. 131). In der nachreformatorischen Übersetzungsgeschichte wurden die herausragenden volkssprachlichen Bibeln, die sich vom lateinischen Vorbild lösten und (zumindest weitgehend) direkt aus den hebräischen, aramäischen und griechischen ‚Urtexten’ übersetzt sein sollten, zu neuen kanonischen Texten und damit normgebend. Das gilt für die Lutherbibel (1522-1537) ebenso wie für die reformierte Zürcher-Bibel (1531), die King-James-Bible (1611, 1769) oder aber die Bible kralická (Kralitzer Bibel), deren letzte von der Brüderunität in Böhmen verantwortete Fassung aus dem Jahr 1613 bis in unsere Zeit als tschechische evangelische Standardbibel in Gebrauch war. So werden Übersetzungen zur Grundlage von Übersetzungen, die ihrerseits in das Spannungsfeld von Nähe zum Ausgangstext oder zur aktuellen Zielsprache geraten. Die verschiedenen Revisionen der Lutherbibel (zuletzt 1984) sollten eben nicht nur den biblischen Ursprungstext, sondern vor allem auch die Sprache Luthers in die Gegenwart transportieren (vgl. dazu z.B. die Diskussion um die stark am aktuellen Sprachstandard orientierte
Vorwort des Herausgebers 7 Revision von 1975 in Möglichkeiten und Grenzen einer Revision des Luthertextes, Erlangen 1980 sowie den lesenswerten Rückblick von B. Stolt, „Revisionen und Rückrevisionen des Luther-NT aus rhetorisch-stilistischer Sicht“, in: B. Sandig (Hrsg.), Stilistisch-rhetorische Diskursanalyse, Tübingen 1988, S. 13-40). Auch die Bible 21 steht in diesem Anspruch, d.h. sie soll nicht nur die Bibel als solche, son- dern auch die Tradition der Kralitzer Bibel Menschen unserer Zeit nahe bringen und ihnen verständlich machen – die hinter dem Übersetzungsprojekt stehende Stiftung trägt den programmatischen Namen Nová Bible kralická (Neue Kralitzer Bibel). Ein weiteres Motiv kommt hinzu, das Bibelübersetzungen in der Regel von literari- schen Übersetzungen unterscheidet. Bibelübersetzungen sind fast immer persuasiv (religiös gesprochen: missionarisch). Das Ziel ist nicht nur, den Inhalt des Ausgangstextes in der Zielsprache zugleich adäquat und verständlich wieder- zugeben, sondern auch, von diesem Inhalt zu überzeugen. Ob Volxbibel oder Gute Nachricht, Elberfelder oder die letzte Revision des Luthertextes, die Neu- übersetzung oder die Neufassung einer klassischen Übersetzung sind nie Selbst- zweck. Sie haben immer die Funktion, religiösen Glauben zu erhalten oder zu ihm hinzuführen und werden aus dieser Zielsetzung heraus motiviert. Verschiedene Übersetzungsstrategien sind deshalb immer auch verschiedene religiöse Persua- sionsstrategien und damit nicht zuletzt davon abhängig, wovon im einzelnen über- zeugt werden soll. In die philologische oder funktionale Übersetzungsentscheidung mischen sich deshalb auch theologische, manchmal ideologische Überzeugungen und Entscheidungen. Sie können verdeckt, aber auch ganz explizit sein wie bei- spielsweise in der von bundesrepublikanischem Korrektheitsethos durchdrungenen Bibel in gerechter Sprache (2006) (vgl. Stolze, a.a.O., S. 148-153). Bibelübersetzungen können somit danach klassifiziert werden, ob sie eine besondere Nähe zur Sprache und zum Stil der biblischen Ausgangstexte oder eher eine starke Orientierung an der Sprache der Zielgruppe aufweisen, ob sie in einer bestimmten Texttradition stehen und eine bereits vorliegende klassische Über- setzung in die Gegenwart übersetzen (Lutherbibel, Bible kralická), und schließlich, wie massiv die persuasive Funktion die Übersetzung leitet und welche theolo- gischen Gründe zu bestimmten Formen der Übersetzung geführt haben. Bibelüber- setzungen akzentuieren eher den Originalitäts- oder den Verständlichkeitsanspruch, die Bindung an eine Tradition oder an eine bestimmte theologische Richtung und die Erfüllung ihrer missionarischen Funktion. In diesem anspruchsvollen Feld bewegt sich auch die Untersuchung von Bettina Adler zur Bible 21, die sie zwischen Lutherbibel und Gute Nachricht, also zwischen den Ansprüchen der Tradition und der Verständlichkeit einordnet. Diese Positionierung machen auch die im dritten Kapitel vorgestellten Metatexte zur
8 Bible, PĜeklad 21. století Übersetzung deutlich, in denen sowohl das Ziel der Verständlichkeit als auch die Verpflichtung gegenüber dem Erbe der Kralitzer Bibel als Leitmaximen hervorge- hoben werden. Bettina Adler bindet in diesem Zusammenhang Übersetzungstheo- rien mit ein, und zwar in sinnvoller Kürze konzentriert auf den Klassiker der tschechischen Translationslinguistik JiĜí Levý (UmČní pĜekladu, 1963) und auf Eugene A. Nida, den wichtigsten Theoretiker der funktionalen und dynamischen (auf Verständlichkeit und Persuasion zielenden) Bibelübersetzung (The Theory and Practice of Translation, 1969). An letzterem orientiert sich auch die Übersetzung der Bible 21, die ungeachtet ihres Traditionszusammenhangs und ihrer philolo- gischen Seriosität die funktionale Perspektive, also die Verständlichkeit für den heutigen Leser ins Zentrum rückt. Um die besondere Textgestalt der Bible 21 darstellen zu können, kontrastiert Bettina Adler den Text jeweils mit der Bible kralická von 1613 und der ersten bedeutenden modernen Übersetzung, der Bible – ýeský ekumenický pĜeklad (Die Bibel – Tschechische ökumenische Übersetzung, 1970-1979). Gefragt wird jeweils, inwieweit die Bible 21 gegenüber diesen beiden Übersetzungen verständlicher und eindeutiger ist und „inwieweit in der neuen Übersetzung progressive Formen des heutigen Tschechisch beachtet wurden“ sowie „zu welchen Veränderungen es in dieser Hinsicht nicht nur seit der Herausgabe der Kralitzer Bibel, sondern auch seit der letzten Übersetzung“ gekommen ist. Gelegentlich erweist sich die ökumenische Übersetzung als progressiver als die Bible 21 – dann, wenn deren anderer Anspruch, die Tradition der Kralitzer Bibel fortzusetzen, in den Vordergrund rückt. Bettina Adler untersucht die Bible 21 „mit Blick auf die Tradition der tschechischen Bibelübersetzungen“, um eine Aussage dazu treffen zu können, „in welchem Maße diese Übersetzung ihre eigenen Ansprüche erfüllt: die zeitlose Botschaft der Bibel in modernem und verständlichem Tschechisch zu vermitteln und so einen unge- hinderten Zugang zum Wort Gottes für alle Leser – seien es Kenner der Heiligen Schrift oder neue Leser – zu schaffen.“ Eines kann die Untersuchung leider nicht leisten: die Beurteilung der philologischen Nähe zu den hebräischen, aramäischen und griechischen Ausgangstexten. Auch die Einschätzung eventueller theologischer Motivationen für bestimmte Übersetzungsentscheidungen ist nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Die Verfasserin ist weder Theologin, noch verfügt sie über griechische und hebräische Sprachkenntnisse, was von einer Slavistin auch nicht erwartet werden muss. Die Untersuchung von Bibelübersetzungen, die alle Dimen- sionen (Verhältnis zum hebräischen, aramäischen oder griechischen Ausgangstext, Verhältnis zu Texten aus der Übersetzungstradition, Verhältnis zur Zielgruppen- sprache, Theologie der Übersetzung) erfasst, ist heute vielleicht nur noch in einem Team mit interdisziplinärer Ausrichtung zu leisten. Die vorliegende Untersuchung
Vorwort des Herausgebers 9 muss deshalb einen Teil der Aufgaben, die mit einer umfassenden Darstellung der neuen Bibelübersetzung Bible 21 verbunden sind, offen lassen. Von Herausgeber- seite habe ich jedoch mit Einverständnis der Autorin an einigen Stellen Hinweise zu den Ausgangstexten und zum möglichen theologischen Hintergrund von Übersetz- ungsentscheidungen in Anmerkungen eingefügt. Mit der Publikation der im Sommer 2011 abgeschlossenen Magisterarbeit ist die Hoffnung verbunden, dass Bibelübersetzungen, insbesondere so herausragende wie die Bible 21, wieder mehr in den Blick der Linguistik, Übersetzungs- und auch Kul- turwissenschaft kommen und zum Gegenstand fruchtbarer interdisziplinärer Zusam- menarbeit werden mögen. Dresden im Juli 2012 Prof. Dr. Holger Kuße
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Herausgebers 5 1. Einleitung …………………………………………………………. 15 1.1 Problemdarstellung, Ziel der Arbeit und zentrale Fragestellung …. 15 1.2 Aufbau und Vorgehensweise ……………………………………... 16 1.3 Literatur, Quellenlage und Forschungsstand ……………………... 17 1.4 Formale Richtlinien ………………………………………………. 19 1.5 Abkürzungen ……………………………………………………... 19 1.5.1 Abkürzungen zitierter Primärquellen …………………………... 19 1.5.2 Andere verwendete Abkürzungen ……………………………… 19 2. Die Entwicklung der tschechischen Bibel seit dem Wirken der Böhmischen Brüder bis zur Gegenwart …………………………… 21 2.1 Die Kralitzer Bibel ……………………………………………….. 21 2.1.1 Entstehungsgeschichte ………………………………………….. 21 2.1.1.1 Die Böhmischen Brüder: ihre Herkunft und die Anfänge ihrer Übersetzungsarbeit …………………………………………………… 21 2.1.1.2 Das Neue Testament von Jan Blahoslav ……………………... 25 2.1.1.3 Die sechsbändige Kralitzer Bibel …………………………….. 28 2.2 Die weitere Entwicklung des tschechischen Bibeltextes bis zur Gegenwart …………………………………………………………….. 34 3. Die Übersetzung Bible, pĜeklad 21. století ……………………… 41 3.1 Motivation und Entstehungsgeschichte …………………………... 41 3.2 Die Übersetzer ……………………………………………………. 44 3.3 Ansätze und Ziele der Übersetzung Bible, pĜeklad 21. století …… 45 3.3.1 Orientierung an der Kralitzer Bibel …………………………….. 45 3.3.2 Modernes Tschechisch des 21. Jahrhunderts …………………… 46 3.3.3 Verständlichkeit ………………………………………………… 49 3.4 Arbeitsweise und Vorlagen der Übersetzer ………………………. 51 4. Theoretische Grundlagen des Übersetzens ……………………... 55 4.1 Allgemeiner Problemaufriss des Übersetzens ……………………. 55 4.2 Linguistische Grundprobleme des Übersetzens ………………….. 57 4.3 Übersetzen – Definitionen und Theorien ………………………… 59 4.3.1 Drei Phasen der Übersetzungsarbeit bei JiĜí Levý ……………... 61
12 „Bible, pĜeklad 21. století“ 4.3.2. Der Ansatz von Eugene A. Nida ………………………………. 64 4.4 Besonderheiten bei Bibelübersetzungen ………………………….. 69 5. Entwicklung des Tschechischen seit Entstehung der Kralitzer Bibel bis heute ……………………………………………………….. 73 5.1 Merkmale des Tschechischen im 16. Jahrhundert ………………... 73 5.2 Sprachliche Besonderheiten der Kralitzer Bibel …………………. 76 5.2.1 Jan Blahoslav als Wegbereiter der Sprache der Kralitzer Bibel ... 76 5.2.2 Die Sprache der sechsteiligen Kralitzer Bibel ………………….. 78 5.3 Spätere Entwicklungsstufen des Tschechischen …………………. 81 5.4 Heutiger Stand – das moderne Tschechisch ……………………… 85 6. Arbeitsdefinition: die moderne tschechische Bibelübersetzung .. 93 7. Analyse der Bibelstellen ………………………………………….. 97 7.1 Auswahl der zu vergleichenden Bibelstellen …………………….. 97 7.2 Auswahl der zu vergleichenden Bibelausgaben ………………….. 100 7.3 Altes Testament …………………………………………………... 101 7.3.1 Genesis 1,1-2,4 …………………………………………………. 101 7.3.2 Genesis 2,4-25 ………………………………………………….. 107 7.3.3 Genesis 3 ……………………………………………………….. 113 7.3.4 Genesis 6,9-7,5 …………………………………………………. 117 7.3.5 Deuteronomium 5 ………………………………………………. 121 7.3.6 1. Samuel 17 ……………………………………………………. 128 7.3.7 Psalm 34 ………………………………………………………... 133 7.4 Neues Testament …………………………………………………. 139 7.4.1 Matthäus 3 ……………………………………………………… 139 7.4.2 Matthäus 5-7 ……………………………………………………. 142 7.4.3 Markus 16 ………………………………………………………. 156 7.4.4 Lukas 2,1-20 ……………………………………………………. 159 7.4.5 Lukas 22,1-23 …………………………………………………... 162 7.4.6 Johannes 14,1-14 ……………………………………………….. 166 7.4.7 Offenbarung 22 …………………………………………………. 168 8. Zusammenfassung des Textvergleichs …………………………... 173 9. Schlussbetrachtung und Ausblick ……………………………….. 179
Inhaltsverzeichnis 13 Literaturverzeichnis …………………………………………….…... 183 1. Bibelausgaben ……………………………………………………… 183 2. Monografien und Aufsätze ………………………………………… 183 3. Periodika …………………………………………………………… 186 4. Lexika und Wörterbücher ………………………………………….. 187 5. Internetquellen ……………………………………………………... 188
Ä>«@EH]VFKRSQRVWLUR]XPČWYãXG\SĜtWRPQêPRGND]ĤPQDELEOLFNpSRVWDY\ SĜtEČK\DYêURN\E\FKRPVHRFLWOLYSUi]GQXDQDãHYODVWQtNXOWXUD QiãYODVWQtVYČWE\VHQiPVWDO\FL]tPL³ Alexandr Flek, Initiator der Übersetzung %LEOHSĜHNODGVWROHWt 1. Einleitung 1.1 Problemdarstellung, Ziel der Arbeit und zentrale Fragestellung Die Bibel gehört zu unserem Leben. Niemand kann sie ignorieren oder auf sie ver- zichten. Diese Aussagen entnimmt man dem vorangestellten Zitat, das aus dem Vorwort zur neuen tschechischen Bibelübersetzung stammt. Figuren und Geschichten aus der Bibel sind Bestandteile einer Kultur, zu der auch der tschechische Sprachraum ge- hört. Wenn es auch vielen nicht bewusst sein mag, da sie die Bibel nie gelesen ha- ben, so kennt wahrscheinlich jeder irgendeine Erzählung oder einen Spruch aus der Bibel. Würde aber auch jeder die Worte der Bibel verstehen, wenn er diese zum ersten Mal aufschlägt? Diese und weitere Überlegungen waren für die Übersetzer Anlass, sich diesem Werk, das bereits viele Male ins Tschechische und in unzählige andere Sprachen übersetzt worden ist, aufs Neue anzunehmen und es für den heuti- gen Leser aufzubereiten. Das Ergebnis ist die Übersetzung Bible, pĜHNODGVWROHWt, die seit 2009 erhältlich ist. Die Bibel ins Tschechische übersetzen heißt keineswegs, das Rad neu zu erfinden. Die neue Übersetzung steht vielmehr in einer langen Tradition von Übersetzungen, die mit der sechsteiligen Kralitzer Bibel im 16. Jahrhundert einen Höhepunkt nahm, mit der ýHVNêHNXPHQLFNêSĜHNODG in den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts in ein neues Zeitalter eintrat und bis heute fortgesetzt wird. Betrachtet man diese Bi- beln rückblickend, so fallen einem etliche Unterschiede auf. Die Übersetzer haben sich verändert, die Motivationen, die Methoden, vor allem aber eines – die Sprache. Die vorliegende Arbeit möchte zunächst die Tradition der tschechischen Bibelüber- setzungen seit der Bibel von Kralice bis in die heutige Zeit ergründen und auf dieser Grundlage die neue Übersetzung Bible, pĜHNODG VWROHWt einordnen. Im Zentrum der Arbeit stehen folgende Fragen: Wie ist die neue Übersetzung entstanden? Was waren die Motivationen, Bedingungen und übersetzungstheoretischen Grundsätze der Übersetzer? Wie gestaltet sich die neue Bibel in sprachlicher Hinsicht, vergli- chen mit den älteren tschechischen Übersetzungen? Ziel der Arbeit ist es somit, die Veränderungen in der neuen tschechischen Bibelübersetzung im Vergleich mit älte-
16 „Bible, SĜHNODGVWROHWt³ ren Übersetzungen auszumachen und so eine Aussage darüber treffen zu können, wie sie sich vor dem Kontext der Geschichte des Bibelübersetzens ins Tschechische einordnen lässt. 1.2 Aufbau und Vorgehensweise Den Einstieg in das Themenfeld bildet ein historischer Abriss der Geschichte der tschechischen Bibelübersetzungen, beginnend mit der Kralitzer Bibel als größtem Übersetzungswerk der Brüderunität. Die Tradition der Bibelübersetzungen beginnt zwar wesentlich früher, jedoch wäre ein Rückblick bis in die Anfangszeit für den Rahmen der vorliegenden Arbeit zu umfangreich und auch in Bezug auf das Thema nicht zwingend erforderlich, da sich die Übersetzung Bible, SĜHNODGVWROHWtaus- drücklich auf die Kralitzer Bibel als ihr Vorbild beruft. 1 Auf sie wird daher in Kapi- tel 2 ausführlich eingegangen werden. Anschließend wird die weitere Entwicklung der tschechischen Bibelübersetzungen, einschließlich der für die Arbeit sehr bedeut- samen ökumenischen Übersetzung, dargestellt. Angekommen in der Gegenwart, wird dann in Kapitel 3 das Projekt der neuen Bibelübersetzung vorgestellt. Die Vor- stellung der Übersetzer, ihrer Grundlagen und Ausgangstexte, ihrer Ansprüche an die Übersetzung im Allgemein sowie an deren sprachliche Beschaffenheit im Be- sonderen, bilden die Grundlage für den Vergleich mit Übersetzungen der Vergan- genheit. Hier werden bereits erste Grundsätze der Beteiligten im Hinblick auf das Übersetzen angerissen, woraufhin in Kapitel 4 die Übersetzungstheorie selbst im Mittelpunkt stehen wird. Hier werden allgemeine Fragestellungen beim Übersetzen GLVNXWLHUWDEHUDXFKPLWGHQWKHRUHWLVFKHQ$QVlW]HQYRQ-LĜt/HYêXQG(XJHQH$l- bert Nida zwei für die besprochene BibleSĜHNODGVWROHWtbedeutsame spezielle Ansätze vorgestellt. Den Abschluss des vierten Kapitels bildet ein Problemaufriss zu den spezifischen Fragestellungen, die sich bei der Übersetzung der Bibel als be- sonderem Text ergeben. In Kapitel 5 unternimmt die vorliegende Arbeit einen Ex- kurs in die Geschichte der tschechischen Sprache seit der Zeit der Übersetzungen der Brüderunität bis in die Gegenwart. Dem Leser soll dadurch vor Augen geführt werden, inwiefern sich gewisse morphologische, lexikalische und syntaktische Er- scheinungen des Tschechischen seit der Entstehung der Kralitzer Bibel verändert haben. Dies bildet die Grundlage für die Einschätzung der sprachlichen Charakteris- tik der neuen Bibelübersetzung. Die Ergebnisse des einführenden theoretischen Teils der Arbeit werden anschließend in kompakter Form übersichtlich zusammen- gefasst. Kapitel 6 präsentiert die Kriterien, anhand derer die sprachliche Analyse der %LEOH SĜHNODG VWROHWt vollzogen werden soll. Ergänzt werden diese Kriterien 1 vgl. Kapitel 3.3.1.
1. Einleitung 17 durch einige weitere Anhaltspunkte, die zur Einschätzung einer Bibelübersetzung im Kontext ihrer Vorgänger in der Geschichte dienlich sein können. In Kapitel 7 erfolgt schließlich die Analyse des Bibeltextes selbst. Da es sich um äußerst um- fangreiches Textmaterial handelt, wird zunächst die Auswahl der zu vergleichenden Bibelstellen dargelegt und begründet, gefolgt von einer Vorstellung der zum Ver- gleich ausgewählten Bibelausgaben. Die Analyse verläuft fließend, das heißt, es wird immer die betreffende Stelle aus den zu vergleichenden Übersetzungen ange- führt und daraufhin werden konkrete Phänomene im Text besprochen. Nach der ausführlichen Analyse einzelner Textbeispiele soll in Kapitel 8 eine Zusammenfas- sung des Vergleichs erfolgen, wodurch die herausgearbeiteten Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Texte übersichtlich präsentiert werden können. Abgerundet wird die Arbeit durch eine abschließende Betrachtung sowie einem kurzem Aus- blick. 1.3 Literatur, Quellenlage und Forschungsstand Für den theoretischen Teil der Arbeit waren zunächst Quellen von Bedeutung, die sich mit der Geschichte der tschechischen Bibelübersetzungen befassen. Dem Wis- sen der Autorin zufolge gibt es derzeit keine Monografie, welche die tschechische Bibelübersetzung in ihrer gesamten Entwicklung behandelt. Einen kompakten Über- blick von den Anfängen bis in das 20. Jahrhundert bietet J. B. 6RXþHN LQ VHLQHP Artikel Die tschechischen Bibelübersetzungen, der 1963 in Die Bibel in der Welt in deutscher Sprache erschienen ist. Freilich kann in diesem Beitrag nur die Entwick- lung bis in die 1960er Jahre hinein dargestellt werden. Ausführlicher behandelt Vladimír Kyas die tschechische Bibel von den ersten Übersetzungen an in seiner Monografie ýHVNiELEOHYGČMLQiFKQiURGQtKRStVHPQLFWYt, die allerdings bereits mit den Bibeln der Barockzeit endet. Da die Kralitzer Bibel ein besonderer Schwer- punkt innerhalb der Darstellung in der vorliegenden Arbeit ist, kam vorrangig Lite- ratur in Frage, die sich mit der Entstehung, Charakteristik und Wirkungsgeschichte eben dieser Bibel befasst. Besonders hervorzuheben ist hier neben den beiden oben genannten Werken eine Reihe von Aufsätzen, die sich intensiv der Kralitzer Bibel widmen. Dazu gehören der Beitrag von Josef Šmaha (Kralická bible, vliv DGĤOHåi- WRVW MHMt Y OLWHUDWXĜH þHVNp, 1878), der jedoch mittlerweile über 130 Jahre zurück- liegt, oder die Artikel von Mirjam Bohatcová aus den Jahren 1992, 1994 und 1995, die zu den jüngsten Abhandlungen gehören. Ihr Beitrag Die tschechischen gedruck- ten Bibeln des 15. bis 18. Jahrhunderts befindet sich im Kommentarband zur neu herausgegebenen sechsteiligen Facsimileausgabe der Kralitzer Bibel, in dem auch ein für die sprachliche Einschätzung bedeutsamer Artikel von Emanuel Michálek (Philologischer Kommentar zu der sechsteiligen Kralitzer Bibel, 1995) abgedruckt
18 „Bible, pĜeklad 21. století“ ist. Für die weitere Entwicklung der tschechischen Bibelübersetzungen waren unter anderem einige ältere Darstellungen in tschechischer Sprache von Nutzen, wie die Monografien von Jan Merell und JindĜich Mánek. Für die neueren Entwicklungen im 20. Jahrhundert kann die relativ junge Abhandlung Moderní þeský novozákonní pĜeklad: Nové zákony dvacátého století pĜed ýeským ekumenickým pĜekladem von Josef BartoĖ aus dem Jahr 2009 als die umfangreichste Darstellung bezeichnet wer- den. Obwohl sie nur die Übersetzungen des Neuen Testaments behandelt, kann man an ihr besonders die sprachliche Entwicklung der tschechischen Bibel seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Zeit der Entstehung der ökumenischen Übersetzung nachvollziehen. Bei der Darstellung zur neuen Bibelübersetzung, die erst 2009 erschien, wurden besonders Internetquellen genutzt, wobei die Webseite des Übersetzungsprojekts selbst (www.bible21.cz) die wichtigste Quelle war. Hier können neben dem Bibel- text auch zahlreiche Rezensionen, Nachrichtenartikel sowie eigene Abhandlungen der Übersetzer abgerufen werden. Für den übersetzungstheoretischen Teil haben sich die Einführungen von Werner Koller (Einführung in die Übersetzungswissenschaft, 1997 und weitere) und Rade- gundis Stolze (Übersetzungstheorien. Eine Einführung, 2008) als besonders hilf- reich erwiesen. Konkret auf das Übersetzen der Bibel beziehen sich Eugene Albert Nidas Theorie (The Theory and Practice of Translation: with special reference to Bible translating, 1969, 20034) sowie der Beitrag von Heidemarie Salevsky (Über- setzungstyp, Übersetzungstheorie und Bewertung von Bibelübersetzungen: Ein Bei- trag aus übersetzungstheoretischer Sicht, 2001). Der Sprachwandel des Tschechischen gehört ebenfalls zu den theoretischen Vor- überlegungen für die Analyse der Bibelstellen. Wichtige Quellen zu seiner Darstel- lung waren für die vorliegende Arbeit die Beiträge von Josef Vintr (Das Tschechi- sche: Hauptzüge seiner Sprachstruktur in Gegenwart und Geschichte, 2001) und Bernd Koenitz (Geschichte der tschechischen Sprache: Skripten, 1982) sowie für die Charakteristik des heutigen Tschechisch auch die Monografie von Jan KoĜenský (ýeský jazyk, 1998). Für die Analyse der Bibelstellen wurde häufig das Slovník spisovné þeštiny (Josef Filipec, 2005) konsultiert. Besonders hervorzuheben für die Arbeit mit historischen Texten ist auch die Onlinedatenbank VokabuláĜ webový (http://vokabular.ujc.cas. cz), die neben dem Zugriff auf mehrere alttschechische Wörterbücher auch die Su- che in Václav Jan Rosas Thesaurus Linguae Bohemicae ermöglicht.
1. Einleitung 19 1.4 Formale Richtlinien Die vorliegende Arbeit richtet sich nach den Regeln der Neuen Deutschen Recht- schreibung und korrigiert daher auch eventuelle Abweichungen in älteren Zitaten, ohne dies an entsprechender Stelle nochmals zu kennzeichnen. Besondere grafische Hervorhebungen in den Zitaten, wie eine Kursiv- oder Fettschreibung, wurden, so- fern nicht anders gekennzeichnet, zugunsten der Einheitlichkeit des Textes aufge- hoben. Die kursive Schreibweise verwendet die vorliegende Arbeit zur Hervorhebung von Titeln der Primär- und Sekundärliteratur sowie für deutsche und besonders tsche- chische Beispiele im Text. Die Fettschreibung wird in Beispielen zur Hervorhebung einzelner Wörter gebraucht. Hinsichtlich der Transkription älterer tschechischer Literatur, vor allem der Kralit- zer Bibel, hat sich die Autorin entschieden, die moderne tschechische Orthografie anzuwenden, da der orthografische Wandel nicht Gegenstand der Arbeit ist. Beibe- halten wird jedoch die historische Interpunktion der Texte, um einen Eindruck des damaligen Schriftbildes zu erzeugen. 1.5 Abkürzungen 1.5.1 Abkürzungen zitierter Primärquellen B21 %LEOHSĜHNODGVWROHWt BK Bible kralická (Erstausgabe von 1573-1594) BK1986 Bible kralická (Ausgabe von 1986) ý(3 ýHVNêHNXPHQLFNêSĜHNODG NZB Nový ZiNRQ%ODKRVODYĤY 1.5.2 Andere verwendete Abkürzungen AS Ausgangssprache M.Div. Master of Divinity MTh Master of Theology o.s. REþDQVNpVGUXåHQt 66ý VORYQtNVSLVRYQpþHãWLQ\ ZS Zielsprache
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