Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe

Die Seite wird erstellt Viona Schumann
 
WEITER LESEN
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
Nr. 1 / Januar 2014

                        AZB 3000 Bern
                        www.swissaid.ch

spiegel

Bio gegen Hunger:
Hilfe zur Selbsthilfe
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
2     editorial

                                                                                                                         Bio gegen Hunger
                                                                                                                            Hilfe zur Selbsthilfe am Beispiel der
                                                                                                                            Bio-Zwiebel in Guinea-Bissau                                   4
                                                                                                                         Ein Festmahl aus Westafrika
                                                                                                                            Hier ist die Zwiebel Königin:
                                                                                                                            Gebratene Dorade, köstlich
                                                                                                                            in Szene gesetzt                                               6
                                                                                                                         Alphabetisierung
                                                                                                                           Wie Frauen im Tschad Rechnen,
                                                                                                                           Schreiben und Lesen lernen                                      7
                                                                                                                         Zum Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe
                                                                                                                           In Indien finden Kleinbauern dank Bio
                                                                                                                           aus der Schuldenfalle                  8
                                                                                                                         Historische Chance für den Niger
Liebe Leserin und lieber Leser                                                                                             Der Uranabbau wird neu verhandelt                           10
                                                                                                                         Globale Entwicklungsziele
                                                                                                                           Vor und hinter den Kulissen laufen
    Unser tägliches Brot verdanken wir kleinen und mittelgrossen Fami-                                                     Diskussionen zu den Zielen nach 2015 –
                                                                                                                           welche wollen wir?                     11
lienbetrieben. Sie ernähren die Welt. Um auf ihre Bedeutung aufmerksam
zu machen, hat die UNO 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen                                                     Wenn Hunderttausende demonstrieren . . .
                                                                                                                          . . . wird daraus ein berührender Film über
Familienbetriebe ausgerufen. SWISSAID richtet in diesem Zusammen-
                                                                                                                          die Bewegung der Landlosen in Indien 14
hang ein besonderes Augenmerk auf die Situation der Kleinbäuerinnen,
                                                                                                                         Karitativer Durstlöscher
die einen Grossteil der Arbeitslast schultern.
                                                                                                                           In der Welt des Luxus sorgt das Hotelier-
    Paradoxerweise leiden jedoch die Kleinbauernfamilien in Entwi-                                                         Ehepaar in Celerina dafür, dass im bitter-
cklungs- und Schwellenländern am meisten unter Armut und Hunger. Sie                                                       armen Niger Brunnen gebaut werden          15
benötigen dringend mehr Unterstützung. Die Rahmenbedingungen müs-                                                        Marktplatz
sen sich verbessern, damit sie ihre Interessen vertreten können sowie                                                      SWISSAID empfiehlt ein Glücks-
Zugang zu Know-how, Krediten und Märkten erhalten. Mit biologischen                                                        schweinchen fürs neue Jahr                                  16

Anbaumethoden gelingt es ihnen, genug zu erwirtschaften. Dafür setzt
sich SWISSAID seit Jahrzehnten ein.
    Auch deshalb steht unsere Jahreskampagne unter dem Motto «Mit
Bio gegen Hunger». Unseren Plakaten – wie auf dem Titelblatt – werden
Sie ab Februar in der ganzen Schweiz begegnen. Am 9. Februar abends
                                                                                                   Nr. 1 / Januar 2014   Titelbild:
um 19.20 Uhr wird auch das Schweizer Fernsehen in einem Beitrag zei-
                                                                                                   AZB 3000 Bern

                                                                                                                         Mit diesem Plakat macht SWISSAID ab Februar in der ganzen
                                                                                                   www.swissaid.ch

                                                                           spiegel
                                                                                                                         Schweiz darauf aufmerksam, dass immer noch über 840 Millionen
gen, wie sich in Guinea-Bissau Frauen auf dem Zwiebelmarkt behaupten       Bio gegen Hunger:
                                                                                                                         Menschen hungern – häufig handelt es sich dabei um Kleinbäuerin-
                                                                           Hilfe zur Selbsthilfe
                                                                                                                         nen und Kleinbauern, die eigentlich die Nahrungsmittel herstellen.
– gerade weil sie ihr Gemüse biologisch anbauen. Mehr dazu finden Sie                                                    Der Biolandbau weist den Weg aus der Armutsfalle.
auch auf den folgenden Seiten.
    Dank Ihrer Unterstützung ist es möglich, die Lebenssituation der ar-
men Kleinbauernfamilien nachhaltig zu verbessern. Ein echtes Wunder-
mittel stellen die Weiterbildungskurse über ökologische Anbaumethoden
                                                                                                                         Bildmontage: Lesch + Frei
dar. Mit diesen Methoden sorgen die Familien für fruchtbarere Böden,
was die Ernteerträge erhöht. Das führt zu einer ausgewogeneren                                                           Impressum
Ernährung sowie einem zusätzlichen Einkommen: Hunger ist biologisch
                                                                                                                         Herausgeber: SWISSAID,
abbaubar!                                                                                                                Schweizerische Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit
                                                                                                                         Büro Bern: Lorystrasse 6a, 3000 Bern 5, Telefon Zentrale
    Im Namen von SWISSAID und den Kleinbauernfamilien danke ich                                                          031 350 53 53, Telefon Redaktion 031 350 53 73,
                                                                                                                         Fax 031 351 27 83, E-Mail: info@swissaid.ch, PK Bern 30-303-5
Ihnen ganz herzlich.                                                                                                     Büro Lausanne: Rue de Genève 52, 1004 Lausanne,
                                                                                                                         Telefon 021 620 69 70, Fax 021 620 69 79, E-Mail: info@swissaid.ch
                                                                                                                         Redaktion: Pia Wildberger Bildredaktion: Eliane Baumgartner
    Ihre                                                                                                                 Konzeption, Layout und Druckvorstufe: Brandl & Schärer AG,
                                                                                                                         Olten Druck: Stämpfli AG, Bern. Gedruckt auf FSC-Papier.
                                                                                                                         Der SWISSAID-Spiegel erscheint mindestens viermal jährlich.
                                                                                                                         Einmal pro Jahr wird von den Spenden ein Betrag von
                                                                                                                         fünf Franken als Abonnementsbeitrag abgezogen, damit
                                                                                                                         uns die Post den günstigen Zeitungstarif zugesteht.

Caroline Morel                                                                                                           SWISSAID trägt das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige
                                                                                                                         Institutionen. Es steht für uneigennützigen und zweckbestimmten
SWISSAID-Geschäftsleiterin                                                                                               Umgang mit Spenden.

SwissaidSpiegel                                                                                                                                                                     1/2014
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
abzeichen            3

                                      Ueli Maurer
                                      im Meer der Kinder
                                      Als Belohnung für ihren Einsatz
                                      empfing Bundesrat Ueli Maurer
                                      im Nationalratssaal vier Schul-
                                      klassen, die für SWISSAID
                                      Abzeichen verkauft hatten.

                                                                                                                            sen, die in ihrem Einsatz für SWISSAID    Autogrammstunde
                                                                                                                            besonders erfolgreich waren. Dies ist     unter der Bundeshaus-
                                                                                                                                                                      kuppel: Bundesrat Ueli
                                                                                                                            aber nur einer der Anreize für Lehrper-
                                                                                                                                                                      Maurer wird von links
                                                                                                                            sonen und Schulkinder, beim Abzei-        und rechts bestürmt.
                                                                                                                            chenverkauf mitzumachen. Die Klas-
                                                                                                                            sen dürfen pro Abzeichen 60 Rappen
                                                                                                                            für die Klassenkasse behalten. Und sie
                                                                                                                            erhalten Informationsmaterial, um im
                                                                                                                            Unterricht mehr über die Entwick-
                                                                                                                            lungszusammenarbeit und die Situa-
                                                                                                                            tion von benachteiligten Menschen im
                                                                                                                            Süden zu erfahren.
                                                                                                                               2013 Jahr erzielten rund 20 000
                                                                                                                            Schulkinder mit dem Verkauf von An-
                                                                                                                            hängern einen Erlös von knapp 900 000
                                                                                                                            Franken, was rund neun Prozent der
                                                                                                                            Spendeneinnahmen von SWISSAID
                                                                                                                            entspricht.            Lorenz Kummer

                                                                                                                            www.swissaid.ch/de/abzeichen

                                      F  röhlicher Kinderlärm statt politi-
                                         sches Getöse: 120 Schulkinder aus
                                      Langnau (BE), Wetzikon (ZH), Aarau
                                                                                                                              Es wackelt und wackelt
                                                                                                                              und wackelt
                                      (AG) und La Chaux-de-Fonds (NE) wa-
                                      ren Ende Oktober zu Gast bei Ueli Mau-                                                  Ab Februar werden wieder Schulkinder mit SWISSAID-Ab-
                                      rer im Bundeshaus. Der Bundespräsi-                                                     zeichen an den Türen klingeln und Passanten ansprechen:
                                      dent empfing sie im Nationalratssaal                                                    Dieses Jahr sind es farbige Wackeltiere, die sie feilbieten und
                                      – und er fühlte sich sichtlich wohl im                                                  die beim Bewegen lustig mit dem Kopf wackeln. Sie wurden
                                      Meer der Kinder, die ihn umringten, mit                                                 von Kunsthandwerkern in Mexiko zu fairen Bedingungen und
                                      Fragen «löcherten» und Lieder vortru-                                                   aus natürlichen Materialien hergestellt. SWISSAID dankt allen
                                      gen. Maurer dankte ihnen für ihren Ein-                                                 Schulkindern von Herzen, die sich im Abzeichenverkauf en-
                                      satz zugunsten von benachteiligten                                                      gagieren und so dafür sorgen, dass Kleinbauernfamilien im
                                      Menschen. Damit seien sie auch Teil                                                     westafrikanischen Guinea-Bissau mit modernen Techniken
                                      des «Systems Schweiz» geworden, das        antwortete der Bundespräsident 2013          des Biolandbaus – ohne teuren Kunstdünger und Pestizide –
                                      davon lebe, dass man sich freiwillig für   geduldig alle Fragen – vom Gripen bis        genug ernten können und nicht mehr hungern müssen.
                                      das Gemeinwohl einsetze.                   zu seinem Lieblingsfussballclub (er ist         Nicht immer ist es für die Kinder einfach, auf der Strasse
Fotos: Eliane Baumgartner, SWISSAID

                                         «Wir haben gerne für SWISSAID Ab-       YB-Fan). Und er liess es sich nicht neh-     fremde Menschen anzusprechen oder an unbekannten Türen
                                      zeichen verkauft», sagte Hanna Siegrist    men, vielen Kindern ein Autogramm            zu läuten. Das grosse Engagement und der Mut der Kinder
                                      (10) aus Aarau, «weil wir den Men-         auf den Arm zu kritzeln.                     verdienen ganz besondere Anerkennung und Dank!
                                      schen in Afrika helfen wollen, die kein
                                      Wasser haben.» Und der Tag im Bun-         900 000 Franken aus dem
                                      deshaus? «Cool», kommentierte Do-          Abzeichenverkauf
                                      rentina Medunjanin (10) aus Wetzikon,      Der Empfang beim jeweiligen Bundes-
                                      «und toll, dass uns Herr Maurer so         präsidenten hat Tradition. Jedes Jahr
                                      ernst genommen hat.» Tatsächlich be-       dürfen vier Schulklassen nach Bern rei-

                                      1/2014                                                                                                                                  SwissaidSpiegel
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
4    Bio gegen hunger

Bio-Zwiebeln
Ein wirksames Rezept gegen den Hunger

Eigentlich absurd: Obwohl               erst möglich macht: dicke, würzige        «Sogar für ein      Apalcof umsetzt. Dank der Unterstüt-
die Gegend fruchtbar ist, sind in       Zwiebeln.                                 Bett und ein paar   zung im Anbau gelingt es den Frauen,
Guinea-Bissau fast nur Import-             Doch der Schein trügt: Bis vor weni-                       ein kleines Zusatzeinkommen zu er-
                                                                                  Ziegen hat es
Zwiebeln aus Senegal und Hol-           gen Jahren war Nahrungsmittelknapp-                           wirtschaften und damit dafür zu sor-
land erhältlich. Dabei hat der          heit in der Gegend eine ständige Be-
                                                                                  gereicht.»          gen, dass ihre Kinder nie mehr vor lee-
Eigenanbau ausschliesslich gute         gleiterin. Die Erinnerung daran ist bei                       ren Tellern sitzen müssen. «Weil die
Seiten: Er ist ein wirksames            den Frauen noch allzu wach. Das Scha-                         Felder so viel abwerfen, kann ich Zwie-
Mittel gegen den Hunger und             lengemüse bedeutet für sie darum viel                         beln verkaufen und so zu etwas Geld
bringt den Familien dringend            mehr als ein bisschen Pepp in der eige-                       kommen. Damit bezahle ich das Schul-
benötigtes Bargeld.                     nen Küche – die Zwiebel ist in Guinea-                        geld für meine Kinder und kaufe ihnen
                                        Bissau ein Grundnahrungsmittel und                            und mir neue Kleider», sagt die 40-jäh-
                                        ihr Anbau eine wichtige Zutat für einen                       rige Fatumata Embaló, Zwiebelbäuerin,

E  in Radio plärrt, Kinder spielen im   wirkungsvollen und nachhaltigen                               Palmölhändlerin und Mutter von fünf
                                                                                                                                                 Fotos: Domingo Lopes, SWISSAID

   Schatten eines Baumes und zwei       Kampf gegen den Hunger.                                       Kindern. Ihre Freude ist riesig: «Sogar
Frauen in bunter Kleidung stehen dis-                                                                 für ein Bett und ein paar Ziegen hat es
kutierend in einem Garten. Zu ihren     Schulgeld und Kleider                                         gereicht.»
Füssen spriessen grüne Stängel aus      Die ausschliesslich von Frauen bewirt-                           Apalcof kauft ihren Mitgliedern die
dem Boden und darunter, verborgen im    schafteten Zwiebelfelder sind Dreh-                           Zwiebeln erntefrisch ab und über-
sandigen Erdreich, wächst heran, was    und Angelpunkt eines Projekts, das                            nimmt die Vermarktung. Der gemein-
dieses Nachmittagsidyll in der Region   SWISSAID in der ländlichen Gegend                             schaftliche Verkauf hat die Sichtbarkeit
Bafatá im ländlichen Guinea-Bissau      gemeinsam mit ihrem lokalen Partner                           des lokalen Angebots stark erhöht.

SwissaidSpiegel                                                                                                                         1/2014
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
Ko luMb i E N
                                                                                                                              bio gegen hunger                        5
     KARIBIK

                        Cartagena
                        Coloso
                                                                                                       Warum Bio? 7 gute Gründe dafür
PANAMA         Mamil  Sincelejo
                     Montería                                                                          Für die Wahl von Bioprodukten auf dem Feld und im Laden-
                                 Simití     VENEZUELA                                                  regal sprechen viele Gründe. Einer der überzeugendsten:
                                                                                                       Dank Biolandbau finden arme Kleinbäuerinnen und Klein-
                                    Bucaramanga
     Cupica                                                                                            bauern in der Dritten Welt einen Weg aus Armut und Hunger.
     Nuquí            Caramanta                                                                        Diesen und weitere gute Gründe für den nachhaltigen Bio-
                        Manizales                                                                      landbau haben wir für Sie in einem Video anschaulich auf­
                               bogotá
PAZIFIK                                                                                                bereitet.                     www.youtube.com/swissaid
                 Buenaventura

                                                                                                                              Bäuerinnen den Sender, um für ihre
                                                                                                                              Produkte Werbung zu machen. Denn
                                                                                                                              der Wettbewerb ist hart: Der Markt ist
ECUADOR
                                                   BRASILIEN
                                                                                                                              überschwemmt von Zwiebeln aus dem
                      PERU                                                                                                    nahen Senegal und Import-Produkten
                                                                                                                              aus Holland, wo der Anbau subventio-
                                                                                                                              niert ist. Sich zu informieren, zu ver-
                                                                                                                              netzen und zusammenzuarbeiten ist
                                                                                                                              darum der einzige Weg, zu einem star-
                                                                                                                              ken Verhandlungspartner zu werden
           Zwiebeln – gegossen, gelagert, verkauft: Dank dem Erlös aus dem Verkauf des Gemüses können Kinder zur              und den Herausforderungen die Stirn
  Ta N s a Ni a
       Schule gehen oder die Bäuerinnen eine kleine Ziegenzucht aufbauen. Bisweilen reicht es sogar für eine Bettstatt.       zu bieten.                Zora Schaad
                    Bukoba
               VIKTORIASEE
                                           KENIA
  Muleba
          Kamachumu
        Immer    mehr Käufer sind bereit, die
   Ngara                                                       «Die Zwiebeln       der fehlenden Perspektive in die Städte
        Zwiebeln direkt vor OrtKILIMANJARO
                                  einzukaufen –                wachsen sehr gut,   abgewandert sind, müssen die Frauen
BURUNDI
        damit entfällt der beschwerliche Trans-                                    die Verantwortung für Hof und Familie
                                                               schmecken besser
        port auf die grossen Märkte in den                                         häufig ganz alleine schultern. Der wirt-
        Städten.
                                                               und halten sich     schaftliche Erfolg und die gestiegene
           Ausserdem erhalten
                         dodoma die Kundinnen                  länger .»           Anerkennung der Bäuerinnen sind des-
        so erstklassige Bio-Ware: Um die Bö-                                       halb Gold wert.
                                Dar es Salaam
        den zu schonen und die Kosten für den                                         Die 37-jährige Uma Djau ist begeis-
        Anbau tief zu halten, bewirtschaften                                       tert: «Durch Apalcof habe ich gelernt,     Die Zwiebelgärtnerinnen aus Bafatá
        die Frauen ihre Felder ökologisch – also                                   die Felder mit Kompost zu düngen. Die      kommen ins Schweizer Fernsehen:
 SAMBIA ohne teuren chemischen Dünger oder                                         Zwiebeln wachsen sehr gut, schme-          SRF berichtet am Sonntag, 9. Februar,
        giftige Pflanzenschutzmittel. Dadurch                                      cken besser und sind länger haltbar.»      um 19.20 Uhr, in der Sendung «mit-
        sinkt die Verderblichkeit der Zwiebel
                                           Mtwara                                  Heute kann die Witwe problemlos für        enand» über das Projekt von SWISS-
                                    Masasi
        und es fällt mehr ab für die Haushalts-                                    den Haushalt und die Nahrungsmittel        AID und den täglichen Kampf der hart
              MALAWI
        kasse.   Das birgt Potenzial: Apalcof                                      aufkommen, ihre zwei jüngsten Kinder       arbeitenden Frauen gegen den Hunger.
        plant, die MALAWI-
                   Knollen künftig
                   SEE
                                    in eigens ge-
                                 MOSAMBIK                                          in die Schule schicken und Ziegen
        bauten Lagerhäusern aufzubewahren                                          züchten, was ihr Einkommen und ihre
        und dann auf den Markt zu bringen,                                         Unabhängigkeit vergrössert.
        wenn das Angebot tief und die Preise
        hoch sind. Da viele Männer aufgrund                                        Zwiebeln auf dem Feld –
                                                                                   und im Äther
  g u i N E a - bi s s au                                                          Apalcof ist in der Region seit den frü-    Was Ihre
        Guinea-Bissau
                                                                                   hen 1990er Jahren ein starker Partner      Spende
                                          SENEGAL                                  von SWISSAID, der neben der Be-            bewirkt
                                                                                   kämpfung des Hungers auch die Ver-
                                       Farim       Contuboel
                                                                                   besserung der Lebensumstände der
                     Bigene             Djalicunda                                 Bauernfamilien anstrebt. So trägt die
      Cacheu
                         Sao Vicente
                                                    Bafatá                         Organisation mit dem Betrieb eines lo-
                    Canchungo              BAFATA                                  kalen Radiosenders dazu bei, dass
Ilha de Jeta                                                                       auch Menschen in abgelegenen Regio-        97 Franken
                              bissau
  Ilha de Pecixe                                                                   nen und ohne Lese- und Schreibkennt-       Mit dieser Spende besorgen Sie in
                                                                                   nisse immer auf dem Laufenden sind.        Guinea-Bissau ausreichend Zwiebel-
   Arquipélago                                                                     Ratschläge zum ökologischen Zwiebel-       setzlinge, sodass drei Bäuerinnen
   dos Bijagós
                                                 GUINEA
                                                                                   anbau, Tipps zur chemiefreien Schäd-       damit insgesamt 12 Aren in ihren
                                                                                   lingsbekämpfung und Infos zur Preis-       biologischen Gemüsegärten
                                                                                   entwicklung sind Teil des täglichen        bepflanzen können.
  ATLANTIK
                                                                                   Programms. Ausserdem nutzen die            SWISSAID – Ihr mutiges Hilfswerk.

           1/2014                                                                                                                                        SwissaidSpiegel
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
6    bio gegen hunger

Ein Festmahl aus Guinea-Bissau:
Gebratene Dorade an Zwiebelsauce

Der Umwelt zuliebe kaufen wir Gemüse
aus Bio-Produktion und verwenden aus-
schliesslich MSC-zertifizierte Fische oder
Doraden aus biologischer Zucht.

Zutaten (für 4 Personen)                        Dorade                                           Zwiebelsauce
Sonnenblumen- oder Erdnussöl                    Zuerst die Doraden unter kaltem Wasser gut       Zwiebeln in halbe Ringe und Peperoni in kleine
2 grosse Doraden (Goldbrassen)                  abspülen, trocken tupfen und in einer Schüssel   Stücke schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen
4 Zwiebeln                                      beiseite stellen. Lauch und Petersilie hacken,   und das Gemüse andünsten. Etwas Wasser, Li-
1 kleine Stange Lauch                           wenig Gemüsebouillon beigeben und in einem       mettensaft, Salz und den Rest der Bouillon zu-
1 Bund Petersilie                               Mörser zerstampfen. Mischung mit Salz und        fügen und rund 10 Minuten auf kleiner Stufe
Frische Chilischoten, nach Belieben             Chili würzen und die Fische mit der Gemüse-      köcheln lassen. Vor dem Servieren die Fische
1 Peperoni                                      Kräuter-Masse füllen. Zehn Minuten ziehen las-   damit garnieren.
1 Tasse Gemüsebouillon                          sen und die gefüllten Doraden danach in der
                                                                                                                                                  Fotos: Michael Würtenberg

2 Limetten, nur Saft                            Bratpfanne auf beiden Seiten vorsichtig je 10
Salz                                            Minuten anbraten oder mit einer Folie abge-      Dazu passt Langkorn-Reis aus dem Tessin oder
                                                deckt im Backofen grillieren.                    Basmati-Reis von Max Havelaar.

Aufgezeichnet von Ilunaida Vieira, Mitarbeiterin im SWISSAID-Büro von Guinea-Bissau

SwissaidSpiegel                                                                                                                          1/2014
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
PAZIFIK
                                KOLUMBIEN                                       Cartagena
                                                                                  Coloso
                                                         PANAMA        Mamil    Sincelejo
      IMBABURA                                                                 Montería                                              Alphabetisierung                        7
                                Ibarra
                                                                                        Simití    VENEZUELA

                    Quito          PICHINCHA
                                                                                            Bucaramanga
                                                             Cupica
  COTOPAXI
                            Latacunga                         Nuquí            Caramanta
                            Ambato       TUNGURAHUA                             Manizales
          Guaranda       Riobamba                                                      bogotá
                                                         PAZIFIK
  BOLÍVAR                     CHIMBORAZO                                 Buenaventura
                       Alausí

                                                PERU

          Lesen, Rechnen, Schreiben lernen:

                                                                                                                                                                                  Foto: Frank Haupt, SWISSAID
                                                         ECUADOR
                                                                                                          BRASILIEN

          Wie sich das Leben von Frauen                                        PERU

          grundlegend ändert

  iNdiENDie pensionierte Lehrerin                          TaNsaN i a                   Die Motivation ist das Allerwichtigste       teil. In meinen Augen tragen die Klein-
        Neloumta Thérèse Koï-Assal                                          Bukoba
                                                                                        und das fördern wir nach Kräften. Wir        kredite und die Alphabetisierungspro-
        setzt sich mit Herzblut für «ihre»                             VIKTORIASEE      setzen weder Druck auf noch braucht          gramme am meisten zur Unabhängig-
                                                                                                 KENIA
        Frauen ein: Sie bringt im Süden                    Muleba                       es disziplinarische  Massnahmen – wir        keit der Frauen bei.     Frank Haupt
        des Tschad Erwachsenen das                         Ngara      Kamachumu         unterrichten hier Erwachsene! Auch
PAKISTANABC und 1x1 bei.CHINA                                                           Hausaufgaben     gibt es nicht. Und wer
                                                                                                KILIMANJARO
                                                         BURUNDI
                                                                                        nach einem Jahr den Übertritt in die
                                                                                        nächste Stufe nicht schafft, darf den
        Neu delhi                NEPAL
       SWISSAID:
MADHYA PRADESH
                       Frau Koï-Assal, wie läuft         «Die Kleinkredite              Kurs wiederholen.
       der Unterricht ab?           BANGLADESCH          und die Alphabe-               dodoma                                          Die Lehrerinnen
                Bhopal
       Neloumta Jabalpur
      Indore         Thérèse Koï-Assal: Pro
                                                         tisierungspro-            Was lernen die Teilnehmerinnen?                      und Lehrer
                                                                                          Dar es Salaam
       Klasse  unterrichte
           Nagpur            ich 30 Frauen, wobei
                         Raipur                                                    Nach einem Jahr können sie bis 100
                                          MYANMAR        gramme tragen
Mumbai die meisten
             Beed    über   40
                     Chandrapur Jahre alt sind. Die                                rechnen. Sie sind in der Lage, Preis-                Bei den 22 Lehrpersonen der Part-
       Kurse   finden dreimal
            Pune                 die Woche mor-
                           CHHATTISGARH
                                                         am meisten zur            schilder zu lesen und den Geldwert von               nerorganisation von SWISSAID
   Satara
       gens von 7 bis 9.30 Uhr statt. Dies von           Unabhängigkeit
                                                           SAMBIA                  Münzen und Noten zu erkennen. Das                    (OGFDT) handelt es sich entweder
                              BUCHT VON
       Januar bis Juni, nachher
MAHARASHTRA                   BENGALENist Erntezeit      der Frauen bei.»          ganze Programm dauert drei Jahre.                    um pensionierte Lehrer oder um die
       und die Frauen müssen vermehrt auf                                          Dann können Mtwara sie im Spital oder auf            Söhne von Frauen, die erfolgreich
                                                                                              Masasi
       den Äckern und Feldern anpacken. Lei-                                       einem Behördengang die Schilder le-                  das Alphabetisierungsprogramm
       der fehlen uns derzeit die Schulbücher                            MALAWI    sen und Informationstafeln verstehen                 durchlaufen haben. Die Lehrkräfte
       – sie sind nicht einmal in der Haupt-                                 MALAWI-– in derMOSAMBIK
                                                                                             Amtssprache Französisch. Zu                werden vom Erziehungsministerium
                                                                             SEE
       stadt erhältlich. Wir machen daher im-                                      Hause reden die Frauen eine lokale                   speziell geschult, aber nicht ent-
       mer wieder Fotokopien unserer Bü-                                           Sprache. Im Spital und auf den Ämtern                lohnt. Sie erhalten von der Partner-
       cher, die vom Erziehungsministerium                                         müssen sie sich jedoch auf Französisch               organisation eine symbolische Ent-
       herausgegeben werden.                                                       durchschlagen.                                       schädigung, jedoch kein Honorar.
                                                                                                                                        Die Teilnehmerinnen entrichten eine
  Ts ch ad
      Ein straffes Programm. Schaffen es                    guiN Ea-b i s s au Wie sieht Ihr Klassenzimmer aus?                         monatliche Gebühr von umgerech-
      die Frauen regelmässig zum Unter-                                                Die Nachfrage nach unseren Kursen ist            net 25 Rappen, was alle aufbringen
      richt?                                                                           sehr gross    und steigt. Das freut unsere
                                                                                                SENEGAL                                 können. Nicht wenige Teilnehmerin-
                                                                                       Organisation. Vielfach müssen wir je-            nen engagieren sich später in der
                                                                                       doch    unter dem
                                                                                            Farim            Mangobaum unter-
                                                                                                        Contuboel
                                                                                                                                        Partnerorganisation für die Rechte
                                                                             Bigene          Djalicunda
                                                                                       richten,    weil Klassenzimmer fehlen.           der Frau.
          Tschad                                                Cacheu
                                                                                       Ohne Tische und
                                                                                Sao Vicente                Bänke fällt das Schrei-
                                                                                                        Bafatá
                                                                           Canchungo ben natürlich
                                                                                                 BAFATAdoppelt schwer. Wir müs-
  NIGER                                                  Ilha de Jeta                  sen da das Gespräch mit Kirchen und
                                                                                    bissau
                                                            Ilha de Pecixe             Volksschulen suchen, die oft einen
                                                                                       Raum zur Verfügung stellen könnten.           Was Ihre
                                                 SUDAN     Arquipélago                                                               Spende
     TSCHADSEE                                             dos Bijagós
                                                                                        Weshalb engagieren     Sie sich in der       bewirkt
                                                                                                      GUINEA
                                                                                        Alphabetisierung?
NIGERIA      N’djaména                                                                  Es ist ausgesprochen wichtig, dass die       50 Franken
                              Bitkine                     ATLANTIK
                                                                                        Frauen Lesen, Schreiben und Rechnen          Dank dieser Spende ermöglichen Sie
               Guélendeng
                                                                                        können. Sie werden so unabhängiger           es im Tschad 10 Frauen, das ABC
            Pala                                                                        und selbstsicherer – sie können sich         und das 1x1 zu lernen. Die Zukunfts-
                           Sarh
    Moundou            Koumra                                                           weiterentwickeln. Einige getrauen sich       aussichten der Frauen und ihrer Fami-
                   Doba                                                                 jetzt auch in Versammlungen das Wort         lien verbessern sich dann deutlich.
KAMERUN                ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK                                     zu ergreifen und nehmen an Wahlen            SWISSAID – Ihr mutiges Hilfswerk.

          1/2014                                                                                                                                                SwissaidSpiegel
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
8    Jahr der Familienbetriebe

Mit Bio aus der Schuldenfalle
Die Umstellung auf biologischen           Die Arbeitsteilung der Familie Bailmare                      Bailmares war dies bis vor zehn Jahren
Landbau hat indischen Bauern­             entspricht dem traditionellen Rollenbild                     nicht anders. Die Familie musste Kredi-
familien zu einem Leben in Würde          im ländlichen Maharashtra, einem Bun-                        te aufnehmen, um die Kosten für che-
und ohne Hunger verholfen. Nun            desstaat im Zentrum Indiens. Noch.                           mischen Dünger, Pestizide und das
geht es darum, die Vermarktung            Denn die 16-jährige Shradda hat nach                         Saatgut tragen zu können. Doch die
der Produkte zu verbessern.               der obligatorischen Schulzeit ihre Aus-                      Erträge hielten nicht mit, und auf die
                                          bildung fortgesetzt und nach der Han-                        tiefen Preise hatte die Familie keinen
                                          delsschule will sie Agrar-Wissenschaf-                       Einfluss: Sie steckte in der Schulden-

B   äuerliche Landwirtschaft in Indien
    beruht auf Muskelkraft. Mit seinem
Sohn Arvind hat Sudhakar Bailmare die
                                          ten studieren. Damit folgt sie ihrem
                                          Bruder Arvind. Der ist nach dem Stu-
                                          dium auf den Hof der Eltern im Dorf
                                                                                                       falle.
                                                                                                           Der Betrieb musste Kosten sparen,
                                                                                                       denn auf staatliche Unterstützung kön-
Ochsen hinter die einfache Egge aus       Bailmarkhand mit seinen 700 Einwoh-                          nen Indiens Bauern nicht bauen. Der
drei Holzbalken gespannt. Dann treibt     nern zurückgekehrt.                                          heute 28-jährige Arvind lernte an Kur-
                                                                                                                                                   Fotos: Sneha Ghiridari, SWISSAID

er die weissen Tiere gemächlich über                                                                   sen der von SWISSAID unterstützten
das Feld, auf dem die Linsen-Setzlinge    Tiefere Kosten, mehr Ertrag                                  Organisation YUVA die biologische
gekeimt sind. Die Männer jäten und lo-    Die Kinder an die Uni schicken: Das ist                      Landwirtschaft kennen und überzeugte
                                                                                     «Es gibt Alter­
ckern Reihe um Reihe. Schliesslich        nicht selbstverständlich im ländlichen                       seine Eltern, die Produktion umzustel-
kümmern sich Sudhakars Frau Usha          Indien, wo Millionen Bauernfamilien in
                                                                                     nativen zur       len. Dünger und Schädlingsbekämp-
und die Tochter Shradda um das Un-        Armut leben und auf die Arbeitskraft       Abhängigkeit      fungsmittel stellen sie heute selber her,
kraut, das zwischen den Setzlingen ste-   ihrer Kinder angewiesen sind, um über-     von chemischer    die Kosten sanken. Gleichzeitig verbes-
hen geblieben ist.                        leben zu können. Auch auf dem Hof der      Produktion.»      serten sich die Erträge. Heute erzielen

SwissaidSpiegel                                                                                                                           1/2014
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
Jahr der familienbetriebe                                   9

           Wir ernähren die Welt

           Die Vereinten Nationen haben 2014                bensmittel produzieren. SWISSAID                                       tee gebildet, das 2014 das Thema in die
           zum Internationalen Jahr der bäuerli-            unterstützt deshalb seit langer Zeit                                   Öffentlichkeit tragen wird. Um auf die
           chen Familienbetriebe erklärt. Damit             Bauernfamilien in ihrem Kampf um                                       zentrale Rolle der Frauen in Familien-
           soll die Rolle von Kleinbauernfamilien           Land und andere Ressourcen sowie bei                                   betrieben aufmerksam zu machen,
           für die Ernährungssicherheit weltweit            der Umstellung auf biologische Pro-                                    wird SWISSAID zusammen mit dem
           zum Thema gemacht werden. Entspre-               duktion. Denn diese bringt höhere Ein-                                 Landfrauen- und Bäuerinnen-Verband
           chend lautet auch das Motto «Wir er-             kommen und schafft Unabhängigkeit                                      im Oktober eine «Tour de Suisse» mit
           nähren die Welt und tragen ihr Sorge».           von Agrarkonzernen.                                                    Bäuerinnen aus Kolumbien, Myanmar
           Es ist paradox: Der grösste Teil der gut            Auch die Schweizer Landwirtschaft                                   und dem Tschad organisieren – mit vie-
           840 Millionen Menschen, die an Hun-              besteht fast ausschliesslich aus Fami-                                 len Gelegenheiten zum Austausch mit
           ger leiden, sind Kleinbäuerinnen und             lienbetrieben. Daher hat SWISSAID mit                                  Schweizer Bäuerinnen und dem Publi-
           Kleinbauern, obschon diese weltweit              dem Schweizer Bauernverband (SBV)                                      kum. 	                             LK
           deutlich mehr als die Hälfte aller Le-           und anderen Organisationen ein Komi-                                   www.familyfarming.ch
ch

  E cua d o r                                                  Ko lu M bi EN

                                                                 KARIBIK
 PAZIFIK
                                KOLUMBIEN                                           Cartagena
                                                                                      Coloso
                                                            PANAMA         Mamil    Sincelejo
        IMBABURA                                                                   Montería
                                Ibarra
                                                                                           Simití     VENEZUELA

                    Quito          PICHINCHA
                                                                                                Bucaramanga
                                                                Cupica
   COTOPAXI
                            Latacunga                       Die Bailmares
                                                                  Nuquí    – eine erfolgreiche Bauernfamilie, die ohne giftige Pestizide und chemischen Dünger auskommt.
                                                                                Caramanta
                            Ambato       TUNGURAHUA         Dank der Umstellung     auf Bio konnte die Familie sogar ein eigenes Haus bauen (rechts) sowie Tochter und Sohn
                                                                                 Manizales
           Guaranda        Riobamba                         auf die weiterführende Schule    schicken.
                                                                                        bogotá
                                                            PAZIFIK
     BOLÍVAR                    CHIMBORAZO                                 Buenaventura
                         Alausí
       die Bailmares mit Soja, Kichererbsen,                                               mit einer Motorpumpe Wasser aus         zudem eine Firma gegründet, die eine
                                     PERU
       Hülsenfrüchten und Baumwolle         ein                                            ihrem Brunnen zur Bewässerung der       Mühle zur Produktion von Dal betreibt,
       Jahreseinkommen von knapp 2000                                                      Felder nutzen.                          dem indischen Linsen-Nationalgericht.
       Franken. Damit lässt sich im ländlichen                                                                                     So können sie die Linsen selbst ver-
                                                             ECUADOR
       Indien anständig leben.                                                        Biogas und BRASILIEN
                                                                                                      Dal-Mühlen                   arbeiten und auf den lokalen Märkten
          Inzwischen sind alle Kredite abbe-                                          In der Region Vidarbha, wo die Familie
                                                                                   PERU                                            verkaufen: Der Mehrwert fliesst nicht in
       zahlt, die Familie konnte zwei Ochsen                «Von meiner               lebt, ist die Lage indessen für viele        die Taschen von Zwischenhändlern,
       und eine Kuh kaufen und ein kleines                                            Bauernfamilien weniger rosig. Es ist         sondern bleibt dort, wo er hingehört: in
                                                            Erfahrung sollen
       Haus aus Beton bauen. Vor kurzem                                               jene Gegend Indiens, wo es zu den            den Dörfern bei den Bauern.
       erwarb die 49-jährige Usha Bailmare
                                                            in unserer Nachbar- meisten Suiziden von Bauern und                                           Lorenz Kummer
       sogar eine kleine Kornmühle, mit der                 schaft so viele           Bäuerinnen kommt – meist weil sie sich
       sie ein Zusatzeinkommen erzielt. Ihr                 Betriebe wie mög- derart verschuldet haben, dass sie alle
  iNd iEN
       nächstes Projekt: Die Bailmares wollen                  Taprofitieren.»
                                                            lich   N s a Nia          Hoffnung verlieren. Doch für Arvind
                                                                              Bukoba  Bailmare ist klar: «Ich habe gesehen,
                                                                         VIKTORIASEE  dass es Alternativen gibt zur Abhängig-
           Indien                                                                              KENIA
                                                               Muleba                 keit von chemischer Produktion. Sie
                                                               Ngara   Kamachumu      sind erst noch rentabler. Und von die-       Was Ihre
 PAKISTAN                             CHINA
                                                             BURUNDI
                                                                                      ser Erfahrung     sollen so viele Betriebe
                                                                                              KILIMANJARO                          Spende
                                                                                      wie möglich in unserer Nachbarschaft         bewirkt
        Neu delhi                NEPAL
                                                                                      profitieren.» Arvind gibt deshalb regel-
MADHYA PRADESH                                                                        mässig in Kursen von YUVA sein Wis-
                                              BANGLADESCH                            dodoma
                                                                                      sen und seine Erfahrung an andere
                      Bhopal
           Indore          Jabalpur                                                   Bauernfamilien     weiter.
                                                                                             Dar es Salaam
                Nagpur         Raipur
                                                  MYANMAR                                Fast 6400 Bauernbetriebe konnten          60 Franken
                            Chandrapur
 Mumbai         Beed                                                                  in den letzten Jahren als «biologische       Mit 60 Franken stossen Sie in Indien
                Pune             CHHATTISGARH                                         Produzenten» zertifiziert werden. Die-       den Bau von drei Biogas-Anlagen an,
      Satara

                                     BUCHT VON
                                                              SAMBIA                  ses Programm wird nun ausgebaut und          zu deren Finanzierung dann die
 MAHARASHTRA                         BENGALEN                                         ergänzt. Der Bau von Biogas-Anlagen          Bauern und die Regierung
                                                                                                        Mtwara
                                                                                      soll die Energieversorgung     der Biohöfe   900 Franken beitragen.
                                                                                                 Masasi
                                                                                      verbessern. Die Bauernfamilien haben         SWISSAID – Ihr mutiges Hilfswerk.
                                                                            MALAWI
                                                                                   MALAWI-           MOSAMBIK
                                                                                   SEE

           1/2014                                                                                                                                             SwissaidSpiegel
Spiegel Bio gegen Hunger: Hilfe zur Selbsthilfe
10   Entwicklungspolitik

Historische Chance für den Niger
Die nigrische Bevölkerung sieht kaum etwas             Über die Neuverhandlungen dringt wenig          men wurde lanciert. Bei Druckschluss dieses
von den Milliarden, die der Uranabbau dem           nach aussen. Klar ist aber schon jetzt, dass das   Magazins lagen noch keine Ergebnisse vor.
französischen Energiegiganten Areva bringt.         neue Übereinkommen den Staat über viele Jah-       Mehr über den weiteren Verlauf der Verhand-
Nun öffnet sich eine geradezu historische Chan-     re binden wird. Gelingt es dem Land nicht, seine   lungen hier:
ce: Das französische Unternehmen verhandelt         Interessen im Abkommen deutlich zu machen,         www.swissaid.ch/de/bodenschaetze
mit der Regierung des Sahelstaates derzeit über     setzt es dringend benötigte Gelder aufs Spiel.
den weiteren Abbau von Uran.                        Einnahmen, die für die Bewältigung der wieder-
   Seit über 40 Jahren schürft der französische     kehrenden Lebensmittelkrisen und für Investi-      Was Ihre
Staatskonzern im Niger Uran für Europas Atom-       tionen in das Bildungswesen, das Gesundheits-      Spende
strom – und profitiert dabei von gross­zügigen      system und die Landwirtschaft unentbehrlich        bewirkt
Steuerbefreiungen und Steuergeschenken. Er-         sind.                                              520 Franken
gebnis: Der Niger ist zwar der viertgrösste Uran-      Das von SWISSAID mitfinanzierte nigrische       Mit dieser Spende finanzieren Sie im Niger
produzent weltweit, aber dennoch eines der          Partnernetzwerk ROTAB setzt alle Hebel in Be-      eine Ausgabe einer Publikation, mit der
ärmsten und am wenigsten entwickelten Län-          wegung, um ein gerechteres Abkommen zu er-         die Bevölkerung über den Rohstoff-Abbau
der der Erde. Jedes vierte Kind stirbt vor seinem   reichen. Lobbyiert wird an allerhöchster Stelle.   informiert wird.
fünften Geburtstag.                                 Selbst eine Petition für ein gerechteres Abkom-    SWISSAID – Ihr mutiges Hilfswerk.

Kolumbien:                                                          Laufen gegen häusliche Gewalt
Nationaler Friedenspreis                                            in Indien
geht an Las Pavas

SWISSAID gratuliert der ehemaligen
Partnerorganisation Asocab in Kolum-
bien zum Nationalen Friedenspreis, mit
dem die Bauernorganisation kürzlich
ausgezeichnet wurde. Die Vereinigung
hatte sich mehr als zehn Jahre lang mit
friedlichen Mitteln in einem von Gewalt
geprägten Umfeld dafür gewehrt, dass
die 123 Bauern­familien von Las Pavas
ihre rund 1300 Hektar Agarland weiter
bebauen können. SWISSAID hatte die
Familien in einer humanitären Aktion

                                                                                                                                                           Fotos: Nilesh Ghai, SWISSAID; Felipe Camacho Otero, Asocab
mit dem Lebensnotwendigen unter-                                    Um auf die unhaltbaren Zustände für         liche Gewalt, Opferhilfe, Gleichstel-
stützt, nachdem sie vertrieben worden                               Frauen in Indien aufmerksam zu ma-          lungs-Trainings für Männer und Frauen
waren und sich in einem Lager auf die                               chen und die Durchsetzung der be-           und Lobbying, um den bestehenden
Rückkehr nach Las Pavas vorbereite-                                 stehenden Gesetze zu fordern, nahmen        Gesetzen zum Durchbruch zu verhel-
ten.                                                                rund 75 Aktivisten im roten SWISSAID-       fen.
                                                                    Shirt am Internationalen Marathon von          Allein im letzten Jahr gelang es den
                                                                    Pune teil. Sie stellten den sechs Kilo-     von SWISSAID unterstützten Opferhil-
                                                                    meter langen «Charity Run» unter das        fe-Stellen in Indien Hunderte von Fällen
                                                                    Motto «Stop violence – Empower wo-          aufzuarbeiten, Tausende Männer und
                                                                    men!» (Stoppt die Gewalt – ermächtigt       Frauen zu beraten und für Gleichstel-
                                                                    die Frauen).                                lung und das Thema häusliche Gewalt
                                                                       Indien zählt für Frauen mithin zu den    zu sensibilisieren. Denn erschreckend
                                                                    gefährlichsten Ländern der Welt. Daher      viele Männer und Frauen halten häus-
                                                                    setzen wir seit acht Jahren einen wich-     liche Gewalt schlicht für normal.
                                                                    tigen Programmschwerpunkt auf häus-         www.swissaid.ch/de/indien

SwissaidSpiegel                                                                                                                                   1/2014
Entwicklungspolitik                         11

                                            Welche globalen
                                            Entwicklungsziele wollen wir?
Bald sind die so genannten
Millenniumentwicklungsziele,
die sich die Staatengemeinschaft
im Jahr 2000 selber steckte,
Geschichte. Seit Monaten wird
nun vor und hinter den Kulissen
intensiv darüber diskutiert,
welche Ziele man sich für eine
gerechte und zukunftsfähige
Entwicklung nach 2015 geben
will. Davon betroffen ist auch
die Schweiz.

D    er Gedanke der Nachhaltigkeit
     prägt die Debatten um die künftige
Ausgestaltung der Ziele zur Armutsbe-
kämpfung. Diese sollen dabei unter
dem Namen «Sustainable Develop-
ment Goals» (SDG) mit der «Agenda für
nachhaltige Entwicklung» von Rio+20
zusammengeführt werden, wie an der
UNO-Generalversammlung im Herbst
bekannt wurde.
   Doch was bedeutet Nachhaltigkeit?
Derzeit werden auf nationaler und
internationaler Ebene die Eckwerte de-      gehen, weil die nationalen Eliten oder    «Es wird umso         schaft im Jahre 2000 steckte, betraf die
finiert, die der sozialen, wirtschaftli-    multinationalen Konzerne keine oder       wichtiger sein, die   Schweiz: Mit der «globalen Partner-
chen und ökologischen Dimension von         viel zu wenig Steuern bezahlen. Laut                            schaft für Entwicklung» verbunden war
                                                                                      Menschenrechte
Nachhaltigkeit zugrunde liegen.             Schätzungen der OECD dürften in Ent-                            die Zusage, bis 2015 0,7 % des Brutto-
   SWISSAID begrüsst dabei die              wicklungsländern jährlich so gegen
                                                                                      und die Politik-      nationalprodukts für die Entwicklungs-
Schweizer Position. Zu den Grundprin-       1000 Milliarden US-Dollar Einnahmen       Kohärenz wirklich     hilfe einzusetzen. In der Schweiz enga-
zipien für nachhaltige Entwicklung          entfallen – ein Mehrfaches der interna-   einzufordern.»        gierten sich die Hilfswerke, darunter
zählt der Bundesrat die Menschenrech-       tionalen Entwicklungshilfe, die 2011                            SWISSAID, sehr für diese Budgeterhö-
te, die soziale Gerechtigkeit und die       rund 133 Milliarden Dollar betrug.                              hung, der das Parlament mit einer Er-
Kohärenz verschiedener Politik-Sekto-                                                                       höhung auf 0,5 % zustimmte. Gleichzei-
ren. Er nennt dabei explizit den Roh-       Ökologischer Fussabdruck                                        tig sollten im Rahmen der «globalen
stoffsektor, von dem er «ein integres       In der nationalen Diskussion setzt sich                         Partnerschaft» jedoch auch die Bedin-
und verantwortungsvolles Verhalten»         SWISSAID vor allem für eine angemes-                            gungen für ein gerechtes Handels-
erwartet.                                   sene Berücksichtigung der «Politik-Ko-                          oder Finanzsystem geschaffen werden,
   Diese Grundprinzipien mögen sper-        härenz» sowie der «planetaren Gren-                             die den Entwicklungsländern eine
rig klingen. Doch sind sie für eine wirk-   zen» ein. In ökologischer Hinsicht lebt                         nachhaltige Entwicklung ermöglichen.
same und andauernde Bekämpfung              ein grosser Teil der Menschheit über                                Diese Rahmenbedingungen sind bis
der Armut zentral.                          ihre Verhältnisse. Unter dem Gesichts-                          heute nicht vorhanden. Darum wird es
   Beispiel «Politik-Kohärenz»: Konkret     punkt der «Nachhaltigkeit» ist diesem                           – neben den «klassischen» Zielen der
                                                                                                                                                        Foto: Rudolf Fischer, SWISSAID

bedeutet dies, dass die Interessen der      Aspekt daher Priorität einzuräumen.                             Armutsbekämpfung und nachhaltigen
Wirtschaft den Zielen einer nachhalti-      Gerade wenn es um den Energiever-                               Entwicklung – nach 2015 umso wichti-
gen Entwicklung untergeordnet wer-          brauch oder den ökologischen Fussab-                            ger sein, die Prinzipien wie Menschen-
den. Es ist nicht akzeptabel, intranspa-    druck geht, werden diese Ziele auch die                         rechte und Politik-Kohärenz wirklich
rente Finanzflüsse zu schützen oder         Schweiz betreffen.                                              einzufordern.
Steuer-Schlupflöcher offen zu lassen,          Bereits ein Millenniumsentwick-                                                       Caroline Morel
wenn armen Ländern so Milliarden ent-       lungsziel, das sich die Staatengemein-                          		                      Geschäftsleiterin

1/2014                                                                                                                                SwissaidSpiegel
12   REcht auf nahrung

«Wir müssen es einfach tun»
Die amerikanische Aktivistin
Frances Moore Lappé ist über-
zeugt: Nur mit mehr Demokratie
und Bio-Landbau lässt sich die
Welt ernähren. Seit Jahrzehnten
plädiert die Trägerin des Alter­
nativen Nobelpreises daher
für mehr Selbstbestimmung,
Mut und ­Mitsprache.

SWISSAID: Frances Moore Lappé,             dem Planeten täglich 2800 Kalorien zur   Wenn wir nur ein bisschen weniger Ge-      «Bio ist die logische
obwohl genug Nahrung produziert            Verfügung. Dies obwohl bloss 43 Pro-     treide verfüttern und keine Nahrungs-      Antwort auf unsere
wird, stirbt alle paar Sekunden ir-        zent der weltweiten Getreideernte        mittel in Agrotreibstoffe umwandeln
                                                                                                                               Umweltprobleme
gendwo auf der Welt ein Kind an            überhaupt direkt vom Menschen ver-       würden, hätten wir kein Hungerprob-
Hunger. Weshalb?                           zehrt wird. Der überwiegende Teil wird   lem. Aber die Ursache liegt woanders,
                                                                                                                               und Hunger.»
Frances Moore Lappé: Die schockie-         zu Agrotreibstoffen verarbeitet oder     es wird ja genug produziert.
rende Realität ist, dass wir heute 40      Tieren verfüttert.
Prozent mehr Lebensmittel produzie-                                                 Wo orten Sie die Gründe für Hunger?
ren als vor 40 Jahren – pro Person. Laut   Weshalb hungern denn immer noch          Ich plädiere für eine Demokratie, in der
FAO stehen für jeden Menschen auf          842 Millionen Menschen?                  die Macht bei den Konsumenten und

SwissaidSpiegel                                                                                                                              1/2014
Recht auf nahrung                     13

                                      Mehr Demokratie – weniger Hunger

                                      Warum sterben täglich 25 000 Menschen an            te». Derzeit sieht er die Ernährungssicherheit     unterstützen wir die Bäuerinnen und Bauern
                                      Hunger, obwohl es weltweit genug Lebensmit-         durch den Einfluss der Finanzmärkte bedroht.       darin, ihre Rechte einzufordern, insbesondere
                                      tel gibt? Internationale und Schweizer Persön-         Hans Hurni, Präsident des Centre for De-        den Zugang zu Land.
                                      lichkeiten plädierten Ende November an einem        velopment and Environment der Universität             Das Fazit der Veranstaltung war klar: Mitbe-
                                      Podium der Uni Bern und SWISSAID für eine           Bern, gab dazu wissenschaftliche Rückende-         stimmung in Politik und Wirtschaft auf lokaler,
                                      Demokratie, in der die Anliegen von Konsumen-       ckung. «Kleinbauern in Entwicklungsländern         nationaler und internationaler Ebene führt zu
                                      ten und Bäuerinnen im Zentrum stehen. Promi-        machen 40 Prozent der Weltbevölkerung aus,         einem gerechteren Ernährungssystem, das al-
                                      nente Gastredner waren Frances Moore Lappé          haben aber keinen Einfluss auf Entscheidungen      len Menschen Zugang zu ausreichend nachhal-
                                      und Jean Feyder, der bis Ende 2012 als Bot-         von internationaler Tragweite. Nur wenn kleine     tig produzierten und gesunden Lebensmitteln
                                      schafter Luxemburgs an der WTO und bei der          Bauernbetriebe umfassend unterstützt und ge-       ermöglichen kann.
                                      UNO in Genf amtete. Feyder forderte «besseren       stärkt werden, lässt sich die Produktion von
                                      Schutz von Kleinbauern gegen unfaire Handels-       Lebensmitteln nachhaltig steigern.» Genau hier     Video und Infos: www.swissaid.ch/de/
                                      praktiken und gerechte Preise für deren Produk-     setzt SWISSAID an. In zahlreichen Projekten        mehr-demokratie-weniger-hunger

                                      Produzenten liegt und Monopole und                                  flusst, ist wissenschaftlich belegt. Das
                                      Marktkonzentrationen, wie sie in der                                bedeutet: Wir haben es in der Hand an-
                                      industriellen Landwirtschaft herrschen,                             zupacken und die Welt so zu gestalten,
                                      verhindert werden. Es ist wichtig, dass                             wie wir sie uns wünschen. Wir müssen
                                      Produktion, Verarbeitung und Vermark-                               es einfach tun.
                                      tung von Lebensmitteln auf viele lokale
                                      und regionale Akteure ausgeweitet                                   Aber wie lässt sich der Hunger einer
                                      werden. Wer, was, für wen und unter                                 armen Kleinbauernfamilie lindern?
                                      welchen Bedingungen produziert,                                     Vor 20 Jahren besuchte ich in Südin-
                                      muss die Gesellschaft entscheiden und                               dien eine Frauengemeinschaft von Da-
                                      nicht einige global agierende Unter-                                lit, der untersten Kaste. Die Frauen be-
                                      nehmen. Die oberste Pflicht in einer                                sassen bloss einen Sari, den sie kaum
                                      Demokratie ist es doch sicherzustellen,                             waschen konnten, weil sie ihn ja tragen      Bis auf den letzten Platz besetzt:
                                      dass alle Menschen genug zu essen             «Die oberste          mussten. Sie wurden von ihren Män-           der Hörsaal der Uni Bern, wo Frances
                                      haben.                                        Pflicht in einer      nern geschlagen und assen bloss weis-        Moore Lappé und Jean Feyder auftraten.

                                                                                    Demokratie ist es     sen Reis. Vor einem Jahr traf ich die
                                      Was können wir tun, um den Hunger             sicherzustellen,      Frauengruppe wieder. Was für eine
                                      zu bekämpfen?                                 dass alle Men-        Veränderung! Mittlerweise umfasst die        Studien vor, die beweisen, dass mit Bio
                                      Die Menschen fühlen sich hilflos und                                Organisation 75 Dörfer, die Frauen           die Menschheit ernährt werden kann.
                                                                                    schen genug zu
                                      ohnmächtig. Die Idee, dass es von al-                               zeigten mir die vielen Hirsesorten, die      Beim Stichwort Innovation denken die
                                                                                    essen haben.»
                                      lem zu wenig gebe, zu wenig Nah-                                    sie anbauen. Sie verfügen über Ölsaa-        Leute an die hochtechnische Landwirt-
                                      rungsmittel, aber auch generell zu we-                              ten, Gemüse, Hülsenfrüchte – alles bio-      schaft. Dabei ist es der Biolandbau, der
                                      nig Gutes auf der Welt, ist tief verankert.                         logisch angebaut. Sie haben eine eige-       bahnbrechend innovativ ist. Bio ist kein
                                      Das führt dazu, dass wir immerzu                                    ne Vermarktungsorganisation und eine         Luxus. Bio ist die logische Antwort auf
                                      Angst haben und miteinander im Wett-                                Radiostation. Damit tragen sie ihr Wis-      unsere Umweltprobleme und Hunger.
                                      streit liegen. Es herrscht das Gefühl vor,                          sen in die Welt hinaus und machen an-                                 Pia Wildberger
                                      jeder sei völlig allein und seine Taten                             deren Mut zur Veränderung. Und alles
                                      seien wirkungslos. Dabei kann doch                                  was es am Anfang brauchte: Einen             www.smallplanet.org
                                      jeder über sein Tun und Lassen ent-                                 Kleinkredit, mit dem sie ein paar Och-
                                      scheiden! Und damit auch etwas be-                                  sen und das Saatgut finanzieren konn-
                                      wirken.                                                             ten, um die Äcker effizient zu bestellen!

                                      Ist das nicht etwas philosophisch?                                  Ist der biologische Landbau die              Zur Person
                                      Nicht alle heissen Frances Moore                                    Lösung?
                                      Lappé und tragen 18 Ehrendoktor-                                    In Presse und Regierungskreisen wird         Die Amerikanerin Frances Moore Lap-
                                      titel.                                                              immer wieder behauptet, die halbe            pé ist eine Pionierin im Kampf für das
Fotos: Eliane Baumgartner, SWISSAID

                                      Was immer ich tue – oder lasse – hat                                Menschheit würde verhungern, wür-            Recht auf Nahrung. Bereits in den
                                      eine Auswirkung. Am Beispiel des                                    den alle auf Bio umstellen. Das ist blan-    1970er Jahren gründete sie die Organi-
                                      Sandhaufens lässt sich das zeigen: Ein                              ker Unsinn und Angstmacherei der             sation «Food First» und verfasste zahl-
                                      Korn nach dem andern rieselt runter                                 Agro-Industrie. Biologische Anbaume-         reiche Bücher zum Thema Ernährung
                                      und ein Sandberg entsteht. Ein einzel-                              thoden sind für die Bäuerinnen und           und Nahrungsmittelproduktion. 1987
                                      nes Korn reicht jedoch aus, um eine                                 Bauern in der Dritten Welt das Nahe-         wurde sie für ihr Engagement mit dem
                                      Sandlawine auszulösen. Dass in der                                  liegendste, denn so gelingt es ihnen,        Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
                                      Natur alles miteinander verknüpft ist                               mit einfachen Methoden die Produkti-         Heute leitet sie mit ihrer Tochter das
                                      und jedes Teilchen das andere beein-                                vität zu erhöhen. Es liegen unzählige        «Small Planet Institute».

                                      1/2014                                                                                                                                    SwissaidSpiegel
14   meldungen

Neuer Film:                                                                                                      Kolumbien am
                                                                                                                 Scheideweg
Marsch auf Delhi
In Indien wurden in den vergangenen Jahrzehn-      Werk «Millions can Walk» gelungen, der fried-                 Die meisten Kolumbianerinnen und Ko-
ten in grossem Stil Bodenschätze abgebaut,         lichen Landlosen-Bewegung eine Stimme zu                      lumbianer kennen ihr Land nur im la-
immense Plantagen angelegt und mächtige            verleihen und eine Antwort zu finden auf die                  tenten Bürgerkriegszustand. Staats­
Infrastrukturprojekte «durchgepeitscht». Viele     Frage, wie man ohne Gewalt für seine Rechte                   terrorismus, Guerilla, Paramilitarismus
Inderinnen und Inder, Bauern und Ureinwohner       kämpfen kann. Sie zeigen dabei vielfältige Fa-                und Drogenhandel sind die Triebfedern
(Adivasi) verloren damit ihre Lebensgrundlage      cetten des imposanten Protestmarsches, tau-                   eines der langwierigsten bewaffneten
und wurden ­vertrieben.                            chen ins Geschehen ein und fokussieren den-                   internen Konflikte unserer Zeit.
    Dennoch gelang es Landlosen, sich friedlich    noch immer wieder auf einzelne Teilnehmer.                       Die Friedensverhandlungen mit der
für ihr Recht einzusetzen: Hunderttausende von     Und der Film fesselt bis zuletzt: Werden die                  Guerilla unter Präsident Juan Manuel
ihnen reisten Mitte der Nullerjahre aus dem        Männer und Frauen Erfolg haben? Wird die Re-                  Santos stellen einen Versuch dar, die
ganzen Land an, um in einem über 400 Kilome-       gierung ihre Forderungen erfüllen?                            Rahmenbedingungen für eine Demo-
ter langen Protestmarsch nach Delhi für eine                                                                     kratisierung des Staates unter neolibe-
Existenz in Würde zu kämpfen. Trotz Hitze und                                                                    ralen Vorzeichen zu schaffen. Aber die
Entbehrungen stand für sie fest: Sie würden        «Millions can Walk» von Christoph Schaub                      Schatten der Vergangenheit belasten
erst nach Hause gehen, wenn die Regierung auf      und Kamal Musale. Premiere an den                             die Gegenwart. Zu einflussreich schei-
ihre Forderungen nach Land eingeht. Ihr Marsch     Solothurner Filmtagen Ende Januar,                            nen immer noch die Nutzniesser des
gründete dabei auf Gandhis Philosophie des ge-     ab Februar in den Kinos.                                      Krieges zu sein, zu schwerwiegend die
waltlosen Widerstandes, die auch der charisma-                                                                   historischen Versäumnisse auf dem
tische Vordenker und Leader der Landlosen-Be-                                                                    Weg zu einer gerechten Landvertei-
wegung, ­Rajagopal, vertritt.                                                                                    lung, zu gravierend das Ausmass der
    Den Filmemachern Christoph Schaub und                                                                        Menschenrechtsverletzungen.
Kamal Musale ist es in ihrem mitreissenden                                                                          Der Autor Werner Hörter führt mit
                                                                                                                 seiner Analyse zu den Wurzeln des
                                                                                                                 Konflikts. Und er zeigt die zivilgesell-
                                                                                                                 schaftlichen Akteure und ihren Einsatz
                                                                                                                 für Frieden, Demokratie und Aufarbei-
                                                                                                                 tung.

                                                                                                                 Werner Hörter, Kolumbien am
                                                                                                                 Scheideweg, Rotpunktverlag,
                                                                                                                 296 Seiten, ca. Fr. 38.–,
                                                                                                                 erhältlich im Buchhandel.

Eindrücklich: Auf 400 Kilometern verleihen diese Menschen ihren
­Ansprüchen und Anliegen friedlich Ausdruck.

                  Neu bequem mit der Postcard spenden
                  Auf unserer Website www.swissaid.ch       dern auch mit der Postcard. Auch re-
                  haben wir die Spendenabläufe voll-        gelmässige Zuwendungen können on-
                  kommen neu gestaltet: Sie als SWISS­      line in die Wege geleitet werden. Wir
                  AID-Gönnerinnen und -Gönner sollen        freuen uns über jede Spende und dan-
                  online noch einfacher und übersichtli-    ken ganz herzlich!
                  cher eine Spende tätigen können. Neu
                                                                                                    Fotos: zVg

                  können Sie zudem nicht nur mit der        www.swissaid.ch/
                  Master- und Visa-Karte spenden, son-      spenden-dons-donations

SwissaidSpiegel                                                                                                                                    1/2014
spenden               15

Karitativer
Durstlöscher
                                                                 Elisabeth und Hanspeter Herren: Hoteliers aus Berufung, Gastgeber mit Herz.
                                                                 Pro verkaufte Wasserkaraffe spenden sie einen Franken für ein Trinkwasserprojekt.

                                                                 und wohlgemerkt alles andere als           Grander aufbereitet wurde.» So schme-
                                                                 sauber ist. Durchfall, Krankheit und       cke es samtiger, reiner, erklärt der
                                                                 manchmal gar der Tod sind die Folgen.      Hausherr und lehnt sich im bequemen
                                                                                                            Sessel zurück. Nebenan bereitet das
                                                                 Vom Luxus in die Dritte Welt               Personal im hohen Jugendstilsaal alles
                                                                 Zwischen diesen Welten bestehen            für den Nachmittagstee vor.
                                                                 kaum Berührungspunkte. Doch im
                                                                 Cresta Palace arbeiten mit dem Direk-      Die Spende kommt an
Im 4-Sterne-Hotel Cresta Palace                                  torenpaar Elisabeth und Hanspeter          Rund 6000 Franken sind durch die
im Engadin fliesst ein Franken jeder                             Herren Leute, die den Blick gerne über     Wasseraktion bis jetzt zusammenge-
bestellten Karaffe Wasser an Was-                                den Tellerrand heben und ihren Anteil      kommen. Dass SWISSAID begünstigt
serprojekte von SWISS­AID. Seither                               am Kuchen teilen. «Von jeder Karaffe       wurde, ist kein Zufall: «Ich kenne Men-
sind die Gäste gerne bereit, für das                             Wasser, die wir unseren Gästen ver-        schen, die seit Jahren mit SWISSAID
aufbereitete Tafelwasser ein biss-                               kaufen, geht ein Franken an ein Trink-     zusammenarbeiten und viel über die
chen tiefer in die Tasche zu greifen.                            wasserprojekt von SWISSAID», so der        Organisation wissen. Sie haben mir
                                                                 Hotelier.                                  versichert, dass SWISSAID schlanke
                                                                    Mit der in der Wintersaison 2012/13     Strukturen habe und der Grossteil der

                      O    pulente Kronleuchter an der De-
                           cke, polierte Kerzenständer, üppi-
                      ge Blumensträusse und ein Spa-Be-
                                                                 gestarteten Aktion verfolgt das Cresta
                                                                 Palace zwei Ziele: «Zum einen können
                                                                 wir ein sinnvolles Projekt unterstützen,
                                                                                                            Spenden wirklich in die Dritte Welt
                                                                                                            fliesst. Das ist mir sehr wichtig.»
                                                                                                                Hanspeter Herren streicht da ein
                      reich mit Panorama-Blick auf die           zum anderen den Gästen besser ver-         Tischtuch glatt, richtet dort ein ver-
                      Engadiner Bergwelt: Im Cresta Palace       mitteln, warum aufbereitetes Hahnen-       rutschtes Messer aus und grüsst jeden
                      liegen Gedanken an – beispielsweise –      wasser bei uns nicht gratis ist.» Zur      Gast, der ihm auf dem dicken Teppich
                                                                                                                                                          Fotos: Eliane Baumgartner, SWISSAID

                      die Gemeinde Abala im Sahelstaat Ni-       Arbeit durch das Auf-, Abtragen und        entgegenkommt. Er ist ein aufmerksa-
                      ger in weiter Ferne. Zu gross ist der      Reinigen des Kruges kommt der Ersatz       mer Gastgeber mit Blick für die kleinen
                      Gegensatz zur Lebensrealität afrikani-     zerbrochener Karaffen. Zudem werde         Details, wie auch für das grosse Ganze.
                      scher Frauen und Männer, die Tag für       im Cresta Palace kein normales Hah-        Viele seiner Gäste kommen seit Jahren.
                      Tag etliche Kilometer zu Fuss unter sen-   nenburger aufgetischt: «Wir servieren      «Das wichtigste an diesem Beruf ist,
                      gender Hitze zurücklegen müssen, um        gekühltes Granderwasser mit oder           dass man Menschen mag. Es ist kein
                      Wasser für die Familie zu besorgen.        ohne Kohlensäure, also Engadiner           gewöhnlicher Beruf mit Feierabend um
                      Wasser, welches zum Kochen, Wa-            Bergquellwasser, welches nach der          17 Uhr – für mich und meine Frau ist es
                      schen, Viehtränken verwendet wird –        Methode des Naturforschers Johann          eine Berufung.»            Zora Schaad

1/2014                                                                                                                                SwissaidSpiegel
16     ma
           M ar
              rkkt
                 tpp ll a
                        attz
                           z
    16

                                                                                                                                  Schulbücher

                                                                                                                                  D    ank den Schulbüchern lernen
                                                                                                                                       ganze Klassen Lesen, Schrei-
                                                                                                                                  ben und Rechnen – Fertigkeiten,
                                                                                                                                  die für Kinder und Erwachsene die
                                                                                                                                  Basis für eine bessere Zukunft bil-
                                                                                                                                  den.
                                                                                                                                  Preis: Fr. 100.–

                                                                                        Farbenfrohe Lederetuis
                                                                                        aus dem Niger

                                                                                                                                                                        Fotos: Hugo Schild/fotolia
                                                                                       E   ine Tuareg-Frauengruppe im
                                                                                           Sahelstaat Niger bemalt die
                                                                                        praktischen Etuis aus Ziegenleder
                                                                                        und näht einen Reissverschluss
                                                                                        ein. Jedes Etui ist ein Unikat. Ein
                                                                                        sinnvolles Geschenk, mit dem Sie
    1 Schweinchen bringt Glück im neuen Jahr                                            die Eigeninitiative der Frauen               Mit einer Urkunde machen
                                                                                        unterstützen und ihren Familien ein          Sie gleich doppelt Freude:

E      in Schweinchen ist ein Glücks-
       fall. Dank einem Ferkel kommt
    die Familie zu etwas Bargeld. Sie
                                               und dann verkaufen oder auf
                                               Nachwuchs hoffen und eine
                                               eigene kleine Zucht starten.
                                                                                        Einkommen ermöglichen (Liefe-
                                                                                        rung ohne Inhalt).
                                                                                                                                     Sie können Sie verschenken
                                                                                                                                     und schenken gleichzeitig
                                                                                                                                     einer bedürftigen Familie in
    kann das Schweinchen aufziehen             Preis: Fr. 60.–                          Grösse: 20 cm, ø 5 cm                        der Dritten Welt Hilfe, die
                                                                                        Preis: Fr. 22.–                              weiterhilft.
                                                                                        3er-Set: Fr. 55.–
    Weitere Geschenke und Urkunden finden Sie unter
    www.shop.swissaid.ch


              Bestelltalon
              Glücksschweinchen                                                                  SWISSAID-Patenschaft
              Anzahl Geschenkurkunden à Fr. 60.– über 1 Ferkel,                                  Bitte schicken Sie mir die
              mit dem Familien einen Weg aus der Armut finden können.                            neue Broschüre über die drei
              Die Urkunden können weitergegeben werden.                                          SWISSAID-Patenschaften
                                                                                                 (Wasser, Frauenförderung,
              Schulbücher
                                                                                                 Biolandbau) kostenlos zu.
              Anzahl Geschenkurkunden à 100 Franken, mit denen eine
              ganze Schulklasse mit Schulbüchern ausgestattet
              werden kann.

    	Lederetui aus dem Niger                       einge                 troffen
                                            Soeben                                      Alle Preise verstehen sich ohne Porto und
      Anzahl Seidenetui für Fr. 22.–                                                    Versandkosten. Artikel und Urkunden werden
      Anzahl Seidenetui im 3-er Set für Fr. 55.–                                        Ihnen separat in Rechnung gestellt.

    Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie den vorgedruckten        Bemerkungen zu meiner Spende. Bitte setzen Sie meine Spende wie folgt ein:
    rosa Einzahlungsschein für Ihre Spende benützen. So
    können wir Spesen sparen. Ihre allfälligen Bemerkun-      Projekt
    gen schicken Sie uns bitte mit separatem Brief oder mit
    diesem Talon.                                             Land                                                 Thema

    Name                                                      Vorname                                              Referenz-Nr.

    Strasse                                                   PLZ/Ort                                              Telefon

    Geburtsdatum                                              E-Mail

    Datum                                                     Unterschrift

    Talon bitte einsenden an: SWISSAID, Lorystrasse 6a, 3000 Bern 5.

    SwissaidSpiegel                                                                                                                                            1/2014
Sie können auch lesen