Spitzensport-Konzept Schweiz
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Swiss Olympic Postfach 606 CH-3000 Bern 22 Telefon +41 31 359 71 11 Fax +41 31 359 71 71 info@swissolympic.ch www.swissolympic.ch Standort Haus des Sports Talgutzentrum 27 CH-3063 Ittigen b. Bern «Spitzensport-Konzept Schweiz» Förderkontinuum Nachwuchs-Elite Version: 01.05.2010
Impressum Herausgeber: Swiss Olympic Haus des Sports Talgutzentrum 27 CH-3063 Ittigen b. Bern Tel +41 (0) 31 359 71 71 info@swissolympic.ch www.swissolympic.ch Steuerungsgruppe: Marc-André Giger, CEO Swiss Olympic (Vorsitz), Hans Babst, stellvertretender Direktor Swiss Olympic, Martin Rutishauser, Exekutivrat Swiss Olympic, Matthias Remund, Direktor BASPO, Walter Mengisen, stellvertretender Direktor BASPO Projektgruppe: Marc-André Giger, CEO Swiss Olympic (Vorsitz), Werner Augsburger, Technischer Direktor Swiss Olympic, Cornel Hollenstein, Abteilungsleiter Sport-Development Swiss Olympic, Prof. Dr. Bernard Marti, Rektor EHSM Magglingen, Dr. Hippolyt Kempf, Leiter Sport und Wirtschaft BASPO Redaktion: Cornel Hollenstein, Abteilungsleiter Sport-Development Swiss Olympic Fotos: Keystone, Bildquelle Swiss Olympic, Photopress Kurt Schorrer, Erich Hanselmann Ittigen b. Bern, 01. Mai 2010 «Spitzensport-Konzept Schweiz» 2
Inhaltsverzeichnis I EXECUTIVE SUMMARY 5 II EINLEITUNG 6 III ZIELE, STRATEGIEN, MODELLE UND FÖRDERMASSNAHMEN 7 1. Strategischer Rahmen «Spitzensport-Konzept Schweiz» 7 1.1. Vision/Mission und Werte 7 1.2. Grundlagen und Rahmenvorgaben 7 1.3. Zielsetzungen 8 1.4. Finanzielle Ressourcen 9 1.5. Issue-Management / Controlling 10 2. Fördermodell Schweizer Spitzensport 12 2.1. Förderpyramide 12 2.2. Cluster Spitzensport Schweiz 15 3. Einstufung der Sportarten 17 4. Fördermassnahmen im Kontinuum Nachwuchs-Elite 18 4.1. Allgemeine Entwicklungstendenzen im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport und deren Konsequenzen 18 4.2. Förderinstrumente 20 4.2.1. Verbands-Förderkonzept 21 4.2.2. Qualifizierte Kaderathleten (Card-Holder) 21 4.2.3. Athletensupport 22 1. Sport Scholarships und Sporthilfe-Patenschaften 22 2. Swiss Olympic Cards Gold/Silber/Bronze und Talents Card International 23 3. Swiss Olympic Career Services 24 4. Spitzensportförderung in der Armee 24 4.2.4. Verbandssupport 26 1. Verbandsgespräche 26 2. Verbandsplanung 26 3. J+S-Nachwuchsförderung (=J+S-NWF) 27 4.2.5. Olympic Team Support 28 4.2.6. Leistungssport und Schule/Ausbildung 29 1. Swiss Olympic Label-Schulen 29 2. Leistungssportfreundliche Lehrbetriebe 30 4.2.7. (Sport-)Wissenschaften 31 1. Aus- und Weiterbildung der Trainer/Funktionäre 31 2. Trainingswissenschaften 32 3. Sportmedizin 33 4. Sportpsychologie 33 5. Sporternährung 34 6. Prävention: Programm «cool and clean» 34 «Spitzensport-Konzept Schweiz» 3
4.3. Zusammenarbeit mit den Kantonen und Gemeinden 35 4.3.1. Rolle und Aufgaben 35 4.3.2. Talent Eye 36 4.3.3. Leistungssport-Fördernetzwerke 37 IV SCHLUSS 38 V Anhang 39 1. Abbildungsverzeichnis 39 2. Tabellenverzeichnis 39 3. Abkürzungsverzeichnis 40 4. Literaturverzeichnis 40 5. Richtlinien/Weisungen 41 Hinweis: Zu Gunsten der Lesefreundlichkeit wurde bei Personenbezeichnungen i.d.R. nur eine Geschlechtsform verwendet. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 4
I EXECUTIVE SUMMARY Ende 2006 haben Swiss Olympic und das VBS/BASPO die «Kooperationsvereinbarung zur Sportförderung Schweiz» unterzeichnet. Diese Vereinbarung regelt die klare Aufgabenteilung zwischen der Führungsorgani- sation des privat-rechtlichen und des öffentlich-rechtlichen Sports. Im Bereich des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports wurde Swiss Olympic die Lead- und dem BASPO die Support-Funktion übertragen. Auf dieser Grundlage hat der Exekutivrat Swiss Olympic das vorliegende «Spitzensport-Konzept Schweiz» ausgearbeitet. Es soll die Basis bilden, die Nähe zu den Mitgliedverbänden und Athleten einerseits und die Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Effizienz anderseits zu verbessern. Es definiert klar die Aufgaben der Dachorganisation bei knappen finanziellen und personellen Ressourcen und hilft, Reibungsverluste und Doppelspurigkeiten innerhalb des gesamten Schweizer Spitzensportsystems zu eliminieren, Interessensvertretungen zu bündeln und schliesslich die angestrebten Erfolge der Schweiz abzusichern. Die Vision und die strategischen Ziele Abgeleitet von der Vision «Wir setzen uns für einen hohen Stellenwert der Spitzensportkultur in unserer Gesellschaft ein» wollen Swiss Olympic und der Bund im internationalen Wettbewerb regelmässig Erfolge im Spitzensport feiern, und zwar speziell in Sportarten, welche für die Schweiz von besonderer Bedeutung sind. An den Olympischen Spielen wollen wir uns in den Top-8-Nationen (Winter) bzw. Top-25-Nationen (Sommer) klassieren, von den nicht-olympischen Sportarten erwarten wir Podestplätze an Welt- und Europameisterschaften. Erfolge ja, aber nicht um jeden Preis: Unser Handeln basiert auf den Werten und Normen der «Ethik-Charta im Sport». Die Mehrwerte des neuen «Spitzensport-Konzepts Schweiz» 1. Das neue durchgängige Fördermodell Nachwuchs-Elite: Um diese ambitiösen Ziele zu erreichen, müssen Athletinnen und Athleten über mehrere Jahre systematisch ausgebildet werden. Mit dem Fördermodell schaffen wir die übergeordneten Strukturen, welche allen Sportarten als Leitplanken dienen und allen internen und externen Partnern eine Orientierungshilfe in die Hand geben, wie in der Schweiz die strukturierte Förderung des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports aussieht. 2. Mehr Gewicht der gesellschaftlichen Bedeutung einer Sportart bei der Verteilung der Fördermittel: Neu wird ab dem Olympia-Zyklus 2013-2016 (Sommersportarten) bzw. 2015-2018 (Wintersportarten) der Bedeutung der Sportarten gegenüber heute mehr Gewicht beigemessen (Erhöhung von 22% auf 32%). 3. Die effektivere Kombination der Förderinstrumente: Bei allen Massnahmen, welche zur Optimierung der Schweizer Förderstrukturen/-instrumente im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport beitragen, dürfen wir niemals aus den Augen verlieren, was wirklich entscheidend ist: Es muss uns gelingen, dass Athletinnen und Athleten qualitativ und quantitativ optimal trainieren können, dass die Athletinnen und Athleten von ihren Trainern kompetent und professionell betreut, geführt und motiviert werden und dass beide – Athleten und Trainer – auf ihrem steinernen Weg zur olympischen Spitze dabei leistungswirksam sportwissenschaftlich unterstützt und begleitet werden. Swiss Olympic und das Bundesamt für Sport bieten in diesem Sinne eine ganze Palette von effizienten und effektiven Förderinstrumenten aus den fünf Bereichen Athletensupport, Verbandssupport, Olympic Team Support, Leistungssport und Schule/Ausbildung sowie (Sport-)Wissenschaften an. Die Weiterentwicklung/Zukunft Vieles ist wichtig, damit die Schweiz in Zukunft (noch) erfolgreicher als in den vergangenen Jahren bei internationalen sportlichen Höhepunkten abschneiden kann. Bei der Ausarbeitung des Konzepts wurde darauf geachtet, einerseits auf Bewährtem aufzubauen und andererseits dort Lücken zu schliessen, wo solche offensichtlich erkennbar waren. Das Konzept muss nun zusammen mit den zahlreichen Partnern / Stakeholdern, welche im «Cluster Spitzensport Schweiz» dargestellt sind, ständig wieder kritisch überprüft und weiter entwickelt werden. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 5
II EINLEITUNG Zu den zentralen Aufgaben von Swiss Olympic gehört, gegenüber seinen Partnern in der öffentlichen Verwaltung auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und den Medien als zuverlässige und kompetente Dachorganisation von 82 Mitgliederverbänden aufzutreten und die politischen Interessen der Sportbewegung im Allgemeinen und – wie im vorliegenden «Spitzensport-Konzept Schweiz» dargestellt – des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports im Besonderen wahrzunehmen. Um den Stellenwert des Schweizer Sports in allen Facetten zu stärken und den Mitteleinsatz effizient und effektiv zu ermöglichen, wurde Ende 2006 zwischen Swiss Olympic und dem VBS/BASPO die «Kooperationsvereinbarung zur Sportförderung Schweiz» unterzeichnet. Diese Vereinbarung regelt die klare Aufgabenteilung zwischen der Führungsorganisation des privat-rechtlichen und des öffentlich-rechtlichen Sports. Die Vereinbarung umfasst fünf grosse Handlungsfelder mit verschiedenen Leistungsbereichen (Allgemeine Sport- und Bewegungsförderung, Nachwuchsförderung, Spitzensport, Aus- und Weiterbildung sowie Ethik/Fairer und sicherer Sport). Innerhalb dieser fünf Bereiche wurde definiert, welcher der beiden Partner den «Lead» inne hat und welcher für den «Support» zuständig ist. «Lead» bedeutet dabei «strategische und operative Verantwortung», mit «Support» ist inhaltliche und gegebenenfalls auch finanzielle Unterstützung gemeint. Da im Bereich des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports Swiss Olympic der Lead übertragen worden ist, hat der Exekutivrat Swiss Olympic anfangs 2007 seinen CEO beauftragt, ein «Spitzensport-Konzept Schweiz» auszuarbeiten. Als Grundlage für die Konzept-Ausarbeitung dienten folgende Dokumente: Statuten Swiss Olympic Association vom 5.11.2005 Ausführungsbestimmungen zu den Statuten vom 7.11.2004 Leitbild Swiss Olympic vom 7.12.1998 Strategie Spitzensport Schweiz vom 10.11.2006 Ethik-Charta im Sport vom 6.11.2002 Kooperationsvereinbarung zwischen Swiss Olympic und VBS/BASPO vom 11.12.2006 Leistungsvereinbarung 2007-2010 zwischen Swiss Olympic und VBS/BASPO vom 11.12.2006 Das vorliegende «Spitzensport-Konzept Schweiz» beschreibt in der Folge, welche Visionen und Ziele in Zukunft verfolgt werden und welche Werte und welcher finanzielle Rahmen im Zentrum des Handelns stehen. Danach werden die verschiedenen Modelle beschrieben, welche als Fundament für die verschiedenen Fördermassnahmen dienen. Das nächste Kapitel befasst sich mit der Sportarten-Einstufung und ein weiteres Kapitel mit den verschiedenen Förderinstrumenten in den Bereichen Athletensupport, Verbandssupport, Olympic Team Support, Leistungssport und Schule/Ausbildung sowie (Sport- )Wissenschaften. Nach dem Schlussteil sind im Anhang verschiedene Unterlagen (Listen, Richtlinien, Literaturverzeichnis etc.) beigefügt worden, mit dem Ziel, dem interessierten Leser zusätzliche Hintergrund- Informationen bzw. Detail-Wissen vermitteln zu können. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 6
III ZIELE, STRATEGIEN, MODELLE UND FÖRDERMASSNAHMEN 1. Strategischer Rahmen «Spitzensport-Konzept Schweiz» 1.1. Vision/Mission und Werte Wir setzen uns für einen hohen Stellenwert der Spitzensportkultur in unserer Gesellschaft ein. Vision und Mission Statement Schweizer Spitzensport: Spitzensportliche Höchstleistungen sind eine faszinierende Form menschlicher Exzellenz, die in der Öffentlichkeit stark beachtet werden. Sportliche Erfolge auf der internationalen Bühne erhalten – vermutlich parallel zur Zunahme der weltweiten Globalisierungstendenzen – eine immer stärkere nationale Prägung und Bedeutung. Die Präsenz von Schweizer Athletinnen und Athleten auf den Podien von Olympischen Spielen, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften ist in der Schweizer Bevölkerung mehrheitlich erwünscht, und sie wird immer mehr auch als ein Ausdruck der Leistungsfähigkeit unseres Landes betrachtet. Dieser Entwicklung wollen wir gemeinsam mit den Sportverbänden und unseren Partnern aus Wirtschaft und Politik Rechnung tragen und uns für einen angemessenen Stellenwert der Spitzensportkultur in unserer Gesellschaft einsetzen. Erfolg und Misserfolg im (Spitzen-)Sport werden durch eine Vielzahl von internen und externen Faktoren beeinflusst. Allerdings wird es immer schwieriger, internationale spitzensportliche Erfolge zu erzielen, da die Anzahl konkurrierender Nationen und der Grad der Professionalisierung und Kommerzialisierung in praktisch allen Sportarten und Disziplinen stetig zunimmt. Wir wollen uns diesen grossen Herausforderungen mit innovativen, flexiblen, effizienten und nachhaltigen Förderkonzepten stellen. Dabei respektieren wir konsequent die Werte unserer Ethik-Charta und übernehmen im Besonderen auch Verantwortung für eine kompromisslose Dopingbekämpfung. Angesichts der genannten gesellschaftlichen Bedeutung spitzensportlicher Erfolge einerseits, des zunehmenden Konkurrenzdruckes und der Vielzahl von Hürden auf dem Weg zur internationalen Spitze anderseits, ist es unabdingbar, dass in der nationalen Führung und Unterstützung des Schweizer Spitzensports ein strategischer Konsens aller relevanten Akteure im öffentlich- und privat-rechtlich organisierten Sport besteht. Im Mittelpunkt all dieser spezifischen Fördermassnahmen sollen die Protagonisten stehen: unsere Elite- und Nachwuchsathletinnen und –athleten. Im Zentrum unserer Massnahmen stehen die Athletin und der Athlet sowie deren Verbände, welche sich mit hoher Eigenverantwortung an der internationalen Spitze orientieren. Unser Handeln basiert auf den Werten und Normen der «Ethik-Charta im Sport». Wir setzen innovative, transparente Förderkonzepte effektiv und effizient um. 1.2. Grundlagen und Rahmenvorgaben Swiss Olympic führt, fördert und unterstützt gemeinsam mit seinem Kooperationspartner, dem Bundesamt für Sport (BASPO), den Spitzensport in der Schweiz, in enger Zusammenarbeit mit den Sportverbänden, den Kantonen und weiteren relevanten Partnern. Die Förderung erfolgt in den Bereichen Nachwuchs und Elite mit einem klaren Bekenntnis zu Leistung und Erfolg, insbesondere im Dialog mit den Sportverbänden, welche eine strukturierte Nachwuchsleistungs- und Spitzensportförderung aufweisen. Ambitionierte, innovative, athletenorientierte Konzepte, die konsequent umgesetzt werden, sind die Grundlage des «Spitzensport-Konzepts Schweiz», um das Erfolgspotential zu nutzen und auszubauen. Zielsetzung ist es, dass der Schweizer Spitzensport in Zukunft im internationalen Wettbewerb noch mehr Erfolg hat. Die Führung, Förderung und Unterstützung des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports in der Schweiz bezieht sich auf die Entwicklung und den Einsatz von geeigneten Förderinstrumenten, sowie den Aufbau und die Verbreitung von spezifischem Fachwissen. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 7
Swiss Olympic will in enger Zusammenarbeit mit dem BASPO sämtliche wichtigen Rahmenbedingungen für den Nachwuchsleistungs- und Spitzensport verbessern. Dabei sollen folgende allgemeinen Grundsätze zur Anwendung gelangen: Die nationalen Sportverbände sind die zentralen Partner und müssen fähig sein bzw. befähigt werden, dass sie ihre Sportart(en) selbständig mit hoher Kompetenz entwickeln und managen können. In vielen Förderbereichen liegt heute aufgrund einer eher dezentralen Ausrichtung der Fokus noch zu stark auf einer allgemeinen Sportförderung anstatt auf absoluter Spitzensport-Förderung. Diese gängige Praxis soll in Zukunft vermehrt auf eine zentralere Ausrichtung gelenkt werden, um den Spitzenathleten qualitativ höchstwertige Dienstleistungen anbieten zu können. 1.3. Zielsetzungen Hauptziel: Die Schweiz feiert im internationalen Wettbewerb Erfolge im Spitzensport! Strategische Ziele a) Gesellschaftliche Ziele Der Schweizer Spitzensport sucht nachhaltig internationalen Erfolg in Sportarten, welche für die Schweiz von besonderer Bedeutung sind. b) Leistungsziele Der Schweizer Spitzensport will an Olympischen Spielen, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften erfolgreich sein. Quantitative Vorgaben: Die Schweiz etabliert sich an den Olympischen Winterspielen unter den führenden Top-8-Nationen. Die Schweiz positioniert sich an den Olympischen Sommerspielen unter den Top-25-Nationen. Für nicht-olympische Sportarten, die international führend sind und eine nationale Bedeutung haben, gilt als Ziel, an WM und EM Podestplätze zu erreichen (Hinweis: Internationale Meisterschaften wie beispielsweise World Games oder Jeux de la Francophonie haben für Swiss Olympic und das BASPO keine Bedeutung und werden folglich weder in der Vorbereitung noch in der Beschickung speziell finanziell unterstützt). Mannschafts-Spielsportarten, welche sich für die Olympischen Spiele qualifiziert haben bzw. deren Kandidatur und Vorbereitung für die in der Schweiz stattfindende Welt- oder Europameisterschaft der höchste Kategorie von Swiss Olympic und vom BASPO speziell unterstützt worden sind, erreichen am Zielanlass mindestens die zweite Runde (i.d.R. Weiterkommen nach Gruppenspielen). In der höchsten internationalen Nachwuchskategorie (Junioren-WM bzw. Junioren-EM) etablieren sich Schweizer Nachwuchssportler der Sportarten Einstufung 1 und 2 in den Top-8-Rängen. Beim Festival Olympique Winter wird eine Top-6-Rangierung und beim Festival Olympique Sommer eine Top-20-Rangierung angestrebt. An den Olympischen Jugendspielen sollen die Athleten wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammeln und mit dem olympischen Spirit in Berührung kommen. Auf der Basis dieser quantitativen Vorgaben erlässt der Exekutivrat jeweils rund zwei Jahre vor den Olympischen Spielen entsprechende Leistungsrichtlinien für die Selektionskonzepte und ernennt ebenfalls den Chef de Mission, das Führungsteam und den Selektionsausschuss. c) Ethische Zielsetzung Der Schweizer Spitzensport respektiert die Werte der «Ethik-Charta im Sport». Swiss Olympic setzt sich dafür ein, dass – im Sinne der Gleichbehandlung aller Athleten – ethische Werte auch international respektiert werden. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 8
1.4. Finanzielle Ressourcen Für die Unterstützung der Athleten und Verbände stehen im mittelfristigen Finanzplan 2010-2012 Swiss Olympic (Stand 20.10.2008) folgende Beiträge zur Verfügung: Budget Budget Budget Planung Planung Planung 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Spartenaufwand Verbände 13'050'000 13'050'000 14'030'000 13'300'000 13'300'000 13'300'000 Basisbeiträge 2'600'000 2'600'000 2'600'000 2'600'000 2'600'000 2'600'000 Förderungsbeiträge 7'250'000 7'250'000 7'000'000 6'550'000 6'550'000 6'550'000 Beschickungen 1'250'000 1'250'000 1'250'000 1'100'000 1'100'000 1'100'000 Nachwuchsförderung (12 Bausteine/J+S-NWF) 1'700'000 1'700'000 1'700'000 1'700'000 1'700'000 1'700'000 Organisationsbeiträge und Defizitgarantien 250'000 250'000 480'000 350'000 350'000 350'000 Übergangskategorie - - 1'000'000 1'000'000 1'000'000 1'000'000 Spartenaufwand Athleten 2'000'000 2'450'000 2'180'000 2'150'000 2'150'000 2'150'000 Athletenbeiträge Elite 2'000'000 2'450'000 2'180'000 2'150'000 2'150'000 2'150'000 Spartenaufwand Bereiche / Projekte 462'500 2'950'000 577'000 3'600'000 500'000 2'300'000 Olympische Spiele 462'500 2'950'000 577'000 3'600'000 500'000 2'300'000 Die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt die Verbände und Athleten wie folgt: Spartenaufwand Verbände CHF 1'500’000 Nachwuchsförderung (12 Bausteine) CHF 1’500’000 Werden gemäss Leistungsvereinbarung über Swiss Olympic an die Verbände ausbezahlt Spartenaufwand Athleten CHF 650’000 Athletenbeiträge (Sport Scholarship CHF 650’000 Werden direkt von der Stiftung Schweizer Sporthilfe an die Future/Patenschaften) / Erfolgsbeiträge / Athleten ausbezahlt Preisgelder) Vom BASPO werden folgende Beiträge in die Unterstützung der Verbände/Athleten investiert: Bundesbeiträge CHF 3'900’000 Verbandsmanagement CHF 400’000 Werden gemäss Leistungsvereinbarung 2007-2010 zwischen Swiss Umsetzung Ethik Charta CHF 600’000 Olympic und VBS/BASPO über Swiss Olympic an die Verbände Nachwuchsförderung CHF 2'900’000 ausbezahlt Athletenbeiträge CHF 400’000 Sport Scholarship Top CHF 400’000 Werden gemäss Leistungsvereinbarung 2007-2010 zwischen Swiss Olympic und VBS/BASPO über Swiss Olympic an die Athleten ausbezahlt Leistungssport und Schule/Ausbildung CHF 550’000 Sportmittelschulen (Motion Hess) CHF 300’000 Werden gemäss Leistungsvereinbarung 2007-2010 zwischen Swiss Diverse Projekte im Bereich Leistungssport und CHF 250’000 Olympic und VBS/BASPO über Swiss Olympic an die Schulen Schule/Ausbildung (Swiss Olympic Label- ausbezahlt Schulen, leistungssportfreundliche Lehrbetriebe, Konferenzen etc.) Talent Treff Tenero CHF 200’000 Sport-Toto und «cool and clean» unterstützen den Talent Treff Tenero mit weiteren rund CHF 200’000 Verbandskontingent Gratisaufenthalte CHF 835’000 geldwerte Leistungen, kein Mittelfluss Leistungszentrum Magglingen und CST Tenero J+S-Nachwuchsförderung CHF 5'500’000 Werden von J+S direkt an die Verbände/Vereine ausbezahlt Tabelle 1: Finanzielle Ressourcen im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport in der Schweiz, ohne Personal-/Infrastrukturkosten bei den entsprechenden Institutionen (Änderungen vorbehalten: dies ist eine rollende Planung, entscheidend sind jeweils die genehmigten Budgets von Swiss Olympic, Stiftung Schweizer Sporthilfe und Bund) «Spitzensport-Konzept Schweiz» 9
1.5. Issue Management / Controlling Swiss Olympic und das BASPO bauen ein qualitativ hoch stehendes Issue Management1 auf. Unter anderem sollen folgende Fragen/Problemkreise von interner (Abteilung Sport-Development Swiss Olympic und Stabstelle Sportpolitik und Amtsgeschäfte BASPO) und externer Stelle (Observatorium Sport Schweiz) regelmässig analysiert und angepasst werden: Sind die Ziele richtig gesetzt? Besteht ein Konsens in den strategischen Zielsetzungen des Schweizer Spitzensports zwischen Swiss Olympic und VBS/BASPO und Swiss Olympic und seinen Mitgliederverbänden? Ist die Akzeptanz der engen Zusammenarbeit zwischen Swiss Olympic und BASPO (d.h. "Achse Bern-Magglingen") bei allen anderen Partnern gegeben? Ist genügend Entwicklungsspielraum für föderalistisch-dezentrale Ansätze vorhanden? Wie können nicht direkt mit dem Leistungsniveau zusammenhängende Einflussfaktoren auf die Entwicklung im Spitzensport (im Sinne sich relativ rasch verändernder "qualitativer Kriterien" wie mediale und wirtschaftliche Attraktivität, kaum planbare sportliche Grosserfolge [Stichwort Federer] und deren nationale Ausstrahlung [Begeisterung, Vorbildwirkung] u.a.m.) in die fortlaufende Anpassung der spitzensportlichen Ziele einbezogen werden? Wie können Einschätzungen der internationalen Entwicklungstendenzen objektiviert bzw. systematisiert werden (Stichwort: neutral-unabhängige "Weltstandsanalysen")? Werden mit der Einstufung der Sportarten die Grundlagen für die Zielerreichung garantiert? Haben wir effiziente und effektive Förderinstrumente für eine Erfolg versprechende Unterstützung der Schweizer Athleten und Verbände? Ist die personelle und fachliche "Responsiveness" der Verbände auf die neue Spitzensport-Strategie und das neue Konzept gegeben (d.h. sind Verbände in der Lage, auf die Vorgaben wie z.B. neue Formen von Leistungsvereinbarungen von Swiss Olympic adäquat zu reagieren?)? Regelkreis Weiterentwicklung «Spitzensport-Konzept Schweiz» Ziele Swiss Olympic Weltstands- analyse Issue Management / Controlling Vision/ intern: Sport-Development SOA und Mission Einstufung Sportpolitik/Amtsgeschäfte BASPO Werte Sportarten extern: Observatorium Sport Schweiz Entwicklung/Umsetzung Förderbereiche Kontinuum Nachwuchs-Elite Verbandsförderkonzepte Swiss Olympic (Talents) (12 Bausteine zum Erfolg) Cards Athletensupport Verbandssupport Leistungssport und (Sport-)Wissenschaften Schule/Ausbildung Kantone/Gemeinden Abbildung 1: Regelkreis zur permanenten Weiterentwicklung des «Spitzensport-Konzepts Schweiz» 1 Zum definitorischen Verständnis von Issue-Management: Systematisches, permanent aktualisiertes Auflisten von offenen Fragen, Problemen und Hindernissen, die sich einer Institution in der Umsetzung und Realisation ihrer Ziele in den Weg stellen, einschliesslich aufzeigen möglicher Lösungsansätze. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 10
Hinweis zur Weltstandsanalyse Um das Leistungspotential der Schweiz im Allgemeinen und der einzelnen Sportarten im Speziellen prognostizieren zu können, will Swiss Olympic in Zukunft über eine systematische Analyse des internationalen Leistungsstandes verfügen, wobei diese Daten in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Diese Weltstandsanalyse wird Antworten auf folgende, relevante Fragen geben: Wie erfolgreich ist die Schweiz an den Olympischen Spielen? Wie sieht die Erfolgsbilanz der Schweiz an WM/EM in der Elite und im Nachwuchs aus? !Welche Folgerungen und Forderungen lassen sich vor dem Hintergrund dieser Daten für den Schweizer Spitzensport ziehen? Wie sieht der leistungsmässige Entwicklungsverlauf der Athleten auf Stufe Talents International, High Potentials und Top-Athletes im Vergleich zu den Weltbesten aus? !Welche Athleten sollen aufgrund ihres internationalen Leistungspotenzials mit den spezifischen Förderprogrammen wie z.B. Sport Scholarships individuell unterstützt werden? Wo stehen die einzelnen Sportarten leistungsmässig hinsichtlich Kondition, Technik, Taktik im internationalen Vergleich?!Welche Folgerungen und Forderungen müssen die einzelnen Verbände davon ableiten? Jahr Rang SUI Rang SUI Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Frauen Anzahl Männer nach IOC- nach Anzahl Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Medaillen Nationen Nationen Teilnehmende Medaillen- Medaillen SUI für Top 1 für Top 10 für Top 20 für Top 25 für Top 30 für Top 35 für Top 40 Total mit Total spiegel Medaillen 2008 34 30 / 27 6 /7 110 27 11 8 6 6 5 958 81 204 10942 4637 6305 2004 46 37 5 103 30 12 8 7 6 5 929 75 201 10625 4329 6296 2000 36 25 9 97 28 13 9 7 6 5 927 80 199 10651 4069 6582 1996 18 27 7 101 23 15 8 6 5 4 843 79 197 10318 3512 6806 1992 37 50 1 112 22 10 6 4 3 2 816 64 169 9356 2704 6652 1988 33 25 4 132 23 9 4 3 2 1 739 52 159 8391 2194 6197 1984 26 17 8 174 24 6 3 2 1 1 688 47 140 6829 1566 5263 1980 19 27 2 195 14 4 3 1 1 631 36 80 5179 1115 4064 1976 20 20 5 125 13 5 3 2 1 613 41 92 6084 1260 4824 1972 26 24 3 99 18 5 3 2 1 1 600 48 121 7134 1059 6075 1968 33 20 5 107 15 5 4 2 2 1 527 44 112 5516 781 4735 1964 22 21 4 96 15 5 3 1 1 1 504 41 93 5151 678 4473 1960 24 14 6 103 10 4 2 2 1 1 461 44 83 5338 611 4727 1956 35 31 1 98 15 4 2 2 1 469 38 72 3314 376 2938 1952 11 9 14 76 13 5 3 2 2 1 459 43 69 4955 519 4436 1948 9 7 20 84 16 4 2 1 1 411 37 59 4104 390 3714 Tabelle 2: Schweizer Erfolgsbilanz an Olympischen Sommerspielen (1948-2008) «Spitzensport-Konzept Schweiz» 11
2. Fördermodell Schweizer Spitzensport 2.1. Förderpyramide Aktives Leben Top Athletes High Elite Potentials National International Übergang Talents Nachwuchs-Elite Talents National PORT Talents Regional SCHULS Talents Lokal Talentsichtung SPORTVEREIN Aktive Kindheit Abbildung 2: Fördermodell Schweizer Spitzensport Swiss Olympic wird mit dem «Fördermodell Schweizer Spitzensport» arbeiten. Hinter diesem Modell stehen folgende Überlegungen: Swiss Olympic will in Zukunft bei den Olympischen Winterspielen eine Top-8-Platzierung, bei den Olympischen Sommerspielen eine Top-25-Platzierung erreichen sowie bei den nicht-olympischen Sportarten Medaillen an Welt- und Europameisterschaften gewinnen. Um diese ambitiösen Ziele zu erreichen, müssen Athletinnen und Athleten über mehrere Jahre systematisch ausgebildet werden. Stationen in diesem langfristigen Trainingsprozess sind: Allgemeine Grundausbildung, Grundlagentraining, Aufbautraining, Anschlusstraining und Hochleistungstraining oder mit englischen Begriffen ausgedrückt: Fundamentals, Learning to Train, Training to Train, Training to Compete, Training to Win. Vereine: An der Basis des Fördermodells haben wir in den 82 Mitgliederverbänden von Swiss Olympic rund 22‘000 Sportvereine, die sich mehr oder weniger intensiv mit Leistungssport beschäftigen. Diese Vereine sind unsere erste Adresse, wenn es um regelmässiges Training unter fachkundiger Leitung und Wettkampfsport geht. So führen rund 10‘000 Sportvereine mit rund 550‘000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10-20 Jahre gegen 50‘000 J+S-Kurse und J+S-Lager durch. Die Sportvereine bilden für die meisten Talente die sportliche Heimat vom Einstieg bis zum Olympiasieg. Häufig erfolgt zugunsten der Spitzensportkarriere ein- oder mehrmals ein Vereinswechsel. Die Vereine sichern in der Regel – mitunter auch in vereinsübergreifenden Trainingsgruppen – einen Grossteil der täglichen Trainings. Für die Zukunftsperspektive des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports ist es wichtig, inwieweit eine weitere Entwicklung der Vereinskultur und eine weitere Verstärkung der Wettkampf- und «Spitzensport-Konzept Schweiz» 12
Leistungsorientierung im Kinder- und Jugendsport der Vereine erreicht werden kann. Die lokale Förderung muss unbedingt gesichert bzw. verbessert werden. Damit wird die Basis für die Talentsichtung und in vielen Sportarten die Grundlage zur weiteren Entwicklung von Nachwuchstalenten bis in den Spitzenbereich und zur Bildung von Leistungszentren bzw. Stützpunkten gestärkt. Von den Sportvereinen wird erwartet, dass vielfältige, attraktive Übungs-, Spiel- und Trainingsangebote gewährleistet werden, die überwiegend auf Wettkampf- und Leistungssport ausgerichtet sind. Es wird aber auch erwartet, dass einem Talent klar dargestellt wird, wo die vereinseigenen Grenzen der Fördermöglichkeiten liegen und wo eine weiterführende Leistungssportkarriere in einem anderen Verein oder Leistungszentrum Erfolg versprechend(er) fortgesetzt werden sollte. Talentsichtung: Aus diesen Vereinen müssen mittels sinnvoller Talentsichtungs-Massnahmen möglichst viele sportlich talentierte Kinder und Jugendliche motiviert werden können, in die leistungsorientierte Nachwuchsförderung einzutreten und für ein dauerhaftes wettkampf- und leistungsbezogenes Engagement im Sportverein begeistert und gewonnen werden zu können. Wichtigste Voraussetzung für eine effektive Talentsichtung sind vielfältige und attraktive, flächendeckende Sport- und Bewegungsangebote in möglichst vielen Sportarten, in Sportvereinen und im obligatorischen/freiwilligen Schulsport. Die Verantwortung der Talentsichtung liegt in erster Linie bei den Sportvereinen, die dafür entsprechend vom nationalen Verband zu unterstützen sind, und andererseits beim Schulsport. Die Effektivität der Talentsichtung wird massgeblich von der engen Zusammenarbeit und dem Informationsfluss zwischen Trainern der Vereine/Verbände untereinander, mit Lehrkräften im Schulsport und der Einbindung der Eltern geprägt. Talentsichtung schliesst das „Ausprobieren“ in verschiedenen Sportarten ein. Entsprechende Möglichkeiten und Anregungen sollen jungen Sportler/-innen eröffnet werden (z.B. J+S-Kids, Talent-Eye- Programme). Hier ist vor allem die Verantwortung der Sportvereine angesprochen, vielfältige Angebote zu gewährleisten. Möglichkeiten zur Integration von „Sportart-Quereinsteigern“ müssen auf jeder Stufe des Fördersystems gewährleistet sein. Zwischen den Sportarten sollen in Vereinen/Verbänden sowie in den Förderprogrammen der Kantone/Gemeinden Kooperationen aufgebaut werden. Kaderstufen: Die unterste Stufe der leistungsorientierten Nachwuchsförderung sind die Talents Lokal. Aus diesen werden die Besten – oder noch besser die Geeignetsten – zuerst für eine regionale Nachwuchsauswahl (= Talents Regional) und dann in eine nationale Nachwuchsauswahl (= Talents National) selektioniert. Je nach Sportart gibt es unterschiedliche Kaderstrukturen im Nachwuchsbereich. Doch all diese Kader der Sportverbände werden von Swiss Olympic und vom BASPO den drei Stufen Lokal, Regional und National zugeteilt. Mit den meisten Sportarten ist in den Jahren 2006/07 dieser Prozess bereits eingeleitet worden, in den nächsten Jahren geht es nun um die Fein-Abstimmung (Fine-Tuning). Parallel zur Zuordnung zu den Stufen werden den Athleten mittels Kontingentierung auf der regionalen und nationalen Stufe die Swiss Olympic Talents Cards Regional und National abgegeben. Im Anschluss an die Nachwuchs-Kaderstufen führen die Verbände verschiedene Elite-Kaderstufen. Nachwuchs- und Elite- Kaderathleten, welche über ein entsprechendes internationales Potenzial verfügen oder entsprechende internationale Resultate erzielt haben, werden von Swiss Olympic als International Talents, High Potentials oder Top Athletes speziell gefördert. Trainingsinhalte: Das Training auf den Stufen Lokal, Regional und National ist darauf auszurichten, dass junge Sportlerinnen und Sportler systematisch auf künftige Spitzenleistungen, die sich am internationalen Niveau orientieren, vorbereitet werden. Das heisst auch, dass in diesen Bereichen nicht primär das Siegen an Wettkämpfen im Vordergrund stehen darf, sondern in erster Linie das Training bzw. die Ausbildung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, langfristig im Wettkampf erfolgreich zu sein. Erst auf der Stufe Hochleistungstraining steht das Gewinnen im Wettkampf im Vordergrund. Und hierzu zählen auch die besten Nachwuchstalente, welche im Gefäss Talents International zusammengefasst sind und in der höchsten internationalen Nachwuchskategorie an Junioren-EM und Junioren-WM Top-Platzierungen erreichen sollen bzw. bereits erreicht haben. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 13
Athletensupport: Hier sollen die Förderinstrumente Sport Scholarship Future und Top für die International Talents die Leistungsentwicklung positiv beeinflussen. Dieses Scholarship-Zeitfenster ist im Übergang Nachwuchs - High Potentials auf drei Jahre begrenzt. Danach besteht die weitere individuelle Unterstützung der High Potentials mit Förderbeiträgen auf der Basis der Swiss Olympic Cards Silber und Bronze. Ziel ist es, dass diese High Potentials auf dem Weg zu den Swiss Olympic Top Athletes (diese werden mit monatlichen Beiträgen bis zu CHF 2000 von Swiss Olympic unterstützt) optimal gefördert werden können. Wichtig ist aber auch, dass ein nationales Talent neben dem Weg über Talents International, High Potential zum Top Athlete auch den Weg über das Elitekader eines Verbandes machen kann und immer wieder die Chance hat, sich mittels guten Leistungen für die Stufe High Potential bzw. Top Athlete zu empfehlen. Schulsport: Innerhalb des Fördermodells stellt der Schulsport ebenfalls einen wichtigen Baustein dar. Einerseits soll er (noch vermehrt!) als Zubringer von sportlichen Talenten für die Sportvereine wirken (vor allem im frühen Schulalter!). Andererseits sollen die Talente der Stufen Lokal, Regional und National zusätzliche, qualitativ hoch stehende, polysportive Trainings im Schulsport erhalten. Aus diesem Grunde setzt sich Swiss Olympic nicht für einen Abbau des Schulsports bei den Talenten ein, sondern für einen quantitativen und vor allem auch qualitativen Ausbau. Definitionen: Um eine allgemein gültige Sprachregelung zu haben, wollen wir in Zukunft mit folgenden Begriffen für die unterschiedlichen Stufen des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports operieren: - Kinder- und Jugendsport: Athleten der Stufen Vereine und Schule - Nachwuchsleistungssport: Athleten der Stufen Talents lokal, regional, national und international - Spitzensport: Athleten der Stufen Top Athletes, High Potentials und Elite national Zahlen (siehe auch nachfolgende Graphik): Auf Stufe Verein werden von J+S rund 550‘000 Kinder/Jugendliche gefördert, voraussichtlich bis 275‘000 zusätzliche Kinder werden mit dem Projekt J+S- Kids dazukommen. Im Jahre 2008 waren auf der Stufe Talents Lokal 6’717, auf der Stufe Talents Regional 3’778 und auf der Stufe Talents National 2’842 in der Nationalen Datenbank Jugend+Sport (NDBJS) namentlich erfasst. 120 Athleten haben eine Swiss Olympic Talents Card International. 251 erhielten eine Bronze-Karte, 410 eine Silber-Karte und 29 eine Gold-Karte. Die Anzahl der Athleten in den Elitekadern wird bis heute nicht erfasst. Swiss Olympic Cards Gold n = 26 Swiss Olympic Cards Silber n = 410 Swiss Olympic Cards Bronze n = 251 Swiss Olympic Talents Cards International n = 189 Swiss Olympic Talents Cards National n = 2‘407 Swiss Olympic Talents Cards Regional n = 3‘657 Talents Lokal n = 6‘398 Jugend+Sport (10-20 Jahre): n = 550‘000 J+S-Kids (5-10 Jahre): n = 275‘000 Abbildung 3: Anzahl Schweizer Talente (Jahr 2009) «Spitzensport-Konzept Schweiz» 14
2.2. Cluster Spitzensport Schweiz IOC Swisslos Sport-Toto-Gesellschaft ESK Loterie Romande Sporthilfe Armeesport (VBS) Swiss Olympic Grenzwachtkorbs (EFD) (Leading) Partners / Suppliers EDK Arzt Physiotherapeut Sportwissen- Sport- Psychologe schaftler Förderstiftungen Sportämter J+S Nachwuchscoach der Kantone J+S Coachs NWF J+S Leiter (KKS) Persönlicher Trainer J+S Nachwuchstrainer Spezialisten Medien Sportämter der Städte/ Nationaltrainer Kollegen Top Athletes Partner Gemeinden Koordinator (ASSA) OS Schule/Sport WM Talents EM Swiss Top Sport High Potentials IG Sport Eltern Chef Nachwuchs Vertrauensperson Ausbildungschef Panathlon J+S Fachleiter EHSM / J+S J+S Experte Universitäten Athletenbetreuer Hochschulen Sportmanager / Spieler-Vermittler Swiss Olympic Label-Partner BAG BBT Netzwerk BIZ Tourismus/ Infrastruktur SGSM / SGS SVSP / SASP ADS Sport -Verbände (inter)national, SVSS kantonal, regional SDTV Internationale Sportverbände EOC Abbildung 4: Cluster Spitzensport Schweiz Abkürzungsverzeichnis: ADS Antidoping Schweiz J+S Jugend+Sport ASSA Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Sportämter KKS Konferenz der kantonalen Sportbeauftragten BAG Bundesamt für Gesundheit NWF Nachwuchsförderung BBT Bundesamt für Berufsbildung und Technologie SASP Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für BIZ Berufsinformationszentren Sportpsychologie EDK Schweizerische Konferenz der Kantonalen SDTV Schweizerischer Diplomtrainer-Verband Erziehungsdirektoren SGS Sportwissenschaftliche Gesellschaft der Schweiz EFD Eidg. Finanzdepartement SGSM Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin EHSM Eidg. Hochschule für Sport Magglingen SVSP Schweizer Verband für Sportphysiotherapie EOC European Olympic Committee SVSS Schweizerischer Verband für Sport in der Schule ESK Eidg. Sportkommission VBS Eidg. Departement für Verteidigung, IG Interessengemeinschaft Bevölkerungsschutz und Sport IOC International Olympic Committee «Spitzensport-Konzept Schweiz» 15
Beschreibung des Clusters Schweizer Spitzensport: Der innere Ring des Clusters Spitzensport Schweiz besteht aus den Athletinnen und Athleten mit verschiedenen Alters-/Leistungslevels (Talents, High Potentials und Top Athletes), welche dem Ziel nachstreben, an Olympischen Spielen, Paralympics, Welt- oder Europameisterschaften erfolgreich zu sein. Die Athleten sind umgeben vom engsten Umfeld, welches sich bei den jüngeren in erster Linie aus den Eltern und bei den älteren eher aus dem Persönlicher Trainer Partner Partner und einem oder mehreren sportlichen Vertrauenspersonen Top Athletes (Heimtrainer, Manager etc.) zusammensetzt. Talents OS WM EM Ohne einen gut harmonierenden inneren Ring wird es kaum möglich sein, High Potentials Eltern dass eine Athletin bzw. ein Athlet den Weg an die internationale Spitze Vertrauensperson realisieren kann. Dies verlangt aber auch von allen anderen Partnern/Stakeholdern auf dem mittleren und äusseren Ring des Clusters, dass für die Zelle Athlet-Eltern/Partner-Trainer/Vertrauensperson möglichst günstige Förderbedingungen zur Verfügung gestellt werden müssen. Der mittlere Ring des Clusters Spitzensport Schweiz besteht aus den nationalen Sportverbänden, welche mit einer weitsichtigen strategischen Führung (Präsident/Vorstand) und einer professionellen operativen Führung (Chef Leistungssport in engem Kontakt mit den Verbandsberatern der Abteilung Sport bei Swiss Olympic) für die erfolgreiche Entwicklung einer Sportart Arzt P hysiothe ra peut P sychologe Sportwissenschaftler J+S Nachwuchscoach J+S Coachs NWF verantwortlich zeichnen. Dabei müssen auf der Basis einer modernen und J+S Leit er J+S Nachwuchstrainer Spezialisten Nat iona ltrainer Koordinato r Sc hule/Sport effizienten Organisationsstruktur die verschiedenen im bzw. für das Verbandssystem tätigen Personen adäquat ausgebildet, koordiniert, Chef Nachwuchs Ausbildungschef J+S Fachleit er J+S Expert e At hlet enbetreue r Sportmanager / Vermit t ler organisiert, motiviert, begleitet, beraten, entschädigt etc. werden, damit der innere Ring optimale Bedingungen vorfinden kann (Motto: Was habe ich heute konkret unternommen, dass eine solche Zelle verbesserte Bedingungen für eine Leistungsentwicklung hat?). Der äussere Ring des Clusters Spitzensport Schweiz besteht aus einer Vielzahl von Partnern/Stakeholdern aus verschiedenen öffentlich- und privatrechtlichen Bereichen, welche einen massgeblichen Beitrag für die Förderung von Athleten und Verbänden leisten wollen. Swiss Olympic und das VBS/BASPO koordinieren auf der Basis der Kooperationsvereinbarung / Leistungsvereinbarung und im Sinne einer nationalen Lenkungsstelle gemeinsam alle Belange des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports in der EHSM/ J+S Swiss Olympic Abt. Sport Spon soren P artner Stiftungen Schweiz. Von den Partnern/Stakeholdern wird allgemein erwartet, dass sie sich ESK Swisslos VBS Armeesport ausdrücklich zum Nachwuchsleistungs- und Spitzensport bekennen und aktiv Spo rthilfe EDK Medi en einen Beitrag zur Umsetzung des «Spitzensport-Konzepts Schweiz» leisten. Die Kt. Sportämter Swiss Top Sport Sportämter der Ge mei nden IG Sport Partner/Stakeholder stellen die notwendigen Fördermassnahmen und N etzwerk BIZ Förderumfänge durch finanzielle und strukturelle Zuwendungen sicher und Unive rsität en Hoch schulen Swiss Olympic Label-Partner BAG Tourismus/ SVSS Infrastruktur stellen insbesondere auch professionelle, kompetente, personelle und Fachk.Doping-bekämpfung > NADA organisatorische Ressourcen bereit. Als Gegenleistung dürfen die Partner/Stakeholder von Swiss Olympic und dem BASPO Transparenz, Kommunikation und abgestimmtes Vorgehen bei der Einleitung und Umsetzung notwendiger Schritte gemäss Konzept erwarten. In einem langfristig ausgelegten Prozess gilt es nun, alle Partner/Stakeholder auf der Basis des «Fördermodells Schweizer Spitzensport» für die vorgesehene Übernahme/Umsetzung/Unterstützung einer oder mehrerer Förderinstrumente/-massnahmen begeistern und gewinnen zu können. Gelingt ein solches optimales Zusammenwirken aller Partner/Stakeholder im «Spitzensport-Konzept Schweiz», so dürfte die Schweiz mit der Entwicklung im internationalen Nachwuchsleistungs- und Spitzensport Schritt halten und die Ansprüche, Top 8 im Wintersport und Top 25 im Sommersport zu sein, einlösen können! «Spitzensport-Konzept Schweiz» 16
3. Einstufung der Sportarten Die Einstufung der Sportarten wird jeweils nach den Olympischen Spielen vorgenommen und hat für den nächsten Olympiazyklus Gültigkeit. Die Einstufung dient als zentraler Parameter der Verbandsunterstützung und für die individuelle Unterstützung der Athleten. Die bisherige Einstufung der Sportarten erfolgt auf der Basis folgender Kriterien: Internationaler Leistungsausweis (max. 15 Punkte) Nachwuchsarbeit (max. 10 Punkte) Bedeutung der Sportart (max. 8 Punkte) Verbandsadministration (max. 3 Punkte) Einstufung 1: 36-26 Punkte / Einstufung 2: 25-20 Punkte / Einstufung 3: 19-14 Punkte / Einstufung 4: 13-8 Punkte / Einstufung 5: 0-7 Punkte Die Wintersportarten werden nach Vancouver mit dem bestehenden Einstufungsmodell für den Olympiazyklus 2011-2014 beurteilt. Die Sommersportarten werden nach den Olympischen Spielen in London 2012 erstmals mit dem neuen Einstufungsmodell beurteilt, die Wintersportarten nach den Olympischen Spielen in Sotchi 2014. Die zukünftige Einstufung der Sportart wird auf der Basis folgender Kriterien erfolgen: Internationaler Leistungsausweis (max. 15 Punkte) analog bisheriger Praxis (keine Änderungen) Nachwuchsarbeit (max. 10 Punkte) analog bisheriger Praxis (keine Änderungen) Bedeutung der Sportart (max. 12 Punkte) neue Kriterien Die gesellschaftliche Bedeutung der Sportarten wird auf der Basis folgender vier Dimensionen beurteilt: Internationale Anerkennung 1. Anzahl aktive Nationen an Grossanlässen (OS/WM/EM): maximal (Wahrnehmung im Ausland, 3 Punkte Reputation) Nationale Resonanz (Emotionen, 2. Anzahl Lizenzierte in der Schweiz: maximal 3 Punkte Interesse, Aktivierungspotential) 3. Sportkonsum: Anteil der Schweizer Bevölkerung, welcher die jeweilige Sportart via Medien konsumiert: maximal 2 Punkte Ökonomische Bedeutung (Hard 4. A) Der internationale Verband der entsprechenden Sportart hat Impact, Rolle für den Tourismus seinen Sitz in der Schweiz: 1 Punkt. und die Industrie) 4. B) wie A), jedoch zusätzlich gehört die Sportart zu den 10 umsatzstärksten: 1 Punkt Sportgrossanlässe (Wettkämpfe 5. Einmaliger Grossanlass: Die Disziplin verfügt über einen von internationaler Bedeutung internationalen Grossanlass (WM o.ä.), welcher von Swiss Olympic im eigenen Land) im letzten oder nächsten Olympiazyklus mit einem Volumen von mehr als CHF 20‘000 unterstützt worden ist oder werden wird: 1 Punkt Wiederkehrender Grossanlass: Die Disziplin verfügt über einen mindestens im Zweijahresrhythmus wiederkehrenden Sportanlass in der Schweiz, der die Kriterien zu einem Sportgrossanlass erfüllt: 1 Punkt Tabelle 3: Faktoren bei der Beurteilung der gesellschaftlichen Bedeutung einer Sportart «Spitzensport-Konzept Schweiz» 17
4. Fördermassnahmen im Kontinuum Nachwuchs-Elite 4.1. Allgemeine Entwicklungstendenzen im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport und deren Konsequenzen Das «Spitzensport-Konzept Schweiz» versucht, folgende (inter)nationale Tendenzen und deren Konsequenzen zu berücksichtigen: Allgemeine (internationale) Tendenzen im Sport sind: Explosionsartige Entwicklung von neuen Sportarten / Expansion des Freizeit- und Gesundheitssports / Ansteigende Kommerzialisierung in einer Vielzahl von Sportarten mit erheblicher Einflussnahme auf das Trainings- und Wettkampfsystem / Zunahmen der Bedeutung von Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung des Individuums / Zunehmendes Interesse von Spitzenleistungen bei Zuschauern, Medien und Sponsoren / Vermehrtes Auftreten von moralischen Verfehlungen wie z.B. Doping, Gewalt, Korruption etc. Zunehmende internationale Konkurrenz, steigende Kommerzialisierung, notwendige Professionalisierung sowie der Einfluss der Medien werden in der Mehrzahl der Sportarten eine weitere Leistungssteigerung zur Konsequenz haben. Die sich fortsetzende Internationalisierung des Spitzensports und der damit verbundene Wissenstransfer über wirksame Trainingsmethoden zwischen Sportlern, Trainern und Wissenschaftlern führen zu einer breiteren Verteilung von Sieg- und Medaillenchancen auf die konkurrierenden Nationen. Die Mehrzahl der internationalen Verbände wird sich verstärkt der weltweiten Verbreitung ihrer Sportarten durch zusätzliche Förderprogramme zuwenden. Eine geringe Anzahl von Nationen wird das Bild bei Olympischen Spielen mit hohen Leistungen in einer Vielzahl von Sportarten prägen. Auf längere Sicht werden die USA, China und Russland führende Positionen sowohl bei den Winter- als auch bei den Sommerspielen beibehalten, dicht verfolgt von Ländern wie beispielsweise Japan, Australien, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich und Korea (sowie Kanada im Winter). Immer mehr (internationale) Wettkämpfe haben immer höhere Trainingsumfänge und -intensitäten mit immer geringeren Regenerationszeiten zur Folge und führen letztlich neben Zeitknappheit zu bedenklicher physischer, psychischer und sozialer Belastung. Gegenüber anderen führenden Spitzensportnationen besteht in der Schweiz ein deutlicher Rückstand in einer insgesamt vergleichsweise gering ausgeprägten Kultur der Leistung als Wert und der Leistungseliten im Sport- und Bildungssystem und in unserer Gesellschaft insgesamt. Swiss Olympic und seine Mitgliederverbände müssen sich im Rahmen ihrer öffentlichen Wirkungsmöglichkeiten vermehrt für die Stärkung einer klaren Leistungskultur in unserer Gesellschaft, im Sport- und Bildungssystem und für die Ausbildung von Leistungseliten einsetzen. Die Sicherung eines hohen Niveaus der Belastbarkeit rückt in den Vordergrund. Spezifische Trainingslehrgänge innerhalb eines Jahreszyklus sowie die verstärkte Nutzung sportwissenschaftlicher Begleitmassnahmen sind deshalb unverzichtbar. Parallel dazu muss die technische und taktische Schulung mit Hilfe von modernster Informationstechnologie gewährleistet werden. Externe Einflüsse – wie z.B. die von Managern und Sponsoren – verändern die Anforderungen an die nationalen Verbände und können mittelfristig deren Stellung im Gesamtsystem des Nachwuchsleistungs- und Spitzensportsystems gefährden. Eine zunehmende Professionalisierung erfordert dringend strukturelle Weiterentwicklungen innerhalb der nationalen Verbände unter dem Aspekt der Erschliessung neuer Dienstleistungsfelder und den Einsatz von qualifiziertem, hauptamtlichem Personal im Nachwuchsleistungs- und Spitzensportbereich. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 18
Den Athleten aus medienträchtigen und hochprofessionalisierten Sportarten bieten sich gute persön- liche und wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Demgegenüber stehen die am Existenzminimum kämpfenden Athleten jener Sportarten, die aus Sicht der Medien wenig telegen und somit weitgehend unbeachtet sind. Wir benötigen deshalb langfristig ein Umverteilungssystem: Basis einer solchen Regelung ist der Grundsatz, dass die Spitzenverdiener unter den Athleten einen Teil der Leistungen, die sie durch das Sportsystem empfangen haben und die ihre temporären Erwerbschancen als Sportler bedingten und förderten, der Gemeinschaft in angemessener Weise wieder zukommen lassen. Die Anforderungen an die Trainings- und Wettkampfsteuerung wachsen stetig. Somit muss die sportwissenschaftliche Forschung/Betreuung durch eine weitere Effizienzsteigerung angehoben werden. Zu den weiteren wesentlichen Grundlagen für ein hoch qualifiziertes Training zählen viele, gute Sportstätten auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene. Für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports wird es von zentraler Bedeutung sein, dass die Sportanlagen für das Vereins- und Verbandstraining kostenfrei/-günstig und im erforderlichen Zeitrahmen benützt werden können. Erfolgreiche Sportnationen verfügen über vernetzte Kommunikations- und Informationssysteme zur Speicherung und zum schnellen Austausch von Erfahrungen und Expertenwissen. In den Sportlehrer-Ausbildungen und im Schulsport wird das Segment „Wettkampf- und Leistungssport“ immer weiter in den Hintergrund gedrängt und ist somit insgesamt unterrepräsentiert. Traditionsreiche Schulsportarten wie Leichtathletik, Turnen und Schwimmen werden weniger ausgeübt, womit wichtige Impulse für die Basissportarten und somit auch für viele andere Sportarten teils entfallen. Aufgrund der demographischen Entwicklung (sinkende Kinderzahlen), immer mehr konkurrierender Freizeitangebote, steigender schulischer Zeitanforderungen, des Wettbewerbs der Sportarten um die Talente und des immer früheren Einstiegs in und damit Ausstiegs aus dem Sportverein gibt es insgesamt weniger Jugendliche im Leistungssport. Deshalb müssen mit gezielten Massnahmen mehr Talente für ein leistungsorientiertes Engagement im Sportverein gewonnen und im Sinne der Talententwicklung dauerhaft im Leistungssport gebunden werden. Die Talentsuche ist zu verbessern, u.a. in Form ergänzender Talent-Scouts und Kooperationen zwischen den Sportarten. Die Vermehrung internationaler Schüler-, Jugend- und Juniorenwettkämpfe und ihre Aufwertung muss sehr kritisch betrachtet werden. Keinesfalls darf diese Entwicklung im Nachwuchstraining zu einer forcierten frühzeitigen Spezialisierung führen. Aus Analysen erfolgreicher Nachwuchsförderungssysteme geht hervor, dass folgende Förderprinzipien und Systemkomponenten für erfolgreiche Karrieren im Spitzensport charakteristisch sind: Systematische Talentsuche, -selektion und -förderung / Qualifizierung der Traineraus- und -weiterbildung / Gezielter Einsatz von (semi)professionell tätigen Nachwuchstrainern / Dichtes Netz an qualitativ guten Trainingszentren / Effiziente Rahmenbedingungen zur Bewältigung der Doppelbelastung von Leistungssport und Schule/Ausbildung / Gute soziale Betreuung und Karriereplanung / Gute sportwissenschaftliche und sportmedizinische Beratung und Betreuung Leistungsauffälligkeit im Jugend- und vor allem im Juniorenalter ist eine notwendige, aber keineswegs eine hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche Entwicklung sportlicher Spitzenleistungen mit internationalem Niveau. Sind Sportler aber im Juniorenalter nicht leistungsauffällig, drohen nahezu regelhaft Motivationsverlust, die Ausgrenzung von notwendigen Fördervoraussetzungen und damit letztlich der Ausstieg aus dem leistungsorientierten Training. Ein hohes Niveau der Leistungsfähigkeit im Jugend- und Juniorenbereich muss vielseitig vorbereitet sein. Wege für „Spät- oder Quereinsteiger“ eröffnen sich dann, wenn bereits eine solide sportliche Grundausbildung in einer anderen Sportart absolviert wurde. «Spitzensport-Konzept Schweiz» 19
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