SPRINT: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden? - Deutsche ...

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SPRINT: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden? - Deutsche ...
SPRINT: Wie tief soll der
                 Blutdruck gesenkt werden?
                         Interview mit Prof. Dr. med. Heribert Schunkert
    Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München

Im letzten November ist eine große wissen-           Koch-Instituts 2013 gezeigt, dass mehr als
schaftliche Studie zur Blutdrucktherapie             70 % der jungen Männer unter 30 mit erhöh-
erschienen, die Aufsehen erregte: SPRINT             ten Blutdruckwerten davon nichts wussten.
(Randomized Trial of Intensive versus Stan-          Sie schlittern deshalb unbehandelt in eine
dard Blood-Pressure Control, NEJM, Novem-            gefährliche Krankheitskarriere hinein.
ber 2015). Aus dieser Studie wurde abgeleitet,
dass es am besten sei, den Blutdruck auf unter     Wenn man mit Bluthochdruck zum Arzt geht,
120 mmHg zu senken. Das löste eine leb­hafte       wird einem dann geholfen?
Diskussion unter Fachleuten und eine große
Unruhe bei Patienten aus.                          ■■ Im Prinzip ja. Es erfordert allerdings einen
Denn seit Jahrzehnten liegt der Zielwert für die      großen Einsatz von Arzt und Patient, die ein
Blutdruckbehandlung bei unter 140 mmHg (sys-          gutes Team bilden müssen, um erfolgreich zu
tolischer/oberer Wert) und 90 mmHg (diastoli-         sein.
scher/unterer Wert). Viele Patienten erreichen
dieses Ziel nur mit Mühe oder gar nicht. Schlim-   Was sind die Voraussetzungen für eine erfolg-
mer noch: Millionen laufen herum, ohne behan-      reiche Blutdruckbehandlung?
delt zu werden, obwohl sich herumgesprochen
hat, dass Bluthochdruck katastrophale Folgen       ■■ Der Arzt muss sich auf den Patienten und
hat: Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwä-            seine persönliche Situation einlassen. Er
che, Nierenschädigung, Herzrhythmusstörun-            muss den Patienten oft dazu bringen, den
gen. Wie erklärt sich, dass die Behandlung des        Lebensstil zu ändern, Übergewicht abzubau-
hohen Blutdrucks auch in Deutschland immer            en, sich gesund zu ernähren, sich regelmäßig
noch im Argen liegt?                                  zu bewegen, zu lernen, mit Stress umzuge-
                                                      hen. Der Patient darf, wenn Nebenwirkungen
■■ Das Problem ist vielschichtig. Der Bluthoch-       auftreten, die Therapie nicht einfach abbre-
   druck ist sehr häufig anzutreffen. Aus Sicht       chen, sondern sollte zum Arzt gehen und sich
   des Arztes ist es eine Sisyphusarbeit, das         andere Medikamente geben lassen. All dies
   Problem bei den vielen Patienten in den Griff      erfordert eine hohe Motivation vom Patienten
   zu bekommen. Dabei macht man sich auch             wie vom Arzt.
   nicht beliebt: Medikamente, Gewichtsabnah-
   me und regelmäßige körperliche Aktivität        Diese idealen Voraussetzungen sind in unse-
   kommen nicht immer gut an. Die Pa­tienten       ren überfüllten Arztpraxen nicht oft gegeben,
   denken: Warum all dies, wo ich doch gar         sodass es kein Wunder ist, dass viele Patienten
   keine Beschwerden habe? Solange man sich        unzureichend therapiert sind.
   wohlfühlt – das ist bei Bluthochdruck lange
   der Fall – geht man nicht zum Arzt. Den         ■■ Ja, die große Aufgabe, die zunächst vor
   Blutdruck messen zu lassen oder selbst zu          uns liegt, ist, das Gros der Patienten unter
   messen, kommt einem nicht in den Sinn. Zum         140/90 mmHg zu bringen, bevor wir darange-
   Beispiel hat eine Untersuchung des Robert          hen, den Blutdruck von Patienten, der schon

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bei 140 mmHg liegt, auf 120 mmHg weiter zu        geteilt. Gruppe I sollte so intensiv behan-
  senken. Trotzdem: Die SPRINT-Studie zeigt,        delt werden, dass ein systolischer Blutdruck
  dass eine weitere Senkung des Blutdrucks          unter 120 mmHg erreicht werden sollte. Bei
  auf unter 120 mmHg bei geeigneten Patienten       der Gruppe II richtete sich die Therapie
  beeindruckende Erfolge bringt.                    nach dem Standardwert: unter 140 mmHg. In
                                                    beiden Gruppen lag der Blutdruck der Pati-
Wie kam SPRINT zu den beeindruckenden               enten zu Beginn der Studie im Durchschnitt
Ergebnissen? Können Sie uns die Erkenntnisse,       bei 139,7 mmHg, nur bei 34 % lag der Blut-
die sich aus der Studie ergeben, schildern?         druck über 145 mmHg.

■■ Die SPRINT-Studie zeichnet sich dadurch aus,   Alle Patienten in der Studie hatten ein erhöhtes
   dass sie nicht wie die meisten medizinischen   Herz-Kreislauf-Risiko. Welche Risiken waren
   Studien durch die Pharmaindustrie finanziert   das?
   wurde, sondern von den National Institutes
   of Health der USA.                             ■■ Die Risiken waren in der Hauptsache vom
   9 361 Personen über 50 (darunter 3 332            Alter und vom Bluthochdruck geprägt. Als
   Frauen), Durchschnittsalter 67,9, mit einem       Risikofaktor galt Alter über 75 Jahre, eine
   systolischen Blutdruck über 130 mmHg              geschädigte Nierenfunktion, nur 16,7 % hatten
   und einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko          bereits eine manifeste Herz-Kreislauf-Erkran-
   nahmen an SPRINT teil. Die meisten (91 %)         kung. Patienten mit Diabetes, mit Schlaganfall
   hatten sich bereits einer Blutdrucktherapie       in der Vorgeschichte, schweren Nierener-
   mit Medikamenten unterzogen. Nach dem             krankungen wie Glomerulonephritis, Pati-
   Zufallsprinzip wurden sie in zwei Gruppen         enten mit einer Auswurffraktion des Herzens

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unter 35 % waren von der Studie ausgeschlos-     ■■ Ja, die Zahl ernster Nebenwirkungen lag zwar
    sen. Die meisten Patienten waren also relativ       insgesamt sehr niedrig, wurde aber durch
    gesund und fühlten sich auch so.                    die intensive Therapie erhöht: zu tiefer Blut-
                                                        druck, Ohnmachtsanfälle, allerdings ohne
Was waren die Ergebnisse der intensiven The-            schlimme Sturzfolgen, vor allem Störun-
rapie?                                                  gen des Salz- bzw. Elektrolythaushalts. Die
                                                        wichtigsten Elektrolyte Natrium und Kalium
■■ Nach 3,26 Jahren wurde die Studie abge-              waren häufiger in der intensiv behandelten
   brochen, weil in der intensiv behandelten            Gruppe durcheinandergeraten, was für Herz
   Gruppe deutlich weniger Herzschwäche,                und Nieren sehr problematisch werden kann.
   deutlich weniger Todesfälle, auch weniger            Ein weiteres Problem ist auch die deutliche
   Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankun-           Verschlechterung der Nierenwerte bei
   gen auftraten. Schlaganfälle und Herzinfark-         einzelnen Patienten, von der
   te waren tendenziell weniger häufig. Herz-           man noch nicht weiß, wie
   schwäche trat in der intensiv behandelten            gefährlich sie werden kann.
   Gruppe bei 62 Patienten (1,3 %) auf, vergli-         Jedenfalls sind bei intensiv
   chen mit 100 (2,1 %) in der Kontrollgruppe,          behandelten Blutdruckpa-
   Herztod bei 37 (0,8 %) gegenüber 65 (1,4 %).         tienten enge Kontrollen,
   Insgesamt starben 155 (3,3 %) Patienten bei          auch wegen der Nieren-
   der intensivierten Behandlung, 210 (4,5 %)           werte, notwendig.
   in der Standardgruppe. Allerdings: Durch die
   Blutdrucktherapie allein lässt sich die niedri-   Da stellt sich eine wichti-
   gere Gesamtsterblichkeit nicht erklären.          ge Frage: Wie gut kann
   In der Standardgruppe nahmen die Patienten        im heutigen Praxis­
   durchschnittlich 1,8 verschiedene blutdruck-      alltag     der    Patient
   senkende Medikamente ein, in der Intensiv-        betreut werden? Die
   gruppe 2,8. Dabei benötigten 31 % zwei, 32 %      Bedingungen,        unter
   drei und 24 % vier oder mehr Medikamente,         denen die Studie durch-
   um das niedrigere Blutdruckziel zu erreichen.     geführt wurde, waren
   Am häufigsten wurden ACE-Hemmer und               sehr speziell, man kann
   Sartane verordnet (77 %), gefolgt von Diure-      sagen traumhaft. Jeden-
   tika (67 %), Calciumantagonisten (57 %) und       falls waren sie von der
   Betablockern (41 %).                              Realität unserer Arztpra-
   Zu den Diuretika (Entwässerungsmittel) ist        xen weit entfernt. Das fängt
   anzumerken: Das in Amerika meist verord-          schon mit der Blutdruckmes-
   nete Chlortalidon wirkt länger und hat in         sung an.
   wissenschaftlichen Studien besser abge-
   schnitten als HCT (Hydrochlorothiazid), das       ■■ Bei einem so ehrgeizigen Ziel
   in Deutschland am häufigsten verordnet wird.         muss man den Blutdruck sehr
   Auch in der SPRINT-Studie wurden die Ärzte           genau messen. Baut man die
   ausdrücklich auf Chlortalidon hingewiesen.           Therapie auf einem falsch gemesse-
   Hierzulande könnte eine häufigere Verord-            nen Wert auf, geht es schief. Die Studie
   nung von Chlortalidon für Patienten hilfreich        war darauf angelegt, dass die Messung
   sein.                                                durchgeführt wird, wenn der Patient völlig
                                                        entspannt ist: Er blieb fünf Minuten in Ruhe
Niemand bestreitet, dass die Ergebnisse von             sitzen, dann wurde der Blutdruck mit einem
SPRINT beeindruckend sind. Aber diese Ergeb-            automatischen Messgerät dreimal gemessen.
nisse haben ihren Preis.                                Aus Erfahrung weiß man: Wenn man den

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Blutdruck mehrmals hintereinander misst,
               ist der Blutdruck in der zweiten oder dritten
               Messung niedriger.

            In unseren Arztpraxen geht es anders zu. Dort
            ist eine einzige, schnelle Messung üblich.

            ■■ Dann wird der Blutdruck zwischen 5 und
               20 mmHg höher sein als in SPRINT. Richtet
               man sich danach, besteht die Gefahr, dass der
               Blutdruck zu tief gesenkt wird, wenn man die
               Werte von 120 mmHg systolisch anstrebt, mit
               der Folge: mehr Nebenwirkungen.
               Aber dieses Problem lässt sich lösen. Eine
               Langzeitblutdruckmessung könnte hilfreich
               sein. Wenn der Patient selbst den Blutdruck
               zu Hause misst und aufschreibt oder sein
               Gerät die Blutdruckwerte fortlaufend doku-
               mentiert, könnte die Messung so gut sein wie
               in der Studiensituation.

            Noch schwieriger ist das Problem der Kontrol-
            len.

             ■■     Die Patienten wurden in der Studie sorg-
               fältig überwacht. In den ersten drei Monaten
                suchten sie alle vier Wochen den Arzt auf,
                  dann alle drei Monate. Die Laborwerte
                   wurden alle drei Monate kontrolliert. Der
                   Arzt konnte zeitnah Über- und Unterdo-
                   sierungen steuern und auf Nebenwirkun-
                    gen schnell reagieren.
                     Es verging ein Jahr, bis im Durchschnitt
                     in der intensiv behandelten Gruppe der
                      endgültige systolische Blutdruckwert
                      von 121 mmHg erreicht wurde. Trotz
                      aller Bemühungen gelang es nicht,
                      den durchschnittlichen Blutdruck
                      unter 120 mmHg zu senken. Das zeigt,
                     wie schwierig es ist, diesen Zielwert zu
                   erreichen.
                 Ohne die engen Kontrollen wären sicher
              mehr und schwerere Nebenwirkungen
              aufgetreten. Es ist schwierig, unter den heuti-

Bluthochdruck: Man sieht
ihn nicht, man spürt ihn
nicht!

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gen Bedingungen in den Arztpraxen so enge            diastolischem Wert unter 60 mmHg kann für
    Kontrollen zu realisieren.                           den Patienten mit koronarer Herzkrankheit
    Trotzdem: SPRINT gibt der Blutdruckthera-            problematisch werden.
    pie wertvolle Impulse. Hoch motivierte Ärzte
    und Patienten sind ja nicht so selten. Es gibt     Warum?
    Patienten, die alles daransetzen, ihr Risiko für
    Herzinfarkt, Schlaganfall, Herztod zu mini-        ■■ In den Herzkranzgefäßen findet die Durch-
    mieren, und es gibt Ärzte, die sich dieser            blutung in der Diastole statt, also in der
    Aufgabe engagiert widmen.                             Phase, wenn das Herz sich wieder mit Blut
                                                          füllt. Wenn der systolische Blutdruck unter
Für welche Patienten kommt eine intensive                 120 mmHg gesenkt wird, kann der diastoli-
Blutdrucksenkung infrage?                                 sche Druck bei Gefäßkranken stark abfallen.
                                                          Wenn dann Engstellen in den Herzkranzgefä-
■■ Zunächst sind es Patienten über 50 mit leicht          ßen vorliegen, kann dahinter der Druck noch
   erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko, wie sie an             niedriger liegen und damit die Durchblutung
   der Studie teilnahmen. Weiter kann man                 noch geringer ausfallen. Da muss man sehr
   aus den Ergebnissen der Studie den Schluss             aufpassen. Vor allem bei alten Patienten ist
   ziehen: Je jünger und gesünder ein Hoch-               die Spanne zwischen systolischem (oberem)
   druckpatient ist, desto näher sollte er an             und diastolischem (unterem) Blutdruck oft
   120 mmHg herangeführt werden.                          sehr groß. Bei einer Senkung des systolischen
   Wenn eine junge Frau oder ein junger Mann              Blutdrucks auf 120 mmHg kann dann der
   mit einem Blutdruck von 140 mmHg zu mir                diastolische Blutdruck zu sehr in den Keller
   kommt, sage ich: „Da ist mehr drin.“ Denn bei          gehen.
   jungen Menschen akkumuliert sich im Lauf
   der Jahre der Schaden, den der Bluthoch-            Nochmal zurück zu den Problemen alter Men-
   druck in den Organen anrichtet. Das lässt sich      schen.
   durch eine intensivierte Blutdrucktherapie
   vermeiden. Es müssen nicht immer Medika-            ■■ In längst vergangenen Zeiten gab es die
   mente sein. Durch Lebensstiländerung, durch            Faustregel: Der Blutdruck sollte auf 100 plus
   gesunde Ernährung, körperliche Aktivität,              Lebensalter eingestellt werden. Das ist längst
   wenig Salz, wenig Alkohol kann der Blut-               widerlegt. Es ist nachgewiesen, dass auch alte
   druck um 10 mmHg gesenkt werden. Zusätz-               Menschen erheblich von der Senkung des
   lich lässt sich die Behandlung mit Medika-             hohen Blutdrucks profitieren. Bei der Blut-
   menten intensivieren.                                  druckbehandlung sollte man bei jedem alten
   Allerdings: Bei Patienten in höherem Lebens-           Menschen sorgfältig darauf achten, inwie-
   alter und mit Begleiterkrankungen muss man             weit seine körperliche und mentale Verfas-
   genau hinsehen, damit man mit der Blut-                sung es erlaubt, den Zielwert zu erreichen.
   druckbehandlung nicht über das Ziel hinaus-            Das müssen in jedem einzelnen Fall Arzt und
   schießt.                                               Patient gemeinsam entscheiden. Ein solches
                                                          Vorgehen entspricht auch den Empfehlungen
Wie behandeln Sie Hochdruckpatienten, die                 der europäischen Leitlinien zur Blutdruck­
zugleich an koronarer Herzkrankheit leiden?               therapie (2013).

■■ Mit diesen Patienten sollte man vorsichtig          Die Blutdrucktherapie kann auch bei jünge-
   umgehen, besonders wenn sie älter sind.             ren Patienten schwierig sein. Ein Beispiel, das
   Nach meiner Einschätzung sollte für sie             Professor Erland Erdmann in dieser Zeitschrift
   der alte systolische Zielwert gelten: unter         berichtet hat: Eine 57-jährige Journalistin litt
   140 mmHg. Eine zu drastische Senkung mit            unter einem sehr hohen Blutdruck, der unter

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Stress häufig über 180 mmHg lag. Sie war mit              hohen Blutdruck erheblich zu senken, z. B.
mehreren Risikofaktoren belastet. Prof. Erd-              auf unter 140/90 mmHg, ist die Gefährdung
mann senkte in einem monatelangen Prozess                 in großem Maße ausgeschaltet. Eine weitere
ihren Blutdruck ganz langsam mit mehreren                 Senkung bringt eine Verbesserung, aber die
Medikamenten und langsam steigenden Dosie-                ist vergleichsweise relativ klein. Mit einem
rungen. Trotzdem war nur ein Blutdruck von                erheblich gesenkten Blutdruck sind die Pati-
141/86 mmHg zu erreichen. „Noch mehr Medi-                enten, auch wenn sie die 120 mmHg nicht
kamente, noch höhere Dosierungen“, so berich-             erreichen können, auf jeden Fall Gewinner
tete Prof. Erdmann, „mussten wir vermeiden,               der Blutdrucktherapie.
weil sonst die Lebensqualität verloren gegan-
gen wäre.“                                                                   Interview: Dr. Irene Oswalt

■■ Ein Fall, wie er immer wieder vorkommen
   kann. Blutdruckeinstellung ist eine individu-
   elle Angelegenheit. Man kann den Patienten
   vor unnötigen Nebenwirkungen schützen,
   wenn man den Blutdruck langsam senkt,
   damit sich der Organismus und vor allem das
   Gehirn an den niedrigeren Druck gewöhnen                       Erhöhter Blutdruck:
   können. Wenn Medikamente schlecht vertra-                 Das sollten Betroffene wissen
   gen werden, kann man sie austauschen. Aber           Wie messe ich meinen Blutdruck richtig? Wie
   schließlich muss es dem Patienten so gut             kann man die erhöhten Blutdruckwerte mit
   gehen wie vor der Blutdrucktherapie. Zusätz-         der Ernährung verringern? Wie mit regelmä-
   lich hat er das gute Gefühl, dass die Medi-          ßiger Bewegung senken? Was muss man über
   kamente ihn vor gesundheitlichen Katastro-           die Nebenwirkungen von Blutdruckmedi-
   phen schützen können.                                kamenten wissen? Wichtige Informationen
   Fühlt sich ein Patient durch die Medikamen-          dazu gibt der Bluthochdruck-Sonderband der
   te beeinträchtigt, kann die Blutdrucktherapie        Deutschen Herzstiftung, der von namhaften
   auf lange Sicht nicht erfolgreich sein.              Herzexperten     für     Menschen mit Blut-
                                                        hochdruck in allge-
Von der intensiven Blutdrucksenkung, wie                meinverständlicher
sie in der SPRINT-Studie durchgeführt wurde,            Sprache     verfasst
können viele profitieren. Aber was wird aus             wurde.
den Patienten, die nur mühsam oder gar
nicht den jetzt geltenden Zielwert von unter
140/90 mmHg erreichen? Resignieren sie und
vernachlässigen sie ihre Therapie, weil das Ziel
120 mmHg so weit entfernt ist, dass sie keine
Chance haben, es je zu erreichen?

■■ Das darf nicht passieren. Der Arzt muss
   seinem Patienten einen einfachen, aber wich-
   tigen Zusammenhang klarmachen: Je höher
   der Blutdruck ist, desto höher ist die Gefähr-
   dung. Das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall,   Tipp: Sie können den Sonderband
   Herzschwäche, Herztod steigt nicht nur mit        auch bequem online bestellen:
   der Höhe des Blutdrucks, sondern es steigt
   überproportional. Wenn es gelingt, einen          http://www.herzstiftung.de/bhd-band

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