Stadt, Land, Schiene 15 Beispiele erfolgreicher Bahnen im Nahverkehr
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur . . . . . . . 4 Einleitung 15 Bahnen – ein Rezept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Usedomer Bäderbahn Bahnreform: Regionalisierung und Wettbewerb . . . . . . . . . . 5 (+ 1153%) S. 20/21 nordbahn Regionalisierungsmittel: Die Länder bestellen . . . . . . . . . . . 6 (+ 267%) S. 34/35 Wandel der Mobilitätsstile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Vorteile für Umwelt und Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Die Qual der Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 S-Bahn Hamburg Heidekrautbahn Die Bahnen Schönbuchbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 (+ 57%) S. 16/17 (+ 134%) S. 12/13 Paartalbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Euregio-Bahn metronom Heidekrautbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 (+ 92%) S. 24/25 (+ 89%) S. 22/23 RE 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 S-Bahn Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 RE 1 (+ 463%) S. 14/15 Taunusbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Regiobahn (+ 4412%)26/27 Usedomer Bäderbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 metronom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Zschopautalbahn Euregio-Bahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 (+ 99%) S. 32/33 Regiobahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Taunusbahn (+ 633%) S. 18/19 Albtal-Verkehrs-Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Saarbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Elster Saale Bahn Saarbahn (+ 41%) S. 36/37 Zschopautalbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 (+ 88%) S. 30/31 nordbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Albtal-Verkehrs-Gesellschaft Elster Saale Bahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 (+ 38%) S. 28/29 Die Allianz pro Schiene e.V. und ihre Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Die Fördermitglieder der Allianz pro Schiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Paartalbahn Schönbuchbahn (+ 72%) S. 10/11 (+ 300%) S. 8/9 IMPRESSUM Herausgeber Allianz pro Schiene e.V. | Reinhardtstr. 31 | 10117 Berlin T +49.30. 24 62 599-0 | F +49.30. 24 62 599-29 M info@allianz-pro-schiene.de | W allianz-pro-schiene.de Inhalt Dr. Barbara Mauersberg, Allianz pro Schiene e.V. Redaktion Dr. Andreas Geißler, Allianz pro Schiene e.V. Jolanta Skalska, Allianz pro Schiene e.V. Gestaltung Luecken-Design.de, Berlin Foto Titelseite M. Mazuryk (fotolia.com) Bildbearbeitung: Norbert Lücken Karten DB Netz AG, Technologiemanagement, Infrastruktur- und Geodaten I.NVT 52 (V) Stand 4. Auflage, Mai 2015 V.i.S.d.P. Dirk Flege, Geschäftsführer, Allianz pro Schiene e.V. Gedruckt auf 100% Altpapier 2 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 3
VORWORT EINLEITUNG Vorwort des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur 15 Bahnen – ein Rezept Es geht voran mit der Schiene. Immer mehr Menschen Allianz pro Schiene mit der Broschüre „Stadt, Land, in Deutschland nutzen die Eisenbahn als Verkehrsmit- Schiene“ auch im Jahr 2015 wieder ausgelotet. Am tel. Insbesondere der Schienenpersonennahverkehr Beispiel von 15 erfolgreichen Regionalbahnen schrei- – kurz SPNV – erlebt seit Mitte der 1990er Jahre eine ben wir ein Stück Eisenbahngeschichte und zeigen, Renaissance mit stetig wachsender Nachfrage. Noch wie Bürgerinitiativen, Politiker, engagierte Eisenbahner in den 90er Jahren waren viele Regionalstrecken in bei der DB und anderen Bahnen sowie Aufgabenträ- Deutschland von der Stilllegung bedroht, doch dann ger mitgemischt haben. Am Ende steht eine einfache kam mit der Bahnreform die Wende. Die Bürger sollten Einsicht: Der Erfolg hat viele Väter, doch ein gemein- als Teil der Daseinsvorsorge wieder einen modernen Ei- sames Grundrezept ist erkennbar: Investitionen in die senbahnverkehr bekommen – in der Stadt und auf dem Infrastruktur, ein dichter Fahrplan, gute Anschlüsse, © Bundesregierung / Kugler Land. hochwertige Fahrzeuge, einfache Tarife, Kundenorien- tierung und regionale Verwurzelung des Unternehmens Wo in den letzten Jahren neue Fahrgastmagneten ent- – das sind die wiederkehrenden Zutaten für einen er- standen sind und wie das Erfolgsrezept für sagenhafte folgreichen Schienenverkehr. Fahrgastzuwächse in wenigen Jahren lautet, hat die Bahnreform: Regionalisierung und Wettbewerb Liebe Leserinnen und Leser, ständig steigende Fahrgastzahlen belegen: Der Schienenverkehr in Deutschland ist attraktiv. Ge- Seit 1996 sind in Deutschland die Bundesländer für den folge von Bundes- und Reichsbahn angetreten hat- rade auch im Nah- und Regionalverkehr erfahren unsere Eisenbahnen eine stetig wachsende regionalen Schienenverkehr verantwortlich. Nach dem te, haben inzwischen andere Unternehmen, wie z.B. Nachfrage. Die Vorzüge der Schiene überzeugen: Sicherheit, Umweltfreundlichkeit, Schnelligkeit, „Besteller-Ersteller-System“ legen die Länder fest, wie Transdev, BeNEX, Netinera, die Hessische Landesbahn, Komfort und Wirtschaftlichkeit. Der Bahnverkehr ist ein wichtiges Rückgrat nachhaltiger und bür- der Schienennahverkehr für die Bürger aussehen soll. die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, Keolis, Abellio oder gerfreundlicher Mobilität. Mehrere Transportunternehmen können sich in wett- die E rfurter Bahn, mehr als ein Viertel der Zugkilometer Die aktualisierte Broschüre „Stadt, Land, Schiene“ zeigt dies anhand ausgewählter Beispiele. Sie bewerblichen Verfahren um einen Auftrag bewerben. im Regionalverkehr erobert. Regionalisierung, gesicher- unterstreichen, was den Erfolg des Nah- und Regionalverkehrs auf der Schiene ausmacht: starke Die Bahnwelt ist dadurch deutlich bunter geworden. te Finanzierung und Wettbewerb haben dem Schienen- Investitionen in Infrastruktur und moderne Fahrzeuge, ein dichter und regelmäßiger Taktfahrplan, Waren anfangs fast ausschließlich Regionalzüge der nahverkehr gut getan und in Deutschland seine Renais- hohe Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Pünktlichkeit. Hinzu kommen durchgehende Verbindungen Deutschen Bahn AG unterwegs, die 1994 die Nach- sance begründet. sowie ein guter Service. Nicht zuletzt trägt dazu eine enge Verknüpfung mit dem öffentlichen Personennahverkehr, dem Schienenfernverkehr sowie dem Individualverkehr bei. Viele Betreiber bieten darüber hinaus attraktive Angebote für Freizeit und Tourismus. Mit innovativen Vernet- zungskonzepten leisten sie einen wichtigen Beitrag, um die Städte vor dem Verkehrskollaps zu bewahren und auch auf dem Land eine Mobilitätsalternative zum Straßenverkehr zu bieten. Die vorgestellten Erfolgsbeispiele aus allen Regionen Deutschlands belegen Breite und Vielfalt des Angebots. Es umfasst kurze und lange Strecken, sowohl S-Bahnen in Ballungszentren als auch Regionalbahnen in ländlichen Gebieten. Seine Beliebtheit zeigt: Die Menschen wünschen eine nachhaltige Mobilitätskultur, erwarten eine nutzerfreundliche Vernetzung und honorieren Ange- botsverbesserungen. Mit unserem politischen Dreiklang aus Investieren, Modernisieren und Digitalisieren werden wir die Attraktivität der Schiene weiter stärken und damit für noch mehr individuelle Freiheit bei der Wahl des Verkehrsmittels sorgen. Informationsangebote wie die vorliegende Neuauflage von „Stadt, Land, Schiene“ unterstützen uns dabei. Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine anregende Lektüre – und: Nutzen Sie die attraktive Vielfalt der Schienenverkehrsangebote! Alexander Dobrindt, MdB Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur 4 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 5
EINLEITUNG EINLEITUNG Regionalisierungsmittel: Die Länder bestellen Wandel der Mobilitätsstile Die Übertragung der Verantwortung für den regionalen Schienenpersonennahverkehr (ausgedrückt in Perso- Die Zeit unterwegs sinnvoll nutzen – dies ist immer timodaler und deutlich pragmatischer geworden, wie Schienenpersonenverkehr auf die Bundesländer konn- nenkilometern – Pkm) um rund 32 Prozent gestiegen mehr Menschen wichtig. Längst wissen auch Pkw-Be- das EU-Forschungsprojekt USEmobility gezeigt hat. Da- te nur gelingen, weil gleichzeitig eine neue Finanzie- – die Regionalisierungsmittel allerdings nur um 8,7 Pro- sitzer zu schätzen, dass sie im Zug lesen, arbeiten oder mit wird eine gute Verknüpfung der unterschiedlichen rungsgrundlage geschaffen wurde. Seit 1996 erhalten zent. einfach nur entspannen können. Es wäre in der Tat ein Verkehrsträger immer wichtiger. Dabei geht es um kur- die Bundesländer für den Nahverkehr jährlich die soge- Missverständnis zu glauben, der Schienenregionalver- ze Umsteigewege und -zeiten, um Park+Ride-Anlagen Dieses Missverhältnis droht inzwischen ernsthaft, die nannten „Regionalisierungsmittel“ vom Bund. Zweite kehr würde lediglich Nutzer anziehen, denen kein Pkw und Bike+Ride-Anlagen und um modere Auskunftssys- Erfolgsstory auszubremsen: Nach den Mittelkürzungen Finanzierungssäule sind die Fahrgeld-Einnahmen, die zur Verfügung steht. Vielmehr sind die Bürger bei der teme, die Informationen in Echtzeit bereitstellen. der Jahre 2006 bis 2008 mussten mancherorts Züge allein aber nicht ausreichen würden, um den regionalen Verkehrsmittelwahl in den letzten Jahren deutlich mul- gestrichen werden. Dringend notwendige Kapazitätser- Schienenverkehr insgesamt zu finanzieren. weiterungen lassen inzwischen auf sich warten, Ange- Der Erfolg der neuen Rahmenbedingungen und der botsausweitungen werden auf die lange Bank gescho- Konzepte vor Ort spricht für sich: Von 1996 bis 2013 ist in Deutschland die Zahl der Fahrgäste im regionalen ben. Das alles passt weder zur steigenden Nachfrage, noch zu den ambitionierten Klimaschutz- und Energie- Vorteile für Umwelt und Klima Schienenverkehr um über 60 Prozent gestiegen. Dies effizienzzielen Deutschlands. bedeutet, dass die Nachfrage deutlich stärker gestiegen Der öffentliche Verkehr bedeutet für die Bürger Freiheit CO2-Ausstoßes einsparen. Der weitgehend elektrisch Die Zeit drängt: Schon Ende 2014 stand eine Revision bei der Verkehrsmittelwahl: Er steht allen Bürgern of- betriebene Schienenverkehr bietet zudem bereits heute ist als das Zugangebot, das im gleichen Zeitraum ledig- des Regionalisierungsgesetzes an, mit der über die fen, auch denen, die für Beruf und Freizeit keinen Pkw die Möglichkeit, verstärkt auf regenerative Energiequel- lich um gut 27 Prozent ausgeweitet wurde. Der regio- Höhe der Regionalisierungsmittel in den kommenden nutzen können oder wollen. len zurückzugreifen. Der weitere Ausbau des Schie- nale Schienenverkehr ist damit heute besser ausgelastet Jahren entschieden wird. Nach Auffassung der Allianz nennahverkehrs würde also auch dazu beitragen, dass und daher deutlich effizienter. Der Erfolg bei den Fahr- Hinzu kommt: Wer den Zug anstelle des Pkw nutzen pro Schiene sollte jetzt die Chance genutzt werden, die Deutschland seine Ziele beim Klimaschutz erreichen gästen ist also zugleich auch ein wirtschaftlicher Erfolg. kann, spart Energie und schont die Umwelt. So lässt Weichen für eine Offensive zum Ausbau des Nahver- kann. Während Angebot und Nachfrage im Schienen per kehrs auf der Schiene zu stellen. sich schon jetzt pro Fahrt mehr als die Hälfte des sonen nahverkehr seit Mitte der 1990er Jahre stark Ein zukunftsfähiger Nahverkehr braucht eine solide gewachsen sind, war die Entwicklung bei den Regio- Die Qual der Wahl finanzielle Basis, die nicht nur das bestehende Ange- nalisierungsmitteln deutlich verhaltener. In den Jahren bot absichert, sondern auch erlaubt, auf die steigen- 2006 bis 2008 wurden sie sogar empfindlich gekürzt, de Nachfrage mit weiteren quantitativen und quali- bevor auf Basis des niedrigeren Niveaus wieder eine tativen Verbesserungen zu reagieren. Dies bedeutet, Die vorliegende vierte Auflage von „Stadt, Land, Schie- Unser Fazit ist trotz der Vielzahl der Beispiele ein einzi- jährliche „Dynamisierung“ einsetzte. dass eine deutliche Aufstockung der Mittel nötig ist. ne“ stellt insgesamt 15 Bahnen vor, die enorme Fahr- ges: Wo immer ein Angebot auf der Schiene neu ge- Die Entwicklung von Nachfrage und Finanzierung klafft Ebenso wichtig ist, dass langfristige Planungssicherheit gastzuwächse aufzuweisen haben. Bei der Auswahl schaffen oder nennenswert verbessert wurde, stiegen daher seit der Jahrtausendwende immer stärker ausein geschaffen und eine klare Zweckbindung der Mittel hatten wir keine starren Vorgaben, außer der einen, die Fahrgastzahlen sprunghaft an. Als ob die Bürger nur ander: Von 2000 bis 2013 ist die Verkehrsleistung im beibehalten werden. dass möglichst jedes Bundesflächenland vertreten sein darauf gewartet hätten, dass die Bahn endlich wieder sollte. Entsprechend schwer fiel uns die Wahl. Den An- zu ihnen kommt. spruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht, aber es Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre. Boom im Schienennahverkehr: kam uns darauf an, das breite Spektrum des regionalen Verkehrsleistung wächst Schienenverkehrs abzubilden. So wählten wir kurze und PS: Weitere Positiv-Beispiele erfolgreicher Bahnen fin- seit Jahren stark, + 31,9% lange Strecken, Bahnen in der Nähe von Ballungszent- den Sie in den PDF-Fassungen der 2. und 3. Auflage 150 % –– Regionalisierungsmittel SPNV-Verkehrsleistung1) ren und Flächenbahnen durch dünn besiedelte Gebiete. von „Stadt, Land, Schiene“, die im Bereich Publikatio- –– steigen deutlich langsamer Wir porträtieren Strecken, auf denen Züge des DB-Kon- nen unter www.allianz-pro-schiene.de zum Download –– bereit stehen. zerns unterwegs sind ebenso wie Bahnen anderer Be- –– + 8,7% treiber. So vielfältig wie die Unternehmen sind auch 1) in Mrd. Pkm p.a. –– Regionalisierungsmittel2) die Gruppen der Fahrgäste: Pendler, Touristen, Schüler, 2) in Mrd. € p.a. 100 % –– Gelegenheitsfahrer, sie alle haben unterschiedliche Be- Quelle: Statistisches Bundesamt, dürfnisse, auf die eine erfolgreiche Nahverkehrsbahn Regionalisierungsgesetz in der jeweiligen Fassung Jahr eingehen muss. 2000 2013 6 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 7
Schönbuchbahn Baden-Württemberg Dettenhausen – Böblingen © Allianz pro Schiene / Markus Wiest © Allianz pro Schiene / Markus Wiest Schön, schöner, Schönbuchbahn Fakten Betreiber: Leistung der Strecke Württembergische Eisenbahngesellschaft mbH, eine Tochter der Transdev GmbH E igentlich war auf der Strecke der Schönbuchbahn die letzte Messe Die Bahn verkehrt überwiegend im Halbstundentakt. Am Samstag und Sonntag Aufgabenträger: Geschichte schon gesungen. Im Jahr 1966 klingelte das Totenglöckchen für den im Stundentakt. Bei einer Streckenlänge von nur 17 km steigerte sich die Leis- Zweckverband Schönbuchbahn 1911 Erster Zugbetrieb auf der Strecke Böblingen – Personenverkehr zwischen Böblingen und Dettenhausen. Mehr als 20 tung der Schönbuchbahn auf rund 400.000 Zugkilometer in 2013. Die Strecke Infrastruktur: Dettenhausen. Jahre später sollte auch mit dem Güterverkehr Schluss sein. 1988 stellte die wird in konkurrenzfähigen 24 bzw. 25 Minuten bewältigt. Eine weitere Fahrzeit- WEG im Auftrag des 1966 Nach über 50 Jahren Betrieb wird der Schienen- Deutsche Bundesbahn einen offiziellen Stilllegungsantrag. Doch es kam an- verkürzung um 1 Minute wird geplant. Zweckverbands Schönbuchbahn personennahverkehr auf der Schönbuchbahn aufgegeben. ders. Wehrhafte Bürger nahmen den Kampf auf. Sie befreiten die Strecke ei- Streckenlänge: 17 km 1988 Die Deutsche Bundesbahn beantragt die Still- genhändig von Dornen und Gestrüpp und bekamen dabei tatkräftige Schüt- Fahrtzeit: 24 – 25 min legung auch für den Güterverkehr. Doch statt zenhilfe vom Landkreis Böblingen. Die überwucherten Gleise waren noch Fahrgastzahlen pro Tag einer Stilllegung zeigt der Landkreis Böblingen Prognose Taktung: Interesse an der Übernahme der Strecke. Zusam- zu retten, das „Bähnle“ sollte wiederbelebt werden. Für eine symbolische 10.000 Wochentags: Halbstundentakt (5:00 – 22:00) men mit dem Landkreis Tübingen gründet er am D-Mark kaufte der eigens gegründete Zweckverband Schönbuchbahn die In- und Stundentakt (22:00 – 1:00) 21.12.1993 den Zweckverband Schönbuchbahn. frastruktur von der damaligen Bundesbahn und brachte sie auf einen moder- Samstag: Halbstundentakt (8:00 bis 16:00) und 1993 übernimmt dieser die Infrastruktur für den Stundentakt (6:00 – 8:00 sowie 16:00 – 1:00) symbolischen Kaufpreis von 1 D-Mark. Nach dem nen Stand. Die Fahrgäste? Sie kamen in Scharen. Und der Zustrom wächst bis heute jedes Jahr. Kein Wunder, dass diese auferstandene Schönheit ehrgeizi- Sonntag: Stundentakt (8:00 – 23:00) umfassenden Streckenausbau bekommt die WEG den Zuschlag für den Betrieb. ge Pläne hegt: 10.000 Fahrgäste pro Tag könnten durch Elektrifizierung und Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h 8.000 1996 Am 2. Dezember Aufnahme des Verkehrs auf der einen Viertelstundentakt gewonnen werden, verspricht eine Prognose für die Strecke mit 4 Triebwagen. Zugkilometer: 400.000 km/Jahr (2013) 2001 werden 2 weitere Triebwagen gekauft, um die Schönbuchbahn. Gut möglich, dass diese Vision auch noch Wirklichkeit wird. Fahrzeug: wachsenden Fahrgastzahlen bewältigen zu kön- nen. Für die nun mögliche Dreifachtraktion (drei Fahrgastrekorde lassen die Wagenhalle wachsen en t Regio-Shuttle RS1 von Adtranz /Stadler Triebwagen zusammengekoppelt zu einem Zug) oz müssen die Bahnsteige verlängert werden. Nachdem die Strecke 30 Jahre lang nicht befahren worden war, wirkten Prog- 6.000 00 Pr Kontakt 2003 wird die Strecke vom 26. Juli bis zum 7. Septem- 3 nosen, die von 2.500 Fahrgästen pro Tag ausgingen, äußerst wagemutig. Die + ber gründlich modernisiert und die Betriebshalle in Dettenhausen verlängert, um die neuen Trieb- tägliche Busverbindung, die seit den 60er Jahren die Schönbuchbahn ersetzt wagen unterstellen zu können. hatte, kam zwar nur auf 2.000 tägliche Nutzer, doch die Gründer hatten eben 2007 Weitere Investionen in die Infrastruktur: Die große Hoffnungen. Die Wirklichkeit stellte ihre Kühnheit jedoch in den Schat- Andreas Wiedmann 4.000 bis Nachrüstung der Bahnübergangssicherung und Geschäftsführer 2012 Signaltechnik ist 2009 abgeschlossen, bis 2012 ten. Bereits am ersten Betriebstag, dem 2. Dezember 1996, bestiegen 3.740 Landratsamt Böblingen erneuert der Zweckverband einige Bahnsteige. Fahrgäste das „Bähnle“, 14 Tage später waren es schon 4.090 Personen. Böblingen wird barrierefrei. Zweckverband Schönbuchbahn Damit hatten sich die Fahrgastzahlen nur durch die Umstellung des Angebots Parkstraße 16 | 71034 Böblingen 2012 Antrag für die Elektrifizierung der Strecke mit Taktverdichtung zum 15-Minuten Takt in den von Bus auf Schiene aus dem Stand verdoppelt. Aber auch in den folgenden M: a.wiedmann@lrabb.de 2.000 Hauptverkehrszeiten, was die Fahrzeit auf 22 17 Jahren hat der Reiz der Schönbuchbahn nicht nachgelassen: Im Jahr 2013 Jens-Ulrich Beck (Prokurist) Minuten verkürzen würde. fuhren bis zu 8.000 Fahrgäste pro Tag zwischen Dettenhausen und Böblin- Württembergische Eisenbahngesellschaft 2014 2 weitere Triebzüge verkehren zu Stoßzeiten in 2.000 2.500 4.090 5.060 5.820 6.380 6.968 7.340 7.650 8.000 8.800 9.800 Dreifachtraktion. Dettenhausen erhält eine zweite gen. Zusätzliche Fahrzeuge mussten beschafft werden und die Wagenhalle Seewiesenstraße 19 – 23 | 71334 Waiblingen Bahnsteigkante zum überschlagenden Wenden. wurde seitdem zweimal erweitert. M: jens-ulrich.beck@veoliatransdev.com Die Wagenhalle wird ein zweites Mal verlängert. 0 Bus Progn. 1996 1997 2000 2002 2006 2008 2011 2013 2015 2021 8 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 9
Paartalbahn Bayern Augsburg – Friedberg – Aichach – Ingolstadt Neu erblüht © Allianz pro Schiene / Uwe Miethe © Allianz pro Schiene / Uwe Miethe Fakten Betreiber: Bayerische Regiobahn GmbH, Leistung der Strecke eine Tochter der Transdev GmbH D as böse Wort „Stilllegung“ hing jahrelang wie ein Damoklesschwert Dass die Paartalbahn nach Vorgaben der BEG in allen Zügen Fahrkartenautoma- Aufgabenträger: Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) Geschichte über der Paartalbahn. Nachdem die Strecke im Laufe der 60er und ten anbietet und auch Unterwegsreiniger häufig mitfahren, macht sie zum Lieb- 70er Jahre viele Fahrgäste vor allem an das Automobil verloren hatte, ling der lokalen Fahrgastverbände. Doch in München hat man mit der Strecke Infrastruktur: 1875 Eröffnung der Strecke nach dreijähriger DB Netz AG Bautätigkeit. schienen die glanzvollen Tage der Schienenverbindung zwischen Augsburg noch weitergehende Pläne: Im Rahmen eines „Regio-Schienen-Taktes“ denkt der 1900 Planungen für ein Verbindungsgleis von der und Ingolstadt endgültig gezählt zu sein. Doch statt der faktischen Stillle- Freistaat über Streckenverlängerungen, die Neueröffnung von Haltepunkten und Streckenlänge: 67 km Paartalbahn ab Aichach nach Altomünster gung erlebten die Fahrgäste der Paartalbahn über Jahre eine Stilllegung auf einen zweigleisigen Ausbau von Teilabschnitten nach. Sogar das Wort „Elektrifi- Fahrtzeit: 63 min werden nicht realisiert. Damit hätte die Paar- talbahn eine direkte Verbindung zum heutigen Raten: Die Paartalbahn bekam Schwindsucht. Ein ausgedünnter Takt, am Wo- zierung“ mit einer neuen Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h taucht in einer Taktung: Münchner S-Bahn-Netz erhalten. chenende nur noch alle zwei Stunden ein Zug, abends gar keine Züge, gro- Machbarkeitsstudie schon auf. Für weitere Fortschritte braucht es jedoch wieder Wochentags: Viertelstundentakt in der HVZ 1922 Im Winter stehen wegen Kohlenmangels zeit- ße Probleme mit der Pünktlichkeit, geschlossene Haltepunkte, ungepflegte mehr Mittel des Bundes für den Schienennahverkehr. Wer weiß: Vielleicht hat die (Augsburg – Friedberg), Halbstundentakt in weise die Züge still. der HVZ (Augsburg – Aichach ), Stundentakt Fahrzeuge – mit dieser Rezeptur lassen sich auch die allertreuesten Pendler Paartalbahn ihre größten Erfolge noch vor sich? 1935 fahren erstmals Motortriebwagen zwischen (Augsburg – Ingolstadt) Augsburg und Aichach. vergraulen. Wochenends: Stundentakt (Augsburg – 1945 Die Wehrmacht sprengt eine Brücke über die Ingolstadt) Im Rahmen der Bahnreform, die nach 1994 überall in Deutschland eine Paar, der Betrieb wird eingestellt. Fahrgastzahlen pro Tag Renaissance von blühenden Regionalbahnen angestoßen hat, übernahm die Höchstgeschwindigkeit: 1946 wird der Betrieb wieder aufgenommen. 120 km/h (Augsburg – Seehof) 1975 erste Überlegungen, die Strecke stillzulegen, Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) als Aufgabenträger die Federführung 9.000 bzw. 130 km/h (Seehof – Ingolstadt) nachdem die Fahrgastzahlen im Laufe der für den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat. Für die Paartalbahn plan- 1960er Jahre immer weiter schrumpften. Statt ten die Münchner schon bald eine Kehrtwende: 1996 nahmen sie die Strecke Zugkilometer: 1.300.000 km/Jahr der Stilllegung werden Haltepunkte geschlos- 8.000 sen und der Takt ausgedünnt. in den Bayern-Takt auf, zwei Jahre später wurde die Höchstgeschwindigkeit t Fahrzeuge: ro ze n LINT 41 von ALSTOM 1989 Aufnahme der Strecke zwischen Augsburg und erhöht. Und im Dezember 2009, nachdem Veolia Verkehr (heute Transdev) 2P 7.000 +7 Radersdorf in den Augsburger Verkehrsverbund mit der Bayerischen Regiobahn die Ausschreibung der BEG gewonnen hatte, (AVV). gab es für die Fahrgäste im Großraum Augsburg – Ingolstadt eine neue Eisen- 1996 Mit Einführung des Bayern-Takts wird der Zug- verkehr verdichtet. bahnzeit. Moderne Fahrzeuge vom Typ LINT brachten noch mehr Komfort, 6.000 Kontakt 1999 Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der ein besseres Beschleunigungsvermögen und mehr Kapazität. Ein neues Fahr- 5.000 Dr. Bernd Rosenbusch Strecke erhöht sich auf 120 km/h. plankonzept, vorgegeben von der BEG, mit Taktausweitungen am Wochen- Geschäftsführer (ab 1. Sept. 2015) 2007 Die Bayerische Eisenbahngesellschaft schreibt ende und in die Abendstunden hinein garantierte einen stabilen Betrieb. Und 4.000 die Strecke aus, Veolia Verkehr gewinnt mit der Bayerische Bayerischen Regiobahn (BRB) die Ausschrei- die Fahrgäste? Sie kamen zurück. Von 2008 bis 2012 konnte die Paartalbahn Regiobahn GmbH bung. ihre Fahrgastzahlen um 72 Prozent steigern. 3.000 Viktoriastraße 3 2009 Zum Fahrplanwechsel übernimmt die Bayeri- 86150 Augsburg sche Regiobahn den Betrieb auf der Paartal- 2.000 T: 08024 / 997164 (Sekretariat) Quelle: BEG. bahn. 4.950 6.400 8.500 M: auskunft@bayerischeregiobahn.de 1.000 W: www.bayerischeregiobahn.de 0 2008 2010 2012 10 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 11
Heidekrautbahn Berlin/Brandenburg Berlin-Karow – Basdorf – Groß Schönebeck/Schmachtenhagen In der Anfahrt auf den Lückenschluss © NEB / Christian Bedeschinski Fakten Betreiber: NEB Betriebsgesellschaft mbH Leistung der Strecke Aufgabenträger: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) Geschichte A ls die Niederbarnimer Eisenbahn im Jahr 1901 ihren Betrieb auf- Nach umfassenden Umbauarbeiten präsentiert sich die Heidekrautbahn inzwi- Infrastruktur: nahm, feierten die Anrainer von Berlin-Wilhelmsruh bis hinaus in die schen als eine moderne Regionalbahn. Über 24 Millionen Euro hat die NEB über Niederbarnimer Eisenbahn AG 1900 Gründung der „Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn-Aktiengesellschaft“. idyllische Schorfheide ein großes Fest. Schließlich versprach die An- Eigenmittel und Fördergelder des Landes Brandenburg in die Sanierung und (Muttergesellschaft der NEB BG) 1927 Umbenennung in „Niederbarnimer Eisen- bindung der Region an den Berliner Norden allen Gemeinden entlang der Modernisierung des Streckennetzes investiert. Für die Fahrgäste verkürzten sich Streckenlänge: 37,2 km (Berlin-Karow – bahn-Aktiengesellschaft“. Strecke einen beträchtlichen Zuwachs an Wohlstand. In den 20er und 30er damit die Reisezeiten beträchtlich: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km Groß Schönebeck) und 9 km (Basdorf – 1930 Steigende Beförderungszahlen, Ausbau Betriebs- Jahren erlebte die „Heidekrautbahn“, wie der Volksmund die Strecke bald pro Stunde (vorher: 50 km pro Stunde) braucht die Heidekrautbahn statt 68 Schmachtenhagen) anlagen in Basdorf, der Name „Heidekrautbahn“ wird durch die Bevölkerung geprägt. liebevoll nannte, ihren ersten sagenhaften Fahrgastansturm: Ausflügler streb- Minuten nur noch 40 Minuten von Berlin-Karow bis Groß Schönebeck. Ein Halb- Fahrtzeit: 40 min 1950 Erzwungene Betriebsübergabe an die Reichsbahn. ten hinaus aufs Land, Pendler fuhren hinein in die Stadt. Doch dann schlug Stundentakt bis Basdorf, neue Fahrzeuge, hohe Pünktlichkeitswerte und ein (Berlin-Karow – Groß Schönebeck) 1961 Bau der Berliner Mauer. Kappung der Stammstre- der Zweite Weltkrieg zu und begrub die Heidekrautbahn buchstäblich unter hochmotiviertes Zugpersonal sichern der Heidekrautbahn bei Kundenzufrieden- Taktung: cke hinter Berlin-Wilhelmsruh. Umleitung der seinen Trümmern: 1945 zerstörte die Wehrmacht in den letzten Kriegstagen heitsumfragen stets die allerbesten Noten. Dieser Rückhalt bei den Fahrgästen Halbstundentakt (bis Basdorf) Züge nach Berlin-Blankenburg, später nach Berlin-Karow. wichtige Brücken, die Heidekrautbahn kam 1950 unter die Zwangs-Ägide der und anhaltender Rückenwind der beteiligten Brandenburger Kommunen an der Reisegeschwindigkeit: 80 km/h (50 km/h vor 1976 Anschluss der Heidekrautbahn an das S-Bahnnetz Deutschen Reichsbahn. 1961 kappte der Mauerbau die Stammstrecke und Strecke verschaffen der NEB die nötige Kraft, die letzten fehlenden Meter ins der Modernisierung) über Berlin-Karow. machte das Berliner Zentrum wieder unerreichbar. Erst heute, genau 113 Jah- Berliner Zentrum niemals aus dem Auge zu verlieren: „Lücke zu bis Wilhelmsruh“, Zugkilometer: 723.000 km, 657.000 km 1998 Vollständige Rückgabe der Eisenbahninfrastruk- re nach Gründung, hat die NEB die Bürde der Vergangenheit fast abgestreift. reimte die Bahn zu ihrem 100-jährigen Bestehen. Aus Sicht der Fahrgäste soll- (Berlin-Karow – Schmachtenhagen/Groß tur an die NEB AG. Schönebeck), 66.000 km (Basdorf – Gesund- Sie hat ihre Infrastruktur zurückbekommen, sie hat Streckenteile dazu ge- te der Stammstreckenkrimi der Heidekrautbahn rund 70 Jahre nach Kriegsende 2000 Die NEB kauft die Strecke Berlin-Karow – Ab- brunnen) zweig Schönwalde von der Deutschen Bahn. kauft und die Gleise aufwändig modernisiert. Zunächst verkehrten noch die endlich zu einem Happy End führen. Züge der DB Regio, seit 2005 ist die NEB wieder mit ihren blau-weißen Zügen Fahrzeuge: 2004 Im Mai erhält die NEB den Zuschlag für den Be- trieb der Heidekrautbahn. Im Dezember wird die Dreiteiliger Talent 1 von Bombardier unterwegs. Wie in Gründerzeiten verbindet die Heidekrautbahn den Berliner NEB Betriebsgesellschaft mbH als 100-prozentige Fahrgastzahlen pro Tag Tochter der NEB AG gegründet. Norden mit dem Umland. Nur die letzten Meter ins Zentrum Berlins – die hat 2005 Betriebsaufnahme Regionalbahnlinie RB27 die NEB noch immer vor sich. 4.500 Kontakt „Heidekrautbahn“ durch die NEB, Ausbau der Betriebsanlagen in Basdorf. Doch bereits mit dem am Stadtrand gelegenen Startbahnhof Berlin-Karow 4.000 und einigen Zusatzzügen im Berufsverkehr nach Gesundbrunnen seit 2011 e nt 2009 S-Bahn-Krise: die NEB weitet ihr Verkehrsangebot P roz 34 Detlef Bröcker auf der Heidekrautbahn von und nach Ber- fährt die wiedervereinigte Heidekrautbahn beträchtliche Fahrgastrekorde ein. 3.500 +1 lin-Gesundbrunnen aus, um im Berufsverkehr für Vorstand Entlastung zu sorgen. Im Vergleich zu den täglichen 1884 Fahrgästen auf dem Streckennetz im Jahr 3.000 Niederbarnimer 2011 D as Land Brandenburg bestellt das Verkehrsange- 1998, konnte die NEB bis zum Jahr 2013 mit 4417 täglichen Reisenden die Eisenbahn AG bot der NEB von und nach Berlin-Gesundbrunnen Fahrgastzahlen mehr als verdoppeln. Gutachter versprechen der Heidekraut- werktäglich in der Hauptverkehrszeit. 2.500 Georgenstraße 22 | 10117 Berlin bahn noch einmal ein Plus von 100 Prozent, sollte die von der Politik längst 2014 D ie Pläne für eine Reaktivierung der Strecke nach für gut befundene, aber immer wieder auf die lange Bank geschobene Reak- T: 030 / 396011-0 Wilhelmsruh, die auch das Märkische Viertel 2.000 tivierung der traditionellen Stammstrecke nach Berlin-Wilhelmsruh mit Wei- M: home@neb.de anbinden würden, liegen vor. Trotz positiver Nut- W: www.neb.de 1.884 3.169 3.616 3.776 4.050 4.417 zen-Kosten-Untersuchung haben die Länder Berlin terführung nach Berlin-Gesundbrunnen endlich Wirklichkeit werden. 1.500 und Brandenburg noch kein grünes Licht für die Reaktivierung gegeben. 1.000 1998 2005 2007 2009 2011 2013 12 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 13
RE 1 Berlin/Brandenburg/Sachsen-Anhalt Magdeburg – Berlin – Frankfurt (Oder) – (Eisenhüttenstadt) Diese Arbeitsgruppe verpasste der Strecke eine klar umrissene Qualitätskur: eine Direktverbindung nach Berlin Mitte, ein dichter Takt, kurze Reisezeiten, moderne Züge, erstklassiger Service, günstige Fahrpreise und fertig war der RE 1. Am 27. Mai 1994 war es dann so weit. Der erste damals noch mintgrün-weiße Zug rollte von Frankfurt (Oder) zum Berliner Ostbahnhof. Die Brandenburger kamen sofort in Scharen, und Jahr für Jahr verschafften sie der Strecke neue Rekordzuwächse. Von 8.700 täglichen Fahrgästen im Jahr 1994 steigerte sich der RE 1 auf täglich 49.000 Mitreisende im Jahr 2013: ein Zuwachs von 463 Prozent. Gut möglich, dass der RE 1 zu seinem 20. Geburtstag die magische 50.000-Marke gerissen hat. Leistung der Strecke © Deutsche Bahn AG / Bartłomiej Banaszak Umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen waren nötig, um den Betrieb zwischen dem heutigen Berliner Ostbahnhof / Erkner und Frankfurt (Oder) im Jahr 1994 zu Der erste seiner Art eröffnen. Bereits vier Jahre später fuhr der RE 1 durchgängig zwischen Magde- burg – Brandenburg an der Havel – Berlin (West und Ost), Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt. Zum Einsatz kamen dabei moderne klimatisierte Neubau-Dop- pelstockfahrzeuge der Firma Bombardier, die ihre Geschwindigkeit bis auf 160 km/h steigern konnten. Darüber hinaus warteten die Fahrzeuge mit deutlich mehr Komfort auf, insbesondere im Servicewagen mit dem 1. Klassebereich Fakten „Wolke 7“ im Oberdeck sowie Cateringautomaten für Getränke und Snacks im Betreiber: unteren Bereich. DB Regio Nordost – seit 1994 E Aufgabenträger: Geschichte inen eigenen Namen hat er nicht, nur zwei Großbuchstaben und eine Zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) verkehren die Züge des RE 1 im Stun- Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB)/ Eins. Trotzdem ist der RE 1 als erster Regional-Express Deutschlands dentakt, ab Brandenburg Hbf verdichtet sich der Takt zum Halbstundentakt. We- NASA 1994 Am 27. Mai startet der Zug-Verkehr zwischen dem heutigen Berlin Ostbahnhof und Frankfurt zum Namenspatron für eine ganze Zuggattung geworden. Das Rezept gen der großen Nachfrage zwischen Brandenburg an der Havel und Potsdam und Streckenlänge: (Oder) erstmals mit der Produktbezeichnung kommt äußerst schlicht daher und ist dabei so zwingend, wie es nur wirklich Berlin erhöht sich das Zugangebot in der Hauptverkehrszeit zum Viertelstunden- 253 km (Magdeburg bis Eisenhüttenstadt) „Regionalexpress (RE)“ und erstmals mit einem regelmäßigen Taktfahrplan. Ausbau und Moder- gute Ideen sein können. „Wir wollen einen Zug, der die Metropole Berlin takt. Immer wieder verkürzten sich im Laufe der Jahre die Reisezeiten: Eine direk- Fahrtzeit: nisierung der Stationen entlang der Strecke. direkt mit ihrem Umland und anderen großen Städten Brandenburgs verbin- te Verbindung vom Berliner Hauptbahnhof nach Frankfurt (Oder) dauert heute 1:40 h (Berlin Hbf – Magdeburg), det“, formulierten die Geburtshelfer des RE 1. Was heute wie eine Selbstver- in der Regel nur 1 Stunde und 5 Minuten. Bei Kundenbefragungen – zuletzt 1:05 h (Berlin-Hauptbahnhof – Frankfurt (Oder)) ständlichkeit klingt, war in den 90er Jahren ein kühner Plan. Denn der RE 1 ist 2013 durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg – erhielt der RE 1 trotz Taktung: nicht nur ein Kind der Bahnreform, sondern auch ein Produkt der deutschen hoher Auslastung auf langen Streckenabschnitten und vielen Baumaßnahmen Zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) Wiedervereinigung auf dem Schienennetz. Und wie diese Wiedervereinigung im östlichen Linienabschnitt immer wieder Bestnoten. Kein Wunder also, dass Stundentakt, ab Brandenburg Hbf Halbstun- sich das Berliner Gewächs „Regional-Express“ zum Exportschlager in fast allen dentakt. Zu Hauptverkehrszeiten zwischen ausfallen würde, war Anfang der 90er Jahre keineswegs vorgezeichnet. Brandenburg an der Havel, Potsdam und Bundesländern entwickelt hat. Berlin Viertelstundentakt. Im Berufsverkehr Wer mit der Bahn aus dem brandenburgischen Umland nach Berlin fahren Verbindungen bis Eisenhüttenstadt. wollte, kam auf der Schiene meist nur bis an die Hauptstadt-Peripherie. Um © Deutsche Bahn AG Fahrgastzahlen pro Tag Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h ins Zentrum zu gelangen, mussten die Reisenden in die S-Bahn umsteigen. Beharrende Kräfte meinten, dieses System könne man doch beibehalten. An- 50.000 Zugkilometer: 5,6 Mio km pro Jahr dere Verkehrsplaner gingen davon aus, dass die Eisenbahn an Anziehungs- Fahrzeuge: kraft verlieren und die Wiedervereinigung der Pendlerströme auf der Straße Siemens-Loks der Baureihe 182, klimatisierte 1998 Inbetriebnahme der zum Teil auf 160 km/h stattfinden würde. Doch eine vom damaligen brandenburgischen Minister- 40.000 Neubau-Doppelstockfahrzeuge von Bombar- ertüchtigten Infrastruktur und Wiedereröffnung präsidenten Manfred Stolpe eingesetzte Gruppe rund um die DB-Regional- dier und ET 442 von Bombardier der Berliner Stadtbahn. Durchgehende Züge von bereichsleiter Hans Leister und Karl-Heinz Friedrich dachte mit dem „Zielnetz Magdeburg bis Eisenhüttenstadt. t 2000“ in eine ganz andere Richtung. Heute, genau 20 Jahre später, gilt dieser en oz 2003/ Zusätzlicher Einsatz weiterer Doppelstock- 30.000 3 Pr 2004 fahrzeuge der neuesten Generation, Moment als Geburtsstunde der Marke „Regional-Express“. 46 + gefördert durch das Land Brandenburg. 2006 Inbetriebnahme des neuen Berliner Hauptbahn- Kontakt hofes und des Nord-Süd-Tunnels mit zusätzlichen 20.000 Renado Kropp Verknüpfungen und deutlichen Reisezeitverkür- Regionalleiter Marketing zungen für die Fahrgäste. DB Regio AG / Region Nordost 2014 Laufend seit Eröffnung bis heute: Ausbau und Babelsberger Straße 18 | 14473 Potsdam Modernisierung von Stationen entlang der 10.000 12.000 17.500 26.000 35.000 40.000 41.000 49.000 Strecke. M: r an-berlin-brandenburg@ 8.700 deutschebahn.com W: www.bahn.de 0 1993/94 1994 1996 1998 2001 2002 2004 2013 14 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 15
S-Bahn Hamburg Hamburg/Niedersachsen Hamburg – Hamburg-Neugraben – Buxtehude – Stade Willkommen im Zweistromland © Allianz pro Schiene / Bartłomiej Banaszak © Allianz pro Schiene / Bartłomiej Banaszak Fakten Betreiber: S-Bahn Hamburg GmbH, Tochter der Leistung der Strecke Deutschen Bahn AG W enn unerhörte Dinge geschehen, werden sogar Eisenbahner pathe- Auch in Hamburg macht der Takt die Musik: Von Montag bis Freitag fahren Aufgabenträger: Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen Geschichte tisch. Als die Hamburger S-Bahn im Jahr 2007 erstmals ihr Gleich- die Züge zwischen Buxtehude und Stade in der Hauptverkehrszeit im 20-Minu- (LNVG) / Stadt Hamburg strom-Korsett abstreifte und sich an die Wechselstrom-Oberleitung ten-Takt und zwischen Neugraben und Buxtehude im dichten 10-Minuten-Takt. Infrastruktur: 1881 Eröffnung der Strecke Harburg – Stade. andockte, war von nichts weniger als einer „Befreiung“ die Rede. Noch ist Samstags und sonntags bietet der Fahrplan einen 30-Minuten-Takt bis Buxte- DB Netz AG, DB Station & Service AG die Linie S3 zwischen Hamburg-Neugraben und dem niedersächsischen Stade hude, einen Stundentakt bis Stade. Seit Dezember 2013 kann der Kunde am 1968 Elektrifizierung mit Oberleitung (Wechselstrom). Streckenlänge: 75,4 km (Pinneberg – Stade) Deutschlands einzige Gleichstrom-S-Bahn, die ihre Stromschiene hinter sich Wochenende auch nachts mit dem Zug fahren, im 120-Minuten-Takt. Obwohl 1984 Eröffnung der S-Bahn-Strecke Harburg Rathaus Fahrtzeit: 98 min – Neugraben (elektrifiziert mit Stromschiene und gelassen hat, doch das Beispiel könnte Schule machen: In einer „Systemwech- die S-Bahn-Fahrzeuge nur eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen Gleichstrom). selstelle“ in Hamburg-Neugraben schalten sich die neuartigen Fahrzeuge der und zusätzlich in Fischbek gehalten wird, ist die S3 heute schneller unterwegs Taktung: 1995 Aufnahme der S-Bahn-Strecke Neugraben – Baureihe 474 von der auf Gleichstrom gepolten Stromschiene auf die regional als die alte Umsteige-Kombination aus Regionalbahn und S-Bahn. Da erstaunt es Wochentags Fahrbetrieb von 4:15 Uhr bis Buxtehude in das Regionale Entwicklungskonzept vorherrschende Wechselstrom-Oberleitung; eine kleine technische Revolution nicht, dass der nächste Anwärter auf die Zweistromtechnik schon gefunden ist: 1:27 Uhr, bis 23:00: 20-Minuten-Takt (Ham- der Metropolregion. burg-Neugraben – Buxtehude), Stundentakt ist perfekt. Doch auch für die Fahrgäste, die eine „Systemwechselstelle“ nicht Die geplante Linie S4 zwischen Bad Oldesloe und Hamburg-Altona. (Buxtehude – Stade); in den Hauptverkehrszei- 1999 Gutachter empfehlen Einsatz von Zwei- mit bloßen Augen erkennen können, hat am 8. Dezember 2007 eine neue ten 10-Minuten-Takt (Hamburg-Neugraben – strom-Technik in Fahrzeugen, dadurch Verlänge- rung bis Stade möglich. Zeit begonnen. Mit der Zweistrom S-Bahn reisen Pendler umsteigefrei von der Buxtehude) und 20-Minuten-Takt (Buxtehude Hamburger Innenstadt in die unterelbischen Zentren Buxtehude und Stade. Fahrgastzahlen pro Tag – Stade); Wochenends Fahrbetrieb durchge- 2003 Unterzeichnung der Fahrzeugfinanzierungs- und Hamburg-Neugraben – Stade hend, bis 23:00: Halbstundentakt (Hamburg Verkehrsverträge durch die Länder Hamburg und Der Umstieg von der Hamburger S-Bahn in die Regionalbahn gehört der Ei- – Neugraben – Buxtehude), Stundentakt Niedersachsen. senbahngeschichte an. 22.000 (Buxtehude – Stade) 2007 Betriebsaufnahme der Zweistrom-S-Bahn durch die S-Bahn Hamburg GmbH, neue Station in Die erforderlichen Baumaßnahmen für die Verlängerung der S-Bahn-Linie S3 Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h 21.000 Fischbek (Hamburg). hielten sich in engen Grenzen: In der Bahnhofsausfahrt Hamburg-Neugraben t Zugkilometer: ca. 950.000 km/Jahr en entstand die zweigleisige Systemwechselstelle. In Fischbek kam eine neue oz 20.000 Pr Fahrzeuge: Station dazu. Die weiteren Haltepunkte zwischen Neu Wulmstorf und Stade 57 + 9 Neu-Fahrzeuge der BR 474.3, 33 umgebaute erhielten zur Anpassung an den S-Bahn-Betrieb höhere Bahnsteige. Die Fahr- 19.000 Fahrzeuge der BR 474.2,hergestellt durch das gäste belohnten das neue Angebot auf der zuvor schon gut ausgelasteten Konsortium Alstom/Bombardier Strecke sofort: Seit dem Start der umsteigefreien Relation sind die Reisenden- 18.000 zahlen um 57 Prozent in die Höhe geschnellt. Kontakt 17.000 Michael Hüttel Leiter Angebotsplanung/ 16.000 Unternehmensentwicklung S-Bahn Hamburg GmbH 13.960 19.260 20.660 21.490 21.930 15.000 Hammerbrookstraße 44 20097 Hamburg 14.000 M: michael.huettel@deutschebahn.com W: www.s-bahn.hamburg 13.000 2007 2008 2009 2011 2013 16 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 17
Taunusbahn Hessen Brandoberndorf – Grävenwiesbach – Bad Homburg – (Frankfurt/M.) Drei- oder Vierfachtraktion zu machen. Für die Offensive am rollenden Material beschaffte die Fahrzeugmanagementgesellschaft des Rhein-Main-Verkehrsver- bundes – fahma – zehn zusätzliche neue Dieseltriebwagen vom Typ Alstom LINT 41, die als erste Nahverkehrstriebwagen in Deutschland Partikelfilter bekamen. Eine mutige Tat Die alten Triebwagen vom Typ VT/VS 2E wurden modernisiert. Die Triebwagen bieten im Vergleich zu den früher mit Loks bespannten Zügen mehr Komfort und eine bessere Beschleunigung. Die Fahrtzeit verkürzt sich und ist auf den S-Bahn-Takt abgestimmt. Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässig- keit, besonders auch in den Wintermonaten, sind weitere Gründe für den Erfolg der einst totgesagten Strecke, die als RB 15 in den Rhein-Main-Verkehrsverbund eingebunden ist. Dass die Taunusbahn auf ihrer eingleisigen Strecke mit dichtem Begegnungsverkehr Jahr für Jahr Pünktlichkeitsrekorde hält, hat ihr den Respekt der örtlichen Fahrgastverbände eingetragen. Der Hochtaunus hat von der Rettung der Strecke profitiert: Er ist ein Stück näher an das Ballungszentrum und seine Arbeitsplätze gerückt. Insbesondere Pend- © Allianz pro Schiene / Helmut Vogler ler schätzen die Vorzüge der Schiene bei der Anfahrt auf den Ballungsraum Frankfurt am Main. Die Taunusbahn erspart den Bürgern überlastete Straßen und bietet inzwischen neun durchgehende Zugpaare in die Metropole Frankfurt am Main. Doch auch die Taunusbahn gerät zu den Stoßzeiten im Frankfurter Speckgürtel an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit. Da Pendler bisweilen nur einen Stehplatz bekommen und gerne komfortabler reisen würden, lässt der Ver- kehrsverband Hochtaunus nun prüfen, ob einzelne Abschnitte der Taunusbahn elektrifiziert werden sollten. Beginnt damit vielleicht ein neues Kapitel dieser hes- Fakten sischen Erfolgsgeschichte? Betreiber: HLB Basis AG I Aufgabenträger: n der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfügte der Osttaunus über ein Leistung der Strecke Rhein-Main Verkehrsverbund (RMV) Geschichte dichtes Nebenbahnnetz. Doch in den Jahren zwischen 1955 und 1985 Infrastruktur: setzte zwischen Weilburg und Albshausen ein großes Schienensterben ein: Der Fahrplan der Taunusbahn passt sich an das Frankfurter S-Bahn-Netz an. Es Eigentümer Verkehrsverband Hochtaunus „Taunusbahn“ ist erst seit 1992 die Bezeichnung für Stilllegung und Abbau lautete die Devise. Nur die Strecke der heutigen Tau- gilt der Tarif des Rhein-Main Verkehrsverbundes. Zahlreiche Park & Ride-Anlagen (VHT); Betriebsführung und Instandhaltung diese Nebenbahn im Taunus. Im 19. Jahrhundert nannte sich so die Strecke Frankfurt – Wiesbaden, weil sie am nusbahn überlebte den Kahlschlag, obwohl auch ihr Todesurteil eigentlich erleichtern Autofahrern das Umsteigen in den Zug. Die Fahrzeit hat sich durch HLB Basis AG Taunus entlangführt. schon gesprochen war. Buchstäblich in letzter Minute bildete sich mit dem die Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h deutlich Streckenlänge: 42 km (Brandoberndorf – Hochtaunuskreis ein Bündnis aus selbstbewussten Kommunalpolitikern, das verkürzt. Bad Homburg) bzw. 61 km (Brandoberndorf – den „Heckenexpress“ (Volksmund) am Leben erhalten wollte. Um der Bun- Frankfurt/M.) 1895 verkehren erstmals Züge auf der Strecke zwi- schen Bad Homburg – Usingen. desbahn die Trasse abzukaufen, gründete man 1988 einen eigenen Zweck- Fahrtzeit: 56 min (bis Bad Homburg) bzw. verband – den Verkehrsverband Hochtaunus (VHT), unter dessen Dach 13 1:15 h (bis Frankfurt/M.) 1909 Verlängerung nach Grävenwiesbach mit Abzweig nach Weilburg. Städte, Gemeinden und der Landkreis organisiert waren. Gemeinsam brachte Fahrgastzahlen pro Tag Taktung: 1912 folgt die Strecke Grävenwiesbach – man die Kaufsumme von 1,4 Millionen Euro auf und erhielt 1989 den Zu- Halbstundentakt (Bad Homburg – Grävenwies- Brandoberndorf – Albshausen. schlag für die 29,5 Kilometer lange Strecke von Friedrichsdorf nach Gräven- bach), Stundentakt (bis Brandoberndorf) 12.000 1985 Die Bundesbahn will die „Taunusbahn“ stilllegen. wiesbach. Für die Einwohner des Hochtaunuskreises war diese mutige Tat – Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h 1988 Der Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) wird lange vor der Bahnreform – ein wegweisendes Datum. Wegen der oft langen Zugkilometer: 975.000 km/Jahr gegründet. Sein Ziel: Erhalt und die weitere und harten Winter waren sie besonders auf eine wetterfeste Anbindung an Nutzung der Strecke. Fahrzeuge: die Zentren der Region Frankfurt Rhein-Main angewiesen. Coradia LINT 41 / H von Alstom LHB, VT/VS 2E 1989 kauft der Zweckverband den Abschnitt Fried- e nt von Linke-Hoffmann-Busch (Alstom) 9.000 z richsdorf – Grävenwiesbach. Der VHT ließ die Strecke in nur 18 Monaten modernisieren und wandelte P ro den zuvor parallel laufenden Busverkehr in einen Zubringerverkehr um. Nach 6 33 1993 Inbetriebnahme der Strecke mit 11 Fahrzeugen + durch die Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn (FKE), der Modernisierung übertrug der Verband die Betriebsführung an die Frank- ein Tochterunternehmen der Hessischen Lan- furt-Königsteiner Eisenbahn, ein Tochterunternehmen der Hessischen Landes- Kontakt desbahn. Das Angebot verbessert sich seitdem deutlich. bahn (HLB), und schaffte, was zuvor in der Region als unmöglich gegolten 6.000 1999 Streckenreaktivierung bis Brandoberndorf. hatte: Einen erfolgreichen Personennahverkehr auf der Schiene mit einem Susanne von Weyhe Fahrgastzuwachs von 633 Prozent. Leiterin Organisation, 2006 Umfirmierung der FKE in HLB Basis AG, Redesign Personal, Marketing und Neubeschaffung von Fahrzeugen. Heute liegen die Fahrgastzahlen weit über der damaligen Prognose von 4.000 Hessische Landesbahn 2008 Fahrgastinformationssystem auf der Taunusbahn. Reisenden pro Tag. Sie sind von 1.500 im Jahre 1989 auf heute rund 11.000 GmbH 11.000 3.000 1.500 7.000 8.000 9.300 2014 Pläne für die Elektrizierung des Abschnitts zwi- Fahrgäste pro Tag gestiegen und haben sich damit versiebenfacht. Trotz der Am Hauptbahnhof 18 schen Friedrichsdorf und Usingen. inzwischen manchmal überfüllten Züge hält die Taunusbahn ihr hohes Ni- 60329 Frankfurt am Main veau. Der Zuspruch der Fahrgäste beweist, dass sich weitere Investitionen T: 069 / 24 25 24-49 | F: 069 / 242524-91 49 in den Schienenverkehr in der Region lohnen würden. Bereits in den Jahren M: susanne-von-weyhe@hlb-online.de 2006 bis 2007 ließ der VHT die Bahnsteige verlängern, um Platz für Züge in W: www.hlb-online.de 0 1989 1995 1998 2005 2012 18 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 19
Usedomer Bäderbahn Mecklenburg-Vorpommern Züssow – Zinnowitz – Peenemünde / Zinnowitz – Świnoujście (Swinemünde) de Züge bis zum Umsteigebahnhof Züssow, alle zwei Stunden sogar bis nach Stralsund. Usedom mit seinen Kaiserbädern – vor dem Krieg die „Badewanne der Berliner“ genannt – konnte seine alte Anziehungskraft endlich wieder entfalten. Die Fahrgastzahlen belegen die hohe Beliebtheit der Usedomer Bäderbahn. Schon die Einführung des Stundentakts mit Schienenbussen ließ innerhalb von drei Jahren die Fahrgastzahlen um 160 Prozent in die Höhe schnellen. Die Anbin- dung ans Festland, die Sanierung der Gleise und die Inbetriebnahme neuer Fahr- zeuge im Sommer 2000 trieben die Fahrgastzahlen weiter in die Höhe. Bereits im Folgejahr fuhren jährlich zwei Millionen Menschen mit der UBB. 2002 überschritt sie die Drei-Millionen-Grenze. Dass im Sommer die UBB-Züge seit einigen Jahren regelmäßig übervoll sind, lässt dem UBB-Chef keine Ruhe. Bis 2017 sollen in Schmollensee und Mölschow zwei Kreuzungsbahnhöfe gebaut werden, die auf der eingleisigen Strecke Verstärker- züge oder sogar einen Viertelstundentakt möglich machen würden. „Damit wür- den wir dann locker die Vier-Millionen-Marke knacken“, sagt Boße. Weit ehrgeizigere Pläne verfolgt der UBB-Chef ebenfalls mit großer Zähigkeit: © Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe Die alte direkte Verbindung von Berlin über Ducherow nach Swinemünde – samt Wiederaufbau der früheren Karniner Eisenbahnbrücke – würde die Fahrzeiten Die Inselbahn von Berlin nach Heringsdorf auf zwei Stunden halbieren. Und auch an der Idee ei- ner Vorpommernbahn, die den Darß mit Rügen und – über Stralsund und Greifs- wald – mit Usedom verbinden könnte, arbeitet die UBB an vorderster Front mit. „Wir können viel. Aber wir könnten noch viel mehr“, sagt der UBB-Chef. Und spätestens seit die UBB 2008 mit einer eigenen Neubaustrecke nach Polen die Bundesgrenze überwunden und den deutschen und den polnischen Teil der Insel Usedom „wiedervereinigt“ hat, glaubt ihm das jeder in Mecklenburg-Vorpom- Fakten mern aufs Wort. B Betreiber: laue Ostsee, weißer Sandstrand und natürlich die Welle: Die Usedomer Bä- Usedomer Bäderbahn GmbH Geschichte derbahn prägt das Bild einer ganzen Insel. Sommer für Sommer fahren die Leistung der Strecke schönen blau-weißen Wagen den 40 Kilometer langen Sandstrand entlang Aufgabenträger: 1876 Erstmals Zugverkehr auf der Strecke Heute haben sich die Zugkilometer seit dem Start 1995 auf 1.100.000 nahezu Verkehrsgesellschaft Züssow-Wolgast. und bringen Millionen von Urlaubern in die zehn berühmten Ostsee-Bäder. So Mecklenburg-Vorpommern (VMV) verdoppelt. 23 moderne und klimatisierte Niederflurtriebwagen der Baureihe 646 1894 steht die Verbindung von Swinemünde über fest ist die Traditionsbahn heute wieder mit ihrer Heimat verwurzelt, dass kaum Ahlbeck nach Heringsdorf. bieten eine zuverlässige und komfortable Reise. Die bessere Taktung und sanierte Infrastruktur: einer daran denkt, dass die Inselbahn einmal am Abgrund stand. 1945 sprengt die deutsche Wehrmacht die Karni- Haltepunkte haben die UBB zu einem beliebten Verkehrsmittel auf der Ferienin- UBB GmbH ner Eisenbahnbrücke, an der neuen Grenze Als die Strecke 1992 stillgelegt werden sollte, war sie in einem jämmerlichen sel gemacht. Als Verkehrsbetreiber und Infrastrukturanbieter zugleich organisiert Streckenlänge: 72 km zu Polen wird das Usedomer Restnetz abge- Zustand. Am Ende des Zweiten Weltkriegs zum Restnetz geschrumpft – die Brü- kappt. die UBB auch den weiteren Ausbau der Strecke. 2002 wurde die Sanierung der Fahrtzeit: 1:32 h (Züssow – Swinemünde), 1980 In den 80er Jahren verfällt die Strecke. Die cke zum Festland gesprengt und vom jetzt polnischen Świnoujście getrennt – Verbindung Wolgast – Züssow beendet. Im Juni 1997 wurden Strecke und Be- 14 min (Zinnowitz – Peenemünde) Verbindung verliert an Rückhalt bei Ferien- gab ihr die Mangelwirtschaft der DDR den Rest. Nach Jahrzehnten ohne In- trieb von Ahlbeck zunächst bis zur neuen Station Ahlbeck Grenze reaktiviert. Taktung: gästen und Einwohnern. vestitionen war die Infrastruktur verrottet, die alten Fahrzeuge schrottreif. Die Seit 2008 fährt die UBB auf der nach Świnoujście verlängerten Strecke auch Stundentakt, im Sommer Halbstundentakt 1992 Nach Jahrzehnten ohne Investitionen in die Höchstgeschwindigkeit sank auf 60 km/h. Um das Festland zu erreichen, muss- Infrastruktur stellt die damalige Reichs- nach Polen. Weil dort die Fahrgastzahlen seit 2008 rasant steigen, plant die UBB Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h bahndirektion Schwerin einen Antrag auf ten Reisende zu Fuß über die Wolgaster Brücke marschieren – samt Gepäck. An für Swinemünde ein Bahnhofsgebäude mit Reisezentrum. Bis 2015 soll bei den Stilllegung der Strecke. einen Schienenverkehr als Alternative zur Straße war auf Usedom nicht mehr zu Fahrgästen auf diesem Abschnitt die Halbe-Million-Grenze überschritten sein. Zugkilometer: ca. 1.100.000 km/Jahr 1993 gründen Reichsbahnmitarbeiter das denken. Fahrzeuge: „Projekt Usedom“. Triebwagen vom Typ GTW 2/6 1994 wird die Usedomer Bäderbahn als Tochter Trotzdem sträubten sich nach der Wende einige Mitarbeiter der damaligen (Baureihe 646.1), Hersteller Stadler der Deutschen Bahn AG gegründet. 1995 Reichsbahn gegen das Aus. 1993 gründeten sie das „Projekt Usedom“ und be- Fahrgastzahlen pro Tag übernimmt sie Infrastruktur und Betrieb der Strecke. Ihre Hauptaufgabe besteht in den stellten den frischgebackenen Diplom-Ingenieur Jörgen Boße zum Leiter. Schon ersten Jahren in der Strecken-Sanierung. als Student hatte sich der gebürtige Berliner für die Strecke interessiert, jetzt 10.000 Kontakt 2000 Die neue Brücke in Wolgast schafft eine wurde er zu ihrem Retter: Mit allerkleinsten Bordmitteln erfanden Boße und direkte Verbindung von Züssow bis nach Ahlbeck. Zuvor hatte die UBB schon die seine Mitstreiter ein einfaches, aber griffiges Fahrplankonzept. Reisen im Stun- nt e Strecke von Ahlbeck bis unmittelbar an die dentakt zwischen 5 und 22 Uhr in jede Richtung, mit garantierten Anschlüssen 7.500 P roz 1 53 polnische Grenze reaktiviert. in Zinnowitz und Wolgast: Die Usedomer Bäderbahn war geboren. Der heutige +1 2002 Durchbindung der Züge über Züssow hinaus Geschäftsführer der Usedomer Bäderbahn heißt immer noch Jörgen Boße, und bis Stralsund im Zweistundentakt. Zum Fahr- Jörgen Boße planwechsel 2003: Durchbindung bis Barth. er erzählt von rührenden Dankesbriefen aus der Pionierzeit. „Unsere alten Schie- 5.000 Geschäftsführer 2008 Bau und Inbetriebnahme auf der Strecken- nenbusse wackelten durch die Gleise. Die Leute sammelten sich deshalb regel- verlängerung nach Swinemünde. Gründung Usedomer Bäderbahn GmbH und UBB Polska mäßig in der Mitte. Das war ein sehr soziales Reiseerlebnis.“ der UBB Polska zum Betrieb der Strecke. Am Bahnhof 1 | 17424 Seebad Heringsdorf 2017 Geplante Fertigstellung zweier neuer Während sich der tägliche Betrieb in der Anfangszeit am Bezahlbaren ausrichten 2.500 T: 038378 / 27 10 | F: 038378 / 27 114 2.000 3.100 4.300 7.400 8.430 8.300 8.770 Kreuzungsbahnhöfe in Schmollensee und musste, setzte das junge UBB-Team den dringend nötigen Festlandanschluss sehr 700 M: info@ubb-online.com Mölschow. W: www.ubb-online.com schnell durch. Die neue Brücke in Wolgast beendete 2000 die jahrelange Benach- teiligung der Bahn gegenüber dem Auto. Seitdem fahren stündlich durchgehen- 0 1992 1994 1996 2000 2002 2005 2008 2011 20 Allianz pro Schiene Allianz pro Schiene 21
Sie können auch lesen