Österreich State of Health in the EU - Länderprofil Gesundheit 2021 - European ...

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State of Health in the EU

Österreich
Länderprofil Gesundheit 2021
Länderspezifische Gesundheitsprofile                                              Inhalt
Die länderspezifischen Gesundheitsprofile für den                                 1. HIGHLIGHTS                                                             3
Gesundheitszustand in der EU bieten einen knappen und
                                                                                  2. GESUNDHEIT IN ÖSTERREICH                                              4
politisch relevanten Überblick über die Gesundheit und die
Gesundheitssysteme in der EU/dem Europäischen Wirtschaftsraum.                    3. RISIKOFAKTOREN                                                        6
Sie heben die besonderen Merkmale und Herausforderungen                           4. DAS GESUNDHEITSSYSTEM                                                 8
in den jeweiligen Ländern hervor, wozu begleitend länderüber-
greifende Vergleiche angestellt werden. Das Ziel ist es, politischen              5. LEISTUNG DES GESUNDHEITSSYSTEMS                                       11
Entscheidungsträgern und Einflussnehmern ein Instrument                              5.1 Wirksamkeit                                                       11
für die gegenseitige Wissensvermittlung und den freiwilligen
Kenntnisaustausch zur Verfügung zu stellen.
                                                                                     5.2 Zugang                                                           14
                                                                                     5.3 Anpassungsfähigkeit                                              17
Die Profile entstehen aus der gemeinsamen Arbeit der OECD
und des European Observatory on Health Systems and Policies
                                                                                  6. WICHTIGSTE ERKENNTNISSE                                              22
in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission. Das Team
bedankt sich bei dem Netzwerk Health Systems and Policy Monitor,
dem OECD Health Committee und der EU-Expertengruppe zur
Leistungsbewertung der Gesundheitssysteme (HSPA) für die
wertvollen Anmerkungen und Vorschläge.

Daten- und Informationsquellen
Die Daten und Informationen in den länderspezifischen                             School-Aged Children (HBSC) und von der Weltgesundheitsor-
Gesundheitsprofilen beruhen vorwiegend auf offiziellen                            ganisation (WHO) sowie aus anderen nationalen Quellen.
nationalen Statistiken, die Eurostat und der OECD zur
Verfügung gestellt und validiert wurden, um höchste Standards                     Die berechneten EU-Durchschnitte sind die gewichteten
bei der Datenvergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Quellen                       Durchschnitte der 27 Mitgliedstaaten, sofern nichts
und Methoden, die diesen Daten zugrunde liegen, sind in der                       anderes vermerkt ist. Island und Norwegen sind in diesen
Eurostat-Datenbank und der OECD-Gesundheitsdatenbank                              EU-Durchschnitten nicht berücksichtigt.
verfügbar. Einige zusätzliche Daten stammen auch vom
                                                                                  Dieses Profil wurde im September 2021 auf der Grundlage der
Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), vom
                                                                                  Ende August 2021 verfügbaren Daten erstellt.
Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von
Krankheiten (ECDC), von der Erhebung Health Behaviour in

Demografischer und sozioökonomischer Kontext in Österreich, 2020

Demografische Faktoren                                                                               Österreich                            EU
    Bevölkerungsgröße                                                                                 8 901 064                       447 319 916
    Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %)                                                           19,0                            20.6
    Fertilitätsrate1 (2019)                                                                               1,5                              1,5
Sozioökonomische Faktoren
    BIP pro Kopf (EUR KKP2)                                                                             36 972                           29 801
    Relative Armutsquote (in %, 2019)
                              3
                                                                                                          13,3                            16,5
    Arbeitslosenquote (in %)                                                                              5,4                               7,1

1. Anzahl der geborenen Kinder je Frau im Alter von 15 bis 49. 2. Die Kaufkraftparität (KKP) ist definiert als Währungsumrechnungskurs, der die Unterschiede
im Preisniveau zwischen Ländern beseitigt und damit Vergleiche der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen ermöglicht. 3. Prozentualer Anteil an Personen,
die mit weniger als 60 % des Median-Äquivalenzeinkommens leben. Quelle: Eurostat-Datenbank.

Haftungsausschluss: Die hierin geäußerten Meinungen und Argumente sind ausschließlich die der Autoren und geben nicht notwendigerweise die
offizielle Meinung der OECD oder ihrer Mitgliedsländer oder des European Observatory on Health Systems and Policies oder seiner Partner wieder. Die in
diesem Bericht geäußerten Ansichten repräsentieren in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union.

Dieses Dokument sowie alle darin enthaltenen Daten und Karten werden unbeschadet des Status oder der Souveränität eines Territoriums sowie
ungeachtet geltender internationaler Staats- und Ländergrenzen und ungeachtet der Namen von Territorien, Städten bzw. Gebieten verwendet.

Es gelten zusätzliche Haftungsausschlüsse für die WHO

© OECD and World Health Organization (acting as the host organisation for, and secretariat of, the European Observatory on Health Systems and
Policies) 2021

2        State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
                 1 Highlights
                Die Lebenserwartung in Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt, ging aber im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-
                Todesfälle stark zurück. Obwohl das österreichische Gesundheitssystem im Allgemeinen einen guten Zugang zu einer
                qualitativ hochwertigen Versorgung bietet, zeigte die COVID-19-Pandemie einige strukturelle Probleme auf, darunter die
                Notwendigkeit, Reformen zur Beseitigung der Zersplitterung und zur Stärkung der Primärversorgung durchzuführen.
           Option 1: Life
                Eine      expectancy
                     solide           - trendline
                            digitale Infrastruktur   SelectÖsterreich
                                                   bietet   a country: eine gute
                                                                               Austria
                                                                                 Ausgangslage, ein stärker integriertes und anpassungsfähigeres
                Gesundheitssystem aufzubauen.

                                      Austria            EU                                  2.4 2.5
               Years
                    AT        EU                                                                             1.3 1.5

                                    81.3
                                                   82
                                                                    81.3
                                                                                Gesundheitszustand
                     80.7
                                                                                Obwohl die Lebenserwartung in Österreich
                                                                                                                       -0.7-0.7im Jahr 2020 um mehr als ein halbes
                                                  81.3                                      2000/2010                 2019/2020
                      79.8
                                    80.5                            80.6        Jahr über dem  EU-Durchschnitt
                                                                                                       2010/2019lag, sank   sie aufgrund der COVID-19-Pandemie
                                                                                gegenüber 2019 um 0,7 Jahre. Schon vor der Pandemie hatte sich der Anstieg der
                     2010           2015          2019             2020         Lebenserwartung in Österreich zwischen 2010 und 2019 deutlich verlangsamt.
                 Lebenserwartung  bei der Geburt
                            Life expectancy  at birth

                    AT       EU     Niedrigster Wert          Höchster Wert
                                                                                Risikofaktoren
                Rauchen
                Smoking
          Smoking
                % der Erwachsenen
                  of adults
                                       0                 20                40   Rund 40 % aller Todesfälle in Österreich im Jahr 2019 sind auf verhaltensbedingte
           Option  2: Gains and losses in life expectancy
                Alcohol
                Alkoholkonsum                                                   Risikofaktoren zurückzuführen. Der Tabakkonsum unter Erwachsenen ist
          Alcohol
                 consumption
                 Liter pro
          consumption
                                                                                zurückgegangen, liegt aber weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt. Der
                 Litres per adult      0          5           10           15
                 Erwachsenem                                                    Alkoholkonsum unter Erwachsenen in Österreich ist der zweithöchste in der
          Drunkenness
                Drunkenness
                Trunkenheit                                                     EU. Auch der übermäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist höher als im
                % of
                  der15-year-olds
                      15-Jährigen     0           20          40           60   EU-Durchschnitt.
      1

                    AT        EU
                                     Austria           EU
                                                                                Gesundheitssystem
                 € 4 500

                 € 3 000
                                                                                Die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in Österreich waren 2019 die dritthöchsten
                                                                                in der EU. Österreich gibt deutlich mehr für die stationäre Versorgung aus als die
                  € 1 500
                                                                                meisten Länder, während die Ausgaben für Prävention unter dem Durchschnitt
                     €0                                                         liegen. Auch die Zahl der Ärzte und Krankenhausbetten ist relativ hoch. Während
                                                                                drei Viertel aller Gesundheitsausgaben öffentlich finanziert werden, liegen die
                                                                                direkten Selbstzahlungen privater Haushalte über dem EU-Durchschnitt.
                 Ausgaben pro Kopf (EUR KKP)

                 Wirksamkeit                                                    Zugang                                        Anpassungsfähigkeit
                                               Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19
           Die Sterblichkeit aufgrund                         Der Zugang zur Gesundheits-                  Zwischen März 2020 und August
           vermeidbarer und behandelbarer
                                 Option 1:                    versorgung in Österreich ist gut,            2021 war die Zahl der bestätigten
           Ursachen lag 2018 in Österreich                    obwohl im Rahmen der COVID-19­-              COVID-19-Fälle in Österreich ähnlich
           unter dem EU-Durchschnitt.
                                 30
                                                  21          Pandemie
                                                             50      35
                                                                           neue
                                                                              39Hindernisse beim           hoch wie im EU-Durchschnitt, obwohl
           Dennoch liegt Österreich
                                 20   bei
                                        12der                 Zugang entstanden sind. Jeder achte          die Sterberate niedriger war. Bis Ende
           vermeidbaren Sterblichkeit
                                 10      hinter               Österreicher gab an, in den ersten           August 2021 hatte mehr als 60 % der
           vielen anderen EU-Ländern
                                  0      zurück,              zwölf
                                                              0
                                                                    Monaten     der Pandemie  auf          Bevölkerung mindestens eine Dosis
           was darauf hindeutet, dass    stärkere
                                      Austria    EU27         Versorgung
                                                                   Austria  verzichtet
                                                                             EU27      zu haben.           eines COVID-19-Impfstoffs erhalten,
EffectivenePräventionsmaßnahmen
           ss - Preventa bl e a nd treund
                                       a tagrößere
                                            bl e mo rta l i tyDigitale Dienste trugenSelect
                                                                                        dazu bei, den
                                                                                              country      und 57 % hatten zwei Dosen oder
           Anstrengungen zur Verringerung                     Zugang zur Versorgung während der            eine gleichwertige Dosis erhalten.
           der Risikofaktoren für Krebs und                   COVID-19-Krise aufrechtzuerhalten.           Diese Werte entsprachen in etwa dem
           andere führende Todesursachen                      35 % der Österreicher gaben an,              EU-Durchschnitt.
           erforderlich sind.                                 im ersten Jahr der Pandemie Tele­-      Sha re of tota l po pula tion va ccina ted a ga ins t COV ID-19
                      Austria EU                              konsultationsdienste in Anspruch
              AT    EU                                                                                        Zwei Dosen (oder gleichwertige Dosis)
                                                              genommen zu haben, was leicht
                                 Option 2:                                                                   Two
                                                                                                              Einedoses
                                                                                                                   Dosis(or equivalent)  One dose
                                                              unter dem EU-Durchschnitt lag.
              Vermeidbare                              157
     Preventable mortality
              Sterblichkeit                            160                        AT     EUAustria             EU         Austria
                                                                                                                              AT            57%          61%
                                             % reporting forgone
                 Behandelbare              75                                         12%                                     EU
                                                                                                                              EU           54%           62%
          Treatable mortality                 medical care during
                 Sterblichkeit               92
                                               first 12 months of                                  21%                               0%            50%             100%
                                                                                                                                    0% 10%20%30%40%50%60%70%80%90%100%
                                                        pandemic
      Age-standardised mortality rate per 100 000
              Altersstandardisierte Sterberate                                                                                Anteil der Gesamtbevölkerung, der bis Ende
              pro 100 000 Einwohner, 2018                         % der Befragten, die in den ersten                          August 2021 gegen COVID-19 geimpft war
                                                                  zwölf Monaten der Pandemie auf
                                                                  medizinische Versorgung
                                                                                Austria verzichteten   EU

                                                                 % using
                                                      teleconsultation                                 35%
Country code             Country           Preventable
                                                 during first 12Treatable
                                                                 months             State of Health in the
                                                                                                        39% EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                 3
AT                       Austria                           of
                                                         157  pandemic    75                          Treatable mortality
                                                                                                                       Note: Up to end of August 2021
BE                       Belgium                              146                71                   Preventable mortality
ÖSTERREICH

                 2 Gesundheit in Österreich
                 Die Lebenserwartung liegt über dem                                         Schon vor der Pandemie hatte sich der Anstieg der
                                                                                            Lebenserwartung in Österreich zwischen 2010 und 2019
                 EU-Durchschnitt, sank jedoch 2020 aufgrund                                 deutlich verlangsamt. Das war auch in mehreren anderen
                 der COVID-19-Pandemie um mehr als ein                                      westeuropäischen Ländern der Fall. Die Ursachen für diese
                 halbes Jahr                                                                Verlangsamung sind noch nicht vollständig geklärt, aber
                                                                                            sie kann zum Teil auf den Anstieg der Sterblichkeitsraten
                 Im Jahr 2020 betrug die Lebenserwartung bei der Geburt in                  aufgrund von einigen Atemwegserkrankungen, der
                 Österreich 81,3 Jahre, was höher als der EU-Durchschnitt                   Alzheimer-Krankheit und Diabetes bei älteren Menschen
                 aber etwa zwei Jahre niedriger als in Norwegen und Island                  zurückgeführt werden. Der geschlechtsspezifische
                 ist (Abbildung 1). Die Lebenserwartung in Österreich sank                  Unterschied bei der Lebenserwartung betrug 2020 4,7 Jahre
                 aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 um 0,7 Jahre.                  (78,9 Jahre für Männer, 83,6 Jahre für Frauen) und liegt
                 Dies war der stärkste Rückgang seit Beginn der staatlichen                 damit leicht unter dem EU-Durchschnitt (5,5 Jahre).
                 Aufzeichnung der Lebenserwartung im Jahr 1951.
             L fe expect nc        t b rth, 2000, 2010 nd 2020
                 Abbildung 1. Die Lebenserwartung bleibt trotz des starken Rückgangs im Jahr 2020 weiterhin über dem
                 EU-Durchschnitt
                                                                                                                                  Lebenserwartung bei der Geburt
                 Jahre
                 År                                                                                                     2020
                                                                                           2000        2010
                 90

                     85                                                                                                               2010      2015   2019      2020

                 80

                     75

                     70

                     65
                                                                                                               ow U
                                      en

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                                                                                                                           d

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                                                                                                                m n
                                                                                                              Bu en

                                                                                                                            n
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                                                                                                            Ts lan

                                                                                                                         n
                                                                                                                        E

                                                                                                                      ak
                                   ug
                                  bu
                                  pe
                                    al

                                    ei

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                                  eg

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                                                                                                                     hi

                                                                                                                      u

                                                                                                                        i
                                   la

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                                                                                                                     la
                                 an

                                  lg

                                                                                                                   en

                                                                                                                      t

                                                                                                                   Po

                                                                                                                   än

                                                                                                                   ar
                      N em

                                                                                                                  ng
                               Ita

                                                                                                                  ta
                               rla
                                Irl

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                                                                                                                  oa

                                                                                                                ow
                                kr

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                                                                                                                 ec
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                                                                                                                  tt
                              Zy

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                                                                                                                 lg
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                                                                                                               Le
                            än

                                                                                                               Kr
                            de

                                                                                                              ch
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                                                                                                            Sl
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                         D

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                     D
                     G

               Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Die Angaben zu Irland beziehen sich auf das Jahr 2019.
             GEO/TIME                   2000
               Quelle: Eurostat-Datenbank.            2010           2020                                      2000            2010            2020
             Norway                          78.8          81.2          83.3                          0         #N/A          #N/A            #N/A
             Iceland                         79.7          81.9          83.1                          0         #N/A          #N/A            #N/A
                 Die
                   sozialen Ungleichheiten  im   Hinblick82.8
                                                           auf die                          Abbildung 2. Der bildungsbedingte Unterschied bei
             Ireland               76.6       80.8                                                 0   #N/A       #N/A       #N/A
                                                                                            der Lebenserwartung   beträgt  mehr als fünf Jahre
                Lebenserwartung
             Malta               sind
                                   78.5erheblich
                                              81.5       82.6                                      0
                                                                                            bei Männern#N/A
                                                                                                         und rund#N/A
                                                                                                                   drei Jahre#N/A
                                                                                                                             bei Frauen
             Italy                           79.9          82.2          82.4                          0         #N/A          #N/A            #N/A
                 Ungleichheiten im Hinblick auf die Lebenserwartung
             Spain                      79.3
                bestehen nicht nur beim Geschlecht, 82.4       82.4beim
                                                    sondern auch                                       0         #N/A          #N/A            #N/A
             Sweden                     79.8        81.6       82.4
                sozioökonomischen Status. Im Alter von 35 Jahren können                                0         #N/A          #N/A            #N/A
                österreichische Männer mit
             Cyprus                     77.7dem höchsten
                                                   81.5 Bildungsstand
                                                             82.3                                      0         #N/A          #N/A            #N/A
                                                                                                                       51,0
                 damit rechnen, dass sie mehr
             France                        79.2 als fünf81.8
                                                         Jahre länger leben
                                                                   82.3                            48,1 0        #N/A Jahre    #N/A            #N/A            48,1
                 als Männer  mit dem   niedrigsten Bildungsstand,  während                        Jahre                                      42,9             Jahre
             Finland                       77.8        80.2        82.2                                0         #N/A          #N/A             #N/A
                                                                                                                                             Jahre
                 der Unterschied bei den österreichischen Frauen fast
                 drei Jahre beträgt (Abbildung 2). Der bildungsbedingte
                 Unterschied bei der Lebenserwartung ist teilweise durch                       Niedriger              Hoher              Niedriger          Hoher
                 höhere Sterblichkeitsraten und eine höhere Exposition                      Bildungsstand         Bildungsstand       Bildungsstand     Bildungsstand
                 gegenüber verschiedenen Risikofaktoren bei Personen                           (Frauen)              (Frauen)            (Männer)          (Männer)
                 mit niedrigem Bildungsstand zu erklären. Dazu gehören                         Bildungslücke in der Lebenserwartung im Alter von 30 Jahren:
                 beispielsweise höhere Raucherquoten und schlechtere                           Österreich: 2,9 Jahre                     Österreich: 5,2 Jahre
                 Ernährungsgewohnheiten (siehe Abschnitt 3). Der                               EU15:       2,6 Jahre                     EU15:       6,1 Jahre
                 Unterschied bei der Lebenserwartung hängt auch mit
                 Unterschieden bei Einkommen und Lebensstandard
                 zusammen.                                                                  Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf die Lebenserwartung im Alter
                                                                                            von 35 Jahren. Ein hoher Bildungsstand bezieht sich laut Definition auf
                                                                                            Personen, die einen tertiären Bildungsabschluss (ISCED-Stufen 5–8)
                                                                                            haben, während sich ein niedriger Bildungsstand auf Personen ohne
                                                                                            Sekundarschulabschluss (ISCED-Stufen 0–2) bezieht.
                                                                                            Quelle: Statistik Austria (Daten beziehen sich auf 2016/17).

                 4        State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
Herzerkrankungen, Schlaganfälle und                                              Todesfälle verzeichnet. Die meisten Todesfälle betrafen
                                                                                 Menschen ab 60 Jahren. Die Sterblichkeitsrate durch
Lungenkrebs waren vor der Pandemie die
                                                                                 COVID-19 war in Österreich bis Ende Juni 2021 um etwa
häufigsten Todesursachen                                                         25 % niedriger als im EU-Durchschnitt (etwa 1 200 pro
                                                                                 Million Einwohner gegenüber dem EU-Durchschnitt von
Im Jahr 2019 waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit
                                                                                 etwa 1 660).
rund 32 600 Todesfällen (39 % aller Todesfälle) die
Haupttodesursache. Krebserkrankungen waren mit rund                              Der umfassendere Indikator der Übersterblichkeit,
20 700 Todesfällen (25 % aller Todesfälle) die zweithäufigste                    definiert als Todesfälle durch alle Ursachen, die über das
Todesursache.                                                                    hinausgehen, was normalerweise an Todesfällen gemessen
                                                                                 an der Basis der Vorjahre zu erwarten wäre, legt den
Was einzelne Krankheiten betrifft, so war 2019 die
                                                                                 Schluss nahe, dass die Zahl der direkten und indirekten
ischämische Herzerkrankung die Haupttodesursache (mit
                                                                                 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 höher sein
fast 16 % aller Todesfälle), gefolgt von Schlaganfällen.
                                                                                 könnte. Die Zahl der zusätzlichen Todesfälle von März bis
Lungenkrebs blieb die häufigste Todesursache durch Krebs
                                                                                 Dezember 2020 (ca. 9 500) war um mehr als 50 % höher
(Abbildung 3).
                                                                                 als die Zahl der COVID-19-Todesfälle, obwohl einige dieser
2020 starben in Österreich etwa 6 250 Menschen an                                zusätzlichen Todesfälle nicht unbedingt mit COVID-19 in
COVID-19 (schätzungsweise 6,8 % aller Todesfälle). In                            Verbindung stehen.
der ersten Hälfte des Jahres 2021 wurden weitere 4 500

Abbildung 3. Die ischämische Herzerkrankung, Schlaganfälle und Lungenkrebs waren vor der
COVID-19-Pandemie die häufigsten Todesursachen

                                                                                                            COPD                       Diabetes mellitus
                                                                                                            3 289 (4,0%)               2 685 (3,2%)
                                                                            Schlaganfall
                                                                            4 793 (5,8%)

                                                                                                                                       Brustkrebs
                                                                                                                                       1 685 (2,0%)
                                                                                                                           Bauch-
                                                                                                                           speichel-
                                                                                                                           drüsen-
                                                                                                                           krebs
COVID-19                  Ischämische Herzerkrankung                        Lungenkrebs                     Darmkrebs      1 819       Nierenerkrankung
6 253 (6,8%)              13 612 (16,4%)                                    4 041 (4,9%)                    2 104 (2,5%)   (2,2%)      1 463 (1,8%)

Hinweis: Die Zahl und der Anteil der COVID-19-Todesfälle beziehen sich auf das Jahr 2020, während sich die Zahl und der Anteil der anderen Ursachen auf das
Jahr 2019 beziehen. Die Größe des COVID-19-Feldes ist proportional zur Größe der anderen Haupt-Todesursachen im Jahr 2019.
Quellen: Eurostat (für Todesursachen im Jahr 2019); ECDC (für COVID-19-Todesfälle im Jahr 2020 bis Woche 53).

Über 70 % stufen ihren Gesundheitszustand als                                    Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands gibt es auch
                                                                                 bei der Prävalenz chronischer Krankheiten beträchtliche
gut ein, aber beinahe zwei von fünf Personen                                     Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen:
haben eine chronische Erkrankung                                                 44 % der Erwachsenen in Österreich im niedrigsten
                                                                                 Einkommensquintil haben nach eigenen Angaben
Im Jahr 2019 gaben 71 % der Erwachsenen in Österreich
                                                                                 mindestens eine chronische Erkrankung, verglichen mit
an, bei guter Gesundheit zu sein; dieser Anteil liegt leicht
                                                                                 31 % der Erwachsenen im höchsten Quintil.
über dem EU-Durchschnitt (69 %). Wie in anderen Ländern
geben jedoch Menschen mit höherem Einkommen eher                                 Ein neu auftretendes Problem im Zusammenhang
an, bei guter Gesundheit zu sein: 83 % der Erwachsenen in                        mit der COVID-19-Pandemie ist die Zahl der
Österreich im höchsten Einkommensquintil stuften ihren                           Patienten, die nach der Erkrankung mit dem Virus
Gesundheitszustand als gut ein, verglichen mit 62 % der                          von gesundheitlichen Langzeitfolgen betroffen sind.
Erwachsenen im niedrigsten Quintil.                                              „Long COVID“ ist gekennzeichnet von Symptomen wie
                                                                                 Brust- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Kurzatmigkeit,
Laut der EU-Erhebung zu Einkommen und
                                                                                 Angstzuständen und kognitiven Störungen und kann
Lebensbedingungen (EU-SILC) gaben 2019 fast zwei von
                                                                                 die Rückkehr in ein normales Leben behindern, was
fünf Erwachsenen (37 %) in Österreich an, an mindestens
                                                                                 potenziell dauerhafte gesundheitliche und wirtschaftliche
einer chronischen Erkrankung zu leiden; dieser Anteil
                                                                                 Auswirkungen nach sich ziehen kann.
entsprach in etwa dem EU-Durchschnitt (36 %). Viele
dieser chronischen Erkrankungen erhöhen das Risiko
eines schweren COVID-19-Krankheitsverlaufs. Wie bei der

                                                           State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                           5
ÖSTERREICH

             Die Krebsbelastung in Österreich ist                                         Vorjahre rund 44 000 Neuerkrankungen an Krebs erwartet.
                                                                                          Insgesamt liegt die Krebsinzidenz und -sterblichkeit in
             beträchtlich, aber niedriger als im
                                                                                          Österreich jedoch unter dem EU-Durchschnitt. Abbildung 4
             EU-Durchschnitt                                                              zeigt, dass die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern
                                                                                          in Österreich Prostata (26 %), Lunge (13 %) und Darm (11 %)
             Im Jahr 2019 starben rund 20 700 Personen an Krebs, somit
                                                                                          betreffen, während bei Frauen Brustkrebs die häufigste
             waren Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache.
                                                                                          Krebsart darstellt (28 %), gefolgt von Lungenkrebs (11 %)
             Gemäß Schätzungen der Gemeinsamen Forschungsstelle
                                                                                          und Darmkrebs (9 %).
             der Europäishcne Kommission werden in Österreich
             ausgehend von der Entwicklung der Inzidenzen der

             Abbildung 4. Für das Jahr 2020 wurden in Österreich mehr als 44 000 neue Krebsfälle erwartet

                                            Männer                                                                        Frauen
                                       23 254 neue Fälle                                                             21 040 neue Fälle

                                                                Prostata                                                                         Brust
                     Sonstige                             26%                                         Sonstige                            28%
                                 33%                                                                              33%

                                                           13%                                                                             11%
                                  4%                              Lunge                                            5%
                                    4%                                                                                                            Lunge
                        Nieren                                                                    Gebärmutter        5%
                                         4%        11%                                                                       5% 5%   9%
             Bauchspeicheldrüse               5%
                                                                                                     Hautmelanom
                     Hautmelanom                         Darm                                                                             Darm
                                          Blase                                                      Bauchspeicheldrüse Schild-
                                                                                                                         drüse
                 Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen)                         Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen)
                            AT: 568 pro 100 000 Einwohner                                               AT: 430 pro 100 000 Einwohner
                            EU: 686 pro 100 000 Einwohner                                               EU: 484 pro 100 000 Einwohner

             Hinweis: Nichtmelanom-Hautkrebs ist ausgeschlossen. Gebärmutterkrebs schließt nicht Gebärmutterhalskrebs ein.
             Quelle: ECIS – Europäisches Krebsinformationssystem.

             3 Risikofaktoren                                   Enter data in BOTH layers.
                                                    After new data, select all and change font to 7 pt.
                                                       Adjust right and left alignment on callouts.

             Verhaltensbedingte Risikofaktoren tragen                                     Aktivität in Zusammenhang stehen. Luftverschmutzung
                                                                                          in Form von Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition allein
             wesentlich zur Sterblichkeit in Österreich bei                               waren für etwa 3 % aller Todesfälle (2 700) verantwortlich.
             Rund 40 % aller 2019 in Österreich verzeichneten
             Todesfälle sind auf verhaltensbedingte Risikofaktoren
             wie Tabakrauchen, ernährungsbedingte Risiken,
             Alkoholkonsum und geringe körperliche Aktivität
             zurückzuführen. Auch die Luftverschmutzung in Form von
             Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition ist in Österreich mit
             einer nicht zu vernachlässigenden Anzahl von Todesfällen
             pro Jahr verbunden, wenn auch in einem geringeren
             Ausmaß als im EU-Durchschnitt (Abbildung 5).

             Etwa 16 % aller Todesfälle im Jahr 2019 (ca.
             13 000 Todesfälle) sind auf Tabakrauchen (einschließlich
             Passivrauchen) zurückzuführen – ein Anteil, der nahe am
             EU-Durchschnitt liegt. Auf ernährungsbedingte Risiken
             (u. a. geringer Verzehr von Obst und Gemüse sowie hoher
             Konsum von Zucker und Salz) entfielen schätzungsweise
             etwa 15 % aller Todesfälle (12 600 Todesfälle), verglichen
             mit einem EU-Durchschnitt von 17 %. Ungefähr 6 % aller
             Todesfälle (5 000) sind dem Alkoholkonsum zuzuordnen,
             während etwa 3 % (2 300) mit geringer körperlicher

             6     State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
Abbildung 5. Tabak und ernährungsbedingte Risiken tragen wesentlich zur Sterblichkeit in Österreich bei

  Tabak                                                   Ernährungsbedingte Risiken                            Alkohol                    Air
  Österreich: 16%                                         Österreich: 15%                                       Österreich: 6%             pollution
  EU: 17%                                                 EU: 17%                                               EU: 6%                     Öster-
                                                                                                                                           reich: 3%
                                                                                                                                           EU: 4%

                                                                                                                Geringe körperliche Aktivität
                                                                                                                Österreich: 3%
                                                                                                                EU: 2%

Hinweis: Die Gesamtanzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren ist geringer als die Summe der Todesfälle in Verbindung mit
jedem einzelnen Risikofaktor, da derselbe Todesfall mehr als einem Risikofaktor zugeordnet werden kann. Zu den ernährungsbedingten Risiken gehören
14 Komponenten, z. B. geringer Verzehr von Obst und Gemüse und hoher Konsum von gezuckerten Getränken. Luftverschmutzung bezieht sich auf die
Belastung durch PM2,5 und Ozon.
Quellen: IHME (2020), Global Health Data Exchange (die Schätzungen beziehen sich auf 2019).

In Österreich wird mehr geraucht als in den                                    Auch die Übergewichts- und Fettleibigkeitsraten
meisten EU-Ländern                                                             unter Jugendlichen sind in Österreich relativ
Obwohl der Raucheranteil unter den Erwachsenen in
                                                                               hoch
Österreich von 24 % täglichen Rauchern im Jahr 2014                            Die Fettleibigkeitsquote bei Erwachsenen in Österreich ist
auf 21 % im Jahr 2019 sank, ist er immer noch höher                            2019 auf 17 % gestiegen und liegt damit leicht über dem
als in den meisten EU-Ländern (Abbildung 6). Auch bei                          EU-Durchschnitt von 16 %. Auch bei den 15-Jährigen sind
den Jugendlichen ging der Anteil der 15-Jährigen, die                          die Übergewichts- und Fettleibigkeitsquoten in den letzten
angaben, im letzten Monat Tabak geraucht zu haben,                             zwei Jahrzehnten erheblich gestiegen und erreichten
von 23 % im Jahr 2014 auf 17 % im Jahr 2018 zurück,                            2018 21 %. Dieser Wert lag ebenfalls leicht über dem
was aber immer noch etwas höher ist als in den meisten                         EU-Durchschnitt von 19 %.
EU-Ländern. Gleichzeitig hat der Konsum an E-Zigaretten
zugenommen: Im Jahr 2019 gab jeder Sechste der 15- und                         Wie in vielen anderen EU-Ländern ist auch in Österreich
16-Jährigen in Österreich an, E-Zigaretten geraucht zu                         schlechte Ernährung die Hauptursache für Übergewicht
haben – laut der ESPAD-Umfrage ein höherer Anteil als im                       und Fettleibigkeit. Im Jahr 2019 gaben rund 50 % der
EU-Durchschnitt. Die Europäische Kommission hat sich im                        Erwachsenen in Österreich an, nicht jeden Tag Gemüse
Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs das ehrgeizige                         oder Obst zu essen, was einem höheren Anteil als in
Ziel gesetzt, bis 2040 sicherzustellen, dass weniger als 5 %                   den meisten anderen EU-Ländern entspricht. Bei den
der Bevölkerung Tabak konsumieren (siehe Abschnitt 5.1).                       Jugendlichen erklärten 2018 mehr als zwei Drittel der
Während Österreich bei Maßnahmen zur Verhinderung des                          15-Jährigen, nicht jeden Tag Gemüse zu essen; und ein
Tabakkonsums gegenüber anderen europäischen Ländern                            ähnlicher Anteil gab an, nicht täglich Obst zu verzehren.
lange im Rückstand war, wurde im November 2019 ein                             Damit verzeichnete Österreich auch in diesen Bereichen
vollständiges Rauchverbot in Restaurants eingeführt.                           höhere Anteile als die meisten anderen EU-Länder.

Der Alkoholkonsum ist im Vergleich zu vielen                                   Andererseits gehören die Erwachsenen in Österreich zu
                                                                               den körperlich aktivsten in der EU, obwohl sich im Jahr
anderen EU-Ländern höher                                                       2014 mehr als ein Viertel nicht an die WHO-Empfehlung
Der Gesamt-Alkoholkonsum bei Erwachsenen ist seit 2000                         von mindestens 2,5 Stunden gemäßigter körperlicher
zurückgegangen, liegt aber immer noch mehr als 20 %                            Betätigung pro Woche hielt. Nur circa 15 % der 15-Jährigen
über dem EU-Durchschnitt. Auch der Alkoholkonsum                               in Österreich gaben an, sich täglich mäßig bis intensiv
unter Jugendlichen ist in Österreich höher als in anderen                      körperlich zu betätigen. Dieser Anteil entsprach in etwa
Ländern: Im Jahr 2018 gab fast ein Drittel (32 %) der                          dem EU-Durchschnitt.
15-Jährigen an, mindestens zweimal in ihrem Leben bereits
betrunken gewesen zu sein, was nach Dänemark der
zweithöchste Anteil unter den EU-Ländern ist.

                                                          State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                      7
ÖSTERREICH

             Abbildung 6 Rauchen, Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung stellen ernste Probleme für die öffentliche
             Gesundheit dar
                                                                            Rauchen (Jugendliche)
                                    Verzehr von Gemüse (Erwachsene)                                   Rauchen (Erwachsene)
                                                                                          6

                          Verzehr von Gemüse (Jugendliche)                                                       Trunkenheit (Jugendliche)

                         Verzehr von Obst (Erwachsene)                                                               Alkoholkonsum (Erwachsene)

                             Verzehr von Obst (Jugendliche)                                                      Übergewicht und Fettleibigkeit (Jugendliche)

                                    Körperliche Aktivität (Erwachsene)                                Fettleibigkeit (Erwachsene)
                                                                      Körperliche Aktivität (Jugendliche)

             Hinweis: Je näher ein Punkt dem Zentrum ist, desto besser schneidet ein Land im Vergleich zu anderen EU-Ländern ab. Kein Land liegt im weißen „Zielbereich“,
             da in allen Ländern in allen Bereichen noch Fortschritte möglich sind.
             Quellen: Kalkulationen der OECD auf der Grundlage der HBSC-Umfrage 2017–2018 für Indikatoren bei Jugendlichen, und OECD-Gesundheitsstatistik, EHIS
             2014 und 2019 für Indikatoren bei Erwachsenen.

                                                              Select dots + Effect > Transform scale 130%

             4 Das Gesundheitssystem
                                                          OR Select dots + 3 pt white outline (rounded corners)

             Österreichs Gesundheitssystem hat eine                                           alle wichtigen Akteure – Bundesregierung, Sozialversi-
                                                                                              cherungsträger und Länder – zusammen, um gemeinsam
             komplexe Verwaltungsstruktur                                                     Finanz- und Gesundheitsziele zu definieren. Die komplexe
             Die Zuständigkeiten für die Verwaltung des                                       Verwaltungsstruktur auf Bundesebene erwies sich bei
             Gesundheitssystems in Österreich sind zwischen Bund                              der Bewältigung der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020
             und Ländern aufgeteilt. Die Bundesregierung ist für die                          als recht wirksam, ließ aber auch Unzulänglichkeiten bei
             Regulierung der Sozialversicherungsträger und die meisten                        der Koordinierung von Entscheidungen auf Bundes- und
             Aspekte der Gesundheitsversorgung zuständig. Die neun                            Länderebene erkennen (Kasten 1).
             Bundesländer regeln und planen die Krankenhaus-
             versorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich und sind für                           Durch eine umfassende Reform wurde das
             die Durchführung, Organisation und Finanzierung der                              Krankenversicherungssystem konsolidiert, aber
             stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung in                              die Leistungen sind noch nicht harmonisiert
             Krankenhäusern sowie für Krankenhausinvestitionen
             verantwortlich. Die Sozialversicherungsträger und                                Die Sozialversicherungsträger finanzieren den größten
             Leistungserbringer spielen eine wichtige Rolle, da sie                           Anteil der Gesundheitsausgaben (45 % im Jahr 2018), aber
             kollektive Verträge aushandeln, die die ambulante, die                           auch die direkten öffentlichen Ausgaben – vorwiegend
             rehabilitative und die Arzneimittelversorgung regeln. Die                        Beiträge der Länder zur Finanzierung der stationären
             Finanzierung des Gesundheitswesens ist gemischt: Bund,                           Versorgung – machen einen großen Anteil aus (30 %).
             Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger tragen                           Im Jahr 2020 wurden die bestehenden Sozialversiche-
             allesamt zum Budget bei.                                                         rungsträger im Rahmen einer umfassenden Reform
                                                                                              auf fünf reduziert: Die neun regionalen Gebietskran-
             Umfassende Reformen wurden umgesetzt, um                                         kenkassen wurden zu einem Träger – der Österreichischen
             die Zersplitterung zu überwinden                                                 Gesundheitskasse (ÖGK) – zusammengeführt, die rund
                                                                                              82 % der Versicherten abdeckt, während Selbstständige,
             Zwei umfassende Reformen in den Jahren 2012 und                                  Landwirte, Beamte und Beschäftigte im Eisenbahnsektor
             2017 stellten auf die Überwindung der Fragementierung                            weiterhin in nunmehr zwei Sonderversicherungsträgern
             der Organisation und die nachhaltige Finanzierung                                versichert sind. Alle Sozialversicherungsträger bieten
             des Gesundheitssystems ab. Mit der Einführung eines                              im Großen und Ganzen die gleichen Leistungen an,
             neuen Systems der „Zielsteuerung“ sollte eine verstärkte                         und seit 2017 wurden mehrere Schritte zur weiteren
             gemeinsame Planung, Verwaltung und Finanzierung                                  Harmonisierung der Leistungen unternommen.
             erreicht werden, indem die Bundes- und Länderebene sowie                         Jedoch bestehen weiterhin Unterschiede zwischen den
             die Sozialversicherungsträger in gemeinsamen Gremien                             Versicherten der ÖGK und zwischen den Krankenkassen
             zusammengeführt und koordiniert werden. Die 2013                                 für bestimmte Berufe (siehe Abschnitt 5.2).
             eingesetzte Zielsteuerungskommission brachte demnach

             8      State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
    Kasten 1. Die Steuerung der COVID-19-Maßnahmen war zwischen Bund und Ländern aufgeteilt
    Im Jahr 2020 wurde ein Pandemie-Krisenmanage-                                und die Bezirkshauptmannschaften, den Zugang zu
    mentsystem unter der Leitung des Bundesministeriums                          öffentlichen Plätzen und Geschäftsräumen zu untersagen.
    für Inneres und seiner nationalen Koordinierungsstelle                       Nach dem Epidemiegesetz ist der Bund für Maßnahmen
    für Katastrophen- und Krisenmanagement eingerichtet,                         zur Bekämpfung der Pandemie zuständig, die dann von
    in welchem alle relevanten Bundesministerien, die                            den Ländern durchgeführt werden müssen. Die Länder
    Bundesländer und Rettungsorganisationen vertreten                            haben einen gewissen Entscheidungsspielraum bei der
    waren. Das weitgehend für die Umsetzung zuständige                           Umsetzung von Bundesgesetzen, gleichzeitig kann
    Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und                       die Bundesregierung jedoch eingreifen, indem sie den
    Konsumentenschutz richtete eine Coronavirus-Taskforce                        Landeshauptleuten Anweisungen erteilt, die diese befolgen
    ein, die die Expertise des Ministeriums und externer                         müssen. Das Beispiel Tirols zeigt die Vor- und Nachteile
    Institutionen bündelte. Das Bundesministerium arbeitete                      dieses Systems. Während bei der ersten Welle die Dörfer
    eng mit den Gesundheitsbehörden der Länder zusammen,                         in Tirol rasch unter Quarantäne gestellt wurden, stießen
    und auch auf kommunaler und lokaler Ebene wurden                             die landesweiten Maßnahmen zur Verhinderung der
    Krisenstäbe eingerichtet.                                                    Ausbreitung von Coronavirus-Mutationen Anfang 2021
                                                                                 bei der Landesregierung zunächst auf Widerstand, was zu
    Die aufgrund von COVID-19 erlassenen Verordnungen                            einer verzögerten Umsetzung führte.
    ermächtigten den Bundesminister für Soziales, Gesundheit,
    Pflege und Konsumentenschutz, die Landeshauptleute

    Quelle: COVID-19 Health Systems Response Monitor.

Österreich hat eines der teuersten                                               Die Gesundheitsausgaben aus öffentlichen Quellen
                                                                                 machten 2019 75 % der Gesamtausgaben aus. Dieser Anteil
Gesundheitssysteme in der EU
                                                                                 ist in den letzten zehn Jahren stabil geblieben, liegt aber
Im Vergleich zu anderen nationalen Gesundheitssystemen                           weiterhin unter dem EU-Durchschnitt von 80 %. Der Anteil
                                                                                                                                             12,5
in der EU ist das österreichische Gesundheitssystem                              der Selbstzahlungen ist seit 2010 ebenfalls stabil und lag
relativ teuer. Im Jahr 2019 erreichten die                                       2019 mit 18 % der gesamten Gesundheitsausgaben über
                                                                                                                                             10,0
Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben (bereinigt um Unterschiede                          dem EU-Durchschnitt (15 %). Die Selbstzahlungen entfallen
bei der Kaufkraft) 3 943 EUR, was nach Deutschland                               hauptsächlich auf ambulante medizinische Versorgung, 7,5
und den Niederlanden den dritthöchsten Wert in der EU                            Arzneimittel, Langzeitpflege und zahnärztliche Versorgung
darstellt (Abbildung 7). Gemessen am BIP beliefen sich                           (siehe Abschnitt 5.2).                                      5,0
die Ausgaben Österreichs 2019 auf 10,4 % des BIP, was
                                                                                 2020 wurden zusätzliche öffentliche Mittel für den      2,5
ebenfalls höher ist als der EU-Durchschnitt von 9,9 %.
                                                                                 Gesundheits- und Langzeitpflegesektor bereitgestellt, um
                                                                                 Ausgaben im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie      0,0
                                                                                 zu decken, darunter 60 Mio. EUR für die Sozialversiche-
                                                                                 rungsträger.

Abbildung 7. Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind höher als im EU-Durchschnitt, der Anteil der
öffentlichen Ausgaben hingegen niedriger

                       Gesetzliche
              Government           und Pflichtversicherung
                         & compulsory   insurance                  Freiwilligeinsurance
                                                                  Voluntary     Versicherung und Selbstzahlungen
                                                                                         & out-of-pocket  payments Anteil am BIP
                                                                                                                             Share of GDP

EUR
EUR KKP
    PPP pro
        perKopf
            capita                                                                                                                                     % GDP
                                                                                                                                                       % BIP

 5 000                                                                                                                                                   12.5
                                                                                                                                                        12,5

 4 000                                                                                                                                                   10.0
                                                                                                                                                        10,0

 3 000                                                                                                                                                    7.5
                                                                                                                                                        7,5

 2 000                                                                                                                                                   5.0
                                                                                                                                                        5,0

 1 000                                                                                                                                                   2.5
                                                                                                                                                        2,5

      0                                                                                                                                                  0.0
                                                                                                                                                        0,0
                                                                  EU
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                                                                  nd

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                                                       Sl len

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                                                                ue

                                                                   r

                                                                 ie
                                                                an

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                                                     Ru tie

                                                      Bu nie
                                                                ak
                                                     Sl ug
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                                                    Ts ani
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                                                                 i
                                                               la
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     Sc rre

    Lu elg

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                                                               h

                                                             en

                                                             Po
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                                                            ng
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                                                           ec

                                                             ä
                                                            Is

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                                                   rie

                                                                                                 2019
      D

       Co untry               Go ve rnme nt & co mpul so ry i nsura nce sche me s          Vo l unta ry i nsura nce & o ut-o f-po cke t pa yme nts         To ta l E x p.
Norway
Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet.                                   4000                                                             661                    4661
Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019, mit Ausnahme
Germany                                                                            3811 der Daten für Malta, die sich auf 2018 beziehen).      694                    4505
Netherlands                                                                        3278                                                        689                    3967
Austria                                                                            2966                                                         977                   3943

                                                            State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                          9
ÖSTERREICH

             Der größte Teil der Gesundheitsausgaben                                          die höchsten in der EU (1287 EUR im Jahr 2019). Auch die
                                                                                              Ausgaben für ambulante Versorgung sowie für Arzneimittel
             entfällt auf die stationäre Versorgung
                                                                                              und Medizinprodukte übertreffen den EU-Durchschnitt
             Der größte Teil der Gesundheitsausgaben in Österreich wird                       (Abbildung 8). Dagegen liegen die Pro-Kopf-Ausgaben
             nach wie vor für die stationäre Versorgung aufgewendet.                          für Langzeitpflege und Prävention leicht unter dem
             Die Ausgaben für die stationäre Versorgung pro Person sind                       EU-Durchschnitt.

             Abbildung 8. Österreich gibt für stationäre Versorgung mehr aus als der EU-Durchschnitt, aber weniger in
             anderen Bereichen
             EUR KKP pro Kopf
               Ausgaben
                                                                                                                                                 Österreich        EU
                             33%
             1 400        der gesamten
                           Ausgaben                      30%
                                                      der gesamten
             1 200              1 287                  Ausgaben

                                                            1 179
             1 000
                                         1 010                        1 022
              800                                                                       17%
                                                                                    der gesamten
                                                                                     Ausgaben                      14%
                                                                                                                der gesamten
              600                                                                                                Ausgaben
                                                                                          666
                                                                                                    630                           617
                                                                                                                        568
              400

                                                                                                                                                   2%
              200                                                                                                                              der gesamten
                                                                                                                                                Ausgaben

                  0                                                                                                                                  83      102
                                0
                              Stationäre                    0
                                                          Ambulante                       0
                                                                                     Arzneimittel und                  0
                                                                                                                  Langzeitpflege 4                    0
                                                                                                                                                  Prävention 5
                             Behandlung 1                Behandlung 2               Medizinprodukte 3
             Hinweis: Die Kosten für die Verwaltung des Gesundheitssystems sind nicht enthalten. 1. Beinhaltet kurative und rehabilitative Gesundheitsversorgung
             in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen; 2. Beinhaltet häusliche Pflege und Nebenleistungen (z. B. Krankentransport); 3. Beinhaltet nur die
             gesundheitliche Komponente; 4. Beinhaltet nur den ambulanten Markt; 5. Beinhaltet nur Ausgaben für organisierte Präventionsprogramme. Der
             EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Quellen: OECD-Gesundheitsstatistik 2021, Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019).

             Die Zahl der Ärzte ist vergleichsweise hoch, der                                 Die Erbringung von Gesundheitsdienst-
             Anteil der Allgemeinmeidziner jedoch gering                                      leistungen ist nach wie vor sehr krankenhaus-
                                                                                              zentriert
             Österreich hatte 2019 mit 5,3 Ärzten pro 1 000 Einwohner
             die zweithöchste Rate an Ärzten in der EU, verglichen                            Die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen
             mit dem EU-Durchschnitt von 3,9 (Abbildung 9). Diese                             in Österreich zeichnet sich durch die freie Wahl der
             Quote ist seit dem Jahr 2000, als sie noch bei 3,9 lag,                          Dienstleister und den uneingeschränkten Zugang zu allen
             gestiegen. Allerdings ist der Anteil der Allgemeinmediziner                      Versorgungsebenen (Allgemeinmediziner, Fachärzte und
             im gleichen Zeitraum kontinuierlich gesunken und                                 Krankenhäuser) aus. Österreich hat einen sehr großen
             gehört heute zu den niedrigsten in der EU (14 % aller                            stationären Sektor mit 7,2 Krankenhausbetten pro 1 000
             Ärzte, gegenüber 21 % in der EU im Jahr 2019). Darüber                           Einwohner im Jahr 2019. Das ist nach Deutschland und
             hinaus wird der Ärztestand zunehmend älter: Das                                  Bulgarien die dritthöchste Zahl in der EU und liegt deutlich
             Durchschnittsalter der Allgemeinmediziner betrug im                              über dem EU-Durchschnitt von 5,3 Betten pro 1 000
             Jahr 2019 50 Jahre, bei den Fachärzten waren es 52 Jahre                         Einwohner. Dieser Umstand stellt einen wesentlichen
             (ÖGK, 2021). Bis 2025 werden voraussichtlich rund 60 %                           Grund dar, weshalb Krankenhausentlassungsraten sowie
             der Vertragsärzte für Allgemeinmedizin das Pensionsalter                         Ausgaben für die stationäre Versorgung in Österreich zu
             erreichen (BMASGK, 2019). Eine der Hauptprioritäten                              den höchsten in der EU gehören.
             des österreichischen Aufbau- und Resilienzplans
             ist die Attraktivierung der Primärversorgung, um                                 Österreich hat weitere Fortschritte bei der
             mehr Primärversorgungseinheiten zu schaffen (siehe
             Abschnitt 5.3).
                                                                                              Einführung von eHealth-Instrumenten erzielt
                                                                                              Die universelle elektronische Gesundheitsakte und ihre
             Auch die Zahl der Pflegekräfte pro 1 000 Einwohner liegt
                                                                                              Anwendungen „e-Medikation“ und „e-Befunde“ haben
             über dem EU-Durchschnitt (10,4 in Österreich gegenüber
                                                                                              seit ihrer Einführung im Jahr 2014 erhebliche Fortschritte
             8,4 pro 1 000 Einwohner in der EU im Jahr 2019).
                                                                                              verbucht. Die elektronische Gesundheitsakte wurde in allen
                                                                                              Bundesländern eingeführt und war im Jahr 2020 in fast
                                                                                              allen österreichischen Apotheken, 86 % der ambulanten
                                                                                              Praxen und 76 % der Krankenhäuser im Einsatz. Außerdem
                                                                                              wurden bedeutende Fortschritte bei der Einführung des
                                                                                              elektronischen Impfpasses erzielt, der im Rahmen der
                                                                                              COVID-19-Impfkampagne priorisiert wurde (siehe auch
                                                                                              Abschnitt 5.3).

             10       State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
Abbildung 9. Österreich hat mehr Ärzte und Pflegekräfte als die EU im Durchschnitt

Praktizierende Pflegekräfte pro 1 000 Einwohner
20
         Ärzte niedrig                                                                                                                          Ärzte hoch
         Pflegekräfte hoch                                                                                                               Pflegekräfte hoch
18                                                                                                               NO

16
                                                                            IS
                                                FI
14                                                                                                DE
                                                      IE
                                           BE
12                              LU
                                                FR
                                                                 NL                          SE
                                                 SI                                                                         AT
10                                                                                      DK
                                                                            CZ
                                                                       EU                                                               EU-Durchschnitt: 8,4

 8                                                                                MT                    LT
                                      RO             HU          HR                                                   PT

 6                                                                               IT               ES
                                                 EE               SK               CY
                   PL
                                           LV                                           BG
 4
                                                                                                                                                     EL

 2
         Ärzte niedrig                                                                                                                          Ärzte hoch
         Pflegekräfte niedrig                                               EU-Durchschnitt: 3,9                                       Pflegekräfte niedrig
 0
     2              2,5               3                    3,5              4                     4,5        5                   5,5          6            6,5
                                                                                                                      Praktizierende Ärzte pro 1 000 Einwohner

Hinweis: Der EU-Durchschnitt ist ungewichtet. In Portugal und Griechenland beziehen sich die Daten auf alle approbierten Ärzte, was zu einer großen
Überschätzung der Anzahl der praktizierenden Ärzte führt (z. B. etwa 30 % in Portugal). In Griechenland wird die Zahl der Pflegekräfte unterschätzt, da nur
in Krankenhäusern tätige Pflegekräfte berücksichtigt werden.
Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr).

5 Leistung des Gesundheitssystems
5.1 Wirksamkeit
Bei der Verringerung der Sterblichkeit aufgrund
vermeidbarer und behandelbarer Ursachen
sind Verbesserungen möglich
Das österreichische Gesundheitssystem ist relativ                                       Die vermeidbare Sterblichkeit in Österreich war 2018
wirksam bei der Vermeidung von Todesfällen aufgrund                                     ebenfalls niedriger als im EU-Durchschnitt, aber dennoch
von Ursachen, die bei frühzeitiger und wirksamer                                        rund 33 % höher als bei den fünf leistungsstärksten
Gesundheitsversorgung behandelbar sind. Obwohl die                                      Ländern. Lungenkrebs, die ischämische Herzerkrankung,
Sterblichkeit aufgrund behandelbarer Ursachen im Jahr                                   alkoholbedingte Erkrankungen und chronische
2018 unter dem EU-Durchschnitt lag, weisen mehrere                                      Atemwegserkrankungen machten die meisten
andere westeuropäische Länder dennoch niedrigere Raten                                  vermeidbaren Todesursachen aus. Stärkere Präventions-
auf (Abbildung 10). Die ischämische Herzerkrankung,                                     maßnahmen und größere Anstrengungen im Bereich
Darmkrebs und Brustkrebs waren die häufigsten                                           der öffentlichen Gesundheit könnten dazu beitragen, die
behandelbaren Ursachen von Todesfällen, die durch eine                                  vermeidbare Sterblichkeit zu verringern.
frühere Diagnose und eine frühzeitige und wirksame
Behandlung reduziert werden könnten.

                                                                  State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                        11
ÖSTERREICH

             Abbildung 10. Durch wirksame Prävention und Behandlung könnten mehr Todesfälle vermieden werden

                                Vermeidbare Todesursachen                                                                 Behandelbare Todesursachen
                    Zypern                      104                                                        Norwegen                             59
                    Italien                     104                                                         Frankreich                            63
                     Malta                        111                                                             Island                          64
                                                  104 104                                                                      59      59
                   Spanien                         113                                                    Niederlande                              65
                                                  104 104                                                                       63      63
                     Island                        115                                                         Spanien                             65
                                                    111       111                                                               64      64
                Schweden                            118                                                          Italien                           65
                                                    113        113                                                               65      65
                Norwegen                             120                                                    Schweden                               66
                                                     115        115                                                              65      65
              Niederlande                               129                                                Luxemburg                                68
                                                      118 118                                                                    65      65
               Luxemburg                                130                                                     Belgien                              71
                                                      120 120                                                                    66      66
                     Irland                              132                                                  Finnland                               71
                                                         129 129                                                                  68      68
                Frankreich                                134                                               Dänemark                                 73
                                                         130       130                                                             71      71
                  Portugal                                 138 132
                                                          132                                               Österreich             71                 75
                                                                                                                                           71
             Griechenland                                  139 134
                                                          134                                                     Irland           73                 76
                                                                                                                                           73
                    Belgien                                  146 138
                                                            138                                             Slowenien               75      75        77
                Dänemark                                    139152 139                                          Zypern              76      76         79
             Deutschland                                     146 156 146                                      Portugal              77      77          83
                Österreich                                       157 152
                                                               152                                       Deutschland                 79      79          85
                  Finnland                                        159 156
                                                                156                                      Griechenland                 83      83          90
                         EU                                       160 157
                                                                157                                               Malta                85      85         92
                Slowenien                                        159 175159                                           EU                90      90        92
               Tschechien                                        160 160  195                              Tschechien                   92      92                 124
                      Polen                                         175 175 222                                    Polen                92      92                   133
                 Bulgarien                                              195 195226                            Kroatien                            124 124            133
                  Kroatien                                                  222 239
                                                                                  222                          Estland                              133 133          133
                 Slowakei                                                    226 241
                                                                                   226                        Slowakei                              133 133                   165
                   Estland                                                     239 253
                                                                                     239                       Ungarn                               133 133                     176
                   Litauen                                                     241 241 293                     Litauen                                      165 165               186
                Rumänien                                                         253 253 306                 Bulgarien                                        176 176              188
                  Lettland                                                             293 293 326                                                              186 186              196
                                                                                                              Lettland
                                                                                         306 306 326                                                             188 188                210
                    Ungarn                                                                                  Rumänien
                                                                                            326 326                        0             50              100       196 150196     200        250
                             0      50      100           150          200       250      300     350
                                                                                            326 326                                                                   210 210
                          Altersstandardisierte                                                                        Altersstandardisierte         Sterberaten    pro   100 000  Einwohner
                                 0    050     100Sterberaten
                                             50        100 150 150     pro 100
                                                                      200     250000
                                                                             200       Einwohner
                                                                                      300
                                                                                    250       350 350
                                                                                            300                0       0 50      50 100 100 150 150 200 200 250 250
                                   Lungenkrebs                                                                                 Ischämische Herzerkrankung
                                   Ischämische Herzerkrankung                                                                  Darmkrebs
                                   Alkoholbedingte Störungen                                                                   Brustkrebs
                                   Chronische Erkrankungen der unteren Atemwege                                                Zerebrovaskuläre Erkrankung
                                   Unfälle (Verkehrsunfälle und sonstige)                                                      Diabetes mellitus
                                   Sonstige                                                                                    Sonstige

             Hinweis: Die vermeidbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und
             der Primärprävention vermieden werden können. Die behandelbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen
             der Gesundheitsversorgung, einschließlich Screenings und Behandlungen, vermieden werden können. Bei einigen Krankheiten (z. B. der ischämischen
             Herzerkrankung und zerebrovaskulären Erkrankungen) ist die Hälfte aller Todesfälle auf vermeidbare Sterblichkeit zurückzuführen; die andere Hälfte ist
             behandelbaren Ursachen zuzuschreiben. Beide Indikatoren beziehen sich auf die vorzeitige Sterblichkeit (in einem Alter von unter 75 Jahren). Die Daten
             basieren auf den überarbeiteten OECD-/Eurostat-Listen.
             Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2018, mit Ausnahme der Daten für Frankreich, die sich auf 2016 beziehen).

             Ungesunde Lebensweisen stellen nach wie                                                    Maßnahmen zur Verhinderung und Eindämmung des
                                                                                                        Rauchens wurden langsamer umgesetzt als in vielen
             vor eine wesentliche Herausforderung für die                                               anderen EU-Ländern, doch seit Kurzem sind lang geplante
             öffentliche Gesundheit dar                                                                 Reformen in Kraft getreten, darunter ein seit November
                                                                                                        2019 geltendes vollständiges Rauchverbot in Innenräumen
             Wie in Abschnitt 3 ausgeführt, liegt der Tabak- und
                                                                                                        von Restaurants und Bars (Burki, 2019).
             Alkoholkonsum in Österreich weiterhin über dem
             EU-Durchschnitt. Die Maßnahmen Österreichs gegen                                           In der Gesundheitsförderungsstrategie von 2014 wurde
             Alkoholmissbrauch umfassen Werbebeschränkungen und                                         der Schwerpunkt stärker auf Prävention und Gesundheits-
             relativ strenge Strafen bei Alkohol am Steuer; allerdings                                  förderung gelegt. Dazu gehört auch die Einrichtung von
             sind die Maßnahmen zur Verringerung der Verfügbarkeit                                      Gesundheitsförderungsfonds in jedem Bundesland, die bis
             von Alkohol für Jugendliche und Minderjährige weniger                                      2022 jährlich mit 15 Mio. EUR unterstützt werden und der
             strikt als in anderen EU-Ländern.                                                          Gesundheitsförderung und Prävention dienen. Mindestens
                                                                                                        zwei Drittel der Mittel müssen in die Prävention für
                                                                                                        bestimmte Zielgruppen oder Aktivitäten fließen, darunter
                                                                                                        für frühe Kindheit (gesunde Kinderkrippen, Kindergärten
                                                                                                        und Schulen), die Stärkung der Gesundheitskompetenz
                                                                                                        und die Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen
                                                                                                        (BMASGK, 2019).

             12     State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH
Die Impfraten gegen die saisonale Grippe                                        Krankenhausaufnahmen für chronische Erkrankungen
                                                                                sind in Österreich traditionell höher als in den meisten
bei älteren Menschen lagen unter dem
                                                                                anderen europäischen Ländern. Für Asthma und
EU-Durchschnitt, stiegen aber 2020 an                                           chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD),
                                                                                kongestive Herzinsuffizienz und Diabetes wurden im Jahr
Österreichs Impfrate gegen die saisonale Grippe bei
                                                                                2019 beinahe 600 Krankenhausaufnahmen pro 100 000
Menschen ab 65 Jahren war 2019 eine der niedrigsten
                                                                                Erwachsene verzeichnet (Abbildung 11). Diese höheren
in der EU: Nicht einmal ein Fünftel der Menschen
                                                                                Krankenhausaufnahmeraten für chronische Erkrankungen
in dieser Gruppe mit höherem Risiko wurde geimpft
                                                                                lassen darauf schließen, dass die Primärversorgung
(18 %). Diese Zahl entspricht weniger als der Hälfte des
                                                                                verbessert werden kann.
EU-Durchschnitts von etwa 40 %. Eine während der
COVID-19-Pandemie von der Regierung durchgeführte                               Im Jahr 2017 wurden Reformen implementiert mit dem
Erhebung deutet jedoch darauf hin, dass die Nachfrage                           Ziel, die Primärversorgung unter anderem durch die
nach Grippeimpfungen im Jahr 2020 ein Rekordniveau                              Schaffung interdisziplinärer Primärversorgungseinheiten
erreicht hat. Das Bundesministerium für Soziales,                               zu stärken. Diese sollen den sich wandelnden Bedürfnissen
Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat das                                der Bevölkerung gerecht werden, insbesondere durch
Volumen der bestellten Grippeimpfstoffe für die                                 mehr Unterstützung für Menschen mit chronischen
Grippesaison 2020/21 im Vergleich zur letzten Saison mehr                       Erkrankungen in Bezug auf Behandlungsmöglichkeiten
als verdoppelt.                                                                 und Öffnungszeiten. Die Reformen umfassten finanzielle
                                                                                und logistische Unterstützung für die Einrichtung
Reformen der Primärversorgung sollen die                                        interdisziplinärer Versorgungsteams. Bis Mitte 2021 wurden
Versorgung von Menschen mit chronischen                                         32 Primärversorgungseinheiten errichtet, mit dem Ziel bis
Erkrankungen verbessern                                                         Ende des Jahres die Zahl auf 75 zu erhöhen.

Österreichs Gesundheitssystem ist nach wie vor
krankenhauszentriert, und potenziell vermeidbare

Abbildung 11. Die Zahlen vermeidbarer Krankenhausaufnahmen sind in Österreich relativ hoch
                                                                        Asthma und COPD            Kongestive Herzinsuffizienz   Diabetes mellitus
Altersstandardisierte Rate vermeidbarer Krankenhausaufnahmen pro 100 000 Einwohner ab 15 Jahren
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1 000

 800

 600

 400

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Hinweis: 1. Für Lettland und Luxemburg liegen keine Daten zur kongestiven Herzinsuffizienz vor.
Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr).

Die Krebsfrüherkennungs- und -überlebensraten                                   4. gleicher Zugang zu allen Versorgungsstrukturen
                                                                                   unabhängig vom sozioökonomischen Status und
sind hoch, doch die Vorsorgeuntersuchungen                                         Hintergrund;
gingen während der Pandemie deutlich zurück
                                                                                5. hochwertige Daten und verbesserte evidenzbasierte
Österreich hat 2014 sein nationales Krebsrahmenprogramm                            Information;
verabschiedet. Das Programm umfasst sechs strategische
Ziele, die über einen Zeitraum von 5–10 Jahren schrittweise                     6. Förderung der Krebsforschung.
umgesetzt werden sollen:
                                                                                Das österreichische nationale Krebsrahmenprogramm
1. verringerte Inzidenz bei Krebserkrankungen durch                             entspricht damit weitgehend den Hauptsäulen von Europas
   Prävention und Gesundheitsförderung;                                         Plan gegen den Krebs (Europäische Kommission, 2021a).

2. verringerte Sterblichkeit bei Krebserkrankungen und                          Österreich schneidet bei der Krebserkennung und
   längeres Überleben durch zeitgerechte Früherkennung,                         -behandlung im Allgemeinen besser ab als viele andere
   Diagnostik und Behandlung;                                                   europäische Länder. Die Screening-Raten für Brustkrebs
                                                                                sowie die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten für Prostata-,
3. Verbesserung der bzw. Erhalt von hoher Lebensqualität                        Brust-, Gebärmutterhals-, Darm- und Lungenkrebs liegen
   der an Krebs Erkrankten sowie auch für Angehörige und                        über dem EU-Durchschnitt (Abbildung 12).
   Bezugspersonen;

                                                          State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021                13
ÖSTERREICH

               Im Jahr 2019 gaben 75 % der Frauen im Alter von 50–69 Jahren                      Die COVID-19-Pandemie führte jedoch zu einem
               an, innerhalb der letzten zwei Jahre ein Brustkrebs-                              drastischen Rückgang der Screening-Raten. So sind
               Screening gemacht zu haben, was deutlich höher ist als                            beispielsweise Koloskopien im ersten Halbjahr
               der EU-Durchschnitt von 57 %. Im selben Jahr erklärten                            2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 34 %
               85 % der Frauen im Alter von 20–69 Jahren, sich einem                             zurückgegangen (Hinterberger et al., 2021).
               Gebärmutterhalskrebs-Screening unterzogen zu haben. Das
               ist ebenfalls mehr als in den meisten anderen EU-Ländern.

               Abbildung 12. Die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten deuten auf eine gute Versorgung von Krebskranken hin

 ncer          Prostatakrebs
               Prostate
                Childhood  cancer
                             leukaemia          Brustkrebs
                                                Breast
                                                Childhoodcancer
                                                             leukaemia           Gebärmutterhalskrebs
                                                                                 Breast
                                                                                  Cervicalcancer
                                                                                            cancer                 Darmkrebs
                                                                                                                   Cervical
                                                                                                                   Colon cancer
                                                                                                                             cancer                 Lungenkrebs
                                                                                                                                                    Colon
                                                                                                                                                    Lung cancer
                                                                                                                                                           cancer         Lung
%              Österreich:
               Austria:
                    #N/A9090%%                  Österreich:
                                                Austria:
                                                     #N/A8585
                                                            %%                   Österreich:
                                                                                 Austria:  6464
                                                                                  Austria:85 %% %                  Österreich:
                                                                                                                   Austria: 6464
                                                                                                                               %%                   Österreich:
                                                                                                                                                    Austria: 2020
                                                                                                                                                    Austria: 64 %%
                                                                                                                                                                %         Austr
               EU23: 87 %                       EU23: 82 %                       EU23: 63 %                        EU23: 60 %                       EU23: 15 %
               EU23:
               EU23: 87
                     85%%                       EU23: 82
                                                      85 %                       EU23:
                                                                                  EU23:82
                                                                                        63% %                      EU23: 63
                                                                                                                         60 %
                                                                                                                            %                       EU23:
                                                                                                                                                    EU23: 60
                                                                                                                                                           15 %           EU23:
               Hinweis: Die Daten beziehen sich auf Personen, die zwischen 2010 und 2014 eine Diagnose erhalten haben. Kinderleukämie bezieht sich auf akute
               Lymphoblastenleukämie.
               Quelle: CONCORD Programme, London School of Hygiene and Tropical Medicine.

               5.2 Zugang                                                                        Im Jahr 2015 ergaben sich für etwa 3 % der österreichischen
                                                                                                 Haushalte katastrophale Ausgaben1. Der Großteil von ihnen
                                                                                                 gehörte zum ärmsten Quintil der Bevölkerung (Czypionka,
               Trotz einer nahezu flächendeckenden                                               Röhrling & Six, 2018; Fuchs, Hollan & Schenk, 2017).
               Gesundheitsversorgung bestehen immer noch
               kleine Lücken                                                                     Trotz der jüngsten Reformen ist die Leistungs-
                                                                                                 abdeckung nicht vollständig harmonisiert
               Die Krankenversicherung ist in Österreich verpflichtend,
               und die Verwaltungsdaten deuten auf einen äußerst hohen                           Mit der Versicherungsreform 2020, mit der die bisherigen
               Deckungsgrad hin: 2019 waren 99,9 % der Bevölkerung                               18 Sozialversicherungsträger auf fünf reduziert wurden
               über einen der Sozialversicherungsträger versichert.                              (darunter die ÖGK, in der 7,2 Millionen Menschen oder
               Die Kosten für die Versorgung im Zusammenhang mit                                 82 % der Bevölkerung erfasst sind), sollten die Unterschiede
               COVID-19 wurden für alle Krankenversicherten vollständig                          in der Leistungsabdeckung verringert werden, und zwar
               übernommen. Trotz der nahezu flächendeckenden                                     sowohl regional – durch die Fusion der bisherigen 9
               Gesundheitsversorgung besteht für einige                                          Gebietskrankenkassen zur der ÖGK – als auch zwischen
               Bevölkerungsgruppen ein höheres Risiko, nicht versichert                          den speziellen Sozialversicherungsträgern.
               zu sein. Dazu gehören ältere Studierende, die nicht als
               unterhaltsberechtigt gelten, nicht registrierte Asylbewerber,                     Dennoch ist die Leistungsabdeckung noch nicht
               Arbeitslose und Menschen mit schweren psychischen                                 vollständig harmonisiert; dieser Prozess könnte bis
               Erkrankungen (Czypionka, Röhrling & Six, 2018; Fuchs,                             mindestens 2024 andauern. Obwohl das Leistungspaket
               Hollan & Schenk, 2017).                                                           der neuen Krankenkasse ursprünglich nach oben hin
                                                                                                 harmonisiert werden sollte, um sicherzustellen, dass
               Selbstzahlungen betreffen hauptsächlich                                           kein Patient Leistungen verliert, die er zuvor bei seinem
                                                                                                 regionalen Träger in Anspruch nehmen konnte, deckten
               die ambulante medizinische Versorgung,
                                                                                                 die kurz vor der Fusion im Januar 2020 geschlossenen
               Arzneimittel und Langzeitpflege                                                   Vereinbarungen nicht alle Leistungen ab. Insbesondere
                                                                                                 Leistungen im Zusammenhang mit Psychotherapie
               Etwa 75 % aller Gesundheitsausgaben in Österreich
                                                                                                 wurden zunächst ausgeschlossen, obwohl erhebliche
               wurden 2019 öffentlich finanziert, während 18 % auf
                                                                                                 Unterschiede bei den abgedeckten Leistungen und den
               Selbstzahlungen privater Haushalte entfielen und die
                                                                                                 Erstattungsbeträgen zwischen den Regionen und Trägern
               restlichen 7 % im Rahmen freiwilliger Krankenver-
                                                                                                 bestanden. Beispielsweise wurde der Erstattungsbetrag für
               sicherungen und anderer Regelungen für freiwillige
                                                                                                 psychotherapeutische Leistungen in der Sozialversicherung
               Vorauszahlungen (wie Finanzierungsregelungen von
                                                                                                 der Selbstständigen im April 2020 nahezu verdoppelt:
               Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen)
                                                                                                 von 21 EUR auf 40 EUR pro Sitzungsstunde. Dieser
               finanziert wurden. Die Selbstzahlungen entfielen
                                                                                                 Erstattungsbetrag ist um 43 % höher als jener der
               hauptsächlich auf ambulante medizinische Versorgung,
                                                                                                 ÖGK-Mitglieder, die für dieselbe Leistung 28 EUR erhalten.
               Arzneimittel, Langzeitpflege und zahnärztliche Versorgung
                                                                                                 2020 kündigte die ÖGK an, die öffentlichen Mittel für
               (siehe Abbildung 13).
                                                                                                 psychotherapeutische Leistungen um 30 % zu erhöhen, um
                                                                                                 den Zugang in allen Regionen zu verbessern.

               1: Katastrophale Ausgaben sind definiert als Selbstzahlungen privater Haushalte, die 40 % der gesamten Haushaltsnettoausgaben für elementare Bedürfnisse
               (d. h. Lebensmittel, Wohnung und Nebenkosten) überschreiten.

               14     State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
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