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State of Health in the EU Österreich Länderprofil Gesundheit 2021
Länderspezifische Gesundheitsprofile Inhalt Die länderspezifischen Gesundheitsprofile für den 1. HIGHLIGHTS 3 Gesundheitszustand in der EU bieten einen knappen und 2. GESUNDHEIT IN ÖSTERREICH 4 politisch relevanten Überblick über die Gesundheit und die Gesundheitssysteme in der EU/dem Europäischen Wirtschaftsraum. 3. RISIKOFAKTOREN 6 Sie heben die besonderen Merkmale und Herausforderungen 4. DAS GESUNDHEITSSYSTEM 8 in den jeweiligen Ländern hervor, wozu begleitend länderüber- greifende Vergleiche angestellt werden. Das Ziel ist es, politischen 5. LEISTUNG DES GESUNDHEITSSYSTEMS 11 Entscheidungsträgern und Einflussnehmern ein Instrument 5.1 Wirksamkeit 11 für die gegenseitige Wissensvermittlung und den freiwilligen Kenntnisaustausch zur Verfügung zu stellen. 5.2 Zugang 14 5.3 Anpassungsfähigkeit 17 Die Profile entstehen aus der gemeinsamen Arbeit der OECD und des European Observatory on Health Systems and Policies 6. WICHTIGSTE ERKENNTNISSE 22 in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission. Das Team bedankt sich bei dem Netzwerk Health Systems and Policy Monitor, dem OECD Health Committee und der EU-Expertengruppe zur Leistungsbewertung der Gesundheitssysteme (HSPA) für die wertvollen Anmerkungen und Vorschläge. Daten- und Informationsquellen Die Daten und Informationen in den länderspezifischen School-Aged Children (HBSC) und von der Weltgesundheitsor- Gesundheitsprofilen beruhen vorwiegend auf offiziellen ganisation (WHO) sowie aus anderen nationalen Quellen. nationalen Statistiken, die Eurostat und der OECD zur Verfügung gestellt und validiert wurden, um höchste Standards Die berechneten EU-Durchschnitte sind die gewichteten bei der Datenvergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Quellen Durchschnitte der 27 Mitgliedstaaten, sofern nichts und Methoden, die diesen Daten zugrunde liegen, sind in der anderes vermerkt ist. Island und Norwegen sind in diesen Eurostat-Datenbank und der OECD-Gesundheitsdatenbank EU-Durchschnitten nicht berücksichtigt. verfügbar. Einige zusätzliche Daten stammen auch vom Dieses Profil wurde im September 2021 auf der Grundlage der Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), vom Ende August 2021 verfügbaren Daten erstellt. Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), von der Erhebung Health Behaviour in Demografischer und sozioökonomischer Kontext in Österreich, 2020 Demografische Faktoren Österreich EU Bevölkerungsgröße 8 901 064 447 319 916 Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %) 19,0 20.6 Fertilitätsrate1 (2019) 1,5 1,5 Sozioökonomische Faktoren BIP pro Kopf (EUR KKP2) 36 972 29 801 Relative Armutsquote (in %, 2019) 3 13,3 16,5 Arbeitslosenquote (in %) 5,4 7,1 1. Anzahl der geborenen Kinder je Frau im Alter von 15 bis 49. 2. Die Kaufkraftparität (KKP) ist definiert als Währungsumrechnungskurs, der die Unterschiede im Preisniveau zwischen Ländern beseitigt und damit Vergleiche der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen ermöglicht. 3. Prozentualer Anteil an Personen, die mit weniger als 60 % des Median-Äquivalenzeinkommens leben. Quelle: Eurostat-Datenbank. Haftungsausschluss: Die hierin geäußerten Meinungen und Argumente sind ausschließlich die der Autoren und geben nicht notwendigerweise die offizielle Meinung der OECD oder ihrer Mitgliedsländer oder des European Observatory on Health Systems and Policies oder seiner Partner wieder. Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten repräsentieren in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union. Dieses Dokument sowie alle darin enthaltenen Daten und Karten werden unbeschadet des Status oder der Souveränität eines Territoriums sowie ungeachtet geltender internationaler Staats- und Ländergrenzen und ungeachtet der Namen von Territorien, Städten bzw. Gebieten verwendet. Es gelten zusätzliche Haftungsausschlüsse für die WHO © OECD and World Health Organization (acting as the host organisation for, and secretariat of, the European Observatory on Health Systems and Policies) 2021 2 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH 1 Highlights Die Lebenserwartung in Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt, ging aber im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19- Todesfälle stark zurück. Obwohl das österreichische Gesundheitssystem im Allgemeinen einen guten Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung bietet, zeigte die COVID-19-Pandemie einige strukturelle Probleme auf, darunter die Notwendigkeit, Reformen zur Beseitigung der Zersplitterung und zur Stärkung der Primärversorgung durchzuführen. Option 1: Life Eine expectancy solide - trendline digitale Infrastruktur SelectÖsterreich bietet a country: eine gute Austria Ausgangslage, ein stärker integriertes und anpassungsfähigeres Gesundheitssystem aufzubauen. Austria EU 2.4 2.5 Years AT EU 1.3 1.5 81.3 82 81.3 Gesundheitszustand 80.7 Obwohl die Lebenserwartung in Österreich -0.7-0.7im Jahr 2020 um mehr als ein halbes 81.3 2000/2010 2019/2020 79.8 80.5 80.6 Jahr über dem EU-Durchschnitt 2010/2019lag, sank sie aufgrund der COVID-19-Pandemie gegenüber 2019 um 0,7 Jahre. Schon vor der Pandemie hatte sich der Anstieg der 2010 2015 2019 2020 Lebenserwartung in Österreich zwischen 2010 und 2019 deutlich verlangsamt. Lebenserwartung bei der Geburt Life expectancy at birth AT EU Niedrigster Wert Höchster Wert Risikofaktoren Rauchen Smoking Smoking % der Erwachsenen of adults 0 20 40 Rund 40 % aller Todesfälle in Österreich im Jahr 2019 sind auf verhaltensbedingte Option 2: Gains and losses in life expectancy Alcohol Alkoholkonsum Risikofaktoren zurückzuführen. Der Tabakkonsum unter Erwachsenen ist Alcohol consumption Liter pro consumption zurückgegangen, liegt aber weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt. Der Litres per adult 0 5 10 15 Erwachsenem Alkoholkonsum unter Erwachsenen in Österreich ist der zweithöchste in der Drunkenness Drunkenness Trunkenheit EU. Auch der übermäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist höher als im % of der15-year-olds 15-Jährigen 0 20 40 60 EU-Durchschnitt. 1 AT EU Austria EU Gesundheitssystem € 4 500 € 3 000 Die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in Österreich waren 2019 die dritthöchsten in der EU. Österreich gibt deutlich mehr für die stationäre Versorgung aus als die € 1 500 meisten Länder, während die Ausgaben für Prävention unter dem Durchschnitt €0 liegen. Auch die Zahl der Ärzte und Krankenhausbetten ist relativ hoch. Während drei Viertel aller Gesundheitsausgaben öffentlich finanziert werden, liegen die direkten Selbstzahlungen privater Haushalte über dem EU-Durchschnitt. Ausgaben pro Kopf (EUR KKP) Wirksamkeit Zugang Anpassungsfähigkeit Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19 Die Sterblichkeit aufgrund Der Zugang zur Gesundheits- Zwischen März 2020 und August vermeidbarer und behandelbarer Option 1: versorgung in Österreich ist gut, 2021 war die Zahl der bestätigten Ursachen lag 2018 in Österreich obwohl im Rahmen der COVID-19- COVID-19-Fälle in Österreich ähnlich unter dem EU-Durchschnitt. 30 21 Pandemie 50 35 neue 39Hindernisse beim hoch wie im EU-Durchschnitt, obwohl Dennoch liegt Österreich 20 bei 12der Zugang entstanden sind. Jeder achte die Sterberate niedriger war. Bis Ende vermeidbaren Sterblichkeit 10 hinter Österreicher gab an, in den ersten August 2021 hatte mehr als 60 % der vielen anderen EU-Ländern 0 zurück, zwölf 0 Monaten der Pandemie auf Bevölkerung mindestens eine Dosis was darauf hindeutet, dass stärkere Austria EU27 Versorgung Austria verzichtet EU27 zu haben. eines COVID-19-Impfstoffs erhalten, EffectivenePräventionsmaßnahmen ss - Preventa bl e a nd treund a tagrößere bl e mo rta l i tyDigitale Dienste trugenSelect dazu bei, den country und 57 % hatten zwei Dosen oder Anstrengungen zur Verringerung Zugang zur Versorgung während der eine gleichwertige Dosis erhalten. der Risikofaktoren für Krebs und COVID-19-Krise aufrechtzuerhalten. Diese Werte entsprachen in etwa dem andere führende Todesursachen 35 % der Österreicher gaben an, EU-Durchschnitt. erforderlich sind. im ersten Jahr der Pandemie Tele- Sha re of tota l po pula tion va ccina ted a ga ins t COV ID-19 Austria EU konsultationsdienste in Anspruch AT EU Zwei Dosen (oder gleichwertige Dosis) genommen zu haben, was leicht Option 2: Two Einedoses Dosis(or equivalent) One dose unter dem EU-Durchschnitt lag. Vermeidbare 157 Preventable mortality Sterblichkeit 160 AT EUAustria EU Austria AT 57% 61% % reporting forgone Behandelbare 75 12% EU EU 54% 62% Treatable mortality medical care during Sterblichkeit 92 first 12 months of 21% 0% 50% 100% 0% 10%20%30%40%50%60%70%80%90%100% pandemic Age-standardised mortality rate per 100 000 Altersstandardisierte Sterberate Anteil der Gesamtbevölkerung, der bis Ende pro 100 000 Einwohner, 2018 % der Befragten, die in den ersten August 2021 gegen COVID-19 geimpft war zwölf Monaten der Pandemie auf medizinische Versorgung Austria verzichteten EU % using teleconsultation 35% Country code Country Preventable during first 12Treatable months State of Health in the 39% EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 3 AT Austria of 157 pandemic 75 Treatable mortality Note: Up to end of August 2021 BE Belgium 146 71 Preventable mortality
ÖSTERREICH 2 Gesundheit in Österreich Die Lebenserwartung liegt über dem Schon vor der Pandemie hatte sich der Anstieg der Lebenserwartung in Österreich zwischen 2010 und 2019 EU-Durchschnitt, sank jedoch 2020 aufgrund deutlich verlangsamt. Das war auch in mehreren anderen der COVID-19-Pandemie um mehr als ein westeuropäischen Ländern der Fall. Die Ursachen für diese halbes Jahr Verlangsamung sind noch nicht vollständig geklärt, aber sie kann zum Teil auf den Anstieg der Sterblichkeitsraten Im Jahr 2020 betrug die Lebenserwartung bei der Geburt in aufgrund von einigen Atemwegserkrankungen, der Österreich 81,3 Jahre, was höher als der EU-Durchschnitt Alzheimer-Krankheit und Diabetes bei älteren Menschen aber etwa zwei Jahre niedriger als in Norwegen und Island zurückgeführt werden. Der geschlechtsspezifische ist (Abbildung 1). Die Lebenserwartung in Österreich sank Unterschied bei der Lebenserwartung betrug 2020 4,7 Jahre aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 um 0,7 Jahre. (78,9 Jahre für Männer, 83,6 Jahre für Frauen) und liegt Dies war der stärkste Rückgang seit Beginn der staatlichen damit leicht unter dem EU-Durchschnitt (5,5 Jahre). Aufzeichnung der Lebenserwartung im Jahr 1951. L fe expect nc t b rth, 2000, 2010 nd 2020 Abbildung 1. Die Lebenserwartung bleibt trotz des starken Rückgangs im Jahr 2020 weiterhin über dem EU-Durchschnitt Lebenserwartung bei der Geburt Jahre År 2020 2000 2010 90 85 2010 2015 2019 2020 80 75 70 65 ow U en nd d ta Sp n hw n en an rn Fi ch d g k e ch ch d Po d Be l n Es n d n Sl ien ei U n n Li d m n Bu en n a ar nd r lie ie ie ie e le ar e ie an Lu lan eu lan n Ts lan n E ak ug bu pe al ei rie rrei eg ed hi u i la la la an lg en t Po än ar N em ng Ita ta rla Irl M oa ow kr rt ec Is nn en ch t tt Zy m w lg e Le än Kr de ch xe or ts st Ru Sc Fr Sl Ö N D ie D G Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Die Angaben zu Irland beziehen sich auf das Jahr 2019. GEO/TIME 2000 Quelle: Eurostat-Datenbank. 2010 2020 2000 2010 2020 Norway 78.8 81.2 83.3 0 #N/A #N/A #N/A Iceland 79.7 81.9 83.1 0 #N/A #N/A #N/A Die sozialen Ungleichheiten im Hinblick82.8 auf die Abbildung 2. Der bildungsbedingte Unterschied bei Ireland 76.6 80.8 0 #N/A #N/A #N/A der Lebenserwartung beträgt mehr als fünf Jahre Lebenserwartung Malta sind 78.5erheblich 81.5 82.6 0 bei Männern#N/A und rund#N/A drei Jahre#N/A bei Frauen Italy 79.9 82.2 82.4 0 #N/A #N/A #N/A Ungleichheiten im Hinblick auf die Lebenserwartung Spain 79.3 bestehen nicht nur beim Geschlecht, 82.4 82.4beim sondern auch 0 #N/A #N/A #N/A Sweden 79.8 81.6 82.4 sozioökonomischen Status. Im Alter von 35 Jahren können 0 #N/A #N/A #N/A österreichische Männer mit Cyprus 77.7dem höchsten 81.5 Bildungsstand 82.3 0 #N/A #N/A #N/A 51,0 damit rechnen, dass sie mehr France 79.2 als fünf81.8 Jahre länger leben 82.3 48,1 0 #N/A Jahre #N/A #N/A 48,1 als Männer mit dem niedrigsten Bildungsstand, während Jahre 42,9 Jahre Finland 77.8 80.2 82.2 0 #N/A #N/A #N/A Jahre der Unterschied bei den österreichischen Frauen fast drei Jahre beträgt (Abbildung 2). Der bildungsbedingte Unterschied bei der Lebenserwartung ist teilweise durch Niedriger Hoher Niedriger Hoher höhere Sterblichkeitsraten und eine höhere Exposition Bildungsstand Bildungsstand Bildungsstand Bildungsstand gegenüber verschiedenen Risikofaktoren bei Personen (Frauen) (Frauen) (Männer) (Männer) mit niedrigem Bildungsstand zu erklären. Dazu gehören Bildungslücke in der Lebenserwartung im Alter von 30 Jahren: beispielsweise höhere Raucherquoten und schlechtere Österreich: 2,9 Jahre Österreich: 5,2 Jahre Ernährungsgewohnheiten (siehe Abschnitt 3). Der EU15: 2,6 Jahre EU15: 6,1 Jahre Unterschied bei der Lebenserwartung hängt auch mit Unterschieden bei Einkommen und Lebensstandard zusammen. Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf die Lebenserwartung im Alter von 35 Jahren. Ein hoher Bildungsstand bezieht sich laut Definition auf Personen, die einen tertiären Bildungsabschluss (ISCED-Stufen 5–8) haben, während sich ein niedriger Bildungsstand auf Personen ohne Sekundarschulabschluss (ISCED-Stufen 0–2) bezieht. Quelle: Statistik Austria (Daten beziehen sich auf 2016/17). 4 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Todesfälle verzeichnet. Die meisten Todesfälle betrafen Menschen ab 60 Jahren. Die Sterblichkeitsrate durch Lungenkrebs waren vor der Pandemie die COVID-19 war in Österreich bis Ende Juni 2021 um etwa häufigsten Todesursachen 25 % niedriger als im EU-Durchschnitt (etwa 1 200 pro Million Einwohner gegenüber dem EU-Durchschnitt von Im Jahr 2019 waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit etwa 1 660). rund 32 600 Todesfällen (39 % aller Todesfälle) die Haupttodesursache. Krebserkrankungen waren mit rund Der umfassendere Indikator der Übersterblichkeit, 20 700 Todesfällen (25 % aller Todesfälle) die zweithäufigste definiert als Todesfälle durch alle Ursachen, die über das Todesursache. hinausgehen, was normalerweise an Todesfällen gemessen an der Basis der Vorjahre zu erwarten wäre, legt den Was einzelne Krankheiten betrifft, so war 2019 die Schluss nahe, dass die Zahl der direkten und indirekten ischämische Herzerkrankung die Haupttodesursache (mit Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 höher sein fast 16 % aller Todesfälle), gefolgt von Schlaganfällen. könnte. Die Zahl der zusätzlichen Todesfälle von März bis Lungenkrebs blieb die häufigste Todesursache durch Krebs Dezember 2020 (ca. 9 500) war um mehr als 50 % höher (Abbildung 3). als die Zahl der COVID-19-Todesfälle, obwohl einige dieser 2020 starben in Österreich etwa 6 250 Menschen an zusätzlichen Todesfälle nicht unbedingt mit COVID-19 in COVID-19 (schätzungsweise 6,8 % aller Todesfälle). In Verbindung stehen. der ersten Hälfte des Jahres 2021 wurden weitere 4 500 Abbildung 3. Die ischämische Herzerkrankung, Schlaganfälle und Lungenkrebs waren vor der COVID-19-Pandemie die häufigsten Todesursachen COPD Diabetes mellitus 3 289 (4,0%) 2 685 (3,2%) Schlaganfall 4 793 (5,8%) Brustkrebs 1 685 (2,0%) Bauch- speichel- drüsen- krebs COVID-19 Ischämische Herzerkrankung Lungenkrebs Darmkrebs 1 819 Nierenerkrankung 6 253 (6,8%) 13 612 (16,4%) 4 041 (4,9%) 2 104 (2,5%) (2,2%) 1 463 (1,8%) Hinweis: Die Zahl und der Anteil der COVID-19-Todesfälle beziehen sich auf das Jahr 2020, während sich die Zahl und der Anteil der anderen Ursachen auf das Jahr 2019 beziehen. Die Größe des COVID-19-Feldes ist proportional zur Größe der anderen Haupt-Todesursachen im Jahr 2019. Quellen: Eurostat (für Todesursachen im Jahr 2019); ECDC (für COVID-19-Todesfälle im Jahr 2020 bis Woche 53). Über 70 % stufen ihren Gesundheitszustand als Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands gibt es auch bei der Prävalenz chronischer Krankheiten beträchtliche gut ein, aber beinahe zwei von fünf Personen Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen: haben eine chronische Erkrankung 44 % der Erwachsenen in Österreich im niedrigsten Einkommensquintil haben nach eigenen Angaben Im Jahr 2019 gaben 71 % der Erwachsenen in Österreich mindestens eine chronische Erkrankung, verglichen mit an, bei guter Gesundheit zu sein; dieser Anteil liegt leicht 31 % der Erwachsenen im höchsten Quintil. über dem EU-Durchschnitt (69 %). Wie in anderen Ländern geben jedoch Menschen mit höherem Einkommen eher Ein neu auftretendes Problem im Zusammenhang an, bei guter Gesundheit zu sein: 83 % der Erwachsenen in mit der COVID-19-Pandemie ist die Zahl der Österreich im höchsten Einkommensquintil stuften ihren Patienten, die nach der Erkrankung mit dem Virus Gesundheitszustand als gut ein, verglichen mit 62 % der von gesundheitlichen Langzeitfolgen betroffen sind. Erwachsenen im niedrigsten Quintil. „Long COVID“ ist gekennzeichnet von Symptomen wie Brust- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Laut der EU-Erhebung zu Einkommen und Angstzuständen und kognitiven Störungen und kann Lebensbedingungen (EU-SILC) gaben 2019 fast zwei von die Rückkehr in ein normales Leben behindern, was fünf Erwachsenen (37 %) in Österreich an, an mindestens potenziell dauerhafte gesundheitliche und wirtschaftliche einer chronischen Erkrankung zu leiden; dieser Anteil Auswirkungen nach sich ziehen kann. entsprach in etwa dem EU-Durchschnitt (36 %). Viele dieser chronischen Erkrankungen erhöhen das Risiko eines schweren COVID-19-Krankheitsverlaufs. Wie bei der State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 5
ÖSTERREICH Die Krebsbelastung in Österreich ist Vorjahre rund 44 000 Neuerkrankungen an Krebs erwartet. Insgesamt liegt die Krebsinzidenz und -sterblichkeit in beträchtlich, aber niedriger als im Österreich jedoch unter dem EU-Durchschnitt. Abbildung 4 EU-Durchschnitt zeigt, dass die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern in Österreich Prostata (26 %), Lunge (13 %) und Darm (11 %) Im Jahr 2019 starben rund 20 700 Personen an Krebs, somit betreffen, während bei Frauen Brustkrebs die häufigste waren Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Krebsart darstellt (28 %), gefolgt von Lungenkrebs (11 %) Gemäß Schätzungen der Gemeinsamen Forschungsstelle und Darmkrebs (9 %). der Europäishcne Kommission werden in Österreich ausgehend von der Entwicklung der Inzidenzen der Abbildung 4. Für das Jahr 2020 wurden in Österreich mehr als 44 000 neue Krebsfälle erwartet Männer Frauen 23 254 neue Fälle 21 040 neue Fälle Prostata Brust Sonstige 26% Sonstige 28% 33% 33% 13% 11% 4% Lunge 5% 4% Lunge Nieren Gebärmutter 5% 4% 11% 5% 5% 9% Bauchspeicheldrüse 5% Hautmelanom Hautmelanom Darm Darm Blase Bauchspeicheldrüse Schild- drüse Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen) Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen) AT: 568 pro 100 000 Einwohner AT: 430 pro 100 000 Einwohner EU: 686 pro 100 000 Einwohner EU: 484 pro 100 000 Einwohner Hinweis: Nichtmelanom-Hautkrebs ist ausgeschlossen. Gebärmutterkrebs schließt nicht Gebärmutterhalskrebs ein. Quelle: ECIS – Europäisches Krebsinformationssystem. 3 Risikofaktoren Enter data in BOTH layers. After new data, select all and change font to 7 pt. Adjust right and left alignment on callouts. Verhaltensbedingte Risikofaktoren tragen Aktivität in Zusammenhang stehen. Luftverschmutzung in Form von Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition allein wesentlich zur Sterblichkeit in Österreich bei waren für etwa 3 % aller Todesfälle (2 700) verantwortlich. Rund 40 % aller 2019 in Österreich verzeichneten Todesfälle sind auf verhaltensbedingte Risikofaktoren wie Tabakrauchen, ernährungsbedingte Risiken, Alkoholkonsum und geringe körperliche Aktivität zurückzuführen. Auch die Luftverschmutzung in Form von Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition ist in Österreich mit einer nicht zu vernachlässigenden Anzahl von Todesfällen pro Jahr verbunden, wenn auch in einem geringeren Ausmaß als im EU-Durchschnitt (Abbildung 5). Etwa 16 % aller Todesfälle im Jahr 2019 (ca. 13 000 Todesfälle) sind auf Tabakrauchen (einschließlich Passivrauchen) zurückzuführen – ein Anteil, der nahe am EU-Durchschnitt liegt. Auf ernährungsbedingte Risiken (u. a. geringer Verzehr von Obst und Gemüse sowie hoher Konsum von Zucker und Salz) entfielen schätzungsweise etwa 15 % aller Todesfälle (12 600 Todesfälle), verglichen mit einem EU-Durchschnitt von 17 %. Ungefähr 6 % aller Todesfälle (5 000) sind dem Alkoholkonsum zuzuordnen, während etwa 3 % (2 300) mit geringer körperlicher 6 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH Abbildung 5. Tabak und ernährungsbedingte Risiken tragen wesentlich zur Sterblichkeit in Österreich bei Tabak Ernährungsbedingte Risiken Alkohol Air Österreich: 16% Österreich: 15% Österreich: 6% pollution EU: 17% EU: 17% EU: 6% Öster- reich: 3% EU: 4% Geringe körperliche Aktivität Österreich: 3% EU: 2% Hinweis: Die Gesamtanzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren ist geringer als die Summe der Todesfälle in Verbindung mit jedem einzelnen Risikofaktor, da derselbe Todesfall mehr als einem Risikofaktor zugeordnet werden kann. Zu den ernährungsbedingten Risiken gehören 14 Komponenten, z. B. geringer Verzehr von Obst und Gemüse und hoher Konsum von gezuckerten Getränken. Luftverschmutzung bezieht sich auf die Belastung durch PM2,5 und Ozon. Quellen: IHME (2020), Global Health Data Exchange (die Schätzungen beziehen sich auf 2019). In Österreich wird mehr geraucht als in den Auch die Übergewichts- und Fettleibigkeitsraten meisten EU-Ländern unter Jugendlichen sind in Österreich relativ Obwohl der Raucheranteil unter den Erwachsenen in hoch Österreich von 24 % täglichen Rauchern im Jahr 2014 Die Fettleibigkeitsquote bei Erwachsenen in Österreich ist auf 21 % im Jahr 2019 sank, ist er immer noch höher 2019 auf 17 % gestiegen und liegt damit leicht über dem als in den meisten EU-Ländern (Abbildung 6). Auch bei EU-Durchschnitt von 16 %. Auch bei den 15-Jährigen sind den Jugendlichen ging der Anteil der 15-Jährigen, die die Übergewichts- und Fettleibigkeitsquoten in den letzten angaben, im letzten Monat Tabak geraucht zu haben, zwei Jahrzehnten erheblich gestiegen und erreichten von 23 % im Jahr 2014 auf 17 % im Jahr 2018 zurück, 2018 21 %. Dieser Wert lag ebenfalls leicht über dem was aber immer noch etwas höher ist als in den meisten EU-Durchschnitt von 19 %. EU-Ländern. Gleichzeitig hat der Konsum an E-Zigaretten zugenommen: Im Jahr 2019 gab jeder Sechste der 15- und Wie in vielen anderen EU-Ländern ist auch in Österreich 16-Jährigen in Österreich an, E-Zigaretten geraucht zu schlechte Ernährung die Hauptursache für Übergewicht haben – laut der ESPAD-Umfrage ein höherer Anteil als im und Fettleibigkeit. Im Jahr 2019 gaben rund 50 % der EU-Durchschnitt. Die Europäische Kommission hat sich im Erwachsenen in Österreich an, nicht jeden Tag Gemüse Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs das ehrgeizige oder Obst zu essen, was einem höheren Anteil als in Ziel gesetzt, bis 2040 sicherzustellen, dass weniger als 5 % den meisten anderen EU-Ländern entspricht. Bei den der Bevölkerung Tabak konsumieren (siehe Abschnitt 5.1). Jugendlichen erklärten 2018 mehr als zwei Drittel der Während Österreich bei Maßnahmen zur Verhinderung des 15-Jährigen, nicht jeden Tag Gemüse zu essen; und ein Tabakkonsums gegenüber anderen europäischen Ländern ähnlicher Anteil gab an, nicht täglich Obst zu verzehren. lange im Rückstand war, wurde im November 2019 ein Damit verzeichnete Österreich auch in diesen Bereichen vollständiges Rauchverbot in Restaurants eingeführt. höhere Anteile als die meisten anderen EU-Länder. Der Alkoholkonsum ist im Vergleich zu vielen Andererseits gehören die Erwachsenen in Österreich zu den körperlich aktivsten in der EU, obwohl sich im Jahr anderen EU-Ländern höher 2014 mehr als ein Viertel nicht an die WHO-Empfehlung Der Gesamt-Alkoholkonsum bei Erwachsenen ist seit 2000 von mindestens 2,5 Stunden gemäßigter körperlicher zurückgegangen, liegt aber immer noch mehr als 20 % Betätigung pro Woche hielt. Nur circa 15 % der 15-Jährigen über dem EU-Durchschnitt. Auch der Alkoholkonsum in Österreich gaben an, sich täglich mäßig bis intensiv unter Jugendlichen ist in Österreich höher als in anderen körperlich zu betätigen. Dieser Anteil entsprach in etwa Ländern: Im Jahr 2018 gab fast ein Drittel (32 %) der dem EU-Durchschnitt. 15-Jährigen an, mindestens zweimal in ihrem Leben bereits betrunken gewesen zu sein, was nach Dänemark der zweithöchste Anteil unter den EU-Ländern ist. State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 7
ÖSTERREICH Abbildung 6 Rauchen, Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung stellen ernste Probleme für die öffentliche Gesundheit dar Rauchen (Jugendliche) Verzehr von Gemüse (Erwachsene) Rauchen (Erwachsene) 6 Verzehr von Gemüse (Jugendliche) Trunkenheit (Jugendliche) Verzehr von Obst (Erwachsene) Alkoholkonsum (Erwachsene) Verzehr von Obst (Jugendliche) Übergewicht und Fettleibigkeit (Jugendliche) Körperliche Aktivität (Erwachsene) Fettleibigkeit (Erwachsene) Körperliche Aktivität (Jugendliche) Hinweis: Je näher ein Punkt dem Zentrum ist, desto besser schneidet ein Land im Vergleich zu anderen EU-Ländern ab. Kein Land liegt im weißen „Zielbereich“, da in allen Ländern in allen Bereichen noch Fortschritte möglich sind. Quellen: Kalkulationen der OECD auf der Grundlage der HBSC-Umfrage 2017–2018 für Indikatoren bei Jugendlichen, und OECD-Gesundheitsstatistik, EHIS 2014 und 2019 für Indikatoren bei Erwachsenen. Select dots + Effect > Transform scale 130% 4 Das Gesundheitssystem OR Select dots + 3 pt white outline (rounded corners) Österreichs Gesundheitssystem hat eine alle wichtigen Akteure – Bundesregierung, Sozialversi- cherungsträger und Länder – zusammen, um gemeinsam komplexe Verwaltungsstruktur Finanz- und Gesundheitsziele zu definieren. Die komplexe Die Zuständigkeiten für die Verwaltung des Verwaltungsstruktur auf Bundesebene erwies sich bei Gesundheitssystems in Österreich sind zwischen Bund der Bewältigung der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 und Ländern aufgeteilt. Die Bundesregierung ist für die als recht wirksam, ließ aber auch Unzulänglichkeiten bei Regulierung der Sozialversicherungsträger und die meisten der Koordinierung von Entscheidungen auf Bundes- und Aspekte der Gesundheitsversorgung zuständig. Die neun Länderebene erkennen (Kasten 1). Bundesländer regeln und planen die Krankenhaus- versorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich und sind für Durch eine umfassende Reform wurde das die Durchführung, Organisation und Finanzierung der Krankenversicherungssystem konsolidiert, aber stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung in die Leistungen sind noch nicht harmonisiert Krankenhäusern sowie für Krankenhausinvestitionen verantwortlich. Die Sozialversicherungsträger und Die Sozialversicherungsträger finanzieren den größten Leistungserbringer spielen eine wichtige Rolle, da sie Anteil der Gesundheitsausgaben (45 % im Jahr 2018), aber kollektive Verträge aushandeln, die die ambulante, die auch die direkten öffentlichen Ausgaben – vorwiegend rehabilitative und die Arzneimittelversorgung regeln. Die Beiträge der Länder zur Finanzierung der stationären Finanzierung des Gesundheitswesens ist gemischt: Bund, Versorgung – machen einen großen Anteil aus (30 %). Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger tragen Im Jahr 2020 wurden die bestehenden Sozialversiche- allesamt zum Budget bei. rungsträger im Rahmen einer umfassenden Reform auf fünf reduziert: Die neun regionalen Gebietskran- Umfassende Reformen wurden umgesetzt, um kenkassen wurden zu einem Träger – der Österreichischen die Zersplitterung zu überwinden Gesundheitskasse (ÖGK) – zusammengeführt, die rund 82 % der Versicherten abdeckt, während Selbstständige, Zwei umfassende Reformen in den Jahren 2012 und Landwirte, Beamte und Beschäftigte im Eisenbahnsektor 2017 stellten auf die Überwindung der Fragementierung weiterhin in nunmehr zwei Sonderversicherungsträgern der Organisation und die nachhaltige Finanzierung versichert sind. Alle Sozialversicherungsträger bieten des Gesundheitssystems ab. Mit der Einführung eines im Großen und Ganzen die gleichen Leistungen an, neuen Systems der „Zielsteuerung“ sollte eine verstärkte und seit 2017 wurden mehrere Schritte zur weiteren gemeinsame Planung, Verwaltung und Finanzierung Harmonisierung der Leistungen unternommen. erreicht werden, indem die Bundes- und Länderebene sowie Jedoch bestehen weiterhin Unterschiede zwischen den die Sozialversicherungsträger in gemeinsamen Gremien Versicherten der ÖGK und zwischen den Krankenkassen zusammengeführt und koordiniert werden. Die 2013 für bestimmte Berufe (siehe Abschnitt 5.2). eingesetzte Zielsteuerungskommission brachte demnach 8 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH Kasten 1. Die Steuerung der COVID-19-Maßnahmen war zwischen Bund und Ländern aufgeteilt Im Jahr 2020 wurde ein Pandemie-Krisenmanage- und die Bezirkshauptmannschaften, den Zugang zu mentsystem unter der Leitung des Bundesministeriums öffentlichen Plätzen und Geschäftsräumen zu untersagen. für Inneres und seiner nationalen Koordinierungsstelle Nach dem Epidemiegesetz ist der Bund für Maßnahmen für Katastrophen- und Krisenmanagement eingerichtet, zur Bekämpfung der Pandemie zuständig, die dann von in welchem alle relevanten Bundesministerien, die den Ländern durchgeführt werden müssen. Die Länder Bundesländer und Rettungsorganisationen vertreten haben einen gewissen Entscheidungsspielraum bei der waren. Das weitgehend für die Umsetzung zuständige Umsetzung von Bundesgesetzen, gleichzeitig kann Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und die Bundesregierung jedoch eingreifen, indem sie den Konsumentenschutz richtete eine Coronavirus-Taskforce Landeshauptleuten Anweisungen erteilt, die diese befolgen ein, die die Expertise des Ministeriums und externer müssen. Das Beispiel Tirols zeigt die Vor- und Nachteile Institutionen bündelte. Das Bundesministerium arbeitete dieses Systems. Während bei der ersten Welle die Dörfer eng mit den Gesundheitsbehörden der Länder zusammen, in Tirol rasch unter Quarantäne gestellt wurden, stießen und auch auf kommunaler und lokaler Ebene wurden die landesweiten Maßnahmen zur Verhinderung der Krisenstäbe eingerichtet. Ausbreitung von Coronavirus-Mutationen Anfang 2021 bei der Landesregierung zunächst auf Widerstand, was zu Die aufgrund von COVID-19 erlassenen Verordnungen einer verzögerten Umsetzung führte. ermächtigten den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, die Landeshauptleute Quelle: COVID-19 Health Systems Response Monitor. Österreich hat eines der teuersten Die Gesundheitsausgaben aus öffentlichen Quellen machten 2019 75 % der Gesamtausgaben aus. Dieser Anteil Gesundheitssysteme in der EU ist in den letzten zehn Jahren stabil geblieben, liegt aber Im Vergleich zu anderen nationalen Gesundheitssystemen weiterhin unter dem EU-Durchschnitt von 80 %. Der Anteil 12,5 in der EU ist das österreichische Gesundheitssystem der Selbstzahlungen ist seit 2010 ebenfalls stabil und lag relativ teuer. Im Jahr 2019 erreichten die 2019 mit 18 % der gesamten Gesundheitsausgaben über 10,0 Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben (bereinigt um Unterschiede dem EU-Durchschnitt (15 %). Die Selbstzahlungen entfallen bei der Kaufkraft) 3 943 EUR, was nach Deutschland hauptsächlich auf ambulante medizinische Versorgung, 7,5 und den Niederlanden den dritthöchsten Wert in der EU Arzneimittel, Langzeitpflege und zahnärztliche Versorgung darstellt (Abbildung 7). Gemessen am BIP beliefen sich (siehe Abschnitt 5.2). 5,0 die Ausgaben Österreichs 2019 auf 10,4 % des BIP, was 2020 wurden zusätzliche öffentliche Mittel für den 2,5 ebenfalls höher ist als der EU-Durchschnitt von 9,9 %. Gesundheits- und Langzeitpflegesektor bereitgestellt, um Ausgaben im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie 0,0 zu decken, darunter 60 Mio. EUR für die Sozialversiche- rungsträger. Abbildung 7. Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind höher als im EU-Durchschnitt, der Anteil der öffentlichen Ausgaben hingegen niedriger Gesetzliche Government und Pflichtversicherung & compulsory insurance Freiwilligeinsurance Voluntary Versicherung und Selbstzahlungen & out-of-pocket payments Anteil am BIP Share of GDP EUR EUR KKP PPP pro perKopf capita % GDP % BIP 5 000 12.5 12,5 4 000 10.0 10,0 3 000 7.5 7,5 2 000 5.0 5,0 1 000 2.5 2,5 0 0.0 0,0 EU ts en B rk xe ien nn d nd ch en Zy n G Est n n de nd e e hw ich än en an rg ch nd Ita a Sp n Po ien ow al Li en ch nd nd Sl len U ei Le arn Kr nd m n lg n Ö and t ue r ie an lie Ru tie Bu nie ak Sl ug a Fr bu pe al ei eu eg Ts ani ed i la a la la la la Sc rre Lu elg ar h en Po em ng ta Irl N chl M oa ow kr rt ec ä Is en tt m w rl or st Fi N D ie rie 2019 D Co untry Go ve rnme nt & co mpul so ry i nsura nce sche me s Vo l unta ry i nsura nce & o ut-o f-po cke t pa yme nts To ta l E x p. Norway Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. 4000 661 4661 Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019, mit Ausnahme Germany 3811 der Daten für Malta, die sich auf 2018 beziehen). 694 4505 Netherlands 3278 689 3967 Austria 2966 977 3943 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 9
ÖSTERREICH Der größte Teil der Gesundheitsausgaben die höchsten in der EU (1287 EUR im Jahr 2019). Auch die Ausgaben für ambulante Versorgung sowie für Arzneimittel entfällt auf die stationäre Versorgung und Medizinprodukte übertreffen den EU-Durchschnitt Der größte Teil der Gesundheitsausgaben in Österreich wird (Abbildung 8). Dagegen liegen die Pro-Kopf-Ausgaben nach wie vor für die stationäre Versorgung aufgewendet. für Langzeitpflege und Prävention leicht unter dem Die Ausgaben für die stationäre Versorgung pro Person sind EU-Durchschnitt. Abbildung 8. Österreich gibt für stationäre Versorgung mehr aus als der EU-Durchschnitt, aber weniger in anderen Bereichen EUR KKP pro Kopf Ausgaben Österreich EU 33% 1 400 der gesamten Ausgaben 30% der gesamten 1 200 1 287 Ausgaben 1 179 1 000 1 010 1 022 800 17% der gesamten Ausgaben 14% der gesamten 600 Ausgaben 666 630 617 568 400 2% 200 der gesamten Ausgaben 0 83 102 0 Stationäre 0 Ambulante 0 Arzneimittel und 0 Langzeitpflege 4 0 Prävention 5 Behandlung 1 Behandlung 2 Medizinprodukte 3 Hinweis: Die Kosten für die Verwaltung des Gesundheitssystems sind nicht enthalten. 1. Beinhaltet kurative und rehabilitative Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen; 2. Beinhaltet häusliche Pflege und Nebenleistungen (z. B. Krankentransport); 3. Beinhaltet nur die gesundheitliche Komponente; 4. Beinhaltet nur den ambulanten Markt; 5. Beinhaltet nur Ausgaben für organisierte Präventionsprogramme. Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Quellen: OECD-Gesundheitsstatistik 2021, Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019). Die Zahl der Ärzte ist vergleichsweise hoch, der Die Erbringung von Gesundheitsdienst- Anteil der Allgemeinmeidziner jedoch gering leistungen ist nach wie vor sehr krankenhaus- zentriert Österreich hatte 2019 mit 5,3 Ärzten pro 1 000 Einwohner die zweithöchste Rate an Ärzten in der EU, verglichen Die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen mit dem EU-Durchschnitt von 3,9 (Abbildung 9). Diese in Österreich zeichnet sich durch die freie Wahl der Quote ist seit dem Jahr 2000, als sie noch bei 3,9 lag, Dienstleister und den uneingeschränkten Zugang zu allen gestiegen. Allerdings ist der Anteil der Allgemeinmediziner Versorgungsebenen (Allgemeinmediziner, Fachärzte und im gleichen Zeitraum kontinuierlich gesunken und Krankenhäuser) aus. Österreich hat einen sehr großen gehört heute zu den niedrigsten in der EU (14 % aller stationären Sektor mit 7,2 Krankenhausbetten pro 1 000 Ärzte, gegenüber 21 % in der EU im Jahr 2019). Darüber Einwohner im Jahr 2019. Das ist nach Deutschland und hinaus wird der Ärztestand zunehmend älter: Das Bulgarien die dritthöchste Zahl in der EU und liegt deutlich Durchschnittsalter der Allgemeinmediziner betrug im über dem EU-Durchschnitt von 5,3 Betten pro 1 000 Jahr 2019 50 Jahre, bei den Fachärzten waren es 52 Jahre Einwohner. Dieser Umstand stellt einen wesentlichen (ÖGK, 2021). Bis 2025 werden voraussichtlich rund 60 % Grund dar, weshalb Krankenhausentlassungsraten sowie der Vertragsärzte für Allgemeinmedizin das Pensionsalter Ausgaben für die stationäre Versorgung in Österreich zu erreichen (BMASGK, 2019). Eine der Hauptprioritäten den höchsten in der EU gehören. des österreichischen Aufbau- und Resilienzplans ist die Attraktivierung der Primärversorgung, um Österreich hat weitere Fortschritte bei der mehr Primärversorgungseinheiten zu schaffen (siehe Abschnitt 5.3). Einführung von eHealth-Instrumenten erzielt Die universelle elektronische Gesundheitsakte und ihre Auch die Zahl der Pflegekräfte pro 1 000 Einwohner liegt Anwendungen „e-Medikation“ und „e-Befunde“ haben über dem EU-Durchschnitt (10,4 in Österreich gegenüber seit ihrer Einführung im Jahr 2014 erhebliche Fortschritte 8,4 pro 1 000 Einwohner in der EU im Jahr 2019). verbucht. Die elektronische Gesundheitsakte wurde in allen Bundesländern eingeführt und war im Jahr 2020 in fast allen österreichischen Apotheken, 86 % der ambulanten Praxen und 76 % der Krankenhäuser im Einsatz. Außerdem wurden bedeutende Fortschritte bei der Einführung des elektronischen Impfpasses erzielt, der im Rahmen der COVID-19-Impfkampagne priorisiert wurde (siehe auch Abschnitt 5.3). 10 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH Abbildung 9. Österreich hat mehr Ärzte und Pflegekräfte als die EU im Durchschnitt Praktizierende Pflegekräfte pro 1 000 Einwohner 20 Ärzte niedrig Ärzte hoch Pflegekräfte hoch Pflegekräfte hoch 18 NO 16 IS FI 14 DE IE BE 12 LU FR NL SE SI AT 10 DK CZ EU EU-Durchschnitt: 8,4 8 MT LT RO HU HR PT 6 IT ES EE SK CY PL LV BG 4 EL 2 Ärzte niedrig Ärzte hoch Pflegekräfte niedrig EU-Durchschnitt: 3,9 Pflegekräfte niedrig 0 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 Praktizierende Ärzte pro 1 000 Einwohner Hinweis: Der EU-Durchschnitt ist ungewichtet. In Portugal und Griechenland beziehen sich die Daten auf alle approbierten Ärzte, was zu einer großen Überschätzung der Anzahl der praktizierenden Ärzte führt (z. B. etwa 30 % in Portugal). In Griechenland wird die Zahl der Pflegekräfte unterschätzt, da nur in Krankenhäusern tätige Pflegekräfte berücksichtigt werden. Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr). 5 Leistung des Gesundheitssystems 5.1 Wirksamkeit Bei der Verringerung der Sterblichkeit aufgrund vermeidbarer und behandelbarer Ursachen sind Verbesserungen möglich Das österreichische Gesundheitssystem ist relativ Die vermeidbare Sterblichkeit in Österreich war 2018 wirksam bei der Vermeidung von Todesfällen aufgrund ebenfalls niedriger als im EU-Durchschnitt, aber dennoch von Ursachen, die bei frühzeitiger und wirksamer rund 33 % höher als bei den fünf leistungsstärksten Gesundheitsversorgung behandelbar sind. Obwohl die Ländern. Lungenkrebs, die ischämische Herzerkrankung, Sterblichkeit aufgrund behandelbarer Ursachen im Jahr alkoholbedingte Erkrankungen und chronische 2018 unter dem EU-Durchschnitt lag, weisen mehrere Atemwegserkrankungen machten die meisten andere westeuropäische Länder dennoch niedrigere Raten vermeidbaren Todesursachen aus. Stärkere Präventions- auf (Abbildung 10). Die ischämische Herzerkrankung, maßnahmen und größere Anstrengungen im Bereich Darmkrebs und Brustkrebs waren die häufigsten der öffentlichen Gesundheit könnten dazu beitragen, die behandelbaren Ursachen von Todesfällen, die durch eine vermeidbare Sterblichkeit zu verringern. frühere Diagnose und eine frühzeitige und wirksame Behandlung reduziert werden könnten. State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 11
ÖSTERREICH Abbildung 10. Durch wirksame Prävention und Behandlung könnten mehr Todesfälle vermieden werden Vermeidbare Todesursachen Behandelbare Todesursachen Zypern 104 Norwegen 59 Italien 104 Frankreich 63 Malta 111 Island 64 104 104 59 59 Spanien 113 Niederlande 65 104 104 63 63 Island 115 Spanien 65 111 111 64 64 Schweden 118 Italien 65 113 113 65 65 Norwegen 120 Schweden 66 115 115 65 65 Niederlande 129 Luxemburg 68 118 118 65 65 Luxemburg 130 Belgien 71 120 120 66 66 Irland 132 Finnland 71 129 129 68 68 Frankreich 134 Dänemark 73 130 130 71 71 Portugal 138 132 132 Österreich 71 75 71 Griechenland 139 134 134 Irland 73 76 73 Belgien 146 138 138 Slowenien 75 75 77 Dänemark 139152 139 Zypern 76 76 79 Deutschland 146 156 146 Portugal 77 77 83 Österreich 157 152 152 Deutschland 79 79 85 Finnland 159 156 156 Griechenland 83 83 90 EU 160 157 157 Malta 85 85 92 Slowenien 159 175159 EU 90 90 92 Tschechien 160 160 195 Tschechien 92 92 124 Polen 175 175 222 Polen 92 92 133 Bulgarien 195 195226 Kroatien 124 124 133 Kroatien 222 239 222 Estland 133 133 133 Slowakei 226 241 226 Slowakei 133 133 165 Estland 239 253 239 Ungarn 133 133 176 Litauen 241 241 293 Litauen 165 165 186 Rumänien 253 253 306 Bulgarien 176 176 188 Lettland 293 293 326 186 186 196 Lettland 306 306 326 188 188 210 Ungarn Rumänien 326 326 0 50 100 196 150196 200 250 0 50 100 150 200 250 300 350 326 326 210 210 Altersstandardisierte Altersstandardisierte Sterberaten pro 100 000 Einwohner 0 050 100Sterberaten 50 100 150 150 pro 100 200 250000 200 Einwohner 300 250 350 350 300 0 0 50 50 100 100 150 150 200 200 250 250 Lungenkrebs Ischämische Herzerkrankung Ischämische Herzerkrankung Darmkrebs Alkoholbedingte Störungen Brustkrebs Chronische Erkrankungen der unteren Atemwege Zerebrovaskuläre Erkrankung Unfälle (Verkehrsunfälle und sonstige) Diabetes mellitus Sonstige Sonstige Hinweis: Die vermeidbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und der Primärprävention vermieden werden können. Die behandelbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen der Gesundheitsversorgung, einschließlich Screenings und Behandlungen, vermieden werden können. Bei einigen Krankheiten (z. B. der ischämischen Herzerkrankung und zerebrovaskulären Erkrankungen) ist die Hälfte aller Todesfälle auf vermeidbare Sterblichkeit zurückzuführen; die andere Hälfte ist behandelbaren Ursachen zuzuschreiben. Beide Indikatoren beziehen sich auf die vorzeitige Sterblichkeit (in einem Alter von unter 75 Jahren). Die Daten basieren auf den überarbeiteten OECD-/Eurostat-Listen. Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2018, mit Ausnahme der Daten für Frankreich, die sich auf 2016 beziehen). Ungesunde Lebensweisen stellen nach wie Maßnahmen zur Verhinderung und Eindämmung des Rauchens wurden langsamer umgesetzt als in vielen vor eine wesentliche Herausforderung für die anderen EU-Ländern, doch seit Kurzem sind lang geplante öffentliche Gesundheit dar Reformen in Kraft getreten, darunter ein seit November 2019 geltendes vollständiges Rauchverbot in Innenräumen Wie in Abschnitt 3 ausgeführt, liegt der Tabak- und von Restaurants und Bars (Burki, 2019). Alkoholkonsum in Österreich weiterhin über dem EU-Durchschnitt. Die Maßnahmen Österreichs gegen In der Gesundheitsförderungsstrategie von 2014 wurde Alkoholmissbrauch umfassen Werbebeschränkungen und der Schwerpunkt stärker auf Prävention und Gesundheits- relativ strenge Strafen bei Alkohol am Steuer; allerdings förderung gelegt. Dazu gehört auch die Einrichtung von sind die Maßnahmen zur Verringerung der Verfügbarkeit Gesundheitsförderungsfonds in jedem Bundesland, die bis von Alkohol für Jugendliche und Minderjährige weniger 2022 jährlich mit 15 Mio. EUR unterstützt werden und der strikt als in anderen EU-Ländern. Gesundheitsförderung und Prävention dienen. Mindestens zwei Drittel der Mittel müssen in die Prävention für bestimmte Zielgruppen oder Aktivitäten fließen, darunter für frühe Kindheit (gesunde Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen), die Stärkung der Gesundheitskompetenz und die Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen (BMASGK, 2019). 12 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
ÖSTERREICH Die Impfraten gegen die saisonale Grippe Krankenhausaufnahmen für chronische Erkrankungen sind in Österreich traditionell höher als in den meisten bei älteren Menschen lagen unter dem anderen europäischen Ländern. Für Asthma und EU-Durchschnitt, stiegen aber 2020 an chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), kongestive Herzinsuffizienz und Diabetes wurden im Jahr Österreichs Impfrate gegen die saisonale Grippe bei 2019 beinahe 600 Krankenhausaufnahmen pro 100 000 Menschen ab 65 Jahren war 2019 eine der niedrigsten Erwachsene verzeichnet (Abbildung 11). Diese höheren in der EU: Nicht einmal ein Fünftel der Menschen Krankenhausaufnahmeraten für chronische Erkrankungen in dieser Gruppe mit höherem Risiko wurde geimpft lassen darauf schließen, dass die Primärversorgung (18 %). Diese Zahl entspricht weniger als der Hälfte des verbessert werden kann. EU-Durchschnitts von etwa 40 %. Eine während der COVID-19-Pandemie von der Regierung durchgeführte Im Jahr 2017 wurden Reformen implementiert mit dem Erhebung deutet jedoch darauf hin, dass die Nachfrage Ziel, die Primärversorgung unter anderem durch die nach Grippeimpfungen im Jahr 2020 ein Rekordniveau Schaffung interdisziplinärer Primärversorgungseinheiten erreicht hat. Das Bundesministerium für Soziales, zu stärken. Diese sollen den sich wandelnden Bedürfnissen Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat das der Bevölkerung gerecht werden, insbesondere durch Volumen der bestellten Grippeimpfstoffe für die mehr Unterstützung für Menschen mit chronischen Grippesaison 2020/21 im Vergleich zur letzten Saison mehr Erkrankungen in Bezug auf Behandlungsmöglichkeiten als verdoppelt. und Öffnungszeiten. Die Reformen umfassten finanzielle und logistische Unterstützung für die Einrichtung Reformen der Primärversorgung sollen die interdisziplinärer Versorgungsteams. Bis Mitte 2021 wurden Versorgung von Menschen mit chronischen 32 Primärversorgungseinheiten errichtet, mit dem Ziel bis Erkrankungen verbessern Ende des Jahres die Zahl auf 75 zu erhöhen. Österreichs Gesundheitssystem ist nach wie vor krankenhauszentriert, und potenziell vermeidbare Abbildung 11. Die Zahlen vermeidbarer Krankenhausaufnahmen sind in Österreich relativ hoch Asthma und COPD Kongestive Herzinsuffizienz Diabetes mellitus Altersstandardisierte Rate vermeidbarer Krankenhausaufnahmen pro 100 000 Einwohner ab 15 Jahren 1 200 1 000 800 600 400 200 1 1 en l n nd ow n n e en nd en nd ch h d n k ta i nd n n n ga 2 ke rg nd ar nd lie e ie ic e ie ue le an E2 al ei hi eg i ed i la tla la la bu a re tu an en lg än Po em la Ita ta rla Irl M ow kr ec U Is nn ch w Be er hw tt r Es m Sp m Li Po an än de ch or ts st Le Fi Sl xe Ru Sc Fr eu Sl Ö N D Ts ie Lu N D Hinweis: 1. Für Lettland und Luxemburg liegen keine Daten zur kongestiven Herzinsuffizienz vor. Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr). Die Krebsfrüherkennungs- und -überlebensraten 4. gleicher Zugang zu allen Versorgungsstrukturen unabhängig vom sozioökonomischen Status und sind hoch, doch die Vorsorgeuntersuchungen Hintergrund; gingen während der Pandemie deutlich zurück 5. hochwertige Daten und verbesserte evidenzbasierte Österreich hat 2014 sein nationales Krebsrahmenprogramm Information; verabschiedet. Das Programm umfasst sechs strategische Ziele, die über einen Zeitraum von 5–10 Jahren schrittweise 6. Förderung der Krebsforschung. umgesetzt werden sollen: Das österreichische nationale Krebsrahmenprogramm 1. verringerte Inzidenz bei Krebserkrankungen durch entspricht damit weitgehend den Hauptsäulen von Europas Prävention und Gesundheitsförderung; Plan gegen den Krebs (Europäische Kommission, 2021a). 2. verringerte Sterblichkeit bei Krebserkrankungen und Österreich schneidet bei der Krebserkennung und längeres Überleben durch zeitgerechte Früherkennung, -behandlung im Allgemeinen besser ab als viele andere Diagnostik und Behandlung; europäische Länder. Die Screening-Raten für Brustkrebs sowie die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten für Prostata-, 3. Verbesserung der bzw. Erhalt von hoher Lebensqualität Brust-, Gebärmutterhals-, Darm- und Lungenkrebs liegen der an Krebs Erkrankten sowie auch für Angehörige und über dem EU-Durchschnitt (Abbildung 12). Bezugspersonen; State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021 13
ÖSTERREICH Im Jahr 2019 gaben 75 % der Frauen im Alter von 50–69 Jahren Die COVID-19-Pandemie führte jedoch zu einem an, innerhalb der letzten zwei Jahre ein Brustkrebs- drastischen Rückgang der Screening-Raten. So sind Screening gemacht zu haben, was deutlich höher ist als beispielsweise Koloskopien im ersten Halbjahr der EU-Durchschnitt von 57 %. Im selben Jahr erklärten 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 34 % 85 % der Frauen im Alter von 20–69 Jahren, sich einem zurückgegangen (Hinterberger et al., 2021). Gebärmutterhalskrebs-Screening unterzogen zu haben. Das ist ebenfalls mehr als in den meisten anderen EU-Ländern. Abbildung 12. Die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten deuten auf eine gute Versorgung von Krebskranken hin ncer Prostatakrebs Prostate Childhood cancer leukaemia Brustkrebs Breast Childhoodcancer leukaemia Gebärmutterhalskrebs Breast Cervicalcancer cancer Darmkrebs Cervical Colon cancer cancer Lungenkrebs Colon Lung cancer cancer Lung % Österreich: Austria: #N/A9090%% Österreich: Austria: #N/A8585 %% Österreich: Austria: 6464 Austria:85 %% % Österreich: Austria: 6464 %% Österreich: Austria: 2020 Austria: 64 %% % Austr EU23: 87 % EU23: 82 % EU23: 63 % EU23: 60 % EU23: 15 % EU23: EU23: 87 85%% EU23: 82 85 % EU23: EU23:82 63% % EU23: 63 60 % % EU23: EU23: 60 15 % EU23: Hinweis: Die Daten beziehen sich auf Personen, die zwischen 2010 und 2014 eine Diagnose erhalten haben. Kinderleukämie bezieht sich auf akute Lymphoblastenleukämie. Quelle: CONCORD Programme, London School of Hygiene and Tropical Medicine. 5.2 Zugang Im Jahr 2015 ergaben sich für etwa 3 % der österreichischen Haushalte katastrophale Ausgaben1. Der Großteil von ihnen gehörte zum ärmsten Quintil der Bevölkerung (Czypionka, Trotz einer nahezu flächendeckenden Röhrling & Six, 2018; Fuchs, Hollan & Schenk, 2017). Gesundheitsversorgung bestehen immer noch kleine Lücken Trotz der jüngsten Reformen ist die Leistungs- abdeckung nicht vollständig harmonisiert Die Krankenversicherung ist in Österreich verpflichtend, und die Verwaltungsdaten deuten auf einen äußerst hohen Mit der Versicherungsreform 2020, mit der die bisherigen Deckungsgrad hin: 2019 waren 99,9 % der Bevölkerung 18 Sozialversicherungsträger auf fünf reduziert wurden über einen der Sozialversicherungsträger versichert. (darunter die ÖGK, in der 7,2 Millionen Menschen oder Die Kosten für die Versorgung im Zusammenhang mit 82 % der Bevölkerung erfasst sind), sollten die Unterschiede COVID-19 wurden für alle Krankenversicherten vollständig in der Leistungsabdeckung verringert werden, und zwar übernommen. Trotz der nahezu flächendeckenden sowohl regional – durch die Fusion der bisherigen 9 Gesundheitsversorgung besteht für einige Gebietskrankenkassen zur der ÖGK – als auch zwischen Bevölkerungsgruppen ein höheres Risiko, nicht versichert den speziellen Sozialversicherungsträgern. zu sein. Dazu gehören ältere Studierende, die nicht als unterhaltsberechtigt gelten, nicht registrierte Asylbewerber, Dennoch ist die Leistungsabdeckung noch nicht Arbeitslose und Menschen mit schweren psychischen vollständig harmonisiert; dieser Prozess könnte bis Erkrankungen (Czypionka, Röhrling & Six, 2018; Fuchs, mindestens 2024 andauern. Obwohl das Leistungspaket Hollan & Schenk, 2017). der neuen Krankenkasse ursprünglich nach oben hin harmonisiert werden sollte, um sicherzustellen, dass Selbstzahlungen betreffen hauptsächlich kein Patient Leistungen verliert, die er zuvor bei seinem regionalen Träger in Anspruch nehmen konnte, deckten die ambulante medizinische Versorgung, die kurz vor der Fusion im Januar 2020 geschlossenen Arzneimittel und Langzeitpflege Vereinbarungen nicht alle Leistungen ab. Insbesondere Leistungen im Zusammenhang mit Psychotherapie Etwa 75 % aller Gesundheitsausgaben in Österreich wurden zunächst ausgeschlossen, obwohl erhebliche wurden 2019 öffentlich finanziert, während 18 % auf Unterschiede bei den abgedeckten Leistungen und den Selbstzahlungen privater Haushalte entfielen und die Erstattungsbeträgen zwischen den Regionen und Trägern restlichen 7 % im Rahmen freiwilliger Krankenver- bestanden. Beispielsweise wurde der Erstattungsbetrag für sicherungen und anderer Regelungen für freiwillige psychotherapeutische Leistungen in der Sozialversicherung Vorauszahlungen (wie Finanzierungsregelungen von der Selbstständigen im April 2020 nahezu verdoppelt: Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen) von 21 EUR auf 40 EUR pro Sitzungsstunde. Dieser finanziert wurden. Die Selbstzahlungen entfielen Erstattungsbetrag ist um 43 % höher als jener der hauptsächlich auf ambulante medizinische Versorgung, ÖGK-Mitglieder, die für dieselbe Leistung 28 EUR erhalten. Arzneimittel, Langzeitpflege und zahnärztliche Versorgung 2020 kündigte die ÖGK an, die öffentlichen Mittel für (siehe Abbildung 13). psychotherapeutische Leistungen um 30 % zu erhöhen, um den Zugang in allen Regionen zu verbessern. 1: Katastrophale Ausgaben sind definiert als Selbstzahlungen privater Haushalte, die 40 % der gesamten Haushaltsnettoausgaben für elementare Bedürfnisse (d. h. Lebensmittel, Wohnung und Nebenkosten) überschreiten. 14 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2021
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