Deutschland State of Health in the EU - Länderprofil Gesundheit 2021

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State of Health in the EU

Deutschland
Länderprofil Gesundheit 2021
Länderspezifische Gesundheitsprofile                                              Inhalt
Die länderspezifischen Gesundheitsprofile für den                                 1. HIGHLIGHTS                                                             3
Gesundheitszustand in der EU bieten einen knappen und
politisch relevanten Überblick über die Gesundheit und
                                                                                  2. GESUNDHEIT IN DEUTSCHLAND                                             4
die Gesundheitssysteme in der EU/dem Europäischen                                 3. RISIKOFAKTOREN                                                        6
Wirtschaftsraum. Sie heben die besonderen Merkmale und
Herausforderungen in den jeweiligen Ländern hervor, wozu
                                                                                  4. DAS GESUNDHEITSSYSTEM                                                 8
begleitend länderübergreifende Vergleiche angestellt werden. Das                  5. LEISTUNG DES GESUNDHEITSSYSTEMS                                       11
Ziel ist es, politischen Entscheidungsträgern und Einflussnehmern
ein Instrument für die gegenseitige Wissensvermittlung und den
                                                                                     5.1 Wirksamkeit                                                       11
freiwilligen Kenntnisaustausch an die Hand zu geben.                                 5.2 Zugang                                                           15
Die Profile entstehen aus der gemeinsamen Arbeit der
                                                                                     5.3 Anpassungsfähigkeit                                              17
OECD und des European Observatory on Health Systems                               6. WICHTIGSTE ERKENNTNISSE                                              22
and Policies in Zusammenarbeit mit der Europäischen
Kommission. Das Team bedankt sich bei dem Netzwerk Health
Systems and Policy Monitor, dem OECD Health Committee
und der EU-Expertengruppe zur Leistungsbewertung der
Gesundheitssysteme (HSPA) für die wertvollen Anmerkungen und
Vorschläge.

Daten- und Informationsquellen
Die Daten und Informationen in den länderspezifischen                             Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie aus anderen
Gesundheitsprofilen beruhen vorwiegend auf offiziellen                            einzelstaatlichen Quellen.
einzelstaatlichen Statistiken, die Eurostat und der OECD zur
Verfügung gestellt und validiert wurden, um höchste Standards                     Die berechneten EU-Durchschnitte sind die gewichteten
bei der Datenvergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Quellen                       Durchschnitte der 27 Mitgliedstaaten, sofern nichts
und Methoden, die diesen Daten zugrunde liegen, sind in der                       anderes vermerkt ist. Island und Norwegen sind in diesen
Eurostat-Datenbank und der OECD-Gesundheitsdatenbank                              EU-Durchschnitten nicht berücksichtigt.
verfügbar. Einige zusätzliche Daten stammen auch vom
                                                                                  Dieses Profil wurde im September 2021 auf der Grundlage der
Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), vom
                                                                                  Ende August 2021 verfügbaren Daten erstellt.
Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle
von Krankheiten (ECDC), aus den Umfragen der Health
Behaviour in School-Aged Children (HBSC) und von der

Demografischer und sozioökonomischer Kontext in Deutschland, 2020

Demografische Faktoren                                                                             Deutschland                             EU
    Bevölkerungsgröße                                                                                 83 166 711                      447 319 916
    Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %)                                                           21.8                            20.6
    Fertilitätsrate1 (2019)                                                                               1.5                              1.5
Sozioökonomische Faktoren
    BIP pro Kopf (EUR KKP2)                                                                             35 951                           29 801
    Relative Armutsquote (in %, 2019)
                              3
                                                                                                          14.8                            16.5
    Arbeitslosenquote (in %)                                                                              3.8                               7.1

1. Anzahl der geborenen Kinder je Frau im Alter von 15 bis 49. 2. Die Kaufkraftparität (KKP) ist definiert als Währungsumrechnungskurs, der die Unterschiede
im Preisniveau zwischen Ländern beseitigt und damit Vergleiche der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen ermöglicht. 3. Prozentualer Anteil an Personen,
die mit weniger als 60 % des Median-Äquivalenzeinkommens leben.
Quelle: Eurostat-Datenbank.

Haftungsausschluss: Die hierin geäußerten Meinungen und Argumente sind ausschließlich die der Autoren und geben nicht notwendigerweise die
offizielle Meinung der OECD oder ihrer Mitgliedsländer oder des European Observatory on Health Systems and Policies oder seiner Partner wieder. Die in
diesem Bericht geäußerten Ansichten geben in keiner Weise den offiziellen Standpunkt der Europäischen Union wieder.

Dieses Dokument sowie alle darin enthaltenen Daten und Karten gelten unbeschadet des Status eines oder der Souveränität über ein Hoheitsgebiet(s)
für die Abgrenzung durch internationale Grenzen und für den Namen eines Hoheitsgebiets, einer Stadt oder eines Gebietsstands.

Es gelten zusätzliche Haftungsausschlüsse für die WHO.

© OECD and World Health Organization (acting as the host organisation for, and secretariat of, the European Observatory on Health Systems and
Policies) 2021

2        State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
               1 Highlights
            Der Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verbessert. Die Lebenserwartung
            der Deutschen blieb über dem EU-Durchschnitt trotz des vorübergehenden Rückgangs im Jahr 2020 durch die COVID-19-
            Pandemie. In Deutschland gab es im Jahr 2020 insgesamt weniger Infektionen und Todesfällen durch COVID-19 im Vergleich
            zu den meisten anderen EU-Ländern. Die Gesundheitsausgaben Deutschlands sind gemessen als Anteil am BIP die höchsten in
            Europa. Das Gesundheitssystem bietet ein großzügiges Leistungspaket, ein hohes Niveau der Leistungserbringung und einen
            flächendeckenden Zugang zu einer vergleichsweise hochwertigen und wirksamen Versorgung. Die COVID-19-Pandemie hat
     Option gezeigt,  vor welchen
             1: Life expectancy    Herausforderungen
                                - trendline   Select aföderale
                                                       country: Systeme bei der Koordinierung und Bewältigung solcher Ausbrüche stehen.
                                                                      Germany

                                                                                                    2.5
           Years DE        EU Germany                EU                        Gesundheitsstatus
                                                                                      2.2
                                                                                                                            1.5
                                                                                                                      0.8

                                80.7          81.3           81.1              Im Jahr 2020 lag die Lebenserwartung in Deutschland bei 81,1 Jahren und
                 80.5
                                                                                                                  -0.2-0.7
                                                                               damit ein halbes Jahr über dem EU-Durchschnitt, aber immer noch unter
                                              81.3           80.6              der Lebenserwartung    der EU-Länder mit  den höchsten  Werten. Durch die
                                80.5                                                     2000/2010    2010/2019  2019/2020
                 79.8
                                                                               COVID-19-Pandemie sank die Lebenserwartung in Deutschland im Jahr 2020
                 2010           2015        2019            2020
                                                                               um 2,5 Monate. Dieser Rückgang war geringer als der in der EU insgesamt von
                                                                               knapp über acht Monaten. Im Jahr 2019 waren die häufigsten Todesursachen
                        Life expectancy
               Lebenserwartung           at birth
                                bei der Geburt, Jahre
                                                                               ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs.

                  DE      EU     Niedrigster Wert         Höchster Wert
                                                                               Risikofaktoren
            Smoking
            Rauchen
      Smoking
     Option 2:
            %  Gains
            % der
               of       and losses
                  15-year-olds
                   15-Jährigen  0 in life expectancy
                                           20                            40    Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland raucht täglich. Obwohl die
                Obesity
                                                                               Raucherquoten zurückgegangen sind, gibt die zunehmende Beliebtheit von
         ObesityFettleibigkeit
                %
                % der  Erwachsenen 0
                   of adults                                                   E-Zigaretten, insbesondere bei jungen Menschen, Anlass zur Sorge. Die Fettleibig-
                                                10          20           30
                                                                               keitsraten bei Erwachsenen und Jugendlichen steigen, und der Alkoholkonsum bei
         Binge drinking
                Rauschtrinken
                Binge drinking                                                 Erwachsenen und 15-Jährigen liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt.
                %
                % der  Erwachsenen 0
                   of adults                         20                  40
     1
                  DE       EU                                                 Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19
                                    Germany           EU                       Gesundheitssystem
                                                                              Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19
               € 6 000                                                        Option 1:                   Germany
                                                                               Im Jahr
                                                                              Option 1:               Germany
                                                                                        2019 gab Deutschland          4 505 EUR pro Kopf für die Gesundheitsversorgung
                € 4 500
                € 3 000
                                                                               aus – 30
                                                                                      28 % über dem21EU-Durchschnitt
                                                                                                                60                (3 523 EUR) – und hatte damit die höchsten
                                                                                                                                     39
                                                                                     30 Ausgaben
                                                                               Pro-Kopf
                                                                                     20      14        in       60 Ebenso
                                                                                                        21 der EU.
                                                                                                                40       23 wendet   39 Deutschland einen höheren Anteil
                € 1 500                                                                      14
                    €0                                                         seines20
                                                                                     10BIP (11,7                40
                                                                                                                 20      23
                                                                                                  %) für die Gesundheitsversorgung            auf als alle anderen EU-Länder.
                                                                                     10
                                                                                      0                          20
                                                                                                                  0
                                                                               Der größte   Teil
                                                                                      0 %Germany
                                                                                                  der  Gesundheitsausgaben            stammt  aus öffentlichen Quellen; die
                                                                                           reporting forgone
                                                                                                      EU27        %
                                                                                                                  0 using  teleconsultation
                                                                                                                      Germany       EU27
                                                                               Selbstzahlungen
                                                                                         %Germany
                                                                                           reporting
                                                                                       medical      belaufen
                                                                                                      EU27first sich
                                                                                                     forgone
                                                                                               care during        %    auf
                                                                                                                    using
                                                                                                                  during     lediglich
                                                                                                                                    EU27 12,7
                                                                                                                                          of % und liegen damit deutlich unter
                                                                                                                           teleconsultation
                                                                                                                         first
                                                                                                                      Germany  12 months
               Ausgaben pro Kopf (EUR KKP)                                             medical
                                                                               den meisten     care
                                                                                                  ofduring
                                                                                               anderen
                                                                                       12 months           first during first
                                                                                                          EU-Ländern.
                                                                                                    pandemic                   12 months of
                                                                                                                         pandemic
                                                                                         12 months of pandemic                      pandemic

               Wirksamkeit                                                     Zugang                                                               Anpassungsfähigkeit
          Die Sterblichkeit aufgrund von                 Der Zugang zu medizinischer                            Obwohl das Land in Bezug auf
          vermeidbaren Ursachen ist in                   Versorgung
                                                      Option    2:         ist in Deutschland generell          Gesundheitsinfrastruktur und
          Deutschland niedriger als in der            Option    2: historisch geringe ungedeckte
                                                         gut. Der                                               -ressourcen vergleichsweise gut
          EU insgesamt. Hierin spiegelt sich             Bedarf an medizinischer Versorgung      Germany
                                                                                                                vorbereitet
                                                                                                                  EU
                                                                                                                             war, erweiterte es
          die Wirksamkeit des öffentlichen               stieg während der COVID-19-Pandemie     Germany        Test-
                                                                                                                  EU und Laborkapazitäten und
                                                                    % reporting forgone
          Gesundheitswesens und der                      an,   als viele
                                                            % reporting     nicht medical
                                                                         forgone     dringende Leistungen       stockte die Zahl der Intensivbetten
                                                                    % reporting
                                                                    medical     careforgone
                                                                                     during      14%
          Primärversorgung    wider. Deutschland            % reporting
                                                              care during
                                                         abgesagt        forgone
                                                                      oder  first 12 medical
                                                                                     months wurden.
                                                                                verschoben                      und das Gesundheitspersonal
Effecti veness - Preventa bl e a nd trea ta bl e mo rta l i tycare during
                                                                    medical     care during
                                                                       firstfirst
                                                                              12               Select
                                                                                                   21% country
                                                                                                 14%
                                                                               ofmonths
                                                                                  12     of
                                                                                     months
                                                                                  pandemic
          weist aufgrund des guten Zugangs zu            Jeder Siebte  firstgab
                                                                              12   an,
                                                                                 monthsdass
                                                                                         of
                                                                                  pandemic
                                                                               of pandemic
                                                                                             er im  Jahr
                                                                                                   21%          auf. Bis Ende August 2021 hatten
          wirksamen Behandlungsmethoden                  2020 auf erforderliche   pandemicBehandlungen
                                                                                    % using                     etwa 60 % der Bevölkerung zwei
                                                                % usingteleconsultation
                                                                          teleconsultation
                                                                                    % using         23%
          auch eine geringere Zahl von                   verzichten       musste.
                                                                % usingfirst
                                                                during                 Allerdings
                                                                          teleconsultation
                                                                               12 months of       ist           COVID-19-Impfdosen (oder
                                                                  duringteleconsultation
                                                                           first 12 months          23%39%
          Todesfällen durch behandelbare                 der Anteil     der
                                                                during first
                                                                  during first  Bevölkerung,
                                                                               12 months  of
                                                                                   pandemic     der             gleichwertige Dosen) erhalten.
                                                                              of 12 months
                                                                                  pandemic             39%
          Ursachen auf.                                  Telekonsultationen        pandemic
                                                                                       nutzt, während der Sha re of tota l popula tion va ccina ted a ga ins t COVID-19
                      Germany   EU                                            of pandemic
                                                         Pandemie gestiegen.                                       Zwei Dosen (oder gleichwertige Dosis)
                                                                                                                              DE          EU27 Germany
                                                                                                                                                     Eine
                                                                                                                                                   Two    Dosis
                                                                                                                                                        doses (or
                                                                                                                                                               EUequivalent)     One dose
               Vermeidbare                            156                          % der Befragten, die nach                                   Germany          EU
         Preventable mortality
               Sterblichkeit                          160                                 % reporting forgone
                                                                              eigenen  Angaben
                                                                                 % reporting       in denmedical
                                                                                               forgone      ersten                             Germany           60%             65%
                                                                                          % reporting
                                                                                          medical         forgone                 14%              DE
                                                                               zwölf Monaten
                                                                                 %care
                                                                                   reporting      dercare
                                                                                        duringforgone
                                                                                                 first
                                                                                                           during
                                                                                                       Pandemie
                                                                                                        12 medical
                                                                                                           months
                                                                                          medical
                                                                                             first   care  during
                                                                                                   12Versorgung
                                                                                                      months    of                14%
                                                                                                                                    21%
               Behandelbare                85                    DE             aufcare
                                                                                    medizinische
                                                                                        during   first
                                                                                                    of 12  months
                                                                                                        pandemic
           Treatable mortality                                                               first 12 months
                                                                                                       pandemic
                                                                                                    verzichtetenof                 21%               EU
                                                                                                                                                    EU           54%           62%
               Todesursachen                92                      EU                              of  pandemic
                                                                                                       pandemic
                                                                                                          % using
                                                                                     % using   teleconsultation
                                                                                                          % in
                                                                                                             using
                                                                                                                                                          0%            50%              100%
                                                                                  % der  Befragten,     die
                                                                                              teleconsultation den                  23%                   0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%
                                                                                                                                                                                      100%
 Age-standardised mortality rate per 100 000                                         % usingfirst
                                                                                     during    teleconsultation
                                                                                                    12 monthsder
                                                                                              teleconsultation   of                 23% 39%
          Altersstandardisierte Sterberate                                         ersten zwölf
                                                                                        during     Monaten
                                                                                                first  12 months                                    Anteil der Gesamtbevölkerung, der bis Ende
                                                                                     during first 12 months
                                                                                                         pandemicof
          pro 100 000 Einwohner, 2018                                          Pandemie    Telekonsultationen
                                                                                        during  first
                                                                                                    of 12 months
                                                                                                       pandemic                         39%         August 2021 gegen COVID-19 geimpft war
                                                                                                         pandemic
                                                                                                          nutzten
                                                                                                    of pandemic

Country code              Country        Preventable                         State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
                                                                     Treatable                                                                                                                   3
AT                        Austria                            157                    75                                  Treatable mortality
DEUTSCHLAND

                  2 Gesundheit in Deutschland
                  Die Lebenserwartung ging 2020 während der                                                                           vorübergehend zurück: In Deutschland betrug dieser
                                                                                                                                      Rückgang 2,5 Monate und in der EU im Durchschnitt
                  COVID-19-Pandemie um etwa 2,5 Monate zurück                                                                         beinahe 8,5 Monate. In Deutschland liegt die
                  Die Lebenserwartung bei der Geburt ist in Deutschland                                                               Lebenserwartung nun um ein halbes Jahr über dem
                  seit 2000 um fast drei Jahre gestiegen (von 78,3 Jahren                                                             EU-Durchschnitt (Abbildung 1), aber immer noch rund
                  auf 81,1 Jahre im Jahr 2020), wobei der größte Anstieg                                                              1,5 Jahre unter der Lebenserwartung in den EU-Ländern
                  zwischen 2000 und 2010 verzeichnet wurde und der Anstieg                                                            mit den höchsten Werten.
                  zwischen 2010 und 2019 nur acht Monate betrug. Die
                                                                                                                                      Bei der Lebenserwartung besteht in Deutschland
                  meisten anderen EU-Mitgliedstaaten erzielten in diesem
                                                                                                                                      weiterhin ein erhebliches Geschlechtergefälle: Frauen
                  Zeitraum größere Fortschritte bei der Lebenserwartung
                                                                                                                                      leben erwartungsgemäß 4,7 Jahre länger als Männer (83,7
                  – insbesondere mittel- und osteuropäische Länder sowie
                                                                                                                                      gegenüber 79 Jahre), wobei dieses Geschlechtergefälle
                  Dänemark und Irland. Wie in den meisten anderen
                                                                                                                                      etwas unter dem EU-Durchschnitt liegt (5,6 Jahre).
                  EU-Ländern ging die Lebenserwartung zwischen 2019 und
                  2020 aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie
              Lif e expecta ncy a t bir th, 20 0 0 , 20 10 a nd 20 20
              Select a country:1. DieGermany
                 Abbildung            Lebenserwartung in Deutschland liegt sechs Monate über dem EU-Durchschnitt
                                                                                                                                                                                        Life expectancy atbei
                                                                                                                                                                                        Lebenserwartung   birth,
                                                                                                                                                                                                              deryears
                                                                                                                                                                                                                  Geburt, Jahre
                   Jahre
                  Jahre
                  Years                                                                                                              2000           2010                 2020                             80.7         81.3          81.1
                                                                                                                                                                                               80.5
                  90
                           83.3

                                         82.8
                                  83.1

                                                82.6

                                                                     82.4
                                                       82.4

                                                              82.4

                                                                                                                                                                                               2010       2015         2019         2020
                                                                            82.3

                                                                                   82.3

                      85
                                                                                          82.2

                                                                                                 81.8

                                                                                                         81.6

                                                                                                                81.5

                                                                                                                                                    80.9
                                                                                                                       81.3

                                                                                                                              81.2

                                                                                                                                                           80.6

                                                                                                                                                                  80.6
                                                                                                                                      81.1

                                                                                                                                             81.1

                                                                                                                                                                          78.6

                                                                                                                                                                                 78.3

                                                                                                                                                                                        77.8
                  80

                                                                                                                                                                                                76.9

                                                                                                                                                                                                       76.6

                                                                                                                                                                                                              75.7

                                                                                                                                                                                                                     75.7

                                                                                                                                                                                                                            75.1

                                                                                                                                                                                                                                   74.2

                                                                                                                                                                                                                                            73.6
                      75

                      70

                      65
                                         en

                                         nd

                                           d

                                         ta

                               Sp n

                               hw n
                                         en

                              an rn

                              Fi ch

                                           d

                                           g

                              de rk

                              st de

                             ch ch

                                           d

                              Po nd

                                Be l
                                           n

                               Es n
                              ch nd

                              Kr en

                             Sl ien

                                          ei

                                U n

                              Le rn

                               Li d
                            Ru uen

                             Bu ien

                                           n
                                          a
                                         r
                                      lie

                                        ie

                                        ie

                                        ie

                                        le

                                        ie
                                      an

                          Lu lan

                          eu lan

                                         n
                                      ak
                                     ug
                                       a
                                    bu

                                    EU
                                    pe

                                       a
                                      al

                                      ei

                         rie rei
                                    eg

                                   ed

                                     hi
                                      n
                                     la

                                     la

                                   tla

                                     la
                                   an

                                    lg

                                   en

                                      t

                                   Po

                                   än

                                   ar
                        N em

                                  ng
                                 Ita

                                  ta
                                 rla
                                  Irl

                                  M

                                 oa

                                ow
                                 kr

                                  rt

                                 ec
                                  Is

                                nn

                                en

                                ch

                                 tt
                                Zy

                                 m
                                 w

                                er

                                lg
                              ow

                                m
                              än
                             xe
                      or

                              ts
                           Sc

                           Fr

                           Sl
                            Ö
                  N

                           D

                          Ts
                           ie

                       D
                       G

                Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Die Daten zu Irland beziehen sich auf das Jahr 2019.
                Quelle: Eurostat-Datenbank.
              GEO/TIME                   2000          2010           2020                                       2000                                                             20 10                2020
              Norway                                          78.8                 81.2                 83.3                                        0        #N/A                 #N/A                 #N/A
              Iceland               79.7    81.9
                 Ischämische Herzerkrankungen,         83.1
                                                 Schlaganfälle                                                                        2019 35 %0 aller
                                                                                                                                                     #N/A
                                                                                                                                                        Todesfälle#N/A       #N/A Unter diesen
                                                                                                                                                                   in Deutschland.
              Ireland                                                                                                                 Leiden bleiben
                                                                                                                                               0       ischämische
                                                                                                                                                     #N/A            Herzerkrankungen
                                                                                                                                                                  #N/A       #N/A       die mit
                 und Lungenkrebs sind nach wie vor die82.8
                                    76.6    80.8
                                                                                                                                      Abstand 0häufigste   Todesursache  und  verursachten  2019
              Malta                 78.5    81.5       82.6                                                                                          #N/A         #N/A       #N/A
                 häufigsten Todesursachen                                                                                             mehr als jeden achten Todesfall. Schlaganfälle waren die
              Italy                                           79.9                 82.2                 82.4                                   0     #N/A         #N/A       #N/A
                                                                                                                                      zweithäufigste Todesursache, gefolgt von Lungenkrebs,
              Spain                      79.3
                 Der Anstieg der Lebenserwartung    82.4
                                                 resultiert      82.4
                                                            in erster                                                                          0     #N/A         #N/A       #N/A
                                                                                                                                      der nach wie vor die häufigste Todesursache durch Krebs
                Linie aus dem Rückgang der
              Sweden                   79.8vorzeitigen
                                                    81.6Todesfälle durch
                                                                82.4                                                                           0     #N/A         #N/A       #N/A
                                                                                                                                      darstellt (Abbildung 2).
                 die häufigsten Todesursachen,
              Cyprus                     77.7 darunter
                                                   81.5insbesondere
                                                               82.3                                                                            0     #N/A         #N/A       #N/A
                  Herz-Kreislauf-Erkrankungen (einschließlich ischämische                                                             Im Jahr 2020  meldete
              France                         79.2         81.8       82.3                                                                      0     #N/A Deutschland
                                                                                                                                                                  #N/A      mehr
                                                                                                                                                                             #N/Aals 34 500
                  Herzerkrankungen und Schlaganfälle) und Krebs. In                                                                   Todesfälle aufgrund von COVID-19, was schätzungsweise
              Finland                        77.8         80.2       82.2                                                                      0     #N/A         #N/A       #N/A
                  den letzten zehn Jahren sind die Sterblichkeitsraten in                                                             3,5 % aller Todesfälle entspricht. Bis Ende August 2021
                  Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen                                                             wurden weitere 57 640 Todesfälle erfasst. Die meisten
                  Krebserkrankungen wie Lungenkrebs langsamer gesunken                                                                Todesfälle (85 %) waren bei Personen ab 70 Jahren zu
                  als zuvor. Gleichzeitig sind die Sterblichkeitsraten durch                                                          verzeichnen. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen
                  bestimmte Atemwegserkrankungen wie die chronisch-                                                                   Methoden zur Erfassung von COVID-19-Todesfällen in
                  obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Grippe                                                                      der EU lag die Sterblichkeitsrate infolge von COVID-19
                  (zumindest in einigen Jahren mit schweren Epidemien                                                                 bis Ende August 2021 in Deutschland etwa 30 % unter
                  wie 2017/18) gestiegen, insbesondere bei Menschen                                                                   dem EU-Durchschnitt (ca. 1100 Todesfälle pro Million
                  über 65 Jahren. Diese beiden Faktoren könnten zum Teil                                                              Einwohner gegenüber einem EU-Durchschnitt von etwa
                  für den in diesem Zeitraum insgesamt beobachteten                                                                   1590 Todesfällen)1.
                  langsameren Anstieg der Lebenserwartung verantwortlich
                  sein. Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten im Jahr

                  1. Die Übersterblichkeit , ein Indikator für Todesfälle aufgrund aller Ursachen, der über dem Mittelwert der Vorjahre liegt, belief sich 2020 auf 54 000 Todesfälle und
                  machte 5 % der Gesamtsterblichkeit in Deutschland aus. Die durchschnittliche Differenz zwischen der Übersterblichkeit und der Todesfälle im Zusammenhang mit
                  COVID-19 betrug nur 2 %: Ein Viertel davon ist auf den Höhepunkt der Übersterblichkeit im August 2020 zurückzuführen, als eine Hitzewelle verzeichnet wurde.
                  Diese dürfte die Ursache für einen vergleichsweise starken Anstieg der zusätzlichen Todesfälle gewesen sein, die nicht mit COVID-19 in Zusammenhang stehen.

                  4        State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
Abbildung 2. COVID-19 war für eine beträchtliche Zahl von Todesfällen im Jahr 2020 verantwortlich

                                                                                                            COPD                                  Darmkrebs
                                                                                                            35 614 (3.8%)                         24 643 (2.6%)

                                                                      Schlaganfall
                                                                      53 210 (5.6%)

                                                                                                                                 Bauchspeichel-
                                                                                                                                 drüsenkrebs
                                                                                                                                 19 260 (2.0%)

                                                                                                                                                            Pneu-
                                                                                                            Diabetes                                        monie
 COVID-19                  Ischämische Herzerkrankung                 Lungenkrebs                           mellitus             Brustkrebs                 18 548
 34 574 (3.5%)             119 450 (12.7%)                            44 958 (4.8%)                         23 930 (2.5%)        18 752 (2.0%)              (2.0%)

Hinweis: Die Zahl und der Anteil der COVID-19-Todesfälle beziehen sich auf das Jahr 2020, während sich die Zahl und der Anteil der anderen Ursachen auf das
Jahr 2019 beziehen. Die Größe des COVID-19-Feldes ist proportional zur Größe der anderen Haupt-Todesursachen im Jahr 2019.
Quellen: Eurostat (für Todesursachen im Jahr 2019); ECDC (für COVID-19-Todesfälle im Jahr 2020, bis Woche 53).

Die eigene Gesundheitseinschätzung                                               Abbildung 3. Die eigene Gesundheitseinschätzung
                                                                                 der Deutschen liegt unter dem EU-Durchschnitt
unterscheidet sich stark zwischen den
                                                                              Low income                 Total population                        High income
Einkommensgruppen                                                                     Hohes Einkommen          Gesamtbevölkerung                 Niedriges Einkommen

Insgesamt stuften im Jahr 2019 etwa zwei Drittel der                                   Ireland
                                                                                         Irland
deutschen Bevölkerung (66 %) ihren Gesundheitszustand                                  Greece�1
                                                                                 Griechenland
als gut ein. Dies ist weniger als in der EU insgesamt                                  Zypern
                                                                                       Cyprus
                                                                                         Iceland
                                                                                           Island
(69 %) und weniger als in den meisten westeuropäischen
                                                                                        Sweden
                                                                                      Schweden
Ländern, wobei der Unterschied zwischen Männern (66 %)
                                                                                        Spanien
                                                                                           Spain
und Frauen (65 %) gering war. Die eigene Gesundheits-
                                                                                  Niederlande
                                                                                  Netherlands
einschätzung fällt in den einzelnen Einkommensgruppen
                                                                                      Norwegen
                                                                                       Norway
höchst unterschiedlich aus: Nur rund die Hälfte der
                                                                                         Belgien
                                                                                        Belgium
Deutschen in der niedrigsten Einkommensgruppe ist laut                                    Malta
                                                                                          Malta
eigenen Angaben bei guter Gesundheit, verglichen mit                                     Italien
                                                                                           Italy�1
80 % der Befragten in der höchsten Einkommensgruppe                                Luxemburg
                                                                                  Luxembourg
(Abbildung 3).                                                                        Österreich
                                                                                        Austria
                                                                                      Rumänien
                                                                                       Romania
                                                                                      Dänemark
                                                                                       Denmark
                                                                                              EU
                                                                                              EU
                                                                                        Finnland
                                                                                         Finland
                                                                                       Bulgarien
                                                                                        Bulgaria
                                                                                    Frankreich
                                                                                        France
                                                                                    Slowenien
                                                                                      Slovenia
                                                                                  Deutschland
                                                                                     Germany
                                                                                        Slowakei
                                                                                        Slovakia
                                                                                      Tschechien
                                                                                         Czechia
                                                                                        Kroatien
                                                                                         Croatia
                                                                                          Polen
                                                                                        Poland
                                                                                        Ungarn
                                                                                       Hungary
                                                                                        Estland
                                                                                        Estonia
                                                                                        Portugal
                                                                                        Portugal
                                                                                        Lettland
                                                                                          Latvia
                                                                                         Litauen
                                                                                       Lithuania
                                                                                                     0       20             40            60           80            100
                                                                                         % der Erwachsenen, die ihren
                                                                                                                  % ofGesundheitszustand  als gut
                                                                                                                      adults who report being     einstufen
                                                                                                                                              in good health

                                                                                 Hinweis: 1. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung und der an der
                                                                                 Bevölkerung mit niedrigem Einkommen sind ungefähr gleich groß.
                                                                                 Quelle: Eurostat-Datenbank, auf der Grundlage der EU-SILC (die Daten
                                                                                 beziehen sich auf 2019).

                                                        State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021                                        5
DEUTSCHLAND

              Die Belastung durch Krebs ist in Deutschland                                     (13 %) und Darmkrebs (11 %) sind, während bei Frauen
                                                                                               Brustkrebs die häufigste Krebsart (28 %) darstellt, gefolgt
              beträchtlich
                                                                                               von Darm- (11 %) und Lungenkrebs (10 %). Die Verringerung
              Nach Schätzungen der Gemeinsamen Forschungsstelle                                von Risikofaktoren wie Rauchen könnte insgesamt die
              auf Grundlage der Inzidenzentwicklung der Vorjahre                               Krankheitslast durch Krebs verringern (siehe Abschnitt 3).
              wurden in Deutschland für das Jahr 2020 etwa 540 000                             Darüber hinaus zielt die Krebsbekämpfung in Deutschland
              neue Krebsfälle und ca. 250 000 krebsbedingte Todesfälle                         – insbesondere der Nationale Krebsplan und die kürzlich
              erwartet2. Die Krebsinzidenz lag insbesondere bei Männern                        ins Leben gerufene Initiative „Nationale Dekade gegen
              unter dem EU-Durchschnitt, bei Frauen jedoch über dem                            Krebs“ – ebenfalls darauf ab, Diagnose und Behandlung von
              EU-Durchschnitt. Abbildung 4 zeigt, dass die häufigsten                          Krebs zu verbessern (siehe Abschnitt 5.1).
              Krebsarten bei Männern Prostatakrebs (23 %), Lungenkrebs

              Abbildung 4. Im Jahr 2020 wurde bei einer halben Million Deutschen Krebs diagnostiziert

                                           Männer                                                                               Frauen
                                      289 396 neue Fälle                                                                   249 323 neue Fälle

                                                               Prostata                                                                           Brust
                       Sonstige                          23%
                                                                                                        Sonstige                           28%
                                  30%
                                                                                                                     32%

                                                              13%
                                 4%                                  Lunge                                                                     11%
                       Nieren                                                                                                                          Darm
                                  4%                                                                                  4%
                                    6%                 11%                                                   Blase      4%               11%
              Bauchspeicheldrüse                                                                                              5% 6%
                                              9%
                      Hautmelanom                                                                Bauchspeicheldrüse                            Lunge
                                                             Darm
                                         Blase                                                                   Uterus
                                                                                                                                    Hautmelanom

                  Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen)                            Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen)
                             DE: 665 pro 100 000 Einwohner                                                  DE: 500 pro 100 000 Einwohner
                             EU: 686 pro 100 000 Einwohner                                                  EU: 484 pro 100 000 Einwohner

              Hinweis: Nicht-melanozytärer Hautkrebs ist ausgeschlossen. Gebärmutterkrebs schließt nicht Gebärmutterhalskrebs ein.
              Quelle: ECIS – Europäisches Krebsinformationssystem.

              3 Risikofaktoren                               Enter data in BOTH layers.
                                                 After new data, select all and change font to 7 pt.
                                                    Adjust right and left alignment on callouts.

              Tabakkonsum und schlechte Ernährung stellen                                      oder fettleibig war, wobei der Anteil übergewichtiger oder
                                                                                               fettleibiger Jungen höher war. Insgesamt sind die Fettleibig-
              nach wie vor wesentliche Probleme für die                                        keitsraten – insbesondere bei Jugendlichen – höher als in
              öffentliche Gesundheit dar                                                       vielen anderen EU-Ländern (Abbildung 6). In den letzten
                                                                                               zehn Jahren sind sie ebenfalls gestiegen, obwohl nationale
              Jedes Jahr sind etwa vier von zehn Todesfällen in
                                                                                               Daten darauf hindeuten, dass sich die Rate bei Kindern seit
              Deutschland auf verhaltensbedingte Risikofaktoren wie
                                                                                               2015 etwas stabilisiert hat. Diese Entwicklungen sind zum
              Rauchen, Ernährungsrisiken, Alkoholkonsum und geringe
                                                                                               Teil auf Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen: Obwohl
              körperliche Aktivität zurückzuführen. Dieses Niveau ist mit
                                                                                               der Anteil der Erwachsenen, die täglich Obst verzehren,
              dem EU-Durchschnitt vergleichbar. Umweltfaktoren wie
                                                                                               in Deutschland höher ist als in den meisten EU-Ländern,
              Luftverschmutzung sind ebenfalls für eine beträchtliche
                                                                                               ist der tägliche Verzehr von Gemüse geringer als in
              Zahl von Todesfällen verantwortlich: Im Jahr 2019
                                                                                               den meisten anderen Ländern. Unter den Jugendlichen
              waren schätzungsweise 30 000 Todesfälle (bzw. 3 % aller
                                                                                               gaben nur 30% bzw. 25% an täglich Obst und Gemüse zu
              Todesfälle) allein auf Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition
                                                                                               verzehren.
              zurückzuführen (Abbildung 5).
                                                                                               Die wöchentliche körperliche Aktivität unter Erwachsenen
              Auch ungesunde Ernährung, die mit 14 % aller Todesfälle
                                                                                               ist in Deutschland üblicher als in vielen EU-Ländern.
              in Verbindung gebracht wird, trägt in Deutschland
                                                                                               Allerdings gaben 2018 nur 10 % der 15-Jährigen an, jeden
              erheblich zur Sterblichkeit bei. Die aus den eigenen
                                                                                               Tag mindestens mäßig körperlich aktiv zu sein, was einem
              Angaben der Befragten gewonnenen Daten zeigen, dass
                                                                                               geringeren Prozentsatz entspricht als in den meisten
              2019 beinahe jeder fünfte Erwachsene (18,5 %) fettleibig
                                                                                               anderen europäischen Ländern (der EU-Durchschnitt
              und 2018 mehr als jeder fünfte 15-Jährige übergewichtig
                                                                                               liegt bei 14 %).

              2. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Schätzungen vor der COVID-19-Pandemie vorgenommen wurden; dies könnte sich auf die Krebsinzidenz und -sterblichkeit
              im Jahr 2020 auswirken.

              6      State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
Abbildung 5. Tabak und ernährungsbedingte Risiken tragen wesentlich zur Sterblichkeit bei

  Tabak                                                       Ernährungsbedingte Risiken                           Alkohol
  Deutschland: 15%                                            Deutschland: 14%                                     Deutschland: 8%
  EU: 17%                                                     EU: 17%                                              EU: 6%

                                                                                                                   Luftverschmutzung         Geringe
                                                                                                                   Deutschland: 3%           körperliche
                                                                                                                   EU: 4%                    Aktivität
                                                                                                                                             DE: 2%
                                                                                                                                             EU: 2%

Hinweis: Die Gesamtanzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren ist geringer als die Summe der Todesfälle in Verbindung mit
jedem einzelnen Risikofaktor, da derselbe Todesfall mehr als einem Risikofaktor zugeordnet werden kann. Zu den ernährungsbedingten Risiken gehören
14 Komponenten, z. B. geringer Verzehr von Obst und Gemüse und hoher Konsum von gezuckerten Getränken. Die Luftverschmutzung bezieht sich auf die
Belastung durch PM2,5 und Ozon.
Quellen: IHME (2020), Global Health Data Exchange (die Schätzungen beziehen sich auf 2019).

Das Rauchen ist bei Erwachsenen und Jugend-                                        hin zu Rauchverboten in allen öffentlichen Einrichtungen
                                                                                   reichen (siehe Abschnitt 5.1).
lichen rückgängig, E-Zigaretten haben jedoch
bei jungen Menschen an Beliebtheit gewonnen                                        Alkoholexzesse haben in Deutschland
Die Raucherquoten bei Erwachsenen und Jugendlichen                                 Fortbestand
sind in den letzten zehn Jahren zwar gesunken, liegen aber
                                                                                   Obwohl der Alkoholkonsum bei Erwachsenen in den letzten
weiterhin über den Quoten einiger EU-Länder, die weitere
                                                                                   zehn Jahren langsam zurückgegangen ist und knapp über
Fortschritte verbucht haben. Fast jeder fünfte Erwachsene
                                                                                   dem EU-Durchschnitt liegt (10,6 Liter pro Person), ist der
gab 2019 an, täglich zu rauchen. Das ist leicht unter dem
                                                                                   prozentuale Anteil der Erwachsenen in Deutschland, die
EU-Durchschnitt. Jeder siebte 15-Jährige gab 2018 an, im
                                                                                   Rauschtrinken3 berichten, hoch; 2019 gab jeder dritte
vergangenen Monat Tabak geraucht zu haben– nachdem
                                                                                   Erwachsene an, mindestens einmal im Monat diese Form
es 2014 noch beinahe jeder Fünfte war. Gleichwohl hat
                                                                                   des Alkoholkonsums zu betreiben. Dies ist nach Dänemark,
die Verwendung von E-Zigaretten und Shisha-Pfeifen
                                                                                   Rumänien und Luxemburg der vierthöchste Anteil in der
insbesondere unter jungen Menschen zugenommen. 2019
                                                                                   EU. Der Anteil der 15-Jährigen, die laut eigenen Angaben
gaben 16 % der 15- und 16-Jährigen in Deutschland an,
                                                                                   mehr als einmal im Leben betrunken waren, ist ebenfalls
E-Zigaretten geraucht zu haben. Dieser Anteil lag über
                                                                                   höher als in den meisten EU-Ländern (sechsthöchster
dem EU-Durchschnitt von 14 % (laut ESPAD-Umfrage).
                                                                                   Anteil) und zwischen 2014 und 2018 gestiegen, was die
Manche Maßnahmen, mit denen Menschen vom Rauchen
                                                                                   Notwendigkeit weiterer gezielter Präventionsprogramme
abgehalten werden sollen, unterscheiden sich von
                                                                                   unterstreicht.
Bundesland zu Bundesland; so können die Gesetze zum
Rauchen in der Öffentlichkeit von lockeren Vorschriften bis

Abbildung 6. Fettleibigkeit bei Jugendlichen und übermäßiger Alkoholkonsum stellen große Probleme für die
öffentliche Gesundheit dar
                                                                             6            Rauchen (Jugendliche)
                          Verzehr von Gemüse (Erwachsene)
                                                                                            Rauchen (Erwachsene)

                 Verzehr von Gemüse (Jugendliche)                                                 Trunkenheit (Jugendliche)

                Verzehr von Obst (Erwachsene)                                                           Rauschtrinken (Erwachsene)

                    Verzehr von Obst (Jugendliche)                                                Übergewicht und Fettleibigkeit (Jugendliche)

                     Körperliche Aktivität (Erwachsene)
                        Körperliche Aktivität (Jugendliche)                              Fettleibigkeit (Erwachsene)

Hinweis: Je näher ein Punkt dem Zentrum ist, desto besser schneidet ein Land im Vergleich zu anderen EU-Ländern ab. Kein Land liegt im weißen „Zielbereich“,
da in allen Ländern in allen Bereichen noch Fortschritte möglich sind.
Quellen: Kalkulationen der OECD auf der Grundlage der HBSC-Umfrage 2017–2018 für Indikatoren bei Jugendlichen, und EU-SILC 2017 und EHIS 2019 für
Indikatoren bei Erwachsenen.

3. Rauschtrinken bezeichnet den Konsum von sechs oder mehr alkoholischen Getränken (bei Erwachsenen) bzw. fünf oder mehr alkoholischen Getränken (bei
                                                    Select dots + Effect > Transform scale 130%
Jugendlichen) bei einem einzigen Anlass.
                                                OR Select dots + 3 pt white outline (rounded corners)

                                                          State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021                           7
DEUTSCHLAND

              4 Das Gesundheitssystem
              Das aus mehreren Kostenträgern bestehende                      Entscheidungsfindung findet auf Bundes-
              Gesundheitssystem bietet einen nahezu                          und Länderebene sowie in der gemeinsamen
              universellen Krankenversicherungsschutz                        Selbstverwaltung statt
              Deutschland besitzt das älteste System der gesetzlichen        Das deutsche Gesundheitssystem ist von einer komplexen
              Krankenversicherung (GKV) weltweit. Die Krankenver-            Verwaltungsstruktur gekennzeichnet. Während die
              sicherung ist obligatorisch, jedoch können sich Personen,      Bundesregierung lediglich den Rechtsrahmen festlegt,
              deren Einkommen über einer festen Grenze liegt oder            definiert der Gemeinsame Bundesausschuss – das oberste
              die einer bestimmten Berufsgruppen zugehören (z. B.            Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung
              Selbständige oder Beamte) von der GKV befreien lassen          im Land – die regulatorischen Einzelheiten in Form von
              und eine (substitutive) private Krankenversicherung            Richtlinien. Der Ausschuss besteht aus Vertretern von
              (PKV) abschließen. Etwa 11 % der Bevölkerung sind              Organisationen der Krankenkassen, Ärzte, Zahnärzte und
              privat krankenversichert, und 89 % sind durch eine             Krankenhäuser sowie drei unabhängigen Mitgliedern
              gesetzliche Krankenversicherung versichert. Obwohl der         (nebst Patientenvertretern ohne Stimmrecht). Er trifft
              Krankenversicherungsschutz alle Personen mit gültigem          Entscheidungen über den Leistungskatalog der GKV,
              Aufenthaltsstatus flächendeckend erfasst und nur 0,1 %         Erstattungssysteme und die Qualitätssicherung.
              der Bevölkerung keine Krankenversicherung besitzen,
              bestehen weiterhin Lücken aufgrund finanzieller oder           Die Bundesländer überwachen die Selbstverwaltungs-
              verwaltungstechnischer Hürden (siehe Abschnitt 5.2). Das       organisationen auf regionaler Ebene und sind für die
              aus mehreren Kostenträgern bestehende GKV-System               Krankenhausplanung und -investitionen sowie für
              umfasst derzeit 103 Krankenkassen und 41 private               die medizinische Ausbildung verantwortlich. Ebenso
              Krankenversicherungen, wobei die drei größten                  sind sie für öffentliche Gesundheitsdienste und den
              gesetzlichen Krankenkassen mehr als ein Drittel der            Betrieb von Gesundheitsämtern zuständig, die während
              deutschen Bevölkerung versichern.                              der COVID-19-Krise an Bedeutung gewonnen haben.
                                                                             Gleichzeitig hat die Pandemie die Herausforderungen
                                                                             für die föderalen Systeme bei der Koordinierung und
                                                                             Bewältigung der Pandemie verdeutlicht. Es wurden Gesetze
                                                                             erlassen, um schnelle, länderübergreifende Maßnahmen
                                                                             zur Bewältigung der Krise durch Verordnungen
                                                                             insbesondere durch das Bundesministerium für Gesundheit
                                                                             zu ermöglichen (Kasten 1).

                  Kasten 1. Der Bundesregierung wurden vorübergehende Befugnisse übertragen, um koordinierte
                  länderübergreifende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ermöglichen
                  Im Jahr 2020 wurde unter Leitung des Bundesministeriums    Labordiagnostik und persönliche Schutzausrüstungen
                  für Gesundheit und des Bundesministeriums des Innern,      einzuführen. Mit dem Gesetz wurden auch die
                  für Bau und Heimat ein gemeinsamer Krisenstab              Möglichkeiten zur Aufstockung des Gesundheits-
                  eingerichtet, der von öffentlichen Gesundheitsbehörden     personals erweitert und Schutzmaßnahmen festgelegt,
                  wissenschaftlich beraten wurde. Zudem richtete die         die von Bundesländern ergriffen werden können, wie
                  Bundesregierung ein „Corona-Kabinett“ unter der            Auflagen für Abstandregelungen und Einschränkungen der
                  Leitung der Bundeskanzlerin ein, das sich wöchentlich      Bewegungsfreiheit im Inland.
                  traf um Entscheidungsfindungen zu koordinieren.
                  Viele Entscheidungen wurden jedoch in Absprache            Das Parlament nahm eine wichtige Kontrollfunktion
                  und Verhandlung mit den Ministerpräsidentinnen und         wahr: Die Regierungen von Bund und Ländern konnten
                  Ministerpräsidenten der Länder getroffen, da diese bei     nur dann spezifische COVID-19-Verordnungen erlassen,
                  der Umsetzung von Eindämmungsmaßnahmen besondere           wenn diese auf festgelegten Kriterien beruhten und das
                  Entscheidungsbefugnisse haben.                             Parlament eine epidemische Lage von nationaler Tragweite
                                                                             erklärte. So müssen Maßnahmen zur Einschränkung der
                  Bis zu Beginn der Pandemie hatte das Bundesministerium     Versammlungsfreiheit, Ausgangsbeschränkungen oder
                  für Gesundheit noch keine Befugnis, Maßnahmen              Verbote des Zugangs zu Pflegeheimen an spezifische
                  bundesweit und bundeslandübergreifend durchzusetzen.       Inzidenzzahlen oder andere Vorbedingungen geknüpft sein.
                  Im März 2020 wurde es durch neue Rechtsvorschriften
                  ermächtigt, befristete Maßnahmen für die Bereitstellung
                  von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie für

                  Quelle: COVID-19 Health Systems and Policies Monitor.

              8      State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
Deutschland hat die höchsten Gesundheits-                                       von 9,9 %). Der Großteil der Gesundheitsausgaben wird
                                                                                mit öffentlichen Mitteln finanziert: 2019 wurden 84,6 %
ausgaben unter den EU-Mitgliedstaaten
                                                                                der gesamten Gesundheitsausgaben (einschließlich
In Deutschland wurden im Jahr 2019 pro Kopf 4505 EUR                            der obligatorischen substitutiven PKV) mit öffentlichen
(bereinigt um Unterschiede bei der Kaufkraft) für die                           Mitteln bestritten. In der EU war dieser Anteil nur in
Gesundheitsversorgung aufgewendet – mehr als überall                            Luxemburg (85,0 %) und Schweden (84,9 %) höher. In den
sonst in der EU und 28 % über dem EU-Durchschnitt                               Jahren 2020 und 2021 wurden zusätzliche öffentliche
(Abbildung 7). Ebenso waren die Gesundheitsausgaben                             Mittel genehmigt, um den Gesundheitssektor während der
gemessen als Anteil am BIP die höchsten in der EU                               COVID-19-Pandemie zu unterstützen (Kasten 2).
(11,7 % im Jahr 2019 gegenüber dem EU-Durchschnitt

Abbildung 7. Deutschland gibt mehr für Gesundheit aus als jedes andere EU-Land und greift hierzu
überwiegend auf öffentliche Quellen zurück

                          Gesetzliche und Pflichtversicherung       Freiwillige Versicherung und Selbstzahlungen       Anteil am BIP
             Government & compulsory insurance                   Voluntary insurance & out-of-pocket payments                    Share of GDP
 EUR KKP
 EUR PPP pro
         per Kopf
             capita                                                                                                                                   %%GDP
                                                                                                                                                         BIP

 5 000                                                                                                                                                   12.5

 4 000                                                                                                                                                   10.0

 3 000                                                                                                                                                   7.5

 2 000                                                                                                                                                   5.0

 1 000                                                                                                                                                   2.5

     0                                                                                                                                                   0.0
                     27
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Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet.
Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019, mit Ausnahme der Daten für Malta, die sich auf 2018 beziehen).
                                                                                              2019
      Co untry           Go ve rnme nt & co mpul so ry i nsura nce sche me s       Vo l unta ry i nsura nce & o ut-o f-po cke t pa yme nts                To ta l E x p.
Norway     Government & compulsory insurance                               4000 & out-of-pocket payments
                                                           Voluntary insurance                                             Share of GDP 661                            4661
Germany
                                                                                Die  Ausgaben für Langzeitpflege sind seit694
                                                                                  3811
                                                                                                                           einer                                     4505
 EURKasten
     PPP per 2. Zur
                  Unterstützung des
             capita                                                             umfassenden   Reform im Jahr 2017 gestiegen   % GDP
Netherlands                                                                      3278                                     689                                        3967
    Gesundheitssystems wurden zusätzliche
Austria
 5 000                                                                            2966                                                          977      12.5        3943
    Finanzhilfen genehmigt                                                      Die Pro-Kopf-Ausgaben für stationäre und ambulante
Sweden                                                                            3257                                                 580                           3837
                                                                                Behandlungen sind nahezu identisch. Mit 1221 EUR für
Denmark
    Die Bundesregierung stellte Krankenhäusern und                                 3153                                                633                           3786
 4 000                                                                          ambulante und 1212 EUR für stationäre Versorgung lagen10.0
Belgium
    Kliniken als Reaktion auf die COVID-19-Gesundheitskrise                      2898                                                  875                            3773
                                                                                die Ausgaben im Jahr 2019 über dem EU-Durchschnitt
Luxembourg
    landesweit zusätzliche Mittel für die Beschaffung                              3179                                                 513                          3742
                                                                                (1022 EUR für ambulante und 1010 EUR für stationäre
France
 3 000
    von Masken, Handschuhen und anderen                                           3051                                                 594    7.5                    3645
                                                                                Versorgung), so wie insgesamt alle Kategorien der
EU27Schutzausrüstungen bereit. Um die Gesundheits-                               2 809                                                 714                            3521
                                                                                Gesundheitsausgaben (Abbildung 8). Allerdings sind die
Ireland                                                                          2620
     dienstleister vor den finanziellen Folgen der Pandemie
  2 000                                                                         Gesamtausgaben       seit 2016 langsamer gestiegen als893der 5.0                      3513
Finland
     zu schützen, entschädigte die Regierung die                                  2454                                                 699                            3153
                                                                                EU-Durchschnitt, und die Verteilung der Ressourcen        auf die
Iceland
     Krankenhäuser für Einkommenseinbußen, die durch die                          2601
                                                                                verschiedenen                                          537
                                                                                                  Funktionen liegt nahe am EU-Durchschnitt                            3138
MaltaVerschiebung nicht unbedingt notwendiger Operationen
  1 000                                                                           1679
                                                                                bei  jeweils rund 27 % für die stationäre und ambulante966    2.5                    2646
Italyund Behandlungen verursacht wurden, und gewährte                             1866                                                 659
                                                                                Versorgung (EU: 29,1 % und 29,5 %), 19 % für Langzeitpflege                          2525
    für jedes von ihnen eingerichtete Intensivbett einen
Spain                                                                              175716 %), 19 % für medizinische Güter (EU: 18 %) und
                                                                                (EU:                                                    731 3 %                      2488
      0                                                                                                                                       0.0
    Bonus.
Czechia     Außerdem erhielten Krankenhäuser zur Deckung                          1932
                                                                                für                                                    430
                                                                                     Prävention (EU: 3 %). Die Ausgaben für Langzeitpflege                           2362
    zusätzlicher Kosten eine Sonderzahlung von 50 EUR pro
Portugal                                                                           1411in den letzten Jahren stärker gestiegen als die 903
                                                                                sind                                                                                  2314
    Patient, insbesondere für persönliche Schutzausrüstung.
Slovenia                                                                          1662
                                                                                Ausgaben     in anderen Kategorien. Im Jahr 2015 gab 621                             2283
    In medizinischen Praxen tätige Ärzte erhielten
Lithuania                                                                          1251
                                                                                Deutschland                                            633
                                                                                                pro Kopf 637 EUR für Langzeitpflege (die                             1885
   Ausgleichszahlungen, wenn sie infolge der Pandemie
Cyprus                                                                            1063
                                                                                gesundheitliche    Komponente) aus; diese Zahl stieg 819im                            1881
    Einkommenseinbußen erlitten hatten.                                         Jahr 2019 auf 849 EUR. Mit der Reform der Langzeitpflege
                                                                                im Jahr 2017 stiegen die Ausgaben, da das Leistungspaket
    Quelle: COVID-19 Health Systems and Policies Monitor.
                                                                                ausgeweitet und die Zahl der Anspruchsberechtigten für
                                                                                Langzeitpflege erhöht wurde.

                                                        State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021                            9
DEUTSCHLAND

              Abbildung 8. Die Ausgaben für stationäre und ambulante Versorgung sind fast gleich hoch

              EUR KKP pro Kopf                                                                                                             Deutschland            EU27

                              27%                         27%
              1 400            der                         der
                           Gesundheits-                Gesundheits-
                            ausgaben                    ausgaben
              1 200
                                 1 221                       1 212
                                                                                        19%                          19%
                                                                                          der
              1 000                                                                  Gesundheits-
                                                                                                                      der
                                          1 022                        1 010          au sga ben                  Gesundheits-
                                                                                                                   ausgaben
                800                                                                         873                         849

                600
                                                                                                     630                           617
                400
                                                                                                                                                  3%
                                                                                                                                                  der
                                                                                                                                              Gesundheits-
                200                                                                                                                            ausgaben

                                                                                                                                                      151
                   0                                                                                                                                         102
                                 0
                               Ambulante                     0
                                                           Stationäre                     0
                                                                                     Arzneimittel und                   0
                                                                                                                   Langzeitpflege 4                   0
                                                                                                                                                  Prävention 5
                              Behandlung 1                Behandlung 2              Medizinprodukte 3
              Hinweis: Die Kosten für die Verwaltung des Gesundheitssystems sind nicht enthalten. 1. Beinhaltet häusliche Pflege und Nebenleistungen (z. B.
              Krankentransport); 2. Beinhaltet kurative und rehabilitative Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen; 3. Beinhaltet nur
              den ambulanten Markt; 4. Beinhaltet nur die gesundheitliche Komponente; 5. Beinhaltet nur Ausgaben für organisierte Präventionsprogramme. Der
              EU-Durchschnitt wurde gewichtet.
              Quellen: OECD-Gesundheitsstatistik 2021, Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019).

              Die hohe Bettendichte führt zu einer geringen                                   Die jüngsten Reformen zielen darauf ab, die
              Personalquote pro Bett                                                          Zahl der Pflegekräfte zu erhöhen
              Deutschland verfügt über einen sehr großen stationären                          Um dem Rückgang des Krankenpflegepersonals in
              Krankenhaussektor. Mit 7,9 Krankenhausbetten pro 1000                           Krankenhäusern seit Einführung des DRG-Systems im
              Einwohner hat Deutschland die höchste Bettendichte                              Jahr 2004 entgegenzuwirken, wurden die Selbstverwal-
              in der EU, 50 % über dem Durchschnitt (5,3 Betten). Die                         tungsorgane mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz
              Bettenkapazität ist seit 2000 nur um 13 % zurückgegangen,                       von 2019 angewiesen, die Kosten für Pflegepersonal
              während Länder wie Finnland und Dänemark ihre                                   vom DRG-basierten Vergütungssystem auszugliedern.
              Kapazitäten im gleichen Zeitraum um mehr als                                    Seit 2020 werden die Kosten für das Pflegepersonal in
              40 % gesenkt haben. Diese hohe Kapazität steht seit                             Akutkrankenhäusern vollständig von den Krankenkassen
              Langem aufgrund der Effizienz in der Kritik, und es gibt                        und alle anderen Betriebskosten durch die diagnose­-
              Forderungen, Überkapazitäten abzubauen. Bemerkenswert                           bezogenen Fallpauschalen finanziert. Damit sollen
              ist jedoch, dass während der COVID-19-Krise die hohe Zahl                       Krankenhausmittel freigesetzt werden, um die Zahl der
              von Krankenhaus-, Akut- und Intensivbetten als Reserve                          Pflegekräfte in diesen Einrichtungen zu erhöhen.
              zur Verfügung stand, um die steigenden Patientenzahlen zu
              bewältigen (siehe Abschnitt 5.3).                                               Pflegepersonaluntergrenzen sind eine weitere
                                                                                              Maßnahmedie Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern
              Deutschland weist außerdem hohe Zahlen an Ärzten                                zu erhöhen. Um die Sicherheit der Patienten zu
              und Pflegekräften auf. Sowohl das Verhältnis an der                             gewährleisten, wird für Krankenhausstationen mit
              Bevölkerung als auch die Wachstumsrate liegen weit über                         besonderem Personalbedarf, wie für intensivmedizinische
              dem EU-Durchschnitt (Abbildung 9). Die Anzahl der Ärzte                         oder geriatrische Pflege, eine Höchstzahl von Patienten
              ist insbesondere bei Krankenhausärzten stark gestiegen.                         pro Pflegekraft festgelegt. Außerdem wird zwischen
              Seit der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen                        Tages- und Nachtschichten unterschieden. So dürfen
              (diagnosis-related group, DRG) in Krankenhäusern im                             während einer Tagesschicht auf einer kardiologischen
              Jahr 2004 stieg die Zahl der Ärzte (Personenzahl) in                            Station höchstens sieben Patienten und während einer
              Krankenhäusern um 42 % (von 138 000 auf 196 000 im                              Nachtschicht höchstens 15 Patienten von einer Pflegekraft
              Jahr 2017), während die Zahl der in der ambulanten                              betreut werden. Die Pflegepersonaluntergrenzen
              Versorgung tätigen Ärzte um 25 % zunahm. Dennoch ist                            wurden 2020 vorübergehend aufgehoben, um mehr
              die Quote der Ärzte pro Bett angesichts der hohen Anzahl                        Pflegekräfte für Tätigkeiten im Zusammenhang mit
              an Krankenhausbetten relativ gering, und die Quote an                           COVID-19 freizustellen (siehe Abschnitt 5.3). Auf Basis
              Pflegekräften pro Bett ist eine der niedrigsten in der EU.                      von Gesetzen aus dem Jahr 2018 wurden die Pflegeperso-
                                                                                              nalkapazitäten in Krankenhäusern und in Langzeitpfle-
                                                                                              geeinrichtungen weiter aufgestockt und Gehälter und
                                                                                              Arbeitsbedingungen reformiert.

              10       State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
Abbildung 9. Deutschland weist eine vergleichsweise hohe Dichte an Ärzten und Pflegekräften auf
Praktizierende Pflegekräfte pro 1000 Einwohner
20
         Ärzte niedrig                                                                                                                         Ärzte hoch
         Pflegekräfte hoch                                                                                                              Pflegekräfte hoch
18                                                                                                               NO

16
                                                                            IS
                                                FI
14                                                                                                DE
                                                      IE
                                           BE
12                              LU
                                                FR
                                                                 NL                          SE
                                                 SI                                                                        AT
10                                                                                      DK
                                                                            CZ
                                                                       EU                                                              EU-Durchschnitt: 8,4

 8                                                                                MT                    LT
                                      RO             HU          HR                                                   PT

 6                                                                               IT               ES
                                                 EE               SK               CY
                   PL
                                           LV                                           BG
 4
                                                                                                                                                   EL

 2
         Ärzte niedrig                                                                                                                         Ärzte hoch
         Pflegekräfte niedrig                                               EU-Durchschnitt: 3,9                                      Pflegekräfte niedrig
 0
     2              2,5               3                    3,5              4                     4,5        5                  5,5          6            6,5
                                                                                                                 Praktizierende Ärzte pro 1000 Einwohner
Hinweis: Der EU-Durchschnitt ist ungewichtet. In Portugal und Griechenland beziehen sich die Daten auf alle approbierten Ärzte, was zu einer großen
Überschätzung der Anzahl der praktizierenden Ärzte führt (z. B. etwa 30 % in Portugal). In Griechenland wird die Zahl der Pflegekräfte unterschätzt, da nur
in Krankenhäusern tätige Pflegekräfte berücksichtigt werden.
Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr).

5 Leistung des Gesundheitssystems
5.1 Wirksamkeit                                                                         zu 2021 eingeführt). Außerdem hat das Land noch kein
                                                                                        Rauchverbot in privaten Kraftfahrzeugen zum Schutz von
                                                                                        Kindern vor Passivrauchen verhängt. Zwar hat Deutschland
Die Reduzierung der Sterblichkeit aufgrund von                                          wichtige Schritte zur Verbesserung der Gesundheits-
vermeidbaren und behandelbaren Ursachen hat                                             förderung und Prävention unternommen, doch wurden
Verbesserungspotential                                                                  die im Gesetz von 2015 zur Stärkung der Gesundheits-
                                                                                        förderung und Prävention vorgesehenen Maßnahmen und
Die vermeidbare Sterblichkeit ist in Deutschland seit                                   Finanzhilfen noch nicht vollständig umgesetzt.
2011 vergleichsweise stabil geblieben. Dies steht im
Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern, in denen                                        Die Sterblichkeit aufgrund behandelbarer Ursachen –
sie gesunken ist. Im Jahr 2018 lag die vermeidbare                                      d. h. Todesfälle, die durch rechtzeitige und wirksame
Sterblichkeit unter dem EU-Durchschnitt, war jedoch                                     Gesundheitsfürsorge hätten vermieden werden können
(mit 156 Todesfällen pro 100 000 Einwohner) rund                                        – liegt in Deutschland bei 85 Todesfällen pro 100 000
25 % höher als in den fünf leistungsstärksten Ländern                                   Einwohner. Auch dies bleibt unter dem EU-Durchschnitt
(Abbildung 10). Die meisten vermeidbaren Todesursachen                                  von 92 Todesfällen pro 100 000 Einwohner. Verglichen mit
sind Lungenkrebs (22 %), ischämische Herzerkrankung                                     anderen westeuropäischen Ländern wie Frankreich, den
(12 %), chronische Erkrankungen der unteren Atemwege                                    Niederlanden, Spanien und Italien ist diese Quote jedoch
(10 %) und alkoholbedingte Erkrankungen (13 %). Stärkere                                recht hoch. Zwar ist das Gesundheitssystem hinsichtlich
Präventionsmaßnahmen und größere Anstrengungen                                          der Behandlung von Patienten durchaus effektiv, das
im Bereich der öffentlichen Gesundheit könnten dazu                                     Ergebnis zeigt aber auch deutlich das stärkere Auftreten
beitragen, die vermeidbare Sterblichkeit zu verringern.                                 von gesundheitlichen Risikofaktoren in Deutschland.
Obwohl beispielsweise Lungenkrebs mehr als ein Fünftel                                  Die ischämische Herzerkrankung, Darmkrebs und
der vermeidbaren Todesfälle ausmacht, war Deutschland                                   Brustkrebs machten 2018 die Hälfte aller behandelbaren
2020 das letzte EU-Land, in dem Tabakwerbung auf                                        Todesfälle aus.
Plakaten und in Kinos verboten wurde (die Verbote wurden

                                                             State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021                           11
DEUTSCHLAND

              Abbildung 10. Die Sterblichkeit durch vermeidbare und behandelbare Ursachen ist in Deutschland niedriger als
              in der EU insgesamt
                               Preventable
                                 Vermeidbarecauses of mortality
                                             Todesursachen                                                            Treatable causes
                                                                                                                     Behandelbare      of mortality
                                                                                                                                  Todesursachen
                         Zypern                    104                                                       Norwegen                 59
                         Italien                   104                                                       Frankreich                63
                          Malta                     111                                                          Island                64
                        Spanien                     113                                                    Niederlande                 65
                          Island                     115                                                       Spanien                 65
                     Schweden                         118                                                        Italien               65
                     Norwegen                         120                                                    Schweden                   66
                   Niederlande                          129                                                 Luxemburg                   68
                    Luxemburg                           130                                                    Belgien                   71
                          Irland                         132                                                   Finnland                  71
                     Frankreich                          134                                                 Dänemark                    73
                        Portugal                          138                                                Österreich                   75
                   Griechenland                           139                                                    Irland                   76
                        Belgien                            146                                               Slowenien                    77
                     Dänemark                                152                                                Zypern                     79
                   Deutschland                                156                                              Portugal                     83
                     Österreich                               157                                          Deutschland                       85
                       Finnland                                159                                         Griechenland                       90
                          EU27                                 160                                               Malta                        92
                     Slowenien                                    175                                            EU27                         92
                     Tschechien                                         195                                  Tschechien                            124
                          Polen                                               222                                Polen                               133
                      Bulgarien                                                226                             Kroatien                              133
                       Kroatien                                                  239                           Estland                               133
                       Slowakei                                                  241                          Slowakei                                      165
                        Estland                                                    253                          Ungarn                                        176
                        Litauen                                                           293                   Litauen                                         186
                      Rumänien                                                              306               Bulgarien                                          188
                       Lettland                                                                326             Lettland                                            196
                        Ungarn                                                                 326           Rumänien                                                 210
                                   0     50     100      150      200          250       300    350                        0     50         100       150       200         250
                                   0     50     100      150       200         250       300   350                         0     50         100       150        200        250
                              Altersstandardisierte Sterberaten pro 100 000 Einwohner                                Altersstandardisierte Sterberaten pro 100 000 Einwohner

                                   Lungenkrebs                                                                                   Ischämische Herzerkrankung
                                   Alkoholbedingte Erkrankungen                                                                  Darmkrebs
                                   Ischämische Herzerkrankung                                                                    Brustkrebs
                                   Chronische Erkrankungen der unteren Atemwege                                                  Zerebrovaskuläre Erkrankung
                                   Unfälle (Verkehrsunfälle und sonstige)                                                        Pneumonie
                                   Sonstige
                                   Others                                                                                        Sonstige
                                                                                                                                 Others

              Hinweis: Die vermeidbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und der
              Primärprävention vermieden werden können. Die behandelbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen der
              Gesundheitsfürsorge, einschließlich Screenings und Behandlungen, vermieden werden können. Bei einigen Krankheiten (z. B. ischämische Herzerkrankung und
              zerebrovaskuläre Erkrankungen) ist die Hälfte aller Todesfälle auf vermeidbare Sterblichkeit zurückzuführen; die andere Hälfte ist behandelbaren Ursachen
              zuzuschreiben. Beide Indikatoren beziehen sich auf die vorzeitige Sterblichkeit (in einem Alter von unter 75 Jahren). Die Daten basieren auf den überarbeiteten
              OECD-/Eurostat-Listen.
              Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2018, mit Ausnahme der Daten für Frankreich, die sich auf 2016 beziehen).

              Eine hohe und zunehmende Zahl vermeidbarer                                              Die Zahl der Krankenhausaufnahmen für Asthma
                                                                                                      und COPD ist in der EU generell zurückgegangen. In
              Krankenhausaufnahmen kann auf Mängel bei                                                Deutschland lag sie 2007 mit 216 Aufnahmen pro
              der ambulanten Versorgung hinweisen                                                     100 000 Einwohner unter dem EU-Durchschnitt (279),
                                                                                                      ist aber seither stetig gestiegen, überschritt 2011 den
              Die Zahl der Krankenhausaufnahmen für Asthma und
                                                                                                      EU-Durchschnitt und lag 2019 bei 281 pro 100 000
              COPD, kongestive Herzinsuffizienz und Diabetes ist in
                                                                                                      Einwohner, gegenüber 235 in der EU (Abbildung 11).
              Deutschland höher als im EU-Durchschnitt. Krankenhaus-
              aufnahmen von Patienten mit diesen Erkrankungen
              werden in der Regel als vermeidbar eingestuft, weil sie
              in ambulanter Versorgung wirksam behandelt werden
              können. Die großen Unterschiede zu anderen Ländern sind
              teils auf die Prävalenz dieser Krankheiten zurückzuführen.
              Des Weiteren dürften ein Mangel an wirksamer
              Koordinierung in der ambulanten Versorgung und die
              starren Sektorengrenzen zwischen der ambulanten und
              stationären Versorgung zu den höheren Werten beitragen.

              12       State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND
Abbildung 11. Die Zahlen vermeidbarer Krankenhausaufnahmen für Asthma und COPD sind vergleichsweise
hoch
Altersstandardisierte Rate vermeidbarer Krankenhausaufnahmen bei Asthma und COPD                                            Deutschland
                                                                                                                        Germany                 EU15EU15
 Age-standardised
pro                 rate of
    100 000 Einwohner    abavoidable
                            15 Jahren admissions for asthma and COPD per 100 000 population aged 15+
350

300
         279                                                                                                                                     281
250
                                                                                                                                                 235
200
         216

150

100

 50

  0
         2007       2008       2009        2010        2011       2012       2013       2014        2015       2016       2017       2018        2019

Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021.

Die Influenza-Durchimpfungsrate bei älteren                                     Menschen in Deutschland Grippeschutzimpfungen
                                                                                erhalten als in den Vorjahren. Nationalen Daten zufolge
Menschen ist gering                                                             war mit 1,8 Millionen Impfungen im September 2020 ein
In Deutschland wird unter anderem für Personen ab                               Anstieg um 165 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu
60 Jahren eine Impfung gegen die saisonale Grippe                               verzeichnen.
empfohlen, aber die Immunisierungsraten in dieser
Bevölkerungsgruppe sind niedrig. Im Jahr 2019 waren                             Die Versorgung von Krebskranken erweist sich
rund 39 % der über 60-Jährigen gegen die Grippe                                 als wirksam
geimpft. Dieser Wert blieb in den letzten zehn Jahren
vergleichsweise konstant. Umfrageergebnisse belegen,                            Deutschland weist vergleichsweise hohe Überlebensraten
dass ein Großteil der Erwachsenen mit erhöhtem Risiko                           bei Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs auf
für grippebedingte Komplikationen die Grippe nicht als                          (Abbildung 12). Die Überlebensraten einiger dieser
gefährliche Erkrankung wahrnimmt und die Sicherheit                             Krebserkrankungen sind im Laufe der Zeit stabil
und Wirksamkeit der Impfung infrage stellt (Bödeker                             geblieben, bei anderen seit 2000 jedoch leicht gestiegen.
et al., 2015).                                                                  Verbesserungen sind zum Teil auf Fortschritte bei der
                                                                                Krebsvorsorge zurückzuführen. Deutschland verfügt seit
Interessanterweise hat sich eine verstärkte Aufklärung                          2008 über einen Nationalen Krebsplan, der darauf abzielt,
über Infektionsbekämpfung und -prävention im Zuge                               die Früherkennung von Krebs durch Vorsorgeunter-
der COVID-19-Krise offenbar auf das Impfverhalten                               suchungen sowie die Versorgungsstrukturen spezialisierter
ausgewirkt. In der Saison 2020/21 überstieg die Nachfrage                       und zugelassener Krebszentren weiterzuentwickeln, eine
die Verfügbarkeit des Grippeimpfstoffs. Dies veranlasste                        effiziente Behandlung sicherzustellen und Patientenpfade
die Regierung zur Beschaffung zusätzlicher Dosen.                               zu stärken. Diese Strategien werden durch neuere
Infolgedessen standen in dieser Saison mehr als 26                              Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene verstärkt
Millionen Dosen Grippeimpfstoff zur Verfügung. Das                              (Kasten 3).
entspricht beinahe dem Doppelten der Saison 2019/20, in
der 14 Millionen Dosen verabreicht wurden. Tatsächlich
hatten zu Beginn der Grippesaison im Herbst 2020 mehr

Abbildung 12. Die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten liegen in Deutschland zumeist über dem EU-Durchschnitt

Prostatakrebs
Prostate cancer            Kinderleukämie
                           Childhood leukaemia       Brustkrebs
                                                     Breast cancer              Gebärmutterhalskrebs
                                                                                Cervical cancer            Darmkrebs
                                                                                                           Colon cancer               Lungenkrebs
                                                                                                                                      Lung cancer
Deutschland:
Germany: 92 %92 %          Deutschland:
                           Germany: 84 84
                                        % %          Deutschland:
                                                     Germany:     86 %
                                                               86 %             Deutschland:
                                                                                Germany: 65 %65 %          Deutschland:
                                                                                                           Germany: 65 %65 %          Deutschland:
                                                                                                                                      Germany: 18 %18 %
EU23:
EU23: 87
      87 %
         %                 EU23:
                           EU23:85
                                 85%%                EU23: 82 %                 EU23:
                                                                                EU23: 63
                                                                                      63 %
                                                                                         %                 EU23:
                                                                                                           EU23: 60
                                                                                                                 60 %
                                                                                                                    %                 EU23:
                                                                                                                                      EU23: 15
                                                                                                                                             15 %
                                                                                                                                                %

Hinweis: Die Daten beziehen sich auf Personen, die zwischen 2010 und 2014 eine Diagnose erhalten haben. Kinderleukämie bezieht sich auf akute
lymphoblastische Leukämie.
Quelle: CONCORD Programme, London School of Hygiene and Tropical Medicine.

                                                       State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021                           13
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