Deutschland State of Health in the EU - Länderprofil Gesundheit 2021
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State of Health in the EU Deutschland Länderprofil Gesundheit 2021
Länderspezifische Gesundheitsprofile Inhalt Die länderspezifischen Gesundheitsprofile für den 1. HIGHLIGHTS 3 Gesundheitszustand in der EU bieten einen knappen und politisch relevanten Überblick über die Gesundheit und 2. GESUNDHEIT IN DEUTSCHLAND 4 die Gesundheitssysteme in der EU/dem Europäischen 3. RISIKOFAKTOREN 6 Wirtschaftsraum. Sie heben die besonderen Merkmale und Herausforderungen in den jeweiligen Ländern hervor, wozu 4. DAS GESUNDHEITSSYSTEM 8 begleitend länderübergreifende Vergleiche angestellt werden. Das 5. LEISTUNG DES GESUNDHEITSSYSTEMS 11 Ziel ist es, politischen Entscheidungsträgern und Einflussnehmern ein Instrument für die gegenseitige Wissensvermittlung und den 5.1 Wirksamkeit 11 freiwilligen Kenntnisaustausch an die Hand zu geben. 5.2 Zugang 15 Die Profile entstehen aus der gemeinsamen Arbeit der 5.3 Anpassungsfähigkeit 17 OECD und des European Observatory on Health Systems 6. WICHTIGSTE ERKENNTNISSE 22 and Policies in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission. Das Team bedankt sich bei dem Netzwerk Health Systems and Policy Monitor, dem OECD Health Committee und der EU-Expertengruppe zur Leistungsbewertung der Gesundheitssysteme (HSPA) für die wertvollen Anmerkungen und Vorschläge. Daten- und Informationsquellen Die Daten und Informationen in den länderspezifischen Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie aus anderen Gesundheitsprofilen beruhen vorwiegend auf offiziellen einzelstaatlichen Quellen. einzelstaatlichen Statistiken, die Eurostat und der OECD zur Verfügung gestellt und validiert wurden, um höchste Standards Die berechneten EU-Durchschnitte sind die gewichteten bei der Datenvergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Quellen Durchschnitte der 27 Mitgliedstaaten, sofern nichts und Methoden, die diesen Daten zugrunde liegen, sind in der anderes vermerkt ist. Island und Norwegen sind in diesen Eurostat-Datenbank und der OECD-Gesundheitsdatenbank EU-Durchschnitten nicht berücksichtigt. verfügbar. Einige zusätzliche Daten stammen auch vom Dieses Profil wurde im September 2021 auf der Grundlage der Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), vom Ende August 2021 verfügbaren Daten erstellt. Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), aus den Umfragen der Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC) und von der Demografischer und sozioökonomischer Kontext in Deutschland, 2020 Demografische Faktoren Deutschland EU Bevölkerungsgröße 83 166 711 447 319 916 Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %) 21.8 20.6 Fertilitätsrate1 (2019) 1.5 1.5 Sozioökonomische Faktoren BIP pro Kopf (EUR KKP2) 35 951 29 801 Relative Armutsquote (in %, 2019) 3 14.8 16.5 Arbeitslosenquote (in %) 3.8 7.1 1. Anzahl der geborenen Kinder je Frau im Alter von 15 bis 49. 2. Die Kaufkraftparität (KKP) ist definiert als Währungsumrechnungskurs, der die Unterschiede im Preisniveau zwischen Ländern beseitigt und damit Vergleiche der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen ermöglicht. 3. Prozentualer Anteil an Personen, die mit weniger als 60 % des Median-Äquivalenzeinkommens leben. Quelle: Eurostat-Datenbank. Haftungsausschluss: Die hierin geäußerten Meinungen und Argumente sind ausschließlich die der Autoren und geben nicht notwendigerweise die offizielle Meinung der OECD oder ihrer Mitgliedsländer oder des European Observatory on Health Systems and Policies oder seiner Partner wieder. Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten geben in keiner Weise den offiziellen Standpunkt der Europäischen Union wieder. Dieses Dokument sowie alle darin enthaltenen Daten und Karten gelten unbeschadet des Status eines oder der Souveränität über ein Hoheitsgebiet(s) für die Abgrenzung durch internationale Grenzen und für den Namen eines Hoheitsgebiets, einer Stadt oder eines Gebietsstands. Es gelten zusätzliche Haftungsausschlüsse für die WHO. © OECD and World Health Organization (acting as the host organisation for, and secretariat of, the European Observatory on Health Systems and Policies) 2021 2 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND 1 Highlights Der Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verbessert. Die Lebenserwartung der Deutschen blieb über dem EU-Durchschnitt trotz des vorübergehenden Rückgangs im Jahr 2020 durch die COVID-19- Pandemie. In Deutschland gab es im Jahr 2020 insgesamt weniger Infektionen und Todesfällen durch COVID-19 im Vergleich zu den meisten anderen EU-Ländern. Die Gesundheitsausgaben Deutschlands sind gemessen als Anteil am BIP die höchsten in Europa. Das Gesundheitssystem bietet ein großzügiges Leistungspaket, ein hohes Niveau der Leistungserbringung und einen flächendeckenden Zugang zu einer vergleichsweise hochwertigen und wirksamen Versorgung. Die COVID-19-Pandemie hat Option gezeigt, vor welchen 1: Life expectancy Herausforderungen - trendline Select aföderale country: Systeme bei der Koordinierung und Bewältigung solcher Ausbrüche stehen. Germany 2.5 Years DE EU Germany EU Gesundheitsstatus 2.2 1.5 0.8 80.7 81.3 81.1 Im Jahr 2020 lag die Lebenserwartung in Deutschland bei 81,1 Jahren und 80.5 -0.2-0.7 damit ein halbes Jahr über dem EU-Durchschnitt, aber immer noch unter 81.3 80.6 der Lebenserwartung der EU-Länder mit den höchsten Werten. Durch die 80.5 2000/2010 2010/2019 2019/2020 79.8 COVID-19-Pandemie sank die Lebenserwartung in Deutschland im Jahr 2020 2010 2015 2019 2020 um 2,5 Monate. Dieser Rückgang war geringer als der in der EU insgesamt von knapp über acht Monaten. Im Jahr 2019 waren die häufigsten Todesursachen Life expectancy Lebenserwartung at birth bei der Geburt, Jahre ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs. DE EU Niedrigster Wert Höchster Wert Risikofaktoren Smoking Rauchen Smoking Option 2: % Gains % der of and losses 15-year-olds 15-Jährigen 0 in life expectancy 20 40 Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland raucht täglich. Obwohl die Obesity Raucherquoten zurückgegangen sind, gibt die zunehmende Beliebtheit von ObesityFettleibigkeit % % der Erwachsenen 0 of adults E-Zigaretten, insbesondere bei jungen Menschen, Anlass zur Sorge. Die Fettleibig- 10 20 30 keitsraten bei Erwachsenen und Jugendlichen steigen, und der Alkoholkonsum bei Binge drinking Rauschtrinken Binge drinking Erwachsenen und 15-Jährigen liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. % % der Erwachsenen 0 of adults 20 40 1 DE EU Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19 Germany EU Gesundheitssystem Accessibility - Unmet needs and use of teleconsultations during COVID-19 € 6 000 Option 1: Germany Im Jahr Option 1: Germany 2019 gab Deutschland 4 505 EUR pro Kopf für die Gesundheitsversorgung € 4 500 € 3 000 aus – 30 28 % über dem21EU-Durchschnitt 60 (3 523 EUR) – und hatte damit die höchsten 39 30 Ausgaben Pro-Kopf 20 14 in 60 Ebenso 21 der EU. 40 23 wendet 39 Deutschland einen höheren Anteil € 1 500 14 €0 seines20 10BIP (11,7 40 20 23 %) für die Gesundheitsversorgung auf als alle anderen EU-Länder. 10 0 20 0 Der größte Teil 0 %Germany der Gesundheitsausgaben stammt aus öffentlichen Quellen; die reporting forgone EU27 % 0 using teleconsultation Germany EU27 Selbstzahlungen %Germany reporting medical belaufen EU27first sich forgone care during % auf using during lediglich EU27 12,7 of % und liegen damit deutlich unter teleconsultation first Germany 12 months Ausgaben pro Kopf (EUR KKP) medical den meisten care ofduring anderen 12 months first during first EU-Ländern. pandemic 12 months of pandemic 12 months of pandemic pandemic Wirksamkeit Zugang Anpassungsfähigkeit Die Sterblichkeit aufgrund von Der Zugang zu medizinischer Obwohl das Land in Bezug auf vermeidbaren Ursachen ist in Versorgung Option 2: ist in Deutschland generell Gesundheitsinfrastruktur und Deutschland niedriger als in der Option 2: historisch geringe ungedeckte gut. Der -ressourcen vergleichsweise gut EU insgesamt. Hierin spiegelt sich Bedarf an medizinischer Versorgung Germany vorbereitet EU war, erweiterte es die Wirksamkeit des öffentlichen stieg während der COVID-19-Pandemie Germany Test- EU und Laborkapazitäten und % reporting forgone Gesundheitswesens und der an, als viele % reporting nicht medical forgone dringende Leistungen stockte die Zahl der Intensivbetten % reporting medical careforgone during 14% Primärversorgung wider. Deutschland % reporting care during abgesagt forgone oder first 12 medical months wurden. verschoben und das Gesundheitspersonal Effecti veness - Preventa bl e a nd trea ta bl e mo rta l i tycare during medical care during firstfirst 12 Select 21% country 14% ofmonths 12 of months pandemic weist aufgrund des guten Zugangs zu Jeder Siebte firstgab 12 an, monthsdass of pandemic of pandemic er im Jahr 21% auf. Bis Ende August 2021 hatten wirksamen Behandlungsmethoden 2020 auf erforderliche pandemicBehandlungen % using etwa 60 % der Bevölkerung zwei % usingteleconsultation teleconsultation % using 23% auch eine geringere Zahl von verzichten musste. % usingfirst during Allerdings teleconsultation 12 months of ist COVID-19-Impfdosen (oder duringteleconsultation first 12 months 23%39% Todesfällen durch behandelbare der Anteil der during first during first Bevölkerung, 12 months of pandemic der gleichwertige Dosen) erhalten. of 12 months pandemic 39% Ursachen auf. Telekonsultationen pandemic nutzt, während der Sha re of tota l popula tion va ccina ted a ga ins t COVID-19 Germany EU of pandemic Pandemie gestiegen. Zwei Dosen (oder gleichwertige Dosis) DE EU27 Germany Eine Two Dosis doses (or EUequivalent) One dose Vermeidbare 156 % der Befragten, die nach Germany EU Preventable mortality Sterblichkeit 160 % reporting forgone eigenen Angaben % reporting in denmedical forgone ersten Germany 60% 65% % reporting medical forgone 14% DE zwölf Monaten %care reporting dercare duringforgone first during Pandemie 12 medical months medical first care during 12Versorgung months of 14% 21% Behandelbare 85 DE aufcare medizinische during first of 12 months pandemic Treatable mortality first 12 months pandemic verzichtetenof 21% EU EU 54% 62% Todesursachen 92 EU of pandemic pandemic % using % using teleconsultation % in using 0% 50% 100% % der Befragten, die teleconsultation den 23% 0%10%20%30%40%50%60%70%80%90% 100% Age-standardised mortality rate per 100 000 % usingfirst during teleconsultation 12 monthsder teleconsultation of 23% 39% Altersstandardisierte Sterberate ersten zwölf during Monaten first 12 months Anteil der Gesamtbevölkerung, der bis Ende during first 12 months pandemicof pro 100 000 Einwohner, 2018 Pandemie Telekonsultationen during first of 12 months pandemic 39% August 2021 gegen COVID-19 geimpft war pandemic nutzten of pandemic Country code Country Preventable State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 Treatable 3 AT Austria 157 75 Treatable mortality
DEUTSCHLAND 2 Gesundheit in Deutschland Die Lebenserwartung ging 2020 während der vorübergehend zurück: In Deutschland betrug dieser Rückgang 2,5 Monate und in der EU im Durchschnitt COVID-19-Pandemie um etwa 2,5 Monate zurück beinahe 8,5 Monate. In Deutschland liegt die Die Lebenserwartung bei der Geburt ist in Deutschland Lebenserwartung nun um ein halbes Jahr über dem seit 2000 um fast drei Jahre gestiegen (von 78,3 Jahren EU-Durchschnitt (Abbildung 1), aber immer noch rund auf 81,1 Jahre im Jahr 2020), wobei der größte Anstieg 1,5 Jahre unter der Lebenserwartung in den EU-Ländern zwischen 2000 und 2010 verzeichnet wurde und der Anstieg mit den höchsten Werten. zwischen 2010 und 2019 nur acht Monate betrug. Die Bei der Lebenserwartung besteht in Deutschland meisten anderen EU-Mitgliedstaaten erzielten in diesem weiterhin ein erhebliches Geschlechtergefälle: Frauen Zeitraum größere Fortschritte bei der Lebenserwartung leben erwartungsgemäß 4,7 Jahre länger als Männer (83,7 – insbesondere mittel- und osteuropäische Länder sowie gegenüber 79 Jahre), wobei dieses Geschlechtergefälle Dänemark und Irland. Wie in den meisten anderen etwas unter dem EU-Durchschnitt liegt (5,6 Jahre). EU-Ländern ging die Lebenserwartung zwischen 2019 und 2020 aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Lif e expecta ncy a t bir th, 20 0 0 , 20 10 a nd 20 20 Select a country:1. DieGermany Abbildung Lebenserwartung in Deutschland liegt sechs Monate über dem EU-Durchschnitt Life expectancy atbei Lebenserwartung birth, deryears Geburt, Jahre Jahre Jahre Years 2000 2010 2020 80.7 81.3 81.1 80.5 90 83.3 82.8 83.1 82.6 82.4 82.4 82.4 2010 2015 2019 2020 82.3 82.3 85 82.2 81.8 81.6 81.5 80.9 81.3 81.2 80.6 80.6 81.1 81.1 78.6 78.3 77.8 80 76.9 76.6 75.7 75.7 75.1 74.2 73.6 75 70 65 en nd d ta Sp n hw n en an rn Fi ch d g de rk st de ch ch d Po nd Be l n Es n ch nd Kr en Sl ien ei U n Le rn Li d Ru uen Bu ien n a r lie ie ie ie le ie an Lu lan eu lan n ak ug a bu EU pe a al ei rie rei eg ed hi n la la tla la an lg en t Po än ar N em ng Ita ta rla Irl M oa ow kr rt ec Is nn en ch tt Zy m w er lg ow m än xe or ts Sc Fr Sl Ö N D Ts ie D G Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Die Daten zu Irland beziehen sich auf das Jahr 2019. Quelle: Eurostat-Datenbank. GEO/TIME 2000 2010 2020 2000 20 10 2020 Norway 78.8 81.2 83.3 0 #N/A #N/A #N/A Iceland 79.7 81.9 Ischämische Herzerkrankungen, 83.1 Schlaganfälle 2019 35 %0 aller #N/A Todesfälle#N/A #N/A Unter diesen in Deutschland. Ireland Leiden bleiben 0 ischämische #N/A Herzerkrankungen #N/A #N/A die mit und Lungenkrebs sind nach wie vor die82.8 76.6 80.8 Abstand 0häufigste Todesursache und verursachten 2019 Malta 78.5 81.5 82.6 #N/A #N/A #N/A häufigsten Todesursachen mehr als jeden achten Todesfall. Schlaganfälle waren die Italy 79.9 82.2 82.4 0 #N/A #N/A #N/A zweithäufigste Todesursache, gefolgt von Lungenkrebs, Spain 79.3 Der Anstieg der Lebenserwartung 82.4 resultiert 82.4 in erster 0 #N/A #N/A #N/A der nach wie vor die häufigste Todesursache durch Krebs Linie aus dem Rückgang der Sweden 79.8vorzeitigen 81.6Todesfälle durch 82.4 0 #N/A #N/A #N/A darstellt (Abbildung 2). die häufigsten Todesursachen, Cyprus 77.7 darunter 81.5insbesondere 82.3 0 #N/A #N/A #N/A Herz-Kreislauf-Erkrankungen (einschließlich ischämische Im Jahr 2020 meldete France 79.2 81.8 82.3 0 #N/A Deutschland #N/A mehr #N/Aals 34 500 Herzerkrankungen und Schlaganfälle) und Krebs. In Todesfälle aufgrund von COVID-19, was schätzungsweise Finland 77.8 80.2 82.2 0 #N/A #N/A #N/A den letzten zehn Jahren sind die Sterblichkeitsraten in 3,5 % aller Todesfälle entspricht. Bis Ende August 2021 Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen wurden weitere 57 640 Todesfälle erfasst. Die meisten Krebserkrankungen wie Lungenkrebs langsamer gesunken Todesfälle (85 %) waren bei Personen ab 70 Jahren zu als zuvor. Gleichzeitig sind die Sterblichkeitsraten durch verzeichnen. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen bestimmte Atemwegserkrankungen wie die chronisch- Methoden zur Erfassung von COVID-19-Todesfällen in obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Grippe der EU lag die Sterblichkeitsrate infolge von COVID-19 (zumindest in einigen Jahren mit schweren Epidemien bis Ende August 2021 in Deutschland etwa 30 % unter wie 2017/18) gestiegen, insbesondere bei Menschen dem EU-Durchschnitt (ca. 1100 Todesfälle pro Million über 65 Jahren. Diese beiden Faktoren könnten zum Teil Einwohner gegenüber einem EU-Durchschnitt von etwa für den in diesem Zeitraum insgesamt beobachteten 1590 Todesfällen)1. langsameren Anstieg der Lebenserwartung verantwortlich sein. Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten im Jahr 1. Die Übersterblichkeit , ein Indikator für Todesfälle aufgrund aller Ursachen, der über dem Mittelwert der Vorjahre liegt, belief sich 2020 auf 54 000 Todesfälle und machte 5 % der Gesamtsterblichkeit in Deutschland aus. Die durchschnittliche Differenz zwischen der Übersterblichkeit und der Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 betrug nur 2 %: Ein Viertel davon ist auf den Höhepunkt der Übersterblichkeit im August 2020 zurückzuführen, als eine Hitzewelle verzeichnet wurde. Diese dürfte die Ursache für einen vergleichsweise starken Anstieg der zusätzlichen Todesfälle gewesen sein, die nicht mit COVID-19 in Zusammenhang stehen. 4 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND Abbildung 2. COVID-19 war für eine beträchtliche Zahl von Todesfällen im Jahr 2020 verantwortlich COPD Darmkrebs 35 614 (3.8%) 24 643 (2.6%) Schlaganfall 53 210 (5.6%) Bauchspeichel- drüsenkrebs 19 260 (2.0%) Pneu- Diabetes monie COVID-19 Ischämische Herzerkrankung Lungenkrebs mellitus Brustkrebs 18 548 34 574 (3.5%) 119 450 (12.7%) 44 958 (4.8%) 23 930 (2.5%) 18 752 (2.0%) (2.0%) Hinweis: Die Zahl und der Anteil der COVID-19-Todesfälle beziehen sich auf das Jahr 2020, während sich die Zahl und der Anteil der anderen Ursachen auf das Jahr 2019 beziehen. Die Größe des COVID-19-Feldes ist proportional zur Größe der anderen Haupt-Todesursachen im Jahr 2019. Quellen: Eurostat (für Todesursachen im Jahr 2019); ECDC (für COVID-19-Todesfälle im Jahr 2020, bis Woche 53). Die eigene Gesundheitseinschätzung Abbildung 3. Die eigene Gesundheitseinschätzung der Deutschen liegt unter dem EU-Durchschnitt unterscheidet sich stark zwischen den Low income Total population High income Einkommensgruppen Hohes Einkommen Gesamtbevölkerung Niedriges Einkommen Insgesamt stuften im Jahr 2019 etwa zwei Drittel der Ireland Irland deutschen Bevölkerung (66 %) ihren Gesundheitszustand Greece�1 Griechenland als gut ein. Dies ist weniger als in der EU insgesamt Zypern Cyprus Iceland Island (69 %) und weniger als in den meisten westeuropäischen Sweden Schweden Ländern, wobei der Unterschied zwischen Männern (66 %) Spanien Spain und Frauen (65 %) gering war. Die eigene Gesundheits- Niederlande Netherlands einschätzung fällt in den einzelnen Einkommensgruppen Norwegen Norway höchst unterschiedlich aus: Nur rund die Hälfte der Belgien Belgium Deutschen in der niedrigsten Einkommensgruppe ist laut Malta Malta eigenen Angaben bei guter Gesundheit, verglichen mit Italien Italy�1 80 % der Befragten in der höchsten Einkommensgruppe Luxemburg Luxembourg (Abbildung 3). Österreich Austria Rumänien Romania Dänemark Denmark EU EU Finnland Finland Bulgarien Bulgaria Frankreich France Slowenien Slovenia Deutschland Germany Slowakei Slovakia Tschechien Czechia Kroatien Croatia Polen Poland Ungarn Hungary Estland Estonia Portugal Portugal Lettland Latvia Litauen Lithuania 0 20 40 60 80 100 % der Erwachsenen, die ihren % ofGesundheitszustand als gut adults who report being einstufen in good health Hinweis: 1. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung und der an der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen sind ungefähr gleich groß. Quelle: Eurostat-Datenbank, auf der Grundlage der EU-SILC (die Daten beziehen sich auf 2019). State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 5
DEUTSCHLAND Die Belastung durch Krebs ist in Deutschland (13 %) und Darmkrebs (11 %) sind, während bei Frauen Brustkrebs die häufigste Krebsart (28 %) darstellt, gefolgt beträchtlich von Darm- (11 %) und Lungenkrebs (10 %). Die Verringerung Nach Schätzungen der Gemeinsamen Forschungsstelle von Risikofaktoren wie Rauchen könnte insgesamt die auf Grundlage der Inzidenzentwicklung der Vorjahre Krankheitslast durch Krebs verringern (siehe Abschnitt 3). wurden in Deutschland für das Jahr 2020 etwa 540 000 Darüber hinaus zielt die Krebsbekämpfung in Deutschland neue Krebsfälle und ca. 250 000 krebsbedingte Todesfälle – insbesondere der Nationale Krebsplan und die kürzlich erwartet2. Die Krebsinzidenz lag insbesondere bei Männern ins Leben gerufene Initiative „Nationale Dekade gegen unter dem EU-Durchschnitt, bei Frauen jedoch über dem Krebs“ – ebenfalls darauf ab, Diagnose und Behandlung von EU-Durchschnitt. Abbildung 4 zeigt, dass die häufigsten Krebs zu verbessern (siehe Abschnitt 5.1). Krebsarten bei Männern Prostatakrebs (23 %), Lungenkrebs Abbildung 4. Im Jahr 2020 wurde bei einer halben Million Deutschen Krebs diagnostiziert Männer Frauen 289 396 neue Fälle 249 323 neue Fälle Prostata Brust Sonstige 23% Sonstige 28% 30% 32% 13% 4% Lunge 11% Nieren Darm 4% 4% 6% 11% Blase 4% 11% Bauchspeicheldrüse 5% 6% 9% Hautmelanom Bauchspeicheldrüse Lunge Darm Blase Uterus Hautmelanom Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen) Altersstandardisierte Rate (alle Krebserkrankungen) DE: 665 pro 100 000 Einwohner DE: 500 pro 100 000 Einwohner EU: 686 pro 100 000 Einwohner EU: 484 pro 100 000 Einwohner Hinweis: Nicht-melanozytärer Hautkrebs ist ausgeschlossen. Gebärmutterkrebs schließt nicht Gebärmutterhalskrebs ein. Quelle: ECIS – Europäisches Krebsinformationssystem. 3 Risikofaktoren Enter data in BOTH layers. After new data, select all and change font to 7 pt. Adjust right and left alignment on callouts. Tabakkonsum und schlechte Ernährung stellen oder fettleibig war, wobei der Anteil übergewichtiger oder fettleibiger Jungen höher war. Insgesamt sind die Fettleibig- nach wie vor wesentliche Probleme für die keitsraten – insbesondere bei Jugendlichen – höher als in öffentliche Gesundheit dar vielen anderen EU-Ländern (Abbildung 6). In den letzten zehn Jahren sind sie ebenfalls gestiegen, obwohl nationale Jedes Jahr sind etwa vier von zehn Todesfällen in Daten darauf hindeuten, dass sich die Rate bei Kindern seit Deutschland auf verhaltensbedingte Risikofaktoren wie 2015 etwas stabilisiert hat. Diese Entwicklungen sind zum Rauchen, Ernährungsrisiken, Alkoholkonsum und geringe Teil auf Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen: Obwohl körperliche Aktivität zurückzuführen. Dieses Niveau ist mit der Anteil der Erwachsenen, die täglich Obst verzehren, dem EU-Durchschnitt vergleichbar. Umweltfaktoren wie in Deutschland höher ist als in den meisten EU-Ländern, Luftverschmutzung sind ebenfalls für eine beträchtliche ist der tägliche Verzehr von Gemüse geringer als in Zahl von Todesfällen verantwortlich: Im Jahr 2019 den meisten anderen Ländern. Unter den Jugendlichen waren schätzungsweise 30 000 Todesfälle (bzw. 3 % aller gaben nur 30% bzw. 25% an täglich Obst und Gemüse zu Todesfälle) allein auf Feinstaub (PM2,5) und Ozonexposition verzehren. zurückzuführen (Abbildung 5). Die wöchentliche körperliche Aktivität unter Erwachsenen Auch ungesunde Ernährung, die mit 14 % aller Todesfälle ist in Deutschland üblicher als in vielen EU-Ländern. in Verbindung gebracht wird, trägt in Deutschland Allerdings gaben 2018 nur 10 % der 15-Jährigen an, jeden erheblich zur Sterblichkeit bei. Die aus den eigenen Tag mindestens mäßig körperlich aktiv zu sein, was einem Angaben der Befragten gewonnenen Daten zeigen, dass geringeren Prozentsatz entspricht als in den meisten 2019 beinahe jeder fünfte Erwachsene (18,5 %) fettleibig anderen europäischen Ländern (der EU-Durchschnitt und 2018 mehr als jeder fünfte 15-Jährige übergewichtig liegt bei 14 %). 2. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Schätzungen vor der COVID-19-Pandemie vorgenommen wurden; dies könnte sich auf die Krebsinzidenz und -sterblichkeit im Jahr 2020 auswirken. 6 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND Abbildung 5. Tabak und ernährungsbedingte Risiken tragen wesentlich zur Sterblichkeit bei Tabak Ernährungsbedingte Risiken Alkohol Deutschland: 15% Deutschland: 14% Deutschland: 8% EU: 17% EU: 17% EU: 6% Luftverschmutzung Geringe Deutschland: 3% körperliche EU: 4% Aktivität DE: 2% EU: 2% Hinweis: Die Gesamtanzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren ist geringer als die Summe der Todesfälle in Verbindung mit jedem einzelnen Risikofaktor, da derselbe Todesfall mehr als einem Risikofaktor zugeordnet werden kann. Zu den ernährungsbedingten Risiken gehören 14 Komponenten, z. B. geringer Verzehr von Obst und Gemüse und hoher Konsum von gezuckerten Getränken. Die Luftverschmutzung bezieht sich auf die Belastung durch PM2,5 und Ozon. Quellen: IHME (2020), Global Health Data Exchange (die Schätzungen beziehen sich auf 2019). Das Rauchen ist bei Erwachsenen und Jugend- hin zu Rauchverboten in allen öffentlichen Einrichtungen reichen (siehe Abschnitt 5.1). lichen rückgängig, E-Zigaretten haben jedoch bei jungen Menschen an Beliebtheit gewonnen Alkoholexzesse haben in Deutschland Die Raucherquoten bei Erwachsenen und Jugendlichen Fortbestand sind in den letzten zehn Jahren zwar gesunken, liegen aber Obwohl der Alkoholkonsum bei Erwachsenen in den letzten weiterhin über den Quoten einiger EU-Länder, die weitere zehn Jahren langsam zurückgegangen ist und knapp über Fortschritte verbucht haben. Fast jeder fünfte Erwachsene dem EU-Durchschnitt liegt (10,6 Liter pro Person), ist der gab 2019 an, täglich zu rauchen. Das ist leicht unter dem prozentuale Anteil der Erwachsenen in Deutschland, die EU-Durchschnitt. Jeder siebte 15-Jährige gab 2018 an, im Rauschtrinken3 berichten, hoch; 2019 gab jeder dritte vergangenen Monat Tabak geraucht zu haben– nachdem Erwachsene an, mindestens einmal im Monat diese Form es 2014 noch beinahe jeder Fünfte war. Gleichwohl hat des Alkoholkonsums zu betreiben. Dies ist nach Dänemark, die Verwendung von E-Zigaretten und Shisha-Pfeifen Rumänien und Luxemburg der vierthöchste Anteil in der insbesondere unter jungen Menschen zugenommen. 2019 EU. Der Anteil der 15-Jährigen, die laut eigenen Angaben gaben 16 % der 15- und 16-Jährigen in Deutschland an, mehr als einmal im Leben betrunken waren, ist ebenfalls E-Zigaretten geraucht zu haben. Dieser Anteil lag über höher als in den meisten EU-Ländern (sechsthöchster dem EU-Durchschnitt von 14 % (laut ESPAD-Umfrage). Anteil) und zwischen 2014 und 2018 gestiegen, was die Manche Maßnahmen, mit denen Menschen vom Rauchen Notwendigkeit weiterer gezielter Präventionsprogramme abgehalten werden sollen, unterscheiden sich von unterstreicht. Bundesland zu Bundesland; so können die Gesetze zum Rauchen in der Öffentlichkeit von lockeren Vorschriften bis Abbildung 6. Fettleibigkeit bei Jugendlichen und übermäßiger Alkoholkonsum stellen große Probleme für die öffentliche Gesundheit dar 6 Rauchen (Jugendliche) Verzehr von Gemüse (Erwachsene) Rauchen (Erwachsene) Verzehr von Gemüse (Jugendliche) Trunkenheit (Jugendliche) Verzehr von Obst (Erwachsene) Rauschtrinken (Erwachsene) Verzehr von Obst (Jugendliche) Übergewicht und Fettleibigkeit (Jugendliche) Körperliche Aktivität (Erwachsene) Körperliche Aktivität (Jugendliche) Fettleibigkeit (Erwachsene) Hinweis: Je näher ein Punkt dem Zentrum ist, desto besser schneidet ein Land im Vergleich zu anderen EU-Ländern ab. Kein Land liegt im weißen „Zielbereich“, da in allen Ländern in allen Bereichen noch Fortschritte möglich sind. Quellen: Kalkulationen der OECD auf der Grundlage der HBSC-Umfrage 2017–2018 für Indikatoren bei Jugendlichen, und EU-SILC 2017 und EHIS 2019 für Indikatoren bei Erwachsenen. 3. Rauschtrinken bezeichnet den Konsum von sechs oder mehr alkoholischen Getränken (bei Erwachsenen) bzw. fünf oder mehr alkoholischen Getränken (bei Select dots + Effect > Transform scale 130% Jugendlichen) bei einem einzigen Anlass. OR Select dots + 3 pt white outline (rounded corners) State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 7
DEUTSCHLAND 4 Das Gesundheitssystem Das aus mehreren Kostenträgern bestehende Entscheidungsfindung findet auf Bundes- Gesundheitssystem bietet einen nahezu und Länderebene sowie in der gemeinsamen universellen Krankenversicherungsschutz Selbstverwaltung statt Deutschland besitzt das älteste System der gesetzlichen Das deutsche Gesundheitssystem ist von einer komplexen Krankenversicherung (GKV) weltweit. Die Krankenver- Verwaltungsstruktur gekennzeichnet. Während die sicherung ist obligatorisch, jedoch können sich Personen, Bundesregierung lediglich den Rechtsrahmen festlegt, deren Einkommen über einer festen Grenze liegt oder definiert der Gemeinsame Bundesausschuss – das oberste die einer bestimmten Berufsgruppen zugehören (z. B. Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung Selbständige oder Beamte) von der GKV befreien lassen im Land – die regulatorischen Einzelheiten in Form von und eine (substitutive) private Krankenversicherung Richtlinien. Der Ausschuss besteht aus Vertretern von (PKV) abschließen. Etwa 11 % der Bevölkerung sind Organisationen der Krankenkassen, Ärzte, Zahnärzte und privat krankenversichert, und 89 % sind durch eine Krankenhäuser sowie drei unabhängigen Mitgliedern gesetzliche Krankenversicherung versichert. Obwohl der (nebst Patientenvertretern ohne Stimmrecht). Er trifft Krankenversicherungsschutz alle Personen mit gültigem Entscheidungen über den Leistungskatalog der GKV, Aufenthaltsstatus flächendeckend erfasst und nur 0,1 % Erstattungssysteme und die Qualitätssicherung. der Bevölkerung keine Krankenversicherung besitzen, bestehen weiterhin Lücken aufgrund finanzieller oder Die Bundesländer überwachen die Selbstverwaltungs- verwaltungstechnischer Hürden (siehe Abschnitt 5.2). Das organisationen auf regionaler Ebene und sind für die aus mehreren Kostenträgern bestehende GKV-System Krankenhausplanung und -investitionen sowie für umfasst derzeit 103 Krankenkassen und 41 private die medizinische Ausbildung verantwortlich. Ebenso Krankenversicherungen, wobei die drei größten sind sie für öffentliche Gesundheitsdienste und den gesetzlichen Krankenkassen mehr als ein Drittel der Betrieb von Gesundheitsämtern zuständig, die während deutschen Bevölkerung versichern. der COVID-19-Krise an Bedeutung gewonnen haben. Gleichzeitig hat die Pandemie die Herausforderungen für die föderalen Systeme bei der Koordinierung und Bewältigung der Pandemie verdeutlicht. Es wurden Gesetze erlassen, um schnelle, länderübergreifende Maßnahmen zur Bewältigung der Krise durch Verordnungen insbesondere durch das Bundesministerium für Gesundheit zu ermöglichen (Kasten 1). Kasten 1. Der Bundesregierung wurden vorübergehende Befugnisse übertragen, um koordinierte länderübergreifende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ermöglichen Im Jahr 2020 wurde unter Leitung des Bundesministeriums Labordiagnostik und persönliche Schutzausrüstungen für Gesundheit und des Bundesministeriums des Innern, einzuführen. Mit dem Gesetz wurden auch die für Bau und Heimat ein gemeinsamer Krisenstab Möglichkeiten zur Aufstockung des Gesundheits- eingerichtet, der von öffentlichen Gesundheitsbehörden personals erweitert und Schutzmaßnahmen festgelegt, wissenschaftlich beraten wurde. Zudem richtete die die von Bundesländern ergriffen werden können, wie Bundesregierung ein „Corona-Kabinett“ unter der Auflagen für Abstandregelungen und Einschränkungen der Leitung der Bundeskanzlerin ein, das sich wöchentlich Bewegungsfreiheit im Inland. traf um Entscheidungsfindungen zu koordinieren. Viele Entscheidungen wurden jedoch in Absprache Das Parlament nahm eine wichtige Kontrollfunktion und Verhandlung mit den Ministerpräsidentinnen und wahr: Die Regierungen von Bund und Ländern konnten Ministerpräsidenten der Länder getroffen, da diese bei nur dann spezifische COVID-19-Verordnungen erlassen, der Umsetzung von Eindämmungsmaßnahmen besondere wenn diese auf festgelegten Kriterien beruhten und das Entscheidungsbefugnisse haben. Parlament eine epidemische Lage von nationaler Tragweite erklärte. So müssen Maßnahmen zur Einschränkung der Bis zu Beginn der Pandemie hatte das Bundesministerium Versammlungsfreiheit, Ausgangsbeschränkungen oder für Gesundheit noch keine Befugnis, Maßnahmen Verbote des Zugangs zu Pflegeheimen an spezifische bundesweit und bundeslandübergreifend durchzusetzen. Inzidenzzahlen oder andere Vorbedingungen geknüpft sein. Im März 2020 wurde es durch neue Rechtsvorschriften ermächtigt, befristete Maßnahmen für die Bereitstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie für Quelle: COVID-19 Health Systems and Policies Monitor. 8 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND Deutschland hat die höchsten Gesundheits- von 9,9 %). Der Großteil der Gesundheitsausgaben wird mit öffentlichen Mitteln finanziert: 2019 wurden 84,6 % ausgaben unter den EU-Mitgliedstaaten der gesamten Gesundheitsausgaben (einschließlich In Deutschland wurden im Jahr 2019 pro Kopf 4505 EUR der obligatorischen substitutiven PKV) mit öffentlichen (bereinigt um Unterschiede bei der Kaufkraft) für die Mitteln bestritten. In der EU war dieser Anteil nur in Gesundheitsversorgung aufgewendet – mehr als überall Luxemburg (85,0 %) und Schweden (84,9 %) höher. In den sonst in der EU und 28 % über dem EU-Durchschnitt Jahren 2020 und 2021 wurden zusätzliche öffentliche (Abbildung 7). Ebenso waren die Gesundheitsausgaben Mittel genehmigt, um den Gesundheitssektor während der gemessen als Anteil am BIP die höchsten in der EU COVID-19-Pandemie zu unterstützen (Kasten 2). (11,7 % im Jahr 2019 gegenüber dem EU-Durchschnitt Abbildung 7. Deutschland gibt mehr für Gesundheit aus als jedes andere EU-Land und greift hierzu überwiegend auf öffentliche Quellen zurück Gesetzliche und Pflichtversicherung Freiwillige Versicherung und Selbstzahlungen Anteil am BIP Government & compulsory insurance Voluntary insurance & out-of-pocket payments Share of GDP EUR KKP EUR PPP pro per Kopf capita %%GDP BIP 5 000 12.5 4 000 10.0 3 000 7.5 2 000 5.0 1 000 2.5 0 0.0 27 ts en B rk xe ien nn d nd ch en Zy n G Est n n de nd st de hw ich än en an rg ch nd Ita a Sp n Po ien ow al Li en ch nd nd ow n U ei Le arn Kr nd m n lg n t ue r ie an lie e Ru tie Bu nie ak Sl ug a Fr bu pe EU al ei eu eg Ts ani ed i l n la a la la la la Sc rre Lu elg ar h en Po em ng ta Irl rla N chl M oa kr rt ec ä Is en tt m w e or Fi Sl Ö N D ie rie D Hinweis: Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021 (die Daten beziehen sich auf 2019, mit Ausnahme der Daten für Malta, die sich auf 2018 beziehen). 2019 Co untry Go ve rnme nt & co mpul so ry i nsura nce sche me s Vo l unta ry i nsura nce & o ut-o f-po cke t pa yme nts To ta l E x p. Norway Government & compulsory insurance 4000 & out-of-pocket payments Voluntary insurance Share of GDP 661 4661 Germany Die Ausgaben für Langzeitpflege sind seit694 3811 einer 4505 EURKasten PPP per 2. Zur Unterstützung des capita umfassenden Reform im Jahr 2017 gestiegen % GDP Netherlands 3278 689 3967 Gesundheitssystems wurden zusätzliche Austria 5 000 2966 977 12.5 3943 Finanzhilfen genehmigt Die Pro-Kopf-Ausgaben für stationäre und ambulante Sweden 3257 580 3837 Behandlungen sind nahezu identisch. Mit 1221 EUR für Denmark Die Bundesregierung stellte Krankenhäusern und 3153 633 3786 4 000 ambulante und 1212 EUR für stationäre Versorgung lagen10.0 Belgium Kliniken als Reaktion auf die COVID-19-Gesundheitskrise 2898 875 3773 die Ausgaben im Jahr 2019 über dem EU-Durchschnitt Luxembourg landesweit zusätzliche Mittel für die Beschaffung 3179 513 3742 (1022 EUR für ambulante und 1010 EUR für stationäre France 3 000 von Masken, Handschuhen und anderen 3051 594 7.5 3645 Versorgung), so wie insgesamt alle Kategorien der EU27Schutzausrüstungen bereit. Um die Gesundheits- 2 809 714 3521 Gesundheitsausgaben (Abbildung 8). Allerdings sind die Ireland 2620 dienstleister vor den finanziellen Folgen der Pandemie 2 000 Gesamtausgaben seit 2016 langsamer gestiegen als893der 5.0 3513 Finland zu schützen, entschädigte die Regierung die 2454 699 3153 EU-Durchschnitt, und die Verteilung der Ressourcen auf die Iceland Krankenhäuser für Einkommenseinbußen, die durch die 2601 verschiedenen 537 Funktionen liegt nahe am EU-Durchschnitt 3138 MaltaVerschiebung nicht unbedingt notwendiger Operationen 1 000 1679 bei jeweils rund 27 % für die stationäre und ambulante966 2.5 2646 Italyund Behandlungen verursacht wurden, und gewährte 1866 659 Versorgung (EU: 29,1 % und 29,5 %), 19 % für Langzeitpflege 2525 für jedes von ihnen eingerichtete Intensivbett einen Spain 175716 %), 19 % für medizinische Güter (EU: 18 %) und (EU: 731 3 % 2488 0 0.0 Bonus. Czechia Außerdem erhielten Krankenhäuser zur Deckung 1932 für 430 Prävention (EU: 3 %). Die Ausgaben für Langzeitpflege 2362 zusätzlicher Kosten eine Sonderzahlung von 50 EUR pro Portugal 1411in den letzten Jahren stärker gestiegen als die 903 sind 2314 Patient, insbesondere für persönliche Schutzausrüstung. Slovenia 1662 Ausgaben in anderen Kategorien. Im Jahr 2015 gab 621 2283 In medizinischen Praxen tätige Ärzte erhielten Lithuania 1251 Deutschland 633 pro Kopf 637 EUR für Langzeitpflege (die 1885 Ausgleichszahlungen, wenn sie infolge der Pandemie Cyprus 1063 gesundheitliche Komponente) aus; diese Zahl stieg 819im 1881 Einkommenseinbußen erlitten hatten. Jahr 2019 auf 849 EUR. Mit der Reform der Langzeitpflege im Jahr 2017 stiegen die Ausgaben, da das Leistungspaket Quelle: COVID-19 Health Systems and Policies Monitor. ausgeweitet und die Zahl der Anspruchsberechtigten für Langzeitpflege erhöht wurde. State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 9
DEUTSCHLAND Abbildung 8. Die Ausgaben für stationäre und ambulante Versorgung sind fast gleich hoch EUR KKP pro Kopf Deutschland EU27 27% 27% 1 400 der der Gesundheits- Gesundheits- ausgaben ausgaben 1 200 1 221 1 212 19% 19% der 1 000 Gesundheits- der 1 022 1 010 au sga ben Gesundheits- ausgaben 800 873 849 600 630 617 400 3% der Gesundheits- 200 ausgaben 151 0 102 0 Ambulante 0 Stationäre 0 Arzneimittel und 0 Langzeitpflege 4 0 Prävention 5 Behandlung 1 Behandlung 2 Medizinprodukte 3 Hinweis: Die Kosten für die Verwaltung des Gesundheitssystems sind nicht enthalten. 1. Beinhaltet häusliche Pflege und Nebenleistungen (z. B. Krankentransport); 2. Beinhaltet kurative und rehabilitative Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen; 3. Beinhaltet nur den ambulanten Markt; 4. Beinhaltet nur die gesundheitliche Komponente; 5. Beinhaltet nur Ausgaben für organisierte Präventionsprogramme. Der EU-Durchschnitt wurde gewichtet. Quellen: OECD-Gesundheitsstatistik 2021, Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019). Die hohe Bettendichte führt zu einer geringen Die jüngsten Reformen zielen darauf ab, die Personalquote pro Bett Zahl der Pflegekräfte zu erhöhen Deutschland verfügt über einen sehr großen stationären Um dem Rückgang des Krankenpflegepersonals in Krankenhaussektor. Mit 7,9 Krankenhausbetten pro 1000 Krankenhäusern seit Einführung des DRG-Systems im Einwohner hat Deutschland die höchste Bettendichte Jahr 2004 entgegenzuwirken, wurden die Selbstverwal- in der EU, 50 % über dem Durchschnitt (5,3 Betten). Die tungsorgane mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz Bettenkapazität ist seit 2000 nur um 13 % zurückgegangen, von 2019 angewiesen, die Kosten für Pflegepersonal während Länder wie Finnland und Dänemark ihre vom DRG-basierten Vergütungssystem auszugliedern. Kapazitäten im gleichen Zeitraum um mehr als Seit 2020 werden die Kosten für das Pflegepersonal in 40 % gesenkt haben. Diese hohe Kapazität steht seit Akutkrankenhäusern vollständig von den Krankenkassen Langem aufgrund der Effizienz in der Kritik, und es gibt und alle anderen Betriebskosten durch die diagnose- Forderungen, Überkapazitäten abzubauen. Bemerkenswert bezogenen Fallpauschalen finanziert. Damit sollen ist jedoch, dass während der COVID-19-Krise die hohe Zahl Krankenhausmittel freigesetzt werden, um die Zahl der von Krankenhaus-, Akut- und Intensivbetten als Reserve Pflegekräfte in diesen Einrichtungen zu erhöhen. zur Verfügung stand, um die steigenden Patientenzahlen zu bewältigen (siehe Abschnitt 5.3). Pflegepersonaluntergrenzen sind eine weitere Maßnahmedie Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern Deutschland weist außerdem hohe Zahlen an Ärzten zu erhöhen. Um die Sicherheit der Patienten zu und Pflegekräften auf. Sowohl das Verhältnis an der gewährleisten, wird für Krankenhausstationen mit Bevölkerung als auch die Wachstumsrate liegen weit über besonderem Personalbedarf, wie für intensivmedizinische dem EU-Durchschnitt (Abbildung 9). Die Anzahl der Ärzte oder geriatrische Pflege, eine Höchstzahl von Patienten ist insbesondere bei Krankenhausärzten stark gestiegen. pro Pflegekraft festgelegt. Außerdem wird zwischen Seit der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen Tages- und Nachtschichten unterschieden. So dürfen (diagnosis-related group, DRG) in Krankenhäusern im während einer Tagesschicht auf einer kardiologischen Jahr 2004 stieg die Zahl der Ärzte (Personenzahl) in Station höchstens sieben Patienten und während einer Krankenhäusern um 42 % (von 138 000 auf 196 000 im Nachtschicht höchstens 15 Patienten von einer Pflegekraft Jahr 2017), während die Zahl der in der ambulanten betreut werden. Die Pflegepersonaluntergrenzen Versorgung tätigen Ärzte um 25 % zunahm. Dennoch ist wurden 2020 vorübergehend aufgehoben, um mehr die Quote der Ärzte pro Bett angesichts der hohen Anzahl Pflegekräfte für Tätigkeiten im Zusammenhang mit an Krankenhausbetten relativ gering, und die Quote an COVID-19 freizustellen (siehe Abschnitt 5.3). Auf Basis Pflegekräften pro Bett ist eine der niedrigsten in der EU. von Gesetzen aus dem Jahr 2018 wurden die Pflegeperso- nalkapazitäten in Krankenhäusern und in Langzeitpfle- geeinrichtungen weiter aufgestockt und Gehälter und Arbeitsbedingungen reformiert. 10 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND Abbildung 9. Deutschland weist eine vergleichsweise hohe Dichte an Ärzten und Pflegekräften auf Praktizierende Pflegekräfte pro 1000 Einwohner 20 Ärzte niedrig Ärzte hoch Pflegekräfte hoch Pflegekräfte hoch 18 NO 16 IS FI 14 DE IE BE 12 LU FR NL SE SI AT 10 DK CZ EU EU-Durchschnitt: 8,4 8 MT LT RO HU HR PT 6 IT ES EE SK CY PL LV BG 4 EL 2 Ärzte niedrig Ärzte hoch Pflegekräfte niedrig EU-Durchschnitt: 3,9 Pflegekräfte niedrig 0 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 Praktizierende Ärzte pro 1000 Einwohner Hinweis: Der EU-Durchschnitt ist ungewichtet. In Portugal und Griechenland beziehen sich die Daten auf alle approbierten Ärzte, was zu einer großen Überschätzung der Anzahl der praktizierenden Ärzte führt (z. B. etwa 30 % in Portugal). In Griechenland wird die Zahl der Pflegekräfte unterschätzt, da nur in Krankenhäusern tätige Pflegekräfte berücksichtigt werden. Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2019 oder das nächstgelegene Jahr). 5 Leistung des Gesundheitssystems 5.1 Wirksamkeit zu 2021 eingeführt). Außerdem hat das Land noch kein Rauchverbot in privaten Kraftfahrzeugen zum Schutz von Kindern vor Passivrauchen verhängt. Zwar hat Deutschland Die Reduzierung der Sterblichkeit aufgrund von wichtige Schritte zur Verbesserung der Gesundheits- vermeidbaren und behandelbaren Ursachen hat förderung und Prävention unternommen, doch wurden Verbesserungspotential die im Gesetz von 2015 zur Stärkung der Gesundheits- förderung und Prävention vorgesehenen Maßnahmen und Die vermeidbare Sterblichkeit ist in Deutschland seit Finanzhilfen noch nicht vollständig umgesetzt. 2011 vergleichsweise stabil geblieben. Dies steht im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern, in denen Die Sterblichkeit aufgrund behandelbarer Ursachen – sie gesunken ist. Im Jahr 2018 lag die vermeidbare d. h. Todesfälle, die durch rechtzeitige und wirksame Sterblichkeit unter dem EU-Durchschnitt, war jedoch Gesundheitsfürsorge hätten vermieden werden können (mit 156 Todesfällen pro 100 000 Einwohner) rund – liegt in Deutschland bei 85 Todesfällen pro 100 000 25 % höher als in den fünf leistungsstärksten Ländern Einwohner. Auch dies bleibt unter dem EU-Durchschnitt (Abbildung 10). Die meisten vermeidbaren Todesursachen von 92 Todesfällen pro 100 000 Einwohner. Verglichen mit sind Lungenkrebs (22 %), ischämische Herzerkrankung anderen westeuropäischen Ländern wie Frankreich, den (12 %), chronische Erkrankungen der unteren Atemwege Niederlanden, Spanien und Italien ist diese Quote jedoch (10 %) und alkoholbedingte Erkrankungen (13 %). Stärkere recht hoch. Zwar ist das Gesundheitssystem hinsichtlich Präventionsmaßnahmen und größere Anstrengungen der Behandlung von Patienten durchaus effektiv, das im Bereich der öffentlichen Gesundheit könnten dazu Ergebnis zeigt aber auch deutlich das stärkere Auftreten beitragen, die vermeidbare Sterblichkeit zu verringern. von gesundheitlichen Risikofaktoren in Deutschland. Obwohl beispielsweise Lungenkrebs mehr als ein Fünftel Die ischämische Herzerkrankung, Darmkrebs und der vermeidbaren Todesfälle ausmacht, war Deutschland Brustkrebs machten 2018 die Hälfte aller behandelbaren 2020 das letzte EU-Land, in dem Tabakwerbung auf Todesfälle aus. Plakaten und in Kinos verboten wurde (die Verbote wurden State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 11
DEUTSCHLAND Abbildung 10. Die Sterblichkeit durch vermeidbare und behandelbare Ursachen ist in Deutschland niedriger als in der EU insgesamt Preventable Vermeidbarecauses of mortality Todesursachen Treatable causes Behandelbare of mortality Todesursachen Zypern 104 Norwegen 59 Italien 104 Frankreich 63 Malta 111 Island 64 Spanien 113 Niederlande 65 Island 115 Spanien 65 Schweden 118 Italien 65 Norwegen 120 Schweden 66 Niederlande 129 Luxemburg 68 Luxemburg 130 Belgien 71 Irland 132 Finnland 71 Frankreich 134 Dänemark 73 Portugal 138 Österreich 75 Griechenland 139 Irland 76 Belgien 146 Slowenien 77 Dänemark 152 Zypern 79 Deutschland 156 Portugal 83 Österreich 157 Deutschland 85 Finnland 159 Griechenland 90 EU27 160 Malta 92 Slowenien 175 EU27 92 Tschechien 195 Tschechien 124 Polen 222 Polen 133 Bulgarien 226 Kroatien 133 Kroatien 239 Estland 133 Slowakei 241 Slowakei 165 Estland 253 Ungarn 176 Litauen 293 Litauen 186 Rumänien 306 Bulgarien 188 Lettland 326 Lettland 196 Ungarn 326 Rumänien 210 0 50 100 150 200 250 300 350 0 50 100 150 200 250 0 50 100 150 200 250 300 350 0 50 100 150 200 250 Altersstandardisierte Sterberaten pro 100 000 Einwohner Altersstandardisierte Sterberaten pro 100 000 Einwohner Lungenkrebs Ischämische Herzerkrankung Alkoholbedingte Erkrankungen Darmkrebs Ischämische Herzerkrankung Brustkrebs Chronische Erkrankungen der unteren Atemwege Zerebrovaskuläre Erkrankung Unfälle (Verkehrsunfälle und sonstige) Pneumonie Sonstige Others Sonstige Others Hinweis: Die vermeidbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und der Primärprävention vermieden werden können. Die behandelbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen der Gesundheitsfürsorge, einschließlich Screenings und Behandlungen, vermieden werden können. Bei einigen Krankheiten (z. B. ischämische Herzerkrankung und zerebrovaskuläre Erkrankungen) ist die Hälfte aller Todesfälle auf vermeidbare Sterblichkeit zurückzuführen; die andere Hälfte ist behandelbaren Ursachen zuzuschreiben. Beide Indikatoren beziehen sich auf die vorzeitige Sterblichkeit (in einem Alter von unter 75 Jahren). Die Daten basieren auf den überarbeiteten OECD-/Eurostat-Listen. Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2018, mit Ausnahme der Daten für Frankreich, die sich auf 2016 beziehen). Eine hohe und zunehmende Zahl vermeidbarer Die Zahl der Krankenhausaufnahmen für Asthma und COPD ist in der EU generell zurückgegangen. In Krankenhausaufnahmen kann auf Mängel bei Deutschland lag sie 2007 mit 216 Aufnahmen pro der ambulanten Versorgung hinweisen 100 000 Einwohner unter dem EU-Durchschnitt (279), ist aber seither stetig gestiegen, überschritt 2011 den Die Zahl der Krankenhausaufnahmen für Asthma und EU-Durchschnitt und lag 2019 bei 281 pro 100 000 COPD, kongestive Herzinsuffizienz und Diabetes ist in Einwohner, gegenüber 235 in der EU (Abbildung 11). Deutschland höher als im EU-Durchschnitt. Krankenhaus- aufnahmen von Patienten mit diesen Erkrankungen werden in der Regel als vermeidbar eingestuft, weil sie in ambulanter Versorgung wirksam behandelt werden können. Die großen Unterschiede zu anderen Ländern sind teils auf die Prävalenz dieser Krankheiten zurückzuführen. Des Weiteren dürften ein Mangel an wirksamer Koordinierung in der ambulanten Versorgung und die starren Sektorengrenzen zwischen der ambulanten und stationären Versorgung zu den höheren Werten beitragen. 12 State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021
DEUTSCHLAND Abbildung 11. Die Zahlen vermeidbarer Krankenhausaufnahmen für Asthma und COPD sind vergleichsweise hoch Altersstandardisierte Rate vermeidbarer Krankenhausaufnahmen bei Asthma und COPD Deutschland Germany EU15EU15 Age-standardised pro rate of 100 000 Einwohner abavoidable 15 Jahren admissions for asthma and COPD per 100 000 population aged 15+ 350 300 279 281 250 235 200 216 150 100 50 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2021. Die Influenza-Durchimpfungsrate bei älteren Menschen in Deutschland Grippeschutzimpfungen erhalten als in den Vorjahren. Nationalen Daten zufolge Menschen ist gering war mit 1,8 Millionen Impfungen im September 2020 ein In Deutschland wird unter anderem für Personen ab Anstieg um 165 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu 60 Jahren eine Impfung gegen die saisonale Grippe verzeichnen. empfohlen, aber die Immunisierungsraten in dieser Bevölkerungsgruppe sind niedrig. Im Jahr 2019 waren Die Versorgung von Krebskranken erweist sich rund 39 % der über 60-Jährigen gegen die Grippe als wirksam geimpft. Dieser Wert blieb in den letzten zehn Jahren vergleichsweise konstant. Umfrageergebnisse belegen, Deutschland weist vergleichsweise hohe Überlebensraten dass ein Großteil der Erwachsenen mit erhöhtem Risiko bei Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs auf für grippebedingte Komplikationen die Grippe nicht als (Abbildung 12). Die Überlebensraten einiger dieser gefährliche Erkrankung wahrnimmt und die Sicherheit Krebserkrankungen sind im Laufe der Zeit stabil und Wirksamkeit der Impfung infrage stellt (Bödeker geblieben, bei anderen seit 2000 jedoch leicht gestiegen. et al., 2015). Verbesserungen sind zum Teil auf Fortschritte bei der Krebsvorsorge zurückzuführen. Deutschland verfügt seit Interessanterweise hat sich eine verstärkte Aufklärung 2008 über einen Nationalen Krebsplan, der darauf abzielt, über Infektionsbekämpfung und -prävention im Zuge die Früherkennung von Krebs durch Vorsorgeunter- der COVID-19-Krise offenbar auf das Impfverhalten suchungen sowie die Versorgungsstrukturen spezialisierter ausgewirkt. In der Saison 2020/21 überstieg die Nachfrage und zugelassener Krebszentren weiterzuentwickeln, eine die Verfügbarkeit des Grippeimpfstoffs. Dies veranlasste effiziente Behandlung sicherzustellen und Patientenpfade die Regierung zur Beschaffung zusätzlicher Dosen. zu stärken. Diese Strategien werden durch neuere Infolgedessen standen in dieser Saison mehr als 26 Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene verstärkt Millionen Dosen Grippeimpfstoff zur Verfügung. Das (Kasten 3). entspricht beinahe dem Doppelten der Saison 2019/20, in der 14 Millionen Dosen verabreicht wurden. Tatsächlich hatten zu Beginn der Grippesaison im Herbst 2020 mehr Abbildung 12. Die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensraten liegen in Deutschland zumeist über dem EU-Durchschnitt Prostatakrebs Prostate cancer Kinderleukämie Childhood leukaemia Brustkrebs Breast cancer Gebärmutterhalskrebs Cervical cancer Darmkrebs Colon cancer Lungenkrebs Lung cancer Deutschland: Germany: 92 %92 % Deutschland: Germany: 84 84 % % Deutschland: Germany: 86 % 86 % Deutschland: Germany: 65 %65 % Deutschland: Germany: 65 %65 % Deutschland: Germany: 18 %18 % EU23: EU23: 87 87 % % EU23: EU23:85 85%% EU23: 82 % EU23: EU23: 63 63 % % EU23: EU23: 60 60 % % EU23: EU23: 15 15 % % Hinweis: Die Daten beziehen sich auf Personen, die zwischen 2010 und 2014 eine Diagnose erhalten haben. Kinderleukämie bezieht sich auf akute lymphoblastische Leukämie. Quelle: CONCORD Programme, London School of Hygiene and Tropical Medicine. State of Health in the EU · Deutschland · Länderprofil Gesundheit 2021 13
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