Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...

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Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...
Halbmonatliche Informationszeitschrift
                               des CSC-Bezirksverbandes
                                    Verviers - Ostbelgien
                          Ausgabe 22, 16. November 2018

Streik bei Bpost
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Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...
Inhalt                               Öffnungszeiten
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Frust bei Postbeamten sehr groß          SOZIALSPRECHSTUNDEN                    GRENZGÄNGERDIENST
Seiten 4-5                               Eupen                                  DEUTSCHLAND
                                         Montag:     9-12 Uhr                   Eupen
Rentenreform fördert wieder einmal       Donnerstag: 14-17 Uhr                  Mo: 14-18 Uhr     Di: 14-17 Uhr
die hohen Einkommen
                                         Kelmis                                 Kelmis
Seiten 6-9                               Dienstag:   14-18 Uhr                  Di: 9-12 Uhr
Klimagipfel: letzte Chance zur           St. Vith                               LUXEMBURG
Rettung des Klimas                       Dienstag:   8.30-12 Uhr                St. Vith
                                         Donnerstag: 14-18 Uhr                  Di: 8.30-12 Uhr   Do: 14-18 Uhr
Seite 10
Die europäischen Rentner wollen in       Malmedy                                Malmedy
                                         Dienstag:   14-18 Uhr                  Di: 14-18 Uhr
Würde leben

Seite 11                                 JURISTISCHER DIENST
Stoppt die Gewalt gegen Frauen           Eupen
                                         Montag:     14-18 Uhr
Seiten 12-13                             Donnerstag: 9-12 Uhr
Jugendliche wollen einen sicheren
                                         St. Vith
und interessanten Arbeitsplatz           Dienstag:   8.30-12 Uhr
Seiten 14-15                             Donnerstag: 14-18 Uhr

CNE Info: Gefährdung der Arbeit          Malmedy
                                         Dienstag:   14-18 Uhr
Seite 16
Meldungen

  Impressum                              ARBEITSLOSENDIENST
Verantwortlicher Herausgeber:            Eupen                                           * 16 bis 18 Uhr für
Bernd Despineux,                         Montag:     8.30-12 Uhr & 14-18 Uhr*              Berufstätige
Pont Léopold 4-6, 4800 Verviers          Donnerstag: 8.30-12 Uhr & 14-16.30 Uhr
Redaktion:
Vera Hilt		            Liliane Louges
                                         Kelmis
Jochen Mettlen         Birgit Schlüter
                                         Dienstag:   8.30-12 Uhr & 14-18 Uhr*
Maryline Weynand
                                         St. Vith
Layout: Jessica Halmes                   Dienstag:   8.30-12 Uhr & 14-16.30 Uhr
                                         Donnerstag: 14-18 Uhr*
Druck:
Kliemo A.G.
Hütte 53, 4700 Eupen
                                         Malmedy
                                         Dienstag:   8.30-12 Uhr & 14-18 Uhr*
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Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...
In Ostbelgien wurden u.a. die
        Postämter und das Verteilerzentrum
        Les Plénesses bestreikt.

    Frust bei Postbeamten sehr groß
    Seit Jahren weisen die Gewerkschaften auf die schwierigen Arbeitsbedingungen bei der
    belgischen Post hin: hoher Arbeitsdruck, wenig Personal und niedrige Löhne. Fünf Tage
    legten die Postmitarbeiter die Arbeit nieder. Danach wurden die Verhandlungen wieder
    aufgenommen.

    „Im ganzen Land sind die Bpost-Mitarbeiter unzufrieden“,         Das Unwohlbefinden ist überall präsent, nicht in zwei oder
    erklärt Christophe Romain, Hauptdelegierter der CSC-             drei Postämtern“, so Christophe Romain.
    Transcom Lüttich-Verviers. „Das zeigt die breite Unterstüt-
    zung für die Gewerkschaftsaktionen. Der Streik wurde in          Verhandlungen
    allen Sektoren sehr gut befolgt.“ In Ostbelgien wurden u.a.
                                                                     Nach fünf Tagen Streik wurde beschlossen, die Arbeit und
    die Postämter und das Verteilerzentrum Les Plénesses
                                                                     auch die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Einzelhei-
    (Thimister-Clermont) bestreikt.
                                                                     ten lagen bei Redaktionsschluss nicht vor.
                                                                                                                           jm
    Hoher Arbeitsdruck, wenig Personal,
    niedrige Löhne
    „Der Job wird immer schwieriger“, sagt Christophe Romain.
    „Die Briefzustellung nimmt ab und die Paketzustellung ra-
    sant zu. Die Pakete werden immer schwerer. Der Arbeits-
                                                                       JACQUES... HEXCEL...
    druck wächst, weil Bpost zu wenig Mitarbeiter hat. Vor
    allem in Flandern fehlen sehr viele Briefträger. Die Leute
                                                                       EMERSON...
    bleiben nicht mehr bei der Post, da die Löhne nicht attrak-
    tiv sind. Ein Postbote verdient lediglich 1.180 Euro. Auch der
    Druck auf das lokale Management ist inakzeptabel“, fasst
    der Gewerkschafter die Situation zusammen.
    „Und dann ruft der Postchef die Mitarbeiter auf, weiter die
                                                                                  0 J O BS...
                                                                                2                ..
                                                                           ...2           ILIEN.
    Ärmel hochzukrempeln. Im Gegenzug möchte er eine Lohn-
    erhöhung von sage und schreibe 230.000 Euro einheimsen.                          FA M
    Das ist skandalös. Die Post zählt auch zu den Unterneh-                 ...220
    men, die Gewinne einfahren und im gleichen Moment Leu-
    te entlassen“, erzürnt sich Christophe Romain.
    „Ein Streik in dieser Größenordnung, der in Gemeinschafts-
    front und im ganzen Land stattfindet, muss zu einem Um-            1. Dezember 2018
    denken in der Bpost-Chefetage führen“, argumentiert der            Welkenraedt - Eupen
                                                                                                   mehr Infos: www.csc-ostbelgien.be
    Gewerkschafter. „Die Direktion muss endlich reagieren.
                                                                      SOLIDARITÄTSMARSCH
CSC Info 16.11.18                                                                                                                      3
Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...
Rentenreform fördert wieder einmal
    die hohen Einkommen
        Der Pensionsminister bat               tät will der Minister abschaffen.        genommen wurden, ganz bestimmt
                                                                                        im Bereich der Pensionen.
      den Verwaltungsausschuss                 Mit seinem Projekt bricht der Minis-
                                               ter diesen Mechanismus zugunsten         Die CSC und die FGTB verurteilen
      des Föderalen Öffentlichen               der hohen Renten. Obschon er selbst      diesen neuen Angriff auf die Renten.
                                               ständig seine Haushaltsdisziplin her-    Wir fordern, dass der Minister diesen
     Dienstes Pensionen um eine
                                               vorhebt, führt diese Maßnahme zu         Schritt überdenkt. Und sollte diese
    Stellungnahme bezüglich des                einem Haushaltsloch von mindestens       Regierung glauben, 82 Millionen zu
                                               82 Millionen Euro pro Jahr. Es handelt   viel zu haben, dann sollte sie diese
        Solidaritätsbeitrages und              sich um eine unverantwortliche Ent-      zur Verbesserung der Mindestrente
                 der Teilzeitrente.            scheidung mit negativen Folgen. Mit      aller Arbeitnehmer aufbringen.
                                               diesen 82 Millionen könnten die ge-

    D
         er Solidaritätsbeitrag: hin zu
                                               samten Mindestrenten um 1 % erhöht       Die Teilzeitrente: Schön
                                               werden, auch die der unvollständigen
         einer neuen Form der Umver-
                                               Laufbahnen.
                                                                                        von außen, faul von innen
         teilung. „Die niedrigen Renten
                                                                                        Auf Papier mag die Idee einer Teilzeit-
    kürzen, um die höchsten Renten an-         Konkret sieht der Minister vor, dass
                                                                                        rente attraktiv erscheinen. Eigentlich
    zuheben“. Minister Bacquelaine setzt       die Rentner mit einer Bruttorente
                                                                                        entspricht sie ja nicht dem Geist der
    die Aushöhlung der Finanzierung un-        zwischen 2.358 und 2.726 Euro keinen
                                                                                        bisher geführten Regierungspolitik,
    serer Renten fort. Jetzt richtet er sei-   Solidaritätsbeitrag mehr zu zahlen
                                                                                        die sich auf die Zerschlagung der
    nen Blick auf den Solidaritätsbeitrag      brauchen. Diejenigen mit einer Brut-
                                                                                        Zeitkredite am Laufbahnende und auf
    und bittet den Verwaltungsausschuss        torente zwischen 2.727 und 3.037 Euro
                                                                                        deren Unerreichbarkeit für die meis-
    des FÖD Pensionen um eine Stellung-        werden weniger zahlen. Damit wer-
                                                                                        ten Arbeitnehmer ausrichtete. Der
    nahme, obschon dieser schon präzi-         den 82 Millionen Euro zur Finanzie-
                                                                                        Pensionsminister schlägt also vor,
    se Fragen an Bacquelaine gerichtet         rung der schwächsten Renten fehlen.
                                                                                        dass die Arbeitnehmer ab 2019 eine
    hatte, auf die er allerdings nicht ant-    Minister Bacquelaine greift damit er-
                                                                                        halbzeitige Rente nehmen können,
    worten wollte. Durch das System des        neut die Finanzierung unserer Renten
                                                                                        das heißt halbzeitig arbeiten und
    Solidaritätsbeitrages wird ein kleiner     an, indem er eine feste und solidari-
                                                                                        eine halbzeitige Rente beziehen.
    Beitrag von den höchsten Renten ab-        sche Einnahmequelle streicht, wäh-
    gezogen, um damit die niedrigsten          rend schon massive Einsparungen im       Das hört sich gut an: Die Arbeitneh-
    Renten aufzustocken. Diese Solidari-       Bereich der sozialen Sicherheit vor-     mer, die dies wünschen, können Ihr

4                                                                                                                   CSC Info 16.11.18
Streik bei Bpost - Halbmonatliche Informationszeitschrift des CSC-Bezirksverbandes Verviers - Ostbelgien Ausgabe 22, 16. November 2018 - bei der ...
Laufbahnende einleiten, indem sie          nen kleinen Gewinn machen, aber da-      (zum Beispiel 17 Jahre), erleiden die
    ihre Arbeitszeiten mit wohl verdien-       nach führt es zu einem Rentenverlust.    niedrigsten Löhne einen (großen) Ver-
    ten Ruhetagen abwechseln. Aber                                                      lust, während die höheren Löhne ab
    hinter diesem schönen Versprechen          Die Frauen erneut Opfer der              3.050 Euro einen Gewinn verzeichnen.
    steckt eine ganz andere Realität!          Regierung
                                                                                        Die Gewerkschaften erinnern daran,
    Strenge und unanwendbare                   Die große Mehrheit der Frauen sind       dass die Belgier eine menschenwür-
                                               von diesem System ausgeschlossen.        dige Rente in einem vernünftigen Al-
    Laufbahnbedingungen
                                               Die durchschnittliche Laufbahn der       ter wünschen. Dazu fordern wir:
    Die Teilzeitrente soll ab 60 Jahre         Frauen beträgt 36 Jahre. Sie werden      - dass das Rentenalter auf 65 Jahre
    möglich sein. Aber nur, wenn man die       also nicht die Bedingungen erfüllen        festgesetzt wird, für alle. Keine Anhe-
    Laufbahnbedingungen für die vorge-         können, um dieses System in An-            bung der Laufbahnbedingungen;
    zogene Rente erfüllt. Das bedeutet:        spruch zu nehmen. Wenn man darü-         - eine starke gesetzliche Rente, die
    44 Arbeitsjahre mit 60 Jahren. Oder 43     ber hinaus die Pensionierungen von         ein würdiges Leben ermöglicht;
    Jahre mit 61 oder 62 Jahren oder auch      2014 analysiert, stellen wir fest:       - eine Anhebung der Mindestrente,
    42 Jahre mit 63 Jahren. Mit 60 Jahren      - 54 % erfüllten nicht die Bedingung       damit kein Rentner in Armut ver-
    nach 44 Berufsjahren muss der Ar-            der 42 Berufsjahre, um die halbzei-      fällt. Unter Berücksichtigung der
    beitnehmer wirklich Lust haben, wei-         tige Rente mit 63 Jahren nehmen zu       Tatsache, dass eine kleine Rente oft
    ter zu arbeiten und dazu auch noch           können, 34 % der Männer sind im          auf eine unvollständige Laufbahn
    in der Lage sein, oder er kann es sich       gleichen Fall.                           zurückzuführen ist;
    noch nicht leisten, weniger zu arbei-      - Um mit 60 Jahren die halbzeitige       - die Anhebung der maßgeblichen
    ten.                                         Rente nehmen zu können, reichte          Obergrenze zur Berechnung der
                                                 die Laufbahn nicht für 65 % der          Rente, damit der Unterschied zwi-
    Mehr arbeiten und immer                      Frauen und für 43 % der Männer.          schen dem letzten Lohn und der
    weniger an Rente!                                                                     Rente der Arbeitnehmer begrenzt
                                               Die niedrigsten Einkommen
    Mit diesem neuen Mechanismus                                                          bleibt.
                                               werden am meisten bestraft!
    macht die Regierung keine Ausnah-
    me zu ihrer Politik, die darauf abzielt,   Schlussendlich stellt man fest, dass
    länger arbeiten zu lassen für weniger      dieses System die niedrigsten Löhne
    Rente. Im System der Teilzeitrente         am meisten bestraft. Bei gleicher Le-
    kann man zwar vor der Verrentung ei-       benserwartung nach der Verrentung

    Streik bei Gepäckabfertiger
    Aviapartner beendet

   N
           ach dem langen und schwieri-        bereich stärken. Bis April 2019 wer-
           gen Streik der Mitarbeiter von      den 28 Interimarbeitnehmer in die
           Aviapartner wurde ein Abkom-        „Abwicklungsabteilung“      eintreten,
    men unterzeichnet. „Das Abkommen           mit neuen Besetzungsregeln für die
    verbessert die Arbeitsbedingungen          Teams. Die Arbeitsbelastung des Ser-
    und Einkommen der Arbeitnehmer“,           vicepersonals wird analysiert und es
    erklärt die CSC-Transcom. „Es bein-        wird je nach Bedarf verstärkt.
    haltet echte Errungenschaften und
                                               Prämie. Die Arbeitnehmer an den
    gilt für die Mitarbeiter in Zaventem,
                                               Flughäfen von Zaventem, Lüttich und
    Lüttich und Charleroi. Alle Punkte des
                                               Charleroi erhalten bis März 2019 eine
    Abkommens werden strukturell und
                                               Prämie von 250 Euro.
    regelmäßig über die Organe der Sozi-
    alkonzertierung überwacht.“                Investitionen. Etwa 3,2 Millionen Euro
                                               werden investiert, um fehlerhaftes
    Einstellungen. Um die Arbeitsbelas-
                                               Material zu ersetzen. Ein neues Ver-
    tung zu senken, werden 27 zeitweili-
                                               fahren zum Bestellen von neuer Ar-
    ge Verträge in feste Verträge umge-
                                               beitskleidung wird eingesetzt.
    wandelt und 32 Arbeitnehmern wird
    eine Vertragserweiterung angeboten.
    Acht Festbeschäftigte und 15 Interi-
    marbeitnehmer werden den Fracht-

                                                                                        © Jean-Luc Flémal/Belpress.com

CSC Info 16.11.18                                                                                                                   5
Dossier

                             Klimagipfel: letzte Chance zur
                             Rettung des Klimas
                             Polen bereitet sich auf den Weltklimagipfel vor. Die teilnehmenden
                             Länder müssen sich über die konkrete Umsetzung der
                             Vereinbarungen des Pariser Abkommens einigen.
© Leyla Vidal/Belpress.com

           6                                                                                      CSC Info 16.11.18
6>9

   D
         er 24. Klimagipfel findet vom 3. bis zum 14. Dezember     tät und des gerechten Übergangs“, der den am Klimagipfel
         in Kattowitz in Polen statt. Diese Stadt ist ein Symbol   teilnehmenden Ländern vorgelegt wird. Die CSC und die
         für das Klima. Sie befindet sich in Schlesien, einer      anderen Gewerkschaften werden ihre Regierungen dazu
    Region, die sehr vom Kohleabbau abhängt.                       auffordern, diese Erklärung zu unterstützen und konkret
                                                                   in die nationalen Klimaaktionspläne zu integrieren.
    Nach dem letzten Sommer bestreitet fast niemand mehr
    den Klimawandel. Sich wiederholende Katastrophen, Hit-
    zewellen und -rekorde zeigen auf, dass sich unser Planet
    immer sichtbarer und unbestreitbar erwärmt. Extreme
    Klimabedingungen, die vor allem die ärmsten Länder der

                                                                   © Patrick Lefèvre/Belpress.com
    Welt treffen, breiten sich auch bei uns aus. Der Sonder-
    bericht des Weltklimarates (IPCC) verweist darauf, dass es
    immer noch möglich ist, die Erwärmung auf 1,5 °C zu be-
    grenzen, auch wenn dies eine enorme Beschleunigung der
    Anstrengungen erfordert. Unser Ziel muss die „Klimaneu­
    tralität“ auf Weltebene bis 2050 sein.
    Dieser Bericht bildet die wissenschaftliche Grundlage für
    die Gespräche, die während dieses Gipfels stattfinden
    werden. Dieser wird von historischer Bedeutung sein.
    Für die verschiedenen Länder der Welt geht es in der Tat
    um die konkrete Umsetzung der Grundsätze des Pariser
    Klimaabkommens von 2015. Dazu gehört das Ziel, „den
    durchschnittlichen Temperaturanstieg des Planeten deut-
    lich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau“ zu
    halten und die „Bemühungen zur Begrenzung des Tempe-
    raturanstiegs um 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen
    Niveau“ fortzusetzen.
    „Die Zeit drängt und für die Bekämpfung der Erwärmung
    ist es von entscheidender Bedeutung, dass die praktische
    Umsetzung des Pariser Abkommens zustande kommt“,
    kommentiert die CSC. „Wir wissen, dass jede Verschiebung
    dieser wichtigen Entscheidungen die Bekämpfung des Kli-
    mawandels immer schwieriger, teurer und dringender ge-
    staltet.“

    Die Frage der Finanzierung
    Ein erster Dialog über die globalen Ambitionen (der „Tala-
    noa Dialog“) wird auch auf der Tagesordnung in Kattowitz
    stehen. Sein Ziel besteht darin, die von den Ländern ge-
    leisteten Bemühungen zu bewerten und die zukünftigen
    „definierten Beiträge auf nationaler Ebene“ vorzubereiten.
    Es geht um die nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung
                                                                   Marsch für das Klima am
    des Klimawandels. Zum jetzigen Zeitpunkt führen diese
    nationalen Klimamaßnahmen zu einer Erwärmung über              2. Dezember
    2,7 °C bis zum Ende des Jahrhunderts. „Der nationale Ehr-
    geiz ist also bei weitem nicht ausreichend“, beobachtet die    Im Vorfeld des Klimagipfels in Polen organisieren
    CSC. „Es muss erheblich mehr getan werden.“
                                                                   die Klimakoalition und Climate Express in Belgien
    Wie üblich wird der Finanzierung eine große Bedeutung          einen Marsch mit dem Slogan „Claim the Clima-
    zugemessen. Die unerlässliche Unterstützung der Ent-
                                                                   te“. Beide Organisationen fordern eine gerechte
    wicklungsländer durch die reichen Länder muss durch
    eine feste Zusage an den Klimafonds in der Größenord-          und ehrgeizigere Klimapolitik in Belgien. Dieser
    nung von 100 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2020 umge-         Marsch startet am 2. Dezember um 12 Uhr am
    setzt werden. „Ohne diese Hilfe wird es schwierig sein, zu-    Nordbahnhof in Brüssel, anschließend findet im
    sätzliche Anstrengungen von den schwächsten Ländern zu         Cinquantenaire ein „Klimaspektakel“ bis 17 Uhr
    verlangen, die schon die schlimmsten Auswirkungen des
    Klimawandels zu spüren bekommen, obschon sie nicht da-
                                                                   statt.
    für verantwortlich sind,“ unterstreicht die CSC.                                                Infos +
    Damit der Übergang zur CO2-neutralen Wirtschaft mög-                                            www.claimtheclimate.be
    lichst gerecht verläuft, verfasste die polnische Regierung
    einen Textentwurf, die „schlesische Erklärung der Solidari-

CSC Info 16.11.18                                                                                                             7
Dossier 6 > 9

    ERWÄRMUNG: ES IST NOCH NICHT ZU SPÄT
    Anfang Oktober wurde der IPCC-Sonderbericht                   Der Klimawandel hat bereits auf der ganzen Welt Auswir-
    vorgestellt. Er thematisiert die Folgen einer glo-            kungen auf Menschen und Ökosysteme. Man sieht bei uns
                                                                  zum Beispiel, dass die flämische Regierung dieses Jahr die
    balen Erwärmung um 1,5 °C gegenüber dem vor-                  Auswirkungen der Dürre auf die Landwirtschaft anerkannte.
    industriellen Niveau. Dieser Bericht bildet die
                                                                  Es gibt viele Vorteile, wenn der Klimawandel auf 1,5 statt
    wissenschaftliche Basis der Diskussionen, die                 auf 2 °C eingeschränkt wird. Die Liste dieser Vorteile ist
    auf der nächsten Weltklimakonferenz stattfinden               sehr lang und wir erwähnen hier nur einige Punkte. Die
    werden.                                                       Risiken für Natur und Mensch sind geringer. Die Zunahme
                                                                  von Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürreperioden

    Z
          unächst einige Elemente zum Kontext. Der IPCC ist die   wird begrenzt sein. Das Steigen der Meeresspiegel wird
          zwischenstaatliche Expertengruppe zum Klimawan-         um 10 Zentimeter niedriger ausfallen, was konkret bedeu-
          del und wird auch als „Weltklimarat“ bezeichnet. Er     tet, dass 10 Millionen Menschen auf der ganzen Welt den
    wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen          mit dem Wasseranstieg verbundenen Risiken entgehen.
    (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO)        Die Erwärmung wird die menschliche Gesundheit, die Le-
    gegründet. Diese Zusammenkunft von Wissenschaftlern           bensbedingungen, die Nahrungsmittelsicherheit, die Was-
    aus der ganzen Welt untersucht ständig die globale Erwär-     serversorgung, die menschliche Sicherheit, die Biodiversi-
    mung. Sie führt keine neuen Forschungen durch, sondern        tät,... weniger beeinträchtigen. Und natürlich werden die
    fertigt Synthesen der vorhandenen wissenschaftliche Li-       Anpassungsbedürfnisse an die Erwärmung geringer sein.
    teratur an und erteilt Empfehlungen.
    2015 hat die internationale Gemeinschaft das Pariser Kli-
                                                                  Die Anstrengungen steigern
    maabkommen angenommen. In Paris haben sich die Län-           Zwar ist eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C noch
    der auf gemeinsame Ziele verständigt, die sie mit dem         möglich, doch dazu müssen die Anstrengungen verstärkt
    Abkommen erreichen wollen. Die Erderwärmung soll im           und in verschiedenen Bereichen ehrgeizige Ziele gesteckt
    Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter      werden. Wir wissen, dass die zugesagten Anstrengungen
    zwei Grad Celsius, idealerweise auf 1,5 Grad, begrenzt wer-   der verschiedenen Länder bis zum Ende des Jahrhunderts
    den. Zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Vereinbarung        zu einer Zunahme der Erderwärmung von 2,7 bis 3 Grad füh-
    wusste man nicht genau, was dies bedeutete. Deshalb           ren wird. Es gibt keinen Grund stolz zu sein, die Zeit läuft ab.
    wurde der IPCC beauftragt, diese Frage zu analysieren. Der    Politische Maßnahmen und beispiellose Änderungen sind
    IPCC stimmte der Durchführung dieser Studie zu, indem         notwendig.
    er das Problem der globalen Erwärmung auf die Frage der
    nachhaltigen Entwicklung und die Beseitigung der Armut
    ausweitet.
    Bevor wir zu den Hauptpunkten des Berichtes kommen, ist
    jedoch eine kleine Erinnerung an die klimatische Situation
    erforderlich. Aufgrund unserer Treibhausgasemissionen
    haben wir die weltweite Durchschnittstemperatur bereits
    um 1 °C über dem vorindustriellen Niveau erhöht. Wenn
    sich die Erwärmung im aktuellen Tempo fortsetzt, wird die
    Grenze von 1,5 °C zwischen 2030 und 2052 erreicht. In die-
    sem Rhythmus werden wir die Temperatur um etwa 0,2 °C
    alle zehn Jahre steigern. Und schließlich werden die Treib-
    hausgasemissionen der Vergangenheit, die während ein
    paar Jahrzehnten in unserer Atmosphäre bleiben werden,
    zu einer Erwärmung unter 1,5 °C führen. Es gibt also noch
    Hoffnung, diese Grenze nicht zu überschreiten, wenn wir
    eine echte Kehrtwende einleiten.

    Kernbotschaften
    Der Bericht enthält vier Kernbotschaften:
    - Der Klimawandel wirkt sich bereits überall auf der Welt
      auf Menschen und Ökosysteme aus.
    - Es gibt viele Vorteile bei der Einschränkung des Klima-
      wandels auf 1,5 °C anstatt 2 °C.
    - Es ist immer möglich, die Erwärmung auf 1,5 °C zu be-
      grenzen.
    - Diese Einschränkung geht Hand in Hand mit einer nach-
      haltigen Entwicklung und der Beseitigung der Armut.

8                                                                   © B.Nd/Belpress.com
                                                                                                                       CSC Info 16.11.18
Sektoren, die einen raschen Übergang benötigen, sind
    Energieproduktion, Landwirtschaft, Transport, Raum-
    planung, Bau und Industrie. Es ist notwendig, die In-
    vestitionen in diesen Branchen massiv zu erhöhen, um
    den Übergang zu machen, der aus Sicht der Gewerk-
    schaften gerecht sein muss.
    Konkret: die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, er-
    fordert, dass auf globaler Ebene die gesamten Netto-
    Treibhausgasemissionen bis 2030, im Vergleich zu 2010,
    um 45 % reduziert werden. Dies bedeutet auch, dass es
    2050 erforderlich sein wird, die „CO2-Neutralität“ zu er-
    reichen, d.h. so viel CO2 zu absorbieren, wie wir aussto-
    ßen. Skeptiker, die dies für unmöglich halten, erinnern

                                                                Interim: „Verzichtet nicht
    wir an Bhutan. Ein Land, das einzige in der Tat, das ei-
    nen negativen CO2-Fußabdruck hat: Es absorbiert drei-
    mal mehr CO2 als es ausstößt. Einer der Hauptgründe
    ist, dass 72 % seines Territoriums bewaldet sind.
                                                                auf eure Prämien“

                                                                J
    Kohlendioxid aufnehmen                                         eder Leiharbeiter, der zwischen dem 1. Juli 2017 und
    Der IPCC hat verschiedene Szenarien entwickelt. Sie            dem 30. Juni 2018 während 65 Tagen gearbeitet hat,
    alle benötigen globale Null-Netto-Emissionen um                kann eine Jahresendprämie erhalten in Höhe von 8,33 %
    2050. Und sie alle verlangen nach Technologien, die         seines während dieser Periode verdienten Bruttolohnes.
    sogenannten CDR („Kohlendioxid-Entfernung“), die            Als CSC-Mitglied erhält der Betroffene zudem eine Gewerk-
    CO2 aus der Atmosphäre entfernen oder absorbieren.          schaftsprämie von 104 Euro. Auch die neuen Mitglieder er-
    Je mehr wir die Temperatur erhöhen, desto mehr hän-         halten beide Prämien.
    gen wir von diesen höchst kontroversen Technologien
                                                                Die CSC wird ab dem 26. November eine neue Interim-Kam-
    ab, die noch nie in großem Umfang eingesetzt wurden
                                                                pagne starten. Motto: „Verzichtet nicht auf eure Prämien“.
    und viele Risiken bergen.
                                                                Dazu steht einiges an Material zur Verfügung: Flugblätter,
    Schließlich ist die letzte Kernbotschaft des IPCC Fol-      Plakate und das neue Handbuch des Leiharbeiters. Eine
    gende: Die nachhaltige Entwicklung und Beseitigung          solche Kampagne ist wichtig, denn die Leiharbeiter sind
    der Armut sind möglich und bei begrenzter Erwär-            oft schlecht informiert, wenig geschützt und unzureichend
    mung noch leichter erreichbar mit 1,5 °C anstatt mit        auf dem Laufenden über ihre Rechte.
    2 °C. Es gibt viele Synergien zwischen Klima und der
    Erreichung von nachhaltigen Entwicklungszielen.             Wer hat Anrecht auf diese Prämien?
                                                                Innerhalb der Referenzperiode vom 1. Juli 2017 bis zum 30.
                                                                Juni 2018 muss der Leiharbeiter (im System der 5-Tage-
                                                                Woche) mindestens 65 Tage oder 494 Stunden als Leih-
                                                                arbeiter gearbeitet haben. Zur Berechnung dieser Anzahl
                                                                Tage werden die Krankheitstage, die durch den garantier-
                  Der Klimawandel hat bereits
                                                                ten Lohn abgedeckt sind, und die Ausgleichstage aufgrund
           Auswirkungen auf die Menschen und                    von Überstunden oder Arbeitszeitverkürzungen berück-
              Ökosysteme überall auf der Welt.                  sichtigt. Ebenfalls berücksichtigt werden die nicht gear-
                                                                beiteten Tage wegen wirtschaftlicher oder technischer Ar-
                                                                beitslosigkeit (oder Krisenarbeitslosigkeit für Angestellte),
                                                                allerdings nur bis zu einem Maximum von 5 Tagen. Im Falle
                                                                einer Festeinstellung nach einer Arbeitsperiode von 60 Ta-
                                                                gen (456 Stunden) als Leiharbeiter beim gleichen Benut-
                                                                zerunternehmen, kann eine Periode von maximal 5 Tagen
                                                                berücksichtigt werden.

                                                                Wie kann man diese Prämien erhalten?
                                                                Erfüllt der Leiharbeiter diese Bedingungen, so erhält er in
                                                                der Woche vom 3. Dezember 2018 automatisch ein Formu-
                                                                lar per Post. Dieses Formular muss unterzeichnet und bei
                                                                der CSC abgegeben werden. Beide Prämien werden gleich-
                                                                zeitig ausgezahlt.

                                                                                                 Infos +
                                                                                                 www.csc-ostbelgien.be

CSC Info 16.11.18                                                                                                               9
Die europäischen Rentner wollen
                                  in Würde leben
                                  Die europäischen Gewerkschaften der Rentner fordern das Recht auf Würde, das Recht auf
                                  Sozialhilfe und das Recht auf Sicherheit. Auf ihrem Kongress in Brüssel erinnerten sie an
                                  diese grundlegenden Forderungen. Sie unterstrichen ihre Solidarität mit den Aktiven und
                                  insbesondere mit den Jugendlichen.

                                  I
                                    n Europa stellen die Rentner heute 20 % der Bevölke-         beitslosigkeit und die vielen prekären und minderwertigen
                                    rung und 25 % der Wählerschaft dar. „Die Politiker sind      Arbeitsplätze, die schwindende Kaufkraft der Löhne und
                                    sich der zahlenmäßigen Bedeutung der Rentner durch-          Renten oder die Zunahme von Ungleichheiten“, stellt die
                                  aus bewusst. Vor den Wahlen machen sie viele Verspre-          Ferpa fest. Sie prangert auch den Verlust und die Verrin-
                                  chungen. Danach ist alles anders. Wir haben dies vor al-       gerung von Sozial- und Gesundheitsdiensten an sowie die
                                  lem mit der Rentenpolitik der belgischen Föderalregierung      Privatisierung von Strukturen und öffentlichen Dienstleis-
                                  gesehen“, sagt Jeannine Martin aus Verviers, Präsidentin       tungen. All dies hat zur Verarmung ganzer Bevölkerungs-
                                  der CSC-Senioren. Was in unserem Land zutrifft, gilt auch      gruppen beigetragen, insbesondere der Schwächsten, da-
                                  in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Das         runter viele Rentner und ältere Menschen.
                                  wurde Mitte Oktober in Brüssel beim Kongress der Euro-
                                                                                                 Die Ferpa ist integraler Bestandteil des Europäischen Ge-
                                  päischen Föderation pensionierter und älterer Menschen
                                                                                                 werkschaftsbundes (EGB). Es handelt sich daher um eine
                                  (Ferpa) deutlich.
                                                                                                 gewerkschaftliche Organisation für Senioren, die ihre An-
                                                                                                 liegen in einen kollektiven Kontext stellt und solidarisch
                                  Solidarität, um Herausforderungen zu                           ist, um die Herausforderungen zu meistern. Sie unterstützt
                                  meistern                                                       daher insbesondere die Forderungen der arbeitenden
                                                                                                 Menschen und Jugendlichen und will die Kämpfe um Voll-
                                  Auf ihrem letzten Kongress 2015 in Budapest hatte die Fer-
                                                                                                 beschäftigung und Arbeitnehmerrechte unterstützen.
                                  pa auf verschiedene Probleme hingewiesen, die sich aus
                                  der globalen Krise ergaben. Seither haben sich diese je-
                                  doch noch weiter verschlimmert. „Die Anzeichen für einen
                                                                                                 Mindestrente in der gesamten EU
                                  wirtschaftlichen Aufschwung, die in letzter Zeit aufgetreten   Auf ihrem Kongress in Brüssel erinnerte die Ferpa an ihre
                                  sind, haben die tiefen sozialen Wunden noch nicht heilen       drei grundlegenden Forderungen: das Recht auf Würde,
                                  lassen. Zu tief sitzt die jahrelange Verarmung der Arbeit      das Recht auf Sozialhilfe und das Recht auf Sicherheit für
                                  und der Menschen, die davon abhängen: die Jugendar-            alle und jedes Alter. Für die Senioren erfordert dies eine
                                                                                                 effektive Antwort auf das Älterwerden der Bevölkerung:
                                                                                                 den Senioren ermöglichen, weiter in Würde zu leben und
                                                                                                 zu altern, weiterhin ihre rechtmäßige Rolle in der Gesell-
                                                                                                 schaft zu spielen, die wachsende Armut der Senioren -
                                                                                                 insbesondere der Frauen - zu bekämpfen. Daran arbeitet
                                                                                                 die Ferpa mit ihrem Frauenkomitee.
                                                                                                 Die Europäische Föderation pensionierter und älterer Men-
                                                                                                 schen kämpft natürlich für Pensionen, die ein menschenwür-
                                                                                                 diges Leben für alle ermöglichen. In den nächsten vier Jahren
                                                                                                 wird sie einen Plan entwickeln, um in allen EU-Mitgliedstaa-
© Philippe Clément/Belpress.com

                                                                                                 ten eine korrekte Mindestrente zu erhalten. Außerdem wird
                                                                                                 eine Bestandsaufnahme der Unterschiede zwischen den
                                                                                                 Renten für Männer und Frauen erstellt. Der EU-Kommission
                                                                                                 und den Mitgliedsstaaten sollen konkrete Vorschläge zur
                                                                                                 Überwindung dieser Unterschiede vorgelegt werden.
                                                                                                 Mit ihrer reichen Vergangenheit ist die Ferpa daher konse-
                                                                                                 quent auf die Zukunft ausgerichtet. Und damit ihre Arbeit
                                                                                                 besser anerkannt und geschätzt wird, bittet sie darum,
                                                                                                 dass der nächste EGB-Kongress ihre Rolle und Funktion
                                                                                                 in den beratenden Gremien anerkennt. Die Ferpa ist in
                                                                                                 25 Ländern vertreten und hat zehn Millionen Mitglieder.
                                                                                                 Die meisten sind aktive Militanten, die sich in kollektiven
                                                                                                 Kämpfen engagieren. Die Föderation ist daher der Ansicht,
                                                                                                 „dies nicht zu berücksichtigen, wäre ein Problem und eine
                                                                                                 Grenze für den EGB selbst“.

    10                                                                                                                                             CSC Info 16.11.18
Stoppt die Gewalt gegen Frauen
                                   Die CSC beteiligt sich an der landesweiten                 dern! Der Kampf gegen alle Formen von Macho-Gewalt ist
                                                                                              eine kollektive Verantwortung. Er betrifft jede Frau, jeden
                                       Mobilisierung gegen Gewalt an Frauen                   Mann, jeden Politiker. Vor mehr als zwei Jahren ratifizier-
                                      am Arbeitsplatz, im Privatleben oder im                 te Belgien die Istanbul-Konvention. Diese Konvention des
                                                                                              Europarates befasst sich mit der Prävention und Bekämp-
                                 öffentlichen Raum. Sie ruft zur Teilnahme an                 fung von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt. Unser
                                                                                              Land hat sich dazu verpflichtet, eine umfassende Politik
                                 der Kundgebung am 25. November in Brüssel                    gegen alle Formen von Gewalt gegen Frauen umzusetzen
                                      auf. Und sie bittet jeden, die Petition zu              und konkrete Schritte zur Prävention, zum Opferschutz
                                                                                              und zur Strafverfolgung der Täter zu initiieren.
                                                                unterzeichnen.
                                                                                              Darüber hinaus beteiligen sich die Internationale Arbeits-
                                                                                              organisation, die Arbeitnehmervertreter und die belgische
                                                                                              Regierung an der Ausarbeitung eines Abkommens zur Be-
© Philippe Turpin/Belpress.com

                                                                                              endigung von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.
                                                                                              Diese Arbeit begann im Jahr 2018 und soll 2019 fortgesetzt
                                                                                              werden. Die CSC übernimmt dabei eine sehr aktive Rolle.
                                                                                              Vor Ort allerdings läuft die Entwicklung noch nicht zufrie-
                                                                                              denstellend.

                                                                                              Dort handeln, wo wir leben
                                                                                              Überall in der Welt lehnen sich Frauenbewegungen und
                                                                                              soziale Verbände gegen diese unerträgliche Gewalt auf. In
                                                                                              Belgien beteiligt sich die Mirabal-Plattform an dieser in-
                                                                                              ternationalen feministischen Dynamik.
                                                                                              Der Name Mirabal ist eine Hommage an Patria, Minerva
                                                                                              und Maria Teresa Mirabal. Drei Schwestern, die sich der
                                                                                              Diktatur von Rafael Trujillo widersetzten, der die Domini-
                                                                                              kanische Republik von 1930 bis 1961 führte und der die
                                                                                              drei ermorden ließ. Im Jahr 1999 verabschiedeten die Ver-
                                                                                              einten Nationen eine Resolution, die den 25. November,
                                                                                              den Jahrestag ihres Todes, zum internationalen Tag zur
                                                                                              Beendigung der Gewalt gegen Frauen ausrief.
                                                                                              Die CSC ist Mitglied der Plattform Mirabal und ruft alle
                                                                                              Mitglieder und Militanten dazu auf, dort - wo sie leben und
                                                                                              arbeiten - aktiv zu werden. Wie?
                                                                                              - Durch Interventionen im öffentlichen Raum (in der
                                                                                                Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule, in Ge-
                                                                                                schäften, in öffentlichen Diensten, bei kulturellen und
                                                                                                sportlichen Veranstaltungen,...), indem Sie die Familie,

                          C
                                      armen, Shashia, Jeannine, Femke, Malika,… Im Jahr         Freunde, Nachbarn, Kollegen dazu bewegen, die Realität
                                      2017 wurden mindestens 39 Frauen ermordet, weil           von Macho-Gewalt aufzudecken.
                                      sie Frauen waren. Zum ersten Mal gibt unser Land        - Indem Sie den Aufruf der Plattform unterzeichnen und
                                 diesen Verbrechen Vornamen und Gesichter. Diese Aufde-         weiterleiten.
                                 ckung von lange versteckten Gräueltaten wurde möglich,
                                 weil viele Frauen die Kraft fanden, in sozialen Netzwerken   - Indem Sie die Innenfläche Ihrer Hand mit Lilafarbe be-
                                 über ihren sexuellen Missbrauch zu reden: von Belästi-         malen und ein Foto davon in den sozialen Netzwerken
                                 gung, Vergewaltigung bis zum Verbrechen. Die Medien be-        verbreiten mit den hashtags #StopViolences-FaitesAux-
                                 gannen, diese Gewalt, die in den meisten Fällen von einem      Femmes #25novembre #MirabalBelgium
                                 Mann aus der Familie des Opfers ausgeht, weiterzuleiten.     - Indem Sie an der Kundgebung am 25. November teilneh-
                                 Belgien schien endlich das Ausmaß dieser Macho-Gewalt          men. Abgang um 14 Uhr, Poelaert-Platz in Brüssel.
                                 zu entdecken, der viele Frauen, in der einen oder anderen
                                 Form, in allen Lebensphasen ausgesetzt sind. Der Wind
                                 weht nun aus einer anderen Richtung.
                                                                                                                           Infos +
                                                                                                                           www.mirabalbelgium.org
                                 Das muss sich ändern
                                 Die Gewalt gegen Frauen wird nun einhellig mit Worten
                                 verurteilt. Nur, es fehlt noch an Taten. Das muss sich än-

CSC Info 16.11.18                                                                                                                                           11
Jugendliche wollen einen sicheren
     und interessanten Arbeitsplatz
           Für Jugendliche wird es immer schwerer,                  nate. Der Weg zum ersten unbefristeten Vertrag ist lang
                                                                    (mehr als 2 Jahre für 20,6 %). In einem Drittel der Fälle
         ihr Studium zu bezahlen, über die Runden                   ist der Jobwechsel üblich und niemals freiwillig. In die Ar-
        zu kommen oder einfach nur eine Arbeit zu                   beitswelt einzutreten ist also für die meisten Jugendlichen
                                                                    ein schwieriger Weg mit vielen Hindernissen.
     finden. Anlässlich ihres 50. Geburtstages gab
     die Jung-CSC eine entsprechende Umfrage in
                                                                    Eine positive Berufserfahrung
                                                                    41,8 % der Jugendlichen haben einen unbefristeten voll-
                                           Auftrag.                 zeitigen Arbeitsvertrag und fast ein Viertel von ihnen

     D
                                                                    (23,4 %) einen befristeten Vollzeitvertrag. Bezüglich ihrer
          ie Jung-CSC entstand 1968. Die Jugendlichen, die          Arbeit glauben 59,3 %, einen sicheren Job zu haben 78 %
          damals 20 Jahre alt waren, wuchsen in einer Gesell-       geben an, eine interessante Arbeit und 39,1 % einen hohen
          schaft auf, die nur Wachstum kannte. Die 20-Jährigen      Lohn zu haben. 76 % der Jugendlichen glauben, dass ihre
     von heute kennen nur Krise, prekäre Arbeitsplätze, Unsi-       Arbeit nützlich für die Gesellschaft ist.
     cherheit. Zum ersten Mal sind sie der Überzeugung, weni-
     ger gut als ihre Eltern zu leben.                              Vergleicht man diese Zahlen mit den Erwartungen an die
                                                                    Arbeit, so stellt man fest, dass sie nicht die erhoffte Ar-
     Aber wer sind die Jugendlichen von heute? Welche Ziele         beitsplatzsicherheit haben. Aber, 68 % sind mit ihrer An-
     haben sie? Zu ihrem 50-jährigen Bestehen gab die Jung-         stellung zufrieden.
     CSC eine Umfrage in Auftrag, um die aktuelle Jugend und
     ihr Verhältnis zur Arbeit besser zu verstehen. Diese On-       Eine unsichere berufliche Zukunft
     line-Umfrage richtete sich an Jugendliche zwischen 18 und
     30 Jahren und umfasste neun Themen.                            Unsicherheiten in Bezug auf die berufliche Zukunft be-
                                                                    stehen bereits während dem Studium und das Vertrauen
     Die Bedeutung der Arbeit                                       in die berufliche Zukunft ist gemäßigt. 61 % sorgen sich
                                                                    um ihre berufliche Zukunft und 78 % zeigen sich in un-
     Ein berufliches Leben streben die meisten Jugendlichen         terschiedlichem Maße besorgt angesichts der Vorstel-
     an. Selbst wenn sie das Geld nicht bräuchten, möchten          lung, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. 50 % glauben, dass
     70 % der Jugendlichen einen bezahlten Arbeitsplatz ha-         es schwierig wäre, einen Job zu finden, der mindestens so
     ben. Aber was ist ihnen an einer Arbeit so wichtig? Der        gut wie der jetzige ist.
     Lohn? Eine Arbeit, die den eigenen Kompetenzen ent-
     spricht? Ein interessanter Job?                                Fragile Lebensbedingungen
     In einem sehr unstabilen Kontext der übermäßigen Flexi-        Für 34 % der Jugendlichen ist die finanzielle Situation gut
     bilisierung, der befristeten Arbeitsverträge und der wie-      oder sehr gut, für 43 % ist sie weder gut noch schlecht und
     derholten Leiharbeitsverträge, ist die Jobsicherheit für       für 22 % ist sie schlecht. Angesichts der finanziellen Bedin-
     96,9 % der Jugendlichen sehr wichtig. Und sie wollen eine      gungen und der Arbeitsplatzunsicherheit wird der Zugang
     interessante Arbeit (95,7 %). Der Lohn steht erst an dritter   zur eigenen Wohnung schwierig. Fast ein Drittel der jungen
     Stelle (78,7 %), gefolgt von einer gesellschaftlich nützli-    Menschen (33,2 %) haben das Elternhaus nicht verlassen
     chen Tätigkeit (77,4 %) und einem Arbeitsplatz, der es ei-     aufgrund ihrer beruflichen Situation.
     nem erlaubt, anderen zu helfen und Kontakte herzustellen
     (72 %).                                                        Die Instabilität der Arbeitsplätze
     Und was wären sie bereit zu akzeptieren, um die Arbeits-       58 % der Jugendlichen verloren ihre Arbeit, weil der Ver-
     losigkeit zu vermeiden? 81,1 % würden einen Arbeitsplatz       trag endete, 11 % wurden entlassen und 10 % kündigten
     akzeptieren, der ihnen neue Kompetenzen abverlangt             aus persönlichen Gründen. Die Beschäftigung der Ju-
     und 64,5 % einen zeitlich befristeten Job. Sie sind auch       gendlichen ist also bei weitem nicht stabil. Wo liegen die
     zu längeren Fahrten bereit (47,9 %). Aber nur jeder fünfte     Hauptgründe dafür, dass Jugendliche es heute so schwer
     Jugendliche (21,3 %) würde innerhalb von Belgien umzie-        haben, einen Arbeitsplatz zu finden? Viele (80,4 %) finden,
     hen, jeder vierte (24,8 %) könnte sich aber vorstellen, ins    dass die Arbeitgeber zu fordernd sind, dass die Politik
     Ausland zu ziehen. Die jungen Menschen sind also offen         sich nicht genug um die Verringerung der Arbeitslosigkeit
     für Ausbildung und Mobilität.                                  kümmert (61,8 %) und dass die Wirtschaftslage schlecht
                                                                    ist (62,3 %). Für 31,1 % ist die Mobilität problematisch. Und
     Ein mühsamer Einstieg in die Arbeitswelt                       33,4 % finden, dass die verfügbaren Arbeitsplätze von
     Nur drei von zehn Jugendlichen blieb die Arbeitslosigkeit      schlechter Qualität sind.
     nach ihrer Ausbildung erspart. Fast jeder muss also diese
     Etappe durchschreiten. 66,7 % der Jugendlichen erhalten
     ihren ersten Arbeitsplatz innerhalb der ersten sechs Mo-

12                                                                                                                    CSC Info 16.11.18
Wovon leben jugendliche Arbeitslose?

                                                                            © Jean-Luc Flémal/Belpress.com
          Zwei Drittel der arbeitslosen Jugendlichen (68,3 %) erhal-
          ten Arbeitslosenentschädigungen. Von denjenigen, die
          kein Anrecht darauf haben, gehen nur 6,7 % zum ÖSHZ.
          27 % der Jugendlichen werden von ihren Familien unter-
          stützt und 22 % greifen auf Ersparnisse zurück. Aber 79 %
          der Jugendlichen sorgen sich darum, ihre Haupteinkom-
          mensquelle zu verlieren.

          Ungleichheiten Männer-Frauen
          Die Ergebnisse der Umfrage zeigen einen flagranten Un-
          terschied zwischen Männern und Frauen. So gibt es mehr
          unbefristete Verträge bei den Männern (54,2 %) als bei
          den Frauen (32,5 %). Mehr als ein Viertel der Frauen ar-
          beiten teilzeitig (27 %) gegenüber 10 % der Männer. Die
          Männer finden nach ihrem Studium leichter einen Ar-
          beitsplatz. 32,2 % benötigten dazu weniger als ein Jahr
          im Vergleich zu 23,8 % der Frauen. Gute Aufstiegschancen
          errechnen sich 32,9 % der Männer gegen 13,5 % der Frau-
          en. 37,1 % der Männer sorgen sich um die Sicherheit ihres
          Arbeitsplatzes, bei den Frauen ist das bei mehr als 50 %
          der Fall.

          Was bewirken Diplome?
          Das Diplom ist keine Garantie, um das Gefühl der Arbeits-
          platzunsicherheit zu vermeiden, aber es schützt. Jugend-
          liche mit einem Hochschul- oder Universitätsabschluss
          schätzen ihre finanzielle Situation besser ein und sorgen
          sich weniger um ihre berufliche Zukunft. Sie sind auch zu-
          friedener mit ihrer Arbeit und haben einen leichteren Zu-
          gang zur Beschäftigung.

                            WAS IST MIR AN EINER ARBEIT WICHTIG?
                                               Ein sicherer Arbeitsplatz    96,9 %
                                                Eine interessante Arbeit    95,7 %
                                                         Ein hoher Lohn     78,7 %
                       Eine Arbeit, die für die Gesellschaft nützlich ist    77,4 %
                              Eine Arbeit, wo ich anderen helfen kann       72,3 %
         Eine Arbeit, wo ich mit anderen Personen in Kontakt komme          72,0 %
                                                 Gute Aufstiegschancen      68,6 %
                       Eine Arbeit, wo ich selbstständig handeln kann       64,0 %
                         Eine Arbeit, wo ich mir die Arbeitszeiten oder      51,7 %
                                           Arbeitstage aussuchen kann

                     WO LIEGT DER HAUPTGRUND DAFÜR, DASS ES DIR
                  SO SCHWER FÄLLT, EINEN ARBEITSPLATZ ZU FINDEN?
                                     Die Arbeitgeber sind zu fordernd       80,4 %
                                        Die schlechte Wirtschaftslage       62,3 %
         Die Politik kümmert sich nicht genug um die Arbeitslosigkeit       61,8 %
                                   Meine Ausbildung reicht nicht aus        45,6 %
           Die verfügbaren Arbeitsplätze sind von schlechter Qualität       33,4 %
                                  Ich habe Mobilitätsschwierigkeiten         31,1 %

			        Umfrage bei Jugendlichen zwischen 18 und 30 Jahren, UCL, 2018.

      CSC Info 16.11.18                                                                                      13
GEFÄHRDUNG DER ARBEIT
     Im Vorfeld der Wahlen im Mai 2019 nehmen wir uns die
     Zeit, jeden Monat eines von acht Themen zu beleuchten,
     die durch die Regierungsmaßnahmen beeinflusst wurden.
     Inwiefern beeinflussen sie unseren Alltag? Wie geht die                                                 ERSTE UND
     Regierung damit um? Wie reagiert die CNE? In diesem                                                      EINZIGE
                                                                                                               FRAGE
     Monat beschäftigen wir uns mit der Arbeit.
     François Hollande behauptete, sein Feind sei „die
     Finanz“. Der französische Präsident hatte sich mit der
     Finanz eher gut gestellt. Charles Michel erklärte: „Mein
     Feind ist die Arbeitslosigkeit“. In diesem Falle fragt man
     sich, ob seine Feinde nicht eher die Arbeitnehmer, die
     Arbeitslosen und die soziale Sicherheit sind. Und vielleicht
     werden Sie am Ende seiner Legislatur urteilen, dass er                                                                In Bezug auf die Arbeit sin

     gehen kann.                                                                                                           A: schlecht

                                                                                                                           B: miserabel

     Was tat die Regierung?
     In unserer Gewerkschaft sind wir keine Anhänger von Fake News           nehmen bedingungslos reduziert (Tax Shift) und ihnen ermöglicht,
     und wir benötigen sie nicht, um die Beschäftigungspolitik der Fö-       einen Teil des Bruttolohnes der Arbeitnehmer über den Index-
     deralregierung und deren Auswirkungen zu erklären.                      sprung zu behalten. Das bedeutet: Ein Teil Ihres Lohnes und Ihres
     Zwei Dinge bestätigen wir vorab: Ja, die Anzahl der Arbeitslosen        Sozialschutzes wurde den Arbeitgebern als Geschenk überlassen,
     in Belgien ist seit einigen Jahren gesunken und die Anzahl der          in der Hoffnung, dass dadurch Arbeitsplätze entstünden. Auch hier
     Arbeitsplätze hat sich erhöht. Hat sich Charles Michel damit ein        sind das Prinzip und die Folgen umstritten!
     Denkmal gesetzt? Ist diese Entwicklung wirklich auf ihn zurückzu-
     führen? Nein, davon ist er weit entfernt.                               Zunächst das Prinzip: Was Arbeitsplätze schafft, sind die wirt-
                                                                             schaftlichen Aktivitäten, nicht die Hilfen. Wenn die Konjunktur
     Zunächst einmal besteht der einzige Weg für eine Regierung, Ar-         schlecht ist, wird bestimmt kein Arbeitsplatz dadurch geschaffen,
     beitsplätze auf direkte und sichere Weise zu schaffen, darin, Ar-       dass man die Arbeitgeberbeiträge senkt. Erst, wenn sich die Auf-
     beitsplätze im öffentlichen Sektor zu schaffen oder eine Beschäfti-     tragsbücher füllen und es viel Arbeit für das bestehende Personal
     gungspolitik zu betreiben, die eine Hilfe zur realen Schaffung von      gibt, wird der Arbeitgeber einstellen. In dieser Legislaturperiode
     Arbeitsplätzen (wie der soziale Maribel im Nonprofitsektor) anbie-      ist das Wirtschaftswachstum gut (durchschnittlich 1,5 %) und daher
     tet. Im Falle dieser Regierung wurden bisher weniger als 5.500          füllen sich die Auftragsbücher der Unternehmen. In diesem Rah-
     Vollzeitstellen im Öffentlichen Dienst geschaffen. Ist das gut? Nicht   men ist es daher normal, dass Arbeitsplätze in Belgien geschaffen
     wirklich, wenn man einen Blick auf den Bedarf richtet. Schlim-          werden und die Anzahl der Arbeitslosen sinkt. Das ist aber nicht
     mer noch: Vollzeitstellen (fast 14.000) wurden zer­stört, um daraus     auf Charles Michel und seine Maßnahmen zurückzuführen. Im Ge-
     Teilzeitbeschäftigungen zu machen (fast 19.200). Im öffentlichen        genteil: Das Beschäftigungswachstum ist in Belgien niedriger als in
     Dienst könnte man doch erwarten, dass Jobs von Qualität (also           den Nachbarländern. Die belgische Beschäftigungsrate hat sich in
     Vollzeitstellen) geschaffen werden. Zudem wird der soziale Mari-        dieser Legislaturperiode nur sehr schwach entwickelt: Diesbezüg-
     bel seit dem Jobdeal dieses Sommers von der Regierung bedroht.          lich liegen wir in Europa an viertletzter Stelle!

     Weiterhin hat diese Regierung die Arbeitgeberbeiträge aller Unter-      Und nun zu den Folgen: Die Reduzierung der Arbeitgeberbeiträge

14                                                                                                   CNE Info
Die Maßnahmen der Föderalregierung                                           Gerechte Alternativen
           Deutliche Senkung der Arbeitgeberbeiträge                          Begrenzte und bedingte Beschäftigungshilfen
           Flexibilisierung und verstärkte Prekarität bei neuen Arbeitsver-   Weniger arbeiten, damit alle arbeiten und besser leben
           trägen: sogenannte assoziative Verträge, Flexijobs,…

                                                                                 Was ändert das für mich?
                                                                                 Der Arbeitsort ist schließlich der Ort, an dem jeder
                                                                                 Arbeitnehmer die meiste Zeit verbringt. Die Arbeit ist
                                                                                 die Haupteinnahmequelle, aber nicht nur: es ergeben
                                                                                 sich auch soziale Bindungen. Ungleichheiten entste-

                                                                                                                                                   CNE Info
                                                                                 hen durch die Tatsache, dass sich die allgemeinen
                                                                                 Lohn- und Arbeitsbedingungen verschlechtern.
                                                                                 Infolgedessen hat die Arbeit eine große Bedeutung
                                                                                 in unserem täglichen Leben und spielt eine wichtige
                                                                                 Rolle: für unsere körperliche und geistige Gesund-
                                                                                 heit, unser Einkommen, unsere berufliche und per-
                                                                                 sönliche Entfaltung. Deshalb muss sie vor allem gut
nd die Regierungsmaßnahmen:
                                                                                 geregelt werden, damit jeder sein Berufs- und Privat-
                                                                                 leben miteinander vereinbaren und sich gut fühlend
                                                                                 an seinem Arbeitsplatz entfalten kann.
       C: unwirksam

       D: verwerflich

                                                                                 Und die CNE bei alledem…?
        und der Indexsprung haben individuelle und kollektive Aus-               Erstens ist es - in Zeiten des wirtschaftlichen Wachstums -
        wirkungen. Die Arbeitnehmer haben an Bruttolohn verloren,                die Frucht der Wirtschaftstätigkeit, die Arbeitsplätze schafft.
        was sich in ihrer gesamten Laufbahn summiert. Darüber hi-                Es bedarf also nicht der Senkung der Sozialbeiträge, um zu
        naus werden alle Dienstleistungen der sozialen Sicherheit                diesem Ergebnis zu gelangen. Ein guter Job ist ein Job, der
        durch die Senkung der Arbeitgeberbeiträge in Mitleiden-                  sich möglichst einer Vollzeitbeschäftigung annähert, mit
        schaft gezogen: Ihre Rente (Anhebung des Rentenalters, re-               korrekten Lohn- und Arbeitsbedingungen, die die soziale Si-
        duzierte Gleichstellungen), Kürzungen in der Rückerstattung              cherheit respektieren. In diesem Rahmen sind bedingungslo-
        der Gesundheitspflege,... Und da diese Senkungen der Sozi-               se Beitragssenkungen für die Arbeitgeber und neue prekäre
        albeiträge noch nicht finanziert sind, ist die gesamte Rech-             Beschäftigungsformen für Arbeitnehmer Irrwege. Bestimmte
        nung auch noch nicht beglichen: Bei der nächsten Regierung               Formen von Betriebshilfen haben sich bewiesen: der soziale
        ist die Gefahr groß, dass Sie noch mehr Rechte der sozialen              Maribel zum Beispiel dient dazu, die Arbeitgeberbeiträge zu
        Sicherheit verlieren werden!                                             senken, wenn dafür Arbeitsplätze entstehen.

        Abschließend hat die Regierung neue Formen prekärer Ar-                  Zudem werden globalere Alternativen es uns ermöglichen,
        beitsverträge geschaffen. Die Flexijobs im Hotel- und Gast-              weniger zu arbeiten, damit alle arbeiten und besser leben.
        stättengewerbe, die auf andere Sektoren ausgedehnt wur-                  Die kollektive Arbeitszeitreduzierung ist in diesem Rahmen
        den, und die Verträge, die die Schwarzarbeit legalisieren                ein zentrales Ziel. Durch ihre Umsetzung werden die Voll-
        (500 Euro pro Monat ohne Steuern und Beiträge), sind die                 zeitbeschäftigten weniger lange arbeiten, die Teilzeitbe-
        wichtigsten Beispiele. Aber das sind keine Arbeitsplätze: Es             schäftigten mehr verdienen (und sich der Vollzeit annähern)
        ist unmöglich, von diesen Jobs langfristig und gesichert zu              und es werden Arbeitsplätze geschaffen über ausgleichende
        leben. Diese Jobs finanzieren die Soziale Sicherheit nicht!              Einstellungen. Das hat sich schon in Frankreich bewährt. Seit
        Daher: „Jobs, Jobs, Jobs“ oder „Flops, Flops, Flops“?                    einem guten Jahrhundert sinkt die Arbeitszeit überall in Eu-
                                                                                 ropa. Doch seit 20 Jahren hat sich diesbezüglich nichts mehr
                                                                                 getan. Und damit das wieder der Fall wird, liegt es nur an
                                                                                 uns, damit fortzufahren!

                                                                                                                                                      15
Jung und Alt
                                                                                Eine Sache ist offensichtlich, ob Sie
                                                                                18 oder 67 Jahre alt sind: Die Sparpo-
                                                                                litik schafft Unsicherheit und schafft
                                                                                Misstrauen in die Zukunft. Diese Be-
                                                                                obachtung machen sowohl die Jung-
                                                                                CSC als auch die CSC-Senioren. Auf
                                                                                dem Kongress der Ferpa, die EGB-
                                                                                Gewerkschaftsorganisation der Se-
                                                                                nioren, wurde an drei grundlegende
                                                                                Forderungen erinnert: das Recht auf

Konzertierung Arbeitsschwere
                                                                                Würde, das Recht auf Sozialhilfe und
                                                                                das Recht auf Sicherheit für alle, in
                                                                                jedem Alter. Die Senioren erwarten

O
                                                                                von der Politik eine konkrete Antwort
      b am sozialen Konzertierungstisch, auf der Kundgebung am 2. Oktober
                                                                                auf das Altern der Bevölkerung. In
      oder bei der Verteilung der Rentenzeitung: Die Gewerkschaftsorga-
                                                                                Würde zu altern, den Senioren erlau-
      nisationen haben die Arbeitgeber und die Regierung stets dazu auf-
                                                                                ben, weiterhin ihre rechtmäßige Rol-
gefordert, Schwerekriterien zu berücksichtigen, die es den Arbeitnehmern
                                                                                le in der Gesellschaft zu spielen, die
in beschwerlichen Funktionen im Privatsektor erlauben würden, ab einem
                                                                                wachsende Armut der Senioren zu
vernünftigen Alter „kürzer zu treten“ und Dank einer anständigen Rente vom
                                                                                bekämpfen und besonders die Armut
Leben profitieren zu können. Nach Ansicht des Pensionsministers sollte die
                                                                                von Frauen im Ruhestand. Das muss
Anerkennung der Schwere der Arbeit eine Entschädigung für die Anhebung
                                                                                die Priorität sein.
des Rentenalters auf 67 Jahre und die Einführung strengerer Kriterien für die
vorgezogenen Renten darstellen.                                                 Die Jung-CSC gab ihrerseits eine Um-
                                                                                frage zur Ermittlung der Erwartungen
Trotz unserer Forderungen nach einer gerechten und würdevollen Lösung für
                                                                                von jungen Arbeitnehmern in Auftrag.
Tausende von Arbeitnehmern mit einer beschwerlichen Laufbahn und trotz
                                                                                Eine Feststellung ist daraus ersicht-
der negativen Stellungnahme des Staatsrates, der grundlegende Punkte des
                                                                                lich: die Jugendlichen sind nicht an-
Gesetz­entwurfs infrage stellt, haben sich die Arbeitgeber und die Regierung
                                                                                spruchsvoll, aber sie haben schwie-
einer restriktiven, willkürlichen und budgetären Vorgehensweise verschrieben.
                                                                                rige Lebensläufe. Das Streben der
Dieses Scheitern der Verhandlungen bezeugt erneut die Lücken des Renten-        Jugendlichen nach Beschäftigungssi-
reformplans von Minister Bacquelaine. Zur Erinnerung: Vier Kriterien wurden     cherheit kontrastiert mit dem Bestre-
zur Beurteilung für die Schwere der Arbeit herangezogen: die Arbeitsorga-       ben der Regierung und der Arbeit-
nisation, körperliche Einschränkungen, psychische und emotionale Belas-         geber, die Verträge zu flexibilisieren.
tung und hohe Sicherheitsrisiken. Seit Monaten haben die Gewerkschaften         Die Umfrage zeigt auch, dass junge
vorgeschlagen, diese Kriterien objektiv, wissenschaftlich und konstruktiv zu    Menschen keine „Vollzeit“-Arbeitsu-
verfeinern. Die Arbeitgeberbank hat sich ihrerseits bemüht, die Anerken-        chende sind, da sie oft prekäre Jobs
nung der Schwere so weit wie möglich zu begrenzen.                              und Zeiten von Inaktivität aneinan-
                                                                                derreihen. Und schließlich räumt die
Laut Gesetzentwurf können die Arbeitnehmer, deren Arbeit als schwer aner-
                                                                                Umfrage mit dem Mythos auf: „Wenn
kannt wurde, ihre Pension unter bestimmten Bedingungen etwas früher in
                                                                                man arbeitet, kommt man zurecht“.
Anspruch nehmen, aber mit weniger Rente. Das ist eine neue Ungerechtig-
                                                                                Immer mehr junge Arbeitnehmer
keit und bezeugt mangelnden Ehrgeiz und Klarsicht in der Handhabung des
                                                                                müssen ihre Zukunftspläne verschie-
Laufbahnendes.
                                                                                ben oder fühlen sich unsicher, ob sie
                                                                                einen neuen Job finden, wenn sie ih-
                                                                                ren verlieren. 30 Prozent der jungen
                                                                                Arbeitnehmer verlassen deswegen
CNE sucht Mitarbeiter/in                                                        das Elternhaus nicht, obwohl sie be-
                                                                                rufstätig sind und Lohn erhalten.

D
     ie Angestelltengewerkschaft CNE sucht eine/n Mitarbeiter/in zur Bear-      Wie wir sehen, identische Beobach-
     beitung von Beschwerden („Erstkontakt“) für das Sekretariat in Eupen,      tungen und legitime Sorgen für Bevöl-
     im Rahmen eines ersatzweisen Arbeitsvertrages (halbtags, 17 Stunden        kerungskategorien, die man allzu oft
pro Woche). Die vollständige Stellenanzeige finden Sie unter www.csc-ost-       gegeneinander ausspielen will. Dabei
belgien.be.                                                                     kennt Solidarität kein Alter.

                                                                                Marie-Hélène Ska,
                                                                                Generalsekretärin der CSC
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