Studie über Einsatzpotenziale von Globalen Navi-gationssatellitensystemen (GNSS) im öffentlichen Sektor veröffentlicht

 
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Studie über Einsatzpotenziale von Globalen Navi-gationssatellitensystemen (GNSS) im öffentlichen Sektor veröffentlicht
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Studie über Einsatzpotenziale von Globalen Navi-
gationssatellitensystemen (GNSS) im öffentlichen
Sektor veröffentlicht
Das Bundesministerium für Verkehr,             tersucht, der Investitionsbedarf und die
Bau und Stadtentwicklung hat das Bera-         erwarteten Effekte wurden bewertet.
tungsunternehmen MICUS Management                Die Studie zeigt, dass nicht jeder er-
Consulting GmbH beauftragt, Anwen-             kannte Vorteil, Zeit- oder Komfortgewinn
dungsfälle von globalen Satellitennavi-        sofort in klingende Münze umgerechnet
gationssystemen im öffentlichen Sektor         werden kann. So bleibt es insbesondere bei
zu untersuchen. Ziel der Analyse war,          den Effizienzgewinnen oft nur bei vagen
die Potenziale und Auswirkungen von            Schätzungen und verbalen Beschreibun-
Investitionen abzuschätzen, Hemmnisse          gen. Auch die zu erwartenden Investitionen
aufzudecken und Handlungsempfehlun-            konnten in einigen Bereichen nur grob
gen für den effizienteren Einsatz von          beurteilt werden.
GNSS, insbesondere GALILEO zu geben.             Die Verfasser der Studie kommen zu
  Der durchgreifende Technologiewandel,        dem Ergebnis, dass der Schwerpunkt zu-
den die Geodäten bereits in den vergan-        künftiger Investitionen der öffentlichen
genen Jahren erfolgreich bewältigt haben,      Hand im Bereich Verkehr/Logistik liegen
steht vielen Bereichen der öffentlichen Ver-   muss. Hier würden durch Investitionen
waltung noch bevor. Angesichts knapper         in Höhe von 267 Millionen Euro in den
Kassen bei Bund, Ländern und Kommu-            folgenden zehn Jahren zwischen 860 und
nen müssen Investitionen der öffentlichen      1 470 Millionen Euro Markteffekte in
Hand dringender als je zuvor sowohl            der Wirtschaft entstehen und erhebliche
Einsparungen bei der klassischen Aufga-        Effizienzgewinne im öffentlichen Sektor
benwahrnehmung als auch positive Effekte       eintreten. Forschung und Entwicklung
in der privaten Wirtschaft erzeugen. Und       müssen in diesem Sektor noch deutlich
schließlich gilt es, neuartige Anwendungen     intensiviert werden, um die Potenziale der
und Geschäftsmodelle für das milliarden-       GNSS-Technologie auszureizen.
schwere GALILEO-Navigationssystem                Demgegenüber ist die GNSS-Technolo-
zu konzipieren.                                gie im Sektor Vermessung und „Location
  Detailliert analysierten die MICUS-          based Services“ gut etabliert und hat ihre
Experten den Öffentlichen Personennah-         Vorteile gegenüber den klassischen Ver-
verkehr, Winterdienst, Rettungsdienst, die     fahren bereits nachgewiesen. Die volle
kommunale und hoheitliche Vermessung,          Nutzung der Potenziale satellitengestütz-
Polizei, Bahn, Flugsicherung, Forst- sowie     ter Lokalisierung ist mit vergleichsweise
Wasser- und Schifffahrtsbehörden. Pro-         bescheidenen Investitionen zu erreichen.
zesse und Methoden in diesen Bereichen           Grundsätzlich unberücksichtigt lässt die
wurden auf die Möglichkeit des Einsatzes       Studie die Kosten, die für den Aufbau des
von GNSS, insbesondere GALILEO, un-            GALILEO-Systems aufgebracht werden

9ermessung Brandenburg                                                            - 105 -
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müssen. Eine Vielzahl der untersuchten        beim Betreiber des GALILEO-Systems
Anwendungen wird auch heute schon mit         auf: Dienstspezifikationen, Kosten für
den derzeit verfügbaren Systemen GPS und      Dienste, Abgrenzung der Nutzerkreise für
GLONASS realisiert. Der Mehrwert des          nichtöffentliche Dienste, Haftungsfragen.
dritten Satellitensystems GALILEO zeigt       Abschließend wird in zwölf Handlungs-
sich insbesondere in sicherheitskritischen    empfehlungen der Weg zu einer zeitnahen
Anwendungen, wie bei der Flugsicherung        Nutzung der Potenziale aufgezeigt.
und Polizei. Hier kommen die Vorteile des       Eine der Handlungsempfehlungen rät,
zivilen Systems zum Tragen – die Aus-         behördenübergreifende Kooperationen zu
sendung von Integritätsinformationen und      fördern. Hier blickt die LGB auf 20 Jahre
eine garantierte Verfügbarkeit, weitgehend    Erfahrung mit Navigationssatellitensys-
unbeeinflusst von militärischen Interessen.   temen zurück und betreibt mit SAPOS®
  Die Analyse der Hemmnisse eines um-         einen Dienst, der einige Erwartungen an
fassenden GNSS-Einsatzes nimmt zum            GALILEO schon heute erfüllt. Wir beraten
einen typische Verwaltungsprobleme aufs       Sie gern!
Korn: Personal- und Ressourcenknappheit,      Download der Studie:
Kleinteiligkeit von Verwaltungseinheiten,     www.micus.de oder www.bmvbs.de
unflexible Rechts- und Verwaltungsvor-
schriften. Andererseits deckt sie auch
Kommunikations- und Klärungsbedarf                    (Gunthard Reinkensmeier, LGB)

Die verflixte 3 – die UTM-Abbildung in Brandenburg
im Wandel der Zeiten
Im Land Brandenburg wird seit 1996 das        täglichen Gebrauch nicht geeignet, da sie
European Terrestrial Reference System         keine Vorstellung von Strecken und Flächen
1989 (ETRS89) als amtliches System der        vermittelt – diese müssten stets aufwendig
Lage verwendet. Es ist mit dem stabilen       berechnet werden.
Teil der Eurasischen Kontinentalplatte ver-     Für den täglichen Gebrauch wird die
bunden und stimmte mit dem weltweiten         Ellipsoidoberfläche daher verzerrungsarm
International Terrestrial Reference System    in eine Ebene abgebildet und mit einem
im Jahr 1989 überein. Für die Abbildung       ebenen kartesischen Koordinatensystem
der Erdoberfläche beschreibt man diese        überzogen. Jahrzehntelang wurde dafür in
durch ein weltweit optimal angepasstes        Deutschland die Gauß-Krüger-Abbildung
Rotationsellipsoid.                           mit 3° breiten Meridianstreifen verwendet.
  Auf diesem Ellipsoid können Punkte            International etablierte sich die Universale
durch Länge (λ), Breite (φ) und ellipsoi-     Transversale Mercatorabbildung (UTM) mit
dische Höhe (h) angegeben werden. Diese       6° breiten Meridianstreifen, deren Zählung
Darstellungsweise ist allerdings im all-      bei 177 Grad westlicher Länge (Zone 1)

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beginnt und sich in östlicher Richtung
fortsetzt, bis der 177. Längengrad öst-
licher Länge (Zone 60) erreicht ist. Zur
Projektion wird dann jeweils der Mit-
telmeridian der Zone als Bezugsme-
ridian herangezogen. Beispielsweise
erstreckt sich Zone 33, in der Branden-
burg fast vollständig enthalten ist, von
12° bis 18° Ost. Der Bezugsmeridian
liegt auf 15° östlicher Länge.
   Um die auftretenden Verzerrungen
gering zu halten, wird bei derVerebnung
ein Schnittzylinder gewählt. Dies hat zur
Folge, dass eine maximale Längenver-
zerrung im Randbereich von 15 cm/km
auftritt. Der Bezugsmeridian (Mittel-
meridian) wird verkürzt dargestellt
(-40 cm/km). Zwischen Mittelme-
ridian und Randbereich wächst die
Längenverzerrung kontinuierlich an.
Die ebenen Koordinatenpaare werden
als Ostwert (Easting) und Nordwert
(Northing) bezeichnet. Um negative Abb. 1: Das UTM-Zonen-System / Die schemati-
Koordinaten zu vermeiden, wird dem            sche Lage Brandenburgs in der UTM-
                                              Zone 33
Mittelmeridian ein konstanter Betrag
von 500 000 m zugeschlagen.                 fläche der UTM-Zone 33 zugeordnet ist.
   1995 beschloss die Arbeitsgemeinschaft Den damaligen Datenhaltungstechniken
der Vermessungsverwaltungen der Länder und dem Format der vor 1996 genutzten
der Bundesrepublik Deutschland (AdV), für Gauß-Krüger-Koordinaten war es zudem
das System ETRS89 die UTM-Abbildung geschuldet, dass der Ostwert von UTM-
bundesweit als einheitliche Projektion ein- Koordinaten mit sieben Stellen vor dem
zuführen.                                   Dezimaltrennzeichen geführt wird.
   Als erstes Bundesland setzte Branden-       Üblicherweise werden die Ostwerte von
burg diese Festlegung 1996 um. Mit den UTM-Koordinaten sechsstellig angegeben.
Runderlassen III Nr. 13/1996 (Bezugssys- Diese Darstellung erfordert allerdings zur
tembestimmung) und 18/1996 (Überfüh- eindeutigen Positionierung auf der Erd-
rungsrichtlinie – Lage) des Ministeriums oberfläche die Angabe der Zonenkennzahl.
des Innern wurden Bestimmungen getrof- Diese wird meist als Zusatzinformation
fen, die bis heute ihre Gültigkeit haben. eines Datensatzes (innerhalb der Metada-
Mit der Festlegung der UTM-Projektion ten) angegeben. Zur Vermeidung dieser
wurde definiert, dass die gesamte Landes- separaten Bezeichnung können die Ostwerte

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auch achtstellig auftreten. Dabei setzen sie   Group (EPSG), heute der Surveying and
sich aus der zweistelligen Zonenkennzahl       Positioning Committee der International
und der ursprünglichen sechsstelligen Ko-      Association of Oil and Gas Producers (OGP)
ordinate zusammen. Diese Darstellung ist       festgelegt und beschreiben das jeweilige Ko-
ebenfalls eindeutig. Mit den 1996 getrof-      ordinatenreferenzsystem näher. Die EPSG
fenen Regelungen wurden die amtlichen          wurde 2005 im Übrigen durch das Surveying
Geobasisdaten mit siebenstelligem Ostwert      and Positioning Committee der International
fortgeführt (sechsstellige UTM-Koordinate      Association of Oil & Gas Producers (OGP)
mit führender 3). Die parallele Existenz von   abgelöst. DieAdV definierte im Rahmen des
sechs-, sieben- oder achtstelligen Ostwerten   AAA-Projektes ebenfalls für die einzelnen
bei UTM-Koordinaten und siebenstelligen        in Deutschland vorkommenden Koordina-
Rechtswerten bei Gauß-Krüger-Koordina-         tenreferenzsysteme Kurzbezeichnungen,
ten ruft bei GIS-Anwendern immer wieder        um eine eindeutige Festlegung zu erreichen.
Irritationen hervor. Aufgrund der unter-       Diese Bezeichnungen werden nach der
schiedlich dargestellten Koordinatenwerte      AAA-Einführung in der Normbasierten
im Ostwert werden schnell Begrifflichkeiten    Austauschschnittstelle (NAS) auftauchen,
wie Transformation oder Umrechnung ver-        die die veraltete Einheitliche Datenbank-
wendet. Dabei ist es nur die Art und Weise,    schnittstelle (EDBS) ersetzt.
wie die UTM-Zone in den Koordinaten               Mit der Einführung von AFIS®, ALKIS®,
verschlüsselt wird.                            ATKIS® werden zukünftig alle Geobasisda-
   Im Zeitalter von Geoinformationssyste-      ten im internationalen Standard ETRS89,
men, Geoportalen, Web-Diensten, INSPIRE        Zone 33, UTM-Koordinaten mit sechs-
und Geodateninfrastrukturen sowie im           stelligem Ostwert abgegeben. Bis dahin
AFIS®-ALKIS®-ATKIS®-Umfeld (AAA)               bestreitet Brandenburg hinsichtlich der
werden Standardisierungsbemühungen             siebenstelligen Ostwerte bei UTM-Koor-
(auch im Bereich von Koordinatenrefe-          dinaten einen unkonventionellen Weg. Hier
renzsystemen) mit großer Entschlossenheit      werden in Anlehnung an den EPSG-Code
verfolgt. Die Internationale Organisation      325833 webbasierte Geodienste angebo-
für Normung (ISO) definiert beispiels-         ten, bei denen der Ostwert sieben Stellen
weise in ihrer Norm 19111 ein Schema           erhält (landesspezifische Code-Nummer
für Koordinatenreferenzsysteme, in dem         325833). Gleichwohl ist vorgesehen, in
Zusammenhänge zwischen Koordinaten-            naher Zukunft auch EPSG-Codes für acht-
referenzsystem, Geodätischem Datum und         stellige UTM-Koordinaten bei der OGP zu
Koordinatensystem erläutert werden. Das        registrieren. Den siebenstelligen Ostwerten
Open Geospatial Consortium (OGC), eine         in Brandenburg wird dies allerdings nicht
Organisation, die die Entwicklung von all-     mehr vergönnt sein.
gemeingültigen Standards im Bereich von
raumbezogenen Informationen verfolgt,          Wie stellt sich dem GIS-Anwender
nutzt die sogenannten EPSG-Codes. Diese        diese Situation dar?
vier- bis fünfstelligen Schlüsselnummern       Am Beispiel von ArcGIS-Desktop, einem
wurden von der European Petroleum Survey       nach der IT-Richtlinie des Landes Branden-

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Abb. 2: Lagebezug ETRS89, Kreisgrenzen         Abb. 3: Lagebezug ETRS89, Landesgrenze
        nicht projiziert, mit sechsstelligen           nicht projiziert, mit siebenstelligen
        Ostwerten                                      Ostwerten

Quelle: Digitale Verwaltungsgrenzen mit Satellitenbildern aus ArcGIS Online Standard
        Services von ESRI

burg eingesetzten Geoinformationssystem        Brandenburg im Atlantischen Ozean wieder
(GIS), können Schritte aufgezeigt werden,      findet. Das andere Extrem tritt ein, wenn die
die beim Einsatz von Lagebezugssystemen        Daten mit siebenstelligem Ostwert in ein be-
zu beachten sind. Eine wichtige Bedingung      stehendes sechsstelliges Projekt importiert
für das Zusammenspiel von Geobasisdaten        werden. In diesem Fall liegt Brandenburg im
sowie unterschiedlichen Kartendiensten und     Kaspischen Meer. So gravierend wirkt sich
Fachanwendungen ist, dass alle Daten „proji-   eine 3 mehr oder weniger aus. Am Beispiel
ziert“ sind. Damit ist umgangssprachlich die   der Landes- und Kreisgrenzen wird dies
Definition einer Kartenprojektion gemeint.     anschaulich dargestellt.
Jedem Datensatz, Datenbanklayer oder Kar-         Im Downloadbereich auf der Homepage
tendienst muss eine Abbildungsvorschrift       der Landesvermessung und Geobasisin-
zugewiesen sein. Damit ist sichergestellt,     formation Brandenburg (LGB) werden
dass alle zum Einsatz kommenden Daten          die verschiedenen Projektionsfiles ESRI
gemeinsam, lagerichtig und deckungsgleich      kompatibler Geoinformationssysteme im
dargestellt werden können. Für die Raster-     amtlichen Lagebezugssystem ETRS89 der
und Vektordatensätze sind dafür Projekti-      Zone 33 für sechs-, sieben- und achtstellige
onsfiles (xxx.prj) und für Kartendienste wie   Koordinaten im Ostwert bereitgestellt, Wei-
Web Map Service (WMS) oder Web Feature         tere Fragen zu EPSG-Codes oder räumlichen
Service (WFS) die bereits oben aufgeführten    Bezugssystemen der angebotenen webba-
EPSG-Codes notwendig.                          sierten Geodienste beantworten Ihnen die
  Ein Nichtbeachten dieser Grundsätze kann     Mitarbeiter der LGB gern.
zu falschen Darstellungen führen. Werden       http://www.geobasis-bb.de/LGB1/service/
in der Praxis Brandenburger Geodaten mit       etrs89.htm
sechsstelligen Ostwerten in ein bestehendes                           (Michael Neid, LGB
GIS-Projekt mit siebenstelligen Ostwerten                 Gunthard Reinkensmeier, LGB
eingebunden, führt dies dazu, dass sich                             Thomas Rothe, LGB)

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