Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...

 
WEITER LESEN
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
40. Internationales
           Wiener Motorensymposium
                                          15. bis 17. Mai 2019

                                        40 th International
                                        Vienna Motor Symposium
                                        May 15 to 17, 2019

Von/By Bernhard Geringer & Hans Peter Lenz                                                                 MTZextra

                             MTZ Motortechnische Zeitschrift 80 (2019), Nr. 9 | Springer Vieweg | Wiesbaden | Germany
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
JUBIL ÄUM Wiener Motorensymp osium

                                                                                                             Prof. Hans Peter Lenz und
                                                                                                               Prof. Bernhard Geringer
                                                                                                                               (© ÖVK)

40 Jahre Internationales
Wiener Motorensymposium
                                                                                                                          AUTOREN

In den vergangenen vierzig Wiener Motorensymposien spiegelt
sich nicht nur die technische Entwicklung des Verbrennungsmotors
wider – die Symposien sind auch ein Spiegel für gesellschaftliche,
politische und insbesondere ökologische Entwicklungen.
                                                                                                     Brig. Prof. Dipl.-Ing. Günter Hohl
                                                                                                                         stellvertretender
                                                                                                                  Vorsitzender des ÖVK,
                                                                                                                        Wien, Österreich

MOTORENSYMPOSIEN                              Das 1. Symposium, BILD 1, fand am
                                            25. Januar 1979 statt und trug den
Die Internationalen Wiener Motoren­         Titel „Kraftfahrzeug und Umwelt”.
symposien beginnen mit einer Veran­         Es beschäftigte sich thematisch mit
staltung, die bereits als Symposium         der zukünftigen Abgas­verringerung.
                                                                                                       Assoc. Prof. Dr. Peter Hofmann
bezeichnet wurde. Die Beinamen
                                                                                                           Vorstandsmitglied des ÖVK,
„Wiener“ und „International“ kamen                                                                                    Wien, Österreich
                                            GRÜNDER PROFESSOR LENZ
erst später hinzu. Das damalige Institut
für Verbrennungskraftmaschinen und          Gründer und treibende Kraft der Wiener
Kraftfahrwesen der TU Wien mit dem          Moto­rensymposien war Prof. Lenz. Diese
Vorstand Prof. Hans Peter Lenz trat als     erste Veran­­staltung besuchten legendäre
Veranstalter auf. Präsentiert wurden For­   Vertreter der automo­tiven Forschung wie    zweites Symposium ausgerichtet wurde.
schungsergebnisse des Instituts, aus dem    Prof. Robert Eberan von Eberhorst,          Neben den Präsentationen des eigenen
das heutige Institut für Fahrzeugantriebe   Vor­gänger von Prof. Lenz an der TU         Instituts waren bereits Vortragende aus
und Automobiltechnik (IFA) hervorging.      Wien, und Prof. Dr. Dr. h.c. Hans List,     Deutschland und Ungarn anwesend.
Dieses steht nun unter der Leitung von      Gründer der AVL.                            Die ersten fünf Symposien fanden im
Prof. Bernhard Geringer, dem Nachfol­         Der große Erfolg führte dazu, dass im     Festsaal des Österreichischen Ingenieur-
ger von Prof. Lenz.                         gleichen Jahr am 29. November 1979 ein      und Architektenvereins (ÖIAV) statt.
2
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
Nach dem Erfolg der ersten Wiener            Das 4. Motorensymposium war                 symposien. Das zeigt der Vortrag „Elek­
Symposien wurde zum 3. Symposium            stark geprägt von motorentechnischen           tronische Regler für Dieselmotoren“.
am 9. Dezember 1980 eingeladen, das         Mess- und rechnerischen Simula­t ions­         Dieser Regler eignet sich für Motoren
nunmehr den Namen „Wiener Moto­             verfahren. Ein Beispiel dafür ist der Vor­     mit Reihenpumpen sowie Pumpdüsen
ren‑Symposium“ trug. Die gedruckten         trag von Volks­wagen: „Analyse von Strö­       mit gemeinsamer Regelstange, BILD 3.
Tagungsbände wurden erstmals in             mungs- und Verbrennungsvor­gängen in              Das Gastspiel im Palais Auersperg
der Reihe 12 der „Fortschritt-Berichte      seriennahen Motoren durch optische Meß­        dauerte nur ein Jahr. Vom 7. bis zum
VDI“ herausgegeben. Diese Tradition         verfahren und rechnerische Verfahren“.         11. Motorensymposium (1986 bis 1990)
setzt sich bis heute fort.                     Nach der Gründung des Österreichi­          fanden die jährlichen Symposien im
                                            schen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik         Schloss Laxenburg statt.
                                            (ÖVK) durch Prof. Lenz im Jahr 1985               Seit dem 8. Symposium (1987), BILD 2,
DIE 1980ER-JAHRE
                                            wurde das 6. Symposium als zweitägige          trägt die Veranstaltung den Namen
„Wirtschaftlichkeit und Kraftstoff­         Veranstaltung im Mai im Palais Auers­          „Internationales Wiener Motorensym­
verbrauch“ konnte als Leitthema aus         perg abgehalten. Das Symposium an              posium“. In diese Periode fallen weitere
den Vorträgen dieses Symposiums her­        zwei Tagen im Frühjahr, Ende April             Neuerungen und Änderungen, beispiels­
ausgelesen werden. Präsentationstitel       oder Anfang Mai, durchzuführen, hat            weise die Einführung einer Simultan-
lauteten beispielsweise „Aufladung          sich bis heute erhalten. Die gemeinsame        übersetzung Deutsch-Englisch und
beim Ottomotor – ein Weg zur besse­         Organisation von ÖVK und dem nach              umgekehrt oder der erste Auftritt eines
ren Wirtschaftlichkeit“ oder „Kraft­        der Umbenennung in „Institut für Fahr­         japanischen Vortragenden. Seither sind
stoffersparnis durch direkte Einsprit­      zeugantriebe und Automobiltechnik“             immer internationale Vortragende und
zung beim Pkw-Dieselmotor“. In diese        (IFA) hat sich ebenfalls bewährt, zumal        Plenarredner vertreten.
Serie passt auch eine Präsentation des      beide Organisationen weiter unter der             Die Abgase des Dieselmotors waren
Instituts, das bereits den „Stop-and-go“-   Führung derselben Person stehen, aktu­         wiederholt Thema. Titel von Vorträgen
Betrieb andachte mit dem Titel „Motor­      ell von Prof. Geringer.                        wie „Dieselrußfilter und Regenerations­
abschaltung im Stand oder niedrige             Damals hielt bereits die Elektronik         systeme“ oder „Abgasprüfverfahren von
Leerlaufdrehzahl“.                          Einzug in den Themenkreis der Motoren­         Dieselmotoren“ zeugen davon. Der Zwei­
                                                                                           taktmotor hatte in diesen Jahren durch­
                                                                                           aus noch Bedeutung. Die AVL stellte
                                                                                           einen 250-cm3-Einzylinder-Zweitakt­
                                                                 BILD 1 Einladung          motor mit verschiedenen Einspritzarten
                                                                 zum 1. Symposium          vor. Ziel dieser Studie war, die Vorteile
                                                                 (© ÖVK)
                                                                                           der einfachen Konstruktion eines Zwei­
                                                                                           taktmotors mit den günstigeren Abgas-
                                                                                           und Verbrauchswerten eines Viertakt­
                                                                                           motors zu verbinden, BILD 4.

                                                                          BILD 2 Prof. Lenz bei der Eröffnung des 8. Motorensymposiums
                                                                          (© ÖVK)

                                                                                                                                         3
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
JUBIL ÄUM Wiener Motorensymp osium

DIE 1990ER-JAHRE

Mit dem 12. Internationalen Wiener
Motorensymposium (1991) und dem
Wechsel in das Kongresszentrum der
Wiener Hofburg begann eine neue Ära.
Die Räumlichkeiten bieten dem Inter­
nationalen Wiener Motorensymposium
Platz für mehr als 1000 Teilnehmer. Die­
ser beeindruckende Rahmen hat zusätz­
lich zu dem hochkarätigen Programm
zu weltweiter Prominenz beigetragen.
   Rückblickend lässt sich sagen, dass
die ersten Wiener Motorensymposien
unter dem Eindruck der damaligen
„Energiekrisen“ und des „Ölschocks“
standen. Die Prognosen, dass die vor­
handenen Erdölreserven nur für die
nächsten 30 bis 40 Jahre reichen, sowie
Prophezeiungen, dass in 10 bis 15 Jahren
der Hubkolbenverbrennungsmotor durch          BILD 3 Arbeitsbereich eines Dieselmotorreglers (© Voest-Alpine Friedmann)
bessere Alternativen ersetzt wird, stam­
men aus dieser Zeit und haben sich letzt­
lich nicht bestätigt.
   Einige Themen wurden immer wieder          mit der Geräuschbildung anzuführen.                   sche Entwicklung des Verbrennungs­
aufgegriffen, wobei bei jedem Sympo­          Ab dem 25. Motorensymposium hat sich                  motors reflektiert, sie waren auch ein
sium Verbesserungen oder technologische       mit der Elektromobilität ein neues Thema              Spiegel gesellschaftlicher, politischer und
Fortschritte festgestellt werden konnten,     aufgetan und sich seither zum festen                  insbesondere ökologischer Entwicklun­
sowohl bei den Abgasemissionen unter          Bestandteil entwickelt.                               gen. Es zeigt sich eindrucksvoll, dass
Einbeziehung gesetzlicher Bestimmungen           In einer Präsentation wurde vor 26 Jah­            sich die Automobilindustrie ihrer Ver­
als auch bei der Luftqualität – beides The­   ren die kritische Frage gestellt: Wie lange           antwortung für die gesellschaftliche
men, die bis heute nicht an Aktualität ver­   ist die Verbrennungskraftmaschine beim                Rolle des Automobils voll bewusst ist
loren haben und weiter in den Symposien       Pkw-Antrieb noch sinnvoll? Die weiteren               und Umweltfragen sehr ernst nimmt.
behandelt werden.                             Symposien kamen zu dem Ergebnis, dass                    Alternative Kraftstoffe sind wiederholt
   Als weitere wichtige Themen sind           die Sinnhaftigkeit dieses Antriebs weiter­            Thema bei den Symposien. Zu den
dynamisches Motorbetriebsverhalten,           hin gegeben ist.                                      Anfangszeiten herrschte Unklarheit,
Kühlung, Vierventiltechnik und Verbren­          Die vergangenen 40 Wiener Motoren­                 welche Rolle Alkohole als alternative
nungsentwicklung in Zusammenhang              symposien haben nicht nur die techni­                 Kraftstoffe in der Zukunft spielen wür­
                                                                                                    den. Inzwischen ist die Beimischung von
                                                                                                    Alkoholen in bestimmten Prozentsätzen
                                                                                                    zu Motorenkraftstoffen sogar gesetzlich
                                                                                                    festgeschrieben.
                                                                                                       Auch Kraftstoffe aus Biomasse stellen
                                                                                                    eine sehr ernst zu nehmende Alternative
                                                                                                    zu konventionellen Kraftstoffen dar und
                                                                                                    versprechen im Sinne der Kreislaufwirt­
                                                                                                    schaft und der Recyclinganstrengungen
                                                                                                    einen geschlossenen Kreislauf der CO2-
                                                                                                    Emission – ohne negative Folgen für das
                                                                                                    Klima. Die Suche nach alternativen
                                                                                                    Kraftstoffen sowie alternativen Antriebs­
                                                                                                    systemen als Ersatz für Verbrennungs­
                                                                                                    motoren spiegelt sich in den Vorträgen
                                                                                                    der Symposien wider, BILD 5.

                                                                                                    2010 BIS HEUTE
                                                          BILD 4 Darstellung der verschiedenen
                                                          Einspritzarten von Zweitaktmotoren        Die vergangenen zehn Jahre des Inter­
                                                          (© AVL)                                   nationalen Wiener Motorensymposiums
                                                                                                    waren daher wesentlich stärker von Ver­
4
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
änderungen im Antriebsbereich geprägt
als die Jahrzehnte zuvor. So gab es 2010
noch zwei Sektionen im Themenbereich
Leistungssteigerung sowie Renn- und
Hochleistungsmotoren. Die Vorstellung
neuer Otto- und Dieselmotoren domi­
nierte die Veranstaltung. Hybridtech­
nologie wurde als Brückentechnologie
angesehen und eine künftige konse­
quente Hybridisierung in die Strategie­
pläne aufgenommen.
   In den nächsten Jahren nahm die
Anzahl von Vorträgen zu Renn- und
Hochleistungsmotoren tendenziell ab,
während Themen zur Elektrifizierung
sowie zu alternativen Kraftstoffen an
Präsenz gewannen. GM prognostizierte
2011, dass es keinen Königsweg bei den
Antriebssystemen gebe, stattdessen eine
Vielzahl von Technologien parallel exis­
tieren werde. Ein Jahr später präsentierte
Shell eine Studie, nach der batterie­-
elek­t rische Fahrzeuge aufgrund der               BILD 5 Vortrag von Shell beim 29. Motorensymposium (© Shell)
Batterieherstellung höhere Gesamttreib­
hausgasemissionen aufweisen als Fahr­
zeuge mit Verbrennungsmotor.
   Bei den Verbrennungsmotoren lag der             stellt. Des Weiteren wurden Begriffe                ferer beziehungsweise Komponenten­
Fokus zu dieser Zeit auf Themen wie                wie Zero-Impact-Emission-Powertrain                 hersteller Vorträge beisteuerten.
Reibungsreduzierung oder Abgasnach­                und Zero-Impact-Mobilität definiert                    Beim letztjährigen Internationalen
behandlung, beim Dieselmotor von DOC               sowie eine CO2-Kreislaufwirtschaft                  Wiener Motorensymposium war die
über DPF bis zu LNT und SCR1, BILD 6.              mit alternativen Kraftstoffen propagiert,           Erreichung der Euro-6d-temp- und der
   Getrieben durch die CO2-Flottenver­             zum Beispiel Polyoxymethylendime­                   finalen Abgasgrenzwerte mit Dieselmotor
brauchsbeschränkung auf 95 g CO2/km                thylether (OME). Seit 2016 wurde                    ein wichtiges Thema. Seitens der Herstel­
sowie die Einführung der Messmethode               auch der Einsatz der Brennstoffzelle                ler und Zulieferer konnte eindrucksvoll
Real Driving Emissions (RDE) gab es um             in Fahrzeugen zunehmend präsentiert,                gezeigt werden, dass die Grenzwerte
2015 ein Nebeneinander verschiedener               beginnend von APU-Systemen zur                      mit vertretbarem Aufwand unterschritten
Schwerpunkte. Beim Ottomotor waren                 Stromversorgung von Nebenaggre­                     werden können. Zu nennen ist auch die
es Themen wie der stöchiometrische                 gaten über Range-Extender-Lösungen                  neue Erdgas-Offensive (CNG) von Volks­
Betrieb im gesamten Kennfeld, verbes­              bis hin zu Brennstoffzellen‑Haupt­­                 wagen. Intensiv wurde die Diskussion
serte Aufladung, CNG-Direkteinblasung,             antriebs­­systemen.                                 „Synthetische Kraftstoffe versus oder
Parti­kelfilter sowie Down- und Right­                2017 spiegelte den Wettlauf der Systeme          in Kombination mit Elektromobilität“
sizing, während beim Dieselmotor                   um die höchste Effizienz wider. Ottomo­             geführt. Ein Thema, das die Fachwelt
höhere Einspritzdruckwerte (>2500 bar)             toren mit 45 % Wirkungsgrad wurden                  noch länger beschäftigen und sicherlich
und die SCR-Abgasreinigung behandelt               ebenso thematisiert wie Hybrid-, batterie­          ausreichend Stoff für viele Vorträge bei
wurden. Durch die CO2-freie Einstufung             elektrische und Brennstoffzellenfahr­               den nächsten vierzig Internationalen
des geladenen Stroms wurden Plug-                  zeuge. Zu nennen ist auch die Vorstellung           Wiener Motorensymposien liefern wird.
in-Hybride sowie elektrische Antriebe              von zwei Fahrzeugen mit 48-V-Mildhybri­
mit Range-Extender vermehrt vorge­                 disierung, ein Thema, zu dem auch Zulie­
                                                                                                       FA ZIT

                                                                                                       Vierzig Jahre Internationales Wiener
                                                                                                       Motorensymposium haben gezeigt, dass
                                                                                                       diese Tagung nicht nur für Automobil­
                                                                                                       ingenieure aus der ganzen Welt ein
                                                                                                       essenzieller Treffpunkt geworden ist,
                                                                                                       sondern auch für Medienvertreter. Die
                                                                                                       Bedeutung zeigt sich darin, dass ver­
                                                                                                       schiedenste Medien und Veröffent­
                                                                                                       lichungen weit über die Veranstaltung
                                                                                                       hinaus immer wieder Aussagen zitieren,
BILD 6 Prinzipieller Aufbau des SCR/DPF-Systems (© GM)                                                 die hier getroffen wurden.
                                                                                                                                               5
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
TAGUNGSBERICHT Wiener Motorensymposium

Plenar-Eröffnungssektion
                                                                          Plenar-Eröffnungssektion (v. l. n. r. )
                                                                  K. Kaita, Prof. H. P. Lenz, H. Green, M. Sc.,
                                                                 Dr. F. Welsch, Dr. V. Denner, Prof. B. Geringer
                                                                                         (© ÖVK | Doris Kucera)

Zum 40. Internationalen Wiener Motorensymposium vom                                              AUTOREN
15. bis 17. Mai 2019 trafen sich in der Wiener Hofburg über
1000 Manager, Ingenieure und Wissenschaftler der Motoren-
und Antriebsentwicklung sowie Vertreter aus Gremien und
Vereinen aus aller Welt. Das von Univ.-Prof. Dr. Bernhard
Geringer, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraft­                    Univ.-Prof. Dr. B. Geringer
                                                                           Vorsitzender des Österreichischen
fahrzeugtechnik und Leiter des Instituts für Fahrzeugantriebe               Vereins für Kraftfahrzeugtechnik,
und Automobiltechnik an der Technischen Universität Wien,                                    Wien, Österreich

und Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Lenz, Ehrenvorsitzender des
Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik, gemeinsam
geleitete Symposium hat sich zu einem der weltweit wichtigsten
Kong­resse auf dem Gebiet entwickelt. Dieser Bericht enthält
die Zusammenfassungen der Sektionen.                                               Univ.-Prof. Dr. H. P. Lenz
                                                                                 Ehrenvorsitzender des Öster­
                                                                            reichischen Vereins für Kraftfahr­
                                                                                zeugtechnik, Wien, Österreich

6
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
EMPFANG UND ERÖFFNUNG                           „In der Antriebsstrangentwicklung liegt              Die ideale Möglichkeit, regenerative
DER FACHAUSSTELLUNG                             noch sehr viel Potenzial. Wir Techniker              Energie mit Mobilität zu kombinieren,
                                                und Wissenschaftler müssen das Maxi­                 bietet Wasserstoff und dessen Einsatz
Mit einem feierlichen Empfang am                male heraus­holen. Dazu gehört unter                 im Brennstoffzellenfahrzeug. In weiterer
15. Mai 2019, dem Vorabend des zwei­            anderem die Optimierung der Verbren­                 Folge können Wasserstoff und sequest­
tägigen Symposiums, eröffneten in               nungskraftmaschine, um dadurch den                   riertes CO2 für synthetische und damit
diesem Jahr erstmalig Prof. Lenz und            Wirkungsgrad auf 50 oder gar 55 % zu                 ökologische, flüssige Kraftstoffe zur Nut­
Prof. Geringer gemeinsam die umfas­             steigern. Die möglichst breite Einführung            zung im Verbrennungsmotor und in der
sende Fachausstellung von neuen Moto­           der Elek­trifizierung und Hy­bridisierung            Turbine beim Flugzeug zum Langstre­
ren, Antriebssystemen, Komponenten              ist ein weiterer Punkt. Hier zeigt sich ins­         ckeneinsatz dienen. Daher müssen alle
und Fahrzeugen. Die positive Resonanz           besondere der Plug-in-Hybrid als passend,            Player ihr Bestes geben und alle Antriebs­
von Ausstellern und Besuchern bestä­            der sowohl Vorteile für Langstrecke als              formen weiterent­wickelt werden. Es gibt
tigte diese Neuerung.                           auch Stadtfahrten bringt. Für Kurz- und              nicht die alleinige Lösung, sondern ein
                                                Mittelstrecke stellt das batterieelektri­            Bündel an mög­lichen und sinnvollen
                                                sche Fahrzeug eine geeignete Wahl dar.               Maßnahmen zur Zielerreichung. Alle
BEGRÜSSUNG UND WIDMUNG

Nach der Fanfare des Orchesters der
Technischen Univer­sität Wien begrüßte
Prof. Geringer die Teil­nehmer des
40. Internationalen Wiener Motoren­
symposiums.
   Das Jubiläum war Anlass, dieses Sym­
posium dem Gründervater Prof. Hans Peter
Lenz und seiner Gattin Margarete Lenz zu
widmen, ihnen ganz besonders zu danken
für ihre hervorragende und weise Idee, für
das Durchhalten in der anfänglich schwie­
rigen Start- und ebenso in den Erweite­
rungsphasen sowie für den Mut, das Enga­
gement und Herzblut, das sie dafür in die­
sen 40 Jahren aufgebracht haben.
   Prof. Geringer sprach in seiner Eröff­
nungsrede unter anderem über die Bedeu­
tung der Gesamtsystembetrachtung
(Cradle-to-Grave) eines Energiesystems
und über das Potenzial der Antriebsent­
wicklung. Nachfolgend einige Auszüge:
                                                Das 40. Symposium wurde Prof. H. P. Lenz und Gattin durch Prof. B. Geringer (rechts) gewidmet
                                                (© ÖVK | Doris Kucera)

VORTR AGENDE
                                                                                                     Antriebsformen werden vom Kunden
                                                                                                     benötigt. Das Antriebs-Portfolio ist aktu­
                                                                                                     ell sehr breit. Die nächsten zehn Jahre
                                                                                                     werden zeigen, was sich durchsetzt und
                                                                                                     wohin die Reise geht.“
                                                                                                        Anschließend führte Prof. Lenz zum
Dr. V. Denner                       H. Green, M. Sc.                                                 Thema der weiter reduzierten Emissionen
Vorsitzender der Geschäfts­         Senior Vice President Forschung                                  aus. Hier in Auszügen: „40. Internatio­
führung, Robert Bosch GmbH,         und Entwicklung, Volvo Car Group,                                nales Wiener Motorensymposium, das
Stuttgart, Deutschland              Göteborg, Schweden
                                                                                                     bedeutet 40 Jahre wissenschaftliche
                                                                                                     Begleitung einer der wichtigsten Maschi­
                                                                                                     nen unserer zivilisierten Welt, des Ver­
                                                                                                     brennungsmotors. Wir haben gewaltige
                                                                                                     Fortschritte in dieser Zeit gemacht: die
                                                                                                     auf den Menschen wirkenden Schad­
                                                                                                     stoffe auf Werte gebracht, die man
K. Kaita                            Dr. F. Welsch
                                                                                                     vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Field General Manager, Powertrain   Mitglied des Markenvorstands
Company, Toyota Motor               Volkswagen, Volkswagen AG,                                       Entsprechendes gilt auch für die klima­
Corporation, Aichi, Japan           Wolfsburg, Deutschland                                           wirksamen Gase. Aber wenn die Klima­
                                                                                                                                                7
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
TAGUNGSBERICHT Wiener Motorensymposium

Festsaal (© ÖVK | Doris Kucera)                                       Zeremoniensaal (© ÖVK | Doris Kucera)

forscher Recht haben, reicht das noch        Ausstellungseröffnung mit Empfang                 Betrieb mit regenerativen oder synthe­
nicht. Es werden bereits Pläne nicht nur     (© ÖVK | Klaus Ranger)                            tischen Kraftstoffen stellt der Verbren­
geschmiedet, sondern in den Ministe­                                                           nungsmotor einen Teil des Lösungsbün­
rien diskutiert, die darauf hinauslaufen,                                                      dels dar. Daneben arbeitet Bosch intensiv
Verbrennungsmotoren weitgehend zu                                                              an der Elek­t rifizierung aller Antriebs­
verbieten oder noch weitergehender, den                                                        arten mit Brennstoffzelle, vom E-Bike
Individualverkehr völlig zu untersagen.                                                        bis zum Lkw. Wichtige Voraussetzung
Das kann natürlich nicht der richtige                                                          ist der Wettbewerb der Technologien,
Weg sein! Wir müssen alles daran setzen,                                                       der nur stattfinden kann, wenn die CO2-
die auf den Menschen wirkenden Schad­                                                          Bilanz der gesamten Kette Well-to-Wheel
stoffe und auch die klimarelevanten Stoffe                                                     betrachtet wird. Eine weitere wichtige
um eine Zehnerpotenz herabzusetzen.                                                            Herausforderung ist die Verkehrssicher­
Das betrifft sowohl den Motor wie auch                                                         heit: Mit automatisiertem Fahren und
das gesamte Fahrzeug, an dem auch noch                                                         innovativen Zweirad-Sicherheitssyste­
intensiver gearbeitet werden muss, insbe­                                                      men wird es gelingen, die Unfallzahlen
sondere an den großen Fahrzeugen. Es                                                           weiter zu reduzieren. Ein anderes wich­
ist nicht angenehm, von einem großen,                                                          tiges Standbein betrifft die Ausweitung
komfortablen, leistungsstarken Fahr­                                                           des Mobilitätsangebots in Städten und
zeug auf die unteren Klassen abzusteigen,                                                      den Beitrag der Arbeitgeber für betrieb­
aber der vollständige Verzicht auf das                                                         liches Mobilitätsmanagement. Die Bosch-
Auto wäre die totale Katastrophe. Meine                                                        Vision einer emissionsfreien, unfallfreien
Damen und Herren, ich danke für Ihre                                                           und begeisternden Mobilität, das heißt
Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen                                                               einer Mobilität ohne negative Neben­
viele Erkenntnisse auf dieser Tagung.“                                                         wirkungen, setzt eine differenzierte
                                                                                               Betrachtung des Lösungsraums voraus.
                                                                                               Nicht ein Ansatz alleine kann zum Ziel
PLENAR-ERÖFFNUNGSSEKTION
                                                                                               führen. Deshalb verfolgt Bosch eine
ÜBER DIE MOTORHAUBE HINAUS –                                                                   tech­nologieoffene Roadmap, mit Blick
MOBILITÄT NEU DENKEN                                                                           über die Motorhaube hinaus.“
Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der
Geschäftsführung, Robert Bosch GmbH,                                                           DIVERSIFIZIERTE ELEKTRIFIZIE­
Stuttgart sprach zum Thema „Über die                                                           RUNG – SCHLÜSSEL FÜR EINE
Motorhaube hinaus – Mobilität neu den­                                                         NACHHALTIGE GESELLSCHAF T
ken“, nachfolgend zusammengefasst:                                                             Keiji Kaita, Field General Manager,
„Zur Verbesserung der Luftqualität zeigt                                                       Powertrain Company, Toyota Motor
Bosch weitere Fortschritte bei der Sen­                                                        Corporation, Aichi sprach zum Thema
kung von Diesel-Stickoxiden, beim Fein­                                                        „Diversifizierte Elektrifizierung – Kern­
staub von Ottomotoren und bei Brems­                                                           punkt bei Toyotas Streben in Richtung
vorgängen. Bosch ist davon überzeugt,                                                          nachhaltiger Gesellschaft“, nachfolgend
dass der Verbrennungsmotor zukunfts­                                                           zusammengefasst: „Zur Verwirklichung
fähig ist. Durch Hybridisierung und im                                                         einer nachhaltigen Gesellschaft ist eine
8
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
Stand von FEV (© ÖVK | Klaus Ranger)                   Präsentation des ATZ/MTZ-Fachbuchs „Zukünftige Kraftstoffe“ (© ÖVK | Doris Kucera)

diversifizierte Elektrifizierung unver­     Car Group, Göteborg sprach zum Thema              wagen AG, Wolfsburg sprach zum
zichtbar. Dabei sind nicht nur die CO2-     „Volvo Cars – Attraktive Autos für eine           Thema „ID Volkswagen – einfach elek­
Emissionen des Kraftfahrzeugs selbst        sich wandelnde Gesellschaft“, nachfol­            trisch“, nachfolgend zusammengefasst:
(Tank-to-Wheel) zu berücksichtigen,         gend zusammengefasst: „Volvo Cars                 „Volks­wagen bekennt sich ausdrück­
sondern auch die CO2-Emissionen über        konzentriert sich auf nachhaltige und             lich zu den Zielen der UN-Klima­
den gesamten Lebenszyklus sowie die         sichere Mobilität, um die Gesellschaft            konferenz in Paris 2015 und strebt
CO2-Emissionen in der Herstellung,          zu schützen, den ökologischen Fußab­              die CO2-Neu­t ralität der gesamten
wobei die erforderliche Elektrifizierung    druck zu minimieren und die wachsende             Flotte bis 2050 an. Um den Anforde­
den örtlichen Gegebenheiten und dem         Nachfrage der Verbraucher zu befriedi­            rungen von Markt, Kunde und Gesetz­
Bedarf der Kunden anzupassen ist.           gen. Dies wird durch Engagement für               gebung gerecht zu werden, investiert
Toyota hat eine Reihe von Meilenstei­       Elektrifizierung und autonomes Fahren             Volks­wagen rund 44 Milliarden Euro
nen für die Elektrifizierung definiert.     erreicht. Nach Volvo Cars sind elektrisch         in Elektromobi­lität, in Digitalisierung
Bis 2030 sollen jährlich 4,5 Millionen      angetriebene Fahrzeuge das zurzeit ein­           und in die Etablierung neuer Mobili­
Hybridelek­trofahrzeuge (HEV) und Plug-     zig überzeugende Mittel, energieeffiziente        tätsdienste. Dabei verfolgt das Unter­
in-Hybride (PHEV) sowie eine Million        Transporte in großem Maßstab zu ermög­            nehmen zwei parallele Ziele: eine
batterieelektrische (BEV) und Brenn­        lichen und gleichzeitig die CO2-Emissio­          konsequente Vermeidung und Redu­
stoffzellenfahrzeuge (FCEV) verkauft        nen zu minimieren. Das Unternehmen                zierung von CO2-Emissionen sowie
werden. Toyota setzt nicht nur auf seine    unterstützt die Elektrifizierung durch das        die vollständige Vernetzung der
langjährige Erfahrung, um die drei Kern-    Angebot elektrifizierter Fahrzeuge in der         Fahrzeuge. Um diese Ziele zu errei­
HEV-Technologien (Motor, Leistungselek­     gesamten Modellpalette, darunter voll­            chen, hat Volkswagen eine techno­
tronik, Batterie) weiterzuentwickeln,       elektrische, Plug-in-Hybrid- und Hybrid­          logische Plattform speziell für elek­
sondern arbeitet auch an der diversifi­     fahrzeuge. Bis zur Mitte des nächsten             trisch angetriebene Fahrzeuge ent­
zierten Elektrifizierung von Motoren mit    Jahrzehnts wird erwartet, dass die Hälfte         wickelt, den modularen E-Antriebs-
hohem Wirkungsgrad und der Brenn­           der Produktion elektrische Fahrzeuge              Bau­kasten. Er ist die Basis für die
stoffzellentechnologie. Für die Verbrei­    sein werden. Die nächste Generation               voll­elektrischen Fahrzeug­modelle
tung des PHEV und BEV sind nicht nur        der Plattform für skalierbare Architektur         der ID-Familie und ermöglicht
eine verbesserte Batterie- und Ladetech­    (SPA2) wird unter anderem die kommen­             emissionsfreies und voll vernetztes
nik, sondern auch eine künftige Senkung     den Technologien in den Bereichen Elek­           Fahren. Dank der upgrade- und
der CO2-Emissionen in der Produktion        trifizierung, Konnektivität und autono­           up­date‑fähigen Elektronikarchitektur
erforderlich. Beim FCEV geht es um          mes Fahren enthalten. Die Führungsrolle           E³ können klassenübergreifend neue
einen verminderten CO2-Ausstoß in der       von Volvo Cars im Bereich Fahrzeug­               Assistenz-, Komfort-, Infotainment-,
Herstellung, gleichzeitig aber auch um      sicherheit ist eine wichtige Grundlage,           Bedien- und Anzeigesysteme etabliert
die Entwicklung der Wasserstoffproduk­      um auch in den Bereichen Autonomie und            sowie neue Mobilitätsdienste angebo­
tion und der Logistik mit niedrigeren       Fahrerassistenz in der Spitzengruppe zu           ten werden. Damit entwickelt sich
CO2-Emissionen in Zusammenarbeit mit        bleiben. Mitte des nächsten Jahrzehnts            Volks­wagen vom reinen Fahrzeug­­her­
einer gesellschaft­lichen Infrastruktur.“   wird erwartet, dass autonome Fahrzeuge            steller zum Mobilitätsanbieter. Mit
                                            ein Drittel der Produktion ausmachen.“            den Modellen der ID-Familie stellt das
AT TRAKTIVE AUTOS FÜR EINE                                                                    Unternehmen die Weichen für eine
SICH WANDELNDE GESELLSCHAF T                EINFACH ELEKTRISCH                                nachhaltige und sichere Zukunft und
Henrik Green, M. Sc., Senior Vice Presi­    Dr. Frank Welsch, Mitglied des Mar­               zeigt, dass klimaneutrale Mobilität
dent Forschung und Entwicklung, Volvo       kenvorstands Volkswagen, Volks­                   schon bald Realität sein wird.“
                                                                                                                                            9
Internationales Wiener Motorensymposium - bis 17. Mai 2019 - Internationales Wiener ...
AUSSTELLUNG | E XHIBITION

                                          Ausstellung: Stand von AVL (© ÖVK | Klaus Ranger)
                                             Exhibition: booth of AVL (© ÖVK | Klaus Ranger)

     Ausstellung: Stand von Volkswagen
                 (© ÖVK | Doris Kucera)
        Exhibition: booth of Volkswagen
                 (© ÖVK | Doris Kucera)

Ausstellung: Stand von Continental
(© ÖVK | Doris Kucera)
Exhibition: booth of Continental
(© ÖVK | Doris Kucera)

10
Ausstellung: Stand von Rotax (© ÖVK | Klaus Ranger)
        Exhibition: booth of Rotax (© ÖVK | Klaus Ranger)

 Ausstellung: Stand von Nemak
 (© ÖVK | Klaus Ranger)
 Exhibition: booth of Nemak
 (© ÖVK | Klaus Ranger)

    Ausstellung: Stand von Ricardo
            (© ÖVK | Klaus Ranger)
       Exhibition: booth of Ricardo
            (© ÖVK | Klaus Ranger)

Ausstellung: Stand von Schaeffler
          (© ÖVK | Klaus Ranger)
   Exhibition: booth of Schaeffler
          (© ÖVK | Klaus Ranger)

                             Ausstellung: Stand von Miba (© ÖVK | Klaus Ranger) | Exhibition: booth of Miba (© ÖVK | Klaus Ranger)

                                                                                                                                     11
TAGUNGSBERICHT WIener MotorensymposIum

Hybrid

Zur Senkung der CO2-Flottenemissionen
führt kein Weg an der Hybridisierung vorbei.
Von einfachen Lösungen wie Micro- oder                           48-V-Mild­hybrid-
                                                                 Antriebs­system des
Mildhybriden bis hin zu aufwendigen, am                          Volkswagen Golf
                                                                 (© ÖVK |
Stromnetz aufladbaren Plug-in-Hybriden                           Klaus Ranger)

wird ein breites Spektrum präsentiert.

48-V-MILDHYBRID -ANTRIEBS­                   tung der bestehenden Batterietechn­­o­       Antriebsstrang aus dem BMW-E-Baukas-
SYSTEM DES VOLKSWAGEN GOLF                   logie sowie der erneuten Steigerung          ten der sogenannten vierten Generation.
                                             der Zell­kapazität eine elektrische Reich-   Parallel dazu läuft die Entwicklung des
Dr.-Ing. Michael Zillmer von der Volks­      weite von bis zu 100 km bei gesteigerter     E-Baukastens für die fünfte Generation,
wagen AG präsentiert die Kombination         E-Maschinenleistung. Aufgrund der            die 2020 mit dem BMW iX3 beginnt –
von Verbrennungsmotor mit einem 48-V-        stufenlos variablen Drehmomentver­           dem ersten rein elektrisch angetriebenen
Riemen-Startergenerator zu einem Mild-       teilung Torque-on-Demand konnte das          Modell der Kern-Marke BMW. Sie leitet
hybrid (mHEV)-Antriebskonzept. Das 48-V-     Rekuperations­potenzial und damit die        die dritte Phase der Elektrifizierung ein,
mHEV-System entspricht einem Parallel-       Gesamteffizienz erheblich gesteigert         die Phase der Skalierung und Flexibili-
Hybridantrieb in sogenannter P0-Anord-       werden. In der Kompaktklasse wird            sierung in Architektur und Produktion.
nung. Die maximale generato­rische Leis-     die Hy­bridflotte durch die Front-Quer-
tung des 48-V-Riemen-Startergenerators       Bauweise erweitert. Das neu entwi-
beträgt 12 kW. Im motorischen Betrieb        ckelte Achtgang-Doppelkupplungs­
gibt er an die Kurbelwelle kurz­zeitig bis   getriebe wird hierbei um einen Hybrid-                               VORTR AGENDE
zu 9 kW und – abhängig der gewählten         triebkopf mit integrierter E-Maschine
Riemenübersetzung – bis zu 200 Nm            ergänzt. Die Kombination aus gesteigerter
Drehmoment ab. Neben der regulären           Batteriekapazität und geringer Fahrzeug-
12-V-Bordnetzbatterie verfügt der mHEV-      masse führt zu einer elektrischen Reich-
Antrieb dafür zusätzlich über eine 48-V-     weite von über 60 km. Der erweiterte
Batterie. Je nach Fahrweise kann mit         intelligente Eco-Assistent unterstützt bei
dem mHEV-System eine Kraftstoffmenge         einer verbrauchs­optimierten Fahrweise.                                 Dr.-Ing. M. Zillmer
im Bereich von 0,4 l auf 100 km einge-                                                                                  Volkswagen AG,
                                                                                                                Wolfsburg, Deutschland
spart werden. Darüber hinaus bietet die-
                                             BREITES PLUG-IN-HYBRID -
ses Antriebssystem durch elektrisches
                                             PORTFOLIO DER BMW GROUP
Boosten beim Anfahren ein deutliches
Plus an Dynamik sowie eine Komfortver-       Für Dipl.-Ing. Stefan Juraschek von
besserung beim Motorstart. Die Auswei-       der BMW Group sind Plug-in-Hybride
tung auf weitere Fahrzeugklassen und         (PHEV) vollwertige, elektrifizierte, hoch-
Konzernmarken wird positive Auswir­          flexible Fahrzeuge und damit bereits
kungen auf die Flottenwerte haben.           heute eine Alternative, um einen Groß-                               Dipl.-Ing. T. Gödecke
                                                                                                                            Daimler AG,
                                             teil der täglichen Wege CO2-emissions-                              Stuttgart, Deutschland
                                             frei zurückzulegen. Highlights der
DAIMLER EQ POWER
                                             PHEV-Weiterentwicklungen, die 2019
PLUG-IN-HYBRID
                                             auf den Markt kommen, sind der BMW
Dipl.-Ing. Tobias Gödecke, Daimler AG,       X5 xDrive45e und der BMW 745e. Beide
berichtet, dass die Mercedes-Benz            kombinieren einen Sechszylinder-Otto-
Hybridflotte der dritten Generation um       motor mit aktuellster E-Drive-Techno­
das Luxus-SUV-Segment sowie um die           logie, neuester Batterietechnik, damit
                                                                                                                Dipl.-Ing. S. Juraschek
Kompaktklasse erweitert wird. Das SUV-       erhöhter Speicherkapazität und erhöhter                                       BMW Group,
Segment erzielt mit einer Parallelschal-     Reichweite. Beide bedienen sich für den                            München, Deutschland

12
Wiener Motorensymp osium  TAGUNGSBERICHT

                                                          Komponenten und
                                                          Emissionskonzepte

                                                   Intelligente, mit dem Verbrennungsmotor interagierende und
                                                   auf ihn abgestimmte Komponenten wie Gleitlager und Emissions­
   Turboladerkatalysator von Continental Emitec    konzepte wie der Turboladerkatalysator tragen entscheidend zu
                         (© ÖVK | Klaus Ranger)
                                                   einem gesamt­optimalen Antriebssystem bei.

INTELLIGENTE GLEITLAGER                            dem Kurbeltrieb gesammelt und so ein          künftige Emissionsgrenzwerte einge­
IN DER MOTORENENTWICKLUNG                          Beitrag zur Betriebssicherheit des Verbren-   halten werden. Für ein aktives Tem­
                                                   nungsmotors geleistet werden. Die Ent-        peraturmanagement wird zudem eine
DipI.-Ing. Dr. Rainer Aufischer, Miba Bea-         wicklung und Validierung der Komponen-        elektrische Heizfunktion integriert.
ring Group, Miba Gleitlager Austria GmbH,          ten bis hin zur Erprobung im fertigen
stellt ein inte­lligentes Gleitlager vor, das in   Motor erfolgte in verschie­denen Umge-
                                                                                                 EMISSIONSVERHALTEN
einem multidisziplinären Verfahren unter           bungen. Das Basissystem mit drahtloser
                                                                                                 VON EURO -6B BIS
Einbindung von Sen­soren, Signalübertra-           Signal­über­tragung, adaptierten Tempera-
                                                                                                 6D -TEMP-DIESEL-PKW
gung und Daten­analyse erarbeitet wurde.           tursensoren und intelligentem Netzwerk
Damit sollen weitere Informationen aus             aus verschiedenen Informa­tionssystemen       Rod Williams, Shell, präsentiert für
                                                   zeigt gute Leistung und Robustheit. Die       Concawe eine laufende Studie zu Emis­
                                                   ersten geeigneten Systeme in Kombination      sionswerten von Diesel-Pkw für eine
                                                   mit dem intelligenten Lagersystem für den     Reihe von Testszenarien und Fahrzeugen.
VORTR AGENDE                                       Einsatz in Motoren liegen bereits seit dem    Sachgerecht kalibrierte, mit AGR und SCR
                                                   ersten Halbjahr 2019 vor.                     ausgestattete Dieselfahrzeuge sind in der
                                                                                                 Lage, in den Testzyklen NOx auf Euro-6d
                                                                                                 unterschreitende Werte zu beschränken.
                                                   TURBOLADERK ATALYSATOR
                                                                                                 Bei anspruchsvollen, verstopften, kalten,
                                                   Für die Continental Emitec GmbH prä-          städtischen Bedingungen beschränkte der
                                                   sentiert Dipl.-Ing. Rolf Brück den Turbo-     mit LNT als primäre NOx-Reduktionsein-
DipI.-Ing. Dr. R. Aufischer                        laderkatalysator, eine Kombination von        richtung ausgestattete, getestete Diesel-
Miba Bearing Group, Miba Gleitlager                Turbolader und Katalysatortechnologie.        Pkw, das NOx nach dem Kaltstart ausrei-
Austria GmbH, Laakirchen, Österreich
                                                   Dieser erlaubt einen extrem kompakten         chend. Die mit Harnstoff-SCR ausgerüste-
                                                   Aufbau eines neuen innovativen Kataly-        ten Fahrzeuge zeigten dagegen erst nach
                                                   satorsystems. Gleichzeitig steigert die       2 bis 3 min Aufwärmen eine gute Leis-
                                                   räumliche Verlagerung des Wastegate-          tung. Ein Vorteil bei der Kaltstart-NOx-
                                                   ventils und des Turbinenaustritts die         Minimierung durch die im Euro-6d-Temp-
                                                   Effizienz des Turboladers signifikant.        Fahrzeug eingesetzte PNA war ebenfalls
                                                   Im Hochlastpunkt führt eine perfekte          offensichtlich. Typische künftige Diesel-
Dipl.-Ing. R. Brück                                Vermischung der Wastegateströmung             nachbehandlungssysteme werden wahr-
Continental Emitec GmbH,
Lohmar, Deutschland
                                                   mit dem Hauptabgasmassenstrom aus             scheinlich von der Kombination von SCR
                                                   der Turbine zu einer Minderung der            mit LNT- und/oder PNA-Technologien
                                                   lokalen Spitzentemperaturen am Ring­          profitieren. Der Fortschritt durch die suk-
                                                   katalysator, wodurch das Lambda-              zessiven Teilstufen der Euro-6-Zertifizie-
                                                   1-Kennfeld erweitert werden kann.             rung führt nicht unbedingt zu möglichst
                                                   Durch die funktionsübergreifende Ent-         geringen Emissionen. In einigen Fällen
                                                   wicklung des Turboladerkatalysators           erfüllen OEMs möglicherweise unter
                                                   können alle Anforderungen an Turbo­           anderem die Euro-6d-Temp-spezifischen
R. Williams
Shell,                                             lader, Katalysatorsystem, Sensoren und        Anforderungen, anstatt die Emissionen
London, Großbritannien                             Motorsteuerung erfüllt und damit              zu minimieren.
                                                                                                                                        13
TAGUNGSBERICHT Wiener Motorensymposium

Neue Ottomotoren

Der Ottomotor wird langfristig immer stärker von elektrischen Kompo-
nenten unterstützt und seinen wesentlichen Anteil am Pkw-Antriebs-
strangportfolio beibehalten. Ziel ist es, CO2-Emissionen zu reduzieren.
                                                                                               9A2evo-Motor des neuen Porsche 911 (© ÖVK | Klaus Ranger)

SECHSZYLINDER-BOXERMOTOREN                      energie-Zündsystem, Direkteinsprit-            für niedrige Reibung und erhebliche
IM NEUEN PORSCHE 911                            zung und hoch-tumble Einlasskanälen            Gewichtsreduktion sind umgesetzt. Ein
                                                entwickelt. Dieses Brennverfahren ist          aktives Wärmemanagement sorgt für ziel-
Dipl.-Ing. Thomas Wasserbäch,                   in einem 2,0-l-Vierzylindermotor mit           gerichtete Kühlung. Das variable, multi-
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, stellt den         einem stu­fenlos variablen Ventilhub­          diskrete Tripower-Ventilhubsystem ermög-
neuen Sechszylinder-Turbomotor 9A2evo           system, einem Turbolader mit variabler         licht frühes Einlassschließen, Zylinder­
im Porsche 992 vor. Im Fokus steht die          Geometrie und einem 48-V-Kompressor            deaktivierung und hohen Ventilhub.
weitere Steigerung von Performance,             implementiert. Ein Abgasnachbehand-
Effizienz und Emotion. Eine weitere Leis-       lungssystem mit vollständiger RDE-Kon-
                                                                                               ELEKTRIFIZIERTE
tungssteigerung der B6-Turbomotoren auf         formität beinhaltet auch die Regelung
                                                                                               VERBRENNUNGSMOTOREN
111 kW/l konnte im Wesentlichen durch           der NOx-Emissionen und der Partikel­
                                                                                               FÜR VOLUMENHERSTELLER
Optimierung der Motorperipherie im              emissionen bis zu Durchmessern von
Bereich der Luftansaugung, der Abgas-           10 Nm. Die Mager-NOx-Reduktion wird            Dr. Matthias Alt, Opel Automobile GmbH,
führung und durch brennverfahrenssei-           durch einen NOx-Speicher-Katalysator           sieht den Hybridantrieb als Weiterent-
tige Maßnahmen erreicht werden. Ein             in Kombination mit einem nach­ge­              wicklung des klassischen Verbrennungs-
Entwicklungsschwerpunkt lag zusätzlich          schalteten SCR-System erreicht.                motors und nicht als Konkurrenz. Groupe
auf der Erfüllung aller marktspezifischen                                                      PSA wird in Europa in überschaubarer
Gesetzes­vorgaben mittels entsprechen-                                                         Zeit alle neuen Verbrennungsmotoren
                                                2,0-L-TURBOMOTOR
der Bauteildimensionierung und Opti­                                                           mit Elektromotoren kombinieren und
                                                VON GENERAL MOTORS
mierung der Katalysatorfunktionalitäten.                                                       optimieren. Die bisherige Entwicklung
Nach dem Drei-Wege-Katalysator kommt            Für General Motors stellt Kevin Luchansky      zu turboauf­geladenen direkteinspritzen-
nun erstmalig im Sportwagen 911 ein             einen neu entwickelten Ottomotor der           den Motoren mit Miller-Brennverfahren
Partikelfilter zum Einsatz.                     leichten Full-Line-Baureihe vor. Hierbei       ist dabei eine gute Wahl für elektrifizierte
                                                gibt es sechs effizienzrelevante Kernbau-      Motoren. Das Unternehmen wird die
                                                steine, die branchenführende CO2-Emissio-      Drei- und Vierzylinder-Turbomotoren mit
MAGER-OTTOMOTOR FÜR
                                                nen und Fahrleistungen liefern: Das            Fokus auf elek­trifizierte Antriebsstränge
REDUZIERTE CO 2 -EMISSIONEN
                                                Brennverfahren mit hoher Ladungsbewe-          weiterentwickeln. Mit diesen elektrifizier-
Dr. Richard Osborne, Ricardo, präsen-           gung ermöglicht mit 91 RON-Kraftstoff 22       ten Antriebsaggregaten und reinen BEV-
tiert einen aufgeladenen Ottomotor mit          bar effektiven Mitteldruck. Der integrierte    Antrieben wird Groupe PSA weiterhin ein
Direkteinspritzung, der CO2-Emissionen          Auspuffkrümmer und der Dual-Volute-            großes Angebot an effizienten und saube-
reduzieren soll. Dazu wurde ein mager-          Turbolader liefern das Spitzendrehmo-          ren Fahrzeugen für alle Kunden weltweit
homogenes Brennverfahren mit Hoch-              ment schon ab 1500/min. Technologien           anbieten können.

            VORTR AGENDE

         Dipl.-Ing. T. Wasserbäch                      Dr. R. Osborne                      K. Luchansky                             Dr. M. Alt
       Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG,                           Ricardo,                   General Motors,               Opel Automobile GmbH,
            Weissach, Deutschland     Shoreham-by-Sea, Großbritannien                   Pontiac, MI, USA             Rüsselsheim, Deutschland

14
Wiener Motorensymp osium TAGUNGSBERICHT

                                                           E-Antriebe

                                                  Die vorgestellten neuen Fahrzeuge und die ambitionierten Strategien
                                                  der Automobilhersteller zur Diversifizierung der Elektroflotte stellen
                                                  auch höchste Herausforderungen an die notwendige Ladeinfrastruk-
                                                  tur und das Stromnetz.
         Neuer modularer E-Antriebs-Baukasten
         von Volkswagen (© ÖVK | Klaus Ranger)

FAHR- UND LADEVERHALTEN                           Hinterachsantrieb im MEB besteht aus           fünf Rekuperationsmodi ermöglichen
VON GM-ELEKTROFAHRZEUGEN                          einer hocheffizienten permanenterregten        eine indi­v iduelle Konfiguration des
                                                  Synchronmaschine, einem reibungsopti-          elektrischen Antriebs von extrem sport-
Matthew Tobin, General Motors Com-                mierten Einganggetriebe und einem an           lich bis hin zu optimal verbrauchseffizi-
pany, berichtet, dass die Elektrofahr-            die E-Maschine angebauten hochkom-             ent. Der EQC trägt an Vorder- und Hin-
zeuge (EV und PHEV) des Unterneh-                 pakten Pulswechselrichter. In Verbin-          terachse je einen elektrischen Antriebs-
mens bisher über 6 Milliarden km                  dung mit der Lithium-Ionen-Hochvolt­           strang mit Asynchronmaschine.
zurückgelegt haben. Mit Onstar wurden             batterie stellt der E-Antrieb im neuen
Nutzungsdaten von mehr als 100.000                Volkswagen ID ein maximales Dreh­
                                                                                                 LADEINFRASTRUKTUR FÜR
Fahrzeugen über einen Zeitraum von                moment von 310 Nm und eine maxi-
                                                                                                 BATTERIEELEKTRISCHE FAHRZEUGE
zwei Jahren analysiert. Tobin zeigt die           male Leistung von 150 kW bereit. Für
Auswertungen zum Fahrverhalten des                Allradantriebe steht zusätzlich ein koa­       Dr. Werner Tober, Technische Univer­
Chevrolet-Bolt-EV mit großer Reichweite           xialer E-Antrieb für die Vorderachse           sität Wien, untersucht im Hinblick auf
und zwei Generationen der Chevrolet               zur Verfügung.                                 steigende BEV-Bestände die erforder­
Volt-Elektrofahrzeuge mit erweiterter                                                            liche Ladeinfrastruktur. Bis 2030 wird
Reichweite. Zusätzlich vergleicht er                                                             ein BEV-Bestand von 11 % beim Pkw
                                                  MERCEDES-BENZ EQC
anhand von Standardmetriken das                                                                  und 6,5 % beim leichten Nutzfahrzeug
Ladeverhalten der Kunden zwischen                 Jürgen Schenk, Daimler AG, stellt mit          erwartet. Deren Ladevorgänge erzeu-
Bolt-EV und Volt und abschließend das             dem EQC das erste Elektrofahrzeug              gen eine Spitzenlast von 1,1 GW. Das
elektrische Fahren von Gen1- und Gen2-            aus einer neuen Epoche vor. Das Fahr-          entspricht 11 % der derzeitigen Spitzen-
Volt sowie die Batterieausnutzung.                zeug besitzt einen 300-kW-Allradan-            last. Der zusätzliche Energiebedarf im
                                                  trieb mit 765 Nm Drehmoment und                Jahr 2030 beträgt 2,2 TWh beziehungs-
                                                  einer intelligenten Drehmomentver­             weise 3,2 % des derzeitigen Bedarfs.
MODULARER E-ANTRIEBS-
                                                  teilung für optimale Agilität in allen         Die Untersuchung typischer lokaler Ver-
BAUK ASTEN VON VOLKSWAGEN
                                                  Fahrsituationen bei gleichzeitiger             teilernetzmodelle zeigt, dass bis 2030
Dr. rer. nat. Karsten Bennewitz, Volks-           Optimierung des Verbrauchs durch               keine unzulässigen Überschreitungen in
wagen AG, präsentiert die Antriebssys-            Kennfeldoptimierer. Die Lithium-               einem typischen Netz und daher keine
teme im Modularen Elektrifizierungs-              Io­nen-Batterie aus eigener Produk-            Netzerweiterungsmaßnahmen zu erwar-
Baukasten (MEB), dessen Komponenten               tion mit 80 kWh speicherbarer Energie          ten sind. In 2030 werden rund 860.000
den Aufbau unterschiedlich elektrifizier-         kann mit 110 kW DC schnell geladen             Ladestellen benötigt, wodurch sich Kos-
ter Antriebssysteme für Elektrofahr-              werden. Die fünf Fahrprogramme für             ten von 6,1 Milliarden Euro ergeben,
zeuge ermöglichen. Der achsparallele              individuelle Fahreigenschaften und             also 9800 Euro pro Fahrzeug.

VORTR AGENDE

M. Tobin                             Dr. rer. nat. K. Bennewitz         J. Schenk                           Dr. W. Tober
General Motors Company,              Volkswagen AG,                     Daimler AG,                         Technische Universität Wien,
Detroit, MI, USA                     Wolfsburg, Deutschland             Stuttgart, Deutschland              Wien, Österreich

                                                                                                                                           15
TAGUNGSBERICHT Wiener Motorensymp osium

Low Emission

Optimierte Komponenten und Betriebsstrategien führen in Kombina-
tion mit dem Emissionsstandard Euro-6d zu einer deutlich besseren
Luftqualität in den europäischen Städten, ohne den Kraftstoffver-
brauch zu kompromittieren.
                                                                                      Neues GDi-System von Delphi Technologies
                                                                                      (© ÖVK | Klaus Ranger)

GDI-SYSTEM VON                             sind so gewählt, dass nur mäßige           Fahrbedingungen zu überprüfen. Die an-
DELPHI TECHNOLOGIES                        Mehrkosten entstehen. Elemente wie         gepasste Systemkalibrierung zielt darauf
                                           die doppelte Adblue-Dosierung werden       ab, weitere Komponenten zu berücksich­
Für Delphi Technologies präsentiert        bereits für die Markteinführung vor­       tigen, und erlaubt es, während der Tests
Dr. techn. Walter F. Piock ein neues       bereitet. Die Fortschritte gehen nicht     in der Stadt (28 bis 47 mg/km) und auf
GDi-System für Kraftstoffdrücke bis zu     zu Lasten des grundsätzlichen Ver-         der Autobahn (3 bis 63 mg/km) eine
600 bar. Am Injektor wurden festigkeits-   brauchsvorteils des Diesel-Antriebs-       hohe DeNOx-Umwandlungseffizienz von
bedingte Modifikationen durchgeführt.      strangs, sodass der Verbrauchseinfluss     über 84 % zu erreichen. Die CO2-Emissi-
Durch Optimierung des magnetischen         aller Emissionierungsmaßnahmen in          onen steigen aufgrund des aktiven Wär-
Pfads konnte bei identischen Außen­        einem gemischten Kundenprofil klein        memanagements an, bleiben jedoch bei
abmessungen die elektrische Energie­­an­   ist. Zielvision sind zukunftsfähige Die-   den WLTC- und RDE-Tests unter 3 %.
forderung unverändert belassen werden.     sel- und Ottomotoren-Antriebsstränge
Die Einkolben-Hochdruckpumpen­tech­        mit „Near-Zero Air Quality Impact“.
nologie ist an die höheren Drücke          Zudem zeigt Kufferath, dass das vorran-
festigkeitsmäßig angepasst. Um dem         gige Ziel der Euro-6d-RDE-Regulierung,
Bedarf an hohem volumetrischen             mindestens 95 % des Fahrens abzubil-                                 VORTR AGENDE
Lie­fergrad bei niedrigen Drehzahlen       den, in den maßgeblichen Teilen erreicht
und hohen Drücken gerecht zu werden,       worden ist. Damit wird Euro-6d zur
wurde eine interne Dichtung einge-         deutlichen Verbesserung der Luftqualität
führt. Zusätzlich zu den hydraulischen     in den europäischen Städten beitragen.
Komponenten wurden auch die Steue-
rungshardware und -software weite­r-
                                           DIESEL-ANTRIEBSSTRANG
entwickelt, um die gesteigerte Ein­                                                                           Dr. techn. W. F. Piock
                                           VON AECC
spritzgenauigkeit über die Fahrzeug­                                                                            Delphi Technologies,
                                                                                                             Bascharage, Luxemburg
lebensdauer zu garantieren. Die Motor­     Der Fokus von Dr. Joachim Demuynck,
ergebnisse unterstreichen das Potenzial    AECC, liegt auf der optimierten Inte­
einer weiteren Erhöhung des Kraftstoff-    gration eines LNT- und Dual-SCR-
drucks, um den Ottomotor noch saube-       Nachbehandlungssystems sowie eines
rer und effizienter zu machen.             48-V-Mildhybrid mit einem LP- und HP-
                                           AGR-Dieselmotor. Neben der Drehmo-
                                           mentunterstützung und der Rekupera-
DIESEL-ANTRIEBSSTRANG                                                                                           Dr.-Ing. A. Kufferath
                                           tion der Bremsenergie wurde das Hybrid-
VON BOSCH                                                                                                       Robert Bosch GmbH,
                                           system verwendet, um vorübergehende                                 Stuttgart, Deutschland
Dr.-Ing. Andreas Kufferath, Robert Bosch   NOx-Peaks während der Beschleunigun-
GmbH, analysiert an einem Versuchs-        gen zu minimieren und die fette Spülung
fahrzeug, welche weiteren Reduktionen      bei der LNT-Regeneration zu ermögli-
der Stickoxide auch unter anspruchsvol-    chen. Die modellbasierte Steuerung der
len Fahr- oder Umgebungsbedingungen        SCR-Komponenten erlaubt hohe DeNOx-
erreicht werden können. Gegenüber          Wirkungsgrade ohne NH3-Schlupf. Es
dem vorherigen Stand konnten noch-         wurden verschiedene Emissionstests
                                                                                                                    Dr. J. Demuynck
mals deutliche Verbesserungen erzielt      durchgeführt, um die Robustheit der                                                AECC,
werden. Die Hardwareoptimierungen          NOx-Kontrolle bei unterschiedlichen                                      Brüssel, Belgien

16
Wiener Motorensymp osium TAGUNGSBERICHT

                                                                 Brennstoffzelle
                                                          Der immer breitere Einsatzbereich der Brennstoffzelle, speziell bei
                                                          Schwerlastanwendungen mit hohen Anforderungen hinsichtlich Leis-
                                                          tung, Nutzlast und Reichweite, führt zu einer massiv beschleunigten
                                                          Entwicklung mit neuen systematischen Prozessen, Methoden und
                                                          Werkzeugen.
Brennstoffzellenfahrzeug der AVL (© ÖVK | Doris Kucera)

   BRENNSTOFFZELLENSYSTEME                                lensystems folgt der Logik der Ent­        Doppel­systemen für leistungsstarke
   UND STACKS                                             wicklung von kon­ventionellen Antriebs-    Anwen­dungen. Mit dem bereits
                                                          systemen und findet meistens nach          erfolgreich umgesetzten modularen
   Dipl.-Ing. Juergen Rechberger, AVL List                einem V-Prozess statt. Fahrzeuganforde-    Ansatz bereitet sich die Daimler AG
   GmbH, präsentiert die Herausforde­                     rungen werden heruntergebrochen bis        auf eine breite Einsetzbarkeit der
   rungen bei der Entwicklung von                         auf die Kom­ponentenebene und durch        Brennstoffzellen­technologie vor, um
   Brennstoffzellensystemen und Stacks.                   entsprechende Auslegung der Kom­           maximal flexibel auf die jeweiligen
   AVL hat einen Serienentwicklungs­                      ponente in ein Design überführt. In        Marktanforderungen reagieren zu
   prozess für Brennstoffzellen etabliert                 den letzten Jahren wurde speziell ein      können.
   und beträchtliche Ressourcen in Simu­                  hoch­dynamischer Systemteststand
   lations- und Test­lösungen investiert.                 für Brennstoffzellen entwickelt, mit
                                                                                                     BRENNSTOFFZELLEN- ODER
   Die Entwicklung eines Brennstoffzel­                   inte­g rierter Klimakammer, Medien­
                                                                                                     BATTERIEANTRIEBSSYSTEME?
                                                          konditionierung und vereinfachter
                                                          Höhen­simulation. Dieser Prüfstand         Nach William H. Pettit, BS, ist
                                                          erlaubt hoch­dynamische Prüfläufe          General Motors seiner Vision „Zero
   VORTR AGENDE                                           von Brenn­stoffzellen­systemen,            Crashes, Zero Emissions and Zero
                                                          gekoppelt an eine HiL-Fahrzeugsimu­        Congestion“ verpflichtet. Batterieelek­
                                                          lation unter möglichst realitätsnahen      trische Fahrzeuge bieten hohe Effizi-
                                                          Umweltbedingungen.                         enz und Leistung. Einige Anwendun-
                                                                                                     gen erfordern jedoch größere Reich­
                                                                                                     weiten und kürzere Tankzeiten. Daher
                                                          MODULARE BRENNSTOFF­
                                                                                                     umfasst ein vollständiges elektrifizier-
                                                          ZELLENAGGREGATE
   Dipl.-Ing. J. Rechberger                                                                          tes Portfolio auch die Brennstoffzellen-
   AVL List GmbH, Graz, Österreich                        Prof. Dr. rer. nat. Christian Mohrdieck,   technologie. Diese beiden Antriebs­
                                                          Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH,              systemelemente ergänzen sich und
                                                          Daimler, spricht über modulare Brenn-      können so konfiguriert werden, dass
                                                          stoffzellenaggregate für Pkw und Nfz       der Kundennutzen maximiert wird.
                                                          sowie stationäre Anwendungen. Der-         Die nahtlose Kom­bination dieser Tech-
                                                          zeit wird ein modularer Entwicklungs-      nologien bietet ein außergewöhnliches
                                                          ansatz verfolgt, der schnell und flexi-    Fahrerlebnis in Bezug auf Leistung,
   Prof. Dr. rer. nat. C. Mohrdieck                       bel auf neue Applika­t ionen reagieren     Reichweite, akzeptable Betankungs-/
   Daimler-Konzern, Mercedes-Benz                         kann und dabei hilft, Entwicklungs-        Ladezeit, Effizienz und verschiedene
   Fuel Cell GmbH, Kirchheim unter
   Teck/Nabern, Deutschland
                                                          und Produktkosten selbst bei geringen      Ebenen der autonomen/interaktiven
                                                          Stückzahlen zu senken. Dieser modu-        Fähig­keiten. Pettit spricht einige
                                                          lare Ansatz basiert darauf, eine mög-      Kernpunkte der Dimensionierung von
                                                          lichst hohe Gleichheit in verschiedenen    Batterie- und Brennstoff­zellenelemen­
                                                          Aggregaten zu erzielen, also nach Mög-     ten fortschrittlicher Antriebssysteme
                                                          lichkeit gleiche Sys­temarchitekturen,     für eine Reihe von Anwendungen an,
                                                          gleiche Basistech­nologien, ein Maxi-      einschließlich großer Nutzfahrzeuge.
                                                          mum an Gleichteilen und nicht zuletzt      Die Auswirkungen auf die Betriebs­
   W. H. Pettit, BS
   General Motors Company,                                die modulare Nutzung von Aggregaten,       kosten und die Infrastrukturreife
   Pontiac, MI, USA                                       zum Beispiel das Verschalten zu            werden diskutiert.
                                                                                                                                            17
TAGUNGSBERICHT Wiener Motorensymposium

                                                                                      Bosch zeigt Komponenten für Dieselmotoren mit
                                                                                      Abgasnachbehandlungssystem (© ÖVK | Klaus Ranger)

Neue Dieselmotoren
Moderne Dieselmotoren erfüllen durch innovative Brennverfahren
und Abgasnachbehandlungssysteme den Emissionsstandard Euro-6d
nach WLTP und RDE. Zur Steigerung der Dynamik werden 48-V-Mild-
hybrid-Systeme und elektrisch angetriebene Verdichter zunehmend
eingesetzt.

MILDHYBRID -KONZEPT                        Das Gewicht konnte durch den Alumini-      und Ölkreislaufs, Maßnahmen im Kur-
MIT VOR-TURBO -ABGAS­                      umzylinderblock stark verringert wer-      beltrieb, bis zu 2500 bar Einspritzdruck
NACHBEHANDLUNG                             den. Die 2200-bar-Kraftstoffeinspritzung   und Opti­m ierungen des Brennverfah-
                                           zeigt in Verbindung mit der neu entwi-     rens steigern Leistung und Effizienz
Für die FEV Europe GmbH untersucht         ckelten spritzgeteilten Brennkammer        wesentlich. Ein kombiniertes Nieder-
Dr.-Ing. Markus Schönen simulativ das      reduzierte Roh-PM-Emissionen. Durch        druck- und Hochdruck-Abgasrückfüh-
Potenzial eines vor dem Turbolader         Optimierung des Turboladers wurden         rungssystem, in Ver­bindung mit der
angeordneten Abgasnachbehandlungs-         Aufladung und Abgasexpansionseffi­         motornahen Abgas­­nachbehandlung
systems (PT-AGN) zur Verringerung der      zienz erhöht. Das Dual-Loop-AGR-Sys-       (NOx-Speicherkata­lysator und Diesel­
Schadstoff- und CO2-Emissionen. Paral-     tem mit kugelgelagertem Turbolader         partikelfilter mit SCR-Beschichtung),
lel dazu wird ein PT-AGN-System in         wurde zur Erfüllung der neuen Abgas-       trägt auf hoch­effiziente Weise zur
Kombination mit einem 48-V-System          norm und zur Verbesserung des Tran­        Reduzierung der Emissionen bei.
mit RSG und E-ATL in ein Fahrzeug inte­    sientverhaltens im Fahrzeugfahrmodus
griert. Bei der Rekuperation zeigen sich   eingesetzt. Es wurde ein motornaher
Vorteile für den RSG im Vergleich zum      Dieselpartikelfilter mit magerem NOx-
E-ATL. Der Einfluss des Pre-Turbine-       Speicherkatalysator und Harnstoff-SCR
Katalysatorvolumens auf den Mehrver-       angewendet. Die wichtigsten techni-                                 VORTR AGENDE
brauch ist vergleichsweise gering. Auf     schen Entwicklungen sind eine Steige-
dieser Basis wurde eine Auslegung des      rung der Leistung um 4 %, eine um
Abgasnachbehandlungssystems, der Sys-      6 % verbesserte Leistungsdichte sowie
temkomponenten und der Betriebsstrate-     eine Verbesserung des Kraftstoffver-
gie durchgeführt. Als Randbedingung        brauchs um 6 % bei Erfüllung von
dient ein Euro-7-Szenario mit den Grenz-   Euro-6d-WLTC und zweiter RDE-Stufe.
werten 35 mg/km NOX, 50 mg/km HC                                                                                Dr.-Ing. M. Schönen
und 500 mg/km CO bei einem CF von 1.                                                                             FEV Europe GmbH,
                                           3,0-L-V6-TDI- GEN.3-MOTOR                                           Aachen, Deutschland
Als Ziellayout konnte ein 1,0 l DOC mit
                                           MIT ELEKTRISCHEM VERDICHTER
HD-AGR nach DOC, ein 1,0 l LT-SCR in
Kombination mit einem 2,0 l SDPF und       Dipl.-Ing. (FH) Thomas Reuss, Audi AG,
anschließendem 5,0 l UB-SCR nach           stellt den neuen 3,0-l-V6-TDI-Gen.3 mit
Turbolader identifiziert werden. Dieses    elek­t risch angetriebenem Verdichter
System erreicht in allen Zyklen, mit       (EAV) vor, den Nachfolger des 3,0-l-V6-
Ausnahme von BAB-160, die gesetzten        TDI-Biturbo. Die Kombination aus ein-
Zielemissionen.                            stufiger Abgasturboaufladung mit EAV                                     J. Chun, M. Sc.
                                                                                                               Hyundai Motor Group,
                                           und 48-V-Mildhybrid-System erlaubt eine                              Namyang, Südkorea
                                           dynamischere Kraftentfaltung über den
2,2-L-VIERZYLINDERDIESELMOTOR
                                           gesamten Drehzahlbereich. Ergebnisse
Jerok Chun, M. Sc., Hyundai Motor          der Weiterentwicklung dieser V6-TDI-
Group, präsentiert den neuen Hyundai-      Motorengeneration sind die Erfüllung
Kia 2,2-l-Vierzylinderdieselmotor Smart-   der neuen Zulassungsbedingungen
stream D2.2 FR. Das Motordesign kann       nach WLTP und RDE mit der Emissions-
auf Drei- und Sechszylinder-Konzepte       norm Euro-6d-Temp, eine hohe Effizienz
                                                                                                            Dipl.-Ing. (FH) T. Reuss
erweitert werden. Im Motor wurde der       und ein herausragendes Anfahrverhal-                                             Audi AG,
Bohrungsabstand signifikant reduziert.     ten. Die Weiterentwicklung des Kühl-                            Neckarsulm, Deutschland

18
Sie können auch lesen