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TEILHABEATLAS DEUTSCHLAND Ungleichwertige Lebensverhältnisse und wie die Menschen sie wahrnehmen Teilhabeatlas Deutschland 87
Über das Berlin-Institut Wüstenrot Stiftung Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein Die Wüstenrot Stiftung arbeitet ausschließlich und unmittelbar unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und gemeinnützig in den Bereichen Denkmalpflege, Wissenschaft, globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut Forschung, Bildung, Kunst und Kultur. Zwei Aufgaben stehen im wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Mittelpunkt aller Aktivitäten der Wüstenrot Stiftung: der richtige Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu Umgang mit kulturellem Erbe und die Suche nach Wegen, wie schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die sich unser Gemeinwesen den Herausforderungen der Zukunft Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer stellen kann. Als operativ tätige Stiftung initiiert, konzipiert und und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten. In seinen realisiert die Wüstenrot Stiftung selbst Projekte und fördert dar- Studien, Diskussions- und Hintergrundpapieren bereitet das über hinaus die Umsetzung herausragender Ideen und Projekte Berlin-Institut wissenschaftliche Informationen für den politi- anderer Institutionen durch finanzielle Zuwendungen. schen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Newsletter Weitere Informationen finden Sie unter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter www.berlin-institut.org. www.wuestenrot-stiftung.de Unterstützen Sie die unabhängige Arbeit des Berlin-Instituts Das Berlin-Institut erhält keinerlei öffentliche institutionelle Unterstützung. Projektförderungen, Forschungsaufträge, Spenden und Zustiftungen ermöglichen die erfolgreiche Arbeit des Instituts. Das Berlin-Institut ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden und Zustiftungen sind steuerlich absetzbar. Im Förderkreis des Berlin-Instituts kommen interessierte und engagierte Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen zusam- men, die bereit sind, das Berlin-Institut ideell und finanziell zu unterstützen. Informationen zum Förderkreis finden Sie unter www.berlin-institut.org/foerderkreis-des-berlin-instituts.html Bankverbindung: Bankhaus Hallbaum IBAN DE50 2506 0180 0020 2864 07 BIC/SWIFT HALLDE2H 88 Teilhabeatlas Deutschland
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung TEILHABEATLAS DEUTSCHLAND Ungleichwertige Lebensverhältnisse und wie die Menschen sie wahrnehmen
Impressum Originalausgabe August 2019 ©Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung & Wüstenrot Stiftung Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugs weise Verwertung bleibt vorbehalten. Herausgegeben von Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Schillerstraße 59 10627 Berlin Telefon: (030) 22 32 48 45 Telefax: (030) 22 32 48 46 E-Mail: info@berlin-institut.org www.berlin-institut.org Wüstenrot Stiftung Die Autoren: Hohenzollernstr. 45 71630 Ludwigsburg Frederick Sixtus, 1983, Magister in Soziologie an der Universität Telefon: (07141) 16 75 65 00 Potsdam und der Technischen Universität Berlin. Wissenschaftlicher Telefax: (07141) 16 75 65 15 Mitarbeiter am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. E-Mail: info@wuestenrot-stiftung.de www.wuestenrot-stiftung.de Manuel Slupina, 1979, Diplom in Volkswirtschaftslehre an der Univer- sität zu Köln. Ressortleiter Demografie Deutschland am Berlin-Institut Das Berlin-Institut finden Sie auch bei Facebook und Twitter für Bevölkerung und Entwicklung. (@berlin_institut). Sabine Sütterlin, 1956, Diplom in Naturwissenschaften an der ETH Clusteranalyse: Theresa Damm, Lena Reibstein Zürich. Freie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berlin-Institut für Interviews: Sabine Sütterlin, Frederick Sixtus, Manuel Slupina, Bevölkerung und Entwicklung. Julia Amberger, Rebaz Ahmad Recherche: Matthias Auer, Lilly-Allegra Hickisch Julia Amberger, 1986, Master in Journalismus an der Universität Leip- Lektorat: Alisa Kaps zig. Freie Journalistin und Autorin für Deutschlandfunk, Arte, FAS und stern in Berlin. Design und Layout: Jörg Scholz (www.traktorimnetz.de) Korrekturen: Christina Ohmann (www.christinaohmann.de), Dr. Reiner Klingholz, 1953, Promotion im Fachbereich Chemie an der Jan Hendrik Schulz Universität Hamburg, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung Druck: Laserline Berlin und Entwicklung. Einige thematische Landkarten wurden auf Grundlage des Programms EasyMap der Lutum+Tappert DV-Beratung GmbH, Bonn, erstellt. Das Berlin-Institut und die Wüstenrot Stiftung danken allen Interview- partnern und den Teilnehmern an den Gruppendiskussionen. ISBN: 978-3-946332-52-7
INHALT Vorwort: Zwischen Gerechtigkeit und Gleichmacherei.......................................................4 Das Wichtigste in Kürze......................................................................................................6 1. Mehr Heimat für Abgehängte?.........................................................................................8 1.1 Gestiegenes Interesse........................................................................................................................8 1.2 Gleiche Chancen für alle?.................................................................................................................10 1.3 Gibt es abgehängte Regionen in Deutschland?............................................................................11 1.4 Stadt, Land, Kluft..............................................................................................................................15 1.5 Unterschiede auch zwischen Nord, Süd, Ost und West..............................................................19 1.6 In der Abstiegsfalle.......................................................................................................................... 26 1.7 Anderer Wohnort – weniger Teilhabe und anderes Wahlverhalten?........................................ 29 1.8 Stimmt das Lebensgefühl vor Ort mit der Faktenlage überein?.................................................31 2. Die Befragung: Wahrnehmung und Wirklichkeit...........................................................32 2.1 Reisen in unterschiedliche Regionen.............................................................................................33 2.2 „Heimatgefühle“ in Stadt und Land.............................................................................................. 34 2.3 Wo es mit der Versorgung hapert...................................................................................................37 2.4 Reicht das Einkommen?...................................................................................................................47 2.5 Demografische Veränderungen......................................................................................................53 2.6 Gestaltungsspielräume................................................................................................................... 59 2.7 Perspektiven.....................................................................................................................................69 3. Fazit..............................................................................................................................74 4. Was tun?.......................................................................................................................77 Methodische Anmerkungen............................................................................................. 80 Quellen.............................................................................................................................82
ZWISCHEN GERECHTIGKEIT UND GLEICHMACHEREI Als die Mütter und Väter des Grundgesetzes Trotzdem gab es auch damals erhebliche re- Gesellschaftliche Teilhabe – 1949 in Artikel 72 erstmals von einer „Ein- gionale Unterschiede und es war immer klar, Anspruch und Wirklichkeit heitlichkeit der Lebensverhältnisse“ spra- dass sich einheitliche Lebensverhältnisse chen, hatten sie ein klares Ziel vor Augen: Die nicht definieren und folglich auch nicht ein- Diese Studie zeigt, wie gut oder schlecht es großen Unterschiede zwischen ländlichen, klagen lassen. Artikel 72 formulierte nämlich um die Möglichkeiten einer gesellschaftli- strukturschwachen Gebieten und den Städten gar kein Ziel, sondern ermächtigte den Bund chen Teilhabe in Deutschland bestellt ist. in wirtschaftsstarken Räumen sollten mög- lediglich zu einem Eingriff in das grundsätz- Diese lässt sich, im Gegensatz zur Gleich- lichst minimiert werden. Zwar lagen damals lich bestehende Gesetzgebungsrecht der wertigkeit, anhand von objektiv messbaren viele der Zentren noch in Schutt und Asche, Länder, wenn die Herstellung einheitlicher Kriterien definieren: Wie viel Geld haben die aber es war klar, dass dort bald wieder die Lebensverhältnisse im „gesamtstaatlichen“ Haushalte im Schnitt zur Verfügung? Welche wichtigsten Unternehmen und die meisten Interesse lag. finanziellen Spielräume haben die Kommu- Arbeitsplätze entstehen würden. nen, um eine Kita oder ein Schwimmbad zu Dass Artikel 72 dennoch zu hohe Erwar- betreiben? Wie einfach lassen sich Apotheke, Wirtschaftswunder und Bevölkerungswachs- tungen setzte, wurde spätestens nach der Supermarkt oder Oberschule erreichen? tum machten es in der Nachkriegszeit leicht, Wiedervereinigung klar. Die neuen Bundes- Und können die Menschen zügig im Internet für einen regionalen Ausgleich zu sorgen. Ent- länder waren deutlich dünner besiedelt als surfen oder müssen sie in der digitalen Wüste wicklungsprogramme wie der „Emslandplan“ die alte BRD, verloren hunderttausende von leben? oder das „Förderprogramm für die Gebiete Arbeitsplätzen und ihnen kehrten die Men- der Zonengrenze“ brachten Subventionen für schen in hellen Scharen den Rücken. Deshalb Das Ergebnis der Teilhabeanalyse ist eine entlegene Gebiete, der Bundesfernstraßen- reduzierte die Politik 1994 ihre Vorstellungen Landkarte (siehe S. 12), die zeigt, wo die gut bau erschloss das ganze Land. Später kamen mit einer Grundgesetzänderung und sprach bis sehr gut versorgten Regionen liegen und Eigenheimzulage und Pendlerpauschale fortan nur noch von einer „Gleichwertigkeit wo sich die Menschen mit unterdurchschnitt- hinzu und sorgten dafür, dass sich die Sied- der Lebensverhältnisse“. Dieser Begriff ist lichen Teilhabechancen zufriedengeben müs- lungen – und damit der Wohlstand – immer allerdings noch unkonkreter und schwammi- sen. Wie groß dabei die Unterschiede sein weiter über das Land ausbreiteten. Die ger als sein Vorläufer. können, lässt sich an der durchschnittlichen Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse war Lebenserwartung ablesen, dem vermutlich ein Konstrukt der alten Bundesrepublik, die Die Gleichwertigkeit ist eine Art Container, besten Querschnittsindikator für gute Da- nichts als Wachstum kannte. in den jeder hineinstecken kann, was er seinsbedingungen: Sie variiert zwischen dem will: Hier fährt die U-Bahn im Fünf-Minuten- vom Strukturwandel gebeutelten südwest- Takt und der Facharzt ist um die Ecke, dort pfälzischen Pirmasens und dem gesättigten herrscht Ruhe und der Blick schweift ins bayerischen Starnberg um sage und schreibe weite, leere Land. Beides hat seinen Wert, sechs Jahre. Gleichwertige Lebensbedingun- aber ist es von „gleichem Wert“? Entschädigt gen sehen sicher anders aus. die Weite dafür, dass kein Bus mehr fährt und der nächste Laden ohne eigenes Auto uner- Die eigentliche politische Frage bei der Be- reichbar ist? Spätestens, wenn eine Ungleich- urteilung von Gleichwertigkeit ist allerdings wertigkeit zu existenziellen Nachteilen führt, weniger, was die Menschen an Möglichkeiten wenn sich die Frage stellt, ob der Notarzt vorfinden, sondern wie sie sich dabei fühlen. nach dem Schlaganfall in 5 oder in 30 Minu- ten vor Ort ist, wird klar, dass Gleichwertig- keit keine beliebige Gleichung ist, in der sich alles miteinander verrechnen lässt. 4 Teilhabeatlas Deutschland
Sind sie in peripheren, ländlichen Gebieten Kann eine Kommission für mehr populistischen Parolen für die Abgehängten zufrieden damit, dass die Freizeitangebote Gleichwertigkeit sorgen? stark macht und in vielen benachteiligten Re- zwar begrenzt sind, ihnen dafür aber die gionen eine erhebliche Zahl von Wählerstim- Hektik und der Stau der Großstädte erspart Interessanterweise hat sich die Politik in men einsammelt, ist zu bezweifeln. Denn wer bleibt? diesem hochkomplexen Geflecht aus Chan- Gleichwertigkeit predigt, muss dann auch cen und Ansprüchen, aus Wirklichkeit und liefern. Sonst sind Enttäuschungen program- Um der gefühlten, subjektiven Gleichwertig- Wunschvorstellungen entschlossen, eine miert, weil viele der geweckten Erwartungen keit auf den Grund zu gehen, haben wir im Kommission einzusetzen, die für mehr Gleich- unerfüllt bleiben. zweiten (und spannenderen) Teil der Studie wertigkeit der Lebensverhältnisse sorgen 15 Regionen besucht, die exemplarisch für soll. Diese Kommission spiegelt die unglei- Besser wäre es, regionale Unterschiede, die ein bestimmtes Maß an Versorgungsicherheit chen Lebensverhältnisse in Deutschland gut sich beim besten Willen nicht beseitigen las- stehen: vom wohlhabenden fränkisch-schwä- wider, denn in ihr sitzen verschiedene Bun- sen, zu akzeptieren und die natürliche Vielfalt bischen Heilbronn bis nach Mansfeld-Südharz desministerien, alle 16 Bundesländer und die der Lebensbedingungen zur Grundlage des in Sachsen-Anhalt, wo mit dem Niedergang wichtigsten kommunalen Spitzenverbände. Zusammenlebens zu machen. Dazu gehört, des Kupferbergbaus und der Aluminiumver- Mehr Expertise für Ungleichheit gibt es ver- dass die schlechter versorgten Regionen hüttung die wirtschaftliche Talfahrt begann. mutlich in keinem anderen Gremium. Doch mehr Entscheidungs- und Finanzautonomie Überall haben wir gefragt, bei der Bevölke- alle diese Gruppierungen haben logischer- erhalten sollten, damit sie ihre Probleme rung, bei Politikern, bei der Zivilgesellschaft, weise unterschiedliche Interessen. Damit war eigenständig lösen können. So könnte die Po- wie sich die Menschen fühlen, was sie schät- absehbar, dass sie sich nicht darauf einigen litik das Prinzip der Subsidiarität stärken, die zen oder bemängeln, um dieses subjektive würden, was unter Gleichwertigkeit der Le- Verantwortung von Regionalpolitik und Zivil- Teilhabegefühl mit den objektiven Teilhabe- bensverhältnisse zu verstehen ist und welche gesellschaft honorieren und die Demokratie chancen abzugleichen. Erstaunlich oft war Standards dafür zwischen Rügen und dem vor Ort stärken. Teilhabe schließt immer auch in den Antworten das Wohlbefinden an eine Bodensee gelten sollten. Mit anderen Worten: die Möglichkeit ein, am Wohlergehen der gewisse Heimatverbundenheit geknüpft. Die Kommission sollte mehr Gleichwertigkeit Gemeinschaft mitzuarbeiten. erreichen, ohne allerdings genannt zu bekom- Um das wichtigste Ergebnis vorwegzuneh- men, was darunter zu verstehen ist. Ihr wur- Vermutlich wären die Steuermittel, die in men: Wie die Menschen ihre Teilhabechancen de ein Ziel vorgegeben, ohne dessen Merk- die Kommission für Gleichwertigkeit und einschätzen, hängt nur bedingt mit den male zu benennen. Kein Wunder also, dass das überdimensionierte Heimatministerium tatsächlichen Rahmenbedingungen zusam- dieser Ansatz in einem Debakel endete und fließen respektive geflossen sind, in den men. Es gibt sowohl die Zufriedenheit der die Kommission sich auf keinen Abschluss- Händen der betroffenen Kommunen besser Genügsamen, die wissen, dass sie nicht im bericht einigen konnte. Auch die drei verant- investiert. Denn es sind in der Regel die Goldregen stehen, denen aber ganz andere wortlichen Bundesministerien haben über Ideen „von unten“, die zu einer Verbesserung Dinge wichtig sind, wie ein guter Gemeinsinn längst zuvor Beschlossenes hinaus kaum des regionalen Wohlbefindens beitragen, und oder das Gefühl der Selbstwirksamkeit, wenn konkrete Pläne für eine Verwirklichung von weniger die Konzepte „von oben“, die etwas sie sich für ihr Umfeld engagieren. Und es Gleichwertigkeit vorgelegt, von den Finanzie- herbeiführen wollen, was sie sie gar nicht gibt die Unzufriedenheit der Satten, die ihr rungsmöglichkeiten ganz zu schweigen. definieren. Wohlergehen daran messen, ob sich ihr gutes Leben immer weiter verbessert, oder daran, Es wirkt so, als ob der Bundesinnenminister dass der noch reichere Nachbarort keine die federführende Abteilung „H“ (für Heimat) Berlin/Ludwigsburg, im August 2019 Schlaglöcher in den Straßen hat. Wie immer nach der letzten Wahl vor allem deshalb aus sieht man: Es ist schwer, es allen recht zu dem Boden stampfte und gleich zur größten Reiner Klingholz machen. in seinem Hause machte, um den Menschen Direktor draußen im Land zu vermitteln, dass die Berlin-Institut für Bevölkerung Politik ihre Probleme erkannt hat und nach und Entwicklung Abhilfe sucht. Dagegen ist nichts einzuwen- den, denn das ist die Aufgabe der politisch Stefan Krämer Verantwortlichen. Aber ob sich damit das Stellvertretender Geschäftsführer eigentliche Ziel des Heimatministeriums er- Wüstenrot Stiftung reichen lässt, nämlich eine bestimmte Partei in die Schranken zu verweisen, die sich mit Teilhabeatlas Deutschland 5
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Große Unterschiede in Deutschland Gute Teilhabechancen vor allem im Einzelinterviews und Gruppengespräche Süden geführt. Das Ergebnis ist zwar nicht repräsen- Die vorliegende Studie analysiert und bewer- tativ, gibt aber einen guten Einblick in das tet die gesellschaftlichen Teilhabechancen in Die besonders erfolgreichen Regionen ballen Lebensgefühl vor Ort. den 401 kreisfreien Städten und Landkreisen sich im Süden Deutschlands. In Baden-Württ- in Deutschland und zeigt, wie unterschiedlich emberg, in Teilen Bayerns und im südlichen In den Interviews und Diskussionsrunden vor die Lebensbedingungen zwischen Rügen und Hessen finden sich zahlreiche Regionen aus Ort zeigte sich, dass die Menschen ihre Le- dem Bodensee sind. Mittels einer Clusterana- dem ländlichen Cluster mit guten Teilhabe- bensbedingungen weitgehend realistisch lyse (siehe S. 80) haben wir die Städte und chancen. Auch eine Vielzahl der kreisfreien einschätzen. Mit den Unterschieden in Sa- Landkreise in sechs Gruppen zusammenge- Städte fällt hier in das urbane Cluster mit den chen Gleichwertigkeit gingen die Befragten fasst, die sich bei einer Reihe von ausgewähl- besten Werten. Nördlich davon finden sich recht nüchtern und pragmatisch um. Je nach ten demografischen, sozioökonomischen und nur vereinzelt Regionen, die ihren Bewohnern Wohnort haben sie auch andere Erwartungen strukturellen Indikatoren ähneln. Dabei bil- einen vergleichbaren Zugang zu gesellschaft- an ihr Umfeld. So sind sich die meisten der den sich grob jeweils drei städtische und drei licher Teilhabe bieten. Mit Ausnahme des befragten Landbewohner des Nachteils be- ländliche Cluster mit jeweils guten, mäßigen brandenburgischen Kreises Dahme-Spree- wusst, dass sie zum Arbeiten pendeln müs- und geringeren Teilhabechancen heraus. wald im Berliner Umland liegen diese zudem sen und auf die nächste größere Stadt ange- ausschließlich im alten Bundesgebiet. wiesen sind, wenn ein Krankenhausaufent- Bessere Versorgung in den Städten halt oder ein spezieller Einkauf ansteht. Trotz- Der Osten hängt weiterhin zurück dem leben die Menschen, die wir in länd- Wer in der Großstadt lebt, hat es meist nicht lichen Regionen angetroffen haben, mehr- weit zum nächsten Supermarkt, zur nächsten Das Gros der Landkreise in den ostdeutschen heitlich gern dort. Umgekehrt haben wir in Schule oder zum Arzt. Städte können ihren Bundesländern ähnelt sich bezüglich der Regionen, die der Datenlage nach die besten Einwohnern eine bessere Versorgung mit Teilhabechancen, die sich den Einwohnern Lebensbedingungen bieten, auch von Miss- Gütern und Dienstleistungen des alltäglichen bieten. Die Landkreise Mecklenburg-Vorpom- ständen und Schwierigkeiten gehört. So Bedarfs bieten als ländlich geprägte Regi- merns, Sachsen-Anhalts sowie Thüringens treibt in den attraktiven Großstädten viele onen. Zudem verfügen Städte über ein gut finden sich ausnahmslos im Cluster mit den um, dass sie sich aufgrund steigender Mieten ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz, schlechtesten Durchschnittswerten wieder. ihre Wunschwohnung nicht leisten können, Busse und Bahnen fahren häufig im Zehn- Nur zwei sächsische und sechs brandenbur- oder dass der dichte Verkehr sie wertvolle Minuten-Takt. Entsprechend zeigen sich gische Landkreise haben den Sprung in ein Lebenszeit kostet. Geklagt wird aber auch bezogen auf die Versorgung zwischen den besseres Cluster geschafft. Diese befinden über weniger existenzielle Probleme wie drei urbanen Clustern keine bedeutenden sich allesamt in den Speckgürteln attraktiver verschmutzte Gehwege. Unterschiede. Großstädte. In den alten Bundesländern haben nur wenige Landkreise mit ähnlich Große Unterschiede auch im Kleinen Auf dem Land sieht es meist ganz anders aus. großen strukturellen Problemen zu kämpfen. Die Menschen müssen weitere Wege und Die Lebensbedingungen und Teilhabechan- schlechtere öffentliche Verbindungen in Kauf Subjektive Wahrnehmung objektiver cen unterschieden sich aber nicht nur zwi- nehmen, um einzukaufen oder zu ihrem edingungen B schen den 401 kreisfreien Städten und Land- Hausarzt zu gelangen. Bis auf wenige besser kreisen, sondern auch innerhalb der Regi- versorgte Ausnahmen in wirtschaftlich Wie aber nehmen die Menschen ihre Lebens- onen. Überall gibt es Quartiere oder Ort- starken Regionen Baden-Württembergs so- lage wahr – gleich, besser oder schlechter, als schaften, die vor größeren Problemen stehen wie in manchen Landkreisen mit großen es die objektiven Zahlen erwarten lassen? als ihre Nachbarbezirke oder -dörfer. In den Kreisstädten unterscheiden sich die länd- Um die gefühlten Teilhabechancen mit den Städten sind das oft sogenannte Vielfalts- lichen Regionen in diesem Aspekt kaum. Und erhobenen Daten abzugleichen, sind wir im quartiere, in denen ein hoher Anteil an Trans- dies unabhängig davon, wie die Teilhabe- ersten Quartal 2019 in 15 der insgesamt 401 ferempfängern und Zugewanderten auf eine chancen sonst bewertet werden. Landkreise und kreisfreien Städte Deutsch- mangelhafte Infrastruktur und klamme lands gereist und haben insgesamt fast 300 6 Teilhabeatlas Deutschland
ö ffentliche Kassen trifft. Die Menschen dort Landesgrenze. In manchen Städten schauen Ohnmacht oder Bereitschaft mitzuge finden ganz andere Lebensbedingungen vor Befragte auf die Nachbarstadt und verglei- stalten: Gelegenheiten, sich einzubringen, als jene in gut situierten Stadtteilen. Auf dem chen, was dort besser oder schlechter läuft. gibt es im Grunde überall, sie werden aber Land spielt es eine Rolle, ob die Befragten in Aber auch innerhalb einer Region machen die nicht immer in gleicher Weise genutzt. Vor einem kleinen, abgelegenen Dorf leben oder Befragten Unterschiede aus – etwa zwischen allem in angeschlagenen ländlichen Regionen etwa in der Kreisstadt, in der sich viele Ver- Stadtteilen oder der Kreisstadt und kleineren in Ostdeutschland stehen viele Befragte dem sorgungseinrichtungen bündeln. Diese klein- Dörfern. Gedanken, selbst die Initiative zu ergreifen, räumigen Unterschiede kamen in den Befra- skeptisch gegenüber und glauben nicht, mit gungen immer wieder zur Sprache. Das zeigt, Was die Menschen hält ihrem Einsatz etwas bewirken zu können. dass selbst innerhalb einer Stadt oder eines Missstände zu beheben sei Aufgabe der Poli- Landkreises die Lebensverhältnisse sehr Heimatgefühle binden: Ob auf dem Land tik. In wirtschaftlich prosperierenden Lan- ungleich sein können. oder in der Stadt, ob in einer Boom- oder desteilen, die vom Wohl und Wehe großer Schrumpfregion, überall berichteten uns Arbeitgeber in ihrem Umfeld abhängen, äu- Was die Wahrnehmung beeinflusst Gesprächspartner von der besonderen Bin- ßern einige Befragte Befürchtungen, interna- dung zu ihrer „Heimat“. Manche ehemalige tionale Entwicklungen könnten über sie hin- Wo es hingeht: Haben Bewohner das Gefühl, Dorfbewohner kehren nach dem Studium wegfegen, ohne dass sie dem etwas entge- dass sich die Region positiv entwickelt, oder der Ausbildung in der Stadt gerne aufs genzusetzen hätten. Das erzeugt offenbar ein schätzen sie auch ihre aktuelle Lage optimis- Land zurück, wenn sie ein Auskommen fin- Gefühl der Unsicherheit, gerechtfertigt oder tischer ein. Gerade dort, wo die Menschen den können. Junge Familien mit Wurzeln in nicht. Wenn die Frage indessen lautete, ob nach einer langen Durststrecke wieder einen einer ländlichen Region entscheiden sich, Bürger mit ihrem Einsatz die Entwicklung in Aufwärtstrend verspüren, fällt der Ausblick in dort ihre Kinder aufzuziehen. In Städten wie ihrer näheren Umgebung beeinflussen kön- der Einschätzung der Befragten positiv aus. auch auf dem Land haben wir aber auch nen, fallen die Antworten meist positiv aus. Umgekehrt erlebten wir in den Gesprächen, Zugezogene getroffen, die angeben, sich in dass ein Gefühl entsteht, abgehängt zu sein, ihrer Wahlheimat zuhause zu fühlen. Manche, Die Rolle der Politik wenn die Perspektiven fehlen und der Nie- die sich als „Stadtmenschen“ verstehen, dergang chronisch wird. können sich ein Leben auf dem Land nicht Die Politik wird den demografischen Wandel (mehr) vorstellen. Umgekehrt ist für selbstde- und den Bevölkerungsschwund in peripheren Veränderung im unmittelbaren Umfeld: finierte „Landmenschen“ ein Leben ohne Regionen kaum aufhalten oder gar umkehren Wenn sich vor der eigenen Haustür etwas weite Felder und die Ruhe der Natur nicht können. Die Erfahrung im Umgang mit dem verändert, beeinflusst dies ebenfalls die oder nicht mehr denkbar. Strukturwandel zeigt, dass sich dieser auch Wahrnehmung der Lebensqualität vor Ort. mit viel Geld nicht stoppen lässt. Weckt die Wenn der Dorfladen schließt, das Kranken- Verantwortung übernehmen: Wie sich in Politik aber unrealistische Erwartungen, sind haus auf der Kippe steht, die örtliche Schule den Gesprächen zeigt, bewirken das Gefühl Enttäuschungen und weitere Frustrationen mit jener der Nachbargemeinde zusammen- der Verbundenheit zu einer Region und die programmiert. Die Politik sollte also die Rea- gelegt wird oder auch nur die Schlaglöcher Identifikation mit dem Gemeinwesen, dass lität und ihre eigenen Möglichkeiten nüchtern vor der eigenen Haustür nicht mehr ausge- die Bewohner über gewisse Defizite bei den einschätzen, dort intervenieren, wo die Un- bessert werden, empfinden viele dies als Teilhabechancen hinwegsehen. Mit der Iden- terstützung tatsächlich eine Verbesserung Niedergang – selbst wenn sich die Region als tifikation geht ein Gefühl der Verantwortung der Lebenslagen verspricht und Fehlinvestiti- Ganze positiv entwickelt. Auch leerstehende für die Region und die dort lebenden Men- onen vermeiden. Sie muss den Menschen Häuser oder schmutzige Schaufenster ohne schen einher. Wer sich einem Ort verbunden überall im Land gesellschaftliche Teilhabe Auslage beeinflussen die Stimmung vor Ort fühlt, ist eher bereit, sich zu engagieren und ermöglichen, dafür aber geeignete und an maßgeblich. In den Gesprächen machen die zur Verbesserung der Lebensbedingungen den jeweiligen regionalen Möglichkeiten und Befragten Entwicklungen häufig an diesen beizutragen. Zahlreiche Vereine, Bürgerbusse Bedürfnissen orientierte Lösungen finden. alltäglichen Eindrücken fest. oder Dorfläden zeugen davon. Wie hoch die Bereitschaft ist, sich zu engagieren, hängt Vergleich mit anderen: Auch der Vergleich aber auch von den Erzählungen der Bewoh- mit anderen Gemeinden und Regionen prägt ner über sich selbst und ihre Mitmenschen die Einschätzung, wie gut die eigene Region ab: Wenn Befragte ihren „Menschenschlag“ aufgestellt ist. Als Maßstab dienen den Ge- als eher aktiv beschreiben, ist tendenziell sprächspartnern ihnen bekannte Regionen im auch ein ausgeprägtes Gefühl der Selbstwirk- gleichen Bundesland oder kurz hinter der samkeit zu verspüren und eine vermehrte Bereitschaft sich zu engagieren. Teilhabeatlas Deutschland 7
1 MEHR HEIMAT FÜR ABGEHÄNGTE? 1.1 Gestiegenes Interesse Deutschland hat zudem erstmals ein Bundes- Verfallene Häuser im Straßenbild führen den ministerium bekommen, das sich neben dem Bewohnern tagtäglich den Niedergang vor Der Begriff „Heimat“ hat hierzulande eine Inneren und dem Bau der Heimat widmen Augen. neue Aufmerksamkeit erlangt. Obwohl er soll. Die Heimatabteilung des Ministeriums im allgemeinen Sprachgebrauch den Ort hat neben der Zuständigkeit für die Gleich- Aber warum rücken die demografisch wie beschreibt, an dem ein Mensch geboren ist wertigkeit der Lebensverhältnisse auch wirtschaftlich angeschlagenen Regionen und seine ersten, prägenden Lebensjahre die Verantwortung für gesellschaftlichen gerade jetzt in den Fokus von Politik und verbracht hat, entwickelt sich Heimat immer Zusammenhalt und Integration sowie für Öffentlichkeit? Ländliche und städtische Re- mehr zu einem Synonym für ländliche Räume Raumordnung, Regionalpolitik und Landes- gionen entwickeln sich bereits seit Jahrzehn- – und das ungeachtet der Tatsache, dass in planung übernommen. Dabei wird deutlich: ten auseinander, nicht nur in Deutschland, Deutschland die überwiegende Mehrheit der Das Ministerium kümmert sich in besonde- sondern weltweit, denn die „Urbanisierung“ Menschen in Städten lebt. rem Maße um ländliche Räume. Diese neuen ist Teil eines globalen Strukturwandels. Ansätze gesellen sich zu zahlreichen bereits Seit vielen Jahren diskutieren Raumplaner Einige Gebiete des ländlichen Raums, vor bestehenden Maßnahmen, wie etwa dem und Politiker in Deutschland über Sinn und allem die entlegenen, fernab der urbanen Bundesprogramm Ländliche Entwicklung, Unsinn gleichwertiger Lebensverhältnisse. Zentren, haben Teile ihrer Bevölkerung das vom Bundesministerium für Ernährung Es handelt sich also alles in allem um keine verloren, es mangelt an modernen Arbeits- und Landwirtschaft getragen wird und ganz neue und der Politik unbekannte Entwick- plätzen, die Versorgungsangebote erodieren. ähnliche Ziele verfolgt. Auch im Rahmen lung. Der Grund für das gestiegene Interesse Für diese Gebiete kommt in den Medien oft der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung am ländlichen Raum muss woanders liegen. das Attribut „abgehängt“ zum Einsatz. Ob der regionalen Wirtschaftsstruktur“ fördern Die Vermutung liegt nahe, dass die neue die Menschen dort unzufriedener sind als Bund und Länder bereits den Anschluss von Aufmerksamkeit mit den Ergebnissen der in den besser gestellten Gebieten und sich wirtschaftsschwachen Regionen an die wirt- jüngsten Landtags- und Bundestagswahlen tatsächlich benachteiligt oder abgehängt schaftlich erfolgreichen. zu tun hat. Zumindest ist sie nach den Erfol- fühlen, sei einmal dahingestellt. Sicher ist, gen der „Alternative für Deutschland“ (AfD) dass dort die Wahlbeteiligung nur mäßig ist Mit all diesen Maßnahmen reagiert die sprunghaft angestiegen. Diese Partei konnte und die Parteien mittlerweile versuchen, die Politik darauf, dass die Kluft zwischen der vielerorts zweistellige Wahlergebnisse ver- vermeintlich „politisch Zurückgelassenen“ für ländlichen Bevölkerung und den Städtern buchen, bei der Bundestagswahl 2017 kam sich zu gewinnen beziehungsweise zurückzu- gewachsen ist und möglicherweise weiter sie auf über zwölf Prozent der Stimmen und gewinnen. wächst. Während sich viele Großstädte dyna- zog als drittstärkste Kraft in den Deutschen misch entwickeln und, auch gefördert durch Bundestag ein. In den neuen Bundesländern So setzte die Bundesregierung Mitte des aufwendige Stadterneuerungsprogramme, erhielt die Partei etwa jede fünfte Stimme Jahres 2018 eine Kommission „Gleichwerti- stark an Attraktivität gewonnen haben, und wurde teilweise stärkste Kraft. Aber auch ge Lebensverhältnisse“ ein, die Vorschläge leiden entlegene Landstriche häufig unter in den alten Bundesländern erzielte sie in zur Förderung von benachteiligten Kom- Abwanderung und einer wegbrechenden zahlreichen Regionen beachtliche Ergebnisse munen und Regionen in ganz Deutschland Versorgung. Busse fahren vielerorts nur noch und vereinte deutlich über zehn Prozent auf erarbeiten soll. Die Vertreter von Bund, zweimal täglich im Schülerverkehr. Dorfläden sich.1 Seither konnte die Partei bei Europa- Ländern und Kommunen konnten sich im und Gaststätten haben mangels Kundschaft und Landtagswahlen dieses starke Niveau vereinbarten Zeitraum jedoch nicht auf ein aufgegeben und Ärzte vor dem Ruhestand halten. Laut Umfragen wird die AfD auch Ergebnis einigen. Bis Redaktionsschluss lag suchen vergebens Nachwuchsmediziner, die nach den Wahlen in Brandenburg, Sachsen nur eine Schlussfolgerung des Bundes vor. ihre Praxis übernehmen könnten. Zudem und Thüringen im Herbst 2019 jeweils mit macht sich in vielen Dörfern Leerstand breit. einer der größten Fraktionen in die Landtage einziehen. 8 Teilhabeatlas Deutschland
Sylt Flensburg Fehmarn Rügen Kiel Usedom Rostock Sylt Lübeck Cuxhaven Zweitstimmenanteil der AfD in den Land- Wilhelms- haven Bremerhaven Flensburg Schwerin Neubrandenburg erhielt die Partei um die 15 Prozent der Stim- kreisen und kreisfreien Städten beiEmden der Hamburg Fehmarn Rügen men. Ähnlich gute Wahlergebnisse erzielte Bundestagswahl 2017, in Prozent Oldenburg Bremen Kiel Usedom sie in strukturschwachen Regionen in Hessen Lüchow Neuruppin unter 5,0 Lübeck Rostock oder Bayern. Dazu passt, dass sich über die 5,0 bis unter 7,5 Cuxhaven Wilhelms- Bremerhaven Hälfte der AfD-Wähler bezogen auf ihren haven Wolfsburg Schwerin BerlinNeubrandenburg 7,5 bis unter 10,0 Osnabrück Emden Hannover Hamburg Potsdam Lebensstandard ungerecht behandelt fühlen. 10,0 bis unter 12,5 Münster Bielefeld Bremen Hildesheim Magdeburg Das Gefühl der Benachteiligung ist stärker 12,5 bis unter 15,0 Oldenburg Lüchow Neuruppin verbreitet als unter den Anhängern aller an- 15,0 bis unter 17,5 Duisburg Dortmund Paderborn Halle Cottbus deren Parteien. Nicht einmal in der Gruppe Göttingen 17,5 bis unter 20,0 Wolfsburg Leipzig Berlin der Nichtwähler finden sich anteilig so viele Kassel Osnabrück Potsdam 20,0 bis unter 22,5 Düsseldorf Hannover Menschen, die so empfinden.5 Köln Siegen Münster Bielefeld Hildesheim Gera Dresden Chemnitz Magdeburg 22,5 bis unter 25,0Aachen Bonn Erfurt Jena 25,0 bis unter 27,5 Fulda Zwickau Cottbus Dieses auf den ersten Blick einleuchtende Paderborn 27,5 bis unter 30,0 Koblenz Duisburg Dortmund Göttingen Halle Erklärungsmuster musste in Medien und Leipzig 30,0 bis unter 32,5 Wiesbaden Düsseldorf Frankfurt Kassel Coburg Politik vielfach für den Aufstieg rechtspopu- 32,5 und mehr Mainz Köln Siegen Darmstadt Würzburg Gera Chemnitz Dresden listischer Kräfte herhalten. Die Frage ist, ob Erfurt Jena Aachen Bonn Zwickau die subjektiv empfundene Wahrnehmung Mannheim Fulda (Datengrundlage: Saarbrücken Koblenz Nürnberg von Benachteiligung einer objektiven Über- Bundeswahlleiter 20172) prüfung standhält. Schließlich haben auch in Wiesbaden Regensburg Coburg Karlsruhe Frankfurt vielen wohlhabenden Regionen, zum Beispiel Rechtsruck durch MainzStuttgart Darmstadt Würzburg Ingolstadt in Baden-Württemberg, vergleichsweise viele Strukturschwäche? Mannheim Ulm Menschen ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Saarbrücken Augsburg München Nürnberg Leben die unzufriedenen Menschen also Nach der Bundestagswahl im Freiburg Regensburg Jahr 2017 war vielfach von einem Karlsruhe Kempten tatsächlich mehrheitlich in benachteiligten Konstanz Rechtsruck in Deutschland die Rede. StuttgartGarmisch- Partenkirchen Ingolstadt oder abgehängten Regionen? Vor allem in den neuen Bundeslän- Ulm dern, aber auch in vielen südlichen Augsburg München Um diese Fragen zu beantworten, unter- Wahlkreisen der alten Bundesländer Freiburg suchen wir in dieser Studie, welche gesell- kletterten die blauen Balken der AfD Konstanz Kempten schaftlichen Teilhabechancen die Menschen am Wahlabend in den zweistelligen Garmisch- Bereich. Partenkirchen in ihrem jeweiligen Wohnort haben. Zeigen sich dabei Unterschiede in Abhängigkeit davon, ob sie in einer Stadt oder auf dem Die Provinz im Fokus die Annahme, führe zunehmend zu Unzufrie- Land leben, an der Küste im Norden, im Wes- denheit und treibe die Menschen in die Arme ten an Rhein und Ruhr, im Alpenvorland im Der Erfolg der rechtspopulistischen AfD von Gruppierungen aus dem populistischen Süden oder im Osten an Unstrut und Oder? lenkte den Blick der Öffentlichkeit auf die Lager, die sich als Anwälte der kleinen Leute, Auf welche Regionen in Deutschland könnte vermeintlich abgehängten Regionen. Also auf der Vergessenen und der Benachteiligten am ehesten die Bezeichnung „abgehängt“ Regionen, die von der gesamtgesellschaft ausgäben.3 zutreffen? lichen Entwicklung möglichweise abgekop- pelt sind und deren Bewohner vom gesell- Tatsächlich befinden sich die Regionen mit Zunächst aber stellt sich die Frage, was unter schaftlichen Fortschritt und dem derzeitigen stark unterdurchschnittlichen Lebensver- gesellschaftlicher Teilhabe zu verstehen ist wirtschaftlichen Aufschwung des Landes hältnissen beinahe ausschließlich im Osten und wie sich Teilhabechancen definieren kaum profitieren. Diese Benachteiligung, so Deutschlands.4 Dort verbuchte die AfD ihre lassen. größten Erfolge. Auch in zahlreichen struk- turschwachen Regionen Westdeutschlands, wie in Duisburg, Gelsenkirchen oder Essen, Teilhabeatlas Deutschland 9
1.2 Gleiche Chancen für Dienstleistungen, sollen die Kommunen den Gleichwertig heißt nicht gleich Menschen die Gestaltung ihres Lebens und alle? die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Aus juristischer Sicht ist die Gleichwertigkeit Dabei sind laut dem Raumordnungsgesetz in ein unbestimmter Rechtsbegriff, dessen Der Begriff der gesellschaftlichen Teilhabe allen Regionen ausgeglichene Verhältnisse Verständnis sich im Verlauf der Zeit wandelt. bezieht sich auf alle Lebensbereiche und anzustreben.7 Das wird schon daraus deutlich, dass der bezeichnet den Zugang der Menschen zum ursprüngliche Passus im Grundgesetz, der sozialen Gemeinwesen und dessen Errungen- Ob die Lebensverhältnisse in Deutschland eine „Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse“ schaften. Dazu zählt etwa, eine der eigenen zurzeit gleichwertig sind oder nicht, lässt forderte, nach der Wiedervereinigung im ge- Familiensituation angemessene und be- sich kaum beantworten. Denn eine Definition samtdeutschen Grundgesetz 1994 durch die zahlbare Wohnung zu finden oder eine gute, der (Mindest-)Versorgungsstandards hat der „Herstellung gleichwertiger Lebensverhält- der erworbenen Ausbildung entsprechende Gesetzgeber nie vorgenommen. Daseins- nisse“ ersetzt wurde, ohne zu konkretisieren, Arbeit. Auch die Möglichkeit, seinen Kindern vorsorge ist grundsätzlich eine Aufgabe der wie diese auszusehen hätten.11 Im Jahr 2004 eine gute Schulbildung zukommen zu lassen, Länder und Kommunen. Der Bund darf die ging der damalige Bundespräsident Horst ohne sich dabei übermäßig verausgaben zu Kompetenzen der Länder nur dann überneh- Köhler noch einen Schritt weiter und forder- müssen, gehört zum gesellschaftlichen Teil- men, wenn das bundesstaatliche Rechtsgut te, die Unterschiede in den Lebensverhältnis- habeversprechen. Seit einiger Zeit gewinnt, gleichwertiger Lebensverhältnisse dergestalt sen zu akzeptieren, um einen Subventions- bedingt durch die Alterung der Gesellschaft, bedroht ist, dass „sich die Lebensverhält- staat zu vermeiden.12 Kurz darauf betonte der auch die Frage nach einer ausreichenden nisse in den Ländern der Bundesrepublik in brandenburgische Ministerpräsident Matthi- Gesundheitsversorgung an Bedeutung, wie erheblicher, das bundesstaatliche Sozialge- as Platzeck: „Gleichwertig ist nicht gleich“.13 gut etwa die nächste Arztpraxis für ältere und füge beeinträchtigender Weise auseinander Dies war eher eine Feststellung als eine neue weniger mobile Menschen erreichbar ist. Und entwickelt haben oder sich eine derartige Erkenntnis angesichts der Tatsache, dass nicht zuletzt spielen für die Menschen auch Entwicklung konkret abzeichnet“.8 die U-Bahn in Berlin im Fünf-Minuten-Takt Freizeiteinrichtungen eine wichtige Rolle – kommt, während in der Uckermark oder im vom Schwimmbad über den Sportverein bis Die Bundesregierung geht davon aus, dass Erzgebirge kaum ein Bus fährt und auch die zum Kino oder Theater. Gesellschaftliche nicht überall gleichwertige Lebensverhältnis- Dichte an Ärzten, Geschäften oder Briefkäs- Teilhabe ermöglicht es den Menschen, sich se herrschen. Im aktuellen Koalitionsvertrag ten deutlich geringer ist. Dafür entschädigen selbst zu verwirklichen und ein Leben nach zwischen CDU, CSU und SPD wird ausdrück- die Landbewohner aber die Nähe zur Natur, individuellen Vorstellungen zu führen. lich das Ziel der Herstellung gleichwertiger frischere Luft und günstigerer Wohnraum. Lebensverhältnisse formuliert, nicht deren Im digitalen Zeitalter gewinnt ein zusätz Erhaltung.9 Auch die Kommission „Gleichwer- licher Faktor für Teilhabe an Bedeutung: der tige Lebensverhältnisse“ sollte Vorschläge Die Regionen entwickeln sich schnelle Zugang zum Internet. Gerade in erarbeiten, um gleichwertige Lebensverhält- unterschiedlich ländlichen Regionen können Innovationen nisse zu schaffen, nicht sie zu erhalten.10 im digitalen Bereich Defizite in anderen Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Teilhabebereichen ausgleichen. Telemedi- Raumplanung (BBSR) ermittelte bislang zin, Online-Banking oder die Möglichkeit, für die Jahre 2000, 2009 und 2015 Re- Lebensmittel, Bücher oder Möbel im Netz zu gionen mit stark unterdurchschnittlichen kaufen, ersetzen viele lokal nicht vorhandene Lebensverhältnissen.14 Diese seien gegeben, Angebote. wenn eine Region in mindestens drei der Kategorien Demografie, Wirtschaftskraft, Generell ist die Forderung nach Teilhabe- Arbeitsmarkt, Wohlstand, Infrastruktur und chancen eng verknüpft mit dem politischen Wohnungsmarkt deutlich unter dem bundes- Ziel der flächendeckenden Herstellung gleich- wertiger Lebensverhältnisse, wie es in Artikel 72 des Grundgesetzes verankert ist.6 Im Rahmen der Daseinsvorsorge, also der Be- reitstellung von lebenswichtigen Gütern und 10 Teilhabeatlas Deutschland
weiten Mittelwert liegt.* Das Bundesinstitut untersucht dabei, wie sich die Bevölkerung sank die Arbeitslosigkeit in den ostdeutschen ländlichen Regionen nicht, weil auf einmal 1.3 Gibt es abgehängte entwickelt, wie wohlhabend die Menschen viele Jobs entstanden wären, sondern weil Regionen in Deutschland? sind, wie gut die Infrastruktur ausgebaut viele Arbeitslose abgewandert oder in Rente ist und ob die Mieten bezahlbar sind. Das gegangen waren. Auch dass sich das Brutto- Auch wenn die Lebensverhältnisse in Ergebnis war stets eindeutig: In Deutschland inlandsprodukt je Erwerbstätigen zwischen Deutschland regional vielfältig sind und ihre existieren flächendeckend keine gleichwer- Ost und West angleicht, ist kein Beleg für eine komplette Angleichung kaum möglich und tigen Lebensverhältnisse und in zahlreichen schneller wachsende Wirtschaft im Osten. sinnvoll erscheint, so bleibt ein gleichberech- Regionen müssen sich die Menschen mit Es besagt lediglich, dass jene, die im Osten tigter Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe stark oder sehr stark unterdurchschnittlichen einen Job haben, bei der Produktivität den ein wichtiges Ziel politischen Handelns. Lebensverhältnissen zufriedengeben. Abstand zu ihren westlichen Kollegen etwas Doch wie ist es um die Erfüllung dieses Ziels verkleinern konnten. Und dies müsste noch bestellt? Mittlerweile zeichnet sich eine Angleichung nicht mal ihr eigenes Verdienst sein. Denn es ab. Die letzte Untersuchung ergab, dass im könnten auch Geringqualifizierte ihren Job Die vorliegende Studie analysiert und bewer- Jahr 2015 von den 361 analysierten Regionen verloren haben, was die durchschnittliche tet die gesellschaftlichen Teilhabechancen in noch 26 stark unterdurchschnittliche Lebens- Produktivität steigen lässt. den 401 kreisfreien Städten und Landkreisen verhältnisse aufwiesen** – im Jahr 2000 wa- in Deutschland. Sie untersucht, inwieweit ren es noch fast doppelt so viele gewesen.15 Unabhängig davon, ob sich die Regionen in der Wohnort – ob in der Stadt oder auf dem Dieser Befund ist jedoch nicht so eindeutig, ihrer Entwicklung angleichen oder nicht, die Land, ob in Ost- oder Westdeutschland, ob wie es zunächst scheint. Wirtschaftlich ent- Untersuchungen bestätigen ein seit langem wachsend oder schrumpfend – beeinflusst, wickeln sich etwa die Regionen in den neuen bekanntes Bild: Neben dem West-Ost-Gefälle wie jeder und jede Einzelne am gesellschaft- und den alten Bundesländern seit einigen besteht in Deutschland ein Süd-Nord-Gefälle. lichen Leben teilhaben kann. Dabei geht es Jahren wieder auseinander.16 Dass die neuere Auch viele Regionen im Norden und in der vor allem um die Frage, ob es in Deutschland Untersuchung zu einem anderen Ergebnis Mitte der Republik haben mit hohen Arbeits- Regionen gibt, deren Bewohner in ihren Mög- kommt als die vorangegangene, liegt auch losenzahlen, steigenden Armutsraten und lichkeiten der Teilhabe und in ihrer persönli- daran, dass einige Regionen bei manchen leeren kommunalen Kassen zu kämpfen. chen Entfaltung in einer Weise eingeschränkt Indikatoren bessere Werte aufwiesen, ob- Dabei sind es vor allem die ländlichen Räume sind, dass die Regionen berechtigterweise wohl sich ihre Lage kaum verändert hat. So fernab der wirtschaftsstarken Ballungsräume als „abgehängt“ bezeichnet werden können. und Metropolregionen, deren Infrastruktur deutlich schlechter ausgebaut ist, die weniger Mittels einer Clusteranalyse haben wir die * Ein Wert wurde dann als stark unterdurchschnittlich Wohlstand bieten und aus denen viele Men- kreisfreien Städte und Landkreise in sechs bezeichnet, wenn er mindestens eine Standard schen abwandern.17 Gruppen zusammengefasst, die sich bei abweichung unter dem Mittelwert aller Regionen lag. einer Reihe von ausgewählten demografi- Standardabweichung bezeichnet dabei die durchschnitt- schen, sozioökonomischen und strukturellen Doch auch in prosperierenden Städten droht liche Abweichung der einzelnen Werte vom jeweiligen Mittelwert. Die Ausprägungen der einzelnen Regionen eine soziale und wirtschaftliche Spaltung der Indikatoren ähneln. Das Ergebnis liefert variieren durchschnittlich eine Standardabweichung Gesellschaft.18 Rasant steigende Mieten und einen Überblick und zeigt, wie gut es um die nach oben oder nach unten um den jeweiligen Mittelwert Kaufpreise für Wohnungen in einstigen Arbei- Teilhabechancen zwischen Rügen und dem herum. tervierteln verdrängen ärmere Bewohner in Bodensee bestellt ist. weniger beliebte Stadtteile. Hier trifft ein ho- ** Aufgrund verschiedener Kreisreformen und der her Anteil an Transferempfängern, Zugewan- analytischen Zusammenfassung einiger kreisfreier derten und vielfältigen sozialen Schieflagen Städte mit angrenzenden Landkreisen gingen in die auf klamme öffentliche Kassen. Die Politik 2017 durchgeführten Analysen für die Jahre 2000 und 2015 weniger Regionen ein als in die Untersuchung für kann auch in solchen städtischen Gebieten das Jahr 2009. Die Ergebnisse sind daher nur bedingt die Daseinsvorsorge nicht mehr vollumfäng- vergleichbar. Bei der Untersuchung für das Jahr 2009 lich gewährleisten.19 Hiervon sind vor allem wurden 41 von insgesamt 412 Regionen identifiziert, die Kinder und Jugendliche betroffen, die dann stark unterdurchschnittliche Lebensverhältnisse aufwie- schlechtere Bildungschancen als ihre Alters- sen. Anteilig betrachtet liegt dieser Wert zwischen den genossen in gut situierten Stadtteilen haben. Werten aus den Jahren 2000 und 2015. Auch schaffen es diese Quartiere kaum, der steigenden Zahl an älteren Bewohnern ein altersfreundliches Umfeld zu bieten.20 Teilhabeatlas Deutschland 11
Unterschiedliche Teilhabechancen in Deutschlands Regionen Beschreibung der Indikatoren Die Clusteranalyse deckt Ähnlichkeiten zwischen den 401 kreisfreien Städten und Landkreisen auf. Diese regio- nalen Einheiten lassen sich in sechs Gruppen (Clustern) zusammenfassen, die sich in den Teilhabechancen ihrer Wirtschaftliche Teilhabe Bürger unterscheiden. Dabei bilden sich grob jeweils drei städtische und drei ländliche Cluster heraus. Cluster 1 umfasst städtische und Cluster 4 ländliche Regionen, die ihren Einwohnern gute Teilhabechancen ermögli- chen. Im städtischen Cluster 2 sowie im ländlichen Cluster 5 stehen die Menschen vor vereinzelten Hürden bei SGB II-Quote: Sie beziffert den Anteil der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Regionen, die sich im städtischen Cluster 3 sowie im ländlichen Cluster 6 der Leistungsberechtigten nach dem befinden, bieten den Menschen die im bundesweiten Vergleich geringsten Chancen zur Teilhabe. Zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II; Grundsicherung für Arbeitsu- Clusteranalyse der Kreise und kreisfreien Städte chende, besser bekannt als Hartz 4) an in Deutschland der Bevölkerung unter 65 Jahren. Die Cluster 1 (19) Sylt Quote bildet ab, in welchem Ausmaß ländlich städtisch Cluster 2 (51) die Einwohner einer Region von Hilfebe- Flensburg Cluster 3 (51) NF SL Fehmarn dürftigkeit betroffen und damit in ihren Rügen Cluster 4 (89) Möglichkeiten eingeschränkt sind, durch Cluster 5 (133) HEI RD Kiel PLÖ OH HRO VR Usedom Teilhabe am Arbeitsmarkt ihren Lebens- Cluster 6 (58) NM S Rostock unterhalt zu bestreiten. Je höher der IZ SE Lübeck Cuxhaven NW M LRO VG Wert, desto geringer die wirtschaftlichen Wilhelms- (Datengrundlage: haven Bremerhaven CUX PI HH OD RZ SN Schwerin Neubrandenburg Teilhabechancen. Erhebungsjahr: 2017. STDHamburg Statistische Ämter AUR Emden WT M FRI LUP MSE BRA des Bundes und der LER WS T OHZ Bremen ROW WL LG UM Jährliches verfügbares Haushaltsein- Länder, BBSR, eigene PR OPR Berechnungen21) Oldenburg OL DE L VER HK SFA Lüchow UE DAN Neuruppin kommen je Einwohner: Gemeint ist das CLP CL P OHV EL BAR Einkommen, das jedem Mitglied privater DH Haushalte pro Jahr im Durchschnitt zur VEC VE C CE SAW SDL HVL MO L NI GF NOH Wolfsburg Berlin OS Osnabrück H BRB Potsdam FF Lebensführung zur Verfügung steht. Je HannoverPE ST HF MI SHG BS HE BK JL PM LOS höher der durchschnittliche Wert liegt, BOR Münster BielefeldLIP HM Hildesheim WF SZ WF Magdeburg TF LDS desto besser die wirtschaftlichen Teilha- HI SPN COE bechancen. Erhebungsjahr: 2016. GT HOL GS WA F SLK DE HZ WB KLE ABI RE HX NOM Cottbus WE S HAM Paderborn EE OSL Duisburg OB BOT GE HER UN Dortmund SO PB GÖ MSH Halle TDO MH E BO KS Göttingen NDH Kommunale Steuereinnahmekraft: VIE KR ME EN HA EIC KYF SK Leipzig BZ GR MG Düsseldorf NE W SG RS MK HSK KB Kassel ESW UH SÖM BLK L MEI Sie gibt die finanziellen Möglichkeiten HS LEV GL Köln GM OE Siegen SI HR EA WE SHK Gera ABG Chemnitz Dresden PIR einer Region wieder. Steuern stellen AC DN BM HEF WA K GTH Erfurt AP Jena FG eine der wichtigsten Einnahmequellen Aachen BonnSU AK MR IK GRZ Z EU NR WW LDK GI VB Fulda SM SHL SLF SOK Zwickau ERZ der Kommunen dar. Diese vereinnah- AW MY K Koblenz LM FB FD NES HBN CO SON HO V men die Grund- und Gewerbesteuern KC DAU COC EM S Wiesbaden HU HG KG Coburg HO sowie die örtlichen Verbrauch- und LIF Aufwandsteuern. Dazu kommen Anteile BIT MT K OF KU WU N SIM RÜD Frankfurt OF AB SW HAS AB MS P WIL Mainz GG SW BA BT TIR TR KH AZ MZ DA Darmstadt MIL Würzburg KT BA BT NEW an der Einkommen- und der Umsatz- FO steuer. Insbesondere die Höhe der TR BIR ERB ERH WE N HP WÜ KIB WO KUS ER WN D MannheimFT TBB NEA AS MZ G Saarbrücken SLS NK KL KLDÜW LU NW LU SP HD HP MO S FÜ FÜ Nürnberg LAU AM SAD Gewerbesteuereinnahmen hängt stark SC SB HOM ZW PS LD LD HD KÜN AN RH NM CHA von der lokalen Wirtschaftskraft ab. PS SÜW KA HN HN SHA AN Regensburg GER Karlsruhe PF WU G R SR REG Während Kommunen mit geringer Steu- LB ereinnahmekraft nicht viel mehr als die RA KA WN EI SR PF AA FRG KEH DEG Stuttgart DON BAD Ingolstadt CW BB ES GP HDH DLG ND PAF LA DGF PA PA Grundversorgung sicherstellen können, OG FD S TÜ RT Ulm UL GZ A AIC DAH FS LA PAN vermögen Kommunen mit einer hohen RW BL NU Augsburg MünchenED MÜ AÖ Steuereinnahmekraft auch Projekte zu FFB EM EBE VS BC Freiburg TUT SIG MM MN LL STA M RO FR TS KF KN RV Kempten WM RO Konstanz FN OAL MB LÖ WT Garmisch- GAP TÖL BGL LI OA Partenkirchen 12 Teilhabeatlas Deutschland
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