Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber

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Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
Textilien im
Supermarkt
Einkaufsratgeber

                   www.greenpeace.de
Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
3 Einleitung
                   4 Brennpunkte in der Textilproduktion
                   6 Umweltschutz & Soziales im Check
                   8 Die Ergebnisse in Kurzform
                  10 Kein Champion in der Riege – deutsche und
                     österreichische Unternehmen im Vergleich
                  14 Die Ergebnisse im Einzelnen
                  22 Glossar

Greenpeace e. V., Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg, Tel. 040/306 18-0, Fax -100 Politische Vertretung Berlin
Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, Tel. 030/30 88 99-0, Fax -30; mail@greenpeace.de; www.greenpeace.de
V.i.S.d.P. Dr. Kirsten Brodde Redaktion Nicoline Haas Bildredaktion Max Seiler Fotos Fred Dott, © Green-
peace Produktion Birgit Matyssek Gestaltung Johannes Groht Kommunikationsdesign Litho ORC, Hamburg
Druck Hartung Druck + Medien, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg Auflage 12.000 Stand 10/2014
Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende:
GLS Bank, BLZ 430 609 67, Konto 33 401, BIC GENODEM1GLS, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
Blau gedruckte

Einleitung                                          Begriffe werden
                                                    im Glossar auf
                                                    S. 22 erläutert.

Lange Zeit scherten sich viele     gar nicht auf dem Zettel hatten.
Textilhändler kaum um die          Das „Nebenbei-Geschäft“ der
Produktionsbedingungen ihrer       Vollsortimenter boomt: So ran-
Ware. Doch in den vergangenen      gieren Aldi und Lidl, ebenso der
Jahren kamen etliche Skandale      Kaffeeröster Tchibo, heute un-
um Textilfabriken ans Licht, die   ter den Top 10 der Modehändler
zeigten: Menschenrechte und        in Deutschland.
Umweltschutz werden vieler-        Greenpeace hat jetzt acht Markt-
orts mit Füßen getreten. Auch      riesen unter die Lupe genom-
Initiativen wie die Detox-Kam-     men. Um herauszufinden, wie
pagne von Greenpeace rüttel-       sauber und fair sie ihre Textili-
ten die Branche wach. Endlich      en produzieren lassen, wertete
stellen sich immer mehr Mode-      Greenpeace öffentlich verfüg-
firmen, etwa H&M und Adidas,       bare Daten aus und adressierte
ihrer sozialen und ökologischen    einen detaillierten Fragebogen
Verantwortung. Doch wie steht      an die Händler. Alle Ergebnisse
es um Mode aus dem Super-          sind in diesem Ratgeber zusam-
markt?                             mengefasst. Er zeigt die wun-
Sogenannte Vollsortiment-          den Punkte der Branche und
anbieter wie Aldi, Lidl, Rewe      soll Ihnen für künftige Einkäufe
und Interspar verkaufen neben      eine Orientierung geben. Nut-
Lebensmitteln auch diverse         zen Sie als aufgeklärter und kri-
Aktionsware, vor allem massen-     tischer Verbraucher Ihre Macht,
haft billige Kleidung und Wohn-    um etwas zu verändern! Stellen
textilien. Vielleicht haben Sie    auch Sie unbequeme Fragen,
ja auch schon mal spontan zum      und fordern Sie von Ihren Ein-
abgepackten Kinderpyjama ge-       kaufsmärkten nachhaltiges
griffen oder im Vorbeigehen        Handeln vom Rohstoffeinsatz
ein 3er-Bündel Socken einge-       bis zum fertigen Produkt und
packt, obwohl Sie diese Sachen     noch darüber hinaus!
                                                                       3
Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
Brennpunkte in der
Textilproduktion
Die Modebranche schillert wie                ihre Prozesse zu entgiften.*
eh und je, Trends kommen und                 Neben reinen Textilfirmen un-
gehen rasant, und den Kleider-               terschrieben auch Vollsortiment-
firmen gelingt es, ihre Fans und             anbieter wie die Kaufhauskette
„fashion victims“ immer wie-                 Marks & Spencer aus Groß-
der zu verführen. Doch für die               britannien und der Schweizer
Produktion der flippigen Kla-                Supermarktriese Coop eine
motten zahlt immer jemand                    Detox-Vereinbarung.
den Preis. Und dies gilt nicht               In Deutschland und Österreich
nur für Textilien im Billigseg-              stehen solche Schritte der
ment. Die meisten großen Mo-                 Allesanbieter noch aus. Sie sind
defirmen lassen in Fabriken im               besonders gefordert, weil sie
Globalen Süden produzieren,                  enorm große Textilmengen auf
etwa in China, Bangladesch                   den Markt werfen – allein Lidl
und Mexiko. Dort werden rück-                verkauft nach Greenpeace-
sichtslos gefährliche Chemi-                 Berechnungen rund 30 Millio-
kalien eingesetzt: Mitarbeiter               nen Kleidungsstücke pro Jahr.
erkranken und die Fabrikab-                  Zudem animieren die Unter-
wässer vergiften die Umwelt,                 nehmen durch niedrige Preise,
vor allem die knappe Ressource               das Gekaufte als Wegwerfware
Frischwasser.                                zu sehen.
Greenpeace fordert im Rahmen                 Auch in sozialer Hinsicht ist der
der Detox-Kampagne ein Verbot                Skandal der Normalfall: So wer-
aller gefährlichen Chemikalien               den Angestellte hinsichtlich der
in der Textilproduktion. Aktuell             Arbeitszeiten und Löhne ausge-
haben sich 20 Firmen gegen-                  beutet oder auch in unsicheren
über Greenpeace verpflichtet,                Gebäuden beschäftigt. Beispiel
* Eine Übersicht der internationalen Detox-Kampagne und ihrer Erfolge ist hier zu
finden: www.greenpeace.org/detox
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Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
Bangladesch: Der Einsturz des     auf die Branche, endlich ihren
„Rana Plaza“-Hochhauses, bei      sozialen und ökologischen
dem auch hunderte Textilar-       Pflichten nachzukommen. Soll-
beiterinnen und -arbeiter ums     ten substanzielle Fortschritte
Leben kamen, schockierte im       ausbleiben, will der Minister
April 2013 die Welt. Der darauf   Ernst machen und die Herstel-
gegründete Bangladesh Accord      ler per Gesetz zu sauberer Pro-
soll für mehr Arbeitsschutz in    duktion zwingen.
den tausenden Textilfabriken      Ein bisher kaum beackertes Feld
des Landes sorgen.                ist der Umgang mit Stoffresten
Anlässlich des Jahrestags des     und getragener Kleidung. Auch
Unglücks initiierte Bundesent-    hierfür müssen Textilhändler
wicklungsminister Gerd Müller     Verantwortung übernehmen,
(CSU) das Textilbündnis. Es       zumal knapper werdende Res-
erhöhte den öffentlichen Druck    sourcen bei zugleich wachsen-
                                                                5
Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
dem Modekonsum langfristig                     fähig sein und nicht am Ende
nicht tragfähig sind. Kleidung                 ihres „Lebens“ zu giftigem Son-
sollte grundsätzlich recycling-                dermüll werden.

Umweltschutz & Soziales
im Check
In Deutschland nahm Green-                     In Österreich knöpfte sich
peace Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl,               Greenpeace die Handelsketten
die Rewe Group (mit Penny,                     Hofer, Penny und Interspar vor.
Rewe und Rewe Center) sowie                    Zunächst wertete Greenpeace
Tchibo unter die Lupe. Alle un-                im Frühjahr 2014 öffentliche
tersuchten Handelsketten liegen                Daten wie Nachhaltigkeits-
unter den Top 50 der deutschen                 berichte und Firmenwebseiten
Textileinzelhändler. Lidl (8),                 aus, im Juni/Juli schickte Green-
Tchibo (9) und die Aldi-Gruppe                 peace jedem Händler zusätzlich
(10) rangieren mit Jahresumsät-                einen Fragebogen zu.
zen um eine Milliarde Euro so-                 70 Fragen behandeln Aspekte
gar unter den Top 10.*                         entlang der Produktionskette:
Tchibo sticht im Feld der Be-                  Zu den Rohstoffen erfragte
fragten heraus, da es sich um                  Greenpeace zum Beispiel, ob
keine Supermarkt- bzw. Dis-                    und wie viel Ware aus nach-
counterkette, sondern um einen                 haltig produzierter Baumwolle
Kaffeehändler mit Nonfood-                     angeboten wird. Auch interes-
Angebot (vor allem Textilien)                  sierte, wie es um andere um-
handelt. Tchibo betreibt eigene                weltfreundliche Fasern sowie
Filialen und „Shop-in-Shop“-                   um den Tierschutz bestellt ist.
Depots in Supermärkten, Bäcke-                 Zum Thema Nassverarbeitung
reien und Drogerien.                           (Färben und Drucken) erkundig-
* Laut Ranking der Fachzeitschrift Textilwirtschaft: „Die größten Textileinzelhändler in
Deutschland 2012“ (veröffentlicht 2013)
6
Textilien im Supermarkt - Einkaufsratgeber
te sich Greenpeace unter ande-     verbietet oder ob er den Bangla-
rem, ob der Händler seine fünf     desh Accord unterzeichnete.
wichtigsten Auftragnehmer in       Zuletzt erkundigte sich Green-
dieser Produktionsstufe und        peace zum „Leben nach dem
deren Abwasserdaten kennt.         Tragen“ der Kleidung: Gibt
Zudem fragte Greenpeace nach       es Garantien auf Haltbarkeit?
einem Chemikalienmanage-           Wird ausgediente Kleidung zu-
ment und wollte wissen, ob und     rückgenommen, existieren zum
wie viel Kleidung nach Textil-     Beispiel Upcycling-Kollektio-
standards (Bluesign, Cradle to     nen? Auch die Verwertung oder
Cradle, GOTS) produziert wird.     Entsorgung von Textilresten
Ebenfalls erfragt wurden die So-   und unverkaufter Ware wurde
zialstandards in der Fertigung:    erfragt.
Hier interessierte etwa, ob der    Den Greenpeace-Fragebogen
Händler das gesundheitsschäd-      finden Sie hier: gpurl.de/
liche Sandstrahlen von Jeans       discounterfragebogen

                                                                  7
Die Ergebnisse in Kurzform
Fast alle der untersuchten       zu einzelnen Abkommen wie
Vollsortimentanbieter in         dem Bangladesh Accord oder
Deutschland und Österreich       sagten ihre Teilnahme am deut-
kommen in puncto Nachhaltig-     schen Textilbündnis zu. Ansons-
keit nur im Schneckentempo       ten entsteht der Eindruck, dass
voran. Und es fehlen zumeist     die paar GOTS- oder Fairtrade-
ganzheitliche Strategien. Als    zertifizierten Waren im Sorti-
jüngst der öffentliche Druck     ment, die BSCI-Mitgliedschaft
stieg, etwa nach dem „Rana       zur Sicherung von Sozialstan-
Plaza“-Unglück, verpflichteten   dards oder auch Pilotprojekte
sich die Händler notgedrungen    in wenigen ausgewählten Ver-

8
arbeitungsbetrieben vor allem     Vereinbarung unterzeichnet.
dem guten Ruf dienen sollen.      Keiner der Befragten gibt seine
Engagement aus Überzeugung        Lieferantenliste preis, angeblich
sieht anders aus.                 aus Wettbewerbsgründen. Auch
Der Einsatz nachhaltig produ-     sonst besteht in Sachen Trans-
zierter Rohstoffe, vor allem      parenz bei vielen erheblicher
Baumwolle, ist inzwischen für     Verbesserungsbedarf.
viele Allesanbieter mehr oder     Dass Händler auch jenseits der
weniger ein Thema. Auch So-       Ladentheke Verantwortung
zialstandards stehen – bis auf    für ihre Produkte übernehmen
eine Ausnahme – bei allen Be-     müssen, ist bei den Befragten
fragten auf der Tagesordnung.     beider Länder noch kaum ange-
Allerdings sind die Standards     kommen. Es gilt: „Aus den Au-
schwach.                          gen – aus dem Sinn.“ Müssten
Hinsichtlich des Chemikalien-     die Händler ihre Sachen zurück-
managements klaffen durchweg      nehmen, würden sie von An-
die größten Lücken. Aktuell hat   fang an sauberer produzieren.
noch kein Händler eine Detox-

                                                                  9
Kein Champion in der Riege
Die deutschen Unternehmen im Vergleich

     Slogan                     „Das gibt es                  Penny: „Mein nächster
                                nur bei Tchibo.“              Discounter.“
                                                              Rewe und Rewe Center:
                                                              „Besser leben.“

     Umsatz mit Textilien       2013: ca. 1 Mrd. Euro         2012: ca. 238 Mio. Euro
                                (Rang im Textileinzel-        (Rang im Textileinzel-
                                handel: 9)                    handel: 38)

     Filialen in Deutschland    ca. 700                       ca. 5.700

     Mitarbeiter                ca. 8.500                     mehr als 125.700

     Eigenmarken                TCM (Tchibo Certified         u. a. Lalelu, Tom Tino,
                                Merchandise)                  Port Louis, Double
                                                              Speed, Facotti, Pure-
                                                              work, For Sport

     Transparenz                Fragebogen ausgefüllt;        Fragebogen ausgefüllt;
                                Nachhaltigkeitsbericht        Nachhaltigkeitsbericht
                                2012/2013 liegt vor;          2012 liegt vor; z. T. Infos
                                Webseite informiert aus-      auf Webseite verfügbar
                                führlich; Chemikalien-
                                einsatz unklar

     Engagement für nach-       Weitreichende Gesamt-         Guter Wille, Gesamtstra-
     haltige Textilproduktion   strategie, soziale & öko-     tegie in Arbeit, Bemühun-
                                logische Verbesserungen       gen im Textilbereich hin-
                                umgesetzt, noch keine         ken Lebensmittelbereich
                                giftfreien Textilien, keine   hinterher, noch keine
                                Detox-Vereinbarung            giftfreien Textilien, keine
                                                              Detox-Vereinbarung

10
„Lidl lohnt sich.“              „Qualität ganz oben.
                                Preis ganz unten.“

2012: ca. 1033 Mio. Euro        2013: mit Aldi Süd ca.      2013: mit Aldi Nord ca.
(Rang im Textileinzel-          983 Mio. Euro (Rang im      983 Mio. Euro (Rang im
handel: 8)                      Textileinzelhandel: 10)     Textileinzelhandel: 10)

ca. 3.300                       ca. 2.400                   ca. 1.800

mehr als 65.000                 ca. 28.000                  ca. 35.000

Lupilu, Esmara, Joli-           Pocopiano, Papagino,        Alive, Impidimpi, Skin
nesse, Livergy, Crivit          Cecilia Classics, Novi-     to Skin, Crane Kids,
Sports, Nobel League,           tesse, Safor Knit, Shamp    Blue Motion, Royal Class
Pepperts                                                    Comfort

Fragebogen ausgefüllt;          Antwortbrief statt aus-     Antwortbrief statt aus-
kein Nachhaltigkeitsbe-         gefülltem Fragebogen;       gefülltem Fragebogen;
richt; z. T. Infos auf Web-     kein Nachhaltigkeits-       kein Nachhaltigkeits-
seite verfügbar                 bericht; spärliche Infos    bericht; spärliche Infos
                                auf Webseite verfügbar      auf Webseite verfügbar

Wenig Engagement,               Verweigerungshaltung,       Verweigerungshaltung,
reagiert auf Brennpunkte        tut nur das Notwendigs-     tut nur das Notwendigs-
und Skandale; Gesamt-           te, noch keine giftfreien   te, noch keine giftfreien
strategie fehlt; noch kei-      Textilien, keine Detox-     Textilien, keine Detox-
ne giftfreien Textilien, kei-   Vereinbarung                Vereinbarung
ne Detox-Vereinbarung

                                                                                        11
Kein Champion in der Riege
Die österreichischen Unternehmen im Vergleich

     Slogan                     „Kampf dem Preis!“            „Da bin ich mir sicher.“

     Umsatz mit Textilien       2013: nur mit Eigen-          Keine Angabe (Rang im
                                marken ca. 1,7 Mio. Euro      Textileinzelhandel: keine
                                (Rang im Textileinzel-        Daten verfügbar)
                                handel: keine Daten
                                verfügbar)

     Filialen in Österreich     288                           ca. 450

     Mitarbeiter                ca. 2.500                     ca. 8.000

     Eigenmarken                Lalelu, Tom Tino, Port        Alive, Impidimpi, Skin
                                Louis, Double Speed,          to Skin, Crane Kids,
                                Facotti, Purework, For        Blue Motion, Royal Class
                                Sport                         Comfort

     Transparenz                Fragebogen ausgefüllt;        Fragebogen teilweise
                                Nachhaltigkeitsbericht        ausgefüllt plus Zusatz-
                                2012 (Rewe Group) liegt       schreiben; kein Nachhal-
                                vor; z. T. Infos auf Web-     tigkeitsbericht; z. T. Infos
                                seite verfügbar               auf Webseite verfügbar

     Engagement für nach-       Guter Wille, Gesamtstra-      Einige Initiativen im so-
     haltige Textilproduktion   tegie in Arbeit, Bemühun-     zialen und ökologischen
                                gen im Textilbereich hin-     Bereich, noch keine
                                ken Lebensmittelbereich       giftfreien Textilien, keine
                                hinterher, noch keine         Detox-Vereinbarung
                                giftfreien Textilien, keine
                                Detox-Vereinbarung

12
„Alles da da da.“

Keine Angabe (Rang im
Textileinzelhandel: keine
Daten verfügbar)

58 (65 mit Maximärkten)

ca. 8.900

Pascarel, Rubin

Fragebogen ausgefüllt;
Nachhaltigkeitsbericht ja,
aber ohne Textilsegment;
auf Webseite nur Infos zu
Spendenprojekten

Keinerlei Initiativen,
noch keine giftfreien
Textilien, keine Detox-
Vereinbarung

                             13
Deutschland      Tchibo setzt sich deutlich vom Feld der
                      Befragten ab. Der Händler verfolgt das
     Tchibo           Thema Nachhaltigkeit mit einem nach-
                      vollziehbaren strategischen Ansatz und
                      schafft Verbesserungen in der gesamten
                      Lieferkette. Nur ausgerechnet in puncto
                      Chemikalieneinsatz in der Produktion hält
                      sich Tchibo bedeckt und steckt noch in
                      den Kinderschuhen.

Rohstoffe Tchibo will das ge-       reien, gefährlichen Chemika-
samte Baumwollsortiment auf         lien und Abwasserdaten fehlt
nachhaltigen Anbau umstel-          jedoch der Durchblick. Tchibo
len. 2013 lag der Anteil an Bio-    lässt Textilien nach dem ei-
Baumwolle bzw. Ware nach den        genen TCM-Standard produ-
Standards von Cotton made in        zieren. Zum Standard macht
Africa und der Better Cotton        Tchibo aber keine öffentlichen
Initiative bei 40 Prozent, 2014     Angaben – dieser Mangel an
sollen es 70 Prozent sein. Modal,   Transparenz wertet das Gesamt-
Tencel und Lyocell machen bei       ergebnis ab.
den Regeneratfasern 45 Pro-
zent aus. Tierschutz wird groß      Sozialstandards in der Fertigung
geschrieben: Unter anderem          Tchibo ist Mitglied der Ethical
trat Tchibo der Allianz Fur Free    Trading Initiative. Über 90 Pro-
Retailer bei und verzichtet auf     zent der Tchibo-Textilien stam-
Angora-Produkte.                    men aus Betrieben, die regel-
                                    mäßig kontrolliert werden und
Prozess-Chemie Das Unter-           teils über ein SA 8000-Zertifikat
nehmen ist dabei, seine Liefe-      verfügen. Die Kette arbeitet mit
rantenzahl zu reduzieren, um        rund 200 Textil- und 20 Schuh-
mehr Einfluss auf die Liefer-       lieferanten zusammen, mit 80
kette zu bekommen. Bei Färbe-       Prozent von ihnen langjährig.
14
Eigene Schulungsprogramme             Post-Nutzungsphase Tchibo
stärken die Arbeitnehmer-             entwickelte eine Machbarkeits-
rechte. Das Sandstrahlen von          studie für Upcycling-Kollektio-
Jeans verbietet Tchibo. Als ers-      nen. Ob diese im Sortiment lan-
te deutsche Firma unterschrieb        den, steht noch aus. Auf Reiß-
Tchibo – mit anderen Akteuren         verschlüsse gibt Tchibo drei Jah-
– noch vor dem „Rana Plaza“-          re Garantie, nicht jedoch auf das
Unglück eine Vereinbarung             ganze Kleidungsstück wie bei
zur Verbesserung der Gebäude-         anderer Hartware. Ein Rücknah-
sicherheit in Bangladesch.            mesystem fehlt bisher.
Später trat Tchibo auch dem
Bangladesh Accord bei.

  Deutschland                      Die Rewe Group ist dem Thema
                                   Nachhaltigkeit generell zuge-
  Rewe Group                       wandt. Im Lebensmittelbereich
                                   ist das Engagement schon gut,
                                   der Textilbereich muss nun auf-
                                   holen. Eine Gesamtstrategie wird
                                   derzeit entwickelt. Das Niveau
                                   bisheriger Einzelmaßnahmen ist
                                   mittelmäßig.

Rohstoffe Bei Penny und Rewe          tem Umfang angeboten. Die
gibt es GOTS-zertifizierte Bio-       Konzernleitlinien verbieten
Baumwollprodukte und Textili-         Pelze, Angora, Mulesing und
en mit dem Label Cotton made          Lebendrupf.
in Africa. Der Sortimentsanteil
liegt bei zwei bis drei Prozent.      Prozess-Chemie Die Rewe
Textilien mit Modal, Tencel und       Group will das Thema intensiv
Lyocell werden in unbekann-           bearbeiten und interessiert sich
                                                                      15
dafür, eine Detox-Vereinbarung      ken für Penny & Co. produzie-
zu unterzeichnen. Derzeit sind      ren, werden regelmäßig kontrol-
der Gruppe weder die wichtigs-      liert. Zur Lieferantenzahl macht
ten Nassverarbeitungsbetriebe       die Gruppe keine Angaben.
noch deren Abwasserdaten            Erst seit 2012 hat sie eine eige-
bekannt. Alle Textilien entspre-    ne Einkaufsorganisation, daher
chen dem weichen Standard           bestehen noch keine langjähri-
Oeko-Tex 100.                       gen Geschäftsbeziehungen. Das
                                    Sandstrahlen von Jeans ist tabu.
Sozialstandards in der Fertigung    Der Konzern unterzeichnete
Die Rewe Group ist Mitglied der     den Bangladesh Accord.
Business Social Compliance
Initiative (BSCI). 97 Prozent der   Post-Nutzungsphase Keine
Fabriken, die Textil-Eigenmar-      Maßnahmen.

     Deutschland       Ein Gesamtkonzept zur nachhaltigen
                       Produktion ist nicht erkennbar. Mitglied-
     Lidl              schaften in Initiativen mit geringem An-
                       spruch sowie wenige Einzelmaßnahmen
                       dienen womöglich der Minimierung etwa-
                       iger Reputationsschäden – wobei Lidl ge-
                       nerell nur wenig zum Thema Nachhaltig-
                       keit veröffentlicht.

Rohstoffe Der Discounthändler       nur Mulesing-freie Wolle;
verkauft Ware mit Fairtrade-        Pelze, Angora und Daunenpro-
Baumwolle und dem Label der         dukte werden nicht verkauft.
Better Cotton Initiative. Sorti-
mentsanteil: unter zwei Pro-        Prozess-Chemie Lidl kennt die
zent. Die Regeneratfaser Modal      wichtigsten Nassverarbeitungs-
erreicht fünf Prozent. Lidl führt   betriebe nicht. Pluspunkt: Seit
16
2008 sind alle wasserabweisen-      75 Prozent von ihnen pflegt er
den Textilien PFC-frei. 99 Pro-     langjährige Beziehungen. Das
zent der Textilien tragen das       Sandstrahlen von Jeans ist tabu.
schwache Siegel Oeko-Tex 100.       Dem Bangladesh Accord wurde
                                    beigetreten.
Sozialstandards in der Fertigung
Lidl ist BSCI-Mitglied. Alle        Post-Nutzungsphase Es gibt
Fabriken, die Lidls Textileigen-    eine Geld-zurück-Garantie bin-
marken produzieren, werden          nen zwei Monaten ab Kauf,
regelmäßig kontrolliert. Die        auch für getragene Kleidung.
Lieferantenzahl beziffert der       Sonst keine Konzepte.
Händler auf 300 bis 500. Mit

  Deutschland           Aldi Nord ist das Schlusslicht in Sachen
                        Transparenz. Auf der Website steht nichts
  Aldi                  zum Thema nachhaltige Textilien, und der
  Nord                  Fragebogen wurde nicht ausgefüllt. Statt-
                        dessen äußerte sich Aldi Nord in einem
                        Schreiben zu wenigen Aspekten der Um-
                        frage. Wie das Schwesterunternehmen
                        meint Aldi Nord offenbar, die Teilnahme
                        am Dialog zum Textilbündnis genügten.

Rohstoffe Aldi Nord bietet          nicht, wie diese Verbote über-
GOTS-zertifizierte Waren an,        prüft werden.
der Sortimentsanteil bleibt im
Dunkeln. Der Händler nennt          Prozess-Chemie Der Discount-
Verbote für Mulesing, Pelze,        händler macht keine Angaben
Angora und Daunen aus               zu seinen Hauptbetrieben der
Lebendrupf – erklärt jedoch         Nassverarbeitung. Neben der
                                                                     17
GOTS-zertifizierten Aktions-       sortiment aus Fabriken, die re-
ware entsprechen die Textilien     gelmäßig kontrolliert werden.
den Ansprüchen des Oeko-Tex        Zur Lieferantenzahl äußert sich
100.                               Aldi Nord nicht, auch nicht zum
                                   Thema Sandstrahlen von Jeans.
Sozialstandards in der Fertigung   Immerhin: Aldi Nord trat dem
Aldi Nord gehört der Initiative    Bangladesh Accord bei.
BSCI an und verpflichtet auch
alle Lieferanten dazu – dem-       Post-Nutzungsphase Keine
nach stammt das ganze Textil-      Maßnahmen.

     Deutschland    Das Engagement ist schwach, nur leicht
                    besser im Vergleich zu Aldi Nord. Die Kette
     Aldi           veröffentlicht wenig zum Thema Nachhaltig-
     Süd            keit, immerhin eine neunseitige „Aldi Corpo-
                    rate Responsibility Policy“ auf der Website.
                    Der Fragebogen blieb unberührt, dafür wur-
                    de zu einzelnen Punkten in einem Schreiben
                    Stellung bezogen. Aldi Süd zeigt sich pikiert
                    über die Fragen und verweist auf das Textil-
                    bündnis, das derzeit Minimalstandards für
                    die Branche diskutieren würde.

Rohstoffe Aldi Süd verkauft        sind vertraglich ausgeschlossen,
Fairtrade- und GOTS-zertifizier-   Belege hierfür fehlen jedoch.
te Textilien mit fünf Prozent
Sortimentsanteil. Modal, Tencel    Prozess-Chemie Zu Kenntnis-
und Lyocell werden „in gerin-      sen über die Betriebe der Nass-
gem Umfang“ angeboten. Mule-       verarbeitung schweigt Aldi Süd.
sing, Merinowolle aus Australi-    Jenseits der GOTS-Waren ent-
en und Angorawolle aus China       sprechen alle Textilien dem
18
anspruchsarmen Standard            15 Importeuren, die Frage nach
Oeko-Tex 100.                      Lieferstätten wird damit nicht
                                   beantwortet. Das Sandstrahlen
Sozialstandards in der Fertigung   ist verboten. Auch Aldi Süd trat
Die Discountkette ist BSCI-Mit-    dem Bangladesh Accord bei.
glied. Sie bezieht das gesamte
Textilsortiment aus regelmäßig     Post-Nutzungsphase Keine
kontrollierten Fabriken. Aldi      Maßnahmen.
Süd nennt lapidar Verträge mit

 Österreich          Als Mitglied der Rewe Group ist Penny
                     Österreich dem Thema Nachhaltigkeit zu-
 Penny               gewandt. Als Lebensmittelanbieter zeigt
                     sich die Unternehmensgruppe engagiert, im
                     Textilsegment hinkt sie hinterher. Eine Ge-
                     samtstrategie für Textilien wird derzeit erst
                     entwickelt, das Niveau bisheriger Einzel-
                     maßnahmen ist niedrig. Penny Österreich
                     gibt an, das Textilsortiment zu 100 Prozent
                     vom deutschen Schwesterunternehmen
                     zu beziehen. Dessen Aussagen gelten also
                     auch für das österreichische Sortiment.

Alle weiteren Aussagen zu
Rohstoffen, Prozess-Chemie,
Sozialstandards und Post-
Nutzungsphase siehe Rewe
Group/Penny Deutschland
auf Seite 15.

                                                                     19
Österreich         Der Händler weist in einigen Bereichen
                        Aktivitäten vor, in anderen verweigert er
     Hofer              die Aussage. Per Brief erklärt Hofer, die
                        Detox-Kampagne von Greenpeace zu ver-
                        folgen. In Reaktion auf den Fragebogen
                        habe man entschieden, künftig „wo mög-
                        lich“ auf PFC zu verzichten. Das genügt
                        allerdings nicht.

Rohstoffe Hofer vertreibt           Hautkontakt (96 Prozent) sind
Waren aus Bio-Baumwolle und         Oeko-Tex 100-zertifiziert.
mit Fairtrade-Label mit einem
Sortimentsanteil von zwei Pro-      Sozialstandards in der Fertigung
zent. Die Fasern Lyocell, Tencel    Der Händler ist BSCI-Mitglied
und Modal erreichen über zehn       und bezieht alle Textilien aus
Prozent. Vereinzelt sind Pro-       regelmäßig kontrollierten Fabri-
dukte aus Bio-Bambus im Pro-        ken. Er nennt die Zahl von
gramm. Mulesing und Lebend-         18 Hauptlieferanten (= Impor-
rupf schließt Hofer aus. Pelze      teuren) – es gäbe keine direkten
werden keine, dafür Angora-         Beziehungen zu Produktions-
Produkte verkauft.                  stätten. Das Sandstrahlen ist
                                    tabu. Hofer unterschrieb als Teil
Prozess-Chemie Hofer                der Aldi Süd-Gruppe den Bang-
schweigt zu Nassverarbeitungs-      ladesh Accord.
betrieben und deren Abwas-
serdaten. Im beigelegten Brief      Post-Nutzungsphase Hofer
erklärt der Händler, diverse Lie-   bietet eine „Geld-zurück-Garan-
feranten zu auditieren, meint       tie“ (zeitlich unbegrenzt, ohne
damit allerdings nur die Im-        Begründung). Sonst keine Kon-
porteure, nicht die wirklichen      zepte.
Produzenten. Alle Textilien mit

20
Österreich                Die Handelskette schneidet insge-
                            samt am schlechtesten ab. Ein Mi-
  Interspar                 nimalanteil der Interspar-Textilien
                            besteht aus Bio-Baumwolle oder
                            ökologisch optimierten Fasern. Eine
                            Tierschutzstrategie, soziales Enga-
                            gement, Chemikalienmanagement?
                            Fehlanzeige!

Rohstoffe Magere 0,5 Prozent        den. 70 Prozent der Interspar-
der Kleidung werden in Bio-         Textilien tragen das anspruchs-
Baumwollqualität (GOTS) ange-       arme Siegel Oeko-Tex 100.
boten, 0,2 Prozent sind aus Fair-
trade-zertifizierter Baumwolle,     Sozialstandards in der Fertigung
ein Prozent aus Lyocell, Tencel     Interspar gehört keiner Initia-
und Modal. Eine Tierschutz-         tive an und bezieht keine Waren
strategie fehlt. Immerhin wird      von SA 8000-zertifizierten Lie-
Lebendrupf abgelehnt; Pelze         feranten. Es soll circa 70 Textil-
und Angora werden nicht ver-        und Schuhlieferanten geben,
kauft.                              die Namen bleiben geheim. In-
                                    terspar gibt an, mit 80 Prozent
Prozess-Chemie Die Liefer-          von ihnen seit über drei Jahren
kette ist nebulös: Interspar        zusammenzuarbeiten. Den
kennt seine fünf Hauptliefe-        Bangladesh Accord unter-
ranten im Nassprozessbereich        zeichnete Interspar nicht.
nicht. Folglich sind auch deren
Abwasserdaten unbekannt und         Post-Nutzungsphase Keine
können nicht offengelegt wer-       Aktivitäten.

                                                                    21
Glossar
Angora: Textilfasern/Wolle aus Angora-          Cradle to Cradle (von der Wiege zur
Kaninchenhaar. 90 Prozent stammen aus           Wiege): Designkonzept. Cradle to Cradle
China. PETA Asien berichtete 2013 über          zeichnet Produkte aus, die aus kreislauf-
tierquälende Pelzgewinnung in China.            fähigen, umweltsicheren, gesundheitlich
Darauf erklärten viele Firmen den Ver-          unbedenklichen Materialien bestehen
zicht auf Angora.                               sollen.

Bangladesh Accord: 2013 gegründetes             Ethical Trading Initiative: Initiative von
Abkommen in Reaktion auf das „Rana              Unternehmen, NGO und Gewerkschaf-
Plaza“-Unglück. Ziele sind besserer Ge-         ten, die Monitoring- und Verifizierungs-
sundheits-, Gebäude- und Brandschutz            modelle vergleicht und unabhängige Ve-
in Textilbetrieben des Lands.                   rifizierungsstellen empfiehlt. Kein Siegel
                                                für Kleidung.
Better Cotton Initiative (BCI): 2005
gegründete Multi-Stakeholder-Initiative         Fairtrade-zertifizierte Baumwolle ga-
zur ökologischen und sozialen Verbesse-         rantiert den Verzicht auf Gentechnik und
rung der globalen Baumwollproduktion.           einige Pestizide, einen Mindestpreis so-
Der BCI-Standard verbietet wenige               wie eine Fairtrade-Prämie für die Bauern.
Pestizide und erlaubt Gen-Baumwolle.
Kein Label für Produkte.                        Fair Wear Foundation: Multi-Stake-
                                                holder-Initiative für bessere Arbeits-
Bluesign: Standard der Schweizer blue-          bedingungen in der Bekleidungsindus-
sign technologies AG. Die Firma erarbei-        trie. Höchste Sozialstandards in der
tet Empfehlungen anhand der Bewertung           Konfektionierung.
eingesetzter Chemikalien und Prozesse,
die sich an den besten verfügbaren Tech-        Fur Free Retailer: Initiative von Tier-
niken orientieren. Ein Textillabel existiert.   schutzorganisationen. Zeichnet Einzel-
                                                händler aus, die sich zu einem Ausstieg
Business Social Compliance Initiative           aus dem Pelzverkauf verpflichtet haben.
(BSCI): 2003 gegründete Unternehmens-
initiative, um die ILO-Kernarbeitsnormen        Global Organic Textile Standard
in der globalen Wertschöpfungskette             (GOTS): Umfasst Natur- und einige Re-
sicherzustellen. Sie wird kritisiert, da sie    generatfasern, definiert ökologische und
Gewerkschaften und Zivilgesellschaft un-        soziale Anforderungen entlang der Wert-
genügend einbindet. Der BSCI-Standard           schöpfungskette. Sehr gutes, wenn auch
gilt als schwach. Kein Label für Produkte.      kein perfektes Chemikalienmanagement.
                                                Es gibt ein Label für Textilien.
Cotton made in Africa (CmiA): Initiative
der Aid by Trade Foundation für ökolo-          Lebendrupf: Gänserupf bei lebendigem
gische und soziale Verbesserungen im            Leib zum Gewinn von Daunen. In der EU
Baumwollanbau in Subsahara-Afrika.              ist die schmerzhafte Prozedur verboten.
Verbot von Gen-Baumwolle und einigen
Pestiziden.
22
Lyocell: Viskoseähnliche, industriell       Regeneratfasern: Künstlich hergestell-
hergestellte Regeneratfaser aus Cellu-      te Fasern aus dem Naturstoff Cellulose.
lose. Die Produktion verbraucht weniger     Das Rohmaterial wird aus Holz durch
Chemie und Wasser als die Viskose-          Entfernen der Bindestoffe (Lignin) ge-
produktion.                                 wonnen.

Mulesing: Verfahren in Australien und       SA 8000: Zertifizierungssystem für Zu-
Neuseeland, bei dem Merinoschafen –         lieferbetriebe, initiiert von der Initiative
ohne Betäubung – Haut um den Schwanz        Social Accountability International (SAI).
und After herum entfernt wird. Soll den     Pflicht sind die Einhaltung der ILO-Kern-
Befall mit Fliegenmaden verhindern.         arbeitsnormen und existenzsichernde
                                            Löhne. Ein Zertifikat gilt drei Jahre.
Modal®: Markenname einer Regenerat-
faser der Firma Lenzing. Cellulose aus      Sandstrahlen: Technik, um Jeans ei-
Buchenholz der Region wird im Nass-         nen „used look“ zu verleihen. Der feine
spinnverfahren zu einer viskoseähnlichen    Quarzstaub kann Atemnot oder Siliko-
Faser verarbeitet – nach Hersteller-        nose, eine oft tödliche Lungenkrankheit,
angaben: effizient und CO2-neutral.         verursachen.

Oeko-Tex 100: Standard der Interna-         Tencel®: Markenname von Lyocell-Fa-
tionalen Gemeinschaft für Forschung         sern der Firma Lenzing. Es wird Holz aus
und Prüfung auf dem Gebiet der Textil-      nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet.
ökologie. Dient nur dem Verbraucher-
schutz: Warenmuster werden auf Schad-       Textilbündnis: Initiative, angestoßen
stoffrückstände getestet, die Herstel-      vom Bundesentwicklungsminister Gerd
lungsbedingungen bleiben im Dunkeln.        Müller (CSU). Soll die Einhaltung von
                                            Umwelt- und Sozialstandards sicherstel-
Per- und Polyfluorierte Chemikalien         len. Das Niveau ist noch unklar. Geplant
(PFC): Machen Textilien und Leder was-      ist offenbar nur eine freiwillige Verpflich-
ser- und schmutzabweisend. Können           tung der Textilfirmen, keine gesetzliche
beim Menschen die Leberfunktion schä-       Regelung.
digen und das Hormonsystem stören.
                                            Upcycling: Wiederverwenden von Mate-
Rana Plaza: Am 24. April 2013 stürzte in    rialien für gleich- oder höherwertige neue
Sabhar, Bangladesch, das neunstöckige       Produkte. In der Mode können Reste aus
„Rana Plaza“-Gebäude ein, in dem sich       der Stoffproduktion, Altkleider oder Ma-
viele Textilfabriken befanden. Rund 1.130   terialien aus anderen Nutzungsbereichen
Menschen starben. Am Vortag waren           (etwa LKW-Plane für Taschen) eingesetzt
Risse im Bau entdeckt worden, doch die      werden.
Fabrikbetreiber zwangen ihre Angestell-
ten zur Weiterarbeit.                       Mehr Infos zu Textil-Siegeln finden Sie
                                            unter: gpurl.de/textil-label

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Greenpeace fordert:
 Die weltweite Textilindustrie muss die Verschmutzung
 von Flüssen und anderen Gewässern sofort stoppen.

 In der Textilproduktion dürfen keine gefährlichen
 Chemikalien eingesetzt werden.

 Die Textilunternehmen müssen Verantwortung für den
 gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen und
 diese so konzipieren, dass sie recycelt werden können.

Mehr zum Thema finden Sie im Internet unter
 www.greenpeace.de/detox

Greenpeace ist international, überparteilich und völlig
unabhängig von Politik, Parteien und Industrie. Mit gewalt-
freien Aktionen kämpft Greenpeace für den Schutz der
Lebensgrundlagen. Mehr als eine halbe Million Menschen
in Deutschland spenden an Greenpeace und gewährleisten
                                                              E 0107 1

damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt.
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