Jc Kultur und Wissenschaft - journal culinaire No_ 26 2018
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jc journal culinaire Kultur und Wissenschaft des Essens Edition Wurzer & Vilgis vv No_ 26 2018 Hühner und ihre Eier
Das Journal Culinaire ist die erste deutschsprachige Zeitschrift mit dem aktuellen Stand des Wissens und Könnens über das Essen und Trinken. Die Autoren sind Natur-, Geistes- und Kulturwissenschaftler sowie Praktiker aus Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Lebensmittelverarbeitung. Das Journal Culinaire ist unabhängig und frei von Werbung, gewürzt mit ernsthaftem Engagement und gelegentlich einem Schuss Emotion. Es erscheint zweimal jährlich.
jc journal culinaire Kultur und Wissenschaft des Essens Edition Wurzer & Vilgis
Eichen Laut Beschluss vom Landgericht dürfen kleine Eier nicht, um sich nicht am Recht zu stoßen, in die Packung mit den großen. Dass die Eier man vergleicht, wird ein Musterei geeicht. So erkennt der Hühnerbauer kleine Eier noch genauer. Prüft er Eier nicht in Räumen, sondern unter Eichenbäumen, sagt er treffend beim Vergleichen: »… unter Eichen Eichen eichen.« F red I lle n ber g er jc N _ 26 2018 o
jc N o_ 26 Editorial »Eier, nicht nur von Hühnern«. Das war der zunächst annoncierte Titel für die No. 26 des Journal Culinaire. In der Formulierung spiegelt sich die tradi tionelle Wertschätzung von Eiern und die in der älteren Generation bis heute recht tief verwurzelte Geringschätzung von Hühnerfleisch gleichermaßen. Ver mutlich nicht nur vor den Toren Münsters werden größere Feierlichkeiten in den frühen (oder nicht so frühen) Morgenstunden – selbst bei der Jugend – ge legentlich mit orgiastischen Eieressen beschlossen. Im Alltag kann ein Spiegelei gerne aus einem halben Dutzend Eiern bestehen, die von der Eierfrau (oder dem Eiermann) jede Woche lagenweise ins Haus geliefert werden. Oma Sefa vom Nachbarhof hinterm Bahndamm, über 90 Lenze und überaus rüstig, wünschte sich, nachdem ihr Mann starb, von ihren sieben Kindern zwei Dinge: wieder ein Schwein, damit sie die Küchenabfälle nicht mehr in der Biotonne entsorgen müsse, und ein Hühnerhaus. Beide Wünsche erfüllten ihre Kinder brav. Das Hühnerhaus ist durchaus solide und die Hühner kratzen im Obsthof jeweils zwei oder drei Jahre, wenn sie nicht zwischendurch von einem Marder oder Fuchs besucht werden. Die Junghennen »Lohmann braun« kommen von einem Aufzuchtbetrieb im Nachbarort. Das Futter stammt weitgehend vom eigenen Hof. Gelegentlich gibt es die Empfehlung für das Beifutter vom Futter mittelberater Michael, Mitglied der monatlichen Doppelkopfrunde. Seither kommen wir regelmäßig in den Genuss von Eiern von Oma Sefas Hühnern (die Kurzformulierung »Oma Sefas Eier« setzte sich familiär nicht durch). Heikel wird es nach wie vor, wenn der Hühner Legeleistung merklich abnimmt. Zwar findet sich ein tapferer Henker. Doch des Tierkörpers mag sich auch auf einem Bauernhof heute niemand mehr so recht annehmen. Gegenläufiges zum Eierkonsum war lange Zeit von den Ernährungsberaten den zu vernehmen: Eier seien wegen ihres Cholesteringehalts wenig zu schät zen, gar eine Gefahr für die Volksgesundheit. Das spülte, wie wir heute wissen, viel Geld in die Kassen der Pharmaindustrie – und führte zu Herzproblemen: nicht bei den notorischen Eierkonsumenten, sondern bei deren Ehepartnern, die in jedem Ei einen potenziellen Sargnagel vermuteten. In der Recherche zur aktuellen Ausgabe drängten sich die Hühner immer wieder ungefragt und unübersehbar in den Vordergrund. Die schiere Menge der jährlich weltweit gelegten Eier, die Frage nach der unglaublichen Steigerung
der Legeleistung in den vergangenen sechzig Jahren, der irritierende Blick auf die doppelte Züchtungsperspektive Mast und Eierproduktion, schlussendlich die Frage nach dem Verbleib der Brüder ihrer eierproduzierenden Schwestern: Von Eiern zu sprechen, ohne zugleich Hühner und Hähnchen mit zu bedenken, erschien schnell als nicht sachgerecht. Der Entschluss fiel zügig: »Hühner und ihre Eier« lautet deshalb der Titel des vorliegenden Journal Culinaire No. 26. Das ist auch deshalb angemessen, weil weltweit die Nachfrage nicht nur nach Eiern, sondern auch nach Hühnchenfleisch rasant steigt. Im Frühjahr 2019, im Journal Culinaire No. 28, werden wir uns nochmals allgemein mit Eiern von Ente und anderen Vögeln und auch Fischen beschäf tigen. Wir wünschen Ihnen einen ertragreichen Lesegenuss! Ihr M arti n W u rzer- B er g er , auch im Namen von T homas V il g is P. S.: Mitte Dezember 2017 erreicht uns eine Email der Gourmand World Awards: Congratulations! In the national competition for food culture, Journal Culinaire won the selection to repre- sent Germany in the category Magazines and Journals in the Gourmand World Awards. Your book will now compete in its category against other countries for Best in the World. The results will be announced on May 26, 2018 at the annual Gourmand Awards Cerem- ony in Yantai, China … Das ist eine sehr erfreuliche Bestätigung unseres Konzepts und eine substanzielle Aus zeichnung für unsere bislang fast 300 Autorinnen und Autoren. Auf dem Weg nach Yantai sind weltweit nunmehr fünf Magazine oder Journale nominiert. Warten wir, was der 26. Mai bringt. MWB jc N _ 26 2018 o
Inhalt Hühner und ihre Eier Das Haushuhn Seine Abstammung und Domestikation 11 Wo kommt es her, wo geht es hin: Die lange Geschichte des Wappentiers des Journal Culinaire No. 26 präsentieren uns H E I N Z P I N G E L und M A N F R E D G O L Z E . Zwischen dem Huhn und dem Menschen beginnt die Beziehung nicht mit der Frage: Kann man das essen? Vermutlich dienten die Hühner zunächst kulturell-religiösen Zwecken. Doch bleibt es nicht lange dabei … Tierwohl in der Geflügelhaltung Entwicklung und Perspektive 23 Ohne Zögern huscht unser Blick über den Titel dieses gehalt vollen und ausgewogenen Beitrags. Wir gewöhnen uns schnell an neue Paradigmen im Verhältnis zwischen Menschen und ihren Haustieren, wie es der Begriff »Tierwohl« anzeigt. Wie ist die Diskussion in den letzten Jahrzehnten verlaufen und zu welcher Praxis hat sie geführt? W E R N E R B E S S E I war als Wissenschaftler an diesen Auseinandersetzungen beteiligt und skizziert die Entwicklung. Hähnchen Ökonomisch uninteressant – und getötet 37 Sexen – dieser Begriff hätte eigentlich das Zeug, zum Unwort des Jahres gewählt zu werden. Die Brüder eierlegender Hühner sind aus der Sicht der Fleischproduktion ineffektiv und wer- den kurz nach dem Schlüpfen getötet. Neue, staatlich hoch subventionierte Methoden mühen sich, den Zeitpunkt der Ge schlechtsbestimmung in das Ei zu verlegen. Eine Scheinlösung, wie A N I TA I D E L engagiert darlegt.
Eine Frage der Haltung Ökologische Hühnerzucht im Zeitalter des Kükentötens 40 Seit geraumer Zeit ist die industrielle Eier- und Hähnchen fleischproduktion mit ihren getrennten Zuchtlinien unter öko logisch und biodynamisch denkenden und handelnden Men schen ein Unding. Aus ökonomischer Sicht hat das dominie rende, fast monopolistische System alle Karten in der Hand. In der Initiative Ökologische Tierzucht (ÖTZ ) wird an einem Hühnerzuchtprojekt gearbeitet, das Eier- und Fleischproduk tion wieder zusammenführt. Das ist alles andere als einfach, wie I N G A G Ü N T H E R und M I R J A M N E Y R I N C K zu berichten wissen. Huhn und Ei 49 C H R I S T I A N G R A F V O N WA L D E R D O R F F hat vor zehn Jahren einen Pfälzer Bauerngockel für uns zubereitet. Seine Begeiste rung für Hühner und ihre Eier hat nicht nachgelassen. Hier ser viert er uns drei Gerichte, in denen die Freude an der Arbeit ebenso zu spüren ist wie seine handwerkliche Kompetenz. Broiler, Eigelb und Bärlauchtabak Auf das Wesentliche heruntergebrochen 58 Das Berliner Restaurant einsunternull zählt zu den ausgezeich neten Orten in der Hauptstadt, an denen sich eine junge Mann schaft über ihr Tun minutiös Rechenschaft ablegt. Das ist detailliert an diesem Rezept zu studieren, das uns A N D R E A S R I E G E R aufgeschrieben hat. Ei vom Huhn Mundstück Nr. 85 65 Viele Jahre hat S A M U E L H E R Z O G für die Leser des Feuille- tons der Neuen Zürcher Zeitung in seinen »Mundstücken« die Wirkmächtigkeit der kleinen kulinarischen Zutaten betont, in dem er ihnen eine persönliche, aber auch ästhetisch anspruchs volle Bühne schaffte. Wir begrüßen ihn herzlich und freuen uns sehr, dass er diese Tradition jetzt im Journal Culinaire wei terführt. jc N _ 26 2018 o
Eier köpfen – oder nicht? Bekleckern als Anlass zur Blamage und Belustigung 71 L U D G E R F I S C H E R und T H O M A S F U S E N I G blicken in die Kunst geschichte, um ein marginales Thema augenzwinkernd zu be leuchten. Und siehe da: Auch betagten Antworten muss es nicht an Plausibilität mangeln. Gelegentlich erhält man auch Antworten auf Fragen, die man nicht gestellt hatte … Hühnerei-Wissen Was bestimmt ihre Qualität? 76 Bei vielen Lebensmitteln führen fehlende, falsche oder irre führende Informationen zu problematischen Einschätzungen. Der sorgfältige Beitrag von M I C H A E L A . G R A S H O R N , gesättigt vom Wissen eines ganzen Forscherlebens über die Eier, sollte ausreichen, Eier in ihrem Wert adäquat einschätzen zu lernen. Der Schälbarkeit von Eiern auf der Spur Wissenschaftliche Erklärungen zu einem Ärgernis 89 Ärgernisse heißen nicht zufällig so. Dass sie gelegentlich nur Nebensächliches betreffen, macht sie erstaunlicherweise nicht kleiner. T H O M A S A . V I L G I S ist einer solchen Petitesse auf der Spur. Sie ist eigentlich nur im privaten Bereich als eine solche zu bezeichnen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten die Aufgabe in der Gastronomie oder Industrie meistern! Da schweigt des Sängers Höflichkeit. Œufs en meurette 105 ERIC MENCHON ist seit vielen Jahren der gefeierte Küchen- chef des »Le Moissonnier« in Köln. Handwerklich untadelig und mit viel Phantasie ausgestattet, erfreut er die Gäste des Hauses immer aufs Neue mit vielteiligen, anregenden Kompo sitionen. Hier kommt ein Ein-Teller-Gericht, eine puristische Reminiszenz an seine französische Heimat. Œufœufs en meurette 109 Die doppelten Eier im Rezepttitel sind keine Schreibfehler. SUSANNE VÖGELI, die eine Kochschule im schweizerischen Aarau leitet, ist immer an der Geschichte von Köchinnen, Kochbüchern und Rezepten interessiert. In ihrem Vorschlag blitzt ein früher Seitenzweig der Rezepttradition auf, der nicht nur geschmacklich überzeugt.
Eier? Indispensable! 112 PIERRE LINGELSER skizziert mit schnellen Strichen, dass die Patisserie ohne Eier undenkbar wäre. Er weitet den Blick auf sein Fach, indem er am Beispiel des heute meist auf ein Kinder gebäck aus industrieller Produktion reduzierten Löffelbiskuits illustriert, dass tiefe Produktkenntnis und handwerkliches Kön nen für Innovationen grundlegend sind. Hühnereier Physikalische Texturmodulatoren par excellence 115 Hier kommen all diejenigen auf ihre Kosten, denen das skla vische Nachmachen in der Küche ein Gräuel ist, die vielmehr alles lieber ganz genau wissen und verstehen möchten. Wer sich nach T H O M A S A . V I L G I S Ausführungen zur Englischen Crème oder zum Lemon Curd noch unterinformiert fühlt, möge uns doch gern seinerseits einen Artikelvorschlag machen. Sauber, hygienisch, schwedisch Was schwedische Landfrauen nicht wissen 128 Eigentlich ist es uns zu billig, Ländertraditionen zu denun zieren. Dennoch lässt L U D G E R F I S C H E R bis in seine Sprach wahl hinein keinen Zweifel daran, dass er die besprochene schwedische Tradition für Humbug hält. Möge der Beitrag uns daran erinnern, dass Ess- und Lebensmitteltraditionen wie fest gemauert in den Erden stehen und es einiger Anstrengungen bedarf, sie zu erschüttern. Das dürfte, wagen wir zu behaup ten, im Laufe der Geschichte gleichermaßen geholfen wie ge schadet haben. Meringue Erbse statt Ei 130 Nun ist es genug mit den Hühnern und ihren Eiern. Manches geht ohne sie: R E N É F R A N K , Gründer des CODA in Berlin, »kann« eine Meringue auch ohne Eiklar. Wie das geht, zeigt er hier. jc N _ 26 2018 o
Forum (Nicht nur) das Auge isst mit Über die Mahlzeiten einer Biene 135 Das Journal Culinaire hat sich vielfach mit der menschlichen Sensorik beschäftigt. C . G I O VA N N I G A L I Z I A begeistert in sei nem neuen Beitrag für die Sensorik der Biene. Das geschieht, um die Phantasie der Natur zu bewundern, das »Problem« der Nahrungssuche zu gestalten. Darüber hinaus wird an unsere eigenen sensorischen Möglichkeiten erinnert. Weder schöpfen wir sie wirklich aus, noch haben wir sie komplett verstanden. Die Milch-Bashing-Mode Widerstand gegen unsinnige Trends 142 Kaum sind Eier und Fette in der Ernährungserziehung einiger maßen rehabilitiert, wird ein neuer Kandidat auf den Anklage stuhl gesetzt. Jetzt die Milch. Und wie immer ist es für die Verteidiger mühsam, ihre Sicht der Dinge darzulegen, wenn die Gegenseite emotionalisiert und einen Sündenbock stilisiert. N I C O L A I W O R M , eigentlich ungehalten, stellt sich der Aufgabe gewohnt souverän. Rezension Anregung zum Selbermachen Miso-Grundkurs 149 MARIELE OOSTING zu Miso von Claudia Zaltenbach 151 Autoren
Hühner und ihre Eier jc N _ 26 2018 o
H einz P ingel / M anfred G olze Im Leben aller Kulturvölker ist das Huhn schon lange ein geschätztes Haustier. Archäologische und historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass es zuerst kultu- rellen Zwecken diente, wie Religion und Aberglaube, dekorativer Kunst sowie Unterhaltung (Hahnenkampf). Erst später spielte es eine Rolle für die Humanernährung als Lieferant für Eier und Fleisch und ist heute über die gesamte Erdkugel verbreitet. Das Haushuhn Seine Abstammung und Domestikation 1 Wildhühner. (Aus: Dürigen, B. 1923. Die Geflügelzucht. Erster Band, Arten und Rassen. Verlag Paul Parey, Berlin) Innerhalb der Klasse der Vögel (Aves) zählt das Huhn zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes) mit der Familie der Fasanenvögel (Phasianidae) und der Gattung der Kammhühner (Gallus). Kamm und die Kehllappen sind die speziellen Merkmale, die die Gattung Gallus von allen anderen Vertretern der Familie Fasanenvögel unterscheiden. 11
Der Gattung Kammhühner gehören vier Arten an (CRAWFORD , 1990): Rotes Dschungelhuhn Gallus gallus (Linnaeus) Graues Dschungelhuhn Gallus sonneratii (Temminck) Ceylon-Dschungelhuhn Gallus lafayettii (Lesson) Grünes Dschungelhuhn Gallus varius (Shaw and Nodder) Zur ersten Art, dem Roten Dschungelhuhn, das als die Stammart des Haus huhnes gilt, gehören fünf Unterarten, die auch heute noch in freier Wildbahn vorkommen und im Sprachgebrauch unter dem Namen Bankivahuhn zusam mengefasst werden: Cochin-Chinesisches Rotes Dschungelhuhn Gallus g. gallus Burmesisches Rotes Dschungelhuhn Gallus g. spadiceus Tonkinesisches Rotes Dschungelhuhn Gallus g. jabouillei Indisches Rotes Dschungelhuhn Gallus g. murghi Javanisches Rotes Dschungelhuhn Gallus g. bankiva Die geografische Verbreitung des Roten Dschungelhuhnes mit seinen fünf Unterarten reicht von Nordwestindien durch Assam, Burma, Thailand, Malay sia, Indochina, den Südteil von China bis Indonesien (Sumatra und Java). Das Graue Dschungelhuhn (Gallus sonneratii) erscheint in West- und Südindien und kommt an den Grenzen seines Lebensgebietes gemeinsam mit dem Roten Dschungelhuhn vor. Das Ceylon-Dschungelhuhn ist auf die Insel Ceylon be grenzt und hat eine isolierte Entwicklung genommen. Das Grüne Dschungel huhn befindet sich auf Java und anderen indonesischen Inseln, bewohnt hier aber andere Gebiete als das Javanische Rote Dschungelhuhn. In Tab. 1 sind die Körpergröße und Reproduktionsmerkmale der vier Dschungelhuhnarten auf geführt. Dabei zeigt sich insgesamt eine große Ähnlichkeit untereinander. –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– gallus sonneratii lafayettii varius –––––––––––––––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– Körpergewicht in g, ml. 800 – 1360 790 – 1136 790 – 1140 454 – 795 Körpergewicht in g, wbl. 485 – 740 705 – 790 510 – 625 Geschlechtsreife, Jahr 1–2 2 2 1–2 Eier je Gelege 4–8 4–8 2–4 6 – 10 Eigröße, mm 45,3 × 34,6 46,0 × 36,5 46,3 x 34,5 44,5 × 34,5 Brutdauer, Tage 19 – 21 20 – 21 20 – 21 21 –––––––––––––––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– –––––––––––– Tab. 1 Körpergröße und Reproduktionsmerkmale von Wildhühnern (CRAWFORD 1990). CRAWFORD (1990) weist auf DARWINS detaillierte Aussage hin, dass das Rote Dschungelhuhn die alleinige Stammform des Haushuhnes sei, der sich der überwiegende Teil der Forscher anschließt. Gegen die Mitwirkung der anderen Wildhuhnarten an der Entstehung des Haushuhnes sprechen u. a. die geringe Verbreitung, die vom Krähen unserer Haushähne bedeutsam abwei chende Stimme der Hähne, die Eigentümlichkeiten in Farbe und Form, z. B. 12 H einz P ingel / M anfred G olze jc N _ 26 2018 o
die Wachsfeder des Grauen Dschungelhuhnes, der merkwürdige Kamm und die bunte Brust des Ceylonhahnes, der ungesägte Kamm, der einfache Kehllappen, die grünen Schuppenfedern und der gabelförmige Schwanz des Grauen Dschun gelhahnes. Alle diese bei diesen Arten hervorstechenden Merkmale sind bei unserem Haushuhn unbekannt. Besondere Bedeutung haben in dieser Hinsicht die Ergebnisse von Kreuzungsversuchen zwischen Grauem und Rotem Dschun gelhuhn. Dabei ergab sich, dass nur bei Paarung von Grauen Dschungelhähnen mit Roten Dschungelhennen Nachkommen anfielen (Tab. 2). Die wenigen von F1-Hennen geschlüpften Nachkommen starben jedoch frühzeitig ab. –––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– Paarung Einlage Befruchtet Geschlüpft tote Embryonen St. St. St. % –––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– Grau × Grau 45 27 8 70,4 Rot × Rot 333 196 98 50,0 Grau × Rot 115 78 61 21,8 Grau × F1 28 23 2 91,3 Rot × F1 28 23 1 95,7 F1 × F1 321 227 5 97,8 –––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– ––––––––––––––– Tab. 2 Befruchtung und Schlupffähigkeit bei Kreuzungen zwischen Rotem und Grauem Dschungelhuhn (MOREJOHN, 1968, zit. bei CRAWFORD, 1990). Nachkommen aus reziproken Kreuzungen zwischen Rotem Dschungelhuhn und Haushuhn sind dagegen unbegrenzt fruchtbar. Die Roten Dschungelhüh ner paaren sich auch freiwillig mit Haushühnern. Weitere Punkte, die auf das Rote Dschungelhuhn (G. gallus) als die Stamm form des Haushuhnes hinweisen, sind: – Färbung: Rebhuhnfarbigkeit bei vielen Rassen (Kämpfer, Malayen, Zwerg hühner, Italiener u. a.). – Kammform: Einfachkamm ist bei vielen Haushühnerrassen anzutreffen. – Atavismus in der Gefiederfarbe: Schwarze Hähne haben im Halsbehang plötzlich braune und rötliche Federn bzw. sommerlicher Federwechsel ver ändert Balzkleid in Ruhekleid bei Landrassen. – Krähen der Hähne: Übereinstimmung. – Variabilität: Großes Verbreitungsgebiet mit verschiedenen Unterarten. So hat z. B. das Indische Rote Dschungelhuhn weiße, das Burmesische Rote Dschungelhuhn dagegen rote Ohrscheiben. In ihrer tropischen Heimat besiedeln die Roten Dschungelhühner oder Ban kivahühner sowohl Trockenbusch als auch Regenwald. Sie benötigen reichlich Deckung, um sich bei Gefahr zurückziehen zu können. Im Flug gleiten sie nach der Art der Fasanen mit ausgebreiteten Schwingen dahin und erhöhen die Ge schwindigkeit ab und zu durch schnelle, schwirrende Flügelschläge. Nach der Landung rennen sie in geduckter Haltung einem rettenden Dickicht zu. Früh morgens und abends kommen sie auf Lichtungen und Felder zur Futtersuche heraus. Außerhalb der Brutzeit leben sie in Gesellschaften von bis zu 50 Tieren Das Haushuhn 13
beiderlei Geschlechts zusammen (Herdentrieb). Im Frühjahr erkämpft sich jeder starke Hahn ein Revier, das er mit drei bis fünf Hennen teilt. Die Hen- nen legen in geschickt versteckte Nestmulden sechs bis zwölf weiße bis creme farbene, etwa 30 Gramm schwere Eier und brüten mehrmals. Die Küken schlüpfen nach 19 bis 21 Tagen und flattern im Alter von acht Tagen schon von Ast zu Ast. Die Hennen werden 700 Gramm und die Hähne ein Kilogramm schwer. Kreuzungen mit Haushühnern ergeben in beiden Geschlechtern frucht bare Nachkommen. Zur Kulturgeschichte des Huhnes Die Frage, wann und wo Hühner zuerst domestiziert wurden, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Begünstigt wurde die Domestikation der Roten Dschungelhühner aufgrund von vier Eigenschaften: – Sie können sich eigenständig mit Samen und Gras ernähren. – Sie reproduzieren sich in Gefangenschaft ohne hohe Anforderungen an kli matische Bedingungen. – Bei der anfänglichen Zähmung zeigten sie die Fähigkeit zur Prägung. – Die Ausbildung einer Rangordnung gewährt die Bildung von größeren Grup pen. In der Regel dienten domestizierte Tierarten als Nahrungsquelle oder als Arbeitstiere. Beim Huhn deuten archäologische und historische Aufzeichnun gen darauf hin, dass es zuerst kulturellen Zwecken diente, wie Religion und Aberglaube, dekorativer Kunst sowie Unterhaltung (Hahnenkampf). Erst spä ter spielte es eine Rolle für die Humanernährung als Lieferant für Eier und Fleisch (CRAWFORD, 1990; DÜRIGEN, 1924). 2 Terrakottafigur eines Huhnes vor 3 In Form eines Haushahnes Futternapf: aus Mohenjo-Daro. (Aus: stilisierter Bronzeanhänger aus Wirtschaftsgeflügel. Neumeister, 1967, Luristan (Persien) (Aus: Wirt Landwirtschaftsverlag, Berlin) schaftsgeflügel. Neumeister, 1967, Landwirtschaftsverlag, Berlin) 14 H einz P ingel / M anfred G olze jc N _ 26 2018 o
Lange Zeit galten archäologische Funde im Industal, die mit der Harappa- Kultur (2500 bis 2100 v. u. Z.) in Verbindung standen, als erster Hinweis auf domestizierte Hühner. Die Grundlage der Harappa-Kultur war Landwirtschaft mit ausgedehnten Handelswegen bis in das Zweistromland (Mesopotamien), so dass vom Industal aus das Haushuhn verbreitet werden konnte, wobei Hah nenkämpfe eine große Rolle gespielt haben sollen. Jüngere Ausgrabungen in der chinesischen Provinz Hebei stießen auf eine primitive landwirtschaftliche Kultur, die Cishan-Kultur (5900 bis 5400 v. u. Z.). Anhand von Knochenfunden kann geschlossen werden, dass neben Hunden und Schweinen auch Hühner domestiziert gewesen sein müssen. Inzwischen gibt es 16 Funde der jüngeren Steinzeit in Nordchina mit Hinweisen auf Haus hühner, die älter sind als die Funde im Industal. Da dieses Gebiet in den ver gangenen Jahrtausenden aus einer semiariden Steppe bestand, kann es nicht als natürliches Verbreitungsgebiet des Dschungelhuhnes angesehen werden (WEST und ZHOU , 1988). Das führt zu der Schlussfolgerung, dass die Do mestikation des Haushuhnes in Südostasien (Burma) stattfand und die Hühner von dort vor 8000 Jahren nach Nordchina gelangten. Die Haustierwerdung des Huhnes liegt somit über 8000 Jahre zurück (CRAWFORD , 1990). Auch in Vorderasien und Europa gibt es nach WEST und ZHOU (1988) Ske lettfunde, die auf früheres Vorkommen des Huhnes hindeuten. In großem Maßstab gelangte das bereits domestizierte Huhn von Vorderindien (Mohenjo- Daro) jedoch im 2. Jahrtausend v. u. Z. nach Persien und Mesopotamien und erlangte hier große kultische Bedeutung. Der Hahn galt den Persern als heiliger Vogel und in der Religionslehre von Zarathustra (7./6. Jh. v. u. Z.) ist der Hahn Symbol des Lichtes, Verkünder des Morgens und Verscheucher der Dämonen. Persische Karawanen sollen Hähne als Tagesverkünder mitgeführt haben. Die Verbindung von Sonnensymbolik und Huhn erscheint auch auf der ältesten assyrischen Darstellung des Huhnes, einer Gefäßverzierung aus Assur. Auf Bäumen sitzen abwechselnd je zwei Hühnchen und zwei Hähnchen im Wildhuhntypus. 4 Hähne und Hühner in Bäumen, Gefäßverzierung aus Assur, 13. Jh. v. u. Z. -(Aus: Jäger 1957) Das Haushuhn 15
Autoren P R O F. D R . D R . H . C . W E R N E R B E S S E IJahrgang 1946, studierte von 1967 bis 1971 Allgemeine Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim und promovierte dort im Bereich Geflügel. Nach der Promotion war er Auslandsberater für Philips-Duphar in Düsseldorf. Anschließend habilitierte er sich für das Fach Nutztierethnologie und Kleintierzucht an der Agrarfakultät in Hohenheim und wurde hier zum Privatdozenten ernannt. Von 1985 bis 1990 übernahm er die Aufgaben des »Poultry Officers« bei der Food and Agricultural Organisation der UN (FAO) in Rom. Von 1990 bis zu seiner Pensionierung 2015 war er Professor für Nutztierethologie und Kleintierzucht an der Universität Hohenheim. Er ist Präsident der Deutschen Vereinigung für Geflügel wissenschaft e.V. und Vize-Präsident der World’s Poultry Science Association. Sein Schwerpunkt in Forschung und Lehre liegt auf dem Gebiet Haltung und Verhalten beim Nutzgeflügel. DR. LUDGER FISCHER Geboren 1957 in Essen, Politikwissenschaftler, Kunsthistoriker und Philosoph, ist Politikberater. Er war über zehn Jahre Mitglied der »Beratenden Gruppe für die Lebensmittelkette« der Europäischen Kommission in Brüssel, des Be ratungsgremiums der Interessenvertreter bei der Europäischen Behörde für Lebens mittelsicherheit EFSA in Parma und Beiratsmitglied zahlreicher EU-Projekte zur Le bensmittelentwicklung. In zwei Bänden deckte er traditionelle Küchenirrtümer auf: »Kleines Lexikon der Küchenirrtümer« (2009), »Noch mehr Küchenirrtümer« (2010, beide Eichborn, auch als Hörbuch, als Piper-Taschenbücher und als Buchclub-Ausga ben). In »Mann kocht!« (Eichborn 2012) beschäftigte er sich mit Rollenklischees bei der Essenszubereitung. 2014 erschien im Verlag Thomas Plöger seine »Göttliche Diät. Theologisches aus der Speisekammer«. In seinem neuesten Buch über »Die in Brüs sel« (Schwarzkopf+Schwarzkopf 2016) plaudert er die Geheimnisse seiner Lobby arbeit aus, in der es vorwiegend um Lebensmittelpolitik geht. Fischer lebt in Brüssel. R en É F rank geboren 1984 im Allgäu. Nach der Mittleren Reife Ausbildung zum Koch. Förderpreis der Begabtenförderung für die berufliche Bildung der Industrie- und Han delskammer Erfurt. Goldmedaille und Titel »Jugend-Berufsweltmeister der Köche« für Deutschland in Helsinki 2005. Stationen in Oexle’s Speisemeisterei sowie in der Zirbelstube in Stuttgart. Kurse in der Pâtisserie-Schule Sweet Art von Robert Oppeneder in den Bereichen Zuckerartistik, Pralinen und Schokolade. Aufenthalte am Culinary Institute of America in New York und bei der Alain Ducasse Formation in Paris. Stipendiat des spanischen Außenhandelsinstituts für »Young Professionals«. Stationen in der Chocolaterie-Pâtisserie »Oriol Balaguer« in Barcelona, dem Restau rant Akelarre in San Sebastian, Restaurant Georges Blanc im französischen Vonnas (beide drei Michelin-Sterne), sowie im schweizerischen Restaurant Lampart’s (zwei Michelin-Sterne). 2010 Japan-Stipendium der Landesstiftung Baden Württemberg: RyuGin in Tokyo und Honten Kikunoi in Kyoto (beide drei Michelin-Sterne). Im sel ben Jahr wurde Frank Chef Pâtissier im Osnabrücker Restaurant La Vie, das seit 2011 drei Michelin-Sterne führt. 2013 wurde René Frank vom GaultMillau als Pâtissier des Jahres ausgezeichnet sowie 2016 vom Busche Verlag als Pâtissier des Jahres. – Seit 2016 ist Frank Chef und Mitbegründer der CODA Dessert Dinig & Bar in Berlin, sie wurde bereits nach wenigen Monaten mit dem Rolling Pin Award als »bestes Gastro konzept des Jahres 2016« ausgezeichnet. 151
DR. THOMAS FUSENIG Geboren 1963 in Salzgitter-Lebenstedt, studierte Kunstge schichte, Geschichte und Philosophie an der Universität Trier und der RWTH Aachen. 1993 promovierte Fusenig mit der Arbeit »Liebe, Laster und Gelächter – Komödien hafte Bilder in der italienischen Malerei im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts«. Er schrieb den Bestandskatalog der niederländischen Gemälde von 1550 bis 1800 und den der romantischen Gemälde vor 1800 des Suermondt-Ludwig-Museums Aachen, erarbeitete danach große thematische Ausstellungen am Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo, und ist seit 2002 freier Kunsthistoriker und Ausstellungskura tor, u. a. in Zwickau, Aachen, Prag und Wien. Seit 2015 bereitete er die Ausstellung »Frieden. Wie im Himmel so auf Erden?« vor, die im April 2018 in Münster eröffnet wurde. Thomas Fusenig lebt in Essen. G iovanni G alizia Jahrgang 1963, studierte in Berlin Biologie und hat in Cambridge in Zoologie promoviert. Er forschte in Tübingen und Berlin und war anschließend an der University of California, Riverside, Entomologe und Professor. Seit 2005 Professor für Zoologie und Neurobiologie, ist er seit 2008 Direktor des Zukunftskollegs an der Universität Konstanz. Ihn interessiert, wie das Gehirn Gedächtnisse bildet und wie wir (Menschen oder Tiere) mit relativ wenigen Sinneszellen Millionen von Düften rie chen, erkennen und lernen können. Als Versuchstiere dienen ihm Fruchtfliegen und Honigbienen. Die Bienen stehen auf dem Dach des Instituts und sammeln den Nektar der Umgebung – deren Honig Galizia und seine Mitarbeiter mit Freude genießen. Mit seinem Kollegen Pierre-Marie Lledo aus Paris hat er das Lehrbuch »Neurosciences« herausgegeben, in dem die Neurowissenschaft aus zoologischer Sicht betrachtet wird: wie funktionieren Nervensysteme bei Insekten, Fischen, Vögeln oder auch Säugern. D r . M anfred G olze 1950 in Ammendorf an der Saale bei Halle geboren. Seine Eltern bewirtschafteten einen Landwirtschaftsbetrieb mit Geflügelfarm. Abitur mit Fach arbeiterausbildung zum Geflügelzüchter 1969. Ab 1971 bis August 1992 an der Agrar wissenschaftlichen Fakultät (vormals Sektion Tierproduktion und Veterinärmedizin) der Universität Leipzig. 1975 Dipl. agr., 1978 Dr. agr. Bis zum Ausscheiden Forschungs gruppenleiter und Oberassistent am Wissenschaftsbereich Rinder- und Pferdezucht. September 1992 bis Oktober 2015 am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Referatsleiter für Tierhaltung und Fütterung und Leiter der Arbeitsgruppe Extensive Tierhaltung, Geflügel- und Kleintiere sowie Sonderformen der tierischen Erzeugung (Mutterkuhhaltung, Rindermast, Geflügelhaltung, Kaninchenhaltung, Gat terwildhaltung sowie Haltung von Büffeln, Bison, Strauß und alle Nutztiere bezüglich Weidehaltung und -Mast). Zwischen 1971 und 2018 über 2500 Veröffentlichungen und 1250 Vorträge. Bücher: Extensive Rinderhaltung: Fleischrinder, Mutterkühe. Ras sen, Herdenmanagement, Wirtschaftlichkeit, 1997; Landwirtschaftliche Wildhaltung: Damwild, Rotwild, Muffelwild, Schwarzwild und andere Wildarten, 2007; beide im Verlag E. Ulmer. In Kürze erscheint im Leopold Stocker Verlag (Graz): Spezialgeflügel. Zucht – Erzeugung – Produktqualität und Küche. A P L . P R O F. D R . M I C H A E L G R A S H O R NJahrgang 1954, studierte an der Universität Hohenheim Agrarbiologie und wurde mit einer Arbeit zur Vererbung der Stress empfindlichkeit beim Schwein zum Dr. sc. agr. promoviert. Danach erfolgte ein Wech sel des Forschungsschwerpunkts hin zum Huhn, die Habilitation zum Thema Ursa chen des Plötzlichen Herztods bei Masthühnern und die Erteilung der Lehrbefugnis für das Fach Kleintierzucht. Im Jahr 1998 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Hohenheim ernannt und leitet inzwischen die Arbeitsgruppe Geflü gelwissenschaften. Sein langjähriger Forschungsschwerpunkt war die Dotter-Pigmen 152 Autoren jc N _ 26 2018 o
tierung beim Hühnerei. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppen Eiqualität und Geflügel fleischqualität sowie Geschäftsführer der Europäischen Föderation der Weltgeflügel organisation WPSA. Zwischen 1998 und 2018 war er verantwortlicher Schriftleiter der Zeitschrift European Poultry Science. INGA GÜNTHER Jahrgang 1987, aufgewachsen in Hamburg. Sie studierte von 2007 bis 2011 ökologische Agrarwissenschaften an der Universität Kassel-Witzenhausen mit dem Schwerpunkt ökologische Geflügelhaltung und Züchtung (Hühner, Masthähn chen, Perlhühner, Gänse). Neben dem Studium Arbeit auf einem Bioland-Mast hähnchen- und Schlachtbetrieb. Ab 2012 Aufbau einer Geflügelhaltung (Perlhühner, Gänse, Zweinutzungshühner) und Züchtung mit eigener Brut und Vermehrung der Tiere am Demeter-Hofgut Rengoldshausen am Bodensee. Aufbau und Vernetzung von Strukturen zur ökologischen Züchtung alternativer Rassen für den ökologischen Landbau. Entwicklung von Zucht-Soft- und -Hardware zur Datenaufnahme und Zuchtwertschätzung ohne Käfige. Beschäftigung mit alternativen Fütterungskonzep ten zur Hahnenmast (Molke, Keimgetreide, Kartoffeln, Brot etc.). Seit 2015 Ge schäftsführerin der Ökologischen Tierzucht gGmbH mit Gesellschaftssitz in Augsburg. Über diese Arbeit Teilnehmerin zahlreicher Projekte zu Zweinutzungshühnern und ökologischer Geflügelhaltung. SAMUEL HERZOG Jahrgang 1966, studierte Kunstgeschichte. Er war von 2002 bis 2017 Redakteur für Bildende Kunst bei der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2001 ist er Ge schäftsführer der Firma HOIO, die Gewürze von der fiktiven Insel Lemusa importiert (www.hoio.org). Seit 2013 arbeitet er an einer Reihe von kurzen Texten zu einzelnen Nahrungsmitteln. 33 dieser Mundstücke sind als Buch erschienen: Samuel Herzog: Mundstücke. Zürich: Rotpunkt Verlag, 2017. D R . A N I TA I D E L Jahrgang 1955, Tierärztin und Mediatorin. Von 2005 bis 2008 Lead- Autorin im IAASTD (UN-Weltagrarbericht). Arbeitet als Projektmanagerin und Bera terin in den Bereichen Ökologisierung der Landwirtschaft, Agrobiodiversität und Tier gesundheit. Mediatorin in den Spannungsfeldern Ökonomie und Tierschutz sowie Landwirtschaft und Naturschutz. 1986 bis 2015 Lehrbeauftragte an der Universität Kassel »Tiergesundheitliche, ökologische und sozioökonomische Folgen der Agro- Gentechnik«, 2011 bis 2016 an der Universität Lüneburg »Nachhaltige Ressourcen nutzung – zur (auch historischen) Rolle nachhaltiger Beweidung für Bodenfrucht barkeit und biologische Vielfalt« und seit 2012 in Münster »Tierhaltung, biologische Vielfalt und Bodenfruchtbarkeit – im Kontext Welternährung, Klimaschutz und Res sourcennutzung«. Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft Kritische Tiermedizin AGKT (1982), des Gen-ethischen Netzwerks GeN (1986), der Gesellschaft für Öko logische Tierhaltung GÖT (1991) und des Conseil Mondial des Éleveurs (CME 1997) sowie des Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft (2012). Mitglied der Liga für Hirtenvölker und nachhaltige Viehwirtschaft, des Forschungsinstituts für ökologische Tierzucht und Landnutzung (FIT), der Vereinigung Deutscher Wissen schaftler (VDW) und von Slow Food Deutschland. Hauptpreisträgerin Schweisfurth- Forschungspreis 1993 für das Buch »Gentechnik, Biotechnik und Tierschutz«, Echo- Verlag Göttingen. Hauptpreisträgerin Salus-Medienpreis 2013 für das Buch »Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können«, 6. Auflage 2016, Metropolis-Verlag Weimar bei Marburg. Ihr besonderes Interesse gilt der Kultur(Geschichte) des Mensch-Tier-Verhältnisses und der Bedeu tung nachhaltiger Nutzung von Tieren unter der Devise »Denken und Handeln in fruchtbaren Landschaften«. www.anita-idel.de Autoren 153
F red I llenberge R Geboren 1939 in Frankfurt am Main. Studium zum Vermessungs ingenieur. Langjährige Tätigkeit beim Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main. Ma rathonläufer, Dichter. Viele seiner Verse entstanden während des Lauftrainings. PIERRE LINGELSER Geboren 1961 in Strassburg. 1985 Meisterprüfung als Pâtissier, Confiseur, Glacier und Chocolatier. Seit 1996 Chef-Pâtissier im Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn. 2004 Pâtissier des Jahres im Gault & Millau, Das Buch »Meine Pâtis serie« erschien 2007 beim Umschau Verlag. 2008 Gewinner des Concours C3 von Valrhona beim Kongress Madrid-Fusion. Pâtissier des Jahres 2009 im Schlemmer Atlas. 2012/13 »bester Pâtissier« im Magazin »Der Feinschmecker«. Das Magazin Rolling Pin ernannte ihn 2015 zum Pâtissier des Jahres. Aktuell ist er Jury-Präsident des Wettbewerbs »Pâtissier des Jahres«. ERIC MENCHON Geboren 1965 in Aix-en-Provence. 1981 Realschulabschluss, 1983 Koch-Diplom an der Kochschule in Nizza. Bis 1986 Arbeit u. a. im Restaurant »Le Mazarin« in Aix-en-Provence und im Restaurant »Les Quatres Saisons« in Marseille. Von 1985 bis 1986, während des Militärdienstes, Koch des Generals in Marseille. Seit April 1987 und bis heute Küchenchef im Restaurant »Le Moissonnier« in Köln. Dort ab November 1997 mit einem ersten, seit 2007 mit einem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet. MIRJAM NEYRINCK Jahrgang 1990, geboren und aufgewachsen in Überlingen am Hof- gut Rengoldshausen. Von Kindesbeinen an landwirtschaftlich tätig, Schwerpunkte in Haltung und Verhalten von Rindern, Pferden und Ziegen. Studierte zwischen 2012 und 2016 Sozialwissenschaften an der pädagogischen Hochschule in Freiburg. Neben dem Studium Arbeit als (Erlebnis-)Pädagogin in der freien Jugendhilfe und beim Auf bau der Geflügelhaltung und Zucht am Hofgut Rengoldshausen. Seit 2016 verantwort lich für den Bereich Geflügel am Hofgut Rengoldshausen. Nebenberufliche Tätigkei ten als freie Beraterin der ÖTZ sowie Leitung von Kinder- und Jugendprojekten, u. a. mit dem Bauernhof als Lernort. MARIELE OOSTING Geboren 1962 in Münster/Westfalen. 1988 Betriebswirtschafts- Diplom an der WWU Münster. Bis 1995 Tätigkeiten im Marketing von großen Le- bensmittelherstellern, ab 1996 in einer Unternehmensberatung. 2003 gründete sie mit ihrem Mann Jean Luc die FoodConnection GmbH. Sie sind Spezialitätenhändler und Food-Scouts für die Sterne-Gastronomie. www.foodconnect.de P rof. D r . H einz P ingel Jahrgang 1931, studierte Agrarwissenschaft an der Hum boldt-Universität in Berlin, promovierte und habilitierte mit Arbeiten zur Geflügel zucht ebendort. Bis 1997 vertrat er die Geflügel- und Kleintierzucht in Lehre und For schung zunächst an den Universitäten in Jena, dann Leipzig und schließlich Halle. Seine Forschungsschwerpunkte waren Züchtung und Reproduktion, insbesondere bei Wassergeflügel. Mitglied der World’s Poultry Science Association seit 1961. Nach Emeritierung Beratung von Geflügelbetrieben, vor allem in China und Südost-Asien. ANDREAS RIEGER Jahrgang 1985. Ab 2002 Ausbildung zum Koch. Wichtigste Stationen: Restaurant Victorian in Düsseldorf, beginnend unter Christian Penzhorn, später unter Volker Drkosch. Ab 2010 Sous Chef unter Daniel Achilles im reinstoff und ab 2012 Sous Chef unter Sebastian Frank im Horváth, beide Berlin. Seit 2015 Mitgründer und Küchenchef im einsunternull in Berlin Mitte. Das einsunternull ist seit 2016 mit einem Stern im Guide Michelin gelistet. 154 Autoren jc N _ 26 2018 o
P R O F. D R . T H O M A S V I L G I SJahrgang 1955, ist Physiker und leitet die Arbeitsgruppe »soft matter food science« am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz. Er ist Autor von mehr als 300 Fachpublikationen sowie zahlreichen populärwissen schaftlichen Werken, darunter auch wissenschaftlichen Kochbüchern mit Köchen. Seine im Jahr 2017 erschienen Werke »Aroma Gemüse – der perfekte Weg zum Ge schmack« (Stiftung Warentest) und »Koch- und Gartechniken« (Matthaes Verlag) und »Beer-Pairing – Aroma und Geschmack« (Fona Verlag) wurden – wie auch das Journal Culinaire – mit dem Gourmand World Cookbook Award ausgezeichnet. SUSANNE VÖGELI Jahrgang 1952. Die Lust, mit Kräutern und medizinischen Substan- zen zu hantieren, war die Motivation für die erste Ausbildung zur Drogistin. Vom Labor der Drogerie war der Übergang zum Kochherd ganz natürlich. Es folgte eine Ausbildung zur Kochschullehrerin und (nach einem Intermezzo an der Kunstgewerbe schule Zürich) 1994 die Eröffnung der Kochschule Cookuk in Aarau, die sie bis heute leitet. In ihren Workshops vermittelt sie Handwerk und Esskultur – das Spektrum reicht von Fachkursen zu Brotbacken, Fermentation, Fleischzubereitung bis zu eini gen Küchen der Welt. Ihr Interesse für die Geschichte des Kochens führt zu Projekten wie der Neuauflage des Kochbuches von Elisabeth Fülscher im Jahr 2012. Ihr For schergeist hat sie auch bis nach Lemusa geführt, wo sie jetzt in den Laboratoires Inter disciplinaires Jules Iette (kurz LIJI) die Vielfalt der Lebensmittel und die Techniken ihrer Verarbeitung erkundet. C H R I S T I A N G R A F V O N WA L D E R D O R F F Jahrgang 1968, begann zunächst ein Stu dium. Ein Praktikum in Roger Souvereyns »Scholteshof« im belgischen Hasselt führte ihn aber auf den richtigen Weg: Es folgten eine Ausbildung zum Koch bei Dieter Kaufmann im Restaurant »Zur Traube« in Grevenbroich und Wanderjahre in den »Schweizer Stuben« in Wertheim bei Fritz Schilling (1995–1996) sowie 1996 – 1998 im Restaurant »Marcobrunn« in Eltville-Erbach bei Joachim Wissler. 1998 eröffnete er mit seiner Frau das »Rosenpalais« in Regensburg. DR. NICOLAI WORM Jahrgang 1951, studierte Oecotrophologie an der TU München und promovierte an der Universität Gießen. Von 1979 bis 1985 wissenschaftlicher Mit arbeiter am Institut für Sozialmedizin, Prävention und Rehabilitation in Tutzing/Starn berger See. Lehrtätigkeiten im Bereich Sporternährung (Trainer-Akademie, Deutscher Sportbund, Köln; Universität Innsbruck). Von 1996 bis 2007 Mitglied des Humanwis senschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Viele Jahre deutscher Vertreter in der Expertengruppe »Ernährung und Wein« beim Office International de la Vigne et du Vin (Internationaler Weinbauverband, O.I.V.) in Paris; wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Weinakademie in Mainz. Seit 1987 Re ferent in der ärztlichen Fortbildung, seit 2009 Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHPG). Einem breiten Publikum durch zahlreiche Bücher und durch TV-Auftritte bekannt. M artin W urzer - B erger Jahrgang 1963, studierte Freie Kunst und katholische Theologie. Herausgeber und Chefredakteur des Journal Culinaire. Vorsitzender der Deutschen Akademie für Kulinaristik. Lehrveranstaltungen an der Hochschule Müns ter, dort Mitbegründer des food lab. Koordinator der Weinkommission von Slow Food Deutschland. Er arbeitet in Münster als Maler, Grafiker, Weinhändler und freier Autor. Autoren 155
jc N o_ 26 www.journal-culinaire.de journal culinaire Kultur und Wissenschaft des Essens © 2018 Edition Wurzer & Vilgis Martin Wurzer-Berger Ottmarsbocholter Straße 117 Alter Hof Suttarp 48163 Münster Herausgeber Martin Wurzer-Berger Prof. Dr. Thomas Vilgis Redaktion Martin Wurzer-Berger wurzerberger@journal-culinaire.de Prof. Dr. Thomas Vilgis vilgis@journal-culinaire.de Elmar Lixenfeld Gestaltung Elmar Lixenfeld, www.duodez.de Druck NINO Druck GmbH, Neustadt/Weinstraße Schrift Elzette und Utensil von Elmar Lixenfeld Die Abbildungen wurden, wenn nicht anders vermerkt, freundlicherweise von den Autoren zur Verfügung gestellt. ISBN 978-3941121-26-3 Alle Rechte vorbehalten ISSN 1866-6493 Gerichtsstand Münster Erscheinen zweimal im Jahr Mai, November Einzelheft 15,90 Euro Deutschland plus 2 Euro Versand, Österreich zzgl. Porto, Schweiz 24 sFr incl. Porto Abonnement 29 Euro, Studierende und Personen in der Berufsaus- bildung (mit Nachweis) 23,40 Euro, Schweiz 44 sFr (36 sFr) jeweils zwei Ausgaben pro Jahrgang, in Deutschland inklusive Versand, Österreich zuzüglich Porto, Schweiz inklusive Porto Bestellung Abonnements, Edition Wurzer & Vilgis Einzelhefte, Martin Wurzer-Berger PDF der vergriffenen Ottmarsbocholter Straße 117 Ausgaben 48163 Münster Telefon 02501-950772 Fax 02501-950773 verlag@journal-culinaire.de
Hühner und ihre Eier No_ 26 2018 Obst und Gemüse haltbar machen No_ 25 2017 Noch einmal Schokolade No_ 24 2017 Kakao, Schokolade, Kuvertüre No_ 23 2016 Wurst vom Metzger No_ 22 2016 Bienen und Honig No_ 21 2015 Käse No_ 20 2015 Weinberg und Keller No_ 19 2014 Frische Milch No_ 18 2014 Fermentation No_ 17 2013 Bitte zu Tisch No_ 16 2013 Brot backen No_ 15 2012 Öl, Butter und Schmalz No_ 14 2012 Räuchern No_ 13 2011 Kräuter No_ 12 2011 Fisch No_ 11 2010 Getreide No_ 10 2010 Fleisch No_ 9 2009 Wein-Kultur No_ 8 2009 Schmecken No_ 7 2008 Kochperspektiven No_ 6 2008 Geschmacksbildung No_ 5 2007 Nahrungsmittelallergien No_ 4 2007 Globalisierung des Essens No_ 3 2006 Essen in der Kunst No_ 2 2006 Tischsitten No_ 1 2005
Hühner und ihre Eier Forum HEINZ PINGEL / MANFRED GOLZE C . G I O VA N N I G A L I Z I A Das Haushuhn (Nicht nur) das Auge isst mit WERNER BESSEI NICOLAI WORM Tierwohl in der Geflügelhaltung Die Milch-Bashing-Mode A N I TA I D E L Hähnchen Rezension INGA GÜNTHER / MIRJAM NEYRINCK MARIELE OOSTING Eine Frage der Haltung Miso C H R I S T I A N G R A F V O N WA L D E R D O R F F Huhn und Ei ANDREAS RIEGER Broiler, Eigelb und Bärlauchtabak SAMUEL HERZOG Ei vom Huhn LUDGER FISCHER / THOMAS FUSENIG Eier köpfen – oder nicht? MICHAEL A. GRASHORN Hühnerei-Wissen THOMAS A. VILGIS Der Schälbarkeit von Eiern auf der Spur ERIC MENCHON Œufs en meurette SUSANNE VÖGELI Œufœufs en meurette PIERRE LINGELSER Eier? THOMAS A. VILGIS Hühnereier LUDGER FISCHER Sauber, hygienisch, schwedisch RENÉ FRANK Meringue 978-3941121-26-3 ISBN 978-3941121-26-3 ISSN 1866-6493 www.journal-culinaire.de
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