Digital Bauhaus 2018 High & Low 8.-9. Juni, Weimar - VDID

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Digital Bauhaus 2018
High & Low
8.– 9. Juni, Weimar

              Programm   1
#dbs18   High & Low

         Hightech-Materialien und Holzhäuser zum Selberbauen, bildungsbürgerlicher
         Kanon und Unterschichtenfernsehen, Luxusbedarf und Volksbedarf – die
         Unterscheidung von oben und unten, von high und low, gehört zu den basalen
         Mechanismen, Ordnung zu stiften. Nicht nur räumlich. Und da wird es gleich
         kompliziert: Wer entscheidet, was nach oben gehört und was nach unten? Was
         sind die Kriterien für high und low? Was die Kultur angeht, scheint die Idee
         eines hierarchischen Werteschemas von high und low seit den künstlerischen
         Avantgarden und spätestens seit dem massenmedialen Take-off der Pop-
         kultur erledigt. Die Zeit der großen, eindeutigen kulturellen Wasserscheiden ist
         vorbei. Und Wertungen sind immer umkehrbar. Dennoch bleibt das Span-
         nungsfeld von high und low irritierend virulent und eröffnet auch über Kunst
         und Kultur hinaus vielfältige Perspektiven, sei es im Verhältnis von High-
         Tech zu Low-Tech oder in Debatten um Demokratisierung und Partizipation in
         Politik, Stadtplanung und Design.

         Es geht dabei nicht um eine normative Reaktivierung der Differenz von high und
         low, und ebensowenig darum, ihre Überwindung noch einmal abzufeiern,
         beides wäre müßig. Sondern vielmehr darum, diese beiden begrifflichen Opera-
         toren für aktuelle Entwicklungen in Technik, Design und Kultur erneut pro-
         duktiv zu machen. Welche Allianzen geht diese Scheidung eines „oben“ von
         einem „unten“ mit anderen Gegensatzpaaren zur Beschreibung der gesell-
         schaftlichen und politischen Lage ein? Mit arm und reich, westlichem Universa-
         lismus und lokalen Partikularitäten, der Sehnsucht nach dem Einfachen und
         den Herausforderungen des Komplexen, Populismus und Elitismus?

         Das Bauhaus propagierte von Beginn an die Überwindung des Gegensatzes
         von hoher, zweckfreier Kunst und vermeintlich niedrigem, angewandtem
         Handwerk im Namen einer neuen Einheit des Baus der Zukunft. Zugleich
         verband es mit seinem Plädoyer einer Synthese von Kunst und Technik
         und der Hinwendung zu industrieller Massenfertigung den Anspruch, Architek-
         tur und Design für breite Bevölkerungsschichten zu gestalten. Was ist aus
         diesem Anspruch geworden? In seiner fünften Ausgabe greift der Digital
         Bauhaus Summit 2018 die alte Unterscheidung von high und low auf. Ist
         sie wirklich so tot wie oft behauptet? Oder erleben wir im Gegenteil ihre Wieder-
         kehr in veränderten Konstellationen? Welche neuen Dynamiken und Hybrid-
         isierungen zeichnen sich im Verhältnis von high und low ab? Wie sähe in der
         heutigen postdigitalen Gesellschaft eine „neue Einheit von Kunst und Technik“
         aus? Sollte sich Gestaltung heute wieder verstärkt an der Bauhaus-Parole vom
         „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ orientieren? Und welche Rolle spielen dabei
         die digitalen Technologien?

         High und low sollen dabei als heuristische Suchbegriffe ins Spiel gebracht
         werden, nicht um die Richtung vorzugeben, sondern um die unterschiedlichs-
         ten Themenfelder kreuz und quer zu durchmessen. Wer ist oben? Was ist
         unten? Vor allem aber: wo ist vorne?

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High & Low

                                                                                               Ern
                                                                                                                                      7

                                                                                                   st-Thä
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                                                                                                               -Str
                                                                                                                              S

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                                                                                                                             Hbf

                                                                                                       traße
Freitag, 8. Juni 2018                                                                                                                                                    Samstag, 9. Juni 2018

                                                                                              Fuldaer S
                                                                                 Nivre                                                 E-Werk
Tracks 1 + 2                                                                     Studio                        Weimar-                                                   Konferenz
Neufertanlage, Gelmeroda                                                                                       hallenpark                                                E-Werk Kesselsaal, Weimar
                                                                                                                         S
                                                                                                                             Goetheplatz
Walking Conference
Von Gelmeroda nach Weimar                                                   85                                                 S                                                                      7
                                                                                                                         Wielandplatz
Abendprogramm
Nivre Studio, Weimar                                                                                              Alter                Park
                                            7                                                                     Friedhof             an der Ilm
                                                                    Walking
                                                                    Conference
                                                                                                                                  Leonardo
                                                                                                                                  Hotel                                  Weimar
                                                                                                                         Südstadt
                                                                                                        85

                                                                                                                                             Bel
                                                                                                                                             ved
                                                                                                                                               ere
                                                                                                                                                   r Al
                                                                                                                                                    lee
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                                                                                                                                                                                  ac
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                                                                     Gelmeroda                                                                                                         rS
                                                                                                                                                                                         tra
                                                                                                                                                                                            ße
                                                                          Neufertanlage

                           A4

                                                                                                                                                          S                                      A4

Neufertanlage                   Nivre Studio          E-Werk Kesselsaal                                            Leonardo Hotel                         Shuttle-Stops Freitag
Rudolstädter Straße 7           Georg-Haar-Straße 5   Am Kirschberg 4                                              Belvederer Allee 25                    Fahrplan S. 38
99428 Weimar– Gelmeroda         99427 Weimar          99423 Weimar                                                 99425 Weimar

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Programm

           High & Low   7
Freitag, 8. Juni 2018                                                                                                                                            Programm

Track 1                                        Track 2                                    Tracks
Auf und nieder, immer                          Designing High & Low:                      Location: Neufertanlage, Gelmeroda

wieder: Konjunkturen                           Materialien und Städte                      11:30   Ankunft und Anmeldung
einer kulturellen                              von oben und                                12:15   Begrüßung
Leitunterscheidung                             von unten
Moderation: Philipp Albers, Cornelius Reiber   Moderation: Jule Hass                               Track 1                            Track 2

Als kulturelle Basisoperation liefert die      Am historischen Bauhaus wurde inter-                Auf und nieder, immer wieder:      Designing High & Low:
Unterscheidung von high & low Wert-            disziplinär gestaltet, ein innovativer              Konjunkturen einer kulturellen     Materialien und Städte von
urteile, die jedoch nicht stabil sind,         Umgang mit Materialien gepflegt und                 Leitunterscheidung                 oben und unten
sondern laufend Umwertungen erfahren           dabei immer ein visionärer Anspruch                 (Moderation: Philipp Albers,       (Moderation: Jule Hass)
und somit selbst einem dynamischen             formuliert. Heute steht die architekto-             Cornelius Reiber)
Auf und Ab unterliegen. Der Track              nische und städtische Planung vor
beleuchtet diese Konjunkturen wie auch         ähnlich tiefgreifenden Umbrüchen.           12:30   Annekathrin Kohout:                Jan Wurm:
die komplexen Verschränkungen des              Neue planerische Herangehensweisen                  „High & Low” als politisches       Building Systems
Hohen und des Niedrigen im kulturellen         werden zum Innovationsmotor und                     Werkzeug → S. 26                   → S. 36
Feld, insbesondere im Hinblick auf             beziehen unterschiedlichste Disziplinen
ihre Indienstnahme durch die Politik,          ein. Neue, interaktive Akteure in der       13:30   Lunch
die widersprüchlichen Verhältnisse von         Wertschöpfungskette unserer gestalte-
ästhetischem und materiellem Wert              ten und gebauten Umwelt stellen alte        14:30   Eckhart Nickel:                    Aart van Bezooijen &
im Design und die Wechselfälle von high        Rollenbilder infrage. Zu diesen Akteuren            Hunting High & Low                 Paula Raché:
& low in der populären Schlagermusik.          zählen lebende Materialien und Gebäu-               → S. 30                            High Impact – Low Tech
                                               desysteme an der Schnittstelle von                                                     → S. 18 + S. 34
                                               technischem und biologischem Stoff-
Sprecher*innen                                 wechsel ebenso wie mitbestimmende           15:30   Kaffeepause
                                               Quartiersanwohner. Durch transdiszi-
Annekathrin Kohout                             plinär verschränkte Herangehensweisen       16:00   Nilz Bokelberg:                    Marie Neumüllers:
Autorin, Bloggerin, wissenschaftliche          wird in Planungsprozessen von Anfang                Die Ungerechtigkeit der Zeit –     Alles im grünen Bereich?
Mitarbeiterin, Universität Siegen              an weder strikt von oben, noch von                  Warum Schlager erst cool wurden,   → S. 29
Eckhart Nickel                                 unten gedacht – der Track zeigt vom                 als sie nicht mehr cool waren
Autor und Journalist, Frankfurt am Main        Material bis zur städtebaulichen Neuent-            → S. 19
Nilz Bokelberg                                 wicklung Beispiele aus der planerischen
Podcaster, Autor und Moderator, Berlin         Perspektive.                                17:00   Kaffeepause

                                               Sprecher*innen

                                               Jan Wurm
                                               Architekt, Arup Materials Consulting
                                               Aart van Bezooijen,
                                               Industriedesigner, Material Stories
                                               Paula Raché
                                               Designerin und Artdirektorin, Material
                                               Stories
                                               Marie Neumüllers
                                               Geschäftsführerin, Urbanizers
8                                                                                                                                                        High & Low   9
Freitag, 8. Juni 2018                                                                                                Programm

Walking Conference                       Walking Conference
Abendspaziergang                         Location: von Gelmeroda nach Weimar

von Gelmeroda                             17:30   Start in der Neufertanlage
nach Weimar                               18:00   Jens Jessen: Das Nashorn, der Dachs und die Angestellten → S. 23

Gemeinsam gehen, sich austauschen,        18:30   Nilz Bokelberg: Meine liebsten Google-Bewertungs-Autoren → S. 19
im Freien denken. Dazu Beobachtungen
zu Tieren und der seltsamen Spezie der    19:15   Ankunft im Nivre Studio
Google-Bewertungs-Autoren.
                                          19:30   Barbecue
Sprecher*innen

Jens Jessen
Journalist, Die ZEIT
Nilz Bokelberg
Podcaster, Autor und Moderator, Berlin

Abendprogramm                            Abendprogramm
Popsalon:                                Location: Nivre Studio, Weimar

„Wo ich bin, ist oben,                    20:00   Popsalon: „Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben“
falls ich mal unten bin,                          Jens Balzer, Jens Jessen, Katja Kullmann, Tobi Müller,
                                                  → S. 17, S. 23, S. 27, S. 28
ist unten oben“
Eine Bühne, ein Beamer, zwei Gast-
geber und zwei Gäste, die über Bilder
und Töne aus der aktuellen Pop-
Produktion sprechen.

Sprecher*innen

Tobi Müller
Journalist und Autor, Berlin
Jens Balzer
Journalist und Autor, Berlin
Katja Kullmann
Autorin und Journalistin,
Themenchefin bei der taz
Jens Jessen
Journalist, Die ZEIT

                                                                                                               High & Low     11
Samstag, 9. Juni 2018                                                                                                                                                   Programm

Morning Session                             Afternoon Session                               Konferenz
                                                                                            Location: E-Werk Kesselsaal, Weimar
Scaling Media                               The Low End Theory
                                                                                            Morning Session: Scaling Media
Moderation: Philipp Albers, Jule Hass,      Moderation: Philipp Albers, Jule Hass,
Cornelius Reiber                            Cornelius Reiber                                   9:30   Einführung

Digitale Medien konfrontieren uns mit       Im Zentrum des begrifflichen Feldes                9:45   Orit Halpern: The Planetary Bet (in Englisch) → S.20
neuen Dimensionen der Skalierung:           des „Hohen“ findet man in der euro-
vom Kleinsten, wie der zunehmend in         päischen Tradition zumindest seit dem             10:15   John Durham Peters: Consider the Flea (in Englisch) → S. 31
den Nanobereich vordringenden               18. Jahrhundert zuverlässig Originalität
Chip-Produktion, bis zum Größten, wie       und Kreativität – Kunst als die Schöp-            10:45   Kaffeepause
den nur noch global zu begreifenden         fung eines Genies, das aus sich selbst
digitalen Netzwerken, technologischen       heraus schafft. Gekoppelt ist dieses              11:15   Stefan Heidenreich: Likes machen keine Unterschiede → S. 22
Systemen und Infrastrukturen mit            Verständnis künstlerischer Produktion an
ihren im planetarischen Maßstab wirk-       die Ablehnung von bloßer „Nachah-                 11:45   Paneldiskussion mit Orit Halpern, Stefan Heidenreich,
samen Konsequenzen für Wirtschaft,          mung“, wodurch auch das Konzept des                       John Durham Peters → S. 20, S. 22, S. 31
Umwelt und das soziale und politische       Kopierens der Seite des Niederen
Zusammenleben. Wie rekonfigurieren          zugeschlagen oder, im Kontext eines               12:30   Lunch
diese Konstellationen unsere Wahr-          neuen Verständnisses von Autorschaft
nehmungen von Raum und Zeit und             und geistigem Eigentum, als Fälschung
das Feld sozialer Beziehungen? Macht        oder Diebstahl justiziabel wird. Seit der
die scheinbar grenzenlose Skalierbar-       Moderne haben sich jedoch vielfach
keit digitaler Medien in beide Richtungen   gegenläufige Bewegungen manifestiert.
die Begriffe von high & low obsolet?        Der Blick auf das Phänomen des Shanzai,         Afternoon Session: The Low End Theory
                                            des gewaltigen Marktes der Produktpi-
                                            raterie in China, bietet dabei genauso            13:15    Grußwort von Valentina Kerst, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium
Sprecher*innen                              eine perspektivische Verschiebung an                       für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft → S. 24
                                            wie die Vorstellung einer künst- lerischen
Orit Halpern                                Praxis, die mit vorgefundenen Alltags-            13:30    Heng Zhi: Kopie, Kreativität und Designkultur in China → S. 37
Associate Professor, Concordia              objekten und Ab- und Umwegen arbeitet,
University, Montréal                        oder die Feier einer Stadt, die als Inbegriff     14:15    Peter Piller: Vorzüge der Absichtslosigkeit → S. 33
John Durham Peters                          einer Nicht-Stadt galt.
Professor of English & Film and Media                                                         15:00    Kaffeepause
Studies, Yale University                    Sprecher*innen
Stefan Heidenreich                                                                            15:30    Stephan Porombka & Martin Kiel: Learning from Learning from Las
Autor, Berlin                               Heng Zhi                                                   Vegas. Mit „Dead Pan” über den unendlichen Strip der Gegenwart
                                            Kuratorin, Vitra Design Museum                             → S. 25 + S. 32
                                            Peter Piller
                                            Künstler, Hamburg                                 16:15    Abschlussdiskussion & Wrap-up
                                            Stephan Porombka
                                            Universität der Künste Berlin                     17:00    Ende
                                            Martin Kiel
                                            Universität der Künste Berlin

12                                                                                                                                                              High & Low   13
Sprecher*innen

                 High & Low   15
Sprecher*innen

Philipp Albers → Moderation
                                                                                     Jens Balzer → Popsalon: „Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben“
                                                                                     Abendprogramm
                                                                                     8. Juni – 20:00
                                                                                     Nivre Studio, Weimar
                                                                                     Deutsch
Philipp Albers ist Mitbegründer der Zentralen Intelligenz Agentur und freier Jour-
nalist und Autor. Gemeinsam mit Holm Friebe verfasste er „Was Sie schon immer        Wo findet sich das Hohe und wo das Niedrige in der populären Musik? Ist Popmusik
über 6 wissen wollten“ (2011), ein populäres Sachbuch zur Zahlenpsychologie, sowie   nicht notwendig niedrig, weil sie aus kommerziellen Verwertungszusammenhängen
„MIMIKRY – Das Spiel des Lesens“ (2016), eine aus einem literarischen Salon‑         entsteht? Aber wenn Pop eine niedrige Kunst wäre, dann müsste sie zugleich auch
spiel hervorgegangene Anthologie gefälschter Romananfänge. Von 2004 – 2008 war       von allen Menschen verstanden werden, weil Niedrigsein inhaltliche Schlichtheit
er als Program Director an der American Academy tätig. Er studierte Amerikanistik,   und unmittelbare Zugänglichkeit impliziert. Tatsächlich war Pop nie so schwer verständ-
Philosophie und Kulturwissenschaft in Berlin und Durham, North Carolina. Seit 2016   lich wie heute, so fragmentiert, ambivalent und rätselhaft. Wenn das wiederum heißt,
ist er Mitglied der Jury des Hauptstadtkulturfonds. Dem kuratorischen Team des       dass Pop die wahre Hochkultur der Gegenwart ist – warum ist gerade der Pop, der
Digital Bauhaus gehört er seit dessen Beginn 2014 an.                                sich für Hochkultur hält, stets von dem niedrigsten Niveau? Diese und andere
Foto von Stefan Draschan                                                             Fragen werden in einer heiteren kulturanalytischen Runde besprochen, in der sich
                                                                                     die verschiedensten Formen von Expertentum, Dilettantismus und autodidakti‑
                                                                                     schem Mühen überkreuzen. Die Teilnehmer und die Teilnehmerin sehen sich alte
                                                                                     und aktuelle Musikvideos an und fragen einander, was sie bedeuten und auf
                                                                                     welchem Höhenniveau der ästhetischen Existenz sie wohl siedeln.

                                                                                     Jens Balzer, geboren 1969, ist Autor und Kolumnist u.a. für Die Zeit, Rolling Stone,
                                                                                     Deutschlandfunk und den rbb-Sender radioeins. Gemeinsam mit Tobi Müller betreut
                                                                                     er den „Popsalon“ am Deutschen Theater; er lehrt Popkritik an der Berliner Uni-
                                                                                     versität der Künste und ist künstlerischer Berater des Donaufestivals Krems. Zuletzt
                                                                                     erschien sein Buch „Pop. Ein Panorama der Gegenwart“ (Rowohlt Berlin, 2016).
                                                                                     Foto von Sven Marquardt

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Sprecher*innen

Aart van Bezooijen → Workshop: High Impact – Low Tech                                   Nilz Bokelberg → Talk: Die Ungerechtigkeit der Zeit – Warum Schlager erst cool
Track: Designing High & Low                                                             wurden, als sie nicht mehr cool waren
8. Juni – 14:30                                                                         Track: Konjunkturen einer kulturellen Leitunterscheidung
Neufertanlage, Gelmeroda                                                                8. Juni – 16:00
Deutsch                                                                                 Neufertanlage, Gelmeroda
                                                                                        Deutsch

Bruce Maus Frage: „Was wollen wir tun, jetzt, da wir alles tun können?“ (in „Massive    Wenn man an früher denkt, waren Schlager auch schon der blanke Horror. Musik
Change“) ist der Ausgangspunkt dieses Vortrags über neue Materialien, (Bio-)Design      für muffige Partykeller. Aber wer immer nur die Singles hört, dem entgeht etwas.
und digitale Technologien, die es der Menschheit ermöglichen, die Grenzen von           Etwas unter der Oberfläche. Eine Schlagerwelt in der es Disstracks gibt, versaute
Geographie, Produktion und Wahrnehmung zu überschreiten. Um den Weg zu einem            Sexgeschichten und subversiven Obrigkeitswiderstand. All das war Schlager und
nachhaltigeren Übergang zu finden, werfen wir einen eingehenden Blick auf die           all das haben wir aufgegeben. Für Helene Fischer. Gibt es ein zurück?
Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Aart und Paula sind überzeugt, dass Künst‑
ler und Designer eine größere Rolle als Agenten des Wandels spielen können              → Talk: Meine liebsten Google-Bewertungs-Autoren
und sollten, indem sie das Was und Wie des technologischen Fortschritts um das          Walking Conference
notwendige „Warum“ ergänzen. Ihr Vortrag dreht sich hauptsächlich um High-              8. Juni – 18:30
Impact-Projekte und Low-Tech-Lösungen. Mit einem Koffer voller Materialien und          Deutsch
Objekte aus ihrer Sammlung werden sie ihren Ausführungen die nötige Anschau‑
lichkeit geben, um so ein besseres Verständnis und ein direktes Erleben des ma-         Wer schreibt eigentlich ernsthaft Google-Bewertungen? Ein interessanter, gerne
teriellen Gehalts, der unsere Zukunft bestimmen wird, zu ermöglichen.                   kritisierender Schlag Menschen. Ich präsentiere meine liebsten Exemplare. Eine
                                                                                        Inspirations-Lesung. Denn bewerten kann man wirklich alles.
Aart van Bezooijen ist ein niederländischer Industriedesigner mit einer Leidenschaft
für Materialien. Im Jahr 2005 gründete er die Agentur Material Stories, die Material-   Nilz Bokelberg, 1976 in Bonn geboren. Wollte Schauspieler werden, wurde Mo-
beratung, Materialforschung, Innovationsworkshops, Vorträge und Trendberichte für       derator. Wollte Moderator bleiben, wurde Autor. Wollte Autor sein, wurde Podcaster.
Unternehmen, Organisationen, Designer und Lehrende anbietet. Seit 2012 ist er           Hat keine Ahnung, wie das weitergehen soll.
zudem Professor für Material- und Technologievermittlung für Kunst & Design an der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und baut mit der Plattform MAKE die
Materialsammlung der Hochschule auf.
Foto von Julia Knop

18                                                                                                                                                            High & Low      19
Sprecher*innen

Orit Halpern → T
                alk: The Planetary Bet                                                   Jule Hass → Moderation
Konferenz: Scaling Media
9. Juni – 9:45
E-Werk Kesselsaal, Weimar
Englisch

Volatilitäten – Extreme des High und Low, zeitliche Skalen vom Geologischen bis zum       Jule Hass gründete 1999 Panatom Corporate Communication. Die Leistungs-
Digitalen, sich verändernde Schwellen für Toxizität, Sicherheit und Armut – das           schwerpunkte der Agentur sind die strategische Beratung, Gestaltung und
sind die Differentiale, die in den heutigen Gesellschaften das eigentliche Medium für     Umsetzung von Vermittlungsformaten. Seit 2016 ist sie Co-Gesellschafterin und
Finanzspekulation und allgegenwärtige Datenverarbeitung bilden. In dem Vortrag            Geschäftsführerin von super cetera – Strategien für Urbane Perspektiven.
wird es darum gehen, wie Konzepte der Resilienz aus der Ökologie, Ideen der Stadt-        Jule Hass betreut und realisiert verschiedene Vorträge, Kurationen und Publika-
planung und des kybernetischen Designs (der Aufstieg „responsiver“ oder „smarter“         tionen im kulturellen und akademischen Umfeld. Sie ist seit 2008 Kurator der
Ökologien) und algorithmische Anlagestrategien aus der Finanzwelt zu einem zeitge-        Panatom Gallery, ein unabhängiger Ausstellungsraum für zeitgenössische Aus-
nössischen Modus der Katastrophen-Spekulation verschmolzen sind, den ich als              stellungen mit Schwerpunkt auf Kunst und Grafikdesign. Sie hat einen Architektur-
„die planetarische Wette“ bezeichne. Dieser Verbund basiert auf dem Spiel mit Diffe-      abschluss der Universitäten Stuttgart und Hannover. Aktuell lebt sie in Berlin und
rentialen und Schwellen – Höhen und Tiefen von Zeit, Raum und Toxizität –, um             Rostock. Dem kuratorischen Team des Digital Bauhaus gehört sie seit 2015 an.
das Leben selbst in ein spekulatives Experiment für eine allgegenwärtige Datenverar-
beitung zu verwandeln, ein Experiment, das sich in unseren „smarten“ Städten und
Infrastrukturen materialisiert. Ich werde argumentieren, dass sich dieser Zustand von
früheren Geschichten des Kapitals, des Urbanismus oder des Habitats nicht durch
die Frage der Technologie unterscheidet, sondern eher durch die besonderen Formen
der räumlichen und zeitlichen Einhegung und Spekulation, die von der historischen
Verschmelzung von Kybernetik und Ökologie erzeugt worden sind.

Dr. Orit Halpern ist als Strategic Hire in Interactive Design and Theory und Associate
Professor an der Soziologischen und Anthropologischen Fakultät der Concordia
University in Montréal tätig. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit verbindet sie Wissen-
schaftsgeschichte, Informatik und Kybernetik mit Kunst und Design. Halpern ist
Ko-Direktorin des „Speculative Life Research Cluster“, einem Kreativ- und Forschungs-
labor an der Schnittstelle von Informatik und Umweltwissenschaft, Design und
Anthropologie. Aktuell arbeitet sie an drei Projekten: einer Geschichte und Theorie der
„Smartness“, zweiteres beschäftigt sich mit extremen Infrastrukturen, Resilienz und
Spekulation. Das dritte Projekt ist ein Comicbuch, das sie zusammen mit Tal Halpern
macht, wobei die Handlung noch nicht verraten wird. Nur soviel sei gesagt: Es wird um
neuronale Netze, lernende Maschinen (einschließlich uns selbst) und mongolische
Gerbils gehen. Ihre jüngste Monografie „Beautiful Data“ (Duke University Press, 2015)
erzählt die Geschichte von Interaktivität, Datenvisualisierung und allgegenwärtiger
Datenverarbeitung. Sie publizierte und realisierte überdies Projekte, u.a. für e-flux,
Rhizome, The Journal of Visual Culture, Public Culture sowie das ZKM | Karlsruhe.

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Sprecher*innen

Stefan Heidenreich → Talk: Likes machen keine Unterschiede                                 Jens Jessen → Popsalon: „Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben“
Konferenz: Scaling Media                                                                   Abendprogramm
9. Juni – 11:15                                                                            8. Juni – 20:00
E-Werk Kesselsaal, Weimar                                                                  Nivre Studio, Weimar
Deutsch                                                                                    Deutsch

Netzwerke bestehen aus Verknüpfungen. Im Netz definieren wir uns durch positive            Wo findet sich das Hohe und wo das Niedrige in der populären Musik? Ist Popmusik
Relationen. Damit ist die Logik der Distinktion, die im offenen kulturellen Feld regiert   nicht notwendig niedrig, weil sie aus kommerziellen Verwertungszusammenhängen
hat, passé. Der Wandel ist grundsätzlich. Positive Relationen treten an die Stelle         entsteht? Aber wenn Pop eine niedrige Kunst wäre, dann müsste sie zugleich auch
von negativen. Freunde und Likes haben die Schichten und ihre feinen Unterschiede          von allen Menschen verstanden werden, weil Niedrigsein inhaltliche Schlichtheit
abgelöst. Das hat einen überraschenden Nebeneffekt. Denn mit dem Ende von                  und unmittelbare Zugänglichkeit impliziert. Tatsächlich war Pop nie so schwer ver-
Bourdieus Feldtheorie ist auch das gemeinsame Spielfeld verschwunden. An seine             ständlich wie heute, so fragmentiert, ambivalent und rätselhaft. Wenn das wie-
Stellen treten Cluster, Bubbles und kleine Welten – kein Überblick, kein Horizont,         derum heißt, dass Pop die wahre Hochkultur der Gegenwart ist – warum ist gerade
vor dem wir sagen könnten, was High oder Low ist.                                          der Pop, der sich für Hochkultur hält, stets von dem niedrigsten Niveau? Diese
                                                                                           und andere Fragen werden in einer heiteren kulturanalytischen Runde besprochen,
Stefan Heidenreich ist ein Autor und lebt in Berlin. Er lehrt derzeit Kunsttheorie an      in der sich die verschiedensten Formen von Expertentum, Dilettantismus und
der Universität zu Köln, zuletzt erschienen seine Bücher „Geburtstag. Wie es kommt,        autodidaktischem Mühen überkreuzen. Die Teilnehmer und die Teilnehmerin sehen
dass wir uns selbst feiern“ (Hanser 2018) und „Geld. Für eine non-monetäre                 sich alte und aktuelle Musikvideos an und fragen einander, was sie bedeuten und
Ökonomie“ (Merve 2017).                                                                    auf welchem Höhenniveau der ästhetischen Existenz sie wohl siedeln.

                                                                                           → Talk: Das Nashorn, der Dachs und die Angestellten
                                                                                           Walking Conference
                                                                                           8. Juni – 18:00
                                                                                           Deutsch

                                                                                           Kann man Tiere deuten? Auf jeden Fall lässt sich unser Blick auf Tiere deuten.
                                                                                           „Jessens Tierleben“ ist eine Kolumne im Feuilleton der ZEIT, die in der Art des
                                                                                           spätantiken Physiologus eine Allegorese von Tieren und ihren menschlichen
                                                                                           Beobachtern betreibt, nicht ganz ernst, aber auch nicht ganz unernst gemeint –
                                                                                           eine melancholisch-ironische Spiegelfechterei.

                                                                                           Jens Jessen, geboren 1955 in Berlin, studierte Germanistik und Kunstgeschichte
                                                                                           in Berlin und München, arbeitete als Verlagslektor in Zürich und Stuttgart bis 1988,
                                                                                           als Reiseredakteur, Feuilletonredakteur und Berliner Korrespondent bei der
                                                                                           Frankfurter Allgemeinen Zeitung bis 1996, als Feuilletonchef bei der Berliner Zeitung
                                                                                           bis 1999 und bei der ZEIT bis 2012. Zuletzt dortselbst wieder einfacher Feuilleton-
                                                                                           redakteur ohne besondere Aufgaben. Gelegentliche Lehraufträge an den Universi-
                                                                                           täten Leipzig und Basel. Veröffentlichungen „Deutsche Lebenslügen“ (Essays, 2000),
                                                                                           „Im falschen Bett“ (Roman, 2014).

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Sprecher*innen

Valentina Kerst → Grußwort der Staatssekretärin des Thüringer Ministeriums für          Martin Kiel → T alk: Learning from Learning from Las Vegas. Mit „Dead Pan“ über den
Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft                                      unendlichen Strip der Gegenwart
9. Juni – 13:15                                                                         Konferenz: The Low End Theory
E-Werk Kesselsaal, Weimar                                                               9. Juni – 15:30
Deutsch                                                                                 E-Werk Kesselsaal, Weimar
                                                                                        Deutsch

Valentina Kerst ist Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Wirtschaft,           Martin Kiel und Stephan Porombka haben sich vorgenommen, vom Kult-Klassiker
Wissenschaft und digitale Gesellschaft und zeichnet für die Bereiche Wirtschaftspoli-   „Learning from Las Vegas“ zu lernen. Für die beiden steckt in diesem 1972 erschie-
tik, Wirtschaftsförderung, Tourismus und Digitalisierung verantwortlich. Sie hat        nenen Buch der Architekten Denise Scott Brown und Robert Venturi nicht nur ein
nach einer Ausbildung zur Kauffrau Betriebswirtschaft studiert und war parallel zum     immer noch aktueller Lösungsversuch. Es gibt auch heute noch überraschende Hin-
Studium bei eco – Verband der Internetwirtschaft im Bereich Business Development        weise, wie sich mit dem Spannungsverhältnis von High & Low umgehen lässt.
tätig. Vor ihrem Eintritt in den Thüringer Landesdienst war Kerst Dozentin und          Kiel und Porombka lesen „Learning from Las Vegas“ deshalb als Lern- und Übungs-
Geschäftsführerin eines Unternehmens, das Kommunen und Einrichtungen bei der            buch, mit dem man sich versuchsweise in der komplexen Unübersichtlichkeit der
Umsetzung von Digitalstrategien berät. Daneben arbeitete sie auch in einer              Gegenwart bewegen kann. Mit Neugier für das Andere. Mit gesteigerter Intellektuali-
Reihe von Ehrenämtern mit, u. a. im Beirat „Junge digitale Wirtschaft“ des Bundes-      tät. Mit Lust an der eigenen Produktivität. Vor allem aber auch mit dem notwen-
wirtschaftsministeriums und in der Expertenkommission „Arbeit der Zukunft“ der          digen Witz. Um dieses „Learning from“ als Programm der Lebenskunst zu erläutern,
Hans-Böckler-Stiftung. Kerst ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutsch-      macht sich in diesen Tagen Martin Kiel mit einer Forschungsgruppe auf den Weg
lands. Sie ist Gründerin bzw. Co-Gründerin einer Vielzahl von digitalen Initiativen     nach Las Vegas. Von dort aus wird er die Übungsvorschläge, die Stephan Porombka
wie „D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt“, „Internetwoche“ und „Forum Netzpolitik   beim Digital Bauhaus Summit in Weimar vorstellt, mit exklusiven Live-Berichten
der KölnSPD“. Im Dezember 2015 wurde sie als einer der „101 digitale Köpfe              ergänzen.
NRW“ ausgezeichnet.
                                                                                        Martin Kiel wurde vom Berufswunsch Förster in den 80er Jahren abgeraten. Die
                                                                                        Wälder seien krank, Förster künftig wohl überflüssig. So begann er 1989 an der
                                                                                        Ruhr-Universität Bochum das Studium der Biologie, Germanistik, Philosophie,
                                                                                        Archäologie und Kunstgeschichte. 1995 promovierte er über Christoph Ransmayrs
                                                                                        „Die letzte Welt“. Dem postmodernen Paradigma von Leslie A. Fiedlers „Cross
                                                                                        the Border – Close the Gap“ verschrieben, versucht er sich am produktiven
                                                                                        Wechselspiel und der Brückenbildung von ökonomischen zu wissenschaftlichen
                                                                                        Kontexten. So arbeitete er in verschiedenen Management-Rollen (Marketing
                                                                                        Thalia, Geschäftsführung Douglas) und war dort mit den Herausforderungen der
                                                                                        Digitalisierung und der Transformation von Organisationen befasst. Diverse
                                                                                        Lehr- und Forschungstätigkeiten in Deutschland und den USA. Im Sommer 2018
                                                                                        erneut Visiting Professor an der German Summer School in Taos, New Mexico.
                                                                                        Aktuell leitet Martin Kiel für die codecentric AG den Standort Dortmund und als
                                                                                        Direktor den Thinktank the black frame. Seit 2015 Gastprofessor für Kommuni-
                                                                                        kationstheorie und verbale Kommunikation an der Universität der Künste Berlin.
                                                                                        Seine Forschungsschwerpunkte sind kulturwissenschaftliche Strategieentwick-
                                                                                        lung und Narration, digitale Transformation, investigative Ästhetik und MakerThinking.
                                                                                        Die Wälder stehen noch. Noch.
24                                                                                                                                                              High & Low   25
Sprecher*innen

Annekathrin Kohout → T   alk: „High & Low” als politisches Werkzeug                   Katja Kullmann → P opsalon: „Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin,
Track: Konjunkturen einer kulturellen Leitunterscheidung                               ist unten oben“
8. Juni – 12:30                                                                        Abendprogramm
Neufertanlage, Gelmeroda                                                               8. Juni – 20:00
Deutsch                                                                                Nivre Studio, Weimar
                                                                                       Deutsch

„Why is popular culture so contrived, plastic, empty, meaningless, grotesque and       Wo findet sich das Hohe und wo das Niedrige in der populären Musik? Ist Pop-
incredibly retarded?“ fragt sich Paul Joseph Watson, Vertreter der alt-right-          musik nicht notwendig niedrig, weil sie aus kommerziellen Verwertungszusammen-
Bewegung, in einem Video auf seinem YouTube-Channel. Oft kommt es innerhalb            hängen entsteht? Aber wenn Pop eine niedrige Kunst wäre, dann müsste sie
rechtsorientierter Debatten über kulturelle Identität und Leitkultur zu einer          zugleich auch von allen Menschen verstanden werden, weil Niedrigsein inhaltliche
Glorifizierung der Hochkultur. Damit reihen sich die Neuen Rechten in die Tradition    Schlichtheit und unmittelbare Zugänglichkeit impliziert. Tatsächlich war Pop nie
der bildungsbürgerlichen Kritik an der kommerzialisierten populären Kultur und         so schwer verständlich wie heute, so fragmentiert, ambivalent und rätselhaft. Wenn
ihrer kulturindustriellen Produktionstechnologie ein. Zugleich hegen sie Ressen-       das wiederum heißt, dass Pop die wahre Hochkultur der Gegenwart ist – warum
timents gegenüber zeitgenössischer Kunst, die als Mainstream herabgewürdigt            ist gerade der Pop, der sich für Hochkultur hält, stets von dem niedrigsten Niveau?
wird, und inszenieren sich als einzige gegenkulturelle Bewegung, die es noch gibt.     Diese und andere Fragen werden in einer heiteren kulturanalytischen Runde
Damit wird der kulturelle Diskurs über High & Low für den politischen instrumen-       besprochen, in der sich die verschiedensten Formen von Expertentum, Dilettantis-
talisiert und die erneute Grenzziehung zwischen einer „hohen” Kultur – die mehr wert   mus und autodidaktischem Mühen überkreuzen. Die Teilnehmer und die Teilneh-
ist – und einer „niederen” Kultur – die weniger wert ist – eingefordert.               merin sehen sich alte und aktuelle Musikvideos an und fragen einander, was sie
                                                                                       bedeuten und auf welchem Höhenniveau der ästhetischen Existenz sie wohl siedeln.
Annekathrin Kohout ist freie Autorin und Bloggerin. Sie ist außerdem Redakteurin
der Zeitschrift „Pop. Kultur und Kritik“ und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am        Katja Kullmann ist Autorin, Zeitungsjournalistin und freiberufliche Soziologin. In ihrer
Germanistischen Seminar der Universität Siegen. 2012 machte sie ihren Bachelor         Arbeit legt sie den Schwerpunkt auf Mechanismen der Distinktion – insbesondere
in Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Dresden, 2015 erhielt            auf „Lifestyle” als politische Kategorie, die immer mit Fragen von sozialer Klasse und
sie ihren Master in Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für          Identität verknüpft ist. Ihr jüngstes Buch „Rasende Ruinen. Wie Detroit sich neu erfin-
Gestaltung Karlsruhe. Sie arbeitete von 2012 bis 2015 am Institut für Bildmedien       det“ (2012) ist ein Kommentar zu den Versuchen, die berüchtigte Motor City wieder
im ZKM | Karlsruhe. Seit 2015 schreibt sie ihren Blog sofrischsogut.com.               zum Leben zu erwecken. 2011 veröffentlichte sie „Echtleben. Warum es heute so
                                                                                       kompliziert ist, eine Haltung zu haben“, einen Essay über die oft absurde Ausbeu-
                                                                                       tung von Arbeit in der postindustriellen Gesellschaft. Sie studierte Politikwissen-
                                                                                       schaft, Soziologie und Amerikanistik und wurde 2003 mit dem Deutschen Bücher-
                                                                                       preis ausgezeichnet. Zur Zeit arbeitet sie als Themenchefin bei der taz in Berlin.
                                                                                       Foto von Nane Diehl

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Sprecher*innen

Tobi Müller → Popsalon: „Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben“   Marie Neumüllers → Talk: Alles im grünen Bereich?
Abendprogramm                                                                              Track: Designing High & Low
8. Juni – 20:00                                                                            8. Juni – 16:00
Nivre Studio, Weimar                                                                       Neufertanlage, Gelmeroda
Deutsch                                                                                    Deutsch

Wo findet sich das Hohe und wo das Niedrige in der populären Musik? Ist Pop-               „Hände in der Erde und Kopf in der Welt“: Der Ausspruch einer Aktivistin des
musik nicht notwendig niedrig, weil sie aus kommerziellen Verwertungszusammen-             Allmendekontors auf dem Tempelhofer Feld wirft romantisches Licht auf die Aus-
hängen entsteht? Aber wenn Pop eine niedrige Kunst wäre, dann müsste sie                   handlungsprozesse von high und low, die zum Alltagsgeschäft der Stadtent-
zugleich auch von allen Menschen verstanden werden, weil Niedrigsein inhaltliche           wicklung geworden sind. Kaum ein Bauvorhaben, das nicht wegen Bäumen oder
Schlichtheit und unmittelbare Zugänglichkeit impliziert. Tatsächlich war Pop nie           seltener Arten unter Druck gerät. Das urbane Grün mit seiner Symbolkraft wird
so schwer verständlich wie heute, so fragmentiert, ambivalent und rätselhaft. Wenn         in vielen – besonders auch wachsenden – Städten zum Schauplatz neuer Rollenver-
das wiederum heißt, dass Pop die wahre Hochkultur der Gegenwart ist – warum                teilung zwischen bottom und up, Die Werkzeuge der Smart City tragen zur Gestal-
ist gerade der Pop, der sich für Hochkultur hält, stets von dem niedrigsten Niveau?        tung dieses Schauplatzes bei – je nachdem, von wem sie benutzt werden. Die nach-
Diese und andere Fragen werden in einer heiteren kulturanalytischen Runde                  haltige Stadtentwicklung ächzt unter den Widersprüchen, die aus dem Dreieck
besprochen, in der sich die verschiedensten Formen von Expertentum, Dilettantis-           von Ökologie, Ökonomie und Sozialem entstehen. Spiegelt der Protestruf „Die da
mus und autodidaktischem Mühen überkreuzen. Die Teilnehmer und die Teilneh-                oben machen doch eh, was sie wollen“ unter diesen Voraussetzungen noch
merin sehen sich alte und aktuelle Musikvideos an und fragen einander, was sie             die Wirklichkeit der Stadtplanung? Der Vortrag begibt sich auf Spurensuche im
bedeuten und auf welchem Höhenniveau der ästhetischen Existenz sie wohl siedeln.           Planungsalltag deutscher Städte.

Tobi Müller ist Kulturjournalist und Autor in Berlin mit Schweizer Hintergrund. Er         Marie Neumüllers versucht seit ziemlich langer Zeit herauszufinden, wie Städte
schreibt über Pop und Theater, entwickelt Bühnen- und Filmprojekte, moderiert              ticken und getickt haben. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Analyse, Gestaltung
Podien und kuratiert Themenwochenenden. Er verbrachte die Nullerjahre in Zürich            und Steuerung raumbezogener Prozesse, urbane Ökonomien und städtische Trans-
als Redaktor bei Zeitung und Fernsehen. Seit 2009 lebt er in Berlin und arbeitet           formation. Sie ist Gründungsgesellschafterin und Geschäftsführerin von Urbanizers.
frei für Print, Radio und Fernsehen. In den letzten Jahren hat er vier Theaterstücke       Das Berliner Büro arbeitet an der Schnittstelle von Stadtforschung, Stadtplanung und
entwickelt und einen Dokumentarfilm realisiert. Mit dem Journalisten Jens Balzer           Partizipation. Marie Neumüllers studierte Germanistik, Geschichte, Politische Wissen-
moderiert Müller monatlich den „Popsalon“ im Deutschen Theater, Berlin. Im Januar          schaften und Philosophie. Sie testete die Arbeitsfelder Werbung und Public Relations
2017 kuratierte er mit Sarah Harrison von Wikileaks sowie der Bundeszentrale               und arbeitete in mehreren Architekturbüros, bevor sie als Journalistin begann, über
für politische Bildung eine dreitägige Konferenz mit dem Titel „Sensible Daten: Die        Architektur und Design zu schreiben. Von 1995 bis 2006 war sie Pressesprecherin,
Kunst der Überwachung“ in den Münchner Kammerspielen. Und im Mai 2018                      Leiterin Kommunikation und später Projektleiterin an der Stiftung Bauhaus Dessau.
kam sein Stück „Die Akte Bern – Ein Theaterbericht zwischen Fichen und Facebook“           Seitdem arbeitet sie als Freiberuflerin daran, eine bekannte Maxime von Jane Jacobs
in Bern zur Uraufführung.                                                                  umzusetzen, „Cities have the capability of providing some- thing for everybody, only
                                                                                           because, and only when, they are created by everybody.“
                                                                                           Foto von Milena Schloesser

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Sprecher*innen

Eckhart Nickel → Talk: Hunting High & Low                                             John Durham Peters → Talk: Consider the Flea
Track: Konjunkturen einer kulturellen Leitunterscheidung                              Konferenz: Scaling Media
8. Juni – 14:30                                                                       9. Juni – 10:15
Neufertanlage, Gelmeroda                                                              E-Werk Kesselsaal, Weimar
Deutsch                                                                               Englisch

Der unaufhaltsame Aufstieg von Muji als ästhetisch anspruchsvoller Marke mit          Moralisten wie Lukian, Swift, Voltaire und Nietzsche denken gerne mit Insekten.
kostengünstigen Produktstrategien. Was einst mit den Resten eines Pilzes begann,      Flöhe, Fliegen und Moskitos dienen schon lange der Reflexion über die skalare
ist mittlerweile ein japanisches Lifestyle-Imperium, das Unternehmen wie Ikea         Inversion. Der Vortrag versucht, diese Tradition für das Nachdenken über skalare
Konkurrenz macht: Was sagt uns der Modus Operandi von Muji über die komplexe          Probleme in den durch digitale Medien bestimmten Umgebungen von heute
Dynamik von billig und teuer (Karl Lagerfeld: „Wenn man billig ist, hilft nichts“),   fruchtbar zu machen.
Handwerk und Massenproduktion, Marketingtechniken und die ästhetische Über-
legenheit Japans? Der Vortrag wird diesen Fragen am Beispiel einer einzigartigen      John Durham Peters ist María Rosa Menocal Professor of English & Film and
deutsch-japanischen Kooperation nachgehen: der Entwicklung eines Regenschirms,        Media Studies an der Yale University. Zu seinen Publikationen gehören „Speaking
den Konstantin Grcic 2006 für Muji geschaffen hat.                                    into the Air: A History of the Idea of Communication“ (1999), „Courting the
                                                                                      Abyss: Free Speech and the Liberal Tradition“ (2005) und „The Marvelous Clouds:
Dr. Eckhart Nickel hat in Heidelberg und New York Germanistik und Kunstgeschichte     Toward a Philosophy of Elemental Media“ (2015), alle bei der University of
studiert und über Thomas Bernhard und den Dandyismus promoviert. Für die              Chicago Press erschienen. Unter anderem jagt er gerne Frisbees hinterher. Im
ersten Kapitel seines Romans „Hysteria“ (erscheint 2018 bei Piper) wurde er 2017      Sommersemester 2018 ist er Fellow am IKKM in Weimar.
beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Kelag-Preis ausgezeichnet.                  Foto von Veikko Somerpuro
Er arbeitet außerdem als Journalist für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und ist
Chefredakteur der Zeitschrift achtung.

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Sprecher*innen

Stephan Porombka → Talk: Learning from Learning from Las Vegas. Mit „Dead Pan“             Peter Piller → Talk: Vorzüge der Absichtslosigkeit
über den unendlichen Strip der Gegenwart                                                   Konferenz: The Low End Theory
Konferenz: The Low End Theory                                                              9. Juni – 14:15
9. Juni – 15:30                                                                            E-Werk Kesselsaal, Weimar
E-Werk Kesselsaal, Weimar                                                                  Deutsch
Deutsch

Martin Kiel und Stephan Porombka haben sich vorgenommen, vom Kult-Klassiker                Wahrscheinlich wird Herr Piller das Thema verfehlen. Sein künstlerisches Handeln
„Learning from Las Vegas“ zu lernen. Für die beiden steckt in diesem 1972 erschie-         ist als planlos, ungerichtet, impulsiv und persönlich motiviert zu bezeichnen. In
nenen Buch der Architekten Denise Scott Brown und Robert Venturi nicht nur ein             seinem Vortrag wird es hauptsächlich darum gehen, was vor der eigenen Haustür zu
immer noch aktueller Lösungsversuch. Es gibt auch heute noch überraschende                 entdecken ist, warum es ratsam ist, immer auf Umwegen zu gehen, während
Hinweise, wie sich mit dem Spannungsverhältnis von High & Low umgehen lässt.               (nicht nach) der Arbeit dem Denken auszuweichen, sich vorsätzlich zu verlaufen,
Kiel und Porombka lesen „Learning from Las Vegas“ deshalb als Lern- und Übungs-            Zeit verstreichen zu lassen, andere um Rat zu bitten, dann aber doch allein zu
buch, mit dem man sich versuchsweise in der komplexen Unübersichtlichkeit der              entscheiden, Bereitschaftsdienst zu übernehmen und weiterhin Romane zu lesen.
Gegenwart bewegen kann. Mit Neugier für das Andere. Mit gesteigerter Intellektuali-
tät. Mit Lust an der eigenen Produktivität. Vor allem aber auch mit dem notwendigen        Peter Piller lebt und arbeitet in Hamburg und lehrt als Professor für Fotografie
Witz. Um dieses „Learning from“ als Programm der Lebenskunst zu erläutern, macht           seit 2006 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seine Arbeiten war
sich in diesen Tagen Martin Kiel mit einer Forschungsgruppe auf den Weg nach Las           u.a. in Einzelausstellungen im Witte de With, Rotterdam, dem Kunstmuseum
Vegas. Von dort aus wird er die Übungsvorschläge, die Stephan Porombka beim                Bonn, dem Kunstverein Braunschweig und dem Fotomuseum Winterthur zu sehen.
Digital Bauhaus Summit in Weimar vorstellt, mit exklusiven Live-Berichten ergänzen.        Außerdem veröffentlichte er ca 40 Künstlerbücher, zuletzt „Erscheinungen“
                                                                                           (Hatje Cantz) und „Materialien (H): Irrläufer“ (Nieves).
Prof. Dr. Stephan Porombka war erst Germanist, dann Literaturwissenschaftler mit
dem Schwerpunkt Neue Medien und Literaturbetrieb, Hypertext-Experte, Slammer,
Kulturjournalist und Projektemacher. Heute ist er experimenteller Kulturwissenschaft-
ler und produktiver Gegenwartsbeobachter, der sich ganz besonders für die For-
men und Formate des „Nächsten” interessiert. Nachdem er von 1996 bis 2003 als
Mitarbeiter und Assistent an den Berliner Universitäten FU und HU gearbeitet hat,
ist er 2003 als Juniorprofessor an die Universität Hildesheim gegangen. Dort wurde
er 2007 zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt und war vier Jahre Vize-
präsident für Lehre und Forschung. In Hildesheim hat Porombka das universitätswei-
te Qualitätsmanagement aufgebaut und die Studiengänge „Kreatives Schreiben
und Kulturjournalismus” und „Literarisches Schreiben” mit entwickelt und geleitet. Im
Mittelpunkt steht seither die Aufgabe, Konzepte literarischer, essayistischer und
journalistischer Produktivität und Kreativität zu transformieren und den Bedingungen
der neuen Schrift- und Schreibkulturen anzupassen. Seit 2013 macht er genau das
als Professor für Texttheorie und Textgestaltung an der Berliner Universität der Künste.
Seit Januar 2015 ist er Kolumnist der Wochenzeitung Die ZEIT.

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Sprecher*innen

Paula Raché → Workshop: High Impact – Low Tech                                         Cornelius Reiber → Moderation
Track: Designing High & Low
8. Juni – 14:30
Neufertanlage, Gelmeroda
Deutsch

Bruce Maus Frage: „Was wollen wir tun, jetzt, da wir alles tun können?“ (in „Massive   Cornelius Reiber ist Kulturwissenschaftler und Übersetzer. Von 2006 bis 2011
Change“) ist der Ausgangspunkt dieses Vortrags über neue Materialien, (Bio-)           arbeitete er an der Universität Princeton, seit 2015 unterrichtet er an der Universität
Design und digitale Technologien, die es der Menschheit ermöglichen, die Grenzen       Basel. Seit 2002 Agent der Zentralen Intelligenz Agentur. Zu seinen wissenschaft-
von Geographie, Produktion und Wahrnehmung zu überschreiten.Um den Weg                 lichen Veröffentlichungen gehört „Original-Ton. Zur Mediengeschichte des O-Tons“
zu einem nachhaltigeren Übergang zu finden, werfen wir einen eingehenden Blick         (2007), zu seinen Übersetzungen „Design“ (Hoffmann und Campe, 2018) und
auf die Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Aart und Paula sind überzeugt,       „Der Gentleman“ (Aufbau, 2017).
dass Künstler und Designer eine größere Rolle als Agenten des Wandels spielen
können und sollten, indem sie das Was und Wie des technologischen Fortschritts
um das notwendige „Warum“ ergänzen. Ihr Vortrag dreht sich hauptsächlich um
High-Impact-Projekte und Low-Tech-Lösungen. Mit einem Koffer voller Materialien
und Objekte aus ihrer Sammlung werden sie ihren Ausführungen die nötige An-
schaulichkeit geben, um so ein besseres Verständnis und ein direktes Erleben des
materiellen Gehalts, der unsere Zukunft bestimmen wird, zu ermöglichen.

Paula Raché arbeitet seit 2011 als selbständige Designerin und Art Direktorin für
Agenturen und Organisationen. Sie unterstützt Material Stories mit Material- und
Trendrecherchen, sowie bei Vorträgen, Ausstellungen und Workshops. Daneben
genießt Paula als Referentin und Workshopleiterin die Arbeit mit Studenten an
Designhochschulen im In- und Ausland, womit sie insbesondere beim professio-
nellen Nachwuchs die Sensibilität für einen kritisch-kreativen Blick auf nachhaltige
Fragestellungen fördern möchte. Paula ist Mitbegründerin des Projektes und Buchs
„It’s Not Easy Being Green: Two Designers Exploring Sustainability Worldwide“.
Foto von Julia Knop

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Sprecher*innen

Jan Wurm → Talk: Building Systems                                                         Heng Zhi → Talk: Kopie, Kreativität und Designkultur in China
Track: Designing High & Low                                                               Konferenz: The Low End Theory
8. Juni – 12:30                                                                           9. Juni – 13:30
Neufertanlage, Gelmeroda                                                                  E-Werk Kesselsaal, Weimar
Deutsch                                                                                   Deutsch

Unsere Gebäude kommunizieren mit ihrer Umgebung durch integrierte technische              Der Vortrag basiert auf einer explorativen Studie über Design als eine neue Disziplin
Systeme: mechanische und elektrische.Technische Systeme basieren auf Maschinen,           der wachsenden Kreativwirtschaft in China. Er vergleicht die in der westlichen
Sensoren und Computern, die wir mit einem gewissen Grad an Intelligenz verbinden.         Moderne verwurzelten Begriffe der Kreativität und des geistigen Eigentums mit den
Materialien und Oberflächen, die die Räume unserer gebauten Umwelt bestimmen,             chinesischen Werten, die einer konfuzianischen und sozialistischen Tradition
sind im Allgemeinen kein Bestandteil dieser Systeme. Die Intelligenz und Reaktions-       entstammen. Die Erforschung der zeitgenössischen Designkultur in China und die
fähigkeit unserer Gebäude ist entmaterialisiert. Bei natürlichen Ökosystemen ist das      Analyse der traditionellen chinesischen Philosophie hinterfragt die Auffassung
grundlegend anders. Lebende Materialien wie Pflanzen, Bäume und Moos verbrau-             von „Innovation“ und „Kopie“ als scheinbar starre, gegenüberstehende Begriffe.
chen und wandeln ständig Energie um und stehen im Austausch mit ihrer Umwelt.             Anhand von empirischen Beispielen werden Einblicke in das Phänomen des
Sie sind aktiv, selbstorganisierend und -regulierend. Der biologische Stoffwechsel pro-   “Shanzhai” geschaffen und die Meinungen über Innovation und Kopie von wichtigen
duziert keine Abfälle, er ermöglicht eine kontinuierliche Umwandlung von Material         Akteuren aus der chinesischen Kreativwirtschaft vermittelt. Eine vergleichende
und Energie. Während unsere technischen Systeme bei Produktion und Betrieb CO2            Untersuchung der historischen und philosophischen Hintergründe stellt diese Bei-
freisetzen, absorbieren lebende Materialien CO2 durch Photosynthese. Im Gegen-            spiele mit dem Begriff des Wandels in Zusammenhang. Der Raum des Wandels,
satz zu ersteren sind letztere aber langsam und nach unserem Verständnis weniger          der sich durch die Verzahnung von Imitation und Innovation auftut, bietet letztlich
effizient. So wandeln Bäume etwa 1 % der Sonnenenergie in Biomasse und Energie            alternative Sichtweisen jenseits des herkömmlichen Verständnisses von
um, im Unterschied zu PV-Modulen, die einen Wirkungsgrad von 20 % oder mehr auf-          Kreativität im Design als ein elitäres, singuläres und mystifiziertes Konzept.
weisen. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Entwicklung und Prototypisierung von
Gebäudesystemen an der Schnittstelle von technischem und biologischem Stoffwechsel.       Heng Zhi wuchs in Peking und der Inneren Mongolei auf. Sie hat an der Universität
                                                                                          für angewandte Kunst in Wien und am Politecnico di Milano Industriedesign studiert.
Jan Wurm begeistert sich für Architectural Engineering im Spannungsfeld zwischen          Derzeit ist sie Kuratorin der Sammlung am Vitra Design Museum und Doktorandin
Material, Konstruktion und architektonischer Form. Er integriert gestalterische Konzep-   in Geschichte und Theorie des Designs an der Universität für angewandte Kunst in
te und innovative ingenieurtechnische Lösungsansätzen. Seit seiner Ausbildung in          Wien. Zuvor war Zhi als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Gestaltung im
einer Schreinerei und Glaserei versteht er den direkten Umgang mit dem Material und       Kontext an der Akademie der bildenden Künste Wien und als Assistenzprofessorin
allen entlang der Wertschöpfungskette beteiligten Akteuren als Voraussetzung für          am Fachbereich Handwerk und Materielle Kultur an der New Design University in
kreatives und nachhaltiges Handeln. Seine Forschungsarbeiten zur konstruktiven Ver-       St. Pölten tätig. Zhi hat zahlreiche Ausstellungen und Symposien in China und
wendung von Glas in der Gebäudehülle („Glastragwerke“, Birkhäuser) genießen               Europa kuratiert, zuletzt die Ausstellungen „Radical Design“, „Ettore Sottsass: Rebell
internationale Anerkennung. Er hat eine Reihe erfolgreicher Produkt- und System-          und Poet“ und „Monobloc: Ein Stuhl für die Welt“.
entwicklungen geleitet. Jan begann seine Karriere bei Arup in London im Bereich
Materials Consulting und Facade Engineering. 2008 baute er für das Berliner Büro ein
Team von Materialspezialisten auf. 2012 Berufung in das Management Team der
Arup Deutschland GmbH. Seit 2016 leitet er zusätzlich den Bereich „Foresight,
Research & Innovation“ in Deutschland. Jan ist zudem in Lehre und Forschung aktiv,
zuletzt mit einem Lehrauftrag an der weißensee kunsthochschule berlin und einer
Gastprofessur am CIEE Berlin.

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Shuttleservice, Freitag

Abfahrt       →   Weimar →   Goetheplatz → Wielandplatz → Ankunft           Digital Bauhaus 2018 ist eine Veranstaltung des Digital Bauhaus Summit e.V.
Neufertanlage     Hbf                                     Neufertanlage     und wird gemeinsam mit Zentrale Intelligenz Agentur und Panatom Corporate
                                                                            Communication organisiert. Sie wird vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft,
                  11:00         11:07          11:10          11:20         Wissenschaft und Digitale Gesellschaft unterstützt.

     11:20        11:35         11:42          11:45          11:55         Wir danken Martin Bauer von lasernlasern.de für die Bereitstellung der
                                                                            Namensschilder und Jule Franke für die Herstellung der Plots.
     12:45        13:00         13:07          13:10          13:20

     13:25        13:40         13:47          13:50          14:00         Team
                                                                            Philipp Albers (Konzept, Moderation)
     14:55        15:10         15:17          15:20          15:30         Jule Hass (Konzept, Moderation, Public Affairs)
                                                                            Mads Pankow (Organisation)
     15:40        15:55         16:02          16:05          16:15         Cornelius Reiber (Konzept, Moderation)
                                                                            Arleta Gebicki (Grafikdesign)
     16:20        16:35         16:42          16:45          16:55         Thomas Müller (Fotografie)
                                                                            Lukas B. Pank (Technische Leitung)
                                                                            Marvin Renfordt (Organisation, Public Affairs)
                                                                            Neue Rituale (Coding)
Abfahrt       → Wielandplatz → Goetheplatz →   Weimar   →   Ankunft         Nivre Film & Studio (Film)
Neufertanlage                                  Hbf          Neufertanlage   Christian Rothe (Portrait-Fotografie)
                                                                            Friederike Schneider (Organisation)
     17:40        17:50         17:53          18:00           18:15        Johannes Spitzer (Grafikdesign)
                                                                            Lukas Ullsperger (Grafikdesign)
     18:15        18:25         18:28          18:35

                                                                                                                              V.i.S.d.P.
                                                                                                                              Digital Bauhaus Summit e.V.
                                                                                                                              Helmholtzstraße 15
                                                                                                                              99425 Weimar

                                                                                                                              Kontakt
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                                                                                                                              → digitalbauhaussummit.de
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                                                                                                                              Design
                                                                                                                              Panatom Corporate Communication

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Digital Bauhaus 2018
High & Low

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