Tourismusbarometer 2020 - Eine Studie von Deloitte Tirol und ÖHV - ÖHV
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Vorwort 03 Methode und Sample 04 Tourismusindex 05 Key Findings 06 Detailergebnisse Wirtschaftliche Lage des Tourismus 09 Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen 11 Geschäftsentwicklung 2020 14 Prognose für Wintersaison 2020/21 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 18 Investition und Finanzierung 20 Hot Topic Maßnahmen gegen die Corona-Krise 22 Kurz & bündig 28 Kontakt 29 Impressum Herausgegeben von Deloitte Tirol Wirtschaftsprüfungs GmbH AutorInnen: Andreas Kapferer und Birgit Breyner unter redaktioneller Mitarbeit von Armin Nowshad und Gina Grassmann Grafik und Layout: Claudia Hussovits
Tourismusbarometer 2020 | Vorwort Vorwort Ein Jahr wie 2020 hat Österreichs Tourismus noch nie erlebt. Die große Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und die damit einhergehende unsichere wirtschaftliche Zukunft bewegen die Branche. Mit dem Tourismusbarometer 2020 widmen sich Deloitte und die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) daher in diesem Jahr der COVID-19-Krise Andreas Kapferer und deren Auswirkungen auf den Tourismus. Partner | Deloitte Tirol Bereits seit 2015 analysieren Deloitte und jedoch geringer als befürchtet. Für die die ÖHV mit dem Tourismusbarometer kommende Wintersaison erwartet die die Stimmungslage unter Österreichs Branche allerdings überall starke Rückgänge Tourismusbetrieben. Während die letzten – und das bereits vor Bekanntwerden des Jahre von grundsätzlichem Optimismus und zweiten Lockdowns. COVID-19 hält die Zufriedenheit geprägt waren, hat sich die Unternehmen weiterhin auf Trab und stellt Situation durch die derzeitige Pandemie sie vor enorme Aufgaben. schlagartig verändert. Bereits ab Februar 2020 war mit den zunehmenden Meldungen Wie sehr die Krise die Tourismus- zur Ausbreitung des Coronavirus vielerorts unternehmerinnen und -unternehmer ein deutlicher Nachfragerückgang spürbar, beschäftigt, unterstreicht auch die die Entwicklung der Situation ab März ist hohe Studienteilnahme in diesem Markus Gratzer bekannt. Entsprechend niedrig waren die Jahr: Rund 400 Betriebe teilten ihre Generalsekretär | ÖHV Erwartungen der Tourismusbetriebe an Einschätzungen zur aktuellen Lage der den Sommer. Die Saison war jedoch von Branche. Das Umfrageergebnis liefert erheblichen regionalen Unterschieden ein umfassendes Stimmungsbild. Wo die geprägt: Die städtischen Gebiete traf es größten Herausforderungen liegen und deutlich härter als ursprünglich gedacht. was der nunmehrige zweite Lockdown für Betriebe in ländlichen Ferienregionen Österreichs Tourismusbetriebe bedeutet, mussten zwar auch Einbußen hinnehmen, lesen Sie auf den folgenden Seiten. 03
Tourismusbarometer 2020 | Methode und Sample Methode und Sample Mit dem Tourismusbarometer erheben Deloitte und die ÖHV jährlich die Stimmungslage in Österreichs Tourismusbranche. Im Rahmen der diesjährigen repräsentativen Studie haben im September 2020 rund 400 Unternehmen österreichweit ihre Meinung zur derzeitigen Lage des heimischen Tourismus sowie zu ihrer individuellen betriebswirtschaftlichen Situation geteilt. Die Befragung umfasst die Kernbereiche: Lage der Tourismusunternehmen Umsatzstärkste Zeit • Wirtschaftliche Lage des Tourismus 9% 19 % • Regionales Umfeld und regulatorische 32 % Rahmenbedingungen 24 % 5% 42 % • Geschäftsentwicklung • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 7% 1% • Investition und Finanzierung 5% 6% 10 % Neben diesen Feldern stehen in der 21 % 20 % heurigen Umfrage die betrieblichen sowie Wien Salzburg überbetrieblichen Maßnahmen gegen die Winter Niederösterreich Vorarlberg Corona-Krise als Hot Topic 2020 im Fokus. Oberösterreich Tirol Sommer Zwischensaison(en) Burgenland Steiermark Gleich verteilt/gleichbleibend Die Ergebnisse der Befragung liefern Kärnten wertvolle Einblicke und zeigen Stärken sowie Entwicklungsfelder aus der Perspektive der Tourismusunternehmen Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf. Die Erkenntnisse aus der Studie wurden durch die Tourismusexpertinnen 5% 3% und -experten von ÖHV und Deloitte 5% 31 % analysiert und interpretiert. 15 % Auch 2020 wurde ein Tourismus- index errechnet, der die aktuelle Gesamtstimmung im österreichischen Tourismus veranschaulicht. 24 % 17 % bis 20 101 - 150 21 - 30 151 - 200 31 - 50 über 200 Hinweis: Geringfügige Abweichungen von Sollwerten (z.B. 99 % oder 101 % statt 100 %) 51 - 100 sind auf Rundungseffekte zurückzuführen. 04
Tourismusbarometer 2020 | Tourismusindex Tourismusindex Der Tourismusindex gibt die aktuelle Stimmungslage unter Österreichs Tourismusunternehmen wieder. In den Index fließen folgende Faktoren ein: 1 • Die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie Gesamt 3,61 die Entwicklungschancen des Tourismus • Die betrieblichen Rahmenbedingungen 2 Vorjahr 2,88 • Die individuelle Situation und Entwicklung des jeweiligen Unternehmens 3 Land Der Tourismusindex wird gewichtet errechnet Stadt 3,42 und folgt dem Schulnotensystem. Ein Wert von 1 steht damit für eine sehr gute und 5 für 4,03 4 eine sehr negative Stimmung. 5 2020 liegt der Tourismusindex bei einem Gesamtwert von 3,61. Dieser Wert spiegelt das abrupte Ende der guten Entwicklung in den vorangehenden Jahren wider. Im Vorjahr lag der Index noch bei 2,88. Anders ausgedrückt: Der Wert hat sich innerhalb eines Jahres um ein Viertel verschlechtert. Auf Bundesländerebene zeigen sich drei deutliche Ausreißer: Mit Abstand den besten Wert vergeben die Kärntner Betriebe mit 2,84, gefolgt vom Burgenland mit 3,01. Wien bildet mit einem Wert von 4,23 das klare Schlusslicht. Das verdeutlicht: Der Städtetourismus leidet am massivsten unter den Auswirkungen der Pandemie. Der direkte Vergleich von Stadt und Land zeigt, wie getrübt die Stimmung unter den städtischen Touristikerinnen und Touristikern derzeit ist. Im Folgenden werden die Detailergebnisse, die dem Indexwert zugrunde liegen, betrachtet und analysiert. 05
Tourismusbarometer 2020 | Key Findings Key Findings 1 1 1 Regionales Umfeld und regulatorische 2 2 2 Rahmenbedingungen Staatliche Unterstützung Geschäftsentwicklung Wirtschaftliche ist angekommen Städtetourismus kämpft am meisten 3,22 3 Lage des Tourismus 3 3 3,40 Weitere Verschlechterung wird erwartet 4,01 Vorjahr 3,46 Vorjahr 2,58 4 4 4 Vorjahr 2,56 5 5 5 Die Sommersaison ist in Österreichs Die vergangenen Jahre war der Nach dem ersten Lockdown waren die Bundesländern sehr unterschiedlich Tourismus geprägt von extremem Erwartungen an die Sommersaison verlaufen. Nächtigungsrückgänge gab Fachkräftemangel, steigenden Kosten niedrig. Im Rückblick stellen nun 54 % es zwar überall, Kärnten kam dabei aber und negativem Einfluss durch Steuern der Tourismusunternehmerinnen und mit einem blauen Auge davon. Wien und Abgaben. Heuer hat die aktuelle -unternehmer fest, dass der Sommer doch hingegen bekam die Folgen der Pandemie Steuer- und Abgabensituation die weniger schlecht als erwartet ausgefallen ist. wirtschaftlich voll zu spüren. Insgesamt Entwicklung der Betriebe aber erstmals Vor allem die Kärntner und Burgenländer hat sich für 85 % aller Befragten die überwiegend positiv beeinflusst. Betriebe wurden positiv überrascht. Im wirtschaftliche Lage des Tourismus im Das ist eine klar positive Antwort der Gegensatz dazu haben jedoch fast drei eigenen Bundesland verschlechtert. Unternehmerinnen und Unternehmer Viertel der Wiener Tourismusunternehmen Der Blick in die Zukunft stimmt die auf die Hilfspakete der Regierung. mit einem geringeren Einbruch gerechnet. Befragten auch nicht optimistischer. Das verdeutlicht die Unterschiede zwischen Im Gegenteil: Mehr als drei Viertel der Stadt und Land. Für den bevorstehenden österreichischen Touristikerinnen und Winter erwarten 94 % der städtischen Touristiker prophezeien der eigenen Tourismusbetriebe signifikante Umsatz- Branche bis Sommer 2021 eine weitere rückgänge, bei den Unternehmen außer- Verschlechterung. halb der Städte glauben das nur 53 %. Diese Einschätzungen wurden vor Bekanntwerden des zweiten Lockdowns getroffen. 06
Tourismusbarometer 2020 | Key Findings Hot Topic 2020: Maßnahmen gegen die Corona-Krise Corona stellt den heimischen Tourismus auf den Kopf. Gerade die Herkunftsmärkte haben sich stark verändert – und werden sich auch weiter verschieben. Österreichische Gäste gewinnen sowohl in den Städten als auch in Feriendestinationen an Bedeutung. Touristinnen und Touristen aus Fernmärkten bleiben hingegen derzeit und wohl auch im Winter aus, Geschäftsreisen sind eingebrochen. 65 % der Betriebe reagieren darauf mit einer Änderung ihres Angebots. Die Corona-Hilfspakete werden begrüßt und größtenteils gut angenommen. Dennoch: Dauert der zweite Lockdown mehr als drei Monate, würde das laut Umfrage das Ende für ein Drittel der befragten Tourismusbetriebe bedeuten. 1 1 Mitarbeiterinnen Investition und 2 und Mitarbeiter 2 Finanzierung Nachfrageminus wirkt Geplante Investitionen sich auf Arbeitsmarkt aus werden zurückgefahren 3 3,15 Vorjahr 3,61 3 3,21 Vorjahr 3,25 4 4 5 5 Die Verfügbarkeit von qualifizierten Ursprünglich geplante Investitionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden in der Corona-Krise in großem war auch im Corona-Sommer weit Maß zurückgefahren – vor allem in den entfernt von optimal, sie wirkte sich Städten (84 %). Die an sich attraktive jedoch deutlich weniger negativ auf die Investitionsprämie, die zum Zeitpunkt Betriebe aus als noch im Vorjahr. Wie der Befragung bereits zu beantragen in allen Bereichen zeigt sich auch bei war, verliert vor dem Hintergrund von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Umsatzausfällen, mangelnder Liquidität und dass der Städtetourismus stärker unter unsicheren Aussichten in Richtung Winter den Pandemieauswirkungen leidet. Der für viele ihren Reiz. Angesichts dieser Lage Markt an verfügbaren Arbeitskräften ist ist eher zurückhaltendes und vorsichtiges in den Städten derzeit größer. Für den unternehmerisches Agieren geboten. Winter rechnet man im Städtetourismus Die Möglichkeit, Fremdfinanzierungen bei mit einem deutlich niedrigeren Banken zu generieren, ist außerdem laut Mitarbeiterbedarf als bisher. rund 40 % der investitionsbereiten Unternehmen schwieriger geworden. 07
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse Detailergebnisse 08
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Wirtschaftliche Lage des Tourismus Wirtschaftliche Lage des Tourismus In ganz Österreich kam es zu massiven Nächtigungs- einbrüchen. Besonders betroffen waren die Städte. Entsprechend nüchtern fallen auch die Prognosen für die kommende Wintersaison aus. Für die Branche heißt das vor allem eines: Es braucht weitere Hilfen. Die Wintersaison 2019/20 konnte noch mit 18 % Gesamtminus bei Nächtigungen 1 abgeschlossen werden, wobei das Burgenland mit 30 % den höchsten Rückgang verzeichnen musste. Die Sommersaison von Mai bis September 2020 zeigt im Vergleich zum Vorjahres- sommer jedoch bereits einen österreich- 2 weiten Nächtigungsrückgang von knapp 30 %. Am wenigsten hart hat es dabei Kärnten mit rund 11 % Rückgang getroffen, während Wien ein enormes Minus von 80 % verzeichnen musste1. ALLE BETRIEBE Gesamt So unterschiedlich die Nächtigungsent- wicklung, so unterschiedlich auch die 3 4,01 Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Vorjahr 2,56 Lage in den einzelnen Bundesländern: Während die Wiener Touristikerinnen und Touristiker die Lage im eigenen Bundesland Aktuelle Lage 3,57 Vorjahr 2,12 zu 95 % mit „Nicht Genügend“ bewerteten, vergaben 71 % der Kärntnerinnen und 4 Kärntner die Noten „Sehr Gut“ bis „Gut“. 4,13 Entwicklung in den nächsten 12 Monaten Insgesamt hat sich die wirtschaftliche Lage Entwicklung der letzten 12 Monate 4,34 Vorjahr 2,79 des Tourismus im eigenen Bundesland Vorjahr 2,67 innerhalb der letzten 12 Monate aber für 85 % der Befragten verschlechtert. Selbst die Kärntner Betriebe spüren eine 5 grundsätzliche Verschlechterung. Weitere Verschlechterung erwartet Für die nächsten zwölf Monate rechnen lediglich 11 % der Befragten mit einer Verbesserung der Lage für den Tourismus. Ungefähr genauso viele glauben nicht, dass sich die aktuelle Situation verändern wird. 1) https://www.statistik.at/web_de/statistiken/ Der große Rest von mehr als drei Viertel wirtschaft/tourismus/beherbergung/ankuenfte_ der österreichischen Touristikerinnen und naechtigungen/index.html Touristiker prophezeit der eigenen Branche eine anhaltende Verschlechterung bis zum nächsten Sommer. 09
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Wirtschaftliche Lage des Tourismus Das ist zu tun 1 Die derzeitige Situation ist eine für den österreichischen Wirtschaftsstandort noch nie dagewesene. Die gesamte Wirtschaft leidet, den Tourismus trifft es jedoch besonders hart. In einem ersten Schritt wird es 2 wichtig sein, die Betriebe mit weiteren Hilfen gezielt zu unterstützen und durch die Krise zu bringen. Der Großteil der Tourismusbetriebe wird weitere finanzielle Unterstützungen benötigen, um eine möglicherweise prekäre Wintersaison 2020/21 überstehen zu 3 können. Eine Adaptierung und neuerliche Verlängerung des mittlerweile bewährten Fixkostenzuschusses ist naheliegend. STADT-BETRIEBE Dabei gilt es, sämtliche Möglichkeiten Gesamt des EU-Beihilfenrechts optimal zu 4,49 nutzen, um notleidende Unternehmen im Bedarfsfall schnell und unbürokratisch 4 ausreichend unterstützen zu können. 4,22 Entwicklung in den nächsten 12 Monaten Aktuelle Lage 4,42 1 Entwicklung der letzten 12 Monate 4,85 5 2 LAND-BETRIEBE Gesamt 3,81 3 Aktuelle Lage 3,15 4,10 4 Entwicklung der letzten 12 Monate 4,19 Entwicklung in den nächsten 12 Monaten 5 10
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen Durch die COVID-19-Krise haben sich die bisherigen Rahmenbedingungen für die Tourismusbetriebe verändert: Die Steuer- und Abgabensituation hat sich für viele Unternehmen aufgrund der Hilfspakete verbessert beziehungsweise vor dem Hintergrund der akuten Corona-Problematiken relativiert. Das regionale Umfeld sowie regulatorische der Befragten an. Auch die Verfügbarkeit Rahmenbedingungen sind Gegebenheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern außerhalb des Unternehmens, die wurde heuer nur mehr von 38 % der Auswirkungen auf die Betriebsführung Betriebe negativ hervorgehoben, 2019 haben. Sie sind aber durch die waren es noch ganze 64 %. Für 17 % der Unternehmerinnen und Unternehmer Betriebe, die im Sommer Arbeitskräfte selbst nur bedingt beeinflussbar. suchten, war es dieses Jahr sogar leichter, Darunter fallen die Steuer- und diese zu finden. Abgabensituation, die Kostensituation, die Mitarbeiterverfügbarkeit sowie der Auch die aktuelle Steuer- und Mitbewerb. Abgabensituation hat die Entwicklung der Betriebe erstmals nicht gebremst: 44 % der Der Einfluss der genannten Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen Rahmenbedingungen hat sich in Zeiten positiv bis sehr positiv durch die aktuelle der Pandemie verändert. Während die Steuer- und Abgabensituation beeinflusst vergangenen Jahre von einem stark wurde. Das ist eine klare Antwort auf die spürbaren Fachkräftemangel, steigenden Hilfspakete der Regierung. Kosten und einem negativen Einfluss durch Steuern und Abgaben geprägt Der Mitbewerb – sowohl regional als waren, ist deren nachteilige Auswirkung auch überregional – hatte weiterhin für auf die Betriebsführung in allen Bereichen die Mehrheit der Befragten keinen zurückgegangen. So haben sich etwa Einfluss auf den eigenen Betrieb. Energie- oder Mitarbeiterkosten im Vorjahr noch für 73 % negativ auf die Betriebsentwicklung ausgewirkt – mittlerweile geben das nur mehr 64 % 11
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen 1 1 sehr positive Beeinflussung 3 neutral/keine Beeinflussung 5 sehr negative Beeinflussung 2 Gesamt 3,22 Vorjahr 3,46 Vorjahr 3,68 aktuelle Steuer- und Abgabensituation 2,93 3 Vorjahr 3,09 regionaler 3,12 3,08 überregionaler Mitbewerb 3,17 Mitbewerb Verfügbarkeit von Vorjahr 3,11 Arbeitskräften Vorjahr 3,55 3,78 akt uelle Kostensituation Vorjahr 3,88 4 5 12
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen Das ist zu tun Die öffentlichen Hilfen – insbesondere die Kurzarbeit – sind rasch angelaufen, auch wenn anfänglich einige Unklarheiten zu beseitigen waren und die Auszahlung gestockt hat. Viele Tourismusunternehmen haben die Hilfen schon umfassend in Anspruch genommen. All jene, die das noch gar nicht oder nicht im maximal möglichen Ausmaß getan haben, können unter anderem die Phase 3 der Kurzarbeit nutzen. Auch der Fixkostenzuschuss, der in „Bemerkenswert ist heuer der erstmalige positive Einfluss der der Phase I für einen Betrachtungszeitraum ab 16.3. bis 15.9.2020 beantragt werden konnte2, geht voraussichtlich in eine zweite Phase. Mit Stand November 2020 fehlen allerdings noch immer genaue Angaben Steuer- und Abgabensituation. Das ist ein klares Lob für die über Ausformung und Umsetzung zur Weiterführung der Hilfsmaßnahme. Angesichts des zweiten Lockdowns und der höchst problematischen Aussichten auf die Wintersaison werden weitere Maßnahmen Corona-Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Die um- notwendig sein, um das wirtschaftliche Überleben zahlreicher Tourismusbetriebe zu ermöglichen. Wichtig wäre jetzt auch eine rasche Bearbeitung offener Anträge seitens der Behörden. Vor allem im fassenden Maßnahmen wie Kurzarbeit, Umsatzsteuer- Westen von Österreich haben zahlreiche Tourismusunternehmen aufgrund von behördlichen Betriebsschließungen nach Epidemiegesetz Anträge auf Vergütung ihres Verdienstentganges senkung oder Zuschüsse und Garantien haben dazu beige- gestellt. Viele dieser Anträge liegen nun seit über einem halben Jahr größtenteils unbeantwortet bei den jeweils zuständigen Bezirkshauptmannschaften. Dabei geht es um teilweise erhebliche tragen, dass das Minus in der Tourismusbranche insgesamt Vergütungsansprüche. Der Unmut und das Unverständnis über dieses behördliche Vorgehen ist laut zu vernehmen. geringer ausfällt als ursprünglich befürchtet.“ 2) Anträge sind bis spätestens 31.8.2021 Andreas Kapferer | Partner | Deloitte Tirol zu stellen. 13
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Geschäftsentwicklung 2020 Geschäftsentwicklung 2020 In Anbetracht der globalen Pandemie war der Verlauf der Sommersaison ungewiss. Dementsprechend gedämpft waren die Prognosen. Nach Saisonende zeigt sich aber: Der Sommer verlief sehr unterschiedlich. Während Seeregionen insgesamt besser als erwartet performten, brach der Städtetourismus quasi weg. Für 27 % der Tourismusunternehmen lief Im Stadt-Land-Vergleich bestätigt sich: die Sommersaison 2020 schlechter als Corona trifft im überdurchschnittlichen erwartet. Mit 54 % zeigt sich jedoch eine Ausmaß den Städtetourismus. Die deutliche Mehrheit der Befragten positiv Sommersaison war für 56 % der überrascht. Im Bundesländerranking städtischen Touristikerinnen und wurden vor allem die Erwartungen der Touristiker schlechter und nur für 22 % Kärntner und Burgenländer Betriebe besser als erwartet. Am Land wurden die übertroffen. Drei Viertel der Wiener Erwartungen hingegen von ganzen 70 % Tourismusunternehmen hatten jedoch mit der Betriebe übertroffen. Lediglich bei 13 % einem geringeren Einbruch gerechnet. waren die Zahlen schlechter als erwartet. 1 Gesamt 2 3,40 Land 3 2,95 4 Stadt 4,69 5 14
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Geschäftsentwicklung 2020 Mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Zufriedenheit mit der Sommersaison eigenen Unternehmens im Sommer 2020 sind insgesamt 40 % zufrieden und 42 % unzufrieden. Es zeigt sich aber auch hier Stadt sehr deutlich, dass die Corona-Pandemie dem Städtetourismus zusetzt, während 1% 10 % die ländlichen Regionen zum Teil sogar vom Einbruch des Fernreisemarktes zu 9% profitieren scheinen. Im Bundesländerranking schneidet Wien 14 % am schlechtesten ab: 95 % der Wiener Befragten sind mit der Entwicklung des 65 % Sommers unzufrieden. Kärnten erzielt im Gegensatz dazu mit 100 % Zufriedenheit das beste Ergebnis im Vergleich. Bei der Frage nach der Preissteigerung im Sommer zeigt sich, dass 70 % der Kärntner Betriebe Land ihre Preise im Vergleich zum Vorjahr steigern konnten. In Wien waren hingegen 12 % 21 % 81 % gezwungen ihre Preise zu senken. Bundesländer, die sowohl Stadt- als auch 12 % Landerlebnis bieten – wie beispielsweise die Steiermark oder Salzburg – sind angesichts der unterschiedlichen Auswirkungen der Pandemie auf Stadt und Land geteilter Meinung. 22 % 33 % Sehr zufrieden Zufrieden Neutral Weniger zufrieden Gar nicht zufrieden 15
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Prognose für die Wintersaison 2020/21 Prognose für die Wintersaison 2020/21 Die Erwartungen von Österreichs Tourismus- unternehmerinnen und -unternehmer an den bevorstehenden Winter fallen durchgehend niedrig aus – und das bereits vor Bekanntwerden des zweiten Lockdowns. Vor allem in den Städten rechnet man weiterhin mit massiven Umsatzeinbrüchen. Die aktuelle Umfrage zeigt: 94 % Wie sehen Sie in der bevorstehenden Saison die Möglichkeit der der Stadttouristikerinnen und -touristiker Preisdurchsetzung im Vergleich zum letzten Winter? fürchten weit mehr als 20 % Umsatz- rückgang im Vergleich zum vorigen Winter. Bei Tourismusbetrieben außerhalb der Stadt Land Städte teilen diese Erwartung 53 %. 1% 3% 4% 1% 10 % Insgesamt wird das aktuelle Geschäftsjahr laut Umfrage schlechter ausfallen als das Vorjahr. Damit rechnen 91 % der Touristikerinnen und Touristiker 48 % 46 % österreichweit, bei städtischen Unternehmen sogar 98 %. Im Bundesländervergleich fallen wieder Kärnten und Wien besonders 86 % auf: Während in Kärnten nur 47 % von einem schlechteren Geschäftsjahr Schlechter ausgehen, sind 98 % der Wienerinnen Keine Veränderung und Wiener davon überzeugt. Ein Grund Besser dafür ist unter anderem die mangelnde Betrieb in der Wintersaison eingestellt Preisdurchsetzbarkeit. Insgesamt erwarten 61 %, dass die Preise im Vergleich zum Winter 2019/20 schlechter durchsetzbar sind. Aus den Rückmeldungen zeigt sich, dass hier die Stadthotellerie mit deutlich schwereren Einbußen rechnet. 16
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Prognose für die Wintersaison 2020/21 Das ist zu tun Bauchentscheidungen sind in der aktuellen Krisensituation zu vermeiden. Bei Angebotsänderungen empfiehlt sich eine Kalkulation der damit einhergehenden Auswirkungen: Welche Mehraufwendungen ergeben sich dadurch, was kann eingespart werden und welche Kosten sind dabei fix und welche variabel? Je geringer der Fixkostenanteil, umso geringer das Risiko. „Der Winter wird für viele Betriebe hart, vor allem in den Städten. Wie gut die Skidestinationen performen werden, hängt stark von der Entwicklung der Infektions- zahlen und daraus resultierenden Reise- warnungen ab.“ Markus Gratzer | Generalsekretär | ÖHV 17
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die letzten Jahre waren von einem zunehmenden Mangel an touristischen Arbeitskräften gekennzeichnet. Die Betriebe haben daher verstärkt in Initiativen investiert, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuwerben und langfristig zu halten. Corona hat die Situation verändert, dennoch ist die Lage nicht entspannt. Laut Umfrage suchen auch derzeit 52 % der Veränderung der Verfügbarkeit von Arbeitskräften im Vergleich zum Vorjahr Betriebe Fachkräfte. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr: Damals waren noch ganze 75 % auf der Suche. 1 Gesamt 3,15 Wie in allen Bereichen zeigt sich auch beim Bereich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass der Städtetourismus stärker unter Vorjahr 3,61 2 den Pandemieauswirkungen leidet als der Land-Tourismus: Aufgrund der prekären Stadt 2,98 Lage werden in den Städten schlichtweg Land 3,27 3 kaum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt. Während in den am Land gelegenen Betrieben derzeit rund 70 % nach 4 Arbeitskräften suchen, sind es in der Stadt nur 18 %. 5 Im Sommer war es in den Städten für 21 % leichter Fachkräfte zu finden, während es am Land für 29 % schwieriger war. Für den Winter befürchten 32 % der Ferienhotellerie, dass es wieder schwieriger werden wird, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Im Städtetourismus rechnet man hingegen mit einer deutlich leichteren Mitarbeiterverfügbarkeit (43 %). 18
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die befragten Unternehmen repräsentieren Das ist zu tun weiter am Laufen zu halten. Ziel muss die insgesamt kleinstrukturierte, familien- Die vergangenen Jahre haben es sein, dass sich die Angebotsqualität geführte Tourismusbranche mit Schwer- gezeigt, wie schwierig es ist, gute und damit auch die Einnahmen, die punkt Beherbergungssektor. 71 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden Beschäftigtenzahlen und die Investitionen Befragten beschäftigen maximal 50 Mitar- und zu halten. Einige Betriebe waren vor in den Tourismusregionen nicht auf einem beiterinnen und Mitarbeiter, wobei das der Pandemie gezwungen Betriebsteile deutlich niedrigeren Niveau einpendeln als größte Teilsegment bis zu 20 Mitarbeiterinnen zu schließen, weil sie in Ermangelung von vor Ausbruch der Krise. Gleichzeitig wäre und Mitarbeiter aufweist (31 %). Arbeitskräften nicht geöffnet werden jetzt auch der richtige Zeitpunkt für die konnten. Umso wichtiger ist es nun, die seit Jahrzehnten angekündigte Entlastung Wieviele MitarbeiterInnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser der Arbeit. Ein Teil der Finanzierung für beschäftigen Sie durchschnittlich? schwierigen Zeit weiter zu beschäftigen, das heurige und die kommenden Jahre ist sofern dies – etwa unter Zuhilfenahme von gesichert, nachdem der allergrößte Teil Kurzarbeit – möglich ist. der für die COVID-19-Sofortmaßnahmen 5% 3% budgetierten Mittel nicht ausgeschüttet 5% 31 % Ein umfassendes branchenspezifisches wurde und werden wird. Zur Überwindung Arbeitsmarktkonzept mit konkreten der Folgekosten dieser Wirtschafts- und 15 % Zielen und Umsetzungsschritten, Arbeitsmarktkrise müssen ausreichend erarbeitet von und mit Praktikerinnen und Mittel eingesetzt werden, um die Praktikern, ist mittelfristig unumgänglich, Konjunktur am Laufen zu halten. um den Wirtschaftsmotor Tourismus 24 % 17 % bis 20 21 - 30 101 - 150 151 - 200 „Die Corona-Kurzarbeit wurde sehr breit 31 - 50 51 - 100 über 200 angenommen. 87 % der Befragten haben diese Unterstützungsleistung bereits genutzt. Es zeigt deutlich, dass sich die Unternehmerinnen und Unternehmer bewusst sind, wie wertvoll qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Die Kurzarbeit hat geholfen, gute Leute auch in schwierigen Zeiten halten zu können.“ Karin Eckhart | Partnerin | Deloitte Steiermark 19
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Investition und Finanzierung Investition und Finanzierung Die Corona-Krise bremst die Investitionsfreude deutlich. Bezüglich geplanter Investitionen sind die Tourismusunternehmen – wie auch andere Branchen – derzeit eher zögerlich. Der Staat versucht hier mit der Investitionsprämie gegenzusteuern. Durchführbarkeit von Investitionen, Die Weltwirtschaft steckt in einer Nach einem Rückgang des BIP um 7 % Zugang zu Finanzierungen Rezession, deren Tiefpunkt jedoch im Jahr 2020 erwarten die Wirtschafts- hoffentlich bereits durchschritten ist. Laut forscherinnen und -forscher für 2021 ein 1 WIFO hat die Erholungsphase für unser Wachstum um 4,3 %. Auch wenn dies ein Land bereits begonnen. Die Entwicklung großer Sprung ist, wird das Vorkrisenniveau ist allerdings mit hoher Unsicherheit Ende 2021 nicht wieder erreicht sein3. 2 verbunden, da die Eindämmungsmaß- nahmen der Pandemie schwer vorher- Die Regierung versucht den Investitions- sehbar sind und die Dauer des zweiten fluss am Leben zu halten. Mithilfe des 3,21 3 Lockdowns in Österreich und einigen Investitionsprämiengesetzes wurde ein Nachbarländern noch ungewiss ist. Impuls zur Ankurbelung geschaffen. Vorjahr 3,25 4 Dessen Auswirkungen können aber wohl erst zum Ende des Förderantragszeit- raumes mit Februar 2021 beurteilt werden. 5 „Mittels Nutzung öffentlicher Hilfen müssen 3) https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/ resources/person_dokument/person_ die Unternehmen nun gemeinsam mit den dokument.jart?publikationsid=66133&mime_ type=application/pdf Finanzierungspartnern die Weichen für die Zukunft so stellen, dass auch in Zeiten zurückhaltender Nachfrage kein Investitions- rückstau im Betrieb entsteht. Um das gut zu bewerkstelligen, ist neben einem kurzfristigen Budget auch ein langfristiger Plan – etwa hin- sichtlich Betriebsnachfolge – erforderlich.“ Andreas Kapferer | Partner | Deloitte Tirol 20
Tourismusbarometer 2020 | Detailergebnisse | Investition und Finanzierung 67 % der Unternehmen reduzieren ihre Der Zugang zu Kreditfinanzierungen Das ist zu tun ursprünglich für 2020/21 geplanten ist unabhängig vom Standort des Die Investitionsprämie wurde Investitionen. Hier zeigt sich auch wieder Unternehmens ähnlich: im Zuge der Corona-Hilfsmaß- ein deutlicher Stadt-Land-Unterschied: nahmen von der Bundesregierung ins 84 % der städtischen Tourismusbetriebe Leben gerufen und sollte auf jeden reduzieren geplante Investitionen, in Wie beurteilen Sie den aktuellen Fall genutzt werden. Es handelt sich ländlichen Tourismusbetrieben sind es Zugang zu Kreditfinanzierung? dabei um einen nicht rückzahlbaren rund 60 %. Zuschuss für Neuinvestitionen in das 11 % Anlagevermögen. Erste Maßnahmen 21 % für diese Neuinvestitionen müssen Planen Sie Veränderungen bei den zwischen 1.8.2020 und 28.2.2021 geplanten Investitionen für 2020/21? gesetzt werden. Das minimal förderbare Investitionsvolumen pro Antrag liegt bei 48 % EUR 5.000,-. Die Förderhöhe Land liegt bei 7 % und verdoppelt sich 11 % 19 % bei Investitionen in den Bereichen Digitalisierung, Ökologisierung und Gesundheit auf 14 %. Für Unternehmen, die einen Betriebs- 30 % Kredite sind deutlich schwerer zu bekommen. mittelkredit brauchen, gibt es die aws- 60 % Kredite sind etwas schwerer zu bekommen. Garantie für Überbrückungsfinanzierungen. Die Situation hat sich nicht verändert. Kredite sind leichter zu bekommen. Ziel ist es, gesunden Unternehmen rasch Liquidität zu verschaffen, um durch die Pandemie verursachte Engpässe zu überstehen. Die Garantie kann bei der kreditgebenden Hausbank beantragt Stadt werden. 4% 13 % Die weiteren Hilfsmaßnahmen, die im Zuge des zweiten Lockdowns in Aussicht gestellt wurden, gilt es abzuwarten. 84 % Die Investitionen werden reduziert. Die Investitionen erfolgen planmäßig. Die Investitionen werden erhöht. 21
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Hot Topic Maßnahmen gegen die Corona-Krise Die Corona-Pandemie trifft die Branche hart: Der plötzliche Lockdown im März, ein regional sehr durchwachsener Sommer, die Erklärung von Bundesländern zum Risikogebiet durch Nachbarländer und der nunmehrige zweite Lockdown – all das hat den Tourismusbetrieben in den letzten Monaten finanziell aber auch emotional sehr viel abverlangt. Doch wie haben sie auf die Situation reagiert? Mit dem Hot Topic 2020 legt der diesjährige Tourismusbarometer den Fokus auf die betrieblichen und überbetrieblichen Maßnahmen gegen die Corona-Krise. 22
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Andere Gäste und kurzfristigere Buchungen Die Corona-Pandemie hat das Buchungs- Neben dem Buchungsverhalten haben verhalten von Nächtigungsgästen sich auch die Herkunftsmärkte der Gäste deutlich geändert. 98 % der verschoben. Diese sind im Sommer näher Beherbergungsbetriebe verzeichnen gerückt. 74 % der Befragten glauben kurzfristigere Buchungen als bisher. Die an eine weitere Veränderung auch im Reaktion der meisten Anbieterinnen Winter. Die Herkunft der Gäste hängt und Anbieter ist eine Änderung der dabei immer auch stark mit dem Standort Stornobedingungen. So ermöglichen des Betriebes zusammen. Zwar rechnen 65 % der Befragten ihren Gästen eine alle Bundesländer mit einem starken kurzfristige kostenlose Stornierung. Rückgang von Gästen aus Fernmärkten wie China, Israel oder den USA, beim Inlandstourismus und den Nahmärkten Wie reagieren Sie auf das geänderte gibt es aber regionale Unterschiede. Buchungsverhalten Ihrer Gäste? Die Kärntner Touristikerinnen und 5% Touristiker rechnen auf Basis der 2% bisherigen Erfahrungen vor allem mit 10 % weiteren Zuwächsen aus Österreich, aber auch aus Deutschland. Im Gegenzug 5% vermuten sie einen Rückgang bei Gästen aus allen anderen Ländern. Die Tiroler 14 % Betriebe erwarten wie im Sommer ebenfalls ein Plus bei österreichischen Gästen, gleichzeitig vermuten sie aber 65 % einen Rückgang aus den Niederlanden und sonstigen Nahmärkten. In Vorarlberg geht man neben mehr Gästen aus Österreich Änderung der Stornobedingungen (kurze kostenlose Stornomöglichkeit) auch von einem Zuwachs aus der Schweiz Erschließung anderer Vertriebskanäle und Deutschland aus. Erschließung anderer Märkte oder Herkunftsländer Wiens Betriebe sind beim Inlands- Preissenkungen tourismus geteilter Meinung: Rund 40 % Preissteigerungen Sonstiges glauben an mehr Gäste aus den anderen Bundesländern, 25 % glauben an eine gleichbleibende Anzahl. Bei allen anderen Herkunftsmärkten ist sich die Mehrheit der Wiener Befragten einig, dass es zu Rückgängen kommen wird – sowohl in allen Nahmärkten als auch in den Fernmärkten. 23
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Angebotsänderung 65 % der österreichischen Tourismus- In ländlichen Tourismusbetrieben waren unternehmen haben ihr Angebot aufgrund im Sommer vor allem Maßnahmen wie der Corona-Situation geändert. Hier ist Preiserhöhungen und Angebotsänderungen wieder ein klarer Stadt-Land-Unterschied erfolgreich. Weitere Maßnahmen wie erkennbar: In den Städten haben 80 % der Preissenkungen, Reduktion der Zimmer- Betriebe ihr Angebot umgestellt, am Land belegung sowie das Erschließen neuer 58 %. Vertriebskanäle wurden eher neutral bewertet. In städtischen Betrieben wurde Zusammengefasst teilt sich die auch viel umgestellt, jedoch war laut Angebotsänderung in fünf Befragung keine der ergriffenen Maßnahmen Segmente auf: erfolgreich. Im Gegenteil: Besonders negativ wirkten sich Preiserhöhungen sowie die Reduktion der Zimmerbelegung aus. Änderung der Weniger Zusätzliches Schließung von Änderung der Zielgruppe Angebot Angebot Betriebsteilen Buchungs- bedingungen Freizeitgast statt Keine Kinderbetreuung, z.B. Restaurant, Businessgast, Veranstaltungen, Bike Guide, mehr Sauna oder Kürzere Herkunftsmärkte kein Room-Service, Outdoor-Angebote, Fitnessbereich Stornofrist, rücken näher kein Buffet, Workshops, keine Anzahlung, kleinere Karte, kein Packages, Preissenkung Parkservice etc. erweiterte oder -erhöhung, Essenszeiten, kürzere mögliche Take-Away, Online- Aufenthaltsdauer, Tischreservierung, kein Aufschlag für E-Check-In etc. Last Minute etc. 24
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Hilfspakete & wirtschaftliche Überlebensfähigkeit Der Tourismusbarometer 2020 Um diese Entwicklung zu vermeiden verdeutlicht, dass die bisherigen Einbußen ist es umso wichtiger, dass rasch und die ungewisse Zukunft für die öffentliche Hilfen gewährt werden. Unternehmerinnen und Unternehmer Diese wurden bereits sehr zahlreich in auch emotional herausfordernd sind. Der Anspruch genommen: Rund 96 % der zweite Lockdown, der vorerst für einen befragten Betriebe haben bereits darauf Monat gelten soll, würde nach eigener zurückgegriffen. Ebenfalls 96 % der Einschätzung für 5 % der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer Betriebe zur Insolvenz führen. Sollten planen außerdem, noch nicht in Anspruch die Betriebsschließungen mehr als drei genommene Unterstützungen zu Monate andauern, würde mehr als ein beantragen. Drittel der Betriebe bankrott gehen. Die Hälfte der Betriebe könnte eine Für das nächste Jahr droht der Betriebsschließung von bis zu sechs österreichischen Wirtschaft eine Monaten wirtschaftlich verkraften. Insolvenzwelle, die auch vor Tourismusbetrieben nicht haltmachen wird. Insolvenzanträge werden Sollte Ihr Betrieb im Winter geschlossen überwiegend durch die Gesundheitskasse, werden müssen, wie lange schätzen die Sozialversicherungen und die Sie die wirtschaftliche Überlebens- Finanzämter aufgrund strenger fähigkeit Ihres geschlossenen gesetzlicher Vorgaben gestellt. Eine Betriebes ein? Flexibilisierung des Insolvenzrechts 1% 5% ist angesichts der aktuellen Lage 8% 27 % dringend geboten, um die Insolvenzwelle abzuschwächen. 21 % 23 % 9% 4% 1 Monat 2 Monate 3 Monate 4 Monate 5 Monate 6 Monate Mehr als 6 Monate Bin ein Ein-Saison-Unternehmen und im Winter geschlossen 25
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Welche öffentlichen Hilfen und Zuschüsse haben Sie in Anspruch genommen? 90 % 87 % 80 % 70 % 60 % 50 % 48 % 41 % 40 % 30 % 28 % 18 % 19 % 20 % 12 % 10 % 8% 4% 4% 0% Kurzarbeit Fixkosten- Überbrück- Verdienst- Investitions- Härtefall- Verlust- Regionale Keine Sonstige zuschuss I ungsfinan- entgang nach prämie fonds rücktrag Corona-Hilfen zierung Epidemie- der Bundes- und/oder gesetz länder Garantien Welche öffentlichen Hilfen und Zuschüsse wollen Sie noch in Anspruch nehmen? 90 % 80 % 70 % 59 % 60 % 50 % 41 % 41 % 40 % 38 % 30 % 19 % 20 % 16 % 14 % 14 % 10 % 6% 4% 3% 0% Kurzarbeit Fixkosten- Fixkosten- Überbrück- Verdienst- Investitions- Härtefall- Verlust- Regionale Keine Sonstige zuschuss I zuschuss II ungsfinan- entgang nach prämie fonds rücktrag Corona-Hilfen zierung Epidemie- der Bundes- und/oder gesetz länder Garantien 26
Tourismusbarometer 2020 | Hot Topic Hot Topic: Zusammenfassung Die COVID-19-Krise hat enorme Auswirkungen auf den Tourismus in Österreich. Die Herkunftsmärkte der Touristinnen und Touristen haben sich schlagartig verändert und werden sich auch weiterhin verschieben. Die österreichischen Gäste gewinnen sowohl in den Städten als auch in Feriendestinationen an Bedeutung. Je nach Region spielen auch die Schweiz und Deutschland als Nahmärkte eine noch wichtigere Rolle als in der Vergangenheit. Gäste aus Fernmärkten bleiben derzeit „Die Maßnahmen der und voraussichtlich auch im Winter aus. In Corona-Zeiten sind auch Geschäfts- Bundesregierung in den und Kongressreisen eingebrochen. 65 % der Betriebe reagieren darauf mit einer Änderung ihres Angebotes. Wer kann, nächsten Monaten werden versucht einen Fokus auf Gäste- Aktivitäten im Freien zu legen. darüber entscheiden, wie Die Corona-Hilfspakete werden begrüßt und breit angenommen. Dennoch: Sollte es mit dem Wirtschaftsmotor der zweite Lockdown länger andauern, würde der Fortbestand zahlreicher Tourismus weiter geht. Tourismusbetriebe gefährdet sein. Eine Schließung von mehr als drei Monaten würde für ein Drittel der befragten Schafft man es über die Unternehmen zur Insolvenz führen. Krise, muss man mittel- und langfristig daran arbeiten, die Betriebe resilienter zu machen.“ Markus Gratzer | Generalsekretär | ÖHV 27
Tourismusbarometer 2020 | Kurz & bündig Kurz & bündig Die Corona-Pandemie hat im Sommer marktentwicklung in Stadt und Land Zusatzangebote bis hin zur Schließung 2020 zu großen Unterschieden zwischen konträr ein: Während man am Land in von Betriebsteilen wie Sauna- oder Tourismusunternehmen in Stadt und rund einem Drittel der Betriebe fürchtet, Fitnessbereichen. In Corona-Zeiten ist Land geführt. Zwar gingen alle Betriebe in der kommenden Wintersaison wieder das Tourismusland Österreich ein mit niedrigen Erwartungen in den schwerer Mitarbeiterinnen und Urlaubsland, Geschäfts- und Sommer, die Feriendestinationen am Mitarbeiter zu finden, glauben 43 % Kongressreisen sind eingebrochen. Land wurden jedoch überwiegend der Städtetouristikerinnen und positiv überrascht. Die Städte hingegen -touristiker, dass es leichter Der zweite Lockdown und damit erlebten den größten Rückgang jemals. werden wird. verbundene Betriebsschließungen Das schlägt sich auch im Bundesländer- sind für viele Betriebe eine große vergleich nieder: Wien vergibt demnach Die nagende Ungewissheit lässt viele existenzielle Herausforderung: ein „Nicht Genügend“ für die aktuelle Betriebe sparen: 67 % reduzieren ihre Ein Drittel der österreichischen wirtschaftliche Lage des Tourismus (95 %), ursprünglich für 2020/21 geplanten Tourismusunternehmen könnte drei während Kärnten vorrangig ein „Sehr Investitionen. Besonders zurückhaltend Monate Betriebsschließung nicht Gut“ oder „Gut“ (71 %) vergibt. Dass es in ist der Städtetourismus. Die Investitions- überleben – egal ob Stadt oder Land. den nächsten 12 Monaten besser wird, prämie wurde bereits von 18 % der glaubt aber kaum jemand. Im Gegenteil: Befragten in Anspruch genommen, Fazit: In Anbetracht der enormen Mehr als drei Viertel der österreichischen weitere 41 % planen dies noch zu tun. Auswirkungen der Corona-Krise Touristikerinnen und Touristiker glauben Der öffentliche Investitionsanreiz ist verwundert die getrübte Stimmung an eine weitere Verschlechterung der wichtig, trotzdem erfolgen nur 25 % unter Österreichs Tourismus- Lage bis zum nächsten Sommer. der Investitionen planmäßig. unternehmen nicht. Auch die Aussichten für die Wintersaison Eine große Herausforderung der Vorjahre Die aktuelle Steuer- und Abgaben- sind düster. Möglichst direkte hat sich etwas verlagert: Die Mitarbeiter- situation wirkt sich jedoch heuer und unkomplizierte staatliche knappheit. Zwar ist es nach wie vor nicht erstmals seit Bestehen des Unterstützungsmaßnahmen werden einfach, passende Mitarbeiterinnen und Tourismusbarometers positiv auf begrüßt. Zu hoffen bleibt, dass die Mitarbeitern zu finden, aber deren Verfüg- die Betriebe aus. Das zeigt, dass Nachfrage durch aktuell steigende barkeit hat sich prinzipiell verbessert. die öffentlichen Hilfen und Corona- Infektionszahlen und damit ver- Der Grund: Mit dem Nachfrageminus Maßnahmen tatsächlich ankommen. bundene staatliche Maßnahmen und der Angebotsanpassung der Betriebe nicht völlig einbricht. Nur wenn sinkt auch der Bedarf an Mitarbeiterinnen Auf ein rasches Ende der Pandemie Urlaubs- und Businessaufenthalte und Mitarbeiter. Dennoch zeigen sich hoffen alle. Bis dahin versuchen die in den kommenden Monaten wieder hier große Unterschiede zwischen Stadt Tourismusbetriebe bestmöglich mit möglich sein werden, hat die Mehrheit und Land: Im ländlichen Gebiet sind der neuen Situation umzugehen. 65 % der Tourismusbetriebe eine veritable derzeit 70 % der Betriebe auf Mitarbeiter- haben mit einer Änderung des Angebots Chance für einen Fortbestand. suche, in Städten nur 18 %. Dement- reagiert – das reicht von neuen Buchungs- sprechend schätzen die Tourismus- bedingungen wie etwa kürzere Storno- unternehmen auch die künftige Arbeits- fristen über mehr oder weniger 28
Tourismusbarometer 2020 | Kontakt Kontakt Deloitte Tirol Andreas Kapferer Wilhelm-Greil-Straße 15 Partner 6020 Innsbruck Tel.: +43 512 58 25 55 23 akapferer@deloitte.at Eduard-Wallnöfer-Platz 1 6460 Imst Armin Nowshad Head of Corporate Communications Im Gries 22 Tel.: +43 1 537 00-8556 6580 St. Anton am Arlberg arnowshad@deloitte.at Österreichische Hoteliervereinigung Markus Gratzer Hofburg, Gottfried-von-Einem-Stiege Generalsekretär 1010 Wien Tel.: +43 1 533 09 52 markus.gratzer@oehv.at Oliver Schenk Public Affairs Tel.: +43 1 533 09 52 24 oliver.schenk@oehv.at 29
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