Wegbegleiter - Ausgabe 75 - Freundeskreis Christlicher Mission eV
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wegbegleiter © berwis @ pixelio.de Dienet einander Ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat. Freundeskreis Christlicher Mission e.V. Ausgabe 75
2 wegbegleiter ßen und zu anderen haben zu können. VORWORT Ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbei- ter und Helfer im Hintergrund wäre das al- Liebe Leser, les so nicht möglich! Egal ob Corona-Krise Mittwochs früh im Treffpunkt „Lebens- oder Normalbetrieb - Wie dankbar sind wert“: Ein guter Kaffeeduft zieht durch wir immer wieder neu für all diejenigen den Raum und ein reich gedecktes Buffet die nach den Öffnungszeiten alles wieder lädt zum Frühstück ein. Die ersten Gäste in Ordnung bringen, die aufräumen, ab- kommen schon über eine halbe Stun- waschen, putzen, Tische abwischen, ka- de vor dem Beginn in den Treffpunkt. putte Dinge reparieren und vieles mehr Gemeinsam beginnen wir mit einer An- ganz selbstverständlich erledigen. Dabei dacht, einem Impuls zum Leben. Für viele muss ich an das Bibelwort aus 1. Petrus ist dieser Morgen ein besonderer Höhe- 4, 10 denken: „Gott hat Jedem von euch punkt im wöchentlichen Ablauf ihres All- Gaben geschenkt, mit denen ihr einander tages. Es wird gemeinsam an den Tischen dienen sollt. Setzt sie gut ein, damit sichtbar gefrühstückt und viel erzählt. Unsere wird, wie vielfältig Gottes Gnade ist.“ Gäste stehen bei uns im Mittelpunkt, ob beim Frühstück, dem Mittagessen, den Petrus schreibt diese Worte an Christen Familiennachmittagen oder anderen ver- in Kleinasien. Er macht Mut, in einer heid- schiedenen Angeboten. Die gesamte Ar- nischen Umgebung am Glauben festzu- beit wäre ohne den Einsatz von unseren halten. Dies gilt für uns heute genauso. In ehrenamtlichen Mitarbeitern undenkbar. einer Zeit, in der Christen oftmals genau Schon 90 Minuten vor der Öffnungszeit beobachtet werden, welchen Lebensstil wirbeln die Helfer durch die Küche und sie haben. Ist er offen und einladend? den Saal und bereiten alles in großer Lie- Wie begegnen wir Menschen die anders be vor. Vom Tischschmuck bis zur kleinen leben oder ausgegrenzt sind? Der Treff- Süßigkeit unter der Tasse. Jedes Mal wer- punkt „Lebenswert“ möchte ein Ort sein, den die Öffnungszeiten durch ein gutes an dem Jeder und Jede seine von Gott Wort, Zuwendung und Ermutigung zu geschenkten Gaben einbringen kann. etwas Besonderem. Gottes Liebe weiter- zugeben, ohne zwischen den Menschen Und das ist nicht nur im Treffpunkt in einen Unterschied zu machen, ist unsere Frankenberg so, sondern auch in allen Motivation, unser Antrieb. anderen Projekten die wir als FCM e.V. weltweit unterstützen und gemeinsam Gerade diese festen Treffs und Öffnungs- umsetzen. Egal was wir machen: einla- zeiten fehlen den Menschen nun zur Zeit den, moderieren, dekorieren, kochen, er- der Corona-Krise. Derzeit können wir zählen, ermutigen - es soll zur Ehre Gottes leider nur Essen vor dem Treffpunkt aus- geschehen! Alle sind wir beschenkt mit teilen und nur mit großem Abstand das Gaben, die zum Bau des Reiches Gottes Gespräch und den Austausch miteinan- benötigt werden. der suchen. Doch, dass es möglich ist, wenigstens noch das zu tun, erhellt den Lassen Sie sich ganz neu dazu ermutigen, Alltag unserer Gäste, sorgt für ein klein gerade in der jetzigen Zeit, die uns ganz wenig Abwechslung und Ablenkung und neu anregt, über den Glauben und Gottes treibt zunehmend mehr Menschen vor Führung nachzudenken. Gott segne Sie! unsere Tür, die nicht nur wegen des Es- sens kommen, sondern um in diesen Zei- Herzliche Grüße, Ihr Andreas Kaden ten wenigstens etwas Kontakt nach drau- Missionsleiter des FCM 2 - Vorwort - Andreas Kaden | 3 - Ich lasse dich nicht fallen - Daniel Franke 4 / 5 - FCM - Rückblick 2019 / Brasilienreise 2020 | 6 - AMB - Missionare des FCM 7 /8 - AMB - Einander dienen / Bericht Martin Schauder 9 / 10 / 11 - FCM - Freiwilligenberichte / Aktuelles zur Corona-Krise INHALT 12 - FCM - Nachgefragt | 13 - FCM - Der Treffpunkt „Lebenswert“ zieht um! 14 - MTHUNZI - Masken für Alle | 15 - PARA - Schwierige Zeiten 16 / 17 - HHM - Liebe geben und empfangen | 18 - FCM - Informationen / Aktuelles 19 - Mitarbeiter / Freiwillige | 20 - FCM - Unsere Arbeit in Zeiten von Corona
wegbegleiter 3 geln von Bund, Ländern, und dem Robert-Koch-Institut ICH LASSE DICH NICHT FALLEN ... Folge leisten. Vertrauen wir Gott. Befehlen wir uns Ihm an. Alle unsere Sorgen dürfen wir auf ihn werfen. Liebe Schwestern, liebe Brüder, im Moment wird unser aller Leben ziemlich durcheinander geworfen. Nichts ist Haben wir Mut und vertrauen wir darauf, dass unser Herr mehr, wie es war. Es trifft viele in Deutschland und in allen für uns alle da ist, gerade jetzt ganz besonders. Warum bin anderen Wohlstandsländern besonders hart, weil wir an ich mir dessen so sicher? Ich habe seit 2014 eine schwere unseren Wohlstand gewöhnt sind. Krankheit und kenne die Situation der Angst und Unsi- cherheit gut. Ich weiß, wie es ist, wenn einem Ärzte als Arme Menschen, beispielsweise in Afrika, machen sich jungem Menschen schlimme Nachrichten überbringen darüber keine Gedanken. Sie müssen sich darum küm- und habe daraus gelernt, wie wertvoll das Leben ist. Es mern, wo sie genug zu Essen und zu Trinken für sich und ist nicht dafür da, Jahre oder gar jahrzehntelang in Le- ihre Familie her bekommen. bensweisen („Alltagstrott“) zu verfallen, die einen selbst „ankotzen“. Auch nicht, seine Gesundheit achtlos aufs Ich möchte alle jetzt ganz besonders dazu aufrufen: Betet Spiel zu setzen, jeden Tag 5 Stunden fernzusehen, selbst für Afrika, für die armen Länder! Es gibt dort kein modernes während des Laufens auf das Smartphone zu starren, um Gesundheitssystem wie bei uns. Wenn das Coronavirus in nichts zu verpassen oder anderen um jeden Preis gefallen Afrika ausbricht, hat das verheerende Folgen. Viele Men- zu müssen. schen sterben, weil sie nicht rechtzeitig in eine Klinik kom- men und/oder die Krankenhäuser überlastet sind. Nutzen Nein, das Leben ist dazu da, erfüllt und gesegnet zu sein wir also die frei werdende Zeit jetzt zum Gebet nicht nur mit Beziehungen zu Familie und Mitmenschen, schönen für die Alten und Kranken (Risikogruppen), sondern auch Erlebnissen, sowie einer guten Beziehung zu Gott, unse- für die armen Menschen, die keine ausreichende Versor- rem Herrn. Das Leben dient dazu, Weisheit zu lernen und gung haben. Das sind weltweit mindestens eine Milliarde sie mit dem Evangelium zusammen an die nächsten Ge- Menschen! Spenden für die armen Menschen und Hilfs- nerationen weiterzugeben. Freude zu haben und andere projekte sind ebenfalls wichtig. Es wurden bereits Corona- damit anzustecken. Glücklich zu sein, sich in guten wie Nothilfe-Fonds eingerichtet, beispielsweise auch vom FCM auch schlechten Zeiten vom Herrn getragen zu wissen e.V., der ja weltweit Hilfsprojekte unterstützt. und füreinander zu sorgen. Einige sagen, das Coronavirus sei eine Strafe Gottes. Gott Wachen und beten, aufeinander achten. Keine Panik ist ein barmherziger Gott. Der Gott der Liebe. Er würde so machen, nur Notwendiges (z.B. Einkäufe) erledigen, die etwas niemals tun, weil er die Menschen liebt! Nach der Regeln und Maßnahmen einhalten – das ist im Moment Sintflut hat er beschlossen, die Menschheit nicht mehr zu das Wichtigste für uns alle. „Ich lasse dich nicht fallen und vernichten. Seinen Sohn gab er für uns, stellvertretend für verlasse dich nicht.“ (Josua 1,5b). Das sagt Gott uns zu und alle unsere Sünden und Fehler, die uns von Gott trennen. diese Gewissheit wünsche ich uns allen. Herzliche Grüße, Jeder Regenbogen zeigt uns: Gott ist für uns da. Ihr Daniel Franke Wir dürfen jetzt solchen Behauptungen, die hauptsäch- > Daniel Franke, 32 Jahre alt, wohnt in Chemnitz, Gemein- lich darauf hin zielen, Gottes Existenz zu widerlegen, nicht depädagoge. Derzeit lebt er aufgrund einer schweren glauben. Unsere Aufgaben als Christen sind Gebet, Got- Tumorerkrankung wieder bei seinen Eltern und versucht, tesliebe, Nächstenliebe und die Weitergabe des Evange- dem Corona-Virus in seinen Gedanken und seinem Alltag liums. Darauf gilt es sich zu konzentrieren - Gerade jetzt, nicht zu viel Raum zu geben, sondern aus der nach dem wo die „heile Welt“ vieler Menschen zusammenbricht, die Winter wieder erwachenden Natur Kraft zu schöpfen. seit langer Zeit schon im Überfluss leben und sich bisher nie Gedanken darüber gemacht haben was passiert. Jetzt aber wissen sie nicht, wie es weitergehen soll. Viele be- ginnen, nach Gott zu fragen. Was ist mit der Angst? Was wird werden? Angst ist ein ganz normales Gefühl des Menschen und momentan auch wirklich begründet, weil der Coronavirus gefähr- lich ist. Ohne Angst würde es auch keine Vorsicht geben. Doch derzeit wird, besonders über die sozialen Medien, sehr viel Angst gemacht. Ständig werden Bilder von lee- ren Regalen im Supermarkt, sowie Gerüchte gepostet und in kürzester Zeit verbreitet. Was sollen wir denn nun tun? Keinen Whatsapp-Gerüchten und falschen Nach- richten glauben und uns nicht ständig mit den Corona- Nachrichten befassen, sondern die Anweisungen und Re-
4 wegbegleiter RÜCKBLICK 2019 war für den FCM e.V. ein besonderes Jahr! Angefangen mit den Gruppenreisen nach Brasilien und Malawi, über die 8. Sächsische Landesgartenschau in Frankenberg bis zum Missionsfest mit Samuel Rösch. Patenschaftsarbeit und Freiwillige, viele Kleinstprojekte, neue Missionare, Treffpunktarbeit, Höhen und Tiefen. Die Bilder (oben links: Lan- desgartenschau; unten links: Besuch auf den Philippinen; mitte: Missionsfest; oben rechts: Malawireise; unten rechts: Sommerfest im Treffpunkt „Lebenswert“) zeigen einige Höhepunkte des vergangenen Jahres. Vielen Dank für Ihre treue Unterstützung im zurückliegenden Jahr! Andreas Kaden, Christian Seidel, Steffi Lauterbach und Sebastian Rentsch BRASILIENREISE 2020 Samstag den 8. Februar: Abflug ab und besuchten Patenfamilien. Ein Wassermangel. Wir besuchten auch München. Mein erster Flug in mei- ganz besonderer Höhepunkt war für den zweitgrößten Staudamm der nen 65 Lebensjahren. Weiter ging es mich die liebevolle Begegnung mit Welt auf der Grenze zwischen Brasi- dann mit einstündiger Verspätung meinem Patenkind, dem fünfjährigen lien und Paraguay. Am Freitag dann von Frankfurt nach Rio de Janeiro. Brayen. Ich habe selbst erlebt, wie unsere letzte lange Autofahrt: in acht Ankunft am Sonntag früh bei 36 Grad. wichtig es ist, von unserem Überfluss Stunden über 450 km nach Asuncion, Besuch der Copacabana, der Chris- abzugeben an Kinder oder Familien in der Hauptstadt von Paraguay. Unter- tusstatue und des Zuckerhutes. Am Brasilien, die von der AMB Lebenshilfe wegs sahen wir uns die mennoniti- Nachmittag: Weiterflug nach Curitiba, brauchen. sche Ansiedlung Seefeld an. wo wir abgeholt und in unsere Quar- tiere in Witmarsum gebracht wurden. Beeindruckend war auch der Emp- In Asuncion lernten wir die Arbeiten Bis Freitag wurden wir von dort jeden fang beim Bürgermeister, der zum von SERVOME kennen. Den Abschluss Tag von der AMB abgeholt und nach Abschluss darum bat, gemeinsam zu unserer Reise machte am Sonntag der Palmeira gebracht. Im Familienzen- beten! Nach einem kleinen Strandur- Besuch des deutschsprachigen Got- trum lernten wir in diesen Tagen die laub übers Wochenende in Guaratu- tesdienstes in der mennonitischen einzelnen Aufgabengebiete kennen ba, ging es am Dienstag weiter nach Concordia Kirche und ein leckeres Piz- Curitiba. Zuerst mit dem Zug durchs zaessen in der Pizzeria unseres Fahrers, > Reinhard Backhaus und sein brasili- Gebirge und dann mit dem Auto. Wir darüber haben er und seine Familie anisches Patenkind Brayen besichtigten die Stadt und lernten sich sehr gefreut. Reinhard Backhaus die Arbeit von PARA Vida Sem Drogas > Die Mitglieder der Brasilien-Reise- kennen. Dann: Weiterflug nach Foz gruppe des FCM 2020 do Iguacu! Mittwoch und Donnerstag besichtigten wir die wasserreichsten Wasserfälle der Welt von der brasili- anischen Seite und am nächsten Tag von der argentinischen Seite aus. Diese litten in diesem Jahr sehr unter
wegbegleiter 5 „Denn der Herr tut heute noch Wunder, Stunde um Stunde, Tag für Tag.“ Samuel Harfst Ja, Wunder Gottes durften wir als rende brasilianische Wildnis im T2 Bus ten über Brücken, durch Tunnel, vorbei 13-köpfige Reisegruppe im Februar mit ihm besuchten: Dankbare Famili- an Wasserfällen und dem Marumbi 2020 auf der Brasilienreise mit dem en, welche uns spontan zum Kaffee, (dem höchsten Berg des dortigen Ge- FCM e.V. hautnah miterleben! Unser Mate-Tee oder sogar Mittagessen birges) erlebten. Weiter auf dem Weg Abenteuer begann am 08.02. auf dem einluden! Überwältigt von herzlicher nach Guaratuba ging es mit PKW‘s. Als Münchner Flughafen mit einem zuver- Gastfreundschaft trotz offensichtli- Dolmetscher begleitete uns Anders- sichtlichen Gebet. Während Deutsch- cher Armut, waren wir die Beschenk- son Henke, ein ehemaliger DE-Freiwil- land sich auf das Sturmtief „Sabine“ ten! Es gab eine Menge ermutigende liger des FCM. „Santa Catarina“ bot vier einstellte, durften wir friedlich über Gespräche, sowie spürbare Verbun- Tage Erholung pur! Dazu trugen auch den Atlantik fliegen. Gottes Zeitma- denheit im Glauben! Dass unsere die „umwerfenden“ Atlantikwellen, die nagement ist einfach perfekt! Unterstützung in Form von Spenden, strahlende Sonne (wer nicht LSF 50 Gebeten und persönlichen Paten- hat, muss glühen), ein Badeausflug mit In Rio de Janeiro zwischengelandet, schaften als „Trampolin fürs Leben“ Piratenschiff, leckerstes Essen, tägliche ging es direkt auf Stadtrundfahrt mit wirklich ankommt, davon durften wir Andachten, sowie eine Begegnung mit Carla und Johannes. Zwischen Alt- uns persönlich überzeugen! Pastor Friesen und seiner Familie bei. stadt, Copacabana, Christusstatue und Zuckerhut, verwöhnten uns bei- Berührt war mancher Reiseteilnehmer Auf der Rückfahrt nach Curitiba mit de mit typisch brasilianischen Köst- auch vom Besuch der „eigenen“ Paten- Eliel erlebten wir erneut Gottes Ein- lichkeiten und einem gigantischen familie, deren Not aber auch Dankbar- greifen: Reifenpanne auf der Auto- Ausblick. Spät abends in Witmarsum keit, sowie von der genialen Möglich- bahn, aber an einer Stelle mit (schat- wurde uns ein warmherziger Empfang keit der persönlichen Begegnung! Als tigem!) Standstreifen zum Abwarten... durch unsere Gastfamilien bereitet. Reisegruppe schweißte uns auch eige- Was hier passierte, glaubt uns zu Hau- Die folgenden vier Tage ermöglichten ne Not zusammen: Durch sich plötzlich se keiner: Pannenhilfe per Fahrrad! Ein uns wertvolle Begegnungen und Ein- ausbreitende Krankheiten brauchten Gelegenheitsarbeiter brachte uns den blicke in verschiedene Projekte sowie wir ärztliche Hilfe, die Gott sei Dank dringend notwendigen Wagenheber, die Geschichte der AMB. Bemerkens- auch dabei war, Dolmetscherhilfe in sodass zwei Fachkundige unserer Rei- wert fanden wir den täglichen ge- der Apotheke und Gebet. Wiederum segruppe gemeinsam mit ihm die Re- meinsamen Start aller Mitarbeiter in zum Staunen brachte uns Gottes Ti- paratur vornehmen konnten. Mit nur der Zentrale in Palmeira mit Lobpreis, ming: Pünktlich zur Weiterreise waren einer Stunde Verspätung erreichten Gebet und ermutigenden Zeugnissen alle Teilnehmer fit! Nur zwei der Gast- wir „Para Vida sem Drogas“ wo wir nach - Gott ist da und tut Wunder! geberfamilien mussten sich noch ei- dem Mittagessen, gemeinsam mit den nen Tag länger mit unserem „Keim“ he- dort Betreuten, von Ellen Sachse die Martin Schauder wählte verschiedene rumquälen, während wir in Richtung Einrichtung und deren segensreiche Familienpatenschaften aus, welche Atlantikküste im „Serra Verde Express“ Arbeit vorgestellt bekamen. Danke, Je- wir nach teilweise langen und aben- eine atemberaubend schöne Fahrt sus! Diese prägende Zeit werden wir so teuerlichen Fahrten durch faszinie- durch für Parana typische Landschaf- schnell nicht vergessen! Fam. Gottlebe
6 wegbegleiter ! Infobox AMB > Missionare des FCM Palmeira Mit meiner Frau und unserer gemein- auf, dass er uns durch diese Zeit, die samen Tochter Amaya-Marly sind wir für alle Menschen auf der Welt eine nun seit etwa viereinhalb Monaten in neue Erfahrung ist, hindurch tragen Brasilien als Kurzzeitmissionare. Wir wird. Und uns trotz der Umstände Die Associação Menonita Benefi- sind hierher gekommen, um Gott zu Möglichkeiten geben wird, ihn zu cente (AMB) hat ihre Wurzeln in der dienen, seine Liebe weiterzugeben bezeugen, ihm zu dienen und den ar- deutschen Kolonie Wittmarsum und und im Bereich Entwicklungshilfe den men Menschen hier vor Ort zu helfen. heute ihr Zentrum in Palmeira / Brasi- armen Menschen in und um Palmei- lien. Dort betreut sie über 350 Paten- ra Trost zu geben, sie mit praktischen Vor ein paar Wochen durften wir be- familien durch tägliche Programme Dingen zu unterstützen und gerne reits ganz persönlich einer Familie für Kinder, Jugendliche und Familien. auch im Glauben zu begleiten. Nun helfen, der es gar nicht gut geht, die Viele der Patenfamilien kommen aus sind wir in der bisherigen Zeit in die- ohne Strom lebt und auf ein besseres dem Umland und werden regelmä- sem Land erst einmal richtig ange- Zuhause wartet. Da die Eltern nicht ßig besucht und auf vielfältige Art kommen, haben uns eingelebt, Land mal ein vernünftiges Bett zum Schla- und Weise unterstützt. und Leute und den Alltag in Brasilien fen haben, entschieden Christine und kennengelernt. Jetzt ist sozusagen ich uns, ihnen ganz praktisch zu hel- der Zeitpunkt, um wirklich gedank- fen, setzten einen Teil unseres priva- sorgt zu sein und vernünftig leben zu lich, innerlich und aktiv bei den Pro- ten Geldes ein und kauften den Eltern können. Wir versuchen mit dem Über- jekten dabei sein zu können. ein Bett. fluss, den wir persönlich in Deutsch- land haben, Menschen, die hier in Not Als dann Mitte März die Nachricht Weiterhin schlossen wir eine weitere leben, ganz praktisch zu dienen. Und aus Deutschland kam, dass man alle Patenschaft für einen kleinen Jungen wenn wir Not sehen, überlegen wir Mitarbeiter aus dem Ausland auf- einer anderen Familie ab. Diese Fami- uns, was wir möglich machen können. grund des Corona-Virus zurück in die lie wohnt in sehr ärmlichen Verhält- Heimat holen wolle, fragten wir uns, nissen und braucht ebenfalls sehr viel Viele Grüße aus Brasilien, Christine, was das für uns für einen Sinn haben Unterstützung, um ausreichend ver- Amaya-Marly und Christian Knösel sollte. Wir konnten uns nicht vorstel- > Zu Besuch bei einer der vom Patenschaftsteam betreuten Familien len, dass Gott uns nach den Strapazen in Deutschland, die wir während den Vorbereitungen für unseren Dienst in Brasilien hatten, so schnell wieder zurückholen möchte. Wir wollten hier bleiben und Gott dienen und uns nicht durch dieses Virus einschüch- tern lassen. Gott hatte uns an diesen Platz gestellt und uns eine Aufgabe gegeben und die möchten wir gerne erfüllen. Deshalb vertrauen wir dar-
wegbegleiter 7 AMB > Einander dienen Gott hat jedem von euch Gaben ge- es mir, den Familien der Kinderpaten- Medikamente einnehmen. Wenn ich schenkt, mit denen ihr einander dienen schaften zu zeigen, dass Gott an jedem die Familie besuche, versuche ich im- sollt. 1. Petrus 4, 10 Tag und in jedem Moment für sie da ist. mer, dies zu einer Zeit zu tun, in der Karin zu Hause ist. Sie ist ein kluges, Was bedeutet uns heute das Wort „die- Hier ein Beispiel aus unserer täglichen freundliches Mädchen und ich rede nen“? Werden wir heutzutage nicht als Arbeit: Hans* ist 46 Jahre alt und kann gern mit ihr. Ich spreche mit der gan- egoistische Gesellschaft betrachtet, nicht arbeiten, weil seine Frau Ma- zen Familie und versuche Karin zu er- die mehr haben und weniger dienen ria*, 41 Jahre alt, an schwerer zereb- klären, dass die Schule für ihr Leben will? Bei der AMB werden wir auch mit raler Demenz leidet. Maria hörte auf, und den Umgang mit Menschen in ih- solchen Gedanken konfrontiert. Vie- ihre Medizin einzunehmen, weil sie rem Alter sehr wichtig ist. Auch, dass le Menschen, die eine Beziehung zur glaubt, dass Gott sie heilen wird. Sie ihre Entwicklung und Zukunft davon AMB durch eine Patenschaft haben, nimmt es nicht mehr ernst, dass sie abhängig sind. vergessen, dass wir das Bindeglied die Medikamente richtig einnehmen sind, das sie mit den Paten verbindet. muss, um eine stabile Gesundheit zu Mit Fürsorge, vielen Gesprächen und Ihrer Meinung nach wären wir da, um haben. Die Tochter Karin* im Alter von gemeinsamen Gebeten versuchen ihnen zu dienen und nicht Gott. Wir 16 Jahren wiederholt die 8. Klasse. Ka- wir den von unserem Team betreuten bei der AMB aber wissen, wie wichtig rin leidet an einer leichten Depressi- Kindern und Familien zu zeigen, dass es ist, eine tägliche Andacht zu haben, on und möchte oft nicht zur Schule es auch in schwierigen Zeiten mög- die Bibel zu lesen usw. Diese täglichen gehen. Das Mädchen bekommt eine lich ist, Gott zu dienen. Hilda Koop, Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen medizinische Begleitung und muss Kinderpatenschaftsteam der AMB Interesse und Anteilnahme am Leben der Menschen: Drei Tage bei der Tabakernte im Landesinneren >A nbau und Ernte des Tabaks erfol- Als Jesus auf diese Erde kam, sagte er mit Respekt, egal aus welcher sozialen gen mit einfachsten Hilfsmitteln. selbst von sich: Ich bin gekommen, um Schicht der Mensch stammte, welche zu dienen (vgl. Markus 10,45). Und wenn Herkunft er auch hatte. Er zeigte echtes wir uns sein Leben anschauen, dann Interesse an dem Leben und Arbeiten tat er das in Wort und Tat. Er verkünde- der Menschen und verstand die Nöte te das kommende Reich seines Vaters, und Bedürfnisse, die sie hatten, so viel er predigte und heilte die Menschen. besser. Wir bei der AMB möchten nach Er tat Gutes, wo immer er konnte. Eine dem Vorbild Jesu dienen: In Wort, in Tat Besonderheit zeichnete ihn dabei aus: und mit einer respektvollen, demüti- Er stellte sich nie über die einfachen gen Herzenshaltung, die an dem Men- Menschen. Jesus behandelte jeden schen wirklich interessiert ist.
8 wegbegleiter Das war einer der Gründe, warum ich kommen. In gebückter Haltung bra- mich entschloss, dieses Jahr bei der Ta- chen wir nun bei jeder Pflanze immer bakernte zweier Patenfamilien im Lan- die untersten, schon gelblichen Blätter desinneren mitzuarbeiten. Ich wollte ab und sammelten sie unter unseren deren Leben und Arbeiten besser ken- Armen. War der Arm voll, wurde ein nenlernen, als es bei nur einem kur- kleiner Blätterhaufen am Boden abge- zen Besuch möglich ist. Ich wollte den legt. Waren einige Reihen der Pflanzen Familien zeigen, dass ich ihre Arbeit abgeerntet, fuhren wir mit dem Pfer- wertschätze und auch „als Deutscher“ dewagen durch die Reihen und luden nichts Besseres bin. die Blätterhaufen auf. Sie wurden an- schließend zu dem Trocknungsofen Zwischen Dezember und Februar fin- gebracht, in Holzgestelle eingespannt det in Paraná die Tabakernte statt. Für und im Ofen einsortiert. viele Familien ist der Tabakanbau die einzige rentable Möglichkeit, selbst Insbesondere das Ernten in gebückter etwas anzubauen und zu verkaufen. Haltung in der Mittagshitze war kör- Obwohl der Anbau von Tabak gesund- perlich sehr anstrengend. Aber obwohl heitlich nicht ungefährlich ist und wir wir bereits zwölf Stunden am Arbeiten das Rauchen nicht unterstützen, ver- waren, war unsere Patenfamilie noch >M artin Schauder, Missionar des stehen wir dennoch, dass es zum Über- immer nicht fertig, als ich gegen halb FCM e.V. bei der AMB in Brasilien. leben der Familien wichtig ist und es acht Uhr Richtung Zuhause aufbrach. kaum Alternativen gibt. So also fragte Bei meinem dritten Ernteeinsatz arbei- ungefähr vier bis fünf Mal. Für die bes- ich zwei Familien an, ob ich dieses Jahr tete ich nur einen halben Tag. Trotz- te Qualität, die aber nur wenige Pro- als Erntehelfer mitarbeiten dürfte. Die dem bekam ich die Nebenwirkungen zent der Ernte darstellt, bekommen Familien waren zunächst eher verun- des Spritzmittels zu spüren. Übelkeit, die Familien pro Kilo ca. 10 Reais, das sichert und konnten es sich nicht vor- Schwindel und Kopfschmerzen beglei- entspricht ca. 1,75€. Die schlechteste stellen, dass ich sie bei dieser harten teten mich noch den nächsten Tag. Qualität wird mit ca. 0,35 € vergütet. Arbeit wirklich unterstützen wollte. Nach mehrmaligem Nachfragen aber, Nachdem die Blätter im Trocknungs- Was mich beeindruckt hat: Zum einen ließen sie sich darauf ein. So fuhr ich ofen einsortiert sind, müssen sie ca. ist mir aufgefallen, wie wichtig dieses das erste Mal Anfang Dezember früh acht Tage bei 180 Grad trocknen. Alle Interesse am Anderen ist. Mehrere morgens ins Landesinnere. Die richtige zwei Stunden muss Holz nachgelegt Tage mit einer Familie zu verbringen, Kleidung ist dabei wichtig. Trotz som- werden. Die Menschen schlafen da- ihr Leben als besonders und bedeut- merlicher Hitze zogen wir lange Hosen für neben dem Trocknungsofen. Nach sam zu betrachten und ihnen zu die- und Pullover an, dazu Handschuhe der Trocknungszeit werden die Blät- nen, hat sie sehr beeindruckt. Inner- und Kopfbedeckung. Tabak wird mit ter in vier Qualitätsstufen sortiert, zu halb kürzester Zeit wusste das ganze starken Spritzmitteln behandelt, um kleinen „Puppen“ gebündelt und an- Dorf Bescheid, dass „der Deutsche“ Ungeziefer fernzuhalten. Bei der Ernte schließend in große Würfel von je 50 bei der Ernte mitgeholfen hat. Die sollte kein Tabak an die Haut gelangen, kg gepresst. Dieser Vorgang wieder- Beziehung zu diesen Familien ist eine um mit dem Gift nicht in Berührung zu holt sich im Abstand von zehn Tagen tiefere geworden und somit können wir ihnen viel besser in Wort und Tat > Der Tabak wird in Hütten getrocknet. dienen. Zum anderen habe auch ich Respekt vor dem gewonnen, was die- se Familien leisten. Sie arbeiten hart, deutlich härter als ich, und trotzdem reicht es fast nicht zum Leben. Den- noch leben sie unter unwürdigen Be- dingungen und in Armut. Es gibt mir Motivation, mich noch mehr für diese Menschen einzusetzen und mich für sie für bessere Lebensbedingungen stark zu machen. Außerdem lehrt es mich Dankbarkeit gegenüber mei- nem Leben zu empfinden. Ich habe es nicht „verdient“, Gottes Gnade al- lein verdanke ich mein Leben, meine Finanzen, meine Arbeit. Das möchte ich nicht vergessen und mit Freuden anderen dienen! Martin Schauder
wegbegleiter 9 AMB und FCM >Einblick in ein anderes Leben Als Freiwillige/r in Brasilien bei der meisten Menschen, die im Landesin- Sophie: Ich hatte ein ganz besonde- AMB lernt man viele Familien kennen, neren wohnen. Der Familienvater war res Erlebnis – einige Tage durfte ich die in Armut leben. Besuche in deren deswegen den Tag über auf dem Feld bei einer jungen Familie mit zwei Kin- Häusern berühren und man ist froh, zum Ernten. dern wohnen. Es war ein einfaches helfen zu können. Dennoch kann man 3-Zimmer-Haus, wirkte jedoch mehr es sich nicht wirklich vorstellen, wie es Ich habe einfach versucht, den Alltag wie ein einziger Raum, weil es keine ist, in Armut oder einfacheren Verhält- der Mutter mitzuleben. Kochen, abwa- Türen gab. Generell waren die Verhält- nissen zu leben. Die Freiwilligen Esther, schen, putzen, Tabak klassifizieren und nisse sehr einfach bzw. ärmlich: Es gab Miriam und Sophie hatten die Chance binden, mit dem Sohn spielen und nicht wirklich ein Bad und das Plumps- für vier Tage aus ihrem bequemen Le- ihn zum Schulbus bringen - täglich klo befand sich etwas weiter weg vom ben in ihren Gastfamilien auszusteigen anstehende Arbeiten. Ich habe mich Haus. Ich habe in einem Zimmer mit und bei einer unserer Patenfamilien im in der Familie sehr wohl gefühlt und der Mutter und dem Baby geschlafen. Landesinneren von Palmeira zu woh- konnte mich gleich gut einbringen. Ich bin immer wieder überwaltigt, wie nen. Keine von ihnen hat diese Ent- Auch wenn der Vater manchmal etwas gastfreundlich die Leute hier doch scheidung bereut! Von ihren Erfahrun- schnell und undeutlich gesprochen sind! Obwohl sie nur so wenig Platz gen möchten sie gerne berichten. hat, funktionierte die Kommunikation haben, erlauben sie mir als Fremde, bei auf portugiesisch erstaunlich gut. ihnen zu wohnen. Miriam: Wir Freiwilligen leben in der Ich bin mit dem Ziel in diese Zeit ge- Es war sehr interessant, den Alltag deutschen Kolonie Witmarsum, aber gangen, den Alltag der Familie best- dieser Familie mitzuerleben und zu weil sich die Kultur und auch insge- möglichst mitzuleben. Ich würde sa- begleiten. Der Vater arbeitet als Tage- samt der Lebensstandart hier sehr gen, das hat auf jeden Fall sehr gut löhner bei der Tabakernte mit. Zwei von dem Rest Brasiliens unterschei- funktioniert und ich werde diese Zeit Tage war er mehr als 12 Stunden weg! den, wollte ich selbst erfahren, wie immer als eine positive Erfahrung in Eine harte, mühsame Arbeit, die nur die Familien im Landesinneren leben. Erinnerung behalten :) wenig belohnt wird... In dieser Zeit war ich mit der Mutter zu Hause. Ich Bei einem Besuch habe ich daher ein- > Miriam hilft bei der Tabakbindung. habe mit den Kindern gespielt und im fach bei einer Familie gefragt, ob man Haushalt geholfen. Das Wäsche wa- mich für vier Tage aufnehmen würde schen per Hand war sehr interessant. und am nächsten Tag habe ich auch Das ist eine Arbeit für den ganzen Tag, schon mit meinem Koffer vor der Tür wenn man keine Waschmaschine hat! gestanden. Mich hat wieder einmal An einem Tag hatte der Vater frei und die Offenheit der Menschen über- wir sind ein Schwein kaufen gefahren rascht: Einfach spontan eine fremde – eine halbe Stunde Fahrt – mit dem Person aus einem anderem Land für Pferdewagen. Die Familie hat näm- vier Tage aufzunehmen! Die Familie lich kein Auto. Neben dem Motorrad verdient ihren Lebensunterhalt durch ist die Kutsche das einzige Mittel zur die Arbeit mit Tabak, wie auch die Fortbewegung.
10 wegbegleiter im Wald. Aber ich war auch froh, direkt anderer Länder haben. Es war für sie gebraucht zu werden. Allgemein war nicht verständlich, warum jemand sich diese Zeit eine sehr wertvolle Erfah- für das Leben im Landesinneren inte- rung und hat auch meinen Portugiesi- ressieren sollte. Umso mehr haben sie schkenntnissen enorm gut getan. sich gefreut, als ich mit ihnen Maniok (ähnlich wie Kartoffeln), Süßkartoffeln und Wassermelonen ernten gegangen Esther: Als mir ganz am Anfang mei- bin. Neben dem Spielen und Malen ner Zeit in Brasilien gesagt wurde, dass durfte ich auch in der schönen Natur man die Möglichkeit hat, für eine Wo- mit den Pferden reiten. che in das Interior zu gehen, stand ich dieser Idee eher negativ gegenüber. In meiner Zeit im Interior konnte ich Doch aus der eher negativ behafteten so viel mehr über die Kultur, die Spra- Idee wurde die schönste und erleb- che und die Menschen lernen, als ich nisreichste Arbeitswoche meiner Zeit es in den vergangenen Monaten getan hier in Brasilien. Meine Gastfamilie habe. Ich habe nicht nur an Erfahrun- (bestehend aus Mutter, Vater und zwei gen, sondern auch an einer brasiliani- Kindern) wohnt in „Faxinal dos Minei- schen Familie dazugewonnen. > Eines der 2 Kinder der Familie ros“ in Teixeira Soares. Die Familie ist im Familienpatenschaftsprogramm, > Neben der Mitarbeit in der Familie An Internet war nicht zu denken – sodass durch die einkommenden Gel- gab es für Esther auch gemeinsame dort, wo sie leben gibt es kein Netz. der schon vieles verändert werden Ausflüge mit den Kindern. Ich habe auch gemerkt, wie interes- konnte. In meiner Gastfamilie habe siert sie an meinem Handy und auch ich das Leben meiner Gastmutter mit- an Fotos waren - auch die Eltern! Ein gelebt. Da sie momentan wegen ihres Smaprtphone haben sie wohl noch zwei Jahre alten Sohnes zuhause ist, nicht sehr oft in der Hand gehabt. bestand der Alltag hauptsächlich aus kochen, backen und anderen Hausar- Die Tage im Interior (Landesinnere) beiten. In meiner Zeit im Landesinne- haben mir wirklich gut getan und ich ren konnte ich viele neue und positive habe unglaublich viel über diesen Be- Erfahrungen machen. Egal, ob wir mit reich der brasilianischen Kultur lernen dem Nachbarn Chimarrão (Matetee) können! Aber die Zeit war auch sehr getrunken haben, in die Kirche gegan- intensiv und herausfordernd. Direkt gen sind oder einfach nur zusammen in der ersten Nacht sind die Eltern mit gegessen haben, ich wurde wie ein Fa- dem Baby zum Arzt gefahren, weil es milienmitglied behandelt. Fieber hatte. Ich bin dann mit dem äl- teren Jungen zu Hause geblieben. Da Für die Menschen war es eine große war mir schon etwas mulmig zumute Freude, dass ich da war, da sie im Nor- – so allein, ganz abgeschieden, mitten malfall nicht viel Kontakt zu Menschen Die Freiwilligen des FCM e.V. und die Folgen von Corona Sophie Schlese: Das Coronavirus Bus zurück nehmen müsse, weil ich übernimmt nicht nur gerade die noch am Donnerstag dieser Woche Weltherrschaft, er ist auch der Grund, nach Deutschland zurückfliegen wür- wieso ich 3 Monate früher als ge- de. Das traf mich echt wie ein Schlag! plant zurück nach Deutschland Zwar habe ich schon mitbekommen, musste. Ich will kurz erzählen, wie was in Deutschland in letzter Zeit ab- es dazu kam und wie alles ablief. ging und wie schnell sich dort alles Ich war gerade einige Tage im Urlaub zugespitzt hat, aber ich habe keine in Sao Paulo und habe anschließend Sekunde daran gedacht, dass es ir- dort eine Missionsfamilie besucht. gendetwas mit mir zu tun haben Ganz plötzlich erhielt ich am Diens- könnte, da in Brasilien bis dahin noch tag einen Anruf von Martin Schauder nicht wirklich was angekommen war (dem Missionar hier vor Ort), in dem (zumindest nicht da, wo ich war…). er mir erklärte, dass ich den nächsten Ich musste zurück nach Deutschland,
wegbegleiter 11 weil die deutsche Regierung aus Si- Flora Weber: Ich bin Flora, 19 Jahre alt Am Freitag ging der nächste Flug. Wir cherheitsgründen alle Freiwilligen, und ich habe, zusammen mit meiner haben uns registriert und diesmal ha- die über einen IJFD im Ausland wa- Freundin Eva, einen Freiwilligendienst ben wir auch eine Bestätigung erhal- ren, zurückgerufen hat. Ich hatte gar auf den Philippinen bei POCM ge- ten. Nun hieß es, „Auf Wiedersehen“ zu keine Wahl – ich musste fliegen, noch macht. In einem Kinderheim, in dem sagen. Am schwersten ist mir der Ab- in dieser Woche, weil keiner wusste, meine Aufgaben vor allem darin be- schied von den Kindern gefallen - Ich wie lange noch normale Linienflü- standen auf Kinder aufzupassen die im hatte sie so tief in mein Herz geschlos- ge zur Verfügung stehen würden. Alter von 0 bis 5 Jahren sind und aus sen, dass es mir unendlich schwer fiel Mir blieb also nur noch der Mittwoch, verschiedenen Gründen hier leben. sie zu verlassen. Ich habe so viele Trä- um mich von dem Team der AMB, den nen an dem Tag vergossen, obwohl Kindern, und einigen Freunden, die Am 17. März war noch alles ruhig. Die die Kinder mir immer wieder sagten: ich noch so spontan sehen konnte zu Ruhe vor dem Sturm. Natürlich hatten „Mama Flora, wein doch nicht, wir wer- verabschieden. An dem Tag gab es wir auf den Philippinen auch schon den uns wiedersehen, stimmt`s?“ Man sogar noch zwei spontane Abschieds- Fälle von Corona und bei POCM wur- hat tiefe Freundschaften geschlossen feiern für mich. Das war total rührend!den bereits alle Sicherheitsvorkehrun- und Menschen liebgewonnen, die man Oh, was habe ich in diesen Tagen ge- gen vorgenommen, die nötig waren. nun für lange Zeit nicht sehen kann. weint! Ich wollte wirklich nicht weg, Z.B. das keine Besucher mehr erlaubt weil ich mich gerade in den letzten waren und dass die Schulen geschlos- Wir wollten am Freitag fliegen, aber Monaten echt gut eingelebt und mir sen wurden. Corona - Bis zu diesem ich hatte erhöhte Temperatur und doch was Eigenes aufgebaut hatte. Tag, als ich von Andreas Kaden die wir waren nicht sicher ob die Polizei Und das sollte mir dann so ganz plötz- vom Auswärtigen Amt weitergelei- uns an den Checkpoints nach Manila lich alles genommen werden. Dazu tete Mail erhielt, dass die sofortige durchlassen würden. Auf gut Glück kam, dass ich mich auch nicht von Rückholung aller Freiwilligen angord- sind wir los, begleitet von vielen Ge- allen verabschieden konnte, einfach, net wurde, hat das Wort nicht wirklich beten und es ging alles gut. Wir sind weil die Zeit fehlte. für mich existiert. Damals habe ich dann am Freitagabend nach Deutsch- noch nicht gewusst, was das für Konse- land geflogen. Vom Flughafen wurden Durch diese Situation, in der ich so quenzen für meinen Freiwilligendienst wir von unseren Familien abgeholt. In hilflos war, habe ich extrem gemerkt, haben sollte und welcher schmerzhaf- Deutschland war es sehr, sehr kalt. Ich wie nichtig unsere menschlichen Plä- te Abschied mir bevorstand. vermisse die Philippinen und vor al- ne sind. Von einem Moment auf den lem die Menschen. Ich werde die Zeit anderen kann sich alles ändern. Aber Und dann diese E-Mail! Ich war so zusammen mit ihnen nie vergessen. Gott hat andere Pläne und das ver- schockiert, denn eigentlich hatte ich Zuletzt möchte ich noch meinen Dank suche ich zu akzeptieren. Ich werde vor, erst in zwei Monaten heimzuflie- zum Ausdruck bringen, auch wenn noch etwas Zeit brauchen um alles gen. Die Charterflüge, mit denen alle die ganze Rückholaktion für mich al- zu verarbeiten; innerlich loszulassen, ausreisewilligen Deutschen von den les andere als leicht war. Danke an den und hier anzukommen. Philippinen zurückeholt werden soll- FCM e.V., dass ihr uns nicht im Stich ten, gingen täglich nach einer Regis- gelassen und viele Sachen organisiert trierung über die Deutsche Botschaft. habt. Ohne euch wären wir jetzt nicht Für den ersten Charterflug haben wir hier. Danke an alle Mamas von POCM uns zwar registriert aber nie eine Be- das sie uns getröstet haben. Und vor stätigung bekommen, weil das ganze allem Danke ich unserem Gott. Seine System so überlastet war. Dadurch Gedanken sind höher als meine. konnten wir auch nicht nach Manila (Hauptstadt) reisen. Denn wir brauch- ten eine Bestätigung für unseren Flug, Jeder von uns musste schon irgend- um die etlichen Checkpoints passie- wo einstecken, auf etwas verzichten, ren zu können. So warteten wir also. oder ihm wurde etwas durch diese Krise genommen. Wir sind alle be- Es war sehr komisch zu wissen das wir troffen und keiner kann sich davon bald abreisen würden aber nicht ge- distanzieren. Die meisten machen nau wussten wann. Es machte mich sich Sorgen, wie das alles weiterge- nervös das es dann ganz schnell gehen hen soll und vielen wird es wahr- würde und wir dann vielleicht keine scheinlich auch so gehen wie mir, Zeit mehr zum Verabschieden haben dass sie das Wort „Corona“ einfach könnten. Doch in der Nacht erlebten nicht mehr hören können. Aber ich Aber nicht nur in Brasilien mussten wir noch eine Überraschung: Die Ba- weiß, dass Gott das alles aus einem die Freiwilligen zurück nach Deutsch- bys Unit hatte eine Abschiedsfeier für bestimmten Grund zulässt. Er ist land, auch von den Philippinen wur- uns organisiert. Es flossen viele Tränen, immer noch größer und wenn wir den alle Deutschen und darüber hi- aber ich war dankbar das ich mich rich- ihm vertrauen, brauchen wir uns vor naus alle Ausländer zurückgebracht. tig verabschieden konnte. nichts zu fürchten. Vertraust du ihm?
12 wegbegleiter FCM > Nachgefragt > AK: konkrete Hilfe Menschen in Not zu un- Als Gründungsmitglied des FCM e.V. terstützen.“ Dass das für mich untrenn- bin ich von Anfang an dabei. Zuerst als bar zusammengehört, zeigen auch alle Vorsitzender und in anderen Funktio- Projekte die wir unterstützen. In erster nen im FCM-Vorstand und nun schon Linie entsteht die Zusammenarbeit seit über 14 Jahren als hauptamtlicher für mich persönlich durch Vertrauen Missionsleiter. Die Arbeit im FCM e.V. und Kontakte zu Menschen und Part- hat mein Leben über die Jahre sehr be- nerwerken. reichert und geprägt. Gemeinsam mit dem Vorstand durfte ich in den vielen > FCM: Jahren Entscheidungen treffen, die Wo siehst du den FCM e.V. in 10 Jahren? den FCM e.V. bis heute zu einem ver- lässlichen Partner von Missionsprojek- > AK: ten und Organisationen auf vier Erdtei- Ich wünsche mir sehr, dass der FCM len der Welt gemacht haben. e.V. auch weiterhin ein zuverlässiger > Im Interview: Andreas Kaden Partner für seine Partnerwerke ist, so- FCM: > wie Ideen und Visionen in die Arbeit > FCM: Was ist dir am FCM e.V. bzw. an seiner einbringen kann. Das wir auch weiter- Stellst du dich dem Leser kurz vor? Arbeit besonders wichtig? hin eine gute Beziehung zu den Freun- den und Unterstützern pflegen und > AK: Ich heiße Andreas Kaden, bin 58 > AK: somit ein Freundeskreis bleiben, dem Jahre alt, verheiratet, und habe 4 er- Für mich ist immer wieder der Leitsatz die Arbeit vor Ort in den Projekten wachsene Kinder. des FCM e.V. in allen Entscheidungen eine Herzenssache ist. Und das durch maßgebend und zugleich auch Kern Kontakte und Beziehungen die Arbeit > FCM: unserer sozial-missionarischen Arbeit: weitergeführt wird, sowie das sich die Warum arbeitest du im Vorstand des „Jesus Christus beauftragt uns, das Mitarbeiter, Freiwilligen und Helfer als FCM e.V. mit? Evangelium zu verbreiten und durch Werkzeug Gottes gebrauchen lassen. > TJ: und Jahrzehnten zu unseren Partnern Mein erster Impuls dazu kam aus mei- und unserer Verantwortung. Es gibt ner sehr guten Erfahrung mit dem einen festen Kern engagierter, ehren- Freiwilligendienst, den ich mit dem amtlicher Mitarbeiter und sehr treue FCM e.V. in Brasilien machen durfte. Da Unterstützer. Das ist ein Segen, weil wollte ich damals mithelfen, dass die- wir unseren Kernauftrag ehrlich leben, se wertvolle Arbeit weiter getan wird. jeden Menschen ernst zu nehmen und Mit der Zeit habe ich noch viele andere ihm mit Gottes Liebe zu begegnen. Aspekte kennengelernt, die mich mo- tivieren, vor allem die Dynamik, wenn > FCM: sich Türen für neue Möglichkeiten öff- Wo siehst du den FCM e.V. in 10 Jahren? > Im Interview: Thomas Janzen nen. Der Vorstand des FCM e.V. ist auch ein richtig netter und angenehmer > TJ: FCM: > Kreis, mit dem ich gerne Zeit verbringe. Eine wichtige Aufgabe bis dahin wird Stellst du dich dem Leser kurz vor? der Generationswechsel in der Leitung FCM: > sein. Das werden wir gut meistern! Der > TJ: Was ist dir am FCM e.V. bzw. an seiner Fokus wird auch zukünftig auf dem Mein Name ist Thomas Janzen. Ich Arbeit besonders wichtig? Auftrag aus unserem Leitsatz liegen, bin 39 Jahre alt, verheiratet, und ich die frohe Botschaft von Jesus in Wort wohne und arbeite gemeinsam mit >TJ: und Tat weiterzugeben. Wenn wir das meiner Frau seit einiger Zeit in Bayern. Ich bin mir sicher, dass man mit Über- mit Freude und Mut tun, habe ich kei- zeugung, Leidenschaft und Einsatz- ne Zweifel, dass wir immer genügend > FCM: freude viel mehr erreicht als mit Hoch- Aufgaben – und auch die notwendi- Warum arbeitest du im Vorstand des glanz-Broschüren. Und das erlebe ich gen Mittel dafür – im In- und Ausland FCM e.V. mit? beim FCM e.V.: Wir stehen seit Jahren haben werden.
wegbegleiter 13 FCM > Der Treffpunkt „Lebenswert“ zieht um! Seit seiner Gründung im Jahr 2006 Daher sind wir immer noch für Ihre geführt werden, profitieren von dem befindet sich der Treffpunkt „Lebens- Spende dankbar! Umzug. Die Kleiderkammer in Sortie- wert“ im alten Treppenkonsum auf rung und Verkauf genauso, wie der der August-Bebel-Straße 7 in Franken- Spenden-Konto: Treffpunkt „Lebenswert“ an sich mit Es- berg / Sachsen. Freundeskreis Christlicher Mission e.V. sensausgaben und Gesprächsangebo- Sparkasse Chemnitz ten. Nicht zuletzt ist der Umzug auch Seitdem sind viele hundert Menschen IBAN: DE 35 8705 0000 3530 0001 23 eine Wertschätzung für die aufopfe- tagtäglich aus- und eingegangen. BIC: CHEKDE81XXX rungsvolle Arbeit der vielen ehrenamt- Es wurde Essen ausgegeben, mit ei- lichen Helfer, die uns jeden Tag tatkräf- nander gesprochen, Freud und Leid Verwendungszweck: tig unterstützen. Herzlichen Dank an geteilt, in Notsituationen geholfen, „Treffpunkt-Umzug“ dieser Stelle für alles Engagement! gespielt, gebastelt, gesungen, Ge- meinschaft erlebt, konkret geholfen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Nicht zuletzt wurde dieser Umzug Für viele Menschen ist es ein ganz auch durch die Unterstützung der besonderer Ort. Die neuen Räume werden helfen, die Stadt Fankenberg und ihres Bürger- Bedürftigen hier in Frankenberg unter meisters Thomas Firmenich möglich. Und eigentlich zieht der Treffpunkt besseren Bedingungen betreuen und Vielen Dank auch für Ihren Einsatz! Es nun nur eine Querstraße weiter Rich- versorgen zu können. Alle Arbeitsbe- grüßt sie in freudiger Erwartung, Ihr tung Zentrum auf die Schulstraße 7, reiche, die hauptsächlich ehrenamtlich Andreas Kaden doch die alten Räume werden noch lange in Erinnerung bleiben. Geplant > Bis zu ihren Wegzug Ende 2019 die „treue Seele“ des Treffpunktes: Ramona ist der Umzug nun in den Monaten Mai und Juni 2020 und wir hoffen, dass er sich durch die Corona-Krise nicht noch weiter verzögert. Es kann leider kei- ne große Umzugsaktion geben, denn das ist derzeit nicht möglich. So muss Stück für Stück, eins nach dem ande- ren seinen Platz wechseln. Dankbar macht uns die Spende einer neuen Küche für den neuen Treffpunkt. Die Alte würde den Umzug wohl nicht mehr überstehen. Aber wer schon mal umgezogen ist, weiß, dass die vielen kleinen und großen Dinge, die es neu braucht und die bedacht sein wollen, Geld, Zeit und Arbeit kosten.
14 wegbegleiter ! Infobox MTHUNZI > Masken für Alle Isolation ist ein Privileg. Das klingt erst- sind sie natürlich besonders gefährdet, mal widersprüchlich, aber Isolation be- sich mit dem Virus anzustecken. Blantyre deutet, dass man es sich „leisten“ kann, zu Hause zu bleiben. Man hat alles, Uns war es deshalb so wichtig, in MTHUNZI Ministries setzt sich in was man zum (Über-) Leben braucht. dieser Krisenzeit Alternativen zu ent- Blantyre, der zweitgrößten Stadt In Malawi ist das für einen Großteil der wickeln, um unsere Kids und deren Malawis, für Straßenkinder und Ge- Bevölkerung fast unmöglich, denn vie- Familien trotz aller Umstände und fangene ein. Dazu gehört ein Center le leben „von der Hand in den Mund“. Einschränkungen unterstützen und für schulische Angebote, Workshops, Man kann sich nicht isolieren, wenn schützen zu können. Wir haben uns Nothilfen und vielem mehr. Durch man täglich sein Wasser an einer öf- also überlegt, Masken für alle zu nä- Straßeneinsätze entsteht der Kon- fentlichen Wasserpumpe schöpfen hen, sowohl für die Kids auf den Stra- takt zu den Kindern. Darüber hinaus oder am Straßenrand Erdnüsse ver- ßen, ihre Familien und für die 250 Jungs wird ein Jugendgefängniss betreut. kaufen muss, um seine Familie zu er- im Jugendgefängnis. Kurzerhand wur- nähren, oder wenn man als Tagelöhner de unser Missionshaus zu einer kleinen keine Vorräte anlegen kann. Unsere Nähwerkstatt umfunktioniert und alle soziale Distanz in den Townships und Kinder, die wir im Projekt betreuen, im Haus haben fleißig mit angepackt. auf den Straßen, können diese Mas- befinden sich genau in diesen schwie- Bisher konnten wir schon 300 Masken ken einen gewissen Schutz bieten. rigen Lebensumständen. verteilen und wir sind immer noch voll Zusätzlich haben wir an alle Familien dabei, denn die Nachfrage ist groß. auch Seife, kleine Corona-Info-Flyer Auch wenn es in Malawi bisher noch Trotz schlechter Vorraussetzungen für und eine große Ration Maismehl mit wenige (offizielle) Corona-Fälle gibt, > Die durch die FCM-Aktion „Von Kind Soya-fleisch verteilt, damit sie gut haben die Vorsichtsmaßnahmen der zu Kind“ finanzierten Hilfsgüter kom- über die nächsten Wochen kommen. Regierung große Auswirkungen auf men direkt Straßenkindern und de- Die Kosten für diese Soforthilfe konn- die arme Bevölkerung. So ist es zum ren Familien zugute. ten durch die FCM-Aktion „Von Kind Beispiel verboten, auf den Straßen Wa- zu Kind“ gedeckt werden. Kinder kön- ren zu verkaufen. Wir verstehen und nen wirklich so viel bewegen! respektieren diesen Beschluss und doch ist z.B. der Verkauf von selbstge- Uns war es auch sehr wichtig in die machten Snacks oder Bananen oft die Townships zu gehen, um über Corona einzige Einnahmequelle für unzählige und die damit verbundenen Vorsichts- Familien. Die Schließung der Schulen maßnahmen aufzuklären: Richtig Hän- und der Wegfall vom kleinen Famili- dewaschen, Maskenhygiene, aufeinan- enbusiness treibt in dieser Zeit noch der achtgeben, vor allem auf die Alten mehr Kinder auf die Straße. So „vertrei- und Schwachen. Jesus hat gesagt. „In ben“ sich auch viele unserer Kids, die der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, seit mehreren Monaten jeden Tag treu ich habe die Welt überwunden.“ (Johan- in die Schule gegangen sind, nun statt- nes 16,33) Herzliche Grüße, John und dessen ihre Zeit auf der Straße. Und so Daniela Disi
wegbegleiter 15 ! Infobox PARA > Schwierige Zeiten Curitiba den Vollzeitmitarbeitern, die auf dem zusammenommt. Außerdem haben Gelände wohnen. Die zahlreichen, wir angefangen, einen Gemüsekeller durch Ehrenamtliche abgedeckten, in einen Hang zu graben, damit halt- PARA Vida Sem Drogas in Curitiba Aktivitäten, wie Gemeindeabende in bare Gemüsesorten wie Rote Beete, ist heute eine Suchtpräventions- der therapeutischen Gemeinschaft, Kartoffeln, Kraut und Zwiebeln über und -therapieeinrichtung für Män- Seelsorge, Hand- und Bastelarbeiten, längere Zeit hinweg gelagert werden ner. Eliel und Christiane Dantas ha- Musiktherapie und anderes mehr, können. Wir sind Gott dankbar, dass ben die Arbeit seit 1998 aufgebaut. mussten vorläufig ausgesetzt wer- wir inmitten dieser Situation geduldig Sie begann in der Favela Curitibas den. Die Therapiegäste dürfen keine und kreativ sein können und danken in der Eliel aufgewachsen ist und Heimfahrten machen und am Famili- allen, die für uns beten! Wir können umfasst heute ein großes Landstück entag wird erstmals nur ein virtueller erneut versichern: Wir sind hier in der mit eigener Infrastruktur. Die Tätig- Kontakt mit den Familien stattfinden therapeutischen Gemeinschaft an ei- keitsfelder erstrecken sich von der können. Die Krise kann uns kreativ nem geschützten Ort! Wenn uns die Präventionsarbeit mit Kindern in der werden lassen. Wie heißt es so schön: Krisensituation Angst macht, will Gott Favela, über die eigentliche Sucht- Not macht erfinderisch. selbst unser Schutz und Trost sein. therapie bis hin zur Reintegration und Angehörigenarbeit. Unser Therapieprogramm geht weiter. Luiz-Antonio, der jetzt seine Therapie Die Arbeit erfolgt mit allen Vorsichts- beendete, brachte seine Dankbarkeit maßnahmen, aber ohne Panik unter und Bewunderung zum Ausdruck, Dass wir schwierige Zeiten durch- den Therapiegästen zu verbreiten, was als unsere Praktikantin Caro und wir leben, das weiß jeder. Wir müssen eine Kunst ist. Die aktuelle Situation, deutschen Mitarbeiter entschieden, schnell Entscheidungen treffen und in der Selbstversorgung einen hohen nicht in unser Heimatland zurückzu- vieles neu organisieren. Regeln, die Stellenwert bekommt, hat uns veran- gehen, sondern die Arbeit hier auch bisher Gültigkeit hatten, gelten nun lasst, unseren brasilianischen Freun- in der Krise weiterzuführen. So glau- nicht mehr. Internationale Notstands- deskreis herauszufordern, für den Kauf ben wir, dass Gott auch diesen Mo- gesetze ändern unseren Alltag und eines Traktors im Wert von 15.000 Real ment nutzt, um sein Reich unter uns inmitten all dessen darf unsere Arbeit (ca. 2.600€), zusammenzulegen. Er soll zu bauen. Ellen Sachse nicht zum Stillstand kommen. Unser uns zum Anbau von Mais, Kartoffeln, Arbeitsbereich, die Suchtkrankenhil- Kraut und Bohnen dienen, für den Ei- > „Aufnahmegespräch“ vor dem Tor fe, ist im Gesundheitswesen angesie- genbedarf und zum Weitergeben an delt und auch von der neuen Gesetz- Bedürftige. Wir haben einiges noch gebung bezüglich der Corona-Krise unbebautes Land, was als Anbaufläche als essenzieller Dienst angesehen. genutzt werden kann. Es ist klar, dass diese Gesetzgebung Innerhalb von einer Woche haben wir viele Neuerungen für die Therapiegäs- bereits die Zusage für 13.000 Real er- te und das Team bringt. Im Moment halten und sind zuversichtlich, dass besteht unser Team nur noch aus mit Gottes Hilfe der Rest auch noch
16 wegbegleiter HHM > Liebe geben und empfangen Mein Vier-Wochen-Einsatz bei Hel- Hands Healing Hearts kennenlernen nis. Einige Eltern sind nicht in der Lage ping Hands Healing Hearts auf den und mitarbeiten. Ein wichtiger Grund für ihre Kinder zu sorgen, weil sie keine Philippinen für meinen Einsatz war, dass ich dank- Arbeit haben und selbst nicht mit ih- bar bin, wie Gott mich durch mein rer Lebenssituation klar kommen. Drei Liebe geben kann ich genug: In mei- Leben führt. Besonders in den Krisen- Gehminuten entfernt befindet sich das nem Beruf als Gemeindepädagogin, zeiten war und ist für mich das Wissen zweite Haus von HHM. Dort leben ca. in meiner Familie, in meinem Freun- entlastend, dass Gott den Überblick 18 schwerkranke und behinderte Kin- deskreis. Und natürlich bekomme ich über mein Leben hat und dass SEIN Se- der. In beiden Häusern werden Kinder auch sehr viel an Wertschätzung und gen bleibt. Mit meiner Missionsarbeit betreut, die sonst niemand will. Emy, Liebe zurück. möchte ich Gott DANKE sagen. eine leitende Krankenschwester sagte mir: Kinder, die krank und behindert Was ist der Grund, dass ich zwei Wo- Vom 8. Januar bis 8. Februar 2020 er- sind, werden oft von ihren Eltern im chen meines Jahresurlaubes plus lebte ich eine sehr gesegnete und in- Krankenhaus zurückgelassen. zusätzlich zwei Wochen unbezahlte tensive Zeit auf den Philippinen. Ich Freistellung nahm und um die halbe wohnte in Baguio, direkt im Kinder- So war ich also angekommen, bei den Welt unterwegs war, um jeden Tag heim. Dort leben 29 Kinder. Viele sind ungewollten, vergessenen Kindern. acht Stunden in einem Kinderheim zu Waisen oder die Eltern sind im Gefäng- Nein, vergessen nicht und erst recht arbeiten? > Jacko und ich bei seinem Lieblingsspiel „Memory“ Missionarin zu sein, ist ein Kindheits- wunsch von mir. Als siebenjähriges Mädchen saß ich in der Sonntagsschu- le und sah die große Schrift vorn an der Wand: „Jesus sagt: Das tat ich für dich. Was tust du für mich?“ Das sprach direkt in mein Herz. Am liebsten wäre ich damals gleich zu armen Kindern nach Afrika gereist und hätte ihnen von Jesus erzählt. Heute erzähle ich als Gemeindepäda- gogin vielen Kindern und Erwachse- nen von Jesus. Ich bin eine Missiona- rin im eigenen Land. Trotzdem zieht es mich ab und zu in die Ferne. Nach meinem dreimonatigen Einsatz 2017 in Brasilien bei der AMB, wollte ich die Arbeit auf den Philippinen bei Helping
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