"Tun, was fehlt und nützt" Tätigkeitsbericht 2018 - STIFTUNG POLYTECHNISCHE FRANKFURT AM MAIN - Stiftung ...
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S T I F T U N G P O LY T E C H N I S C H E GESELLSCHAFT FRANKFURT AM MAIN »Tun, was fehlt und nützt« Tätigkeitsbericht 2018
Das Titelbild des diesjährigen Tätigkeitsberichts zeigt die Teilnehmer der Zeitungsgala 2018 vor der Alten Oper Frankfurt. Die feierliche Veranstaltung war ein krönender Abschluss des Projekts »Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z.« der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. * Luca Neuperti war Teilnehmer der Junior-Ingenieur-Akademie und 2015 / 2016 Stadtteil-Botschafter für das Frankfurter Nordend. Nach seinem Abitur hat er die Arbeit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ein Jahr lang als »Jugendbeobachter« begleitet.
»Eine aufklärerische Weltansicht ist nicht lediglich deskriptiv. Sie for- dert dazu auf, Menschen die Mittel zu geben, sich aus ihrer Unmündigkeit zu befreien. Dies ist kein einmaliger Pro- zess. Es ist eine Anstrengung, die jeden Tag aufs Neue eingegangen werden muss. Eine Herausforderung, die die Stiftung Polytechnische Gesellschaft jeden Tag aufs Neue annimmt. Das ist polytechnisch!« L U C A N E U P E R T I , 2 0 J A H R E A LT, EHEMALIGER TEILNEHMER DER JUNIOR-INGENIEUR- A KA D E M I E U N D STA DTT E I L - B OT S C H A F T E R *
INHALT EINLEITUNG THEMENFELDER W E I T E R E A KT IV I TÄT E N FINANZEN UND BERICHTE 10 TUN, WAS FEHLT 16 BILDUNG 60 ALUMNI-ARBEIT 72 FINANZEN UND NÜTZT Sprach- und Persönlichkeitsbildung Gemeinschaft nachhaltig stärken Vermögensmanagement Vorwort des Vorstands entlang der Bildungsbiografie 62 »DAS IST 76 PROJEKTE IN ZAHLEN 14 VIELFALT UND 26 WISSENSCHAFT POLYTECHNISCH!« ZUSAMMENHALT UND TECHNIK Bericht von Luca Neuperti Hinführung zu den MINT-Fächern Stifterversammlung am 6. Juni 2018 und Förderung des technisch-wissen- schaftlichen Nachwuchses 81 JAHRESABSCHLUSS 2018 64 DIE STIFTUNG IN DER ÖFFENTLICHKEIT 38 KUNST, KULTUR Tue Gutes und berichte davon 84 BERICHT DES UND PFLEGE DES STIFTUNGSRATS 2018 KULTURELLEN ERBES Das Jahr im Rückblick Hinführung zu Musik, Kunst, Kultur 66 FÖRDERPROJEKTE und Geschichte in der Stadt Einblick in die Förderarbeit und ausge- wählte Projekte 88 GESCHÄFTSSTELLE 50 SOZIALES, Das Team der Stiftung Polytechnische 70 Gesellschaft KARITATIVES, MARGA COING- HUMANITÄRES STIFTUNG Familienbildung und Mitwirkung in der Bürgergesellschaft 90 MARKENKRANZ Die 18 Leitprojekte der Stiftung in fünf Themenfeldern 92 UNSERE PARTNER
Einleitung | Vorwort TUN, WAS FEHLT UND NÜTZT Vorwort des Vorstands Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ist angetreten, die Tradition der polytech- nischen Ideen und das Erbe der Aufklärung, das heißt Bildung im umfassenden Sinne und gesellschaftliche Verantwortung, in einer dynamischen Stadtgesellschaft zur Wir- kung zu bringen. Vergessen wir nicht: Die Aufklärung ist eine der größten Errungen- schaften der Neuzeit. Die Vernunft schärft nicht nur die Urteilskraft des Einzelnen, sondern sie ist als Maßstab auch gemeinschaftsstiftend: Sie verbindet Individuum und Gesellschaft. Der Sieg der Vernunft über die Irrationalität scheint gegenwärtig wieder gefährdet zu Der Vorstand der Stiftung: sein. Antiaufklärerische Strömungen gibt es derzeit zuhauf. Ausgleich, Maß und Mitte Johann-Peter Krommer (Finanzen, als Ausweis bürgerlich-demokratischer Kultur haben es mit vielerlei Formen von Ver- Organisation, Personal, l.) und giftungen und Polarisierungen zu tun, angeheizt durch neue technische Verbreitungs- Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt (Vorsitz, möglichkeiten. Inhalte, Projekte, Kommunikation). In dieser Lage kümmert sich die Stiftung derzeit verstärkt darum, quer zu ihren Leit- projekten weitere Beiträge zum Zusammenhalt unseres vielfältigen Gemeinwesens zu leisten. Dabei sind Aufklärung, Demokratie und Verfassung als Rahmungen zentrale Vermittlungsinhalte. In Zusammenarbeit mit dem Haus der Volksarbeit wurden Geschichtskurse und landes- kundliche Seminare insbesondere für Zuwanderer im Rahmen des Diesterweg-plus- Programms fortgesetzt. Das Interesse unserer Stipendiatenfamilien am Themenkreis Geschichte, Demokratie, Regeln des Zusammenlebens ist groß. Es waren die Familien selbst, die eine Fortsetzung der Kurse wünschten. Im Deutschunterricht des Diester- weg-Stipendiums wird das Thema der Grundrechte anhand gut nachvollziehbarer, ein- facher Geschichten altersgemäß bearbeitet. Auch in der Flüchtlingsunterkunft Bonames wurden im Rahmen des Diesterweg-Programms für Flüchtlingsfamilien Kurse zu Geschichte und Landeskunde organisiert. In ihrer sozialen und pädagogischen Arbeit setzt die Stiftung besonders auf die Kraft der Familie. Im September 2018 lud die Stiftung gemeinsam mit vier Familienbildungs- stätten die ehemaligen Teilnehmer des Projekts Willkommenstage zu einem Familien- tag in den Palmengarten ein. Man hatte mit etwa 100 Personen gerechnet. Es kamen 10 11
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Einleitung | Vorwort »Die Vernunft schärft nicht nur die Urteilskraft des Einzelnen, sondern sie ist als Maßstab auch ge- meinschaftsstiftend: Sie ver- bindet Individuum und Gesellschaft.« Ein weiterer Faktor, den wir in der Stiftung intensiv nutzen können, ist die Wirkung durch Konvergenz: Projekte werden so aufeinander bezogen, dass sie einander nützen. Stipendiaten aus den verschiedenen Programmen wirkten als Workshop-Leiter beim Alumni-Tag mit. Kollegiaten aus dem Kolleg für junge Talente wurden anschließend aber weit über 300. Die einst unsicheren Eltern zeigten sich nun als stolze und sichere Stadtteil-Botschafter. Mütter und Väter gut entwickelter Kinder. Die nachhaltige Wirkung des Projekts stand allen Teilnehmern des Familientages klar vor Augen. Wirkung und Nutzen – oder soziale Rendite – erhöhen sich durch Projekttransfer. Das Hessische Kultusministerium beschloss im Berichtsjahr, den Deutschsommer in fünf Die Stiftung macht sich in polytechnischer Tradition stark für die Hinwendung zu Wis- hessischen Großstädten aufzubauen. Das Diesterweg-Stipendium läuft in neun anderen senschaft und Technik. Die Projektkette reicht inzwischen von der Grundschule mit Städten. Das Diesterweg-Projekt für Flüchtlingsfamilien wurde von Frankfurt-Bonames dem Projekt Junge Forscher über die weiterführende Schule mit der Junior-Ingenieur- nach Frankfurt-Rödelheim übertragen. Die Samstagsschule läuft auch in Darmstadt; Akademie und das naturwissenschaftlich ausgerichtete Familienprojekt KEMIE ® bis zum den Stadtteil-Historikern schloss sich Darmstadt als dritter Standort an. Um die Transfer- MainCampus-Stipendiatenwerk für den akademischen Nachwuchs. Am Ende der Pro- projekte bilden sich anregende Lerngemeinschaften von Partnern. So erhält die Stif- jektkette steht der Polytechnik-Preis für die Didaktik der Mathematik, Informatik, Natur- tung selbst wiederum wichtige Anregungen für ihre Mutterprojekte. wissenschaften und Technik. Er wurde 2018 erneut ausgeschrieben. Das Motto der aktuellen Ausschreibung lautet »Umgang mit Vielfalt«. Die Preisverleihung und der Das Vermögensmanagement hatte im Jahr 2018 mit erheblichen Verwerfungen an den Preistransfer in Frankfurt folgen im Oktober 2019. Die Stiftung bereitet ferner ein neues Aktienmärkten umzugehen. Dem standen, teilweise begünstigt durch Sondereffekte, Projekt vor, das Digitechnikum. Es wird junge Menschen darin fördern, ihre digi- sehr erfreuliche Ergebnisse speziell der Immobilien entgegen, was zu einer nur leicht talen Fähigkeiten für die Lösung gesellschaftlicher Problemstellungen in Frankfurt negativen Performance für das Gesamtvermögen von – 0,1 Prozent führte. Die handels- einzusetzen. rechtliche Rechnungslegung war dagegen von einem um 6 Prozent gestiegenen Über- schuss aus Vermögensverwaltung in Höhe von Euro 12,9 Mio. geprägt. Dadurch konnte Neben den inhaltlichen Themenfeldern liegt ein großes Augenmerk der Stiftung auf ein Rekordbetrag an satzungsmäßigen Aufwendungen in Höhe von Euro 7,5 Mio. der Wirkung und dem Nutzen, den sie erzielt und erzielen kann. Denn es geht darum, finanziert werden. Das Stiftungskapital erfuhr durch folgende drei Faktoren eine Stärkung: das zu tun, was fehlt und nützt. Dafür sind drei Faktoren ausschlaggebend: 1. personen- 1. durch die Dotierung der Freien Rücklagen im maximal zulässigen Umfang; 2. durch bezogene Förderung, die den Einzelnen erreicht, der selbst wieder als Bild des Gelingens ein positives Umschichtungsergebnis in Höhe von Euro 1,9 Mio. und 3. durch die er- über sich hinauswirkt; 2. Konvergenz, das heißt die Nutzung unserer aufeinander bezo- neute Zustiftung einer mäzenatisch engagierten Familie. genen Projekte im Sinne von Effizienz, und 3. Projekttransfer, und zwar nach Frank- furt, von Frankfurt aus und innerhalb von Frankfurt selbst. Der Vorstand dankt dem Stiftungsrat für die fruchtbare und vertrauensvolle Zusammen- arbeit. Er dankt der Stifterversammlung für ihr Vertrauen. Die Polytechniker bieten Der vorliegende Tätigkeitsbericht zeigt anhand von Beispielen eine Reihe von Bildern ein sehr hilfreiches Netzwerk. Unsere engagierten Mitarbeiter sichern den Projekt- des Gelingens. Es sind manchmal kurze Momentaufnahmen, die schlaglichtartig erfolg. Unsere Stipendiaten sind vorbildliche Kundschafter und Botschafter der Stiftung. beleuchten, welchen Weg die von uns geförderte Person gegangen ist. Da sind zum Beispiel Mütter aus dem Diesterweg-Stipendium, die bei den Informationsabenden zum Deutschsommer für Flüchtlingsfamilien dolmetschen. Sie sind stolz darauf, dass sie hier als Dolmetscherinnen fungieren können. Es hat umgekehrt eine starke Wir- kung auf Teilnehmer aus unserer »Zielgruppe«, wenn Menschen zu ihnen sprechen, die ganz offensichtlich in Deutschland angekommen sind und beide Sprachen beherr- schen. Diese doppelte Wirkung ist nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein sehr wichtiger gesellschaftlicher Ertrag. Hier geschieht Integration. P R O F. D R . R O L A N D K A E H L B R A N D T JOHANN-PETER KROMMER 12 13
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Einleitung | Stifterversammlung Mitglieder der Stifterver- sammlung im Mozartsaal der Alten Oper. Der Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Roland Kaehl- licht werden können. Seit Errichtung der Stiftung brandt, betonte den Beitrag der Stiftung zum Zu- seien insgesamt rund 60 Mio. Euro zur Verfügung sammenhalt der durch Vielfalt gekennzeichneten gestellt worden. Die Höhe des Stiftungsvermögens Stadtgesellschaft. In den Projekten der Stiftung habe zum Jahresende 432 Mio. Euro betragen. werde die Leistung des Einzelnen gefördert, Wert- schätzung erfahren und Gemeinschaft erlebt. Grund- Dr. Birgit Sander, Stellvertreterin des im Oktober lage dafür sei die Förderung der Fähigkeiten, auf 2017 plötzlich verstorbenen Präsidenten der Poly- welche die Aufklärung gesetzt habe: Vernunft- technischen Gesellschaft e. V. und Stiftungsratsvor- orientierung, Kenntnis wissenschaftlicher Denkme- sitzenden der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, VIELFALT UND thoden, Sprachbeherrschung, Geschichtsbewusst- Walther von Wietzlow, würdigte die großen Ver- sein und Bürgerengagement. Der Stiftung gelinge dienste des Verstorbenen, der ein intimer Kenner es, Vorbilder für den Aufstieg durch Bildung und der Stiftungsarbeit und ein wichtiger Wegbegleiter für gesellschaftlichen Zusammenhalt an die Stadt- der Stiftung gewesen sei. Stiftungsrat und Stiftungs- ZUSAMMENHALT gesellschaft abzugeben und dadurch gemeinschafts- vorstand hätten trotz dieses Verlustes vertrauens- stiftend zu wirken. Dabei erweise sich der Zugang voll und konstruktiv zusammengearbeitet. Das der Stiftung zu den verschiedenen Milieus der Stadt- umsichtige Vorgehen in der Finanz- und Projekt- gesellschaft als großer Vorteil. Insgesamt seien im planung habe sich als richtig erwiesen. Zugleich Berichtsjahr 10.000 Menschen gefördert worden. habe die Stiftung unter anderem durch den zügigen Aufbau des Kollegs für junge Talente gezeigt, dass Johann-Peter Krommer, Vorstandsmitglied für Fi- sie flexibel, reaktionsschnell und innovativ sei. Sie Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft wurde im Jahr 2005 nanzen, Organisation und Personal, führte aus, ein gelte zu Recht als wichtiger zivilgesellschaftlicher besonderes Augenmerk habe der Errichtung eines Akteur in Frankfurt und inzwischen auch in anderen von der Polytechnischen Gesellschaft e. V. gegründet. Die Stiftungsspezialfonds gegolten, der ein effizien- deutschen Großstädten. In einer zunehmend hetero- Mitglieder der Polytechnischen Gesellschaft sind daher auch teres Vermögensmanagement ermögliche. Die genen Gesellschaft seien ihre Beiträge zum Zusam- gleichzeitig Stifter. Damit sind sie Mitglieder der Stifter- Performance habe am Ende des Jahres 2017 bei menhalt unentbehrlich. versammlung, vor der Vorstand und Stiftungsrat einmal im 5,9 Prozent gelegen. Der Überschuss an laufenden Erträgen habe um 9 Prozent gesteigert werden kön- Jahr Rechenschaft über ihre Arbeit ablegen. Die Stifter- nen. Für die gemeinnützigen Zwecke der Stiftung versammlung fand am 6. Juni 2018 im Mozartsaal der Alten seien 6,7 Mio. Euro eingesetzt worden. Alle Pro- Oper Frankfurt statt. jektvorhaben hätten in geplantem Umfang verwirk- 14 15
BILDUNG »Jeder soll nach seiner Fähigkeit und Begabung [...], wenn es sein kann, in den Himmel wachsen.« FRIEDRICH ADOLPH WILHELM DIESTERWEG, D E U T S C H E R PÄ D A G O G E U N D G R Ü N D U N G S M I T G L I E D D E R P O LY T E C H N I S C H E N G E S E L L S C H A F T Bildung und Verantwortung – auf diesen Säulen baut die Auf- klärung auf. Genau hier setzt auch die Idee und Arbeit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft an. In unterschiedlichen Projekten fördert sie Menschen umfassend entlang der ei- genen Bildungsbiografie. Ein gutes Sprachvermögen ist der Schlüssel für gelungenen Austausch und eine wesentliche Voraussetzung für den Bildungserfolg. Hier werden die Wei- chen bereits im Kindesalter gestellt. Deshalb unterstützt die Stiftung Menschen durch aufeinander aufbauende Projekte in ihrer Sprach- und Persönlichkeitsbildung – angefangen bei den Jüngsten.
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Bildung N KU G B R SPRACH- UND S WI IL DER DE 2018 EN PERSÖNLICH- S GELING KEITSBILDUNG Der Deutschsommer findet inzwischen an zahlreichen Standorten in Hessen statt. 2018 stand das Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern anlässlich seines zehnjährigen Bestehens ganz im Zeichen des Jubiläums. Seit Auf- nahme der ersten Generation im Jahr 2008 haben bisher in Frankfurt insgesamt 178 Familien das zweijährige Angebot durchlaufen. Das Stipendien- programm wurde von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ins Leben gerufen, um die Bildungs- chancen von Kindern mit gutem Leistungspoten- zial, aber förderbedürftigen Deutschkenntnissen zu erhöhen und Eltern als Bildungsbegleiter ihrer Kinder zu stärken. Das mit Unterstützung des Hessischen Kultusministeriums und des Bildungs- dezernats der Stadt Frankfurt am Main aufgebaute AUSWEITUNG Projekt ist das erste Bildungsstipendium für Fami- lien in Deutschland. Es bietet unter anderem Aka- DER »FERIEN, DIE demietage für Kinder und Eltern, Exkursionen zu SCHLAU MACHEN« Bildungsorten in Frankfurt am Main und Umge- bung sowie Kindertreffs zur Deutschförderung IN HESSEN und Elterntreffs zu aktuellen Bildungsthemen. Fe- rienkurse für die Stipendiatenkinder runden das Angebot ab. »Ich habe in meiner Eigenschaft als Der Deutschsommer ist eine erfolgreich erprobte Psychoanalytikerin mit Schwerpunkt Entwicklungs- Ergänzung des schulischen Gesamtsprachför- psychologie und Bindungstheorie selten ein so gu- derkonzepts. Damit auch andere Kommunen von tes Programm verwirklicht gesehen«, würdigt Dr. dem Programm der Stiftung profitieren, wird Lotte Köhler, Urururenkelin von Adolph Diester- der Ausbau des Deutschsommers in Hessen for- weg, die Initiative der Stiftung im Jahr ihres zehn- ciert. Überzeugt von der Wirksamkeit des Sprach- jährigen Bestehens. ferienprogramms, entschied das Hessische Kultusministerium, den Deutschsommer auf wei- »Das Diesterweg-Stipendium ist ein ganz wesent- tere Städte mit hohem Zuwandereranteil aus- licher Beitrag für mehr Chancengleichheit«, so zudehnen. Seit 2017 findet er auch in Gießen statt. Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bil- 2018 folgten Darmstadt, Rüsselsheim, Wetzlar Am 13. Januar 2018 besuchte die Gattin des Bundespräsidenten, dung der Stadt Frankfurt am Main. Seinen Auftakt und Wiesbaden. Elke Büdenbender, ehemalige Teilnehmer des Diesterweg- nahm das Jubiläumsjahr des Diesterweg-Stipen- diums am 13. Januar 2018 mit dem Empfang von »Unsere Kooperation im Deutschsommer ver- Stipendiums für Kinder und ihre Eltern im Haus der Volksarbeit. Elke Büdenbender, Gattin des Bundespräsidenten deutlicht einmal mehr, wie der Weg zu gleichen Dr. Frank-Walter Steinmeier, im Haus der Volks- Bildungschancen gemäß den individuellen Be- arbeit. Dort traf sich Deutschlands First Lady mit gabungen der Schülerinnen und Schüler durch das Teilnehmern aller fünf bisherigen Diesterweg-Ge- Zusammenwirken von Zivilgesellschaft und nerationen zu einem Erfahrungsaustausch. Jedes Staat effektiv befördert werden kann«, so Kultus- minister Prof. Dr. R. Alexander Lorz. 18 19
Themenfelder | Bildung »Längst ist das Diesterweg- Stipendium ein Exportschlager geworden.« FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Diesterweg-Kind brachte einen besonderen Gegen- formen gewechselt: 27 in eine Gesamtschule stand mit, anhand dessen es seine persönlichen Er- (18 Prozent), 34 in eine Realschule (23 Prozent), 89 fahrungen während des Stipendiums zum Ausdruck in ein Gymnasium (59 Prozent). Bis heute haben brachte. Analina Pitel etwa hatte einen Schlüssel zwölf Alumni der ersten Generation das Abitur dabei, da das Programm für sie ein Türöffner sei. abgelegt und ein Studium aufgenommen. Acht Tahzeeb Rahaman brachte ein Foto vom Eisernen Stipendiaten der ersten und zweiten Generation Steg mit, denn ihr habe das Diesterweg-Stipendium erreichen 2019 das Fachabitur, 15 Stipendiaten der viele Brücken gebaut und einen besseren Zugang zweiten Generation werden in diesem Jahr ihre ermöglicht. Abiturprüfung ablegen. Sieben Stipendiaten der ersten und zweiten Generation absolvieren derzeit eine Ausbildung. Weitere Projektteilnehmer sind In zehn Jahren über 2.300 nach der zehnten Klasse in eine Fachoberschule oder in ein berufliches Gymnasium gewechselt. Alle Personen unterstützt anderen Alumni befinden sich derzeit noch in all- gemeinbildenden Schulen. Bislang haben in Frankfurt über 700 Kinder und Eltern unterschiedlicher Herkunftsländer von dem Die sechste Generation des Diesterweg-Stipendi- Familienstipendium profitiert. In ganz Deutschland ums wurde am 8. November 2018 im Haus der sind es derzeit mehr als 2.300 Personen, denn das Jugend feierlich aufgenommen. 32 Stipendiaten- Diesterweg-Stipendium wirkt inzwischen weit über familien aus 22 unterschiedlichen Herkunftsländern die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus. »Längst ist das nehmen am aktuellen Durchlauf teil. Diesterweg-Stipendium ein Exportschlager gewor- 700 den«, urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Ein weiteres zentrales Themenfeld der Stiftungs- in ihrer Ausgabe vom 31. Oktober 2018. Nach sei- arbeit ist die Sprachförderung. Ein Leitprojekt auf nem erfolgreichen Start in der Mainmetropole diesem Feld ist das 2007 initiierte »Sprachferien- wurde das Bildungsprojekt bisher in neun weite- lager« Deutschsommer, eines der erfolgreichsten ren Kommunen übernommen: Hannover, Hamburg, Bildungsprojekte der Stiftung Polytechnische Ge- Darmstadt, Dortmund, Duisburg, Osnabrück, Offen- sellschaft. Die Stiftung begrüßte 2018 das 2000. bach, Hanau und Berlin-Spandau. In Form des Deutschsommer-Kind, das an den Sprachferien Diesterweg-Projekts für Flüchtlingsfamilien wurde teilnahm. Die neunjährige Julia wurde am 10. Juli ZEHNJÄHRIGES JUBILÄUM es im Jahr 2018 neben dem bestehenden Standort in der Jugendherberge Oberreifenberg von Prof. Seit Aufnahme der ersten Generation in der Flüchtlingsunterkunft am Flugplatz Bonames Kaehlbrandt, Deutschsommer-Projektleiterin Petra im Jahr 2008 haben in Frankfurt auch in Rödelheim angeboten. Hart und Knut Stolle, Deutsches Jugendherbergs- 178 Familien mit mehr als 700 Teil- werk, Landesverband Hessen e. V., begrüßt. »Es ist nehmern das Diesterweg-Stipendium Zehn Jahre nach der Aufnahme der ersten Genera- so schön grün hier. Und der Deutschsommer ist durchlaufen. tion in das Diesterweg-Stipendium lohnt ein Blick toll. Dann kann ich Mama und Papa zeigen, wo wir zurück auf die Bildungswege, die die Alumni bisher Theater gespielt und Deutsch gelernt haben«, freute gegangen sind. Insgesamt sind 150 Stipendiaten- sich die Schülerin über den erhaltenen Übernach- kinder nach der vierten Klasse in folgende Schul- tungsgutschein. 20 21
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Bildung N KU G B R S WI IL zeigte sich von der positiven Entwicklung der Kinder DER DE begeistert: »Die Erfahrungen mit dem Deutsch- 2018 »Mit dem Deutschsommer legen sommer in der Stadt bestärken uns wieder einmal EN darin, dieses Projekt auch in den kommenden Jah- wir einen ganz wesentlichen Grundstein S ren zu unterstützen. Denn mit dem Deutschsommer GELING legen wir einen ganz wesentlichen Grundstein für für die weitere schulische Laufbahn die weitere schulische Laufbahn der Kinder«, be- tonte sie. der Kinder.« Ausweitung des S Y LV I A W E B E R , D E Z E R N E N T I N Deutschsommers in Hessen PROJEKT F Ü R I N T E G R AT I O N U N D B I L D U N G D E R STA DT F R A N K F U RT Das Hessische Kultusministerium ist von der Qua- MEINE ZEITUNG lität und Wirkung des Angebots so überzeugt, dass es nach dem Pilotdurchgang in Gießen den E R H Ä LT 3 . P R E I S Deutschsommer im Jahr 2018 in Eigenregie auch in DES DEUTSCHEN Darmstadt, Rüsselsheim, Wiesbaden und Wetzlar aufgebaut hat. An allen vier neuen Standorten LESEPREISES 2018 erlebten insgesamt 150 Kinder ihre ganz persönli- chen »Ferien, die schlau machen«. »Es ist großartig, dass der Deutschsommer Kindern die Möglichkeit Auszug aus der Laudatio: »Jugendliche versorgen gibt, Freude an der deutschen Sprache zu finden, sich mit den Informationen, die sie interessieren, Ziel des Deutschsommers ist es, Drittklässler mit Lernfortschritte zu machen, Leselust zu entfesseln heute meist aus dem Internet. Deshalb müssen sie Förderbedarf in der deutschen Sprache vor dem und Selbstvertrauen zu stärken«, sagte Kultus- befähigt werden, die Relevanz und die Geltungs- Übergang in die weiterführende Schule sprachlich minister Prof. Dr. R. Alexander Lorz bei seinem ansprüche der an sie herangetragenen Informationen und in ihrer Persönlichkeit zu stärken. 2018 fand Besuch des Deutschsommers in Wiesbaden am einschätzen zu können. Hierfür sind gleicher- der mittlerweile zwölfte Deutschsommer statt. Er 27. Juni 2018. In der zweiten Hälfte der hessischen maßen Lesekompetenz und Medienkompetenz begann am 25. Juni 2018 für 164 Frankfurter Kin- Sommerferien fand außerdem erstmals ein vom gefragt. der an den außerstädtischen Standorten des Pro- Rotary Club Bad Soden-Königstein organisierter jekts. Die teilnehmenden Schüler stammten aus Deutschsommer mit 15 Kindern in Bad Soden statt. Das Projekt der Stiftung Polytechnische Gesell- 46 Schulen in 28 Frankfurter Stadtteilen. Empfangen Der Deutschsommer fand 2018 darüber hinaus schaft und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden sie in den Jugendherbergen in Wetzlar ebenfalls wieder in Kassel, Münster, Hanau, Offen- verbindet die Vermittlung dieser beiden Kern- und Oberreifenberg sowie auf der Wegscheide von bach und Schwalbach am Taunus statt. kompetenzen in beeindruckender Weise. Kurz: insgesamt 43 Pädagogen und Lehrkräften, die die Es fördert den interaktiven Umgang mit dem Kinder mit Deutschstunden, sprachintensivem The- Um die Förderung von Wortschatz und Rechtschrei- Medium Zeitung und steigert die Motivation der aterspiel und aktiver Freizeitgestaltung auf die wei- bung geht es auch bei dem Projekt Der große Schüler, sich mit Zeitungen auseinanderzu- tere Schullaufbahn vorbereiteten. Grundlage für Diktatwettbewerb – einem in Deutschland einzig- setzen. Wäre das nicht ein leuchtendes Vorbild den Sprachunterricht ist ein eigens für das Projekt artigen Schreibwettbewerb, der die Sprachkultur für weitere Zeitungsverlage?« entwickelter Lehrplan, mit dem die Kinder spie- in der sportlich-heiteren Atmosphäre eines öffent- lerisch und gezielt die Grammatik der deutschen lichen Wettstreits fördert. Beim siebten Frankfurt- Sprache trainieren. Finale des Rechtschreibwettbewerbs traten am 28. Februar 2018 insgesamt 150 Eltern, Lehrer und In Frankfurt-Sachsenhausen erlebten 30 Kinder aus Oberstufenschüler aus 14 Frankfurter Schulen in der 19 Herkunftsländern in der Textorschule den Aula der Schillerschule an. Die Frage nach der rich- Deutschsommer in der Stadt. Der innerstädtische tigen Schreibweise von Wörtern wie »desavouierend« Standort, an dem die Kinder von acht Pädagogen oder »gewhatsappt« brachte sie dabei häufiger in und Lehrkräften betreut werden, ist 2016 in Koope- die »Bredouille«. Dem großen Diktatwettbewerb ration mit dem Dezernat für Integration und Bil- haben sich bislang sieben Partner-Standorte außer- dung der Stadt Frankfurt speziell für Schüler aus halb Frankfurts angeschlossen. Zwischen Februar Frankfurter Intensivklassen ins Leben gerufen wor- und April 2018 fanden an allen Standorten lokale den. Am 4. Juli besuchte Integrations- und Bildungs- Vorentscheide statt, deren Sieger sich für den über- dezernentin Sylvia Weber die Textorschule und regionalen großen Diktatwettbewerb qualifizierten. Die neunjährige Julia war das 2.000. Deutschsommer-Kind. Stolze Preisträger bei der Preisverleihung am 21. November in Berlin. 22 23
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Bildung FAKTEN Am 12. Juni 2018 traten dann die besten Recht- nen Schüler der Klassen 6 bis 10 die Tageszeitung schreiber aus ganz Deutschland im über- als Informationsmedium in all ihren Facetten ken- regionalen Finale im Goethe-Gymnasium Frankfurt nen. Sie erfahren, wie Zeitungbeiträge entstehen gegeneinander an. Die insgesamt 280 Teilnehmer und wie man dieses Medium – im analogen wie aus zehn Standortteams, die erstmals aus fünf Bun- auch im digitalen Format – kompetent nutzen kann. desländern anreisten, hatten im WM-Jahr ein Diktat Um die digitale Medienkompetenz der Schüler zu zum Thema »Fußball« zu meistern, das mit 51 stärken, wird Meine Zeitung seit 2017 durch ein schwierigen Wörtern und Ausdrücken wie »Kavents- digitales Modul ergänzt: Lehrkräfte können sich für mann« oder »Tikitaka« zahlreiche Gelegenheiten einen Zeitraum von vier Wochen um einen Klassen- zum »Verdribbeln« bot. Die Schüler, Eltern und satz Tablets bewerben. Die Schüler üben so, Nach- Lehrer begegneten dabei auch Teams aus der Breite richtenangebote im Internet zu bewerten und sie der Gesellschaft – Teilnehmern aus der Goethe- auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Bislang konn- D E R G RO S S E D I KTAT W E TT B E W E R B DIESTERWEG-STIPENDIUM Universität Frankfurt (»Die Goethe schreibt!«), Ver- ten im Rahmen des Projekts bereits über 12.000 tretern der Industrie- und Handelskammer Frank- Schüler gefördert werden. Während der Projekt- 191 1.409 furt am Main (»Die Wirtschaft schreibt!«) und laufzeit verfassen die Jugendlichen eine Arbeit zu der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. einem selbst gewählten Thema. Die von einer Jury Gerade einmal zwölf Jahre alt war 2018 auch die als am überzeugendsten beurteilten Arbeiten wer- bisher jüngste Teilnehmerin in der Geschichte des den am Ende auf der Zeitungsgala in der Alten Oper Projekts, die zum überregionalen Finale nach Frank- ausgezeichnet. Im Projektjahr 2018 füllten rund furt gekommen war. »Ein produktiver Beitrag zum Zusammenhalt unserer Stadt«, lobte Oberbürger- 600 Schüler aus 32 Klassen von 20 Schulen den Mozartsaal der Alten Oper – hier entstand auch das Wörter Zeichen meister Peter Feldmann den Wettbewerb. Am gro- Titelbild des aktuellen Tätigkeitsberichts. Das Pro- ßen Diktatwettbewerb nahmen deutschlandweit über jekt kommt nicht nur bei den Schülern gut an: Am 2018 galt es, ein Diktat zum Thema »Fußball« Schulvorentscheide, das Regionalfinale und das 21. November 2018 wurde die Stiftung mit dem überregionale Finale insgesamt 2.100 Personen teil. dritten Preis des Deutschen Lesepreises 2018 in zu meistern. der Kategorie »Herausragende Leseförderung mit Zehnjähriges 17,6 Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat sich digitalen Medien« prämiert. »Der Preis ist auch eine ebenfalls die Förderung der Lese- und Medienkom- Auszeichnung für das Engagement der Lehrerin- petenz bei Jugendlichen zur Aufgabe gemacht. Im Projekt Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z., das in Zusammenarbeit mit der Frank- nen und Lehrer, die das Projekt mit Phantasie und Ideenreichtum tragen. Auch deshalb freue ich mich«, so Werner D'Inka, Mitherausgeber der Jubiläum! furter Allgemeinen Zeitung veranstaltet wird, ler- Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 2008 wurden deutschlandweit bisher über 2.300 Personen unterstützt. durchschnitt- Gesamtschule 18 % Die Original-Torwand aus dem liche Fehlerzahl 23 % Realschule ZDF-Sportstudio kam beim Finale des Diktatwettbewerbs zum Thema Fußball zum »Nicht nur, dass sich die Offen- 150 Einsatz. sive seit dem Meniskusriss des athletischen Zehners zur Kinder Achillesferse des Teams ent- wickelt habe, auch das kopflose Nach-vorn-Spielen aufs Gera- 59 % Gymnasium tewohl sei sinn- und zwecklos.« Diese Grafik zeigt, in welche weiterführende Schul- form die Diesterweg-Kinder nach der vierten Klasse Ein Satz aus dem Diktat des überregionalen Finales. gewechselt sind. 24 25
Der polytechnischen Tradition folgend, fördert die Stiftung die Hinführung zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Angesichts des bestehenden Fachkräfteman- gels in den MINT-Berufen steht dabei das Ziel der Nachwuchs- förderung im Vordergrund. Um das naturwissenschaftlich- technische Interesse von Schülern frühzeitig zu wecken und weiter auszubauen, macht die Stiftung sie in aufeinander aufbauenden Projekten mit den Berufsfeldern von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren vertraut. Ein weiteres Feld ist die Förderung der beruflichen Bildung im Handwerk. WISSENSCHAFT UND TECHNIK »Technik ist konkretes Sein aus Ideen.« FRIEDRICH DESSAUER, DEUTSCHER PHYSIKER, E H R E N B Ü R G E R D E R STA DT F R A N K F U RT
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Wissenschaft und Technik Durch gemeinsames Experimentieren im Projekt »Junge Forscher« wird das Interesse von Grundschülern an den Naturwissenschaften geweckt und weiter ausgebaut. Aus der Sicht eines Grundschülers ist die Welt zwei Bussen und insgesamt 88 Schülern und Eltern voller Rätsel und spannender Natur- und Technik- auf dem Campus Riedberg angekommen, wurde phänomene. Kinder besitzen einen natürlichen For- dort gleich weitergeforscht. Die Kinder konnten schergeist, mit dem sie ihre Umwelt erkunden und im Schülerlabor die Zellen ihrer Mundschleimhaut den Alltag verstehen wollen. Diese Neugier greifen unter dem Mikroskop beobachten. Stipendiaten der Stiftung im Rahmen von Junge Forscher – Wer wir sind und was wir tun auf, um »Kleine Teilchen« – ein weiteres, speziell auf die Zweit- und Drittklässler an der eigenen Begeisterung junge Zielgruppe zugeschnittenes Experiment – für die Naturwissenschaften teilhaben zu lassen wurde 2018 mit drei zweiten Klassen an der Pesta- und so ihr Interesse für dieses weite Feld zielge- lozzischule im Stadtteil Riederwald durchgeführt. richtet zu fördern. Beim Experimentieren werden Auch hier war die Resonanz der Kinder auf den Aus- die Kinder selbst zu kleinen Wissenschaftlern. Im tausch mit den jungen Forschern positiv. Vordergrund steht dabei der direkte Kontakt zwi- schen den Jungen Forschern und den Schülern. Kleine Ingenieure mit Um das Thema »DNA und Vererbung« drehte sich 2018 ein Workshop mit drei dritten Klassen an der großen Ideen Merianschule. An zwei Projekttagen stand die Ver- erbung genetischer Informationen im Mittelpunkt. Möglichst früh das Interesse am Studium der Inge- Das Thema DNA wurde den Kindern auf verständ- nieurs- und Naturwissenschaften zu wecken ist das liche und spielerische Art nähergebracht, indem Ziel der Junior-Ingenieur-Akademie. Seit 2009 sie in einem verblüffenden Unterrichtsexperiment experimentieren in Frankfurt Acht- und Neunt- ihre eigene DNA aus Mundschleimhautzellen iso- klässler an vier Schulen in den unterschiedlichsten lieren konnten. Die Spannung war groß und wich Bereichen, darunter Lebensmittel- und Umwelt- großer Freunde, als die ersten Ergebnisse in Form technologie, Robotik sowie Orthopädietechnik. Das von weißen Fäden im Reagenzglas erschienen. Ab- auf zwei Schuljahre angelegte Angebot war auch schließend luden die Jungen Forscher, allesamt Sti- im vergangenen Jahr wieder ungemein vielseitig: pendiaten aus dem Main-Campus-Stipendiatenwerk Junior-Ingenieure haben 3D-Drucker erstellt, sich HINFÜHRUNG der Stiftung, die Grundschüler und ihre Eltern zu in Teambuilding-Seminaren geschult, das Science einem Besuch auf den Campus Riedberg ein. »Zu Center EXPERIMINTA besucht oder für einen ei- erleben, wie sich die Begeisterung der Nachwuchs- genen Beitrag auf der Luminale 2018 eine Rikscha wissenschaftler sofort auf die Kinder überträgt, sie mit einem selbst konstruierten Generator ausge- ZU WISSENSCHAFT in ihren weißen Kitteln selbst zu neugierigen klei- stattet, der beim Ziehen genügend Watt für seine nen Forschern werden, sich mit leuchtenden Augen eigene Beleuchtung produzierte. freuen, wenn ihr Experiment geklappt hat und sie die Stipendiaten nur so mit Forscherfragen löchern, UND TECHNIK hat unglaublich viel Spaß gemacht«, betonte Annika Löffler, Projektreferentin für Wissenschaft und Tech- nik der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Mit 28 29
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Wissenschaft und Technik N KU G B R S WI IL Studien- und Berufsorientierung DER DE 2018 Die Junior-Ingenieure des Gymnasiums Riedberg EN traten ihren Wahlpflichtunterricht mit dem Schwer- S punktthema »Orthopädietechnik« mit dem Ziel an, GELING eine myoelektrische Handprothese zu konstruieren und zu bauen. Am 13. Juni 2018 fand die feierliche Abschlussveranstaltung des Pilotdurchgangs statt, auf der die Schüler ihre selbst gebauten Prothesen ihren Eltern, den Partnern der Junior-Ingenieur- Akademie und der Schulgemeinde vorstellten. Ein wichtiger Baustein für das Gelingen des Projekts waren dabei die vorangegangenen Praktikumstage beim Unternehmenspartner IBT Group Orthopädie. Hier konnte den Junior-Ingenieuren das benötigte Grundwissen vermittelt werden. Dabei wurden zum einen technische Fragestellungen beleuchtet – so zum Beispiel, wie eine Prothese funktioniert, wel- che Rolle moderne Chiptechnik spielt und welche unterschiedlichen Modelle es gibt. Darüber hinaus wurden auch medizinische und gesellschaftliche Aspekte thematisiert: Wie und wo wird amputiert, sodass eine Prothese fachgerecht genutzt werden kann, und welche Art von Prothese ist für welchen Junior-Ingenieure aus dem Gymnasium speziellen Fall die geeignete? Unter Anleitung der Riedberg bei der Entwicklung einer myo- Experten wurden erste Gipsabdrücke angefertigt, 220 elektrischen Handprothese. die dann den Ausgangspunkt für die aufwendige Ausarbeitung der eigenen Prothesen bildeten. Am Seit 2011 Sitz der Stiftung: Schluss konnten die Junior-Ingenieure stolz drei das Polytechniker-Haus selbst konstruierte Beinprothesen auf der firmen- in der Untermainanlage 5. eigenen Teststrecke präsentieren. EIN BESONDERES PROGRAMM Der intensive und vielfältige Kontakt zu den Partner- Insgesamt haben bereits über unternehmen und den Hochschulpartnern macht 220 Frankfurter Schüler an die Junior-Ingenieur-Akademie zu einem besonderen S T I F T U N G E R H Ä LT der Junior-Ingenieur-Akademie Programm für die Studien- und Berufsorientierung. teilgenommen. Insgesamt haben bereits über 220 Frankfurter Schü- SPENDE VON MR. X lerinnen und Schüler an der Junior-Ingenieur- Akademie teilgenommen. Der Erfolg gibt dem Angebot recht: Junior-Ingenieure wählen im Durch- Kurz vor dem 24. Dezember 2018 freute sich die schnitt doppelt so häufig gleich beide Leistungs- Stiftung Polytechnische Gesellschaft über ein kurse im MINT-Bereich im Vergleich zu ihren vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Bei der Stif- Mitschülern. tung ging eine private Großspende in Höhe von 100.000 Euro ein. Der Geber ist ein Bürger, der anonym bleiben möchte und bereits seit 2007 ein treuer Weggefährte der Stiftung ist. Damit erhöhten sich die Zuwendungen – ein Ansporn für die Arbeit der Stiftung – im Jahr 2018 auf 430.000 Euro. Seit ihrer Gründung im Jahre 2005 sind der Stiftung rund acht Millionen Euro an Drittmitteln zugeflossen. Neben diesen Zuwendun- gen hat die Stiftung in ihrer noch jungen Wir- kungsgeschichte bereits auch einige Zustiftungen erhalten. 30 31
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Wissenschaft und Technik FÖRDERUNG DES TECHNISCH- »Umgang mit Vielfalt in WISSENSCHAFTLICHEN der MINT-Bildung« NACHWUCHSES M O T T O D E S P O LY T E C H N I K - PREISES 2019 Der Polytechnik-Preis und Ein erfolgreiches Beispiel für diesen Transfer ist die MINT-Fächer das Projekt KEMIE ® – Kinder erleben mit ihren Eltern Chemie –, das im Jahr 2018 von 44 engagier- Ein weiterer Baustein für die Hinführung zu Wissen- ten Eltern-Kind-Tandems wahrgenommen wurde. schaft und Technik bereits in jungen Jahren ist der Die beliebten Labortage führten Kinder und ihre Polytechnik-Preis für die Didaktik der Mathema- Eltern in das Schülerlabor der Goethe-Universität tik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und zum Technikum der Provadis Hochschule. Dort (MINT). Am 1. Dezember 2018 startete die Aus- beschäftigen sich die Teilnehmer an neun Samstagen schreibung für den mit insgesamt 70.000 Euro mit Fragen rund um die Welt der Genuss- und Le- dotierten Preis. Diesmal lautet das Schwerpunkt- bensmittel, zum Beispiel »Wie viel Zucker steckt in thema »Umgang mit Vielfalt in der MINT-Bildung«. Cola?« oder »Was sind Konservierungsmittel, und Gesucht werden innovative Unterrichtskonzepte in wie kann man Lebensmittel haltbar machen?«. den MINT-Fächern, die die zunehmend große He- terogenität der Schüler – beispielsweise hinsichtlich Ein anderes, aus dem Polytechnik-Preis hervor- ihrer kulturellen und sozialen Herkunft, ihrer gegangenes Projekt ist Mathe für kleine Asse. Sprachkenntnisse oder ihrer Leistungsfähigkeit Im Schuljahr 2017 / 18 begannen nach einer erfolg- und Motivation – berücksichtigen. Bewerben kön- reichen Pilotphase 43 mathematikbegeisterte Schü- nen sich Fachdidaktiker und Lehr-Lernforscher aus ler mit Forscherstunden und Exkursionen, unter dem deutschsprachigen Raum. anderem in das Mathematikum in Gießen – das »schönste Museum auf der Welt«, urteilte eines der Eine Grundvoraussetzung für die Auszeichnung mit kleinen Matheasse. Mit Blick auf seine Weiterent- dem seit 2011 vergebenen Preis ist die Übertrag- wicklung speziell in Frankfurt wurde das Projekt barkeit der Lehrkonzepte auf Schulen. So kommen 2018 unter dem Namen Junge Mathe-Adler Frank- Frankfurter Schüler immer wieder in den Genuss furt fortgeschrieben. Zum Schuljahr 2018 / 2019 preisgekrönter Angebote zur Vermittlung von wurde eine weitere Gruppe mathematikbegeisterter Kenntnissen in Mathematik, Informatik, Naturwis- Drittklässler aufgenommen. Somit nehmen nun senschaften und Technik. 21 Kinder der dritten Klasse, 20 Kinder der vierten Mit dem Main-Campus-Stipendiatenwerk fördert die Stiftung Klasse und 19 Kinder der fünften Klasse aus 14 Grundschulen und zehn weiterführenden Schu- Polytechnische Gesellschaft seit 2008 hoch qualifizierte junge len in Frankfurt an den Jungen Mathe-Adlern teil. Nachwuchswissenschaftler. 32 33
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Wissenschaft und Technik N KU G B R S WI IL Weiterbildung für die besten Neben Seminaren und Fortbildungsangeboten zu Das Spitzentrainingsprogramm für den Führungs- DER DE Gesellen der Region Themen der Betriebswirtschaftslehre und Existenz- kräftenachwuchs im Handwerk fußt auf einer be- 2018 gründung oder Rhetorik- und Präsentationstech- reits über 200 Jahre alten Tradition: der Freien Sonn- EN Am 10. April 2018 fand die Staffelstabübergabe der niken sollten in einem Praxisworkshop kreative Pro- tagsschule für Handwerker, die die Polytechnische S Samstagsschule für begabte Handwerker statt. duktprototypen entwickelt und später auch einem Gesellschaft 1817 institutionalisierte, um Hand- GELING Das gemeinsam von der Stiftung Polytechnische interessierten Kreis von Fachleuten präsentiert werkern eine umfassende Bildung in Fächern Gesellschaft und der Handwerkskammer Frankfurt- werden. Erdacht wurden beispielsweise eine um wie Mathematik und Geografie, aber auch in Schön- Rhein-Main organisierte Angebot richtet sich an Werkzeuge erweiterte Handprothese, eine Schnei- schrift zuteilwerden zu lassen. An diese Tradition junge Spitzenhandwerker aus den unterschied- derbüste aus dem 3D-Drucker für Menschen mit knüpften 2009 die Stiftung Polytechnische Gesell- lichsten Branchen. Die 15 im Jahr 2018 aufgenom- Beeinträchtigung, ein Silikonabzieher oder ein schaft und die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein- menen Stipendiaten gehören zu den besten Gesellen selbstständig sortierender Mülleimer. Der interdis- Main mit einer zeitgemäßen Neuauflage des Pro- der jeweiligen Branche im Bezirk der Handwerks- ziplinäre Austausch zwischen den verschiedenen gramms an. Nach einem erfolgreichen Pilot- kammer Frankfurt-Rhein-Main – unter ihnen Maß- Gewerken, das gemeinsame Arbeiten an dem durchgang wird die Samstagsschule für begabte schneiderinnen, Kraftfahrzeugmechatroniker, Tisch- Abschlussprojekt und die Rhetorik- und Präsenta- Handwerker inzwischen auch in Darmstadt von der DANNY ALEXANDER ler und eine Orthopädiemechanikerin. Über das Jahr tionsseminare haben sich, so die Reaktion der Teil- Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main und der hinweg durchliefen sie ein vielfältiges Programm, nehmer, als sehr hilfreich erwiesen: »Für mich war Dotter-Stiftung fortgeführt. Am 21. Februar wurden LETTKEMANN: das darauf abzielt, wichtige Schlüsselkompetenzen und Führungsqualitäten der begabten jungen Hand- es eine beeindruckende Erfahrung. Ich habe viel gelernt, was mich in meinem Beruf weiterbringt, dort 14 Samstagsschüler aufgenommen. VO M STA DTT E I L - werker zu schulen und sie dazu zu motivieren, ihren und ich habe tolle neue Leute kennengelernt«, re- BOTSCHAFTER ZUM Meister zu machen, einen Handwerksbetrieb zu über- sümierte Alexander Knaab, Maler und Lackierer, Die Wissenschaftsexperten nehmen oder einen eigenen Betrieb zu gründen. bei der Staffelstabübergabe. von morgen P O LY T E C H N I K E R Mit dem Main-Campus-Stipendiatenwerk fördert Die Idee der Förderung entlang der eigenen Bil- die Stiftung Polytechnische Gesellschaft seit 2008 dungsbiografie bildet die Grundlage des Kon- hoch qualifizierte junge Nachwuchswissenschaftler, zepts, mit dem die Stiftung Polytechnische Gesell- »Ausgezeichnet!« um sie als Leistungsträger und Botschafter für schaft ihre operative Arbeit betreibt. Denn sie den Wissenschaftsstandort Frankfurt zu gewinnen fördert nicht punktuell, sondern in Projektketten. Unterstützt werden junge herausragende Nach- Die verschiedenen Initiativen sind so aufeinan- S A M STAG S S C H U L E F Ü R wuchswissenschaftler der Goethe-Universität, der der bezogen, dass Stipendiaten durchaus ein, zwei BEGABTE HANDWERKER Frankfurt University of Applied Sciences, der oder auch drei Projekte durchlaufen können, Provadis Hochschule, der Hochschule für Musik mit dem Ziel einer möglichst nachhaltigen Wir- Das Angebot richtet sich an und Darstellende Kunst und der Hochschule für kung. So können beispielsweise Kollegiaten aus junge Spitzenhandwerker Bildende Künste – Städelschule. Neben einer mo- dem Kolleg für junge Talente anschließend Stadt- aus den unterschiedlichsten netären Förderung erhalten die Stipendiaten eine teil-Botschafter werden, was 2018 gleich mehr- Branchen. zusätzliche, ideelle Förderung in Rahmen der Main- mals der Fall war. Stadtteil-Botschafter können Campus-Akademie. Ziel der Akademie ist es, im ihrerseits später Teilnehmer der Bürger-Akademie polytechnischen Sinne die vielfältigen Fähigkeiten werden – und am Ende in manchen Fällen auch und Fertigkeiten der Stipendiaten weiter zu stär- Polytechniker. So wie Danny Alexander Lettkemann. ken und ihr bürgergesellschaftliches Engagement zu fördern. Im Jahr 2018 wurden beispielsweise Seminare zu den Themen »Mitarbeiterführung«, »Projektmanagement für Wissenschaftler«, »Le- bendig reden«, »Zeit- und Selbstmanagement« oder »Wissenschaftskommunikation« angeboten, die inhaltlich speziell darauf ausgerichtet sind, die Stipendiaten in ihrer Persönlichkeitsbildung wei- ter zu stärken. Zum Auftakt in das Main-Campus-Jahr 2018 lud die Stiftung im Februar zu einem Colloquium generale zum Thema »Komplexes Denken – komplexe Pro- blemlagen verstehen, beschreiben und bewältigen« ein. Wie es für Polytechniker üblich ist, wurde das Inzwischen Polytechniker: Danny Alexander Lettkemann. 34 35
Themenfelder | Wissenschaft und Technik FAKTEN Vom Main-Campus-Stipendiaten- werk profitieren wissenschaftliche Spitzennachwuchskräfte. JUNGE FORSCHER – WER WIR SIND M A I N - CA M P U S - ST I P E N D I AT E N W E R K UND WAS WIR TUN Das Main-Campus-Stipendiatenwerk ist interdisziplinär ausge- >160 6 richtet, mit einem Schwerpunkt in den Naturwissenschaften. diaten am 29. November 2018 auf Einladung von Gefördert werden herausragende Nachwuchswissenschaftler Prof. Dr. Mosbrugger bei einer Veranstaltung aus folgender Frankfurter Hochschulen: der Reihe »Betreten verboten« hinter die Kulissen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Goethe-Universität, Frank- Es ging nicht nur darum, die Arbeit des Forschungs- instituts näher kennenzulernen, sondern auch et- was über den Wissenschaftler und Wissenschafts- Schüler Projekt- tage furt University of Applied und Eltern manager Prof. Mosbrugger zu erfahren. Durch das Alumni-Netzwerk der Stiftung bleiben Sciences, Provadis Hoch- 2 6 die Main-Campus-Stipendiaten auch über den Sti- pendienzeitraum hinaus im engen Kontakt. Zahl- reiche Teilnehmer des Main-Campus-Stipendiaten- schule, Hochschule für Musik Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Namhafte Wissenschaftler, darunter Prof. Dr. Mos- werks haben ihr Studium inzwischen mit Aus- zeichnung abgeschlossen und ihre Dissertation und Darstellende Kunst und brugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesell- mit Bestnoten absolviert, wurden mit Wissen- Städelschule. schaft für Naturforschung, Prof. Dr. Bereiter-Hahn, Professor emeritus der Goethe-Universität Frankfurt schaftspreisen ausgezeichnet oder auf Professuren berufen. Darunter zum Beispiel Dr. Julia Jung, Grund- zweite für Zellbiologie, und Prof. Dr. Schündeln, Professor für Internationale Wirtschaftspolitik an der Goethe- Main-Campus-doctus-Stipendiatin der sechsten Generation, die im Dezember 2018 in Musik- schulen und dritte KEMIE® – KINDER ERLEBEN MIT Universität, sprachen aus der Perspektive ihres jeweiligen Forschungsgebiets über Fragen der pädagogik an der Hochschule für Musik und Dar- stellende Kunst mit Auszeichnung promoviert wurde. Klassen I H R E N E LT E R N C H E M I E Über 130 Komplexität. Im Anschluss brachten die beiden Main-Campus-Stipendiaten Franziska Stegemann Ein Wiedersehen der besonderen Art fand im No- und Felix Danowski das Thema des Kolloquiums vember in der neu eingerichteten Beletage der Stif- auf den Punkt: »Wenn sich 40 Studenten und Stu- tung Polytechnische Gesellschaft statt: Prof. Dr. dentinnen, Professoren und Gastgeber der Stiftung Holger J. Podlech, Wissenschaftler am Institut für Polytechnische Gesellschaft treffen, um über kom- Angewandte Physik der Goethe-Universität und plexes Denken zu diskutieren, dann könnte dies ehemaliger Stipendiat des Main-Campus-Stipendi- engagierte Eltern- durchaus als ›komplexes System‹ bezeichnet wer- atenwerks, überzeugte im Rahmen der neuen Ver- den. Wir reden miteinander, gehen aufeinander ein. anstaltungsreihe »Kurz und Klug« der Stiftung mit Jeder Beitrag ändert, was die anderen sagen wol- seinem Vortrag zum Thema »Der Abgasskandal – len und sagen werden. Und das Verhalten jedes Teils hängt vom Verhalten jedes der anderen Teile Umweltkatastrophe oder heiße Luft?«. In den Projekttagen zu den Themen Kind-Tandems ab, in einer ständigen Wechselwirkung. Nur so kann »DNA und Vererbung« sowie »Kleine es dazu kommen, dass wir zusammen neue Gedan- Teilchen« wurden spielerische Experi- haben seit 2016 am Projekt teilgenommen. ken hervorbringen, die wir als Einzelne nicht hät- ten formulieren können.« Zum Abschluss eines mente mit der eigenen DNA aus der intensiven Jahres schauten Main-Campus-Stipen- Mundschleimhaut und selbstgebauten Teilchenbeschleunigern durchgeführt. 36 37
Die Förderung der ästhetischen Früherziehung im Bereich »Kunst und Kultur« und die Pflege des kulturellen Erbes sind der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ein Anliegen. Unmittelbare, aktive Aus- einandersetzung mit Kunst und Kultur trägt zur kulturellen Bildung bei und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsent- wicklung. Ein Schwerpunkt in der Arbeit der Stiftung liegt dabei auf der Hinführung zur Musik – zumal die Stiftung über einen Stif- tungschor und die Stiftungsband »Plan Zehn« verfügt und damit selbst musikalisch aktiv ist. KUNST, KULTUR UND PFLEGE DES KULTURELLEN ERBES »Was wir heute erleben, ist Geschichte von morgen. Halten wir es also fest, für uns und unsere Kinder.« WOLFGANG LAMPE, STA DTT E I L - H I STO R I K E R F Ü R N I E D
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2018 Themenfelder | Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes N KU G B R HINFÜHRUNG S WI IL DER DE 2018 EN ZU MUSIK S GELING UND KUNST Freut sich über ein er- folgreiches Jahr 2018: November 2018 rund 800 Kinder, ihre Erzieherin- Mikołaj Trąbka. nen und zahlreiche Eltern im Mozartsaal der Alten Oper Vivaldis »Herbst« zum Klingen. Die Stücke faszinierten und berührten die Kinder sehr. Viele Erzieherinnen berichteten, dass sich die Kinder die Musik auch noch lange nach dem Konzert immer wieder anhören und die Geschichten der Stücke nachspielen. An diese prägende und oftmals erste Heranführung an klassische Musik knüpft das musikalische Bil- dungsprojekt SINFONIK HAUTNAH! nahtlos an. Auf dem diesjährigen Programm des Doppelkon- OPERNSTUDIO- zerts im Großen Saal der Alten Oper standen Aus- züge aus Beethovens neunter Sinfonie, gekrönt ST I P E N D I AT G E W I N N T durch einen Chor der teilnehmenden Grundschü- ler mit der »Ode an die Freude«. Insgesamt 2.000 DEN GESANGS- Schüler wurden vom Universitätsorchester Mainz, altersgerecht und unterhaltsam moderiert und WETTBEWERB dirigiert von Prof. Felix Koch, in seinen Bann ge- »STELLA MARIS« zogen. Die Kinder folgten in dem sonst zumeist einem erwachsenen Publikum überlassenen Gro- ßen Saal gebannt den Klängen des Orchesters – mit Seit seiner Einrichtung 2008 hat sich das Opern- Kulturelle Prägung von Kindesbeinen an: Die Stiftung Polytechnische Ohren, Augen, Händen und voller Konzentration. studio der Oper Frankfurt zu einer renommierten Gesellschaft baut Kindergarten- und Grundschulkindern durch Ebenso wichtig wie das Konzerterlebnis selbst ist Talentschmiede entwickelt. Immer wieder schaf- konzertpädagogische Projekte eine Brücke zur klassischen Musik. die fundierte Vor- und Nachbereitung im Musikun- fen Stipendiaten von dort aus den Sprung auf die terricht, die auch bei diesem Projekt durch eine vo- großen Bühnen der internationalen Opernwelt. rangehende Fortbildung der Lehrkräfte gesichert ist. Besonders erfolgreich war das Jahr 2018 für den polnischen Bariton Mikołaj Trąbka. Der Absol- Durch die Förderung konzertpädagogischer Pro- sische Musik vermitteln, werden jedes Jahr rund Ein nächster folgerichtiger Schritt der Förderkette vent des Opernstudios gewann den Stella-Maris- jekte möchte die Stiftung nicht nur vereinzelte mu- 1.600 Frankfurter Kinder erreicht. Die Konzertbe- ist das Hörstipendium ANKLANG – eine Schule Gesangswettbewerb 2018 (und den Grand Prix sikpädagogische Aktivitäten unterstützen, sondern suche werden in den städtischen, freien und kirch- des Hörens für Frankfurter Kinder. Hierfür emp- der Oper Bukarest 2015) und gehört ab der Saison auch zu ihrer Vernetzung und nachhaltigen Veran- lichen Kindertagesstätten intensiv vorbereitet. Die fehlen Lehrkräfte aus Frankfurter Grundschulen 2018 /19 zum festen Ensemble der Oper Frank- kerung im Bildungsangebot der Stadt Frankfurt Kinder bringen eigens einstudierte Mitmachele- Kinder, die oft musikalisch noch nicht gezielt ge- furt. Sein Studium absolvierte Mikołaj Trą bka in beitragen. Mit diesem Ziel fördert die Stiftung mente in die Aufführungen ein, was ihr Verständ- fördert werden, aber besonders interessiert sind. Krakau und an der Musikakademie in Łódź. Er systematisch eine Kette von aufeinander aufbauen- nis von musikalischen Strukturen und ihre Aufmerk- Auf die Teilnehmer wartet eine Reise in das Uni- war Mitglied der mit dem Frankfurter Opernstudio den musikalischen Projekten im Stadtgebiet. Den samkeit fördert. Während im Sommer 2018 im versum der Geräusche, Töne und Klänge, von der regelmäßig gemeinsam konzertierenden Aka- biografischen Auftakt bei den ganz Kleinen bildet Titusforum »Peer Gynt« von Edvard Grieg auf- die aus den unterschiedlichen Stadtteilen stammende demia Operowa des Teatr Wielki in Warschau und das Programm Sinfonik für Kindergärten. Mit den geführt wurde, brachten zum Mitmachkonzert Gruppe mit einem systematisch geschärften Hör- sammelte in internationalen Liedmeisterklas- Mitmachkonzerten, die Kindergartenkindern klas- des Opern- und Museumsorchesters Frankfurt im sinn und neuer Aufmerksamkeit für Rhythmen und sen in Brüssel oder bei der Internationalen Meister- singer-Akademie 2018 wertvolle Erfahrungen. 40 41
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