Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...

Die Seite wird erstellt Caroline Mann
 
WEITER LESEN
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Talente finden und fördern
Tätigkeitsbericht 2016
Stiftung Polytechnische
Gesellschaft Frankfurt am Main
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
TALENTE ENTDECKEN
In der Kreativwerkstatt von Holger
Burckhardt lernten die Teilnehmer des
Kollegs für junge Talente, wie man den
eigenen Ideenreichtum anregt.
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

Inhalt
             6      Vorwort des Vorstands

           10       Stifterversammlung

           12       Das war 2016

           16       Bildung
           		       18      Sprach- und Persönlichkeitsbildung

           26       Wissenschaft und Technik
           		       28      Hinführung zu Wissenschaft und Technik

           36       Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes
           		       38      Hinführung zu Musik und Kunst
           		       44      Kultur und Geschichte in der Stadt

           48       Soziales, Karitatives, Humanitäres
           		       50      Familienbildung
           		       57      Mitwirkung in der Bürgergesellschaft

           60       Alumni- und Ehrenamtsnetzwerk

           62       Die Stiftung in der Öffentlichkeit

4          Talente finden und fördern | Inhalt
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
66   Förderprojekte

68   Marga Coing-Stiftung

70   Finanzen
		   70   Vermögensmanagement
		   73   Projekte in Zahlen
		   77   Jahresabschluss 2016

80   Bericht des Stiftungsrats 2016

84   Geschäftsstelle

86   Markenkranz

88   Unsere Partner
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

                                                                                  IN DER KREATIVWERKSTATT
                                                                                  Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt
                                                                                  (Vorstandsvorsitzender; Inhalte,
                                                                                  Projekte, Kommunikation; links)
                                                                                  und Johann-Peter Krommer
                                                                                  (Mitglied des Vorstands; Finanzen,
                                                                                  Organisation, Personal).

6          Talente finden und fördern | Vorwort
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Talente finden
und fördern
Vorwort des Vorstands

     Der kleine Adnan* fiel bereits in den ersten Tagen auf. Gemeinsam mit der Stadt
     Frankfurt hatte die Stiftung in einer Schule in Frankfurt, der Paul-Hindemith-Schule
     im Gallus-Viertel, einen Standort des dreiwöchigen DeutschSommers speziell für
     Flüchtlingskinder aufgebaut. 33 Kinder nahmen an der intensiven Deutschförde-
     rung teil. Der neunjährige Adnan war erst vor wenigen Monaten nach Deutsch-
     land gekommen. Im Unterricht war er aufmerksam und beteiligte sich lebhaft.
     Nach nur drei Wochen Sprachtraining spielte er bereits mit anderen Kindern auf
     Deutsch. Im September 2016 wurde Adnan gemeinsam mit seinen Eltern in ein
     Förderprogramm für Flüchtlingsfamilien aufgenommen, das Diesterweg-Projekt
     Frankfurt-Bonames. Adnan hat sich in wenigen Monaten gut zurechtgefunden und
     zeigt vielfältige Talente. Die Stiftung ist an seiner Seite, damit der talentierte Junge
     gemeinsam mit seinen Eltern seinen Weg in Deutschland machen kann.

     Talente finden und fördern – das ist eine zentrale Aufgabe in einem Land, das
     auf seine Talente besonders angewiesen ist. Als private Stiftung können wir ganz
     genau hinschauen. Wir können dort suchen, wo die allgemeine Bildungsversor-
     gung aufgrund ihrer Breitenausrichtung nicht alles erkennen kann. Einer Studie
     der Vodafone Stiftung zufolge bleiben in der öffentlichen Bildungsversorgung viele
     Talente unentdeckt. Der polytechnischen Tradition entsprechend geht es unserer
     Stiftung um vielfältige Talente: solche im Bereich der Naturwissenschaften, der
     Sprache, der Musik, des Engagements. Die Stiftung unterstützt verborgene oder
     auch bereits hervorstechende Fähigkeiten, so zum Beispiel in den naturwissen-
     schaftlichen Bildungsprojekten wie Mathe für kleine Asse oder wie der Junior-
     Ingenieur-Akademie; oder Sprachbegabungen, die sich in dem Projekt Meine
     Zeitung oder auch im großen Diktatwettbewerb zeigen. Im Projekt ANKLANG kön-
     nen sehr musikinteressierte Grundschüler ihre Fähigkeiten ausprägen. Ein neues
     Kolleg für junge Talente richtet sich an vielseitig motivierte, interessierte und talen-
     tierte Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren. In einem Studium generale
     erhalten die von ihren Schulen nominierten 20 Kollegiaten ein Jahr lang ver-
     tiefende Seminare und Möglichkeiten eigener Gestaltung.

     * Name geändert

7
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

»Talente finden und fördern – das ist
eine zentrale Aufgabe in einem
Land, das auf seine Talente besonders
angewiesen ist.«

           Talente gibt es jeden Alters. Viele Teilnehmer an unseren Programmen sind Erwach-
           sene, so zum Beispiel die im Durchschnitt eher älteren StadtteilHistoriker, die
           mit Akribie und Findigkeit Beiträge zur Frankfurter Stadtgeschichte leisten. Auch
           Eltern und Familien gehören dazu. So konnten einige Familien aus dem Förder-
           programm der Willkommenstage in das Diesterweg-Stipendium für Kinder und
           ihre Eltern aufgenommen werden.

           Talentförderung heißt auch Persönlichkeitsbildung. In den großen Stipendien-
           programmen der Stiftung geht es um intellektuelle Fähigkeiten, aber auch um
           personale Fähigkeiten wie Überblick, Urteilskraft, Einfühlungsvermögen und
           Kommunikationsstärke. Im Ehrenamtsstipendium StadtteilBotschafter kommt es
           besonders auf die letztgenannten Fähigkeiten an. Auch das Ehrenamt bedarf beson-
           derer Talente, denn die gesellschaftliche Aufgabenstellung wird immer anspruchs-
           voller, wie sich gerade jüngst bei der Flüchtlingszuwanderung gezeigt hat.

           Stiftungen sind auf Dauerhaftigkeit angelegt. Sie müssen vorsorglich handeln. Die
           Lage an den Kapitalmärkten erfordert besondere Umsicht und Voraussicht; im Pro-
           jektbereich ist intelligentes Fördern notwendig. Vorstand und Stiftungsrat haben
           daher eine Strategie für die Jahre 2017 bis 2021 festgelegt. Sie lautet »Erfolge
           sichern, Potenziale nutzen«. Dies bedeutet für den Projektbereich, dass die erfolg-
           reichen Leitprojekte, die sich als effektive Leistungsbeiträge für eine dynamische
           Einwanderungsgesellschaft mit hohem Integrationsbedarf erwiesen haben, beibe-
           halten werden. Es ist vorteilhaft, dass die Stiftung vor allem personenbezogene
           Stipendienprogramme aufgelegt hat, die im Bedarfsfall eine gewisse Elastizität
           in Anzahl, Höhe und Dauer erlauben. Projekterfolge abzusichern heißt, die
           Qualität und die Leistungsfähigkeit der Leitprojekte abzusichern. Potenziale zu
           nutzen bedeutet, eine Anpassung mancher Leitprojekte an aktuelle gesellschaft-
           liche Aufgaben, zum Beispiel in der Flüchtlingsintegration, vorzunehmen. Ein gutes
           Potenzial für die Zukunft bieten auch mittlere Projekte jüngeren Datums: das Kolleg
           für junge Talente, ein Projekt naturwissenschaftlicher Familienbildung oder auch
           eines zur Förderung sehr junger Mathematiktalente. Es gelingt der Stiftung immer
           wieder, Organisationen für eine Projektpartnerschaft zu gewinnen. Aber auch

8          Talente finden und fördern | Vorwort
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Potenziale zur Beendigung, Streckung oder Reduzierung von Projekten, die nicht
    in der ersten Reihe stehen, werden genutzt. Die Linie für die Projektarbeit lautet
    mithin: Die erprobten Projekte weiter detaillieren und für neue Problemlagen nutz-
    bar machen; noch junge Projekte erfolgreich einführen und schließlich Projekte
    aus der zweiten Reihe beenden, reduzieren oder strecken.

    Damit ist die Stiftung für die sich abzeichnenden Herausforderungen, die aus dem
    historisch niedrigen Zinsniveau und den dadurch eingeschränkten Ertragspoten-
    zialen erwachsen, grundsätzlich gut positioniert. Im Berichtsjahr 2016 konnten
    allerdings alle Projektvorhaben im geplanten Umfang umgesetzt werden. Für die
    gemeinnützige Zweckerfüllung wurde mit 6,4 Millionen Euro der bislang zweit-
    höchste Betrag seit Gründung der Stiftung bereitgestellt. Nach dem im Vorjahr durch
    eine Großförderung beeinflussten Spitzenwert bedeutet dies zwar einen Rückgang.
    Er war aber angekündigt und geplant und bedeutet lediglich eine Rückkehr auf
    das bisherige Niveau. Denn trotz der durch verschiedene Einflüsse komplexen
    Lage an den internationalen Kapitalmärkten erzielte das Vermögensmanagement
    eine zufriedenstellende Wertentwicklung des Stiftungsvermögens von 3,8 Prozent.
    Neben einer Erhaltung des Stiftungsvermögens steht im Mittelpunkt der Aktivi-
    täten des Vermögensmanagements die Stabilisierung des Aufkommens an lauf-
    enden Erträgen. An Zinsen, Dividenden und Mieten konnten im letzten Jahr
    wiederum 10,6 Millionen Euro vereinnahmt werden. Daher war es möglich,
    neben den Projektaufwendungen und den sich stabil zeigenden Kosten der Admi-
    nistration der Freien Rücklage wiederum den steuerlich maximal zulässigen
    Betrag in Höhe von 3,4 Millionen Euro zuzuweisen. Unter Berücksichtigung
    des positiven Saldos aus Vermögensumschichtungen wuchs das Stiftungsver-
    mögen insgesamt um 5,6 Millionen Euro auf 426,7 Millionen Euro.

    Der Vorstand dankt dem Stiftungsrat für die intensive und vertrauensvolle Zusam-
    menarbeit. Er dankt der Stifterversammlung für ihr Vertrauen und das hilfreiche
    Netzwerk, das die Polytechniker bieten. Unsere kompetenten und engagierten Mit-
    arbeiter sind das Rückgrat der Stiftungsarbeit. Ihnen gilt unser Dank – wie auch
    unseren ehrenamtlichen Helfern und unseren Stipendiaten, den Botschaftern der
    Stiftung in der Stadtgesellschaft.

    Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt    Johann-Peter Krommer

9
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

           ENTSCHEIDEND
           Die Mitglieder der Polytechnischen Ge-
           sellschaft bilden die Stifterversammlung,
           die einmal jährlich zusammenkommt.

10         Talente finden und fördern | Stifterversammlung
Talente finden und fördern Tätigkeitsbericht 2016 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main - Stiftung ...
Kooperativ
     Stifterversammlung am 8. Juni 2016

     Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft wurde im         eingesetzt. Dem Vermögensmanagement sei es gelun-
     Jahr 2005 von der Polytechnischen Gesellschaft e. V.      gen, den Einfluss rückläufiger Zinserträge durch zusätz-
     errichtet. Die Mitglieder der Polytechnischen Gesell-     liche Dividenden und Mieteinnahmen zu kompensieren.
     schaft sind gleichzeitig die Stifter und damit Mit-       Dadurch seien die laufenden Erträge nochmals leicht auf
     glieder der Stifterversammlung, vor der Vorstand          11,1 Millionen Euro gestiegen, das drittbeste Ergebnis
     und Stiftungsrat einmal im Jahr Rechenschaft über         seit Gründung der Stiftung. Erfreulich seien auch zu-
     ihre Arbeit ablegen. Die Stifterversammlung fand am       sätzliche Mittel aus Kooperationen und von Spendern.
     8. Juni 2016 in der Alten Oper Frankfurt statt.           Diese Mittel hätten sich im Berichtsjahr auf 500.000 Euro
                                                               belaufen.
     Der Vorstandsvorsitzende, Dr. Roland Kaehlbrandt, hob
     hervor, dass die Flüchtlingszuwanderung des Jahres        Der Stiftungsratsvorsitzende, Walther von Wietzlow,
     2015 die Kooperation öffentlicher und privater Akteure    berichtete, dass der Entwicklung des Vermögens im
     erfordert habe. So habe die Stiftung mit der Stadt        Jahr 2015 die besondere Aufmerksamkeit des Stiftungs-
     Frankfurt und befreundeten Stiftungen die Initiative      rats gegolten habe. Der Rekordwert für den Überschuss
     Frankfurt hilft ins Leben gerufen. Zugleich habe die      aus der Vermögensverwaltung sei besonders begrüßt
     Stiftung ihre anderen Bildungsziele im Auge behalten.     worden. Der Stiftungsrat habe sich intensiv der Anlage-
     Dazu sei ihre Projektkette im naturwissenschaftlich-      strategie gewidmet. Das Bestreben, mittelfristig eine
     technischen Bereich weiter ausgebaut worden. Zu           Drittelparität von Renten, Aktien und Immobilien zu
     einem besonders erfolgreichen Modellprojekt habe          erreichen, finde weiterhin seine Unterstützung. Ferner
     sich die Junior-Ingenieur-Akademie entwickelt. Ein        habe sich der Stiftungsrat mit der Zweckerfüllung der
     weiterer Schwerpunkt habe auf der Förderung gesell-       Stiftung befasst. Es sei erfreulich, dass die Wirksam-
     schaftlicher Mitwirkung gelegen. Hier sei insbeson-       keit der Stiftungsarbeit auch durch wissenschaftliche
     dere die BürgerAkademie zu nennen, in deren Rahmen        Evaluationen unterstrichen werde. In ihrem Jubiläums-
     besonders engagierte Ehrenamtler gefördert würden.        jahr habe die Stiftung auf zehn erfolgreiche Jahre
                                                               zurückblicken können. Sie habe sich zu einem wichti-
     Johann-Peter Krommer, Vorstand für Finanzen, Per-         gen, unentbehrlichen, gemeinwohlorientierten Akteur
     sonal und Organisation, referierte über die wirtschaft-   in Frankfurt entwickelt.
     liche Entwicklung der Stiftung. Bezogen auf das Jahr
     2015 habe mit 7,3 Millionen Euro der bislang höchste
     Betrag für die Projektarbeit aufgewendet werden kön-
     nen. Damit habe die Stiftung seit ihrer Gründung
     46,5 Millionen Euro für das Gemeinwohl in Frankfurt

11
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

                                                                                                      Talente

Das war
                                                                                                       2016

2016

                                                                                  VERLEIHUNG DES POLYTECHNIK-PREISES
                                                                                  16. Februar – Für das Didaktik-Konzept KEMIE –
                                                                                  Kinder erleben mit ihren Eltern Chemie erhielt
                                                                                  Prof. Dr. Katrin Sommer von der Ruhr-Universität
                                                                                  Bochum die Hauptauszeichnung beim Polytechnik-
                                                                                  Preis für außerschulische Lernorte.

                                                                                  Hinführung zu Wissenschaft und Technik, Seite 33

FRANKFURT SCHREIBT!
2. März – 140 Schüler, Eltern und Lehrer traten beim
fünften Frankfurt-Finale des großen Diktatwettbewerbs
an. Wiebke Reimer (Kategorie »Eltern«, Ziehenschule,
Mitte) holte sich mit vier Fehlern zum zweiten Mal den
Gesamtsieg – und verteidigte ihn beim überregionalen
Finale am 14. Juni.

Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 23

          23 En-
          gagierte
           AUFNAHME IN DIE BÜRGERAKADEMIE V
           24. Februar – 23 besonders engagierte Frankfurter
           Ehrenamtler zwischen 20 und 69 Jahren wurden in
           die V. Generation der BürgerAkademie aufgenommen,
           darunter Juri Jarczyk.

           Mitwirkung in der Bürgergesellschaft, Seite 59

12         Talente finden und fördern | Das war 2016
ABSCHLUSS DER IV. GENERATION DES
                                                           DIESTERWEG-STIPENDIUMS
                                                           13. Juli – Bunt und feierlich wurden Najiba Rahman
                                                           und 31 weitere Diesterweg-Kinder mit ihren Eltern
                                                           im Kinder- und Jugendzirkus Zarakali verabschiedet.

                                                           Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 22

»Bürger,                                                   AUFNAHME DER NEUEN MAINCAMPUS-

schreib’
                                                           GENERATION
                                                           26. April – 24 besonders leistungsstarke und en-
                                                           gagierte Frankfurter Studenten, Doktoranden

Geschichte«
                                                           und Postdoktoranden wurden in das MainCampus-
                                                           Stipendiatenwerk aufgenommen. Unter ihnen Oleg
                                                           Boguslawski.

                                                           Hinführung zu Wissenschaft und Technik, Seite 29
ERSTE STADTTEILHISTORIKER IN
WIESBADEN
15. April – »Bürger, schreib’ Geschichte«: Unter
diesem Motto trug die Wiesbaden Stiftung in Koope-
ration mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain
das Projekt StadtteilHistoriker in die hessische Landes-
hauptstadt.
                                                           »Niedrigschwellig-
Kultur und Geschichte in der Stadt, Seite 46               keit – ein Begriff
                                                           schafft Wirklichkeit«
                                                           FRANKFURTER HAUSGESPRÄCHE
                                                           18. Mai bis 8. Juni – Im Rahmen der Frankfurter Haus-
                                                           gespräche 2016 fanden vier Veranstaltungen zum
                                                           Thema »Niedrigschwelligkeit – ein Begriff schafft Wirk-
                                                           lichkeit« statt.

                                                           Die Stiftung in der Öffentlichkeit, Seite 63

 13
Talente
      2016

                                                           START DES ZEHNTEN DEUTSCHSOMMERS
                                                           18. Juli – 187 Drittklässler aus 44 Frankfurter Grund-
                                                           schulen nahmen an den »Ferien, die schlau machen«
                                                           teil. Für 33 Kinder mit Fluchterfahrung gab es erst-
                                                           mals einen innerstädtischen Projektstandort.

                                                           Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 21

NEUER FÖRDERPREIS FÜR ERFORSCHUNG
JÜDISCHEN LEBENS IN FRANKFURT
8. Dezember – Dr. des. David Schnur erhielt den ers-
ten Arno-Lustiger-Förderpreis. Dr. Alexandra Klei
wurde mit dem Rosl-und-Paul-Arnsberg-Preis 2016
ausgezeichnet.

Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes, Seite 46

10 Projekt-                                                KULTURPREIS DEUTSCHE SPRACHE
                                                           8. Oktober – Für das Sprachförderprojekt Deutsch-

standorte
                                                           Sommer erhielt die Stiftung den Kulturpreis Deut-
                                                           sche Sprache.

                                                           Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 21

TRANSFER DES DIESTERWEG-
STIPENDIUMS NACH BERLIN
17. November – In Berlin-Spandau wurden erstmals
acht Familien zu Diesterweg-Stipendiaten – und damit
die Bundeshauptstadt zum zehnten Projektstandort.

Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 21

14       Talente finden und fördern | Das war 2016
VERABSCHIEDUNG DER V. STADTTEIL-
                                      BOTSCHAFTER-GENERATION
                                      13. Oktober – In 18 Monaten haben Hossein Nasseri
                                      und 23 weitere StadtteilBotschafter viel in der Stadt
                                      bewegt.

                                      Mitwirkung in der Bürgergesellschaft, Seite 57

                                                                200.
                                                                Geburtstag
                                                                   BÜRGERTAG
                                                                   10. September – Anlässlich des 200. Geburtstags
                                                                   der Polytechnischen Gesellschaft e. V. lud die Bürger-
                                                                   vereinigung, die 2005 die Stiftung Polytechnische
                                                                   Gesellschaft gegründet hatte, zum Bürgertag ein.

                                                                   Die Stiftung in der Öffentlichkeit, Seite 62

                                                                   MUSIKWERKSTATT
                                                                   16. / 17. September – 43 musikbegeisterte Stipendia-
                                                                   ten und Alumni sangen, tanzten und musizierten
                                                                   beim ersten Musikwerkstattwochenende der Stiftung.
BEGINN DES KOLLEGS FÜR JUNGE TALENTE
                                                                   Alumni- und Ehrenamtsnetzwerk, Seite 61
16. Oktober – Mit einer Herbstakademie starteten 20
vielseitig begabte und interessierte Jugendliche in die
Pilotphase des neuen Projekts.

Sprach- und Persönlichkeitsbildung, Seite 24

 15
Bildung

  STARKE BEGLEITERIN
  Zu Beginn des Diesterweg-Stipendiums bekam
  die Schülerin Jasmeet Pardesi als Patin Olivia
  Metzendorf zur Seite gestellt. Auch sechs Jahre
  später haben die beiden noch guten Kontakt.
HERZLICH WILLKOMMEN
     Am 4. November wurde die fünfte
     Frankfurter Generation in das Diester-
     weg-Stipendium aufgenommen.

18   Talente finden und fördern | Bildung
Sprach- und
Persönlichkeitsbildung
Talente gehen ihren Weg

     Jasmeet Pardesi ist bereits seit 2010 eng mit der Stif-     Erziehung und gesellschaftliche Teilhabe im Schul-
     tung Polytechnische Gesellschaft verbunden. Damals –        leben beraten. Auf Wunsch stehen den Kindern ehren-
     Jasmeet ging in die 4. Klasse der Günderrodeschule –        amtliche Diesterweg-Paten als Mentoren zur Seite.
     wurde sie zusammen mit ihrer Familie in die zweite          Jasmeets Patin Olivia Metzendorf kam nicht nur zum
     Generation des Diesterweg-Stipendiums für Kinder            gemeinsamen Lernen, sondern es standen auch Aus-
     und ihre Eltern aufgenommen. Sie ist damit eines der        flüge in Frankfurter Freizeit- und Bildungseinrichtun-
     mittlerweile 150 Kinder, die im Rahmen von Deutsch-         gen auf dem gemeinsamen Programm. Auch nach dem
     lands erstem Familienbildungsstipendium in Frankfurt        Abschluss des Stipendiums pflegen die beiden noch
     gefördert wurden und werden. Das zweijährige Pro-           regelmäßigen Kontakt.
     gramm wurde 2008 von der Stiftung Polytechnische
     Gesellschaft ins Leben gerufen, um die Bildungschan-        Ist das Diesterweg-Stipendium zu Ende, können die
     cen von Kindern mit gutem Leistungspotenzial, aber          Familien zwei weitere Jahre das Aufbaumodul Diester-
     förderbedürftigen Deutschkenntnissen zu erhöhen und         weg plus nutzen, das vom Zentrum Familie im Haus
     die Eltern als Bildungsbegleiter ihrer Kinder zu stärken.   der Volksarbeit e. V. angeboten wird. Im Anschluss
     Wissbegierde und Persönlichkeitsentwicklung der             stehen das Angebot Diesterweg Langzeit, das die Kin-
     Kinder werden mit Exkursionen, themenbezogenen              der in den Klassen 8 bis 10 mit Ferienkursen auf die
                                                                 Mittlere Reife vorbereitet, und das Alumniprogramm

     Mittlerweile 150
                                                                 der Stiftung zur Verfügung.

                                                                 FRANKFURTER IDEE VERBREITET SICH

     Kinder und ihre                                             Am 4. November 2016 wurde die fünfte Frankfurter

     Familien in Frank-
                                                                 Diesterweg-Generation in das Stipendium aufgenom-
                                                                 men: 137 Eltern und Kinder aus 32 Familien und
                                                                 13 Herkunftsländern. Der Hessische Kultusminister,

     furt gefördert                                              Prof. Dr. R. Alexander Lorz, sagte bei der feierlichen
                                                                 Aufnahme im Saalbau Gallus: »Das Stipendium ist
                                                                 eine echte Erfolgsgeschichte und ein hervorragen-
     Akademietagen und Ferienkursen in Frankfurter Kul-          des Angebot für Familien, das Kinder gemeinsam mit
     tur- und Bildungseinrichtungen gefördert. Bei den           ihren Eltern in der wichtigen Phase des Übergangs
     regelmäßig stattfindenden Eltern-Kind-Treffen werden        von der Grundschule an eine weiterführende Schule
     auch die Eltern intensiv zu Themen rund um Bildung,         unterstützt.«

19
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

            BLICK NACH VORN
            Bei Akademietagen und Exkursionen
            lernen die Diesterweg-Familien Frankfurt
            und Umgebung kennen und werden
            auf den Übergang zur weiterführenden
            Schule vorbereitet.

20          Talente finden und fördern | Bildung
Das Diesterweg-Stipendium ist eine
echte Erfolgsgeschichte und ein
hervorragendes Angebot für Familien.

     Dass dies funktioniert, zeigt sich darin, dass allen 118   Der Transfer des Stipendiums an andere deutsche Orte
     Frankfurter Diesterweg-Kindern der Generationen            schritt 2016 ungebrochen fort. Die Frankfurter Neue
     eins bis vier der Übergang auf die weiterführende          Presse titelte am 5. November 2016 gar: »Frankfurter
     Schule gelungen ist. Erfolgreich ist das Stipendium        Idee erobert die Republik«, als sie darüber berichtete,
     nicht zuletzt auch wegen des großen Netzwerks von          dass mit der Aufnahme der ersten acht Familien in Berlin-
     Frankfurter Ämtern, Bildungseinrichtungen, Museen          Spandau die Bundeshauptstadt zum zehnten Projekt-
     sowie Kunst- und Kulturbetrieben, die es beständig         standort wurde. Zudem wurde das Diesterweg-Stipen-
     unterstützen.                                              dium unter der Trägerschaft der Diakonie Frankfurt am
                                                                Main mit Unterstützung der Stiftung Polytechnische
     Intensiv beraten und betreut werden die Familien vom       Gesellschaft, der Linsenhoff-Stiftung und einer privaten
     Diesterweg-Team der Stiftung: Seit dem 1. August 2016      Mäzenin in der Großunterkunft für Flüchtlingsfamilien
     ist die Gymnasiallehrerin Beate Moran neue Projektlei-     auf dem Alten Flugplatz Frankfurt-Bonames einge-
     terin. Sie löste Gisela von Auer ab, die das Stipendium    führt. Am 11. November 2016 wurden dort zwölf Kinder
     von Beginn an leitete. Gisela von Auer bleibt der Stif-    aus elf Familien in das in diesem Fall einjährige Pro-
     tung auch nach ihrem Eintritt in den Ruhestand als         gramm aufgenommen.
     Beauftragte für Nachhaltigkeit und Transfer erhalten.

118
                                                                Anders als Jasmeet, die von ihrer Grundschullehrerin
                               Frankfurter Diesterweg-          für das Diesterweg-Stipendium vorgeschlagen wurde,
                               Kindern der Genera-              hatten rund 50 Prozent der Frankfurter Diesterweg-Kin-
                               tionen eins bis vier ist         der vorher am DeutschSommer, einer Ferienfreizeit
                               der Übergang auf die             für Drittklässler mit besonderem Förderbedarf in der
                               weiterführende Schule            deutschen Sprache, teilgenommen. Dank zahlreicher
                               gelungen.                        Kooperationspartner konnten die »Ferien, die schlau
                                                                machen« 2016 zum zehnten Mal stattfinden – und
     Erweitert und ergänzt wird das Stipendium durch das        wurden, passend zum Jubiläum, am 8. Oktober 2016
     Fortbildungsangebot der Diesterweg-Schulwerkstatt.         mit dem »Kulturpreis Deutsche Sprache« ausge-
     In enger Abstimmung mit dem Hessischen Kultus-             zeichnet. Zuvor hatten in den ersten drei Sommer-
     ministerium trägt sie die Erkenntnisse aus dem Sti-        ferienwochen 187 Kinder aus 44 Grundschulen
     pendium in die Frankfurter Schullandschaft. Die Schul-     ihre Sprachfähigkeiten mit Deutschunterricht und
     werkstatt ist Teil des Fortbildungsprogramms Impulse,      sprachintensivem Theaterspiel trainiert. Hinzu kam
     das die Stiftung seit 2015 für Lehrer und pädagogi-        ein anregendes Freizeitprogramm. Dazu fuhren die
     sche Fachkräfte anbietet.                                  DeutschSommer-Kinder in Jugendherbergen und

21
»Das Stipendium und die
Stiftung haben mir Sicherheit
gegeben und mich weiter-
gebracht.«

                                                                                     Talent
                                                                                     2016

NAJIBA RAHMAN, 12 JAHRE, DIESTERWEG-STIPENDIATIN

Was hat sich in deinem Leben durch das Diesterweg-Stipendium verändert?

Das Stipendium und die Stiftung haben mir Sicherheit gegeben und mich weiter-
gebracht. Ich bin zum Beispiel selbstbewusster geworden, weil ich viele Leute
kennengelernt habe, die sich in der gleichen Lage befinden wie ich. Durch das
Stipendium habe ich mir auch viele Gedanken über das Verhältnis zu meinen
Eltern gemacht. Wir sind ja ein Team, und das hat uns die Stiftung noch einmal
gezeigt. Außerdem habe ich neue Freunde in meinem Alter gefunden und viel
gelernt. Und ich habe viele Orte besucht, zu denen ich sonst nie gefahren wäre.

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Ich häkle und bastle gerne, und ich lese viel. In der Stadtbibliothek in Niederrad
bin ich ein Stammgast. Ich habe dort schon manchmal Schränke durchwühlt,
auf der Suche nach Büchern, die ich noch nicht kenne. Jetzt gehe ich auch jeden
Tag in die Schulbücherei. Am liebsten lese ich Krimis und Fantasy-Bücher.
Und mit meiner Mutter nehme ich an dem Projekt KEMIE teil (siehe Seite 33).
Wir waren im Labor und haben ein Farbrad gedreht – ganz schnell, sodass
sich alle Farben vermischt haben und es am Ende weiß aussah. Das war richtig
cool, und ich hätte das auch nicht gedacht. Was wir bei KEMIE machen, habe
ich bei der Vergabe des Polytechnik-Preises vorgestellt. Da stand ich zum ersten
Mal auf einer Bühne.
Schullandheime in Bad Orb, Schmitten-Oberreifen-         schreibt! zu einem kniffligen Diktat an. Am 14. Juni
     berg und erstmals in Wetzlar. Eine weitere Premiere      2016 trafen die Frankfurter Champions im Rahmen
     ereignete sich in der Paul-Hindemith-Schule im Frank-    des überregionalen Finales auf ihre Herausforderer
     furter Gallus: Dort wurde – finanziert durch die Stadt   aus 19 hessischen Schulen sowie aus Hamburg, Osna-
     Frankfurt – für 33 Kinder mit Fluchterfahrung erst-      brück und erstmals auch aus Münster, Wiesbaden und
     mals ein innerstädtischer DeutschSommer-Stand-           dem Rhein-Pfalz-Kreis. Zudem stellten sich Teams der
     ort eingerichtet. Am 4. Dezember 2016 besuchten          Universitäten Frankfurt und Gießen, des Verbands
     66 DeutschSommer-Familien das Theaterstück »Peter        der Freien Lektorinnen und Lektoren sowie der UBS
     Pan« im Schauspiel Frankfurt. Mit solchen Familien-      Deutschland AG dem sportlich-heiteren Rechtschreib-
     angeboten hält die Stiftung auch nach dem Deutsch-       wettstreit. Bei Die Goethe schreibt schrieben 2016
     Sommer Kontakt mit den Kindern und ihren Angehörigen.    zum zweiten Mal Studenten, Wissenschaftler und Mit-
     Zudem trafen sich in der letzten Woche der Weihnachts-   arbeiter der Frankfurter Universität um die Wette, und
     ferien 96 DeutschSommer-Kinder beim Endspurt im          in der Industrie- und Handelskammer kamen 90 Mitar-
     Schullandheim Wegscheide wieder, um ihre im Sommer       beiter von Wirtschaftsunternehmen zu Die Wirtschaft
     erworbenen Kenntnisse aufzufrischen und zu vertiefen.    schreibt zusammen.

     Das Trainieren von Wortschatz und Rechtschreibung        Neben einem umfangreichen Wortschatz und guten
     steht auch beim großen Diktatwettbewerb im Mit-          Rechtschreibkenntnissen sind Medien- und Lesekom-
     telpunkt. Am 2. März 2016 traten 140 Teilnehmer aus      petenzen ein Schlüssel zur sachgerechten Ausein-
     15 Frankfurter Schulen beim Wettbewerb Frankfurt         andersetzung mit gesellschaftlichen Themen und

                                                                       FÖRDERUNG GENIESSEN
                                                                       Der DeutschSommer steht seit zehn Jahren
                                                                       für Ferien, die schlau machen.

23
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

           zur Mitwirkung in der Bürgergesellschaft. Diesen                       Geschichte und Ethik, anderen Ländern und Kulturen.
           Fähigkeiten widmet sich das Projekt Meine Zeitung –                    Aufgrund ihrer außerordentlich guten schulischen
           Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z. Im Schuljahr                      Leistungen, ihres vielfältigen Engagements und ihrer
           2015 / 2016 nutzten 1.252 Schüler aus 27 Frankfurter                   Wissbegierde wurde Jasmeet im Sommer 2016 für den
           Schulen die Zeitung als Schulbuch. Sie lernten sie                     Pilotdurchgang des Kollegs für junge Talente nomi-
           dabei nicht nur als Informationsquelle kennen, son-                    niert. Das Kolleg wurde von der Stiftung in Zusam-
           dern gestalteten auch eigenständig eine Langzeitar-                    menarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium
           beit über ein selbst gewähltes Thema. Brexit, Schule                   und dem Staatlichen Schulamt der Stadt Frankfurt am
           und Bildung oder besondere Frauen in der F.A.Z. – die                  Main initiiert. Gefördert wird es von der DZ Bank Stif-
           thematische Vielfalt der Dossiers zeugte von intensi-                  tung, der Erhard Kunert-Stiftung, der Linsenhoff-Stiftung,
           ver Auseinandersetzung. Die besten Arbeiten wurden                     einem Frankfurter Stifterehepaar und einer Mäzenin.
           von einer Jury ausgewählt und auf der Zeitungsgala
           in der Alten Oper prämiert.                                            Als Studium generale angelegt, bietet das Programm
                                                                                  vielfältig begabten und interessierten Jugendlichen wie
           Sich kritisch mit verschiedenen Themen auseinander-                    Jasmeet die Möglichkeit, sich vertiefend mit Themen
           zusetzen, neue Perspektiven zu entwickeln und die                      der Mathematik, Philosophie, Musik und Sprache zu
           eigenen Stärken und Fähigkeiten auszuloten sind The-                   beschäftigen und durch individuelle Beratung neue
           men, die auch Jasmeet derzeit beschäftigen. Mittler-                   Perspektiven zu entwickeln und persönliche Stärken
           weile geht sie in die 9. Klasse der Bettinaschule und                  auszubauen. »Als ich durch das Diesterweg-Team auf
           steht vor der Entscheidung, welche Leistungskurse sie                  das Kolleg für junge Talente aufmerksam wurde, wusste
           belegen soll – was gar nicht so einfach ist, wenn man so               ich sofort: ›Das passt!‹ «, schwärmt Jasmeet. Die He-
           vielfältig interessiert und begabt ist wie sie. Neben Eng-             rausforderungen und Perspektiven, die das Kolleg den
           lisch und Französisch lernt Jasmeet auch Chinesisch                    14- bis 18-Jährigen bietet, nehmen neben Jasmeet noch
           und Italienisch. Sie spielt Handball und Harmonium,                    19 weitere junge Talente mit viel Begeisterung, Elan
           interessiert sich für Biologie und ist fasziniert von                  und Engagement an.

                                                      ST IMMEN ZU R ST IF T U NG

      Ann Kathrin Linsenhoff
       Stifterin und Vorstandsvorsitzende der Linsenhoff-Stiftung

       Ein gebildeter Mensch hat das Rüstzeug, für sich und
       andere Verantwortung zu übernehmen. Doch hier-
       zulande hängt gute Bildung immer mehr vom sozialen
       Status ab. Umso wichtiger sind Projekte wie das
       Diesterweg-Stipendium. Die Beteiligten haben eine –
       vielleicht einmalige – Chance, ihren Bildungsweg
       und ihre soziale Teilhabe als gesamte Familie nachhaltig
       zu verbessern. Bereits das Konzept hat mich über-
       zeugt. Aber auch die Treffen mit den Kindern und ihren
       Familien sowie das spürbare Engagement der Pro-
       jektleitung überzeugen mich immer wieder. Ich freue
       mich, dass es diese Chance nun auch für Flüchtlings-
       familien in Frankfurt gibt. Diese Familien haben
       schmerzhafte Verluste erlitten. Bildung aber kann einem
       nie genommen werden.

24         Talente finden und fördern | Bildung
Fakten
DIESTERWEG-STIPENDIUM                    DEUTSCHSOMMER

19             besuchen
                                         187
                                                            33 davon
                                                            mit Flucht-
                                                            erfahrung
               21 Grund-
Mädchen
               schulen                   Drittklässler
13             in 16 Stadt-
                                         aus 44 Grundschulen in 27
                                         Frankfurter Stadtteilen aus

               teilen
                                         42
                                                       betreut
Jungen                                                 von 51
                                                       Pädagogen
12 Kinder aus 11 Familien
im Diesterweg-Projekt für Flüchtlings-
familien in Bonames
                                         Herkunfts-
                                         ländern
DER GROSSE DIKTATWETTBEWERB

Die Wirtschaft                           MEINE ZEITUNG

schreibt!
90 Mitarbeiter aus 16 Unternehmen
nahmen teil

7.650 1.252
Euro Spendengelder der teilnehmenden
Unternehmen für das gemeinnützige
                                         Schüler nutzen die Tages-
Projekt »Joblinge«
                                         zeitung als Schulbuch
Wissenschaft
und Technik

HÖCHST TALENTIERT
Der MainCampus-Stipendiat Oleg Boguslawski
ist nicht nur Chemieingenieur, sondern auch
Internationaler Meister im Schach. Polytechniker
Ekkehardt Sättele ist sein Mentor, Schach- und
Gesprächspartner.
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

                                               FRÜH ÜBT SICH
                                               Im Projekt Junge Forscher vermitteln MainCampus-
                                               Stipendiaten Frankfurter Dritt- und Viertklässlern
                                               erste Einblicke in naturwissenschaftliche Forschungen.

28         Talente finden und fördern | Wissenschaft und Technik
Hinführung zu Wissen-
schaft und Technik
Talente als Botschafter für den Wissenschaftsstandort Frankfurt

      Sie zeichnen sich durch ihre überdurchschnittliche      TALENTE MIT VORBILDFUNKTION
      wissenschaftliche oder künstlerische Begabung aus,
      durch hohe Leistungsbereitschaft, Weltoffenheit und     Ähnlich wie Oleg Boguslawski engagieren sich auch
      ihr Interesse am Gemeinwohl. Dies befand die Jury       viele seiner Mitstipendiaten im sportlichen oder sozialen
      über jeden einzelnen der insgesamt 24 neuen Main-       Bereich. So entstand beispielsweise während eines
      Campus-doctus- und -academicus-Stipendiaten, die        MainCampus-Seminars die Idee, ein unkompliziertes
      am 26. April 2016 als sechste Generation in das Main-   Begegnungsforum für Flüchtlinge und Einheimische
      Campus-Stipendiatenwerk aufgenommen wurden.             zu schaffen – und so hoben einige Stipendiaten das
                                                              Projekt Sport- und Spielintegration für Flüchtlinge,
      Einer der 14 neuen Academicus-Stipendiaten ist Oleg
      Boguslawski. Im Dezember 1985 in Charkiw in der
      Ukraine geboren, kam er 2002 mit seinen Eltern und
      dem jüngeren Bruder nach Deutschland. Schon in
                                                              Viele Stipendiaten
      der Schule begeisterte sich Oleg für Chemie, und so
      begann auch sein beruflicher Werdegang mit der Aus-
                                                              engagieren sich
      bildung zum Chemielaboranten bei einem großen deut-
      schen Pharmaunternehmen. Es folgten vier Jahre in der   ehrenamtlich.
      Entwicklung von diagnostischen Sensoren zur Blutzu-
      ckerbestimmung und als Ausbilder für junge Chemiela-    kurz SuSI, aus der Taufe. Andere wiederum geben ihre
      boranten. Parallel dazu machte Oleg seinen Bachelor-    naturwissenschaftliche Leidenschaft und Expertise
      abschluss in Chemieingenieurwesen an der Provadis       an die nächste Generation weiter: Im Projekt Junge
      Hochschule in Frankfurt, wo er sich seit 2014 auch      Forscher – wer wir sind und was wir tun ermög-
      dem Master of Science in Chemischer Verfahrenstech-     lichen MainCampus-Stipendiaten verschiedener Gene-
      nik widmet. In seiner Freizeit ist Oleg Boguslawski     rationen Dritt- und Viertklässlern erste praxisnahe
      Denksportler mit Leib und Seele: Seit 2010 trägt er     Begegnungen mit naturwissenschaftlicher Forschung.
      den Titel »Internationaler Meister im Schach«. Neben    In der Liebfrauenschule lernten 2016 zwei dritte Klas-
      Wettkämpfen in der ersten Schachbundesliga trainiert    sen spielerisch die Strukturen und Funktionen der
      er ehrenamtlich schachbegeisterte Jugendliche an der    menschlichen DNS kennen und besuchten die Jungen
      Karpov-Schachakademie Rhein-Neckar e. V. Einige         Forscher an ihren Arbeitsplätzen in der Goethe-Uni-
      seiner Schützlinge haben bereits Medaillen bei den      versität. In der Comeniusschule experimentierten zwei
      deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen.               vierte Klassen zum Thema »kleine Teilchen« – und
                                                              besuchten unter anderem das GSI Helmholtzzentrum
                                                              für Schwerionenforschung in Darmstadt.

29
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

Junge Menschen wie Oleg Boguslawski
begeistern und motivieren andere
und werden dadurch zu Vorbildern.

           Junge Menschen wie Oleg Boguslawski begeistern                         jeweils zwei Jahre zu den Themen Robotik und Bionik.
           und motivieren andere und werden dadurch zu Vor-                       An der Elisabethenschule steht Lebensmitteltechnolo-
           bildern. Dies wird auch in Frankfurt erkannt, und                      gie auf dem Lehrplan, im Projekt »E wie DURCHSTAR-
           so ehrte die Kommunale Ausländervertretung Oleg,                       TEN« der Wöhlerschule geht es in Kooperation mit der
           drei weitere MainCampus-Stipendiaten und einen ehe-                    Stiftung Deutsches Design Museum um die Gestal-
           maligen StadtteilBotschafter im November 2016 als                      tung technischer Produkte. Im Schuljahr 2015 / 2016
           »herausragende Persönlichkeiten mit Migrationshinter-                  kam am Gymnasium Riedberg die vierte Junior-
           grund«. Mit dem MainCampus-Stipendium möchte                           Ingenieur-Akademie hinzu. In ihrem Rahmen beschäf-
           die Stiftung junge wissenschaftliche Spitzenkräfte als                 tigen sich 17 Schüler mit Orthopädietechnik: Prof.
           Leistungs- und Verantwortungsträger fördern – und                      Dr. Ludwig Zichner, ehemaliger ärztlicher Direktor
           damit auch als Botschafter Frankfurts.                                 des Frankfurter Universitätsklinikums und Mitglied der
                                                                                  Polytechnischen Gesellschaft, führte die Teilnehmer
           FRÜH BEGEISTERUNG WECKEN                                               durch das Deutsche Orthopädiemuseum, und in der
                                                                                  Physiotherapeutischen Praxis Adolf Katzenmeier lern-
           Möglichst früh das Interesse für Studiengänge der                      ten die Junior-Ingenieure in praktischen Versuchen die
           Ingenieur- und Naturwissenschaften zu wecken und                       Funktionen von Muskeln kennen.
           eine erste Berufsorientierung in diesem Bereich zu
           geben ist das Ziel der Junior-Ingenieur-Akademie.                      Mit vier Junior-Ingenieur-Akademien in einer Stadt
           Ein enges Netzwerk aus Schule, Wissenschaft und                        nimmt Frankfurt einen Spitzenplatz unter den 60 Projekt-
           Wirtschaft ermöglicht Acht- und Neuntklässlern an vier                 standorten in Deutschland ein. Auch das Ziel, Schüler
                                                                                  vermehrt für Fächer des MINT-Bereichs (Mathematik,
                                                                                  Naturwissenschaften, Informatik und Technik) zu be-
Mit vier Junior-Ingenieur-Akademien                                               geistern, wird erreicht: An den drei Schulen mit langjäh-
in einer Stadt nimmt Frankfurt                                                    riger Akademieerfahrung haben bislang im Verhältnis
                                                                                  doppelt so viele Junior-Ingenieure MINT-Leistungs-
einen Spitzenplatz unter den 60 Pro-                                              kurse gewählt wie ihre Mitschüler an anderen
                                                                                  Schulen. Zudem sind rund 30 Prozent der Teilnehmer
jektstandorten in Deutschland ein.                                                Mädchen. Ihre Erfolge präsentierten die Junior-
                                                                                  Ingenieure 2016 unter anderem beim Bürgertag zum
           Frankfurter Schulen tiefe Einblicke in ingenieurwissen-                200. Geburtstag der Polytechnischen Gesellschaft am
           schaftliches Arbeiten und erste praktische Erfahrun-                   10. September: Die Wöhlerschüler brachten selbst
           gen im Wahlpflichtunterricht. Die Ziehenschule nahm                    gebaute Solarmobile mit, und der Schoko-3D-Drucker
           2009 als erste hessische Schule überhaupt an der Aka-                  der Elisabethenschüler sorgte bei den Besuchern für
           demie teil. Die jungen Ingenieure forschen dort für                    so manchen Serotoninschub.

30         Talente finden und fördern | Wissenschaft und Technik
»Mich interessiert
einfach zu viel!«

                                                               Talent
                                                               2016

LUCA NEUPERTI, 18 JAHRE, ALUMNUS DER JUNIOR-INGENIEUR-
AKADEMIE UND DES STADTTEILBOTSCHAFTER-STIPENDIUMS

»Schleimpilze mögen Haferflocken«, strahlt Luca. Suchten sie ihre Lieblingsnah-
rung, könnten sie gar den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten erkennen –
etwa zwischen zwei Haferflocken am Aus- und Eingang eines Labyrinths. Luca,
der gerade auf den Abidurchschnitt 1,0 zusteuert, liebt Biologie, Mathe und
Physik ganz besonders, und so kam er auch zur Junior-Ingenieur-Akademie. Im
Kurs »Lebensmitteltechnologie« lernte er Zeit- und Projektmanagement, wie
man 3D-Drucker repariert, die Sphärisierung von Bubble Tea mit Alginat, wie
man Maschinen baut, die Pralinen mit selbst entwickelter veganer Cashew-
creme herstellen, Ventiltechnik und mehr. »So bekam ich ein integraleres
Wissenschaftsbild und wurde zu einem richtigen Teammenschen«, sagt der leb-
hafte 18-Jährige. Nach der Akademie landete er in einem Schülerkurs des
Führungskräfteprogramms Common Purpose, bekam Lust auf Ehrenamt und
wurde StadtteilBotschafter. Seine Idee: ein Tauschmarkt. Und weil Luca stark
an Nachhaltigkeit interessiert ist, soll es den auch über seine Botschafter-
Zeit hinaus geben, etwa als Tauschforum für Weihnachtsgeschenke. Ebenfalls
steht nach dem Abitur ein Koreanisch-Kurs an. »Ich weiß gar nicht, was ich
aus meinem Leben machen soll«, ulkt er, »mich interessiert einfach zu viel!«
FASZINATION TECHNIK
                                                             Der selbst gebaute 3D-Drucker
                                                             der Elisabethenschüler begeistert
                                                             die Junior-Ingenieure.

32   Talente finden und fördern | Wissenschaft und Technik
Mit dem Polytechnik-Preis schließt sich im Bereich
     der Förderung von Naturwissenschaften ein Wirkungs-
     kreis: Seit 2011 vergibt die Stiftung die Auszeichnung
     für Fachdidaktiker und pädagogische Fachkräfte, die      PREISGEKRÖNT
     herausragende Unterrichtskonzepte und Lernangebote       Das Projekt KEMIE – Kinder erleben mit
     in den MINT-Fächern entwickelt, erprobt und umge-        ihren Eltern Chemie wurde 2016 mit
     setzt haben. Die dritte Ausschreibung richtete sich      dem Polytechnik-Preis ausgezeichnet.
     an Vermittlungskonzepte an außerschulischen Lern-
     orten wie etwa Schülerlaboren, Science Centern, Zoos,
     Museen und Naturschutzzentren. Die Jury erreichten
     118 Bewerbungen, aus denen sie vier Preisträgerkon-
     zepte auswählte. Am 16. Februar 2016 wurde der mit
     insgesamt 70.000 Euro dotierte Preis im Senckenberg
     Naturmuseum vergeben.

     Im Anschluss an die Preisverleihung werden die sieg-
     reichen Konzepte in einem strukturierten, zweijährigen
     Transferprozess in Frankfurter Bildungseinrichtungen
     eingeführt. Zahlreiche Fortbildungen, Austausch-
     treffen und Exkursionen unterstützen die teilneh-
     menden Pädagogen dabei, die neuen Angebote in
     ihrer Arbeit zu verankern. Auch der Transferprozess
     für den dritten Polytechnik-Preis ist bereits in vol-
     lem Gange: Im September 2016 starteten 38 Eltern-
     Kind-Teams im Pilotdurchgang des Projekts KEMIE –
     Kinder erleben mit ihren Eltern Chemie, für das Prof.
     Dr. Katrin Sommer (Ruhr-Universität Bochum) mit

118 Bewerbungen, 4 Preisträger-
konzepte, 1. Preis: KEMIE, 2. Preis:
Vom Sehen zur Optik, 3. Preis:
Mathe für kleine Asse, Sonderpreis:
Der Stoff, aus dem die Dinge sind

     dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. KEMIE rich-
     tet sich an Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern
     naturwissenschaftlichen Fragen auf den Grund gehen
     wollen. An neun Samstagen forschen die 10- bis 13-
     Jährigen mit einem Elternteil im Goethe-Schülerlabor
     und in den Laborräumen von Provadis im Industrie-
     park Höchst. Das Rahmenthema lautet »Ernährung,
     eine Wissenschaft für sich«, und so drehen sich die
     monatlichen Experimentiertage stets um Lebensmittel,

33
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

                        ST IMMEN ZU R ST IF T U NG
                                                                                  ihre Inhaltsstoffe und Möglichkeiten der Konser-
                                                                                  vierung. Bei ihrer Arbeit werden die Tandems von

              Prof. Dr.
                                                                                  Studenten und Wissenschaftlern des Goethe-Schüler-
                                                                                  labors der Universität Frankfurt begleitet und unter-

              Tanja Brühl
                                                                                  stützt. Der zweite Preis ging an die Professoren
                                                                                  Dr. Burkhard Priemer (Humboldt-Universität zu Ber-
                                                                                  lin) und Dr. Lutz-Helmut Schön (Universität Wien).
               Vizepräsidentin der Goethe-Universität                             Unter dem Titel »Vom Sehen zur Optik« entwickelten
               Frankfurt                                                          sie einen phänomenologischen Ansatz, der Schülern
                                                                                  Grundideen der Optik vermittelt. Die sinnliche Wahr-
                                                                                  nehmung sowie das direkte Erfahren und Beschreiben
               Den Horizont erweitern – das ist ein kostbares                     von Lichtbeobachtungen spielen hierbei eine beson-
               Geschenk. Solche Geschenke verteilt die Stiftung                   dere Rolle. Der Transfer wird in Kooperation mit dem
               Polytechnische Gesellschaft. Sie erweitert Hori-                   ExperiMINTa Science Center stattfinden. Den dritten
               zonte, indem sie Begeisterung weckt und Raum                       Preis erhielt Prof. Dr. Friedhelm Käpnick (Westfäli-
               für neue Gedanken und Arbeitsweisen gibt.                          sche Wilhelms-Universität Münster) für »Mathe für
               Wenn Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse                        kleine Asse«. Das Projekt für besonders mathematik-
               begeistert über Aktionspotenziale und die                          interessierte und -begabte Schüler startete im zweiten
               myoelektrischen Prothesen sprechen, die sie im                     Schulhalbjahr 2016 / 2017 mit 22 Drittklässlern. Im
               Rahmen der Junior-Ingenieur-Akademie bauen,                        14-tägigen Rhythmus gehen die kleinen Mathe-Asse
               statt pubertätsbedingt chillen zu wollen, dann                     in 90-minütigen Forscherstunden und verschiedenen
               ist das Ausdruck der Freude an der Horizont-                       Exkursionen den Geheimnissen der Mathematik auf
               erweiterung. Dasselbe gilt für die Stipendiatin-                   die Spur. Dieser Transfer wird durch die Kooperation
               nen und Stipendiaten des MainCampus-Stipen-                        mit der Adolf Messer Stiftung, der Didaktik der Mathe-
               diatenwerks. Die Begeisterung für das eigene                       matik an der Goethe-Universität und dem Hessischen
               Studium beziehungsweise die Dissertation springt                   Kultusministerium ermöglicht.
               in jedem Gespräch über – auch weil Main-
               Campus einen sicheren Raum gibt, um den Hori-                      Ein weiteres Bildungsprogramm der Stiftung ist die
               zont zu erweitern.                                                 Samstagsschule für begabte Handwerker – ein Spitzen-
                                                                                  trainingsprogramm für den Führungskräftenachwuchs
               Für uns als Goethe-Universität sind beide Pro-                     im Handwerk. Das Ziel der Samstagsschule besteht
               gramme extrem wichtig, da sie die innere Flamme                    in der Ausbildung von Schlüsselkompetenzen und
               entzünden und sie weitergetragen werden kann,                      der Vermittlung wichtiger Zusatzqualifikationen. Dies
               damit auch die folgenden Generationen den Ho-                      soll die Teilnehmer motivieren, eine Führungsposition
               rizont erweitern können.                                           anzustreben und Verantwortung für einen Betrieb
                                                                                  zu übernehmen – vielleicht sogar ein eigenes Unter-
                                                                                  nehmen zu gründen und den Meisterbrief zu erwerben.
                                                                                  Das breit gefächerte Seminarprogramm bietet den
                                                                                  teilnehmenden Gesellen in sechs ein- bis zweitägigen
                                                                                  berufsbegleitenden Veranstaltungen vertiefende Ein-
                                                                                  blicke in die Themen »Kommunikation für Führungs-
                                                                                  kräfte«, »Trends und Optionen – Die Zukunft des
                                                                                  Handwerks«, »Rhetorik und Präsentation«, »Aus der
                                                                                  Praxis lernen – Besuche von Betrieben in der Region«
                                                                                  und »Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre«. Ge-
                                                                                  fördert wird das Stipendium von der Marga Coing-
                                                                                  Stiftung (siehe Seite 68).

34         Talente finden und fördern | Wissenschaft und Technik
Fakten
JUNIOR-INGENIEUR-AKADEMIE         SAMSTAGSSCHULE FÜR
                                  BEGABTE HANDWERKER

                                  15
17 Frankfurter Schüler im neuen
Schwerpunkt »Orthopädietechnik«                Hand-

insgesamt                                      werks-
                                               gesellen

rund 30 %                         Informationselektroniker,

Mädchen
                                  Friseurin, Konditorinnen,
                                  Fahrzeugsattler, Zimmerer,
                                  Tischler, Kraftfahrzeug-
MAINCAMPUS-STIPENDIATENWERK       mechatroniker, Zweirad-
14 Studenten und 10 Doktoranden   mechaniker, Raumaus-
an 5 Frankfurter Hochschulen in
11 Fachrichtungen
                                  statterin, Anlagenmecha-
                                  niker, Uhrmacherin,
in der VI.                        Maßschneiderin, Elektriker

Generation
Kunst, Kultur
und Pflege des
kulturellen Erbes

    HÖREN LERNEN
    Musikpädagogin Heike Kopp-Deubel und ANKLANG-
    Stipendiat Cosmin erinnern sich an die gemeinsamen
    Workshops in Dr. Hoch's Konservatorium.
HÖR GUT ZU!
                                                                             Kinder ans bewusste Hören heranzu-
                                                                             führen ist wichtiger Bestandteil des
                                                                             Projekts ANKLANG.

38   Talente finden und fördern | Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes
Hinführung zu
Musik und Kunst
An kultureller Bildung wachsen

     »Ohren auf und hör' gut zu, was um dich rum die
     Anderen tun«, schallt es in einem Kanon aus 22 Kin-
     derstimmen durch Dr. Hoch's Konservatorium. Dann
     ertönt ein Gong, und es wird still im Raum. »Ich hab'
     das Lied in meinem Bauch gespürt. Und in meinem
     Hals. Und gehört habe ich es natürlich auch – mit mei-
     nen Ohren«, erklärt der zehnjährige Cosmin seine Emp-
     findungen. Wieder ertönt das Klavier. Die Kinder aber
     sind mucksmäuschenstill, bewegen nur Hände und
     Füße zur Musik, öffnen gestisch Türen und Fenster,
     hören auf die Geräusche um sie herum.

     Bewusstes Hören, der aufmerksame Umgang mit Geräu-
     schen und das Erspüren von Klängen sind Bestandteile
     des Programms ANKLANG – eine Schule des Hörens
     für Frankfurter Kinder. »Unsere Welt ist voller Geräu-
     sche. Viele Kinder – und auch Erwachsene – können
     gar nicht mehr gezielt hinhören, anhören und zuhö-
     ren«, sagt Musikpädagogin Heike Kopp-Deubel, die
     den Musik-Workshop leitet. Um die Ohren junger Men-
     schen für ein bewusstes Hören von Musik zu öffnen,
     wurde 2015 das Projekt ANKLANG ins Leben gerufen.
     »Wir wollen die Kinder auf die Geräusche um sie herum
     aufmerksam machen und das Hören schulen. Sie sollen
     lernen, genau hinzuhören, das Gehörte zu beschreiben
     und die Geräusche einzusortieren«, erklärt Projektleiter
     Tobias Henn von der Alten Oper Frankfurt. »Cosmin          MITMACHEN ERWÜNSCHT!
     macht das schon sehr, sehr gut. Er ist sehr aufmerk-       In sechs fünfstündigen Workshops
     sam und aufgeweckt«, lobt Heike Kopp-Deubel den            erleben die Kinder das Universum
     Jungen, der als einer von 22 Grundschülern am ersten       der Geräusche, Töne und Klänge.
     Projektdurchlauf teilnahm. Genauer gesagt sind es
     ausgewählte Viertklässler verschiedener Frankfurter

39
SINFONIK HAUTNAH!
Grundschüler tauchen
in die Welt der klassischen
Musik ein.

                                                    ST IMMEN ZU R ST IF T U NG

     Dr. Stephan Pauly
      Intendant und Geschäftsführer der Alten Oper Frankfurt

      Mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft verbinden
      uns besonders im Bereich der Musikvermittlung zen-
      trale Anliegen. Denn als »Haus für Alle« sieht sich die Alte
      Oper verpflichtet, Kindern und Jugendlichen unab-
      hängig von ihrer sozialen Herkunft eine Teilhabe an
      musikpädagogischen Angeboten zu ermöglichen. Mit der
      Stiftung als zuverlässigem Partner konnten wir über
      viele Jahre unterschiedliche Projekte realisieren: Bei
      SINFONIK HAUTNAH durften Tausende Frankfurter
      Grundschulkinder ein Orchester live in unserem Haus
      erleben. Das Projekt ANKLANG hingegen geht in
      die Tiefe: Ein Jahr lang werden Schüler in Workshops
      auf intensive Weise an das Wahrnehmen und Hören
      von Musik herangeführt – eine Fähigkeit, die auch
      uns Erwachsenen allzu häufig abhandengekommen ist!

40       Talente finden und fördern | Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes
In zwei aufeinanderfolgenden
     Konzerten werden bis zu 2.000
     Grundschüler in die Welt der
     klassischen Musik entführt und
     erleben große Sinfonik.

     Grundschulen, die im Verlauf eines Schuljahres durch     Auch für rund 1.600 Frankfurter Kindergartenkinder wur-
     Dozentinnen von Dr. Hoch's Konservatorium an be-         de es 2016 wieder klassisch – im Programm Sinfonik
     wusstes Hören herangeführt werden. In insgesamt          für Kindergärten. Am 18. April wurde für sie im
     sechs fünfstündigen Workshops außerhalb der regu-        Mozart-Saal der Alten Oper »Der Frühling« aus Antonio
     lären Unterrichtszeit lernen die Kinder, den eigenen     Vivaldis »Vier Jahreszeiten« aufgeführt – dargeboten
     Hörsinn zu schärfen und das Universum der Geräusche,     vom Philharmonischen Orchester mit Musikern des
     Töne und Klänge neu zu entdecken. Sie bekommen           Frankfurter Opern- und Museumsorchesters unter
     kleine Hausaufgaben, sollen beispielsweise Alltags-      Leitung von Vlado Brunner. Am 13. Dezember ver-
     geräusche sammeln. Ihre Entdeckungen, Erlebnisse         setzte Tschaikowskys »Nussknacker« im Titusforum
     und Empfindungen halten sie in einem Hörtagebuch         800 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in vor-
     fest und schulen so auch gleichzeitig Sprache und        weihnachtliche Stimmung. Beide Programmformate
     Ausdrucksvermögen. Zum Abschluss besuchen die            werden in den Kindergärten und Grundschulen inten-
     aufmerksamen Hörer die Alte Oper und erhalten ein        siv vor- und nachbereitet und wirken so auch in das
     Abzeichen. Das Projekt, welches das Konzerthaus auf      Alltagsleben der Kinder hinein. Die Konzerte stoßen
     Initiative und mit Förderung der Stiftung Polytechni-    auf sehr gute Resonanz, die Veranstaltungen sind
     sche Gesellschaft umsetzt, ist eine Ergänzung und        meist komplett belegt.
     Vertiefung des Projektklassikers SINFONIK HAUT-
     NAH!, der Schülerkonzerte in der Alten Oper, bei
     denen seit 2008 der Große Saal des Hauses jährlich       Das Jazz-Projekt versucht,
     für einen Vormittag fest in Kinderhand ist: In zwei
     aufeinanderfolgenden Konzerten werden bis zu 2.000
                                                              jungen Menschen Frankfurts
     Grundschüler in die Welt der klassischen Musik ent-      Erbe als deutsche Jazzhaupt-
     führt und erleben hautnah große Sinfonik. Am 20. April
     2016 fand – moderiert von Felix Koch, Professor für      stadt nahezubringen.
     Alte Musik / Barockcello und Konzertpädagogik / Musik-
     vermittlung an der Hochschule für Musik Mainz – das      An Schüler aller Jahrgangsstufen wendet sich das Pro-
     jüngste Doppelkonzert statt. Dirigiert von Johannes      jekt Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!.
     Klumpp, bot das LandesJugendSinfonieOrchester            Dabei geht es neben der Musikbildung und -vermitt-
     Hessen den Grundschülern ein Mozart-Programm             lung auch um den Erhalt einer Frankfurter Tradition:
     mit der Ouvertüre zu »Idomeneo« und dem Klavier-         Das Projekt versucht, jungen Menschen Frankfurts Erbe
     konzert C-Dur KV 467.                                    als deutsche Jazzhauptstadt nahezubringen. Es wurde

41
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main | Tätigkeitsbericht 2016

           2011 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ins                   im Schuljahr findet außerdem eine ganztägige Leh-
           Leben gerufen. Seit dem Schuljahr 2014 / 2015 wird es                   rerwerkstatt statt, die sich den Grundlagen der Jazz-
           unter der Leitung des Musikpädagogen Sascha Wild in                     vermittlung widmet und um fünf zweistündige Fort-
                                                                                   bildungsmodule erweitert werden kann. Schließlich

Im Herbst 2016 beging                                                              kommt »der fahrende Jazzclub« für Mitmachkonzerte
                                                                                   auf Frankfurter Schulhöfe. Im Schuljahr 2015 / 2016
                                                                                   wurde das Frankfurter Schüler-Jazzensemble als Platt-
das Projekt sein fünf-                                                             form für besonders talentierte bzw. musikerfahrene
                                                                                   Schüler und als künstlerisches Aushängeschild des Pro-

jähriges Jubiläum.                                                                 gramms gegründet. Es formiert sich in jedem Schul-
                                                                                   jahr neu und arbeitet mit einem namhaften Dozenten
                                                                                   der Frankfurter Jazzszene zusammen. Im Herbst 2016
           modifizierter Form von der Musikschule Frankfurt fort-                  beging das Projekt mit einer jazzigen Feierstunde sein
           geführt und von der Stiftung unterstützt. Bei Schüler-                  fünfjähriges Jubiläum.
           Jamsessions können Schüler aller Niveaustufen im
           Frankfurter Jazzkeller zweimal im Jahr gemeinsam
           musizieren und improvisieren. Unterstützt werden sie
           von einer professionellen Rhythmusgruppe, zur Vorbe-
           reitung wird ein Session-Training angeboten. Einmal

           JAZZ ERLEBEN, ENTDECKEN, VERTIEFEN
           Sascha Wild und seine Kollegen bringen den Jazz
           in die Klassenzimmer.

42         Talente finden und fördern | Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes
Sie können auch lesen