UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin

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UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
uMSCHAu
                                       Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig
                                                Freundeskreis Tiermedizin der
    www.vetmed.uni-leipzig.de
freundeskreis.vetmed.uni-leipzig.de/      Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V.

                                                                             22. Jahrgang
                                                                                  Heft 26
                                                                                    2012

                                                                            ISSN: 1615-0449
UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
als entschädigung für beiss­
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   Kontaktaufnahme von der DKV und dem für die DKV tätigen Vermittler erhoben, verarbeitet und genutzt werden.

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Oder per Post an: DKV AG, KVGUK, 50594 Köln, Telefon 02 21/5 78 45 85, www.dkv.com/tieraerzte, tierarzt@dkv.com

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                                                                                                                               Ich vertrau der DKV
UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
uMSCHAu
                                                                           Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig
                                                                                    Freundeskreis Tiermedizin der
                                                                              Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V.
wieder ein überwältigender Erfolg
Nachlese zum 6. LTK ab S. 2                                                                                                                   22. Jahrgang
                                                                                                                                                 Heft 26
                                                                                                                       In diesem Heft:
                                                    Prof. Dr.
                                                    Richter                                                            6. LTK 2012                                      4
                                                    S. 43                        Festrede: Junhold                     Themenübersicht 7. LTK                          13
                                                                                 S. 17                                 Feierliche Promotion 2011
       Zoo Leipzig
       S. 61                                                                                                           Akademische Festveranstaltung                   16
                                                                                       Brünn 2012
                                                                                                                       Festrede: Dr. J. Junhold                        17
                                                                                             S. 63
               Ackerknecht-Preis                                                                                       Die „grünen“ Promovenden                        21
               S. 29                                                                                                   Oskar-Röder-Ehrenplakette                       22
                                                                                                                       Die Goldenen                                    23
                                                                                                                       Feierliche Promotion 2012
                                                                                                                       Akademische Festveranstaltung                   24
                                                                                                                       Die „grünen“ Promovenden                        25
                                                                                                EDITORIAL              Festrede: Prof. Dr. Dr. A. Hensel               26
                                                                                                                       Wilhelm-Ellenberger-Preis                       28
                                                                                                                       Ackerknecht-Preis                               29
                                                                                                                       Die Goldenen                                    30
                                                                                                                       Freundeskreis                                   33
   Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                                       Fakultät
   den Schwerpunkt im neuen Heft der UMSCHAU bilden die Leipziger Tierärztekon-                                        Bericht des Dekans                              42
   gresse: mit einer Nachlese und beispielhaften Berichten zum 6. Leipziger Tierärzte-                                 Prof. Dr. A. Richter                            43
   kongress 2012 sowie einer Vorschau auf den 7. Leipziger Tierärztekongress (Januar                                   Berufungen/Ausbildungen                         44
   2014). Das vorliegende Heft (Berichtszeitraum: November 2011 bis September 2012)                                    Jubiläen                                        47
   ist weiterhin gut gefüllt mit zahlreichen Berichten und Fotos - von den Akademischen                                Gäste                                           48
   Festveranstaltungen bis hin zu studentischen Ereignissen - unserer Autoren, die dieses                              Veranstaltungen, Kongresse,Tagungen             52
   Heft UMSCHAU entstehen lassen: Dafür und selbstverständlich auch für alles was                                      In memoriam                                     59
   noch kommen sollte möchte die Redaktion ganz herzlich danken. Dank auch an die                                      Zoo Leipzig                                     61
   vielen sonstigen Helfer, die zur Realisierung dieses Heftes ganz wesentlich beigetragen
   haben! Ein herzlicher Dank gebührt auch den Mitgliedern des Freundeskreises, die un-                                Aus der Forschung
   sere Arbeit nicht zuletzt ideell unterstützen, insbesondere unseren Firmensponsoren.                                Neues DFG-Projekt - IRIS                        62
   Ohne ihre unterstützung könnte die UMSCHAU nicht realisiert werden.                                                 Projektförderung Virologie                      62
   Für die kommenden Ausgaben plant die Redaktion einige interne Änderungen, mit                                       DFG-Projekt - lymphoide Zellen                  63
   dem Ziel der Effizienzsteigerung bei der Herausgabe, sowie einen festen Erscheinungs-                               Georg Bruns Stiftung                            63
   termin mit einem Heft pro Jahr. Aktuelle Informationen sollen an die Leser grundsätz-                               Promotionen 2011                                64
   lich über unseren Newsletter - dessen Herausgabe jetzt gerade wieder anläuft - ohne                                 Studium & Lehre
   große Zeitverzögerung zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist es jedoch notwendig,                                  Kurs Strahlenkunde                              67
   dass Sie uns Ihre Emailadressen mitteilen, verbunden mit dem ausdrücklichen Wunsch                                  Brünn - Leipzig 2012                            67
   diesen Newsletter zu erhalten. (dazu können Sie gerne das Formular am Ende dieser                                   Bergfest 2012 - Wölfe                           71
   Ausgabe verwenden)!                                                                                                 Aus studentischer Sicht                         72
                                                                                                                       Literatur                                       77
   Die Redaktion der Umschau wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen!
                                                                                                   Red. umschau        Zum Schluss                                     78

               Herausgeber: Dekan und Freundeskreis Tiermedizin der
                                                                                                                                                                   ISSN 1615-0449
   IMPRESSuM

                            Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V.                            Druck:        Im Design Medien u. mehr, M. Mahlfeld
               Redaktion:   Prof. Dr. Lücker (EL), Prof. Dr. Pfeffer, Prof. Dr. Cermak              Druckauflage: 1.700
               Chefred.,    Design, Layout, Sekret.,Verl.: EL, Jessica Mahlfeld, Institut für       Einzelpreis:  12,00 Euro zzgl. Porto
                            Lebensmittelhygiene, An den Tierkliniken 1, 04103 Leipzig,
                            Fon: 0341-9738220, Fax: 0341-9738249                                    Für den Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge sind die
               email:       umschau@vetmed.uni-leipzig.de                                           Autoren (bzw. Einrichtungen) verantwortlich.
               web:         freundeskreis.vetmed.uni-leipzig.de/de/umschau
UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
Leipziger Tierärztekongress

   Die Leipziger TierärzTekongresse 2012 unD 2014:
   rückbLick unD Vorschau
   Im Januar 2012 stellte der 6. Leip-
   ziger Tierärztekongress sowohl bei
   der Zahl der Aussteller als auch bei
   der Anzahl der Besucher einen neu-
   en Rekord auf, so dass wir jetzt mit
   Fug und Recht den Titel als größ-
   ter deutschsprachiger Kongress für
   Veterinärmediziner tragen können.

   Im Heft 25 der umschau fanden Sie
   schon einen kurzen Überblick über den
   zu Ende gegangenen 6. Leipziger Tierärz-
   tekongress. Der dort geschilderte positi-
   ve Eindruck hat sich jetzt nachfolgend in
   der Auswertung der Besucher und Aus-
   stellerbefragung bestätigt.
   Die Befragung der Besucher zeigte, dass
   ein lebhaftes Interesse besteht, den Tier-
   ärztekongress weiter zu begleiten. So wol-
   len fast alle teilnehmenden Tierärzte auch
   beim nächsten Leipziger Tierärztekon-
   gress im Januar 2014 wieder dabei sein.
   Diese positive Rückmeldung spiegelt sich
   auch in den Befragungen der Besucher zu
   den einzelnen Schwerpunkten wider. Auf
   einer Notenskala von 1 (ausgezeichnet)
   bis 6 (ungenügend) erzielten die Vorträge        Entwicklung der Aussteller- und Besucherzahl vom 1. LTK 1998 bis zum 6. LTK 2012 (Grafik:
   und auch die Redner durchweg positive                                                 Leipziger Messe)
   Resultate.
   uns als Organisatoren freut natürlich           Befragung der Besucher des 6. LTK (301 ausgewertete Fragebögen)
   besonders, dass die Freundlichkeit und
   Hilfsbereitschaft des Personals durchweg
   positiv bewertet werden. Dies ist für die
   Mitglieder der Fakultät sowohl Anerken-
   nung für das bisherige Engagement als auch
   Ansporn für die kommenden Kongresse.
   Hinsichtlich der weiteren Planung wurden
   die Teilnehmer auch befragt, ob der freie
   Wechsel zwischen den Themenblöcken
   begrüßt wird. Es zeigte sich, dass der freie
   Wechsel zwischen den Themenblöcken
   von mehr als 88 % der Besucher (2010 86
   %) ausdrücklich so gewünscht wird, auch
   auf die Gefahr hin, dass ein Vortrag wegen
   zu vieler Teilnehmer dann nicht besucht
   werden kann. Sicherlich gibt es bei ein-
   zelnen Punkten der Organisation und der
   Technik noch Abstimmungsbedarf, aber
   im Großen und Ganzen zeigte uns die
   Abschlussbefragung doch, dass wir mit
   dem LTK auf dem richtigen Weg sind.
   Eindrücke und Berichte von diesem Kon-
   gress finden Sie auf den folgenden Seiten.

                                 Gäbel, Rackwitz

                                                     Befragung der teilnehmenden Besucher nach der Wiederbeteiligung am Kongress (Grafik:
                                                                                      Leipziger Messe)

4 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
Leipziger Tierärztekongress

An vier Tagen im Januar packten fleißige Helfer in der Klinikhalle der AGTK 4000 Kongressta-    Schwerpunkt im doppelten Sinn waren dabei
                schen und bewegen dazu Hand für Hand 16 Tonnen Material                        die Leipziger Blauen Hefte mit den Proceedings

             Tasche Nr. 4000

                                                 Am Vortag des Kongresses wurde das Material ins Congress Center Leipzig geliefert. und
                                                                           erneut war Handarbeit gefragt

Angesichts von so viel Einsatz konnten Kongresspräsident Prof. Gäbel (links) und Helene von        Alles wurde sorgsam verstaut…
    Groote, die Projektdirektorin der Leipziger Messe GmbH, ganz entspannt bleiben.

                                                       umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012            5
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Leipziger Tierärztekongress

                   …bis ein Stehen in den Räumen nicht mehr möglich war.                           Was vom Tage übrig blieb.

                                                                                          Zwei Vertreter des herausragenden Counter-
    Auch die Kunstausstellungen wie „Doktor,    Ausstellung „Das Bergfest im Wandel der    personals: Petra Philipp und Nicole Lingott
   mach den Hund gesund!“ mussten vorberei-                     Zeiten“.                  waren am Morgen des ersten Kongresstages
           tet und aufgebaut werden.                                                                       guter Dinge

                                                                                          Derart überschaubar war das Congress Cen-
                                                                                              ter nur während der Vortragszeiten

                                                                                           Die Pausen wurden zum Knüpfen neuer
                                 Der erste Besucheransturm                                Kontakte und für Gespräche unter Kollegen
                                                                                                           genutzt

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Leipziger Tierärztekongress

                           Kongresspräsident Prof. Dr. Gotthold Gäbel begrüßt die Gäste / Eröffnung mit Musik

        Auftaktveranstaltung und Podiumsdiskussion erörterten die Frage „Macht die Rassezucht unsere Hunde und Katzen krank?“

unsere Fakultät präsentierte sich mit eigenem                  Die Vortragssäle waren bei allen Veranstaltungen gut gefüllt
          Stand in der Ausstellung

                                                     umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012   7
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                                Auch die begleitende Industrieausstellung vetexpo war ein Besuchermagnet

                                            Der Empfang der Referenten im Neuen Rathaus

8 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
Leipziger Tierärztekongress

    berichTe Vom 6. Leipziger TierärzTekongress 2012
Wiederkäuer                                  Wirkstoffen zu fördern. J. Drackley (ur-      NaH2PO4-Gabe verbessert den Behand-
                                             bana, Illinois) illustrierte die enormen      lungserfolg bei Gebärparese mit schwe-
Es ist schon beeindruckend, wenn ein für     metabolischen        Anpassungsreaktionen     ren Allgemeinstörungen. Langjährige
500 Personen ausgelegter Raum bei einer      der Leber während der Transitperiode,         Analyseergebnisse zu Se, Cu und Mn im
Fortbildungsveranstaltung für Nutztie-       u.a. belegt durch Änderung spezifischer       Rinderblut ergaben lt. A. Müller (Ludwigs-
re, d.h. Rinder, kaum noch ausreicht, um     metabolischer Schlüsselwege, Steigerung       burg) für die Serum-Selenkonzentration
alle Interessenten aufzunehmen. Das          des hepatischen Blutflusses und der Ge-       saisonale sowie Schwankungen von Jahr
Programm des 6. LTK mit den Schwer-          wichtszunahme um ca. 10%. Eine exzel-         zu Jahr mit enger Korrelation zum Milch-
punkten „Bestandsbetreuung: Führen           lente Übersicht zur Leber-Pathophysiolo-      preis; Analogien bestanden zum Kupfer,
mehrere Wege zum Ziel?“, „Wächst die         gie des Menschen gab T. Berg (Leipzig). In    allerdings mit weniger Hypocuprosen.
Leber mit ihren Aufgaben?“, „Mineral-        den Sektionsstatistiken dominieren durch      Die Notwendigkeit gründlicher anam-
stoffwechsel: Konfliktpotential für Fütte-   zahlreiche Risikofaktoren (Alkohol!) be-      nestischer und klinischer Analysen sowie
rer und Kliniker?“, „Kann man Genetik        dingte Fettlebererkrankungen (70%), vira-     Rationsberechnungen bezüglich Spuren-
überlisten?“, „Immunologie: Was kostet       le Infektionen (20%) sowie autoimmune         elementmangel bei Rindern betonte C.
das Immunsystem?“, „Kleine Chirurgie: 1      Lebererkrankungen. Den dramatischen           Wolf (Rostock). untersuchungen von A.
× 1 für Praktiker“, „Infektionskrankhei-     Gipfel stellen Leberfibrosen bzw. -zirrho-    Pechová (Brno, CZ) zu den Effekten ver-
ten: Gesundheit für Tiere und Menschen       sen dar, die aber nicht bei Leberverfet-      schiedener Selenpräparate ergaben die
sichern“ sowie „Mastitiden – und kein        tungen zu beobachten sind. In den Aus-        höchsten Organanreicherungen bei Ver-
Ende?“ entsprach offensichtlich den Wün-     führungen von A. Starke (Hannover) war        fütterung von Selen-reichen Hefen.
schen vieler deutscher und internationa-     praktisch informativ, dass Dexamethason       Der Fruchtbarkeitspart war mit dem
ler Nutztierpraktiker.                       an der Leber zu einer Steigerung des          Motto „Kann man Genetik über-
An der Bestandsbetreuung im Sinne            Blutflusses sowie einer Abnahme des Le-       listen?“ überschrieben. W. Heuwieser
bewusster Prophylaxe führt kein Weg in       berfettes führt. M. Fürll (Leipzig) belegte   (Berlin) unterzog mit dem Vortrag „Ak-
der modernen Rinderpraxis vorbei, - das      in einer umfangreichen klinischen Kasu-       tuelles zum Monitoring von Milchkühen
machten alle Referenten deutlich. Mit ei-    istik, dass die traditionelle „Leberschutz-   nach der Geburt“ die Genauigkeit bei der
ner ganzen Reihe Fakten überzeugte R.        therapie“ ein sinnvolles therapeutisches      Befunderhebung einer kritischen Bewer-
Staufenbiel (Berlin), dass dies nicht nur    Konzept ist, das je nach Situation, durch     tung. Selbst relative einfache Verfahren
moralisches und ökonomisch sinnvolles        weitere Medikamente (Glucocorticoi-           wie die Temperaturmessung haben bei ge-
Anliegen ist, sondern durch eine Reihe       de, Vitamin-B12, Vitamin C/E, Menbuton,       nauerer Betrachtung einige Fehlerquellen
gesetzlicher Vorschriften quasi gefordert    Carnitin, Niacin, cis-Linolensäure) erfolg-   und können fehlinterpretiert werden. H.
und damit umzusetzen ist. Teilprozesse       reich zu ergänzen ist.                        Bollwein (Hannover) charakterisierte die
der integrierten tierärztlichen Bestands-    Der Themenkomplex „Mineralstoff-              negative Energiebilanz mit Störung der
betreuung (ITB) analysierte M. Mansfeld      wechsel: Konfliktpotential für Füt-           hormonellen Regulation (IGF1, PGF2α,
(München) und zeigte aktuelle, aber vor      terer und Kliniker?“ wurden von M.            Oxytoxin, Progesteron, LH-Östradiol) als
allem auch perspektivische Möglichkei-       Rodehutscord (Stuttgart) mit „Optimale        Hauptursache der embryonalen Morta-
ten auf, wie Tierärzte wirkungsvoll zu       Phosphat- und Calciumversorgung bei           lität bei Hochleistungsrindern. Auch die
besserer Tiergesundheit und Leistung         Milchkühen“ in Hinblick auf Bedarf, Ein-      Oozytenqualität leidet bei Energieman-
beitragen können. Herr W. Obritzhauser       fluss auf Milchleistung und Fruchtbarkeit     gel. Häufigere Organkrankheiten stören
(Kapfenberg/AuT) konnte eindrucksvoll        sowie Knochenstoffwechsel eingeleitet.        den Embryo und können zu dessen Lyse
die vielfältigen Aktivitäten der Tierge-     Grundaussage war, dass sich die Emp-          führen. Kritisch bewertete A. Wehrend
sundheitsdienste in Österreich zur För-      fehlungen der GfE uneingeschränkt be-         (Gießen) die Chancen und Grenzen der
derung der Prophylaxe durch Beratung         währt haben. Der P-Bedarf wird über           hormonellen Behandlung von Frucht-
und Betreuung von Tierbeständen, durch       das Grundfutter gedeckt; nur in Betrie-       barkeitsstörungen aus. PGF2α hat sich
Minimierung des Arzneimitteleinsatzes im     ben mit hohem Anteil an Mais- oder            zur Therapie von Endometritiden und
Interesse der Gesundheitsfürsorge und –      Zuckerrübennachprodukten kann eine            Pyometren bewährt, jedoch ist die kon-
vorsorge sowie Transparenz bei der Le-       P-Ergänzung nötig werden. Potentielle         krete Diagnostik der Hintergründe in je-
bensmittelerzeugung illustrieren.            Möglichkeiten für Hypophosphatämien           dem Fall Grundvoraussetzung. Großes In-
Zur Frage: „Wächst die Leber mit             als Festlieger-ursache diskutierte sehr       teresse fand der Vortrag über Sexing von
ihren Aufgaben?“ leitete J. Aschenbach       vielseitig W. Grünberg (utrecht). Er bilan-   Nutztiersperma von D. Rath (Neustadt).
(Berlin) mit Ergebnissen über Substrat-      zierte, dass eine P-Beteiligung am Gebär-     Dieser seit Langem bestehende Wunsch
verfügbarkeit und –bedarf der Leber bei      paresekomplex unwahrscheinlich ist. M.        der Tierzüchter hat heute einen guten
Hochleistungstieren ein. Diese Tiere ha-     Fürll (Leipzig) konnte sowohl über Fort-      Entwicklungsstand erreicht, jedoch sind
ben sich hervorragend an die fermen-         schritte bei der Früherkennung (höheres       die Befruchtungsergebnisse noch verbes-
tative Ernährungsweise angepasst. Zur        Gebärparese-Risiko bei AP-Aktivitäten <       serungsbedürftig. Zur Epidemiologie der
Vermeidung von Imbalancen betonte er         45 u/l Serum, NSBA > 250 mmol/l Harn,         Leptospirose beim Rind (L. hardjo) refe-
die Notwendigkeit, vermehrt Propionat        Kalium > 300 mmol/l Harn) als auch            rierten T. Steppin und P. Zieger (Berlin)
durch Fütterungsstrategien, gesteigerte      der Therapie von Festliegern berichten:       als eine potentielle Infertilitätsursache.
Futteraufnahme, Modifikation der Pan-        Dexamethason-Ergänzung zur Gebärpa-           Darüber hinaus wurde das System Herd-
senfermentation oder Supplementierung        rese-Behandlung verbessert den Erstbe-        Scan® vorgestellt.
von glukoplastischen Verbindungen resp.      handlungserfolg und reduziert Rezidive;       In einem Vortrag der besonderen Art be-
                                                    umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012       9
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Leipziger Tierärztekongress
    handelte B. Kaspers, München, die ener-     bilanzieren, dass das Bekämpfungspro-        (hohe Sensitivität, -Spezifität, gute und
    getischen Kosten des Immunsystems.          gramm gegen die Blauzungenkrankheit er-      schnelle Durchführbarkeit), betonte aber
    In zahlreichen Beispielen wurden der        folgreich war, sodass die Krankheit auch     ebenso, dass auf kulturelle Verfahren aus
    Energieaufwand für Antigenstimulatio-       ohne fortgesetzte Vakzinationen liquidiert   einer Vielzahl praktischer Gründe nicht
    nen/Vakzinationen sowie die Auswirkun-      wurde. Für die Tuberkulose zeichnet sich     verzichtet werden kann. K. Donat (Jena)
    gen unzureichender Energieversorgung        eine solch deutliche Entwicklung nicht ab,   berichtete über untersuchungen von S.
    für Abwehrvorgänge vor Augen geführt.       jedoch verhinderte eine vertiefte Diag-      aureus als Mastitiserreger in Thüringer
    Das bedeutet andersherum, dass die Re-      nostik bei der Fleischuntersuchung einen     Betrieben. Die Prävalenz von 6,2% ent-
    sistenz bei Energiemangelzuständen (Ke-     weiteren Anstieg positiver Fälle. Erfreu-    spricht Zahlen anderer Regionen, die Re-
    tosen) entsprechend eingeschränkt ist.      licherweise konnte M. Beer (Greifswald       sistenzsituation wird als günstig bewertet.
    Für Praktiker immer wieder interessant      – Insel Riems) gute Fortschritte in der      Methicillinresistente S. aureus Stämme
    sind Möglichkeiten der chirurgi-            BHV-1-Sanierung deutschlandweit bilan-       wurden nur in sehr geringem umfang
    schen Therapie in der Praxis. In be-        zieren. Neue Anforderungen sind in der       erfasst. K. Fehlings (Günzburg) verglich
    währter Weise legte A. Steiner (Zürich)     Neufassung der BHV1-Verordnung um-           Hygienemanagement, Laktations- und
    seine Erwartungen an die künftige buiat-    rissen. H. Schirrmeier (Greifswald – Insel   Trockenstelltherapie sowie Immunpro-
    rische Chirurgie dar. Seiner Meinung nach   Riems) konnte über einen gelungenen          phylaxe als drei „Lösungsansätze“ zur Be-
    wird es zu einer divergenten Entwick-       Auftakt der BVD-Pflichtbekämpfung in         kämpfung von Mikrokokken. Dabei zeigte
    lung bei der Behandlung von wertvollen      Deutschland berichten. Die frühzeitige       sich, dass keiner für sich allein ausreicht,
    Zuchttieren einerseits und den Nutztie-     Erkennung und Merzung von Pi-Tieren          um eine Bestandsproblematik erfolgreich
    ren der landwirtschaftlichen Produktion     wird zu schnellen Bekämpfungsfortschrit-     zu lösen, besonders bei Anwesenheit
    andererseits kommen. Dementsprechend        ten führen. Über entscheidende Fort-         von Koagulase-Negativen Staphylokok-
    unterschiedlich sieht er die Erwartungen    schritte bei der Aufklärung der Bovinen      ken (KNS). Frau J. Hagen (Leipzig) stellte
    an den Praktiker, aber auch für die stu-    Neonatalen Panzytopenie konnte K. Doll       immunologische untersuchungen über
    dentische Ausbildung. In einem auf den      (Gießen) berichten, als deren ursache in     die Bedeutung der Stoffwechsellage, ins-
    Tarsus fokussierten Beitrag schilderte K.   Vakzine enthaltene MHC I Antigene anzu-      besondere von Antioxidantien und der
    Nuss (Zürich) anschließend die zahlrei-     sehen sind. Diese induzieren die Bildung     Zytokine TNFα und Haptoglobin in Blut
    chen chirurgischen Probleme an diesem       von Alloantikörpern.                         und Euterlymphe, für Mastitiden vor. Bei
    Organ, die vor allem diagnostisch bedeut-   Mastitiden sind, neben Fruchtbarkeits-       Kühen mit Mastitiden lag ein Mangel an
    sam für den Rinderpraktiker sind.           störungen, die Hauptabgangsursache           Antioxidantien in beiden Medien vor, was
    Besonderes Interesse der Kollegen finden    bei Kühen. M. Zschöck (Gießen) hob in        die Notwendigkeit der Statuskontrolle
    immer wieder die aktuellen Infektions-      seinem Referat die Vorzüge moderner          und ggf. Substitution unterstreicht.
    krankheiten. H.-J. Bätza (Bonn) konnte      molekularbiologischer Techniken hervor                                              Fürll,

    Workshop zur                                erläuterte kompetent und sachlich, auf
                                                welche Aspekte gerade Tierärzte achten

    existenzgründung                            sollten. Eine wichtige und oftmals unter-
                                                schätzte Basis für den eigenen Erfolg in
                                                der Praxis stellt die gute Kommunikation
    Wie schon in den vorhergehenden Jahren      mit den Tierbesitzern dar. Diesen Aspekt
    wurde auch anlässlich des 6. LTK erneut     beleuchtete Herr Westphal (Horbach)
    ein Workshop „Niederlassungsberatung“       in einem lebhaften und interaktiven Bei-
    organisiert, der sich naturgemäß vor al-    trag, der zeigte, wie Kommunikation be-      Prüfung der Voraussetzungen einschließ-
    lem an jüngere Kollegen/innen richtet,      trieben werden kann und welche Fehler        lich des Standortes, eine realistische Ab-
    die vor dem Sprung in die eigene Praxis     vermieden werden sollten. Selbständige       wägung von eigenen Zielen und strikte
    stehen. Inhaltlich wurde der Workshop       Tätigkeit ist zwingend mit steuerlichen      Beachtung ökonomischer Erfordernisse
    gemeinsam mit der Landestierärztekam-       Fragen verbunden, mit denen sich Praxis-     aber auch von Erwartungen an die eigene
    mer Sachsen gestaltet. Die rechtlichen      gründer auseinandersetzen müssen und         Lebensplanung wurden als wichtige und
    Implikationen, die sich aus einer Praxis-   die sie leicht überfordern können. Frau      so ehrlich wie möglich abzuschätzende
    gründung ergeben können, erörterte in       Bock (Treubilanz) zeigte die möglichen       Grundlagen betont. Ohne eine kompe-
    dem ersten Vortrag mit Herrn Althaus        Fallstricke anschaulich auf und schlug ei-   tente und professionelle Beratung ist dies
    (Rechtsanwälte Mönig und Partner) ein       nen Fahrplan vor, wie sich das Ziel einer    nur schwer möglich. Dass der niederge-
    in der Rechtsberatung von Tierärzten        gut laufenden Praxis auf der Grundlage       lassene Tierarzt nicht nur gute Veterinär-
    seit Jahren erfahrener Jurist. Dass man     einer sorgfältigen Planung unter Berück-     medizin betreiben muss sondern auch
    bei der eigenen tierärztlichen Tätigkeit    sichtigung steuerlicher Regelungen er-       Verantwortung als unternehmer trägt,
    nicht vergessen sollte, dass es Rahmen-     reichen lässt. Natürlich ist eine tragbare   sei es in ökonomischer, steuerlicher oder
    bedingungen verschiedener Art gibt, die     Finanzierung über Kredite in der Regel       juristischer Hinsicht oder in der Füh-
    über den eigenen Erfolg mit entschei-       notwendig, um eine Praxis zu gründen.        rung von Personal, wurde von Dr. Möckel
    den, und dass man bedenken sollte, wie      Welche Gegebenheiten hier aus Sicht der      (Sächsische Landestierärztekammer) the-
    man sich vor entsprechenden Risiken         Banken zu beachten sind, erklärte Herr       menübergreifend deutlich gemacht. Das
    absichern kann, erläuterte Herr Kasten      Schuffenhauer (Deutsche Apotheker-           Studium der Tiermedizin qualifiziert für
    (TVD). In diesen Zusammenhang ist auch      und Ärztebank). Die konkreten eigenen        die fachliche Tätigkeit, um aber auf Dauer
    die Absicherung von Gesundheitsrisi-        Erfahrungen in der Praxisgründungspha-       Erfolg haben zu können, müssen zusätzli-
    ken zu sehen, und Frau Vortkort (DKV)       se erläuterte Herr Tierarzt Kobera. Die      che Kenntnisse auch abseits der Tierme-

10 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress
dizin erworben und Rat an kompetenter         sich gezielt an einen eingeschränkten        mit den Referenten möglich macht. Auch
Stelle gesucht werden. Die Tierärztekam-      Teilnehmerkreis und ist daher mit ca. 30     auf dem 7. LTK wird es diesen Workshop
mern tragen an dieser Stelle Verantwor-       Tierärzten von überschaubarer Dimensi-       wieder geben, der hoffentlich einen glei-
tung und stehen den Existenzgründern          on. Dies ermöglicht eine sehr direkte und    chen Zuspruch finden wird.
hilfreich zur Seite.                          persönliche Atmosphäre, die auch eine an                                     Daugschies
Der Niederlassungs-Workshop wendet            konkreten Fragen orientierte Diskussion

pferdemedizin
Die Vorträge der Pferdemedizin umfassten
die Forensische Medizin bis hin zu Zah-
nerkrankungen. Sowohl die Hufbeschlags-
kunde wurde begeistert vorgetragen als
auch der Tierschutz im Pferdesport hatte
die Zuhörer begeistert. Die spezielle Ana-
tomie des Hufes als auch die modernen
bildgebenden      untersuchungstechniken
des Hufes wurden vorgestellt, so dass der
Zuhörer anatomisches Wissen neu erfah-
ren konnte und eine Bestätigung der Pra-
xis erhielt und neue Erkenntnisse für die
Zukunft bekam. Das Spannungsfeld zwi-
schen Pferdesportmedizin und Tierschutz
konnte zwar nicht ausgeräumt werden,
jedoch sind klare Befundbeschreibungen
für die Praxis aufgezeigt worden. Auch
das heiße und spannungsreiche Thema
des Dopings im Pferdesport wurde ange-
sprochen und auch interessierte Fragen
konnten so authentische Antworten be-
kommen. Die Fütterung der Stute und des
Fohlens war ebenso vorgetragen worden.
Auch die Analyse und Bewertung der
Fruchtbarkeit der Stute und des Hengstes      mittelbarer Auftragnehmer des Tierbesit-     klärte die Nekrose und Apoptose der
während der 27. Internationalen Konfe-        zers fungiert und die Interpretation der     Zellen in der Bronchialschleimhaut, sys-
renz über Pferdereproduktionsmedizin          Labormedizinischen Befunde vornimmt          temische Entzündungen beim Hochleis-
waren für die TierärztInnen ein besonde-      und somit direkt in der Sorgfaltspflicht     tungspferd, biochemischen Parameter
rer Wissenszuwachs.                           steht.                                       der Peritonealflüssigkeit, Nierenfunkti-
Die Forensische Medizin hatte die Haf-        Die Vorträge der Kolik umfassten die La-     onsanalyse, Diagnose der Piroplasmose
tung des veterinärmedizinischen Labors        paroskopie, perioperative ultraschallun-     und die Alkoholdehydrogenase als intes-
als Mittelpunkt, wobei der Tierarzt als un-   tersuchung, spezielle chirurgische Techni-   tinaler Ischämieparameter. Abschließend
                                              ken und die Prognose des Kolikpatienten.     rundete ein Vortag über eine regelmäßige
                                              Die Leistungsschwäche des Pferdes um-        Diagnostik der Infektion mit Pferdenema-
                                              fasste die Eruierung der kardialen Schwä-    toden im Pferdebetrieb ab, um eine indi-
                                              che. Ein besonders beeindruckender           zierte und nicht vielfach ungezielte Ent-
                                              Vortrag war die Darstellung der ultra-       wurmung vorzunehmen.
                                              strukturellen Veränderungen der Mukosa                                         Schusser
                                              des Kolons nach Ischämie, die im Zuge
                                              der Strangulation und der Wiederdurch-
                                              blutung entsteht. Die Labormedizin er-

Lebensmittelsicherheit                        Überblick zu aktuellen Gesichtspunkten
                                              des Lebensmittel- und Fleischhygiene-
                                                                                           von Allergenen (Stenzel, Berlin).
                                                                                           Zur Thematik Lebensmittelinfektionser-
                                              rechts, besonders hervorgehoben wur-         reger berichteten Ludewig et al. (Leip-
Der Schwerpunkt Lebensmittelsicher-           den die VO (Eu) 1169/2011 und der neue       zig) über die derzeitigen Erkenntnisse
heit des 6. LTK wurde am 19./20. Janu-        §44 Abs. 4a LFGB (Palla, Erfurt).            zur Verbreitung und Übertragung von
ar 2012 ausgerichtet. Der Präsident des       Weitere Beiträge befassten sich mit          Toxoplasma gondii. Balkema-Buschmann
Bundesinstituts für Risikobewertung Prof.     Rückständen und Kontaminanten in der         et al. (Greifswald– Insel Riems) gingen
Hensel hielt die Eröffnungsrede über die      Lebensmittelkette (Körber, Berlin), be-      auf die epidemiologische Situation und
Bedeutung der Risikobewertung als zent-       sonders Dioxin (Helmsmüller, Hannover)       Pathogenese transmissibler spongifor-
rales Element der Eu-Verbraucherpolitik.      sowie mit Lebensmittelimitaten (Hilde-       mer Enzephalopathien in Deutschland
Im Anschluss folgte ein gut strukturierter    brandt, Berlin) und der Kennzeichnung        ein. Danach referierte Dr. Thiemo Albert
                                                     umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012      11
Leipziger Tierärztekongress
    (Leipzig) über die antivirale Wirkung von    Schlachtbetrieb für Farmwild und der          nebenprodukten in der Ernährung von
    rohwurstrelevanten Starter- und Schutz-      dort erfolgten Fleischuntersuchung und        Nutzfischen. Die Entwicklung von Aqua-
    kulturen, gefolgt von einem Beitrag zum      ggf. untersuchung auf Trichinellen ist dann   kulturen zur Erzeugung von Speisefi-
    Einsatz von Bakteriophagen im Zusam-         allerdings nur die Vermarktung auf natio-     schen für die Humanernährung weist
    menhang mit der Bekämpfung pathoge-          naler Ebene an Endverbraucher oder Be-        weltweit die höchsten Wachstumsraten
    ner Mikroorganismen (Orquera, Berlin).       triebe des Einzelhandels zur Abgabe an        auf. Gleichzeitig verbrauchen Aquakul-
    Besonders hervorzuheben sind die Dar-        den Endverbraucher gestattet.                 turen den größten Anteil der globalen
    stellungen von Hühn et al. (Berlin) und      Lothar Hoffmann von Thüringer Landes-         Erzeugung von Fischmehl und Fischöl. In
    Schlotter et al. (Jena) zur Bedeutung von    amt für Lebensmittelsicherheit und Ver-       der Fischernährung bestehen zwar im
    Vibrio spp. in Meeresfrüchten bzw. zur       braucherschutz (TLLV) berichtete über         Vergleich zu warmblütigen Nutztieren
    Belastung von Rohmilch mit MRSA und          die Akkreditierung der untersuchungs-         geringere Einschränkungen für die Ver-
    enterotoxinbildenden S. aureus-Stämmen       labore für Trichinella im Freistaat Thü-      wendung von verarbeiteten tierischen
    in Milchviehbeständen Thüringens. Prof.      ringen. Die umsetzung der Forderungen         Proteinen (VTP) es liegt aber bislang kei-
    Krüger (Leipzig) schilderte das Thema        der VO (EG) Nr. 882/2004 konnte für alle      ne Freigabe für Geflügel- und Schweine-
    chronischer Botulismus sehr anschaulich      Laboratorien, die in Thüringen unter-         mehle vor so dass allein im Bereich der
    am Fallbeispiel eines sächsischen Milch-     suchungen auf Trichinellen durchführen,       Schweineschlachtung jährlich etwa 2 Mio.
    viehbetriebes.                               durch Einbindung dieser Laboratorien          t hochwertiger Nebenprodukte anfallen,
    Ein weiterer Themenschwerpunkt war           in das Qualitätsmanagementsystem des          die nach entsprechender Vorbehandlung
    der Bedeutung und den lebensmittelhy-        TLLV erreicht werden. Eva V. Knoop be-        aktuell ausschließlich zu minderwertigem
    gienischen Aspekten der Fischhaltung in      richtete im Anschluss über ein Koopera-       Pflanzendünger verarbeitet werden. Man
    Aquakultur (Bartelt, Cuxhaven) sowie         tionsprojekt des Bundesinstituts für Risi-    wird in der Zukunft nicht umhin kommen,
    der Qualität ökologischer und konventi-      kobewertung und der Labor Diagnostik          eine sachbezogene Auseinandersetzung
    oneller Aquakulturfische (Karl, Hamburg)     Leipzig GmbH: in einer bundesweiten           mit diesem Nachhaltigkeitsverzicht unter
    gewidmet.                                    Laborvergleichsuntersuchung          wurde    Beachtung aller Risiken zu führen.
    Abschließend präsentierte Dr. Greiner        der Nachweis von Anti-Trichinella IgG         Karen von Holleben vom Beratungs- und
    (Karlsruhe) sehr anschaulich die Mög-        in Schweineseren mithilfe des PIGTYPE         Schulungsinstitut für Tierschutz bei Trans-
    lichkeiten der Nanotechnologie im Le-        Trichinella© Ab Testkits bewertet. Die        port und Schlachtung stellte unter der
    bensmittelbereich und deren Probleme in      Ergebnisse des Ringversuchs zeigen, dass      Überschrift „10 Jahre Verankerung des
    Bezug auf die Lebensmittelsicherheit. Wir    der PIGTYPE Trichinella© Ab sowohl in         Tierschutzes im Grundgesetz – Anspruch
    hoffen, dass auch auf dem LTK 2014 der       der Wiederholbarkeit als auch in der Re-      und Wirklichkeit im Bereich lebensmittel-
    Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit wie       produzierbarkeit sehr stabil ist und dass     liefernder Nutztiere“ anschaulich Fort-
    in diesem Jahr spannende Themen und          die serologische untersuchung von Mast-       schritte aber auch weiterhin bestehende
    Referenten bereithält.                       schweinen aus Beständen oder Regionen         Probleme im Bereich des Tierschutzes an
                                   Jarke/Braun   mit vernachlässigbarem Infektionsrisiko       den Schnittstellen Transport und Schlach-
                                                 eine gute Alternative zur post mortem         tung dar: Probleme bestehen hier nach
    Im Bereich der Fleischhygiene gaben          untersuchung von Einzeltieren darstellt.      wie vor bei der Beurteilung und Regle-
    auch in diesem Jahr ausgewählte Vorträge     Katharina Riehn vom Institut für Le-          mentierung der Transportfähigkeit von
    einen Einblick in die aktuellen Entwick-     bensmittelhygiene der Veterinärmedizini-      Nutztieren sowie der oftmals unzurei-
    lungen in den verschiedenen Bereichen        schen Fakultät Leipzig stellte unter dem      chenden lichten Höhe bei mehrstöcki-
    des Fachgebiets. Heike Palla vom Thürin-     Schwerpunkt „lebenmittelübertragene           gen Transporten. Positiv hob die Autorin
    ger Ministerium für Soziales, Familie und    Zoonosen“ die untersuchungen ihrer            hervor, dass bezüglich der sorgfältigen
    Gesundheit gab einen Überblick über die      Arbeitsgruppe zu Nachweis und Präva-          und restriktiven Genehmigungspraxis
    wichtigsten Neuerungen des Fleischhy-        lenz des Duncker’schen Muskelegels in         bei der betäubungslosen Schlachtung in
    gienerechts: neben der Erstellung eines      Deutschland vor. Insbesondere die Ent-        Deutschland und der Verankerung des
    Leitfadens zur amtlichen Überwachung         wicklung einer spezifischen Nachweis-         Tierschutzes in Art. 20 a GG ein Gleich-
    der risikobasierten Fleischuntersuchung      methode für diesen Parasiten durch die        gewicht besteht. Abschließend zeigte
    haben sich hier insbesondere Änderun-        Arbeitsgruppe hat die Datenlage zu Prä-       Klaus Troeger vom Max-Rubner-Institut
    gen im Bereich der Bestimmungen zu           valenz, Verteilung und Tenazität des Para-    in Kulmbach Möglichkeiten zur Verbesse-
    Farmwild ergeben: seit November 2010         siten deutlich verbessert und die gewon-      rung des Tierschutzes bei der Betäubung
    gibt es im nationalen Recht eine zusätz-     nenen Erkenntnisse sollen zukünftig auch      und Entblutung von Schlachtschweinen
    liche Erleichterung bei der Schlachtung      im Bereich der amtlichen Überwachung          auf. Hier bietet insbesondere die bereits
    am Herkunftsort für „Wildfarmen mit          genutzt werden. Im Anschluss gab Anne         auf experimenteller Ebene mit sehr gu-
    geringem Produktionsvolumen an Scha-         Balkema-Buschmann vom Friedrich-Löff-         ten Erfolgen erprobte Helium-Betäubung
    lenwild“ (< 50 Tiere/ Jahr). Nach Geneh-     ler-Institut auf der Insel Riems in ihrem     eine auch in der Praxis umsetzbare, tier-
    migung durch die zuständige Behörde ist      Referat ein kurzes update zum aktuellen       schutzgerechte Alternative zu den bislang
    es nun möglich die Schlachttieruntersu-      Stand der Forschung im Bereich trans-         gängigen Betäubungsverfahren.
    chung innerhalb von max. 28 Tagen vor        missibler spongiformer Enzephalopathien.                                            Riehn
    der Schlachtung durch den amtlichen          Dass auch der Bereich der Aquakultur
    Tierarzt durchführen zu lassen, sofern       Überschneidungspunkte mit der Fleisch-
    eine kundige Person unmittelbar vor der      hygiene hat, zeigte Frank Liebert vom
    Schlachtung keine Verhaltensstörungen        Department für Nutztierwissenschaften
    feststellt, und kein Verdacht auf umwelt-    der Georg-August-universität Göttin-
    kontaminationen besteht. Nach dem            gen. Er berichtete über Überlegungen zu
    Transport zu einem Eu- zugelassenem          den Einsatzmöglichkeiten von Schlacht-

12 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress
Seit Mitte 2012 ist die Fakultät damit beschäftigt,
den 7. Leipziger Tierärztekongress vorzubereiten.
Im Großen und Ganzen haben wir die tierartenspe-
zifische Orientierung beibehalten. Mit den Schwer-
punkten Arzneimittel/Toxikologie und Veterinary
Public Health werden aber auch übergreifende
Schwerpunkte gesetzt.
Während wir uns beim 6. LTK im Rahmen der Auf-
taktveranstaltung vor allen Dingen mit dem Problem
der Rassetierzucht im Hobbytierbereich beschäftigt
haben, stehen in der Auftaktveranstaltung des 7. LTK
die Nutztiere im Fokus. Das Thema „Moderne Nutz-
tierhaltung: Der Tierarzt im Spannungsfeld zwischen
Verbraucherschutz, Ökonomie und Ethik“ soll ver-
suchen, die Problematik aus tierärztlicher Sicht zu
beleuchten. Wir denken, dass von Seiten der Agrar-
wirtschaft bestimmte Meinungen schon platziert
werden, aber die Aspekte aus tierärztlicher Sicht in
der Öffentlichkeit bislang zu wenig Berücksichtigung
gefunden haben.
Erstmalig wird eine ganztägige Veranstaltung das         Aufgrund des großen Interesses an diesem Thema beim
Thema „Fische“ behandeln. Dabei wird das tierärzt-       letzten Kongress, wird der Schwerpunkt „Versuchstier-
liche Arbeitsfeld von den Krankheiten der Heimfi-        kunde“ 2014 ausgeweitet und einen ganzen Tag über
sche bis zur Haltung in Aquakultur umfassend dar-        Tiermodelle und den Tierschutz im Versuchstierbereich
gestellt. Ebenfalls neu im Kongressprogramm ist der      informieren. Ebenfalls auf große Resonanz stieß im Janu-
Workshop zu tierärztlichen Gutachten, in dem die         ar 2012 die Vortragsreihe zum Thema Bienen. Deshalb
Referenten über erlebte Pleiten, Pech und Pannen         wird der 7. Leipziger Tierärztekongress diese Tiergruppe
berichten und damit Ansatzpunkte zur Vermeidung          erneut „Vom Rüssel bis zur Stachelspitze“ vorstellen.
vermitteln.
                                                         Hier eine Übersicht aller bisher geplanten Themen:

                                            umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012   13
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Erlebnis

MESSE-HIGHLIGHTS
Noch 400 Tage bis zum 7. Leipziger Tierärztekongress. Bis dahin verkürzen Ihnen zahlreiche interessante Publikumsmessen
die Wartezeit. Wir wünschen Ihnen spannende Einblicke und freuen uns auf Ihren Besuch.

17. – 20.01.2013       PARTNER PFERD                            25. – 28.04.2013   agra 2013
16. – 19.01.2014       show - expo - sport                                         Die Landwirtschaftsausstellung
                       Sparkassen-Cup - Rolex FEI World                            in Mitteldeutschland
                       Cup™ Jumping, FEI World Cup™                                Gastveranstaltung
                       Driving, FEI World Cup™ Vaulting,                           www.agra2013.de
                       Ausstellung, Wernesgrüner Pferdenacht,
                       Sparkassen Sport-Gala
                                                                03. – 06.10.2013   modell-hobby-spiel
                       www.partner-pferd.de
                                                                                   Ausstellung für Modellbau, Modell-
                                                                                   eisenbahn, kreatives Gestalten und Spiel
09. – 17.02.2013       HAUS-GARTEN-FREIZEIT                                        www.modell-hobby-spiel.de
                       Die große Verbraucherausstellung
                       für die ganze Familie
                                                                16. – 18.01.2014
                       www.haus-garten-freizeit.de

14. – 17.03.2013       Leipziger Buchmesse
                       www.leipziger-buchmesse.de                                       www.tieraerztekongress.de

Auszug · Änderungen vorbehalten                                                    www.leipziger-messe.de
Feierliche Promotion                         Winter 2011

    akaDemische FesTVeransTaLTung miT FeierLicher
    promoTion im WinTer 2011
    Am 9. Dezember 2011 gab sich die Veterinärmedizi-
    nische Fakultät der Universität Leipzig die Ehre, zur
    winterlichen Akademischen Festveranstaltung mit Fei-
    erlicher Promotion in die Alte Handelsbörse am Nasch-
    markt einzuladen.
    Nach traditionellem Einzug der Hochschullehrer und
    -lehrerinnen begrüßte der Dekan, Prof. Dr. Uwe Truyen,
    in seiner Festansprache die Anwesenden, insbesondere
    die „grünen“ und „goldenen“ Promovenden sowie Dr.
    Jörg Junhold, Direktor des Zoo Leipzig. Dessen vielbe-
    achtete Festrede „Der Akademiker und die Herausfor-
    derungen des globalen Wandels“ ist im Folgenden ab-
    gedruckt.
    Prof. Dr. Rainer Cermak, Vorsitzender der Promotions-                              Alte Handelsbörse
    kommission, leitete daraufhin mit seiner Ansprache die
    Übergabe der Promotionsurkunden ein. Gemeinsam mit
    dem Dekan wurden in einem feierlichen Akt die anwe-
    senden zahlreichen Promovendinnen und Promovenden
    geehrt. Im Namen aller „grünen“ Promovenden dankte
    Herr Dr. Daniel Piehler, dessen Dissertation in der Aka-
    demischen Festveranstaltung mit Feierlicher Promotion
    im Sommer 2012 mit dem Wilhelm-Ellenberger-Preis
    des Freundeskreises Tiemedzin der Veterinärmedizini-
    schen Fakultät Leipzig e.V. ausgezeichnet werden sollte.
    Eine Ehrung besonders verdienstvoller Leistungen für
    die Fakultät erhielt Frau Kathrin Haselbach, Geschäfts-
    führerin der Sächsischen Landestierärztekammer, mit
    der Verleihung der Oskar-Röder-Ehrenplakette; die Lau-
    datio hielt Prof. Dr. Heinz-Adolf Schoon.
    Daraufhin wurden die goldenen Promovenden, wieder-
    um gemeinsam von Prof. Dr. Cermak und dem Dekan,
    mit Urkunden und Blumensträußen geehrt. Die Dan-
    kesworte für die „goldenen“ Promovenden sprach Herr                                 Feierlicher Einzug
    Dr. Johannes Uhlemann.
    Das Blechbläserquartett „brass 4“, unter musikalischer
    Leitung von Dr. Christoph Meinecke, umrahmte hervor-
    ragend diese gelungene winterliche Festveranstaltung
    der Veterinärmedizinaschen Fakultät in Leipzig.
                                                                 EL

                         Musikalische umrahmung                                    Spektabilität Prof. Dr. uwe Truyen

16 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
2011 Winter                       Feierliche Promotion
Der akademiker und
die herausforderungen
des globalen Wandels
Festrede zum akademischen Fest-
akt der Veterinärmedizinischen Fa-
kultät der Universität Leipzig, Alte
Handelsbörse Leipzig , 09.12.2011

Dr. J. Junhold, Direktor Zoo Leipzig

Spektabilität Prof. Truyen,
sehr geehrte Herren Kammerpräsidenten,
verehrte Promovenden und Jubilare,
verehrte künftige Preisträgerin Haselbach,
sehr geehrte Damen und Herren,
hohe Festversammlung,

zugegeben, wie wohl fast jeder Mensch        Auch ich hatte mich im System eingerich-      waren nicht wie heute verfassungsrecht-
fühlte ich mich geschmeichelt und geehrt,    tet und mit der hoch begehrten Studi-         lich garantiert. Wir sollten alles tun, um
als mich die Anfrage des Dekans für die-     enzulassung für Veterinärmedizin in der       dieses hohe demokratische Gut in Ehren
se Festrede erreichte. Ich sagte selbst-     Tasche schien mein späterer Lebensweg         zu halten!
verständlich zu. Als der Termin schließ-     als Tierarzt schon vorgezeichnet. In einer    und dennoch habe auch ich hier an der
lich näher kam, wurde ich nachdenklich       staatlichen Tierarztpraxis hoffte ich, eine   universität der 80er Jahre integere und
und ich stellte mir die eine oder andere     ideologiearme Nische zu finden. Das hohe      fachlich exzellente Hochschullehrer ken-
Frage. Was kannst du als Absolvent dei-      Gut „Bildung“ und überdurchschnittliche       nen- und schätzengelernt. Auch wir woll-
ner geliebten Alma mater lipsiensis, dem     Leistung, so haben es mir meine Eltern        ten unser Studium reformieren und wetz-
Auditorium, vor allem aber den jungen        immer beigebracht und vorgelebt, wer-         ten uns das eine oder andere Mal unsere
Menschen mit auf den Weg geben? Ist es       den dir nicht nur einen ordentlichen Be-      jugendlichen Hörner ab – allerdings mit
tatsächlich schon so lange her, dass du      ruf verschaffen sondern auch eine gewis-      anderen gesellschaftlichen Spielregeln.
selbst als „grüner Promovend“ in einem       se unabhängigkeit und kritische Distanz       Auch wir haben das Studentenleben in
akademischen Festakt gesessen hast? und      zum existierenden Gesellschaftssystem.        Leipzig mit seinen zahlreichen Studen-
wie ist eigentlich dein eigener Lebensweg    So weit - so gut.                             tenclubs und seiner reichen Kulturszene
als Akademiker verlaufen?                    Heute, nur 26 Jahre später, muss ich kon-     genossen. Ich habe nicht nur viele gute
Meine Erinnerungen führten mich sofort       statieren, dass ich weder im real existie-    Freunde, sondern auch eine wunderbare
zurück in das Jahr 1985, dem Jahr mei-       renden Sozialismus verblieben, noch als       Frau, mit der ich heute mein Leben teile,
ner Immatrikulation. Es herrschte tiefs-     praktischer Tierarzt angekommen, aber         als Leipziger Student kennengelernt. und
te DDR. Ich hatte gerade den gehassten       immer noch in Leipzig bin – einem bes-        ich fühlte mich nach meiner letzten Prü-
anderthalbjährigen Grundwehrdienst in        seren Leipzig! und es sind nicht nur die      fung zum Staatsexamen fachlich bestens
der Nationalen Volksarmee - zumindest        fachliche und persönliche Entwicklung,        ausgebildet und gerüstet für die folgen-
ohne sichtbare Blessuren - überstanden       sondern auch die Erfahrungen zweier           den Jahre des enormen gesellschaftlichen
und ein sechsmonatiges Vorpraktikum in       Gesellschaftssysteme, die meine Biogra-       Wandels. Übrigens glaube ich, das muss
der sozialistischen Landwirtschaft absol-    phie geprägt haben und an denen ich Sie       auch eine gewisse Leipziger Physikstu-
viert. Das öffentliche Leben war geprägt     heute ein wenig teilhaben lassen möchte.      dentin Angela Merkel ähnlich empfunden
von Lobhudeleien auf den Sozialismus         Sicherlich kann man mein damaliges Studi-     haben. Wie sonst könnte sie heute unser
bei immer größer werdenden Problemen         um an der Karl-Marx-universität mit dem       Land als Bundeskanzlerin so erfolgreich
im täglichen Alltag. Auf dem Ost-West-       heutigen an einer im vereinten Europa         führen?
Gipfeltreffen in Genf handelten der frisch   angekommenen universität Leipzig nicht        Als sich mein damaliges Studium dem
gewählte sowjetische Parteichef Gor-         mehr vergleichen. Wir hatten damals eine      Ende neigte, war er plötzlich da: der
batschow und uS-Präsident Reagan eine        feste Studienzeit von 4 – 5 Jahren. Der       Herbst 89. Es „roch“ regelrecht nach Ver-
50%ige Reduktion atomarer Sprengköpfe        relativ starre Lehrplan ließ weniger Wahl-    änderung! Die systemkritischen Stimmen
aus. Im Westen wurde gegen die atomare       möglichkeiten für fachübergreifende Inte-     wurden immer lauter – nun auch öffent-
Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf        ressen. und die sozialistische Propaganda     lich. Die Ausreiseanträge im eigenen um-
demonstriert. Im Osten ließ sich die Par-    hatte auch an der Alma mater lipsiensis       feld häuften sich. Gute Freunde nutzten
tei- und Staatsführung wie gewöhnlich        ihre tiefen Spuren hinterlassen. Öffentli-    die Chance der Ausreise in den Westen
mit ihren unbeirrbaren Lehren feiern. Die    che Studentenproteste etwa, wie ich sie       über ungarn oder Prag (wo unser Kom-
Zeitung musste man zwischen den Zeilen       heute regelmäßig auf Veranstaltungen der      militone und damaliger Außenminister
deuten und echte gesellschaftskritische      universität erlebe, wären ohne schlimms-      Hans Dietrich Genscher den historischen
Diskussionen fanden ausschließlich im        te Konsequenzen für die Protestierenden       Satz der möglichen Ausreise vom Balkon
engsten Freundes- und Verwandtenkreis        und deren Familien undenkbar gewesen.         der Deutschen Botschaft aus verkün-
statt.                                       Freier Geist und freie Meinungsäußerung       dete). Ich selbst war innerlich zerrissen.

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Feierliche Promotion                            Winter 2011
    In nur sechs Monaten würde ich mein          eigenen Hochschullehrer wird mir unver-       neue Mindestnormen für die Wildtier-
    Staatsexamen absolvieren. Ich fragte mich    gessen bleiben.                               haltung, die der Zoo nicht mehr erfüllen
    natürlich – wie so viele andere auch – wie   Die wissenschaftliche Arbeit an meiner        konnte. Die Organisationsstruktur ent-
    lange hältst du das in diesem Staat noch     Promotion, den fachlichen Disput auf          sprach noch einer tradierten Kulturein-
    aus? Aber ich blieb hier und bereue diese    Konferenzen oder Studienreisen und die        richtung. Der Zoo war ein Sanierungsfall
    Entscheidung bis heute nicht!                praktische Arbeit an der Chirurgischen        oder es drohte die Schließung!
    Jeden Herbst werden wir wieder daran         Tierklinik habe ich als eine persönliche      Im übertragenen Sinne traf die von dem
    erinnert. Der Fall der Mauer wurde vor       Bereicherung empfunden. Meine Promo-          Autor und Journalist Dieter Zimmer
    22 Jahren, nämlich am 09. Oktober 1989,      tionsurkunde durfte ich noch aus den          Anfang der 90er Jahre aufgeworfene Zu-
    nicht etwa in Berlin, sondern hier, in un-   Händen unseres großartigen Dekans             kunftsfrage „Ist Leipzig überhaupt noch
    serem Leipzig, eingeleitet. Nur wenige       und Hochschullehrers Herbert Gürtler          zu retten?“ auch auf seinen Zoo zu. Doch
    Meter von diesem Saal entfernt demons-       entgegen nehmen. und es ist mir damals        wir, die Zoomannschaft, haben unser
    trierten im Herbst 1989 Tausende – auch      nicht leicht gefallen, ein Angebot von ihm    Schicksal selbst in die Hand genommen,
    der Student Junhold – gegen das SED-Re-      auszuschlagen, mich an der Fakultät hal-      eine Vision von einem „Zoo der Zukunft“
    gime und prägten die Losung „Wir sind        ten zu wollen.                                entwickelt, dafür gerungen, geworben und
    das Volk.“ Die damaligen Emotionen, die      Ich nutzte die 90er Jahre intensiv, um        diese schließlich politisch auf den Weg ge-
    Aufbruchstimmung sind heute kaum noch        mich beruflich auszuprobieren, die Vorzü-     bracht. Seit dem Jahr 2000 wird diese Vi-
    in Worte zu fassen. und unsere Gesell-       ge der neuen Gesellschaft zu entdecken        sion Stück für Stück real, wie zum Beispiel
    schaft tut dennoch gut daran, die Erinne-    und dabei immer auch nach dem eigenen         mit der weltweit größten Menschenaf-
    rung an diesen Akt der Zivilcourage für      Lebensweg zu suchen. So hat es mich be-       fenanlage Pongoland oder mit dem un-
    künftige Generationen wach zu halten.        ruflich schließlich in einen großen ame-      verwechselbaren afrikanischen Flair der
    Für mich persönlich ist der Herbst 89 das    rikanischen Konzern verschlagen. und          Kiwara-Savanne. und sicherlich werden
    „Wunder von Leipzig“ und ich freue mich,     ich lernte etwas völlig Neues, was aber       Sie mir zustimmen, dass uns in diesem
    dass wir seit dem 20. Jahrestag mit dem      durchaus meinen Neigungen entsprach,          Jahr mit der Eröffnung der Tropenerleb-
    Lichtfest dieses Wunders in gebührender      ich aber in meinem Studium niemals er-        niswelt Gondwanaland wahrscheinlich
    Weise gedenken.                              lernen konnte: Marketingmanagement,           unser Meisterstück gelungen ist.
    Für uns, die Studenten von damals, er-       unternehmensführung und die Übernah-          Bis 2015 soll der Zoo Leipzig nicht nur
    öffneten sich mit dem Herbst 89 völlig       me von Verantwortung in einem zuneh-          ein neues Gesicht erhalten, sondern sich
    ungeahnte Perspektiven. Nun stand uns        mend international agierenden umfeld.         auch inhaltlich Schritt für Schritt neu
    plötzlich die ganze Welt offen – mit den     Mit diesem Rüstzeug versehen, wartete         definieren. Aus der Menagerie wird der
    Chancen, aber auch mit den Härten von        1997 eine völlig neue Herausforderung         Naturerlebnispark der Zukunft. unsere
    Wettbewerb und Marktwirtschaft. Die          auf mich: Ich kehrte als frischgebackener     Gäste unternehmen eine Safari durch
    persönliche Tragweite des gesellschaftli-    Zoodirektor zurück in meine studenti-         den gitterlosen Zoo. unsere Tiere wer-
    chen Wandels konnten wir damals aller-       sche Wahlheimat Leipzig!                      den zu Botschaftern für den Artenschutz.
    dings nur erahnen. Meine letzte Prüfung      Die Stadt Leipzig ist eine wunderbare, eine   Wir Zoomitarbeiter werden Natur- und
    zum Staatsexamen absolvierte ich 1990        liebenswerte Stadt. Mit ihrer einzigartigen   umweltschützer. und der Zoo als Ganzes
    am Tag der Währungsunion, und das aus-       Historie, dem kulturellen Reichtum und        wird eine Werbeagentur für den Natur-
    gerechnet im Fach Staatsveterinärkun-        den Erfahrungen des gesellschaftlichen        und umweltschutz. Eine alte kenianische
    de, also dem öffentlichen Veterinärrecht     Wandels hat Goethes vielzitiertes Klein-      Weisheit hat das Anliegen eines Zoos im
    eines Staates, der ein viertel Jahr später   Paris nicht nur den Anspruch sondern          21. Jahrhundert genau auf den Punkt ge-
    verschwunden sein sollte. Einige Monate      auch das Potential, sich zu einer Metro-      bracht: „Wir werden letzten Endes nur
    hatten wir mit der unsicherheit zu leben,    pole mit europäischer Geltung zu entwi-       schützen, was wir lieben, und wir werden
    ob unsere Ausbildung in Gänze anerkannt      ckeln. Der Zoo Leipzig möchte mit sei-        nur lieben, was wir kennen.“
    würde - was schließlich gelang. Können       nem enormen Wandel - ebenso wie die           In den ersten 10 Jahren des Wandels im
    Sie – selbst heute noch – erahnen, wie es    Alma mater lipsiensis - seinen Teil dazu      Zoo haben wir schon viel erreicht. und
    jenen Studiengängen erging, die ebenfalls    beitragen.                                    ich bin stolz darauf, einem hervorragen-
    fünf Jahre ihres Lebens investiert hatten    Schon seit seiner Gründung 1878 war           den Team des Wandels vorstehen zu dür-
    und die nicht, wie wir Veterinärmediziner,   der Zoo Leipzig ein Sympathieträger und       fen. Viele neue Anlagen sind entstanden
    zu den glücklichen Gewinnern der Ge-         Lieblingskind der Leipziger. Selbst der       und die Besucherzahlen haben sich mehr
    schichte gehörten?                           Dichter Joachim Ringelnatz, das sächsi-       als verdoppelt. Die Rechts- und Organisa-
    Nun war ich mittendrin – im Wandel           sche Original Lene Voigt oder aber der        tionsform entspricht heute einem moder-
    meiner Alma mater, im Wandel meiner          Maler Werner Tübke gehörten zu den            nen, gemeinnützigen unternehmen. Wir
    Sektion Tierproduktion und Veterinärme-      passionierten Zooliebhabern. Doch nach        beteiligen uns an vielen weltweiten Ar-
    dizin zur Veterinärmedizinischen Fakultät    der Wende 1989 brachen die Besucher-          tenschutzprogrammen, wie für bedrohte
    und im Aufbau der neuen akademischen         zahlen dramatisch ein. Neue Freizeit- und     Primaten in Vietnam oder für Schimpan-
    Selbstverwaltung. Als einer des letz-        Reisemöglichkeiten taten das Übrige.          sen in Westafrika. Wir genießen eine sehr
    ten Jahrgangs von Forschungsstudenten        Das überwiegende Erscheinungsbild glich       große öffentliche Aufmerksamkeit, die wir
    brachte ich die Stimme der Studenten         noch bis Ende der 90er Jahre einer Me-        für unsere Ziele nutzen. und wir sind uns
    in eine der beiden Berufungskommissi-        nagerie des frühen 20. Jahrhunderts mit       an einer Stelle treu geblieben: Wir leben
    onen zur Neuberufung aller Hochschul-        spartanischen Käfigen für die Tiere. Der      eine unternehmenskultur, um weiterhin
    lehrer unserer Fakultät ein. Die Last der    Instandhaltungs- und Investitionsstau war     ein Lieblingskind der Leipziger zu bleiben!
    Verantwortung bei der Bewertung der          riesig und kollidierte mit den knapper        Doch auch erfolgreiche Strategien ge-
    fachlichen Qualität, aber auch der gesell-   werdenden öffentlichen Geldern. Zudem         hören immer wieder auf den Prüfstand.
    schaftspolitischen Vergangenheit meiner      definierten neue EU-Richtlinien auch          „Nichts ist so beständig wie der Wandel“,

18 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
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