UMSCHAu 22. Jahrgang Heft 26 2012 - Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig - Freundeskreis Tiermedizin
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uMSCHAu Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig Freundeskreis Tiermedizin der www.vetmed.uni-leipzig.de freundeskreis.vetmed.uni-leipzig.de/ Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V. 22. Jahrgang Heft 26 2012 ISSN: 1615-0449
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uMSCHAu Veterinärmedizinische Fakultät, universität Leipzig Freundeskreis Tiermedizin der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V. wieder ein überwältigender Erfolg Nachlese zum 6. LTK ab S. 2 22. Jahrgang Heft 26 In diesem Heft: Prof. Dr. Richter 6. LTK 2012 4 S. 43 Festrede: Junhold Themenübersicht 7. LTK 13 S. 17 Feierliche Promotion 2011 Zoo Leipzig S. 61 Akademische Festveranstaltung 16 Brünn 2012 Festrede: Dr. J. Junhold 17 S. 63 Ackerknecht-Preis Die „grünen“ Promovenden 21 S. 29 Oskar-Röder-Ehrenplakette 22 Die Goldenen 23 Feierliche Promotion 2012 Akademische Festveranstaltung 24 Die „grünen“ Promovenden 25 EDITORIAL Festrede: Prof. Dr. Dr. A. Hensel 26 Wilhelm-Ellenberger-Preis 28 Ackerknecht-Preis 29 Die Goldenen 30 Freundeskreis 33 Liebe Leserin, lieber Leser, Fakultät den Schwerpunkt im neuen Heft der UMSCHAU bilden die Leipziger Tierärztekon- Bericht des Dekans 42 gresse: mit einer Nachlese und beispielhaften Berichten zum 6. Leipziger Tierärzte- Prof. Dr. A. Richter 43 kongress 2012 sowie einer Vorschau auf den 7. Leipziger Tierärztekongress (Januar Berufungen/Ausbildungen 44 2014). Das vorliegende Heft (Berichtszeitraum: November 2011 bis September 2012) Jubiläen 47 ist weiterhin gut gefüllt mit zahlreichen Berichten und Fotos - von den Akademischen Gäste 48 Festveranstaltungen bis hin zu studentischen Ereignissen - unserer Autoren, die dieses Veranstaltungen, Kongresse,Tagungen 52 Heft UMSCHAU entstehen lassen: Dafür und selbstverständlich auch für alles was In memoriam 59 noch kommen sollte möchte die Redaktion ganz herzlich danken. Dank auch an die Zoo Leipzig 61 vielen sonstigen Helfer, die zur Realisierung dieses Heftes ganz wesentlich beigetragen haben! Ein herzlicher Dank gebührt auch den Mitgliedern des Freundeskreises, die un- Aus der Forschung sere Arbeit nicht zuletzt ideell unterstützen, insbesondere unseren Firmensponsoren. Neues DFG-Projekt - IRIS 62 Ohne ihre unterstützung könnte die UMSCHAU nicht realisiert werden. Projektförderung Virologie 62 Für die kommenden Ausgaben plant die Redaktion einige interne Änderungen, mit DFG-Projekt - lymphoide Zellen 63 dem Ziel der Effizienzsteigerung bei der Herausgabe, sowie einen festen Erscheinungs- Georg Bruns Stiftung 63 termin mit einem Heft pro Jahr. Aktuelle Informationen sollen an die Leser grundsätz- Promotionen 2011 64 lich über unseren Newsletter - dessen Herausgabe jetzt gerade wieder anläuft - ohne Studium & Lehre große Zeitverzögerung zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist es jedoch notwendig, Kurs Strahlenkunde 67 dass Sie uns Ihre Emailadressen mitteilen, verbunden mit dem ausdrücklichen Wunsch Brünn - Leipzig 2012 67 diesen Newsletter zu erhalten. (dazu können Sie gerne das Formular am Ende dieser Bergfest 2012 - Wölfe 71 Ausgabe verwenden)! Aus studentischer Sicht 72 Literatur 77 Die Redaktion der Umschau wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen! Red. umschau Zum Schluss 78 Herausgeber: Dekan und Freundeskreis Tiermedizin der ISSN 1615-0449 IMPRESSuM Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig e.V. Druck: Im Design Medien u. mehr, M. Mahlfeld Redaktion: Prof. Dr. Lücker (EL), Prof. Dr. Pfeffer, Prof. Dr. Cermak Druckauflage: 1.700 Chefred., Design, Layout, Sekret.,Verl.: EL, Jessica Mahlfeld, Institut für Einzelpreis: 12,00 Euro zzgl. Porto Lebensmittelhygiene, An den Tierkliniken 1, 04103 Leipzig, Fon: 0341-9738220, Fax: 0341-9738249 Für den Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge sind die email: umschau@vetmed.uni-leipzig.de Autoren (bzw. Einrichtungen) verantwortlich. web: freundeskreis.vetmed.uni-leipzig.de/de/umschau
Leipziger Tierärztekongress Die Leipziger TierärzTekongresse 2012 unD 2014: rückbLick unD Vorschau Im Januar 2012 stellte der 6. Leip- ziger Tierärztekongress sowohl bei der Zahl der Aussteller als auch bei der Anzahl der Besucher einen neu- en Rekord auf, so dass wir jetzt mit Fug und Recht den Titel als größ- ter deutschsprachiger Kongress für Veterinärmediziner tragen können. Im Heft 25 der umschau fanden Sie schon einen kurzen Überblick über den zu Ende gegangenen 6. Leipziger Tierärz- tekongress. Der dort geschilderte positi- ve Eindruck hat sich jetzt nachfolgend in der Auswertung der Besucher und Aus- stellerbefragung bestätigt. Die Befragung der Besucher zeigte, dass ein lebhaftes Interesse besteht, den Tier- ärztekongress weiter zu begleiten. So wol- len fast alle teilnehmenden Tierärzte auch beim nächsten Leipziger Tierärztekon- gress im Januar 2014 wieder dabei sein. Diese positive Rückmeldung spiegelt sich auch in den Befragungen der Besucher zu den einzelnen Schwerpunkten wider. Auf einer Notenskala von 1 (ausgezeichnet) bis 6 (ungenügend) erzielten die Vorträge Entwicklung der Aussteller- und Besucherzahl vom 1. LTK 1998 bis zum 6. LTK 2012 (Grafik: und auch die Redner durchweg positive Leipziger Messe) Resultate. uns als Organisatoren freut natürlich Befragung der Besucher des 6. LTK (301 ausgewertete Fragebögen) besonders, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals durchweg positiv bewertet werden. Dies ist für die Mitglieder der Fakultät sowohl Anerken- nung für das bisherige Engagement als auch Ansporn für die kommenden Kongresse. Hinsichtlich der weiteren Planung wurden die Teilnehmer auch befragt, ob der freie Wechsel zwischen den Themenblöcken begrüßt wird. Es zeigte sich, dass der freie Wechsel zwischen den Themenblöcken von mehr als 88 % der Besucher (2010 86 %) ausdrücklich so gewünscht wird, auch auf die Gefahr hin, dass ein Vortrag wegen zu vieler Teilnehmer dann nicht besucht werden kann. Sicherlich gibt es bei ein- zelnen Punkten der Organisation und der Technik noch Abstimmungsbedarf, aber im Großen und Ganzen zeigte uns die Abschlussbefragung doch, dass wir mit dem LTK auf dem richtigen Weg sind. Eindrücke und Berichte von diesem Kon- gress finden Sie auf den folgenden Seiten. Gäbel, Rackwitz Befragung der teilnehmenden Besucher nach der Wiederbeteiligung am Kongress (Grafik: Leipziger Messe) 4 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress An vier Tagen im Januar packten fleißige Helfer in der Klinikhalle der AGTK 4000 Kongressta- Schwerpunkt im doppelten Sinn waren dabei schen und bewegen dazu Hand für Hand 16 Tonnen Material die Leipziger Blauen Hefte mit den Proceedings Tasche Nr. 4000 Am Vortag des Kongresses wurde das Material ins Congress Center Leipzig geliefert. und erneut war Handarbeit gefragt Angesichts von so viel Einsatz konnten Kongresspräsident Prof. Gäbel (links) und Helene von Alles wurde sorgsam verstaut… Groote, die Projektdirektorin der Leipziger Messe GmbH, ganz entspannt bleiben. umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 5
Leipziger Tierärztekongress …bis ein Stehen in den Räumen nicht mehr möglich war. Was vom Tage übrig blieb. Zwei Vertreter des herausragenden Counter- Auch die Kunstausstellungen wie „Doktor, Ausstellung „Das Bergfest im Wandel der personals: Petra Philipp und Nicole Lingott mach den Hund gesund!“ mussten vorberei- Zeiten“. waren am Morgen des ersten Kongresstages tet und aufgebaut werden. guter Dinge Derart überschaubar war das Congress Cen- ter nur während der Vortragszeiten Die Pausen wurden zum Knüpfen neuer Der erste Besucheransturm Kontakte und für Gespräche unter Kollegen genutzt 6 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress Kongresspräsident Prof. Dr. Gotthold Gäbel begrüßt die Gäste / Eröffnung mit Musik Auftaktveranstaltung und Podiumsdiskussion erörterten die Frage „Macht die Rassezucht unsere Hunde und Katzen krank?“ unsere Fakultät präsentierte sich mit eigenem Die Vortragssäle waren bei allen Veranstaltungen gut gefüllt Stand in der Ausstellung umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 7
Leipziger Tierärztekongress Auch die begleitende Industrieausstellung vetexpo war ein Besuchermagnet Der Empfang der Referenten im Neuen Rathaus 8 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress berichTe Vom 6. Leipziger TierärzTekongress 2012 Wiederkäuer Wirkstoffen zu fördern. J. Drackley (ur- NaH2PO4-Gabe verbessert den Behand- bana, Illinois) illustrierte die enormen lungserfolg bei Gebärparese mit schwe- Es ist schon beeindruckend, wenn ein für metabolischen Anpassungsreaktionen ren Allgemeinstörungen. Langjährige 500 Personen ausgelegter Raum bei einer der Leber während der Transitperiode, Analyseergebnisse zu Se, Cu und Mn im Fortbildungsveranstaltung für Nutztie- u.a. belegt durch Änderung spezifischer Rinderblut ergaben lt. A. Müller (Ludwigs- re, d.h. Rinder, kaum noch ausreicht, um metabolischer Schlüsselwege, Steigerung burg) für die Serum-Selenkonzentration alle Interessenten aufzunehmen. Das des hepatischen Blutflusses und der Ge- saisonale sowie Schwankungen von Jahr Programm des 6. LTK mit den Schwer- wichtszunahme um ca. 10%. Eine exzel- zu Jahr mit enger Korrelation zum Milch- punkten „Bestandsbetreuung: Führen lente Übersicht zur Leber-Pathophysiolo- preis; Analogien bestanden zum Kupfer, mehrere Wege zum Ziel?“, „Wächst die gie des Menschen gab T. Berg (Leipzig). In allerdings mit weniger Hypocuprosen. Leber mit ihren Aufgaben?“, „Mineral- den Sektionsstatistiken dominieren durch Die Notwendigkeit gründlicher anam- stoffwechsel: Konfliktpotential für Fütte- zahlreiche Risikofaktoren (Alkohol!) be- nestischer und klinischer Analysen sowie rer und Kliniker?“, „Kann man Genetik dingte Fettlebererkrankungen (70%), vira- Rationsberechnungen bezüglich Spuren- überlisten?“, „Immunologie: Was kostet le Infektionen (20%) sowie autoimmune elementmangel bei Rindern betonte C. das Immunsystem?“, „Kleine Chirurgie: 1 Lebererkrankungen. Den dramatischen Wolf (Rostock). untersuchungen von A. × 1 für Praktiker“, „Infektionskrankhei- Gipfel stellen Leberfibrosen bzw. -zirrho- Pechová (Brno, CZ) zu den Effekten ver- ten: Gesundheit für Tiere und Menschen sen dar, die aber nicht bei Leberverfet- schiedener Selenpräparate ergaben die sichern“ sowie „Mastitiden – und kein tungen zu beobachten sind. In den Aus- höchsten Organanreicherungen bei Ver- Ende?“ entsprach offensichtlich den Wün- führungen von A. Starke (Hannover) war fütterung von Selen-reichen Hefen. schen vieler deutscher und internationa- praktisch informativ, dass Dexamethason Der Fruchtbarkeitspart war mit dem ler Nutztierpraktiker. an der Leber zu einer Steigerung des Motto „Kann man Genetik über- An der Bestandsbetreuung im Sinne Blutflusses sowie einer Abnahme des Le- listen?“ überschrieben. W. Heuwieser bewusster Prophylaxe führt kein Weg in berfettes führt. M. Fürll (Leipzig) belegte (Berlin) unterzog mit dem Vortrag „Ak- der modernen Rinderpraxis vorbei, - das in einer umfangreichen klinischen Kasu- tuelles zum Monitoring von Milchkühen machten alle Referenten deutlich. Mit ei- istik, dass die traditionelle „Leberschutz- nach der Geburt“ die Genauigkeit bei der ner ganzen Reihe Fakten überzeugte R. therapie“ ein sinnvolles therapeutisches Befunderhebung einer kritischen Bewer- Staufenbiel (Berlin), dass dies nicht nur Konzept ist, das je nach Situation, durch tung. Selbst relative einfache Verfahren moralisches und ökonomisch sinnvolles weitere Medikamente (Glucocorticoi- wie die Temperaturmessung haben bei ge- Anliegen ist, sondern durch eine Reihe de, Vitamin-B12, Vitamin C/E, Menbuton, nauerer Betrachtung einige Fehlerquellen gesetzlicher Vorschriften quasi gefordert Carnitin, Niacin, cis-Linolensäure) erfolg- und können fehlinterpretiert werden. H. und damit umzusetzen ist. Teilprozesse reich zu ergänzen ist. Bollwein (Hannover) charakterisierte die der integrierten tierärztlichen Bestands- Der Themenkomplex „Mineralstoff- negative Energiebilanz mit Störung der betreuung (ITB) analysierte M. Mansfeld wechsel: Konfliktpotential für Füt- hormonellen Regulation (IGF1, PGF2α, (München) und zeigte aktuelle, aber vor terer und Kliniker?“ wurden von M. Oxytoxin, Progesteron, LH-Östradiol) als allem auch perspektivische Möglichkei- Rodehutscord (Stuttgart) mit „Optimale Hauptursache der embryonalen Morta- ten auf, wie Tierärzte wirkungsvoll zu Phosphat- und Calciumversorgung bei lität bei Hochleistungsrindern. Auch die besserer Tiergesundheit und Leistung Milchkühen“ in Hinblick auf Bedarf, Ein- Oozytenqualität leidet bei Energieman- beitragen können. Herr W. Obritzhauser fluss auf Milchleistung und Fruchtbarkeit gel. Häufigere Organkrankheiten stören (Kapfenberg/AuT) konnte eindrucksvoll sowie Knochenstoffwechsel eingeleitet. den Embryo und können zu dessen Lyse die vielfältigen Aktivitäten der Tierge- Grundaussage war, dass sich die Emp- führen. Kritisch bewertete A. Wehrend sundheitsdienste in Österreich zur För- fehlungen der GfE uneingeschränkt be- (Gießen) die Chancen und Grenzen der derung der Prophylaxe durch Beratung währt haben. Der P-Bedarf wird über hormonellen Behandlung von Frucht- und Betreuung von Tierbeständen, durch das Grundfutter gedeckt; nur in Betrie- barkeitsstörungen aus. PGF2α hat sich Minimierung des Arzneimitteleinsatzes im ben mit hohem Anteil an Mais- oder zur Therapie von Endometritiden und Interesse der Gesundheitsfürsorge und – Zuckerrübennachprodukten kann eine Pyometren bewährt, jedoch ist die kon- vorsorge sowie Transparenz bei der Le- P-Ergänzung nötig werden. Potentielle krete Diagnostik der Hintergründe in je- bensmittelerzeugung illustrieren. Möglichkeiten für Hypophosphatämien dem Fall Grundvoraussetzung. Großes In- Zur Frage: „Wächst die Leber mit als Festlieger-ursache diskutierte sehr teresse fand der Vortrag über Sexing von ihren Aufgaben?“ leitete J. Aschenbach vielseitig W. Grünberg (utrecht). Er bilan- Nutztiersperma von D. Rath (Neustadt). (Berlin) mit Ergebnissen über Substrat- zierte, dass eine P-Beteiligung am Gebär- Dieser seit Langem bestehende Wunsch verfügbarkeit und –bedarf der Leber bei paresekomplex unwahrscheinlich ist. M. der Tierzüchter hat heute einen guten Hochleistungstieren ein. Diese Tiere ha- Fürll (Leipzig) konnte sowohl über Fort- Entwicklungsstand erreicht, jedoch sind ben sich hervorragend an die fermen- schritte bei der Früherkennung (höheres die Befruchtungsergebnisse noch verbes- tative Ernährungsweise angepasst. Zur Gebärparese-Risiko bei AP-Aktivitäten < serungsbedürftig. Zur Epidemiologie der Vermeidung von Imbalancen betonte er 45 u/l Serum, NSBA > 250 mmol/l Harn, Leptospirose beim Rind (L. hardjo) refe- die Notwendigkeit, vermehrt Propionat Kalium > 300 mmol/l Harn) als auch rierten T. Steppin und P. Zieger (Berlin) durch Fütterungsstrategien, gesteigerte der Therapie von Festliegern berichten: als eine potentielle Infertilitätsursache. Futteraufnahme, Modifikation der Pan- Dexamethason-Ergänzung zur Gebärpa- Darüber hinaus wurde das System Herd- senfermentation oder Supplementierung rese-Behandlung verbessert den Erstbe- Scan® vorgestellt. von glukoplastischen Verbindungen resp. handlungserfolg und reduziert Rezidive; In einem Vortrag der besonderen Art be- umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 9
Leipziger Tierärztekongress handelte B. Kaspers, München, die ener- bilanzieren, dass das Bekämpfungspro- (hohe Sensitivität, -Spezifität, gute und getischen Kosten des Immunsystems. gramm gegen die Blauzungenkrankheit er- schnelle Durchführbarkeit), betonte aber In zahlreichen Beispielen wurden der folgreich war, sodass die Krankheit auch ebenso, dass auf kulturelle Verfahren aus Energieaufwand für Antigenstimulatio- ohne fortgesetzte Vakzinationen liquidiert einer Vielzahl praktischer Gründe nicht nen/Vakzinationen sowie die Auswirkun- wurde. Für die Tuberkulose zeichnet sich verzichtet werden kann. K. Donat (Jena) gen unzureichender Energieversorgung eine solch deutliche Entwicklung nicht ab, berichtete über untersuchungen von S. für Abwehrvorgänge vor Augen geführt. jedoch verhinderte eine vertiefte Diag- aureus als Mastitiserreger in Thüringer Das bedeutet andersherum, dass die Re- nostik bei der Fleischuntersuchung einen Betrieben. Die Prävalenz von 6,2% ent- sistenz bei Energiemangelzuständen (Ke- weiteren Anstieg positiver Fälle. Erfreu- spricht Zahlen anderer Regionen, die Re- tosen) entsprechend eingeschränkt ist. licherweise konnte M. Beer (Greifswald sistenzsituation wird als günstig bewertet. Für Praktiker immer wieder interessant – Insel Riems) gute Fortschritte in der Methicillinresistente S. aureus Stämme sind Möglichkeiten der chirurgi- BHV-1-Sanierung deutschlandweit bilan- wurden nur in sehr geringem umfang schen Therapie in der Praxis. In be- zieren. Neue Anforderungen sind in der erfasst. K. Fehlings (Günzburg) verglich währter Weise legte A. Steiner (Zürich) Neufassung der BHV1-Verordnung um- Hygienemanagement, Laktations- und seine Erwartungen an die künftige buiat- rissen. H. Schirrmeier (Greifswald – Insel Trockenstelltherapie sowie Immunpro- rische Chirurgie dar. Seiner Meinung nach Riems) konnte über einen gelungenen phylaxe als drei „Lösungsansätze“ zur Be- wird es zu einer divergenten Entwick- Auftakt der BVD-Pflichtbekämpfung in kämpfung von Mikrokokken. Dabei zeigte lung bei der Behandlung von wertvollen Deutschland berichten. Die frühzeitige sich, dass keiner für sich allein ausreicht, Zuchttieren einerseits und den Nutztie- Erkennung und Merzung von Pi-Tieren um eine Bestandsproblematik erfolgreich ren der landwirtschaftlichen Produktion wird zu schnellen Bekämpfungsfortschrit- zu lösen, besonders bei Anwesenheit andererseits kommen. Dementsprechend ten führen. Über entscheidende Fort- von Koagulase-Negativen Staphylokok- unterschiedlich sieht er die Erwartungen schritte bei der Aufklärung der Bovinen ken (KNS). Frau J. Hagen (Leipzig) stellte an den Praktiker, aber auch für die stu- Neonatalen Panzytopenie konnte K. Doll immunologische untersuchungen über dentische Ausbildung. In einem auf den (Gießen) berichten, als deren ursache in die Bedeutung der Stoffwechsellage, ins- Tarsus fokussierten Beitrag schilderte K. Vakzine enthaltene MHC I Antigene anzu- besondere von Antioxidantien und der Nuss (Zürich) anschließend die zahlrei- sehen sind. Diese induzieren die Bildung Zytokine TNFα und Haptoglobin in Blut chen chirurgischen Probleme an diesem von Alloantikörpern. und Euterlymphe, für Mastitiden vor. Bei Organ, die vor allem diagnostisch bedeut- Mastitiden sind, neben Fruchtbarkeits- Kühen mit Mastitiden lag ein Mangel an sam für den Rinderpraktiker sind. störungen, die Hauptabgangsursache Antioxidantien in beiden Medien vor, was Besonderes Interesse der Kollegen finden bei Kühen. M. Zschöck (Gießen) hob in die Notwendigkeit der Statuskontrolle immer wieder die aktuellen Infektions- seinem Referat die Vorzüge moderner und ggf. Substitution unterstreicht. krankheiten. H.-J. Bätza (Bonn) konnte molekularbiologischer Techniken hervor Fürll, Workshop zur erläuterte kompetent und sachlich, auf welche Aspekte gerade Tierärzte achten existenzgründung sollten. Eine wichtige und oftmals unter- schätzte Basis für den eigenen Erfolg in der Praxis stellt die gute Kommunikation Wie schon in den vorhergehenden Jahren mit den Tierbesitzern dar. Diesen Aspekt wurde auch anlässlich des 6. LTK erneut beleuchtete Herr Westphal (Horbach) ein Workshop „Niederlassungsberatung“ in einem lebhaften und interaktiven Bei- organisiert, der sich naturgemäß vor al- trag, der zeigte, wie Kommunikation be- Prüfung der Voraussetzungen einschließ- lem an jüngere Kollegen/innen richtet, trieben werden kann und welche Fehler lich des Standortes, eine realistische Ab- die vor dem Sprung in die eigene Praxis vermieden werden sollten. Selbständige wägung von eigenen Zielen und strikte stehen. Inhaltlich wurde der Workshop Tätigkeit ist zwingend mit steuerlichen Beachtung ökonomischer Erfordernisse gemeinsam mit der Landestierärztekam- Fragen verbunden, mit denen sich Praxis- aber auch von Erwartungen an die eigene mer Sachsen gestaltet. Die rechtlichen gründer auseinandersetzen müssen und Lebensplanung wurden als wichtige und Implikationen, die sich aus einer Praxis- die sie leicht überfordern können. Frau so ehrlich wie möglich abzuschätzende gründung ergeben können, erörterte in Bock (Treubilanz) zeigte die möglichen Grundlagen betont. Ohne eine kompe- dem ersten Vortrag mit Herrn Althaus Fallstricke anschaulich auf und schlug ei- tente und professionelle Beratung ist dies (Rechtsanwälte Mönig und Partner) ein nen Fahrplan vor, wie sich das Ziel einer nur schwer möglich. Dass der niederge- in der Rechtsberatung von Tierärzten gut laufenden Praxis auf der Grundlage lassene Tierarzt nicht nur gute Veterinär- seit Jahren erfahrener Jurist. Dass man einer sorgfältigen Planung unter Berück- medizin betreiben muss sondern auch bei der eigenen tierärztlichen Tätigkeit sichtigung steuerlicher Regelungen er- Verantwortung als unternehmer trägt, nicht vergessen sollte, dass es Rahmen- reichen lässt. Natürlich ist eine tragbare sei es in ökonomischer, steuerlicher oder bedingungen verschiedener Art gibt, die Finanzierung über Kredite in der Regel juristischer Hinsicht oder in der Füh- über den eigenen Erfolg mit entschei- notwendig, um eine Praxis zu gründen. rung von Personal, wurde von Dr. Möckel den, und dass man bedenken sollte, wie Welche Gegebenheiten hier aus Sicht der (Sächsische Landestierärztekammer) the- man sich vor entsprechenden Risiken Banken zu beachten sind, erklärte Herr menübergreifend deutlich gemacht. Das absichern kann, erläuterte Herr Kasten Schuffenhauer (Deutsche Apotheker- Studium der Tiermedizin qualifiziert für (TVD). In diesen Zusammenhang ist auch und Ärztebank). Die konkreten eigenen die fachliche Tätigkeit, um aber auf Dauer die Absicherung von Gesundheitsrisi- Erfahrungen in der Praxisgründungspha- Erfolg haben zu können, müssen zusätzli- ken zu sehen, und Frau Vortkort (DKV) se erläuterte Herr Tierarzt Kobera. Die che Kenntnisse auch abseits der Tierme- 10 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress dizin erworben und Rat an kompetenter sich gezielt an einen eingeschränkten mit den Referenten möglich macht. Auch Stelle gesucht werden. Die Tierärztekam- Teilnehmerkreis und ist daher mit ca. 30 auf dem 7. LTK wird es diesen Workshop mern tragen an dieser Stelle Verantwor- Tierärzten von überschaubarer Dimensi- wieder geben, der hoffentlich einen glei- tung und stehen den Existenzgründern on. Dies ermöglicht eine sehr direkte und chen Zuspruch finden wird. hilfreich zur Seite. persönliche Atmosphäre, die auch eine an Daugschies Der Niederlassungs-Workshop wendet konkreten Fragen orientierte Diskussion pferdemedizin Die Vorträge der Pferdemedizin umfassten die Forensische Medizin bis hin zu Zah- nerkrankungen. Sowohl die Hufbeschlags- kunde wurde begeistert vorgetragen als auch der Tierschutz im Pferdesport hatte die Zuhörer begeistert. Die spezielle Ana- tomie des Hufes als auch die modernen bildgebenden untersuchungstechniken des Hufes wurden vorgestellt, so dass der Zuhörer anatomisches Wissen neu erfah- ren konnte und eine Bestätigung der Pra- xis erhielt und neue Erkenntnisse für die Zukunft bekam. Das Spannungsfeld zwi- schen Pferdesportmedizin und Tierschutz konnte zwar nicht ausgeräumt werden, jedoch sind klare Befundbeschreibungen für die Praxis aufgezeigt worden. Auch das heiße und spannungsreiche Thema des Dopings im Pferdesport wurde ange- sprochen und auch interessierte Fragen konnten so authentische Antworten be- kommen. Die Fütterung der Stute und des Fohlens war ebenso vorgetragen worden. Auch die Analyse und Bewertung der Fruchtbarkeit der Stute und des Hengstes mittelbarer Auftragnehmer des Tierbesit- klärte die Nekrose und Apoptose der während der 27. Internationalen Konfe- zers fungiert und die Interpretation der Zellen in der Bronchialschleimhaut, sys- renz über Pferdereproduktionsmedizin Labormedizinischen Befunde vornimmt temische Entzündungen beim Hochleis- waren für die TierärztInnen ein besonde- und somit direkt in der Sorgfaltspflicht tungspferd, biochemischen Parameter rer Wissenszuwachs. steht. der Peritonealflüssigkeit, Nierenfunkti- Die Forensische Medizin hatte die Haf- Die Vorträge der Kolik umfassten die La- onsanalyse, Diagnose der Piroplasmose tung des veterinärmedizinischen Labors paroskopie, perioperative ultraschallun- und die Alkoholdehydrogenase als intes- als Mittelpunkt, wobei der Tierarzt als un- tersuchung, spezielle chirurgische Techni- tinaler Ischämieparameter. Abschließend ken und die Prognose des Kolikpatienten. rundete ein Vortag über eine regelmäßige Die Leistungsschwäche des Pferdes um- Diagnostik der Infektion mit Pferdenema- fasste die Eruierung der kardialen Schwä- toden im Pferdebetrieb ab, um eine indi- che. Ein besonders beeindruckender zierte und nicht vielfach ungezielte Ent- Vortrag war die Darstellung der ultra- wurmung vorzunehmen. strukturellen Veränderungen der Mukosa Schusser des Kolons nach Ischämie, die im Zuge der Strangulation und der Wiederdurch- blutung entsteht. Die Labormedizin er- Lebensmittelsicherheit Überblick zu aktuellen Gesichtspunkten des Lebensmittel- und Fleischhygiene- von Allergenen (Stenzel, Berlin). Zur Thematik Lebensmittelinfektionser- rechts, besonders hervorgehoben wur- reger berichteten Ludewig et al. (Leip- Der Schwerpunkt Lebensmittelsicher- den die VO (Eu) 1169/2011 und der neue zig) über die derzeitigen Erkenntnisse heit des 6. LTK wurde am 19./20. Janu- §44 Abs. 4a LFGB (Palla, Erfurt). zur Verbreitung und Übertragung von ar 2012 ausgerichtet. Der Präsident des Weitere Beiträge befassten sich mit Toxoplasma gondii. Balkema-Buschmann Bundesinstituts für Risikobewertung Prof. Rückständen und Kontaminanten in der et al. (Greifswald– Insel Riems) gingen Hensel hielt die Eröffnungsrede über die Lebensmittelkette (Körber, Berlin), be- auf die epidemiologische Situation und Bedeutung der Risikobewertung als zent- sonders Dioxin (Helmsmüller, Hannover) Pathogenese transmissibler spongifor- rales Element der Eu-Verbraucherpolitik. sowie mit Lebensmittelimitaten (Hilde- mer Enzephalopathien in Deutschland Im Anschluss folgte ein gut strukturierter brandt, Berlin) und der Kennzeichnung ein. Danach referierte Dr. Thiemo Albert umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 11
Leipziger Tierärztekongress (Leipzig) über die antivirale Wirkung von Schlachtbetrieb für Farmwild und der nebenprodukten in der Ernährung von rohwurstrelevanten Starter- und Schutz- dort erfolgten Fleischuntersuchung und Nutzfischen. Die Entwicklung von Aqua- kulturen, gefolgt von einem Beitrag zum ggf. untersuchung auf Trichinellen ist dann kulturen zur Erzeugung von Speisefi- Einsatz von Bakteriophagen im Zusam- allerdings nur die Vermarktung auf natio- schen für die Humanernährung weist menhang mit der Bekämpfung pathoge- naler Ebene an Endverbraucher oder Be- weltweit die höchsten Wachstumsraten ner Mikroorganismen (Orquera, Berlin). triebe des Einzelhandels zur Abgabe an auf. Gleichzeitig verbrauchen Aquakul- Besonders hervorzuheben sind die Dar- den Endverbraucher gestattet. turen den größten Anteil der globalen stellungen von Hühn et al. (Berlin) und Lothar Hoffmann von Thüringer Landes- Erzeugung von Fischmehl und Fischöl. In Schlotter et al. (Jena) zur Bedeutung von amt für Lebensmittelsicherheit und Ver- der Fischernährung bestehen zwar im Vibrio spp. in Meeresfrüchten bzw. zur braucherschutz (TLLV) berichtete über Vergleich zu warmblütigen Nutztieren Belastung von Rohmilch mit MRSA und die Akkreditierung der untersuchungs- geringere Einschränkungen für die Ver- enterotoxinbildenden S. aureus-Stämmen labore für Trichinella im Freistaat Thü- wendung von verarbeiteten tierischen in Milchviehbeständen Thüringens. Prof. ringen. Die umsetzung der Forderungen Proteinen (VTP) es liegt aber bislang kei- Krüger (Leipzig) schilderte das Thema der VO (EG) Nr. 882/2004 konnte für alle ne Freigabe für Geflügel- und Schweine- chronischer Botulismus sehr anschaulich Laboratorien, die in Thüringen unter- mehle vor so dass allein im Bereich der am Fallbeispiel eines sächsischen Milch- suchungen auf Trichinellen durchführen, Schweineschlachtung jährlich etwa 2 Mio. viehbetriebes. durch Einbindung dieser Laboratorien t hochwertiger Nebenprodukte anfallen, Ein weiterer Themenschwerpunkt war in das Qualitätsmanagementsystem des die nach entsprechender Vorbehandlung der Bedeutung und den lebensmittelhy- TLLV erreicht werden. Eva V. Knoop be- aktuell ausschließlich zu minderwertigem gienischen Aspekten der Fischhaltung in richtete im Anschluss über ein Koopera- Pflanzendünger verarbeitet werden. Man Aquakultur (Bartelt, Cuxhaven) sowie tionsprojekt des Bundesinstituts für Risi- wird in der Zukunft nicht umhin kommen, der Qualität ökologischer und konventi- kobewertung und der Labor Diagnostik eine sachbezogene Auseinandersetzung oneller Aquakulturfische (Karl, Hamburg) Leipzig GmbH: in einer bundesweiten mit diesem Nachhaltigkeitsverzicht unter gewidmet. Laborvergleichsuntersuchung wurde Beachtung aller Risiken zu führen. Abschließend präsentierte Dr. Greiner der Nachweis von Anti-Trichinella IgG Karen von Holleben vom Beratungs- und (Karlsruhe) sehr anschaulich die Mög- in Schweineseren mithilfe des PIGTYPE Schulungsinstitut für Tierschutz bei Trans- lichkeiten der Nanotechnologie im Le- Trichinella© Ab Testkits bewertet. Die port und Schlachtung stellte unter der bensmittelbereich und deren Probleme in Ergebnisse des Ringversuchs zeigen, dass Überschrift „10 Jahre Verankerung des Bezug auf die Lebensmittelsicherheit. Wir der PIGTYPE Trichinella© Ab sowohl in Tierschutzes im Grundgesetz – Anspruch hoffen, dass auch auf dem LTK 2014 der der Wiederholbarkeit als auch in der Re- und Wirklichkeit im Bereich lebensmittel- Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit wie produzierbarkeit sehr stabil ist und dass liefernder Nutztiere“ anschaulich Fort- in diesem Jahr spannende Themen und die serologische untersuchung von Mast- schritte aber auch weiterhin bestehende Referenten bereithält. schweinen aus Beständen oder Regionen Probleme im Bereich des Tierschutzes an Jarke/Braun mit vernachlässigbarem Infektionsrisiko den Schnittstellen Transport und Schlach- eine gute Alternative zur post mortem tung dar: Probleme bestehen hier nach Im Bereich der Fleischhygiene gaben untersuchung von Einzeltieren darstellt. wie vor bei der Beurteilung und Regle- auch in diesem Jahr ausgewählte Vorträge Katharina Riehn vom Institut für Le- mentierung der Transportfähigkeit von einen Einblick in die aktuellen Entwick- bensmittelhygiene der Veterinärmedizini- Nutztieren sowie der oftmals unzurei- lungen in den verschiedenen Bereichen schen Fakultät Leipzig stellte unter dem chenden lichten Höhe bei mehrstöcki- des Fachgebiets. Heike Palla vom Thürin- Schwerpunkt „lebenmittelübertragene gen Transporten. Positiv hob die Autorin ger Ministerium für Soziales, Familie und Zoonosen“ die untersuchungen ihrer hervor, dass bezüglich der sorgfältigen Gesundheit gab einen Überblick über die Arbeitsgruppe zu Nachweis und Präva- und restriktiven Genehmigungspraxis wichtigsten Neuerungen des Fleischhy- lenz des Duncker’schen Muskelegels in bei der betäubungslosen Schlachtung in gienerechts: neben der Erstellung eines Deutschland vor. Insbesondere die Ent- Deutschland und der Verankerung des Leitfadens zur amtlichen Überwachung wicklung einer spezifischen Nachweis- Tierschutzes in Art. 20 a GG ein Gleich- der risikobasierten Fleischuntersuchung methode für diesen Parasiten durch die gewicht besteht. Abschließend zeigte haben sich hier insbesondere Änderun- Arbeitsgruppe hat die Datenlage zu Prä- Klaus Troeger vom Max-Rubner-Institut gen im Bereich der Bestimmungen zu valenz, Verteilung und Tenazität des Para- in Kulmbach Möglichkeiten zur Verbesse- Farmwild ergeben: seit November 2010 siten deutlich verbessert und die gewon- rung des Tierschutzes bei der Betäubung gibt es im nationalen Recht eine zusätz- nenen Erkenntnisse sollen zukünftig auch und Entblutung von Schlachtschweinen liche Erleichterung bei der Schlachtung im Bereich der amtlichen Überwachung auf. Hier bietet insbesondere die bereits am Herkunftsort für „Wildfarmen mit genutzt werden. Im Anschluss gab Anne auf experimenteller Ebene mit sehr gu- geringem Produktionsvolumen an Scha- Balkema-Buschmann vom Friedrich-Löff- ten Erfolgen erprobte Helium-Betäubung lenwild“ (< 50 Tiere/ Jahr). Nach Geneh- ler-Institut auf der Insel Riems in ihrem eine auch in der Praxis umsetzbare, tier- migung durch die zuständige Behörde ist Referat ein kurzes update zum aktuellen schutzgerechte Alternative zu den bislang es nun möglich die Schlachttieruntersu- Stand der Forschung im Bereich trans- gängigen Betäubungsverfahren. chung innerhalb von max. 28 Tagen vor missibler spongiformer Enzephalopathien. Riehn der Schlachtung durch den amtlichen Dass auch der Bereich der Aquakultur Tierarzt durchführen zu lassen, sofern Überschneidungspunkte mit der Fleisch- eine kundige Person unmittelbar vor der hygiene hat, zeigte Frank Liebert vom Schlachtung keine Verhaltensstörungen Department für Nutztierwissenschaften feststellt, und kein Verdacht auf umwelt- der Georg-August-universität Göttin- kontaminationen besteht. Nach dem gen. Er berichtete über Überlegungen zu Transport zu einem Eu- zugelassenem den Einsatzmöglichkeiten von Schlacht- 12 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
Leipziger Tierärztekongress Seit Mitte 2012 ist die Fakultät damit beschäftigt, den 7. Leipziger Tierärztekongress vorzubereiten. Im Großen und Ganzen haben wir die tierartenspe- zifische Orientierung beibehalten. Mit den Schwer- punkten Arzneimittel/Toxikologie und Veterinary Public Health werden aber auch übergreifende Schwerpunkte gesetzt. Während wir uns beim 6. LTK im Rahmen der Auf- taktveranstaltung vor allen Dingen mit dem Problem der Rassetierzucht im Hobbytierbereich beschäftigt haben, stehen in der Auftaktveranstaltung des 7. LTK die Nutztiere im Fokus. Das Thema „Moderne Nutz- tierhaltung: Der Tierarzt im Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz, Ökonomie und Ethik“ soll ver- suchen, die Problematik aus tierärztlicher Sicht zu beleuchten. Wir denken, dass von Seiten der Agrar- wirtschaft bestimmte Meinungen schon platziert werden, aber die Aspekte aus tierärztlicher Sicht in der Öffentlichkeit bislang zu wenig Berücksichtigung gefunden haben. Erstmalig wird eine ganztägige Veranstaltung das Aufgrund des großen Interesses an diesem Thema beim Thema „Fische“ behandeln. Dabei wird das tierärzt- letzten Kongress, wird der Schwerpunkt „Versuchstier- liche Arbeitsfeld von den Krankheiten der Heimfi- kunde“ 2014 ausgeweitet und einen ganzen Tag über sche bis zur Haltung in Aquakultur umfassend dar- Tiermodelle und den Tierschutz im Versuchstierbereich gestellt. Ebenfalls neu im Kongressprogramm ist der informieren. Ebenfalls auf große Resonanz stieß im Janu- Workshop zu tierärztlichen Gutachten, in dem die ar 2012 die Vortragsreihe zum Thema Bienen. Deshalb Referenten über erlebte Pleiten, Pech und Pannen wird der 7. Leipziger Tierärztekongress diese Tiergruppe berichten und damit Ansatzpunkte zur Vermeidung erneut „Vom Rüssel bis zur Stachelspitze“ vorstellen. vermitteln. Hier eine Übersicht aller bisher geplanten Themen: umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 13
Tierische Patienten sind unberechenbar. Wir bieten Ihnen kalkulierbaren Schutz. DocD’or – intelligenter Berufsunfähig- keitsschutz für Tierärzte: ¡ Mehrfach ausgezeichneter Berufsunfähigkeitsschutz für Mediziner, empfohlen u. a. vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte ¡ Stark reduzierte Beiträge, exklusiv für Berufseinsteiger und Verbandsmitglieder ¡ Versicherung der zuletzt ausgeübten bzw. der angestrebten Tätigkeit, kein Verweis in einen anderen Beruf ¡ Volle Leistung bereits ab 50 % Berufsunfähigkeit ¡ Inklusive Altersvorsorge mit vielen individu- ellen Gestaltungsmöglichkeiten Ich berate Sie persönlich! Als Spezialist für Tierärzte erstelle ich Ihnen ein Angebot, das exakt auf Ihre berufliche Situation und Ihre persönlichen Ziele zugeschnitten ist. Gunnar Gerke, Berater für Tierärzte E-Mail: gunnar.gerke@aerzte-finanz.de Mehr Infos im Internet unter www.aerzte-versicherung.de
Erlebnis MESSE-HIGHLIGHTS Noch 400 Tage bis zum 7. Leipziger Tierärztekongress. Bis dahin verkürzen Ihnen zahlreiche interessante Publikumsmessen die Wartezeit. Wir wünschen Ihnen spannende Einblicke und freuen uns auf Ihren Besuch. 17. – 20.01.2013 PARTNER PFERD 25. – 28.04.2013 agra 2013 16. – 19.01.2014 show - expo - sport Die Landwirtschaftsausstellung Sparkassen-Cup - Rolex FEI World in Mitteldeutschland Cup™ Jumping, FEI World Cup™ Gastveranstaltung Driving, FEI World Cup™ Vaulting, www.agra2013.de Ausstellung, Wernesgrüner Pferdenacht, Sparkassen Sport-Gala 03. – 06.10.2013 modell-hobby-spiel www.partner-pferd.de Ausstellung für Modellbau, Modell- eisenbahn, kreatives Gestalten und Spiel 09. – 17.02.2013 HAUS-GARTEN-FREIZEIT www.modell-hobby-spiel.de Die große Verbraucherausstellung für die ganze Familie 16. – 18.01.2014 www.haus-garten-freizeit.de 14. – 17.03.2013 Leipziger Buchmesse www.leipziger-buchmesse.de www.tieraerztekongress.de Auszug · Änderungen vorbehalten www.leipziger-messe.de
Feierliche Promotion Winter 2011 akaDemische FesTVeransTaLTung miT FeierLicher promoTion im WinTer 2011 Am 9. Dezember 2011 gab sich die Veterinärmedizi- nische Fakultät der Universität Leipzig die Ehre, zur winterlichen Akademischen Festveranstaltung mit Fei- erlicher Promotion in die Alte Handelsbörse am Nasch- markt einzuladen. Nach traditionellem Einzug der Hochschullehrer und -lehrerinnen begrüßte der Dekan, Prof. Dr. Uwe Truyen, in seiner Festansprache die Anwesenden, insbesondere die „grünen“ und „goldenen“ Promovenden sowie Dr. Jörg Junhold, Direktor des Zoo Leipzig. Dessen vielbe- achtete Festrede „Der Akademiker und die Herausfor- derungen des globalen Wandels“ ist im Folgenden ab- gedruckt. Prof. Dr. Rainer Cermak, Vorsitzender der Promotions- Alte Handelsbörse kommission, leitete daraufhin mit seiner Ansprache die Übergabe der Promotionsurkunden ein. Gemeinsam mit dem Dekan wurden in einem feierlichen Akt die anwe- senden zahlreichen Promovendinnen und Promovenden geehrt. Im Namen aller „grünen“ Promovenden dankte Herr Dr. Daniel Piehler, dessen Dissertation in der Aka- demischen Festveranstaltung mit Feierlicher Promotion im Sommer 2012 mit dem Wilhelm-Ellenberger-Preis des Freundeskreises Tiemedzin der Veterinärmedizini- schen Fakultät Leipzig e.V. ausgezeichnet werden sollte. Eine Ehrung besonders verdienstvoller Leistungen für die Fakultät erhielt Frau Kathrin Haselbach, Geschäfts- führerin der Sächsischen Landestierärztekammer, mit der Verleihung der Oskar-Röder-Ehrenplakette; die Lau- datio hielt Prof. Dr. Heinz-Adolf Schoon. Daraufhin wurden die goldenen Promovenden, wieder- um gemeinsam von Prof. Dr. Cermak und dem Dekan, mit Urkunden und Blumensträußen geehrt. Die Dan- kesworte für die „goldenen“ Promovenden sprach Herr Feierlicher Einzug Dr. Johannes Uhlemann. Das Blechbläserquartett „brass 4“, unter musikalischer Leitung von Dr. Christoph Meinecke, umrahmte hervor- ragend diese gelungene winterliche Festveranstaltung der Veterinärmedizinaschen Fakultät in Leipzig. EL Musikalische umrahmung Spektabilität Prof. Dr. uwe Truyen 16 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
2011 Winter Feierliche Promotion Der akademiker und die herausforderungen des globalen Wandels Festrede zum akademischen Fest- akt der Veterinärmedizinischen Fa- kultät der Universität Leipzig, Alte Handelsbörse Leipzig , 09.12.2011 Dr. J. Junhold, Direktor Zoo Leipzig Spektabilität Prof. Truyen, sehr geehrte Herren Kammerpräsidenten, verehrte Promovenden und Jubilare, verehrte künftige Preisträgerin Haselbach, sehr geehrte Damen und Herren, hohe Festversammlung, zugegeben, wie wohl fast jeder Mensch Auch ich hatte mich im System eingerich- waren nicht wie heute verfassungsrecht- fühlte ich mich geschmeichelt und geehrt, tet und mit der hoch begehrten Studi- lich garantiert. Wir sollten alles tun, um als mich die Anfrage des Dekans für die- enzulassung für Veterinärmedizin in der dieses hohe demokratische Gut in Ehren se Festrede erreichte. Ich sagte selbst- Tasche schien mein späterer Lebensweg zu halten! verständlich zu. Als der Termin schließ- als Tierarzt schon vorgezeichnet. In einer und dennoch habe auch ich hier an der lich näher kam, wurde ich nachdenklich staatlichen Tierarztpraxis hoffte ich, eine universität der 80er Jahre integere und und ich stellte mir die eine oder andere ideologiearme Nische zu finden. Das hohe fachlich exzellente Hochschullehrer ken- Frage. Was kannst du als Absolvent dei- Gut „Bildung“ und überdurchschnittliche nen- und schätzengelernt. Auch wir woll- ner geliebten Alma mater lipsiensis, dem Leistung, so haben es mir meine Eltern ten unser Studium reformieren und wetz- Auditorium, vor allem aber den jungen immer beigebracht und vorgelebt, wer- ten uns das eine oder andere Mal unsere Menschen mit auf den Weg geben? Ist es den dir nicht nur einen ordentlichen Be- jugendlichen Hörner ab – allerdings mit tatsächlich schon so lange her, dass du ruf verschaffen sondern auch eine gewis- anderen gesellschaftlichen Spielregeln. selbst als „grüner Promovend“ in einem se unabhängigkeit und kritische Distanz Auch wir haben das Studentenleben in akademischen Festakt gesessen hast? und zum existierenden Gesellschaftssystem. Leipzig mit seinen zahlreichen Studen- wie ist eigentlich dein eigener Lebensweg So weit - so gut. tenclubs und seiner reichen Kulturszene als Akademiker verlaufen? Heute, nur 26 Jahre später, muss ich kon- genossen. Ich habe nicht nur viele gute Meine Erinnerungen führten mich sofort statieren, dass ich weder im real existie- Freunde, sondern auch eine wunderbare zurück in das Jahr 1985, dem Jahr mei- renden Sozialismus verblieben, noch als Frau, mit der ich heute mein Leben teile, ner Immatrikulation. Es herrschte tiefs- praktischer Tierarzt angekommen, aber als Leipziger Student kennengelernt. und te DDR. Ich hatte gerade den gehassten immer noch in Leipzig bin – einem bes- ich fühlte mich nach meiner letzten Prü- anderthalbjährigen Grundwehrdienst in seren Leipzig! und es sind nicht nur die fung zum Staatsexamen fachlich bestens der Nationalen Volksarmee - zumindest fachliche und persönliche Entwicklung, ausgebildet und gerüstet für die folgen- ohne sichtbare Blessuren - überstanden sondern auch die Erfahrungen zweier den Jahre des enormen gesellschaftlichen und ein sechsmonatiges Vorpraktikum in Gesellschaftssysteme, die meine Biogra- Wandels. Übrigens glaube ich, das muss der sozialistischen Landwirtschaft absol- phie geprägt haben und an denen ich Sie auch eine gewisse Leipziger Physikstu- viert. Das öffentliche Leben war geprägt heute ein wenig teilhaben lassen möchte. dentin Angela Merkel ähnlich empfunden von Lobhudeleien auf den Sozialismus Sicherlich kann man mein damaliges Studi- haben. Wie sonst könnte sie heute unser bei immer größer werdenden Problemen um an der Karl-Marx-universität mit dem Land als Bundeskanzlerin so erfolgreich im täglichen Alltag. Auf dem Ost-West- heutigen an einer im vereinten Europa führen? Gipfeltreffen in Genf handelten der frisch angekommenen universität Leipzig nicht Als sich mein damaliges Studium dem gewählte sowjetische Parteichef Gor- mehr vergleichen. Wir hatten damals eine Ende neigte, war er plötzlich da: der batschow und uS-Präsident Reagan eine feste Studienzeit von 4 – 5 Jahren. Der Herbst 89. Es „roch“ regelrecht nach Ver- 50%ige Reduktion atomarer Sprengköpfe relativ starre Lehrplan ließ weniger Wahl- änderung! Die systemkritischen Stimmen aus. Im Westen wurde gegen die atomare möglichkeiten für fachübergreifende Inte- wurden immer lauter – nun auch öffent- Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf ressen. und die sozialistische Propaganda lich. Die Ausreiseanträge im eigenen um- demonstriert. Im Osten ließ sich die Par- hatte auch an der Alma mater lipsiensis feld häuften sich. Gute Freunde nutzten tei- und Staatsführung wie gewöhnlich ihre tiefen Spuren hinterlassen. Öffentli- die Chance der Ausreise in den Westen mit ihren unbeirrbaren Lehren feiern. Die che Studentenproteste etwa, wie ich sie über ungarn oder Prag (wo unser Kom- Zeitung musste man zwischen den Zeilen heute regelmäßig auf Veranstaltungen der militone und damaliger Außenminister deuten und echte gesellschaftskritische universität erlebe, wären ohne schlimms- Hans Dietrich Genscher den historischen Diskussionen fanden ausschließlich im te Konsequenzen für die Protestierenden Satz der möglichen Ausreise vom Balkon engsten Freundes- und Verwandtenkreis und deren Familien undenkbar gewesen. der Deutschen Botschaft aus verkün- statt. Freier Geist und freie Meinungsäußerung dete). Ich selbst war innerlich zerrissen. umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012 17
Feierliche Promotion Winter 2011 In nur sechs Monaten würde ich mein eigenen Hochschullehrer wird mir unver- neue Mindestnormen für die Wildtier- Staatsexamen absolvieren. Ich fragte mich gessen bleiben. haltung, die der Zoo nicht mehr erfüllen natürlich – wie so viele andere auch – wie Die wissenschaftliche Arbeit an meiner konnte. Die Organisationsstruktur ent- lange hältst du das in diesem Staat noch Promotion, den fachlichen Disput auf sprach noch einer tradierten Kulturein- aus? Aber ich blieb hier und bereue diese Konferenzen oder Studienreisen und die richtung. Der Zoo war ein Sanierungsfall Entscheidung bis heute nicht! praktische Arbeit an der Chirurgischen oder es drohte die Schließung! Jeden Herbst werden wir wieder daran Tierklinik habe ich als eine persönliche Im übertragenen Sinne traf die von dem erinnert. Der Fall der Mauer wurde vor Bereicherung empfunden. Meine Promo- Autor und Journalist Dieter Zimmer 22 Jahren, nämlich am 09. Oktober 1989, tionsurkunde durfte ich noch aus den Anfang der 90er Jahre aufgeworfene Zu- nicht etwa in Berlin, sondern hier, in un- Händen unseres großartigen Dekans kunftsfrage „Ist Leipzig überhaupt noch serem Leipzig, eingeleitet. Nur wenige und Hochschullehrers Herbert Gürtler zu retten?“ auch auf seinen Zoo zu. Doch Meter von diesem Saal entfernt demons- entgegen nehmen. und es ist mir damals wir, die Zoomannschaft, haben unser trierten im Herbst 1989 Tausende – auch nicht leicht gefallen, ein Angebot von ihm Schicksal selbst in die Hand genommen, der Student Junhold – gegen das SED-Re- auszuschlagen, mich an der Fakultät hal- eine Vision von einem „Zoo der Zukunft“ gime und prägten die Losung „Wir sind ten zu wollen. entwickelt, dafür gerungen, geworben und das Volk.“ Die damaligen Emotionen, die Ich nutzte die 90er Jahre intensiv, um diese schließlich politisch auf den Weg ge- Aufbruchstimmung sind heute kaum noch mich beruflich auszuprobieren, die Vorzü- bracht. Seit dem Jahr 2000 wird diese Vi- in Worte zu fassen. und unsere Gesell- ge der neuen Gesellschaft zu entdecken sion Stück für Stück real, wie zum Beispiel schaft tut dennoch gut daran, die Erinne- und dabei immer auch nach dem eigenen mit der weltweit größten Menschenaf- rung an diesen Akt der Zivilcourage für Lebensweg zu suchen. So hat es mich be- fenanlage Pongoland oder mit dem un- künftige Generationen wach zu halten. ruflich schließlich in einen großen ame- verwechselbaren afrikanischen Flair der Für mich persönlich ist der Herbst 89 das rikanischen Konzern verschlagen. und Kiwara-Savanne. und sicherlich werden „Wunder von Leipzig“ und ich freue mich, ich lernte etwas völlig Neues, was aber Sie mir zustimmen, dass uns in diesem dass wir seit dem 20. Jahrestag mit dem durchaus meinen Neigungen entsprach, Jahr mit der Eröffnung der Tropenerleb- Lichtfest dieses Wunders in gebührender ich aber in meinem Studium niemals er- niswelt Gondwanaland wahrscheinlich Weise gedenken. lernen konnte: Marketingmanagement, unser Meisterstück gelungen ist. Für uns, die Studenten von damals, er- unternehmensführung und die Übernah- Bis 2015 soll der Zoo Leipzig nicht nur öffneten sich mit dem Herbst 89 völlig me von Verantwortung in einem zuneh- ein neues Gesicht erhalten, sondern sich ungeahnte Perspektiven. Nun stand uns mend international agierenden umfeld. auch inhaltlich Schritt für Schritt neu plötzlich die ganze Welt offen – mit den Mit diesem Rüstzeug versehen, wartete definieren. Aus der Menagerie wird der Chancen, aber auch mit den Härten von 1997 eine völlig neue Herausforderung Naturerlebnispark der Zukunft. unsere Wettbewerb und Marktwirtschaft. Die auf mich: Ich kehrte als frischgebackener Gäste unternehmen eine Safari durch persönliche Tragweite des gesellschaftli- Zoodirektor zurück in meine studenti- den gitterlosen Zoo. unsere Tiere wer- chen Wandels konnten wir damals aller- sche Wahlheimat Leipzig! den zu Botschaftern für den Artenschutz. dings nur erahnen. Meine letzte Prüfung Die Stadt Leipzig ist eine wunderbare, eine Wir Zoomitarbeiter werden Natur- und zum Staatsexamen absolvierte ich 1990 liebenswerte Stadt. Mit ihrer einzigartigen umweltschützer. und der Zoo als Ganzes am Tag der Währungsunion, und das aus- Historie, dem kulturellen Reichtum und wird eine Werbeagentur für den Natur- gerechnet im Fach Staatsveterinärkun- den Erfahrungen des gesellschaftlichen und umweltschutz. Eine alte kenianische de, also dem öffentlichen Veterinärrecht Wandels hat Goethes vielzitiertes Klein- Weisheit hat das Anliegen eines Zoos im eines Staates, der ein viertel Jahr später Paris nicht nur den Anspruch sondern 21. Jahrhundert genau auf den Punkt ge- verschwunden sein sollte. Einige Monate auch das Potential, sich zu einer Metro- bracht: „Wir werden letzten Endes nur hatten wir mit der unsicherheit zu leben, pole mit europäischer Geltung zu entwi- schützen, was wir lieben, und wir werden ob unsere Ausbildung in Gänze anerkannt ckeln. Der Zoo Leipzig möchte mit sei- nur lieben, was wir kennen.“ würde - was schließlich gelang. Können nem enormen Wandel - ebenso wie die In den ersten 10 Jahren des Wandels im Sie – selbst heute noch – erahnen, wie es Alma mater lipsiensis - seinen Teil dazu Zoo haben wir schon viel erreicht. und jenen Studiengängen erging, die ebenfalls beitragen. ich bin stolz darauf, einem hervorragen- fünf Jahre ihres Lebens investiert hatten Schon seit seiner Gründung 1878 war den Team des Wandels vorstehen zu dür- und die nicht, wie wir Veterinärmediziner, der Zoo Leipzig ein Sympathieträger und fen. Viele neue Anlagen sind entstanden zu den glücklichen Gewinnern der Ge- Lieblingskind der Leipziger. Selbst der und die Besucherzahlen haben sich mehr schichte gehörten? Dichter Joachim Ringelnatz, das sächsi- als verdoppelt. Die Rechts- und Organisa- Nun war ich mittendrin – im Wandel sche Original Lene Voigt oder aber der tionsform entspricht heute einem moder- meiner Alma mater, im Wandel meiner Maler Werner Tübke gehörten zu den nen, gemeinnützigen unternehmen. Wir Sektion Tierproduktion und Veterinärme- passionierten Zooliebhabern. Doch nach beteiligen uns an vielen weltweiten Ar- dizin zur Veterinärmedizinischen Fakultät der Wende 1989 brachen die Besucher- tenschutzprogrammen, wie für bedrohte und im Aufbau der neuen akademischen zahlen dramatisch ein. Neue Freizeit- und Primaten in Vietnam oder für Schimpan- Selbstverwaltung. Als einer des letz- Reisemöglichkeiten taten das Übrige. sen in Westafrika. Wir genießen eine sehr ten Jahrgangs von Forschungsstudenten Das überwiegende Erscheinungsbild glich große öffentliche Aufmerksamkeit, die wir brachte ich die Stimme der Studenten noch bis Ende der 90er Jahre einer Me- für unsere Ziele nutzen. und wir sind uns in eine der beiden Berufungskommissi- nagerie des frühen 20. Jahrhunderts mit an einer Stelle treu geblieben: Wir leben onen zur Neuberufung aller Hochschul- spartanischen Käfigen für die Tiere. Der eine unternehmenskultur, um weiterhin lehrer unserer Fakultät ein. Die Last der Instandhaltungs- und Investitionsstau war ein Lieblingskind der Leipziger zu bleiben! Verantwortung bei der Bewertung der riesig und kollidierte mit den knapper Doch auch erfolgreiche Strategien ge- fachlichen Qualität, aber auch der gesell- werdenden öffentlichen Geldern. Zudem hören immer wieder auf den Prüfstand. schaftspolitischen Vergangenheit meiner definierten neue EU-Richtlinien auch „Nichts ist so beständig wie der Wandel“, 18 umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, universität Leipzig 22 (26) 2012
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