Union "Wir haben viel zu tun" - Neues zulassen - JU Stadtverband Erkelenz
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Union Das Magazin der CDU Deutschlands Digitale Agenda „Wir haben viel zu tun“ Ausgabe 4/2014 · Dezember 2014 · www.cdu.de · ISSN 1865-8873 Kommission „Meine CDU 2017“ Neues zulassen Zuwanderung und Integration Chancen der Vielfalt
16 24 Inhalt Editorial 40 30 4 Generalsekretär Peter Tauber zum 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer Titelgeschichte 10 Digitale Agenda „Wir haben viel zu tun“ 14 Industrie 4.0 Auf Du mit Bremspedal und 20 Impressum Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der Einspritzpumpe CDU Deutschlands, Klingelhöferstraße 8, 16 Handel im Wandel 10785 Berlin – Chefredaktion: Oliver Heinos Heimatstadt wird zum Röseler (v.i.S.d.P.) – Redaktion: Jens-Uwe Einkaufsschlager Bilanz Kerl, Sidney Pfannstiel (CvD), Marcus 20 Pro & Contra 36 Volker Kauder Schick, Christina Wegener – Redaktions- kontakt: union-magazin@cdu.de – Herausforderung Internet: Das erste Jahr war erfolgreich Verlag, Druck und Anzeigen: Union Hat der Einzelhandel eine Zukunft? 38 Wir bringen Deutschland voran Betriebs-GmbH (UBG), Egermannstraße Pro: Bernhard Rohleder Die Bilanz der CDU-geführten 2, 53359 Rheinbach, Telefon 02226 802-0, Contra: Stefan Genth Bundesregierung Telefax 02226 802-111, www.ubgnet.de, 22 Bildungsexperte Sven Volmering Geschäftsführer Rudolf Ley – UNION erscheint viermal im Jahr als kostenloses Deutschland braucht einen Pakt für E-Magazin. Die Printausgabe kann zum Digitale Bildung Weihnachten Preis von 2,50 Euro pro Heft abonniert 40 Maria Theresia Opladen werden. – Abonnentenverwaltung: Der hohe Stellenwert der Familie ist Union Betriebs-GmbH, Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach, Telefon 02226 802-213, CDU mit Zukunft ungebrochen Telefax 02226 802-111, E-Mail: union- 24 Kommission „Meine CDU 2017“ magazin@ubgnet.de Neues zulassen Intern 28 Interview mit Dr. Klaus Schüler 6 Meldungen „Kampagnenfähigkeit stärken!“ 8 Twitter-Interview 30 CDU-Gipfel zu Zuwanderung und Paul Ziemiak Integration 42 CDU.TV-Fragebogen mit Bildnachweise: Tobias Koch · Senioren-Union · kfd/Ruprecht Stempell · Handelsverband Deutschland · BITKOM · Markus Schwarze · Laurence Chaperon · dpa/picture alliance Chancen der Vielfalt Dietrich Wersich Titelbild: Tobias Koch Dezember 2014 Union 3
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte: Am 9. November konnten wir alle in Berlin den Fall der Mauer noch einmal nachempfinden: 8 000 weiß leuchtende Ballons bildeten den ehe- maligen Mauerverlauf nach. Die „Lichtgrenze“ erinnerte uns an die Opfer an der Mauer, an den Mut der Revolutionäre und an die überwundene Teilung unseres Vaterlandes. An jedem Ballon stand ein „Pate“. 24 Mitarbeiter aus unserem Konrad-Adenauer-Haus und ich gehörten dazu. Als die Ballons unter dem Jubel von rund einer Million Menschen in den Himmel stiegen, war das ähnlich bewegend wie die Ereignisse vor 25 Jahren. Ich war berührt von der Fröhlichkeit, von der Friedfertigkeit und der Offenheit, mit der mir wildfremde Menschen ihre Geschichte vom 9. November 1989 erzählt haben. Der Fall der Mauer sorgt auch heute noch für Gänsehaut – die Bilder der jubelnden Menschen, die Umarmungen, das Klopfen der Mauerspechte. Kein anderes Ereignis der jüngsten deutschen Geschichte hat solche Emotionen ausgelöst. Der Sieg der Men- schen in der DDR über das SED-Regime steht bis heute für die Kraft des Freiheitswillens. Mit großer Sorge verfolgen wir nun, dass die SPD ausgerechnet in diesen Wochen die Nähe zur Linkspartei sucht und sich in Thüringen sogar bereit erklärt hat, eine Koalition unter Führung der Linkspartei einzugehen. Es ist schlimm genug, dass die Linke beim Thema SED-Unrecht kaum die Zähne auseinanderbekommt. Das eigentliche Problem ist, dass Linke und SPD – dort, wo sie gemeinsam regieren – mit rückwärtsgewandter Politik den Wohlstand aufs Spiel setzen. Deshalb arbeiten wir als CDU – gerade im 25. Jahr nach dem Mauerfall – weiter für eine starke Zukunft unseres Vaterlandes. Herzlichst 4 Union Dezember 2014
Meldungen Ausgezeichnet Vereinigungen Senioren-Union: Drei neue Gold für Gorbi Geschäftsführer Gleich drei neue Besetzungen auf den Positionen der Haupt- und Seit 2008 an der Spitze Bundesgeschäftsführer sind aus Tillich im Amt den Reihen der CDU-Vereinigun- bestätigt gen zu melden: Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Stanislaw Tillich bleibt Minister- (MIT) begrüßt Hauptgeschäfts- präsident des Freistaates Sach- führer Thorsten Alsleben, der sen. Zwei Tage nach Unterzeich- auf MIT-„Urgestein“ Hans-Dieter Diese Auszeichnung war lange nung des Koalitionsvertrags Lehnen folgte. Die Geschicke der geplant, musste aus gesundheit- zwischen CDU und SPD wurde Senioren-Union leitet ab sofort lichen Gründen immer wieder der dienstälteste CDU-Minister- Bundesgeschäftsführer Jan Peter verschoben werden. Nun passte präsident im ersten Wahlgang Luther. Bei der Jungen Union es: Am Rande der Feierlichkeiten im Amt bestätigt. Seit 2008 folgt Conrad Clemens auf Alexan- zum 25. Jahrestag des Mauerfalls steht der 55-Jährige mit sor- der Humbert im Amt des Bundes- zeichnete die Senioren-Union bischen Wurzeln an der Spitze geschäftsführers. Clemens war Deutschlands (SU) den ehema- des erfolgreichen Freistaats. von 2009 bis 2012 Landesvorsit- ligen Staatspräsidenten der So- CDU-Generalsekretär Peter zender der JU Berlin. K wjetunion, Michail Gorbatschow, Tauber gehörte zu den ersten mit der Goldenen Verdienst- Gratulanten: „Sachsen steht sehr medaille für Verdienste um gut da! Das ist vor allem dem Versöhnung und Verständigung Einsatz, Fleiß und Ideenreichtum unter den Völkern aus. SU-Chef seiner Bürgerinnen und Bür- Prof. Otto Wulff überreichte ger zu verdanken. Es hat aber dem Friedensnobelpreisträger auch etwas mit den richtigen die Medaille im Rahmen eines politischen Weichenstellungen Festakts. Beim anschließenden zu tun, die unter Führung der Abendessen sagte Gorbatschow: sächsischen Union stets getrof- „Solange Russland und die fen wurden. Für die Bewältigung CDU Bremen Deutschen, solange unsere bei- der Aufgaben, die vor ihm und Mit Motschmann in den Länder zueinander finden, seiner Regierungsmannschaft den Wahlkampf miteinander gut auskommen liegen, wünschen wir gutes und gute Beziehungen pflegen, Gelingen, viel Kraft und Gottes Elisabeth Motschmann führt die solange geht es allen gut.“ K Segen.“ K Bremer CDU als Spitzenkandi- datin in die Bürgerschaftswahlen 2015. Die Bundestagsabgeord- nete konnte 92,6 Prozent der CDU Schleswig-Holstein Delegiertenstimmen auf sich Liebing ist neuer Chef der CDU-SH vereinen. Motschmann will die CDU bei der Bürgerschaftswahl Die CDU in Schleswig Holstein hat einen neuen Vorsitzenden: am 10. Mai 2015 wieder in Re- Ingbert Liebing, Bundesvorsitzender der Kommunalpolitischen gierungsverantwortung führen. Vereinigung der CDU/CSU (KPV) und bislang stellvertretender Dafür setzt sie auf die Themen Landeschef, wurde auf dem Landesparteitag in Neumünster zum Bildung, Wirtschaft, Finanzen, Nachfolger von Reimer Böge gewählt. Böge hatte aus gesund- innere Sicherheit und Armuts- heitlichen Gründen nicht erneut kandidiert. K bekämpfung. K 6 Union Dezember 2014
Meldungen Kr ieg st Du au ch no ch. e s T a t t o o ! Cool Das Label des Forest Stewardship Council (FSC®) 2020 sollen es 100 Prozent sein! Den natürlichsten steht für die Verwendung von Holz aus vorbildlich Klimaschutz liefert der nachwachsende Rohstoff bewirtschafteten Wäldern und anderen kontrol- Holz. Getränkekartons bestehen überwiegend aus lierten Quellen. Heute tragen bereits mehr als 70 Karton, der aus dem klimaneutralen Rohstoff Holz Prozent aller Getränkekartons dieses Siegel – gewonnen wird. Holz wächst nach – Öl nicht! Das Umweltbundesamt empfiehlt den Kauf von Mehrwegflaschen und ökologisch vorteilhaften Getränkekartons. Natürlich Klima schützen! Mehr auf: www.karton-natürlich.de Dezember 2014 Eine Initiative des Fachverbandes Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e. V. Union 7
Meldungen Regierungsprogramm Online Union Twitter-Interview Hallo Herr Ziemiak, Glückwunsch zum JU-Vorsitz! Was war die erste Entscheidung, die Sie als neuer JU-Chef getroffen haben? Zwei wichtige Entscheidungen: Erarbeitung eines Zukunftsprogramms mit der #JU Basis und eine Mitgliederwerbekampagne für #Azubis. Paul Ziemiak ist der Neue an der Was konkret haben Sie sich fürs erste Jahr an Zielen vorgenommen? Spitze der Jungen Union Deutsch- Mehr Dialog mit den Mitgliedern über neue Foren auf junge-union.de, lands. Auf dem diesjährigen Deutsch- über Twitter, Facebook und durch viele Besuche vor Ort. landtag im bayerischen Inzell setzte sich der 29-jährige Sauerländer durch. Zuvor war er rund zwei Jahre Die JU versteht sich als unbequemer Mahner der Mutterpartei, gilt aber Landesvorsitzender der JU NRW. auch als deren „Kaderschmiede“. Für Sie ein Widerspruch? Auf unsere Fragen antwortet er im Nein, @CDU braucht gute Leute, die kritisch denken und diese Kritik auch Twitter-Format – also mit maximal angemessen äußern. Wir sind Stimme der jungen Generation! 140 Zeichen. Im Social Web wird die Zahl der „Freunde“ zum Gradmesser der eigenen Wahrnehmung. Was bedeutet Ihnen Freundschaft im richtigen Leben? Tweets an Paul Ziemiak Neben der Familie sind Freunde für mich der wichtigste Teil des Lebens. @paulziemiak Echte Freunde sind auch da, wenn es mal nichts „zu liken“ gibt. Welcher Tweet hat Ihnen zuletzt gefallen? Die vielen Tweets zu der Kritik von Joachim #Gauck an einem möglichen Ministerpräsidenten aus den Reihen der SED-Erben. #Unrechtsstaat Welche Profile verfolgen Sie besonders aufmerksam und können Sie deshalb empfehlen? Die letzten drei Twitter-Interviews Also, ich bekenne mich als einer der 78 tsd engsten Follower von Jens Koeppen @_Helene_Fischer. Aber es gibt natürlich auch viele coole #JU Profile. @jenskoeppen Nadine Schön Und welches Stück Heimat muss auf jeden Fall mit dabei sein, wenn Sie @NadineSchoen in Berlin als JU-Chef arbeiten? Carsten Linnemann Natürlich darf nie die Lokalzeitung fehlen. @ikzIserlohn habe ich immer auf @MIT_bund dem iPad dabei. 8 Union Dezember 2014
Meldungen Die Grüne Oase der Lausitz Nach dem Bergbau entstehen neue Lebensräume für Flora und Fauna sowie attraktive Erholungslandschaften. Der »Findlingspark Nochten« ist ein Zeichen gelungener Rekultivierung und längst ein sehenswerter Besuchermagnet in Sachsen. Entdecken auch Sie die über 6000 Findlinge inmitten einer einmaligen Gartenlandschaft. Mehr Infos unter www.findlingspark-nochten.de www. vattenfall.de Dezember 2014 Union 9
Titel Leiteten in einen spannenden Abend ein: Bundeskanzlerin Angela Merkel, eingerahmt von (v.l.) Internet-Unternehmer Oliver Samwer, Moderator Cherno Jobatey und Eduard Sailer (Geschäftsführer Technik bei Miele) Digitale Agenda „Wir haben viel zu tun“ Die Digitalisierung lässt die virtuelle und reale Welt immer stärker mit- einander verschmelzen und stellt Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die unionsgeführte Bundesregierung fördert und gestaltet diesen Wandel mit der „Digitalen Agenda“. Und auch bei der ersten #cnight der CDU stand das Thema auf der Tagesordnung. 10 Union Dezember 2014
Titel „Die Herausforderungen stehen nicht vor uns, sondern sind bereits voll im Gange“ Bundeskanzlerin Angela Merkel Die Initiatoren der #cnight: (v. l.) Carsten Linnemann, E MIT-Bundesvorsitzender, Jörg Müller-Lietzkow, Sprecher cnetz, Thomas ine der spannendsten Diskussionen zur Digi- Unternehmer, Startup-Gründer, Investoren und Jarzombek, Sprecher für talisierung seit langem! Bei #cnight mit der Journalisten sind dort versammelt. Im Mittelpunkt: Digitale Agenda der Bundeskanzlerin! @c_netz“. Für den Twitter-Nutzer Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es ist ein hochka- CDU/CSU-Fraktion, und „Hagen @kalehill“ ist dieser 5. November ein gelun- rätiger Kreis, der an diesem besonderen Ort den CDU-Generalsekretär Peter Tauber gener Tag. Um 17.16 Uhr schickt er seinen Tweet aus digitalen Wandel mitgestalten und intensiv disku- dem Konrad-Adenauer-Haus hinaus ins Twitter-Uni- tieren will. versum. CDU-Generalsekretär Peter Tauber und der CDU-nahe Verein für Netzpolitik cnetz haben zur so Höchste Zeit genannten #cnight ins Konrad-Adenauer-Haus ein- geladen. Auf der Tagesordnung steht die „Digitale Im August hatte die Bundesregierung beschlossen, Agenda“. den Netzausbau, die Cybersicherheit und die För- Nichts geht mehr, hatten die Veranstalter schon derung der digitalen Wirtschaft voranzutreiben. Tage vor dem Anmeldeschluss vermelden müssen. „Digitale Agenda“ heißt das Projekt. „Es ist höchste Bis ins zweite Stockwerk reihen sich die Teilnehmer Zeit – wir haben viel zu tun! Die Herausforderungen auf, um von der Galerie aus das Geschehen im Ple- stehen nicht vor uns, sie sind bereits voll im Gange“, num zu verfolgen. Bundesminister, Netzpolitiker, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Als Industrie- Dezember 2014 Union 11
Regierungsprogramm Oben: Um Digitales in den Kommunen ging es im Gespräch zwischen Florian Nöll vom Bundesverband Deutsche Startups, cnetz-Mitbegründer Thomas Jarzombek und Paderborns Bürgermeister Michael Dreier. Rechts: Angeregt diskutierten Madeleine Gummer von Mohl (CEO betahaus) und Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Rechts unten: Kulturstaatsministerin Monika Grütters land ist Deutschland damit konfrontiert, dass der digitale Zug längst in Bewegung ist. Auch ohne große deutsche Beteiligung. „Die Wahrheit ist kon- kret. Wir können in Europa und in Deutschland nicht mehr sagen, dass wir die Weltspitze beherrschen“, sagt Merkel. „An vielen Stellen sind wir einfach nicht mehr vorne dran.“ „Ich komme von einem 115 Jahre alten Startup.“ Eduard Sailer, Geschäftsführer Technik Miele scheiden, dann haben wir eine gute Zukunft“, meint Gute, innovative Ideen für die Ausgestaltung Samwer. „Wir brauchen schnelle Netze, wir brau- des digitalen Wandels sind gerade jetzt besonders chen Geld für die Startups, wir brauchen wenig Re- gefragt. Oliver Samwer, Vorstandsvorsitzender von gulierung – und dann Let‘s go.“ Rocket Internet, den kürzlich das Manager-Magazin gemeinsam mit seinem Bruder als „wichtigsten In- Keine Gesetze für Jahrhunderte ternet-Unternehmer der Republik“ bezeichnet hat, ist jemand, der nach solchen Ideen Ausschau hält. Die Bundeskanzlerin stellt fest, dass es Aufgabe Weltweit beschäftigen die Samwers zurzeit 20 000 einer verantwortungsvollen Politik sei, in Zeiten Mitarbeiter. Allein der Onlinehändler Zalando, den der Digitalisierung auch noch flexibler mit den die Unternehmer auf Platz 4 der 100 umsatzstärk- Herausforderungen der Märkte umzugehen. „Wir sten deutschen Online-Shops brachten, hat 7 400 werden uns in der Politik daran gewöhnen müssen, Beschäftigte und ist in Berlin einer der größten dass wir nicht Gesetze für Jahrhunderte machen“, privaten Arbeitgeber. „In den USA, wo die maß- sagt sie. Eduard Sailer, Geschäftsführer Technik geblichen neuen digitalen Geschäftsmodelle ent- Miele, setzt bei Innovationen und der Erschließung stehen“, erklärt Samwer, „gibt es 98 Prozent mehr neuer Märkte auf die guten Instinkte eines Famili- Risikokapital als in Deutschland.“ Er plädiert dafür, enunternehmens. „Ich komme von einem 115 Jahre Union Webtipp bei drei, vier oder fünf Euro Risikokapital einen Euro alten Startup, das nicht auf Exit – also auf Unter- aus Steuergeldern dazuzugeben. So kämen auf zwei nehmensverkauf im Erfolgsfall – gespielt hat“, sagt www.cdu.de/cnight Milliarden Euro Venture Capital noch einmal eine Sailer. „Wir bewerten nicht allein die Erwartung halbe Milliarde oben drauf. „Wenn wir schnell ent- eines möglichen Erfolgs“, erklärt der Miele-Chef. 12 Union Dezember 2014
„Das Internet ist keine eigene Welt.“ Bundesinnenminister Thomas de Maizière Sprachen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung: (oben links) Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, und (o.r.) Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Unten: Bei der anschließenden Party sorgte Marusha als DJane für tolle Stimmung unter den fast 500 Gästen die Hälfte der verbliebenen 20 Prozent im zweiten cnight- Jahr. „Aber“, fügt er hinzu, „wenn eines dabei übrig Getwitter bleibt, das die Welt verändert, hat sich aller Einsatz @Gründerszene: gelohnt.“ Man dürfe deswegen auch nicht diejenigen „Samwer, Startups, sozial stigmatisieren, die mit ihrer Idee und ihrem Staubsauger – Kanzle- Mut eine Bruchlandung hinlegten. „Du kannst hinfal- rin Merkel hat bei der len, musst aber wieder aufstehen“, sagt Altmaier. #cnight alles im Griff.“ Mit dem Internet und der Digitalisierung aller Le- @jensspahn (Jens bensbereiche verbindet sich der Wunsch nach Frei- Spahn, gesundheitspo- litischer Sprecher der heit und Offenheit. Bundesinnenminister Thomas de CDU/CSU-Fraktion): Maizière gibt dabei zu bedenken, dass auch zur Frei- „Beim freien WLAN heit im Internet Verantwortung und damit nachvoll- basteln wir leider ziehbare Regeln gehörten. „Das Internet ist keine ei- schon sehr lange. Eine „Cash-Burn-Rate“ hätte es bei Miele nie gege- gene Welt. Diese ist nicht nur virtuell, sondern höchst Hoffe dann mal auf real.“ Deswegen müssten dort auch die gleichen Re- baldige Lösung... In ben, Familienunternehmen hätten kein Geld zum Kroatien gibt’s WIFI Verbrennen. „Wenn wir etwas tun, dann machen wir geln gelten wie für die analoge Welt. Dazu gehören am Strand ...“ es richtig.“ Auch bei der Digitalisierung. Waschma- der Schutz der Privatsphäre, die elementaren Grund- @tj_tweets (Thomas schinen hätten heute Steuerungen, die wesentlich rechte und die Menschenwürde. Der Twitter-Nutzer Jarzombek, Sprecher leistungsfähiger seien als die der ersten Mondlan- „Jungephilologen“ twittert prompt: „Spaßverderber? der CDU/CSU Bun- defähre von 1968. Intelligente Stromsysteme, die Innenminister #deMaiziere appelliert an die Verant- destagsfraktion für eine energieeffiziente, vernetzte Steuerung von wortung der Internet-Community. Wichtig!“ Digitale Agenda): „Der elektrischen Geräten ermöglichen, sollten daher Dass die Bundesregierung zur Beantwortung der Sprecher für Digitale Agenda der Fraktion verpflichtend gemacht werden. Anders als manch Fragen zur Digitalen Agenda besser aufgestellt ist könnte nicht fach- einem Startup von heute komme es Miele aber als alle Vorgängerregierungen, davon ist auch Ale- licher erklären als die immer auf die Schaffung realer Werte an. xander Dobrindt von der bayerischen Schwesterpar- Kanzlerin :)“ tei CSU überzeugt. Der Bundesminister für Verkehr @NadineSchoen Auf die Idee kommt’s an und digitale Infrastruktur sieht in der Union „die (Nadine Schön, Mit- Parteien der neuen digitalen sozialen Marktwirt- glied im Bundestags- Für Kanzleramtsminister Peter Altmaier entscheidet schaft“. „Deutschland hat die Chance für ein digi- ausschuss „Digitale über den Erfolg eines Startups nicht allein die staat- tales Wirtschaftswunder“, erklärt Dobrindt. „Unser Agenda“): „Sehr cool die Kanzlerin. Sie will liche Förderung, sondern zuerst die Idee. Vor diesem Wohlstand und der Wohlstand der nächsten Genera- genau wissen, was Hintergrund fordert er eine neue Kultur im Umgang tionen hängen von der Digitalen Agenda ab“, mahnt IT-Startups brauchen. mit Innovationstreibern ein. 80 Prozent der Startups, der Minister. Die #cnight habe die Diskussion dazu Und diskutiert extrem rechnet Altmaier vor, gäben im ersten Jahr auf, über maßgeblich angestoßen. K offen. Bin begeistert.“ Dezember 2014 Union 13
Aufnahme aus der 1200 qm großen Forschungshalle des Fraunhofer-Institut für „Zellulare Fördertechnik“. Industrie 4.0 Hier wird an der „Schwarm- Auf Du mit Bremspedal intelligenz“ der Maschinen gearbeitet. Dazu wurde ein komplettes Lagerzentrum nachempfunden und Einspritzpumpe Güter und Waren lernen miteinander zu „sprechen“. Das „Internet der Dinge“ ist im Begriff, die Industrie und Warenströme von Grund auf zu verändern. Und damit auch die Welt der Arbeit. D ie Pizza kann sprechen! Auch das Bremspe- dal und die Einspritzpumpe im Auto, selbst die Pillenpackung hat was zu sagen. Nicht direkt all dies ein nahezu grenzenloser Datenfluss. Zum Beispiel, wenn ein Zulieferunternehmen eine Einspritzpumpe für einen Automobilhersteller zu uns Menschen. Aber Produkte und Komponen- entwickelt. Diese Motorkomponente wird heute ten kommunizieren mit Hilfe von Informations- überwiegend so produziert und ausgeliefert, dass technologie mit ihrer eigenen Umgebung. Mit sie exakt am Montagetag in der Autofabrik an- den Maschinen, die sie herstellen, und den Trans- kommt und dort eingebaut wird. Die Steuerung portsystemen, die sie zur rechten Zeit dort hin- erfolgt dabei über informationsgeladene Chips bringen, wo sie gebraucht werden. Möglich macht und Rechnersysteme. 14 Union Dezember 2014
Titel Für Michael ten Hompel vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) bietet „Industrie 4.0“ mehr Chancen als Risiken Netzausbau hat Zukunft Beim Nationalen IT-Gipfel in Hamburg hatte Bun- deskanzlerin Angela Merkel die Unternehmen dabei zu mehr privater Risikobereitschaft aufgefordert. Es sei entscheidend, dass die Verbindung von digitaler Wirtschaft mit industrieller Produktion und Logis- „Intelligente“ Regale tik gelinge. Damit Güter, Maschinen, Fabriken und Transportsysteme über das „Internet der Dinge“ in Vor diesem Hintergrund hat eine Forschergruppe einen umfassenden und vor allem stabilen Daten- um Professor Michael ten Hompel vom Fraunhofer austausch kommen können, so die Bundeskanzlerin, Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund sei eine „hochleistungsfähige digitale Infrastruktur gerade selbsttätige Fahrzeuge für die Lagerlogistik gefragt“. Die unionsgeführte Bundesregierung sieht entwickelt. Diese nehmen über Sensoren den Kon- daher den Netzausbau mit stabilen Hochgeschwin- takt mit dem gerade angelieferten Einspritzpumpen- digkeitsleitungen als eine wesentliche Grundvoraus- Paket auf und bringen es zu einem „intelligenten“ setzung für das Gelingen von „Industrie 4.0“. Regalplatz. Über Funktechnik teilt das Regal dem Professor Michael ten Hompel sagt: „In den In- Lagerfahrzeug mit, dass genau dort der ideale Platz dustrien wächst die Komplexität der Aufgaben in für den späteren Weiterversand in die Autofabrik vielen Dimensionen gleichzeitig.“ Daten versteht er ist. „Die Systeme im Hintergrund organisieren alle dabei als den „Rohstoff des 21. Jahrhunderts“ – eine Transportwege selbst“, erklärt Professor ten Hompel. Ressource, die nicht abnimmt, sondern kontinuier- Sowohl der Zulieferer wie auch der Autohersteller lich wächst. „Wir sprechen mittlerweile von einem wüssten dabei jederzeit, wo das Paket gerade in der Datenwachstum um den Faktor Tausend pro Jahr- Lieferkette unterwegs sei. zehnt“, erklärt ten Hompel. Die Digitalisierung von Produktionsabläufen und Lieferketten verändert die Wirtschaft und das Leben Neue Wege des Datenaustauschs von Grund auf. Ökonomen sehen darin bereits die „vierte industrielle Revolution“. Der daraus abgelei- Wird die Vollautomatisierung am Ende auch den tete Begriff „Industrie 4.0“ gilt als eine der großen Menschen ersetzen? „Ganz im Gegenteil“, sagt Pro- Herausforderungen der Gegenwart. Das Beratungs- fessor ten Hompel. „Der Mensch ist in der Industrie unternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) hat 4.0 alles andere als überflüssig. IT-Systeme müssen unlängst in einer Studie ermittelt, dass über 80 Pro- die Informationen so vorbereiten, dass er auf ihrer zent der Industrieunternehmen in Deutschland im Grundlage überhaupt sinnvolle Entscheidungen tref- Jahr 2020 ihre Wertschöpfungskette „digitalisiert“ fen kann.“ In der Vergangenheit sei auf der Suche haben werden. Das heißt: Der Austausch und die nach dem idealen Materialfluss mitunter allerdings Analyse von Daten begleiten oder steuern jeden versäumt worden, die Rolle des Menschen zu hinter- einzelnen Herstellungsschritt eines Produktes. Auf fragen. „Wir müssen den Menschen in seiner Indi- dem Weg dorthin wollen die Unternehmen jährlich vidualität immer in vernünftiger Weise einbinden“, Union Webtipp 40 Milliarden Euro in Industrie 4.0-Anwendungen fordert ten Hompel. Denn am Ende müssten die investieren. Besonders gefordert sind der Maschi- Technik und ihre Produkte dem Menschen dienen, Mehr dazu unter: nen- und Anlagenbau sowie die Informations- und nicht umgekehrt. Auch und gerade in der „Industrie www.iml.fraunhofer.de Kommunikationsindustrien. 4.0“ von morgen. K Dezember 2014 Union 15
Titel Handel im Wandel Eifelstädtchen wird zum Einkaufsschlager Internethandel und große Einkaufcenter auf der grünen Wiese setzen den Innenstädten mehr und mehr zu. In der Eifel macht man aus der Not eine Tugend und baut auf ein neuartiges Konzept: „City Outlet Bad Münstereifel“. Mit großem Erfolg. 16 Union Dezember 2014
Titel S elbst Heino ist inzwischen glücklich darüber, wie sich sein Wohnort Bad Münstereifel ver- ändert hat. Das war nicht immer so. Vor zweieinhalb Jahren musste der Schlagerstar mit seinem „Rat- haus-Café“ ins örtliche Kurhaus umziehen, weil die bisherigen Räumlichkeiten an neue Investoren ver- kauft wurden. Dort, wo einst die legendäre Heino- Haselnuss-Torte serviert wurde, vertreibt jetzt ein bekannter deutscher Sportartikelhersteller seine Produkte – als Teil des einzigartigen „City Outlet Bad Münstereifel“, einer Art Freilicht-Einkaufscen- ter. Bei der Eröffnung der rund 40 Marken-Outlets im Sommer gab Heino ein Konzert. Ein gutes Vierteljahr ist seitdem vergangen und Bürgermeister Alexander Büttner schaut endlich wieder zufrieden aus dem Rathausfenster. „Es ist wieder Leben in der Stadt, und das nicht nur am Wo- chenende“, sagt er. Täglich kämen zwischen 3 000 und 6 000 Leute nach Bad Münstereifel, „geben Geld aus“. Und das nicht nur in den Outlet-Geschäften, wie der 49-Jährige betont, „sondern auch in den üb- rigen Läden und gastronomischen Betrieben. Selbst das Haushaltswaren-Geschäft macht mehr Umsatz“, sagt er. Nach dem ersten Ansturm mit über 100 000 Besuchern in den ersten sechs Tagen sind nun auch die Kritiker besänftigt, die eine Parkplatznot und die Übervölkerung des Ortskerns befürchtet hatten. Die 18 000-Seelen-Gemeinde an der Grenze zwi- schen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kämpft, wie viele andere Kommunen, seit Jahren mit massiven strukturellen Problemen. Früher lebte die Stadt vor allem von Kneipp-Kurgästen, doch die Nachfrage hat trotz des demografischen Wandels stark nachgelassen. Wie in vielen anderen struk- turschwachen Städten im ländlichen Raum standen immer mehr Geschäfte leer, der Niedergang war buchstäblich mit Händen zu greifen. Warum auch zum örtlichen Händler laufen, wenn sich vieles be- quem im Internet, und da oft viel günstiger, zur Lie- ferung nach Hause bestellen lässt! Vor fünf Jahren sagten sich die Münstereifeler: „Es reicht, so geht’s nicht weiter.“ Es folgten Gesprächsrunden, in denen die Frage erörtert wurde, wie man der über eintau- Fein herausgeputzt: Mit einem neuartigen City-Outlet will send Jahre alten Tuchmacher-Stadt neues Leben Bad Münstereifel den Einzel- handel wiederbeleben Dezember 2014 Union 17
Titel (o.) Vor dem Logo posie- ren am Eröffnungstag neben Moderatorin Rebecca Mir und Heino auch CDU-Bürgermeister Alexander Büttner (r.) und die Geschäftsführer, Investoren und Center- Manager (li.) Heino in den ehe- maligen Räumen seines Union Webtipp Cafés, in denen nun Sportartikel verkauft werden Mehr dazu unter: (re.) Eindruck von der bad-muenstereifel.de malerischen Altstadt in Bad Münstereifel Auch sei es bemerkenswert, dass ein Projekt die- ser Tragweite in nur drei Jahren umgesetzt wurde: „Der Leidensdruck war groß bei uns“, sagt er. Des- halb sei die Bereitschaft groß gewesen, „etwas ganz Neues zu wagen“. Aber das Projekt sollte auch an Grenzen stoßen, „mentale und tatsächliche“, gibt der dreifache Familienvater zu. „Ich bin froh, dass die vielen Diskussionen zu einem insgesamt guten Ende geführt haben.“ Das hat sich rumgesprochen. Bad Münstereifel ist derzeit bei den Bürgermeister-Kollegen in aller Munde, wurde als städtebauliches und landespla- nerisches Vorzeigeprojekt in Fachausschüssen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes vorge- stellt. Die immer wieder diskutierte Frage lautete dabei, ob sich dieses Modell auch an anderen Orten Was bedeutet einhauchen könne. Vor gut drei Jahren dann wurde umsetzen ließe. „Das ist sicher nicht leicht möglich. Outlet? die Idee eines City-Outlets mit hochwertiger Mar- Wir haben in Bad Münstereifel einfach das Glück kenware zu günstigen Preisen in einer attraktiven sehr guter Standortbedingungen“, ist Büttner über- Darunter versteht man Umgebung geboren und von drei Bürgern der Stadt zeugt. Dazu gehörten eine „wunderbare historische eine Verkaufsstelle, in der Waren aus nicht umgesetzt. „Der eine kannte sich mit Mode aus, Altstadt mit einem Flüsschen“, auch die direkte Au- mehr aktuellen Kollek- der andere konnte das Geld besorgen, der dritte tobahnanbindung in knapp acht Kilometern Entfer- tionen, auch B-Ware, verstand was vom Bauen“, sagt Büttner. Eine gute nung. Zudem sei Köln nur 40 Autominuten entfernt, Rückläufer des Handels Kombination, die das Projekt mit etwa 35 Millionen in einem Einzugsgebiet von 90 Autominuten lebten oder Ware aus Über- Euro an Kapital zum Erfolg führte. Der CDU-Bürger- über 13 Millionen Menschen. Dennoch glaubt Ale- produktionen zu in der meister leistete seinen Beitrag mit einer speziellen xander Büttner, dass Bad Münstereifel ein Beispiel Regel günstigeren Prei- „Amts-Taskforce“: Die Investoren wurden durch den für andere Gemeinden sein kann: „Es gibt einen sen angeboten werden. Im Gegensatz zum klas- Behördendschungel gelotst. Das Ergebnis kann sich Trend, dass die Gemeinden mit dem Handel den sischen Fabrikverkauf sehen lassen. Die neuen Geschäfte brachten etwa Weg zurück von der grünen Wiese hin zur Revitali- wird ein Outlet nicht 200 Vollzeitarbeitsplätze, zugleich wurden in Zu- sierung der Innenstädte gehen.“ zwingend vom Hersteller sammenarbeit mit dem Denkmalschutz viele Häuser In diesem Jahr steht ein kleines Jubiläum im Eifel- der Waren betrieben. des schmucken mittelalterlichen Stadtkerns saniert städtchen an. Es ist das zehnte Dienstjahr des haupt- und lange quälende Leerstände beseitigt. Ganz zu amtlichen CDU-Bürgermeisters Alexander Büttner. schweigen von der Aufbruchstimmung, die längst Am Rande der Eröffnung des City-Outlets wurde den ganzen Ort erfasst hat: „Wir haben unsere Jahr- darauf angestoßen. Wahl-Münstereifeler Heino ist hundertchance beherzt genutzt“, sagt Büttner mit mit der Entwicklung zufrieden: „Es musste am Ort einigem Stolz. etwas Neues geben.“ K 18 Union Dezember 2014
Regierungsprogramm EIN NEUES UNTERNEHMEN. EINE LANGE TRADITION. AbbVie vereint die Dynamik und Fokus- sierung eines Biotech-Unternehmens mit mehr als 125 Jahren Erfahrung eines forschenden Arzneimittelherstellers. Unser Ziel ist es, die Gesundheit und Lebensqualität von Patienten zu verbessern. Dies erreichen wir durch innovative Spezialmedikamente und zielgerichtete Forschung. 2.400 AbbVie Mitarbeiter arbeiten an unserem Hauptsitz in Wiesbaden und an unserem Forschungs- und Produktions- standort in Ludwigshafen für dieses Ziel. abbvie.de MENSCHEN. MÖGLICHKEITEN. LEIDENSCHAFT. Dezember 2014 Union 19
Meinung Pro & Contra Handel im Wandel Das Internet macht dem Einzelhandel das Leben schwer. Kaufen wir bald nur noch online? Oder werden sich Internet-Handel und Ladengeschäfte künftig einfach nur besser ergänzen? Wie sich das Einkaufsverhalten in Deutschland entwickeln wird, dazu diskutieren Bernhard Rohleder und Stefan Genth. Auch der E-Commerce ist nur ein Zwischenschritt D eutschland war das Heimatland des Ver- sandhandels, dem Vorgänger des Online- Shoppings also. Dennoch: Quelle ist Geschichte. T-Shirt anfing und zur eigenen Müsli-Mischung führte, bringt uns in letzter Konsequenz zu soge- nannten Lot 1 Größen – dem einmaligen, absolut Amazon und Ebay sind Gegenwart. Was bringt die individuellen Produkt. Über Online-Plattformen Zukunft? Wird der stationäre Einzelhandel das wird man zum Entwickler und Designer, zum Konfi- Zur Person nächste Opfer des Online-Booms? gurator oder Kreator eigener Produkte. Sie brauchen Bernhard Rohleder (49) Bereits drei von vier deutschen Verbrauchern nicht einmal mehr einen Online-Shop. Sie brauchen ist Hauptgeschäftsführer über 14 Jahren kaufen heute Waren im Internet ein, nur noch eine Plattform, die den Kunden direkt mit des BITKOM e. V. seit also fast jeder Internetnutzer. Der Umsatz im Online- dem Hersteller vernetzt. dessen Gründung im Handel wächst mit jedem Jahr, bis 2020 soll er laut Ohnehin umgehen immer mehr Hersteller den Jahr 1999. Der studierte Handelsverband Deutschland (HDE) rund 20 Pro- Handel – ganz gleich ob online oder stationär. Ein Politikwissenschaftler zent des Einzelhandels in Deutschland ausmachen. „herstellereigener Shop“ heißt zwar noch so, Handel wurde nach einigen Warum ist das so? Die einfache Antwort: Komfort findet dort aber nicht mehr statt. Es werden ledig- beruflichenStationenzu- nächst stellvertretender, und Transparenz. Online einkaufen ist rund um die lich die eigenen Produkte direkt an den Endkunden später Geschäftsführer Uhr und von überall möglich. Preisvergleiche sind veräußert: Winzer, Teeproduzenten, Maßkonfektio- des Fachverbands Infor- nur ein paar Klicks entfernt. Viele Online-Shops bie- näre, selbst Künstler schließen den Handel komplett mationstechnik im VDMA ten zudem ähnlichen und teils sogar besseren Service aus ihrer Wertschöpfungskette aus und gehen direkt und ZVEI. 1997 wurde er als im Geschäft: Live-Beratung über Chats und Video, auf die Endkunden zu. parallel zum Generalse- Bewertungen und Empfehlungen von anderen Käu- Die Augen vor der digitalen Einkaufswelt zu ver- kretär des europäischen fern sowie neuerdings auch Lieferungen am Bestell- schließen, wie es Quelle getan hat, kann die Existenz SpitzenverbandsderIT- Branche, Eurobit, berufen. tag. Nicht zu vergessen ein Rückgaberecht, wie es kosten. Die Verbraucher wollen sie und werden mit Von 1997 bis 2005 leitete nur wenige stationäre Händler einräumen. den Füßen, pardon, mit dem Finger an der Maus er zudem als Geschäfts- Der Trend geht nun dahin, dass man nicht nur abstimmen – eine typische Disruption, die alte Ge- führer das Marktfor- online einkauft, sondern online nach den eigenen schäftsmodelle zerstört und neue entstehen lässt. schungsinstitut European Vorstellungen produzieren lässt. Web-Shops bieten Ja, für viele Einzelhändler ist die Digitalisierung eine Information Technology Schuhe mit individuell gefertigtem Fußbett an, oder existentielle Herausforderung. Aber zugleich auch Observatory (EITO). man kann sich seinen Joggingschuh gleich komplett ein große Chance: Mit wenig Aufwand können sie persönlich konfigurieren: Farbe, Material, Größe, aus der lokalen Nische heraus und in den globalen Laufeigenschaften. Was mit dem selbst gestalteten Markt eintreten. K 20 Union Dezember 2014
Meinung Handelsunternehmen sind die Zugpferde der Innenstädte D Zur Person er Einzelhandel steckt mitten in einem Struk- sind die Zugpferde der Innenstädte. Sei es über StefanGenth(51)istseit turwandel. Die Umsätze im Online-Handel die Zahlung der Gewerbesteuer, die Schaffung Juli 2007 Hauptgeschäfts- wachsen jedes Jahr zweistellig. Was bedeutet das von Arbeitsplätzen oder den Erhalt historischer führer des Handelsver- für den stationären Handel? Was muss jetzt gesche- Bausubstanz – der Handel ist für die Städte un- bandes Deutschlands hen, damit unsere Innenstädte nicht aussterben und verzichtbar. Diese Symbiose gerät durch den ak- (HDE),derSpitzenorga- veröden? Eines ist klar: Ein Gegeneinander von On- tuellen Strukturwandel in Gefahr. Wir alle sind nisation des deutschen Einzelhandels. Zuvor line- und Offline-Handel ist weder erfolgsverspre- gefordert zu reagieren: Die Händler müssen sich war der diplomierte chend noch zielführend. Im Gegenteil, die Zukunft mit dem Aufbau eines Online-Standbeins beschäf- Verwaltungswirt Haupt- gehört den Händlern, die die On- und die Offline- tigen. Die Politik muss auf allen Ebenen für Rah- geschäftsführer des Welt am intelligentesten miteinander verknüpfen. menbedingungen sorgen, die die Unternehmen Einzelhandelsverbands Die Kunden wollen egal zu welcher Tageszeit und in diesem auch finanziell anspruchsvollen Wandel Ostwestfalen-Lippe. Genth egal ob auf der heimischen Couch oder in der In- nicht überfordern und die einen fairen Wettbe- vertritt auf nationaler nenstadt möglichst bequem einkaufen. Händler, die werb sicherstellen. Da geht es um eine Reform der und europäischer Ebene die Interessen von ihren Kunden beides aus einer Hand bieten können, Gewerbesteuer, den Erhalt und den Ausbau von 100 000 Mitgliedern werden den Markt prägen. Schon heute sind rund 30 Infrastruktur oder eine Änderung der im föderalen sowie der Landes- und Prozent der stationären Händler im Internet aktiv. Flickenteppich mancherorts zu strengen Ladenöff- Fachverbände des HDE Und auch bisher reine Online-Händler, wie Amazon nungsvorgaben. gegenüber Politik und oder Zalando, streben umgekehrt zunehmend in den Händler, Politik und Kommunen – alle müssen an Wirtschaft. Er ist Mitglied stationären Bereich. einem Strang ziehen. Nur dann kann es auch gelin- des Präsidiums des Der große Erfolg des Online-Handels verändert gen, unsere Innenstädte vital und attraktiv zu erhal- europäischen Handels- die Branche – und damit auch unsere Innenstädte. ten. Davon profitiert dann auch der Online-Händler, verbandes EuroCom- merce und Vorstandsmit- Denn Stadt und Handel leben seit Jahrhunderten der sich ein zusätzliches Standbein im Stadtzentrum glied des IW Köln. in enger Symbiose. Die Handelsunternehmen aufbaut. K Dezember 2014 Union 21
Regierungsprogramm Von Sven Volmering Deutschland braucht einen Pakt für Digitale Bildung 2014 wird als Jahr in Erinnerung bleiben, in dem Deutschland zum vierten Mal Fußballweltmeister wurde. Der Titel in Brasilien war bei allem Glück, das man immer braucht, Lohn für die Tüchtigen, die sich nach den Debakeln bei großen Turnieren Ende der 1990er/Anfang der 2000er auf den Weg machten, um die Talentförderung in Deutschland neu zu gestalten. Vor einer ähnlichen Situation steht Deutschland heute bei der Digitalen Bildung. 22 Union Dezember 2014
Titel D ie digitale Revolution birgt viele Fragen, Herausforderungen, Problemstellungen, aber noch mehr Chancen für die gesellschaftliche Entwicklung und Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Mit der Digitalen Agenda der Bundesregierung ist ein erster Aufschlag gemacht worden. Im Bereich der Digitalen Bildung muss Deutschland ähnlich wie der DFB einen Aufholprozess starten. Experten aus Wirtschaft, Forschung und Bildung vertreten nicht zu Unrecht die These, dass Deutschland teilweise den Weltmeistern aus dem asiatischen Raum hin- terherhinkt, und das um bis zu zehn Jahre. Dabei Union Zur Person ist klar, dass eine digitale Grundbildung wie auch die Ausbildung einer digitalen Exzellenz unerläss- Sven Volmering (Jahrg. 1976) studierte Politikwissenschaften, Neuere lich ist. Digitale Grundbildung ist eng mit Medien- und Neueste Geschichte und Wirtschaftspolitik in Münster. Zudem kompetenz verknüpft und meint das Wissen um studierte er Erziehungswissenschaften und arbeitete nach absolviertem den sicheren, verantwortungsvollen und kritischen Referendariat und Staatsexamen seit 2006 als Lehrer am Kopernikus- Umgang mit digitalen Medien und Programmen. Gymnasium Neubeckum (NRW). Von 2006 bis zu seinem altersbedingten Digitale Selbstständigkeit ist nicht nur im Hinblick Ausscheiden 2012 war Volmering Landesvorsitzender der Jungen Union auf den Datenschutz wichtig, sondern ebenso Vo- NRW. Dem Deutschen Bundestag gehört er seit 2013 an, ist dort Mit- raussetzung für optimale Berufschancen auf dem glied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- Arbeitsmarkt. Damit die digitale Grundbildung nicht zung. Volmering ist katholisch, verheiratet und hat eine Tochter. nur graue Theorie bleibt, müssen verstärkt digitale Medien und Programme in den Bildungsprozess in- tegriert werden. Ihre Nutzung bringt viele Vorteile. rerausbildung und entsprechende Schulungsan- Lernmaterialien beispielsweise können schneller auf gebote für bereits ausgebildete Kräfte. Durch die aktuelle Themen ausgerichtet werden und Schüler Übernahme der BAföG-Kosten durch den Bund mit unterschiedlichen Lernniveaus können indivi- sind die Länder finanziell dazu in der Lage. dueller gefördert werden. Die CDU muss die Partei K Der Einsatz digitaler Medien und die Vermittlung sein, die die Lebensrealität des 21. Jahrhunderts in von Medienkompetenz müssen nicht in einem die Schulen holt. Folgende Punkte könnten dabei Einzelfach, sondern fächerübergreifend integriert eine Rolle spielen: werden. K Deutschland braucht einen Pakt für Digitale Bil- K Wir brauchen eine umfassende Bestands- und dung, der die unterschiedlichen Aktivitäten von Wirkungsanalyse bestehender Projekte und Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in einer Stif- Programme zur Förderung und Vermittlung von tung zusammenführt. Dabei sollen Projekte und, Medienkompetenz der einzelnen Bundeslän- bei Bedarf, Infrastruktur und Ausstattung finanzi- der über den gesamten Bildungsweg hinweg. ell gefördert werden! Damit einhergehend muss der Fokus in der Bil- K Wir müssen über die Bundesländergrenzen hin- dungsforschung auf das digitale Lernen und auf weg über einheitliche Standards sprechen. Über die Untersuchung des Aufwachsens in digitalen einen Staatsvertrag kann man bundeseinheitliche Gesellschaften über Längsschnittstudien gelegt Mindeststandards zur Medienkompetenz für die werden. unterschiedlichen Altersstufen der Schüler festle- K Neben der digitalen Grundbildung brauchen wir gen. Die bisherigen Empfehlungen der Kultusmi- digitale Exzellenz. Im Koalitionsvertrag wurde nisterkonferenz greifen viel zu kurz. vereinbart, nach dem Vorbild der Eliteschulen Union Webtipp K Es ist unerlässlich, massiv bei der Aus- und Wei- des Sports, unsere IT-Spitzenkräfte von morgen Mehr dazu unter: terbildung von Pädagogen und Lehrkräften an Profilschulen IT/Digital ausbilden zu wollen. www.svenvolmering.de anzusetzen. Wir brauchen eine Anpassung der Diese Vereinbarung muss dringend umgesetzt www.digitale-agenda.de Curricula sowie Prüfungsordnungen bei der Leh- werden. K Dezember 2014 Union 23
CDU mit Zukunft Kommission „Meine CDU Neues 24 Union Dezember 2014
CDU mit Zukunft 2017“ zulassen Eine moderne Volkspartei mit Zukunft – das will die CDU bleiben. Im Konrad-Adenauer-Haus trafen sich die Mitglieder der Parteireform- kommission „Meine CDU 2017“ zu ihrer Auftaktklausur. Mit von der Partie waren auch Ideengeber von der Basis. Dezember 2014 Union 25
CDU mit Zukunft A uf der Mitgliederplattform CDUplus hatte sich Yvonne Criens über „Meine CDU 2017“ informiert und daraufhin einen persönlichen Brief an CDU-Generalsekretär Peter Tauber geschrie- ben. Darin formulierte sie Erfahrungen aus ihrem politischen Alltag als stellvertretende Sachkundige Bürgerin im Jugendausschuss der Stadt Baesweiler (NRW). Und sie schrieb von ihren Erwartungen an die Parteiarbeit und die Mitgliedergewinnung vor Ort. „Dass ich daraufhin eine Einladung nach Berlin zur Mitarbeit in der Kommission bekam, hat mich total überrascht und begeistert“, sagt Criens. Zum Auftakt der zweitägigen Klausur im Konrad- Adenauer-Haus stellt CDU-Generalsekretär Peter Tauber fest: „Wir sind nach dem tollen Ergebnis bei der Bundestagswahl 2013 in einer Position der Stärke, mit vielen Abgeordneten im Bundestag und mit viel Rückhalt in der Bevölkerung. Diesen Schwung wollen wir nutzen, um die CDU zukunfts- fähig aufzustellen.“ Etwa 40 Funktions-, Amts- und Mandatsträger aus allen Ebenen der CDU und den Vereinigungen sind aufgefordert, ein Reformprogramm zu erarbei- ten, das auf dem Parteitag in Karlsruhe 2015 abge- schlossen werden soll. „Von den dann vorliegenden Ergebnissen wollen wir konkrete Handlungen ab- leiten und das inhaltliche Profil der CDU schärfen, ermutigen, den jungen Menschen in der Partei als unsere Organisationskraft stärken und unsere Kam- Paten zur Verfügung zu stehen: „Wir müssen Neues pagnenfähigkeit verbessern“, sagt Tauber. zulassen“, sagt sie. „Ich will aber auch die Ängste der Um in diesem Prozess die ganze Breite der CDU älteren Mitglieder zerstreuen, wenn sie die Worte abzubilden, hatte die CDU-Bundesgeschäftsstelle ‚Reform’ und ‚Erneuerung’ hören. Dabei können und im September die Mitmach-Aktion „Meine CDU – sollten wir immer auf Altbewährtem aufbauen und Meine Meinung“ gestartet. Hier können die Partei- konservative Werte erhalten.“ mitglieder via CDUplus noch bis Ende Februar 2015 Cornell Babendererde, Vorsitzende des CDU- Ideen und Anregungen direkt einbringen. Allein Stadtverbandes Winsen an der Luhe, schätzt den bis zur Klausurtagung waren über 1 100 konkrete offenen Dialog in ihrer Partei. Sie weiß, dass der Vorschläge eingegangen, die sich unmittelbar in informelle Teil nach der eigentlichen Arbeit am der Kommissionsarbeit niederschlagen. Deswegen Abend oft viel bringt. „Manchmal kommen die bes- wurde der Teilnehmerkreis um vier sogenannte ten Ideen dann, wenn man nicht mehr konzentriert „Wild-Cards“ für aktive CDU-Mitglieder aus den über der Arbeit hockt, sondern bei einem Bier zu- Kreis und Ortsverbänden erweitert. sammensitzt“, sagte sie. Die Politikerin sieht dabei Neben Yvonne Criens gehört auch Dagmar Betz die dezentrale Organisation der CDU als „großen dazu. Die Beisitzerin im CDU-Kreisvorstand Rhein- Vorteil“ und fühlt sich durch die Diskussionen in der Kreis Neuss möchte im Zuge der Reform die älteren Kommission bestätigt, dass jedes einzelne Mitglied und erfahrenen Politiker in ihrem Kreisverband Wertschätzung erfahren sollte. Und dass an der 26 Union Dezember 2014
CDU mit Zukunft Basis noch offenere und noch transparentere Dia- loge geführt werden müssten. Ansgar Mertens ist Partei- und Fraktionsvorsit- zender des CDU-Stadtverbandes Lippstadt. Nach der diesjährigen Kommunalwahl hatte er eine „Re- form im Kleinen“ unter dem Titel „#Zukunft #Lipp- stadt #CDU“ angestoßen. Die Erfahrungen daraus Die Kommission „Meine CDU 2017“ hat ihre Arbeit aufgenommen. Mit dabei sind Ansgar Mertens, Cornell Babendererde, Dagmar Betz und Yvonne Criens hatte er mittels „Meine CDU – Meine Meinung“ an (v. l., neben Peter Tauber). Sie wurden unter den Teilnehmern der Mitmachaktion Peter Tauber weitergeleitet, der ihn prompt in die „Meine CDU – Meine Meinung“ ausgewählt Kommission einlud. „Ich erhoffe mir von der Kom- mission Ideen und Best-Practice-Modelle für meine Arbeit im Stadtverband und im Kreisverband. Die tens, „können dann vielleicht schon in die Arbeit Möglichkeit, erfolgreiche Konzepte aus anderen der Kommission einfließen“. Bundesländern auch hier zu versuchen, ist eine „Meine CDU 2017“ schreitet voran. „Es lohnt sich große Chance für alle.“ Reformwillige Parteigliede- in der CDU zu sein“, resümiert Yvonne Criens und rungen müssten das Rad ja nicht immer neu erfin- fügt im Sinne der „Wild Cards“ hinzu: „Auch wenn den. Er selbst werde nun in Lippstadt erste Ideen nicht alles unkompliziert ist – in einer lebendigen umsetzen und auf deren Wirkung hin überprüfen. Volkspartei dabei zu sein, macht einfach Spaß und „Die dort gemachten Erfahrungen“, so hofft Mer- ist immer spannend.“ K Dezember 2014 Union 27
CDU mit Zukunft Interview mit CDU-Bundesgeschäftsführer Dr. Klaus Schüler „Kampagnenfähigkeit stärken!“ Eines der zentralen Ziele der Parteireform-Kommission „Meine einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen, darf durchaus be- CDU 2017“ ist laut Generalsekretär Peter Tauber „die Steigerung zweifelt werden: Die Wahlbeteiligung ist deutlich geringer als bei uns, der Kampagnenfähigkeit der CDU“. Heißt das, die Amerikanisie- ein in Stil und Niveau zum Teil bedrückendes Negative Campaigning rung unserer Wahlkämpfe wird weiter zunehmen? dominiert den Wahlkampf, an dessen Ende sich zwei politische Lager Ich halte nichts von solchen Schlagworten. Wahlkämpfer stehen in derart unversöhnlich gegenüberstehen, dass man vom „blockierten allen demokratischen Gesellschaften vor derselben Grundfrage: Wie Washington“ spricht und das Ansehen der politischen Institutionen schaffe ich es, meine Botschaft an die Wählerinnen und Wähler her- einen Tiefpunkt erreicht hat. Nichts gegen meine amerikanischen anzubringen, ihre Aufmerksamkeit zu finden, sie zu überzeugen und Freunde, aber da ist mir unsere Art der Wahlkampfführung in Deutsch- sie am Wahltag dazu zu bewegen, mir und meiner Partei ihr Vertrauen land doch erheblich sympathischer. auszusprechen? In Amerika macht man das amerikanisch, in Deutsch- land deutsch. Jeder führt seine Wahlkämpfe vernünftigerweise so, wie Was soll denn zur Steigerung der Kampagnenfähigkeit der CDU in es den jeweiligen, im Übrigen recht unterschiedlichen Rahmenbedin- der Kommission beschlossen werden? gungen und der jeweiligen politischen Kultur entspricht. Das im Einzelnen zu beraten, wird Teil der weiteren Kommissionsarbeit sein. Aber die Herausforderungen sind sehr konkret. Nehmen Sie nur Das heißt, wir können mit Blick auf Kampagnen von den Amerika- das Thema Kommunikationsfähigkeit. Wenn wir als Bundesgeschäfts- nern eigentlich nichts lernen? stelle alle CDU-Mitglieder per E-Mail erreichen wollen, dann reden wir Das habe ich nicht gesagt. Damit wir als CDU bei Mitteln und Me- zur Zeit bei einer Mitgliederzahl von rund 465 000 nur über etwas mehr thoden moderner Wahlkampfführung auch weiterhin vorne mit dabei als 170 000 Personen, über deren E-Mail-Adresse wir verfügen und mit sind, schauen wir uns die Wahlkämpfe international, übrigens nicht denen wir auf diesem Weg theoretisch kommunizieren könnten. Auch nur in den USA, sehr genau an. Aber als Blaupause für Wahlkämpfe bei der Erreichbarkeit unserer Funktions- und Mandatsträger gibt es hier bei uns – das haben auch die sogenannten Midterm Elections wie- noch Luft nach oben, denn nur bei zwei Dritteln von ihnen verfügen der gezeigt – taugen US-Wahlkämpfe nur sehr bedingt. wir über die aktuelle E-Mail-Adresse. Dass das auch unter Kampagnen- gesichtspunkten kein Zustand ist, der befriedigen kann, liegt auf der Aber die USA gelten doch gemeinhin als das Nonplusultra moderner Hand. Wir haben deshalb die Aktion „Bitte m@il Dich!“ gestartet, in Wahlkampfführung. der wir alle CDU-Mitglieder dazu aufrufen, ihre E-Mail-Adresse unter Wenn man das auf den gewaltigen Einsatz finanzieller Mittel – bei www.cdu.de/bitte-mail-dich zu hinterlegen oder zu aktualisieren. den November-Wahlen rund vier Milliarden Dollar – oder auf die Das ist einfach und geht schnell, kann aber sehr dabei helfen, Quanti- Entwicklung ausgeklügelter Techniken zur gezielten, möglichst indi- tät und Qualität unserer Mitglieder-Kontaktdaten zu verbessern. Des- vidualisierten Wähleransprache unter Nutzung riesiger Datenbanken halb nutze ich diese Gelegenheit, auch die Leser des UNION Magazins bezieht, dann ist das sicher richtig. Ob Aufwand und Ertrag aber in nochmals einzuladen, bei dieser Aktion mitzumachen. K 28 Union Dezember 2014
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