Zeitschrift der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften - Föderation Vinzentinischer Gemeinschaften
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nr. 3 Juli | August | September 2019 Zeitschrift der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften weiter? t es Geh
Inhalt Inhalt 3 VORWORT 4 GEISTLICHES WORT Zum Titelbild FÖDERATION: 5 Auf den Spuren des heiligen Vinzenz von Paul 9 Viele Gespräche und viel Kreativität 11 MEGVIS: Vinzentinischer Einsatz für die Menschenwürde 13 VINZENTINISCHE FAMILIE: Impressionen aus den USA (7) 14 BETRACHTUNG: Hl. Franz Regis Clet 16 BILDMEDITATION: Mit Jesus Mahl halten 18 GEBETE: Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz „Geht es weiter?“ 19 AUS UNSERER GESCHICHTE: Vor 150 Jahren: Eine denkwürdige Konferenz Dieser Weg auf der Ebenalp/Schweiz, mit Weitblick in das Appenzeller 23 AUGSBURG: Besuch im Maximilianeum Land, stellt Fragen: Wie geht es wei- 24 FULDA: Exerzitienangebote ter? Wo geht es denn weiter? Geht es 24 GRAZ/INNSBRUCK/ZAMS: Vinzentini- überhaupt weiter? sche Spiritualität für Führungskräfte Das Leben stellt uns immer wieder vor ähnliche Fragen, wenn Wege auf 26 HILDESHEIM: Postkarte einmal nicht mehr eben und gerade- 26 MÜNCHEN: Erinnerung an die Stunde aus verlaufen. So kann zum Beispiel des Todes eine Krankheit von jetzt auf gleich 28 PADERBORN/MANANTHAVADY: Einen den Lebensweg verändern. Monat unterwegs ins Indien Beim Versuch weiterzugehen, wird 33 STRASSBURG: Soeur Marie-Beata lacht die Frage nach unserem Gottver- und dient nun im Himmel trauen gestellt. Wer sich auf Gottes Führung verlässt, kann den nächsten 33 WIEN: Sr. Cordula Kreinecker wieder Schritt wagen. Ein Psalmvers ermu- zu Generaloberin gewählt tigt uns: „Befiehl dem Herrn deine 34 ZAMS: Hilfsaktion für Häftlinge Wege.“ (Ps 36,5) Dann können wir si- 35 LITERATURTIPP: cher sein, denn „alle Wege des Herrn neu denken – eins werden sind Erbarmen.“ (Ps 24,10) Text: Sr. Ursula Bittner 35 IMPRESSUM Foto: Heidi Bittner 36 DIE LETZTE SEITE: Kirchen laden ein 2
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! N un halten Sie das heute- Heft 3 in Händen und es gibt uns wieder interes- Katharina Mock nimmt uns mit auf ihre abwechslungs- reiche Reise zu den indischen sante Einblicke in unsere Gemeinschaften. So lernen Geschichte, in die Gemein- wir die Wirkungsbereiche schaften und deren vinzen- unserer Mitschwestern in In- tinisches Wirken. Schon das dien näher kennen. Auch aus Sr. M. Elisabeth Titelbild mit dem steilen Peru erfahren wir über die Weg, der um einen Berg Hilfsaktion für Sträflinge, an führt und bei dem wir nicht der Barmherzige Schwestern sehen können, was sich da- beteiligt sind. Die Gemein- hinter verbirgt, weckt unser schaft von München gibt uns Interesse. Wir können nur Einblick in ihre Geschichte auf einen barmherzigen Gott während des 2. Weltkrieges. vertrauen, der uns auf gute Für die 15 Schwestern, die bei Wege führt. Im geistlichen der Bombardierung den Tod Wort gibt uns Sr. Elisabeth fanden, wurde ein Gedenk- Halbmann Einblick in den gottesdienst gefeiert. Wolfgang Dausch 39. Jugendtag in Untermarch- Auf einen Besuch der be- tal und ermutigt auch uns, sonderen Art nehmen uns die hat und vor 50 Jahren zum am Guten festzuhalten. Augsburger Schwestern mit. Entstehen der Föderation vin- Auch mit der Begeisterung Im Maximilianeum erlebten zenzinischer Gemeinschaften und Kreativität in der Novi- sie einen beeindruckenden führte. Es war ein steiler ziatsschulung und im Treffen Tag, der ihnen Einblick in den Weg, aber die Schwestern der Schwestern „Unter 65“ Alltag der Politiker im Bayeri- blieben dran, scheuten keine werden wir angesteckt. Die schen Landtag gewährte. Mühe und so wurde das Ziel MEGVIS-Tagung mit dem In der Betrachtung über erreicht. Die Gemeinschaf- Thema „Vinzentinischer das Leben der Heiligung ten von Graz – Mitteleuropa, Einsatz für die Menschen- können wir Kraft und Mut Innsbruck und Zams konnten würde“ behandelte ein für unser eigenes Leben für die Führungskräfte ihrer Herzensanliegen des hl. Vin- schöpfen. Diesmal schildert Einrichtungen einen Lehr- zenz, das auch heute nichts uns Sr. M. Karin Weber das gang über „Vinzentinische an Aktualität verloren hat. Leben des hl. Franz Regis Spiritualität“ anbieten. So lebt P. Andreas Müller lässt uns Clet, der es schaffte, sich an das „Vinzentinische Erbe“ wieder teilhaben an seinen nichts festzuklammern. Im auch heute weiter. „Impressionen aus den USA“ Beitrag von Dr. Susanne Kaup Wir wünschen Ihnen viel und nimmt uns diesmal mit erfahren wir tiefe Einblicke in Freude beim Lesen des heute. auf eine beeindruckende unsere Geschichte. Sie nimmt Reise durch Gottes wunder- uns mit auf den Weg, der be- Sr. M. Elisabeth Auberger bare Schöpfung. Auch Sr. M. reits vor 150 Jahren begonnen und Wolfgang Dausch 3
Geistliches Wort Liebe Schwestern, liebe interessierte Gott schaut auf jeden mit seinem barmherzigen, Leserinnen und Leser! zärtlichen, Mut-machenden, verstehenden, aufrichtenden Blick. Er kennt mich und großer Dankbarkeit auf das weiß um mich. Geschenk dieses Festes des Wie gut tut es mir da, Glaubens. mich und meine Wirklich- keit mit dieser zärtlichen „Haltet fest am Guten!“ Liebe Gottes zu betrachten, In diesem Wort kommt die in der ich mich selbst an- Sehnsucht des Menschen geschaut weiß. Wie gut tut nach dem Guten, nach es mir da, zu mir selber JA einem sinnerfüllten Leben, sagen zu dürfen. nach dem, was die Bibel Wir alle leben letztlich „Leben in Fülle“ nennt, zum vom und aus dem Guten, Ausdruck. d.h. von Gottes mitfühlen- Von Gott her ist es klar: dem Herz und seiner Schwester Elisabeth Halbmann, Gott will das Gute für alle sorgenden Nähe, seiner Generaloberin in Untermarchtal Menschen, für Dich und für Raum schaffenden Liebe mich, für den Ausgegrenzten und seiner Mut machenden H altet fest am Guten!“ – unter diesem Wort des Apostels Paulus an die Ge- und den Verachteten, für Menschen in Kriegs- und Krisensituationen, für die und aufrichtenden Zärtlich- keit und bedingungslosen Zuwendung, von seinem JA meinde in Rom (Röm 12,9) Alten und die Jungen, für zu uns. stand in diesem Jahr der Menschen auf der Suche Halten wir die Sehnsucht 39. Jugendtag mit voraus- nach Leben und Überleben – nach dem Guten in uns gehender Sternwallfahrt in in der Nähe und in der Ferne. wach. Gott kann dann unse- unserem Mutterhaus. Wie in jedem Jahr begleitet mich das Thema von der Themen- findung im Herbst bis über den Jugendtag hinaus und ist wie eine Begleitmelodie, die das ganze Jahr über mitklingt, mal leise, mal laut und kräftig, mal ruhig, mal bewegt und rhythmisch. Im- mer wieder staune ich, wie das Thema in mir und allen Vorbereitenden „wächst“, betet und konkrete Gestalt annimmt. Auch in diesem Jahr schaue ich wieder mit 4
Geistliches Wort/Föderation re Sehnsucht fassen und uns wicklung, in unserer Leiden- „Haltet fest am Guten“ zu sich ziehen, dann kann schaft für die Armen. Paulus geht es nicht um Begegnung geschehen. Der hl. Vinzenz sagt es ein bisschen, ein zaghaftes Wenn wir Gott näher einfach: „Seid gut und man Festhalten oder eine halb- kommen wollen, kommen wird euch glauben.“ herzige Aktion, sondern um wir an anderen glaubenden ein tatkräftiges, herzhaftes, Menschen nicht vorbei. Ja, „Haltet fest am Guten“ unbeirrtes Zupacken einer Spiritualität und Glaube Für mich ein wunderbares Gemeinschaft, das Leben wachsen und blühen dort, Wort in einer Zeit, in der fördert, das dem Leben dient, wo wir nicht alleine glauben. wir wie der heilige Paulus damit Leben gelingen kann. Und das ist doch das die Macht des Bösen in Ich wünsche uns diese Schöne (nicht nur am Ju- vielerlei Weisen und Ge- Haltung der Aufmerksam- gendtag) in unseren Kon- stalten erleben. Für mich keit und Ausrichtung am venten, Gemeinschaften, ein Mut-machendes Wort Guten und an dem Guten. Familien und Gruppen, in in einer Zeit, in der unsere Sie ist wie der „Notenschlüs- verschiedensten Begegnun- Gemeinschaften, unsere sel“ für unser Beten, Han- gen auf der Ebene unserer Kirche, Gesellschaft und deln und Arbeiten. Denn ich Vinzentinischen Föderation: Welt in großen Umbrüchen bin von einer guten Macht Wir sind eingeladen, im stehen. gewollt und bejaht. miteinander beten, singen, diskutieren, austauschen, reden und erzählen unserem eigenen Glauben nachzu- spüren, ihn miteinander zu Auf den SPUREN des heiligen teilen, einander von unse- VINZENZ VON PAUL rem Leben zu erzählen, das Gute zu suchen und Freude Eindrücke von der Noviziatsschulung in Saverne zu teilen. Da werden wir spüren und erfahren, was und wer uns trägt und hält, was uns zusammenhält und Halt A us Wien, München, Augsburg und Unter- marchtal sind am Montag, puls zur Einstimmung auf die kommenden Tage. Darüber hinaus wurde Organisatori- schenkt. 11. Februar 2019, im Laufe sches geklärt und der Inhalt des Nachmittags alle Teil- der Schulung vorgestellt. „Haltet fest am Guten“ nehmerinnen der Noviziats- Am Dienstag ging es dann Das will unsere Gemein- schulung gut in Saverne los: Wir machten uns auf die schaften prägen und moti- angekommen. Es gab ein Spuren des hl. Vinzenz von vieren im wertschätzenden freudiges Wiedersehen Paul. Zur Einstimmung gab Umgang miteinander und untereinander und mit den es zunächst eine Impulsfrage: den Menschen, im respekt- Schwestern im Haus der Welcher Vinzenz von Paul vollen Umgang mit unseren Quelle. spricht mich im Moment an? natürlichen Lebensgrund- Am Abend begann die Dafür wurden verschiedene lagen, in einer Ausrichtung Schulung mit einer „An- Darstellungen von Vinzenz auf eine nachhaltige Ent- kommrunde“ und einem Im- vor uns ausgebreitet. ➜ 5
Föderation Die Teilnehmerinnen der Noviziatsschulung Als erstes tauchten wir Ereignisse und Orte bekom- vereine gründete, haben in die Zeitgeschichte Frank- men und versuchten diese wir uns dann etwas genauer reichs ein, die Zeit, in der der Reihe nach zu sortieren, angeschaut. Wie war die Situ- Vinzenz aufgewachsen ist was uns auch fast gelungen ation? Was ist alles passiert? und gelebt hat. Wir haben ist. Anschließend schauten Welche Erkenntnisse hatte Ende des 16. Jahrhunderts wir uns die Biographie und Vinzenz? Warum kehrte Vin- mit Heinrich IV. begonnen wichtige Eckpunkte genauer zenz zurück nach Paris? bis 1661, als König Ludwig an. Zu verschiedenen Le- Am Mittwoch ging es XIV. herrschte. Wie war bensstationen gab es außer- weiter mit dem Leben und die Situation der Kirchen dem persönliche Reflexions- Wirken des hl. Vinzenz ab und des Glaubens im Land? fragen, wie z.B. 1617, das uns Sr. Hannah Altmann aufbereitet hatte. »Wir tauchten in die Zeit ein, in Der hl. Vinzenz beginnt viele Werke und führt sie der Vinzenz gelebt hat.« parallel fort. Eine zeitliche Trennung ist nun nicht mehr Wie ging es den Menschen, • K indheit & Jugend: Durch möglich. Vinzenz, vom Feuer Königen und Königinnen, wen habe ich Hilfe erhal- der Nächstenliebe gepackt, den Priestern und Bischöfen ten? beginnt in beeindrucken- und dem Volk? Sr. Veronika • A usbildung & Studium: dem Tempo und mit ganzer Hinderhofer hat uns dies Wo habe ich meine Be- Hingabe sein Lebenswerk zu bildlich und sehr verständ- gabungen? gestalten. Folgende verschie- lich erklärt. Dann waren • P ierre de Bérulle: Wer ist dene Werke haben wir uns wir gefragt: Was wissen wir für mich zu einem geist- näher angeschaut: Galeeren- über die Lebensgeschichte lichen Begleiter geworden? sträflinge (1619), Kongregati- von Vinzenz bis 1617? Dafür Das Jahr 1617, in dem Vin- on der Mission (1625), Luise haben wir Jahreszahlen, zenz in Châtillon die Caritas- von Marillac (1625) und die 6
Föderation Schwestern (1633), St. Lazare diese Themen kamen wir ins und die Betrachtung bei (1632), Findelkinder (1637), Gespräch. Vinzenz aussieht, was es für weltweite Missionen (1643) Bevor wir uns am Freitag ihn bedeutet und wie er es und verschiedene Personen, dem Thema „Vinzenz und ausgeführt hat. wie z. B. Pierre de Bérulle, das Gebet“ gewidmet haben, Am Nachmittag haben Franz von Sales, Franziska beschäftigten wir uns mit wir ein Skript über die von Chantal und die Heim- der Frage, was uns zum Wort „vollständige Methode der suchungsschwestern, Antoine „GEBET“ einfällt. Dazu Betrachtung“ (aus „Die Portail und die Familie de schrieben wir ein Gedicht in andere Seite der Medaille“) Gondi. Zum Abschluss gab „Rondellform“. Nach dieser bekommen. Die Methode es noch einige persönliche Einstimmung haben wir uns ist in vier Teile aufgeteilt: Anekdoten zu Vinzenz von angeschaut, wie das Gebet Vorbereitung, eigentliche Paul und einen Blick auf sein außergewöhnliches Talent, strategisch zu denken und Beziehungen zu knüpfen, damit sein Lebenswerk der Caritas und der Mission Be- stand für die Zukunft hat. Das geistliche Leben Am Donnerstag ging es mit Sr. Katharina Labouré Ram- mer um das geistliche Leben des hl. Vinzenz. Zuerst sammelten wir gemeinsam Begriffe, die uns zum Thema „Schwerpunkte seines geist- lichen Lebens“ einfielen. An- schließend haben wir zu den Themen Demut, Einfalt und Liebe sowie Liebe zu den Armen, Hochachtung und Herzlichkeit, Sanftmut und Regeln/Gelübde verschie- dene Texte erhalten. Unsere Aufgabe war, diese Texte durchzulesen und verschie- dene Fragen zu beantworten: Was würde der hl. Vinzenz heute zu den Barmherzigen Schwestern sagen? Welche Schwerpunkte würde der hl. Vinzenz heute setzen? Über Mitten in Paris: Der hl. Vinzenz von Paul an einer Hauswand 7
Föderation Betrachtung, Abschluss und Am Sonntag sind wir einen Film über Katharina Gegenstand, Zeit und Ort gemeinsam nach Bonne Labouré und die wunder- der Betrachtung. Diese Aus- Fontaine in den Gottesdienst tätige Medaille gezeigt. Im arbeitung haben wir gleich gegangen. Der restliche Tag Innenhof bei den Lazaristen in die Tat umgesetzt. Durch war zur freien Gestaltung. haben wir anschließend bei diesen Tag führte uns Sr. strahlendem Sonnenschein Hannah Altmann. In Paris unser Picknick ausgepackt. Am Montag ging es früh los. Nach unserer Stärkung ging Die Konferenzen Um 5:00 Uhr haben wir uns es in die Mutterhauskirche Mit einem Tanz haben wir zum Frühstück getroffen, der Lazaristen. Danach am Samstag unser neues um uns danach auf den Weg ging es weiter zu Fuß nach Thema, „Konferenzen des zum Bahnhof zu machen. St. Sulpice. Natürlich haben hl. Vinzenz“, begonnen. Im TGV haben wir dann wir auch einen Blick in die Warum hat Vinzenz die Sr. Blandine Klein getroffen, Kathedrale Notre Dame Konferenzen eingeführt? die schon von Straßburg aus geworfen. So langsam ging Was war der Beweggrund? im Zug saß. In Paris ange- der Tag zur Neige und wir Es wurden uns die Konferen- kommen, sind wir zunächst gingen zurück zum Bahn- zen – die Bücher und deren ein Stück zu Fuß durch die hof. Völlig begeistert und Inhalte – von Sr. Katharina Straßen gelaufen. Auf einmal mit vielen Eindrücken haben Blümhuber vorgestellt. An- meinte Sr. Blandine: „Richtet wir um 21:50 Uhr Saverne schließend erhielt jede den euren Blick mal auf die an- erreicht. Ein großes Danke- Text einer der Konferenzen. dere Straßenseite.“ Auf einer schön an Sr. Blandine, unse- Jede erarbeitete Aufbau, Hauswand war Vinzenz von re Reisebegleiterin in Paris! Elemente, Inhalt und Ziel Paul zu sehen. Zu Vinzenz‘ der Konferenz und stellte die Zeiten stand hier St. Lazare. Rückblick Ergebnisse der Gruppe vor. Auf dem Weg zur Rue du Nach so vielen Eindrücken, Zum Abschluss haben wir Bac haben wir einen kleinen Begegnungen und Impul- eine eigene Konferenz im Abstecher in die Kirche sen von Paris haben wir den nächsten Tag ruhiger angehen lassen. Erst ge- »Was für eine Atmosphäre gen 11 Uhr haben wir die in der Kapelle!« vergangenen Tage reflektiert: die Themen der Schulung, den Parisausflug und die Sinne von Vinzenz gehalten, St. Laurent gemacht. Dort persönlichen Höhepunkte. also eine Vinzenzkonferenz war Luise von Marillac bis Am Nachmittag wurden wir am 16. Februar 2019 in 1755 begraben. Unscheinbar noch kreativ und bastelten Saverne. Wir haben festge- in der Seitenstraße Rue du mit Eifer und Freude lustige stellt, dass wir uns immer Bac ist das Mutterhaus der Tiere und dekorative Tür- wieder fragen müssen, wie „Töchter der christlichen kränze aus Filz. das vinzentinische Charisma Liebe“. Was für eine Atmo- Wir freuen uns alle auf heute zu leben ist und wel- sphäre in der Kapelle! Nach ein Wiedersehen! che Antwort wir heute geben dem Gottesdienst haben können. uns die Schwestern noch Alexandra Leibinger, Postulantin 8
Föderation Wie unkompliziert eine vorhandene Planung zu ver- ändern ist, zeigten dann die 13 Schwestern, die sich auf den Weg nach Saverne ge- macht hatten, und vor allem die Schwesterngemeinschaft im Haus der Quelle, da der Wetterbericht für Samstag viel „Segen von oben“ ver- hieß. Also verlegten wir die Wanderung auf Freitag mit der Vereinbarung: „Es gibt mittags Picknick – unter- wegs oder im Haus!“ Beim Die Teilnehmerinnen des U65-Treffens Aufwachen blickten wohl alle erwartungsvoll zum Himmel. Bis 8 Uhr regnete Viele Gespräche und viel Kreativität es noch leicht, dann brach Zum zweiten Mal trafen sich U65-Schwestern in Saverne die Sonne hervor und wir konnten bei wunderbarem Wetter um 9 Uhr zum Pil- W ie im Jahr 2018 werden wir uns auch dieses Jahr wieder treffen,“ schrie- ten. Angeregt durch einzelne Worte aus dem Evangelien- text, u.a. „See“, „Kohlenfeu- gerort „Bonne Fontaine“ bei Phalsbourg durch den Wald wandern. Vor unserem Auf- ben Sr. Blandine und Sr. M. er“, „am Morgen“ und „Netz“, bruch hat uns Sr. M. Hanna Hanna. Zum zweiten Mal kamen wir miteinander ins noch einmal das Evangelium waren Schwestern der Föde- Gespräch und berichteten von der Erscheinung Jesu ration Vinzentinischer Ge- von unseren Erfahrungen am See von Tiberias gelesen. meinschaften, die zur Alters- aus dem Ordensalltag. Der gruppe U65 (unter 65 Jahre) erste Tag, der dem Ankom- Bonne Fontaine gehören, zur Begegnung in men diente, bekam dadurch Für diejenigen, die nicht das „Haus der Quelle“ in schon eine besondere Tiefe. so gerne wandern, war es Saverne eingeladen. Wünsche der Schwestern aus ein Tag zur freien Gestal- Gemeinsamer Beginn dem ersten Jahr sollten in den tung. Nachdem es zunächst war die Vesper am Donners- kommenden Tagen aufge- 1,5 km bergauf ging, die tag, 2. Mai. Nach einem griffen werden: verschiedene meist schweigend und gemütlichen Abendessen Angebote kreativer Art, tiefer atmend zurückgelegt versammelten wir uns im Bibelarbeit, evtl. Tanzen – wurden, ergaben sich dann Saal um eine gestaltete Mitte. und am Samstag wollten wir unterwegs viele Gespräche Das Evangelium von der Er- wandern. Schon in der Ein- und gute Begegnungen, die scheinung Jesu am See von ladung gab es den Hinweis unser Miteinander vertieft Tiberias sollte uns in den „entsprechende Kleidung haben. Das Picknick in kommenden Tagen beglei- und Schuhe“ mitzubringen. „Bonne Fontaine“ konnte 9
Föderation draußen unter den Bäumen erahnt. Es entstanden Fische, zu erinnern, die ganz durch stattfinden und wurde durch Muscheln und Figuren, je die französische „Bonne Kuchen und Kaffee, den uns nachdem, was die Einzelne Cousine“ geprägt waren. Schwester Denise mit dem im Stein entdeckt hatte. Die Schwestern haben es auf Auto brachte, abgerundet. Die gestaltete Mitte im wunderbare Weise verstan- Abends erzählten wir von Saal wurde im Verlauf des den, uns „Gaumenfreuden“ den verschiedenen Erleb- Tages immer vielfältiger und zu bereiten und so wurde nissen und schauten uns bunter durch die Ergebnisse die Tischgemeinschaft durch gemeinsam einen Film an. unserer Kreativität. Unsere Köstlichkeiten verwöhnt. Die Angebote kreativer indischen Schwestern spielten Die Tage im Haus der Art für den kommenden Tag uns das Evangelium vor. Wir Quelle sind für mich zu ei- waren vielfältig: Mandala Zuschauerinnen waren ergrif- ner unvergesslichen Zeit mit gestalten, mit Aquarellfar- fen und werden wohl einzelne vielen Eindrücken geworden, ben zeichnen, Texte mit Sätze („Mach ich schon!“) bei die nicht zuletzt durch die Feder und Tinte schreiben, den nächsten Betrachtungen wunderbare Natur, das lufttrocknende Modellier- dieses Evangeliums noch frische Grün der Bäume und masse und Speckstein. Ich im Ohr haben. Es war eine Sträucher, das Zwitschern der wollte gerne Speckstein große Freude zu erleben, wie Vögel, Plätschern des kleinen ausprobieren. Die Aussage gestalterisch vielseitig die Quellflusses, der in den Teich „da steckt etwas im Stein“ Angebote aufgenommen und mündet, die hellen Sterne in kannte ich und wunderte umgesetzt wurden. der Nacht und das Rufen des mich bisher darüber. Doch Die Vielfalt unseres Mitei- Kuckucks bereichert wurden. plötzlich selbst zu entdecken, nanders zeigte sich ebenso in Unser diesjähriges Tref- „da steckt diese Figur – dieses der Gestaltung der gemeinsa- fen in Saverne war durch das Gesicht im Stein“, löste ein men Gebetszeiten und Tisch- Evangelium von der Er- tiefes Erstaunen, ja Ergriffen- gebete, die es auf Koreanisch, scheinung Jesu am See von sein aus und die Frage: „Wie Indisch, Schwäbisch, Nord- Tiberias geprägt. Wenn es im kommenden Jahr heißt: „Ich »Eine unvergessliche Zeit.« fahre ins Haus der Quelle“, gibt es für mich nur eine Ant- kann ich diese Figur heraus- deutsch und Französisch gab. wort: „Ich komme auch mit!“. arbeiten, die ich doch soeben Am Samstagabend sind wir Dabei bin ich schon heute erkannt habe?“ Also drehte zur Vorabendmesse gefahren gespannt, wer sich 2020 auf und wendete ich den Speck- und konnten die „Sitzhei- den Weg ins Haus der Quelle stein in meiner Hand, wun- zung“ in der Kirche erleben. nach Saverne machen und derte mich und fragte mich Der Pfarrer begrüßte uns auf wer sich dann treffen wird, in erneut „Wie soll das denn Deutsch. Der vertraute Ver- den Tagen vom Donnerstag, passen? Da hab‘ ich mich lauf der Eucharistiefeier war 30. April, bis Sonntag, den wohl geirrt.“ Und doch: „Da auch auf Französisch gut mit 3. Mai. Für 2019 möchte ich steckt diese und keine andere zu vollziehen. Das Evangeli- einfach herzlich „Danke Figur im Stein!“ Drehen und um begleitete uns ja schon in – Merci“ sagen: allen, die wenden und gestalten. Wie den vergangenen Tagen. vorbereitet haben, und allen, intensiv dieses Gestalten sein Französisch ist das Stich- die mitgewirkt haben. kann, hätte ich zuvor nicht wort, um an die Mahlzeiten Sr. Dr. M. Ancilla Schulz, Hildesheim 10
MEGVIS Vinzentinischer EINSATZ für die MENSCHENWÜRDE Bericht über die MEGVIS-Tagung 2019 in der Osterwoche E s war kein leichter Stoff, den die Vorbereitungs- gruppe für die MEGVIS-Ta- Es gehört zu den Urerfah- rungen des Menschen, „ge- wollt sein zu wollen“, somit geordneten Zusammenleben darauf verlassen können, „dass er nicht erschlagen gung 2019 vorgesehen hatte: heißt lieben: Ich will, dass wird“, also sein „bios“ gesi- In einem blitzlichtartigen du bist! Gott spricht diesen chert ist. Damit ist aber noch Streifzug durch die Jahrhun- Wunsch aus, dennoch bleibt lägst nicht das „gute Leben derte sollte greifbar werden, der Mensch frei, sich zu ent- erreicht“ – hier greift unsere wie sich der heilige Vinzenz scheiden – auch gegen die vinzentinisch inspirierte selbst und in seinem Charis- Verbundenheit mit Gott. Bei Verantwortung als Christen. ma Schwestern und Brüder Kain und Abel setzte Prof. Durch die Barmherzigkeit nach ihm in unterschied- lichsten Kontexten für die Menschenwürde eingesetzt haben. Weil dadurch eine Menge wichtiger Input zusammen- kam, war schon der erste Abend eine Arbeitseinheit: Zuerst erfolgte eine kurze Präsentation zu den Weiter- entwicklungen von MISEVI Deutschland. Im September 2018 konnte Joaquin Simó die Leitung des Referates Bildung der spanischspra- chigen Mission bei der DBK übernehmen. Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer beim Treffen der Mitteleuropäischen Kain und Abel Gruppe Vinzentinischer Studien (MEGVIS) Professor Schallenberg mach- te uns mit der Frage „Was Schallenberg den Beginn der wollen wir den Spalt füllen, erwartet Abel von Kain?“ Ethik an, mit der Frage „Bin der zwischen Gerechtigkeit neugierig. Der Lebenstraum ich denn der Hüter meines und Liebe offenbleibt! Gottes für den Menschen, Bruders?“, die er positiv be- Am zweiten Tag führte Sr. in dem der Mensch sein antwortete: Ja, es gehört zum M. Johanna Keller, Psycho- höchstes Gut findet, ist das Wesen des Menschen, auf therapeutin aus Augsburg, Leben – nicht nur Überleben den Anderen Acht zu geben. durch eine anschauliche und (bios), sondern „gutes Le- Was ist also die Erwartung ausführliche Erläuterung ben“, „Leben in Fülle“ (zoe). Abels? Er muss sich in einem der Geschichte der Heil-und 11
MEGVIS Pflegeanstalt Irsee zum Film ersten Weltkrieges im Laza- Wie gewohnt werden alle in- „Nebel im August“ hin, der haltlichen Beiträge ausführlich rettdienst eingesetzt waren. in Form eines faktenbasier- im MEGVIS-Heft veröffentlicht, Dies erfolgte bei den Mün- ten Spielfilms das Schicksal das die Mutterhäuser zuge- chener Schwestern „in der von Ernst Lossa in dieser sandt bekommen. Interessier- Etappe“ (hinter der Front), Einrichtung nachzeichnet. te können es auch gern über im Lazarettzug und im Laza- Es wurde sehr deutlich, wie Pater Norbert Ensch beziehen: rettdienst in Bayern. Gestützt komplex und vielschichtig norbertensch@gmx.de. durch Auszüge aus Briefen die Rahmenbedingungen in und Berichten der Schwes- der damaligen Zeit waren Einen zweiten Themen- tern lieferte sie ein sehr und wie sehr die in Irsee und schwerpunkt bildete der lebendiges Bild des Dienstes, ähnlichen Einrichtungen Vortrag von Dr. Steinke den die Schwestern geleistet eingesetzten Schwestern um zum Thema „Freiheit und haben und sich so auf ihre eine gute und verantwortbare Menschenwürde bei Vinzenz Weise einsetzen konnten für Haltung zu kämpfen hatten. von Paul“. Indem er zentrale die Würde der ihnen anver- Eine Vertiefung erfolgte am Tätigkeitsfelder des heiligen trauten Kranken, unabhängig Abend unter der Überschrift Vinzenz beleuchtete – Ga- von deren Nationalität. „Ohnmacht aushalten?“ Sr. M. leerensträflinge, Freikauf Um den thematischen Johanna beleuchtete konkret von Sklaven – arbeitete er Kern herum gruppierten die Situationen der einzel- heraus, dass der Freiheitsbe- sich weitere interessante nen Schwestern anhand von griff für Vinzenz zentral war. Informationen und Beiträge. Aussagen, die sie im Kontext Allerdings betrachtete er ihn Sr. Christa Bauer aus Graz eines Nachkriegsprozesses schwerpunktmäßig soteriolo- berichtete über die Feiern zu Protokoll gegeben hatten. gisch: Es geht um die „innere „200 Jahre Mutterhaus der So wurde deutlich, dass es Freiheit“ der Kinder Gottes, Lazaristen“ in Paris, Sr. Birgit auch um eine Deutung des die Christus – geworden wie Biegel machte ihren Dienst in Ohnmachtserlebens im Licht ein Sklave – durch Mensch- der ökumenischen Bahnhofs- des Kreuzes Christi geht. Die werdung, Tod und Aufer- mission in Stuttgart anschau- Darstellung der Erfahrungen stehung aus der Sklaverei lich erfahrbar. Zudem stellte der NS-Zeit in Rottenmün- der Sünde eröffnet hat. Wie Mark Mc Greevy die „13 ster, die Sr. Marie-Luise gewohnt bot der anregen- Häuser-Kampagne“ vor, die dem Bündnis der Vinzen- tinischen Familie gegen die »Es geht um die innere Freiheit.« Obdachlosigkeit entstammt. An verschiedenen Stellen Metzger (Untermarchtal) de Vortrag von Dr. Steinke weltweit werden bereits und Herr Birner am Folgetag Material genug für intensive konkrete Projekte umgesetzt, präsentierten, unterstrichen persönliche Reflexion und durch die Menschen wieder diese Aspekte und zeigten Austausch untereinander. ein Dach über dem Kopf deutlich auf, wie stark der Dr. Susanne Kaup, Archi- bekommen. Und natürlich politische Druck auf die Ge- varin des Mutterhauses durfte das „Neue aus der meinschaften, bezeichnet als München, gewährte einen Vinzentinischen Welt“ nicht „militanter Arm der katho- Einblick in die Situation von fehlen. lischen Kirche“, war. Schwestern, die während des Sr. Veronika Häusler, Augsburg 12
Vinzentinische Familie Impressionen aus den USA (7) MEDITIEREN über Gottes SCHÖPFUNG N ach dem Ende des Früh- jahrsquartals bereite ich mich nun auf mein For- 18. Juni waren meine Eltern nach Chicago gekommen, um mich zu besuchen, was voller Erwartungen, konn- ten jedoch nicht ahnen wie überwältigend die Eindrücke schungsprojekt in Denver/ nach sechs Monaten schon sein würden. Colorado vor. Wie ich be- an sich ein schönes Erlebnis Zunächst haben wir mit reits im letzten Vortrag be- war. Wir sind aber zwei Tage unserer 17-köpfigen Reise- richtet habe, werde ich die- später zu einer Rundreise gruppe einen Eindruck ses Projekt für meine Master- aufgebrochen. gewinnen können, wie riesig arbeit benutzen. Ich bin ge- die USA sind. Allein der spannt auf 20 junge Erwach- Grandiose Naturdenkmäler Staat Kalifornien ist von der sene im Alter von 22 bis 30 Zunächst sind wir vier Fläche größer als Deutsch- Jahren, die ein ganzes Jahr Stunden bis an die West- land. Aus diesem Grund einen freiwilligen sozialen küste der USA nach Los war der erste Tag geprägt Dienst tun und dabei die Angelos geflogen, wo einen von den Eindrücken einer Spiritualität des heiligen Tag später unsere Rundreise schier unendlichen Weite, Vinzenz von Paul kennen- beginnen sollten. Das Ziel abwechslungsreicher Land- lernen. Auch wenn ich im war es, verschiedene Na- schaft und vielen kleineren April das Projekt in Denver tionalparks in den Staaten und größeren Städten. Auf besucht habe und tief beein- Kalifornien, Utah, Arizona dem Programm standen Los druckt war, bin ich nun doch und Nevada zu besuchen. Angeles, was mit 9 Millionen sehr neugierig und voller Wir alle kennen Filme und mehr Einwohner hat als Ös- Erwartungen für meine Zeit Reportagen von diesen terreich, und San Diego, der in Denver. grandiosen Naturdenkmä- südlichsten Stadt der USA Ich möchte Ihnen aber lern oder Westernfilme mit nahe der Grenze zu Mexiko. noch von einem anderen John Wayne und anderen Es ist schwierig zu sagen, Erlebnis berichten, das mich Leinwandhelden. Wir waren welcher der Parks, die wir zutiefst beeindruckt hat. Am natürlich sehr gespannt und besucht haben, am schöns- 13
Vinzent. Familie/Betrachtung ten war. Für mich war es ein unüberbietbares Erlebnis, Hl. Franz Regis Clet (1748–1820) mit einem Helikopter eine Er schaffte es, sich an nichts festzuklammern Stunde über den Grand Canyon zu fliegen. Dieser Canyon erstreckt sich über eine Länge von 446 km, ist durchschnittlich 16 km breit D as Heil der Menschen ist ein so wertvolles Gut, dass man sich darum küm- Beispiel seines älteren Bru- ders und seiner älteren Schwester folgend, das Or- und an der tiefsten Stelle mern muss, gleich welchen densleben. Er trat am 6. März 1,6 km tief. Ich habe noch Preis es auch kosten mag.“ 1769 in Lyon in die Kongre- nie zuvor in meinem Leben Dieses Wort des hl. Vinzenz gation der Mission ein. Dort die Erhabenheit der Schöp- möchte ich über das Leben wurde er am 27. März 1773 fung so sehr gespürt wie an des hl. Franz Regis Clet CM zum Priester geweiht und diesem Naturwunder. Der schreiben. Franz Regis Clet wurde von seinen Oberen als Mensch ist so verschwin- ist in der Vinzentinischen Professor für Moraltheologie dend klein und unbedeutend Familie kein Unbekannter; nach Annecy gesandt, wo er angesichts dieser Schönheit wurde er doch am 27. Mai 15 Jahre am Priesterseminar und der Zeitspanne, die sich 1900 durch Papst Leo selig lehrte. Franz Regis Clet ver- vor einem entfaltet. und am 1. Oktober 2000 fügte über ein enzyklopädi- Die anderen Parks und von Papst Johannes Paul II. sches Wissen und war un- Canyons waren auf ihre Art sehr eindrucksvoll und erhaben. Immer wieder hat »Das Heil der Menschen ist ein die grandiose Landschaft in wertvolles Gut.« stillen Momenten dazu ein- geladen, über Gottes Schöp- heiliggesprochen. Seinen glaublich belesen; deshalb fung zu meditieren. Gedenktag feiern wir jedes wurde er in Annecy von Am Ende unserer Reise Jahr am 18. Februar. Auch seinen Mitbrüdern liebevoll sind wir nach 3500 km von wenn wir so lange schon „die wandelnde Bibliothek“ San Francisco nach Chicago seiner gedenken, tut es gut, genannt. Er wurde 1786 zurückgeflogen, wo meine das Leben dieses Heiligen Rektor des Priesterseminars Eltern noch einen Tag ge- genauer zu betrachten. und zwei Jahre später Direk- blieben sind, bevor sie nach tor des Seminars in Paris, wo Deutschland gereist sind. Die wandelnde Bibliothek er die Novizen ausbildete. Liebe Schwestern, ich Franz Regis Clet wurde am hoffe, es geht ihnen allen 19. August 1748 als zehntes Als Missionar nach China gut in diesem zum Teil sehr von fünfzehn Kindern in Eigentlich wollte Franz Regis heißen Sommer. Ich freue Grenoble geboren; seine Clet gleich nach seiner Pries- mich, Ihnen im nächsten Eltern gehörten zu den vor- terweihe Missionar in China Heute über meine Erfahrun- nehmen Bürgern der Stadt. werden; diese Bitte trug er gen in Denver berichten zu Nach dem Abschluss seines mehrmals seinen Vorge- können und grüße Sie alle Studiums am Royal College, setzten vor, aber erst 1791 von ganzem Herzen. das von Jesuiten gegründet erlaubten sie ihm, als Missi- Ihr Pater Andreas Müller, CM worden war, wählte er, dem onar nach China zu gehen. 14
Betrachtung Er durfte für einen Mitbruder einspringen, der in letzter Der hl. Franz Regis Clet starb in China den Märtyrertod Minute von seiner Sendung zurückstehen musste. So reiste Franz Regis Clet im Alter von 43 Jahren nach China. Ein Mitbruder schrieb über ihn und seine Aufgabe in China: „Er hat alles, was Sie sich wünschen können: Heilig- keit, Gelehrsamkeit, Gesund- heit und Charme.“ Nach einer sechsmonatigen Seereise von Frankreich nach China ver- brachte er einige Zeit in Ma- cao, wo er die Kultur, Sitten und Bräuche des chinesischen Volkes kennenlernte und von da an auch die gebräuchliche Kleidung übernahm. Ankunft in Kiang-si Im Oktober 1792 kam Franz Regis Clet als einziger Euro- Foto: Bildarchiv Mutterhaus Paris päer und neuer Missionar in Kiang-si an. Die Enkulturati- Gott, du hast den hl. Franz Regis Clet gesandt, das Evangelium on wurde für ihn durch seine dem chinesischen Volk zu verkünden und seinen apostolischen lebenslangen Schwierigkeiten Eifer mit dem Martyrium gekrönt. Gib, dass alle, die die Würde des christlichen Glaubens empfangen haben, durch den Heiligen mit der Sprache erschwert. Geist gefestigt werden im Bekenntnis zu dir, und mache sie fä- Aber durch seine einfache hig, für die Ausbreitung deines Reiches ihr Leben einzusetzen. und gütige Art konnte er Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen die Herzen vieler Menschen gewinnen und sie für das Christentum begeistern. Auf Jahr wurde Franz Regis Clet einheitlichen sakramentalen sein glaubwürdiges Zeugnis Vorgesetzter einer internati- und katechetischen Ansatz konnte er auch einige junge onalen Gruppe von vinzen- für ihren Dienst verfolgten. Männer für das Priester- tinischen Missionaren, die Ab 1805 wurde Franz tum gewinnen. Im Jahr über ein sehr großes Gebiet Regis oft verfolgt. Er ertrug 1793 schloss sich Clet zwei verstreut waren. Er selbst war jahrelang Misshandlungen chinesischen Mitbrüdern an, Pfarrer in einem Gebiet von und Angriffe, die ihn häufig die jedoch beide innerhalb 270.000 Quadratmeilen. In zwangen, Zuflucht in den eines Jahres starben – einer seiner Aufgabe als Vorgesetz- Bergen zu suchen. im Gefängnis und der andere ter entwickelte er Standards, an Erschöpfung. In diesem damit die Missionare einen k Weiter auf Seite 18 15
Bildmeditation Mit JESUS MAHL halten D ie Feier des Abendmahles ist im christlichen Leben ein wichtiges Ereignis. Wir denn Jesus sagte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ (Lk, 22,19) können es täglich mitfeiern Mit diesem Wort öffnet und Jesu Nähe im heiligen Jesus allen Menschen die Brot empfangen. Tür, damit sie immer wieder mit ihm Mahlhalten können. Vielleicht wollte uns der »Wir brauchen nicht als Künstler mit der Darstellung Zuschauer an der Tür stehen der beiden geöffneten Türen darauf hinweisen. Lassen wir zu bleiben.« uns einladen. Es ist Platz am Tisch. Wir brauchen nicht, wie auf dem Bild, als Zu- Dieses Altarbild von 1520 schauer an der Tür stehen in der St. Severin Kirche in zu bleiben. Schwefe bei Soest zeigt uns, wie es damals begonnen hat Text: Sr. Ursula Bittner und dass es weitergehen soll, Foto: Heidi Bittner 16
17
Betrachtung/Gebete Ab 1811 verschärften sich ten wurde er am 18. Februar die Verfolgungen der Chris- 1820 am Kreuz erdrosselt. ten in China, denen vorge- Als er tot war, holten Chris- worfen wurde, sie hätten ten seinen Leib vom Kreuz einen Aufstand gegen die und begruben ihn auf einem herrschende Dynastie an- Hügel in der Nähe der Stadt gestiftet. Im Jahr 1819 wur- Ouchanfou. Einige Jahrzehn- den Franz Regis und ein te später wurde sein Leich- Mitbruder von einem seiner nam ins Mutterhaus nach eigenen katholischen Schul- Paris gebracht, wo er nun in meister verraten, der eine St. Lazare verehrt wird. großzügige Belohnung dafür Fast 30 Jahre wirkte Franz erhielt. Franz Regis und Regis Clet als Missionar in sein Mitbruder wurden zu China, wo er für das Heil der Flüchtlingen, die nirgendwo Menschen und des chinesi- mehr sicher waren. schen Volkes seine Herzkraft Am 1. Januar 1820 wurde und sein Leben eingesetzt Franz Regis Clet für schuldig hat. Seine Überzeugung, befunden, das chinesische dass die frohe Botschaft Jesu Volk durch Predigten über Christi allem Volk und jedem Jesus Christus getäuscht und Sich an nichts festklammern, das Land verkündet werden verführt zu haben. Nach war die Grundhaltung des hl. Franz muss, weil nur sie dem Men- langen Gefängnisaufenthal- Regis Clet. schen Würde und Freiheit gibt, ließ ihn unermüdlich dafür tätig sein und machte Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz ihn glaubwürdig. Wie Paulus, ja wie Jesus Christus selbst, Vor dem Essen ertrug er Schmach, Verfol- Gott, in der Mitte des Tages sind wir um den Tisch versammelt. gung, Verleumdung, Schläge Arbeiten und Pflichten sollen unterbrochen werden, um uns mit und schließlich den Tod. Speise und Trank zu stärken. Für unsere Tischgespräche empfiehlt Auf ihn trifft zu, was uns der hl. Vinzenz einen Satz zum Nachdenken: „Strebe danach, Vinzenz von Paul einmal so dass alles, was du sagst, von Herzen kommt.“ – Stille – Gott, segne sagte: „Missionarischer Geist uns und diese Speisen und unsere Gespräche bei diesem Mahl. ist ein Geist der Demut und Amen! Einfachheit. (…) Sich an Nach dem Essen nichts festklammern, das ist Gott, wir danken dir für dieses Essen und die Pause, die unserem die Grundhaltung derer, die Körper gutgetan hat. Wenn es gleich wieder weitergeht zu unseren Gott dienen und wahrhaft Aufgaben, begegnen wir sicher dabei überall Menschen. Der hl. missionarisch wirken.“ Vinzenz rät uns zu folgender inneren Haltung: „Ich muss einfach Sr. M. Karin Weber meine Mitmenschen lieben, denn Gottes Bild leuchtet ja in ihnen auf.“ – Stille – Gott, mit Dank gehen wir auseinander, um deine Quellen: https://famvin.org/wiki/Frn- Liebe weiter zu tragen. Segne uns dazu: „Im Namen des Vaters...“ cis_Regis_Clet; Vinzentinische Heili- Sr. Ursula Bittner ge und Selige auf der Homepage der Lazaristen in Österreich 18
Aus unserer Geschichte Vor 150 JAHREN Eine denkwürdige Konferenz im Straßburger Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Das Straßburger Mutterhaus Allerheiligen E iner Empfehlung des Zweiten Vatikanischen Konzils folgend, schlossen Ein verwandtes Vorhaben hatte es bereits im Zusam- menhang des Ersten Vatika- und Höhepunkt der Ernst- haftigkeit dieses Unterfanges war eine Konferenz, zu der sich – nach Erarbeitung ei- nischen Konzils im Jahr sich im Sommer 1869 im ner einheitlichen Lebensord- 1869 gegeben, als die Straß- Straßburger Mutterhaus nung und unter Wahrung burger Kongregation und die Generaloberinnen und ihrer rechtlichen Selbst- sechs von ihr ausgegangene Superioren dieser sieben ständigkeit – vor beinahe 50 Gemeinschaften die päpst- Kongregationen zu gemein- Jahren das Straßburger Mut- liche Anerkennung ihrer samer Beratung trafen. terhaus und acht von ihm jeweiligen rechtlichen Eigen- Im Laufe des 19. Jahr- direkt oder indirekt abstam- ständigkeit sowie der neuen, hunderts war die Anzahl der mende Kongregationen zur gemeinsam erstellten Kon- Kongregationen, also der Föderation Vinzentinischer stitutionen zu erlangen such- zumeist vom zuständigen Gemeinschaften zusammen. ten. Sichtbarer Ausdruck Ortsbischof anerkannten 19
Aus unserer Geschichte und im sozial-caritativen Be- reich bzw. im Bildungssektor tätigen geistlichen Gemein- schaften mit einfachen Ge- lübden, stark angestiegen. Im Zuge der Vorbereitungen des Ersten Vatikanischen Konzils wurde diese über- bordende und unübersicht- liche Vielfalt vom Hl. Stuhl als problematisch angesehen und die Zweckmäßigkeit dieser Art von kirchenrecht- licher Anerkennung in Frage gestellt. Andererseits waren Gemeinschaften – wie die Vinzentinischen Kongrega- tionen der Straßburger Fa- milie – oft längst in mehre- ren Diözesen tätig, so dass sie unter der Aufsicht meh- rerer Bischöfe standen. Durch eine Zusammen- Superior Charles Spitz fassung von Kongregationen über Diözesan- und Landes- Regina Hurler und Superior überlieferte Straßburger Re- grenzen hinaus sowie deren Anton Etzinger, wandten gel befolgten, neue Konsti- päpstliche Anerkennung und um Auskunft über tutionen zu erarbeiten und nach festen Regularien sollte Inhalt und Bestätigung der diese gemeinsam in Rom dieser Zersplitterung entge- Statuten und Konstitutio- approbieren zu lassen. gengewirkt werden. nen baten. Das bildete den Mutter Angélique Arth nahm die Anregung nicht nur begeistert auf, sondern »Der Zersplitterung sollte lud für August 1869 die entgegengewirkt werden.« Ordensoberen von Freiburg, Fulda, Gmünd, München und Paderborn in das Mut- In diesem Zusammen- Anlass, dass im Frühjahr terhaus Allerheiligen ein. hang ist es zu sehen, dass 1869 Generaloberin Regi- Der Straßburger Superior sich zu Anfang des Jahres na Hurler der Straßburger Charles Spitz, der wie die 1868 die Ordinariate von Generaloberin Angélique Generaloberin von einer München und Passau auf Arth vorschlug, zusammen Neufassung der Konstituti- Veranlassung des Hl. Stuhls mit den Generaloberinnen onen überzeugt war, er- an die Münchner Ordens- und Superioren all jener stellte als Grundlage für die oberen, Generaloberin Mutterhäuser, die noch die gemeinsamen Beratungen 20
Aus unserer Geschichte einen Entwurf für neue Kon- die in Straßburg ihre Profess Situation der Kongregation stitutionen. abgelegt hatte, traf zusam- die inhaltliche Arbeit am Begleitet vom Gebet in men mit Superior Tiberius 1. August eröffnete. Nach den Kongregationen fand Revellio aus Gmünd im der Lesung des Entwurfes dann in den ersten Tagen Königreich Württemberg der Konstitutionen folgten in des Monats August das ein- ein. Aus Österreich reiste den kommenden Tagen zehn berufene Treffen in Straß- im August schließlich der arbeitsreiche Sitzungen, in burg statt. Die Gastgeber, Salzburger Superior Augus- denen die Rechtstexte Generaloberin Angélique tin Embacher allein an, da diskutiert wurden. In der Arth und Superior Charles Generaloberin Ambrosia Schlusssitzung am 6. August Spitz, begrüßten aus dem Preisinger erkrankt war. erfolgte die Annahme der Königreich Bayern den Die übrigen Kongrega- gemeinsam erarbeiteten Münchner Superior Anton tionen, die ihren Ursprung Konstitutionen. Zudem kam Etzinger; Generaloberin Re- direkt oder indirekt dem man darin überein, dass gina Hurler war aus gesund- Straßburger Mutterhaus Superior Spitz die deutsche Textfassung ins Französische übersetzen und den einzel- »Zum ersten Male waren mit der nen Mutterhäusern zur Unterschrift zuleiten sollte. Mutterkongregation sechs Tochter- Diese sollten in der Zwi- kongregationen versammelt.« schenzeit die vorgeschriebe- nen Empfehlungsschreiben der zuständigen Bischöfe heitlichen Gründen verhin- verdankten, waren nicht einholen, damit Bischof An- dert. Aus dem badischen eingeladen worden, da sie dreas Räß von Straßburg die Freiburg waren angereist die entweder die nach dem Vor- Akten auf seiner Reise zum Generaloberin Gebharda bild der Pariser Regel ver- Vatikanischen Konzil mit Weber, eine Professschwester fasste und 1835 approbierte nach Rom nehmen könne. der Straßburger Kongrega- Wiener Regel angenommen tion, und der Superior hatten oder den Kontakt zu Ein unerfüllter Traum Joseph Marmon. Die Fuld- Straßburg verloren hatten. Diese von großem Elan und aer Generaloberin Mathilde So waren zum ersten Einsatz getragene Arbeit an Stock, die im Jahr 1834 in Male auf dieser denkwür- der Abfassung neuer Kon- Straßburg eingekleidet und digen Konferenz mit der stitutionen und die damit für die hessische Gemein- Straßburger Mutterkongre- verbundene Erwartung, der schaft ausgebildet worden gation sechs ihrer Tochter- päpstlichen Approbation war, reiste zusammen mit kongregationen zu ge- und damit einer gemeinsa- Superior Georg Ignaz Komp meinsamer und einmütiger men rechtlichen Grundlage an. Generaloberin Hilaria Beratung versammelt. Die näher gekommen zu sein, Nagl und Superior Weih- Tagungsleitung lag bei blieb für diese Gemeinschaf- bischof Joseph Freusberg Superior Spitz, der mit ten ein unerfüllter Traum. kamen aus Paderborn im einem ausführlichen Referat Bereits Ende August 1869 Königreich Preußen. Gene- über die Geschichte, Ent- erklärte Superior Etzinger, raloberin Arkadia Scholl, wicklung und gegenwärtige dass sich die Münchner 21
Aus unserer Geschichte Gemeinschaft für die Bei- Union mit der Straßburger behaltung der bisher in der Kongregation nicht mitge- Kongregation beobachteten hen und blieb bischöflichen Regel ausgesprochen habe. Rechts, während Straßburg, Diese Entscheidung ist umso Freiburg und Fulda im Jahr verwunderlicher, da gerade 1883 ein entsprechendes die Münchner Gemeinschaft Gesuch in Rom einreichten. den Anstoß zur päpstlichen Mit Datum vom 26. Februar Approbation der Konstituti- 1885 wurde das Dekret über onen gegeben hatte und bis die endgültige päpstliche Be- heute eine Gemeinschaft bi- stätigung der Konstitutionen schöflichen Rechts geblieben unterzeichnet; somit waren ist. In ähnlicher ablehnender nun Freiburg und Fulda Weise äußerte sich auch die Provinzialmutterhäuser von Salzburger Kongregation, Straßburg. die sich dann im Jahr 1882 Die Münchner Generaloberin dem Mutterhaus in Paris Schwester Regina Hurler Geistliche Verwandtschaft anschloss. Auch wenn sich das Vorha- Die Kongregationen von Anerkennung erfolgte. Auf- ben der Straßburger Kon- Straßburg, Freiburg, Fulda, grund des Kulturkampfes ferenz von 1869, durch die Gmünd und Paderborn in Preußen konnte aber erst päpstliche Approbation der blieben bei ihrem Vorhaben im Jahr 1915 die Paderbor- neuen Konstitutionen ein und legten die Konstitu- ner Gemeinschaft zu einer starkes geschwisterliches tionen in Rom vor. Doch Genossenschaft päpstlichen Band für die sieben betei- wurden diese erst zwei Jahre Rechts ernannt werden. ligten Kongregationen zu später, 1872, nach mehreren Freiburg, Fulda und erhalten, aus kirchenrechtli- kirchenrechtlichen Über- Gmünd blieben fest mit chen und politischen Grün- arbeitungen in der vierten Straßburg verbunden, nicht den letztlich nicht realisieren Redaktion zur Probe appro- zuletzt durch die gemeinsa- ließ, zeigt sich darin den- biert. men Konstitutionen. Eine noch, dass neben dem Be- engere rechtliche Verbin- wusstsein der geistlichen Keine Bestätigung aus Rom dung mit der Straßburger Verwandtschaft bereits im Die von diesen Mutterhäu- Kongregation, die mittler- 19. Jahrhundert der Wunsch sern erbetene gleichzeitige weile von Generaloberin nach einer rechtlich engeren Bestätigung als selbststän- Marie-Ange Spitz und Verbindung vorhanden war, dige und gleichberechtigte Superior Joseph Guerber wie sie dann in der Födera- Gemeinschaften wurde von geleitet wurde, verhandelte tion Vinzentinischer Gemein- Rom indess nicht gewährt. man dann im Jahre 1882 bei schaft verwirklicht wurde. Daraufhin bat Paderborn für einem Treffen der General- Dr. Susanne Kaup, München sich allein um die päpstliche oberinnen und Superioren Approbation, worauf am dieser Mutterhäuser in Literatur: Emil Clemens Scherer: Die Kongregation der Barmherzigen 23. August 1872 ein päpst- Straßburg. Aus landes- Schwestern von Straßburg. Ein Bild liches Belobungsschreiben politischen Gründen konnte ihres Werdens und Wirkens von 1734 als Vorstufe zur endgültigen Gmünd den Schritt zur bis zur Gegenwart, Saaralben 1930. 22
Augsburg Die Besuchergruppe im Bayerischen Landtag (Foto: Abgeordnetenbüro Johannes Hintersberger) Besuch im Maximilianeum D er Augsburger Landtags- abgeordnete Johannes Hintersberger lud im Rah- angekommen, wurden wir vom Sicherheitspersonal begrüßt; dann gingen wir ausschusses teilnehmen. Allerdings war dies aus Platzgründen nur für etwa men einer Besuchsfahrt ins- durch die Personenschleuse die Hälfte unserer Gruppe gesamt 10 Schwestern aus und bekamen ein Kärtchen möglich, die anderen dem Augsburger Mutterhaus zum Umhängen, das uns für begaben sich in das Kon- zu einem Besuch in den alle im Haus als Besucher ferenzzimmer; in früheren Bayerischen Landtag ein. auswies. Im Foyer begrüßte Zeiten fanden hier auch die Die Gruppe bestand aus wei- Johannes Hintersberger Sitzungen des Ältestenra- teren „kirchlich sozialisier- jeden Besucher persönlich, tes des Landtags statt. Mit ten Gruppierungen“: Fran- bevor ein Fotograf ein Erin- großem Interesse folgten ziskanerinnen von Maria nerungsfoto machte. wir den Ausführungen des Stern, Maria-Ward-Schwes- Herrn vom Landtagsamt, tern, Mesner des Mesner- Von der Theorie zur Praxis der mit uns einen Blick in verbandes und Frauen vom Als erster Programmpunkt die Geschichte des Maxi- Frauenbund. Im Bus hatte war eine Multimediaschau milianeums tat und in seine Frau Klemm-Kretzler – sie angesetzt. Dadurch bekamen Bedeutung bis heute. ist für das Büro von Herrn wir Einblick in die Arbeit Im Plenarsaal, wo wir uns Hintersberger in Augsburg der Parlamentarier im Baye- hernach eingefunden und zuständig – einige organisa- rischen Landtag. die Plätze der Landtagsab- torische Dinge geregelt und Von der Theorie zur geordneten eingenommen uns auf die Sicherheitsvor- „Praxis“ konnten wir an- hatten, informierte uns kehrungen im Maximilia- schließend an einer Aus- Johannes Hintersberger neum hingewiesen. Dort schusssitzung des Haushalts- über die Sitzverteilung der 23
Augsburg/Fulda einzelnen Fraktionen, die Runde eröffnet und zwar Abgeordnetenarbeit und die mit kritischen Fragen über Exerzitienangebote Abstimmungsmodalitäten. die Asylpolitik. Es folgten Eine wichtige Aufgabe fällt weitere Wortmeldungen, 13.10.2019 bis 19.10.2019: dem Landtagsamt zu. Es be- welche ebenfalls manche Religiöse Freizeit auf dem reitet z.B. die Sitzungen vor, politischen Entscheidungen Sonnenhof in Kassel legt die Tagesordnungspunk- kritisch hinterfragten. Thema: Staunen über te fest und die Redezeiten Die Rückfahrt nach Gottes Schöpfung der Landtagsabgeordneten. Augsburg mit Dank an den Fahrer und Frau Klemm- 27.10.2019 bis 2.11.2019: Mittagspause im Kretzler, welche die umfang- Exerzitien im Mutterhaus Hofgarten reiche Organisation von der mit Pater Erik, Vallendar Kurz vor 12 Uhr nahmen Einladung über die Durch- wir in der Landtagsgaststätte führung bis zum Schluss 3.11.2019 bis 7.11.2019: das Mittagessen ein. So hervorragend gemeistert Exerzitien im Theresien- gestärkt, verabschiedeten hatte, kamen wir gegen heim mit Pater Erik, wir uns gegen 13 Uhr vom 18.30 Uhr wieder in Augs- Vallendar Maximilianeum, bestiegen burg an. unseren Bus und fuhren Es war ein beeindrucken- Anmeldung für Exerzitien bis zur Residenz. Jetzt war der Tag, der uns manchen bzw. Abmeldungen bitte etwa eine Stunde Zeit, sich Einblick in den Alltag unse- per Mail an: a.alsheimer@ die Füße zu vertreten, im rer Politiker im Bayerischen mutterhaus-fd.de oder nahegelegenen Hofgarten Landtag gewährte. telefonisch unter: sich an den zahllosen bunten 06 61/2 85-1 13 Stiefmütterchen zu erfreuen Sr. M. Silvana Suck oder in der Theatinerkirche Rast zu machen und in Stille zu beten. Dann ging es mit dem Bus weiter zur CSU-Landes- Vinzentinische SPIRITUALITÄT leitung, die im Franz-Josef- Strauß-Haus untergebracht für FÜHRUNGSKRÄFTE ist. Dort bekamen wir durch Film und begleitende Worte über die CSU einen Einblick in die Partei, ihre Arbeit und S eit Jänner 2018 wird von den Gemeinschaften der Barmherzigen Schwestern spitäler in Wien zwischen Sr. Katharina Laner (Klini- kum Schwarzach) und Sr. Struktur. von Graz-Mitteleuropa, M. Gerlinde Kätzler (Zams). Vor der Führung durch Innsbruck und Zams für Im Gespräch wurde uns das Haus war noch eine die Führungskräfte ihrer klar, dass wir seit Jahren den Diskussionsrunde angesetzt. Einrichtungen ein Lehrgang gleichen Traum haben: Wir Dank mehrerer Wortmel- über „Vinzentinische Spiri- möchten den Führungs- dungen gestaltete sie sich tualität“ angeboten. kräften unserer Einrichtun- sehr lebhaft. So hatte gleich Begonnen hat alles bei gen unser vinzentinisches Schwester M. Reinholda die einem Treffen für Ordens- Erbe weitergeben. 24
Sie können auch lesen