University of Waterloo, Ontario, Kanada
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. Erfahrungsbericht RWTHweltweit Wintersemester 2019/2020 University of Waterloo, Ontario, Kanada Vorbereitung Die Vorbereitung meines Austauschs begann im Grunde direkt nach der Benachrichtigung, dass ich seitens der RWTH eine Nominierung für einen Studienplatz an der University of Waterloo erhalten habe. Die formalen Vorbereitungen (Bewerbung an der Austauschuniversität, Kurswahl, Wohnheimsplatz etc.) wurden weitestgehend von der Gasthochschule via Mail geleitet, jedoch wurden hierbei viele Fragen nicht oder ungenau adressiert. Aspekte, wie die obligatorische Krankenversicherung der kanadischen Universität, die empfohlene Eröffnung eines kanadischen Bankkontos oder Unterbringung in einem Wohnheim vor Semesterbeginn (die Einführungsveranstaltung für internationale Studierende fand in der Woche vor Beginn des Semester statt), wurden jedoch darüber hinaus im Austausch mit dem International Office der RWTH Aachen sowie den anderen Austauschstudis der RWTH beantwortet. Das größte Problem hierbei schien zu sein, dass es nicht viele Studierende aus der philosophischen Fakultät zu geben scheint, die normalerweise an dieser Universität studieren und die Formalia in Waterloo von Fakultät zu Fakultät sehr unterschiedlich sind. So bin ich trotz Befolgen aller vorherigen Angaben in Waterloo angekommen und meine Anmeldungen für die Kurse waren nicht bis zu den Professoren vorgedrungen. Leider habe ich deswegen nur noch Restplätze erhalten. Zwar waren diese Kurse sehr spannend, jedoch war es sehr schwierig diese auf entsprechende Kurse an der RWTH zu übertragen – deshalb: habt keine Angst nachzufragen und sicherzugehen, dass alles wirklich geregelt ist. Außeruniversitäre Vorbereitungen umschlossen das Ausrichten der nächsten Semester auf die Kurse, welche ich in Kanada zu belegen gedachte, das Suchen eines Untermieters bzw. einer Untermieterin, das Buchen von Flügen, Freizeitplanung (Reiseziele in Ontario und dem Rest von Kanada) sowie finanzielle Vorbereitung. Leider qualifizierte mein Fall (Masterstudentin, Philosophische Fakultät, Austauschstudium [nicht Praktikum], 4 Monate Aufenthalt) mich für keine der Finanzierungsmöglichkeiten der Hochschule, des DAADs oder der Auslands-Bafög Initiative. Das Promos-Stipendium wäre eine Möglichkeit gewesen, jedoch ist es der RWTH leider nicht möglich, alle Outgoings zu unterstützen – hier hatte ich leider einfach Pech. ABER mit der richtigen Motivation und Planung habe ich es geschafft, meinen Aufenthalt eigenständig zu finanzieren. In dem halben Jahr zwischen Zusage und Austauschbeginn war Sparen angesagt, ein zusätzlicher Sommerjob nach der Klausurenphase finanzierte die Reisekosten und darüber hinaus ermöglichten zwei Hiwi-Jobs, welche ich auch während meines Aufenthalts ausführte, den Aufenthalt. Unterkunft Entgegen meiner Erwartungen war das Finden einer Unterkunft der unkomplizierteste Vorbereitungsaspekt. Ich habe mich über das Housing-Portal der University of Waterloo auf zwei Plätze beworben und nach lediglich einem Tag ein Zimmer im Columbia Lake Village South erhalten. Ich würde das Preis-Leistungs-Verhältnis als in Ordnung beschreiben, da man ein möbliertes Zimmer für den exakten Zeitraum des Aufenthalts in einer vierer WG erhält und einfach und sicher den Vertrag hierzu abschließen kann. Jedoch wurde mir relativ schnell klar, dass das ältere jedoch sehr sauberes Haus (ja, Columbia Lake Village ist ein Wohnheim, in dem je 4 Studierende ein Haus teilen, hiervon gibt
Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. es 100 Stück) zwar mit Küchengeräten (Kühlschrank, Herd, Backofen), Stühlen, Sofas, Schränken, Schreibtisch und Bett (inkl. Matratze) ausgestattet sind, jedoch alles weitere selbst angeschafft werden muss. Kopfkissen, Bettdecke, Bezüge, Handtücher, Kleiderbügel, Badezimmermatte, Töpfe, Besteck, Teller und vielleicht Kleingeräte wie Föhn, Wasserkocher oder Kaffeemaschine müssen entweder mitgebracht oder vor Ort gekauft werden. Die Kosten hierfür habe ich mir mit meinen Mitbewohnerinnen geteilt, da diese größtenteils ebenfalls Austauschstudentinnen waren. Meine Mitbewohnerinnen waren aus Kanada, Indien und dem Aserbaidschan, was ich zugegebenermaßen zu Anfang aufgrund der enorm unterschiedlichen Kulturen für eine Herausforderung gehalten habe - jedoch hätte ich mich diesbezüglich nicht mehr irren können. Ich habe mich insbesondere mit meiner indischen und aserbaidschanischen Mitbewohnerin angefreundet und wirklich unglaublich viel über ihre Heimatländer gelernt – meine kulinarischer Horizont wurde auf jeden Fall sehr erweitert. Allgemein habe ich sehr schnell einen Freundeskreis aus internationalen Studierenden aus England, Italien und der Schweiz – ja, auch Kanadiern - gefunden, welche alle in dem Wohnheim wohnten. Studium an der Gasthochschule Als Geisteswissenschaftlerin war das Studium an der University of Waterloo hinsichtlich des Aufbaus nicht sehr anders als an der RWTH Aachen, jedoch habe ich durch die anderen Austauschstudierenden der RWTH erfahren, dass das Konzept sehr ungewohnt für die Studierenden der Ingenieurswissenschaften war. Man konnte maximal drei Kurse im Graduate (Master) Programm belegen, welche in meinem Fall in Seminarform stattfanden. Demnach waren die Kurse sehr klein, es gab eine recht strenge Anwesenheitspflicht und statt einer Prüfung am Ende wurden mehrere Teilprüfungen in Form von Essays, Hausarbeiten, Workshops und Vorträgen verlangt. Somit hat man zwar keine intensive Prüfungsphase am Ende des Semesters, jedoch ist man während des gesamten Semesters relativ eingespannt mit dem Studium. Bei den unterschiedlichen Prüfungsleistungen waren die sehr flachen Hierarchien zwischen Studierenden (gerade im Graduate Programm) und Professorinnen und Professoren sehr hilfreich. Rückfragen via Mail und in den Sprechstunden wurden sehr schnell und ausführlich beantwortet. Hierbei war es auch kein Problem, Fragen zu formalen Aspekten, die von Universität zu Universität variieren (Präsentationsformen, Layout von Arbeiten etc.) direkt an die Professorinnen und Professoren zu stellen. Außerdem haben meine in Oxford und Vancouver studierten und habilitierten, international angesehenen Professoren darauf bestanden, dass sie von ihren Studierenden mit Vornamen angesprochen werden. Dies war am Anfang ungewohnt aber rückblickend sehr förderlich für ungezwungene Seminardiskussionen. Darüber hinaus waren Abgabefristen für Hausarbeiten und Essays weniger strikt als in Deutschland, da es sich niemals um Ausschlussfristen handelte, sondern ein verspätetes Einreichen lediglich einen täglichen Leistungsabzug von 2-5% als Folge hat. Zusammenarbeite und -leben mit einheimischen Studierenden Obwohl sich mein direktes Umfeld im Wohnheim sowie in meinem Freundeskreis hauptsächlich aus anderen Austauschstudierenden zusammensetzte, gab es zwar zahlreiche internationale Studierende aber nur eine weitere Austauschstudentin in meinen Kursen. Für den wissenschaftlichen Diskurs war es enorm interessant, unterschiedlichste Perspektiven auf diverse Thematiken zu haben. Besonders im Bereich der Geisteswissenschaften, in welchem es keine globale Herangehensweise, wie etwa in den Naturwissenschaften, gibt, war es spannend zu sehen, wie Textanalysen oder gesellschaftliche
Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. Sachverhalte betrachtet werden. Ich denke, dass die Aussage eines Professors diese Mentalität sehr gut beschreibt: „How am I supposed to know what this poem means? I’m interested in what it evokes in you and how you understand it.” Super, oder? Ich bin mir sicher, dass das Erlangen einer weiteren Perspektive auf mein Fach einen sehr positiven Einfluss auf mein Arbeiten als Sprachwissenschaftlerin hat. Ich hatte immer das Gefühl, dass es meine Kommilitonen und Kommilitoninnen genuin interessiert hat, was die Sicht der Austauschstudierenden auf eine Fragestellung war. Allgemein habe ich sehr schnell festgestellt, dass die Begeisterung und Bereitschaft dafür, mehr als das Notwendige zum Bestehen bzw. zum Erhalten einer guten Note zu erbringen, wesentlich ausgeprägter war. Seminardiskussionen und Präsentationen wurden lediglich von den Professoren gelenkt, der Großteil des Inhaltes wurde von den Studierenden beigetragen. Alltag und Freizeit Nun zum spaßigen Teil – der zugegebenermaßen geringer ausfiel als erwartet. Wenn man an der University of Waterloo studiert, muss man sich darauf einstellen, dass die Workload wesentlich höher ist als an der RWTH Aachen. Durch die zahlreichen Vorträge und Abgaben von Essays und Assignments sowie der Anwesenheitspflicht nimmt die Uni einen großen Teil des Alltags ein. An dieser Stelle muss ich aber auch zugeben, dass ich nicht das Maximum von drei Kursen belegt habe, sondern zwei – aus dem einfachen Grund, dass ich viel und hart für den Austauschplatz gearbeitet habe und die Zeit dort nicht ausschließlich in der Uni verbringen wollte. Was ich auch nicht getan habe. Zwar ist Waterloo sehr klein und bietet den Studierenden wenig, was über den universitären Kontext hinaus geht – außer Sport. Neben mehreren, kostenfreien Fitnessstudios, bietet die Uni zahlreiche Teamsportarten an, welche man ausführen kann. Ich habe mich beispielsweise für ein gemischtes Basketball-Team angemeldet. Außerdem gibt es zahlreiche Eishockey- oder Footballspiele, welche immer ein riesiges Event sind. GO WARRIORS! Wenn man die Stadt verlässt, muss man sich wirklich entscheiden, wo man zuerst hinmöchte. Mit dem Bus ist man in zwei Stunden in Toronto oder bei den Niagarafällen, wenn man ein Auto mietet erreicht man in wenigen Stunden die Bruce Peninsula oder den Algonquin Provincial Park, wo man gerade im Herbst super wandern, klettern und kayakfahren kann. Wenn man sich ein paar Tage Zeit nimmt, lassen sich Ottawa, Montreal und Quebec City super zu einem Roadtrip kombinieren, wobei ich jedem Musik- und Kunstbegeisterten empfehlen würde, so viel Zeit wie möglich in Montreal zu verbringen. Mit einem Black-Friday Angebot einer Fluggesellschaft war sogar ein Wochenende in Vancouver möglich. Eines der Highlights war ein Wochenende auf Manitoulin Island, an dem wir mit ganz viel Glück die Nordlichter sehen konnten (trackt vorher die Solaraktivitäten!).
Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. Praktische Hinweise Sprecht euch ab. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit den anderen Austauschstudierenden der RWTH abzusprechen, so konnte ich beispielsweise die notwendigen Einrichtungsgegenstände (Bettzeug, Kücheneinrichtung etc.) an eine Studentin weitergeben, die nach mit nach Waterloo gegangen ist. Habt keine Angst Fragen zu stellen. Kanadier sind wirklich so nett, wie ihnen nachgesagt wird. Also habt keine Angst, nachzufragen. Es gibt zahlreiche Ansprechpartner und Institutionen, die euch gerne weiterhelfen. Es. Wird. Kalt. Meine Zeit im Wintersemester umfassten die Monate September (+30°) bis Dezember (-20°). Demnach brauchte ich Kleidung, die eine Spanne von 50° Temperaturunterschied abdeckte. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Winterjacke dem kanadischen Winter nicht Stand hält, weshalb wir in einer kleinen Gruppe von durchgefrorenen Europäern (zur Belustigung meiner kanadischen Freunde) einen Ausflug in ein Outlet gemacht haben, um uns mit Daunenparkern und Winterboots einzudecken. Lebensmittel sind teuer. Lebensmittel in Kanada sind im Vergleich zu Deutschland wesentlich teurer. Die besten und günstigsten Grundlagen an Obst, Gemüse, Backwaren und Fleisch gibt es am Farmers Market. Fazit Mein Aufenthalt in Kanada und mein Studium an der University of Waterloo haben sehr viel Planung, Organisation und Problemlösen verlangt: eine komplette Selbstfinanzierung ist eine Herausforderung, meine Kurswahl musste spontan überarbeitet werden und der Arbeitsaufwand für die Universität war unerwartet hoch. Aber (natürlich gibt es ein aber) all dies wird von den neuen Freunden, zahlreichen genialen Ausflügen und Erlebnissen sowie dem akademischen Gewinn absolut in den Schatten gestellt. Also, wenn ihr gerne Zeit in der Natur verbringt, neue Städte kennen lernen möchtet, die Uni für euch mehr als ein Muss ist und ihr auf Pancakes mit Ahornsirup steht, werdet ihr an der University of Waterloo eine geniale Zeit haben. Das Einzige, was wirklich schade ist, ist, dass ich gerne länger dortgeblieben wäre. Aber nicht unbedingt im Winter. Bruce Penninsula Irgendwo in Québec Algonquin Provincial Park · ca. 3h Autofahrt entfernt · Roadtrip während der · ca. 4h Autofahrt entfernt · ideal für Hiking Reading Week (eine Woche · ideal für Hiking, Kayaking, frei im Semester) Camping, Klettern
Sie können auch lesen