Unternehmensbewertung zwischen Evolution und Revolution - Entwicklungen im Spannungsfeld von Theorie und Praxis - Prof. Dr. Christian Aders
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München, Unternehmensbewertung zwischen Evolution und 18. Juli 2012 Revolution - Entwicklungen im Spannungsfeld von Theorie und Praxis - Prof. Dr. Christian Aders
Agenda Kapitel Seite I. „Empirische Schocks“ und Evolution der Bewertungspraxis 3 II. Grundlagen der Unternehmensbewertung und praktische Problemfelder 7 III. Ausgewählte Evolutionsfelder a. Krisenphasen und ihr Einfluss auf Theorie und Praxis 17 b. Dot-Com Bubble, Wachstumsmodelle und Wertorientierte Unternehmensführung 19 c. Liquidity Bubble und Kapitalkosten 20 d. European Debt Crisis und Cost of Distress 21 IV. Komplexitätsreduktion als nächste Evolutionsstufe? 23 Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 2
M&A-Markt in Deutschland und DAX 30 seit 1993 Liquidity Bubble / European Global Financial Dot-Com-Bubble Debt Crisis Crisis 0 600 3.500 8.065 8.106 7.528 3.000 500 DAX 30 in Mrd. USD 2.500 400 Anzahl Transaktionen 5.072 DAX 30 incl. net debt of target (bil. USD) 2.000 Transaktionsvolumen 300 3.666 1.500 2.203 200 1.000 Value Number of transactions 100 0.500 Number of transactions Q1 0 Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 3 Valu
In Extremsituationen, wie der Global Financial Crisis, stoßen theoretische Bewertungsmodelle oft an ihre praktischen Grenzen 9.000 80 Im Nachgang zur Lehman- 8.000 70 Insolvenz brachen Aktien- 7.000 60 kurse und Bewertungen ein DAX Indexstand VDAX und KGV 6.000 50 und das Risiko bzw. die Vola- 5.000 40 tilität stieg dramatisch an 4.000 30 3.000 2.000 20 Zum 31.12.2008 wurden 1.000 10 jedoch vielfach niedrigere 0 0 Jul-07 Jan-08 Jul-08 Jan-09 Jul-09 Jan-10 Kapitalkosten (WACC) DAX VDAX KGV verwendet, da: 12% 12.0% Renditen für deutsche Staatsanleihen gesunken sind 10% 10.0% 8% 8.0% historische Marktrisikoprämie gesunken ist Yield in % Axis Title 6% 6.0% historische Aktienrisikomaße 4% 4.0% (Betas) vielfach gesunken sind 2% 2.0% Fremdkapital als risikolos 0% 0.0% betrachtet und mit Buchwerten Jul-07 Jan-08 Jul-08 Jan-09 Jul-09 Jan-10 angesetzt wurde 3y Corporate BB 5y Corporate AA German 10y Bunds Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 4
Anforderungen an die Evolution anwendungsorientierter Unternehmensbewertungsmodelle Theoretische „Optimale Genauigkeit und Komplexitätsreduktion“ Praktikabilität Vollständigkeit Informationsbeschaffungs- effizienz Rechenbarkeit der Kalküle / operationale und transparente Prämissensetzung Kompatibilität mit realen Entscheidungsprozessen Kommunizierbarkeit und intersubjektive Nachvoll- ziehbarkeit In der Praxis anwendbare Bewertungsmodelle sollten sich auf dem Kontinuum von theoretischer Konsistenz und Praktikabilität bewegen und möglichst robust gegen „empirische Schocks“ sein THESE Für notwendige Vereinfachungen muss man die Theorie kennen Entscheidend ist, wo man den kleineren Fehler bei der Schätzung von Unternehmenswerten macht Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 5
Agenda Kapitel Seite I. „Empirische Schocks“ und Evolution der Bewertungspraxis 3 II. Grundlagen der Unternehmensbewertung und praktische Problemfelder 7 III. Ausgewählte Evolutionsfelder a. Krisenphasen und deren Einfluß auf die Theorie und Praxis 17 b. Dot-Com Bubble, Wachstumsmodelle und Wertorientierte Unternehmensführung 19 c. Liquidity Bubble und Kapitalkosten 20 d. European Debt Crisis und Cost of Distress 21 IV. Komplexitätsreduktion als nächste Evolutionsstufe? 23 Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 6
Bewerten heißt vergleichen Bewertungssubjekt = Person oder Institution, für die eine Bewertung durchgeführt wird Vergleichsobjekt = Alternative zum Bewertungs- Bewertungsobjekt objekt, repräsentiert durch = Unternehmen, Kalkulationszinsfuß oder das bewertet wird Multiplikatoren der Vergleichsunternehmen (z.B. KGV) Business Plan-Analyse Ausschüttungen ≙ Cashflows (CF) Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 7
Zukünftige Ausschüttungen bzw. Cashflows (CF) werden bewertet „Preise zahlt man ... Unternehmenswerte bekommt man“ CF1 UW CF1 ∙ m k-g DCF-Methode (Unternehmens- Multiplikator-Methode wert) Im Mittelpunkt der Fundamentalbewertung steht die Suche nach Arbitrage- Möglichkeiten, d.h. von Unterbewertungen, wo Preis < Wert Fazit Multiplikator- und DCF-Methode sind miteinander verwoben: hinter jedem Multiplikator steht ein (impliziter) Kalkulationszinsfuß; beides sind Methoden der fundamentalen Unternehmensbewertung Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 8
Schwierigkeitskomplexe bei der Unternehmensbewertung Subjektiv verschiedene Unternehmenswerte und Preiserwartungen Auswahl der problemadäquaten Bewertungsmethoden Schwierigkeitskomplexe bei der Prognoseproblem Konstruktion eines Unternehmensbewertung problemadäquaten Bewertungskalküls Kapitalisierungszinssatz und Multiplikatoren Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 9
Preise spiegeln unterschiedliche Wert-Erwartungen der beteiligten Parteien wider Erwartete Wertbeiträge Shareholder Value = Wert > Preis Synergien Möglicher Transaktionspreis Synergien Geschäfts- Geschäfts- politik politik Stand alone Stand alone (Beibehaltung der Geschäfts- politik) VERKÄUFER KÄUFER Nur Kaufpreise, bei denen die Käufer nicht alle möglichen Wertbeiträge an Fazit die Verkäufer vorab bezahlen, schaffen auf der Käuferseite Shareholder Value Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 10
DCF-Methode baut auf dem Kapitalwertkalkül auf, nach dem der Barwert eines Zahlungsstroms gleich dem Unternehmenswert ist Gordon- CFT+1 Nichtrentenmodell Wachstums- = modell k–g t1 t2 t3 t4 t5 + + + + + Restwert 110 100 130 200 100 Unter- nehmens- = wert Summe Barwert Cashflows Die zukünftigen Zahlungsströme werden mit den „Kapitalkosten (k)“ abgezinst; durch die Abzinsung wird der Wert zukünftiger Zahlungsströme in Fazit den Wert der Zahlungsströme am Bewertungsstichtag „übersetzt“ Der Kapitalwert ist positiv (Wertsteigerung), wenn der Barwert der Cashflows (Wert) größer als der gezahlte (Einstands-)Preis ist Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 11
In der Praxis wurden lange Zeit in der DCF-Methode Kapitalkosten nach der „WACC-Formel“ verwendet, die.... - Langfristig erwarteter risiko- loser Kapitalmarktzins Anteil Eigenkapital x Eigenkapital- - Marktpreis des Risikos am Gesamtkapital kostensatz - Risikoprämie (Beta) k v EK i MRP WACC - Fremdkapitalkostensatz Fremdkapital- Anteil Fremdkapital x - Steuervorteil der Fremd- kostensatz am Gesamtkapital finanzierung k nach Steuern D iFK 1 s Verkörpern die Rendite, die Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren von Kapital- einer Investition in eine risikobehaftetes Asset (Unternehmen) fordern kosten Eigenkapital ist teurer als Fremdkapital, da Fremdkapitalgeber weniger Risiken tragen Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 12
.... eine gewisse Reaktion auf eine zunehmende Verschuldung unterstellen und davon ausgingen, dass Fremdkapital und Steuervorteile der Verschuldung risikolos sind Zins kEK,V Kapitalkostenfunktion k EK,U (ohne Insolvenzrisiko) WACC k FK V Passen die impliziten Annahmen nicht zur Empirie, ergeben sich - in der Regel - zu niedrige Kapitalkosten (WACC) Problem In Extremfällen werden die Kapitalkosten sogar negativ oder haben unplausible Verläufe (WACC > unverschuldete Eigenkapitalkosten) Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 13
Praktische Anwendungsfelder der Unternehmensbewertung sind von je her vielfältig, ... M&A, Organschutz und Minderheitenschutz Steuerung von Akquisitionen und Unternehmen sowie Performancemessung des Managements Bilanzierung und Steuern Rechtsstreitigkeiten Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 14
... aufgrund der Relevanz unterschiedlicher Wert- bzw. Preiskonzepte im Transaktionsprozess steigt jedoch zunehmend die Komplexität Übernahme- Gesell- Purchase M&A Steuerliche Wert- angebot, schaftsrecht- Price Impairment Portfolio Strategie Umstruk- management Fairness liche Allocation Test Valuation turierungen (VBM) Opinion Bewertung (PPA) Fair Value Objektivier- Kaufpreis Investor Investor less cost to Investor Wertkonzept ter Wert und Fair Verkehrswert Fair Value Value Value sell / Value in Value (IDW S1) Value use Ertragswert DCF, DCF, und DCF und Shareholder DCF, DCF, Multiples, Multiples, Börsenkurs, Methoden Value Added Multiples, Bewertungs- Multiples, DCF und Substanz- LBO- Multiples nur zur / DCF / Net Asset methode Börsenkurs- Multiples und Methode, zur Intangible- Wertbeiträge Value analyse Liquidations- Realoptionen Plausibilitäts- Bewertung (EVA) wert prüfung IDW S1, NASD 2290, RS HFA 16, RS HFA 16, RS HFA 10, Best DVFA FO- IFRS 3, Best IPEV Standards IDW S1 IAS 36, steuerliche Practice Standard, IAS 38, Practice Guidelines IFRS 13 Verlaut- IDW S8 IFRS 13 barungen Babylonische Sprachverwirrung in Bezug auf Fair Value, Fairness Opinion und Objektivierten Unternehmenswert Fazit Unterschiedliche Wertkonzepte können zu signifikanten Wertunterschieden im Verlauf einer Transaktion führen Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 15
Agenda Kapitel Seite I. „Empirische Schocks“ und Evolution der Bewertungspraxis 3 II. Grundlagen der Unternehmensbewertung und praktische Problemfelder 7 III. Ausgewählte Evolutionsfelder a. Krisenphasen und deren Einfluß auf die Theorie und Praxis 17 b. Dot-Com Bubble, Wachstumsmodelle und Wertorientierte Unternehmensführung 19 c. Liquidity Bubble und Kapitalkosten 20 d. European Debt Crisis und Cost of Distress 21 IV. Komplexitätsreduktion als nächste Evolutionsstufe? 23 Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 16
Krisenphasen und deren Einfluß auf die Theorie und Praxis der Unternehmensbewertung (I) Liquidity Bubble / Phase Dot-Com Bubble Global Financial European Debt Crisis Crisis Zeit 1998 - 2003 2004 - 2009 2011 - ? IPO Deutsche Telekom, LBO-M&A-Welle, M&A-Disputes, Events M&A-Welle, LBO-Debt Restructuring Organhaftungsklagen, Neuer Markt und „Impairment-Battles“ VorstAG und ESUG Goodwill Impairment Only IDW S1 idF 2008, IDW S8, IFRS 13, Standards (US GAAP & IFRS), DVFA FO Standards DVFA Abfindungs- IDW S1 2007/2008 grundsätze Industrie Dominanz WPs und Independent Valuation & „Greenbook“ könnte Investment Banks Corporate Finance Firms Industrie revolutionieren entstehen Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 17
Krisenphasen und deren Einfluß auf die Theorie und Praxis der Unternehmensbewertung (II) Liquidity Bubble / Phase Dot-Com Bubble Global Financial European Debt Crisis Crisis High Growth & negative Tax-CAPM, Cost of Konditionierte MRP, Technik / CFs, Cost of Debt und Distress, Zinsschranke, Größen- und Theorie Tax Shields (bereinigtes) Debt Beta Länderrisiken Gordon-Wachstums- Varianten des DCF (APV Zunehmende Abkehr Anwendung modell und DCF, Multiples, und TCF), LBO-Modelle, vom Rechnen mit (first mover) Realoptionen, VBM / EVA, Real Optionen für Einkommensteuer Impairmenttest Restrukturierungen Nachhaltiges Wachstum Ausgewählte und Wertsteigerung Steuervorteile und Insolvenzrisiken Evolutions- erfordert nachhaltige Fremdkapital sind gehen auch auf die felder Investitionen mit: risikobehaftet Eigenkapitalgeber über ROIC > WACC Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 18
Wachstumsmodell, Wertorientierte Unternehmensführung und der Begriff der Nachhaltigkeit (1998 - 2003) Free Cashflow 1 Investiertes Kapital 0 (ROIC – g) ∙ UW = = (WACC – g) (WACC – g) Mit: ROIC = Gesamtkapitalrendite Wenn: ROIC = WACC ⇒ UW = Investiertes Kapital ⇒ Keine Wertsteigerung durch Investitionen ⇒ M/B-Verhältnis von 1 ! Ziel muss sein: ROIC > WACC Nachhaltige Investitionen in ein riskantes Asset (Unternehmen) machen nur Fazit dann Sinn, wenn gilt: ROIC > WACC, d.h. der Kapitalwert positiv ist Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 19
Verschuldung, Insolvenzrisiko des Fremdkapitals und Steuer- vorteile (2004 - 2009) Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC‘ (ohne Insolvenzrisiko, aber WACC mit unsicheren Steuer- vorteilen) k FK V Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des Fremdkapitals) k FK V V optimal Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 20
Verschuldung und Insolvenzrisiko des Eigenkapitals (2011 - ?) Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des Fremdkapitals) k FK V V optimal Zins k EK,V κ ΕΚ υ' k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des k FK Fremdkapitals und des Eigenkapitals) V V optimal` V optimal* Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 21
Agenda Kapitel Seite I. „Empirische Schocks“ und Evolution der Bewertungspraxis 3 II. Grundlagen der Unternehmensbewertung und praktische Problemfelder 7 III. Ausgewählte Evolutionsfelder a. Krisenphasen und deren Einfluß auf die Theorie und Praxis 17 b. Dot-Com Bubble, Wachstumsmodelle und Wertorientierte Unternehmensführung 19 c. Liquidity Bubble und Kapitalkosten 20 d. European Debt Crisis und Cost of Distress 21 IV. Komplexitätsreduktion als nächste Evolutionsstufe? 23 Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 22
Thesen zur Notwendigkeit einer „optimalen“ Komplexitätsreduktion als nächste Evolutionsstufe Klares Verständnis von relevanten Wertkonzepten und Bewertungsstichtagen Fokus auf Geschäftsmodell und Abbildung der grundlegenden Werttreiber im Financial Model Sensitivitätsanalyse der 3 - 4 entscheidenden Werttreiber (z.B. Umsatzszenarien) Tiefenanalyse Terminal Value / Grobplanungsphase (Konvergenzperiode) Vollständige Erfassung aller 3 elementaren Risikofaktoren (versus Detail-Engineering), dem operativen und finanzwirtschaftlichen Risiko sowie dem Insolvenzrisiko Akzeptanz und Professionalisierung der marktorientierten Multiplikator-Bewertungsmethoden Anwendung verschiedener Bewertungsmethoden und Verständnis bzw. Erklärung der Unterschiede (versus „Plausibilisierung durch Peer Group-Adjustierung“) Vermeidung von technischem Over-Engineering und klare Adressatenorientierung Fazit Rückbesinnung auf den Kern der Unternehmensbewertung, die Unternehmensanalyse und den Unternehmensvergleich Duff & Phelps und Value-Trust 18. Juli 2012 23
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