Valuation of Distressed Companies in M&A Situations - Deutscher Corporate M&A-Kongress Dr. Florian Wiedemann
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München, Valuation of Distressed Companies 13. November 2012 in M&A Situations 10. Deutscher Corporate M&A-Kongress Dr. Florian Wiedemann
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 2
M&A-Markt in Deutschland und DAX 30 seit 1993 Liquidity Bubble / European Debt 0 Dot-Com-Bubble Global Financial Crisis Crisis 600 3.500 8.065 8.106 7.528 3.000 500 DAX 30 USD 2.500 400 in Mrd. Anzahl Transaktionen 5.072 DAX 30 incl. net debt of target (bil. USD) 2.000 Transaktionsvolumen 300 3.666 1.500 2.203 200 1.000 Value Number of transactions 100 0.500 Number of transactions Q1 0 Source: Thomson SDC Platinum, Announced Transactions of German Targets and Acquirers Value in Duff & Phelps November 13, 2012 3
In Extremsituationen, wie der Global Financial Crisis, stoßen theoretische Bewertungsmodelle oft an ihre praktischen Grenzen 9.000 80 Im Nachgang zur Lehman- 8.000 70 Insolvenz brachen Aktienkurse 7.000 60 und Bewertungen ein und das DAX Indexstand VDAX und KGV 6.000 50 Risiko bzw. die Volatilität stieg 5.000 4.000 40 dramatisch an 30 3.000 2.000 20 Zum 31.12.2008 wurden jedoch 1.000 10 vielfach niedrigere Kapitalkosten 0 0 Jul-07 Jan-08 Jul-08 Jan-09 Jul-09 Jan-10 (WACC) verwendet, da: DAX VDAX KGV Renditen für deutsche 12% 12.0% Staatsanleihen gesunken sind 10% 10.0% historische Marktrisikoprämie 8% 8.0% gesunken ist Yield in % Axis Title 6% 6.0% 4% 4.0% historische Aktienrisikomaße (Betas) vielfach gesunken sind 2% 2.0% 0% 0.0% Fremdkapital als risikolos Jul-07 Jan-08 Jul-08 Jan-09 Jul-09 Jan-10 betrachtet und mit Buchwerten 3y Corporate BB 5y Corporate AA German 10y Bunds angesetzt wurde Duff & Phelps November 13, 2012 4
Restrukturierungsfälle in Europa Non Performing Loans Verteilung der Restrukturierungsfälle 2009/2010 50 35 30 40 25 30 Anzahl Anzahl 20 15 20 10 10 5 - - notleidende Kredite in Europa 2009 2010 1,200 1,048 965 1,000 861 800 € Mrd. 600 503 400 204 196 196 200 142 Quelle: - o.l.: PWC „Restructuring Trends“, Mai 2010 und Februar 2011 o.r.: Debtwire aus PWC „Restructuring Trends“, Februar 2011 u.l.: PWC „European outlook for non core and non performing loan portfolios“, Juli 2012 Europa Deutschland Hoher Anteil von Restrukturierungstransaktionen in Deutschland Trotz sinkender Gesamtzahl steigende Komplexität der Deals Fazit Bewertung im Rahmen von Restrukturierungen wichtiges Aufgabengebiet der Bewertungspraxis Duff & Phelps November 13, 2012 5
„Maturity Wall“: Fälligkeitsstruktur in Europa Fälligkeitsstruktur 70 EUR Mrd. 60 50 40 30 20 10 - Institutional Total Quelle: S&P, LCD , Fitch aus PWC „Restructuring Trends“, Februar 2011 Beobachtungen Hohe Volumina fälliger LBO-Finanzierungen, insbesondere 2014/2015 Refinanzierungsprobleme insbesondere durch die hohe Anfangsverschuldung (Leverage Multiples zw. 5x-7x Debt/EBITDA) Ausfallgefährdung steigt durch unsichere Refinanzierung von Krediten Fazit Trotz vorübergehender Normalisierung des Marktes ist die Berücksichtigung eines möglichen Insolvenztatbestandes in der Bewertung auch zukünftig relevant Duff & Phelps November 13, 2012 6
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 7
Definitionsversuch notleidender Unternehmen Insolvenzgründe mit Antragspflicht Möglicher Eröffnungsgrund seitens des Schuldners § 17 (II) InsO – Zahlungsunfähigkeit § 18 (II) InsO – drohende Zahlungsunfähigkeit „Der Schuldner ist zahlungsunfähig, wenn er nicht in „Der Schuldner droht zahlungsunfähig zu werden, der Lage ist, die fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. wenn er voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel anzunehmen, die bestehenden Zahlungspflichten im Zeitpunkt der wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat.“ Fälligkeit zu erfüllen.“ § 19 (II) InsO – Überschuldung „Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortführung des Unternehmens ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich.“ Pratt/Grabowski (2010): „ A company whose equity and debt values reflect the potential or probability of default or liquidation scenarios is considered to be under financial distress.“ Duff & Phelps November 13, 2012 8
Beschreibung von Restrukturierungssituationen Literatur Insolvenzrecht Insolvenztatbestände gemäß Insolvenzordnung: Geringe Insolvenz- Hohe Insolvenz- Zahlungsunfähigkeit gem. §17 InsO wahrscheinlichkeit wahrscheinlichkeit Drohende Zahlungsunfähigkeit gem. §18 InsO Reversibler Reversibler CF Rückgang CF Rückgang Überschuldung gem. §19 InsO Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung Geringe Insolvenz- Hohe Insolvenz- von Unternehmen (ESUG) wahrscheinlichkeit wahrscheinlichkeit Schutzschirmverfahren mit drei monatiger Frist Irreversibler Irreversibler zur Vorlage eines Insolvenzplans CF Rückgang CF Rückgang Zahlungsunfähigkeit darf nicht eingetreten sein Ausarbeitung eines Insolvenzplans i. d. R. durch Unternehmen und Monitoring durch Sachwalter Entscheidung der Gläubigerversammlung über Annahme des Insolvenzplans Krise muss überwindbar sein, aber Zerschlagung muss drohen! Bewertungseinfluss schon vor Erfüllung von Insolvenztatbeständen bei Erhöhung der Distressed Ausfallwahrscheinlichkeit oder drohender Bruch von vertraglichen Kennzahlen Insolvenzgefährdung, nicht die akute Insolvenz als Abgrenzungskriterium Duff & Phelps November 13, 2012 9
Abgrenzung von Insolvenzkosten Beispiele Kommentar Direkte Insolvenzkosten Indirekte Insolvenzkosten Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Aufwendungen für die Umsatzrückgang durch Beantragung des Auftragsverluste und direkten und indirekten Insolvenzkosten Insolvenzverfahrens Kundenverunsicherung notwendig sowie Verlust von Direkte Insolvenzkosten entstehen erst im Mitarbeitern tatsächlichen Insolvenzverfahren und sind mit Gerichtskosten Verschärfung der der Abwicklung des Insolvenzverfahrens direkt Finanzierungsbedingungen (Zinsen und Covenants) verbunden Aufwendungen für den Erhöhte Kosten für Indirekte Insolvenzkosten bezeichnen all jene Insolvenzverwalter Versicherungen negativen Konsequenzen, die sich sowohl Anwalts- und allgemeine Kürzere Zahlungsziele bei operativ als auch finanzwirtschaftlich durch eine Rechtsberatungskosten Lieferanten drohende Insolvenz ergeben Kosten für Verluste durch Notverkauf Wirtschaftsprüfer, einzelner Aktiva Unternehmensberater und Banken Direkte Kosten entstehen „ex-post“ bei tatsächlicher Abwicklung Restrukturie- Indirekte Kosten entstehen schon im Vorfeld rungskosten Empirische Nachweise existieren für beide Kostenarten Duff & Phelps November 13, 2012 10
Relevanz und Einfluss von Insolvenzkosten Empirischer Nachweis – Direkte Insolvenzkosten Empirischer Nachweis – Indirekte Insolvenzkosten Autor Daten* Kosten Basis Autor Daten* Kosten Basis Birs/Welch/Zhu 1995-2001 2,5% Buchwert Altmann Industrie 23,7% Unterneh- 286 Untern. 1,9% Vermögen Retail 12,2% menswert Andrade/ 31 LBOs mit 10-23% (pre distress) Betker 1986-1993 3,9% Buchwert Kaplan Restrukturie (inkl. Unterneh- 157 Untern. Vermögen -rung direkter) menswert Tashjian/Lease/ 1986-1993 1,9% Buchwert Branch 2002 9,5%- Marktwert McConnel Vermögen 16,4% Unterneh- men Weis 1979-1986 3,1% Marktwert Reimund/ 1993-2008 Analyse Umsatz- 37 Untern. Eigenkapital Schwetzler/ 746 Unter- über wachstum Zainhofer nehmen Regression Ang/Chua/ 1963-1978 7,3% Liquidations- McConnel 105 Untern. wert Breitkopf/ 5373 Ø 7% Unterneh- Elsas European menswert Warner 1933-1955 3%-5% Firm value at firms ohne time of distress Verschuldung * Alle USA * Alle USA bis auf Reimund/Schwetzler/Zainhofer Empirische Studien bestätigen bei drohender Insolvenz signifikante, indirekte Kosten Nachweis von direkten Insolvenzkosten bei Abwicklung der Unternehmen Fazit Die Unternehmensbewertung darf den negativen Einfluss von indirekten Insolvenzkosten auf die Cashflows eines Unternehmens nicht ignorieren Duff & Phelps November 13, 2012 11
Krisenursachen und -folgen Strategische Ergebniskrise Liquiditätskrise Insolvenz Krise Financial Distress • Umsatzrückgang • Margenerosion • Rendite < Kapitalkosten • Liquiditätsengpässe • Negative Cashflows • Markt- und Buchwert Fremdkapital divergiert • Steigende Fremdkapitalbestände und -kosten • Externe Finanzierungsmaßnahmen erforderlich • Temporär überlagert Risiko des Financial Distress massiv operative Risiken Duff & Phelps November 13, 2012 12
Charakteristika notleidender Unternehmen volatiler Umsatz Historie Detailplanungsphase Konvergenzphase TV in Mio. EUR 2007A 2008A 2009E 2010E 2011E 2012E 2013E 2014E 2015E Umsatzerlöse 479.0 480.0 408.0 388.0 392.0 409.0 424.0 439.0 447.0 456.0 Wachstumsrate 0.2% (15.0%) (4.9%) 1.0% 4.3% 3.7% 3.5% 1.8% 2.0% EBITDA Schwankungen der 144.1 135.1 11.6 52.7 115.1 121.2 126.1 131.2 133.8 136.5 EBITDA-Marge 30.1% 28.1% 2.8% 13.6% 29.4% 29.6% 29.7% 29.9% 29.9% 29.9% operativen Marge EBIT 61.0 79.0 (29.0) 14.0 83.0 90.0 95.0 100.0 102.0 104.0 EBIT-Marge 12.7% 16.5% (7.1%) 3.6% 21.2% 22.0% 22.4% 22.8% 22.8% 22.8% Steuern auf angepasstes EBIT (18.2) (23.5) 8.6 (4.2) (24.7) (26.8) (28.3) (29.8) (30.4) (30.99) Steuerquote (s eff) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) (29.8%) NOPLAT 42.8 55.5 (20.4) 9.8 58.3 63.2 66.7 70.2 71.6 73.0 Return on Sales 8.9% 11.6% (5.0%) 2.5% 14.9% 15.4% 15.7% 16.0% 16.0% 16.0% Invested Capital 656.0 706.0 706.0 665.0 553.0 560.0 592.0 608.0 620.0 632.0 Wachstumsrate Investitionsverzögerung 7.1% - (6.2%) (20.3%) 1.3% 5.4% 2.6% 1.9% 1.9% Erweiterungsinvestitionen (ΔIC) 50.0 - (41.0) (112.0) 7.0 32.0 16.0 12.0 12.0 Erweiterungsinvestitionsquote 90.2% - (417.2%) (192.2%) 11.1% 48.0% 22.8% 16.8% 16.4% Vermögensumschlag (VU) 0.73x 0.58x 0.55x 0.59x 0.74x 0.76x 0.74x 0.74x 0.74x Negative Cash Flows Return on Invested Capital (ROIC) 8.5% (2.9%) 1.4% 8.8% 11.4% 11.9% 11.9% 11.8% 11.8% Free Cash Flow (FCF) 5.5 (20.4) 50.8 170.3 56.2 34.7 54.2 59.6 61.0 Wachstumsrate (473.0%) (349.7%) 235.0% (67.0%) (38.3%) 56.2% 10.0% 2.4% Starke Einbrüche mit starker Erholung Duff & Phelps November 13, 2012 13
Einfluss der Insolvenzsituation auf das Bewertungsmodell Kapitalkosten Steuern Sonstige Basiszins Tax Shields Bestimmung von Ausfallwahrscheinlichkeiten Marktrisikoprämie Net Operating Losses Negative Cashflows Equity Beta Besteuerung von Sanierungsgewinnen Markt-/Buchwert und (bereinigtes) Debt Beta verschiedene FK-Tranchen Zinsschranke Cost of Equity Multiples (Spill-over von Insolvenzrisiken auf Real Optionen unverschuldete Eigenkapitalkosten) Duff & Phelps November 13, 2012 14
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 15
Unternehmensbewertung mithilfe von Cashflows CF vor Zinsen CF nach Zinsen Marktwert Nettofinanz- Entity Value verbindlichkeiten (Gesamt)- Unternehmenswert Equity Value Eigenkapital- wert Der Unternehmenswert kann als Entity Value (Gesamtunternehmenswert) oder als Equity Value Fazit (Eigenkapitalwert) ermittelt werden Beim Bruttoverfahren ist der Abzug des Fremdkapitals zu Marktwerten nötig Duff & Phelps November 13, 2012 16
Unternehmensbewertung mithilfe von Cashflows „Marktwert-Struktur-Bilanz“ Cashflow an Eigenkapitalgeber Cashflow an alle Kapitalgeber Eigenkapital Invested Capital Anlagevermögen t=0 Flow to Equity t Diskontierung mit Tax Shields Eigenkapitalkosten t=0 FCF / TFC Cashflow an Fremdkapitalgeber t Working Diskontierung mit Verzinsliches Capital Gesamtkapitalkosten Fremdkapital t=0 Flow to Debt t Diskontierung mit Umlaufvermögen Fremdkapitalkosten Unverzinsliches Fremdkapital Der operative Cashflow wird für alle Kapitalgeber generiert und kann im Normalzustand an Fremd- und Eigenkapitalgeber ausgeschüttet werden Fazit Sowohl Fremd- als auch Eigenkapital sind werthaltig und bestimmen den Gesamtunternehmenswert Duff & Phelps November 13, 2012 17
Rückgang der Cashflows und Auswirkung auf die Unternehmenswertanteile Senior Lender Senior Lender EV bzw. Invested Capital Junior Lender Junior Lender EV bzw. Invested Capital Ausfall- Mezzanine Cash- Mezzanine grenze flows EV Eigenkapital Eigenkapital Ein Einbruch der Cashflows gefährdet die Zahlungsleistungen an die Fremdkapitalgeber und führt zur Verringerung des Unternehmenswertes Die entscheidende Frage: „Wem gehört das Unternehmen?“ muss die Unternehmensbewertung Fazit beantworten Das APV-Verfahren ist durch getrennte Berücksichtigung der verschiedenen Kapitalgeber hierbei besonders leistungsfähig Duff & Phelps November 13, 2012 18
In der Praxis wurden lange Zeit in der DCF-Methode Kapitalkosten nach der „WACC-Formel“ verwendet, die.... - Langfristig erwarteter risiko- loser Kapitalmarktzins Anteil Eigenkapital x Eigenkapital- - Marktpreis des Risikos am Gesamtkapital kostensatz - Risikoprämie (Beta) k v EK i β MRP WACC - Fremdkapitalkostensatz Fremdkapital- Anteil Fremdkapital x - Steuervorteil der Fremd- kostensatz am Gesamtkapital finanzierung k nach Steuern D i FK 1 s Verkörpern die Rendite, die Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren von einer Investition in Kapitalkosten eine risikobehaftetes Asset (Unternehmen) fordern Eigenkapital ist teurer als Fremdkapital, da Fremdkapitalgeber weniger Risiken tragen Duff & Phelps November 13, 2012 19
.... eine gewisse Reaktion auf eine zunehmende Verschuldung unterstellen und davon ausgingen, dass Fremdkapital und Steuervorteile der Verschuldung risikolos sind Zins kEK,V Kapitalkostenfunktion k EK,U (ohne Insolvenzrisiko) WACC k FK V Passen die impliziten Annahmen nicht zur Empirie, ergeben sich - in der Regel - zu niedrige Kapitalkosten (WACC) Problem In Extremfällen werden die Kapitalkosten sogar negativ oder haben unplausible Verläufe (WACC > unverschuldete Eigenkapitalkosten) Duff & Phelps November 13, 2012 20
Für eine Unsicherheit von Tax Shields gibt es gewichtige Argumente • In der Realität sind der zukünftige Bestand an Fremdkapital sowie dessen Zins- und Tilgungsmodalitäten in der Regel variabel; sichere Tax Shields setzen voraus, dass diese zum Bewertungsstichtag bereits für jeden zukünftigen Zeitpunkt bekannt sind • Fremdkapitalzinssätze sind oftmals durch Debt Covenants (Fremdkapitalbedingungen) an das operative Risiko geknüpft; in der Praxis kann nicht von bereits zum Bewertungsstichtag determinierte Fremdkapitalzinssätzen ausgegangen werden • Änderungen des zukünftigen Unternehmenssteuersatzes oder der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen sowie Unsicherheit über die Höhe der steuerlichen Bemessungsgrundlage bedingen ein Risiko über der Nutzungsmöglichkeit von Tax Shields (siehe Unternehmensteuerreform 2008) • Fremdkapital kann in der Unendlichkeit nicht mit Sicherheit wachsen, womit Steuervorteile im Gordon-Wachstums-Modell als unsicher zu betrachten sind • Rechnen mit sicheren Tax Shields kann bei hohen Wachstumsraten im Gordon-Modell zu verschuldeten Eigenkapitalkosten führen, die unter den unverschuldeten Eigenkapitalkosten liegen oder gar negativ sind Unter realistischen Bedingungen sollte mit unsicheren Tax Shields bewertet werden! Fazit Zusätzlich vereinfachen sich die Formeln bei der Annahme unsicherer Tax Shields erheblich! Duff & Phelps November 13, 2012 21
Ein Grund für die unplausible Abweichung bei der praktischen Kapitalkostenermittlung ist die Vernachlässigung des Debt Beta Grundsätzlich hat die Verteilung von Unverschuldetes Unternehmen operativem Risiko auf Eigen- bzw. Fremdkapitalgeber einen Einfluss β UEK Fremdkapitalgeber übernehmen einen Teil des operativen Risikos; MM ist Spezialfall mit der Annahme, dass ßFK = 0 Übernehmen die Fremdkapitalgeber EKU einen Teil des operativen Risikos und Fremdkapital nicht risikobehaftet Fremdkapital risikobehaftet lassen sich dies auch bezahlen, muss (Spezialfall nach Modigliani/Miller) dieses Risiko auch in der Kapitalkostenformel abgebildet βVEK βFK werden βVEK Eigenkapitalkosten werden ohne Debt Beta überschätzt βFK 0 EKV + FK EKV + FK Duff & Phelps November 13, 2012 22
Das Debt Beta ergibt sich aus dem Verhältnis von Credit Spread* und Marktrisikoprämie Das von den Eigenkapitalgebern zu den Definition des Debt Beta Fremdkapitalgebern transferierte Risiko muss sich in der Höhe der Credit Spread * k F rf ßFK Eigenkapitalkosten niederschlagen Marktrisikoprämie rM rf Die Eigenkapitalkosten sind dementsprechend nach unten anzupassen Anpassung von Beta-Faktoren unter Die Berücksichtigung des Debt Beta Berücksichtigung eines Debt Beta ermöglicht eine Quantifizierung des von den Fremdkapitalgebern übernommenen Risikos Sichere Steuervorteile Die Umrechnungsformeln für verschuldete/ unverschuldete Beta-Faktoren sind um das V ßEK ßEK U ßEK U ßFK 1 su FK EK Debt Beta zu erweitern Bei Existenz eines positiven Credit Spread Unsichere Steuervorteile sinken durch den Einbezug von Debt Beta die Eigenkapitalkosten V ßEK ßEK U ßEK U ßFK FK EK * Näherungsweise nur für Unternehmen bester Bonität (Investment Grade); mit abnehmender Kreditwürdigkeit steigt Ausfallrisiko überproportional an und Credit Spread spiegelt nicht mehr die zu erwartende Rendite wider. Duff & Phelps November 13, 2012 23
Verschuldung, Insolvenzrisiko des Fremdkapitals und von Steuervorteilen (2004 - 2009) Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC‘ (ohne Insolvenzrisiko, aber WACC mit unsicheren Steuer- vorteilen und Debt Beta) k FK V Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des Fremdkapitals) k FK V V optimal Duff & Phelps November 13, 2012 24
Verschuldung und Insolvenzrisiko des Eigenkapitals (2011 - ?) Zins k EK,V k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des Fremdkapitals) k FK V V optimal Zins k EK,V κ ΕΚ υ' k EK,U Kapitalkostenfunktion WACC (mit Insolvenzrisiko des k FK Fremdkapitals und des Eigenkapitals) V V optimal` V optimal* Duff & Phelps November 13, 2012 25
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 26
Integrierte Erfassung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken in der DCF-Methode Cashflows Kapitalkosten Einbezug aller möglichen Szenarien in die zu Ableitung der Kapitalkosten von planenden Cashflows, einschließlich eines Vergleichsunternehmen mit gleichem Rating Insolvenzszenarios Risikoadjustierte CAPM Beta: Anpassung der E(CFt ) CFGC (1 π inso t ) CFinso π inso t Betaschätzung, da längerfristige Betas das Insolvenzrisiko unterschätzen Vereinfachung durch Betrachtung von zwei Berücksichtigung des Ausfallrisikos in kVEK durch Szenarien (CFGoing Concern und CFinso ) mit Einbezug von gesonderten Risikoprämien auf Gewichtung anhand der Ausfallwahrscheinlichkeit „als ob“ Eigenkapitalkosten eines gesunden Unternehmens: Alternativ: Isolierter Unternehmenswert bei Fortführung und Verkaufserlös bei Zerschlagung v k EK k RF β EK v Healthy MRP RPInso gewichtet mit der kumulierten Überlebens- bzw. Ausfallwahrscheinlichkeit UWMW = Going Concern Wert * (1-Inso) + Liquidationswert * Inso Quelle: Damodaran „The Dark Side of Valuation“ (2010) Berücksichtigung der Insolvenzkosten in den Cashflows und -risiken den Kapitalkosten Empirischer Forschung zur Abbildung des Insolvenzrisikos in den Kapitalkosten ist noch Fazit ausbaufähig Oft werden Insolvenzszenarien nur implizit in den Cashflows abgebildet, was nicht die Transparenz fördert Duff & Phelps November 13, 2012 27
Erfassung von Insolvenzrisiken im CAPM Ausgangspunkt Kommentar Erweiterung CAPM um unsystematische Risiken Implikationen des Ansatzes: und Insolvenzrisiko 1. Unsystematisches Risiko kann nicht komplett ER i k RF EK v MRP RPS (RPU ) RPInso wegdiversifiziert werden 2. ß*MRP bildet nicht alle relevanten systematischen Risiken RPS = Risikoprämie für (mangelnde) Unternehmensgröße ab RPU = weitere Risikoprämie für unsystematisches Risiko RPInso = Risikoprämie für Insolvenzbedrohung Duff & Phelps Risk Premium Report (I) Duff & Phelps Risk Premium Report (II) Empirischer Nachweis von Risikoprämien durch Zusätzliche Differenzierung der identifizierten den Vergleich realisierter mit den nach CAPM Risikounternehmen mit Hilfe von Altman „Z” geschätzten Renditen: Score: RPInso R i ER i T1 = Working Capital / Total Assets RPInso R i k RF EK v MRP T2 = Retained Earnings / Total Assets T3 = Earnings Before Interest and Taxes / Total Assets Risiko umfasst Risiko für eine Zerschlagung aus T4 = Market Value of Equity / Total Book Value of finanziellen (Überschuldung) oder operativen Liabilities Gründen (negatives operatives Ergebnis) T5 = Sales / Total Assets Z 1.2 x T1 1.4 x T2 3.3 x T3 0 .6 x T4 0 .999 x T5 Quelle: Grabowski “COST OF CAPITAL IN TODAY’S ECONOMY”(2010) Duff & Phelps November 13, 2012 28
Empirische Ermittlung des Insolvenzzuschlags Prämien über CAPM (Auszug) Durchschnittlich beobachtete Rendite Ri Durchschnittlich beobachtete Risikoprämie (Ri - kRF) Durchschnittliche Risikoprämie nach CAPM E(Ri) - kRF Durchschnittliche Prämie über CAPM Ri – E(Ri) = Insolvenzprämie Hohes finanzielles Risiko Differenzierung durch Altman Z Akute Insolvenzgefahr Quelle: Grabowski “COST OF CAPITAL IN TODAY’S ECONOMY”(2010), Calculations by © Duff and Phelps, LLC © 200902 CRSP®, Center for Research in Security Prices. Graduate School of Business, The University of Chicago used with permission. rights reserved. www.crsp.chicagogsb.edu Ergebnisse zeigen signifikante Prämien auf die nach dem CAPM geschätzten Fazit Eigenkapitalkosten für insolvenzgefährdete Unternehmen Duff & Phelps November 13, 2012 29
Erfassung von Insolvenzrisiken mithilfe des APV-Ansatzes Gesonderte Erfassung der Insolvenz mithilfe des APV-Ansatzes Isolierte Einbeziehung des positiven und negativen Wertbeitrags der Verschuldung („Trade-Off“ Theorie1 ) UWV = UWU + Wertbeitrag TS – Wertbeitrag der Insolvenz Praktische Anwendung der Trade-off Theorie mit Hilfe des APV-Ansatzes:2 So ist der Einfluss der Fremdkapitalfinanzierung auf den Unternehmenswert separierbar und dann getrennt bewertbar Kapitalstrukturänderungen / Tax Shield-Effekte Ausfallrisiken Negativer Wertbeitrag der Insolvenz ist nicht eindeutig definiert 1) Kraus /Litzenberger (1973) 2) Damodaran „The Dark Side of Valuation“ (2010) Gesonderte Abbildung der Insolvenz schafft Transparenz im Bewertungsmodell Indirekte Insolvenzkosten sind grundsätzlich in den zu planenden Cashflows zu Fazit berücksichtigen (beim Going Concern Wert) Direkte Insolvenzkosten gehen in den Liquidationswert ein Duff & Phelps November 13, 2012 30
Bewertung von notleidenden Unternehmen mit Multiplikatoren • Auswahl einer Peer Group ausschließlich mit Unternehmen, die sich ebenfalls in „financial distress“ befinden – Problem: nur anwendbar, wenn eine ausreichende Anzahl von notleidenden Unternehmen in der jeweiligen Branche existiert • Anpassung eines Industrie-Multiplikators durch Abschläge – Problem: „objektive“ Bestimmung der Abschläge • Explizite Abbildung des Insolvenrisikos – Ermittlung des „going concern“-Unternehmenswerts über Multiplikatoren von „gesunden“ Vergleichsunternehmen – Multiplikation des „going concern“-Unternehmenswerts mit der Überlebenswahrscheinlichkeit bzw. (1-Insolvenzwahrscheinlichkeit) – Addition des Nettoliquidationswerts multipliziert mit der Insolvenzwahrscheinlichkeit Duff & Phelps November 13, 2012 31
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 32
Risikoäquivalenz: Risikoabschlags- vs. Risikozuschlagsmethode Grundsätzlich kann das Risiko ENTWEDER im Zähler (Risikoabschlag) ODER im Nenner (Risikozuschlag) berücksichtigt werden Risikoabschlagsmethode Risikozuschlagsmethode (Sicherheitsäquivalent) ECF Abschlag SÄCF ECF UW UW i i i z Das Risiko wird über einen Abschlag vom erwarteten Das Risiko wird über einen Zuschlag auf den risikolosen Zins Cashflow berücksichtigt, das Sicherheitsäquivalent des berücksichtigt, der erwartete Cashflow ist dann mit einem Cashflows ist dann mit einem risikolosen Zins zu diskontieren risikoangepassten Zins zu diskontieren Beide Varianten müssen zum selben Ergebnis führen: SÄCF ECF ECF z 1 i i i z SÄCF Duff & Phelps November 13, 2012 33
Negative Cashflows Grundsatz: Risikoabschlags- (Sicherheitsäquivalent) und Risikozuschlagsmethode führen zu identischen Ergebnissen, allein die Erfassung des Risikos wird unterschiedlich „verpackt“ ECF SÄ CF ECF UW z 1 i RF 1 1 i RF z 1 i RF SÄ CF Risikoaversion der Anleger Individualistischer Ansatz Positive Cashflows Negative Cashflows Risikoaversion als Grundmodell eines rationalen Investors Sicherheitsäquivalent: sicherer Betrag, der einer unsicheren SÄCF ECF SÄCF ECF Verteilung alternativer Beträge gleichwertig (äquivalent) ist Bei der Bestimmung von Sicherheitsäquivalenten werden z positiv z negativ Auszahlungen „anders“ bewertet als Zahlungsmittelzuflüsse Quelle: Vgl. Kruschwitz, DB 2001 Theoretisch richtig ist die Diskontierung negativer Cashflows mit Abschlag vom risikolosen Zinssatz Fazit Als leichter kommunizierbare „Praxislösung“ können negative Cashflows alternativ mit dem risikolosen Zinssatz diskontiert werden Duff & Phelps November 13, 2012 34
Agenda Kapitel Seite I. Marktentwicklungen 3 II. Charakteristika „notleidender Unternehmen“ 8 III. Optimale Kapitalstruktur – revisited 16 IV. Berücksichtigung von Insolvenzkosten und Insolvenzrisiken 27 V. Berücksichtigung negativer Cashflows 33 VI. Ausblick 36 Duff & Phelps November 13, 2012 35
Ausblick: Anforderungen an die Evolution anwendungs- orientierter Unternehmensbewertungsmodelle Theoretische „Optimale Genauigkeit und Komplexitätsreduktion“ Praktikabilität Vollständigkeit Informationsbeschaffungs- effizienz Rechenbarkeit der Kalküle / operationale und transparente Prämissensetzung Kompatibilität mit realen Entscheidungsprozessen Kommunizierbarkeit und intersubjektive Nachvollziehbarkeit In der Praxis anwendbare Bewertungsmodelle sollten sich auf dem Kontinuum von theoretischer Konsistenz und Praktikabilität bewegen und möglichst robust gegen „empirische Schocks“ sein These Für notwendige Vereinfachungen muss man die Theorie kennen Entscheidend ist, wo man den kleineren Fehler bei der Schätzung von Unternehmenswerten macht Duff & Phelps November 13, 2012 36
Kontaktdaten Dr. Florian Wiedemann Managing Director Duff & Phelps GmbH Leopoldstraße 8 80802 München Tel .: +49 89 388 884 110 Mobile: +49 172 869 9708 florian.wiedemann@duffandphelps.com
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