UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz

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UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
UNTERNEHMENSKÄUFE
Motivation, Herausforderungen
und Erfolgsfaktoren
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort3
Einleitung
Zielsetzung von U
                ­ nternehmenserwerben4
Befragungsergebnisse
Wachsen durch erfolgreiche Unternehmenskäufe8

Die Gespräche
Kauf junger Digitalunternehmen
Stefan Hütwohl, CFO, DuMont                                                                                                      20
Steuerrisiken bei Unternehmens­transaktionen
Dr. Stefan Mayer, Director M&A Tax, und Lennart Wiegel, Director M&A, ProSiebenSat.1                                             24
Rechtliche Herausforderungen bei Cross-Border-Transaktionen
Christoph Staber, ­Director, und Klaus Ackermann, Vice Director Corporate Legal and Compliance,
BLANC & FISCHER                                                                                                                  28
Strategisch geprägte ­Minderheitsbeteiligungen
Tobias Winter, Co-Head, und Dr. Bernhard Tousek, Experte Krankenanstalten und Gesundheitsprodukte,
UNIQA Health Invest                                                                                                              31
Unternehmenskauf aus der Krise
Dr. Matthias Maier, Geschäftsführer, FIDELITAS                                                                                   35

Glossar38
Die Gespräche führten39
Projektleitung, Befragung, Redaktion39
Ansprechpartner                                                                                                                   40

IMPRESSUM

Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig ­recherchiert   Projektleitung: Dr. Ulrike Höreth, Ebner Stolz
und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit
                                                                   Verantwortliche Redakteurin und Autorin: Jacqueline Preußer, FBM
des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernehmen
Redaktion, Verlag und Herausgeber keine Gewähr.                    Gestaltung und Satz: Christine Lambert, FBM
                                                                   Lektorat: Anna-Luise Knetsch, FBM
© Oktober 2019
                                                                   Druck und Verarbeitung: Boschen Offsetdruck GmbH,
Herausgeber:
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Ebner Stolz Mönning Bachem,                                        www.boschendruck.de
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                                                                   Diese Studie wurde klimaneutral hergestellt. Der CO2-Ausstoß
F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medien-                wurde durch Klimaschutzprojekte kompensiert.
informationen GmbH (Herausgeber; Geschäftsführung:
                                                                   Fotos im Innenteil: Michael Jätschick, Ebner Stolz, S. 32
Dr. Gero Kalt, Hannes Ludwig)
                                                                   Reiner Pfisterer, Ludwigsburg,
Verlag: FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH                              www.reinerpfisterer.de S. 25, S. 29, S. 36
– Der F.A.Z.-Fachverlag (FBM)                                      Volker Schaeffner, Dormagen
(Geschäftsführung: Dominik Heyer, Hannes Ludwig)                   www.volkerschaeffner.com, S. 22
Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main
                                                                   Titelfoto: Suriyapong Thongsawang/iStock/Getty Images Plus
Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen
                                                                   ISBN: 978-3-945999-86-8
Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien.
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Vorwort
Die Anlässe für Unternehmenskäufe sind vielfältig: Neue Strategien, Wachstumsthemen
und die weitere Firmenentwicklung können durch den Zukauf eines passenden Unter­
nehmens oder eines Unternehmensteils positive Verstärkung erfahren. Auch der beste-
hende Innovationsdruck und der Technologietransfer motivieren Unternehmer zu Unter-
nehmenskäufen. Nicht zuletzt angesichts der andauernden Niedrigzinsphase ziehen
Unternehmenslenker vermehrt den Kauf von Unternehmen in Betracht. Die erforderliche
Liquidität hierfür ist in den investierenden Unternehmen auch aufgrund der guten
Konjunktur der vergangenen Jahre vorhanden.

Eines ist klar: Der Kauf eines Unternehmens ist eine Aufgabenstellung mit vielen Unbe-
kannten und gehört üblicherweise nicht zum Alltagsgeschäft der Unternehmer und des
Managements. Zahlreiche Herausforderungen gilt es zu meistern. Dies ist Ausgangspunkt
für die Herausgeber der vorliegenden Studie, um zu fragen: Wie gehen Unternehmer bei
dem Erwerb eines Unternehmens oder Unternehmensteils am besten strategisch vor?
Wie erfolgt die Ansprache des Unternehmens? Wie wird der Kaufpreis ermittelt? Welche
Berater müssen mit ins Boot genommen werden, damit der Deal zu einer Erfolgsge-
schichte wird?

Dazu hat das F.A.Z.-Institut im ersten Teil der Studie bei 362 Entscheidern der ersten
und zweiten Führungsebene in Unternehmen, die alle in den vergangenen drei Jahren
einen Unternehmenskauf oder -teilkauf begleitet haben, eine exklusive Online-Befragung
durchgeführt. 121 Befragungsteilnehmer haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt.
Ihre Antworten wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Im zweiten Teil der Studie werden in fünf Face-to-Face-Gesprächen, die M&A-Experten
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz mit Unternehmenslenkern bezie-
hungsweise M&A-Abteilungsleitern führten, tiefergehende Einblicke in die praktischen
Herausforderungen von Unternehmenstransaktionen gegeben. Bei allen Hürden, die im
Rahmen eines Transaktionsprozesses zu bewältigen sind, liefen die Transaktionen bei den
befragten Unternehmen überwiegend erfolgreich ab – Konsens bestand allerdings unter
den Befragten auch insoweit, als solche Projekte nicht ohne Hinzuziehung der richtigen
Sparringspartner umgesetzt werden können.

Eine gewinnbringende Lektüre wünschen Ihnen

F.A.Z.-Institut
Ebner Stolz

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  3
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Einleitung

Zielsetzung von Unternehmens­
erwerben
Größer, erfolgreicher, globaler – im Wettbewerb um Marktanteile ziehen
­Unter­nehmen auch den Erwerb von anderen Unternehmen in Betracht.
 Die Motivationen sind vielfältig. Sie reichen von der Erweiterung der Wert­
 schöpfungskette, des Produktportfolios und der Absatzmärkte bis hin zu
 ­Know-how-Transfer und Talentgewinnung.

Die richtige Kaufstrategie                                 den außerdem Bewertungsmodelle herangezogen,
                                                           die Zukunftsperspektiven und die historische Ertrags-
Strategisches Vorgehen ist bei der Auswahl des Ziel-       lage berücksichtigen.
unternehmens unerlässlich. Unabhängig davon, ob
eine Ansprache im Rahmen eines Bieterverfahrens            Meist kommt es zur Anwendung der Ertragswert­
oder mit einer aktiven Suche erfolgt, sind zu Beginn       methode oder der Discounted-Cash-Flow-Methode.
die Investitionskriterien festzulegen. Konkret: Welche     Bei beiden Modellen werden Kapitalwerte ermittelt,
Eigenschaften soll das potentielle Zielunternehmen         die ausschließlich die finanzielle Komponente eines
besitzen? Des Weiteren ist eine Strategie für die Suche    Unternehmenswerts erfassen: Erträge innerhalb eines
nach Investitionsmöglichkeiten festzulegen. Attrak-        definierten, in der Zukunft liegenden Zeitraums wer-
tive Geschäftsmodelle müssen evaluiert und letztend-       den kapitalisiert, wofür künftige Überschüsse risi-
lich potentielle Zielunternehmen gesucht werden.           koadäquat abgezinst werden.
Neben einer Einschätzung zur Kongruenz der Zielge-
sellschaft mit den gesetzten Kriterien ist die Verkaufs-
bereitschaft zu eruieren. Die Suche wird in der Praxis     Vertraulichkeit bei der Verhandlungsführung
entweder durch interne Spezialisten oder externe
M&A-Berater beziehungsweise Investmentbanken               Vertragsverhandlungen sollten weitestgehend ver-
durchgeführt.                                              traulich geführt werden. Ansonsten drohen Verunsi-
                                                           cherungen bei den Mitarbeitern, Lieferanten, Wettbe-
                                                           werbern und Kunden mit unter Umständen
Der richtige Kaufpreis                                     nachteiligen Folgen für das laufende Geschäft und
                                                           den Abschluss der Transaktion. Deshalb gilt: Je weni-
Dreh- und Angelpunkt bei Unternehmenstransaktio-           ger Personen beteiligt sind, desto zielgerichteter ver-
nen bildet der Kaufpreis. Bei der Ermittlung des Kauf-     laufen die Verhandlungen. Möglichst sollten die Ver-
preises wird vielfach auf Kennziffern und Multiplika-      handlungen auch an neutralen Orten geführt werden,
toren abgestellt. Letztere können an Bezugsgrößen          um diese Vertraulichkeit zu gewährleisten.
wie Umsatz, Cash Flow oder dem Gewinn anknüpfen.
Damit soll die tatsächliche operative Kraft des Zielun-    Ein gewisses Taktieren gehört zwangsläufig dazu: So
ternehmens offengelegt und um nicht nachhaltige            versuchen beide Parteien regelmäßig in der Verhand-
beziehungsweise außergewöhnliche, nicht dem re-            lung, ihre Ziele weitestgehend durchzusetzen. Neben
gelmäßigen Geschäft zuzuschreibende Effekte berei-         dem Kaufpreis spielen auch die weiteren Konditio-
nigt werden. Durch die Multiplikatoren sollen die ge-      nen, wie zum Beispiel Garantien des Verkäufers, eine
schäftsmodellspezifischen Chancen und Risiken und          große Rolle. Im Rahmen der Verhandlungen versu-
deren Bepreisung im Markt zum Ausdruck gebracht            chen die Parteien möglichst viele Argumente für ihre
werden. Zur Plausibilisierung des Kaufangebots wer-        Positionen vorzubringen. Einen erheblichen Einfluss

4 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
besitzt der Faktor „Zeit“ und der sich mit dem Fort-       erhalten. Neben der Legal Due Diligence, die sich auf
gang der Verhandlungen und bei fehlender Kompro-           die rechtliche Analyse der Zielgesellschaft bezieht,
missbereitschaft aufbauende Entscheidungsdruck.            sind im Rahmen von Tax und Financial Due Diligences
                                                           auch die steuerlichen sowie finanziellen und wirt-
                                                           schaftlichen Aspekte zu durchleuchten. Aber auch
Letter of Intent                                           andere Due-Diligence-Formen wie eine Commercial,
                                                           Technical oder Environmental Due Diligence sind
Haben Käufer und Verkäufer eine Einigung über die          fallabhängig anzutreffen.
wesentlichen Eckpunkte der Transaktion erzielt, soll-
ten diese im Rahmen einer schriftlichen Absichtserklä-     Feststellungen in der Due Diligence können unter-
rung, dem sogenannten Letter of Intent (LoI), fest­        schiedliche Folgen haben: Sie können zu Kaufpreisan-
gehalten werden, auch wenn sich hieraus in der Regel       passungen, Absicherung gegen Risiken über den
keine Verpflichtung für den Abschluss eines Kauf­          Kaufvertrag oder sogar zum Abbruch der Verhand-
vertrags ergibt. Käufer lassen sich mit dem LoI in der     lungen führen (bei sogenannten Dealbreakern).
Regel die Exklusivität in den Verhandlungen zusi-
chern.
                                                           Kaufvertrag richtig gestalten

Due Diligence – Prüfung auf Herz und Nieren                Sämtliche dieser Schritte sind auf den Abschluss eines
                                                           Unternehmenskaufvertrags gerichtet. Zentrale Rege-
Die käuferseitige Durchführung einer Due Diligence         lungsbereiche sind der Kaufgegenstand und der Kauf-
zur Informationsgewinnung vor einer Transaktion ist        preis. Zahlreiche Anhaltspunkte für die Ausgestaltung
globale Praxis; nicht zuletzt gebietet dies die Sorg-      des Kaufvertrags ergeben sich bereits aus der Due Di-
faltspflicht des Managements des Erwerbers. Sinn           ligence. So können die daraus gewonnenen Erkennt-
und Zweck einer Due Diligence besteht nämlich darin,       nisse möglicherweise dazu führen, von einem Unter-
mögliche Risiken aufzudecken und das Kaufpreis­            nehmenserwerb im Ganzen (Share Deal) abzusehen
angebot zu verifizieren. Außerdem sollen Chancen           und stattdessen einzelne und weniger risikobehaftete
identifiziert, zum Beispiel in Form von Synergien, und     Vermögensgegenstände zu erwerben (Asset Deal).
Aspekte untersucht werden, die für die spätere Inte­
gration des Unternehmens von Bedeutung sind.               Auch ergibt sich aus den Verhandlungen nicht immer
                                                           ein fester Kaufpreis (Locked Box). Geläufig sind variable
Das Problem für den Verkäufer stellt die Vertraulichkeit   Gestaltungen mit einem vorläufigen Kaufpreis, der auf
der internen Informationen dar. Einerseits muss das In-    den Zeitpunkt des wirtschaftlichen Vollzugs der Trans-
formationsbedürfnis des potentiellen Käufers in der        aktion im Rahmen eines Purchase Price Adjustments
Due Diligence befriedigt werden, um letztlich auch den     nach bestimmten Referenzgrößen, wie Betriebsmittel
Kaufpreis zu rechtfertigen, andererseits muss die Be-      des Unternehmens (Working Capital), Verbindlichkei-
reitstellung vertraulicher Informationen wie zum Bei-      ten (Debt), Barmittel (Cash) beziehungsweise deren
spiel Kundenverträge auch sehr restriktiv gehandhabt       Kombination (Debt/Cash), angepasst wird. Gelegent-
werden. Dies gilt insbesondere für potentielle Wettbe-     lich findet man auch Gestaltungen vor, bei denen der
werber unter den Kaufinteressenten. Gegebenenfalls         Kaufpreis abhängig vom zukünftigen Erfolg des erwor-
gibt es wettbewerbsrechtliche Restriktionen in Hinblick    benen Unternehmens ist (Earn-out). Von großer Be-
auf die Datenbereitstellung durch den Verkäufer.           deutung ist die Frage der Haftung des Verkäufers. Wird
                                                           die gesetzliche Haftung im zulässigen Rahmen ausge-
Die Dokumentenbereitstellung erfolgt in der Regel          schlossen, kommt ein alternatives Haftungsregime zur
mittels eines virtuellen Datenraums, über den auch         Anwendung. Dann steht der Verkäufer im Wege selb-
ein Fragen- und Antwortenprozess abgebildet wer-           ständiger verschuldensunabhängiger Garantien für be-
den kann. Im Rahmen der Due Diligence geht es nicht        stimmte Zustände und Verhältnisse innerhalb und in
allein darum, das vorgelegte Datenmaterial zu sichten      Bezug auf das verkaufte Unternehmen ein.
und zu bewerten. Es ist auch zu prüfen, ob die vorge-
legten Informationen ausreichen, um ein vollständi-        Die Ausgestaltung und Reichweite der einzelnen Ga-
ges und zutreffendes Bild vom Zielunternehmen zu           rantien sowie die zahlreichen Möglichkeiten einer

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  5
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Einleitung

­ egrenzung der Verkäuferhaftung für Garantiever­
B                                                                Steuern nicht vergessen!
letzungen führen vielfach zu langwierigen Vertrags­
verhandlungen. Typische Haftungsbegrenzungen sind                Bei Unternehmenskäufen sind sowohl bei der Trans-
etwa die Haftungsober- (Cap) oder -untergrenze (de               aktionsstruktur als auch im Rahmen der konkreten
minimis), wodurch die Haftung für Bagatellschäden                Vertragsgestaltung steuerliche Aspekte zu berück-
ausgeschlossen wird, weil Ansprüche nur dann eine                sichtigen. Auf der Grundlage der zu Beginn einer
Haftung auslösen, wenn der vereinbarte De-minimis-               Transaktion durchgeführten Tax Due Diligence kön-
Schwellenwert überschritten wird. Üblich ist zudem               nen die Erwerbsstruktur aus steuerlicher Sicht opti-
der Ausschluss für entgangenen Gewinn und eine                   miert und mögliche steuerliche Risiken, etwa aus
Verkürzung der gesetzlichen Verjährungsfristen.                  noch offenen Veranlagungszeiträumen, identifiziert
„Starke“ Käufer fordern eine Absicherung der Haf-                werden. Über eine Steuerklausel im Kaufvertrag kann
tungsansprüche, etwa über eine Bankbürgschaft oder               es gelingen, potentielle Steuerlasten aus der Vergan-
durch den Einbehalt eines Teils des Kaufpreises (Hold-           genheit beim Verkäufer zu belassen. Gegebenenfalls
back), der gegebenenfalls gesondert auf einem Treu-              kann hierbei zusätzlich ein Sicherheitseinbehalt hin-
handkonto (Escrow Account) zu hinterlegen ist.                   sichtlich des Kaufpreises wegen eventueller Steuerrisi-
                                                                 ken vereinbart werden.
Weitere wichtige Themen in Unternehmenskaufverträ-
gen sind aufschiebende Bedingungen (Closing Condi-               Der Erwerber ist regelmäßig daran interessiert, den ge-
tions) zum Zwecke der Durchführung eventuell not-                zahlten Kaufpreis in steuerminderndes Abschreibungs-
wendiger Fusionskontrollverfahren oder zur Aufhebung             potential umzuwandeln. Dies ist am besten mit einem
des Kaufvertrags wegen besonders negativer Ereig-                Asset Deal oder bei Erwerb von Anteilen an einer Per-
nisse mit schwerwiegenden Folgen vor dem Closing                 sonengesellschaft umzusetzen. Damit kann der Käufer
(Material Adverse Change). Streitpunkte sind zudem               den gesamten Kaufpreis – anteilig auf die einzelnen
Freistellungen von bestimmten Risiken durch den Ver-             Assets verteilt – gewinnmindernd abschreiben.
käufer, insbesondere Steuerfreistellungen (Tax Indem-
nification) sowie zu Gunsten des Käufers wirkende                Bei einem Share Deal werden die erworbenen Ge-
Wettbewerbs- und Abwerbeverbote (Non-compete                     schäftsanteile zu den tatsächlichen Anschaffungs­
and Non-solicitation). Bei einem festen Kaufpreis                kosten in der Steuerbilanz des erwerbenden Unter-
­(Locked Box), der in der Regel auf Basis historischer           nehmens aktiviert, ohne dass eine fortlaufende
 ­Finanzzahlen ermittelt wurde, lässt sich der Käufer vom        Abschreibung der Beteiligung und des Kaufpreises
  Verkäufer zusichern, dass zwischen dem Stichtag die-           erfolgt. Bestehen in der Zielgesellschaft Verlustvor-
  ser Finanzzahlen bis zum Closing keine Zahlungsmittel-         träge, muss das erwerbende Unternehmen bei deren
  abflüsse erfolgen, die außerhalb der gewöhnlichen              Übernahme strenge gesetzliche Beschränkungen be-
  Geschäftstätigkeit liegen (Leakage Clause).                    achten.

 SHARE DEAL                                            ASSET DEAL

 • Häufiger gewählte Alternative                       •	Komplexer Vertrag, da jedes einzelne Wirtschaftsgut, das
                                                          verkauft wird, mit allen dazugehörenden Arbeits-, Vertrags-
 • Aus rechtlicher Sicht weniger komplex
                                                          und Rechtsverhältnissen aufgenommen werden muss
 •	Spezielle Haftungsregelungen erforderlich,
                                                       •	Übertragung der immateriellen Vermögensgegenstände schwierig,
    Erwerber haftet für die im Unternehmen
                                                          ­unternehmerische und steuerliche Bewertung anspruchsvoll
    ­begründeten Verbindlichkeiten, deshalb Vorsicht
     bei Erwerb krisenbehafteter Unternehmen           •	Keine Haftung des Käufers für Verbindlichkeiten, deshalb
                                                          vorteilhaft bei Kauf aus der Insolvenz
 •	Keine Anwendung von § 613a BGB, so dass
    beim Personalabbau die Regelungen des              •	Notarielle Beurkundung, wenn ein Betriebsgrundstück mitüber-
    Kündigungs­schutzgesetzes maßgeblich sind             tragen wird

 •	Notarielle Beurkundung bei Übertragung von         •	Zustimmung der Vertragspartner bei Überleitung der Verträge
    GmbH-Anteilen
                                                       •	Arbeitsverhältnisse gehen per Gesetz über, § 613a BGB
                                                          ­anwendbar

6 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Aus einer steuerlichen Due Diligence können auch             WICHTIGE POST-MERGER-INTEGRATION-THEMEN
Anhaltspunkte für die spätere steuerliche Integration
des Zielunternehmens in die vorhandene Unterneh-             •	Eingliederung des Zielunternehmens in die Bilanz­
mensstruktur abgeleitet werden. In die Transaktions-            politik des erwerbenden Unternehmens einschließ-
entscheidung können deswegen auch die Rechtsform                lich Controlling und Management-Reporting-System.
des Zielunternehmens beziehungsweise ein eventuell              Bereits im Rahmen einer Financial Due Diligence
erforderlicher Formwechsel einfließen. Es könnten               können hierzu sogenannte Reporting Units gebildet
auch Anpassungen erforderlich werden, um beste-                 werden.
hende Verlustvorträge nutzen zu können.
                                                             •	Verlagerung der Finanzierung des Zielunternehmens
                                                                im Rahmen eines sogenannte Debt-Push-Down-
Neben ertragsteuerlichen Auswirkungen kann noch
                                                                oder Down-Stream-Mergers auf die Zielgesellschaft.
eine hohe Belastung mit Grunderwerbsteuer entste-
                                                                Prüfung der Voraussetzungen bereits im Rahmen
hen, sofern Immobilien mit übertragen werden. Um-
                                                                einer Due Diligence.
satzsteuer fällt hingegen in der Regel nicht an, da steu-
erbefreite oder nicht steuerbare Vorgänge vorliegen.         •	Einbindung der Supply-Chain des Zielunternehmens
                                                                in das Erwerbsunternehmen.
In der Praxis werden zunehmend Versicherungen für            •	Zusammenlegung und Anpassung der Arbeits­
Steuerrisiken im Rahmen von Transaktionen abge-                 prozesse in Käufer- und Zielunternehmen.
schlossen. Damit kann auch der Verkäufer verhindern,
                                                             •	Überprüfung des Personalbedarfs und Anpassung
dass er aus der Steuerklausel im Kaufvertrag vom
                                                                der Vergütungsstrukturen.
Käufer in Anspruch genommen wird, wenn nachträg-
lich unerwartete Steuernachzahlungen für die Ver-            • IT-Integration zur Vermeidung von Ineffizienzen.
gangenheit auftreten.

Post Merger Integration                                     Fazit

Mit dem Signing ist noch nicht der letzte Schritt für       Der Erwerb eines Unternehmens ist ein äußerst kom-
einen erfolgreichen Unternehmenserwerb getan.               plexes Unterfangen. Um das bestmögliche Ergebnis
Vielmehr fängt die Arbeit mit der Integration des Ziel-     zu erzielen und keine übermäßigen Risiken einzuge-
unternehmens in die bestehende Unternehmens- be-            hen, empfiehlt es sich, von Anfang an erfahrene Bera-
ziehungsweise Konzernstruktur jetzt erst richtig an,        ter aus verschiedenen Disziplinen hinzuzuziehen, die
die sogenannte Post Merger Integration (PMI). Viele         insbesondere die finanziellen, wirtschaftlichen, recht-
Unternehmen unterschätzen diesen Aufwand. Zahl-             lichen und steuerlichen Risiken bewerten und dazu
reiche Unternehmensübernahmen scheitern sogar,              beitragen können, den Unternehmenserwerb zu einer
weil in den jeweiligen Unternehmen bestehende Ab-           Erfolgsgeschichte zu machen. Eine Kombination aus
läufe und Strukturen nicht aufeinander abgestimmt           interner Veränderungsbereitschaft, der Bereitstellung
werden. Sinnvollerweise beginnt der operative PMI-          von Kapazitäten und der Wille zur Integration des
Prozess bereits zwischen Signing und Closing bezie-         Zielunternehmens sowie externes Know-how bilden
hungsweise bereits mit der Definition der Deal-Strate-      damit die Grundlage für einen erfolgreichen Unter-
gie. Schon im Rahmen der Due Diligence sollten die          nehmenserwerb.
Kernbereiche aus der Integrationsstrategie hinterfragt
und in einen PMI-Prozess überführt werden.                  Armand von Alberti
                                                            Wirtschaftsprüfer, Steuerberater,
Um schnellstmöglich wieder den Zustand des norma-           Partner bei Ebner Stolz in Stuttgart
len Geschäftsbetriebs herzustellen und die angestreb-
ten Vorteile zu realisieren, ist der Unternehmenskauf       Dr. Christoph Eppinger
als positiver Beitrag zur Unternehmensstrategie intern      Wirtschaftsprüfer,
zu vermitteln und sind offene Integrationsaufgaben          Partner bei Ebner Stolz in Stuttgart
strukturiert in das Tagesgeschäft und laufende Ge-
schäftsprozesse zu überführen.

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  7
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Befragungsergebnisse

Wachsen durch erfolgreiche Unter­
nehmenskäufe
Unternehmenskäufe ermöglichen anorganisches Wachstum, die Erweiterung
von Produktangebot und Kundenstamm. Das ist ein zentrales Ergebnis einer
quantitativen Befragung von 121 Entscheidern aus großen und mittleren Unter-
nehmen, die in den vergangenen drei Jahren einen Unternehmenskauf getätigt
haben. Allerdings ist ein solcher ein Transaktionsprozess alles andere als einfach.
Viele Herausforderungen – die größte ist das Festlegen des Kaufpreises – müssen
gemeistert werden. Vertraulichkeit und Transparenz gelten im Miteinander von
Käufer und Verkäufer als zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen Deal.
Das Gros der betrachteten Transaktionen wird durch die Käufer als Erfolg
­bewertet. So wundert es wenig, dass zahlreiche Befragte auch in Zukunft
 ­weitere Unternehmenszukäufe planen.

Im Kampf um Marktanteile bestimmen heute hohes           der Entscheider den Kauf eines kompletten Unterneh-
Innovationstempo, kurze Produktzyklen, neue Tech-        mens. Bei Großunternehmen waren es sogar 59 Pro-
nologien und eine branchenübergreifende Finanz-          zent. An zweiter Stelle folgt mit weitem Abstand der
kraft den Erfolg. Nicht immer sehen sich die Entschei-   Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung mit 16 Prozent.
der in der Lage, entsprechende Lösungen im eigenen       12 Prozent der Investitionen erfolgten in Form eines
Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen. Anor-          Asset Deals. Bei einem Asset Deal muss jedes einzelne
ganisches Wachstum durch Unternehmenskäufe oder          Wirtschaftsgut, das verkauft wird, mit allen dazuge-
­Unternehmensteilkäufe ist dann oft eine vielverspre-    hörenden Arbeits-, Vertrags- und Rechtsverhältnissen
 chende Option. So lassen sich der Zugang zu neuen       im Kaufvertrag stehen. Entsprechend ist der Asset
 Märkten und neuen Kunden, zusätzliches Know-how,
 aber auch zeitliche Wettbewerbsvorteile sichern.
                                                         In der Hälfte der Fälle wurde ein komplettes
Alle befragten Unternehmensentscheider haben seit        ­Unternehmen gekauft
2016 Verhandlungen über den Kauf von Unterneh-            (Form der Investition; in Prozent der Befragten)

men oder von Unternehmensteilen geführt. Falls sie
                                                                    Erwerb des gesamten
mehrere Unternehmenskäufe oder -teilkäufe getätigt                  Unternehmens
oder verhandelt haben, wurde bei der Beantwortung                                            50
des Fragebogens in der Regel die jüngste Transaktion
betrachtet.
                                                          weiß nicht/
                                                          keine Angabe         5
                                                                                2                         16    Erwerb einer
Am häufigsten wird ein komplettes                           Joint Venture
                                                                                    6                           Mehrheits-
­Unternehmen gekauft                                           Erwerb einer              9                      beteiligung
                                                               Minderheits­                       12
                                                               beteiligung          Carve-
Will ein Unternehmen anorganisch wachsen, sind ver-                                                Asset Deal
                                                                                    out
schiedene Investitionsformen möglich. Über alle be-
fragten Unternehmen hinweg verhandelte die Hälfte        Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

8 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Studiendesign

 Für die vorliegende Studie führte FRANKFURT BUSINESS                vollständig ausgefüllt. Ihre Antworten wurden in der Aus-
 MEDIA im Auftrag von Ebner Stolz und des F.A.Z.-Instituts           wertung berücksichtigt.
 im Mai 2019 eine exklusive Online-Befragung von 362
                                                                     Die befragten Unternehmen kommen aus ganz unter-
 Entscheidern der ersten und zweiten Führungsebene in
                                                                     schiedlichen Branchen. Zusammengefasst sind 59 Prozent
 Unternehmen durch, die alle in den vergangenen drei Jah-
                                                                     im Dienstleistungssektor tätig, 33 Prozent kommen aus
 ren einen Unternehmenskauf oder -teilkauf begleitet
                                                                     der Industrie und 5 Prozent aus der Bauwirtschaft.
 haben. 121 Befragungsteilnehmer haben den Fragebogen
                                                                     Wo es sinnvoll erscheint, stellt die Studie die Befragungs­
                                                                     ergebnisse der Entscheider aus Unternehmen mit einem
 Branche (in Prozent)                                                Jahresumsatz unter 250 Millionen Euro – hier als Mittel-
                                             Dienst­leistungen       stand definiert (49 Prozent) – den Ergebnissen der Großun-
                                                                     ternehmen mit einem Jahresumsatz von 250 Millionen
                                           59
                                                                     Euro und mehr (41 Prozent) gegenüber. 10 Prozent der
                                                                     Befragten machten zu ihrem Jahresumsatz keine Angaben.

      keine                                                          Ein Drittel der befragten Entscheider sind geschäftsfüh-
      Angabe         3
                      5                                              rende Gesellschafter, weitere 28 Prozent sind Mitglied der
  Bauwirtschaft                                                      Geschäftsführung oder des Vorstands. 15 Prozent sind Lei-
  und Logistik
                                                                     ter oder Mitarbeiter im Bereich M&A.
                                     33

                                 Industrie
                                                                     Funktion der Befragten im Unternehmen
 Jahresumsatz (in Prozent)                                           (in Prozent)

                                             unter 250 Mio Euro
                                                                          geschäfts­führender
                                      49                                  Gesellschafter
                                                                                                  33

                                                                                                                            Geschäfts-
                                                                                                                     28     führung/
                                                                                                                            Vorstand
               10                                                    keine Angabe         6
 weiß nicht/
                                                                                          2
 keine Antwort                                                            Sonstiges           4
                                                41                       Gesellschafter           6
                                                                                                       6     15
                                                      250 Mio Euro           Leitung Recht
                                                      und mehr                                                    Leitung/Mitarbeiter
                                                                                          Leitung Finanzen        M&A
 Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.                                                   bzw. Controlling

Deal eher selten. In unserer Befragung zeigt sich, dass              wie auch Dr. Matthias Maier, Geschäftsführer der
mittelständische Unternehmen allerdings etwas häu-                   ­FIDELITAS, im Gespräch „Unternehmenskauf aus der
figer Asset Deals tätigen: 20 Prozent der befragten                   Krise“ (Seite 35 ff.) erklärt.
Mittelständler wählten diese Form für die betrachtete
Unternehmenstransaktion.                                             Der Carve-out, also der Erwerb eines bestimmten Un-
                                                                     ternehmensteils, war in 9 Prozent der betrachteten
Eine weitere Herausforderung ist hierbei die Übertra-                Fälle die gewählte Investitionsform. Minderheitsbetei-
gung der immateriellen Vermögensgegenstände, also                    ligungen und Joint Ventures spielten nur eine unter-
der gewerblichen Schutzrechte wie Marken und Pa-                     geordnete Rolle.
tente, und das sonstige im Unternehmen liegende
Know-how. Deren unternehmerische und steuerliche                     In 83 Prozent der Fälle lag das Investitionsziel in
Bewertung ist anspruchsvoll. Der Asset Deal findet                   Deutschland, mit jeweils gut 13 Prozent folgten die
häufig bei einem Kauf aus der Insolvenz Anwendung,                   USA und das restliche Europa. Hier wurde vor allem

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  9
UNTERNEHMENSKÄUFE Motivation, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren - Ebner Stolz
Befragungsergebnisse

Die Transaktionen waren überwiegend erfolgreich
(Einschätzung des Erfolgs der jüngsten Transaktion sowie Gründe für den fehlenden Erfolg; in Prozent der Befragten
beziehungsweise in Prozent der Befragten, die die Transaktion als nicht erfolgreich einstufen)

Die Transaktion war …

                                 … sehr erfolgreich

                            31

                                                  … teilweise nicht   anderer Bieter kam zum Zug   14
                                              8   erfolgreich
                                                                      zu hohe Kaufpreisforderung   43
                                              6   … nicht
                                                  erfolgreich                    zu hohe Risiken   57
               49                        6
                                             weiß nicht/
… erfolgreich                                keine Angabe

Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

in Italien, in Schweden, in Frankreich und in Großbri-                      Großunternehmen ihre Transaktionen seltener als
tannien investiert.                                                         (teilweise) nicht erfolgreich einstuften (10 Prozent) als
                                                                            mittelständische Unternehmen (16 Prozent).
Im weiteren Verlauf der Studie sprechen wir zur
sprachlichen Vereinfachung nur noch vom Unter-
nehmenskauf, schließen dabei aber alle anderen                              Wachstum und Erweiterung des Produkt­
Investitionsformen mit ein.                                                 angebots durch Unternehmenserwerb

                                                                            Es gibt zahlreiche Gründe, die Unternehmen aktuell
Vielzahl der Transaktionen sind von Erfolg                                  dazu bewegen, andere Unternehmen zu kaufen. Die
gekrönt                                                                     Ergebnisse unserer Befragung zeigen allerdings, dass
                                                                            es vor allem zwei Motive sind, die Unternehmen
Die überwiegende Mehrheit der Befragten hat die                             ­antreiben, wenn sie sich zum Erwerb eines anderen
­betrachtete Unternehmenstransaktion erfolgreich                             Unternehmens entschließen. Jeweils die Hälfte der
 durch­führen können. 31 Prozent bewerten ihren                              Befragten gibt an, dass für ihre jüngste Transaktion
 jüngsten Unternehmenskauf als sehr erfolgreich,                             das Erreichen von Wachstumszielen oder die Erweite-
 49 Prozent als erfolgreich.                                                 rung des Produktangebots das wichtigste Motiv für
                                                                             einen Unternehmenskauf waren. Diese beiden Ziele
Lediglich in 14 Prozent der betrachteten Fälle wurden                        werden von Großunternehmen (je 58 Prozent) stärker
die Transaktionen von den befragten Entscheidern als                         betont als von mittelständischen Unternehmen
nicht erfolgreich bewertet. In diesem Zusammenhang                           (Wachstum: 46 Prozent; Produktangebotserweite-
wurden am häufigsten zu hohe Risiken beim Ziel­                              rung: 44 Prozent).
unternehmen identifiziert (57 Prozent). Eine zu hohe
Kaufpreisforderung hat fast die Hälfte der nicht er-                        Drei weitere Motive sind bei rund einem Drittel der
folgreichen Transaktionen scheitern lassen. Nur in ei-                      Befragten Grund für eine Transaktion gewesen: neue
nigen wenigen Fällen kamen andere Anbieter bei der                          Kunden gewinnen, neue Regionen erschließen und
Transaktion zum Zug.                                                        vor- oder nachgelagerte Produktionsstufen zu inte­
                                                                            grieren. Neue Kunden zu gewinnen ist vor allem für
Die praktische Umsetzung eines Unternehmenszu-                              Mittelständler ein wichtiges Motiv (39 Prozent). Die
kaufs stellt für kleinere Unternehmen eine größere                          Expansion in neue Regionen treibt große und mittlere
Herausforderung dar. Sie führen solche Transaktionen                        ­Unternehmen fast gleichermaßen an. Auch die Inte­
sicherlich seltener durch, und ihre Personaldecke ist                        gration von vor- oder nachgelagerten Produktions­
dünner. Vielleicht ist das eine der Ursachen, warum                          stufen, um Synergiepotentiale zu heben, ist für

10 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
Wachstum ist das wichtigste Motiv für Unternehmenskäufe
(Motivation für den aktuellsten Unternehmens- oder Unternehmensteilkauf; in Prozent der Befragten)1)

                           Erreichung von Wachstumszielen     50

                          Erweiterung des Produktangebots     50

                           Erweiterung des Kundenstamms       34

                                 Expansion in neue Regionen   30
Erschließung von Synergiepotentialen durch die Integration
                                                              27
           von vor- oder nachgelagerten Produktionsstufen
           sonstige Erweiterung vorhandener Kompetenzen       21

                                 Expansion in neue Branchen   18

                      Bedarf an neuen digitalen Fähigkeiten   17

                  Vergrößerung der Produktionskapazitäten     14

   Bedarf an Anlagen und Technik der nächsten Generation      8

                 Aufbau eines kostengünstigeren Standorts     4

                            Umsetzung von Recruitingzielen    2

1) Mehrfachantworten möglich.                                                                              Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

­ ittelständler und Großunternehmen gleichermaßen
M                                                                  ten des Käufers. Bei den befragten Großunternehmen
interessant.                                                       waren es sogar mehr als die Hälfte (51 Prozent). In
                                                                   fast einem Drittel der Fälle waren M&A-Berater oder
Alle weiteren abgefragten Motive waren eher in Ein-                Investmentbanken bei der Suche involviert.
zelfällen ein Grund für einen Unternehmenserwerb.
Nur zwei von zehn Befragten wollten durch die Trans-               In 16 Prozent der betrachteten Fälle ist das Zielunter-
aktion vorhandene Kompetenzen erweitern. Die Er-                   nehmen selbst auf den Käufer zugekommen. Relativ
gebnisse von mittleren und großen Unternehmen                      selten wurden Kunden oder Lieferanten in das
­unterscheiden sich hier nur marginal.                             eigene Unternehmen integriert (jeweils 3 Prozent). Ein
                                                                   Kauf aus der Insolvenz heraus birgt die Chance auf
Die Expansion in neue Branchen spielt dagegen für                  einen günstigen Kaufpreis, aber auch ein großes
Großunternehmen (21 Prozent) eine wichtigere Rolle                 ­unternehmerisches Risiko und ist deshalb ebenfalls
als für Mittelständler (14 Prozent). Der Aufbau neuer               ­selten. Die entsprechenden in der Befragung ermittel-
digitaler Fähigkeiten ist für Großunternehmen                        ten Fälle gehen alle auf mittelständische Unterneh-
(23 Prozent) ebenfalls ein deutlich stärkerer Treiber für            men zurück.
Unternehmenskäufe als für Mittelständler (12 Pro-
zent). Umgekehrt sind ein Zuwachs an Produktions­
kapazitäten (23 Prozent) und der Bedarf an Anlagen
und Technik der nächsten Generation (12 Prozent) für               Wettbewerber stehen im Fokus
mittelständische Unternehmen Motive für einen                      (Identifizierung des Zielunternehmens; in Prozent der
­Unternehmenzukauf. Bei Großunternehmen fallen                     Befragten)

 diese kaum ins Gewicht.                                           Das Zielunternehmen …

                                                                            … war ein Wettbewerber           43
                                                                      … wurde durch M&A-Berater/
Zielunternehmen identifizieren                                                                               29
                                                                         Investmentbank gefunden
                                                                         … ist auf uns zugekommen            16
Wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines Unter-                  … war einer unserer Lieferanten          3
nehmenserwerbs ist es, ein tatsächlich passendes Ziel-                                … befand sich im
                                                                                                             3
unternehmen zu finden. Die befragten Unternehmen                                     Insolvenzverfahren
                                                                                   … war unser Kunde         3
hatten hier vor allem Wettbewerber im Visier. 43 Pro-
zent der Zielunternehmen waren direkte Konkurren-                  Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  11
Befragungsergebnisse

Liquiditätsreserven finanzieren oft                                  menskäufe wurde ein spezielles Akquisitionsdarlehen
den Unternehmenskauf                                                 verwendet.
(Finanzierung des Unternehmenskaufs durch;
in Prozent der Befragten)1)
                                                                     Eine Zwischenfinanzierung durch Banken und auch
                                                                     Kapitalerhöhungen haben mittelständische Unter-
             freie Liquidität     64
    Kombination Fremd-/
                                                                     nehmen deutlich häufiger genutzt als Großunter­
                                  21
           Eigenkapital                                              nehmen. Während 18 Prozent der befragten Mittel­
     Akquisitionsdarlehen         17                                 ständler eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des
   Zwischenfinanzierung
               (Banken)
                                  12                                 Unternehmenskaufs durchführten, waren es bei den
          Kapitalerhöhung         9                                  Großunternehmen nur 2 Prozent.

Mezzanine-Finanzierung            3

1) Mehrfachantworten möglich.                                        Unterstützung durch externe Dienstleister
Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.                               ist im Transaktionsprozess hilfreich

                                                                     Der Zukauf von anderen Unternehmen gehört in der
Solide finanziert                                                    Regel nicht zum Alltagsgeschäft der befragten Unter-
                                                                     nehmen. Dementsprechend stellt die Transaktion für
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus büßen Anlage-                     alle Beteiligten eine große Herausforderung dar. Oft
möglichkeiten am Kapitalmarkt an Attraktivität ein.                  wird deshalb auch die Unterstützung von externen
Das macht die Finanzierung von Unternehmen auf                       Dienstleistern gesucht, die sich auf Unternehmens­
Eigenkapitalbasis interessanter.                                     transaktionen spezialisiert haben. Vor allem in recht­
                                                                     lichen und steuerlichen Fragen ist Spezialwissen ge-
Die Finanzierung ihrer Unternehmenskäufe bestritten                  fragt.
zwei Drittel der Befragten aus freier Liquidität. Die
gute Konjunktur der vergangenen Jahre hat die Scha-                  84 Prozent der befragten Unternehmen haben
tullen der Unternehmen gut gefüllt. Großunterneh-                    Rechtsanwälte zur Vertragsgestaltung hinzugezogen.
men nutzten freie Reserven besonders stark (76 Pro-                  Auch Steuerberater (57 Prozent) und Wirtschafts­
zent).                                                               prüfer (46 Prozent) wurden häufig zu Rate gezogen.
                                                                     In 44 Prozent der Fälle waren Rechtsanwälte für spe­
Eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital ist in                  zielle Themen wie Kartell-, Marken- oder Arbeitsrecht
21 Prozent der betrachteten Transaktionen zum Ein-                   involviert. In 38 Prozent der Fälle kamen M&A-Berater
satz gekommen. Nur für 17 Prozent der Unterneh-                      dazu.

Ohne externe fachliche Unterstützung geht es selten
(im Transaktionsprozess einbezogene Dienstleister; in Prozent der Befragten)1)

                     Rechtsanwälte zur Vertragsgestaltung       84

                                               Steuerberater    57

                                           Wirtschaftsprüfer    46
                    Rechtsanwälte für spezielle Themen
                                                                44
    (Kartell-, Marken-, Wettbewerbs-, Arbeitsrecht etc.)
                                                M&A-Berater     38

                                   Banken/Finanzdienstleister   20

    Branchenspezialisten für Commercial Due Diligence           12

                                             Investmentbank     8

 Unternehmensberater für die Post Merger Integration            8

                                                  IT-Experten   7

1) Mehrfachantworten möglich.                                                                   Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

12 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
Die Preisfindung ist eine große Herausforderung
(Herausforderungen im Transaktionsprozess; in Prozent der Befragten)1)

                    angemessenen Kaufpreis/faire Bewertung finden         53

        divergierende Vorstellung über Preis/Kaufvertragskonditionen      43

                   Intransparenz der Situation bei der Zielgesellschaft   36

                                                        Due Diligence     31

                                         Abwicklungsgeschwindigkeit       29

                     Identifizierung eines geeigneten Investitionsziels   21

                                               kulturelle Unterschiede    17

                                                             Zeitdruck    16

                                      Bewertung neuer Technologien        10

gesetzliche/regulatorische Hürden bei internationalem Investitionsziel    9

                  Rechtssicherheit bei internationalem Investitionsziel   3

                                 wettbewerbsrechtliche Restriktionen      3

1) Mehrfachantworten möglich.                                                                            Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

Der Transaktionsprozess hat viele                                             Zeitraums müssen weitreichende Entscheidungen ge-
­Herausforderungen                                                            fällt werden. Für die Due Diligences sind enge Zeit-
                                                                              fenster gegeben, da hier der Verkäufer den Zugriff
Die faire Bewertung eines Unternehmens und das                                auf unternehmensinterne Daten und Informationen
­daraus resultierende Finden eines angemessenen                               ermöglichen muss.
 Kaufpreises ist für die Befragten die größte Heraus­
 forderung im Transaktionsprozess (53 Prozent). Häu-                          Jeder fünfte Befragte empfindet bereits die Identifi-
 fig treffen divergierende Vorstellungen über den                             zierung eines Investitionsziels als Herausforderung.
 Kaufpreis aufeinander (43 Prozent). Diese Punkte                             Deshalb kommen bereits an dieser Stelle häufig ex-
 ­beschäftigen mittelständische und Großunternehmen                           terne Berater ins Spiel.
  in ähnlichem Ausmaß.
                                                                              Unterschiede in der Kultur der Unternehmen kom-
Eine intransparente Situation beim Zielunternehmen                            men nicht nur bei internationalen Transaktionen vor.
ist für 36 Prozent der Befragten eine große Herausfor-                        Sie stellen für 17 Prozent der Befragten eine Heraus-
derung. Hiervon sind mittelständische Unternehmen                             forderung dar. Jeder zehnte Befragte tut sich mit der
(43 Prozent) häufiger betroffen als Großunternehmen                           Bewertung neuer Technologien schwer.
(33 Prozent).
                                                                              Bei internationalen Unternehmenskäufen stellen ge-
Knapp ein Drittel der Unternehmensentscheider                                 setzliche und regulatorische Hürden für knapp einen
sehen in der Due Diligence eine Herausforderung                               von zehn Befragten eine Herausforderung dar.
beim Unternehmenserwerb. Die im Regelfall durch
den Käufer veranlasste sorgfältige Analyse der Stär-
ken und Schwächen des Zielunternehmens soll die                               Meilensteine im Transaktionsprozess
Risiken des Erwerbs aufdecken und spielt entspre-
chend eine wichtige Rolle bei der Wertfindung und                             Im Transaktionsprozess gibt es neben der Vertrags­
damit bei der Kaufpreisfestsetzung. Sie erfolgt inner-                        unterzeichnung weitere Meilensteine. Für Großunter-
halb eines engen Zeitfensters. Oftmals werden ex-                             nehmen steht dabei die Gremienzustimmung durch
terne Fachleute zu Rate gezogen.                                              Aufsichtsrat, Beirat und Gesellschafter oft im Vorder-
                                                                              grund. Sie gilt es davon zu überzeugen, dass die
Drei von zehn Befragten setzt die Abwicklungsge-                              Transaktion wirtschaftlich und unternehmenspolitisch
schwindigkeit unter Druck. Innerhalb eines kurzen                             sinnvoll ist (57 Prozent). Die Unterzeichnung des

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  13
Befragungsergebnisse

Gremien müssen überzeugt werden
(wichtige Meilensteine im Entscheidungsprozess – abgesehen vom Signing; in Prozent der Befragten)1)

                                                      46
                            Gremienzustimmung
                                                      37
 (insbesondere Aufsichtsrat/Beirat/Gesellschafter)
                                                      57
                                                      41
              Unterzeichnung des Letter of Intent     44
                                                      47
                                                      34
                     Abgabe der „Binding Offer“       25
                                                      47
                                                      23
                Abgabe der „Non Binding Offer“        15
                                                      31
                                                      19
     systematischer Filterprozess bei der Zielsuche
                                                      20
                                    (Gate-Prozess)
                                                      14
                                                      17
Vorliegen einer Post-Merger-Integration-Strategie     15
                                                      10
                                                      9
                   Vorliegen eines 100-Tage-Plans     14
                                                      2

M insgesamt   M Mittelstand   M Großunternehmen

1) Mehrfachantworten möglich.                                                                 Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

L­ etter of Intent ist für 47 Prozent der Großunterneh-         der Zielsuche, häufiger ein wichtiger Schritt (20 Pro-
 men ein wichtiger Meilenstein.                                 zent).

Für mittelständische Unternehmen ist die Unterzeich-            Das Vorliegen einer Post-Merger-Integration-Strategie
nung des Letter of Intent neben der Vertragsunter-              halten alle Befragten relativ selten für einen Meilen-
zeichnung am wichtigsten (44 Prozent). Erst dann                stein im Transaktionsprozess, ebenso wie das Vor­
folgt die Gremienzustimmung (37 Prozent). Das ist               liegen eines 100-Tage-Plans.
sicherlich der Tatsache geschuldet, das nicht alle mit-
telständischen Unternehmen über entsprechende
Gremien verfügen.                                               Geschäftsführung steuert die Prozesse

Wählt der Verkäufer ein Bieterverfahren für den Ver-            Vorstand oder Geschäftsführung übernehmen in den
kauf seines Unternehmens, ist die Abgabe der ­Binding           meisten Fällen die unternehmensinterne Steuerung
Offer, die die Kaufkonditionen des Käufers fest-                des Transaktionsprozesses bei einem Unternehmens-
schreibt, für 47 Prozent der Großunternehmen ein                kauf oder sind zumindest in die Steuerung eingebun-
wichtiger Meilenstein im Transaktionsprozess. Die               den. Dieses Szenario trifft auf die betrachteten Trans-
­Abgabe der Non Binding Offer ist für 31 Prozent der            aktionen unserer Befragten in 80 Prozent der
 Großunternehmen ein bedeutender Schritt. Auf Basis             mittelständischen Unternehmen und in 64 Prozent
 dieses unverbindlichen Angebots entscheidet der                der Großunternehmen zu.
 ­Verkäufer, wer weiter im Bieterverfahren bleibt.
                                                                Häufig steuerte die M&A-Abteilung in Großunterneh-
Mittelständische Unternehmen bewerten die Binding               men die Prozesse (61 Prozent). Nur wenige Mittel-
Offer und die Non Binding Offer deutlich seltener als           ständler verfügen tatsächlich über einen eigenen
einen Meilenstein. Es ist zu vermuten, dass die von             M&A-Bereich, weshalb auch nur in 24 Prozent der
uns befragten mittelständischen Unternehmen selte-              Fälle die Prozesssteuerung im M&A-Bereich lag.
ner an Bieterverfahren teilnehmen. Für sie ist ein              ­Dagegen war im Mittelstand in fast der Hälfte der
Gate-Prozess, also der systematische Filterprozess bei           Fälle ein Gesellschafter mit diesen Aufgaben betraut,

14 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
Prozesssteuerung beim Unternehmenskauf                                     Das erste Treffen ist wichtig
ist Chefsache
(unternehmensinterne Steuerung des Transaktions­                           Die wichtigste Grundlage für einen Unternehmens-
prozesses; in Prozent der Befragten)1)
                                                                           kauf sind Informationen. Eine gute Informations-
                           74                                              grundlage sichert die tatsächliche Umsetzung einer
        Vorstand/
                           80
 Geschäftsführung                                                          Transaktion.
                           64
                           41
       M&A-Bereich         24                                              Die Befragten aus Mittelstand und Großunternehmen
                           61                                              sind sich einig: Die Management Presentation, also in
                           33                                              der Regel das erste physische Aufeinandertreffen von
      Finanzbereich        33
                           33                                              Käufer und Verkäufer zum Informationsaustausch,
                           31                                              und die Due Dilligence Reports des Käufers sind die
      Gesellschafter       48                                              wichtigsten Informationsgrundlagen für die Umset-
                           12
                                                                           zungssicherheit eines Unternehmenskaufs (86 und
                           26
   Rechtsabteilung         15
                                                                           84 Prozent).
                           33
                           16                                              Aus den historischen Kennzahlen des Unternehmens
    Steuerabteilung        9
                                                                           und den getroffenen Annahmen für die Zukunft wird
                           22
                                                                           ein Business Plan erstellt, der für die befragten Unter-
M insgesamt   M Mittelstand   M Großunternehmen                            nehmen ebenfalls eine sehr wichtige Informations-
1) Mehrfachantworten möglich.                                              grundlage darstellt (81 Prozent). Auch das Financial
Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.                                     und Tax Fact Book hat für die Befragten eine große
                                                                           Bedeutung (72 Prozent).

während in Großunternehmen nur in wenigen Fällen
Gesellschafter eingebunden waren (12 Prozent).                             Due Diligences sind für viele Unternehmens­
                                                                           bereiche wichtig und notwendig
Der Finanzbereich ist unabhängig von der Unterneh-
mensgröße in einem Drittel der Fälle mit der Prozess-                      Due Diligences in den Bereichen Legal, F­ inancial und
steuerung betraut. In Großunternehmen ist die                              Tax sind für das Gros der befragten Entscheider
Rechtsabteilung genauso oft mit eingebunden, bei                           ­unumgänglich, wobei Beschäftigte in Großunter­
Mittelständlern hingegen deutlich seltener (15 Pro-                         nehmen ihre Bedeutung noch stärker betonen als
zent). Dagegen ist die Steuerabteilung insgesamt eher                       Angehörige mittelständischer Unternehmen. Der
                                                                            ­
selten mit der Prozesssteuerung betraut.                                    Trend geht aber auf jeden Fall dahin, auch andere

Zahlreiche Informationsgrundlagen sind wichtig
(Bedeutung der Informationsgrundlagen für die Umsetzungssicherheit der Transaktion; in Prozent der Befragten)

                                         Management Presentation      33                                                  53   86

     Käufer-Due-Diligence-Report (Legal, Financial, Tax etc.)         50                                               34      84

                                                     Business Plan    31                                             50        81

                                            Financial/Tax Fact Book   22                                       50              72

                             Aufsichtsratsvorlage/Beiratsvorlage      27                            30                         57

                                    Vendor-Due-Diligence-Bericht      12                  31                                   43

  Information Memorandum Investmentbank/M&A-Berater                   11                 31                                    42

                                                 Investment Teaser    6        20                                              26

M sehr groß   M groß

Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  15
Befragungsergebnisse

Commercial und IT Due Diligence sind weit verbreitet
(zeitgemäße und wichtige Formen der Due Diligence; in Prozent der Befragten)1)

  umfassende Due Diligence in den
                                            85
  Bereichen Legal, Financial und Tax
           Commercial Due Diligence         65

                        IT Due Diligence    52

               Technical Due Diligence      45

                      HR Due Diligence      39

        Environmental Due Diligence         38

           Compliance Due Diligence         36

        Insurance/Risk Due Diligence        31

                 Massendatenanalysen        6

1) Mehrfachantworten möglich.                                                                           Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

­ nternehmensbereiche einer Due Diligence zu unter-
U                                                                          Nicht nur Zahlen sind für eine erfolgreiche
ziehen.                                                                    Transaktion von Bedeutung

Die Bereiche Commercial und IT, also Handelsbezie-                         Damit Unternehmenskäufe zum Erfolg werden, sind
hungen und den Technologiestand im Bereich der IT,                         viele Faktoren wichtig. Alle befragten Entscheider
einer sorgfältigen Überprüfung zu unterziehen, ist für                     ­halten es für sehr oder zumindest für wichtig, dass
mehr als die Hälfte der Befragten wichtig und zeitge-                       Vertraulichkeit in der Kommunikation zwischen Ver-
mäß.                                                                        käufer und Käufer herrscht, Transparenz über Chan-
                                                                            cen und Risiken in der Zielgesellschaft geschaffen
Die Technical Due Diligence halten 45 Prozent der                           wird und bereits bei der Identifikation potentieller
­Befragten für wichtig. HR, Environmental, Compli-                          Übernahmeziele sehr sorgfältig gearbeitet wird.
 ance und Versicherungen sind Bereiche, in denen                            Finanzierungs­sicherheit und eine schnelle Prozess­
 rund ein Drittel eine Due Diligence für zeitgemäß hält.                    umsetzung gewährleisten ebenfalls aus Sicht vieler
 Eine Massendatenanalyse hingegen halten nur ma-                            Befragter den Erfolg (87 und 71 Prozent).
 gere 6 Prozent der Befragten für sinnvoll.
                                                                           Die Branchenexpertise der beteiligten Berater und die
                                                                           schnelle Ansprache möglicher Übernahmeziele ver-

Vertraulichkeit, Transparenz und Sorgfalt entscheiden über den Erfolg der Transaktion
(Einschätzung der Wichtigkeit für den Erfolg eines Unternehmenskaufs; in Prozent der Befragten)

                  Vertraulichkeit in der Kommunikation zwischen
                                                                      69                                                             31   100
                                            Verkäufer und Käufer
Transparenz über Chancen und Risiken bei der Zielgesellschaft         69                                                         27       97

           sorgfältige Identifikation potentieller Übernahmeziele     63                                                        32        95

                                            Finanzierungssicherheit   36                                                 51               87

                                         schnelle Prozessumsetzung    22                                   49                             71

                          Branchenexpertise der beteiligten Berater   21                            43                                    64

                 schnelle Ansprache potentieller Übernahmeziele       17                       39                                         55
                                  Abschluss einer W&I-Versicherung
                                                                      2    15                                                             17
                                  (Warranty & Indemnity Insurance)

M sehr wichtig   M wichtig
Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

16 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
Zahlreiche potentielle Dealbreaker
(Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass die genannten Punkte zum Dealbreaker werden; in Prozent der Befragten)

                                                     Kaufpreishöhe     62                                                 31   93

                 Ertragskraft bzw. fehlende Planungsvalidität          34                                            38        72

                                           Haftungsbegrenzungen        12                                       55             67

                                               Garantieregelungen      16                                  49                  65

                                               Compliance-Risiken      26                             32                       58

                                                      Steuerrisiken    14                             44                       58

                    Unternehmenskultur im Zielunternehmen              12                            43                        55
                              Struktur der Kaufpreisgestaltung
                                                                       9                         43                            52
                     (z.B. Earn-out, Optionen und Einbehalte)
                                            Kaufpreismechanismus       9                        41                             50

                                               Finanzierungsrisiken    14                       36                             50

 Post-Deal-Bindung des Managements der Zielgesellschaft                10                       39                             49

  sehr starke Kundenkonzentration beim Zielunternehmen                 11                  35                                  46

                                         ungeklärte Patentsituation    17                  27                                  44

                                            kartellrechtliche Fragen   20                22                                    42

                                   unsicheres politisches Umfeld       6         25                                            31

M sehr wahrscheinlich   M wahrscheinlich
Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

bessern die Erfolgsaussichten für mehr als die Hälfte                       sonstigen Optionen keine Einigung gefunden werden
der Befragten.                                                              kann, ist dies für mehr als die Hälfte der Befragten ein
                                                                            durchaus wahrscheinlicher Grund für das Scheitern
Der Abschluss einer Warranty&Indemnity-Versiche-                            eines Deals.
rung (W&I-Versicherung) hingegen wird nur von ge-
ringen 17 Prozent der Befragten als wichtig für das                         Fehleinschätzungen hinsichtlich der Ertragskraft sind
Gelingen einer Transaktion eingestuft. Nur 10 Pro-                          aus Sicht der Befragten ebenfalls mit hoher Wahr-
zent der Befragten haben bei ihrem jüngsten Unter-                          scheinlichkeit der Grund für das Scheitern eines Deals
nehmenskauf den Abschluss einer solchen Versiche-                           (72 Prozent). Haftungsbegrenzungen und Garantie­
rung in Betracht gezogen. Sie wollten damit vor                             regelungen sind für 67 beziehungsweise 65 Prozent
allem Garantieansprüche, Haftungshöchstgrenzen                              der Befragten potentielle Dealbreaker.
und die Durchsetzbarkeit von Ansprüchen begrenzen
beziehungsweise sichern. Wegen möglicher Steuer­                            Auch Compliance-Risiken, Steuerrisiken und die Un-
risiken, Verjährungs­fristen und vorsätzlicher Falsch-                      ternehmenskultur im Zielunternehmen können für
aussagen haben nur wenige den Abschluss einer                               mehr als die Hälfte der Befragten einen Unterneh-
W&I-Versicherung in Betracht gezogen.                                       menskauf zum Scheitern bringen. Finanzierungsrisi-
                                                                            ken sieht die Hälfte der Befragten als einen poten­
                                                                            tiellen Dealbreaker. Auch die Post-Deal-Bindung des
Kaufpreishöhe ist häufigster Dealbreaker                                    Managements der Zielgesellschaft kann aus Sicht von
                                                                            49 Prozent der Befragten eine Transaktion zum Schei-
Kommt ein Unternehmenskauf nicht zustande, kann                             tern bringen.
es viele Ursachen dafür geben. Die Höhe des Kauf-
preises ist aus Sicht der Befragten hier der wichtigste                     Seltener scheitern Unternehmenskäufe an einer
Grund (93 Prozent [sehr] wahrscheinlich). Aber auch                         ­starken Kundenkonzentration im Zielunternehmen,
die Struktur der Kaufpreisgestaltung, wenn beispiels-                        einer ungeklärten Patentsituation oder kartellrecht­
weise bei Earn-out-Regelungen, Einbehalten oder                              lichen Frage. Ein politisch unsicheres Umfeld ist für

UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN  	  17
Befragungsergebnisse

Start-ups sind als Investitionsziele interessant                     kapital) gesprochen wird. Grund dafür sind die
(grundsätzliche Bereitschaft, in Start-ups zu investieren;           Ungewissheit darüber, wie sich das Start-up zukünftig
in Prozent der Befragten)                                            entwickeln wird, sowie die zahlreichen Hürden, die es
                                                  ja                 überwinden muss.

                                             71
                                                                     Trotz der nicht unerheblichen Risiken sind 71 Prozent
                                                                     der Befragten grundsätzlich bereit, in Start-ups zu
                                                                     ­investieren. Nur 20 Prozent der Befragten schließen
                                                                      ein Investment in junge Unternehmen gänzlich aus.
                         20
              nein

                                         9
                                                                     Innovationsschub steht im Vordergrund
                          weiß nicht/keine Angabe

Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.                               Von einem Investment in ein Start-up versprechen
                                                                     sich die befragten Großunternehmen in erster Linie
                                                                     Unterstützung bei Innovationen und damit zusätzli-
weniger als ein Drittel der Befragten ein echtes Deal-               che Wachstumspotentiale (83 und 81 Prozent). In der
risiko.                                                              Regel arbeiten Start-ups deutlich agiler als traditio-
                                                                     nelle Unternehmen und sind auch oft auf einen spe­
                                                                     ziellen Use Case fokussiert. Dadurch werden sie inter-
Investitionsziel: Start-up                                           essant für traditionelle Unternehmen.

Junge Unternehmen verfügen über ein großes Wachs-                    Für mittelständische Unternehmen hingegen steht
tumspotential. Setzt sich eine innovative Geschäfts-                 der Zugang zu neuen Technologien bei einem Invest-
idee erfolgreich auf dem Markt durch, erwirtschaften                 ment in Start-ups im Vordergrund (86 Prozent). Mitt-
Start-ups mitunter hohe Renditen, an denen Investo-                  lere Unternehmen sehen Start-ups auch eher als
ren beteiligt werden.                                                Konkurrenten als Großunternehmen und investieren
                                                                     deshalb zur Wettbewerbsvermeidung in junge Un-
Den attraktiven Renditeaussichten steht oft ein be-                  ternehmen. Mit hohen Gewinnmargen rechnet
sonders hohes Risiko gegenüber, weshalb bei Investi-                 kaum ein Befragter bei einem Investment in Start-
tionen in Start-ups auch von Venture Capital (Wagnis-                ups.

Start-ups als Innovations- und Technologietreiber
(an Investition in Start-ups geknüpfte Erwartungen der Unternehmen; in Prozent der Befragten, die sich ein Investment
in Start-ups vorstellen können)

                                                                78
                     Start-up wird Innovationstreiber für uns   73
                                                                83
                                                                78
                               Zugang zu neuen Technologien     86
                                                                72
                                                                74
                              zusätzliche Wachstumspotentiale   71
                                                                81
                                                                15
 Vermeidung von Wettbewerb durch jeweiliges Start-up            23
                                                                6
                                                                7
                                                  hohe Margen   9
                                                                3

M insgesamt   M Mittelstand   M Großunternehmen

Quellen: Ebner Stolz; F.A.Z.-Institut.

18 	  UNTERNEHMENSKÄUFE – MOTIVATION, HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGSFAKTOREN
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