Untersuchung der Leistungsfähigkeit zweier Systeme zur kontinuierlichen Glucosemessung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Universität Ulm Medizinische Fakultät Untersuchung der Leistungsfähigkeit zweier Systeme zur kontinuierlichen Glucosemessung Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Humanbiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm Stefan Ansgar Benedikt Pleus geboren in Ulm Vorgelegt im Jahr 2021
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth Erstgutachter: Prof. Dr. Cornelia Haug Zweitgutachter: PD Dr. Christian Denzer Tag der Promotion: 12. Mai 2022 II
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................... V Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... VI Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ VII Hinweis auf bereits publizierte Daten ............................................................................. VIII 1. Einleitung ................................................................................................................... 1 1.1. Diabetes allgemein ................................................................................................ 1 1.2. Glucosekonzentrationsbestimmung ....................................................................... 1 1.3. Anwendung des kontinuierlichen Glucosemonitorings in der Diabetestherapie...... 2 1.4. Fragestellungen..................................................................................................... 4 2. Material und Methoden .............................................................................................. 5 2.1. Ethische und regulatorische Vorgaben .................................................................. 5 2.2. Prüfprodukte .......................................................................................................... 6 2.3. Weitere (Medizin-)Produkte ................................................................................... 6 2.4. Ein- und Ausschlusskriterien ................................................................................. 6 2.4.1. Einschlusskriterien .......................................................................................... 6 2.4.2. Ausschlusskriterien ......................................................................................... 7 2.5. Studienabläufe ...................................................................................................... 8 2.6. Endpunkte ............................................................................................................10 2.6.1. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System ............................................................................10 2.6.2. Endpunkt 2: Güte manueller Kalibrationen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 .............................................................................................................10 2.6.3. Endpunkt 3: Vorhersagequalität von CGM-Trendanzeigen ............................11 2.6.4. Endpunkt 4: Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten .......................................................11 2.7. Datenanalyse .......................................................................................................11 2.7.1. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System ............................................................................11 2.7.2. Endpunkt 2: Güte manueller Kalibrationen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 .............................................................................................................13 2.7.3. Endpunkt 3: Vorhersagequalität von Trendanzeigen......................................14 2.7.4. Endpunkt 4: Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten .......................................................16 3. Ergebnisse................................................................................................................18 3.1. Demographische Daten der Probanden................................................................18 3.2. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System ...................................................................................18 3.2.1. Vergleich der CGM-Schlüsselparameter getrennt nach CGM-System ...........18 3.2.2. Paarweise Differenzen der CGM-Schlüsselparameter innerhalb desselben CGM-System-Modells....................................................................................18 3.2.3. Paarweise Differenzen in CGM-Schlüsselparametern zwischen verschiedenen CGM-System-Modellen .................................................................................20 3.3. Endpunkt 2: Güte manueller Kalibrationen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 ...........................................................................................................................24 3.3.1. Gesamter Studienzeitraum ............................................................................24 3.3.2. Auswertung getrennt nach Studienphase ......................................................27 3.4. Endpunkt 3: Vorhersagequalität von CGM-Trendanzeigen ...................................28 III
3.5. Endpunkt 4: Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten ..............................................................31 3.5.1. Niedrige BG- und CGM-Messwerte ...............................................................32 3.5.2. Hohe BG- und CGM-Messwerte ....................................................................33 4. Diskussion ................................................................................................................36 5. Zusammenfassung ...................................................................................................41 6. Literaturverzeichnis ...................................................................................................43 Lebenslauf .......................................................................................................................47 IV
Abkürzungsverzeichnis BfArM Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BG Blutglucosekonzentration BGMS Blutglucosemesssystem CGM Kontinuierliches Glucosemonitoring CLSI Clinical and Laboratory Standards Institute DRKS Deutsches Register Klinischer Studien FL FreeStyle Libre G5 Dexcom G5 GMI Glucose Management Indicator HbA1c Anteil glykierten Hämoglobins MW Mittelwert n. a. Nicht anwendbar SD Standardabweichung TaR Zeit, die oberhalb des Zielbereichs verbracht wurde TbR Zeit, die unterhalb des Zielbereichs verbracht wurde TiR Zeit, die innerhalb des Zielbereichs verbracht wurde VK Variationskoeffizient WHO Weltgesundheitsorganisation V
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:Schematische Darstellung der Studienabläufe (übersetzt aus Freckmann et al. [24], Seite 543, lizenziert unter CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)) .......................................................... 9 Abbildung 2:Bestimmung der Vorhersagequalität von Trendanzeigen. ...............................................................................................................................16 Abbildung 3:Beispiel für Glucoseverläufe in einem Probanden, bei denen die ermittelte TbR
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Definition der Trendanzeigen für G5 und FL laut Herstellerinformationen. ...............................................................................................................................15 Tabelle 2:Zusammenfassung der CGM-Schlüsselparameter für jedes CGM-System- Modell, nach [29], Seite 4. ......................................................................................21 Tabelle 3:Zusammenfassung der paarweisen Differenzen in den CGM- Schlüsselparametern zwischen den beiden CGM-System-Modellen, nach [29], Seite 4. ............................................................................................................................22 Tabelle 4:Zusammenfassung der paarweisen Differenzen in den CGM- Schlüsselparametern zwischen allen möglichen Kombinationen aus G5- und FL- Sensorexperimenten im selben Probanden, nach [29], Seite 5. ..............................23 Tabelle 5: Kontingenztabelle für den Vergleich der Trendanzeige von CGM-Systemen mit nachträglich anhand von CGM-Messwerten berechneten Änderungsraten der Glucosekonzentration bei einem zeitlichen Horizont von 30 min (modifiziert nach Freckmann et al. [30], Supplement, lizenziert unter CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)). ........................................................29 Tabelle 6:Erkennungsraten von niedrigen BG-Messwerten für verschiedene Kombinationen aus BG-Schwellwerten („Hypoglykämie-Grenzen“) und CGM-Schwellwerten („Hypoglykämie-Alarmen“) ......................................................................................33 Tabelle 7: „Fehlalarm“-Raten für verschiedene Kombinationen aus BG-Schwellwerten („Hypoglykämie-Grenzen“) und CGM-Schwellwerten („Hypoglykämie-Alarmen“)....33 Tabelle 8:Erkennungsraten von BG-Messwerten für verschiedene Kombinationen aus BG- Schwellwerten („Hyperglykämie-Grenzen“) und CGM-Schwellwerten („Hyperglykämie-Alarmen“) .....................................................................................34 Tabelle 9: „Fehlalarm“-Raten für verschiedene Kombinationen aus BG-Schwellwerten („Hyperglykämie-Grenzen“) und CGM-Schwellwerten („Hyperglykämie-Alarmen“) .35 VII
Hinweis auf bereits publizierte Daten Teile der in dieser Arbeit vorgestellten Daten wurden bereits in Volltextpublikationen bzw. auf wissenschaftlichen Kongressen vorgestellt. Volltextpublikationen: Freckmann G, Link M, Westhoff A, Kamecke U, Pleus S, Haug C. Prediction Quality of Glucose Trend Indicators in Two Continuous Tissue Glucose Monitoring Systems. Diabetes Technol Ther. 2018;20(8):550-6. DOI: 10.1089/dia.2018.0112. Pleus S, Kamecke U, Waldenmaier D, Link M, Zschornack E, Jendrike N, Haug C, Freckmann G. Time in Specific Glucose Ranges, Glucose Management Indicator, and Glycemic Variability: Impact of Continuous Glucose Monitoring (CGM) System Model and Sensor on CGM Metrics. J Diabetes Sci Technol. 2020. DOI: 10.1177/1932296820931825. Kongressbeiträge: Pleus S, Link M, Jendrike N, Haug C, Freckmann G. Assessment of Potential Errors in Manual Calibration of A Continuous Glucose Monitoring System. 12th International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes, 20. - 23. Februar 2019, Berlin. Abstract publiziert in: Diabetes Technol Ther. 2019;21(S1):A100-1 VIII
Einleitung 1. Einleitung 1.1. Diabetes allgemein Diabetes mellitus umfasst eine Gruppe verschiedener Stoffwechselstörungen mit weltweit über 400 Mio. Erkrankten.[1] Die Ursachen für Diabetes mellitus sind vielseitig, und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt in ihrer aktuellen Leitlinie zur Klassifikation des Diabetes mellitus mehr als zehn verschiedene Diabetestypen.[1] Zu den verbreitetsten Typen gehören der Diabetes mellitus Typ 2 mit ca. 7 Mio. Erkrankten in Deutschland und der Diabetes mellitus Typ 1 mit ca. 372.000 Erkrankten.[2] Typ-2-Diabetes ist der mit Abstand häufigste Diabetes-Typ,[1] der sich durch unterschiedliche Grade einer -Zell- Funktionsstörung und Insulinresistenz äußert. Typ-1-Diabetes dagegen zeichnet sich durch eine meist immunvermittelte Zerstörung der -Zellen und dadurch verursachten absoluten Insulinmangel aus. Die Diabetestherapie, deren Ziel das Erreichen normnaher Glucosekonzentrationen ist, unterscheidet sich dementsprechend. Während Menschen mit Typ-1-Diabetes immer auf die Zufuhr von Insulin angewiesen sind, können bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auch andere Therapieformen, z. B. Anpassungen der Ernährung oder körperlichen Aktivität oder Einnahme oraler Antidiabetika, erfolgversprechend sein. Aufgrund der vielfältigen Therapieoptionen wird hier nicht näher darauf eingegangen. Nationale und internationale Diabetesgesellschaften aktualisieren regelmäßig ihre Leitlinien und Praxisempfehlungen, um den aktuellen Stand der Wissenschaft in Hinblick auf eine optimale Diabetestherapie abzubilden. 1.2. Glucosekonzentrationsbestimmung Insbesondere bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die ausreichend häufige Messung der Glucosekonzentration von erheblicher Bedeutung, da aus ihr der aktuelle Insulinbedarf ermittelt wird. Traditionell erfolgt die Bestimmung der Blutglucosekonzentration (BG) im Kapillarblut mithilfe eines Blutglucosemesssystems (BGMS). Die Gewinnung von Kapillarblut erfolgt in der Regel durch Punktion der Fingerbeere. Das BGMS zeigt dann den aktuellen BG-Messwert an. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollen dabei, je nach Empfehlung, bis zu 10-mal täglich BG-Bestimmungen durchführen.[3] Die häufige BG- Bestimmung wird dabei oftmals als Belastung empfunden, was auch zur Nichteinhaltung der Empfehlungen führen kann.[4] Seit einigen Jahren nimmt die Verbreitung von Systemen zum kontinuierlichen Glucosemonitoring (CGM) zu. Bei den derzeit verbreiteten CGM-Systemen für den Laiengebrauch erfolgt die Bestimmung der Glucosekonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit des subkutanen Fettgewebes. Im Gegensatz zu BGMS bieten CGM-Systeme neben der Anzeige von aktuellen Glucosekonzentrationen in der Regel auch eine Darstellung des Glucosekonzentrationsverlaufs der letzten Stunden und eine sogenannte Trendanzeige, die eine Abschätzung der zu erwartenden Glucosekonzentrationsänderung in den nächsten 15 bis 30 Minuten darstellt. CGM findet zunehmend Verbreitung in der Therapie des Diabetes mellitus, vor allem der des Diabetes mellitus Typ 1.[3,5] Während die traditionelle BG-Bestimmung mehrere Hautpunktionen am Tag nach sich zieht, müssen CGM-Sensoren abhängig vom verwendeten Modell seltener ausgetauscht werden. Im Wesentlichen werden zwei Arten von Systemen unterschieden, minimal-invasive Nadelsensoren und implantierte Sensoren. Nadelsensoren können, je nach Modell, zwischen sechs und 14 Tage getragen werden, wohingegen implantierte Sensoren bis zu 180 Tage lang getragen werden können. 1
Einleitung CGM kann durch verschiedene technologische Ansätze realisiert werden. Allen aktuell im Handel verfügbaren CGM-Systemen mit Nadelsensoren ist gemein, dass die Glucosekonzentration elektrochemisch im subkutanen Fettgewebe ermittelt wird. Durch die chemische Reaktion von Glucose mit einem geeigneten Enzym, in der Regel Glucoseoxidase, entsteht ein Stromfluss, der gemessen wird.[6] Bei dem derzeit einzigen subkutan implantierten CGM-Sensor erfolgt die Glucosekonzentrationmessung auf einem fluoreszenten, Boronsäure-basierten Polymer.[7] Der Sensorfaden von Nadelsensoren wird durch Hautpunktion so platziert, dass sein Enzym-beschichtetes Ende im subkutanen Fettgewebe liegt, während das andere Ende oberhalb der Haut mit einem Gerät verbunden wird, das den gemessenen Stromfluss bzw. die daraus errechnete Glucosekonzentration speichert oder über drahtlose Kommunikation an ein passendes Endgerät übermittelt. Implantierte Sensoren werden, wie der Name vermuten lässt, während eines ambulanten, chirurgischen Eingriffs im subkutanen Fettgewebe implantiert. Die Übertragung der Messwerte erfolgt hier drahtlos an ein auf der Haut aufgeklebtes Gerät, das wiederum die Werte speichert oder drahtlos an ein Endgerät übermittelt. In der Regel unterscheidet sich die von solchen CGM-Systemen ermittelte Glucosekonzentration von derjenigen, die der Anwender bei Verwendung eines BGMS erhalten würde. Einerseits kann sich je nach Stoffwechsellage die Glucosekonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit von der im Kapillarblut unterscheiden.[8,9] Andererseits benötigt die Glucose in der interstitiellen Flüssigkeit Zeit, um durch die aus Gründen der Biokompatibilität eingesetzten Sensormembranen zur Enzym-beschichteten Elektrode zu diffundieren. Zu guter Letzt erfolgt typischerweise eine elektronische Signalentrauschung und ggf. eine weitere Signalbearbeitung, bevor dem Anwender ein Messwert angezeigt wird.[6] Die „Übersetzung“ des an der Enzym-beschichteten Elektrode entstehenden Stromflusses in eine Glucosekonzentration, „Kalibration“ genannt, erfolgt bei den meisten CGM- Systemen durch den Anwender während der CGM-Nutzung. Allerdings gibt es auch Modelle, deren Glucosesensoren während der Produktion kalibriert („werkskalibriert“) werden. Derzeit gibt es nur ein CGM-System, das werkskalibriert ist, aber zusätzlich die Option der Anwender-Kalibration bietet. Die Anwender-Kalibration erfolgt meist anhand von Glucosekonzentrationsbestimmungen aus Kapillarblut, die mithilfe eines BGMS zur Eigenanwendung durchgeführt wird. 1.3. Anwendung des kontinuierlichen Glucosemonitorings in der Diabetestherapie Die Zuverlässigkeit von CGM-Systemen und ihr Nutzen in der Diabetestherapie hängen wesentlich von der analytischen Leistungsfähigkeit der Systeme ab. Sinnvolle therapeutische Entscheidungen können nur auf Basis möglichst zutreffender Informationen über die aktuelle Glucosekonzentration getroffen werden. Die analytische Leistungsfähigkeit der CGM-Systeme wird seit kurzem als ausreichend für die Führung der Diabetestherapie angesehen, sodass manche CGM-Systeme mit nur wenigen Einschränkungen als Ersatz für die BG-Messung eingesetzt werden können. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass es qualitative Unterschiede zwischen verschiedenen CGM- Systemen gibt, und dass sich auch verschiedene Sensoren desselben Systems in ihrer Leistungsfähigkeit voneinander unterscheiden können. Da in verschiedenen Expertenleitlinien jedoch feste Grenzen zwischen ausreichender bzw. nicht-ausreichender Therapiequalität gezogen werden, ist die Kenntnis dieser qualitativen 2
Einleitung Unterschiede bei der Beurteilung der Güte der Diabetestherapie individueller Diabetespatienten von Bedeutung. Zuletzt wurde im Jahr 2017 von Danne et al. ein internationaler Konsens über die Nutzung von CGM in der Diabetestherapie veröffentlicht,[10] der auch einen Abschnitt über Schlüsselparameter in der Analyse von Daten, die von einem CGM-System geliefert werden, enthält. Eine Folgepublikation aus dem Jahr 2019 empfiehlt klinisch relevante Ziele, die bei diesen Schlüsselparametern erzielt werden sollen.[11] Beide Konsenspublikationen enthalten allerdings keine spezifischen Angaben darüber, welche analytische Leistungsfähigkeit das eingesetzte CGM-System haben muss. Dennoch liegt ein möglicher Einfluss der analytischen Leistungsfähigkeit auf die Verwertbarkeit der aus den CGM-Daten ermittelten Parameter nahe. Für den Einsatz in der Diabetestherapie wird zudem die Nutzung der Trendanzeige von CGM-Systemen empfohlen.[12-15] Trendanzeigen basieren auf den Änderungsraten der zuletzt aufgezeichneten Glucosekonzentrationen und werden von manchen Herstellern damit beworben, dass sie anzeigen, wie stark und in welche Richtung sich die Glucosekonzentration ändern wird.[16,17] Die Trendanzeigen können anhand der Bedienungsanleitungen der CGM-Systeme in Änderungsraten der Glucosekonzentration bzw. Änderungen in der Glucosekonzentration über bestimmte Zeithorizonte umgerechnet werden. Da die Trendanzeigen allerdings nur zuvor aufgezeichnete Werte berücksichtigen können, stellt sich die Frage nach der Übereinstimmung der durch die Trendanzeige erwarteten Änderung der Glucosekonzentration und der im weiteren Verlauf tatsächlich durch das CGM-System ermittelten. Ein weiterer, wesentlicher Punkt in der Nutzung von CGM-Systemen bzw. deren Akzeptanz durch die Anwender sind Echtzeitalarme. Echtzeitalarme weisen beispielsweise durch Tonsignale und/oder Vibration des Anzeigegeräts auf akut zu hohe oder zu niedrige Glucosekonzentrationen hin. Durch die Nutzung solcher Alarme kann die Qualität der Diabetestherapie verbessert werden.[18] Wenn solche Alarme allerdings zu häufig falsch sind, kann eine „Alarmermüdung“ einsetzen, wodurch Alarme oder sogar CGM-Systeme an sich seltener genutzt werden.[19-21] Neben der analytischen Leistungsfähigkeit spielen auch die Interpretation der Messergebnisse und eine angemessene Handhabung der Systeme eine wesentliche Rolle für den Nutzen von CGM-Systemen in der Diabetestherapie. Beide Punkte werden, sofern das CGM-System ärztlich verordnet ist, üblicherweise durch Fachkräfte, wie Diabetesberater, geschult. CGM-Systeme sind allerdings frei im Handel verfügbar, sodass Anwender nicht zwingend im Umgang geschult werden. Die Interpretation der Messergebnisse befasst sich u. a. mit dem deutlich größeren Umfang an Daten als bei der traditionellen BG-Messung und dem Umgang mit diesen Daten, oder auch mit der Beurteilung von möglichen Mustern im Glucosekonzentrationsverlauf. Die Handhabung der CGM-Systeme dagegen deckt u. a. die Sicherstellung der drahtlosen Kommunikation zwischen Anzeigegerät und CGM-Sensor oder die Kalibration ab. Bei manuell kalibrierten Systemen ist die Kalibration eine wesentliche potentielle Fehlerquelle bei der Handhabung des Systems. Zum Erhalt eines Kalibrationsmesswerts muss bei den meisten CGM-Systemen nach Herstellervorgaben eine BG-Bestimmung im Kapillarblut durchgeführt werden. Die Güte des dabei verwendeten BGMS hat eine Auswirkung auf die Zuverlässigkeit der Messergebnisse des CGM-Systems.[22] Auch Verschmutzung der Finger, Umgebungstemperatur und endogene wie exogene Substanzen können die BG-Bestimmung beeinflussen.[23] Eine weitere potentielle 3
Einleitung Fehlerquelle ist der manuelle Eintrag des BG-Messwerts im CGM-System. Da sich die Glucosekonzentration im Blut bzw. in der Gewebsflüssigkeit physiologisch bedingt ändert, und aufgrund physiologischer Prozesse Änderungen nicht gleich schnell ablaufen, sind die momentane Änderungsrate der Glucosekonzentration und die Dauer zwischen der BG- Bestimmung und der Kalibration weitere Einflussgrößen. Bei werkskalibrierten Systemen ohne optionale Kalibration durch Anwender sind diese Fehlerquellen nicht relevant, da ein entsprechender Eingriff in das System nicht möglich ist. Die Häufigkeit dieser Fehler ist in der Literatur nicht ausreichend beschrieben. 1.4. Fragestellungen Die internationalen Empfehlungen zur Anwendung der kontinuierlichen Glucosemessung deuten auf ein augenscheinlich großes Vertrauen in CGM-Systeme oder ein mangelndes Bewusstsein für ihre technologischen Limitationen hin. Daher wurde in der dargestellten Studie die analytische Leistungsfähigkeit zweier CGM-Systeme untersucht. Des Weiteren wurde der Einfluss der Leistungsfähigkeit auf die CGM-Schlüsselparameter mittlere Glucosekonzentration, glykämische Variabilität, Zeit in verschiedenen Glucosekonzentrationsbereichen und Glucose Management Indicator (als Ersatz für den geschätzten HbA1c), auf die Vorhersagequalität von Trendanzeigen und die Zuverlässigkeit von Echtzeitalarmen beurteilt. Zudem wurde die Güte der manuellen Kalibration eines der beiden CGM-Systeme bewertet, da diese einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des CGM-Systems haben kann. 4
Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1. Ethische und regulatorische Vorgaben Die für diese Untersuchung der analytischen Leistungsfähigkeit zweier CGM-Systeme durchgeführte klinische Studie trug den Titel „Vergleich eines Systems zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) mit einem Flash Gewebe Glukose Monitoring System“. Der Begriff „Flash Gewebe Glukose Monitoring“ wurde von einem Medizinproduktehersteller für sein Produkt eingeführt. Das „Flash Gewebe Glukose Monitoring“ wird inzwischen aber als eine der verschiedenen Formen des CGM angesehen. Im Folgenden ist der allgemeine Begriff „CGM“ daher so aufzufassen, dass er auch diese Art von System einschließt. Es handelte sich um eine monozentrische, offene, einarmige Studie, die unter Berücksichtigung der Deklaration von Helsinki zu „Ethischen Grundsätzen für die medizinische Forschung am Menschen“ in der Revision von Fortaleza, Brasilien (2013) durchgeführt wurde. Die Studie wurde in Übereinstimmung mit dem Studienprotokoll, internen Standardarbeitsanweisungen, ISO 14155 und der nationalen Gesetzgebung am Institut für Diabetes-Technologie, Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm durchgeführt. Diese Prüfer-initiierte Studie wurde finanziell durch Roche Diabetes Care Deutschland GmbH, Mannheim, unterstützt. Die Roche Diabetes Care Deutschland GmbH hatte weder auf das Design und die Auswertung der ursprünglichen Studie noch auf die weiteren, hier beschriebenen Analysen einen Einfluss. Das Studienprotokoll wurde dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der zuständigen Ethikkommission bei der Landesärztekammer Baden- Württemberg, Stuttgart, über das Einreichungsportal des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information bereitgestellt, Antragsnummern 00010118 (BfArM) und 00010120 (Ethikkommission). Die Ethikkommission genehmigte das Studienprotokoll vor der Studiendurchführung (Votum vom 23. Februar 2016, Az. MP-2015-014). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte befreite die Studie von der Genehmigungspflicht (Bescheid vom 18. Januar 2016, Geschäftszeichen 94.1.11 – 5660 – 10118). Es gab zwei Änderungsanzeigen, die jedoch auch genehmigt wurden (Voten vom 23. März 2016 und 26. April 2017) bzw. durch die die Befreiung von der Genehmigungspflicht nicht berührt wurde (Bescheide vom 05. April 2016 und 19. April 2017). Die Studie wurde im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS), einem von der WHO anerkannten Primärregister klinischer Studien, registriert (Registrierungsnummer: DRKS00011920). Die im Studienprotokoll definierten Studienziele wurden bereits publiziert.[24] Potentielle Studienteilnehmer1 wurden anhand der Probandendatenbank des Studienzentrums identifiziert. Alle potentiellen Studienteilnehmer, die zur Voruntersuchung eingeladen wurden, wurden über die Ziele der Studie sowie mögliche Nutzen und Risiken aufgeklärt. Die Voruntersuchung wurde erst nach Erhalt der vom jeweiligen Teilnehmer unterschriebenen schriftlichen Einwilligungserklärung begonnen. 1In dieser Arbeit wird über eine Studie berichtet, an der Männer und Frauen teilnahmen. Unabhängig vom Geschlecht der teilnehmenden Personen wird dabei die männliche Form, z. B. „Teilnehmer“ verwendet. 5
Material und Methoden 2.2. Prüfprodukte Die Studie befasste sich mit der Messgenauigkeit zweier CGM-Systeme, die für den Ersatz von BGMS vorgesehen sind: Dexcom G5 („G5“), hergestellt durch Dexcom Inc., San Diego, USA, und FreeStyle Libre („FL“), hergestellt durch Abbott Diabetes Care, Alameda, USA. Die Prüfprodukte waren CE-gekennzeichnet und wurden innerhalb ihrer Zweckbestimmung eingesetzt. Die Studienteilnehmer wurden aufgefordert, auf die Einnahme von möglichen Störsubstanzen (Paracetamol, Ascorbinsäure und Salicylsäure) zu verzichten. Nach der Applikation der Systeme an den Studienteilnehmern und dem damit verbundenen Einführen der Sensornadeln in das subkutane Fettgewebe erhielten die Studienteilnehmer Zugang zu kontinuierlich gemessenen Glucosekonzentrationen. Das FL-System zeigte aktuelle Gewebeglucosewerte nur an, wenn das Lesegerät nah genug an den Sensor herangeführt wurde („Scan“). Zudem speicherte es kontinuierlich alle 15 Minuten einen Gewebeglucosewert ab. Das G5-System zeigte dagegen automatisch alle 5 Minuten einen neuen Wert am Anzeigegerät an. Diese Werte wurden auch im Speicher abgelegt. Zusätzlich zeigten beide Systeme Glucosekonzentrationsverläufe der letzten Stunden und eine Trendanzeige für die momentane Änderungsrate der Glucosekonzentration an. 2.3. Weitere (Medizin-)Produkte Ein BGMS (FreeStyle Freedom Lite, Abbott Diabetes Care) diente als primäres Vergleichssystem, da der Einsatz der untersuchten CGM-Systeme die Blutzuckerselbstmessung ersetzen soll. Die Messgenauigkeit der in der Studie eingesetzten Reagenzchargen dieses BGMS wurden im Vorfeld in Anlehnung an DIN EN ISO 15197:2015 untersucht und zeigten eine hohe analytische Messqualität.[24] Die mit dem BGMS erhaltenen Messergebnisse dienten auch als Grundlage für therapeutische Entscheidungen. 2.4. Ein- und Ausschlusskriterien 2.4.1. Einschlusskriterien ▪ Menschen mit Typ-1-Diabetes gemäß Definition der Weltgesundheitsorganisation bzw. der American Diabetes Association, die zum Zeitpunkt der Studiendurchführung eine intensivierte Insulintherapie oder Insulinpumpentherapie führten ▪ Alter ≥ 18 Jahre ▪ Falls Alter > 45 Jahre: tiefgreifende Anamnese, insbesondere mit Betrachtung von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (s. u.) ▪ Unterschriebene und datierte Einverständniserklärung ▪ Klinisch-chemische Parameter (AST/GOT, ALT/GPT, GGT, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Natrium, Kalium, Kalzium), Hämatologie-Parameter (Hämatokrit, Hämoglobin, Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) und Gerinnungsparameter (INR, PTT) im Referenzbereich oder nach Einschätzung des Prüfarztes nicht signifikant abweichend in Bezug auf die Sicherheit des Studienteilnehmers, das Studienziel oder die Studienprozeduren 6
Material und Methoden 2.4.2. Ausschlusskriterien ▪ Alter >65 Jahre ▪ Falls Alter > 45 Jahre: Menschen mit mehr als drei Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (s. u.) ▪ Schwere akute oder chronische Erkrankung außer Diabetes mellitus oder Anamnese, die nach Einschätzung des Prüfarztes die Studienergebnisse beeinflussen oder ein zusätzliches Risiko des Studienteilnehmers bei der Nutzung der Medizinprodukte hätte bedeuten können: ▪ Onkologische Erkrankung in den letzten 6 Monaten, die chirurgisch, radiologisch oder mittels Chemotherapie behandelt wurde. ▪ Akuter Myokardinfarkt oder apoplektischer Insult während der letzten 6 Monate ▪ Gefäßchirurgischer Eingriff in den letzten 6 Monaten ▪ Schwere Leberfunktionsstörung (GGT oder AST/GOT > fünffacher Wert des oberen Endes des Referenzbereichs) ▪ Schwere Nierenfunktionsstörung (eGFR gemäß CKD-EPI-Formel
Material und Methoden Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen, die bei Menschen mit einem Alter von über 45 Jahren zum Ausschluss aus der Studie führten, wenn mehr als drei von ihnen vorlagen: ▪ Alter > 45 Jahre ▪ Diabetes mellitus ▪ Weitere Risikofaktoren wie Rauchen, behandelte arterielle Hypertonie oder systolischer Blutdruck > 140 mmHg oder diastolischer Blutdruck > 90 mmHg, Hyperlipidämie (erhöhtes Gesamtcholesterin, erhöhtes LDL-Cholesterin), HbA1c > 8,5 % Potentielle Studienteilnehmer, die zur Voruntersuchung nicht nüchtern erschienen, und deren Blutfettwerte in der Voruntersuchung erhöht waren, konnten trotzdem in die Studie eingeschlossen werden, sofern sie einen nicht mehr als 6 Monate alten Laborbefund von ihrem Hausarzt oder Diabetologen vorlegten, in dem die Blutfettwerte im Referenzbereich lagen. 2.5. Studienabläufe An dieser Untersuchung nahmen zwischen März 2016 und Oktober 2016 insgesamt 20 Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 1 teil. Um in die Studie eingeschlossen werden zu können, musste sowohl eine vom Teilnehmer unterschriebene schriftliche Einwilligungserklärung vorliegen, als auch alle Einschlusskriterien und keines der Ausschlusskriterien erfüllt werden. Nach dem Einschluss in die Studie trug jeder Teilnehmer 14 Tage lang jeweils zwei Sensoren der beiden CGM-Systeme parallel, wodurch sich je Proband 4 Sensorexperimente ergaben. Die Anlage der Sensoren an den Studienteilnehmern erfolgte durch Studienpersonal. Zu Beginn ihrer jeweiligen Studienteilnahme wurden die Studienteilnehmer im Umgang mit den CGM-Systemen und dem studienspezifischen BGMS geschult. Die Studienteilnehmer verbrachten während der Untersuchung dreimal ungefähr 48 Stunden im Studienzentrum (Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm, Ulm, Deutschland). Diese Besuche im Studienzentrum waren in Anlehnung an die Leitlinie POCT05-A[25] des US- amerikanischen Clinical and Laboratory Standards Institute an den Beginn, etwa in die Mitte und an das Ende der 14-tägigen Studiendauer gelegt worden. Zwischen diesen drei Besuchen im Studienzentrum verbrachten die Studienteilnehmer ungefähr 72 bzw. ungefähr 120 Stunden außerhalb des Studienzentrums („Zuhausephasen“). Eine schematische Darstellung der Studienabläufe ist in Abbildung 1 dargestellt. Die Sensoranlage erfolgte während des ersten Besuchs im Studienzentrum (Tag 0, nachmittags). Am darauffolgenden Tag (Tag 1) wurden Auslenkungen der Glucosekonzentration induziert, indem die Studienteilnehmer um 8:00 Uhr ein Frühstück, das reich an schnell resorbierten Kohlenhydraten war, verzehrten, für das ein verzögerter (bis zu 30 min) und erhöhter (bis zu 30 %) Insulinbolus abgegeben wurde. Die Auslenkungen erfolgten unter Aufsicht eines Prüfarztes. Die Beobachtungsphase für diese Auslenkungen begann um 7:45 Uhr und endete mit dem Mittagessen um 13:00 Uhr. An Tag 2 verließen die Studienteilnehmer das Studienzentrum. Der zweite Besuch im Studienzentrum fand an Tag 5 bis Tag 7 statt, und beinhaltete an Tag 6 wiederum eine Auslenkungsphase. Zudem wurden an Tag 7 die G5-Sensoren ausgetauscht, da dieses CGM-System nur für eine Tragedauer von 7 Tagen vorgesehen war. Der dritte Besuch im Studienzentrum fand von Tag 12 bis Tag 14 statt. Während der Besuche im Studienzentrum wurden tagsüber zwischen 6:00 Uhr und 24:00 Uhr mindestens stündlich 8
Material und Methoden BG-Bestimmungen durchgeführt, dazu einmal um 3:00 Uhr nachts. Während der Auslenkungsphasen erfolgten BG-Bestimmungen alle 15 Minuten, um die Glucoseauslenkungen besser nachverfolgen zu können.[25] An Tag 14 wurden die Sensoren der CGM-Systeme durch ärztliches Personal entfernt und die Applikationsstellen visuell untersucht. Spätestens 14 Tage später erfolgte ein Telefonanruf zur Nachbeobachtung, bei dem unerwünschte Ereignisse nachverfolgt bzw. aufgenommen wurden. Abbildung 1: Schematische Darstellung der Studienabläufe (übersetzt aus Freckmann et al. [24], Seite 543, lizenziert unter CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)) Außerhalb der Besuche im Studienzentrum folgten die Studienteilnehmer ihrem üblichen Tagesablauf. Es gab keine Einschränkungen bezüglich ihres Essverhaltens oder körperlicher Aktivitäten. Die Studienteilnehmer wurden aufgefordert, außerhalb der Besuche im Studienzentrum im Rahmen ihrer üblichen Diabetestherapie mindestens fünfmal täglich BG-Bestimmungen durchzuführen. Das G5-System musste spätestens alle 12 Stunden manuell durch den Anwender kalibriert werden, dabei wurde ein Messwert mit dem studienspezifischen BGMS erhoben. Das FL- System war werkskalibriert und konnte daher nicht manuell kalibriert werden. Die Kalibration des G5-Systems wurde während der Aufenthalte im Studienzentrum durch Studienpersonal überwacht. Für die Therapieführung wurden in der Studie Messergebnisse des studienspezifischen BGMS verwendet. Um die Zuverlässigkeit der erhaltenen BG-Messergebnisse weiter zu erhöhen, wurden Doppelbestimmungen durchgeführt. Der jeweils zweite Wert durfte vom jeweils ersten Wert höchstens 10 mg/dl oder 10 % (bei BG
Material und Methoden Tagebuchdaten plausibilisiert und dienten als Basis für die im weiteren Verlauf beschriebenen Datenanalysen. 2.6. Endpunkte 2.6.1. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System In einer internationalen Konsenspublikation von Danne et al. über die Nutzung von CGM in der Diabetestherapie wurde eine Reihe von Schlüsselparametern beschrieben,[10] die sich aus CGM-Daten ermitteln lassen, und die zur Bewertung der Therapiegüte verwendet werden sollen. Wie bereits beschrieben, wurde in dieser Konsenspublikation, ebenso wie in der Folgepublikation über klinische Ziele bei diesen Parametern,[11] die analytische Messqualität der eingesetzten CGM-System außer Acht gelassen. Da die Studienteilnehmer jeweils zwei Sensoren zweier CGM-Systeme parallel trugen, die für den Ersatz der Blutzuckerkontrolle vorgesehen sind, wurden diese Parameter für jedes einzelne Sensorexperiment jedes Studienteilnehmers separat berechnet und bewertet. Bei idealen CGM-Systemen wäre davon auszugehen, dass sich für die Parameter aller Sensorexperimente eines bestimmten Studienteilnehmers identische Ergebnisse ergeben, da dieser Studienteilnehmer nur einen (unbekannten) „wahren“ Glucosekonzentrations- verlauf hatte. Abweichungen innerhalb eines Studienteilnehmers sind daher in erster Linie auf die analytische Leistungsfähigkeit der CGM-Systeme zurückzuführen, auch wenn physiologische Einflüsse aufgrund unterschiedlicher Applikationsstellen nicht ausgeschlossen werden können. Je nach Ausmaß dieser Abweichungen könnte die Bewertung der Güte der Diabetestherapie nach internationalem Konsens demnach zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, obwohl die vier Sensoren eines Studienteilnehmers denselben Glucosekonzentrationsverlauf hätten abbilden sollen. Durch Berechnung der CGM-Schlüsselparameter für jedes einzelne Sensorexperiment und den Vergleich der Ergebnisse zwischen verschiedenen Sensoren, die die Studienteilnehmer trugen, soll die Auswirkung des verwendeten CGM-Systems auf die Schlüsselparameter untersucht werden. 2.6.2. Endpunkt 2: Güte manueller Kalibrationen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 Die manuelle Kalibration von CGM-Systemen birgt mehrere potentielle Fehlerquellen: Laut Herstellerinformation[16] des verwendeten G5-Systems musste das System spätestens alle 12 Stunden kalibriert werden, um zuverlässige Messwerte anzeigen zu können. Zudem musste laut Herstellerinformation der zur Kalibration verwendete BG-Messwert innerhalb von höchstens fünf Minuten nach der Bestimmung als Kalibrationswert in das CGM-System eingetragen werden. Um das CGM-System zu kalibrieren, musste ein BG-Messwert von Hand eingetragen werden. Dabei konnte der Anwender allerdings keine Ziffern direkt eingeben. Stattdessen mussten zwei Tasten zur Änderung des angezeigten Kalibrationsglucosewerts in Schritten von ±1 mg/dl verwendet werden (eine Taste zur Erhöhung, eine zur Verringerung des angezeigten Werts). 10
Material und Methoden Zuletzt durfte sich die Glucosekonzentration zum Kalibrationszeitpunkt nicht zu stark ändern. Laut Hersteller sollten Kalibrationen nicht durchgeführt werden, wenn sich die vom System angezeigte Glucosekonzentration schneller als ±2 mg/(dl · min) änderte. Anhand der mit dem G5-System gewonnen Daten soll beurteilt werden, wie fehleranfällig die manuelle Kalibration dieses CGM-Systems bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist, die im Umgang mit diesem CGM-System geschult sind. 2.6.3. Endpunkt 3: Vorhersagequalität von CGM-Trendanzeigen CGM-System können die dargestellten Trendanzeigen nur anhand zuvor aufgezeichneter Messwerte bestimmen. Dennoch werden diesen Trendanzeigen durch die Hersteller auch Vorhersagequalitäten zugeschrieben. Beispielsweise warben die Hersteller der beiden eingesetzten CGM-Systeme zum Zeitpunkt der Untersuchung damit, dass ihre CGM- Systeme auch aussagen können, wohin sich die Gewebeglucosekonzentration bewegen werde.[16,17] Durch einen Vergleich der manuell erfassten Trendanzeigeinformationen mit den tatsächlich vom jeweiligen System aufgezeichneten CGM-Messwerten soll die Vorhersagequalität von CGM-Trendanzeigen beurteilt werden. 2.6.4. Endpunkt 4: Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten Die Akzeptanz von CGM-Systemen wird, wie bereits beschrieben, auch durch die Zuverlässigkeit von Echtzeitalarmen beeinflusst. Aufgrund der parallelen Nutzung mehrerer CGM-Sensoren und des damit verbundenen erhöhten Risikos von störenden Fehlalarmen wurde die Alarmfunktion des G5-Systems in der Studie soweit wie möglich ausgeschaltet; lediglich ein nicht-abschaltbarer Alarm bei CGM-Messwerten von ≤55 mg/dl wurde genutzt. Das FL-System besaß keine Alarmfunktion. Die Zuverlässigkeit der G5-Alarme kann dennoch abgeschätzt werden, indem die Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten ermittelt wird. 2.7. Datenanalyse Die Datenanalysen erfolgten primär anhand deskriptiver Statistiken, d. h. Mittelwert, Standardabweichung, Minimum, Maximum, Quantile, Häufigkeiten und Häufigkeitsraten. Sofern nicht explizit abweichend beschrieben, handelt es sich bei Ergebnissen, die in der Form x ± y angegeben werden, um Mittelwerte ± Standardabweichungen. Alle Glucosekonzentrationen werden in mg/dl angegeben, da dies die Maßeinheit war, in der die CGM-Systeme und das BGMS Werte anzeigten. Fehlende Werte wurden in dieser Studie nicht ersetzt. 2.7.1. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System Anhand der Konsenspublikation von Danne et al.[10] wurden die folgenden CGM- Schlüsselparameter für jedes Sensorexperiment separat berechnet. Ein Sensorexperiment wurde dabei definiert als Daten jeweils zweier nacheinander an derselben Körperhälfte (links bzw. rechts) getragener Dexcom-G5-Sensoren, bzw. eines FreeStyle-Libre-Sensors. 11
Material und Methoden Mittlere Glucosekonzentration: Mittelwert aus allen gespeicherten Messwerten (in mg/dl) Glykämische Variabilität: Standardabweichung (in mg/dl) und Variationskoeffizient (VK, in %; Standardabweichung geteilt durch Mittelwert multipliziert mit 100) aus allen gespeicherten Messwerten Zeit innerhalb verschiedener Glucosekonzentrationsbereiche: Prozentualer Anteil, berechnet als Anzahl der gespeicherten Messwerte innerhalb des jeweiligen Glucosekonzentrationsbereichs geteilt durch die Gesamtzahl der gespeicherten Messwerte, sowie Dauer in Minuten pro Tag, errechnet durch Multiplikation des prozentualen Anteils mit 1440 (60 min/h × 24 h). Die folgenden Bereiche wurden anhand einer Konsenspublikation von Battelino et al.[11] für nichtschwangere Menschen mit Diabetes festgelegt: Zeit bei 250). Glucose Management Indicator: Die Konsenspublikation von Danne et al.[10] schlägt die Berechnung des geschätzten Anteils glykierten Hämoglobins (HbA1c) anhand veröffentlichter Umrechnungsformeln vor. Diese Berechnung wurde nicht durchgeführt, stattdessen wurde der sogenannte „Glucose Management Indicator“ (GMI) berechnet, der von derselben Arbeitsgruppe entwickelt wurde wie der geschätzte HbA1c. Laut seinen Entwicklern stellt der GMI eine Weiterentwicklung des geschätzten HbA1c dar,[26] da beispielsweise aktuellere Studiendaten für die Umrechnung der mittleren Glucosekonzentration in den GMI herangezogen werden. Der Begriff „geschätzter HbA1c“ wird von den Entwicklern aufgrund von Verwechslungsgefahr mit dem im Blut gemessenen HbA1c nicht weiterverwendet. Die internationale Konsenspublikation sieht dabei vor, dass über einen mindestens 14- tägigen Zeitraum mindestens 70 % bis 80 % der möglichen CGM-Daten erhoben werden sollen.[11] Aufgrund der Dauer der Sensorexperimente von bis zu 14 Tagen wurden Sensorexperimente, bei denen weniger als 80 % der möglichen Daten gespeichert wurden, aus dieser Auswertung ausgeschlossen. Die für die einzelnen Sensorexperimente erhaltenen Ergebnisse für die CGM-Parameter wurden nach Sensormodell und Körperhälfte getrennt zusammengefasst. Zudem wurden paarweise Differenzen zwischen den Ergebnissen der beiden Sensoren des gleichen CGM- Systems im gleichen Studienteilnehmer sowie paarweise Differenzen zwischen den Ergebnissen je zweier Sensoren unterschiedlicher CGM-Systeme berechnet. Die Bewertung der Auswirkung des verwendeten CGM-Systems auf CGM- Schlüsselparameter erfolgt primär über deskriptive Statistiken (Median, Quartile, Minimum und Maximum). Die glykämische Variabilität wurde anhand der internationalen Konsenspublikation in „stabile“ (VK
Material und Methoden auf die TbR
Material und Methoden Um den potentiell fehlerhaften Übertrag des BG-Messwerts in das CGM-System zu untersuchen, wurden die heruntergeladenen BG-Messwerte mit den zur Kalibration eingetragenen Werten verglichen. Jede Abweichung wurde dabei als fehlerhafte Kalibration kategorisiert. Zudem wurde die Häufigkeitsverteilung der Differenz zwischen BG-Messwert und Kalibrationswert berechnet. Da die vom CGM-System angezeigte Änderungsrate der Glucosekonzentration retrospektiv nicht mehr ermittelbar war, wurde anhand der vom System gespeicherten Messwerte abgeschätzt, ob die wahrscheinlich vom System angezeigte Änderungsrate zu hoch war. Dabei wurde die Änderungsrate innerhalb der letzten 15 Minuten und innerhalb der letzten 5 Minuten errechnet. Nur wenn beide berechneten Änderungsraten größer als die nach Herstellerinformationen zulässige Änderungsrate (±2 mg/(dl · min)) waren, wurde die wahrscheinlich vom System angezeigte Änderungsrate als ungeeignet und die Kalibration damit als fehlerhaft kategorisiert. Wenn vor der Kalibration keine Messwerte angezeigt wurden, war die Überprüfung der Änderungsrate der Glucosekonzentration nicht möglich. Jede dieser potentiellen Fehlerquellen wurde einzeln untersucht. Da mehrere Anwenderfehler gleichzeitig auftreten könnten, wurde zudem bestimmt, wie viele Kalibrationen insgesamt fehlerhaft durchgeführt wurden. 2.7.3. Endpunkt 3: Vorhersagequalität von Trendanzeigen Die für die CGM-Systeme erfassten Trendanzeigen können anhand von Informationen in der Bedienungsanleitung in Änderungsraten der Glucosekonzentration umgerechnet werden (vgl. Tabelle 1). Die Übereinstimmung der durch Trendanzeige suggerierten Änderungsrate der Glucosekonzentration und der rechnerisch aus den CGM-Messwerten ermittelten Änderungsrate der Glucosekonzentration wurde bestimmt. Eine Schwierigkeit bei der Beantwortung dieser Fragestellung war, dass die von den CGM- Systemen gespeicherten Messwerte nicht immer zur selben Zeit im System gespeichert wurden, zu der auch die Trendanzeige manuell erfasst wurde. Aus diesem Grund wurden die kontinuierlich gespeicherten CGM-Messwerte linear interpoliert, um minütliche CGM- Messwerte zu erhalten. 14
Material und Methoden Tabelle 1: Definition der Trendanzeigen für G5 und FL laut Herstellerinformationen. Die Angaben wurden zitiert aus den Gebrauchsanweisungen, die mit den in der Studie eingesetzten CGM-Systemen geliefert wurden: LBL013328 Rev 001 MT23418 für G5 bzw. ART28687-102 Rev. A 04/14 für FL. G5: Dexcom G5, FL: FreeStyle Libre, n. a.: nicht anwendbar, da FL keine Doppelpfeile anzeigt. Zugehörige Änderungsrate der Glucosekonzentration Trend- G5 FL anzeige Der Gewebeglucosewert steigt schnell um mehr als 3 mg/dl pro Minute (oder um mehr als n. a. 45 mg/dl in 15 Minuten) Der Gewebeglucosewert steigt langsam um Glucosewert steigt rasch 2-3 mg/dl pro Minute bzw. bis zu 45 mg/dl in (mehr als 2 mg/dL pro Minute) 15 Minuten. Der Gewebeglucosewert steigt langsam um Glucosewert steigt 1-2 mg/dl pro Minute oder bis zu 30 mg/dl in (zwischen 1 und 2 mg/dL pro Minute) 15 Minuten. Der Gewebeglucosewert ist stabil. Glucosewert ändert sich langsam Er steigt/fällt nicht um mehr als 1 mg/dl pro (weniger als 1 mg/dL pro Minute) Minute bzw. bis zu 15 mg/dl in 15 Minuten. Der Gewebeglucosewert sinkt langsam um Glucosewert fällt 1-2 mg/dl pro Minute oder bis zu 30 mg/dl in (zwischen 1 und 2 mg/dL pro Minute) 15 Minuten. Der Gewebeglucosewert sinkt langsam um Glucosewert fällt rasch 2-3 mg/dl pro Minute bzw. bis zu 45 mg/dl in (mehr als 2 mg/dL pro Minute) 15 Minuten. Der Gewebeglucosewert sinkt schnell um mehr als 3 mg/dl pro Minute (oder um mehr als n. a. 45 mg/dl in 15 Minuten) Anhand der interpolierten CGM-Messwerte zum Zeitpunkt der Trendanzeigenaufzeichnung und 30 Minuten danach wurde die von CGM-System gemessene Änderungsrate der Glucosekonzentration berechnet. Anschließend wurde ermittelt, welche Trendanzeige notwendig gewesen wäre, um die rechnerisch ermittelte Änderungsrate abzubilden. Diese nachträglich rechnerisch ermittelte Trendanzeige wurde mit der tatsächlich dargestellten Trendanzeige verglichen (vgl. Abbildung 2). Der zeitliche Horizont von 30 Minuten wurde gewählt, da manche CGM-Systeme eine sogenannte „Vorhersage-Alarmfunktion“ aufweisen, die einen Echtzeitalarm bis zu 30 Minuten vor einem voraussichtlich niedrigen oder hohen CGM-Messwert ausgeben. Die Häufigkeit jeder möglichen Kombination aus tatsächlich dargestellter und rechnerisch ermittelter Trendanzeige wurde berechnet und in Form von Häufigkeitsverteilungen und Kontingenztabellen dargestellt. 15
Material und Methoden Abbildung 2: Bestimmung der Vorhersagequalität von Trendanzeigen. Aus den CGM-Messwerten wurde eine Änderungsrate der Glucosekonzentration berechnet, die anhand Tabelle 1 in eine Trendanzeige umgerechnet wurde. CGM: Kontinuierliches Glucosemonitoring. Diese Auswertung wurde einerseits für alle verfügbaren Trendanzeigen durchgeführt, und zusätzlich getrennt nach Zeitpunkt der Trendanzeige. Da der Glucosekonzentrationsverlauf bei therapeutischen Entscheidungen wie Kohlenhydratzufuhr und Insulingabe aktiv beeinflusst wird, kann nicht mehr zwingend von einer Übereinstimmung der Trendanzeige mit den im weiteren Verlauf aufgezeichneten Glucosekonzentrationen ausgegangen werden. Dieser Umstand wird teilweise auch in Empfehlungen zur Nutzung von Trendanzeigen berücksichtigt.[12-14] Aus diesem Grund wurden in einer weiteren Auswertung die Trendanzeigen, die zwischen 30 Minuten vor und zwei Stunden nach Kohlenhydratzufuhr aufgezeichnet wurden, separat von den anderen Trendanzeigen untersucht, da der zugehörige Glucosekonzentrationsverlauf im 30-min-Zeithorizont von der therapeutischen Entscheidung beeinflusst wurde. Teile dieser Datenanalyse wurden bereits veröffentlicht.[29] 2.7.4. Endpunkt 4: Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten Auf Basis der heruntergeladenen BG- und CGM-Datensätze wurde die Übereinstimmung von niedrigen bzw. hohen BG-Messwerten und niedrigen bzw. hohen CGM-Messwerten wie folgt bestimmt. Für jeden BG-Messwert, der unterhalb der Schwelle für niedrige BG-Messwerte lag, wurde geprüft, ob innerhalb von ±15 min auch ein CGM-Messwert unterhalb der Schwelle für niedrige CGM-Messwerte lag. War mindestens ein solcher CGM-Messwert vorhanden, handelte es sich um einen „erkannten niedrigen BG-Messwert“. Der Quotient aus den 16
Material und Methoden erkannten niedrigen BG-Messwerten und allen BG-Messwerten unterhalb der Schwelle für niedrige BG-Messwerte ergibt den „Anteil erkannter niedriger BG-Messwerte“. Für jeden CGM-Messwert, der unterhalb der Schwelle für niedrige CGM-Messwerte lag, wurde geprüft, ob innerhalb von ±15 min auch ein BG-Messwert unterhalb der Schwelle für niedrige BG-Messwerte lag. War mindestens ein solcher BG-Messwert vorhanden, handelte es sich um einen „bestätigten niedrigen CGM-Messwert“. Wären Echtzeitalarme genutzt worden, würde es sich hierbei um einen bestätigten Echtzeitalarm für niedrige Glucosekonzentrationen handeln. Der Quotient aus den bestätigten niedrigen CGM- Messwerten und allen CGM-Messwerten unterhalb der Schwelle für niedrige BG- Messwerte ergibt den „Anteil bestätigter niedriger CGM-Messwerte“. Analog wurden „erkannte hohe BG-Messwerte“ und „bestätigte hohe CGM-Messwerte“ und ihre Raten bestimmt. Da die Schwellen für BG-Messwerte nicht zwingend mit den Schwellen für CGM-Messwerte übereinstimmen müssen,[21] wurden verschiedene Kombinationen aus Schwellwerten untersucht. Als „Standardwerte“ für niedrige bzw. hohe CGM-Messwerte wurden aus der Erfahrung in klinischen Studien am Studienzentrum 70 mg/dl bzw. 250 mg/dl gewählt. Diese Werte entsprechen den Grenzen für Hypoglykämie Stufe 1 bzw. Hyperglykämie Stufe 2 in der Konsenspublikation von Battelino et al. für nichtschwangere Menschen mit Diabetes.[11] 17
Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1. Demographische Daten der Probanden Insgesamt wurden 23 Personen als potentielle Teilnehmer voruntersucht. Dabei kam es zu drei Ausschlüssen: Ein potentieller Teilnehmer hatte einen zu hohen HbA1c und zugleich erhöhte Blutfettwerte; bei einem weiteren potentiellen Teilnehmer lagen mehrere Laborparameter außerhalb des Referenzbereichs und diese Person wurde gebeten, Kontakt zum behandelnden Hausarzt aufzunehmen; der dritte ausgeschlossene potentielle Teilnehmer hatte erhöhten Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte. Unter den 20 Studienteilnehmern waren acht Frauen (40 %) und zwölf Männer (60 %). Die Studienteilnehmer folgten entweder der intensivierten Insulintherapie (n = 6; 30 %) oder nutzten eine Insulinpumpe (n = 14, 70 %). Die Studienteilnehmer waren zwischen 21 und 64 Jahre alt (Mittelwert ± Standardabweichung: 39,0 ± 13,2 Jahre), und ihre Diabetesdiagnose lag zwischen 1 und 45 Jahre zurück (21,2 ± 10,8 Jahre). Der Body-Mass-Index der Studienteilnehmer lag bei 26,3 ± 3,9 kg/m² und reichte von 20,5 kg/m² bis 37,5 kg/m². Zum Zeitpunkt der Voruntersuchung lag der HbA1c zwischen 5,7 % (38,8 mmol/mol) und 9,6 % (81,4 mmol/mol) (7,2 % ± 1,1 % (55,6 ± 11,6 mmol/mol)). 3.2. Endpunkt 1: Unterschiede in CGM-Schlüsselparametern abhängig vom eingesetzten CGM-System 3.2.1. Vergleich der CGM-Schlüsselparameter getrennt nach CGM-System Insgesamt konnten 39 von 40 G5-Experimenten und 34 von 40 FL-Experimenten untersucht werden, weil sie ausreichend viele Daten lieferten. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt. Obwohl die mediane TbR
Sie können auch lesen