Untersuchung eines Doppelspitzschlägels aus dem römerzeitlichen Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen in Kärnten, Österreich
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Originalarbeit Berg Huettenmaenn Monatsh (2021) Vol. 166 (7): 363–369 https://doi.org/10.1007/s00501-021-01086-2 © Der/die Autor(en) 2021 Untersuchung eines Doppelspitzschlägels aus dem römerzeitlichen Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen in Kärnten, Österreich Wolfgang Scheiblechner1, Stephan Karl2, Daniel Modl3, Susanne Strobl4 und Roland Haubner4 1 Palfau, Österreich 2 Karl-Franzens-Universität Graz, Graz, Österreich 3 Abteilung Archäologie & Münzkabinett, Universalmuseum Joanneum, Graz, Österreich 4 Technische Universität Wien, Wien, Österreich Eingegangen 14. Dezember 2020; angenommen 25. Januar 2021; online publiziert 19. Februar 2021 Zusammenfassung: Ein Doppelspitzschlägel aus dem rö- Investigation of a Double-Pointed Pick from the Roman merzeitlichen Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen in Kärn- Marble Quarry Area of Spitzelofen in Carinthia, Austria ten wurde untersucht, um dessen Herstellung und Einsatz bei der Marmorbearbeitung beurteilen zu können. Abstract: A double-pointed pick (a so-called quarry pick) Das Eisen wurde in Form von Luppen aus Rennfeuern erhal- from the Roman marble quarry zone of Spitzelofen in ten. Inhomogene Kohlenstoffverteilungen im Schlägel kön- Carinthia was examined in order to be able to assess its nen auf die Eisenherstellung im Rennfeuer sowie die Verar- production and use in the marble block extraction. beitung durch Schmieden zurückgeführt werden. Das Eisen The iron was obtained in the form of a bloom from the des Doppelspitzschlägels besteht weitgehend aus Stahl mit bloomery process. Inhomogeneous carbon distributions eutektoidem (0,8 % C) Kohlenstoffgehalt, wobei vor allem in the pick can be traced back to iron production in the an der Spitze ein Gradient zu fast reinem Ferrit beobachtet bloomery and processing by forging. The iron of the pick wurde. Es wurden die erwarteten Stahlgefüge, wie Perlit, consists mainly of steel with a eutectoid (0.8% C) carbon Zwischenstufe, Widmannstättscher Ferrit und Ferrit, gefun- content, with a gradient to almost pure ferrite being ob- den, jedoch kein Martensit. Um dies abzuklären, wurden served, especially at the point. The expected steel struc- Spitzen nachgeschmiedet und gehärtet, wobei auch hier tures like pearlite, bainite, Widmannstätten ferrite, and fer- kein Martensit an den Oberflächen der Spitzen nachgewie- rite, were found, but no martensite was detected. In order sen werden konnte. to clarify this, points were forged and hardened, but no Versuche zur Marmorbearbeitung mit einem nachge- martensite was found on the surfaces of these points. schmiedeten Doppelspitzschlägel zeigten, dass eine regel- Attempts to extract and carve marble with a forged pick mäßige Nachbearbeitung der Werkzeuge notwendig war, showed that regular reworking of the tools was necessary. was auch die im Steinbruchrevier gefundenen Schmiede- It explains the forging locations which were found in the plätze erklärt. quarry zone. Schlüsselwörter: Archäometallurgie, Stahl, Schmieden, Keywords: Archaeometallurgy, Steel, Forging, Hardening Härten 1. Archäologisches Umfeld Ein wichtiges Handwerk der Römerzeit war die Steinbear- beitung, welche für Bauwerke, Statuen, Stelen usw. nö- tig war. In der sogenannten „Lupa-Datenbank“ sind dazu Prof. Dr. R. Haubner () zahlreiche Beispiele zu finden [1]. Um entsprechende Stein- Technische Universität Wien, denkmäler herzustellen, benötigt man einerseits geeignete Getreidemarkt 9/164-03, Steine, wie z. B. Marmor [2, 3], und andererseits Werkzeuge A-1060 Wien, Österreich für die Bearbeitung [4–7]. roland.haubner@tuwien.ac.at Berg Huettenmaenn Monatsh (2021), 166. Jg., Heft 7 © Der/die Autor(en) 363
Originalarbeit Einer der bekanntesten römerzeitlichen Marmorstein- on selbst erfolgte in sogenannten Rennfeuern, dessen Wir- brüche im Südostalpenraum ist der sogenannte Spitzelofen kungsweise bereits ausführlich in der Literatur beschrie- am Westabhang der Koralpe (Sankt Georgen im Lavanttal, ben wurde [12, 13]. Aus dem Rennfeuer wurde eine soge- Bezirk Wolfsberg) der zwischen 2015 und 2020 eingehend nannte Luppe erhalten, welche einem Eisen mit variablem montanarchäologisch untersucht wurde [8]. Untersuchun- Kohlenstoffgehalt entspricht, wobei aber die Eigenschaf- gen zur Herkunftsbestimmung des Marmors von römer- ten von Stahl gewünscht waren [14, 15]. Wichtig bei die- zeitlichen Steindenkmälern in Kärnten erlaubten bereits sem Prozess ist, dass die Temperatur der Luppe unterhalb vor längerer Zeit die Identifizierung und Zuordnung einiger der Schmelztemperatur von Gusseisen bleibt (Fe-C Eutek- Objekte zur Marmorlagerstätte am Spitzelofen [9]. tikum bei ca. 1150 °C), damit das Eisen nicht zu viel Koh- Da im Steinbruchrevier Spitzelofen in der Neuzeit kein lenstoff aufnehmen kann und flüssig wird. Gusseisen wie- Marmor mehr abgebaut wurde, kann die römerzeitliche derum kann nur unter Schwierigkeiten geschmiedet wer- Gewinnung und Verwertung des Marmors ungestört un- den, da es bei üblichen Schmiedevorgängen aufschmelzen tersucht werden. An den Steinbruchwänden und -soh- kann [16]. In einer Luppe können der Kohlenstoffgehalt so- len sind charakteristische Abbauspuren (Schrämspuren, wie auch Schlackeneinschlüsse sehr ungleichmäßig verteilt Keiltaschen, Schrote) zu erkennen, einzelne liegengeblie- sein. Durch die Schmiedetemperatur, aber auch durch das bene bearbeitete Blöcke lassen darauf schließen, dass Schmieden selbst, erfolgt eine Homogenisierung der Koh- bereits im Steinbruch die herausgebrochenen Blöcke zu lenstoffverteilung und Schlacken werden entsprechend ver- Rohprodukten (zu Halbfertigprodukten) weiter bearbeitet formt. wurden. Weiters sind noch Transportwege zwischen den Um größere Eisenobjekte zu erhalten, wurden mehrere einzelnen Abbaustufen sowie ein zentraler Abtransport- Luppen mittels Feuerverschweißen beim Schmieden ver- weg in Richtung des Lavanttals gut zu erkennen. Neben bunden. Ein übliches Halbprodukt zu dieser Zeit waren die den Bergbauspuren wurden auch zahlreiche Werkzeuge Spitzbarren, wobei manche Schweißnähte aufweisen, die wie Doppelspitzschlägel, Vorschlaghammer, Setzkeile oder bereits mit freiem Auge gut zu erkennen sind [17, 18]. Auf- Brechstangen gefunden. Holzkohleschichten in den Ab- grund der Ähnlichkeit von Doppelspitzschlägel und Spitz- raumhalden wurden untersucht und als Schmiedeessen barren könnten letztere als Ausgangsmaterial für die Her- identifiziert, was bedeutet, dass die Werkzeuge vor Ort stellung gedient haben. Es ist ebenfalls davon auszugehen, nachbearbeitet wurden. dass die Werkzeuge nach ihrem Einsatz im Steinbruch durch Die genaue Herkunft des Eisens für die Werkzeuge ist Schmieden nachbearbeitet wurden. Auch eine Härtung der nicht belegt, aber das „norische Eisen“ (ferrum Noricum) Oberfläche durch Abschrecken könnte erfolgt sein. aus dem Südostalpenraum war bei den Römern ein Sy- nonym für Qualität und Härte [10, 11]. Die Eisenprodukti- Abb. 1: Römischer Doppel- spitzschlägelausdem Marmor- steinbruchrevier Spitzelofen. a Gesamtansicht, b, c beide Schnittflächen nach dem Tren- nen mittels Hochdruckwasser- strahls 364 © Der/die Autor(en) Berg Huettenmaenn Monatsh (2021), 166. Jg., Heft 7
Originalarbeit 2. Ein Doppelspitzschlägel vom Spitzelofen tersucht. Um die vorliegenden Stahlgefüge besser beurtei- len zu können, wurden Mikrohärtemessungen nach Vickers Da insgesamt 10 vollständig erhaltene Doppelspitzschlägel HV0,1 durchgeführt. gefunden wurden, konnte ein Exemplar (Objektnummer: Has-12; [8]) für metallographische Untersuchungen zur Ver- fügung gestellt werden (Abb. 1a). Ziel dieser Untersuchun- 4. Gefüge des römischen Doppelspitz- gen war es, das Gefüge und die Härte dieses aus der römi- schlägels schen Kaiserzeit (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) stammenden Eisenwerkzeugs zu bestimmen. Da der Doppelspitzschlägel Auf den beiden Schnittflächen des Doppelspitzschlägels der Länge nach getrennt werden musste und keine entspre- sind Risse, Spalten und Schlackeneinschlüsse zu sehen chend große Bandsäge zur Verfügung stand, hat sich die (Abb. 1b, c). Die Risse könnten durch das Verbinden mehre- Firma Vana Anlagenbau GmbH bereit erklärt, den Schnitt rer Luppen mittels Feuerschweißen entstanden sein, wobei mittels Wasserstrahls durchzuführen (Abb. 1b, c). möglicherweise vorhandene Oxidbeläge eine homogene Für vergleichende Untersuchungen wurde von Wolf- Verschweißung der Teile verhindert haben. gang Scheiblechner ein Doppelspitzschlägel nachgeschmie- Das Eisen des Doppelspitzschlägels besteht weitgehend det, mit dem auch Versuche der Steinbearbeitung im Stein- aus Stahl mit eutektoidem (0,8 % C) Kohlenstoffgehalt. Je- bruch Spitzelofen durchgeführt wurden (Abb. 2a). Um doch findet man an verschiedenen Stellen untereutektoi- die Einhärtung beim Abschrecken nach dem Schmieden den Stahl (
Originalarbeit härtemessungen mit HV0,1 durchgeführt. In den hellen Be- Probeninneres steigt der Kohlenstoffgehalt an. Dies ent- reichen wurden Härten um 130 HV0,1 gemessen, was ei- spricht auch den in Abb. 3a beschriebenen Härtegradienten. nem ferritischen Gefüge mit geringem Zementitgehalt ent- In Abb. 4c ist ebenfalls ein Kohlenstoffgradient zu sehen, spricht. Die dunkleren Bereiche enthalten mehr Kohlenstoff, wobei die helleren Bereiche weniger und die dunkleren wodurch die Härte auf 270 HV0,1 ansteigt, ein typischer Bereiche mehr Kohlenstoff enthalten. In Bereichen mit Wert für eine perlitische Mikrostruktur. Die braun gefärbten weniger Kohlenstoff sieht man Widmannstättsche Ferrit- Bereiche enthalten etwa 0,8 wt.% Kohlenstoff, was ein eu- anordnung neben perlitähnlichen Strukturen gemischt mit tektoides Gefüge anzeigt und es wurden Härten zwischen Zwischenstufe (Abb. 4d). Bei höheren Kohlenstoffkonzen- 330 und 370 HV0,1 gemessen, ein Hinweis auf die Anwe- trationen überwiegen Gemische aus Zwischenstufe und senheit von feinem Perlit und Zwischenstufe. In Abb. 3b ist feinem Perlit (Abb. 4d). Teilweise werden auch Spalten be- eine Überblicksaufnahme aus einem mittleren Bereich des obachtet, die vermutlich während des Feuerverschweißens Doppelspitzschlägels zu sehen. Es wurde ein Härtegradient von Eisenteilen entstanden sind (Abb. 4f). Die Kohlenstoff- von 170 zu 118 HV0,1 gemessen, was durchwegs einem un- verteilung in diesem Bereich ist jedoch sehr homogen. Die tereutektoiden Stahl entspricht. Abb. 4g–i zeigen wiederum einen Randbereich mit inhomo- In Abb. 4 sind die verschiedenen Gefüge des Doppel- gener Kohlenstoffverteilung. Detailaufnahmen (Abb. 4h, i) spitzschlägels dargestellt. zeigen wiederum unterschiedliche Verteilungen von Wid- Die Spitze des Doppelspitzschlägels zeigt einerseits mannstättschem Ferrit, feinem Perlit sowie Zwischenstufe. längliche Schlackeneinschlüsse und Korrosionsprodukte Die beobachteten Gefüge bestätigen somit die Herstel- an der Oberfläche (Abb. 4a). Nach einer Ätzung erkennt lung des Doppelspitzschlägels aus Rennfeuern gewonne- man eine ungleichmäßige Verteilung von Kohlenstoff, ner Luppen sowie die Bearbeitung durch Schmieden. Da welcher in unterschiedlichen Gefügen von Ferrit/Zementit angenommen werden kann, dass nach dem Schmieden vorliegt (Abb. 4b). Im Randbereich nahe der Schlackenein- eine Abkühlung in Wasser erfolgte, stellte sich die Frage, schlüsse liegt nahezu reiner Ferrit vor und weiter Richtung warum kein Martensit gefunden wurde. Um zu klären, ob Abb. 4: Gefüge des Doppelspitzschlägels im LOM. a–c Bereich der Spitze, a poliert, b, c Ätzung mit Nital 3 %, d–f Gefüge im Innenbereich des Schlägels, Ätzung mit 3 % Nital, g–i Randzone mit inhomogener Kohlenstoffverteilung, Ätzung mit 3 % Nital 366 © Der/die Autor(en) Berg Huettenmaenn Monatsh (2021), 166. Jg., Heft 7
Originalarbeit bei derartigen Spitzen Martensit überhaupt entsteht, wur- meleitfähigkeit im Stahl die Temperatur nicht rasch genug den zwei Spitzen nachgeschmiedet und in Wasser abge- abgesenkt werden kann. Es erfolgte somit in den Randbe- schreckt. Aber auch in diesem Fall konnte kein Martensit reichen eine Härtung zur Zwischenstufe, da auch kein Perlit nachgewiesen werde. festgestellt wurde. Nahe der Oberfläche wurden in Berei- Erklärungen für das Fehlen von Martensit wären: chen mit Zwischenstufe Härten von etwa 400 HV0,1 gemes- Die Abschrecktemperatur (übereutektoide Tempera- sen. Richtung Probeninneres sanken diese Werte auf ca. 350 turen, > 730 °C sollten vorliegen) war zu niedrig für die HV0,1 was auf eine etwas gröbere Zwischenstufe schließen Martensitbildung. Dies könnte der Fall sein, wenn während lässt. Bereiche mit höheren Ferritanteilen besitzen eine Här- des Schmiedens die Temperatur bereits abgefallen ist oder te um 280 HV0,1. dass das Werkstück nur oberflächlich erwärmt wurde und dadurch rascher abkühlte. Die notwendige Abkühlgeschwindigkeit für die Marten- 6. Zusammenfassung sitbildung wurde aufgrund der Masse des Schlägels nicht erreicht, wodurch sich bevorzugt die Zwischenstufe ausbil- Ein römerzeitlicher Doppelspitzschlägel aus dem Marmor- dete. steinbruchrevier Spitzelofen in Kärnten wurde werkstoff- Verschleiß beim Einsatz im Steinbruch oder Korrosion kundlich untersucht, um Daten über seinen Aufbau und das während der Lagerung im Erdreich können zum Abtrag der Gefüge zu erhalten. Daraus kann abgeleitet werden, wie Oberfläche und somit des Martensits geführt haben. diese Werkzeuge hergestellt wurden und auch wie sie sich beim Einsatz im Marmorsteinbruch verhalten haben. Die Römer beherrschten die Herstellung von Eisen in Rennfeu- 5. Gefüge der nachgeschmiedeten und ern, wobei Luppen erhalten wurden, welche entsprechend gehärteten Spitzen ihrem Kohlenstoffgehalt als Stahl bezeichnet werden kön- nen. Größere Eisenteile wurden durch Feuerverschweißen Aus einem Baustahl mit untereutektoidem Kohlenstoffge- mehrerer kleinerer Luppen hergestellt. Ob dies für die Her- halt (ca. 0,5 % C) wurden zwei Spitzen nachgeschmiedet stellung des vorliegenden Doppelspitzschlägels notwendig (Abb. 2b). Um definierte Härtebedingungen sicherzustel- war, ist nicht bekannt, aber die im Querschnitt sichtbaren len, wurden die Spitzen in einem Ofen auf 850 °C erhitzt Spalten könnten so entstanden sein. und danach in Wasser abgeschreckt. In Abb. 5a sind läng- Das Eisen des Doppelspitzschlägels besteht weitge- liche Einschlüsse zu sehen, welche durch das Schmieden hend aus Stahl mit eutektoidem (0,8 % C) und geringeren entstanden sind. Die Abb. 5b–f zeigen typische Gefüge im untereutektoidem (
Originalarbeit Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namens- nennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Au- tor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial un- terliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich ausder Abbildungslegendenichtsanderesergibt. Sofern dasbetreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de. Abb. 6: Nachgeschmiedeter Doppelspitzschlägel in originalem Schräm- graben Literatur 1. Harl, F.; Harl, O.: http://lupa.at (Bilddatenbank zu antiken Steindenk- durch Entkohlung beziehungsweise Aufkohlung entstan- mälern) (10.12.2020) den sind, kann nicht beurteilt werden. Die beobachteten 2. Müller, H. W.; Schwaighofer, B.: Die römischen Marmorsteinbrüche Stahlgefüge entsprechen den bekannten Gefügen wie z. B. in Kärnten, Carinthia II, 189 (1999), S. 549–572 Ferrit, Widmannstättschem Ferrit, Zwischenstufe, Perlit. Die 3. Feinig, J.: Die römerzeitlich genutzten Marmorsteinbrüche in Kärn- ten, Diplomarbeit, Universität Wien, 2001 durchgeführten Härtemessungen bestätigten die metallo- 4. Rockwell, P.: The Art of stoneworking. A reference guide, Cam- graphischen Beobachtungen. Es wurde jedoch kein Mar- bridge: Cambridge University Press, 1993 tensit beobachtet, dessen Entstehung beim Abschrecken 5. Bessac, J.-C.: L’outillage traditionnel du tailleur de pierre, de des Werkzeugs in Wasser, zumindest an der Oberfläche, l’Antiquité à nos jours, Revue archéologique de Narbonnaise. entstanden sein könnte. Um dies zu überprüfen, wurden Supplément 14, Éditions du Centre National de la Recherche Scien- tifique, Paris, 1986 zwei Spitzen ähnlicher Geometrie nachgeschmiedet und 6. Birch, T.: A roman mining tool: The investigation and identification gehärtet, wobei auch hier kein Martensit beobachtet wur- of an iron object, Austria Antiqua, 6 (2017), pp 455–474 de. Daraus kann geschlossen werden, dass aufgrund der 7. Furger, A. R.: Antike Stahlerzeugung – Ein Nachweis der Aufkoh- Masse des Werkzeugs die Abkühlgeschwindigkeit für eine lung von Eisen aus Augusta Raurica, Beiträge zur Technikgeschichte Martensitbildung nicht erreicht wird. Band 2, Basel, Frankfurt a. M.: LIBRUM Publishers & Editors, 2019 8. Karl, S.: Das römerzeitliche Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen in Mit dem nachgeschmiedeten Doppelspitzschlägel wur- Kärnten, Montanarchäologische Forschungen. Mit Beiträgen von P. de auch versucht, im Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen Bayer, M. Grabner, M. Hainzmann, R. Haubner, C.A. Hauzenberger, an ausgewählten Stellen den Marmor zu bearbeiten; so A.G. Heiss, K. Layr, D. Modl, W. Prochaska, S. Strobl, B. Toškan, E. wurde an einem Marmorblock ein kleiner Schrotschlitz da- Wächter, M. Weißl und S. Wiesinger, Fundberichte aus Österreich, Beiheft 1, Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Horn: Ferdinand Berger & mit angelegt (Abb. 6). Dabei stellte sich heraus, dass die Söhne Ges.m.b.H., 2021 Spitzen relativ rasch abstumpfen und daher eine Nachbear- 9. Steiner, A.: Archäologische Auswertung petrochemisch untersuch- beitung durch Schmieden in relativ kurzen Abständen not- ter römerzeitlicher Denkmäler aus Marmor in Kärnten, Diplomar- wendig wird. Experimentelle Untersuchungen in Thasos beit, Universität Wien, 2005 konnten zeigen, dass Meißeln alle zwei Stunden nachge- 10. Straube, H.: Die Stadt auf dem Magdalensberg – Norischer Stahl, Ferrum Noricum und die Stadt auf dem Magdalensberg, Vienna: schmiedet werden mussten [20] bzw. – und dies ist auch bei Springer, 1996 den Doppelspitzschlägeln anzunehmen – mit einem Set von 11. Cech, B.: Die Produktion von ferrum Noricum am Hüttenberger Werkzeugen gearbeitet wurde, die bei Feierabend alle auf Erzberg. Die Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen auf einmal nachgeschmiedet wurden. Die Haltbarkeit der Werk- der Fundstelle Semlach/Eisner in den Jahren 2003–2005, Austria zeuge ist sicherlich auch von der Technik der Werkzeugfüh- Antiqua 2 (2008) Österreichische Gesellschaft für Archäologie, Wien 12. Tylecote, R. F.: A history of metallurgy, The Metals Society, London: rung abhängig, die uns leider nicht bekannt ist. Dies bedeu- Mid County Press London, 1976 tet, dass die römischen Steinbrucharbeiter vermutlich län- 13. Haubner, R.; Schatz, I.; Schatz, F.; Scheiblechner, W.; Schubert, W.- ger mit den Werkzeugen arbeiten konnten als unsere Versu- D.; Strobl, S.: Archaeometallurgical simulations of the processes in che gezeigt haben. Es wurden im Steinbruch aber Schmie- bloomery furnaces from the Hallstatt and medieval period. Materi- deplätze nachgewiesen, was nahelegt, dass die Werkzeuge als Science Forum, 782 (2014), pp 641–644 14. Khevenhüller, G.; Mitsche, R.; Trojer, F.: Aufbau dreier römischer Ei- vor Ort nachbearbeitet wurden. senluppen und der damit verbundenen Schlackenbestandteile vom Magdalensberg, Kärnten, Carinthia II, 71/151 (1961), S. 81–87 Danksagung. Unser Dank gilt Herrn Nico Neubauer, der im Rahmen seiner 15. Strobl, S.; Haubner, R.; Klemm, S.: Metallographic investigations of Bachelorarbeit an der TU Wien, bei der metallographischen Probenpräparation a historical bloom found in Styria—Austria. in: Special Issue, 14th und der Härtemessung mitgeholfen hat. Herrn Dr. Andreas Hassler danken wir International Symposium on Metallography, Acta Metallurgica Slo- für die Zurverfügungstellung des Doppelspitzschlägels (Has-12). vaca Conference, 1 (2010), pp 655–660 Funding. Open access funding provided by TU Wien (TUW). 16. Strobl, S.; Scheiblechner, W.; Haubner, R.: Damaszenerschmie- den mit Gusseisen und Stahl, in G. Petzow (Hrsg.): Sonderbän- de der Praktischen Metallographie 47, St. Augustin, Deutschland, INVENTUM GmbH, 2015, S. 127–132 368 © Der/die Autor(en) Berg Huettenmaenn Monatsh (2021), 166. Jg., Heft 7
Originalarbeit 17. Furger, A. R.: Antike Stahlerzeugung – Ein Nachweis der Aufkoh- Austria, in: Special Issue, 14th International Symposium on Metallo- lung von Eisen aus Augusta Raurica. Beiträge zur Technikgeschich- graphy, Acta Metallurgica Slovaca Conference, 1 (2010), pp 661–664 te, Band 2, Dr. h.c. Alfred-Mutz-Stiftung (Herausgeber), Basel, Frank- 20. Koželj, T.: Extraction of blocks in antiquity. Special methods of ana- furt a. M.: LIBRUM Publishers & Editors, 2019 lysis, in Herz, N.; Waelkens, M. (Hrsg.): Classical Marble. Geoche- 18. Bauvais, S.; Berranger, M.; Boukezzoula, M.; Leroy, S.; Disser, A.; mistry. Technology. Trade, NATO ASI Series E. Applied sciences 153, Vega, E.; Aubert, M.; Dillmann, P.; Fluzin, P.: Guard the good depo- Dordrecht-Boston-London: Kluwer Academic Publishers, 1988, pp sit: Technology, provenance and dating of bipyramidal iron semi- 31–39 products of the durrenentzen deposit (Haut-Rhin, France). Archaeo- metry, 60 (2017), pp 290–307 Hinweis des Verlags. Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnun- 19. Strobl, S.; Haubner, R.; Klemm, S.: Microstructure of a nail from the gen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen Modern Period found in the context of a historical road in Styria/ neutral. Berg Huettenmaenn Monatsh (2021), 166. Jg., Heft 7 © Der/die Autor(en) 369
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