Leishmaniose beim Hund - Vetline.de

 
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Leishmaniose beim Hund - Vetline.de
Foto: CDC/Frank Collins
Leishmaniose beim Hund
Die durch Sandmücken übertragene Leishmaniose breitet sich in Europa
zusehends aus. Auch in Österreich steigen die Erkrankungszahlen. Vor
allem Importhunde, aber auch reisebegleitende Hunde, sind betroffen.
DR. MED. VET. MICHAEL LESCHNIK

D
            ie Leishmaniose des Hundes ist eine      Priv.-Doz. Dr. med.           In den letzten Jahren haben sich Fälle von
            lebensbedrohende Infektionserkran­       vet. Michael             Leishmaniose beim Hund und auch beim Men­
            kung mit hohem zoonotischen Potential.   Leschnik ist an der      schen im Bereich des Balkans gehäuft. Autochthone
            In Europa wird der Erreger Leishmania    Abteilung für Interne    Herde wurden auch aus dem Süden Ungarns und der
infantum durch Sandmücken (Phlebotominae) über­      Medizin Kleintiere der   Slowakei berichtet. Außerhalb des klassischen Ver­
tragen. Das europäische Endemiegebiet umfasst        Universitätsklinik für   breitungsgebietes der Überträgermücken kommen
praktisch den gesamten Mittelmeerraum, aber auch     Kleintiere und Pferde    einzelne Unterarten dieser Vektoren auch in Öster­
die Schwarzmeerküste und den Schweizer Kanton        der Vetmeduni Wien       reich und Deutschland vor, wobei aber die Vektor­
Tessin.                                              tätig.                   kompetenz nicht für jede Sandmückenart bewiesen

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ist. Somit erscheint bei den aktuellen klimatischen
Bedingungen für Sandmücken in einigen Regionen
Österreichs grundsätzlich eine Vermehrung der
Vektoren möglich, was ein Auftreten zukünftiger
autochthoner Fälle wahrscheinlich erscheinen lässt.
      Ein genereller Trend zur Ausdehnung der Ende­
miegebiete nach Norden hin wird in weiten Gebieten
Europas gesehen.
      Die Situation in Österreich erscheint nach
einigen Jahren mit niedrigen Fallzahlen beim Hund
derzeit wieder deutlich ansteigend (. Abb. 1). Die
meisten Fälle betreffen Importhunde aus dem Mit­
telmeerraum. Allerdings zeigen in den letzten Jahren
vermehrt importierte Fälle aus Ungarn, Bosnien und
Serbien, dass sich diese Situation stetig verändert
(. Abb. 2). Anders als bei der caninen Dirofilariose
spielen bei der caninen Leishmaniose auch die rei­
                                                       Abb. 1: Anzahl der Fälle von caniner Leishmaniose 2001–2019 in Österreich
sebegleitenden Tiere eine große Rolle.
                                                       (Vetmeduni Wien; n = 104; schraffiert die hochgerechneten Fälle 2019)
      In der Sandmücke vermehren sich Leishmanien
als begeißelte promastigote Form um dann beim
Blutsaugakt des Insektes auf den Wirt übertragen
zu werden. Dort besiedelt der Erreger mit einer
Länge von 2­5 µm in erster Linie Makrophagen im
retikuloendothelialen System. In Brasilien wurde
erstmals die Übertragung bei Hunden durch den
Deckakt beschrieben, in einigen Fällen konnte in
Europa auch die vertikale Übertragung vom infi­
zierten Muttertier auf die Welpen bewiesen wer­
den. Somit treten vereinzelt in nicht­endemischen
Gebieten Fälle von caniner Leishmaniose bei Hun­

                                                                                                                                                 Grafiken: Michael Leschnik
den ohne Aufenthalt in einem Endemiegebiet auf,
was eindeutig als diagnostische Challenge angese­
hen werden muss. Auch Bluttransfusionen sind als
Infektionsquelle in Betracht zu ziehen und sollten
bei Spendern aus endemischen Regionen vor dem
Einsatz kontrolliert werden. Eine Übertragung durch
andere blutsaugende Parasiten wie die braune Hun­      Abb. 2: Herkunftsländer von an Leishmaniose erkrankten Hunden in Österreich
dezecke (Rhipicephalus sanguineus) erscheint aus       (Vetmeduni Wien; n = 104)
heutiger Sicht unwahrscheinlich.
      Genetische Faktoren spielen eine wichtige
Rolle für die Empfänglichkeit einzelner Hunderas­       „Nach einigen                    punkt können grenzwertige oder niedrige Serumtiter
sen (z. B. der Boxer mit hoher Empfänglichkeit),                                         entstehen, die jedoch bei erfolgreicher Erregerelimi­
eine Tatsache die durch genetische Selektion die         Jahren mit                      nation durch den Hund auch ohne Therapie inner­
teilweise niedrige Erkrankungsrate in endemischen        niedrigen                       halb von einigen Monaten wieder negativ werden.
Gebieten erklären könnte, wie z. B. beim Podenco         Fallzahlen                      An der Vetmeduni Wien wurden so 13 % der Fälle
in Spanien. Eine Geschlechtsprädisposition scheint                                       klassifiziert. Bei diesen zumeist asymptomatischen
nicht zu bestehen.
                                                         beim Hund                       Tieren sollte nach 3–6 Monaten eine Serumtiterkon­
                                                         sind die                        trolle durchgeführt werden um den Infektionsstatus
Pathomechanismus                                         Fallzahlen                      zu verifizieren. In dieser Zeit sollte keine Therapie
Der Infektionsstatus und Krankheitsverlauf der                                           durchgeführt werden, da ansonsten nicht mehr zwi­
caninen Leishmaniose hängen sehr eng mit der
                                                         derzeit wie-                    schen einer Erregerelimination durch das Immun­
initialen Immunantwort des Hundes zusammen.              der deutlich                    system und einem temporären Ansprechen auf die
Eine überwiegend zelluläre Immunantwort über             ansteigend.“                    Therapie unterschieden werden kann. Sobald die
T­Lymphozyten (CD4+ T­Helferzellen) im Bereich                                           Entscheidung zur spezifischen Therapie gefallen ist,
der Eintrittspforte (Haut) führt zumeist zur erfolg­      Michael Leschnik,              muss das Tier grundsätzlich als potentiell bleibend
reichen Elimination des Erregers. Zu diesem Zeit­         Wien                           infiziert angesehen werden.

news4vets 02/2019                                                                                                                          15
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Foto: Michael Leschnik

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                         Abb. 3: Hund mit fortgeschrittener Leishmaniose – Kachexie und Alopezie   Abb. 4: Borkige Auflagerungen an den Ohrrändern

                               Nachdem die erste Hürde der Immunabwehr                                             unterscheiden sich je nach Quelle, lassen aber in
                         im Bereich der Haut durch den Erreger überwunden            „Das Einsetzen                ihrer Kombination und Häufigkeit keinen Rück­
                         ist, kommt es zu einer massiven humoralen Antwort                                         schluss auf die Herkunft der Infektion zu. Die
                         mit der Produktion von Immunglobulinen, die inef­            von Symp-                    einzelnen Organmanifestationen können sowohl
                         fizient bleibt und zur Pathogenese der Erkrankung            tomen kann                   einzeln als auch in jeder möglichen Kombination
                         beiträgt. Der weiteren Erregervermehrung kann das            mitunter erst                auftreten.
                         Immunsystem des Wirtes nur mehr eingeschränkt                                                  Das Einsetzen von Symptomen kann mitun­
                         entgegentreten wobei der grundsätzliche Zusam­
                                                                                      viele Monate                 ter erst viele Monate oder auch Jahre nach der
                         menhang zwischen systemischer Erregerlast und                oder auch                    Infektion beobachtet werden. Neben den Hauteff­
                         dem Auftreten von klinischen Symptomen bewiesen              Jahre nach                   loreszenzen werden Lymphadenomegalie, Spleno­
                         wurde. Sekundär immunsupprimierende Faktoren                                              megalie, entzündliche Augenerkrankungen sowie
                         wie z. B. Co­Infektionen spielen hier eine große
                                                                                      der Infektion                Lahmheit, Muskelatrophie und Gewichtsverlust
                         Rolle.                                                       beobachtet                   beobachtet. Die systemische Blutungsneigung
                                                                                      werden.“                     manifestiert sich oft als Epistaxis oder pete­
                         Symptome                                                                                  chiale Blutungen und ist einerseits durch eine
                         Die Organmanifestationen, Symptome und Laborbe­               Michael Leschnik,           immunmediierte Thrombozytopenie als auch
                         funde der caninen Leishmaniose sind in . Tabelle 1            Wien                        durch eine abnorme Thrombozytenaggregation
                         dargestellt. Die Prävalenzen einzelner Befunde                                            gekennzeichnet.
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                          Tabelle 1: Leitsymptome der caninen Leishmaniose

                          Organmanifestation/                    klinische Symptome/                      Prävalenz in           Situation in Österreich
                          Funktionsstörung                       Laborbefunde                             Endemiegebieten        bei importierten Hunden
                                                                                           Leitsymptome/Leitbefunde
                          granulomatöse/                         Pappeln, Pusteln, Schuppen, Ulzera                31 %–89 %                   53 %
                          ulzerative Dermatitis
                          Onychogrypose                          brüchiges Krallenhorn                             20 %–83 %                   23 %

                          Glomerulonephritis                     Azotämie, Proteinurie,                            11 %–38 %                   26 %
                                                                 nicht regenerative Anämie
                          Immunsystem                            Lymphadenopathie                                  56 %–90 %                   32 %
                                                                 Splenomegalie, Hypergammaglobu-                                               55 %
                                                                                                                   10 %–81 %
                                                                 linämie                                                                       41 %
                          Augenveränderungen                     Uveitis, Keratitis, Blepharitis                   2 %–81 %                    8%

                          kataboler Stoffwechsel                 Anorexie, vorberichtlicher                        7 %–81 %                    16 %
                          Erbrechen/Durchfall                    Gewichtsverlust                                                               65 %
                                                                                    zusätzlich beschriebene Symptome/Befunde
                          Myopathie, Arthropathie, Osteopathie   Muskelatrophie, Schwäche, Lahmheit                3 % –25 %                   19 %

                          Enzephalomyelopathie                   Ataxie, Krampfanfälle                                4%                       3%
                          Blutungsneigung                        Epistaxis, Petechien,                              4 %–19 %                   22 %
                          Knochenmark                            Thrombozytopenie
                          Knochenmark                            Anämie                                                                        34 %
                                                                 Leukopenie                                                                    15 %
                                                                 Panzytopenie                                                                  10 %
                          Herzinsuffizienz                       Ödeme, paroxysmale Tachycardien,                  Fallbericht                 2%
                                                                 ventrikuläre Extrasystolen
Foto: Michael Leschnik

                         Abb. 5: Mikroskopische Ansicht eines Lymphknotenaspirates mit amastigoten Leishmanien in Makrophagen

                         18                                                                                                                        news4vets 02/2019
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                                                       Foto: Michael Leschnik

Abb. 6: Deutliche Kaumuskelatrophie bei einem Hund
mit Leishmaniose

     Nicht regenerative Anämien werden häufig
beobachtet und resultieren aus einer verminder­
ten Erythropoese durch fortgeschrittene Nierener­
krankungen und dem möglichen Auftreten einer
immunvermittelnden Hämolyse. Zusätzlich kann
die Produktion von spezifischen Immunglobuli­
nen zur Hypergammaglobulinämie und damit zum
Hyperviskositätssyndrom führen, welches wiede­
rum die Blutungsneigung fördert.
     Zu Beginn der Infektion deutet oft nur eine
milde Proteinurie auf das Vorhandensein einer
Nephropathie hin, später kommt es zur Azotämie
mit Polydipsie, Polyurie und im Endstadium zum
nephrotischen Syndrom mit renalem Albuminver­
lust und Thromboseneigung.

Diagnostik
In Mitteleuropa führt neben den klinischen Symp­
tomen auch die Herkunft des Hundes aus einem
Endemiegebiet zur Entscheidung, spezifische dia­
gnostische Maßnahmen einzuleiten. Der mikros­
kopische Erregernachweis (amastigote Form) in
Haut­abklatschpräparaten sowie Lymphknoten-,
Milz- und Knochenmarkaspiraten ist beweisend
für eine Infektion. Der Erregernachweis in der
Haut weist aber besonders in der Frühphase der
Infektion und bei asymptomatischen Tieren eine
niedrigere Sensitivität (
Leishmaniose beim Hund - Vetline.de
Tabelle 2: Staging der caninen Leishmaniose

 Stage        Serologie                 klinische                        Laborergebnisse                   Therapie                    Prognose
                                        Symptome
 1            negative bis              papuläre Dermatitis oder         Crea < 1,4mg/dl,                  keine Therapie              gut
              schwach positive Titer    Lymphadenomegalie                UPC < 0,5                         oder wie Stage 2

 2            niedrige bis hohe Titer   zusätzlich exfoliative/ulzera-   milde Anämie, Hypergammaglobu-    Allopurinol Dauerthera-     gut bis fraglich
                                        tive Dermatitis                  linämie                           pie und Meglumine oder
                                        Gewichtsverlust,                 Substage a: Crea < 1,4mg/dl       Miltefosin
                                                                         + UPC < 0,5
                                                                         Substage b: Crea > 1,4mg/dl
                                                                         + UPC = 0,5–1
 3            mittlere bis hohe Titer   zusätzlich Uveitis, Glomeru-     IRIS Stage 1:                     Allopurinol Dauerthera-     fraglich bis schlecht
                                        lonephritis                      Crea 1,4–2,0mg/dl                 pie und Meglumine oder
                                                                         oder                              Miltefosin
                                                                         UPC 1-5                           + Nierentherapie laut
                                                                                                           IRIS
 4            mittlere bis hohe Titer   pulmonaler Thromboembo-          IRIS Stage 2:                     Allopurinol + Nierenthe-    schlecht
                                        lismus                           Crea 2,1–5mg/dl                   rapie laut IRIS – sofern
                                        end-stage Niereninsuffizienz     IRIS stage 3:                     eine Stabilisierung der
                                        nephrotisches Syndrom            Crea > 5mg/dl                     Nierenfunktion erreicht
                                                                         oder                              werden kann wie Stage 3
                                                                         UPC > 5

Erregernachweis hat eine niedrige Sensitivität und                                              mit einem negativen serologischen Zeugnis aus
wird nicht als solitäre diagnostische Maßnahme                                                  dem Herkunftsland ausgestattet sind, aber einige
empfohlen.                                                                                      Monate später trotzdem serokonvertieren.
     Der Antikörpernachweis aus dem Serum wird
derzeit mit unterschiedlichen Methoden durchge­                                                 Staging und Therapie
führt. Entsprechend ausgerüsteten Labors vorbe­                                                 Um eine auf den Patienten abgestimmte Therapie
halten sind die Durchführung von IFAT, ELISA oder               „Es werden                      durchführen zu können ist sowohl ein initiales als
Western blot. Diese zeichnen sich durch eine hohe                                               auch ein therapiebegleitendes Klassifizieren (Sta­
Spezifität (96 %) bei einer ebenfalls hohen Sensiti­             immer wieder                   ging) der Hunde notwendig. Hierzu werden neben
vität bei symptomatischen Hunden (88 %–100 %),                   Hunde nach                     den klinischen Symptomen auch die serologischen
bei allerdings mäßiger Sensitivität (29 %–65 %)                  Österreich                     Parameter, Blut­ und Harnanalysebefunde herange­
bei asymptomatischen Hunden aus. Der Einsatz                                                    zogen (. Tab. 2). Zusätzlich muss immer auf Co­In­
von kommerziellen immunochromatografischen
                                                                 importiert,                    fektionen wie die canine Ehrlichiose, Dirofilariose
Testkits (rapid in house Tests) zur Diagnostik der               die mit einem                  und Hepatozoonose geachtet werden. Bei Co­In­
caninen Leishmaniose nimmt in den letzten Jahren                 negativen                      fektionen muss therapeutisch jener Infektion der
zu, kann aber mit der Sensitivität und Spezifität der                                           Vorrang eingeräumt werden, die klinisch die meisten
aufwendigeren Labormethoden nicht mithalten.
                                                                 serologischen                  Symptome hervorgerufen hat.
     In 4 % der Fälle von klinisch manifester Leish­             Zeugnis aus                         Die derzeitige Standardtherapie der caninen
maniose mit Erregernachweis in der Haut und                      dem Her-                       Leishmaniose erfolgt mit Allopurinol (10–15 mg/
inneren Organen wurden auch negative Antikör­                                                   kg zweimal täglich oral). Allerdings sind bereits
pertiter gemessen.
                                                                 kunftsland                     erste Resistenzentwicklungen bei den Leishma­
     Als Verfahren der Wahl zur Erstdiagnose kann                ausgestattet                   nien bekannt. Eine bekannte Nebenwirkung ist die
derzeit der Erregernachweis aus z. B. Lymphkno­                  sind, aber                     Entwicklung von Xanthin­Harnsteinen, denen mit
tenaspiraten oder Hautgeschabseln mit gleichzei­                                                entsprechenden Purin­armen Diäten begegnet wer­
tigem Antikörpernachweis bei symptomatischen
                                                                 einige Monate                  den kann. Ab Stage 2 sollte auch eine kurzfristige
Hunden angesehen werden. Für asymptomati­                        später trotz-                  Therapieerweiterung mit Meglumine Antimonat
sche Hunde gelten prinzipiell dieselben Kriterien,               dem serokon-                   (Glucantime®, 75–100 mg/kg s. c. einmal täglich für
jedoch sollte bei inkonklusiven Testergebnissen                                                 3–4 Wochen) oder Miltefosin (Milteforan®, 2 mg/kg
eine Wiederholung nach 3–6 Monaten empfohlen
                                                                 vertieren.“                    einmal täglich oral über 28 Tage) eingesetzt werden.
werden. Der alleinige Erregernachweis aus der Haut                                              Sowohl der positive therapeutische Effekt als auch
beweist bei asymptomatischen Hunden die syste­                    Michael Leschnik,             die Inzidenz von Nebenwirkungen wurden bei Mil­
mische Ausbreitung nicht. Ebenso sollte nach dem                  Vetmeduni Wien                tefosin und Meglumine Antimonat als vergleichbar
Eintreffen eines importierten Hundes oder eines                                                  beschrieben. Als häufigste Nebenwirkung traten bei
reisebegleitenden Hundes zweimal im Abstand                                                     beiden Therapieformen gastrointestinale Symptome
von 6 Monaten ein serologischer Screening­Test                                                  auf. Die derzeit gängigen Medikationen führen in der
durchgeführt werden, um der langen Serokonver­                                                  Regel nicht zur kompletten Erreger­Eliminierung.
sionszeit Rechnung zu tragen. Es werden immer                                                   Es bestehen Bedenken bezüglich des Einsatzes von
wieder Hunde nach Österreich importiert, die                                                    Miltefosin beim Hund, da Resistenzentwicklungen

20                                                                                                                                    news4vets 02/2019
Leishmaniose beim Hund - Vetline.de
Fachartikel

zur verminderten Wirksamkeit auch beim Menschen                          klinischen Symptomatik. Die tatsächliche Errege­
führen würden. Zusätzlich konnte der Einsatz von                         relimination ist sehr selten und kurzfristig nicht
Prednisolon (1–2 mg/kg einmal täglich oral) über                         zu beweisen.
3 Wochen eine raschere Normalisierung der Throm­                              Das weitere Monitoring beinhaltet vierteljähr­
bozytenfunktion bewirken und verbessert bei Zei­     „Die tatsächli-     liche klinische Kontrollen und UPC­Analysen sowie
chen einer Polyarthritis die Entzündungssymptome                         mindestens halbjährliche Kontrollen der relevanten
und damit die Schmerzen deutlich. Ab Stage 3 muss     che Erreger-       Blutparameter. Serologische Titeranalysen sollten
zusätzlich eine unterstützende Nierentherapie ein­    elimination        6 Monate nach Start der Therapie und jederzeit bei
geleitet werden.                                      ist sehr selten    Eintreten von Komplikationen oder Verschlechte­
     Weitere Präparate wie Domperidon (Leish­                            rung des Allgemeinbefindens durchgeführt werden.
guard®; 0,5 mg/kg einmal täglich oral) oder das
                                                      und kurzfris-           Eine direkte Korrelation von Laborparame­
Nahrungsergänzungsmittel Impromune® können            tig nicht zu       tern und einer schlechten Prognose (reduzierten
additiv zur Standardtherapie verabreicht werden.      beweisen.“         Überlebenszeit) beruht primär auf dem Vorhan­
Das Antibiotikum Marbofloxacin (2 mg/kg einmal                            densein einer Proteinurie, Hypoalbuminämie und
täglich oral über einen Monat) hatte in einer Stu­   Michael Leschnik,   Lymphopenie. Die Höhe des Antikörpertiters hat
die ebenfalls eine positive Wirkung auf klinische    Wien                keinen Einfluss auf die Prognose, wohingegen eine
Parameter bei an Leishmaniose erkrankten Hunden.                         spezifische Therapie die Prognose grundsätzlich
     Eine Überprüfung des Therapieerfolges kann                          substantiell verbessert. Trotz aller therapeutischen
sowohl durch einen negativen Erregernachweis                             Interventionen muss mit einer Letalitätsrate von
als auch mit serologischen Methoden erfolgen,                            23 % innerhalb der ersten zwei Jahre nach Diagno­
entscheidend ist aber immer die Verbesserung der                         sestellung gerechnet werden.
Fachartikel

                                                                                                                                                            Foto: Viorel Sima – stock.adobe.com
Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle für die Empfänglichkeit einzelner Hunderassen, so hat der Boxer eine hohe Empfänglichkeit.

Prophylaxe                                                                                    Literatur
Aufgrund der häufigen Erregerpersistenz bei infizier­                                         Solano-Gallego L, Koutinas A, Miro G, Cardoso l, Pennisi
ten Hunden nimmt die Infektionsprophylaxe eine                                                    MG, Ferrer L, Bourdeau P. Oliva G und Baneth G (2009):
                                                                                                  Directions for the diagnosis, clinical staging, treatment
wichtige und zentrale Stellung in der Epidemiologie
                                                                                                  and prevention of canine leishmaniosis. Vet. Parasitol.,
der caninen Leishmaniose ein. Ein Impfstoff für den
                                                                                                  165, 1-18.
Hund war zuerst in Brasilien im Einsatz und konnte
dort lokale Erfolge in der Bekämpfung der caninen                                             Fernandez M, Tabar MD, Arcas A, Mateu C, Homedes J und
                                                                                                 Roura X (2018): Comparison of efficacy and safety of
und humanen Leishmaniose vorweisen. In Europa
                                                                                                 preventive measures used against canine leishmaniasis
sind zwei Impfstoffe beim Hund zugelassen. Schon               „Vor allem                         in southern European countries: Longitudinal retros-
seit einigen Jahren ist CaniLeish® (Virbac, Frank­
reich; Grundlage sind gereinigte Leishmanien­Pro­
                                                               bei reise-                        pective study in 1647 client-owned dogs (2012-2016).
                                                                                                 Vet. Parasitol., 263, 10-17.
teine) erhältlich, der nach dreimaliger Grundimmu­             begleitenden                   Fernandez Cotrina J, Iniesta V, Monroy I, Baz V, Hugnet C,
nisierung zwei Wochen nach der 3. Dosis zu einem               Hunden ist                        Maranon F, Fabra M, Gomez-Nieto LC und Alonso C
Antikörperpeak führt. In quantitativen Labortests
sind die Impfantikörper nicht von Infektionsanti­
                                                               das Erstel-                       (2018): A large-scale field randomized trial demonstra-
                                                                                                 tes safety and efficacy of the vaccine LetiFend® against
körpern zu unterscheiden.                                      len eines                         canine leishmaniosis. Vaccine, 36, 1972-1982.
     Ein neuer Impfstoff (Letifend®; Laboratorios               spezifischen                    Solano-Gallego L, Cardoso L, Pennisi MG, Petersen C, Bour-
Leti, Spanien; Vertrieb durch Intervet GesmbH ein
Unternehmen der MSD Tiergesundheit, Österreich;
                                                               Prophylaxe-                        deau P, Oliva G, Miro G, Ferrer L, und Baneth G (2017):
                                                                                                  Diagnostic challenges in the era of canine Leishmania
Grundlage ist das rekombinante Leishmanien­Pro­                Konzeptes                          infantum vaccines. Trends in Parasitol., 33, 9.
tein Q) benötigt nur eine Impfung und keine Grun­              rechtzeitig                    Bello de Vasconcelos T.C, Furtado MC, Belo VS, Morgado
dimmunisierung und die dabei erzeugten Antikörper                                                 FN und Figuereido FB (2017): Canine susceptibility to
rufen keine nachweisbaren Titer in den quantitati­
                                                               vor dem                            visceral leishmaniasis: A systematic review upon genetic
ven Labortests hervor, womit zwischen Impfantwort              Auslands-                          aspects, considering breed factors and immunological
                                                                                                  concepts. Infection, Genetics and Evolution, ahead of
und Infektionsantwort unterschieden werden kann.               aufenthalt                         print, 1567-1348.
Das Ziel der Impfungen ist nicht die Vermeidung
der Infektion, sondern die Induktion einer Immu­
                                                               zielführend.“                  Rougier S, Hasseine L, . Delaunay P, Michel G und Marty P
                                                                                                 (2012): One-year clinical and parasitological follow-up of
nantwort, die den Hund befähigt, den Erreger ohne
                                                                                                 dogs treated with marbofloxacin for canine leishmanio-
Ausbruch klinischer Symptome zu eliminieren. Beide             Michael Leschnik,                 sis. Vet. Parasitol., 186, 245-253.
Impfungen sollten nur bei seronegativen und gesun­             Vetmeduni Wien
                                                                                              Manna L, Reale S, Vitale F und Gravino AE (2009): Evidence
den Hunden eingesetzt werden.
                                                                                                for a relationsship between Leishmania load and clinical
     Zusätzlich ist immer die Anwendung von insek­                                              manifestations. Res. Vet. Sci. 87, 76-78.
tiziden und repellenten Substanzen zur Abwehr
                                                                                              Geisweid K, Müller R, Sauter-Louis C und Hartmann K
der Sandmücken angezeigt, die sinnvollerweise als
                                                                                                 (2012): Prognostic analytes in dogs with Leishmania
Halsband oder Spot­on Präparate appliziert werden.                                               infantum infection living in a non-endemic area. Vet.
Vor allem bei reisebegleitenden Hunden ist daher                                                 Record, 171, 399.
das Erstellen eines spezifischen Prophylaxe­Kon­
zeptes rechtzeitig vor dem Auslandsaufenthalt                                                        Kontakt: Priv.-Doz. Dr. med. vet. Michael
zielführend. W                                                                                       Leschnik, michael.leschnik@vetmeduni.ac.at

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