Urbane Mobilität Technologie Report - Wirtschaftsagentur Wien

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Inhalt

1       Einleitung                                4   4   Wiener Highlights                          19
                                                          4.1 Standort Wien                          19
                                                          4.2 Mobilitätsrelevante Strategien         19
2       Weltweite Trends                          5
                                                          4.3 Relevante Player                       20
        2.1 Urbanisierung                         5
                                                          4.4 Tertiäre Ausbildung                    22
        2.2 Digitalisierung                       6
                                                          4.5 Ausgewählte Projekte und Initiativen   22
        2.3 Dekarbonisierung und
             Klimawandelanpassung                 6
                                                      5   Ausblick                                   25

3       Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien    7
        3.1 Elektromobilität                      7   6   Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien     26
        3.2 Sharing Economy                       9
        3.3 Vernetztes Mobilitätssystem          12
                                                      7   Unternehmen aus Wien                       27
        3.4 Mobility as a Service                13
        3.5 Autonomes Fahren                     14
        3.6 Logistik                             16   8   Impressum                                  34
        3.7 Stadtplanung                         17
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     1                                                                                                                  wirtschaftsagentur.at

Einleitung
    Die Städte der Zukunft werden – getrieben durch                            Individualverkehrs (MIV) gesenkt werden – innerhalb
technologische Innovationen – smarter und vernetz-                             der Stadtgrenzen auf 15 Prozent bis 2030 und deutlich
ter. Das zeigt sich auch im Bereich Mobilität. Schneller,                      unter 15 Prozent bis 2050. Im Jahr 2050 soll der gesam-
günstiger, komfortabler und umweltfreundlicher soll                            te motorisierte Individualverkehr ohne konventionelle
man künftig von A nach B kommen. Die wichtigsten                               Antriebstechnologien erfolgen.
Treiber dieser Entwicklung sind Urbanisierung, Digitali-
sierung, Sharing Economy, “Mobility as a Service“ (MaaS)                          Bezüglich der Ströme der Pendlerinnen und Pendler
und Klimawandelanpassung.                                                      werden Stadt-Umland-Mobilitätspartnerschaften und
                                                                               transnationales Mobilitätsmanagement angedacht. „Die
   Natürlich bringen manche Entwicklungen auch un-                             Idee der Multimodalität und der Einrichtung von Hubs
erwünschte Nebeneffekte mit sich, wenn beispielsweise                          (Mobilitätsknotenpunkten) kann einen ersten Schritt in
neue Carsharing-Angebote Fahrgäste von öffentlichen                            diese Richtung darstellen“, heißt es in der Rahmenstra-
Verkehrsmitteln abziehen. Städte können bei umsichti-                          tegie. Gleichzeitig hat man sich vorgenommen, dass
ger Planung, mit durchdachten Strategien und dem Ein-                          Wirtschaftsverkehre mit Quelle und Ziel innerhalb des
satz von innovativen Technologien dennoch Vorteile aus                         Stadtgebietes (Citylogistik) bis 2030 weitgehend CO2-frei
den aktuellen Entwicklungen ziehen. Allerdings gibt es                         abgewickelt werden.
keine einfachen Lösungen, vielmehr braucht es zahlrei-
che auf einander abgestimmte Maßnahmen, multimo-                                  Um diese Ziele zu erreichen, sind tiefgreifende Ver-
dale Verkehrs- und Mobilitätssysteme, um die Lebens-                           änderungen notwendig. „Der für die Mobilitätswende
qualität weiterhin sichern zu können.                                          notwendige Transitionsprozess wird nahezu alle Lebens-
                                                                               bereiche betreffen und in die Alltagsroutinen jedes/jeder
    Wien nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Das zeigt                         Einzelnen eingreifen“, heißt es etwa im „Sachstandsbe-
beispielsweise die „Smart City Wien Rahmenstrate-                              richt Mobilität2“ den das Umweltbundesamt im Auftrag
gie1“, deren zeitlicher Horizont bis zum Jahr 2050 reicht.                     des Verkehrsministeriums (BMVIT) erstellt hat.
Darin werden auch eindeutige Ziele und Maßnahmen
zur Klimawandelanpassung in der Stadt definiert. Emis-
sionsfreie Fortbewegungsmittel wie Fuß- und Radver-
kehr sollen gestärkt, der hohe Anteil des öffentlichen
Verkehrs (ÖV) gehalten und der Anteil des motorisierten

1
    https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/smartcity/rahmenstrategie.html abgerufen August 2019
2
    http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0667.pdf abgerufen August 2019
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Weltweite Trends
2.1 Urbanisierung
   Städte nehmen zwei Prozent der Erdoberfläche ein,                            sich zieht. Das begünstigt wiederum den MIV. Eine Ge-
beherbergen aber die Hälfte der Weltbevölkerung. Sie                            genmaßnahme könnte in kleinen, regionalen Angeboten
verbrauchen 75 Prozent der Energie und verursachen 80                           bestehen, die flexibel und bedarfsgerecht Defizite in der
Prozent aller CO2-Emissionen. Dadurch ist der Hand-                             Mobilitätsversorgung ausgleichen.
lungsbedarf zu Klimaschutz und Klimawandelanpas-
sung hier besonders ausgeprägt.                                                    Im städtischen Bereich hat man vor allem mit erhöh-
                                                                                tem Verkehrsaufkommen und hohen Schadstoffbelas-
   Und das Wachstum der Ballungszentren hält weiter                             tungen zu kämpfen. Die Lösungsansätze, die Verkehrs-
an. Seit 2001 ist beispielsweise die Zahl der Einwohn-                          belastung durch Autos zu reduzieren, sind vielfältig: von
erinnen und Einwohner von Wien um 340.000 Menschen                              Elektrobussen über Wiens neue sechste U-Bahn-Linie
gestiegen. Eine derartige Entwicklung gab es zuletzt in                         bis zu Anreizen für Urlauberinnen und Urlauber, ver-
der Monarchie. 2027 wird die Zwei-Millionen-Grenze                              mehrt die Bahn zu nutzen.
laut aktuellen Prognosen überschritten, 2035 der his-
torische Bevölkerungshöchststand von 1910 (2,083.630                                In Wien ist Mobilität Studien zufolge am billigsten.
Menschen) erreicht. Migration und Landflucht heizen                             Haushalte in der Bundeshauptstadt geben im Schnitt
die Verstädterung an, was die Lebens- und Mobilitätsge-                         3.385 Euro pro Jahr aus, in Kleingemeinden sind es 6.125
wohnheiten beeinflussen wird.                                                   Euro. Wien ist laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ3) auch
                                                                                das einzige Bundesland, indem die Haushalte aktuell für
    Der Anspruch der Stadt Wien in Hinblick auf die Mo-                         ihre Mobilität weniger zahlen als im Jahr 2000 – und zwar
bilität der Zukunft ist, dass der öffentliche Verkehr als                       um 680 Euro. Zum Vergleich: Der Österreich-Schnitt der
Rückgrat der Mobilität bestehen bleibt und gleichzeitig                         Mobilitätsausgaben liegt bei rund 5.100 Euro pro Jahr
die Fußgängerinnen- und Radfahrerfreundlichkeit deut-                           und damit um 720 Euro höher als im Jahr 2000. Grund
lich verbessert wird. Insbesondere die Unterschiede zwi-                        für den Rückgang in Wien ist unter anderem das dichte
schen den urbaneren und den eher peripheren Stadttei-                           Öffi-Netz, weshalb auch bereits zwei Drittel der Haushal-
len sollen ins Visier genommen werden.                                          te eine Jahreskarte haben.

   Im ländlichen Raum könnte sich die Abhängigkeit von                             Der Besitz eines eigenen PKW verliert unterdessen
motorisiertem Individualverkehr (MIV) laut Fachleuten                           vor allem bei jungen Menschen an Stellenwert. Unter
weiter erhöhen, da die Bevölkerungsabnahme rentab-                              anderem haben laut einer Studie4 der Unternehmensbe-
le Angebote des öffentlichen Verkehrs (ÖV) erschwert                            ratung Bain & Company Kommunikationsmöglichkeiten
und eine mögliche Verschlechterung der Qualität nach                            während der Fahrt an Bedeutung gewonnen.

3
    VCÖ – Verkehrsclub Österreich https://www.vcoe.at/news/details/vcoe-in-wien-sind-mobilitaetsausgaben-der-haushalte-heute-niedriger-als-im-jahr-
    2000-in-allen-anderen-bundeslaendern-hoeher abgerufen August 2019
4
    Studie Bain & Company https://www.bain.com/de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/germany/2018/neue_mobilitaet_2018/ abgerufen August 2019
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 1
 2
     Weltweite Trends                                                                                  wirtschaftsagentur.at

2.2 Digitalisierung
   Der digitale Wandel ist die Basis und der Treiber vieler   tätssteuerung, sondern ermöglichen es auch, gezielt Pro-
aktuellen Entwicklungen. Autonomes Fahren, Mobility           dukte zu entwickeln und Kunden zu adressieren.
as a Service und Sharing Economy wären ohne techni-
sche Innovationen nicht umsetzbar. Aber auch in ande-             Möglich werden durch die Digitalisierung auch neu-
ren Bereichen haben sich neue Möglichkeiten aufgetan:         artige Simulationen und Vorhersagemodelle, um Ände-
Home Office, automatisierte U-Bahnen, Apps für die            rungen in Bereichen der Urbanisierung, Zersiedelung
Fahrgäste und vorausschauende Wartung werden durch            oder dem Verkehrssystem zu prognostizieren. Datenge-
die Digitalisierung angetrieben.                              triebene Ansätze führen natürlich auch zu weiteren in-
                                                              zwischen allgegenwärtigen Themen: Künstliche Intelli-
    Routen ändern sich durch „Smart Traffic“, bei dem         genz (KI) und das Internet der Dinge (IoT).
Verkehrsdaten gesammelt und Bewegungsströme analy-
siert werden, automatisch. Alternative Strecken kompen-           Ohne Digitalisierung ist die Lösung der Herausfor-
sieren Probleme. Gleichzeitig wird der Mobilitätsmarkt        derungen im Verkehrsbereich laut Fachleuten gar nicht
heterogener, in vielen Städten ergänzen beispielsweise        mehr denkbar. Bei aller Euphorie sollte aber auch beach-
Car- oder Bikesharing das Angebot. Das Resultat sind          tet werden, dass nicht Jede und Jeder die notwendigen
vielfach allerdings isolierte Lösungen ohne gemeinsame        Kompetenzen im Umgang mit diesen neuen Angeboten
Infrastruktur.                                                mitbringt. Es wird weiter Gruppen geben, die vor allem
                                                              analoge Informationen und Dienste nutzen. Viele Vor-
   Der gemeinsame Nenner dieser Entwicklungen sind            aussetzungen für eine „Mobilitätswende“ sind außerdem
Daten, die auch das Fundament von dem darstellen, was         unabhängig von Technologie – beispielsweise weniger
den Verkehr in den Städten künftig ausmachen wird. Die-       mit dem Auto zu fahren, sowie mehr Strecken zu Fuß
se Daten und die Analyse derselben bilden nicht nur die       oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Grundlage für eine intelligentere und effizientere Mobili-

2.3 Dekarbonisierung und Klimawandelanpassung
   Ein weiterer Trend und eine zentrale Stoßrichtung          städtischen Mobilitätspolitik lautet „80 zu 20“. Im Jahr
von gesellschaftlichen und politischen Initiativen ist        2025 sollen die Wienerinnen und Wiener 80 Prozent der
die Dekarbonisierung, also ein ohne CO2-Emissionen            Wege mit dem öffentlichen Verkehr, auf dem Rad oder zu
funktionierendes Verkehrssystem. Das österreichische          Fuß zurücklegen.
Klimaschutzgesetz verankert die Zielvorgaben der eu-
                                                                 Wie weit man dabei ist, zeigt der „Modal Split“: Im
ropäischen Entscheidung zur Lastenverteilung. Es sieht
                                                              Jahr 2018 haben 965,9 Millionen Menschen – und damit
eine Reduktion der Treibhausgasemmissionen von 16
                                                              2,6 Millionen täglich – die Wiener Öffis genutzt. Inzwi-
Prozent (Referenzjahr 2005) bis 2020. Laut Sachstands-
                                                              schen gibt es mehr Jahreskarten als zugelassene PKWs
bericht Mobilität ist derzeit als Ziel für den Verkehrs-
                                                              in Wien. Allerdings: Die Hauptstädterinnen und -städter
sektor eine „weitgehende Dekarbonisierung“ bis 2050
                                                              legten zuletzt wieder mehr Wege per Auto zurück.
sehr wahrscheinlich – eine vollständige Reduktion
der THG-Emissionen ist somit erforderlich und, laut               Die Zahlen geben Auskunft darüber, welche Art der
Umweltbundesamt, im Verkehrssektor auch technolo-             Fortbewegung die Bevölkerung für ihre Wege in Wien
gisch realisierbar – im Gegensatz zu anderen Sektoren.        wählt. Im Jahr 2017 entfielen 38 Prozent auf die öffent-
Als Optionen zur Dekarbonisierung werden „Reduktion           lichen Verkehrsmittel, 28 Prozent auf das Zu-Fuß-Ge-
des spezifischen Energieeinsatzes über Effizienzsteige-       hen, 27 Prozent auf das Auto und sieben Prozent auf das
rung bzw. Einsatz lokal emissionsfreier Fahrzeuge“ sowie      Fahrrad. Bei Öffis und beim Radfahren gab es 2018 keine
die „Substitution fossiler Kraftstoffe durch biogene bzw.     Verschiebung. Der Pkw-Anteil nahm allerdings um zwei
erneuerbare Optionen“ genannt.                                Prozentpunkte zu und stieg auf 29 Prozent – zulasten der
                                                              Fußgängerinnen und -gänger (26 Prozent). Mehr zu den
   Eine Emissionsreduktion des Verkehrssektors bedingt
                                                              Maßnahmen unter „Mobilitätsrelevante Strategien“.
auch Maßnahmen im städtischen Verkehr: das Ziel der
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Mobilität im Wandel:
Umsetzung in Wien
3.1 Elektromobilität
    Elektromobilität hat in Wien durch den hohen An-        stark gefördert werden wie die Elektromobilität. Denn
teil im öffentlichen Verkehr (S-Bahn, U-Bahn, Straßen-      für schwere Lkw sei der praxistaugliche E-Antrieb nicht
bahn und City-Bus) eine lange Tradition. Dieser Trend       in Sicht. Laut anderen Fachleuten könnte sich bei Lkw
schwappt durch die technischen Fortschritte zusehends       und Bussen auch Wasserstoff durchsetzen. Unumstritten
auf den Individualverkehr über, siehe E-Autos, -Mopeds,     scheint, dass die Ära des herkömmlichen Verbrennungs-
-Scooter und -Fahrräder. Laut Expertinnen und Experten      motors langsam, aber doch zu Ende geht.
wird es bei den Antriebssystemen für unterschiedliche
Zwecke unterschiedliche Technologien geben. Im Be-
reich der Pkw dürfte sich aus heutiger Sicht der Elektro-
motor durchsetzen.

   Bei Güterverkehr, Bus, Schiene und Schiff könnten
auch andere Technologien zum Einsatz komme – etwa
Wasserstoff oder Gas. Welches Antriebssystem sich letzt-
endlich durchsetzt, ist auch unter Fachleuten umstritten.
Das Güterbeförderungsgewerbe und die Gasbranche for-
dern, dass gasbetriebene Lkw und die Tankstellen gleich
                                                                     Abbildung 1: E-Fahrzeug an einer Ladestation, (c) Pixabay/Stux

E-Mobilität kommt in die Gänge

    Österreich hatte im Jahr 2018 bei den Neuzulassungen       Derzeit sind rund 20.000 rein elektrisch betriebene
den zweithöchsten Anteil an Elektroautos in der Europä-     E-Pkw auf Österreichs Straßen unterwegs. In zehn bis
ischen Union. Zwei Prozent der Pkw-Neuzulassungen           fünfzehn Jahren wird mit einem Anteil von 15 Prozent
entfielen auf dieses Segment (6.749 E-Autos). Spitzen-      elektrisch betriebener Fahrzeuge gerechnet.
reiter in der EU sind die Niederlande mit 5,4 Prozent
(23.938 E-Autos), geht aus einer Analyse des Verkehrsclub      Wien zählt inzwischen zu den Top-10-Städten bei
Österreich (VCÖ) hervor (der Anteil ist in Norwegen noch    E-Ladestationen (im Vergleich mit 75 europäischen
höher, in der EU-Statistik aber naturgemäß nicht berück-    Städten). Bis Ende 2020 werden in Wien 1.000 neue
sichtigt).                                                  E-Ladestellen an öffentlichen Plätzen und Straßen
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    1
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        Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                                                                         wirtschaftsagentur.at

errichtet. Die jeweils nächste Station ist dann weniger                               Damit die E-Mobilität noch alltagstauglicher wird,
als 500 Meter entfernt. Auch Unternehmen wie Wien                                 muss aber auch die private Ladeinfrastruktur ausgebaut
Energie setzen verstärkt auf E-Mobilität und bauen ihr                            werden. Hier gibt es noch Hürden im Wohnrecht – etwa
Stromtankstellen-Netz massiv aus. Ende 2019 sollen im                             was die Installation von Wallboxen in Mehrparteienhäu-
Großraum Wien 1.500 Ladestationen der Wien Energie                                sern betrifft. Bewohnerinnen und Bewohner müssen
am Netz sein.                                                                     künftig die Möglichkeit haben, ihr Elektroauto unkom-
                                                                                  pliziert in der eigenen Garage oder am Parkplatz aufzu-
   Der Wiener E-Mobilitätsdienstleister Smatrics, eine                            laden. Mit diesen wohnrechtlichen Fragen beschäftigt sich
Kooperation von Verbund, OMV und Siemens, betreibt                                beispielsweise eine Studie5 des Wiener Unternehmens
in Wien unter eigenem Namen rund 70 Ladepunkte.                                   e7 und der Wirtschaftsuniversität Wien.
Smatrics errichtet aber auch Ladestationen für Dritte wie
ÖBB, Turmstrom oder Post. Unternehmen würden zu-
sehends den Mehrwert von Ladelösungen sehen. So hat
man beispielsweise für die Erste Bank am Wiener Erste
Campus mehr als 30 Ladestationen errichtet.

Umfangreiches Förderpaket zur Anschaffung von
E-Fahrzeugen

    Das Verkehrs- und das Umweltministerium wollen                                    Im Fördersegment „Unternehmen, Gemeinden, Ver-
die Anschaffung von Elektrofahrzeugen in den Jahren                               eine“ gibt es ebenso neue Fördersätze. Der Zuschuss für
2019 und 2020 mit insgesamt 65,5 Mio. Euro fördern. Die                           leichte E-Nutzfahrzeuge bis zu 2,5 Tonnen wird von bis-
Auto- und Zweiradimporteure sowie der Sportfachhan-                               her 3.000 auf künftig 5.000 Euro erhöht. Bei leichten E-
del haben außerdem Rabatte in Höhe von 27,5 Mio. Euro                             Nutzfahrzeugen größer als 2,5 Tonnen kann man mit bis
fix zugesagt.                                                                     zu 10.000 Euro rechnen, bei Elektro-Kleinbussen (M2)
                                                                                  mit bis zu 20.000 Euro. Elektro-Fahrräder werden – bei
    In den Jahren 2017 und 2018 wurden 14.300 Förder-
                                                                                  einer Mindestankaufsmenge von zehn Stück – mit 200
anträge für E-Pkw und E-Zweiräder eingebracht, heißt
                                                                                  Euro pro Fahrrad gefördert, E-Transporträder auch in
es von Seiten der Ministerien. Die Anträge kamen etwa
                                                                                  diesem Bereich mit 400 Euro.
je zur Hälfte von Privatpersonen und Unternehmen. Bei
den Autos entfielen rund 88 Prozent der Anträge auf Pkw                               Bei den E-Nutzfahrzeugen gibt es – je nach Katego-
mit reinem Elektroantrieb und etwa 12 Prozent auf Plug-                           rie – verschiedene Fördersätze. Die Klasse N2 kann mit
In-Hybride und Range-Extender.                                                    20.000 Euro unterstützt werden, N3 mit maximal 50.000
                                                                                  Euro. E-Busse für bis zu 39 Personen mit 60.000 Euro, E-
    Im neuen Förderprogramm werden Pkw mit Elektro-
                                                                                  Busse mit mehr als 39 Personen Transportvolumen mit
antrieb mit 3.000 Euro gefördert. Nicht mehr förderfähig
                                                                                  bis zu 100.000 Euro (bisher 60.000 Euro).
sind Diesel-Plug-in-Hybride. Bei privater Antragstel-
lung gibt es eine Obergrenze beim Anschaffungspreis                                   Neben diesen Fördersätzen werden auch die Kosten
von 50.000 Euro. Die Förderung von Heimladestationen                              im Betrieb gesenkt: Ab 2020 wird es eine eigene Tarifklas-
(Wallbox) ist ebenso neu wie die Erhöhung der Förderung                           se für die fahrleistungsabhängige Maut auf Autobahnen
von 200 auf 600 Euro für die Installation von Ladestatio-                         und Schnellstraßen für LKW mit reinem Elektro und
nen in Mehrparteienhäusern. Für E-Zweiräder wurde die                             Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb geben.
Förderung in der Klasse L3e von bisher 750 auf nunmehr
1.000 Euro erhöht. Erstmalig werden E-Transporträder
für Private mit 400 Euro gefördert, hier ist keine Mindest-
bestellmenge notwendig.

5
    E7 und Wirtschaftsuniversität Wien, i. A. des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie https://www.bmvit.gv.at/service/publikationen/
    verkehr/elektromobilitaet/downloads/nachruestung_ladestationen.pdf abgerufen August 2019
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wirtschaftsagentur.at                                        Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                 3

3.2 Sharing Economy
    In Österreich nutzen bereits mehr als 100.000 Haus-                      Andererseits lernt eine neue, junge Generation dadurch,
halte Carsharing. Nach Angaben des Verkehrsclubs                             dass Autofahren nicht unbedingt mit Autobesitz verbun-
(VCÖ) sind 889.000 heimische Haushalte gänzlich auto-                        den ist. „Langfristig könnte die Anzahl der Pkw-Fahrten
frei. 1,2 Millionen Personen fahren selten. Das Potenzial                    damit wieder sinken, weil man sich gut überlegt, ob man
bei Carsharing ist laut Angaben des Clubs aber noch um                       für den jeweiligen Zweck überhaupt ein Auto braucht“,
ein vielfaches höher. In Wien geben gleich 42 Prozent der                    ist Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien,
Lenkerinnen und Lenker an, nur mehrmals im Monat                             überzeugt.
oder noch seltener mit ihrem Auto zu fahren.
                                                                                Neben stationsbasierten und Free-Floating-Model-
   Studien haben laut VCÖ ergeben, dass ein Carsha-                          len, zu zweiterem zählt beispielsweise Share Now, gibt
ring-Fahrzeug etwa drei bis 15 private Pkw ersetzen                          es mittlerweile auch Sharing-Angebote bei gewissen
kann. Durch das Prinzip des gemeinsamen Nutzens ei-                          Punkten wie etwa Wohnhausanlagen (beispielsweise
nes Autos verändert sich zudem das Mobilitätsverhalten.                      MO.Point) oder über Firmen, die einen Teil ihres Fuhr-
Bisherige Fahrten mit dem eigenen Auto verteilen sich                        parks zur Verfügung stellen. Auch Stadtauto – Nachfolger
neben Carsharing auch auf den öffentlichen Verkehr,                          von Zipcar – ist ein stationsbasiertes Sharing-Unterneh-
Radfahren und Gehen. Was Fachleute aber zu bedenken                          men. Free-Floating-Angebote sind aber am stärksten
geben: Durch vermehrtes Carsharing könnten zwar wert-                        verbreitet. In Wien hatten die großen Unternehmen
volle innerstädtische Freiflächen entstehen, aber auch                       car2go und DriveNow vor ihrem Zusammenschluss zu
die Verkehrsmengen zunehmen.                                                 Share Now laut VCÖ bereits mehr als 140.000 Nutzer.
                                                                             Dazu kommen Plattformen wie drivy6 (jetzt getaround),
   Inwieweit Sharingdienste Ziele wie Verkehrseffizi-
                                                                             bei denen Private ihre Autos zur Verfügung stellen kön-
enz, -sicherheit oder auch das Erreichen der Klimaziele
                                                                             nen. Mit den WienMobil Stationen7 der Wiener Linien
langfristig unterstützen, ist umstritten. Wenn Fahrgäste,
                                                                             werden ebenfalls an ausgewählten Standorten Ergän-
die bisher vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel ge-
                                                                             zungen zum öffentlichen Verkehr angeboten, je nach
nutzt haben, aus Bequemlichkeit auf Sharing-Angebote
                                                                             Standort beispielsweise Carsharing, E-Ladestationen,
umsteigen, könnte dies zu gegenteiligen Effekten führen.
                                                                             Mopeds oder auch Lastenräder.

Share Now

   Nach dem Zusammenschluss von car2go (Daimler)                             Vision ist es, gemeinsam einen global bedeutenden Play-
und DriveNow (BMW) zum neuen Carsharing-Unterneh-                            er für nahtlos und intelligent vernetzte Mobilitätsdienst-
men Share Now werden nun auch für Wien die Fahrzeu-                          leistungen zu schaffen“, erklärte Daimler-Chef Dieter
ge beider Firmen in beiden Apps angezeigt. Insgesamt                         Zetsche. Auch Volkswagen oder Sixt tüfteln an entspre-
stehen in der Bundeshauptstadt nach Firmenangaben                            chenden Angeboten für die „Rundumsorglos“-Mobilität.
1.500 BMW, Mercedes, MINI und Smart zur Auswahl.
Langfristig soll ein integrierter Service in einer einzigen                     Das Wiener Startup Caroo hat ein Free Floating Car-
Carsharing-App entstehen. Welche Auswirkungen die                            sharing mit rein elektrischen Fahrzeugen gestartet.
Marktkonzentration haben wird, ist noch unklar. „Unsere

6
    https://www.drivy.at/ abgerufen August 2019
7
    https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/channelView.do/pageTypeId/66526/channelId/-4401580 abgerufen August 2019
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        Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                                                                    wirtschaftsagentur.at

Weitere Fahrdienste:
Bolt

   Seit Herbst 2017 ist die in Estland gegründete Online-                     Das Unternehmen hat nach Eigenangaben weltweit 25
Vermittlungsplattform Bolt (vormals Taxify) in Wien prä-                      Millionen Kundeninnen und Kunden in über 30 Ländern.
sent. Bolt bietet Fahrtendienste vom Ride-Hailing mit                         Mit Roller-Sharing-Services soll in mehrere europäische
Autos und Motorrädern bis hin zum Scooter-Sharing an.                         Städte expandiert werden.

Holmi

   Eine Art Uber made in Austria ist seit 2019 mit dem                        werden kann eine Fahrt per App, bezahlt wird bar oder
Vorarlberger Start-up „Holmi“ (Hol mich, Anm.) auch in                        online. Die Rückkehrpflicht der Fahrerinnen und Fahrer
Wien nutzbar. Zuvor war der Fahrtenvermittler nur in                          wird laut den Angaben strikt eingehalten. Uber hatte in
einigen Städten in Vorarlberg aktiv. Kooperiert wird mit                      Wien wegen diesbezüglicher Verstöße Probleme bekom-
Mietwagenunternehmen, der Preis ist noch vor der Bu-                          men.
chung fix und variiert ja nach Fahrzeugklasse. Geordert

Uber

   Der US-Fahrdienstvermittler Uber ist seit 2014 in                             Lex Uber: Im Juli 2019 beschloss der Nationalrat das
Wien aktiv und arbeitet in der Bundeshauptstadt mit                           „Lex Uber“ – die Zusammenlegung des Taxi- und Miet-
zahlreichen Mietwagenunternehmen zusammen, die                                wagengewerbes. Ab September 2020 wird es nur noch ein
über 2.000 Fahrer verfügen. Im Jahr 2018 wurden nach                          einheitliches „Personenbeförderungsgewerbe mit PKW“
eigenen Angaben rund 200.000 Fahrgäste chauffiert. Die                        geben, dies besagt einheitliche Tarife für Taxi und Miet-
Partnerfirmen von Uber sind in Wien mit einer Mietwa-                         wagen und ein verpflichtender Taxischein. Seitens Uber
genkonzession tätig und daher nicht an die Taxigebüh-                         wird ein Rückzug aus Österreich in Betracht gezogen8.
ren gebunden. Die Lenkerinnen und Lenker müssen
aber nach jeder Fahrt in die Zentrale zurückkehren be-
ziehungsweise alle Aufträge am Firmensitz entgegen-
nehmen.

Leihfahrräder

   In Wien war in den Jahren 2017 und 2018 eine Reihe                         Wartungspflicht trat im August 2018 in Kraft. Die beiden
von Anbietern stationsloser Leihräder aktiv. Über große                       Firmen zogen sich in Reaktion darauf aus Wien zurück.
Flotten – die im Winter teils massiv reduziert wurden –
verfügten etwa das chinesische Unternehmen ofo und                               Leihradunternehmen mit fixen Standorten gibt es in
oBike aus Singapur. Deren Räder wurden nicht, wie zum                         Wien weiterhin. So können bei Citybike Wien an mehr als
Beispiel beim „Citybike“, an fixen Stationen angemietet                       120 Stationen Räder entlehnt und an einer freien Bike-
bzw. zurückgegeben, sondern konnten, ähnlich wie bei                          box einer beliebigen Station zurückgegeben werden. Im
den Free-Floating-Modellen der Carsharing-Unterneh-                           Jahr 2018 wurden damit mehr als eine Million Fahrten
men , überall abgestellt werden.                                              durchgeführt. Auch der Kopenhagener Anbieter Donkey
                                                                              Republic setzt auf fix definierte Standorte.
   Inzwischen sind die Leihräder der Firmen ofo und
oBike praktisch vollständig aus dem Stadtbild verschwun-                          Expertinnen und Experten des Austrian Institute of
den. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder für                          Technology (AIT) haben übrigens gemeinsam mit den
Aufregung in Wien gesorgt – vor allem illegal entsorgte                       Partnern FH Oberösterreich, Technische Universität
oder abgestellte Exemplare. Dadurch sah sich die Stadt                        Wien und Rosinak & Partner ZT GmbH ein System entwi-
genötigt, den Anbietern fixe Regeln vorzuschreiben. Ein                       ckelt, das eine vorausschauende Planung von Standorten
entsprechender Leitfaden inklusive Registrierungs- und                        eines Bike-Sharing-Systems mit fixen Stationen ermög-
                                                                              licht.

8
    https://www.trendingtopics.at/uber-ist-nicht-totzukriegen-und-faehrt-in-wien-wieder-mit-neuen-geschaeftsbedingungen/ abgerufen August.2019
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E-Scooter

    Einen Boom hat es in Wien bei elektrischen Leih-                             Mit der 31. StVO-Novelle wird zur Vereinheitlichung
Tretrollern gegeben. Zurückzuführen ist das auf den                          ein §88b „Rollerfahren“ eingefügt, der E-Scooter als
zeitnahen Start von gleich drei Unternehmen im Jahr                          Fahrräder definiert – damit geht ein Verbot des längs-
2018: Bird, Lime und TIER. Inzwischen sind auch                              seitigen Befahrens von Gehsteigen, Gehwegen und
die Unternehmen Wind, Flash,
Circ und Hive (Partner von
MyTaxi) in der Bundeshauptstadt
tätig.

    „Wien ist Vorreiter bei E-Mobility
und der Sharing Economy. Im Rah-
men der Smart City Initiative tut sich
hier grade wirklich viel, weshalb die
Entscheidung für Wien eine sehr lo-
gische war“, erklärt Christian Geß-
ner, General Manager für Bird in
Wien.

    Zurzeit wird rege über Vortei-
le und Gefahren der elektrischen
Leihscooter debattiert. Im Zuge des-
sen will die Stadt den Unternehmen
gewisse Grundregeln vorschreiben.
Damit widerrechtliches Abstellen
vermieden wird, sollen die anderen
Leihunternehmen jene Regelung                                                                  Abbildung 2: Kickscooter in Wien, (c) Pixabay/Vjkombajn
übernehmen, die der erste Wiener Gemeindebezirk be-
reits mit Lime vereinbart hat. Der Deal umfasst die Pflicht                  Schutzwegen einher. Per Verordnung können einzel-
der Nutzerinnen und Nutzer, das korrekte Abstellen des                       ne Gehwege ausgenommen werden und in Schrittge-
Fahrzeugs per Foto zu belegen. Zusätzlich wurde verein-                      schwindigkeit befahren werden.
bart, dass alle Scooter künftig registriert und zertifiziert                    Mopeds bzw. Leichtmotorräder – zum Teil mit elektri-
werden müssen. Das gilt auch für Leihunternehmen, die                        schem Antrieb – bieten beispielsweise mo2drive powered
künftig in Wien Fuß fassen wollen.                                           by SCO2T9, emmy/gourban10 oder ÖAMTC easy way11 an.

9
     http://mo2drive.com/ abgerufen Mai 2019
10
     https://gourban.at/ abgerufen Mai 2019 – im November 2019 hat der deutsche Anbieter emmy die Kunden von gourban übernommen:
     https://www.trendingtopics.at/emmy-startet-in-wien/
11
     https://www.oeamtc.at/thema/motorrad-moped/escooter-sharing-oeamtc-easy-way-e-roller-in-wien-und-graz-26012630 abgerufen Mai 2019
Urbane Mobilität | Seite 12
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         Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                                                              wirtschaftsagentur.at

3.3 Vernetztes Mobilitätssystem
   Eine zunehmende Vernetzung des Mobilitätssystems,                                 Das RBL der Wiener Linien ist seit 1999 aktiv, eine gro-
also der Infrastruktur und der Fahrzeuge, spielt heute                            ße Anzahl an Haltestellen ist auch mit Abfahrtsmonito-
schon eine wesentliche Rolle für sichere, nachhaltige                             ren ausgestattet, die den Fahrgast in Echtzeit informiert.
und effiziente Mobilität – nicht nur in Städten.
                                                                                     Einzelne Haltestellen wurden auch mit E-Paper statt
   Unter C-ITS und Intelligenten Verkehrssystemen (IVS),                          klassischen Papierfahrplänen ausgestattet – entwickelt
versteht man die grundsätzliche Ausrüstung von Infra-                             gemeinsam mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und
struktur und Fahrzeugen mit Kommunikationseinheiten                               Sehschwachen Österreichs und dem Wiener Unterneh-
um Daten auszutauschen und, je nach Art der Anwen-                                men next:urban.
dung, auch eine Fernsteuerung zu ermöglichen. Da-
bei streckt sich das Portfolio von Ampelsteuerung- und                                Wiener Unternehmen wie Kapsch TrafficCom rüsten
Beeinflussung über Detektion und Datenerfassung zu                                weltweit Infrastruktur und Fahrzeuge mit entsprechen-
Stauvermeidung mittels kooperativen Verkehrsmanage-                               den Einheiten aus um Kommunikation zwischen Fahr-
mentsystemen. Die ersten Anwendungen durch IVS                                    zeug und Infrastruktur zu ermöglichen, ein Beispiel ist
waren Anwendungen zur Ampelsteuerung, Parkleit-                                   die Kontrolle der Straßenbenützungsgebühr, der Maut.
systeme und Rechnergestützte Betriebsleitsysteme (RBL)                            Besonders im höherrangigen Netz werden vielerorts
im öffentlichen Verkehr.                                                          bereits z. B. Baustellenwarnungen oder Geschwindig-
                                                                                  keitsbeschränkungen dem Fahrzeug übermittelt und
   Während früher die IVS-Anwendungen großteils eine                              somit direkt im Fahrzeug angezeigt. Warnungen wie die
Ausrüstung der Infrastruktur bedingten und für zentrales                          Baustellenwarnung zählen zu den Maßnahmen, deren
Management und Steuerung verwendet wurden, dienen                                 Einführung im Zuge der EU-Richtlinie 2010/40/EU vor-
immer mehr Anwendungen der Kommunikation und                                      geschrieben und geregelt wird, in Österreich sind die
Information der Endnutzerinnen und Endnutzer – also                               Rahmenbedingungen zur Umsetzung im IVS-Gesetz12
der individuellen Verkehrsteilnehmerin oder des -teil-                            festgeschrieben.
nehmers.

Daten und Schnittstellen

   Digitale Kommunikation basiert auf Datenstan-                                     Die Plattform mobilitaetsdaten.gv.at13 fungiert für
dards und Schnittstellen. Als beispielhafte Standards                             Österreich als nationaler Zugangspunkt – staatliche und
für den Austausch von Daten des öffentlichen Verkehrs,                            private Organisationen können über diese Plattform
zum Austausch von Netz und Fahrplandaten, sei NeTEx                               mobilitätsrelevante Daten präsentieren und bewerben.
genannt, der Austausch von Echtzeitdaten ist zum Bei-
spiel über SIRI möglich. Für den Austausch von Verkehrs-
daten ist das Datex II Protokoll weit verbreitet und wird
bereits EU-weit eingesetzt.

Offene Mobilitätsdaten

   Die Stadt Wien stellt im Rahmen von Open Govern-                               Unternehmen upstream – next level mobility, die ge-
ment Data14 zahlreiche Datensätze und Webservices zur                             meinsame Tochter der Wiener Stadtwerke und der
Verfügung. Aus dem Bereich Mobilität seien beispielhaft                           Wiener Linien, bietet einen Schnittstellenzugang zur
die Standorte von Haltestellen, Tempo-30 Zonen oder                               entwickelten kommunalen Mobilitätsplattform – inklu-
der Wiener Linien Routingservice genannt. Das Wiener                              sive Buchung und Verrechnung.

12
     BGBl. I Nr. 38/2013 https://www.ris.bka.gv.at/eli/bgbl/I/2013/38 abgerufen August 2019
13
     http://www.mobilitaetsdaten.gv.at abgerufen August 2019
14
     https://digitales.wien.gv.at/site/open-data/ abgerufen August 2019
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wirtschaftsagentur.at                                             Mobilität im Wandel: Umsetzung in
                                                                                                  Trends
                                                                                                    Wien                                      3

3.4 Mobility as a Service
    Konsumentinnen und Konsumenten kaufen in Zu-                                   lassen, aber eine Seltenheit. Voraussetzung für diese
kunft kein Fahrzeug mehr, sondern nehmen Mobilität                                 komplexe Vernetzung ist jedenfalls eine starke Koopera-
in Anspruch. Mobility as a Service (MaaS) gilt deshalb                             tion der sehr verschiedenen Partnerinnen und Partner.
als wichtiger Trend, der eine Klammer für die zahlrei-
chen Partikularlösungen – von autonomem Fahren bis
Sharing – darstellt. Noch ist aber unklar, wie entspre-                                 In vier Schritten soll „MaaS made in Austria“
chende Bündel aussehen könnten. Außerdem sind eine                                      umgesetzt werden:
Weiterentwicklung der digitalen Informationsangebote                               ¬ Die öffentlichen Verkehrsinfrastrukturunternehmen
und eine komfortable Modi-übergreifende Gestaltung                                   bilden die Funktionalitäten in einer multimodalen
der Wege notwendig. In einem Papier15 des niederländi-                               MaaS-Architektur ab. Darin werden die Verantwor-
schen Infrastrukturministeriums werden unterschied-                                  tungen der einzelnen Akteurinnen und Akteuren so-
liche Level an Integration für MaaS Angebote genannt                                 wie die Anforderungen an die Schnittstellen zwischen
– vom singulären Angebot (Level 0) über die integrierte                              den Akteurinnen und Akteuren definiert.
Information (Level 1), Integration von Buchung & Zah-
lung (Level 2), der Zusammenführung von Services in                                ¬ Anschließend wird die technische Spezifikation der
Flatrates oder Bündel (Level 3) sowie als ultimatives Ziel                           Datenkategorien und der Schnittstellen geklärt und
die Integration von gesellschaftlichen Zielen wie Priori-                            festgelegt, welche Dienste in einem ersten Schritt an-
sierung von Umweltverbund und Ähnlichem (Level 4).                                   geboten werden.
                                                                                   ¬ Ein weiterer Fokus des Urbane Mobilität-Beirates
   „Wir stellen mit der WienMobil-App einen ersten
                                                                                     stellt die Digitalisierung von Wertpapieren dar.
Schritt für ein integriertes Angebot zur Verfügung. Die
Einbindung von Partnern basiert aber auf Freiwilligkeit.                           ¬ Im dritten Arbeitspaket geht es um die Ziele und
Wenn jemand nicht mitmachen will, kann ich ihn nicht                                 Qualitätskriterien des „MaaS made in Austria“.
zwingen“, so Thomas Madreiter, Planungsdirektor der
                                                                                   ¬ Abschließend soll das Ökosystem anhand regionaler
Stadt Wien. Ziel sei, die Angebote über eine Plattform
                                                                                     Piloten getestet und validiert werden.
sichtbar, planbar und buchbar zu machen. Eine Vielzahl
von einzelnen Anwendungen für Carsharing, Taxi oder
Zug verwirre die Kundinnen und Kunden und bringe                                      Der intermodalen Zusammenarbeit der heimischen
Nachteile für alle Beteiligten.                                                    Mobilitätsanbieter widmet sich auch das Arbeitspro-
                                                                                   gramm der ITS Austria16, einer Plattform, auf der sich
   In Skandinavien werden MaaS-Konzepte laut VCÖ                                   Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen öffentliche
bereits getestet. So biete das Unternehmen „UbiGo“                                 Hand, Wirtschaft, Industrie und Forschung vernetzen.
in Göteborg ein Gesamtpaket an, das die unbegrenz-
te Nutzung des öffentlichen Verkehrs sowie Pakete für                                 Neue Mobilitätsangebote und -dienstleistungen, die
Carsharing, Mietauto, Taxi und Bikesharing inkludiert                              über einzelne Verkehrsmittel, Zuständigkeitsgrenzen
(MaaS Level 3). Bestellung und Abrechnung erfolgen                                 und Angebotsformen hinausgehen, wurden auch bei
via Smartphone-App. Bei einem Pilotprojekt führte die                              einer Ausschreibung im Rahmen des Förderungspro-
Nutzung von „UbiGo“ zur Halbierung der Autonutzung,                                gramms „Mobilität der Zukunft17“ thematisiert. Mit max.
so der Verkehrsclub.                                                               2.5 Mio. Euro Fördervolumen wurde ein Leitprojekt zu
                                                                                   „integrierte Personenmobilität“ im Herbst 2018 ausge-
    Noch sind Flatrates, mit denen sich jederzeit öffent-                          schrieben, Piloten und Praxistests sollen durchgeführt
liche Verkehrsmittel und On-Demand-Dienste nutzen                                  werden.

15
     Exploring MaaS – Netherlands Institute for Transport Policy Analysis, abgerufen August 2019
     https://maas-alliance.eu/wp-content/uploads/sites/7/2018/11/MaaS-brochure-ENG.pdf
16
     https://www.smart-mobility.at/its-austria/ueber-its-austria/ abgerufen August 2019
17
     https://www.ffg.at/sites/default/files/allgemeine_downloads/thematische programme/Mobilitaet/ausschreibungsleitfaden_mdz_as12_2018.pdf
     abgerufen August 2019
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         Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                                                            wirtschaftsagentur.at

   Alle digitalen Mobilitätsservices auf einer kom-                                Bereits international im B2C Bereich tätig ist MaaS
munalen Plattform zu vereinen, hat sich Upstream                                Global, das mit dem Produkt „whim“ auch in Wien ab
Mobility zum Ziel gesetzt. Ein darauf basierendes Pro-                          Herbst 2019 verfügbar sein wird.
dukt ist „WienMobil“, die offizielle Smartphone-App der
Wiener Linien, die unterschiedliche Mobilitätsangebote                              In der Verkehrsinformation stellt die Verkehrsaus-
verknüpft.                                                                      kunft Österreich (VAO) als einheitlicher Informations-
                                                                                dienst (über Web Applikation und API Schnittstelle
   Auf langjährige Erfahrung im Bereich der integrierten                        abrufbar) für multimodale Mobilität in gesamt Öster-
Mobilität kann auch Fluidtime, Teil der Kapsch-Gruppe,                          reich, ein erfolgreiches Leitprojekt dar. Basis für die VAO
verweisen. Das Unternehmen unterstützt mit der Platt-                           bildet der österreichweite, digitale Referenzgraph GIP
formtechnologie FluidHub national wie auch internati-                           (Graphenintegrations-Plattform). In Wien sitzt dessen
onal Partner in der Umsetzung von Mobilitätslösungen,                           Betreiberin, die ITS Vienna Region, als Kompetenzzen-
durch die das Reisen in Städten und Regionen leistbarer,                        trum für Intelligent Transport Systems der drei Bun-
umweltbewusster und effizienter wird. UbiGo in Schwe-                           desländer Wien, Niederösterreich und Burgenland. Das
den beispielsweise greift auf eine technische Lösung von                        Kompetenzzentrum ist Teil des Verkehrsverbund Ost
Fluidtime zurück.                                                               Region (VOR) und wesentlich von den drei Bundesländern
                                                                                finanziert und gesteuert. ITS Vienna Region stellt zudem
   Das Startup iMobility, eine Tochter der ÖBB Holding                          eine Echtzeit-Verkehrslage für die gesamte Ostregion
AG, setzt mit der App „wegfinder“ auf die Vernetzung des                        zur Verfügung, als Datenquelle dienen u.a. über 3.500
Schienenverkehrs mit alternativen Mobilitätsformen wie                          Wiener Taxis, die Standortinformationen (und damit
Car- oder Bike-Sharing.                                                         auch Geschwindigkeiten) übermitteln.

3.5 Autonomes Fahren
    Auf den Straßen werden in absehbarer Zeit mehr                                 Abgesehen von allen positiven Aspekten könnte da-
autonome als von Menschen gelenkte Fahrzeuge un-                                durch das Verkehrsaufkommen weiter ansteigen. Aus
terwegs sein. Wann genau, darüber gehen die Einschät-                           kommunaler Sicht sind hier weitergehenden Regelungen
zungen auseinander. Die Österreicherinnen und Ös-                               für den Betrieb notwendig. „Was ist, wenn Opernbesu-
terreicher stehen vernetzten Autos derzeit jedenfalls                           cher ihr autonomes Auto in der Innenstadt spazieren
noch deutlich skeptischer gegenüber als andere Euro-                            fahren lassen, weil das günstiger ist als die Tiefgarage?“,
päerinnen und Europäer. Nur 29 Prozent sehen einen                              nennt Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt
Mehrwert. In Deutschland sind es laut einer weltweiten                          Wien, ein Beispiel. Wichtig für die Stadt sei, diese Ent-
Deloitte-Studie18 35 Prozent, in Großbritannien 45 und in                       wicklungen aus Sicht der öffentlichen Interessen aktiv zu
Italien sogar 60 Prozent.                                                       gestalten.

    Welche Effekte autonome Fahrzeuge mit sich brin-                               Ein weiterer Aspekt, der zur stärkeren Nutzung von
gen und welche Dienste tatsächlich angeboten werden,                            autonomen Fahrzeugen beitragen könnte: Die Ausga-
ist auch Fachleuten zum Teil noch unklar. Zwar wird da-                         ben fürs Autofahren dürften laut Fachleuten um bis zu
durch ermöglicht, dass sich Passagiere entspannen und                           90 Prozent pro gefahrenem Kilometer zurückgehen. Im
anderen Tätigkeiten nachgehen. Wenn dadurch aber                                Logistikbereich droht ebenfalls ein Anstieg des Liefer-
längere Fahrzeiten in Kauf genommen werden, dürfte                              verkehrs, wenn die Kosten aufgrund der automatisieren
die Zersiedelung neu angeheizt werden. Andererseits                             Zustellung sinken.
könnten ländliche Regionen, in denen sich der öffentli-
che Verkehr betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnet,
massiv profitieren.

18
     https://www2.deloitte.com/at/de/seiten/press-release/deloitte-automotive-studie-2019.html abgerufen Mai 2019
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wirtschaftsagentur.at                                          Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                 3

    Größere Vorteile sind in der Kombination mit Sharing                       werden, ergänzend dazu ist aber der Ausbau attraktiver
und dem öffentlichen Verkehr zu erwarten. Beispiele da-                        öffentlicher Verkehrsmittel unumgänglich. Expertinnen
für sind Avenue2119 oder auto.Bus - Seestadt20 (siehe „Pro-                    und Experten plädieren jedenfalls für eine sorgfältige
jekte und Initiativen“). Denn nur eine Mehrfachnutzung                         Planung und Umsetzung, damit sich der automatisierte
bringt in Hinblick auf die Kapazität der Infrastruktur                         Verkehr als Ergänzung zu den anderen Verkehrsangebo-
Vorteile. Das Plus bei der Mobilität könnte so abgefedert                      ten optimal ins Gesamtsystem integrieren lässt.

Novelle erlaubt serienmäßige Assistenzsysteme

    Im März 2019 trat eine Novelle zur Verordnung über                            Dass bei diesem Themenkomplex noch zahlreiche
das automatisierte Fahren in Kraft, durch die zwei seri-                       ethische Rahmenbedingungen zu klären sind, streicht
enmäßige Assistenzsysteme von allen Autofahrerinnen                            Sabine Köszegi von der Technischen Universität (TU)
und Autofahrern verwendet werden dürfen. Einerseits                            Wien hervor. Sie ist sowohl Vorsitzende des österreichi-
erlaubt die Verordnung das freihändige Fahren auf Auto-                        schen „Robotik-Rats“ als auch Mitglied in der „High-
bahnen und Schnellstraßen mit „Autobahnassistent mit                           Level Expert Group on Artificial Intelligence“ der EU-
automatischer Spurführung“. Andererseits wird das au-                          Kommission. Ihre Schlussfolgerung: „Maschinen sind
tomatische Einparken mit Einparkassistent zugelassen,                          derzeit nicht dazu fähig, ethische Entscheidungen auto-
das bereits seit längerer Zeit in höheren Fahrzeugklassen                      nom zu treffen.“ In Deutschland beschäftigte sich eine
serienmäßig verbaut wird.                                                      eigene Ethik-Kommission des Verkehrsministeriums mit
                                                                               ethischen Fragen rund um automatisierten und vernet-
   Im Detail sieht die Novelle vor, dass auf Autobah-                          zen Verkehr. Das populäre moralische Gedankenexperi-
nen und mautpflichtigen Schnellstraßen eine Kombi-                             ment „Trolley Problem“ findet dank des automatisierten
nation aus Spurhalteassistent und Abstands-Tempomat                            Fahrens seinen Weg von der Schiene auf die Straße. Am
aktiviert sein darf. Dabei ist es erlaubt, die Hände vom                       amerikanischen MIT (Massachusets Institute of Tech-
Lenkrad zu nehmen. Allerdings muss man sofort eingrei-                         nology) wurde eine „Moral Machine21“ entwickelt, die es
fen können, wenn eine unerwartete Situation auftritt.                          Menschen ermöglicht, die eigene Entscheidung mit den
Ablenkende Tätigkeiten wie zum Beispiel das Bedienen                           Entscheidungen anderer Testpersonen zu vergleichen.
eines Mobiltelefons bleiben weiterhin verboten. Beim
automatischen Einparken darf man aussteigen und das
Fahrzeug alleine einparken lassen.

65 Mio. Euro für „Automatisierte Mobilität“

                                                                                   Im Aktionspaket sind 34 Maßnahmen für die nächs-
    Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation
                                                                                   ten Jahre vorgesehen. Konkrete Handlungsfelder sind
und Technologie (BMVIT) stellt mit dem Aktionspaket
                                                                                   beispielsweise
„Automatisierte Mobilität22“ bis 2022 65 Mio. Euro zur
Verfügung: „Automatisierte Mobilität birgt große Poten-                        ¬ eine aktive Rolle der öffentlichen Hand und die Stärkung
ziale: mehr Verkehrssicherheit, höhere Verkehrseffizi-                           des gesellschaftlichen Dialogs,
enz und damit einen Beitrag zur CO2-Reduktion sowie
                                                                               ¬ ein sicherer Test- und Regelbetrieb bzw. eine höhere
enorme Möglichkeiten für die Wirtschaft“, so das BMVIT.
                                                                                 (Rechts-)Sicherheit durch die Anpassung der aktuellen
                                                                                 rechtlichen Rahmenbedingungen und
                                                                               ¬ aus Erfahrungen für den Einsatz neuer Systeme lernen.

19
     http://avenue21.city/ abgerufen August 2019
20
     https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/channelView.do/pageTypeId/66528/channelId/-4400525 abgerufen Juni 2019
22
     http://moralmachine.mit.edu/hl/de abgerufen August 2019
21
     https://www.bmvit.gv.at/service/publikationen/verkehr/automatisiert/downloads/automatisiert2019_ua.pdf abgerufen Juni 2019
Urbane Mobilität | Seite 16
     3
         Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                                                                  wirtschaftsagentur.at

„Urban Air Mobility“

    Aber nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft                           der Luft. Passagierdrohnen sollen dann vor allem in gro-
könnten bald Algorithmen statt Menschen den Kurs vor-                           ßen urbanen Gebieten verkehren und einen schadstoff-
geben. Schon 2020 sollen der Bevölkerung erste Flüge                            armen, schnellen und leisen Weg der Mobilität darstel-
mit Flugtaxis angeboten werden. Ermöglichen will das                            len.
eine Allianz aus dem österreichischen Luftfahrtkonzern
                                                                                    Die „Autonomous Aerial Vehicle“ (AAV) von EHang
FACC, der chinesischen Air Mobility Gruppe EHang
                                                                                bieten Platz für zwei Personen und etwas Gepäck. Ihre
sowie ProSiebenSat.1PULS4. In den nächsten zwei Jah-
                                                                                Höchstgeschwindigkeit beträgt den Angaben zufolge
ren sollen 300 Einheiten hergestellt und weltweit ausge-
                                                                                160 km/h. Die maximale Flugdauer beträgt 25 bis 30
liefert werden.
                                                                                Minuten. Innerhalb einer Viertelstunde sollen rund
   „Wir werden definitiv früher autonom fliegen als au-                         80 Prozent der Batterie aufgeladen werden können.
tonom fahren“, so Robert Machtlinger, Vorstandsvorsit-                          Kosten soll ein Flug mit den Passagierdrohnen ähnlich
zender der FACC AG. Zurückzuführen sei das auf eine                             viel wie eine Fahrt mit einem herkömmlichen Taxi.
weniger komplexe Ausgestaltung der Verkehrswege in

3.6 Logistik
    Das Bewusstsein in der Logistikbranche für Umwelt-                          ken, zu bündeln und ihn nach Möglichkeit zu reduzie-
schutz steigt zunehmend. Dadurch werden vor allem                               ren. Ein Beispiel dafür sind Micro-Hubs bei denen die
alternative Antriebskonzepte zum Thema. Elektrische                             Anlieferung mittels Lkw, Bahn oder Schiff stattfindet, die
Lkw sind nicht nur im Zustellbereich in der Innenstadt,                         Feinverteilung aber mit Cargo-Bikes oder Light electric
sondern durchaus auch im Regionalverkehr eine ernst-                            vehicles (LEVs) durchgeführt wird.
zunehmende Option. Fachleute rechnen hier mit einer
rasanten Entwicklung. Auch Schiene und Schiff werden                                Die Stadt Wien hat bereits klare Schwerpunkte im Be-
durch Leichtbauweise oder Elektrifizierung deutlich um-                         reich Citylogistik gesetzt. Ziel ist, einer Fragmentierung
weltfreundlicher. Darüber hinaus gibt es aber noch an-                          entgegenzuwirken, also Transporte zu konsolidieren und
dere erfolgversprechende Antriebstechnologien (siehe                            Leerfahrten zu reduzieren. „Wir geben der Wirtschaft
„Dekarbonisierung“).                                                            den Raum, den sie braucht, um die Transporte konkur-
                                                                                renzfähig abzuwickeln. Aber wir greifen gestaltend ein,
    Ein wichtiger Faktor ist das ungebremste Wachs-                             damit die Belästigungen so gering wie möglich gehalten
tum des Onlinehandels. Rund 7,2 Mrd. Euro haben die                             werden können“, erklärt Thomas Madreiter, Planungsdi-
Österreicherinnen und Österreicher im Jahr 2018 im                              rektor der Stadt Wien.
Internet-Einzelhandel laut „E-Commerce-Studie Öster-
reich23“ ausgegeben. Paketdienste wie die Post, DHL,                               Konkrete Ansätze für umweltfreundlichen urbanen
Hermes und DPD lieferten 2018 fast 228 Millionen Pakete                         Güterverkehr soll auch ein Forschungsprojekt liefern,
aus, um neun Prozent mehr als im Jahr davor, geht aus                           das von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien
einer „Branchenradar“-Marktanalyse24 hervor.                                    geleitet und vom Klima- und Energiefonds gefördert
                                                                                wird. Bis 2021 werden im Rahmen von „MEGAWATT-
   Der Online-Handel mit Produkten des täglichen Be-                            LOGISTICS25“ in Wien, Salzburg und Graz Lösungen für
darfs – etwa Lebensmitteln –ist zwar noch ein zartes                            einen emissionsneutralen Gütertransport mit elektri-
Pflänzchen, dürfte aber auch an Bedeutung gewinnen.                             schen Lkw in den Städten erarbeitet. Dazu gehören unter
Umso wichtiger ist es, den Güterverkehr besser zu len-                          anderem eine funktionierende Ladeinfrastruktur und der

23
     E-Commerce Studie Österreich https://www.handelsverband.at/fileadmin/content/Presse_Publikationen/20180619_studie_ecommerceKMU2018/
     Executive-Summary_E-Commerce-Studie_OEsterreich-2018.pdf abgerufen August 2019
24
     Branchenradar Marktanalyse https://www.branchenradar.com/de/presse/presse-archiv/paketdienste-befoerderten-2018-fast-228-millionen-pakte/
     abgerufen August 2019
25
     Projekt MEGAWATT-Logistics https://projekte.ffg.at/projekt/3051082 abgerufen August 2019
Urbane Mobilität | Seite 17

wirtschaftsagentur.at                                        Mobilität im Wandel: Umsetzung in Wien                                 3

Aufbau einer E-Logistik-Datenbank. Geforscht wird in                        Standard-Wechselbrückenhubwagen, der in Logistikzen-
den Bereichen Filialzustellung, Zustelllogistik, Transport                  tren eingesetzt wird, umgebaut. Künftig soll das Umsetz-
von lokalen Verteilungszentren zu Produktionsstätten,                       fahrzeug einen Elektromotor bekommen. Die Post selbst
Getränkezustellung und innerbetriebliche Zustellung.                        setzt bereits im Betrieb auf Elektroautos und auch Elekt-
                                                                            rolastenräder im urbanen Bereich.
    Mit der Entwicklung, dem Testen und Umsetzen von
güterlogistischen Innovationen beschäftigt sich auch das                        Mit den zukünftigen Anforderungen der Gütermobi-
Innovationslabor thinkport Vienna (siehe „Projekte und                      lität in der Region Wien-Niederösterreich setzt sich bei-
Initiativen“). Ziel des vom BMVIT geförderten und ge-                       spielsweise auch das Projekt Nachhaltige Logistik 2030+26
meinsam von BOKU und Hafen Wien betriebenen Mobi-                           auseinander. Zu den Projektzielen zählen die Entwick-
litätslabors ist es unter anderem, Startups in der Logistik                 lung von gemeinsamen Logistik- und Verkehrskonzepten
aktiv zu fördern und die Rolle des Hafens als Logistik-                     die zur nachhaltigen Einsparung von CO2 in beiden Bun-
und Innovationsstandort zu stärken. Der Wiener Hafen                        desländern führen. Darüber hinaus wird ein zukunfts-
ist den Angaben zufolge als Testumgebung für nahezu                         und umsetzungsorientierter Aktionsplan entwickelt,
jede Art von Logistik-Technologie und -Prozessen geeig-                     mit konkreten Maßnahmen und Umsetzungsstrategien.
net, etwa auch für den Einsatz von Drohnen oder zum                         Parallel werden Pilotprojekte, wie das in Kapitel 5 be-
Test moderner Geräte für den Schiffsumschlag.                               schriebene Projekt RemiHub, initiiert und begleitet.

   Die Post testet an ihrem Logistik-Standort in In-                           Auf Bundesebene umfasst der Logistikaktionsplan27
zersdorf gemeinsam mit dem Austrian Institute of Tech-                      des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und
nology (AIT) ein neues Fahrzeug für den eigenständigen                      Technologie (BMVIT) 117 Maßnahmenvorschläge und
Transport von Containern. Das Spezialfahrzeug soll au-                      ein eigenes Förderprogramm, abgewickelt durch die
tonom Wechselaufbaubrücken (WAB) auf dem Betriebs-                          SCHIG mbH, unterstützt 2019 – 2023 Durchführbarkeits-
gelände transportieren. Für das Pilotprojekt wurde ein                      studien und konkrete Umsetzungsprojekte.

3.7 Stadtplanung
   Eine wichtige Rolle für die Mobilität der Zukunft spielt                 motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Was den
die Stadtplanung. Hier sind innovative Ansätze notwen-                      Wohnbau betrifft, stecken Entwicklerinnen und Ent-
dig, um die aktuellen Herausforderungen des Verkehrs,                       wickler Geld statt in Stellplätze in eine „Mobilitätsgaran-
der Siedlungsentwicklung und der mobilen Gesellschaft                       tie“ für die Bewohnerinnen und Bewohner, und forcieren
zu meistern. „Durch Nutzungsdurchmischung und die                           damit Mobilitätsstationen oder Carsharing Angebote im
räumliche Konzentration der Daseinsfunktionen, wie Ar-                      Wohnbau, wie z.B. MO.Point in der Perfektastraße.
beiten, Wohnen oder Einkaufen, können Wege verkürzt
bzw. vermieden und Verkehr reduziert werden“, so das                            Neuen Stadtteilen und großen Planungsprojekten
Umweltbundesamt.                                                            widmet sich „Wien wird WOW28“. Im Rahmen der interak-
                                                                            tiven Ausstellung, die von 2018 bis 2020 als größter mobi-
   Die Palette der Möglichkeiten und Ideen für die Stadt                    ler Workshop durch ganz Wien tourt, kann man Konflikte
der Zukunft sind jedenfalls breit gefächert: Ein Beispiel                   ansprechen, aber auch selbst in die Rolle der Stadtpla-
sind selbstleuchtende Pfade, deren Beschichtung Son-                        nerin oder des Stadtplaners schlüpfen. Ziel ist, die Grätzl
nenlicht absorbiert und im Dunkeln Licht emittiert.                         und Bezirke lebenswerter zu machen. Ein Überblick über
Dadurch kann die „Walkability“ gesteigert werden.                           die Beteiligungsprojekte ist online zu finden.
Fahrradfreundliche Raumplanung hilft ebenfalls, den

26
     http://www.logistik2030.at/ abgerufen August 2019
27
     https://www.bmvit.gv.at/verkehr/gesamtverkehr/logistik/downloads/managementsummary.pdf abgerufen August 2019
28
     https://wienwirdwow.at/ abgerufen August 2019
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