Urbanes Dorf aus Holz - LignoAlp
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© Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG, Köln 2020. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Technik
Bild: Andreas Knoblauch
Urbanes Dorf aus Holz
Holzmischbauweise Innerhalb einer ökologischen Mustersiedlung in München sticht ein Projekt hervor.
Die architektonische Symbiose aus städtischem Lebensgefühl und ländlicher Nachbarschaft verstetigt
soziale Verbindungen in aufgelösten Standards.
Marc Wilhelm Lennartz
M itten in München-Bogenhausen, im
Stadtteil Oberföhring, wurde auf
einem ehemaligen Kasernengelände ein
Im südlichen Bereich, auf etwa einem Drit-
tel des Neubaugebiets, hat man sich Platz
für eine ökologische Mustersiedlung genom-
So mussten die Bauvorhaben, dem bauöko-
logischen Anspruch folgend, definierte Men-
gen an nachwachsenden Rohstoffen (Na-
neues Quartier errichtet. Das Prinz-Eugen- men. Die acht Einzelprojekte mit 570 Wohn- waro) im Baukörper nachweisen, wobei die
Park genannte, ca. 30 Hektar große Areal einheiten sollen für die zukünftige Stadtent- Spanne je nach Gebäudeklasse von 50 kg bis
beherbergt rund 1.800 Wohnungen für über wicklung Münchens beispielgebend wirken. hin zu 150 kg je m² realisierten Wohnraums
4.000 Menschen. reicht.
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Bautafel
Bauherr:
Baugemeinschaft „Gemeinsam Größer“ II am Prinz-Eugen-Park
GbR, 80469 München
www.gemeinsam-groesser.de Dabei stehen für die Einkäufer der Holzbau-
betriebe wie auch der Bauunternehmen
Architektur, Bauleitung: zuvorderst der aktuelle Preis und die zeit-
agmm Architekten + Stadtplaner, 80636 München liche Verfügbarkeit in entsprechenden Qua-
www.agmm-architekten.de litäten im Vordergrund, weniger die Her-
mit Hable Architekten, 81379 München kunft des Holzes, zumal die Transportkosten
www.hable-architekten.de nicht besonders ins Gewicht fallen. Zudem
existiert keine allgemeingültige Definition
Holzbau Vorfertigung, Montage: dieses längst zur Petitesse geschrumpften
LignoAlp Damiani-Holz & Ko AG, 39042 Brixen, Italien Sachverhalts.
www.lignoalp.com
Abkehr vom reinen Investorenbau
Tragwerksplanung, Bauphysik, Brandschutz: Rund 40 Prozent der Grundstücke im Prinz-
Planungsgesellschaft Dittrich mbH, 80636 München Eugen-Park durften von Baugemeinschaf-
www.dittrich-pg.de ten und Genossenschaften bebaut werden.
Dies darf als Ausdruck einer Abkehr der öf-
Schallschutz: fentlichen Hand vom rein kommerziellen In-
IG Bauphysik GmbH & Co. KG, 85662 Hohenbrunn vestorenbau betrachtet werden, der mit-
www.ig-bauphysik.de verantwortlich für das Desaster auf dem
Wohnungsmarkt der letzten Jahre in den
Landschaftsplanung: Metropolen war und ist. Dank der neuen
Liebald + Aufermann Landschaftsarchitekten Part GmbB, sozialen und ökologischen Vergabekrite-
81241 München rien seitens der Stadt München konnten die
www.liebald-aufermann.de agmm Architekten + Stadtplaner um Patric
F. C. Meier und Markus Borst für die von ih-
Betonbau: nen ins Leben gerufene Baugemeinschaft
Kreuzer GmbH & Co. Bauunternehmung, 86825 Bad Wörishofen „gemeinsam größer II“ im Rahmen einer
www.glass-bau.de Konzeptvergabe einen Bauplatz in der öko-
logischen Mustersiedlung erwerben. Dazu
erhielt die Baugemeinschaft eine Förderung
von rund 900.000 Euro, resultierend aus den
Die Baugemeinschaft „Gemeinsam Größer II“ konnte im Rahmen einer Konzept- verbauten Nawaro-Mengen von zwei Euro
vergabe einen Bauplatz in der ökologischen Mustersiedlung erwerben.
je Kilogramm. Die Baugemeinschaft hatte
Die Mitglieder waren an der Planung beteiligt. So konnten die Baukosten im
Vergleich zum konventionellen Bauträgergeschäft respektive schlüsselfertigen sich bereits im Vorfeld konstituiert, um final
Bauen um bis zu 20 Prozent gesenkt werden. die 39 Wohneinheiten mit Wohnflächen von
70 m² bis 120 m² unter sich aufzuteilen. Die
Mitglieder vereinte der Wunsch nach Betei-
Der direkte Weg zum Holzbau war damit ge- Oder alternativ aus einem Umkreis von max. ligung an der Planung ebenso wie die Mög-
ebnet. Dabei ist zu konstatieren, dass die al- 400 km entfernt vom Bauplatz stammen. lichkeit, dadurch die Baukosten im Vergleich
lermeisten Holzbauten in der heutigen Zeit Diese mehr oder weniger willkürliche Entfer- zum konventionellen Bauträgergeschäft
derlei Maßgaben zumeist ohnehin erfüllen, nungsvorgabe bedient das Klischee lokal-re- respektive schlüsselfertigen Bauen um bis
ob im klassischen Holztafelbau, im Holz- gionaler Hölzer, mit der der Holzbau längst zu 20 Prozent zu senken. Des Weiteren ha-
massivbau oder in den diversen Mischfor- vergangener Zeiten gerne bis heute roman- ben sich die zukünftigen Nachbarn darauf
men und Hybridbauweisen, wie sie auch im tisiert wird. Mit der Realität im modernen In- verständigt, gewisse Teilbereiche gemein-
Prinz-Eugen-Park zur Anwendung gekom- genieurholzbau hat das jedoch wenig bis gar schaftlich zu finanzieren und zu nutzen, was
men sind. So sind in Teile der Mustersied- nichts zu tun. Denn auch der Holzbau unter- den Zusammenhalt fördert und die räumli-
lung Nawaro-Mengen von bis zu 280 kg/m² liegt, von den Sägewerken über die Herstel- chen Möglichkeiten jeder einzelnen Baupar-
Wohnraum eingeflossen. ler serieller Standardprodukte bis zum Groß- tei außerhalb der eigenen vier Wände erwei-
und Fachhandel, seit Jahren andauernden, tert hat. All diese Faktoren haben es dann
Lokal-regionale Holzherkunft? europaweiten Konzentrationsprozessen. letztlich auch jungen Familien und solchen,
Des Weiteren sollten die verwendeten Fich- Diese haben hüben wie drüben dazu ge- die es in naher Zukunft werden wollen, er-
ten- und Kiefernhölzer respektive die aus führt, dass immer weniger und immer grö- möglicht, Teil der Baugemeinschaft zu wer-
ihnen vorgefertigten Bauteile und Elemen- ßere Produzenten den zunehmend interna- den, die gleichwohl auch älteren Semestern
te (vornehmlich: KVH/ BSP/ BSH/ Holzwerk- tionalen Holzbaumarkt dominieren. und Singles neue Heimstatt geworden ist.
stoffplatten) aus PEFC/ FSC-zertifiziertem
Holz bestehen.
bmH bauen mit Holz 6.2020 11
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Technik
Zwei Viergeschosser der
Zeichnung: agmm Architekten + Stadtplaner
Gebäudeklasse IV Baugemeinschaft "gemeinsam größer II" am Prinz-Eugen-Park
Die Gründung auf dem 40,5 m × 98,5 m gro-
ßen Baufeld erfolgte mittels einer 40 cm
dicken Stahlbeton-Bodenplatte sowie Ein- 18
WFl 107 m2 Terrasse Terrasse 1
19
WFl 105 m2
zel- und Streifenfundamenten, die mit 18 cm
dicken XPS-Platten gegen das Erdreich ge- 17 20
dämmt wurden. Der zu rund 75 Prozent WFl 90 m2
Essen | Wohnen
WFl 103 m2
Barrierefrei
unterkellerte Gebäudekomplex wurde mit Balkon
Balkon
30 cm dicken Stahlbeton-Wänden einge- 16
haust und mit einer ebensolchen, 30 cm di- WFl 117 m2
Terrasse
cken Kellerdecke abgeschlossen. Den „Ein-
gang“ der Siedlung markieren zwei vier- Terrasse 1
21
WFl 105 m2
geschossige Gebäude links und rechts des 15
WFl 104 m2
Hauptzugangs mit 15 Wohneinheiten, auf
die im hinteren Bereich zwölf zwei- und drei-
Balkon
22
WFl 104 m2
geschossige Wohnhäuser mit 24 weiteren
Wohnen
Balkon
Wohneinheiten folgen. Die beiden Vierge-
schosser der Gebäudeklasse IV verfügen 23
über Stahlbeton-Erschließungskerne in den 14
WFl 105 m2
Terrasse
Terrasse 1
WFl 116 m2
Maßen 4,5 m × 5,5 m. Sie beherbergen die
Treppenhäuser und Aufzüge und erfüllen
weitere Aufgaben: So leiten sie die Horizon- 13
WFl 120 m2
24
WFl 120 m2
tallasten der daran montierten Holzbauele-
Barrierefrei
Balkon
mente in die Fundamente ab und steifen die
Gesamtkonstruktion aus. Im Zuge der Er-
mittlung der Horizontallasten aus der kons-
truktiven Decke-Außenwand-Verbindung
haben die Tragwerksplaner der Planungs-
gesellschaft Dittrich hinsichtlich der hori-
34 27
WFl 89 m2 WFl 70 m2
Barrierefrei Barrierefrei
zontalen Verformung der Außenwände eine
Federsteifigkeit ermittelt, die in der Berech-
35 28
nung der Anschlüsse berücksichtigt wurde. WFl 87 m2
Barrierefrei
WFl 106 m2
So erfolgt der Lastabtrag der angeschlos-
senen, massivhölzernen Brettsperrholz-De- N
cken (BSP) über weitgehend vorgefertigte
1. Obergeschoss
Holzrahmenbau-Außenwände (HRB) und 09.01.2018
M1:200
über die tragenden BSP-Innenwände in den
agmm Architekten + Stadtplaner Volkartstrasse 63 80636 München
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089 46 133 45 10 www.agmm-architekten.de
Erschließungskern. Des Weiteren bilden die
Die Baugemeinschaft hatte sich bereits im Vorfeld konstituiert, um final die 39 Wohneinheiten unter sich
Treppenhäuser, deren Einhausung als Stahl-
aufzuteilen. Außerdem werden gewisse Teilbereiche gemeinschaftlich finanziert und genutzt, was den
beton-Brandwände erfolgte, mit der Bereit- Zusammenhalt fördert und die räumlichen Möglichkeiten jeder einzelnen Baupartei außerhalb der eigenen
haltung sicherer Fluchtwege einen wesent- vier Wände erweitert.
lichen Teil des Brandschutzkonzepts, wäh-
rend die Aufzüge die barrierefreien Zugän-
ge sicherstellen. Die Wohnungen des west- Schallentkopplung durch Knaggen in Die in der gesamten Siedlung eingebauten
lichen Viergeschossers sind mit gleichen Splittschüttung und PUR-Streifenlager Massivholzdecken setzen sich aus 20 cm bis
Spannweiten der Deckenelemente symme- Die zwölf hofseitigen Wohngebäude der Ge- 24 cm dicken BSP-Elementen in unterseitiger
trisch angeordnet; dort wiederholen sich bäudeklasse III wurden, obschon in Teilen Sichtqualität zusammen, deren Feuerwider-
die Grundrisse. Beim zweiten Viergeschos- unmittelbar aneinandergrenzend, statisch standsdauer über den Abbrand berechnet
ser hingegen bedurfte es einer zusätzlichen, unabhängig voneinander errichtet. Dort er- wurde. Darauf folgen obenauf eine Splitt-
inneren Tragachse mittels deckengleicher folgt die Aussteifung über die tragenden schüttung von 95 mm sowie eine 30 mm di-
Stahlträger, da dort die Symmetrie aufgelöst HRB-Außenwände, die Wohnungstrennwän- cke, druckfeste Glaswolle-Dämmplatte, die
wurde, um den zukünftigen Bewohnern eine de sowie über BSP-Innenwandscheiben, die die Trittschalldämmung optimieren. Auf eine
größere Flexibilität bei den individuellen sich in jedem Gebäude in einer Länge von PE-Folie wurde dann der Heizestrich von
Wohnraumdesigns zu ermöglichen. 2,5 m bis 3 m wiederfinden. 70 mm gegossen, in dem sich die Leitungen
der Fußbodenheizung befinden.
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Bild: agmm Architekten + Stadtplaner
Bild: Planungsgesellschaft Dittrich
Beim zweiten Viergeschosser bedurfte es einer zusätzlichen, inneren Tragachse mittels deckengleicher Stahlträ- Die Erschließungskerne aus Stahlbeton beherbergen
ger, auf die die BSP-Deckenelemente aufgelegt wurden. Damit wurde den zukünftigen Bewohnern eine größere die Treppenhäuser und Aufzüge, leiten die Horizon-
Flexibilität bei den individuellen Wohnraumdesigns ermöglicht. tallasten der daran montierten Holzbauelemente in
die Fundamente ab und steifen somit die Gesamtkons-
truktion aus.
Kennzahlen
Zeichnung: Planungsgesellschaft Dittrich
Geschossfläche (GF) oberirdisch:
5.075 m²
Wohnfläche: 3.912 m²
Anzahl Wohneinheiten: 39
Bauzeit: 2017–2020
Baukosten: 12.725.000 Euro
(KG 300 + KG 400 inkl. Tiefgarage)
Primärenergiebedarf kWh/(m²a): 10,5
Endenergiebedarf kWh/(m²a): 58,5
Nachwachsende Rohstoffe:
– Hofhäuser: 251 kg/m² Wfl.
– Punkthäuser: 215 kg/m² Wfl.
Die Zeichnung zeigt die Einbindung des decken-
gleichen Stahlträgers in die Deckenkonstruktion aus
BSP-Elementen.
Der abschließende Bodenbelag wird von Letztere wurden brandschutzbedingt mit Die Schüttung besteht aus herkömmlichem
15-mm-Eichenholzdielen in den Wohnun- Fichtenholz-Dreischichtplatten eingehaust Splitt (Basalt, Korngröße 8–13 mm) mit
gen und robusten Industrieparketten in den (F30 – 3 cm dick, F60 – 5 cm dick). Aus Grün- einem speziellen Bindemittel. Diese Masse
Gemeinschaftsräumen gebildet. Die an den den des Schallschutzes erfolgte die Schub- auf der Massivholzdecklage verbessert den
Stößen über Zugbleche und Bretter mitein- übertragung vom OG zum EG über in der Schallschutz, insbesondere die Trittschall-
ander verbundenen BSP-Elemente nehmen gebundenen Splittschüttung angeordnete übertragung, und erhöht das Wärmespei-
als statisch wirksame Scheibe die Horizon- entkoppelte Knaggen. Die akustische Sepa- chervermögen der Decke. Ferner stellt sie
tallasten auf. Die Vertikallasten werden über rierung der Knaggen stellen gemischtzelli- den Niveauausgleich sicher und beugt damit
die HRB-Außen- und die BSP-Innenwän- ge, 12,5 mm dünne Polyurethan-Streifenla- etwaigen Setzungen oder Rissen im oben
de sowie über deckengleiche Stahlträger ger (PUR) sicher. Sie weisen gute Feder- und aufgebrachten Estrich vor.
abgeleitet. Dämpfeigenschaften auf und werden auf die
Stoßstellen geklebt.
bmH bauen mit Holz 6.2020 13
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Technik
500 vorgefertigte Holzrahmenbau-
Bild: LignoAlp
Außenwandelemente
Die elastischen PUR-Streifenlager hat man
auch oberhalb der Rohdecken und unterhalb
der BSP-Innenwände angebracht, um durch
die Entkopplung der Module die Schallüber-
tragung über die Flanken zu reduzieren.
Dank dieser effektiven Schwingungsisolie-
rung konnte auf ansonsten übliche Vorkeh-
rungen wie schalldämmende Vorsatzscha-
len verzichtet werden. Hervorzuheben sind
die sechs Maisonettewohnungen in den
Hofhäusern, die vom 1. OG in das 2. OG rei-
chen und über eine Verbindungstreppe ver-
fügen. Wegen der unterschiedlichen Wohn-
raumgrundrisse der einzelnen Etagen setz-
te man auch dort deckengleiche Stahlträger
ein. Die 500 von den Südtiroler Zimmerern
von Lignoalp vorproduzierten Holzrahmen-
bau-Außenwandelemente mit einer Fläche
von rund 4.500 m² wurden just in time auf
die Baustelle geliefert und sofort montiert.
Die 500 von den Südtiroler Zimmerern von Lignoalp vorproduzierten Holzrahmenbau-Außenwandelemente mit Die Vorfertigung in den Maximalmaßen
einer Fläche von rund 4.500 m² wurden just in time auf die Baustelle geliefert und sofort montiert. (L) 11 m × (B) 3,19 m × (H) 0,40 m inkludier-
te die einheitliche Lärchenholzfassade, die
Fenster- und Türelemente, außenliegende
Raffstores und die geschossweise umlaufen-
den Brandriegel. Deren konstruktive Basis
Leistung Holzbau Die in der gesamten Siedlung eingebauten Massivholzdecken bildet ein KVH-Rahmenwerk von 20 cm Tie-
145
setzen sich aus 20 cm bis 24 cm dicken BSP-Elementen in fe, das mit eingeblasenen Holzfasern eben-
125 12 125
unterseitiger Sichtqualität zusammen, deren Feuerwiderstands-
dieser Stärke gedämmt wurde. Außenseitig
dauer über den Abbrand berechnet wurde.
folgt eine 6 cm dicke, diffusionsoffene Holz-
faserdämmplatte, die von einer witterungs-
beständigen Unterspannbahn geschützt
Beplankung
Gipskartonplatte 12,5 mm wird. Darauf montierten die Zimmerer
eine Konter- und Traglattung von 30 mm ×
Brettsperrholz
50 mm, die zugleich als Hinterlüftungsebe-
ne für die abschließende Schalung aus vor-
vergrauten Lärchenhölzern (stehende Lat-
te: 28 mm × 38 mm/Grundbrett 23 mm ×
84 mm) dient. Innenseitig steift eine OSB-
Lage von 22 mm die Rahmenkonstruktion
Fußboden-
aufbau aus und bildet zugleich, da an den Stößen
BOD-03
miteinander verklebt, die luftdichte Ebene.
Gründach, Biodiversität, Dachterrasse,
Hochbeet
Zeichnung: agmm Architekten + Stadtplaner
BSP-Decke Erst auf der Baustelle brachte man eine Lat-
tung für die gedämmte Installationsebene
von 50 mm auf, die von 15-mm-Gipskarton-
platten abgeschlossen wurde. Eine konst-
Trennfix Trennfix ruktive Ausnahme davon bilden die beiden
Leistzung Zimmerer Leistzung Zimmerer
Viergeschosser, in denen im EG und 1. OG
Schrauben
siehe anstatt KVH die Schwellen und Rähme aus
Statikdetails
Furnierschichtholz und im 2. OG aus BSH
im Wandaufbau eingesetzt wurden,
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um die Ständer weiterhin möglichst schlank Darauf brachte man eine Drainageschicht Ferner führt dieses Wechselspiel auch zu ge-
ausführen und den Querdruck nachweisen aus einer Kiesschüttung und einem ver- ringeren Verschattungen der unteren Wohn-
zu können. rottungsfesten Filtervlies auf, gefolgt vom bereiche. Schließlich erweckt die „Schlan-
Zudem erfolgte dort die Dämmung der tra- Pflanzsubstrat in einer Dicke von 10 cm bis ge“, wie sie auch genannt wird, Sympathien,
genden F60-B-Außenwandelemente brand- 30 cm beim Biodiversitätsdach. An anderer macht neugierig, lädt zum Verweilen ein,
schutzbedingt mit Mineralwolle, ergänzt Stelle wurden Dachterrassen nebst Hoch- sowohl oben, als auch darunter. Für die Mit-
durch eine zusätzliche Gipsfaserplatte je Sei- beeten angelegt, die gemeinschaftlich ge- glieder der Baugemeinschaft hat sie sich
te. Das abschließende, flache Gründach ba- nutzt und gepflegt werden. längst zu einem beliebten Spontan-Treff-
siert wiederum auf BSP-Deckenelementen, punkt entwickelt, wo die Kinder sich drum-
dort 28 cm dick, ebenfalls in unterseitiger Mäandrierende Laubengangerschließung herum tummeln, spielen und die integrierte
Sichtqualität. Die oberseitige Abdeckung Ein ganz wesentliches und hervorstechendes Rutsche nutzen. Die Verstetigung des Ge-
der Holzdecke wird von zwei Elastomerbi- architektonisches Merkmal ist die innovative meinschaftlichen – sie findet dort statt, dank
tumenbahnen, 2 mm und 3,7 mm, sicher- Erschließung der zwei- und dreigeschossigen dieser sozialintegrativen Architekturlösung.
gestellt, die als Trennlage und Dampfsperre Hofhäuser der Gemeinschaftssiedlung. Der Konstruktiv handelt es sich um Stahl-Beton-
fungieren. Daran fügt sich die Dämmebe- mäandrierende Laubengang dockt im Wech- Verbundstützen, die auf der Decke der dar-
ne an, bestehend aus einer 10 cm dicken selspiel jeweils punktgenau an den einzel- unter befindlichen Tiefgarage montiert wur-
Aufdachdämmung aus PUR-Platten sowie nen Wohneinheiten des Obergeschosses an. den. Auf diesen platzierte man den mäan-
einer PUR-Gefälledämmung von 20 mm Diese organische Erschließung verbindet die drierenden Laubengang, der aufgrund der
bis 140 mm, die die Dachneigung von Siedler und ihre Heimstätten auf eine eben- unterschiedlichen Radien und unregelmäßi-
zwei Grad abbildet. Eine weitere, zweilagige so schöne wie pragmatische Form. Im Unter- gen Stützenstellung in eine Schalung als Ort-
Polymerbitumenbahn von 5,2 mm schließt schied zu konventionellen Laubengängen, beton gegossen wurde. Die Bewehrung war
die Konstruktion sicher vor Regen, mechani- die uneingeschränkte Blicke in die Wohnzim- für die Betonbauer eine spezielle Herausfor-
schen und Witterungseinflüssen ab. mer der Nachbarn ermöglichen, schützt der derung, die sie meisterlich gelöst haben.
natürliche Mäander die Privatsphäre.
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Das Erschließungskunstwerk, das für die
Bild: Fotografie Sedlmayer
Menschen eine identitätsstiftende Wirkung
entfaltet hat, endet auf dem Dach des die
Siedlung nördlich abschließenden Holzhau-
ses. Dort wurde der Betonlauf wärmetech-
nisch entkoppelt und auf die HRB-Außen-
wände aufgelegt.
Aus der Vielfalt in die Einheit – oder die
Einheit, die auch Vielfalt ermöglicht
Im urbanen Dorf aus Holz ist es gelungen,
die ruralen Bezüge gelebter Nachbarschaf-
ten mit einem großstädtischen Lebensge-
fühl zu vereinen. Dabei ermöglicht das auf-
gelockerte, unregelmäßige Siedlungsgefüge
eine Vielfalt an vertikalen und horizontalen
Verbindungsoptionen, ebenso wie Orte des
Das Gründach basiert auf BSP-Deckenelementen, deren oberseitige Abdeckung sich aus zwei Elastomerbitumen- privaten Rückzugs. Das oftmals durchdekli-
bahnen, einer 10 cm PUR-Dämmebene, einer PUR-Gefälledämmung sowie einer abschließenden Polymerbitu- nierte „Entweder-oder“ wird hier zu einem
menbahn zusammensetzt.
„Sowohl-als auch“. Der gelungene Ausbruch
aus konventionellen Zeilenbebauungen und
Die aufgelösten Standards monotonen Reihenhausformationen erin-
Bild: Andreas Knoblauch
des urbanen Dorfes von Ge- nert architektonisch an gewachsene Dorf-
meinsam Größer entfalten
strukturen alter Zeit. Deren verbindliche
eine fast klassische,
städtebauliche Qualität. Nachbarschaft speiste sich aus einander be-
dingenden, sozialökonomischen Bezügen,
wie auch aus einer gemeinsamen Materia
lität, die lokalen Ursprungs war. Der Um-
kehrschluss ist den Bewohnern der Bauge-
meinschaft „gemeinsam größer“ nun zur ge-
bauten Realität geworden.
Ihre Holzbauten entstammen ein und der-
selben Quelle, deren Entwurfsplanung eine
Einheit geschaffen hat, die zugleich Viel-
falt und Identität ermöglicht. Den 39 priva-
ten Wohnungen stehen im Erdgeschoss des
westlichen Viergeschossers ein Gemein-
schaftsraum und ein Gästeappartement an
der Seite. Zudem wird nahezu das gesamte
Untergeschoss mit knapp 1.000 m² gemein-
schaftlich genutzt – dort befinden sich eine
Der Lignoalp-Projektma- Werkstatt, ein Spiel- und ein Musikraum,
Bild: Fotografie Sedlmayer
nager Michael Sedlmayer eine Fahrradwerkstatt für die drei Fahrrad-
zur einheitlichen Lärchen-
keller mit Rampe, ein Wasch- und Trocken-
holz-Schalung: „Die größ-
te Herausforderung für die raum, je Wohneinheit ein Abstellkeller sowie
Planung/ Vorfertigung und 34 Pkw-Stellplätze und drei Stellplätze für
Montage lag in der exakt E-Carsharing nebst Ladestationen. Zudem
fluchtenden Ausführung der
verfügt jede Wohnung entweder über einen
Deckleisten über sämtliche
Geschosse der Fassade.“ kleinen Garten oder über einen Balkon. Letz-
tere wurden als Stahlkonstruktionen ther-
misch von den Gebäuden entkoppelt, wo-
bei man die über die tragende Brüstung frei
auskragenden Balkone der hinteren Hofhäu-
ser durch verleimte Gewindestangen an den
Außenwänden befestigte.
16 bmH bauen mit Holz 6.2020
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Bild: Fotografie Sedlmayer
Der mäandrierende Laubengang dockt punktgenau an den einzelnen Wohneinheiten des Obergeschosses an. Anders als konventionelle Laubengänge, die uneingeschränk-
te Blicke in die Wohnzimmer der Nachbarn ermöglichen, schützt der Mäander die Privatsphäre und führt zu geringeren Verschattungen der unteren Wohnbereiche.
Städtebaulich vermisst: Doch dazu fehlte der Stadt wohl vor allem hochgedämmten Holzbauten nur noch eines
das urbane Gebiet eines: Mut. Ferner muss auch das Energie- Minimums an Heizwärme bedürfen. Für den
Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn in einer konzept kritisch betrachtet werden. Der An- Bau des architektonisch wie holzbaulich ge-
Millionenstadt ein derart großes Quartier in kli- schlusszwang an das Fernwärmenetz der lungenen urbanen Dorfs wurde eine Holzmen-
mafreundlicher Holzbauweise errichtet wird. Stadtwerke München hat die Baukosten sig- ge von rund 1.290 m³ verbaut. Diese verfügt
Die Nawaro-Förderung durch die Stadt Mün- nifikant nach oben getrieben. Die kilometer- über einen Kohlenstoffanteil, aus dem Holz
chen in Zeiten sich verknappender, begrenzter langen Leitungssysteme, dazu Pumpen, Heiz- zu 50 Prozent besteht, von umgerechnet ca.
Rohstoffe ist ein wichtiges Signal. Gleichwohl kreisverteiler, Übergabestationen, aufwendi- 322 Tonnen, woraus eine CO₂-Speicherung von
hätte man mehr erwarten dürfen von der öko- ge Flächenheizungen etc. mussten die Siedler über 1.182 Tonnen resultiert. ■
logischen Mustersiedlung: Mit der Nichtabkehr bezahlen. Und die Fernwärme des Heizkraft-
von der längst widerlegten, monofunktionalen werks Nord in Unterföhring, die stammt aus
Schlafstadt wurde eine riesige Chance vertan. der Verbrennung von Müll und Steinkohle. Da Autor
Das städtebauliche Werkzeug dazu, das urba- hätte man sich vielmehr in Eigenregie von den Marc Wilhelm Lennartz
ne Gebiet, liegt vor. Damit hätte man Klein- Genossenschaften und Baugemeinschaften ist unabhängiger Fachjournalist,
gewerbe, Büros, Praxen, Co-Working-Spaces, betriebene, dezentrale Lösungen gewünscht, Referent & Buchautor;
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bmH bauen mit Holz 6.2020 17
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