Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek

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Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Verbreitung und Gefährdung
     der Zauneidechse
   (Lacerta agilis) in Graz

Liesa Valicek
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Einleitung

• Masterarbeit am Institut für Zoologie der Karl-Franzens-Universität
  Graz
• Verbreitung
   • Zweitgrößtes Verbreitungsgebiet aller europäischer Eidechsenarten
   • zählt zu den am weitesten verbreiteten Reptilienarten in Mittel- und
     Osteuropa
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Einleitung

• Morphologie und Färbung                                            Zauneidechse ♂

  • Kräftiger, gedrungener Körperbau mit
    relativ kurzen Extremitäten
  • Variable Färbung und Zeichnung –
    abhängig von der Region
  • Mitteleuropa:
        - 3 weiße Längslinien entlang des Rückens
          (kontinuierlich, unterbrochen oder
          aufgelöst in einzelne Elemente)
        - Dunkle Dorsalflecken
        - „Augenflecken“
        - ♀ und Juvenile: bräunlich gefärbt
        - ♂: Grünfärbung (besonders in der
          Paarungszeit)

• Prädatoren:
    •     Schlingnatter (Coronella autriaca),
          Igel, Vögel, kleinere carnivore
          Säugetiere, Hauskatze

                                                    Zauneidechse ♀
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Einleitung

 • Lebensraum
    • Waldränder, Böschungen, Hecken, Ruderalflächen, Bahndämme, Weingärten,
      Brachflächen, Hausgärten, etc.

 • Anforderungen an den Lebensraum
    •   Thermisch begünstigte Lage -> Thermoregulation
    •   Lockeres, rel. trockenes Bodensubstrat -> Eiablage
    •   Mosaikartige Strukturierung
    •   Stein-, Holz- und Vegetationsstrukturen
    •   Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten

 • Gefährdung und Schutz
    • Starker Rückgang der Zauneidechsen-Populationen
    • Anhang IV der FFH-Richtlinie -> in EU streng geschützt
    • Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: „Gefährdung droht“

 • Ziel der Studie:
    • Erhebung der aktuellen Verbreitung der Zauneidechse im Grazer Stadtgebiet
    • Ermittlung des aktuellen Erhaltungszustandes bezogen auf die jeweiligen untersuchten
      Lebensräume bzw. Lokalpopulationen
    • Abschätzung gegenwärtiger und mögliche zukünftiger Beeinträchtigungen
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Material und Methode

 • Untersuchungsgebiet: Stadt Graz
     • Fläche: 127,58 km2
     • 40% Grünflächen

 • Auswahl der Flächen:
     • Grundlage:
       Herpetofaunistische Datenbank des Naturhistorischen Museums Wien
     • Öffentlichkeitsarbeit (Emails, Aufrufe, Umfragen, Flyers, etc.)          Quelle: GIS Steiermark (2017)
     • Suche, Markierung und Erfassung potenzieller Lebensräume auf
       aktuellen Orthofotos (GIS Steiermark)
     • Detaillierte Untersuchung aller Flächen im Umkreis von Zauneidechsen-Nachweisen

 • Erhebungszeitraum: 2015 & 2016 (April bis September)

 • Erhebungsmethode:
     • Transektzählung
     • Unterscheidung zwischen Alter (adult, subadult, juvenil) und Geschlecht (Adulti)

 • Datenaufnahme:
     • Erarbeitung eines 2-teiligen Erhebungsbogens nach Schnitter et. al (2006)
                                                                                                Juvenile Zauneidechse
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Material und Methode: Erhebungsbogen
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Ergebnisse

 150 Flächen bearbeitet
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Ergebnisse

•     150 Flächen
•       8 Flächen mit L.agilis – Nachweisen
•     5-6 Populationen

•     207 Zauneidechsen:
       •    119 Adulti (♂: 24, ♀: 95)
       •    50 Subadulti
       •    23 Juvenile

Begleitherpetofauna:
• sympatrisches Vorkommen :
    • Podarcis muralis (Mauereidechse) = 2 Fl.
    • Anguis fragilis (Blindschleiche) = 1 Fl.

•   Podarcis muralis (Mauereidechse) = 28 Fl.
•   Anguis fragilis (Blindschleiche) = 5 Fl.
•   Coronella austriaca (Schlingnatter) = 3 Fl.
•   Zamenis longissimus (Äskulapnatter) = 2 Fl.
•   Natrix tessellata (Würfelnatter) = 3 Fl.
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Ergebnisse

Vergleich:
    historische und aktuelle Daten

                                     HISTORISCH:
                                     • 27 Nachweise an 19 Standorten
                                     • 1907 bis 2012
                                     • 85 % der Nachweise vor 1990

                                     2015/2016:
                                     • 5-6 fragmentierte, isolierte Populationen
                                     • kein einziger Nachweis an historischen Standorten
                                     • deutliche Reduzierung des Verbreitungsgebietes
Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse - (Lacerta agilis) in Graz - Liesa Valicek
Ergebnisse: Botanischer Garten

                                 rel. Populationsgröße = > 20 Tiere/h
Ergebnisse: Waltendorfer Hauptstraße

                              rel. Populationsgröße = < 10 Tiere/h
Ergebnisse: Zentralfriedhof & Abstellgelände

                            rel. Populationsgröße
                            = 10-19 Tiere/h
Ergebnisse: Reinbacherweg (ehem. Glasfabrik)

                               • rel. Populationsgröße = < 10 Tiere/h
                               • Mauereidechse (Podarcis muralis)
                               • Schlingnatter (Coronella austriaca)
Ergebnisse: Weinzödl (Bahnanlage + Radweg)

                         rel. Populationsgröße:
                         • Bahnanlage: 10-19 Tiere/h
                         • Radweg: < 10 Tiere/h
Ergebnisse: Zustand der Population und Habitatqualität

                                                     rel. Populationsgröße   Populationsstruktur     Zustand der Population
   01: Botanischer Garten                       1             A                      A                          A
   15: Waltendorfer Hauptstr. 186              15             C                      C                          C
   27: Zentralfriedhof                         27             B                      A                          B
   33: Abstellgelände (Zentralfriedhof)        33             B                      A                          B
   36: Reinbacherweg                           36             C                      B                          C
   54: Waltendorfer Hauptstr. 188
                                               54             C                      C                          C
   57: Weinzödl: Bahnanlage
                                               57             B                      A                          B
   58: Weinzödl: Radweg
                                               58             C                      A                          C

                                  Lebensraum allgemein                     Vernetzung
                                                                                              Habitatqualität
                  Strukturierung Wärme Strukturelemente Eiablageplätze Entfernung Korridor
               1        A          A            A             B             C         C             C
               15       A          A            A             A             A         A             A
               27       A          A            A             A             A         B             B
               33       A          A            A             A             A         B             B
               36       A          A            A             A             C         C             C
               54       A          A            A             A             A         A             A
               57       A          A            A             A             A         A             A
               58       B          A            A             B             A         A             B
Ergebnisse: Beeinträchtigung und Erhaltungszustand
                                                                                Gefährdung durch:           Beeinträchtigung
01: Botanischer Garten                                                Sukzession    Verkehr     Haustiere       gesamt
15: Waltendorfer Hauptstr. 186                               1              A          C            B              C
27: Zentralfriedhof                                          12             A          B            C              C
33: Abstellgelände (Zentralfriedhof)                         27             A          B            C              C
36: Reinbacherweg                                            33             A          C            B              C
54: Waltendorfer Hauptstr. 188                               36             A          B            C              C
57: Weinzödl: Bahnanlage
                                                             54             A          B            C              C
58: Weinzödl: Radweg
                                                             57             A          B            C              C
                                                             58             A          C            C              C

       Zustand der Population          Habitatqualität   Beeinträchtigung       ERGEBNIS

1                 A                          C                    C                C

15                C                          A                    C                C

27                A                          B                    C                B

33                B                          B                    C                B

36                C                          C                    C                C

54                C                          A                    C                C

57                B                          A                    C                B

58                C                          B                    C                C
Diskussion
 • Anthropogene Landschaftsveränderung -> Kulturfolger des Menschen
 • heute: Langfristiger Bestandstrend zeigt starken Rückgang

 • Verbreitung der Zauneidechse in Graz:
    •   Reduzierung der ehemaligen Verbreitung auf wenige, isolierte Standorte
    •   „mittel bis schlechter“ Erhaltungszustand der meisten Flächen
    •   Qualität der Lebensräume zwar im Durchschnitt „sehr gut“
    •   Aber Herabstufung des Werts durch fehlende Vernetzung & weitere Gefährdungsfaktoren
    •   WICHTIG: Wiederherstellung bzw. Erhaltung eines „günstigen“ Erhaltungszustandes!

 • Gefährdungsursachen in Graz:
    • Strukturverarmung der Landschaft
    • Verlust von Lebensräumen (Verbauung)
      Verschlechterung der Lebensraumqualität
    • Isolierung der Populationen
    • Prädation durch Haustiere
    • Verdrängung durch syntope Arten
    • Weitere mögliche Gefährdungsursachen:
          •   Zu intensive Pflege von Grünflächen
          •   Verhinderung natürlicher Sukzession (ältere Brachen fehlen)
          •   Invasive Neophyten  Lebensraumverlust
          •   Eutrophierung & Homogenisierung  Lebensraumverlust & Verlust der Nahrungsgrundlage
Diskussion: Vorschläge zur Verbesserung des Erhaltungszustands

  • Österreich:
     • Weitere Studien über die Verbreitung der Zauneidechse
     • Planung und Durchführung von Schutzmaßnahmen

  • Erhalt von Lebensräumen
     • insbesondere Brachflächen und Ruderalflächen, extensive Kulturlandschaft
     • bei Bauprojekten: Waldsäume, Hecken, Böschungen und strukturreiche Wegränder in
       die Planung und Durchführung mit einbeziehen

                                        Förderung und Erhaltung der Lebensraumqualität
                                        durch Bereitstellung und Pflege von:
                                           • wärmebegünstigen Teilflächen
                                           • Strukturelementen
                                             (z.B. Steinhäufen, Steinschlichtungen,
                                             Häufen mit Astschnitt, Totholz) -> Fläche Weinzödl: Radweg
                                           • ausreichend Deckung
                                           • lockere, grabfähige Rohbodenstandorte (z.B. Sandflächen)
                                           • Extensive Nutzung & Pflege
Diskussion: Vorschläge zur Verbesserung
                                                   des Erhaltungszustands

• Errichtung von Pufferzonen um bestehende Zauneidechsen-Lebensräume
   • bei negativen Auswirkungen durch Bebauungen oder anderen Aktivitäten auf
     den Lebensraum

• Vernetzung der Lebensräume durch Verbindungskorridore
   •   Wanderung und natürliche Verbreitung
   •   Besiedelung neuer Lebensräume
   •   Genfluss zwischen den Populationen
   •   Isolation betrifft alle Flächen mit
         Zauneidechsen-Nachweisen in Graz
        • Fehlende Vernetzung
        • Gefährdung durch den Verkehr                                       Fläche: 27 (Zentralfriedhof) und 33 (Abstellgelände)
   • Lösungsvorschlag:
        •   Errichtung, Erhaltung und Verbesserung von Korridore für die Zauneidechse
        •   Als Korridore eignen sich z.B. linienarte Lebensräume (Hecken)
        •   Kombination von Verbindungs- und Leitelementen
        •   Graz: Verbindungskorridor zwischen Fläche 27 und 33 errichten bzw. verbessern
Diskussion: Vorschläge zur Verbesserung
                                                des Erhaltungszustands

 • Verbauungen
    • Viele der ehem. Zauneidechsenlebensräume in Graz sind heute verbaut
    • Österreich: Verbauung von 20 ha/Tag für Verkehrs- und Siedlungsflächen
    • Lärmschutzwände
       • Barrierewirkung für die Zauneidechse
       • Suche nach geeigneten Querungsmöglichkeiten

 • Prädation durch Haustiere:
    • Starke Gefährdung aller Flächen mit L.a.-Nachweisen
    • Gefahrenquelle:
       • Hauskatze
       • Haushund
    • Lösungsansätze:
       • Einzäunung mit ev. Zugangsbeschränkungen
       • Bereitstellung geeigneter Materialen für die Aufklärung und Sensibilisierung der lokalen
         Anrainer und Hundebesitzer

 • Verdrängung durch syntope Arten
Diskussion: Vergleich des Vorkommens von Lacerta agilis
                       und Podarcis muralis im Stadtgebiet Graz
Diskussion: Vergleich des Vorkommens von Lacerta agilis
                                      und Podarcis muralis im Stadtgebiet Graz

   • Theorie: Verdrängung der Zauneidechse (Lacerta agilis) durch die aus Italien
     eingeführte Unterart der Mauereidechse (P. m. maculiventris-Ost)         Reinbacherweg (ehem. Glasfabrik)

   • Ähnliche Ergebnisse in der Studie von Heym et al. (2013)

   • Wettbewerbsvorteile von P. m. maculiventris-Ost:
       •   Vorkommen an ehem. Zauneidechsenstandorten
       •   höhere Bestandsdichten
       •   leichtere und effizientere Anpassung an sich ändernde Lebensraumbedingungen
       •   Vorkommen in atypischen Mauereidechsenlebensräumen
       •   häufigere Beobachtungen beim Sonnen
       •   höhere Antreffwahrscheinlichkeit auch bei suboptimalen Temperaturen
       •   durchschnittlich höhere Dorsaltemperatur (Heym et al. 2013)
             • – bessere, effizientere Thermoregulation?

   • Hypothese:
       • Die kleinere Körpergröße und -maße, sowie die abgeflachte Körperform ermöglichen es der
         Mauereidechse sich schneller aufzuheizen, als dies der Zauneidechse möglich ist.
       • Schnellere Reaktion und komplexere Verhaltensweisen

   • Information und Kooperation zum Schutz der Zauneidechse
Danke !

liesa.valicek@gmx.at
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