Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck

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Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
Ausgabe Februar 2019

                                                                  Magazin der
                                       Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Alle Infos zum
Studienstart
Seite 12

Lebendige Architektur   Seite 4   ◼   Kampf den Multiresistenzen    Seite 6   ◼

Neues Studienfach   Seite 10      ◼   Studierende forschen mit    Seite 14    ◼

Beilage zur Tiroler Tageszeitung                           www.uibk.ac.at
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Inhalt                                  Ausgabe Februar 2019
                                                                                                    Editorial

4
                                        4     Lebendige Architektur
                                              Die Architektin Claudia Pasquero arbeitet mit
                                              lebenden Organismen.

                                        6     Kampf gegen Multiresistenzen
                                              Pamela Vrabl vom Institut für Mikrobiologie sucht
                                              nach neuen bioaktiven Substanzen.

                                                                                                                                           Foto: Gerhard Berger
                                        8     Interview
                                              Vizerektor Bernhard Fügenschuh lädt Studierende
                                              ein, ihre Universität mitzugestalten.

                                        10    Neues Studienfach
                                              Mit dem Master Chemieingenieurwissenschaften
                                              können Studierende künftig auch eine technische
                                              Richtung in der Chemie einschlagen.                   Liebe Leserin, lieber Leser!

18                                      12    Studieninformation
                                              Im kommenden Studienjahr gehören Zugangsbe-
                                              schränkungen in Innsbruck bis auf wenige Aus-
                                                                                                    Unsere Universität feiert heuer ihr
                                                                                                    350-Jahr-Jubiläum. Wir wollen dieses
                                                                                                    Jahr vor allem nutzen, Ihnen die Ge-
                                              nahmen der Vergangenheit an.                          legenheit zu geben, unsere Universität
                                                                                                    besser kennenzulernen. Ganz beson-
                                        14    Lernen und Forschen                                   ders herzlich laden wir Sie schon jetzt zu
                                              Studierende forschen mit und sammeln dabei Er-        unserem Fest der Wissenschaft ein, das
                                              fahrungen für ihren weiteren Berufsweg.               Mitte Juni in der Innsbrucker Innenstadt
                                                                                                    stattfinden wird. Wir wollen aber nicht
                                        18    Gesichter der Migration                               nur feiern: Wir haben auch beschlossen,
                                              Kommen – Gehen – Bleiben: Tiroler Jugendliche         die vergangenen 350 Jahre kritisch zu
                                              haben ihre Familienbiographien erforscht.             beleuchten und unsere Geschichte wis-
                                                                                                    senschaftlich aufzuarbeiten. Wir werden
                                        19    Lehrgänge, Kurse, Seminare                            diese Geschichte dann im Oktober prä-
                                              Gezielte Weiterbildungen bereiten auf digitale Ent-   sentieren.

21
                                              wicklungen, kommende Herausforderungen und               Für eine Universität ist aber vor allem
                                              Chancen am Arbeitsmarkt vor.                          wichtig, in die Zukunft zu blicken, um
                                                                                                    den Herausforderungen unserer Gesell-
                                        20    Fortsetzung des Sommertechnikums                      schaft erfolgreich zu begegnen. Hier ist
                                              Das Engagement der Förderinnen und Förderer           eine unserer Aufgaben die Ausbildung
                                              schafft für die Universität Innsbruck Projekte, die   junger Menschen. Anders als die meisten
                                              nachhaltig einen Mehrwert für die Jugend darstel-     anderen österreichischen Unis haben
                                              len.                                                  wir uns daher entschlossen, die Mittel,
                                                                                                    die wir aus der Studienplatzfinanzierung
                                        21    Geschichten aus der Geschichte                        bekommen, zu nutzen, die Situation für
                                              Die Historikerin Margret Friedrich und der Histo-     unsere Studierenden zu verbessern und
                                              riker Christof Aichner arbeiten 350 Jahre Univer-     wo es möglich ist, die Zugangsbeschrän-
                                              sität in anekdotischen Beiträgen auf.                 kungen abgeschafft. Wir wollen damit
                                                                                                    allen, die das möchten, eine Chance ge-
                                                                                                    ben, in ihr Wunschstudium einzustei-
                                                                                                    gen. Wir verbinden dieses Angebot aber
                                                                                                    auch damit, dass wir entsprechendes
                                                                                                    Engagement von unseren Studierenden
ImprEssum                                                                                           erwarten und unsere Qualitätsstandards
                                                                                                    nicht senken werden – im Gegenteil. Au-
wissenswert – Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 26. Februar 2019                 ßerdem arbeiten wir gerade an unseren
Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH.
Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner;
                                                                                                    Studienplänen und werden künftig wie-
Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer.                                         der viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten
Redaktion: Melanie Bartos, Margret Friedrich, Daniela Gruber, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter,    im Studium eröffnen. Wir freuen uns auf
Lisa Marchl, Daniela Pümpel, Susanne E. Röck, Uwe Steger.                                           das kommende Jahr und hoffen, dass Sie
Covergestaltung: Catharina Walli.
                                                                                                    häufig unsere Gäste sein werden.
Foto Titelseite: Universität Innsbruck/Birgit Pichler
Fotos Seite 3: NAARO, Lisa Ferron, Archiv Uni Innsbruck                                                           Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk
Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000.                    Rektor der Universität Innsbruck
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4

Lebendige
Architektur
Algen, Bakterien, Pilze: Claudia Pasquero arbeitet
mit lebenden Organismen. Schaut man sich ihre
Berufsbezeichnung an, mag das vielleicht ein wenig
überraschen, denn Pasquero ist Architektin. Sie gilt
international als Pionierin einer neuen, aufstrebenden
Richtung der Architektur, der „Bio-Architektur“.

M
          ikroorganismen gelten als Hoff-        nicht mehr möglich sein sollte, einen Unter-
          nungsträger in vielen Bereichen,       schied zwischen natürlicher und künstlicher
          auch in der Planung von städtischen    Landschaft zu machen. Der Fortschritt in
Lebensräumen. Prof. Claudia Pasquero hat         Biologie und Technologie macht diesen flie-
sich in ihrer Arbeit ganz diesen Organismen      ßenden Übergang möglich“, sagt Pasquero. Im
verschrieben und forscht an der Schnittstelle    Mittelpunkt steht für Claudia Pasquero daher
zwischen Technologie und Biologie: Seit Sep-     weniger die Gestaltung von einzelnen Ge-
                                                                                                    Auf der EXPO 2017
tember 2017 ist die international erfolgreiche   bäuden, sondern vielmehr eine generelle Ori-
                                                                                                    in Kasachstan präsentierte
Architektin Professorin für Landschafts-         entierung an Mechanismen der Natur – und
                                                                                                    Claudia Pasquero das
architektur am Institut für Städtebau und        ihre digitale Umsetzung in der Planung von
                                                                                                    Projekt „BIO.tech HUT“,
Raumplanung der Uni Innsbruck am dortigen        urbanen Lebensräumen. „Wir arbeiten mit
                                                                                                    eine Zukunftsvision für
„Synthetic Landscape Lab“.                       einer organischen Vision von Landschafts-
                                                                                                    Algenzucht in Städten.
                                                 architektur, in der es möglich ist, Biologie       Fotos: NAARO
Städte als lebendige Systeme                     und digitale Techniken zu kombinieren, um
                                                 beispielsweise Energie aus Algen oder Bakte-
   „Wir begreifen in unserer Arbeit Städte als   rien zu gewinnen – und zwar nicht außerhalb
lebendige Systeme im wahrsten Sinne des          der Städte, sondern direkt in den Wohn- und
Wortes. Unsere Grundannahme ist, dass es         Arbeitsräumen der Menschen“, erklärt Pas-      quero. Die Architektin arbeitet gemeinsam
                                                                                                mit ihrem Team an Konzepten, um ein bio-
                                                                                                logisches, nachhaltiges Leben in Städten zu
                                                                                                ermöglichen und damit den teilweise nicht
                                                                                                mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels
    Claudia Pasquero befüllt mit
                                                                                                gegenzusteuern.
    ihrem Kollegen Marco Poletto
    den bioaktiven Vorhang mit
    Mikroalgen.                                                                                 Mikroalgen im Wohnzimmer
                                                                                                   Bereits in mehreren Projekten brachte Clau-
                                                                                                dia Pasquero Mikroalgen zum Einsatz (siehe
                                                                                                Infobox rechte Seite). Algen werden künftig
                                                                                                mit großer Wahrscheinlichkeit eine zuneh-
                                                                                                mend wichtige Rolle in der Erzeugung von
                                                                                                Energie, aber auch als Nahrungsmittel spie-
                                                                                                len. Gegenwärtig werden (Mikro-)Algen aber
                                                                                                hauptsächlich in industriellen Produktions-
                                                                                                anlagen hergestellt. Diese Tatsache möchte
                                                                                                die Architektin ändern und arbeitet dazu eng
                                                                                                mit Algenbauern und Experten anderer wis-
                                                                                                senschaftlicher Disziplinen – wie etwa der
                                                                                                Biologie – zusammen. „Mit unseren Proto-
                                                                                                typen möchten wir zeigen, welchen Platz Al-
                                                                                                gen und ihre Herstellung in Wohnungen oder
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                                                                                                   Photo.Synth.Etica:
                                                                                                   Biodigitaler Vorhang

                                                                                                      Mit „Algen-Vorhängen“ gegen den
                                                                                                   Klimawandel ankämpfen: Im Herbst
                                                                                                   vergangenen Jahres realisierte Clau-
                                                                                                   dia Pasquero gemeinsam mit ihrem
                                                                                                   Kollegen Marco Poletto vom Lon-
                                                                                                   doner Architektur- und Designbüro
                                                                                                   „ecoLogicStudio“ an einem Gebäu-
                                                                                                   de in Dublin den Prototypen eines
                                                                                                   „biodigitalen Vorhangs“. Anlass für
                                                                                                   die Installation war der gleichzei-
                                                                                                   tig stattfindende Climate Innovati-
                                                                                                   on Summit 2018, eine internationale
                                                                                                   Konferenz zum Thema Klimawan-
                                                                                                   del. In der Konzeption des Projektes
                                                                                                   arbeitete Pasquero eng mit Climate-
                                                                                                   KIC, der bedeutendsten Klimainno-
                                                                                                   vationsinitiative der EU, zusammen.
                                                                                                   „Ziel dieser Zusammenarbeit ist, kli-
                                                                                                   mafreundliche Innovationen im Be-
                                                                                                   reich der Energieversorgung voran-
                                                                                                   zutreiben“, erklärt die Architektin.
                                                                                                      Der „Vorhang“ besteht aus 16 Mo-
                                                                                                   dulen mit einer Größe von jeweils
                                                                                                   2 x 7 Metern und bedeckte die ersten
                                                                                                   beiden Stockwerke des Gebäudes. Die
                                                                                                   Module bestehen aus Bio-Kunststoff
                                                                                                   und sind serpentinenartig mit Mi-
                                                                                                   kroalgen befüllt. Die Mikroalgen
                                                                                                   „ernähren“ sich vom Tageslicht und
                                                                                                   leuchten während der Nacht. „Jedes
                                                                                                   Modul ist eine Art kleiner Bioreaktor,
                                                                                                   der CO2 aus der Atmosphäre aufneh-
                                                                                                   men und speichern kann: Etwa ein
                                                                                                   Kilo CO2 pro Tag – das entspricht der
                                                                                                   Kapazität von etwa 20 großen Bäu-
                                                                                                   men.“ Während des Prozesses fil-
                                                                                                   tern die Mikroalgen die schmutzige
                                                                                                   Stadtluft und geben „frischen“ Sau-
Büros – also in der alltäglichen Umgebung der    Integration der Kultivierung von Mikroalgen       erstoff wieder an die Stadt zurück.
Menschen – haben könnten“, erklärt Claudia       direkt in unser unmittelbares Umfeld lässt        „Wir hoffen, dass sich dieses rundum
Pasquero.                                        uns die Art und Weise, wie wir konsumie-          nachhaltige System künftig etablie-
   Dass die Versorgung mit Energie und Nah-      ren und produzieren, überdenken. Wir wer-         ren wird. Multifunktional ist es zu-
rungsmitteln sozusagen direkt in den ur-         den sensibler für diese Prozesse, da sie direkt   dem auch: Die Biovorhänge können
banen Räumen stattfindet und nicht aus den       vor unseren Augen stattfinden“, ist Pasquero      als lebendes Beschattungssystem
Städten ausgelagert wird, ist für Claudia Pas-   überzeugt.                                        genutzt werden.“
quero ein besonders wichtiger Aspekt: „Die                          melanie.bartos@uibk.ac.at ◼

  Zur PErSon

  Claudia Pasquero (*1974) ist neben ihrer Arbeit an der Universität Innsbruck
  international erfolgreich: Sie ist Co-Direktorin des ecoLogicStudios in London,
  Dozentin und Leiterin des Urban Morphogenesis Lab der Bartlett UCL und leitende
  Mitarbeiterin des IAAC (Institute for Advanced Architecture in Katalonien) in Barcelona.
  Sie kuratierte die Tallinn Architecture Biennale 2017. Pasqueros Werke wurden
  international präsentiert, u. a. im FRAC in Orleans, auf der Architekturbiennale in
                                                                                                     Im Projekt Photo.Synth.Etica
  Venedig, im ZKM Karlsruhe und in Mailand auf der Expo 2015. Derzeit arbeitet sie
                                                                                                       werden Mikroorganismen
  an einem Projekt für das Centre Pompidou in Paris. 2017 war sie Teil der „Wired
                                                                                                         in einer Art Vorhang an
  Smart List“, in der jährlich die zehn bedeutendsten Persönlichkeiten im Hinblick auf
                                                                                                          Gebäuden angebracht.
  Innovation vorgestellt werden.
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6

Kampf gegen
Multiresistenzen
Der globale Wettlauf gegen multiresistente Erreger                                            pie interessante Substanzen ausscheidet“, so
                                                                                              Vrabl, die sich weiters auf die Untersuchung
hat begonnen und Expertinnen und Experten sind                                                eines Schimmelpilzes spezialisiert hat, der
                                                                                              eine vielversprechende Substanz produziert
auf der Suche nach Alternativen, wenn Antibiotika                                             und so zu einem möglichen Anwärter für ein
                                                                                              neues Antibiotikum wird. Aufbauend auf ih-
plötzlich nicht mehr wirken. Pamela Vrabl vom Institut                                        ren Erkenntnissen in der Forschung liegt der
                                                                                              Mikrobiologin auch die Bewusstseinsbildung
für Mikrobiologie sucht nach neuen bioaktiven                                                 am Herzen, insbesondere bei jungen Men-
                                                                                              schen. „Unser primäres Ziel ist es, das The-
Substanzen. Gemeinsam mit Konstantin Sagmeister                                               ma ‚Antibiotika und Antibiotikaresistenzen‘

vom Institut für Fachdidaktik bringt sie das Thema
                                                                                              in Schulen zu bringen. Wir wollen den Schü-
                                                                                              lerinnen und Schülern vermitteln, dass jede

auch in Schulen und sensibilisiert so Jugendliche für
                                                                                              und jeder dazu beitragen kann, den falschen
                                                                                              Gebrauch von Antibiotika und die damit ein-

diese gesellschaftlich brisante Problematik.                                                  hergehende erhöhte Resistenzbildung in
                                                                                              Schach zu halten“, betont Vrabl.

                                                                                              Mit anderen Augen
                                                                                                 Multiresistente Erreger halten sich an kei-

I
    nfektionen mit multiresistenten Mikro-      FWF-Projekt wollen die Projektpartner neue    ne Landesgrenzen. Durch die zunehmende
    organismen sind ein ernstzunehmendes        bioaktive Pilzmetaboliten untersuchen, um     Globalisierung und Mobilität der Men-
    Problem. Ohne globale Strategien werden     Möglichkeiten zur Bekämpfung multiresi-       schen können sich Erreger verhältnismäßig
laut Schätzungen im Jahr 2050 mehr Men-         stenter Keime zu finden. „Zum einen unter-    schnell über die Kontinente ausbreiten. „Die
schen an multiresistenten Keimen sterben        suchen wir einen Pilz, der bereits zur kom-   teils unvorsichtige Handhabung von Anti-
als beispielsweise an Krebserkrankungen.        merziellen Produktion von Wirkstoffen gegen   biotika in Landwirtschaft oder Medizin in
Pamela Vrabl, Christoph Schinagl und ihr        Schadinsekten in der Landwirtschaft ge-       manchen Regionen hat daher direkte Kon-
Team am Institut für Mikrobiologie arbeiten     nutzt wird und der auch für die Krebsthera-   sequenzen für den Rest der Welt“, erläutert
gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen
vom Institut für Pharmazie sowie der Sektion
für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
an der Medizinischen Universität Innsbruck
an Alternativen. „Antibiotika werden derzeit
weltweit oft falsch und zu unvorsichtig ange-
wendet und somit vergeudet“, betont Vrabl,
Hertha Firnberg-Stipendiatin des Wissen-
schaftsfonds FWF.

Potenzial erforschen
  Pilze sind die Gruppe von Organismen, die
bereits zur Herstellung von Antibiotika wie
Penicillin industriell genutzt werden. Jedoch
wurde das enorme Potenzial dieser Organis-
men unter bisherigen Kultivierungsbedin-
gungen bei weitem noch nicht ausgeschöpft,
da viele Stoffwechselwege unter Laborbe-
dingungen nicht entdeckt und daher nicht
aktiviert werden konnten. „Um diese bisher
                                                   Schülerinnen einer Tiroler
ungenützten Möglichkeiten zur Produktion
                                                   Schule vertreten am Podium
neuer wirksamer Substanzen für die Medizin
                                                   die erarbeiteten Standpunkte
und landwirtschaftliche Produktion zu eröff-
                                                   ihrer zugewiesenen Rolle.
nen, bedarf es eines besseren Verständnisses       Foto: Leiminger
der genauen Abläufe im Stoffwechsel von Pil-
zen“, erklärt die Wissenschaftlerin. In einem
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                                                           Petrischalenkultur mit dem
                                                          Pilz Metarhizium brunneum
                                                        (Bild links). Im Bioreaktor (Bild
                                                                rechts) wird Penicillium
                                                                ochrochloron kultiviert.
                                                                       Fotos: Christopher Spiegel

Vrabl. Fragen nach den Ursachen der zuneh-      zugrunde liegenden sozioökonomischen und            vertritt die Ansichten und Bedürfnisse der
menden Antibiotikaresistenzen, wer betrof-      geopolitischen Dynamiken aufzeigen. „Die            entsprechenden Rolle auf dem Podium. So er-
fen ist, wer welche Interessen verfolgt, wer    Schülerinnen und Schüler schlüpfen in un-           möglicht diese Methode ein tiefes Verständnis
profitiert und welche Kosten dies verursacht,   terschiedliche Rollen und erarbeiten deren          für die einzelnen vertretenen Positionen und
werden derzeit auf vielen Ebenen diskutiert.    Positionen, beispielsweise die der Landwirt-        deren Dynamiken und führt zu einer starken
Seit vergangenem Juni beschäftigen sich die     schaft, der Pharmaindustrie und der Medizin         Verankerung des Gelernten“, erklärt der Dis-
Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit        sowie die Sichtweisen von Umwelt-NGOs, dem          sertant des Bereiches „Didaktik der Natur-
Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher     öffentlichen nationalen bzw. internationalen        wissenschaften, Geographie, Informatik und
Schulen in Tirol und Vorarlberg mit dieser      Gesundheitswesen oder der Politik. So setzen        Mathematik“ am Institut für Fachdidaktik.
Thematik. Mittels des didaktischen Tools der    sie sich intensiv mit deren Problemen, Ein-         Unterstützt werden die Wissenschaftlerinnen
rollenbasierten Podiumsdiskussionen wollen      stellungen und Interessen auseinander, ent-         und Wissenschaftler dabei auch von Elisabeth
Pamela Vrabl und Konstantin Sagmeister die      wickeln Argumentationen und stellen sich            Lukasser-Vogl, Geschäftsführende Obfrau im
                                                am Ende des Arbeitsprozesses in einer Podi-         Verein „klasse!forschung“.
                                                umsdiskussion den anderen“, erläutert Sag-
                                                meister. In der Vorbereitung auf die einzelnen      Bewusstseinsbildung
                                                Rollen werden die Gruppen von Mentorinnen
                                                und Mentoren begleitet. Um die Schülerinnen            „Wir wollen einen Beitrag leisten, um mög-
                                                und Schüler, die sich als Abschluss auf der         lichst früh zu informieren und auch zu ermu-
                                                Bühne mit den anderen „Meinungen“ ausein-           tigen, erworbenes Wissen weiter zu verbrei-
                                                andersetzen, auch mental auf ihre Rolle vor-        ten. Wir wollen den Schülerinnen und Schü-
                                                zubereiten, schlüpfen sie auch in Requisiten.       lern helfen, zu kritischen Bürgerinnen und
                                                So wird noch deutlicher, dass sie hier nicht        Bürgern zu werden“, so Vrabl. Nicht nur die
                                                ihre private Meinung, sondern die Stand-            Aufklärung über die korrekte Handhabung
                                                punkte ihrer Rolle repräsentieren. Treffen die      von Antibiotika, sondern auch Informationen
                                                konträren Positionen in der Diskussion aufei-       über Möglichkeiten zum Selbstschutz vor In-
                                                nander, entstehen nicht selten hitzige Debat-       fektionen sind für die Wissenschaftlerinnen
                                                ten. Vorher ausgewählte Moderatorinnen und          und Wissenschaftler von Bedeutung. Schon
                                                Moderatoren leiten die Diskussion und sorgen        alltägliche Hygienemaßnahmen wie regel-
                                                mit vorbereiteten Fragen für neuen Zündstoff,       mäßiges Händewaschen können nämlich
                                                fassen Argumentationen zusammen oder be-            schützen. Neben der engagierten Wissens-
                                                ruhigen die Gemüter. „Aus didaktischer Sicht        vermittlung arbeitet Vrabl mit ihrem Team
                                                wird eben dieser Art des Wissenserwerbes            weiter an der Erforschung möglicher neuer
                                                großes Potenzial zugeschrieben, für die Teil-       Mechanismen von bioaktiven Metaboliten.
                                                nehmenden sehr nachhaltig zu sein. In eige-         „Wir sind bemüht, das höchst brisante The-
                                                nen Recherchen, durch Selbstreflexion und in        ma nicht nur auf Forschungsebene, sondern
                                                der Interaktion mit anderen wird der Hinter-        auch im Austausch mit interessierten Schü-
                                                grund jeder Rolle erörtert. Die Beteiligten ler-    lerinnen und Schülern zu ergründen“, schlie-
                                                nen dabei schnell, dass es nicht nur eine Wirk-     ßen Vrabl und Sagmeister.
                                                lichkeit gibt bzw. geben muss. Jeder und jede                         daniela.puempel@uibk.ac.at ◼
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Mehr Gestaltungshoheit
für Studierende
2019 feiert die Universität Innsbruck ihr 350-jähriges       Die Universität Innsbruck ist heute mit rund
                                                          28.000 Studierenden und mehr als 120 Studien-
Bestehen – Anlass, zurückzublicken, aber auch den         möglichkeiten die führende Hochschule in West-
                                                          österreich. Für das Wintersemester 2019/2020
Blick in die Zukunft zu richten. Im Gespräch informiert   wurden zahlreiche bisher durchgeführte Aufnah-
                                                          meverfahren für Studien ausgesetzt. Warum?
der für Lehre und Studierende zuständige Vizerektor          Bernhard Fügenschuh: Diese Entschei-
                                                          dung hat natürlich direkt mit der Studien-
Bernhard Fügenschuh über Neuerungen im Studium,           platzfinanzierung zu tun und damit, wie die
                                                          Universität Innsbruck im Sinne ihrer Autono-
die Aussetzung von Aufnahmeverfahren und lädt             mie versucht, diese zu leben, zu verstehen und
                                                          zu übersetzen. Unsere zentrale Frage hierbei
Studierende ein, ihre Uni mitzugestalten.                 lautet: Wie bekommen wir die richtigen Stu-

    Alle an einem Studium
    Interessierte haben die
    Chance, an der Universität
    Innsbruck ihr Studium zu
    finden.
    Fotos: Uni Innsbruck
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dierenden in die für sie richtigen Studien und       uns, dass die Studierenden entscheiden kön-
wie begeistern wir sie für ihr Studium? Unser        nen, wo ihre Stärken liegen und wo sie ihre
Ansatz, dieser Frage zu begegnen, war der,           Zukunft sehen.
dass wir allen an einem Studium Interessier-             Sie haben die Ergänzung zum Thema Digita­
ten die Chance bieten wollen, hier an der Uni-       lisierung bereits angesprochen. Gibt es weitere
versität Innsbruck ihr Studium zu finden. Wir        Maßnahmen, mit denen die Universität Inns­
sind nicht davon überzeugt, dass punktuelle          bruck in der Lehre auf die anstehenden Heraus­
Aufnahmeverfahren, die die Tagesform ab-             forderungen durch die Digitalisierung reagiert?
fragen, der richtige Weg dazu sind. Psycholo-            Fügenschuh: Ja, ein weiteres Angebot, das
gie und Lehramtsstudien sind außen vor, weil         wir gerade ausarbeiten, liegt im Bereich der
hier die gesetzlichen Vorgaben ein Aufnah-           Informatik – hier werden wir künftig ein
meverfahren vorsehen.                                Erweiterungscurriculum ins Rennen schi-
                                                     cken: ein Curriculum, das getrennt gehand-
      »Wir wollen allen an einem                     habt wird, allerdings für sich selbst keinen
                                                     Abschluss hat. Dieses Erweiterungsstudium
       Studium Interessierten die
                                                     steht allen Interessentinnen und Interessen-
       Chance bieten, hier an der                    ten mit einem akademischen Abschluss al-
        Universität Innsbruck ihr                    ler Studienrichtungen offen und ermöglicht
          Studium zu finden.«                        ihnen, sich Grundkompetenzen in Informa-
                                                     tik im Umfang von 60 ECTS-AP anzueignen.
            Bernhard Fügenschuh                      Entscheiden sich die AbsolventInnen dieses
                                                     Erweiterungsstudiums für ein Studium der
    In diesem Jahr feiert nicht nur die Universi­    Informatik, können sie es sich dafür vollum-
tät Innsbruck ihr 350-jähriges Bestehen, es jährt    fänglich anrechnen lassen. Mit diesen Initia-
sich auch der Tag der Bologna­Erklärung, auf         tiven – Curricula neu und dem Erweiterungs-
deren Basis eine europaweite Harmonisierung          studium – zeigen wir, dass wir den Fokus
von Studiengängen und ­abschlüssen passiert          somit wieder vermehrt auf Eigenverantwor-
ist, zum 20. Mal. An der Universität Innsbruck ist   tung und individuelle Gestaltungsmöglich-
                                                                                                                            Univ.-Prof. Bernhard
man derzeit dabei, unter dem Motto „Curricula        keiten legen, wie sie nur eine fachlich breit
                                                                                                                     Fügenschuh, Vizerektor für
neu“ die Studien neu zu gestalten. Was genau         aufgestellte Universität mit höchster Qualität
                                                                                                                   Lehre und Studierende an der
passiert im Rahmen dieser Initiative?                bieten kann.
                                                                                                                          Universität Innsbruck.
    Fügenschuh: Mit dem Namen „Curricula                 Das Prinzip der forschungsgeleiteten Lehre
neu“ versuchen wir, die Curricula – also die         wird immer wieder als Alleinstellungsmerkmal
Studienpläne – so umzugestalten, dass Uni-           einer Universität im tertiären Bildungssektor ge­
versität wieder zu Universität wird und die          nannt. Welche Schritte setzt die Universität Inns­
Studierenden ihr Studium wieder in die ei-           bruck, um die Qualität in der Lehre zu sichern       le an die Universität zu intensivieren und mehr
gene Hand nehmen können. Hier sind wir als           und zu verbessern?                                   junge Menschen für ein Studium an der Univer­
Volluniversität mit unserem breiten Fächer-              Fügenschuh: Forschungsleistung lässt sich        sität zu begeistern. Gibt es dazu bereits konkrete
angebot besonders gefordert. Konkret verfol-         relativ gut abbilden, hier gibt es einige eta-       Maßnahmen?
gen wir den Ansatz, allen Studierenden ihre          blierte Messgrößen. Bei der Frage nach guter            Fügenschuh: Das Miteinander von Schule
Gestaltungshoheit zurückzugeben. Dazu ist            Lehre ist es viel schwieriger. Lehre ist nicht       und Hochschule ist dabei ein zentraler Punkt.
für alle Curricula ein sogenanntes Window of         nur ein Miteinander von DozentInnen und              Wir haben in Sachen Beratung bereits einen
Opportunity im Umfang von 30 ECTS-AP ge-             Studierenden, sondern es ist eine Vielzahl an        sehr guten Fokus auf die Maturajahrgänge
plant. Gefüllt werden kann dieses durch eine         Einzelbeziehungen, bei der jeder individuell         und kurz davor. Hier gibt es persönliche Be-
Ergänzung, einen Auslandsaufenthalt oder                                                                  ratungen, Informationsmessen und Infor-
eventuell auch einmal durch ein Praktikum.                                                                mationsveranstaltungen an Schulen. Jetzt ist
Zudem gibt es die Möglichkeit, sich mit dem
                                                       »Zentraler Punkt für uns ist, dass                 es wichtig, noch früher anzusetzen. Wir ha-
eigenen Fach im Rahmen einer Vertiefung                  die Studierenden entscheiden                     ben Formate wie die Junge Uni, wo wir bereits
intensiver zu beschäftigen. Die Vertiefungen            können, wo ihre Stärken liegen                    Kinder unter zehn Jahren für Wissenschaft
richten sich entlang unserer Forschungs-               und wo sie ihre Zukunft sehen.«                    begeistern können, die wir bisher während
schwerpunkte, -plattformen und -zentren.                                                                  ihrer Schullaufbahn bis zu den Beratungen
Für Studierende, die sich für die Breite ent-                    Bernhard Fügenschuh                      teilweise etwas aus den Augen verloren haben.
scheiden, sind wir gerade dabei, Ergänzungs-                                                              Um dies künftig zu verhindern, sind wir zum
pakete zu schnüren, die als Wahlfachpaket                                                                 einen in engem Kontakt mit der Bildungsdi-
verstanden und auch am Abschlusszeugnis              reagiert. Was final bleibt, ist die Begeisterung     rektion Tirol. Zum anderen wollen wir den
ausgewiesen werden können. Die ersten Er-            für das Fach, die gute Lehre vermitteln soll.        Fokus auch verstärkt auf die Elternhäuser le-
gänzungen werden seit dem letzten Winter-            In der Qualitätssicherung geht es vor allem          gen, denn je mehr „Bildung und Ausbildung“
semester von den Sprach-, Literatur-, Kultur-        um ein bedachtes Miteinander. Hier sind wir          in den Elternhäusern mitgedacht wird, um-
und Medienwissenschaften angeboten. Eine             unter anderem mit dem Tag der Lehre, der             so besser. Zu diesem Thema haben wir unter
weitere Neuheit ist derzeit in Planung und           2018 zum ersten Mal stattgefunden hat, da-           anderem ein Forschungsprojekt gestartet und
soll voraussichtlich ab dem Wintersemes-             bei, Lehrende und vor allem auch Studierende         mit „Unsere Uni vor Ort“ ein Format entwi-
ter 2019/2020 zur Verfügung stehen. Hier-            verstärkt in den Gestaltungsprozess für qua-         ckelt, wo wir entlang unserer Forschungs-
bei handelt es sich um ein speziell erstelltes       litätsvolle Lehre einzubinden. Studierende           schwerpunkte ein individuell abrufbares
Digitalisierungspaket. Eine weitere Ergän-           haben die Möglichkeit, eigenständig zu ent-          Vortragsprogramm in der Region anbieten.
zung, die die breiten Angebote der Universität       scheiden, sollten sich aber auch in der Pflicht      Unser Ziel ist es, Bildung für alle erlebbar zu
Innsbruck zum Thema Nachhaltigkeit um-               sehen, ihre Zukunft mitzugestalten.                  machen und damit unterschiedlichste Aus-
fasst, ist ebenfalls bereits in Ausarbeitung.           Die Universität Innsbruck hat sich vorgenom­      bildungen denkmöglich zu machen.
Zentraler Punkt bei diesem Angebot ist für           men, die Beratung beim Übergang von der Schu­                            susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
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                                                                                                         Aufbauend auf der chemischen
                                                                                                      Grundlagenforschung soll sich mit
                                                                                                   den Chemieingenieurwissenschaften
                                                                                                  ein Bereich etablieren, der sich mit der
                                                                                                 technischen Chemie auseinandersetzt.
                                                                                                              Fotos: Gerhard Berger, Abraham Siedler

Neuer Ausbildungsweg
in der Chemie
Ab dem kommenden Wintersemester gibt es an der Fakultät für
Chemie und Pharmazie einen neuen Studiengang. Mit dem Master
Chemieingenieurwissenschaften können Studierende an der Universität Innsbruck
künftig auch eine technische Richtung im Bereich der Chemie einschlagen.

M
         it der Einführung des Masterstu-       Verfahrens- und Energietechnik des MCI eine       Hubert Huppertz, den Mehrwert des neuen
         dienganges Chemieingenieurwis-         weiterführende Ausbildung auf einem höchst        Studiums. Ein großer Teil des Masterpro-
         senschaften ab 1. Oktober 2019 wird    interdisziplinären Fachgebiet angeboten.          gramms wird sich mit der Materialprozess-
neben dem Master Chemie und dem Master          „Mit den Chemieingenieurwissenschaften            technik auseinandersetzen. Ziel dabei ist es,
Material- und Nanowissenschaften zukünf-        soll sich ein Bereich etablieren, der sich mit    Prozesse zu entwickeln, die es ermöglichen,
tig ein neuer ingenieurwissenschaftlicher       der technischen Chemie auseinandersetzt.          Materialien möglichst kostengünstig, ener-
Ausbildungsweg im Bereich der Chemie ge-        Aufbauend auf der chemischen Grundlagen-          gieeffizient und umweltschonend herzustel-
schaffen, der bisher weder an der Universität   forschung, die bei uns an der Fakultät betrie-    len. Das neue Studium stellt dabei eine sinn-
Innsbruck noch an anderen Ausbildungsstät-      ben wird, konzentriert sich die technische        volle Erweiterung zu den bereits bestehenden
ten in Tirol existiert. Damit wird beispiels-   Chemie darauf, diese auf einem industriellen      Studiengängen an der Universität Innsbruck
weise anschließend an das Bachelorstudium       Maßstab umzusetzen“, beschreibt der De-           und anderen Studiengängen am Hochschul-
Chemie oder das Bachelorstudium Umwelt-,        kan der Fakultät für Chemie und Pharmazie,        standort Tirol dar. Die in der Chemie erar-
11

beiteten Grundlagenwissenschaften werden

                                                                                                       Informationen zum
aufgegriffen und beispielsweise im Bereich
der Verfahrenstechnik eingesetzt und opti-
miert.                                                                                                 neuen Studienfach
Studium mit Zukunft
                                                                                                       Masterstudium
   Wollten Absolventinnen und Absolventen                                                              Chemieingenieurwissenschaften
des Bachelors Chemie in der Vergangenheit                                                              Start: 1. Oktober 2019
eine technische Richtung einschlagen, muss-                                                            Dauer: 4 Semester
ten sie den Standort wechseln. Angeboten                                                               ECTS-AP: 120 ECTS
wird ein chemieingenieurwissenschaftliches                                                             Studienart: Vollzeit
Studium etwa an den technischen Universi-                                                              Unterrichtssprache: Deutsch
täten in Wien, Graz, Zürich oder München. Die                                                          Voraussetzungen: Fachlich in Frage
Einrichtung dieses Studiums in Innsbruck ist                                                           kommendes Bachelorstudium oder
zukunftsweisend, denn gerade die technische                                                            Äquivalent
Chemie erlebt einen regelrechten Boom. Mit                                                             Abschluss: Dipl.-Ing.
ein Grund dafür ist die Abkehr von einer auf
fossilen Grundstoffen basierten Chemie, die
bisher dominierend war, hin zu nachhaltigen
Prozessen, die im Rahmen dieses Studiums          wissenschaftlichen Forschung und technolo-     denke, dass wir durch dieses zusätzliche An-
gelehrt werden sollen. Wissen und praktische      gischen Anwendungen in den Vordergrund zu      gebot viele neue Studierende für ein Studium
                                                  stellen“, sagt Hubert Huppertz zu den Inhal-   an der Universität Innsbruck im Bereich der
                                                  ten des neuen Masters. Studierende werden      Chemie gewinnen können“, spricht Huppertz
          »Mit den Chemie-                        in den Lehrveranstaltungen etwa in digitalen   über den Ausbau des Studienangebots an sei-
  ingenieurwissenschaften soll sich               Methoden unter der Verwendung relevanter       ner Fakultät.
                                                  Software zur Berechnung verfahrenstech-
        ein Bereich etablieren,                   nischer Prozesse geschult oder erwerben        Neues Institut
    der die Ausbildung im Bereich                 Kenntnisse zur grundsätzlichen Behandlung
       der technischen Chemie                     stoffumwandelnder Prozesse und zur Be-            Mit der Einführung des neuen Studiums
                                                  rechnung der stofflichen und energetischen     geht auch die Einrichtung eines neuen In-
            zum Ziel hat.«
                                                  Bilanzen. Auch Wahlmodule sind im Master       stitutes für Chemieingenieurwissenschaften
             Hubert Huppertz                      vorgesehen, in denen sich die Studierenden     einher. Dort angesiedelt werden gleich zwei
                                                  spezialisieren können. Darunter sind bei-      neue Professorinnen oder Professoren: Eine
                                                  spielsweise Lehrveranstaltungen, in denen      von ADLER-Werk Lackfabrik gestiftete Pro-
Fertigkeiten dafür stehen im Fokus des neuen      Kenntnisse der Programmierung zur Mess-        fessur für Chemieingenieurwesen und Mate-
Masterstudiums. „Wir freuen uns, den künf-        datenerfassung und Experimentsteuerung         rialprozesstechnik und eine vom Land Tirol
tigen Studierenden ein Lehrprogramm prä-          vermittelt werden. Diese Ausbildung trägt      gestiftete Professur für Thermische Verfah-
sentieren zu dürfen, das auf theoretischer        zu den sehr guten Jobaussichten zukünftiger    renstechnik. Ab Oktober dieses Jahres sollen
Ausbildung basiert und experimentelle so-         Absolventinnen und Absolventen bei. Sie        am neuen Institut zwischen 10 und 20 neue
wie praktische Fähigkeiten vermittelt. Neben      können anschließend als Chemieingenieu-        Studierende betreut werden. „Langfristig
fortgeschrittenen Kenntnissen in den Che-         rin oder -ingenieur in den Tätigkeitsfeldern   und nach Schaffung der nötigen Infrastruk-
mieingenieurwissenschaften ist es uns wich-       Forschung, Technik, Industrie, Umwelt oder     tur werden wir 30 und je nach Nachfrage auch
tig, auch fachübergreifende Schlüsselkompe-       relevanten behördlichen Bereichen arbeiten.    mehr Studierende am neuen Institut ausbil-
tenzen und ein Verantwortungsbewusstsein          „Wir müssen sehen, wie sich das neue Studi-    den können“, so Dekan Huppertz.
für den Nutzen und die Risiken der natur-         um in den kommenden Jahren etabliert. Ich                            lisa.marchl@uibk.ac.at ◼

     Hintergrund: Stiftungsprofessuren
        Mit der Einrichtung eines Stiftungs-        in Schwaz rund zwei Millionen Euro in        unterstreicht Andrea Berghofer, die das Fa-
     lehrstuhls für Chemieingenieurwesen und        die Kooperation mit der Fakultät für Che-    milienunternehmen ADLER in dritter Ge-
     Materialprozesstechnik wird an der Fakul-      mie und Pharmazie investieren: 1,6 Millio-   neration leitet, die Bedeutung der Koopera-
     tät für Chemie und Pharmazie ein innova-       nen für die Stiftungsprofessur und weitere   tion mit der Universität Innsbruck.
     tiver Forschungszweig geschaffen, der sich     400.000 Euro an zweckgebundenen Mitteln,        Mit der neuen Professur soll auch die
     mit der Entwicklung und Umsetzung neuer        zum Beispiel für die Schaffung von Disser-   Einrichtung eines Instituts für Chemiein-
     Verfahrenstechniken und Materialien für        tationsstellen.                              genieurwissenschaften einhergehen, an
     die industrielle Anwendung auseinander-           „Als Technologieführer auf dem Feld der   dem die Forschungsschwerpunkte „Mate-
     setzt. Die Universität Innsbruck und die       Oberflächenveredelung ist Innovation ein     rialprozesstechnik“, „Chemische Reakti-
     ADLER-Werk Lackfabrik haben kürzlich           Schlüssel für unseren Zukunftserfolg. Aus    onstechnik“ sowie „Thermische Trennver-
     einen Vertrag zur Einrichtung einer Stif-      der Zusammenarbeit mit der Universität       fahren“ abgedeckt werden sollen.
     tungsprofessur für Chemieingenieurwesen        Innsbruck erhoffen wir uns positive Im-         Eine zweite am Institut geplante Profes-
     und Materialprozesstechnik abgeschlos-         pulse, die beiden Seiten zugutekommen,       sur – gestiftet vom Land Tirol – wird sich
     sen. In den nächsten fünf Jahren wird das      und eine langfristige Stärkung des Wirt-     mit der Thermischen Verfahrenstechnik
     international tätige Unternehmen mit Sitz      schafts- und Forschungsstandorts Tirol“,     befassen.
12

Zahlreiche
Aufnahmeverfahren
ausgesetzt
Rund 28.000 Studierende besuchen derzeit
Lehrveranstaltungen aus dem breiten Angebot
von mehr als 120 Studienmöglichkeiten an den
16 Fakultäten der Universität Innsbruck. Für das
Wintersemester 2019/2020 stehen Studieninteressierten
in Innsbruck alle Möglichkeiten offen.

I
    m kommenden Studienjahr gehören Zu­           der Universität einschreiben muss, ist für das   Hochschule Vorarlberg anbietet, müssen sich
    gangsbeschränkungen in Innsbruck bis          Wintersemester 2019/2020 vom 8. Juli bis 5.      Studieninteressierte zwischen 1. März und
    auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit        September 2019 möglich.                          15. Mai 2019 über https://www.zulassunglehr-
an: Wer studieren will, soll auch einen Platz                                                      amt.at registrieren und online ein Selbster­
bekommen. Hintergrund ist die neue Studien­       Bachelor- und Masterstudium                      kundungsverfahren (Career Counseling for
platzfinanzierung in Österreich, die unter                                                         Teachers ­ CCT) absolvieren. Im Anschluss
                                                  Psychologie
anderem eine Steigerung der Zahl der aktiven                                                       daran wird ihnen ein Termin für einen com­
Studierenden vorsieht. „Als Universität müs­         Für das Bachelor­ und Masterstudium Psy­      putergestützten Persönlichkeitstest zugeteilt.
sen wir uns die Frage stellen: Wie bekommen       chologie führt die Universität Innsbruck in      Auch hier muss ein Kostenbeitrag von 50 Euro
wir die ‚richtigen‘ Studierenden in die für sie   enger Abstimmung mit der Universität Salz­       geleistet werden. Angehende Studierende der
‚richtigen‘ Studien und wie begeistern wir        burg ein österreichweit einheitliches Auf­       Fächer Bewegung und Sport, Bildnerische Er­
sie und sie sich für ihr Studium? Unser An­       nahmeverfahren durch: Studieninteressier­        ziehung, Instrumentalerziehung und Musik­
satz ist: Wir wollen allen jungen Menschen        te müssen sich im ersten Schritt zwischen 1.     erziehung müssen zusätzlich ihre sportliche
eine Chance bieten. Deshalb stellen wir ihnen     März und 15. Juli 2019 über LFU:online regis­    beziehungsweise künstlerische Eignung in
keine unnötigen Hürden in den Weg“, betont        trieren und einen Kostenbeitrag von 50 Euro      Form einer Zugangsprüfung nachweisen.
der Vizerektor für Lehre und Studierende,         bezahlen. Sollten die eingegangenen Anmel­       Nähere Informationen dazu finden Sie unter
Bernhard Fügenschuh. Für das Studienjahr          dungen bis zum Ablauf der Registrierungs­        www.uibk.ac.at/studium/angebot/uf-sekundar-
2019/2020 wurden die bisher für die Bache­        frist die Anzahl der zur Verfügung stehenden     stufe
lorstudien Architektur, Biologie, Informatik,     Studienplätze – 260 im Bachelorstudium und
Pharmazie und Wirtschaftswissenschaf­             40 im Masterstudium – überschreiten, fin­        Digitalisierung:
ten sowie das Diplomstudium Internationale        den am 27. und 28. August 2019 Aufnahme­
                                                                                                   Kompetenzen bündeln
Wirtschaftswissenschaften nötigen Aufnah­         prüfungen statt. Der Prüfungsstoff für alle
meverfahren vor Zulassung ausgesetzt. Ein­        von Aufnahmeverfahren betroffenen Studien           Die Studierenden an der Universität Inns­
zig für das Bachelor­ und Masterstudium           wird spätestens vier Monate vor dem eigent­      bruck profitieren in allen Ausbildungsphasen
Psychologie sowie für das Lehramtsstudium         lichen Prüfungstermin auf der Homepage der       von der forschungsgeleiteten Lehre an der Uni
in allen Fächern müssen sich Studieninteres­      Universität Innsbruck veröffentlicht.            Innsbruck, denn durch den Unterricht durch
sierte vorzeitig registrieren. Für alle anderen                                                    aktive Forscherinnen und Forscher fließen
Studien gilt für künftige Studierende ledig­      Gemeinsames                                      die neuesten Ergebnisse direkt in die Lehre
lich die verpflichtende Online­Bewerbung,                                                          ein. In den kommenden Monaten und Jahren
                                                  Lehramtsstudium
die während des ganzen Jahres möglich ist.                                                         sind einige zusätzliche Verbesserungen ge­
Dabei werden neben den persönlichen Da­             Für das gemeinsame Lehramtsstudi­              plant: Konkret plant die Universität, 45 Pro­
ten auch alle benötigten Dokumente (Reife­        um, das die Universität Innsbruck im Ver­        fessuren bzw. äquivalente Stellen zu schaf­
prüfungszeugnis oder Bachelorabschlussdo­         bund West gemeinsam mit der Universität          fen. Zusätzlich sind der Ausbau der Beratung
kumente, Reisedokument) und ein Passfoto          Mozarteum, der Kirchlichen Pädagogischen         für Studieninteressierte und des Service für
über LFU:online hochgeladen. Die Zulassung,       Hochschule – Edith Stein, der Pädagogischen      Studierende ein zentrales Anliegen der Uni­
bei der man sich im Anschluss persönlich an       Hochschule Tirol und der Pädagogischen           versität. Ebenfalls im Sinne der Studierenden
13

    Im Wintersemester 2019/2020
    stehen Studierenden an der
    Universität Innsbruck alle
    Möglichkeiten offen.
    Foto: Uni Innsbruck/Birgit Pichler

begegnet man in Innsbruck den Herausforde-        Studierenden in Zukunft über entsprechende      Alle Informationen zum Studienangebot
rungen der Digitalisierung: Studierende aller     Lehrangebote zur Verfügung stehen. Weitere    unter www.uibk.ac.at/studium
Studienrichtungen sollen künftig die Chance       Informationen: www.uibk.ac.at/disc                            susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
haben, sich entweder im Rahmen ihrer Wahl-
module oder aber über eine Ergänzung „Digi-
tal Science“ jene Kenntnisse anzueignen, die

                                                    Termine und Fristen
für ihr Fach im Bereich der Digitalisierung
relevant sind. Mit dieser Kompetenzerweite-
rung soll ein erfolgreicher Start ins Berufs-
leben unterstützt werden. Dieses Angebot             Studium                  Frist                           Prüfungsdatum
liegt in den Händen des neuen Digital Science                                 Anmeldung/Registrierung
Center (DiSC). Das Digital Science Center                                     (Studienjahr 2019/2020)
bündelt und fördert Forschungskompetenzen
im Bereich der Digitalisierung und stellt ei-
                                                     Alle Lehramtsstudien     01.03. - 15.05.2019             03.06. - 07.06.2019*
ne Plattform für die digitale Transformation
der Wissenschaften dar. Ein interdiszipli-           Bachelorstudium          01.03. - 15.07.2019             27.08.2019
närer Austausch am Digital Science Center            Psychologie
zwischen der Informatik, Mathematik und
Statistik als Grundlagenwissenschaften und           Masterstudium            01.03. - 15.07.2019             28.08.2019
anderen Fachdisziplinen in Innsbruck – ak-           Psychologie
tuell beteiligen sich 12 Fakultäten mit Profes-
suren am Digital Science Center – steht dabei
im Fokus. Dieses gebündelte Know-how im             * Prüfungstermin wird nach der Registrierungsfrist bzw. Absolvierung des CCT (15. Mai
Bereich der Digitalisierung in unterschied-         2019) zugewiesen; PH Vorarlberg zwischen 28.05.2019 und 29.05.2019.
lichsten Fachdisziplinen wird interessierten
14

Studierende
forschen mit
Ein Studium an der Universität Innsbruck ist mehr                                              abstraktes Denken im Vorfeld dazu führt, in
                                                                                               einer Verkostungssituation ein mildes Ge-
als reine Theorie. Ob im Stammzellen-Labor, in der                                             tränk einem stimulierenden vorzuziehen.
                                                                                               Um ihre Experiment-TeilnehmerInnen in
Mensa oder in Gesprächen: Studierende forschen mit                                             abstrakte oder konkrete Denkhaltungen zu
                                                                                               bringen, mussten die Studentinnen erst gän-
und sammeln dabei wichtige Erfahrungen für ihren                                               gige Manipulationsmethoden recherchie-
                                                                                               ren. „Im Zuge unserer Literatur-Recherche
weiteren Berufsweg.                                                                            sind wir auf einige interessante Erkenntnisse
                                                                                               zur Geräuschempfindlichkeit gestoßen: Ei-
                                                                                               ne Studie zeigt beispielsweise, dass laute
                                                                                               Hintergrundgeräusche die tatsächliche Ge-

A
       n der Universität Innsbruck lernen die    perimenten, ob Personen, die vorher eher      schmackswahrnehmung vermindern kann.
       Studierenden in allen Disziplinen von     abstrakt über einen Sachverhalt nachge-       Das Essen schmeckt dadurch nicht zwangs-
       Wissenschaftlerinnen und Wissen-          dacht haben, in der Folgesituation weni-      läufig schlechter, aber eben weniger süß oder
schaftlern, die mitten im Forschungsprozess      ger empfänglich für sensorische Reize sind.   salzig. Unsere Ergebnisse könnten etwas zur
stehen. Dadurch erhalten sie Wissen nicht nur    Konkret untersucht Katrin Walter, ob ab-      Erklärung solcher Phänomene beitragen“,
aus erster Hand, sondern haben in vielen Fäl-                                                  glaubt Katrin Walter. Die Studentin, die ihren
len auch die Möglichkeit, aktiv mitzuforschen                                                  Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der
– sei es im Rahmen einer Lehrveranstaltung,            »Wir lernen strukturiertes              SRH Heidelberg absolviert hat, sieht in der
der eigenen Abschlussarbeit oder der Mitar-           und analytisches Vorgehen,               praktischen Forschungsarbeit einen deut-
beit bei einem Forschungsprojekt.                      um kreative Lösungen zu                 lichen Mehrwert für ihr Studium. „Wir ler-
                                                                                               nen strukturiertes und analytisches Vorge-
                                                              erarbeiten.«
Konsumverhalten                                                                                hen, um kreative Lösungen zu erarbeiten. Die
verstehen                                                         Katrin Walter                Planung und Durchführung eines derartigen
                                                                                               Experiments ist dafür ein gutes Beispiel, weil
   „Wir versuchen herauszufinden, wie Denk-                                                    das Messen von menschlichem Verhalten gar
muster die Sinneswahrnehmung in Konsum-          strakte Denkstile dazu führen, dass Konsu-    nicht so leicht ist, wie man vielleicht denkt.
situationen beeinflussen“, erklärt Anna Rosar    mentInnen beim Mittagessen in der Men-        Es erfordert gute Vorbereitung, aber auch
ihr Forschungsprojekt. Die Master-Studentin      sa weniger Lärm wahrnehmen. Anna Rosar        Kreativität in der Umsetzung“, so Walter.
im Fach Strategisches Management an der          dagegen beschäftigt sich mit der Frage, ob    Auch Anna Rosar, die sich nach dem Bachelor
Universität Innsbruck hat sich ebenso wie
Katrin Walter bei der Wahl ihrer Masterthesis
für ein Thema von Mathias Streicher aus der
Arbeitsgruppe Marketing entschieden. „Wir
unterscheiden im Wesentlichen zwischen ab-
strakten und konkreten Denkmustern: Wenn
Sie sehr abstrakt, beispielweise über das The-
ma Studium, nachdenken, dann fallen Ihnen
auch eher übergeordnete Inhalte wie persön-
liche Weiterentwicklung ein. Jemand, der eher
konkret über das Thema Studium nachdenkt,
wird tendenziell detailliertere Gedankenin-
halte haben, wie beispielsweise, was es beim
letzten Besuch in der Mensa zu Essen gege-
ben hat. Wie abstrakt oder konkret unsere
Denkmuster sind, hängt stark davon ab, was
wir zuletzt gemacht haben. So ist es möglich,
                                                    Der PhD-Student Rene
Menschen durch eine einfache Aufgabe für
                                                    Schwaiger arbeitet bereits
zumindest kurze Zeit so zu beeinflussen, dass
                                                    neben seinem Studium
sie in darauffolgenden Situationen auch eher
                                                    als wissenschaftlicher
abstrakt oder konkret denken, ohne dass das
                                                    Mitarbeiter am Institut für
dieser Person bewusst wird. Damit arbeiten
                                                    Banken und Finanzen.
wir“, erläutert Streicher.                          Foto: Schwaiger
   Die Studentinnen Anna Rosar und Katrin
Walter untersuchen mit ökonomischen Ex-
15

    Studieren an der Uni
    Innsbruck heißt oft auch
    forschen – nicht nur in den
    Naturwissenschaften.
    Foto: Uni Innsbruck/Birgit Pichler

in Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-     praktisch umzusetzen und dabei gesamtge-         tersucht, wie sich verschiedene Informati-
Universität Frankfurt für das Masterstudium     sellschaftlich relevante Forschungsbereiche      onsstrukturen auf die Bereitschaft auswir-
Strategisches Management an der Uni Inns-       in den Vordergrund stellen zu können“, er-       ken, etwas von seinem selbst verdienten Geld
bruck entschieden hat, bestätigt die Vorteile   klärt er. Schwaiger arbeitet neben seinem        abzugeben. „Anhand dieses Experiments
der praktischen Forschungsarbeit: „Durch        Studium bereits als wissenschaftlicher Mit-      versuchen wir, Rückschlüsse auf die Umver-
die konkrete Arbeit bekommen wir ein bes-       arbeiter am Institut für Banken und Finan-       teilungspräferenzen der Bevölkerung zu zie-
seres Gefühl für Daten. Viele Entscheidungen    zen. „Die Anstellung als wissenschaftlicher      hen“, beschreibt Rene Schwaiger.
in Politik und Wirtschaft werden auf der Ba-    Mitarbeiter während des PhD-Studiums hat
sis von Daten getroffen, eigene Erfahrungen     den Vorteil, dass der Hauptfokus bereits auf     Stammzellenforschung:
mit der Erhebung und Auswertung dieser
                                                                                                 wissenschaftliches Neuland betreten
Daten sind sicher hilfreich für unsere beruf-
liche Zukunft.“ Diese sehen die beiden Stu-          »Für mich war es spannend,                     Einem ganz anderen Forschungsgegen-
dentinnen in einem Auslandsaufenthalt und              zu erkennen, dass es bei                  stand widmet sich Björn Felder. Der Stu-
einem Trainee-Programm für den Berufsein-                                                        dent des Masterstudiengangs Molekulare
stieg.
                                                     Forschungsprojekten an der                  Zell- und Entwicklungsbiologie forscht im
                                                    Universität möglich ist, eigene              Stammzellen-Labor von Frank Edenhofer
Eigene Forschungsfragen                             Forschungsinteressen praktisch               am Institut für Molekularbiologie mit. „Aus
                                                                                                 Stammzellen gezüchtete Zellen können mit-
einbringen                                                  umzusetzen.«
                                                                                                 unter fehlerhafte oder kranke Zellen ersetzen
   Rene Schwaiger, PhD-Student in Econo-                      Rene SchwaigeR                     und so zur Heilung von Krankheiten beitra-
mics, möchte nach Abschluss seines Stu-                                                          gen“, erklärt Frank Edenhofer. Der Profes-
diums eine Laufbahn in der ökonomischen                                                          sor für Genomik forscht unter anderem an
Forschung einschlagen. „Meine Masterthe-        der praktischen wissenschaftlichen Arbeit        Stammzellen – und hat eine Methode weiter-
sis über ökonomische Ungleichheit hat mein      liegt, was äußerst förderlich ist“, so Schwai-   entwickelt und patentiert, mit der aus Haut-
Interesse für die Forschungsarbeit geweckt.     ger. Im Rahmen des FWF-Spezialforschungs-        oder Blutzellen Gehirnstammzellen gezüch-
Für mich war es spannend, zu erkennen, dass     bereichs für experimentelle Wirtschaftsfor-      tet werden können. Björn Felder untersucht
es bei Forschungsprojekten an der Universi-     schung arbeitet er unter anderem an einem        im Rahmen seiner Masterthesis im Labor von
tät möglich ist, eigene Forschungsinteressen    Forschungsprojekt, das experimentell un-                             FortsetzungaufSeite16→
16

→ Fortsetzung von Seite 15.                       werden. Ich versuche, mithilfe der Genschere      den, weil es sich hierbei um ein relativ jun-
Frank Edenhofer molekulargenetische Pro-          CRISPR/Cas9 die Rolle zweier solcher Gene zu      ges Forschungsgebiet im Bereich der Biologie
zesse der Entstehung von Stammzellen des          charakterisieren, um herauszufinden, ob und       handelt. „Sehr vieles ist noch nicht im Detail
Nervensystems und versucht dabei herauszu-                                                          verstanden. Außerdem lernen wir für unsere
finden, wie es dazu kommt, dass das mensch-                                                         Arbeiten ein sehr breites Repertoire an mole-
liche Gehirn im Vergleich zu anderen Säuge-            »Wir lernen hier kritisch und                kularen Werkzeugen zu nutzen und weiterzu-
tieren eine sehr stark vergrößerte und weit-               kreativ zu denken.«                      entwickeln, die in der Natur entstanden sind
aus komplexer differenzierte Großhirnrinde                                                          und eine lange Evolution hinter sich haben.“
hat. „Bei der Entwicklung des Nervensystems                   HannaH Spielmann                      Auch wenn die Experimente im Stammzel-
spielen bestimmte neurale Stammzellen, so-                                                          lenlabor sehr zeit intensiv sind und auch viel
genannte Radialglia und intermediate proge-                                                         Planungsarbeit verlangen, bevor es ins Labor
nitor cells eine tragende Rolle, deren Eigen-     wie diese in Stammzellen funktionieren“, er-      geht, ist Björn Felder davon überzeugt, von
schaften und Differenzierungen zu Neuronen        läutert Felder. Für die Molekularbiologie hat     dieser praktischen Arbeit sehr zu profitie-
von unterschiedlichen Genen kontrolliert          sich der gebürtige Innsbrucker entschie-          ren. „Man erhält Einblicke in die Forschung,

  Die Praxis üben
  In Moot Courts simulieren Studierende der Rechtswissenschaften echte
  Gerichtsverhandlungen und sammeln so wichtige Erfahrungen.

  P
        raktika sind für Studierende der          zu vertiefen“, erklärt Dr. Simon Laimer vom      ten Gerichtshof anhängig sind. „Die Studie-
        Rechtswissenschaften eher selten.         Institut für Zivilrecht der Uni Innsbruck, der   renden fertigen die Rechtsmittel und deren
        Diese haben zwar die Möglichkeit, in      den Moot Court Zivilrecht gemeinsam mit          Beantwortungen unter Anleitung und Hil-
  Anwaltskanzleien, in der Forschung oder         Univ.-Prof. Dr. Andreas Schwartze, Leiter        festellung erfahrener RechtsanwältInnen
  der Verwaltung mitzuarbeiten – wie ein An-      des Instituts für Zivilrecht, und Dr. Martin     sowie unter akademischer Betreuung aus.
  walt, Richter oder Staatsanwalt konkret ar-     Trenker, Institut für Zivilgerichtliches Ver-    Nach dem Schriftsatzwechsel, der von Ver-
  beitet, erfahren sie aber nur als Rechtshörer   fahren, unter Mitwirkung der European Law        tiefungslehrveranstaltungen in den Fächern
  von der Zuschauerbank. Um diesem Nachteil       Students Association (ELSA) seit mehreren        Zivilgerichtliches Verfahrensrecht und Zi-
  entgegenzutreten, wurden die Moot Courts        Jahren organisiert. Bei den Moot Courts wird     vilrecht sowie einem Rhetorikseminar be-
  geschaffen und erfreuen sich immer größe-       eine zivilgerichtliche Verhandlung in dritter    gleitet wird, treffen die Teams im Rahmen
  rer Beliebtheit.                                Instanz vor dem Obersten Gerichtshof simu-       der Finalverhandlungen als Höhepunkt des
     Ein Moot Court ist ein Prozessspiel, in      liert. Teams von drei bis vier Studierenden      Wettbewerbes aufeinander, um auch münd-
  dem eine Gerichtsverhandlung fiktiv simu-       treten dabei als Rechtsvertreter der Kläger      lich ihre Argumente möglichst überzeugend
  liert wird. „Moot Courts sollen den Studie-     und der Beklagten vor einem Richtersenat         zu präsentieren“, erklärt Laimer. „Ich kann
  renden bereits im Rahmen der universitären      gegeneinander an. Ausgangsbasis des Wett-        jedem empfehlen, bei einem Moot Court
  Ausbildung die Möglichkeit geben, ihr The-      bewerbs sind jeweils Entscheidungen zweit-       teilzunehmen. Bei mir hat diese Erfahrung
  oriewissen realitätsnah und praktisch zu        instanzlicher Gerichte. Dabei handelt es sich    die Lust auf die juristische Auseinanderset-
  erproben und Softskills wie Rhetorik, Auf-      zumindest im Ausgangspunkt stets um reale        zung geweckt und mich in der Entscheidung
  treten und Formulierung zu erwerben und         Fälle, die zumeist sogar aktuell beim Obers-     gestärkt, einen der klassischen Rechtsberufe
                                                                                                   zu ergreifen“, berichtet Iris Körner, die mit
                                                                                                   ihren Teamkolleginnen Katharina Knapp
      Nikola Pfisterer (Mitte) gewann                                                              und Gabriela Hatz beim Moot Court in Zivil-
      mit ihrem Team den Moot Court                                                                recht 2018/19 in Innsbruck den zweiten Platz
      Zivilrecht in Innsbruck.                                                                     erreicht hat. „Auch wenn die Vorbereitungen
      Foto: Uni Innsbruck                                                                          sehr zeitintensiv waren, bin ich froh um di-
                                                                                                   ese Erfahrung. Im Gerichtssaal zu stehen
                                                                                                   und in Echtzeit auf die Argumente der geg-
                                                                                                   nerischen Partei reagieren zu müssen, ist
                                                                                                   nochmal etwas ganz anderes, als es in der
                                                                                                   Theorie zu üben“, beschreibt Nicola Pfis-
                                                                                                   terer, die gemeinsam mit Antonia Werner
                                                                                                   und Sahra Wallenta den ersten Platz in Inns-
                                                                                                   bruck belegt hat. Sie werden die Universität
                                                                                                   Innsbruck auch beim Bundesfinale des Moot
                                                                                                   Court Zivilrecht, das am 21. Juni 2019 in Inns-
                                                                                                   bruck stattfinden wird, im Wettbewerb ge-
                                                                                                   gen die Siegerteams der übrigen österrei-
                                                                                                   chischen Rechtsfakultäten vertreten.
17

die anderen schlicht verwehrt bleiben“, so
Felder. „Zudem ist es sehr beeindruckend,
zu wissen, dass man ein – vermutlich welt-
weit – erstmaliges oder einzigartiges Expe-
riment ansetzt. Die Freude, wenn dabei etwas
gleich auf Anhieb oder auch nach nächtelan-
gen Versuchen funktioniert, ist dann beson-
ders groß.“

Geschichten, die
das Leben schreibt
   Geschichten stehen im Fokus der PhD-
Studentin in Literatur- und Kulturwissen-
schaften Hannah Spielmann. Sie arbeitet zu
Geschichten von und mit Geflüchteten und
untersucht diese im Hinblick auf die Verwen-
dung des Kulturbegriffs. „Ich bin der Meinung,
dass der Begriff Kultur in Diskursen über
Flucht und Migration zu oft und zu ungenau
verwendet wird“, so Spielmann. Gleichzeitig
                                                                                                                   Die Masterstudentin
engagiert sich die Absolventin eines Masters
                                                                                                              Katrin Walter untersucht,
in „Intercultural Communication“ an der
                                                                                                                  wie sich Denkmuster
University of Manchester in einem Lehre-
                                                                                                                 auf das Erlebnis eines
Projekt zum Thema Refugee Narratives am
                                                                                                            Mensa-Besuchs auswirken.
Institut für Anglistik. „Im Rahmen dieser                                                                                  Foto: iStock/eyecrave
Lehrveranstaltung treffen sich Studierende
ein Semester lang wöchentlich mit geflüch-
teten Menschen und zeichnen im Anschluss
die Erzählungen ihrer Gesprächspartner-
                                                 weil sie wie die Geflüchteten an der Schwelle   der Universität arbeiten, kann sich aber auch
                                                 in eine ihnen unbekannte Zukunft stehen         eine Tätigkeit im Sozialbereich vorstellen.
                                                 und daher ein beeindruckendes Maß an Of-        Für ihr Studium hat sie sich entschieden, weil
     »Es ist sehr beeindruckend,                 fenheit und Verständnis für Menschen auf-       die Literatur- und Kulturwissenschaften die
       zu wissen, dass man ein                   bringen, deren Leben sich im Umbruch be-        Gesellschaft beobachten, zu verstehen ver-
       – vermutlich weltweit –                   findet“, so Ramsey-Kurz. Dies bestätigt auch    suchen, kommentieren und kritisieren. „Wir
                                                 Hannah Spielmann: „Es ist wichtig, dass die     lernen hier, kritisch und kreativ zu denken,
    erstmaliges oder einzigartiges               Literaturwissenschaft das Erzählen und die      eine Fähigkeit, die ich äußerst wichtig finde
        Experiment ansetzt.«                     Erforschung davon wiederentdeckt. Applied       und von der ich glaube, dass sie in vielen Stu-
                Björn Felder
                                                 Literary Studies haben viel Potenzial.“ Han-    dien zu kurz kommt“, erklärt Spielmann.
                                                 nah Spielmann würde in Zukunft gerne an                            susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼

Innen und ihre eigenen Eindrücke darüber
auf“, beschreibt Hannah Spielmann. Diese
Geschichten werden dann gesammelt und ar-
chiviert, um sie für zukünftige Forschung –
auch ihre eigene – verfügbar zu machen. Die
Leiterin dieser Lehrveranstaltung und PhD-
Erstbetreuerin Spielmanns, Prof. Helga Ram-
sey-Kurz vom Institut für Anglistik, forscht
bereits seit einiger Zeit im Bereich Life Wri-
ting. „Diese Gattung umfasst Texte, die tat-
sächliche Lebenserfahrungen festhalten, und
werden mit dem Ziel analysiert, ein besseres
Verständnis von unterschiedlichen Lebens-
vorstellungen zu entwickeln und Einblick in
die Unsicherheiten, Ängste und Erwartungen
zu gewinnen, die diesen Vorstellungen zu-
grunde liegen“, erklärt Ramsey-Kurz. Darü-
ber hinaus interessiert man sich in der Life-
Writing-Forschung für die Umstände, die Er-
zählungen von Lebensgeschichten auslösen
und die kulturell bedingten Unterschiede,
                                                                                                                 Björn Felder arbeitet im
die sich in der Erfahrung, Erinnerung und
                                                                                                                Stammzellen-Labor mit.
Konstruktion lebensprägender und -verän-                                                                                            Foto: Felder
dernder Ereignisse abzeichnen. „Die Arbeit
mit Studierenden ist hier besonders wertvoll,
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