Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
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Ausgabe Februar 2019 Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Alle Infos zum Studienstart Seite 12 Lebendige Architektur Seite 4 ◼ Kampf den Multiresistenzen Seite 6 ◼ Neues Studienfach Seite 10 ◼ Studierende forschen mit Seite 14 ◼ Beilage zur Tiroler Tageszeitung www.uibk.ac.at
3 Inhalt Ausgabe Februar 2019 Editorial 4 4 Lebendige Architektur Die Architektin Claudia Pasquero arbeitet mit lebenden Organismen. 6 Kampf gegen Multiresistenzen Pamela Vrabl vom Institut für Mikrobiologie sucht nach neuen bioaktiven Substanzen. Foto: Gerhard Berger 8 Interview Vizerektor Bernhard Fügenschuh lädt Studierende ein, ihre Universität mitzugestalten. 10 Neues Studienfach Mit dem Master Chemieingenieurwissenschaften können Studierende künftig auch eine technische Richtung in der Chemie einschlagen. Liebe Leserin, lieber Leser! 18 12 Studieninformation Im kommenden Studienjahr gehören Zugangsbe- schränkungen in Innsbruck bis auf wenige Aus- Unsere Universität feiert heuer ihr 350-Jahr-Jubiläum. Wir wollen dieses Jahr vor allem nutzen, Ihnen die Ge- nahmen der Vergangenheit an. legenheit zu geben, unsere Universität besser kennenzulernen. Ganz beson- 14 Lernen und Forschen ders herzlich laden wir Sie schon jetzt zu Studierende forschen mit und sammeln dabei Er- unserem Fest der Wissenschaft ein, das fahrungen für ihren weiteren Berufsweg. Mitte Juni in der Innsbrucker Innenstadt stattfinden wird. Wir wollen aber nicht 18 Gesichter der Migration nur feiern: Wir haben auch beschlossen, Kommen – Gehen – Bleiben: Tiroler Jugendliche die vergangenen 350 Jahre kritisch zu haben ihre Familienbiographien erforscht. beleuchten und unsere Geschichte wis- senschaftlich aufzuarbeiten. Wir werden 19 Lehrgänge, Kurse, Seminare diese Geschichte dann im Oktober prä- Gezielte Weiterbildungen bereiten auf digitale Ent- sentieren. 21 wicklungen, kommende Herausforderungen und Für eine Universität ist aber vor allem Chancen am Arbeitsmarkt vor. wichtig, in die Zukunft zu blicken, um den Herausforderungen unserer Gesell- 20 Fortsetzung des Sommertechnikums schaft erfolgreich zu begegnen. Hier ist Das Engagement der Förderinnen und Förderer eine unserer Aufgaben die Ausbildung schafft für die Universität Innsbruck Projekte, die junger Menschen. Anders als die meisten nachhaltig einen Mehrwert für die Jugend darstel- anderen österreichischen Unis haben len. wir uns daher entschlossen, die Mittel, die wir aus der Studienplatzfinanzierung 21 Geschichten aus der Geschichte bekommen, zu nutzen, die Situation für Die Historikerin Margret Friedrich und der Histo- unsere Studierenden zu verbessern und riker Christof Aichner arbeiten 350 Jahre Univer- wo es möglich ist, die Zugangsbeschrän- sität in anekdotischen Beiträgen auf. kungen abgeschafft. Wir wollen damit allen, die das möchten, eine Chance ge- ben, in ihr Wunschstudium einzustei- gen. Wir verbinden dieses Angebot aber auch damit, dass wir entsprechendes Engagement von unseren Studierenden ImprEssum erwarten und unsere Qualitätsstandards nicht senken werden – im Gegenteil. Au- wissenswert – Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 26. Februar 2019 ßerdem arbeiten wir gerade an unseren Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH. Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner; Studienplänen und werden künftig wie- Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer. der viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten Redaktion: Melanie Bartos, Margret Friedrich, Daniela Gruber, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, im Studium eröffnen. Wir freuen uns auf Lisa Marchl, Daniela Pümpel, Susanne E. Röck, Uwe Steger. das kommende Jahr und hoffen, dass Sie Covergestaltung: Catharina Walli. häufig unsere Gäste sein werden. Foto Titelseite: Universität Innsbruck/Birgit Pichler Fotos Seite 3: NAARO, Lisa Ferron, Archiv Uni Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000. Rektor der Universität Innsbruck
4 Lebendige Architektur Algen, Bakterien, Pilze: Claudia Pasquero arbeitet mit lebenden Organismen. Schaut man sich ihre Berufsbezeichnung an, mag das vielleicht ein wenig überraschen, denn Pasquero ist Architektin. Sie gilt international als Pionierin einer neuen, aufstrebenden Richtung der Architektur, der „Bio-Architektur“. M ikroorganismen gelten als Hoff- nicht mehr möglich sein sollte, einen Unter- nungsträger in vielen Bereichen, schied zwischen natürlicher und künstlicher auch in der Planung von städtischen Landschaft zu machen. Der Fortschritt in Lebensräumen. Prof. Claudia Pasquero hat Biologie und Technologie macht diesen flie- sich in ihrer Arbeit ganz diesen Organismen ßenden Übergang möglich“, sagt Pasquero. Im verschrieben und forscht an der Schnittstelle Mittelpunkt steht für Claudia Pasquero daher zwischen Technologie und Biologie: Seit Sep- weniger die Gestaltung von einzelnen Ge- Auf der EXPO 2017 tember 2017 ist die international erfolgreiche bäuden, sondern vielmehr eine generelle Ori- in Kasachstan präsentierte Architektin Professorin für Landschafts- entierung an Mechanismen der Natur – und Claudia Pasquero das architektur am Institut für Städtebau und ihre digitale Umsetzung in der Planung von Projekt „BIO.tech HUT“, Raumplanung der Uni Innsbruck am dortigen urbanen Lebensräumen. „Wir arbeiten mit eine Zukunftsvision für „Synthetic Landscape Lab“. einer organischen Vision von Landschafts- Algenzucht in Städten. architektur, in der es möglich ist, Biologie Fotos: NAARO Städte als lebendige Systeme und digitale Techniken zu kombinieren, um beispielsweise Energie aus Algen oder Bakte- „Wir begreifen in unserer Arbeit Städte als rien zu gewinnen – und zwar nicht außerhalb lebendige Systeme im wahrsten Sinne des der Städte, sondern direkt in den Wohn- und Wortes. Unsere Grundannahme ist, dass es Arbeitsräumen der Menschen“, erklärt Pas- quero. Die Architektin arbeitet gemeinsam mit ihrem Team an Konzepten, um ein bio- logisches, nachhaltiges Leben in Städten zu ermöglichen und damit den teilweise nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels Claudia Pasquero befüllt mit gegenzusteuern. ihrem Kollegen Marco Poletto den bioaktiven Vorhang mit Mikroalgen. Mikroalgen im Wohnzimmer Bereits in mehreren Projekten brachte Clau- dia Pasquero Mikroalgen zum Einsatz (siehe Infobox rechte Seite). Algen werden künftig mit großer Wahrscheinlichkeit eine zuneh- mend wichtige Rolle in der Erzeugung von Energie, aber auch als Nahrungsmittel spie- len. Gegenwärtig werden (Mikro-)Algen aber hauptsächlich in industriellen Produktions- anlagen hergestellt. Diese Tatsache möchte die Architektin ändern und arbeitet dazu eng mit Algenbauern und Experten anderer wis- senschaftlicher Disziplinen – wie etwa der Biologie – zusammen. „Mit unseren Proto- typen möchten wir zeigen, welchen Platz Al- gen und ihre Herstellung in Wohnungen oder
5 Photo.Synth.Etica: Biodigitaler Vorhang Mit „Algen-Vorhängen“ gegen den Klimawandel ankämpfen: Im Herbst vergangenen Jahres realisierte Clau- dia Pasquero gemeinsam mit ihrem Kollegen Marco Poletto vom Lon- doner Architektur- und Designbüro „ecoLogicStudio“ an einem Gebäu- de in Dublin den Prototypen eines „biodigitalen Vorhangs“. Anlass für die Installation war der gleichzei- tig stattfindende Climate Innovati- on Summit 2018, eine internationale Konferenz zum Thema Klimawan- del. In der Konzeption des Projektes arbeitete Pasquero eng mit Climate- KIC, der bedeutendsten Klimainno- vationsinitiative der EU, zusammen. „Ziel dieser Zusammenarbeit ist, kli- mafreundliche Innovationen im Be- reich der Energieversorgung voran- zutreiben“, erklärt die Architektin. Der „Vorhang“ besteht aus 16 Mo- dulen mit einer Größe von jeweils 2 x 7 Metern und bedeckte die ersten beiden Stockwerke des Gebäudes. Die Module bestehen aus Bio-Kunststoff und sind serpentinenartig mit Mi- kroalgen befüllt. Die Mikroalgen „ernähren“ sich vom Tageslicht und leuchten während der Nacht. „Jedes Modul ist eine Art kleiner Bioreaktor, der CO2 aus der Atmosphäre aufneh- men und speichern kann: Etwa ein Kilo CO2 pro Tag – das entspricht der Kapazität von etwa 20 großen Bäu- men.“ Während des Prozesses fil- tern die Mikroalgen die schmutzige Stadtluft und geben „frischen“ Sau- Büros – also in der alltäglichen Umgebung der Integration der Kultivierung von Mikroalgen erstoff wieder an die Stadt zurück. Menschen – haben könnten“, erklärt Claudia direkt in unser unmittelbares Umfeld lässt „Wir hoffen, dass sich dieses rundum Pasquero. uns die Art und Weise, wie wir konsumie- nachhaltige System künftig etablie- Dass die Versorgung mit Energie und Nah- ren und produzieren, überdenken. Wir wer- ren wird. Multifunktional ist es zu- rungsmitteln sozusagen direkt in den ur- den sensibler für diese Prozesse, da sie direkt dem auch: Die Biovorhänge können banen Räumen stattfindet und nicht aus den vor unseren Augen stattfinden“, ist Pasquero als lebendes Beschattungssystem Städten ausgelagert wird, ist für Claudia Pas- überzeugt. genutzt werden.“ quero ein besonders wichtiger Aspekt: „Die melanie.bartos@uibk.ac.at ◼ Zur PErSon Claudia Pasquero (*1974) ist neben ihrer Arbeit an der Universität Innsbruck international erfolgreich: Sie ist Co-Direktorin des ecoLogicStudios in London, Dozentin und Leiterin des Urban Morphogenesis Lab der Bartlett UCL und leitende Mitarbeiterin des IAAC (Institute for Advanced Architecture in Katalonien) in Barcelona. Sie kuratierte die Tallinn Architecture Biennale 2017. Pasqueros Werke wurden international präsentiert, u. a. im FRAC in Orleans, auf der Architekturbiennale in Im Projekt Photo.Synth.Etica Venedig, im ZKM Karlsruhe und in Mailand auf der Expo 2015. Derzeit arbeitet sie werden Mikroorganismen an einem Projekt für das Centre Pompidou in Paris. 2017 war sie Teil der „Wired in einer Art Vorhang an Smart List“, in der jährlich die zehn bedeutendsten Persönlichkeiten im Hinblick auf Gebäuden angebracht. Innovation vorgestellt werden.
6 Kampf gegen Multiresistenzen Der globale Wettlauf gegen multiresistente Erreger pie interessante Substanzen ausscheidet“, so Vrabl, die sich weiters auf die Untersuchung hat begonnen und Expertinnen und Experten sind eines Schimmelpilzes spezialisiert hat, der eine vielversprechende Substanz produziert auf der Suche nach Alternativen, wenn Antibiotika und so zu einem möglichen Anwärter für ein neues Antibiotikum wird. Aufbauend auf ih- plötzlich nicht mehr wirken. Pamela Vrabl vom Institut ren Erkenntnissen in der Forschung liegt der Mikrobiologin auch die Bewusstseinsbildung für Mikrobiologie sucht nach neuen bioaktiven am Herzen, insbesondere bei jungen Men- schen. „Unser primäres Ziel ist es, das The- Substanzen. Gemeinsam mit Konstantin Sagmeister ma ‚Antibiotika und Antibiotikaresistenzen‘ vom Institut für Fachdidaktik bringt sie das Thema in Schulen zu bringen. Wir wollen den Schü- lerinnen und Schülern vermitteln, dass jede auch in Schulen und sensibilisiert so Jugendliche für und jeder dazu beitragen kann, den falschen Gebrauch von Antibiotika und die damit ein- diese gesellschaftlich brisante Problematik. hergehende erhöhte Resistenzbildung in Schach zu halten“, betont Vrabl. Mit anderen Augen Multiresistente Erreger halten sich an kei- I nfektionen mit multiresistenten Mikro- FWF-Projekt wollen die Projektpartner neue ne Landesgrenzen. Durch die zunehmende organismen sind ein ernstzunehmendes bioaktive Pilzmetaboliten untersuchen, um Globalisierung und Mobilität der Men- Problem. Ohne globale Strategien werden Möglichkeiten zur Bekämpfung multiresi- schen können sich Erreger verhältnismäßig laut Schätzungen im Jahr 2050 mehr Men- stenter Keime zu finden. „Zum einen unter- schnell über die Kontinente ausbreiten. „Die schen an multiresistenten Keimen sterben suchen wir einen Pilz, der bereits zur kom- teils unvorsichtige Handhabung von Anti- als beispielsweise an Krebserkrankungen. merziellen Produktion von Wirkstoffen gegen biotika in Landwirtschaft oder Medizin in Pamela Vrabl, Christoph Schinagl und ihr Schadinsekten in der Landwirtschaft ge- manchen Regionen hat daher direkte Kon- Team am Institut für Mikrobiologie arbeiten nutzt wird und der auch für die Krebsthera- sequenzen für den Rest der Welt“, erläutert gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Pharmazie sowie der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck an Alternativen. „Antibiotika werden derzeit weltweit oft falsch und zu unvorsichtig ange- wendet und somit vergeudet“, betont Vrabl, Hertha Firnberg-Stipendiatin des Wissen- schaftsfonds FWF. Potenzial erforschen Pilze sind die Gruppe von Organismen, die bereits zur Herstellung von Antibiotika wie Penicillin industriell genutzt werden. Jedoch wurde das enorme Potenzial dieser Organis- men unter bisherigen Kultivierungsbedin- gungen bei weitem noch nicht ausgeschöpft, da viele Stoffwechselwege unter Laborbe- dingungen nicht entdeckt und daher nicht aktiviert werden konnten. „Um diese bisher Schülerinnen einer Tiroler ungenützten Möglichkeiten zur Produktion Schule vertreten am Podium neuer wirksamer Substanzen für die Medizin die erarbeiteten Standpunkte und landwirtschaftliche Produktion zu eröff- ihrer zugewiesenen Rolle. nen, bedarf es eines besseren Verständnisses Foto: Leiminger der genauen Abläufe im Stoffwechsel von Pil- zen“, erklärt die Wissenschaftlerin. In einem
7 Petrischalenkultur mit dem Pilz Metarhizium brunneum (Bild links). Im Bioreaktor (Bild rechts) wird Penicillium ochrochloron kultiviert. Fotos: Christopher Spiegel Vrabl. Fragen nach den Ursachen der zuneh- zugrunde liegenden sozioökonomischen und vertritt die Ansichten und Bedürfnisse der menden Antibiotikaresistenzen, wer betrof- geopolitischen Dynamiken aufzeigen. „Die entsprechenden Rolle auf dem Podium. So er- fen ist, wer welche Interessen verfolgt, wer Schülerinnen und Schüler schlüpfen in un- möglicht diese Methode ein tiefes Verständnis profitiert und welche Kosten dies verursacht, terschiedliche Rollen und erarbeiten deren für die einzelnen vertretenen Positionen und werden derzeit auf vielen Ebenen diskutiert. Positionen, beispielsweise die der Landwirt- deren Dynamiken und führt zu einer starken Seit vergangenem Juni beschäftigen sich die schaft, der Pharmaindustrie und der Medizin Verankerung des Gelernten“, erklärt der Dis- Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit sowie die Sichtweisen von Umwelt-NGOs, dem sertant des Bereiches „Didaktik der Natur- Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher öffentlichen nationalen bzw. internationalen wissenschaften, Geographie, Informatik und Schulen in Tirol und Vorarlberg mit dieser Gesundheitswesen oder der Politik. So setzen Mathematik“ am Institut für Fachdidaktik. Thematik. Mittels des didaktischen Tools der sie sich intensiv mit deren Problemen, Ein- Unterstützt werden die Wissenschaftlerinnen rollenbasierten Podiumsdiskussionen wollen stellungen und Interessen auseinander, ent- und Wissenschaftler dabei auch von Elisabeth Pamela Vrabl und Konstantin Sagmeister die wickeln Argumentationen und stellen sich Lukasser-Vogl, Geschäftsführende Obfrau im am Ende des Arbeitsprozesses in einer Podi- Verein „klasse!forschung“. umsdiskussion den anderen“, erläutert Sag- meister. In der Vorbereitung auf die einzelnen Bewusstseinsbildung Rollen werden die Gruppen von Mentorinnen und Mentoren begleitet. Um die Schülerinnen „Wir wollen einen Beitrag leisten, um mög- und Schüler, die sich als Abschluss auf der lichst früh zu informieren und auch zu ermu- Bühne mit den anderen „Meinungen“ ausein- tigen, erworbenes Wissen weiter zu verbrei- andersetzen, auch mental auf ihre Rolle vor- ten. Wir wollen den Schülerinnen und Schü- zubereiten, schlüpfen sie auch in Requisiten. lern helfen, zu kritischen Bürgerinnen und So wird noch deutlicher, dass sie hier nicht Bürgern zu werden“, so Vrabl. Nicht nur die ihre private Meinung, sondern die Stand- Aufklärung über die korrekte Handhabung punkte ihrer Rolle repräsentieren. Treffen die von Antibiotika, sondern auch Informationen konträren Positionen in der Diskussion aufei- über Möglichkeiten zum Selbstschutz vor In- nander, entstehen nicht selten hitzige Debat- fektionen sind für die Wissenschaftlerinnen ten. Vorher ausgewählte Moderatorinnen und und Wissenschaftler von Bedeutung. Schon Moderatoren leiten die Diskussion und sorgen alltägliche Hygienemaßnahmen wie regel- mit vorbereiteten Fragen für neuen Zündstoff, mäßiges Händewaschen können nämlich fassen Argumentationen zusammen oder be- schützen. Neben der engagierten Wissens- ruhigen die Gemüter. „Aus didaktischer Sicht vermittlung arbeitet Vrabl mit ihrem Team wird eben dieser Art des Wissenserwerbes weiter an der Erforschung möglicher neuer großes Potenzial zugeschrieben, für die Teil- Mechanismen von bioaktiven Metaboliten. nehmenden sehr nachhaltig zu sein. In eige- „Wir sind bemüht, das höchst brisante The- nen Recherchen, durch Selbstreflexion und in ma nicht nur auf Forschungsebene, sondern der Interaktion mit anderen wird der Hinter- auch im Austausch mit interessierten Schü- grund jeder Rolle erörtert. Die Beteiligten ler- lerinnen und Schülern zu ergründen“, schlie- nen dabei schnell, dass es nicht nur eine Wirk- ßen Vrabl und Sagmeister. lichkeit gibt bzw. geben muss. Jeder und jede daniela.puempel@uibk.ac.at ◼
8 Mehr Gestaltungshoheit für Studierende 2019 feiert die Universität Innsbruck ihr 350-jähriges Die Universität Innsbruck ist heute mit rund 28.000 Studierenden und mehr als 120 Studien- Bestehen – Anlass, zurückzublicken, aber auch den möglichkeiten die führende Hochschule in West- österreich. Für das Wintersemester 2019/2020 Blick in die Zukunft zu richten. Im Gespräch informiert wurden zahlreiche bisher durchgeführte Aufnah- meverfahren für Studien ausgesetzt. Warum? der für Lehre und Studierende zuständige Vizerektor Bernhard Fügenschuh: Diese Entschei- dung hat natürlich direkt mit der Studien- Bernhard Fügenschuh über Neuerungen im Studium, platzfinanzierung zu tun und damit, wie die Universität Innsbruck im Sinne ihrer Autono- die Aussetzung von Aufnahmeverfahren und lädt mie versucht, diese zu leben, zu verstehen und zu übersetzen. Unsere zentrale Frage hierbei Studierende ein, ihre Uni mitzugestalten. lautet: Wie bekommen wir die richtigen Stu- Alle an einem Studium Interessierte haben die Chance, an der Universität Innsbruck ihr Studium zu finden. Fotos: Uni Innsbruck
9 dierenden in die für sie richtigen Studien und uns, dass die Studierenden entscheiden kön- wie begeistern wir sie für ihr Studium? Unser nen, wo ihre Stärken liegen und wo sie ihre Ansatz, dieser Frage zu begegnen, war der, Zukunft sehen. dass wir allen an einem Studium Interessier- Sie haben die Ergänzung zum Thema Digita ten die Chance bieten wollen, hier an der Uni- lisierung bereits angesprochen. Gibt es weitere versität Innsbruck ihr Studium zu finden. Wir Maßnahmen, mit denen die Universität Inns sind nicht davon überzeugt, dass punktuelle bruck in der Lehre auf die anstehenden Heraus Aufnahmeverfahren, die die Tagesform ab- forderungen durch die Digitalisierung reagiert? fragen, der richtige Weg dazu sind. Psycholo- Fügenschuh: Ja, ein weiteres Angebot, das gie und Lehramtsstudien sind außen vor, weil wir gerade ausarbeiten, liegt im Bereich der hier die gesetzlichen Vorgaben ein Aufnah- Informatik – hier werden wir künftig ein meverfahren vorsehen. Erweiterungscurriculum ins Rennen schi- cken: ein Curriculum, das getrennt gehand- »Wir wollen allen an einem habt wird, allerdings für sich selbst keinen Abschluss hat. Dieses Erweiterungsstudium Studium Interessierten die steht allen Interessentinnen und Interessen- Chance bieten, hier an der ten mit einem akademischen Abschluss al- Universität Innsbruck ihr ler Studienrichtungen offen und ermöglicht Studium zu finden.« ihnen, sich Grundkompetenzen in Informa- tik im Umfang von 60 ECTS-AP anzueignen. Bernhard Fügenschuh Entscheiden sich die AbsolventInnen dieses Erweiterungsstudiums für ein Studium der In diesem Jahr feiert nicht nur die Universi Informatik, können sie es sich dafür vollum- tät Innsbruck ihr 350-jähriges Bestehen, es jährt fänglich anrechnen lassen. Mit diesen Initia- sich auch der Tag der BolognaErklärung, auf tiven – Curricula neu und dem Erweiterungs- deren Basis eine europaweite Harmonisierung studium – zeigen wir, dass wir den Fokus von Studiengängen und abschlüssen passiert somit wieder vermehrt auf Eigenverantwor- ist, zum 20. Mal. An der Universität Innsbruck ist tung und individuelle Gestaltungsmöglich- Univ.-Prof. Bernhard man derzeit dabei, unter dem Motto „Curricula keiten legen, wie sie nur eine fachlich breit Fügenschuh, Vizerektor für neu“ die Studien neu zu gestalten. Was genau aufgestellte Universität mit höchster Qualität Lehre und Studierende an der passiert im Rahmen dieser Initiative? bieten kann. Universität Innsbruck. Fügenschuh: Mit dem Namen „Curricula Das Prinzip der forschungsgeleiteten Lehre neu“ versuchen wir, die Curricula – also die wird immer wieder als Alleinstellungsmerkmal Studienpläne – so umzugestalten, dass Uni- einer Universität im tertiären Bildungssektor ge versität wieder zu Universität wird und die nannt. Welche Schritte setzt die Universität Inns Studierenden ihr Studium wieder in die ei- bruck, um die Qualität in der Lehre zu sichern le an die Universität zu intensivieren und mehr gene Hand nehmen können. Hier sind wir als und zu verbessern? junge Menschen für ein Studium an der Univer Volluniversität mit unserem breiten Fächer- Fügenschuh: Forschungsleistung lässt sich sität zu begeistern. Gibt es dazu bereits konkrete angebot besonders gefordert. Konkret verfol- relativ gut abbilden, hier gibt es einige eta- Maßnahmen? gen wir den Ansatz, allen Studierenden ihre blierte Messgrößen. Bei der Frage nach guter Fügenschuh: Das Miteinander von Schule Gestaltungshoheit zurückzugeben. Dazu ist Lehre ist es viel schwieriger. Lehre ist nicht und Hochschule ist dabei ein zentraler Punkt. für alle Curricula ein sogenanntes Window of nur ein Miteinander von DozentInnen und Wir haben in Sachen Beratung bereits einen Opportunity im Umfang von 30 ECTS-AP ge- Studierenden, sondern es ist eine Vielzahl an sehr guten Fokus auf die Maturajahrgänge plant. Gefüllt werden kann dieses durch eine Einzelbeziehungen, bei der jeder individuell und kurz davor. Hier gibt es persönliche Be- Ergänzung, einen Auslandsaufenthalt oder ratungen, Informationsmessen und Infor- eventuell auch einmal durch ein Praktikum. mationsveranstaltungen an Schulen. Jetzt ist Zudem gibt es die Möglichkeit, sich mit dem »Zentraler Punkt für uns ist, dass es wichtig, noch früher anzusetzen. Wir ha- eigenen Fach im Rahmen einer Vertiefung die Studierenden entscheiden ben Formate wie die Junge Uni, wo wir bereits intensiver zu beschäftigen. Die Vertiefungen können, wo ihre Stärken liegen Kinder unter zehn Jahren für Wissenschaft richten sich entlang unserer Forschungs- und wo sie ihre Zukunft sehen.« begeistern können, die wir bisher während schwerpunkte, -plattformen und -zentren. ihrer Schullaufbahn bis zu den Beratungen Für Studierende, die sich für die Breite ent- Bernhard Fügenschuh teilweise etwas aus den Augen verloren haben. scheiden, sind wir gerade dabei, Ergänzungs- Um dies künftig zu verhindern, sind wir zum pakete zu schnüren, die als Wahlfachpaket einen in engem Kontakt mit der Bildungsdi- verstanden und auch am Abschlusszeugnis reagiert. Was final bleibt, ist die Begeisterung rektion Tirol. Zum anderen wollen wir den ausgewiesen werden können. Die ersten Er- für das Fach, die gute Lehre vermitteln soll. Fokus auch verstärkt auf die Elternhäuser le- gänzungen werden seit dem letzten Winter- In der Qualitätssicherung geht es vor allem gen, denn je mehr „Bildung und Ausbildung“ semester von den Sprach-, Literatur-, Kultur- um ein bedachtes Miteinander. Hier sind wir in den Elternhäusern mitgedacht wird, um- und Medienwissenschaften angeboten. Eine unter anderem mit dem Tag der Lehre, der so besser. Zu diesem Thema haben wir unter weitere Neuheit ist derzeit in Planung und 2018 zum ersten Mal stattgefunden hat, da- anderem ein Forschungsprojekt gestartet und soll voraussichtlich ab dem Wintersemes- bei, Lehrende und vor allem auch Studierende mit „Unsere Uni vor Ort“ ein Format entwi- ter 2019/2020 zur Verfügung stehen. Hier- verstärkt in den Gestaltungsprozess für qua- ckelt, wo wir entlang unserer Forschungs- bei handelt es sich um ein speziell erstelltes litätsvolle Lehre einzubinden. Studierende schwerpunkte ein individuell abrufbares Digitalisierungspaket. Eine weitere Ergän- haben die Möglichkeit, eigenständig zu ent- Vortragsprogramm in der Region anbieten. zung, die die breiten Angebote der Universität scheiden, sollten sich aber auch in der Pflicht Unser Ziel ist es, Bildung für alle erlebbar zu Innsbruck zum Thema Nachhaltigkeit um- sehen, ihre Zukunft mitzugestalten. machen und damit unterschiedlichste Aus- fasst, ist ebenfalls bereits in Ausarbeitung. Die Universität Innsbruck hat sich vorgenom bildungen denkmöglich zu machen. Zentraler Punkt bei diesem Angebot ist für men, die Beratung beim Übergang von der Schu susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
10 Aufbauend auf der chemischen Grundlagenforschung soll sich mit den Chemieingenieurwissenschaften ein Bereich etablieren, der sich mit der technischen Chemie auseinandersetzt. Fotos: Gerhard Berger, Abraham Siedler Neuer Ausbildungsweg in der Chemie Ab dem kommenden Wintersemester gibt es an der Fakultät für Chemie und Pharmazie einen neuen Studiengang. Mit dem Master Chemieingenieurwissenschaften können Studierende an der Universität Innsbruck künftig auch eine technische Richtung im Bereich der Chemie einschlagen. M it der Einführung des Masterstu- Verfahrens- und Energietechnik des MCI eine Hubert Huppertz, den Mehrwert des neuen dienganges Chemieingenieurwis- weiterführende Ausbildung auf einem höchst Studiums. Ein großer Teil des Masterpro- senschaften ab 1. Oktober 2019 wird interdisziplinären Fachgebiet angeboten. gramms wird sich mit der Materialprozess- neben dem Master Chemie und dem Master „Mit den Chemieingenieurwissenschaften technik auseinandersetzen. Ziel dabei ist es, Material- und Nanowissenschaften zukünf- soll sich ein Bereich etablieren, der sich mit Prozesse zu entwickeln, die es ermöglichen, tig ein neuer ingenieurwissenschaftlicher der technischen Chemie auseinandersetzt. Materialien möglichst kostengünstig, ener- Ausbildungsweg im Bereich der Chemie ge- Aufbauend auf der chemischen Grundlagen- gieeffizient und umweltschonend herzustel- schaffen, der bisher weder an der Universität forschung, die bei uns an der Fakultät betrie- len. Das neue Studium stellt dabei eine sinn- Innsbruck noch an anderen Ausbildungsstät- ben wird, konzentriert sich die technische volle Erweiterung zu den bereits bestehenden ten in Tirol existiert. Damit wird beispiels- Chemie darauf, diese auf einem industriellen Studiengängen an der Universität Innsbruck weise anschließend an das Bachelorstudium Maßstab umzusetzen“, beschreibt der De- und anderen Studiengängen am Hochschul- Chemie oder das Bachelorstudium Umwelt-, kan der Fakultät für Chemie und Pharmazie, standort Tirol dar. Die in der Chemie erar-
11 beiteten Grundlagenwissenschaften werden Informationen zum aufgegriffen und beispielsweise im Bereich der Verfahrenstechnik eingesetzt und opti- miert. neuen Studienfach Studium mit Zukunft Masterstudium Wollten Absolventinnen und Absolventen Chemieingenieurwissenschaften des Bachelors Chemie in der Vergangenheit Start: 1. Oktober 2019 eine technische Richtung einschlagen, muss- Dauer: 4 Semester ten sie den Standort wechseln. Angeboten ECTS-AP: 120 ECTS wird ein chemieingenieurwissenschaftliches Studienart: Vollzeit Studium etwa an den technischen Universi- Unterrichtssprache: Deutsch täten in Wien, Graz, Zürich oder München. Die Voraussetzungen: Fachlich in Frage Einrichtung dieses Studiums in Innsbruck ist kommendes Bachelorstudium oder zukunftsweisend, denn gerade die technische Äquivalent Chemie erlebt einen regelrechten Boom. Mit Abschluss: Dipl.-Ing. ein Grund dafür ist die Abkehr von einer auf fossilen Grundstoffen basierten Chemie, die bisher dominierend war, hin zu nachhaltigen Prozessen, die im Rahmen dieses Studiums wissenschaftlichen Forschung und technolo- denke, dass wir durch dieses zusätzliche An- gelehrt werden sollen. Wissen und praktische gischen Anwendungen in den Vordergrund zu gebot viele neue Studierende für ein Studium stellen“, sagt Hubert Huppertz zu den Inhal- an der Universität Innsbruck im Bereich der ten des neuen Masters. Studierende werden Chemie gewinnen können“, spricht Huppertz »Mit den Chemie- in den Lehrveranstaltungen etwa in digitalen über den Ausbau des Studienangebots an sei- ingenieurwissenschaften soll sich Methoden unter der Verwendung relevanter ner Fakultät. Software zur Berechnung verfahrenstech- ein Bereich etablieren, nischer Prozesse geschult oder erwerben Neues Institut der die Ausbildung im Bereich Kenntnisse zur grundsätzlichen Behandlung der technischen Chemie stoffumwandelnder Prozesse und zur Be- Mit der Einführung des neuen Studiums rechnung der stofflichen und energetischen geht auch die Einrichtung eines neuen In- zum Ziel hat.« Bilanzen. Auch Wahlmodule sind im Master stitutes für Chemieingenieurwissenschaften Hubert Huppertz vorgesehen, in denen sich die Studierenden einher. Dort angesiedelt werden gleich zwei spezialisieren können. Darunter sind bei- neue Professorinnen oder Professoren: Eine spielsweise Lehrveranstaltungen, in denen von ADLER-Werk Lackfabrik gestiftete Pro- Fertigkeiten dafür stehen im Fokus des neuen Kenntnisse der Programmierung zur Mess- fessur für Chemieingenieurwesen und Mate- Masterstudiums. „Wir freuen uns, den künf- datenerfassung und Experimentsteuerung rialprozesstechnik und eine vom Land Tirol tigen Studierenden ein Lehrprogramm prä- vermittelt werden. Diese Ausbildung trägt gestiftete Professur für Thermische Verfah- sentieren zu dürfen, das auf theoretischer zu den sehr guten Jobaussichten zukünftiger renstechnik. Ab Oktober dieses Jahres sollen Ausbildung basiert und experimentelle so- Absolventinnen und Absolventen bei. Sie am neuen Institut zwischen 10 und 20 neue wie praktische Fähigkeiten vermittelt. Neben können anschließend als Chemieingenieu- Studierende betreut werden. „Langfristig fortgeschrittenen Kenntnissen in den Che- rin oder -ingenieur in den Tätigkeitsfeldern und nach Schaffung der nötigen Infrastruk- mieingenieurwissenschaften ist es uns wich- Forschung, Technik, Industrie, Umwelt oder tur werden wir 30 und je nach Nachfrage auch tig, auch fachübergreifende Schlüsselkompe- relevanten behördlichen Bereichen arbeiten. mehr Studierende am neuen Institut ausbil- tenzen und ein Verantwortungsbewusstsein „Wir müssen sehen, wie sich das neue Studi- den können“, so Dekan Huppertz. für den Nutzen und die Risiken der natur- um in den kommenden Jahren etabliert. Ich lisa.marchl@uibk.ac.at ◼ Hintergrund: Stiftungsprofessuren Mit der Einrichtung eines Stiftungs- in Schwaz rund zwei Millionen Euro in unterstreicht Andrea Berghofer, die das Fa- lehrstuhls für Chemieingenieurwesen und die Kooperation mit der Fakultät für Che- milienunternehmen ADLER in dritter Ge- Materialprozesstechnik wird an der Fakul- mie und Pharmazie investieren: 1,6 Millio- neration leitet, die Bedeutung der Koopera- tät für Chemie und Pharmazie ein innova- nen für die Stiftungsprofessur und weitere tion mit der Universität Innsbruck. tiver Forschungszweig geschaffen, der sich 400.000 Euro an zweckgebundenen Mitteln, Mit der neuen Professur soll auch die mit der Entwicklung und Umsetzung neuer zum Beispiel für die Schaffung von Disser- Einrichtung eines Instituts für Chemiein- Verfahrenstechniken und Materialien für tationsstellen. genieurwissenschaften einhergehen, an die industrielle Anwendung auseinander- „Als Technologieführer auf dem Feld der dem die Forschungsschwerpunkte „Mate- setzt. Die Universität Innsbruck und die Oberflächenveredelung ist Innovation ein rialprozesstechnik“, „Chemische Reakti- ADLER-Werk Lackfabrik haben kürzlich Schlüssel für unseren Zukunftserfolg. Aus onstechnik“ sowie „Thermische Trennver- einen Vertrag zur Einrichtung einer Stif- der Zusammenarbeit mit der Universität fahren“ abgedeckt werden sollen. tungsprofessur für Chemieingenieurwesen Innsbruck erhoffen wir uns positive Im- Eine zweite am Institut geplante Profes- und Materialprozesstechnik abgeschlos- pulse, die beiden Seiten zugutekommen, sur – gestiftet vom Land Tirol – wird sich sen. In den nächsten fünf Jahren wird das und eine langfristige Stärkung des Wirt- mit der Thermischen Verfahrenstechnik international tätige Unternehmen mit Sitz schafts- und Forschungsstandorts Tirol“, befassen.
12 Zahlreiche Aufnahmeverfahren ausgesetzt Rund 28.000 Studierende besuchen derzeit Lehrveranstaltungen aus dem breiten Angebot von mehr als 120 Studienmöglichkeiten an den 16 Fakultäten der Universität Innsbruck. Für das Wintersemester 2019/2020 stehen Studieninteressierten in Innsbruck alle Möglichkeiten offen. I m kommenden Studienjahr gehören Zu der Universität einschreiben muss, ist für das Hochschule Vorarlberg anbietet, müssen sich gangsbeschränkungen in Innsbruck bis Wintersemester 2019/2020 vom 8. Juli bis 5. Studieninteressierte zwischen 1. März und auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit September 2019 möglich. 15. Mai 2019 über https://www.zulassunglehr- an: Wer studieren will, soll auch einen Platz amt.at registrieren und online ein Selbster bekommen. Hintergrund ist die neue Studien Bachelor- und Masterstudium kundungsverfahren (Career Counseling for platzfinanzierung in Österreich, die unter Teachers CCT) absolvieren. Im Anschluss Psychologie anderem eine Steigerung der Zahl der aktiven daran wird ihnen ein Termin für einen com Studierenden vorsieht. „Als Universität müs Für das Bachelor und Masterstudium Psy putergestützten Persönlichkeitstest zugeteilt. sen wir uns die Frage stellen: Wie bekommen chologie führt die Universität Innsbruck in Auch hier muss ein Kostenbeitrag von 50 Euro wir die ‚richtigen‘ Studierenden in die für sie enger Abstimmung mit der Universität Salz geleistet werden. Angehende Studierende der ‚richtigen‘ Studien und wie begeistern wir burg ein österreichweit einheitliches Auf Fächer Bewegung und Sport, Bildnerische Er sie und sie sich für ihr Studium? Unser An nahmeverfahren durch: Studieninteressier ziehung, Instrumentalerziehung und Musik satz ist: Wir wollen allen jungen Menschen te müssen sich im ersten Schritt zwischen 1. erziehung müssen zusätzlich ihre sportliche eine Chance bieten. Deshalb stellen wir ihnen März und 15. Juli 2019 über LFU:online regis beziehungsweise künstlerische Eignung in keine unnötigen Hürden in den Weg“, betont trieren und einen Kostenbeitrag von 50 Euro Form einer Zugangsprüfung nachweisen. der Vizerektor für Lehre und Studierende, bezahlen. Sollten die eingegangenen Anmel Nähere Informationen dazu finden Sie unter Bernhard Fügenschuh. Für das Studienjahr dungen bis zum Ablauf der Registrierungs www.uibk.ac.at/studium/angebot/uf-sekundar- 2019/2020 wurden die bisher für die Bache frist die Anzahl der zur Verfügung stehenden stufe lorstudien Architektur, Biologie, Informatik, Studienplätze – 260 im Bachelorstudium und Pharmazie und Wirtschaftswissenschaf 40 im Masterstudium – überschreiten, fin Digitalisierung: ten sowie das Diplomstudium Internationale den am 27. und 28. August 2019 Aufnahme Kompetenzen bündeln Wirtschaftswissenschaften nötigen Aufnah prüfungen statt. Der Prüfungsstoff für alle meverfahren vor Zulassung ausgesetzt. Ein von Aufnahmeverfahren betroffenen Studien Die Studierenden an der Universität Inns zig für das Bachelor und Masterstudium wird spätestens vier Monate vor dem eigent bruck profitieren in allen Ausbildungsphasen Psychologie sowie für das Lehramtsstudium lichen Prüfungstermin auf der Homepage der von der forschungsgeleiteten Lehre an der Uni in allen Fächern müssen sich Studieninteres Universität Innsbruck veröffentlicht. Innsbruck, denn durch den Unterricht durch sierte vorzeitig registrieren. Für alle anderen aktive Forscherinnen und Forscher fließen Studien gilt für künftige Studierende ledig Gemeinsames die neuesten Ergebnisse direkt in die Lehre lich die verpflichtende OnlineBewerbung, ein. In den kommenden Monaten und Jahren Lehramtsstudium die während des ganzen Jahres möglich ist. sind einige zusätzliche Verbesserungen ge Dabei werden neben den persönlichen Da Für das gemeinsame Lehramtsstudi plant: Konkret plant die Universität, 45 Pro ten auch alle benötigten Dokumente (Reife um, das die Universität Innsbruck im Ver fessuren bzw. äquivalente Stellen zu schaf prüfungszeugnis oder Bachelorabschlussdo bund West gemeinsam mit der Universität fen. Zusätzlich sind der Ausbau der Beratung kumente, Reisedokument) und ein Passfoto Mozarteum, der Kirchlichen Pädagogischen für Studieninteressierte und des Service für über LFU:online hochgeladen. Die Zulassung, Hochschule – Edith Stein, der Pädagogischen Studierende ein zentrales Anliegen der Uni bei der man sich im Anschluss persönlich an Hochschule Tirol und der Pädagogischen versität. Ebenfalls im Sinne der Studierenden
13 Im Wintersemester 2019/2020 stehen Studierenden an der Universität Innsbruck alle Möglichkeiten offen. Foto: Uni Innsbruck/Birgit Pichler begegnet man in Innsbruck den Herausforde- Studierenden in Zukunft über entsprechende Alle Informationen zum Studienangebot rungen der Digitalisierung: Studierende aller Lehrangebote zur Verfügung stehen. Weitere unter www.uibk.ac.at/studium Studienrichtungen sollen künftig die Chance Informationen: www.uibk.ac.at/disc susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼ haben, sich entweder im Rahmen ihrer Wahl- module oder aber über eine Ergänzung „Digi- tal Science“ jene Kenntnisse anzueignen, die Termine und Fristen für ihr Fach im Bereich der Digitalisierung relevant sind. Mit dieser Kompetenzerweite- rung soll ein erfolgreicher Start ins Berufs- leben unterstützt werden. Dieses Angebot Studium Frist Prüfungsdatum liegt in den Händen des neuen Digital Science Anmeldung/Registrierung Center (DiSC). Das Digital Science Center (Studienjahr 2019/2020) bündelt und fördert Forschungskompetenzen im Bereich der Digitalisierung und stellt ei- Alle Lehramtsstudien 01.03. - 15.05.2019 03.06. - 07.06.2019* ne Plattform für die digitale Transformation der Wissenschaften dar. Ein interdiszipli- Bachelorstudium 01.03. - 15.07.2019 27.08.2019 närer Austausch am Digital Science Center Psychologie zwischen der Informatik, Mathematik und Statistik als Grundlagenwissenschaften und Masterstudium 01.03. - 15.07.2019 28.08.2019 anderen Fachdisziplinen in Innsbruck – ak- Psychologie tuell beteiligen sich 12 Fakultäten mit Profes- suren am Digital Science Center – steht dabei im Fokus. Dieses gebündelte Know-how im * Prüfungstermin wird nach der Registrierungsfrist bzw. Absolvierung des CCT (15. Mai Bereich der Digitalisierung in unterschied- 2019) zugewiesen; PH Vorarlberg zwischen 28.05.2019 und 29.05.2019. lichsten Fachdisziplinen wird interessierten
14 Studierende forschen mit Ein Studium an der Universität Innsbruck ist mehr abstraktes Denken im Vorfeld dazu führt, in einer Verkostungssituation ein mildes Ge- als reine Theorie. Ob im Stammzellen-Labor, in der tränk einem stimulierenden vorzuziehen. Um ihre Experiment-TeilnehmerInnen in Mensa oder in Gesprächen: Studierende forschen mit abstrakte oder konkrete Denkhaltungen zu bringen, mussten die Studentinnen erst gän- und sammeln dabei wichtige Erfahrungen für ihren gige Manipulationsmethoden recherchie- ren. „Im Zuge unserer Literatur-Recherche weiteren Berufsweg. sind wir auf einige interessante Erkenntnisse zur Geräuschempfindlichkeit gestoßen: Ei- ne Studie zeigt beispielsweise, dass laute Hintergrundgeräusche die tatsächliche Ge- A n der Universität Innsbruck lernen die perimenten, ob Personen, die vorher eher schmackswahrnehmung vermindern kann. Studierenden in allen Disziplinen von abstrakt über einen Sachverhalt nachge- Das Essen schmeckt dadurch nicht zwangs- Wissenschaftlerinnen und Wissen- dacht haben, in der Folgesituation weni- läufig schlechter, aber eben weniger süß oder schaftlern, die mitten im Forschungsprozess ger empfänglich für sensorische Reize sind. salzig. Unsere Ergebnisse könnten etwas zur stehen. Dadurch erhalten sie Wissen nicht nur Konkret untersucht Katrin Walter, ob ab- Erklärung solcher Phänomene beitragen“, aus erster Hand, sondern haben in vielen Fäl- glaubt Katrin Walter. Die Studentin, die ihren len auch die Möglichkeit, aktiv mitzuforschen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der – sei es im Rahmen einer Lehrveranstaltung, »Wir lernen strukturiertes SRH Heidelberg absolviert hat, sieht in der der eigenen Abschlussarbeit oder der Mitar- und analytisches Vorgehen, praktischen Forschungsarbeit einen deut- beit bei einem Forschungsprojekt. um kreative Lösungen zu lichen Mehrwert für ihr Studium. „Wir ler- nen strukturiertes und analytisches Vorge- erarbeiten.« Konsumverhalten hen, um kreative Lösungen zu erarbeiten. Die verstehen Katrin Walter Planung und Durchführung eines derartigen Experiments ist dafür ein gutes Beispiel, weil „Wir versuchen herauszufinden, wie Denk- das Messen von menschlichem Verhalten gar muster die Sinneswahrnehmung in Konsum- strakte Denkstile dazu führen, dass Konsu- nicht so leicht ist, wie man vielleicht denkt. situationen beeinflussen“, erklärt Anna Rosar mentInnen beim Mittagessen in der Men- Es erfordert gute Vorbereitung, aber auch ihr Forschungsprojekt. Die Master-Studentin sa weniger Lärm wahrnehmen. Anna Rosar Kreativität in der Umsetzung“, so Walter. im Fach Strategisches Management an der dagegen beschäftigt sich mit der Frage, ob Auch Anna Rosar, die sich nach dem Bachelor Universität Innsbruck hat sich ebenso wie Katrin Walter bei der Wahl ihrer Masterthesis für ein Thema von Mathias Streicher aus der Arbeitsgruppe Marketing entschieden. „Wir unterscheiden im Wesentlichen zwischen ab- strakten und konkreten Denkmustern: Wenn Sie sehr abstrakt, beispielweise über das The- ma Studium, nachdenken, dann fallen Ihnen auch eher übergeordnete Inhalte wie persön- liche Weiterentwicklung ein. Jemand, der eher konkret über das Thema Studium nachdenkt, wird tendenziell detailliertere Gedankenin- halte haben, wie beispielsweise, was es beim letzten Besuch in der Mensa zu Essen gege- ben hat. Wie abstrakt oder konkret unsere Denkmuster sind, hängt stark davon ab, was wir zuletzt gemacht haben. So ist es möglich, Der PhD-Student Rene Menschen durch eine einfache Aufgabe für Schwaiger arbeitet bereits zumindest kurze Zeit so zu beeinflussen, dass neben seinem Studium sie in darauffolgenden Situationen auch eher als wissenschaftlicher abstrakt oder konkret denken, ohne dass das Mitarbeiter am Institut für dieser Person bewusst wird. Damit arbeiten Banken und Finanzen. wir“, erläutert Streicher. Foto: Schwaiger Die Studentinnen Anna Rosar und Katrin Walter untersuchen mit ökonomischen Ex-
15 Studieren an der Uni Innsbruck heißt oft auch forschen – nicht nur in den Naturwissenschaften. Foto: Uni Innsbruck/Birgit Pichler in Wirtschaftswissenschaften an der Goethe- praktisch umzusetzen und dabei gesamtge- tersucht, wie sich verschiedene Informati- Universität Frankfurt für das Masterstudium sellschaftlich relevante Forschungsbereiche onsstrukturen auf die Bereitschaft auswir- Strategisches Management an der Uni Inns- in den Vordergrund stellen zu können“, er- ken, etwas von seinem selbst verdienten Geld bruck entschieden hat, bestätigt die Vorteile klärt er. Schwaiger arbeitet neben seinem abzugeben. „Anhand dieses Experiments der praktischen Forschungsarbeit: „Durch Studium bereits als wissenschaftlicher Mit- versuchen wir, Rückschlüsse auf die Umver- die konkrete Arbeit bekommen wir ein bes- arbeiter am Institut für Banken und Finan- teilungspräferenzen der Bevölkerung zu zie- seres Gefühl für Daten. Viele Entscheidungen zen. „Die Anstellung als wissenschaftlicher hen“, beschreibt Rene Schwaiger. in Politik und Wirtschaft werden auf der Ba- Mitarbeiter während des PhD-Studiums hat sis von Daten getroffen, eigene Erfahrungen den Vorteil, dass der Hauptfokus bereits auf Stammzellenforschung: mit der Erhebung und Auswertung dieser wissenschaftliches Neuland betreten Daten sind sicher hilfreich für unsere beruf- liche Zukunft.“ Diese sehen die beiden Stu- »Für mich war es spannend, Einem ganz anderen Forschungsgegen- dentinnen in einem Auslandsaufenthalt und zu erkennen, dass es bei stand widmet sich Björn Felder. Der Stu- einem Trainee-Programm für den Berufsein- dent des Masterstudiengangs Molekulare stieg. Forschungsprojekten an der Zell- und Entwicklungsbiologie forscht im Universität möglich ist, eigene Stammzellen-Labor von Frank Edenhofer Eigene Forschungsfragen Forschungsinteressen praktisch am Institut für Molekularbiologie mit. „Aus Stammzellen gezüchtete Zellen können mit- einbringen umzusetzen.« unter fehlerhafte oder kranke Zellen ersetzen Rene Schwaiger, PhD-Student in Econo- Rene SchwaigeR und so zur Heilung von Krankheiten beitra- mics, möchte nach Abschluss seines Stu- gen“, erklärt Frank Edenhofer. Der Profes- diums eine Laufbahn in der ökonomischen sor für Genomik forscht unter anderem an Forschung einschlagen. „Meine Masterthe- der praktischen wissenschaftlichen Arbeit Stammzellen – und hat eine Methode weiter- sis über ökonomische Ungleichheit hat mein liegt, was äußerst förderlich ist“, so Schwai- entwickelt und patentiert, mit der aus Haut- Interesse für die Forschungsarbeit geweckt. ger. Im Rahmen des FWF-Spezialforschungs- oder Blutzellen Gehirnstammzellen gezüch- Für mich war es spannend, zu erkennen, dass bereichs für experimentelle Wirtschaftsfor- tet werden können. Björn Felder untersucht es bei Forschungsprojekten an der Universi- schung arbeitet er unter anderem an einem im Rahmen seiner Masterthesis im Labor von tät möglich ist, eigene Forschungsinteressen Forschungsprojekt, das experimentell un- FortsetzungaufSeite16→
16 → Fortsetzung von Seite 15. werden. Ich versuche, mithilfe der Genschere den, weil es sich hierbei um ein relativ jun- Frank Edenhofer molekulargenetische Pro- CRISPR/Cas9 die Rolle zweier solcher Gene zu ges Forschungsgebiet im Bereich der Biologie zesse der Entstehung von Stammzellen des charakterisieren, um herauszufinden, ob und handelt. „Sehr vieles ist noch nicht im Detail Nervensystems und versucht dabei herauszu- verstanden. Außerdem lernen wir für unsere finden, wie es dazu kommt, dass das mensch- Arbeiten ein sehr breites Repertoire an mole- liche Gehirn im Vergleich zu anderen Säuge- »Wir lernen hier kritisch und kularen Werkzeugen zu nutzen und weiterzu- tieren eine sehr stark vergrößerte und weit- kreativ zu denken.« entwickeln, die in der Natur entstanden sind aus komplexer differenzierte Großhirnrinde und eine lange Evolution hinter sich haben.“ hat. „Bei der Entwicklung des Nervensystems HannaH Spielmann Auch wenn die Experimente im Stammzel- spielen bestimmte neurale Stammzellen, so- lenlabor sehr zeit intensiv sind und auch viel genannte Radialglia und intermediate proge- Planungsarbeit verlangen, bevor es ins Labor nitor cells eine tragende Rolle, deren Eigen- wie diese in Stammzellen funktionieren“, er- geht, ist Björn Felder davon überzeugt, von schaften und Differenzierungen zu Neuronen läutert Felder. Für die Molekularbiologie hat dieser praktischen Arbeit sehr zu profitie- von unterschiedlichen Genen kontrolliert sich der gebürtige Innsbrucker entschie- ren. „Man erhält Einblicke in die Forschung, Die Praxis üben In Moot Courts simulieren Studierende der Rechtswissenschaften echte Gerichtsverhandlungen und sammeln so wichtige Erfahrungen. P raktika sind für Studierende der zu vertiefen“, erklärt Dr. Simon Laimer vom ten Gerichtshof anhängig sind. „Die Studie- Rechtswissenschaften eher selten. Institut für Zivilrecht der Uni Innsbruck, der renden fertigen die Rechtsmittel und deren Diese haben zwar die Möglichkeit, in den Moot Court Zivilrecht gemeinsam mit Beantwortungen unter Anleitung und Hil- Anwaltskanzleien, in der Forschung oder Univ.-Prof. Dr. Andreas Schwartze, Leiter festellung erfahrener RechtsanwältInnen der Verwaltung mitzuarbeiten – wie ein An- des Instituts für Zivilrecht, und Dr. Martin sowie unter akademischer Betreuung aus. walt, Richter oder Staatsanwalt konkret ar- Trenker, Institut für Zivilgerichtliches Ver- Nach dem Schriftsatzwechsel, der von Ver- beitet, erfahren sie aber nur als Rechtshörer fahren, unter Mitwirkung der European Law tiefungslehrveranstaltungen in den Fächern von der Zuschauerbank. Um diesem Nachteil Students Association (ELSA) seit mehreren Zivilgerichtliches Verfahrensrecht und Zi- entgegenzutreten, wurden die Moot Courts Jahren organisiert. Bei den Moot Courts wird vilrecht sowie einem Rhetorikseminar be- geschaffen und erfreuen sich immer größe- eine zivilgerichtliche Verhandlung in dritter gleitet wird, treffen die Teams im Rahmen rer Beliebtheit. Instanz vor dem Obersten Gerichtshof simu- der Finalverhandlungen als Höhepunkt des Ein Moot Court ist ein Prozessspiel, in liert. Teams von drei bis vier Studierenden Wettbewerbes aufeinander, um auch münd- dem eine Gerichtsverhandlung fiktiv simu- treten dabei als Rechtsvertreter der Kläger lich ihre Argumente möglichst überzeugend liert wird. „Moot Courts sollen den Studie- und der Beklagten vor einem Richtersenat zu präsentieren“, erklärt Laimer. „Ich kann renden bereits im Rahmen der universitären gegeneinander an. Ausgangsbasis des Wett- jedem empfehlen, bei einem Moot Court Ausbildung die Möglichkeit geben, ihr The- bewerbs sind jeweils Entscheidungen zweit- teilzunehmen. Bei mir hat diese Erfahrung oriewissen realitätsnah und praktisch zu instanzlicher Gerichte. Dabei handelt es sich die Lust auf die juristische Auseinanderset- erproben und Softskills wie Rhetorik, Auf- zumindest im Ausgangspunkt stets um reale zung geweckt und mich in der Entscheidung treten und Formulierung zu erwerben und Fälle, die zumeist sogar aktuell beim Obers- gestärkt, einen der klassischen Rechtsberufe zu ergreifen“, berichtet Iris Körner, die mit ihren Teamkolleginnen Katharina Knapp Nikola Pfisterer (Mitte) gewann und Gabriela Hatz beim Moot Court in Zivil- mit ihrem Team den Moot Court recht 2018/19 in Innsbruck den zweiten Platz Zivilrecht in Innsbruck. erreicht hat. „Auch wenn die Vorbereitungen Foto: Uni Innsbruck sehr zeitintensiv waren, bin ich froh um di- ese Erfahrung. Im Gerichtssaal zu stehen und in Echtzeit auf die Argumente der geg- nerischen Partei reagieren zu müssen, ist nochmal etwas ganz anderes, als es in der Theorie zu üben“, beschreibt Nicola Pfis- terer, die gemeinsam mit Antonia Werner und Sahra Wallenta den ersten Platz in Inns- bruck belegt hat. Sie werden die Universität Innsbruck auch beim Bundesfinale des Moot Court Zivilrecht, das am 21. Juni 2019 in Inns- bruck stattfinden wird, im Wettbewerb ge- gen die Siegerteams der übrigen österrei- chischen Rechtsfakultäten vertreten.
17 die anderen schlicht verwehrt bleiben“, so Felder. „Zudem ist es sehr beeindruckend, zu wissen, dass man ein – vermutlich welt- weit – erstmaliges oder einzigartiges Expe- riment ansetzt. Die Freude, wenn dabei etwas gleich auf Anhieb oder auch nach nächtelan- gen Versuchen funktioniert, ist dann beson- ders groß.“ Geschichten, die das Leben schreibt Geschichten stehen im Fokus der PhD- Studentin in Literatur- und Kulturwissen- schaften Hannah Spielmann. Sie arbeitet zu Geschichten von und mit Geflüchteten und untersucht diese im Hinblick auf die Verwen- dung des Kulturbegriffs. „Ich bin der Meinung, dass der Begriff Kultur in Diskursen über Flucht und Migration zu oft und zu ungenau verwendet wird“, so Spielmann. Gleichzeitig Die Masterstudentin engagiert sich die Absolventin eines Masters Katrin Walter untersucht, in „Intercultural Communication“ an der wie sich Denkmuster University of Manchester in einem Lehre- auf das Erlebnis eines Projekt zum Thema Refugee Narratives am Mensa-Besuchs auswirken. Institut für Anglistik. „Im Rahmen dieser Foto: iStock/eyecrave Lehrveranstaltung treffen sich Studierende ein Semester lang wöchentlich mit geflüch- teten Menschen und zeichnen im Anschluss die Erzählungen ihrer Gesprächspartner- weil sie wie die Geflüchteten an der Schwelle der Universität arbeiten, kann sich aber auch in eine ihnen unbekannte Zukunft stehen eine Tätigkeit im Sozialbereich vorstellen. und daher ein beeindruckendes Maß an Of- Für ihr Studium hat sie sich entschieden, weil »Es ist sehr beeindruckend, fenheit und Verständnis für Menschen auf- die Literatur- und Kulturwissenschaften die zu wissen, dass man ein bringen, deren Leben sich im Umbruch be- Gesellschaft beobachten, zu verstehen ver- – vermutlich weltweit – findet“, so Ramsey-Kurz. Dies bestätigt auch suchen, kommentieren und kritisieren. „Wir Hannah Spielmann: „Es ist wichtig, dass die lernen hier, kritisch und kreativ zu denken, erstmaliges oder einzigartiges Literaturwissenschaft das Erzählen und die eine Fähigkeit, die ich äußerst wichtig finde Experiment ansetzt.« Erforschung davon wiederentdeckt. Applied und von der ich glaube, dass sie in vielen Stu- Björn Felder Literary Studies haben viel Potenzial.“ Han- dien zu kurz kommt“, erklärt Spielmann. nah Spielmann würde in Zukunft gerne an susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼ Innen und ihre eigenen Eindrücke darüber auf“, beschreibt Hannah Spielmann. Diese Geschichten werden dann gesammelt und ar- chiviert, um sie für zukünftige Forschung – auch ihre eigene – verfügbar zu machen. Die Leiterin dieser Lehrveranstaltung und PhD- Erstbetreuerin Spielmanns, Prof. Helga Ram- sey-Kurz vom Institut für Anglistik, forscht bereits seit einiger Zeit im Bereich Life Wri- ting. „Diese Gattung umfasst Texte, die tat- sächliche Lebenserfahrungen festhalten, und werden mit dem Ziel analysiert, ein besseres Verständnis von unterschiedlichen Lebens- vorstellungen zu entwickeln und Einblick in die Unsicherheiten, Ängste und Erwartungen zu gewinnen, die diesen Vorstellungen zu- grunde liegen“, erklärt Ramsey-Kurz. Darü- ber hinaus interessiert man sich in der Life- Writing-Forschung für die Umstände, die Er- zählungen von Lebensgeschichten auslösen und die kulturell bedingten Unterschiede, Björn Felder arbeitet im die sich in der Erfahrung, Erinnerung und Stammzellen-Labor mit. Konstruktion lebensprägender und -verän- Foto: Felder dernder Ereignisse abzeichnen. „Die Arbeit mit Studierenden ist hier besonders wertvoll,
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