Verkehr verlagern! Szenarioanalysen zu Modal-Shift-Potenzialen im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050
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Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES Verkehr verlagern! Szenarioanalysen zu Modal-Shift-Potenzialen im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Wie weit können ambitionierte und flächenhafte Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung im Personenverkehr im Ruhrgebiet dazu beitragen, die Ziele von Energiewende und Klimaschutz in der Region bis 2050 zu erreichen? Diese Frage wurde mit dem „Modell Ruhrgebiet“ mittels systematischer Forecasting-Szenarien untersucht. Mit den Simulationsrechnungen können die Potenziale von integrierten Maßnahmen der Siedlungsentwicklung und Verkehrsplanung zur Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr zum Umweltverbund identifiziert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine kombinierte Push- und Pullstrategie für den Modal Shift beacht- liche Potenziale zur Verkehrsverlagerung und damit zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen erschlossen werden können. Besonders wirksam sind restriktive Maßnahmen gegen den MIV. Die Ergebnisse verdeutlichen eine unbequeme Wahrheit: Es ginge, wenn man wollte. To what extent can ambitious and area-covering modal shift measures in passenger transport in the Ruhr Metropolitan Region contribute to reaching the targets of energy transition and climate protection until 2050? This question was analyzed by systematic forecasting scenarios in the “Modell Ruhr Region”. The simulated calculations identify the potentials of integrated urban and trans- port planning measures for shifting motorized private passenger transport to the environmentally friendly modes of transport. The results demonstrate that a combined push and pull strategy has the potential to significantly shift traffic and reduce greenhouse gas emissions. Restrictive measures against car use are particularly effective. The results illustrate an inconvenient truth: We could do it – if we wanted to. 1 Aufgabe: 1,5 °C oberhalb des vorindustriellen Niveaus Klimaschutz und Verkehr zu begrenzen (COP21 2015). Das Pariser ■ Verfasser Klimaschutzabkommen ist am 4.11.2016 in Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter Der Verkehrssektor verursacht in Deutsch- Kraft getreten. oscar.reutter@wupperinst.org land ca. 28 Prozent des gesamten Endener- Für Deutschland verfolgt die Bundesregie- Dipl.-Geogr. Miriam Müller, M. A. gieverbrauchs (AGEB 2014, Stand 2013) und rung dafür ihren Klimaschutzplan 2050 miriam.mueller@wupperinst.org ca. 20 Prozent der energiebedingten Kohlen- (BMUB 2016). Bis 2050 sollen die deutschen Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, dioxidemissionen (UBA 2016, Stand 2015). Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Pro- Energie gGmbH Dabei sind die Haupttreiber im Verkehr der zent vermindert werden und als Zwischen- Döppersberg 19 Luftverkehr, der Straßengüterverkehr und D-42103 Wuppertal ziel bis 2030 um 55 Prozent – jeweils im Wirtschaftsverkehr mit Lkw und der moto- Vergleich zum Basisjahr 1990. Für das Dr.-Ing. Björn Schwarze risierte Individualverkehr (MIV). Der Verkehr Zieljahr 2030 hat sich die Bundesregierung bs@spiekermann-wegener.de ist darum gefordert, ebenfalls seinen Beitrag erstmals auf differenzierte Sektorziele ver- zur Energiewende, d. h. dem entschlossenen Dr.-Ing. Klaus Spiekermann ständigt: Im Verkehrssektor sollen die Treib- ks@spiekermann-wegener.de Ausstieg Deutschlands aus dem nuklearen hausgasemissionen Deutschlands bis 2030 und fossilen Energiesystem, und zur Errei- Prof. Dr.-Ing. Michael Wegener um 40 bis 42 Prozent gegenüber 1990 ver- chung der internationalen Klimaschutzziele mw@spiekermann-wegener.de ringert werden (Bild 1). zu leisten. Spiekermann & Wegener Nordrhein-Westfalen will die Treibhausgas- Stadt- und Regionalforschung (S&W) Das globale Klimaschutzabkommen von Lindemannstraße 10 emissionen des Landes gegenüber 1990 re- Paris 2015 hat Deutschland unterzeichnet D-44137 Dortmund duzieren: bis 2020 um 25 Prozent und bis und ratifiziert. 195 Staaten der Welt hatten 2050 um mindestens 80 Prozent (Klima- Prof. Dr.-Ing. Felix Huber sich auf der Klimakonferenz in Paris am 12. schutzgesetz NRW 2013, § 3 Abs. 1). huber@uni-wuppertal.de Dezember 2015 erstmals in einem völker- rechtlich verbindlichen Abkommen zum Das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Dipl.-Ing. Kristine Brosch Klimaschutz geeinigt: Sie wollen darauf des Landes steht damit vor der anspruchs- brosch2@uni-wuppertal.de hinarbeiten, den Anstieg der globalen vollen Aufgabe, seinen Beitrag zu den Kli- Bergische Universität Wuppertal – Durchschnittstemperatur deutlich unterhalb maschutzzielen der Bundesregierung und Umweltverträgliche Infrastrukturplanung des Landes NRW zu leisten und die Energie- Stadtbauwesen (LUIS) von 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Pauluskirchstraße 7 Level zu halten und Anstrengungen zu wende regional und lokal umzusetzen – D-42285 Wuppertal unternehmen, den Temperaturanstieg auf auch im Verkehrsbereich. Straßenverkehrstechnik 1.2018 7 07-18_SVT_1-2018.indd 7 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Bild 1: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland insgesamt und im Verkehrsbereich sowie Minderungsziele der Bun- desregierung (1990–2050) (Bild: Oscar Reutter) Bild 2: Wegeanteile der Verkehrsmittel am Verkehrs- aufkommen im Ruhrgebiet Großstädten heran. Es entstand ein kleintei- – Ausgangssituation 2012 liges, polyzentrales Raum- und Siedlungs- und Zielwerte 2035 gebilde in Gemengelage mit (kapital-)kon- (Bild: Miriam Müller) zentrierten Standorten der Industrie- und Energieproduktion in Großtechnologie (3.200 Zechen). Wie keine andere Region steht das Ruhrge- biet für die Verwirklichung des Leitbildes der „autogerechten Stadt“. Hier werden auf- grund des starken Ausbaus des Autobahn- netzes in den 1960er-Jahren und der jahr- zehntelangen Vernachlässigung des Schie- nennetzes heute viele Wege mit dem Auto zurückgelegt. Der Wegeanteil des motori- sierten Individualverkehrs (MIV) ist mit 53 Prozent (Sagolla 2012) mehr als doppelt so hoch im Vergleich zu einem in einigen Stu- 2 Ausgangslage: Die Region um die Ruhr hat mit der Indus- dien (Wuppertal Institut 2013, Regionalver- Siedlungsstruktur und Verkehr trialisierung eine Sonderentwicklung ge- band Ruhr 2014, Wuppertal Institut 2015) im Ruhrgebiet nommen (vgl. Günter 2001, S. 19). Der aus Nachhaltigkeitsperspektive vorgeschla- Energieträger Kohle, seine Veredelung und genen Ziel-Modal-Split mit einem Pkw- Das Ruhrgebiet ist mit mehr als fünf Milli- Nutzung in energieintensiven Industriepro- Anteil von 25 Prozent und jeweils 25 wei- onen Einwohnern in 53 Kommunen (Met- duktionen haben diese Region geprägt. Die teren Prozenten für den Fuß- und Radver- ropole Ruhr 2017, Stand 2014) einer der Orte an den Kohlezechen und um die Fab- kehr sowie den öffentlichen Personennah- größten Agglomerationsräume in Europa. riken wuchsen binnen kürzester Zeit zu verkehr (ÖPNV) (Bild 2). 8 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 8 16.01.18 14:48
Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES Karte 1: Das polyzentrische Ruhrgebiet: Einwohnerdichte (Bild: S&W: Karte 2: Das polyzentrische Ruhrgebiet: Verkehrsnetz (Bild: S&W: Björn Schwarze, Klaus Spiekermann, Michael Wegener; Quelle: 15, S. 6) Björn Schwarze, Klaus Spiekermann, Michael Wegener; Quelle: 15, S. 6) Andererseits hat die polyzentrische Stadtre- rungen der Energiewende und des Klima- – Integriertes Modell Ruhrgebiet und Regi- gion Ruhrgebiet (Karte 1) mit seinem eng- wandels entsprechendes Stadtentwicklungs- onaler Modal Shift“ (Schwarze et al. 2017) maschigen Verkehrsnetz (Karte 2) das Po- und Verkehrskonzept. in dem von der Stiftung Mercator geförder- tenzial für eine innere Reorganisation, die ten „Rahmenprogramm zur Umsetzung der zu kürzeren Wegen zwischen den Daseins- Energiewende in den Kommunen des Ruhr- grundfunktionen führt. 3 Untersuchungsziel: gebiets“ (ausführlich: www.energiewende- Siedlungsstruktur und Verkehrsnetz des Szenarioanalysen zum Modal Shift ruhr.de) durchgeführt. Darin wurde die Ruhrgebiets bieten damit prinzipiell gute Frage untersucht: Wie können die Klima- Voraussetzungen für eine klimafreundliche Vor diesem Hintergrund wurde in den Jah- schutzziele im Ruhrgebiet erreicht werden? Mobilität im Umweltverbund. Bislang fehlt ren 2013 bis 2016 das Forschungsprojekt Dazu wurden mit szenarienbasierten ex- allerdings ein integriertes und den Anforde- „Städte und Klimawandel: Ruhrgebiet 2050 ante-Wirkungsanalysen die Klimaschutzpo- Werbeanzeige in gedruckter Ausgabe verfügbar Straßenverkehrstechnik 1.2018 9 07-18_SVT_1-2018.indd 9 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Foto 1: Dortmund tenziale flächenhafter und ambitionierter – Die Stadtzufahrt- Maßnahmen einer integrierten Stadt- und West der A 40 – vormals B 1 Verkehrsplanung im Ruhrgebiet abgeschätzt. (Urheber: Dmitrij Ziel des Teilprojektes „Regionaler Modal Rodionov, DR (2012) – Eigenes Shift“ war es, die Verlagerungspotenziale Werk, CC BY-SA 3.0, (Modal Shift) von Wegeanteilen mit dem https://commons. motorisierten Individualverkehr (MIV) hin wikimedia.org/w/ index.php?curid= zum Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖPNV, Car- 19820101) sharing) im regionalen Personenverkehr des Ruhrgebiets und die damit erschließbaren CO2-Einsparpotenziale zu analysieren. Hier- zu wurden vom Wuppertal Institut in enger Zusammenarbeit mit Spiekermann & Wege- ner Stadt- und Regionalforschung (S&W) Foto 2: Duisburg: Tiger and Turtle am und mit LUIS Umweltverträgliche Infra- Magic Mountain strukturplanung, Stadtbauwesen der Bergi- auf der Heinrich- schen Universität Wuppertal Maßnahmen Hildebrand-Höhe im Angerpark – Das für Push- und Pullstrategien zur Verkehrs- Ruhrgebiet im Gro- verlagerung im Personenverkehr erarbeitet. ßen und im Kleinen Durch Abbildung der Maßnahmen im „Mo- (Urheberin: Kristine Brosch 2014) dell Ruhrgebiet“ von S&W wurden die Verkehrsverlagerungspotenziale dieser Maß- nahmen und ihre erzielbaren Einspareffekte in Bezug auf Energieverbrauch und Kohlen- dioxidemissionen für den Zeitraum 1990 bis 2050 abgeschätzt. 4 Methode: Foto 3: Bottrop: Simulationsmodell Ruhrgebiet Ein Blick vom Tetra- eder – Das Ruhrge- biet zwischen Grau Die Methode bestand in der Entwicklung und Grün (Urheberin: Kristine und Anwendung eines integrierten Modell- Brosch 2014) systems, dem „Modell Ruhrgebiet“, mit dem die Auswirkungen von Handlungsansätzen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und von Treibhausgasemissionen in Stadtregio- nen bis zum Jahr 2050 abgeschätzt und bewertet werden können. Das „Modell Ruhrgebiet“ ist ein Simulati- onsmodell intraregionaler Standortwahl- und Mobilitätsentscheidungen in einer Stadtregion (für eine detaillierte Beschrei- bung siehe Wegener 2011). Der Prozess der Foto 4: Oberhau- Siedlungsentwicklung wird als ein Teilpro- sen-Eisenheim: Eine klassische Ruhrge- zess der gesellschaftlichen Entwicklung bietssiedlung verstanden, in dem öffentliche und private (Urheber: Rainer Akteure in Verfolgung ihrer jeweils unter- Halama – Eigenes Werk (2010), CC schiedlichen Ziele zusammenwirken. Mit BY-SA 3.0, https:// Annahmen über das Verhalten der privaten commons.wikime dia.org/w/index. Akteure auf Grundlage handlungstheoreti- php?curid=9800269) scher und sozialpsychologischer Theoriean- sätze werden die für die räumliche Stadtent- wicklung relevanten Standortwahl- und Mobilitätsentscheidungen im Modell abge- bildet. Die modellierten Wirkungszusam- menhänge folgen dem Regelkreis „Sied- lungsentwicklung und Verkehr“ (land-use 10 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 10 16.01.18 14:48
Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES transport feedback cycle) (Wegener 1999, Bild 3: Regelkreis Bild 3). Siedlungsentwick- lung und Verkehr Für die Abbildung von täglichen Mobilitäts- (Quelle: Michael entscheidungen wird auf Basis der Raum- Wegener 1999) Zeit-Geografie angenommen, dass Men- schen ihr Leben in ihrem jeweiligen Akti- onsraum räumlich organisieren (Hägerstrand 1970). Der Aktionsraum eines Individuums ist die Menge der ihm infolge seines Alters, seines Einkommens, seines Wohnorts und anderer Bestimmungsgrößen zur Verfügung stehenden räumlichen Gelegenheiten. Der Aktionsraum wird durch verschiedene Arten von Restriktionen eingeschränkt: Bei den täglichen Mobilitätsentscheidungen sind Geld- und Zeitbudgets die wichtigsten Res- triktionen. Foto 5: Dortmund: Das Modell erhält seine räumliche Dimensi- Autoorientierte on durch die Einteilung der Untersuchungs- Verkehrswelt im region in Zonen, die untereinander durch Ruhrgebiet (1) (Urheber: Kampag- Verkehrsnetze verbunden sind. Die Ver- ne „Kopf an. Motor kehrsnetze enthalten die wichtigsten Verbin- aus.“ 2009) dungen des öffentlichen Nahverkehrs und des Straßennetzes in Form eines integrierten multimodalen Netzes einschließlich von Fußwege- und Radfahrverbindungen und aller Netzänderungen der Vergangenheit und Zukunft. Das Modell erhält seine zeitli- che Dimension dadurch, dass die Zeit in Perioden von einem oder mehreren Jahren eingeteilt wird. Das ursprünglich am Institut für Raumpla- Foto 6: Dortmund: nung der Universität Dortmund entwickelte Autoorientierte Modell (IRPUD-Modell) wurde bisher in Verkehrswelt im Ruhrgebiet (2) mehreren Projekten für die Stadtregion (Urheber: Kampag- Dortmund angewendet (Lautso u. a. 2004; ne „Kopf an. Motor Spiekermann und Wegener 2005; Beckmann aus.“ 2009) u. a. 2007; Fiorello u. a. 2007). In dem die- sem Fachbeitrag zugrunde liegenden Projekt zur Energiewende Ruhr wurde es räumlich, zeitlich und inhaltlich zum „Modell Ruhr- gebiet“ erweitert. Dies umfasst die Ausdeh- nung des Untersuchungsgebiets auf das gesamte Gebiet des Regionalverbands Ruhr, eingeteilt in 687 Zonen (Karte 3) sowie zu- sätzlich 134 externen Zonen (Karte 4), die Erweiterung des Betrachtungszeitraums auf den Zeitraum 1990 bis 2050, und die Ent- wicklung neuer Teilmodelle zur Gebäude- − die aus ihnen resultierenden Wanderun- teme und der Wechselwirkungen zwischen energie im Flächennutzungsteil und zum gen und Verkehrsströme, ihnen und den wichtigsten Planungsmaß- Radverkehr und zur Elektromobilität im nahmen, deren Wirkungen mit dem Modell − die Entwicklung der Bautätigkeit und Verkehrsteil des Modells. untersucht werden können. Flächennutzung und die Das Modell Ruhrgebiet prognostiziert für Die vier Quadrate in den Ecken des Dia- jede Simulationsperiode zwischen 1990 und − Wirkung öffentlicher Planungseingriffe in gramms zeigen die hauptsächlichen Be- 2050: den Bereichen Wirtschaftsförderung, standsgrößen des Modells: Bevölkerung, − intraregionale Standortentscheidungen Wohnen, Infrastruktur und Verkehr. Arbeitsplätze, Wohnungen und Nichtwohn- von Unternehmen, Wohnungsbauinves- Bild 4 ist eine schematische Darstellung der gebäude (Industrie- und Gewerbegebäude toren und Haushalten, wichtigsten im Modell abgebildeten Teilsys- und öffentliche Einrichtungen). Die roten Straßenverkehrstechnik 1.2018 11 07-18_SVT_1-2018.indd 11 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Karte 3: Die 687 internen Zonen des Modells Ruhrgebiet (Bild: S&W: Karte 4: Die 134 externen Zonen (Gemeinden) des Modells Ruhrgebiet (Bild: S&W: Björn Schwarze, Klaus Spiekermann, Michael Wegener; Quelle: 15, S. 17) Björn Schwarze, Klaus Spiekermann, Michael Wegener; Quelle: 15, S.17) Ellipsen zeigen die wichtigsten Quellen von − dem Wohnungsmarkt (Zuwanderung, Teilmodelle Verkehr, Altern, Öffentliche Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Abwanderung, Einzüge und Umzüge), Maßnahmen, Private Bautätigkeit, Arbeits- Die Akteure, die diesen Bestandsgrößen − dem Bau- und Bodenmarkt (Neubau, platzwechsel und Wohnungsmarkt. entsprechen, sind Individuen, Haushalte, Modernisierung und Abriss) und Mit dem Modell wurden verschiedene Sze- Beschäftigte, Unternehmen und Bauinves- − dem Verkehrsmarkt (Ortsveränderungen narien der Entwicklung des Ruhrgebiets bis toren. Diese Akteure interagieren auf fünf und ihre Folgen, d. h. Erreichbarkeit, zum Jahr 2050 bei unterschiedlichen An- Teilmärkten der Stadtentwicklung: Staus, Unfälle, Lärm, Energieverbrauch nahmen über die Entwicklung der äußeren und Kohlendioxidemissionen). Rahmenbedingungen und möglicher Pla- − dem Arbeitsmarkt (Einstellungen und nungsmaßnahmen in einem Forecasting- Das Modell Ruhrgebiet hat eine modulare Entlassungen), Szenario-Ansatz (Leitfrage: Was wäre Struktur und besteht aus sechs eng mitein- − dem Markt für Nichtwohngebäude (Be- ander verknüpften Teilmodellen, die in zyk- wenn?) analysiert. Szenarien sind keine triebsansiedlungen, Betriebsverlagerun- lischer Abfolge auf eine gemeinsame raum- Prognosen, sondern Darstellungen mögli- gen und Betriebsschließungen), zeitliche Datenbasis einwirken. Dies sind die cher Zukünfte unter der Annahme unter- schiedlicher Rahmenbedingungen und po- litischer Maßnahmen. Szenarien dienen der Bild 4: Das inte- systematischen Erkundung künftiger Ent- grierte Modell wicklungsmöglichkeiten, um in deren Ruhrgebiet (Bild: S&W: Björn Kenntnis in der Praxis politisch-planerische Schwarze, Klaus Entscheidungen über die zu ergreifenden Spiekermann, Mi- Maßnahmen treffen zu können. Szenarien chael Wegener; Quelle: 15, S. 13) müssen nicht realistisch im Sinne prakti- scher Durchführbarkeit sein. Auch visionäre Szenarien können zur Anregung der Diskus- sion nützlich sein. In allen Anwendungen ist der erste Simula- tionslauf das sogenannte Basis- oder Refe- renzszenario. Das Basisszenario dient als Vergleichsbasis für alle simulierten Szenari- en. Es ist definiert als die wahrscheinlichste Entwicklung der Region, die eintreten wür- de, wenn alle heutigen Trends während des gesamten Prognosezeitraums gleich bleiben würden (Business-as-usual-Szenario). Das bedeutet nicht, dass im Basisszenario keine Planungsmaßnahmen durchgeführt werden; vielmehr umfasst es alle Maßnahmen, die sich bereits in der Ausführung befinden oder bereits beschlossen sind. Maßnahmenszenarien sind Simulationsläu- fe, in denen die Auswirkungen von Politik- oder Planungsmaßnahmen untersucht wer- den. 12 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 12 16.01.18 14:48
Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES 5 Annahmen: Maßnahmenszenarien Handlungs- Maßnahmen und Annahmen der Maßnahmen felder In dem Forschungsprojekt wurden Maßnah- men in den Handlungsfeldern Siedlungsent- 0 Basis- Alle gegenwärtigen Maßnahmen werden fortgeführt. wicklung und Verkehrsplanung entwickelt szenario und im Szenariomodell simuliert. 1 Flächen- 11 Verdichtung an Siedlungsschwerpunkten nutzung 12 Verdichtung an Haltepunkten des SPNV: neue Bebauung nur in Zonen in Bei den Maßnahmen zur Siedlungsentwick- fußläufiger Entfernung zu einem Bahnhof oder einer Stadtbahn-Haltestelle lung wurden drei verschiedene Möglichkei- 13 Verdichtung an Bahnhöfen: neue Bebauung nur in Zonen mit Bahnhof ten szenarioanalytisch untersucht, mit de- 14 Verdichtung in Oberzentren: neue Bebauung nur in den Innenstädten mit nen das Verkehrsaufkommen, der Verkehrs- einem 10-km-Umkreis von Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Hagen aufwand und der damit verbundene Ener- 2 Woh- 23 Wohnungsbau an Bahnhöfen: Bau von jährlich 13.000 Wohnungen des gieverbrauch und die Kohlendioxidemissio- nungsbau sozialen Wohnungsbaus in Zonen mit S-Bahnstationen nen im Ruhrgebiet beeinflusst werden 3 Energie- 31 Förderung der energetischen Sanierung von Gebäuden: Erhöhung der können: effizienz Subventionen für energetische Gebäudesanierungen ab 2020 von 10 auf 50 1) Rückkehr zu verdichteten, durchmischten Prozent der Baukosten Siedlungsformen durch Beschränkung 32 Förderung der Elektromobilität: Erhöhung der Subventionen für den Kauf einer weiteren Zersiedlung des Umlands, von Elektro-Pkw (nur „battery electric vehicle“, BEV) ab 2020 auf 33 Prozent des Kaufpreises. Öffentliche Finanzierung des Baus von 2) Anreize für eine Annäherung von Wohn- Schnellladestationen in innerstädtischen Zonen ab 2020 und Arbeitsplatzstandorten, 33 Flächenhaftes Carsharing: Erhöhung des Carsharing-Pkw-Angebotes auf 2 3) Anreize für energetische Modernisierun- Fahrzeuge je 1.000 Einwohner im Jahr 2020, 3 Pkw/1.000 Einwohner im gen. Jahr 2030 und 4 Pkw/1.000 Einwohner im Jahr 2040 Bei den Maßnahmen zur Verkehrsverlage- 34 Reduzierung des Treibstoffverbrauchs: Reduzierung des mittleren Pkw-Treibstoffverbrauchs bis 2050 von 8,0 Liter je 100 km 2020 auf rung wurden sowohl Pull- als auch Push- 3,0 Liter je 100 km (anstatt 6,7 Liter je 100 km wie im Basisszenario) Maßnahmen entwickelt und modelliert: 4 Pkw- 41 Regionale Maut Ruhrgebiet: Erhöhung der monatlichen Haltungskosten 1) Pull-Maßnahmen zielen darauf ab, die Verkehr aller Pkw im Ruhrgebiet um 75 Euro im Jahr 2020 und Steigerung auf umweltfreundliche Mobilität mit dem (Push) 138 Euro im Jahr 2050 Umweltverbund und Carsharing attrakti- 42 Umverteilung von Straßenraum auf Hauptverkehrsstraßen: ver zu machen, z. B. durch Verbesserung Ab 2020 werden alle sechsspurigen Straßen auf vier Fahrspuren und alle des Angebots, günstigere Fahrpreise im vierspurigen Straßen auf zwei Fahrspuren reduziert. Im Jahr 2030 werden ÖPNV oder den Ausbau des Rad- und alle verbliebenen vierspurigen Straßen auf zwei Fahrspuren reduziert. Fußwegenetzes. 43 Flächenhafte Tempolimits: Ab 2020 werden die Höchstgeschwindigkeiten 2) Push-Maßnahmen wirken restriktiv gegen aller Straßen wie folgt abgesenkt: Autobahnen 80 km/h, Schnellstraßen: 60 km/h, sonstige Straßen: 30 km/h den Autoverkehr, z. B. durch höhere Kos- 44 Erhöhung der Parkgebühren: Schrittweise Erhöhung der innerstädtischen ten, geringere Geschwindigkeiten oder Parkgebühren ab 2020, sodass sie im Jahr 2050 viermal so hoch sind Parkraumbeschränkungen. 5 ÖPNV 51 Ausbau des ÖPNV: Ergänzung des Stadtbahnnetzes um neue Straßenbah- Bei den entwickelten Modal-Shift-Maßnah- (Pull) nen, orientiert an der Ausdehnung der historischen Straßenbahnnetze in men handelt es sich bewusst um grundsätz- den 1950er- und 1960er-Jahren lich bekannte Strategien der Verkehrspla- 52 Taktverdichtung im ÖPNV: Schrittweise Erhöhung der Frequenzen aller nung, wie z. B. Tempolimits, Taktverdich- Nahverkehrszüge, S-Bahnen, U-Bahnen und Busse ab 2020, sodass sie im tung im ÖPNV und eine umfassende Förde- Jahr 2050 viermal so hoch sind rung des Fuß- und Radverkehrs. Aber auch 53 Einführung eines Bürgertickets: Umlage je Haushalt von 75 Euro im innovative Maßnahmen sind Teil des Maß- Jahr 2020 und Steigerung auf 138 Euro im Jahr 2050. Dafür ist die nahmenportfolios, wie z. B. die Einführung Benutzung des ÖPNV ab 2020 fahrtkostenfrei einer regionalen Maut Ruhrgebiet und eines 6 Radver- 61 Systembeschleunigung Radverkehr: Alle Streckengeschwindigkeiten im regionalen Bürgertickets für das Ruhrgebiet. kehr (Pull) gesamten Radverkehrsnetz werden ab 2020 schrittweise erhöht, sodass sie Darüber hinaus wurden Maßnahmen zur im Jahr 2050 um 30 Prozent schneller sind als 2020 Steigerung der Energieeffizienz entwickelt 62 Radschnellwegenetz: Aufbau eines Radschnellwegenetzes Ruhr mit 20 und modelliert. km/h auf insgesamt vier Ost-West-Strecken und acht Nord-Süd-Strecken Tabelle 1 gibt einen Überblick über die ent- 7 Fußverkehr 71 Systembeschleunigung Fußverkehr: Alle Fußwege werden ab 2020 durch (Pull) verbesserte Direktverbindungen schrittweise so verkürzt, dass sie im Jahr wickelten Maßnahmen und die zugrunde 2050 im Durchschnitt 20 Prozent kürzer sind als im Jahr 2020 liegenden Annahmen. Grundlegend für die im Projekt entwickelten und modellierten 8 Integrierte Unterschiedliche Kombinationen der Maßnahmen Maßnahmen ist, dass diese im Handlungs- Strategien bereich regionaler Akteure liegen und am- Tabelle 1: Analysierte Szenarien: Handlungsfelder, Maßnahmen und Annahmen der Maßnahmen bitioniert und flächenhaft im gesamten (Quelle: 15, S. 19) Ruhrgebiet umgesetzt werden. Straßenverkehrstechnik 1.2018 13 07-18_SVT_1-2018.indd 13 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Alle Maßnahmen wurden mit zwei verschie- Kombinationsszenarien Maßnahmen denen Annahmen über die Entwicklung der Siedlungsentwicklung 13 Verdichtung an Bahnhöfen Treibstoffpreissteigerungen modelliert (A- 23 Wohnungsbau an Bahnhöfen Szenarien: + 1 Prozent pro Jahr; B-Szena- rien: + 4 Prozent pro Jahr). Energieeffizienz 31 Gebäudeenergie 33 Carsharing Die getroffenen Annahmen der Maßnahmen 32 Elektromobilität 34 Treibstoffverbrauch basieren auf bestehenden Daten und Studien- ergebnissen (ausführlich: Schwarze et al. Pkw-Verkehr (Push) 41 Regionale Maut 43 Tempolimits 2017). So orientiert sich beispielsweise die 42 Hauptverkehrsstraßen 44 Erhöhung Parkgebühren Annahme zum Carsharing-Angebot im Jahr 2020 von 2 Pkw je 1.000 Einwohnern an der ÖPNV/Rad/Fuß (Pull) 51 Ausbau ÖPNV 61 Systembeschleunigung Rad „Carsharing-Hauptstadt“ Karlsruhe, wo es 52 Taktverdichtung ÖPNV 62 Radschnellwegenetz 2015 bereits 2,15 Pkw je 1.000 Einwohnern 53 Bürgerticket 71 Systembeschleunigung Fußwege gibt (BCS 2015). Und die Annahmen zum Bürgerticket basieren auf der Modellrech- Alle Maßnahmen Alle Maßnahmen nung einer aktuellen Dissertation, bei der ein Bürgerticket in Wuppertal, je nach kon- Auswahl Maßnahmen Alle Maßnahmen außer 23 und 52 kreter Ausgestaltung, monatlich zwischen 42 und 82 Euro je Haushalt kosten würde Tabelle 2: Maßnahmenkombinationen der sechs integrierten Strategien (Quelle: 15, S. 26) (Waluga 2017, 197). Bild 5: Wirkungen der Zusätzlich zu den Einzelmaßnahmen wur- Energieeffizienz-Maßnahmen den integrierte Strategien entwickelt, bei im Ruhrgebiet im Jahr 2050 (Quelle: 15, S. 37) denen verschiedene Kombinationen mehre- rer Maßnahmen modelliert wurden (Tabelle 2). 6 Ergebnisse: Szenarioanalysen Die Bilder 5 bis 10 verdeutlichen die quan- titativen Simulationsergebnisse für die un- terschiedlichen Szenarien. Die Bilder 5 bis 9 veranschaulichen den Zusammenhang zwi- schen Modal Shift (dargestellt ist der jewei- lige prozentuale Anteil der Pkw-Fahrten an allen Wegen) und die daraus resultierenden Kohlendioxidemissionen des Verkehrs (dar- gestellt sind die emittierten Tonnen CO2 pro Einwohner pro Jahr) für die unterschiedli- Bild 6: Wirkungen der Pkw-Maßnahmen (Push) im chen Maßnahmenszenarien im Jahr 2050. Ruhrgebiet im Jahr 2050 Dargestellt sind sowohl die Simulationser- (Quelle: 15, S. 40) gebnisse für die Szenarien unter der Annah- me von niedrigen Treibstoffpreissteigerun- gen von + 1 Prozent pro Jahr (A-Szenarien) als auch die höheren Treibstoffpreissteige- rungen von + 4 Prozent pro Jahr (B-Szena- rien). Um die Veränderungen im Jahr 2050 zu zeigen, sind als Bezugspunkte sowohl die Ausgangswerte für 1990 als auch für 2015 dargestellt. Der Wegeanteil der Pkw-Fahrten und die daraus resultierenden CO2-Emissio- nen des Verkehrs von 1990 bis heute (Be- zugsjahr 2015) haben stark zugenommen. Als Business-as-usual-Szenarien bis zum Jahr 2050 sind in den Bildern gleichermaßen die beiden Szenarien A00 und B00 ausge- wiesen. Diese Darstellung erlaubt Differenz- analysen zwischen der Ausgangssituation 14 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 14 16.01.18 14:48
Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES (1990 bzw. 2015), der Business-as-usual- Bild 7: Wirkungen der Entwicklung 2050 und den einzelnen Maß- ÖPNV-Maßnahmen (Pull) Im Ruhrgebiet im Jahr 2050 nahmenszenarien jeweils für niedrige und (Quelle: 15, S. 42) für hohe Treibstoffpreise. Die grundsätzliche Unterscheidung der Sze- nariowelten zwischen niedrigen Treibstoff- preisen (A-Szenarien) und hohen Treibstoff- preisen (B-Szenarien) verdeutlicht auch das erhebliche Potenzial einer klimaschutzori- entierten Kraftstoffverteuerungspolitik (Öko- steuer) der rahmensetzenden Bundespolitik für eine Verringerung der Kohlendioxid- emissionen des Personenverkehrs. Lokale und regionale Strategien zur Verkehrsverla- gerung von Verkehrsmittelanteilen vom motorisierten Individualverkehr zum Um- weltverbund können damit wirksam ver- stärkt werden, wie die Differenzanalysen in den Bildern 5 bis 9 verdeutlichen. 6.1 Einzelmaßnahmen machen (A43/B43), die größte Wirkung zur Unter den Pull-Maßnahmen zur Attraktivie- Reduzierung der CO2-Emissionen. Für die rung des ÖPNV (Bild 7) reduziert die Takt- Die Wirkungen der Einzelmaßnahmen in Verlagerung von Pkw-Verkehr auf den Um- verdichtung im ÖPNV (A52/B52) zwar den den Handlungsfeldern Energieeffizienz, weltverbund erreicht hingegen die Einfüh- Pkw-Wegeanteil am stärksten, gleichzeitig Pkw-Verkehr (Push), ÖPNV (Pull) und Rad- rung einer regionalen Maut Ruhrgebiet erhöhen sich aber durch die Maßnahmen die und Fußverkehr (Pull) werden in den Bildern (A41/B41) die größte Wirkung. CO2-Emissionen. Das liegt daran, dass durch 5 bis 8 dargestellt. Unter den Energieeffizienz-Maßnahmen (Bild 5) zeigt sich, dass die Maßnahme „Re- Werbeanzeige in gedruckter Ausgabe verfügbar duzierung des Treibstoffverbrauchs“ (A34/ B34) die CO2-Emissionen des Verkehrs deut- lich reduziert – um fast 50 Prozent gegen- über dem A00-Basisszenario bzw. um rund 30 Prozent gegenüber dem B00-Basisszena- rio. Eine Verringerung des Pkw-technischen Treibstoffverbrauchs könnte durch klimapo- litisch begründete Entscheidungen der Eu- ropäischen Union und der Bundesebene angereizt werden. Vorstellbar wären dafür beispielsweise erheblich verschärfte Emissi- onsgrenzwerte bei der Pkw-Zulassung (Flot- tenverbrauchslimits) oder/und eine erhöhte CO2-basierte Besteuerung der Treibstoffe (Ökosteuer). Allerdings bewirkt die Reduzie- rung des Treibstoffverbrauchs als Rebound- effekt gleichzeitig auch eine Zunahme des Pkw-Wegeanteils, da Autofahren durch den geringeren Treibstoffverbrauch deutlich günstiger wird. Demgegenüber wird der Pkw-Anteil an allen Wegen durch die Maß- nahme „Carsharing“ (A33/B33) um ca. 2 Prozentpunkte verringert, bei etwa gleich bleibenden CO2-Emissionen. Durch die För- derung der Elektromobilität (A32/B32) ge- hen zwar die CO2-Emissionen zurück, der Pkw-Wegeanteil sinkt aber nicht. Unter den restriktiv gegen den Autoverkehr wirkenden Maßnahmen (Bild 6) erzielen Maßnahmen, die das Autofahren langsamer 1-22038.indd 1 Straßenverkehrstechnik 13.12.17 12:48 1.2018 15 07-18_SVT_1-2018.indd 15 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Bild 8: Wirkungen der Rad- Prozent gegenüber A00 bzw. um bis zu 40 und Fußverkehrs-Maßnahmen Prozent gegenüber B00 reduziert. (Pull) im Ruhrgebiet im Jahr 2050 Rad- und Fußverkehr im Das Handlungsfeld mit der größten Wirkung Jahr 2050 (Quelle: 15, S. 44) zur Verringerung des Pkw-Anteils und der CO2-Emissionen sind die Push-Maßnahmen gegen den Pkw-Verkehr (Szenario 83). Die Energieeffizienz-Maßnahmen (Szenario 82) bewirken zwar ebenfalls eine deutliche CO2- Reduktion, aber als Reboundeffekt zugleich auch eine leichte Zunahme des Pkw-Anteils, aufgrund der dadurch geringeren Treibstoff- kosten für die Pkw-Fahrer. Pull-Maßnahmen zur Förderung des Umweltverbundes aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr verringern den Pkw-Anteil, erhöhen aber aufgrund der Angebotserweiterungen im ÖPNV die CO2- Emissionen. In Szenario 86 wurden als theoretische Maximalanalyse nur diejenigen Maßnah- Bild 9: Wirkungen der men modelliert, die die CO2-Emissionen integrierten Strategien reduzieren und nicht erhöhen (also ohne im Ruhrgebiet im Jahr 2050 (Quelle: 15, S. 46) Maßnahmen 23 und 52). Dadurch würden sich die höchsten CO2-Reduktionen erge- ben: bis zu minus 77 Prozent gegenüber A00 bzw. minus 65 Prozent gegenüber B00. Das abschließende Bild 10 liefert eine zu- sammenfassende Darstellung der verschie- denen Einzelergebnisse im Zeitverlauf von früher (1990) bis heute (2015) in die län- gerfristige Zukunft (2050) bei niedrigen Treibstoffpreisen. Insgesamt zeigen die Modellierungsergebnisse den erheblichen Beitrag, den ambitioniert und flächenhaft im Ruhrgebiet umgesetzte Maßnahmen der Siedlungsentwicklung und Verkehrspla- nung leisten können, um die Ziele der Energiewende und des Klimaschutzes im Verkehrssektor zu erreichen (Bild 10). Al- lerdings wird auch deutlich, dass mit den modellierten Maßnahmenszenarien bei den das ausgebaute ÖPNV-Angebot mehr Ener- Die Maßnahmen zur Flächennutzung (Sze- CO2-Emissionen im Jahr 2050 weiterhin ein gie verbraucht wird, als durch einen Modal narien A11/B11-A14/B14) und zum öffent- deutlicher Abstand zum Reduktionsziel von Shift vom Pkw zum vergleichsweise effizi- lichen Wohnungsbau (A23/B23) haben auf - 80 bis - 95 Prozent bis zum Jahr 2050 enteren ÖPNV eingespart werden kann. Die den Pkw-Anteil und die CO2-Emissionen im gegenüber dem Basisjahr 2050 verbleibt. Einführung eines Bürgertickets (A53/B53) Verkehr bis zum Jahr 2050 kaum Wirkung Ein solcher Abstand besteht auch zu einem zeigt eine leichte Wirkung zur Reduzierung gegenüber den Basisszenarien (A00/B00). Ziel-Modal-Split mit einem Pkw-Anteil des Pkw-Anteils und der CO2-Emissionen. von 25 Prozent und jeweils 25 weiteren Unter den Pull-Maßnahmen zur Förderung 6.2 Kombinationsszenarien Prozenten für den Fuß- und Radverkehr des Fuß- und Radverkehrs durch Systembe- sowie den ÖPNV (WI 2013; WI 2015; RVR schleunigung (Bild 8) trägt keine der drei Bei den integrierten Strategien (Bild 9) wird 2014). Maßnahmen mit einer relevanten Größen- die größte Wirkung zur Verkehrsverlage- Demnach sind noch weitere ambitionierte- ordnung zu einem Modal Shift oder zu einer rung vom Pkw auf den Umweltverbund re und flächenhaft im Ruhrgebiet umzuset- Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Die erreicht, wenn alle Maßnahmen gemeinsam zende Maßnahmen erforderlich, um das Maßnahmen sind zwar durchaus erfolgreich, umgesetzt werden (Szenario 85): Der Pkw- noch verbleibende Delta zur Energiewende weil sie zusätzliche Radfahrer und Fußgän- Anteil kann so um ca. 23 Prozentpunkte und zum Klimaschutz zu schließen. Hierzu ger anziehen, jedoch werden nur wenige gegenüber A00 und um ca. 19 Prozent- könnte die europäische und bundespoliti- Autofahrer dazu bewegt, vom Auto zum Rad punkte gegenüber B00 reduziert werden. sche Klima- und Verkehrspolitik einen oder zum Zufußgehen zu wechseln. Die CO2-Emissionen werden um ca. 55 wichtigen Beitrag leisten: vor allem deut- 16 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 16 16.01.18 14:48
Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 | Verkehrspolitik | PEER-REVIEWED ARTICLES lich verschärfte technische Zulassungsvor- schriften für neue Pkw (Flottenverbrauchs- limits) und gleichzeitig fiskalisch gezielt verteuerte Treibstoffpreise (Ökosteuer) könnten hier weitergehende Potenziale erschließen. Je ambitionierter die realisier- ten kommunalen und regionalen Maßnah- men zur Verkehrsverlagerung sind, desto stärker dürfte vermutlich auch der Hand- lungsdruck auf die Europäische Union und die Bundespolitik werden, die Anstrengun- gen der lokalen und regionalen Ebene auch mit entsprechend ambitionierten Maßnah- men dieser übergeordneten politischen Ebenen zu unterstützen. 7 Schlussfolgerungen: Anfangen Bild 10: Wirkungen der integrierten Strategien im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2050 (A-Szenarien) Die Ergebnisse der Maßnahmensimulationen (Quelle: 15, S. 48) verdeutlichen, dass – neben technischen und fiskalischen Maßnahmen zur Reduzierung des klimaschädlichen Treibstoffverbrauchs Rad sowie ÖPNV und Carsharing) zu schaffen Förderprioritäten grundlegend zu ändern der Pkw – auch beachtliche Potenziale zur und dadurch ein verändertes Mobilitätsver- und bestehende Förderkulissen an die Verkehrsverlagerung und zur Reduktion der halten zu ermöglichen. Solche positiven vorliegenden Erkenntnisse anzupassen. Kohlendioxidemissionen bestehen, wenn in Anreize sind außerdem wichtig, um politische Konkret heißt das insbesondere: Aufstel- der Verkehrsplanung kombinierte Push- und Überzeugungskraft und Akzeptanz bei der lung eines regionalen Verkehrsentwick- Pull-Maßnahmen ambitioniert und flächen- Bevölkerung zu gewinnen. lungsplanes für das Ruhrgebiet, die Ver- haft im gesamten Ruhrgebiet umgesetzt Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse eine abschiedung von Städtekontrakten zwi- werden. Einzelne kommunale oder regiona- unbequeme Wahrheit: „Es ginge, wenn man schen allen Gemeinden und Kreisen unter le Maßnahmen, die zweifellos auch dazu wollte.“ Federführung des Regionalverbands Ruhr beitragen, die lokale Lebensqualität zu und die Verbesserung der Zusammenar- Damit sind die politischen Entscheidungs- steigern, sind weit weniger wirksam zur beit zwischen den Verkehrsunternehmen träger und die Akteursgruppen in der Zivil- CO2-Minderung als integrierte Strategien. des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr. gesellschaft zum Handeln aufgefordert: Um die CO2-Minderungspotenziale zu er- Unverzüglich, schnell und konsequent – und 2. Beispielhafte Maßnahme sollten gefördert schließen, bedarf es eines schnellen und flächendeckend im gesamten Ruhrgebiet. werden und aktive engagierte Akteurs- konsequenten Vorgehens seitens der Kom- gruppen der Zivilgesellschaft sollten iden- Auch wenn bis zum Jahr 2050 noch eine munen des Ruhrgebiets, des Regionalver- tifiziert, befähigt und unterstützt werden, ganze Generation Zeit zu verbleiben scheint, bands Ruhr als Regionalplanungsbehörde sodass sie in die Breite der Bevölkerung zeigen die Modellergebnisse angesichts der und der Landes- und Bundesregierung an- wirken und die gesellschaftliche Unter- Versäumnisse der Vergangenheit und der stelle zögerlicher und vereinzelter Ansätze. stützung für die notwendigen Verände- Dimension der Aufgabe von Klimaschutz und Viele Maßnahmen, mit denen hohe Verlage- rungen gewinnen können. Energiewende, dass uns keine Zeit mehr für rungspotenziale erzielt werden können, sind Zögerlichkeiten und Halbherzigkeiten bleibt. 3. Der Regionalverband Ruhr als Regional- grundsätzlich bekannt: z. B. Tempolimits, die planungsbehörde sollte in einen umfas- Denn: Die Szenarioanalysen zeigen auch, Umverteilung von Straßenraum auf Haupt- senden regionalen Diskurs mit Akteuren dass selbst mit den hier angenommenen verkehrsstraßen, die Systembeschleunigung und Entscheidungsträgern über die ein- ambitionierten und politisch nicht leicht des Rad- und Fußverkehrs oder die Taktver- zelnen und die integrierten Maßnahmen umzusetzenden Maßnahmen die Ziele der dichtung von Bussen und Bahnen. Sie wer- zur Dekarbonisierung eintreten und eine Energiewende und des Klimaschutzes noch den allerdings bisher noch nicht entschieden entsprechende integrierte Rahmenpla- nicht vollständig erreicht werden können. genug umgesetzt – dies trifft insbesondere nung für die Siedlungs- und Verkehrsent- auf restriktive Maßnahmen gegen den Auto- Womit soll man beginnen? Es ist ja nicht so, wicklung erarbeiten. Gute Beispiele im verkehr zu. Wichtig ist daher die kombinier- als ob noch keine Entwicklungen zur Dekar- Ruhrgebiet, auf die die Region mit Recht te Umsetzung sowohl von Pull- als auch von bonisierung des Verkehrs stattfinden wür- stolz sein kann, wie auch andernorts, Push-Maßnahmen: Durch restriktive Maß- den. Aber es muss schneller, entschlossener können dafür als konkrete, lebendige und nahmen können größere Verlagerungseffek- und breitenwirksamer gehandelt werden – anschauliche Vorbilder wirken und zur te erzielt werden. Anreizmaßnahmen bedarf ab sofort. Die ersten Schritte sind dafür klar: Nachahmung anregen. Sie zeigen als es gleichermaßen, um attraktive Mobili- 1. Die Politik ist aufgerufen, Entscheidungen Highlights im Heute, was schon morgen tätsangebote im Umweltverbund (Fuß und und gesetzliche Grundlagen umzusteuern, Standard sein sollte. Straßenverkehrstechnik 1.2018 17 07-18_SVT_1-2018.indd 17 16.01.18 14:48
PEER-REVIEWED ARTICLES | Verkehrspolitik | Modal-Shift-Potenziale im Personenverkehr im Ruhrgebiet 2050 Erfolg versprechende Kombinationen von ropäische Union, auf, komplementär das in n e r , M.; S h e p p a r d , I.; S t e a d m a n , P.; M a r t i n o , A.; D o m i n g o , R.; G a y d a , S. Push- und Pull-Maßnahmen sollten in einem ihrer Regelungsverantwortung Liegende zu (2004): PROPOLIS: Planning and Research of ruhrgebietsweiten partizipativen Prozess, der tun, damit auch der Verkehrssektor künftig Policies for Land Use and Transport for Increas- die unterschiedlichen Akteure in Politik und einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz ing Urban Sustainability. PROPOLIS Final Re- port. Helsinki: LT Consultants. http://www. Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, in Deutschland leistet. Im politischen Mehr- spiekermann-wegener.de/pro/pdf/PROPOLIS_ Medien und Wissenschaft einschließt, entwi- ebenensystem ist es ebenso erforderlich wie Final_ Report.pdf ckelt und von kommunikativen Maßnahmen möglich, den Klimaschutz auf allen demo- [12] Metropole Ruhr 2017: Metropole Ruhr – das zur Akzeptanzgewinnung begleitet werden. kratischen Ebenen voranzubringen – auch neue Ruhrgebiet. Differenzierte Bevölkerungs- Zur Festlegung von Umsetzungsprioritäten im Verkehrssektor. struktur. http://www.metropoleruhr.de/land leute/daten-fakten/bevoelkerung.html und zur Entwicklung erster Maßnahmenkom- Für die Umsetzung gilt es, sofort anzufan- [13] Regionalverband Ruhr (2014): Perspektiven für binationen sollten Kriterien wie Wirksamkeit, gen. Genau jetzt! die räumliche Entwicklung der Metropole Ruhr. Kosten, Akzeptanz und zusätzliche Vorteile Essen. http://www.metropoleruhr.de/fileadmin/ wie höhere Umweltqualität, insbesondere user_upload/metropoleruhr.de/01_PDFs/Regio Literaturverzeichnis nalverband/Regionaler_Diskurs/RF_Zukunft_ weniger Lärm- und Luftschadstoffbelastung, Perspekt/2014_05_14_Perspektiven.pdf größere Verkehrssicherheit und bessere Auf- Alle Internetquellen mit Zugriff am 1.1.2017 [14] S a g o l l a , W. (2012): Nahverkehr – Lokales enthaltsqualitäten als alltäglich spürbare [1] AGEB – Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Verkehrswesen. In: Kratzsch, Ernst; Raskob, Gewinne für die Menschen, die Umweltqua- e. V.: Auswertungstabellen zur Energiebilanz Simone; Lürwer, Martin; Carow, Ulrich (Hrsg.): Deutschland. Stand: September 2014. Berlin/ Memorandum zur Bewerbung der Metropole lität und die Städte und Gemeinden berück- Köln. (Tabelle 2.2) Ruhr als „Grüne Hauptstadt Europas“. Bochum/ sichtigt werden. Essen/Dortmund [2] BCS – Bundesverband Carsharing e. V. (2015). Viele der notwendigen Maßnahmen, insbe- CarSharing-Städteranking 2015. Pressemittei- [15] S c h w a r z e , B.; S p i e k e r m a n n , K.; lung vom 10.6.2015, Berlin W e g e n e r , M.; H u b e r , F.; B r o s c h , K.; sondere die Push-Maßnahmen, werden [3] B e c k m a n n , K. J.; B r ü g g e m a n n , U.; R e u t t e r , O.; M ü l l e r , M. (2017): Städte und voraussichtlich von vielen zunächst als G r ä f e , J.; H u b e r , F. X.; M e i n e r s , H.; Klimawandel: Ruhrgebiet 2050. Integriertes Beeinträchtigung ihrer Mobilität und Le- M i e t h , P.; M o e c k e l , R.; M ü h l h a n s , H.; Modell Ruhrgebiet und Regionaler Modal Shift. R i n d s f ü s e r , G.; S c h a u b , H.; S c h r a - Dortmund/Wuppertal. Veröffentlicht zum bensqualität empfunden werden. Es ist d e r , R.; S c h ü r m a n n , C.; S c h w a r z e , B.; Download unter www.energiewende-ruhr.de deshalb notwendig darzulegen, dass diese S p i e k e r m a n n , K.; S t r a u c h , D.; und unter www.spiekermann-wegener.com. Die „unbequemen Wahrheiten“ auch erhebliche S p a h n , M. L.; W a g n e r , P.; W e g e n e r , M. hier dargestellten Ergebnisse entstanden im Zusatzvorteile mit sich bringen können. (2007): ILUMASS: Integrated Land-Use Model- Rahmenprogramm zur Förderung der Energie- ling and Transport System Simulation. Endbe- wende in den Kommunen des Ruhrgebietes, Bei der Umsetzung der notwendigen Maß- richt. Berlin: Deutsches Zentrum für Luft- und gefördert durch die Stiftung Mercator nahmen sollten die Möglichkeiten integrier- Raumfahrt (DLR) http://www.spiekermann- [16] S p i e k e r m a n n , K.; W e g e n e r , M. (2005): wegener.de/pro/pdf/ILUMASS_Endbericht.pdf Räumliche Szenarien für das östliche Ruhrge- ter Strategien mehr als bisher genutzt wer- biet. Schlussbericht. Dortmund: Institut für [4] BMUB – Bundesministerium für Umwelt, Na- den. Schmerzhafte Einschnitte an einer turschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB); Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Stelle können durch Verbesserungen an Stand 9.4.2014: Klimaschutzpolitik in Deutsch- Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS land. http://www.bmub.bund.de/themen/klima NRW). http://www.spiekermann-wegener.de/ anderer Stelle kompensiert werden. So ist es pro/ pdf/ILS_Raumszenarien.pdf energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik z. B. überzeugender, überhöhte Subventio- [5] BMUB – Bundesministerium für Umwelt, Na- [17] UBA – Umweltbundesamt (2016): Nationale nen langer Pendlerfahrten zu kürzen, wenn turschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Klima- Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung die daraus erzielten Einnahmen dann öffent- schutzplan 2050 – Klimapolitische Grundsätze atmosphärischer Emissionen 1990–2014 (Ar- lich sichtbar und nachvollziehbar zur Ver- und Ziele der Bundesregierung. Kurzfassung beitsstand: 25.11.2015), online unter: http:// und Langfassung http://www.bmub.bund.de/ www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/ besserung umweltverträglicher Nahmobilität fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klima medien/376/dokumente/nationale_trendtabel eingesetzt werden. Gerade weite Pendler- schutz/klimaschutzplan_2050_kurzf_bf.pdf len_fuer_die_deutsche_berichterstattung_at fahrten mit dem Pkw, oft bei einem sehr [6] COP21: Conference of the Parties 21st session, mosphaerischer_emissionen_1990-2014.xlsx niedrigen Pkw-Besetzungsgrad von nur 1 Paris, 30 November to 12 December 2015, [18] W a l u g a , G. (2017): Das Bürgerticket für den Adoption of the Paris Agreement http://unfccc. öffentlichen Personennahverkehr. Nutzen – Person pro Pkw, insbesondere zwischen int/resource/docs/2015/cop21/eng/l09.pdf Kosten – Klimaschutz, Wuppertaler Schriften Arbeitsstätte und Wohnung, sind unter [7] F i o r e l l o , D.; H u i s m a n s , G.; L ó p e z , E.; zur Forschung für eine nachhaltige Entwick- Klimagesichtspunkten kritisch. Denn hier M a r q u e s , C.; S t e e n b e r g h e n , T.; lung, Band 9, München 2017 werden pro Weg besonders viele Fahrzeug- W e g e n e r , M.; Z o g r a f o s , K. G. (2006): [19] W e g e n e r , M. (1999): Die Stadt der kurzen Transport Strategies under the Scarcity of Wege: müssen wir unsere Städte umbauen? kilometer gefahren und dadurch besonders Energy Supply. STEPs Final Report, hrsg. von Berichte aus dem Institut für Raumplanung 43. viele Kohlendioxidemissionen verursacht. A. Monzon und A. Nuijten. Den Haag: Buck Dortmund: Institut für Raumplanung, Univer- Consultants International. http://www.spieker sität Dortmund. http://www.raumplanung.tu- Für die Verkehrswende im Ruhrgebiet sind mann-wegener.de/pro/pdf/STEPs_Final_Report. dortmund.de/irpud/fileadmin/irpud/content/ integrierte Strategien erforderlich, die Maß- pdf documents/ publications/ber43.pdf nahmen zur Siedlungsstruktur, Verkehrsin- [8] G ü n t e r , R: Besichtigung unseres Zeitalters [20] W e g e n e r , M. (2011): The IRPUD Model. frastruktur und fiskalische Maßnahmen zur – Industriekultur in Nordrhein-Westfalen, Es- Arbeitspapier 11/01. Dortmund: Spiekermann sen, 2001 & Wegener Stadt- und Regionalforschung Beeinflussung des Verkehrsverhaltens um- [9] H ä g e r s t r a n d , T. (1970): What about peop- [21] Wuppertal Institut (2013): Metropole Ruhr – fassen, die sich gegenseitig ergänzen und le in regional science? Papers of the Regional Grüne Hauptstadt Europas. Wuppertal. http:// verstärken. Science Association 24, 7–21 wupperinst.org/uploads/tx_wupperinst/Metro [10] KLIMASCHUTZGESETZ NRW 2013 https:// pole_Ruhr_Endbericht.pdf Lokale und regionale Konzepte und Maß- recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_ [22] Wuppertal Institut (2015): Nachhaltiges Nord- nahmen zum Klimaschutz fordern auch n r = 6 & v d _ i d = 1 3 71 8 & v d _ rhein-Westfalen 2030 – Das Leitbild. Wuppertal. authentisch die übergeordneten politischen back=N33&sg=0&menu=1 http://wupperinst.org/uploads/tx_wupperinst/ Ebenen, die Länder, den Bund und die Eu- [11] L a u t s o , K.; S p i e k e r m a n n , K.; W e g e - NHS_NRW_AP8-1_Leitbild.pdf 18 Straßenverkehrstechnik 1.2018 07-18_SVT_1-2018.indd 18 16.01.18 14:48
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