DRESDNER BRÜCKENBAUSYMPOSIUM - PLANUNG, BAUAUSFÜHRUNG, INSTANDSETZUNG UND ERTÜCHTIGUNG VON BRÜCKEN 14./15. MÄRZ 2016 26 ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
FAKULTÄT BAUINGENIEURWESEN Institut für Massivbau www.dbbs.tu-dresden.de 26. DRESDNER BRÜCKENBAUSYMPOSIUM PLANUNG, BAUAUSFÜHRUNG, INSTANDSETZUNG UND ERTÜCHTIGUNG VON BRÜCKEN 14./15. MÄRZ 2016
Institut für Massivbau http://massivbau.tu-dresden.de Tagungsband 26. Dresdner Brückenbausymposium Institut für Massivbau Freunde des Bauingenieurwesens e.V. 14. und 15. März 2016
26. Dresdner Brückenbausymposium © 2016 Technische Universität Dresden Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichnungen in die- sem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie als solche nicht eigens markiert sind. Herausgeber: Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach Technische Universität Dresden Institut für Massivbau 01062 Dresden Redaktion: Silke Scheerer, Angela Heller Layout: Ulrich van Stipriaan Anzeigen: Harald Michler Titelbild: Fußgängerbrücke Schierstein. Foto: Cengiz Dicleli Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Bannewitz / Possendorf ISSN 1613-1169 ISBN 978-3-86780-467-7 4
26. Dresdner Brückenbausymposium Inhalt Herzlich willkommen zum 26. Dresdner Brückenbausymposium ………………………………… 13 Prof. Dr.-Ing. habil. DEng/Auckland Hans Müller-Steinhagen Außer Konkurrenz …………………………………………………………………………………………… 15 Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach Realisierungswettbewerb zum Ersatzneubau der Eisenbahnüberführungen über die Oder und die Odervorflut bei Küstrin-Kietz ………………………………………………… 23 Auszug aus der Broschüre der DB Netz AG 2016, Redaktion: Dipl.-Ing. Hartmut Schreiter Zur Gestaltung von Brücken der Bundesfernstraßen – Die Suche nach der besten Lösung … 37 Dr.-Ing. Gero Marzahn, Dr.-Ing. Heinz-Hubert Benning Search for the true structural solution ………………………………………………………………… 47 Prof. Jiri Strasky, DSc. Der Ersatzneubau der Lahntalbrücke Limburg ……………………………………………………… 67 Dipl.-Ing. Annett Nusch, Dr.-Ing. Stefan Franz Wirtschaftliche Selbstkletterschalung für Europas aktuell größtes Brückenbauprojekt „Hochmoselbrücke …………………………………………… 85 Dipl.-Ing. Sebastian Riegel Verstärkung von Brücken mit externer Vorspannung – Einsatzbereiche und Randbedingungen …………………………………………………………… 103 Dipl.-Ing. Michael Buschlinger, Dipl.-Ing., MBA Annette Jarosch Ulrich Finsterwalder (1897–1988) – Doyen des Brückenbaus …………………………………… 119 Prof. Cengiz Dicleli Gestaltungskonzept für die Brückenbauwerke im Zuge der BAB A 3 zwischen AK Biebelried und AK Fürth/Erlangen …………………………………………………… 153 LBD Dipl.-Ing. Bernd Endres, Dipl.-Ing. Rolf Jung Reparatur der Autobahnbrücke über die Süderelbbrücke nach schwerem Schiffsanprall – Nachrechnung, Planung, Ausführung, Analyse …………… 165 Dipl.-Ing. Dirk Seipelt, Dipl.-Ing. Stefan Eschweiler, Dipl.-Ing. Thomas Neysters, Brinja Coors M.Sc., Dipl.-Ing. Martin Grassl Langzeitverhalten von geokunststoffbewehrten Stützkonstruktionen – zukünftig eine Standardbauweise auch für Brückenwiderlager? ………………………………… 177 Dipl.-Ing. Hartmut Hangen, M.Sc. July Ellen Jaramillo Castro Die Herausforderungen und Möglichkeiten einer umfassenden Grundlagenanalyse am Beispiel des Hovenringes in Eindhoven (NL) …………………………………………………… 193 Dipl.-Ing. Adriaan Kok, Dipl.-Des. Marion Kresken Die Butterfly-Bridge in Kopenhagen ………………………………………………………………… 211 Dr.-Ing. Karl Morgen, Dipl.-Ing. Jan Lüdders Militärischer Einfluss auf Konstruktion und Architektur von Eisenbahnbrücken im Deutschen Reich ………………………………………………………… 221 Volker Mende M.A. 5
26. Dresdner Brückenbausymposium Verstärken mit Carbonbeton im Brückenbau ……………………………………………………… 235 Dr.-Ing. Harald Michler Zur Anwendung von Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken ………………………………………………………… 249 Dr.-Ing. habil. Dirk Proske Brücken bauen mit Eisenbeton – Gedanken zum denkmalgerechten Umgang ……………………………………………………… 263 Dipl.-Ing. Oliver Steinbock Brückenbauexkursion 2015 – Infrastrukturprojekte in Tschechien, Österreich und Deutschland …………………………… 273 Dipl.-Ing. Sebastian Wilhelm, Dipl.-Ing. Robert Zobel Chronik des Brückenbaus ……………………………………………………………………………… 283 Zusammenstellung: Dipl.-Ing. (FH) Sabine Wellner Inserentenverzeichnis …………………………………………………………………………………… 311 Im gedruckten Tagungsband stand hier eine Anzeige. Sie wurde für die Online-Fassung entfernt. 6
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken Zur Anwendung von Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken Dr.-Ing. habil. Dirk Proske Axpo Power AG, Döttingen (Schweiz) Zusammenfassung Proxydaten fehlerhafte Werte in die Statistik ein- zubauen. So kann man statistisch nachweisen, In den vergangenen Jahren haben verschiede- dass die Anzahl der Vulkanausbrüche während ne Studien zur Ermittlung von Einwirkungen auf der Weltkriege sank [6]. Auch gibt es Statistiken, Bauwerke gezeigt, dass manche Einwirkungen die nachweisen, dass an Sonntagen eine größe- bislang unterschätzt wurden. Dazu zählt auch die re seismische Aktivität auftritt, als an anderen seismische Einwirkung. Auf der anderen Seite zei- Wochentagen [7]. Solche Effekte stehen in der gen gut konstruierte Bauwerke im Allgemeinen Regel nicht in direktem Zusammenhang mit den und Brückenbauwerke im Besonderen unter seis- beobachteten Erscheinungen, sondern weisen mischen Einwirkungen oft eine höhere Tragfähig- auf systematische Fehler bei der Erhebung oder keit als rechnerisch erwartet. Neue numerische Auswertung hin und beeinflussen die Qualität der Verfahren, wie die Anwendung der Cumulative- Ergebnisse negativ. Absolute-Velocity- oder Szenario-Spektren (Con- ditional Spectrum) können diese rechnerischen Die Identifikation und Benennung von Unsicher- Reserven ausweisen. Im folgenden Beitrag wird heiten hat in den vergangenen Jahren gerade im näher auf das Verfahren der Conditional Spectra Erdbebenwesen zu einer deutlichen Qualitätsver- bzw. Conditional Mean Spectra eingegangen. Der besserung der Bestimmung der Gefährdungen Beitrag fasst den aktuellen Stand von Wissen- bzw. Einwirkungen geführt. Nicht umsonst hat schaft und Technik in diesem Bereich zusammen. man in verschiedenen Ländern weltweit die seis- Er zeigt, wie man solche Spektren und die dazu- mischen Gefährdungen und Einwirkungen neu gehörigen Zeitverläufe selbst erstellen kann. In bestimmt, wie z. B. in den PEGASOS- [8], CEUS- den USA ist in den vergangenen Jahren die erste SSC- [9], SIGMA- [10], EMME- [11] oder SHARE- Brücke damit bemessen und erbaut worden. 2016 Studien, natürlich auch, um den erheblichen wis- ist dort die Einführung einer normativen Grundla- senschaftlichen Fortschritt in diesem Fachgebiet ge geplant. zu berücksichtigen. Gleichzeitig treten dabei im- mer wieder neue Fragen auf, wie z. B. die vs-κ- Problematik, wobei vs die Scherwellengeschwin- 1 Einleitung digkeit und der Beiwert κ ein standortspezifischer Wert für die Simulation von Bodenbewegungen In den vergangenen Jahren wurden weltweit ver- im hochfrequenten Bereich sind. schiedene Studien zur Bestimmung von natürli- chen Einwirkungen auf Bauwerke durchgeführt. Die Berücksichtigung der Unsicherheiten hat, trotz Diese Studien zeigen in vielen Fällen, dass charak- der intensiven Diskussion von Doppelzählungen, teristische Einwirkungen zu optimistisch, also zu häufig zu einer Erhöhung der numerischen seismi- gering, gewählt wurden, [1], [2]. Dies kann häufig schen Gefährdungen und Einwirkungen geführt. auf die systematische Vernachlässigung von Un- sicherheiten, zum Beispiel durch eine begrenzte Datenbasis, die erst in den vergangenen Jahren 2 Brückeneinstürze durch Erdbeben durch die Verwendung historischer Werte erwei- tert werden konnte [3], zurückgeführt werden. Auf der anderen Seite führen nicht alle Erdbeben zu Einstürzen bzw. den Schäden an Bauwerken, Bei den Windlasten haben z. B. Usbeck et al. [4] die man rechnerisch erwarten würde. In vielen auf eine geringe Anzahl Stürme zu Beginn des Fällen zeigen die gut konstruierten Bauwerke ein 20. Jahrhunderts hingewiesen, für Hochwasser besseres Verhalten. So haben selbst inhomoge- weisen Wetter et al. [5] auf ein „Hochwasser- ne historische Mauerwerksbogenbrücken nach loch“ im 20. Jahrhundert am Rhein hin. Beides hat früheren Sanierungen Erdbeben der Magnitude 6 Auswirkungen auf die statistische Auswertung, ohne Schäden abgetragen [13]. die für die Ermittlung der charakteristischen Ein- wirkungen basierend auf den vorhandenen Daten Es existieren verschiedene Datenbanken oder Er- notwendig ist. Auf der anderen Seite besteht die fahrungsberichte zu Schäden an und Einstürzen Gefahr, durch die Berücksichtigung historischer von Brücken, die eine systematische Auswertung 249
26. Dresdner Brückenbausymposium der Ursachen erlauben [14], [15], [16]. Diese zei- Durch die Weiterentwicklung von Wissenschaft gen, dass Erdbeben unterdurchschnittlich zum und Technik im Bereich des erdbebensicheren Versagen von Brücken beitragen. So standen in Bauens und durch die Berücksichtigung dieses den USA maximal 3 % aller Brückeneinstürze zwi- Wissens in neuen Normen konnte außerdem die schen 1980 und 2012 in Verbindung mit Erdbeben Absolutanzahl der Erdbebeneinstürze von Brü- [16], bei anderen Datensätzen liegen die Werte cken verringert werden. Bild 1 zeigt die Verteilung deutlich darunter, wie Tabelle 1 zeigt. Das bezieht der Brückenschäden nach Erdbeben in Bezug auch Beobachtungszeiträume von über 100 Jah- auf die verwendete Normengeneration für die ren mit ein [16]. In praktisch allen Fällen domi- Bemessung der Brücken. Man erkennt deutlich, nieren hydraulische Ereignisse die Einstürze von dass insbesondere durch die Nutzung der moder- Brücken, gefolgt von Anprallen. Der Anteil von neren Vorschriften ab Beginn der 1980er Jahre Anprallen als auslösendes Ereignis für Brücken- die Häufigkeit des Versagens der Brücken durch einstürze liegt teilweise eine Zehnerpotenz über Erdbeben, aber auch die Häufigkeit der schweren dem Anteil der Erdbeben. Schäden deutlich abgenommen haben. Tabelle 1: Ursachen für Brückenversagen in den USA Trotzdem haben Erdbeben natürlich zum Versa- von 1987 bis 2011 [17] gen von Brücken geführt, wie z. B. dem Einsturz von sieben Brücken während des San-Fernan- Ursache Anzahl Anteil [%] do-Erdbebens 1971, dem Einsturz des Cypress- Street-Viadukts mit 41 Todesopfern während das Hydraulische Ereignisse 379 54,85 Loma-Prieta-Erdbebens 1989 oder Brückenein- Anpralle 89 12,88 stürze während des Kobe-Erdbebens 1995, [17], [19]. Die Bilder 2 und 3 zeigen beispielhaft schwe- Überlastung 78 11,29 re Schäden an Brücken nach dem Kobe-Erdbe- Alterung total 61 8,83 ben. Gleichwohl bestätigen die Beobachtungen Feuer 19 2,75 des Tohoku-Erdbebens 2011 in Japan, dass die schweren und meisten Brückenschäden durch Sturm/Wirbelsturm 17 2,46 den Tsunami und die Überflutung und nicht durch Geotechnische Ursachen 12 1,74 das Erdbeben entstanden sind, [20], [21]. Der An- teil von Erdbeben als auslösendes Ereignis für Konstruktionsfehler 10 1,45 Brückeneinstürze gemäß Tabelle 1 wird also auch Sonstige 7 1,01 für Japan bestätigt. Vergleichbare Studien gibt es auch für andere Länder, z. B. Chile [22]. Erdbeben 6 0,87 Ermüdung 5 0,72 Die Beobachtungen des Verhaltens der Brücken Entwurfsfehler 4 0,58 bei Erdbeben geben einen Hinweis, dass in man- chen Fällen in den numerischen Nachweisen die Bäume 2 0,29 Tragfähigkeit unterschätzt wird. Die Erschließung Fundamentversagen 2 0,29 rechnerischer Reserven bezieht sich nicht nur auf den Grenzzustand der Tragfähigkeit der Brücken, Summe 691 100,00 sondern auch auf die Nutzungsfähigkeit der Brü- cke nach einem Erdbeben. Für die Bewertung der Infrastruktursysteme sind Informa- tionen über die Verfügbarkeit von Streckenabschnitten nach einem schweren Erdbeben von größter Bedeutung. Während man z. B. frü- her keine große Aufmerksamkeit auf die seismische Robustheit von Hafenanlagen gelegt hat, geht man heute davon aus, dass solche Anla- gen für den Wiederaufbau einer Re- gion nach schweren Erdbeben au- ßerordentlich wichtig sind. Dies hat sich z. B. in Kobe 1995 oder in Haiti 2010 gezeigt [23]. Außerdem sind Bild 1: Erdbebeninduzierte Schäden an Brücken im Raum Los Ange- die finanziellen Folgen des Ausfalls les in Abhängigkeit von der verwendeten Normengeneration der Infrastruktursysteme erheblich. zur Bemessung der Brücke [18] Die Gesamtschäden des Hurrikans 250
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken Bild 2: Seitlicher Verschub eines Brückenträgers Bild 3: Versagen von Stahlbetonstützen einer Brü- durch das 1995er Kobe-Erdbeben cke beim 1995er Kobe-Erdbeben (Foto: Thomas Wenk, [18]) (Fotos: Thomas Wenk, [18]) Katrina im August 2005, der unter anderem die z. B. in die Spitzenbodenbeschleunigung (PGA). Überflutung von New Orleans verursachte, wur- Für Kalifornien haben Gutenberg und Richter (ent- den auf 125 Milliarden US-Dollar geschätzt [24]. nommen [32]) folgenden empirischen Zusam- Der Ausfall des Hafens kostete allein ca. 40 Mil- menhang vorgestellt: liarden US-Dollar (basierend auf Schätzungen gemäß [25]). Deshalb lautet eine Anforderung an (1) lebenswichtige Strukturbauwerke, wie z. B. die San Francisco–Oakland Bay Bridge, dass sie auch mit: aPGA PGA-Spektralbeschleunigung nach einem sehr schweren Erdbeben funktions- tüchtig bleiben. IMM Momenten-Magnitude-Intensität Die Spektralbeschleunigungen sind Bestand- 3 Neue seismische teil der Spektren, die zum Entwurf der Brücken- Nachweisverfahren bauwerke verwendet werden. Das Bodenant- wortspektrum mit einer spezifizierten jährlichen Um nun mögliche rechnerische Reserven der Brü- Überschreitungswahrscheinlichkeit wird auch ckenbauwerke unter seismischen Einwirkungen Gefährdungsspektrum oder Uniform Hazard Spec- zu erschließen, wurden in den vergangenen Jah- trum genannt. Im Folgenden werden die Begrif- ren verschiedene Entwicklungen vorangetrieben. fe Bodenantwortspektrum und Uniform Hazard Diese Entwicklungen greifen wiederrum an ver- Spectrum verwendet. schiedenen Stellen in den Nachweisprozess ein. So hat sich die Anwendung von Pushover-Ana- Es ist allerdings bekannt, dass die Anwendung lysen (verformungsbasierte Analysen) in Verbin- der Spektralbeschleunigungen konservativ ist, da dung mit inkrementellen dynamischen Analysen der PGA-Wert eine Vielzahl von seismischen Pa- (IDA) etabliert. Das Verfahren wurde vom Autor rametern, die für die Bestimmung des Bauwerks- unter anderem in [26], [27] vorgestellt, siehe aber widerstandes unter einem Erdbeben notwendig auch [28], [29]. sind, vernachlässigt. Einen weiteren Ansatz stellt die Umstellung von Die Cumulative Absolute Velocity wird nun be- Ein-Parameter-Intensitätsparametern, z. B. Spit- stimmt, indem der Beschleunigungs-Zeit-Verlauf zenbeschleunigungen oder Spektralbeschleuni- über die Starkbebendauer integriert wird. Dabei gungen auf vektorbasierte Intensitätsparameter werden die Dauer, die Frequenz, die Amplitude und dar. Dazu zählt die kumulierte absolute Geschwin- die Anzahl der Schwingungen der Zeitverläufe be- digkeit (Cumulative Absolute Velocity CAV) [30]. rücksichtigt, das heißt es werden deutlich mehr für Dieser Ansatz wird im Folgenden kurz erläutert. das Bauwerk relevante Informationen verwendet. Die beiden bedeutendsten Stärkemaße von Erd- Ein weiteres Verfahren, welches im folgenden beben sind Magnitude und Moment. Die Berück- Abschnitt vorgestellt werden soll, ist die Anwen- sichtigung der Effekte auf Bauwerke erfolgt in so- dung von Szenario-Spektren, die im englischen genannten makroseismischen Intensitätsskalen Sprachgebrauch als Conditional Spectrum (CS) [31]. Diese können empirisch in Ankerpunkte von bzw. Conditional Mean Spectrum (CMS) bezeich- Spektralbeschleunigungen umgerechnet werden, net werden. 251
26. Dresdner Brückenbausymposium Bild 4: Gefährdungskurve für eine seismische Einwirkung (links) und rechts das Bodenantwortspektrum mit Conditional Mean Spectrum an zwei Ankerpunkten 4 Szenario-Spektren wortspektren nach verschiedenen Normen, die häufig sehr breitbandig sind. Diese normativen Bo- 4.1 Ausgangslage denantwortspektren bzw. Uniform-Hazard-Spek- tren geben für jede Frequenz die maximal mögli- Das Conditional-Mean-Spectrum- und das Con- che Spektralbeschleunigung an, die sich aus der ditional-Spectrum-Verfahren sind ein formaler Gefährdung ergibt. In anderen Worten, das vorge- Prozess, um Zeitverläufe zu definieren, die der gebene Spektrum ist ein abdeckendes Spektrum vorgegebenen Gefährdung eines Uniform-Hazard- aller möglichen Erdbeben über alle Frequenzen. Spektrums entsprechen. Der theoretische Vorteil Für die konformen Beschleunigungs-Zeit-Verläufe dieser Verfahren wird in diesem Abschnitt kurz wird dann unterstellt, dass sich bei einem einzigen erläutert. Im Anschluss wird gezeigt, dass die Er- Erdbeben die maximalen Spektralbeschleunigun- mittlung des Conditional Spectrum mit den heute gen über alle Frequenzen ergeben. Das ist für die vorliegenden Werkzeugen relativ einfach ist. An- meisten Standorte eine sehr konservative Annah- schließend werden verschiedene empirische Ver- me, da Erdbeben von verschiedenen Quellen mit gleichsrechnungen vorgestellt. verschiedenen Zeitverläufen auftreten können und in der Gefährdung zusammengeführt wurden. Die in einem Spektrum angegebenen Spektralbe- schleunigungen können über Beschleunigungs- Tatsächlich werden Erdbeben von verschiedenen Zeit-Verläufe realisiert werden, mit denen das Erdbebenquellen und aus verschiedenen Entfernun- Bauwerk rechnerisch beaufschlagt wird. Grundla- gen verschiedene Beschleunigungs-Zeit-Verläufe ge für die Auswahl der kompatiblen Beschleuni- am Standort und damit verschiedene Spektren er- gungs-Zeit-Verläufe sind vorgegebene Bodenant- zeugen. Das heißt, ein nahes schwaches Erdbeben wird über einen anderen Frequenz- bereich eine maximale Spektralbe- schleunigung verursachen als ein fer- nes starkes Erdbeben. Bild 4 versucht diesen Zusammenhang darzustellen. Im Bild 4 sieht man links die Gefähr- dungskurve für einen bestimmten Ankerpunkt des Spektrums, z. B. PGA. Mit diesem Ankerpunkt und der vorgegebenen Wiederkehrpe- riode kann das Spektrum, dessen Form ebenfalls vorgegeben ist, ge- nau angegeben werden. Im Bild 4 rechts wird dieses Spektrum in zwei Unterspektren (Conditional Mean Spectrum) unterteilt, die wiederrum Bild 5: Vergleich von 74 standortspezifischen Szenario-Spektren mit an bestimmten Ankerpunkten dem einem standortspezifischen Uniform-Hazard-Spektrum vorgegebenen Bodenantwortspekt- (Diagramm erstellt von P. Renault, rum bzw. Uniform-Hazard-Spektrum angepasst durch den Autor) entsprechen. 252
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken Deutlich erkennt man, dass je- des der beiden Spektren nicht mehr überall die Spektralbe- schleunigung des Uniform- Hazard-Spektrums erreicht. Die Anzahl der zu ermitteln- den Spektren hängt vom verwendeten Verfahren ab (Conditional Mean Spectrum, Conditional Spectrum). Bild 5 zeigt ein Beispiel, in dem für einen Standort 74 individuelle Szenario-Spektren ermittelt wurden, um das Uniform-Ha- zard-Spektrum abzudecken. Um diese Spektren, die einer Vielzahl verschiedener Erd- Bild 6: Beispiel einer Deaggregation beben entsprechen, ermit- teln zu können, muss man die Gefährdungskurve aus Bild 4 links zerlegen. fernung von 10 km sein. Die von einem solchen Dieser Prozess wird als Deaggregation bezeich- Erdbeben verursachten Bodenbeschleunigen am net. In Bild 6 ist eine Deaggregation für einen Standort können mit einem Abminderungsmodell Standort im mittleren Westen der USA darge- (Attenuation oder Ground Motion Prediction Mo- stellt. Für die Deaggregation steht für das Gebiet del) ermittelt werden. Bild 7 visualisiert ein sol- der USA heute freie Software zur Verfügung [33]. ches Abminderungsmodell mit einer freien Soft- ware. 4.2 Berechnungsschritte Der Unterschied der Spektralbeschleunigung aus diesem Abminderungsmodell und dem Uniform- Im Rahmen der Deaggregation der Erdbebenge- Hazard-Spektrum kann über die Variable ε darge- fährdung wird in der Regel auch das relevante Erd- stellt werden. Sie ergibt sich nach [34] zu: beben, welches die maximale Beschleunigung für eine bestimmte Frequenz, z. B. die erste Eigen- (2) frequenz, bestimmt. Das kann z. B. ein Erdbeben der mittleren Magnitude 7 mit einer mittleren Ent- mit: ε Unterschied zwischen Spek- tralbeschleunigung aus Ab- minderungsmodell und dem Uniform-Hazard-Spektrum T Periode in Sekunden Sa Spektralbeschleunigung in g ln Sa Natürlicher Logarithmus von Sa μln Sa(M, R, T) Prognostizierter Mittelwert von ln Sa σln Sa(T) Prognostizierte Standard- abweichung von ln Sa M Magnitude R Abstand zur Erdbebenquelle Man verwendet anstelle von Sa den natürlichen Logarithmus und erhält dafür eine standartnormalverteilte Größe. Im Folgenden sollen vereinfacht die Bild 7: Abminderungsmodell (Attenuation Model) zur Bestimmung Berechnungsschritte für die Erstel- der Spektralbeschleunigung für das mittlere Erdbeben lung des Conditional Mean Spect- 253
26. Dresdner Brückenbausymposium rum vorgestellt werden. Die Berechnungsschritte Im letzten Schritt wird das Conditional Mean Spec- sind relativ einfach und liegen programmtechnisch trum gemäß folgender Formel bestimmt [34]: in freier Software vor. Im Gegensatz zum Condi- tional Spectrum versucht man beim Conditional (4) Mean Spectrum nicht das gesamte Frequenzband durch beliebige Conditional Spectra abzudecken, sondern man wählt Ankerpunkte T*. Als Anker- Mit den Open-Access-Programmen, die im Inter- punkte wählt man häufig die erste Eigenfrequenz net vorliegen, und den Daten des Geologischen der Baustruktur. Für die zugehörige Spektralbe- Dienstes der USA kann man praktisch innerhalb schleunigung ermittelt man die Magnitude, die kürzester Zeit selbst Zeitverläufe für ein Conditio- Entfernung und das ε. Wie bereits erwähnt, kann nal Mean Spectrum erstellen (Bild 9). Die einzige man diese Werte für die USA im Internet beim notwendige kommerzielle Software ist Matlab, geologischen Dienst abfragen [33]. für das Matlab-Dateien in Matlab vorliegen. Al- lerdings kann man diese Dateien mit etwas Auf- Im nächsten Schritt werden der Mittelwert wand in OCTAVE-Dateien umwandeln. OCTAVE μlnSa(M, R, T) und die Standardabweichung σlnSa(T) ist freie Software. der logarithmischen Spektralbeschleunigung für den Ankerpunkt basierend auf der mittleren Ma- Die Variabilität der mittleren Spektren kann man gnitude und der mittleren Entfernung ermittelt. über eine hohe Anzahl der Realisierungen von Dafür stehen im Internet Programme (Bild 7) zur Zeitverläufen decken, z. B. 30 Zeitverläufe (Bild 9). Verfügung [35], [36]. Wiederholt man den Prozess nicht nur für eine Wiederkehrperiode, mittlere Magnitude und Ent- Im dritten Schritt wird der Conditional Mean für fernung (Ankerpunkt T*), so kann man die gesam- ε(T) für verschiedene Frequenzen bestimmt. Die- te seismische Gefährdung über eine Menge von ser Wert ergibt sich als Produkt von ε(T*) des Zeitverläufen abdecken. Dies nennt man Conditio- Ankerpunktes mit dem Korrelationskoeffizient nal Spectra und kann zu Hunderten von Zeitver- ρ(Ti, T*) [34]: läufen führen (Bild 5). (3) Details zur Entwicklung der Szenario-Spektren fin- den sich in zahlreichen Veröffentlichungen, z. B. in mit: μ ε(Ti)| ε(T*) Conditional Mean von ε(Ti) [34], [38], [39]. in Abhängigkeit von ε(T*) Für die Bestimmung des Korrelationskoeffizien- 4.3 Nutzen der Szenario-Spektren ten (Bild 8) liegen verschiedene Verfahren für be- stimmte Frequenzen vor, die programmtechnisch Der Nutzen durch die Anwendung des Conditional umgesetzt sind. Spectrum bzw. Conditional Mean Spectrum hängt sowohl von den dynamischen Eigenschaften der Brücke als auch von der Erdbebengefährdung am Standort ab. Für einen elastischen Einmassenschwinger bringt das Verfahren keine Vorteile, aber für Strukturen, deren Gesamtverhal- ten auch von höheren Eigenformen abhängt, ergeben sich geringere Einwirkungen [34], [40]. Man muss also mindestens eine Modellauflö- sung, wie z. B. in Bild 10 für eine Brücke gezeigt, verwenden. Auf der Einwirkungsseite hängt der Nutzen vom Verhältnis der Eintritts- wahrscheinlichkeit eines Erdbebens zur Eintrittswahrscheinlichkeit der Bodenbeschleunigung für den An- kerpunkt ab. Wenn z. B. die Eintritts- wahrscheinlichkeit eines Erdbebens Bild 8: Visualisierung der bedingten Baker-Jayaram-Korrelation nach gleich der Eintrittswahrscheinlich- [37] keit der Spektralbeschleunigung für 254
Im gedruckten Tagungsband stand hier eine Anzeige. Sie wurde für die Online-Fassung entfernt.
Im gedruckten Tagungsband stand hier eine Anzeige. Sie wurde für die Online-Fassung entfernt.
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken die erste Eigenfrequenz ist, dann ist die Einsparung durch die Conditio- nal Mean Spectra vernachlässigbar. Ist jedoch die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen dieser spektralen Beschleunigung geringer als die Wahrscheinlichkeit für das Auftre- ten eines Erdbebens, so ergibt sich ein Nutzen aus der Anwendung der Conditional Spectra. Üblicherwei- se ist dies der Fall in Regionen mit höherer seismischer Aktivität, weil dort verschiedene Erdbeben auf die Strukturen einwirken können. Inwieweit sich eine Einsparung für Regionen mit geringer seismischer Aktivität ergibt, ist in der Fachlitera- tur noch strittig. Bild 9: Conditional Mean Spectrum und ausgewählte Zeitverläufe, Bild 11 zeigt Mittelwerte eines die das CMS treffen Etagenantwortspektrums für eine bestimmte Überschreitungswahr- scheinlichkeit nach Uniform-Ha- zard-Spektrum (UHS) und Conditio- nal Spectrum (CS) für eine Region mit mittlerer seismischer Aktivität. Man sieht, dass im Großteil des Frequenzbandes die Spektralbe- schleunigung basierend auf Szena- rio-Spektren deutlich unterhalb der Spektralbeschleunigung basierend Bild 10: Dynamisches Brückenmodell nach [42] auf dem Uniform-Hazard-Spektrum liegt. Allerdings gilt das nicht für den gesamten Frequenzbereich. Es gibt durchaus Bereiche (im Bild bei 10 Hz), in denen Szenario-Spektren und Uniform-Hazard-Spektrum zur gleichen Spektralbeschleunigung führen. Auch für probabilistische Berechnun- gen mit Bauwerken konnte gezeigt werden, dass die Anwendung der Conditional Spectra eine deutliche Verringerung der Versagenswahr- scheinlichkeit bringt [43]. Bild 11: Vergleich zweier Etagenantwortspektren basierend auf UHS- 4.4 Stand und zukünftige konformen Zeitverläufen und CS-kompatiblen Zeitverläufen Anwendungen der (Diagramm erstellt von D. Kurmann, Szenario-Spektren angepasst durch den Autor) Nach derzeitigem Kenntnisstand wurde weltweit Promotionsarbeiten untersucht, eine Brücke in erst ein Brückenneubau mit dem Verfahren der Vancouver und eine Brücke in Montreal. In min- Conditional Mean Spectra geplant. Es handelt destens zwei weiteren Fällen wurde das Ver- sich dabei um eine Schrägkabelbrücke über den fahren der Conditional Spectra bzw. Conditional Mississippi in Saint Louis in den USA. Zwei wei- Mean Spectra für Forschungsarbeiten zum dy- tere Brücken wurden in Kanada im Rahmen von namischen Verhalten von Brücken bzw. Brücken 257
26. Dresdner Brückenbausymposium Tabelle 2: Anwendungen des Conditional Spectrum/Conditional Mean Spectrum für Brückenbauwerke Ort Brücke Verfahren Bemerkungen Quelle St. Louis Schrägkabelbrücke, CMS während Anwendung, auch konstrukti- [44], [45] Hauptspannweite 460 m Entwurf ve Änderungen Vancouver Vier-Feld-Durchlaufträ- CS und CMS Forschung, Variantenanalyse [42], [46] ger, Spannweite 50 m Montreal Fünf-Feld-Durchlaufträ- CMS Forschung, Berechnung von [47] ger, Stahlverbundbrücke, Fragilities* Gesamtlänge 232 m Kalifornien Jack Tone Road Over- CMS Forschung, Sensitivitätsstu- [41] crossing | La Veta Ave- die für Beschleunigungszeit- nue Overcrossing | Jack verläufe Tone Road Overhead Kalifornien Brückenpfeiler, getestet CS Forschung, nur bezogen auf [48] bei PEER/NEES in San Brückenpfeiler, die Anwen- Diego dung der CMS war nicht das primäre Ziel der Studie * Fragilities beschreiben die bedingte Versagenswahrscheinlichkeit als Funktion der Intensität der Ein- wirkung, bei seismischen Einwirkungen meistens eine Spektralbeschleunigung oder PGA elementen verwendet. Tabelle 2 fasst die bekann- die Ermittlung der seismischen Gefährdungen ten Anwendungen zusammen. Bisher liegen bis weltweit zu homogenisieren, z. B. in der OPEN- auf eine Anwendung nur Forschungsarbeiten vor. QUAKE-Plattform. Sollte dies erreicht werden, würden praktisch für alle Standorte weltweit Um eine Verbreitung des hier vorgestellten Ver- Werkzeuge für die Bestimmung der Conditional fahrens in der Praxis zu erreichen, ist eine norma- Spectra vorliegen. Für manche Länder, wie z. B. tive Grundlage zwingend. Im ersten Schritt wur- für die USA, liegen die Werkzeuge heute schon de das Verfahren der Conditional Mean Spectra vor, für andere Länder liegen Ergebnisse für in den 2015er Bericht des US-Programms zur manche Standorte vor, wie z. B. in der Schweiz Verringerung der Erdbebengefährdung für die für Basel und Zürich oder in Deutschland gemäß Anforderungen an neue Bauwerke und damit [51]. Für die Schweiz ist die Berechnung einer auch für Brücken aufgenommen (NEHRP [49]). Brücke mit Conditional Mean Spectrum in den Die Empfehlungen aus diesem Bericht werden nächsten Jahren vorgesehen. in die sich in Überarbeitung befindende amerika- nische Norm ASCE-7 im Abschnitt 16.2 „Ground Motions“ eingearbeitet [50]. Der Entwurf die- 5 Zusammenfassung ser Norm hat bereits den Bearbeitungsschritt „öffentliche Anhörung“ erreicht. Die Norm soll Im diesem Beitrag wurden die aktuellen Entwick- planmässig 2016 in Kraft gesetzt werden. Damit lungen zur Anwendung von Szenario-Spektren für liegt in den USA ab 2016 eine normative Grund- die seismischen Nachweise von Brücken vorge- lage für die Verwendung der Conditional-Mean- stellt. Mit diesem Verfahren kann unter Umstän- Spectrum-Methode vor. Mit dieser normativen den die rechnerische seismische Einwirkung auf Grundlage dürfte die Anzahl der Anwendungen Brücken signifikant, also um einen unteren zwei- des beschriebenen Verfahrens erheblich anstei- stelligen Prozentbetrag verringert werden [42], gen. [41]. Allerdings gilt diese Aussage nicht für das gesamte Frequenzband. Die Größenordnung der Unter Berücksichtigung der Planungshorizonte rechnerischen Verringerung der Einwirkung bzw. für große Brückenbauprojekte sollte dies etwa Erhöhung des Widerstandes kann bei bestehen- ab 2020 in Veröffentlichungen und Planungs- den Brücken über den Erhalt bzw. die Sanierung dokumentationen sichtbar werden. Für die der Brücke entscheiden und kann bei neuen Brü- Brückenbauingenieure in Europa wäre es über- ckenbauwerken zu erheblichen Einsparungen legenswert, diese normative Entwicklung zu führen. Eine gute konstruktive Durchbildung der übernehmen. Parallel dazu gibt es Bestrebungen, Brücke bleibt davon aber unbenommen. 258
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken Prinzipiell ist das Verfahren mit einem deutlich [9] Stirewalt, G.; Salomone, L.; McDuffie, S.; erhöhten Rechenaufwand verbunden. Das Ver- Coppersmith, K.; Fuller, C.; Hartleb, R.; fahren wird damit sicherlich Großinfrastruktur- Lettis, W.; Lindvall, S.; McGuire, R.; Toro, bauwerken vorbehalten bleiben, wie z. B. einer G.; Slayter, D.; Cumbest, R.; Shumway, A.; Schrägkabelbrücke über den Mississippi [44]. Für Syms, F.; Glaser, L.; Hanson, K.; Youngs, R.; manche Länder sind die notwendigen Daten und Bozkurt, S.; Montaldo Falero, V.; Perman, R.; Programme heute bereits frei verfügbar. Mit der Tuttle M.: Central and Eastern United States Einführung einer normativen Grundlage in den Seismic Source Characterization for Nuclear USA ist dort in den nächsten Jahren mit einer er- Facilities. Technical Report of NUREG-2115, höhten Anzahl der Anwendung des Conditional- Washington D.C.: NRC, 1/2012 Spectrum- bzw. Conditional-Mean-Spectrum-Ver- [10] SIGMA – Seismic Ground Motion Assess- fahrens zu rechnen. ment: http://www.projet-sigma.com/ (Zu- griff 11.12.2015) [11] EMME – Earthquake Model of the Middle Literatur East region: Hazard, Risk Assessment, Eco- nomics & Mitigation. http://www.emme- [1] Proske, D.: Zur Unsicherheit der Abschät- gem.org/ (Zugriff 11.12.2015) zung von natürlichen Einwirkungen. Bau- [12] Giardini, D.; Woessner, J.; Danciu, L.; Crow- technik 92 (2015) 12, S. 854–859 ley, H.; Cotton, F.; Grünthal, G.; Pinho, R.; Va- [2] Proske, D.: Massivbrücken unter extremen lensise, G.: SHARE European Seismic Hazard Wetterbedingungen. In: Curbach, M. (Hrsg.): Map for Peak Ground Acceleration, 10 % Tagungsband zum 25. Dresdner Brücken- Exceedance Probabilities in 50 years. Erd- bausymposium am 10.3.2015 an der TU bebengefahrenkarte (DOI: 10.2777/30345), Dresden, Dresden: Institut für Massivbau Zürich: ETH Zürich, 2013, more informati- der TU Dresden, 2015, S. 239–250 on e.g. under http://www.insu.cnrs.fr/files/ [3] Proske, D.: Statistical Investigation of Ext- share_brochure_public.pdf (Zugriff 4.1.2016) reme Weather Conditions. In: Haukaas, T. [13] Rovithis, E. N.; Pitilakis, K. D.: Seismic assess- (Hrsg.): Proc. of the 12th International Con- ment and retrofitting measures of a historic ference on Applications of Statistics and stone masonry bridge. International Journal of Probability in Civil Engineering ICASP12, Earthquakes and Structures (in Druck) 12.–15.7.2015 in Vancouver (Canada), er- [14] Federal Highway Administration (Hrsg.): schienen online unter http://hdl.handle. China Earthquake Reconnaissance Report: net/2429/53355, 7 S. (Zugriff 11.12.2015) Performance of Transportation Structures [4] Usbeck, T.; Wohlgemuth, T.; Pfister, Chr.; During the May 12, 2008, M7.9 Wenchuan Volz, R.; Benistone, M.; Dobbertin, M.: Wind Earthquake, Observed Damage to Bridges. speed measurements and forest damage in Report, Publication No. FHWA-HRT-11-029, Canton Zurich (Central Europe) from 1891 2/2011, http://www.fhwa.dot.gov/publi- to winter 2007. Int. J. Climatol. 30 (2010), cations/research/infrastructure/structu - S. 347–358 res/11029/ (Zugriff 4.1.2016) [5] Wetter, O.; Pfister, C.; Weingartner, R.; Lut- [15] Kiremidjian, A. A.; Basöz, N.: Evaluation of erbacher, J.; Reist, T.; Trösch, J.: The largest Bridge Damage Data from Recent Earthqua- floods in the High Rhine basin since 1268 as- kes. NCEER Bulletin 11 (1997) 2, S. 1–7 sessed from documentary and instrumental [16] Lee, G. C.; Qi, J. C.; Huang, C.: Develop- evidence. Hydrological Sciences Journal 56 ment of a Database Framework for Mode- (2011) 5, S. 733–758 ling Damaged Bridges. Technical Report [6] Smith, K.: Environmental Hazards – Asses- MCEER-13-0009, 16.6.2013, Buffalo: Uni- sing Risk and Reducing Disaster. London: versity at Buffalo, 16.6.2013, Routledge, 1996 [17] Cook, W.: Bridge Failure Rates, Consequen- [7] Vermeesch, P.: Lies, Damned Lies, and Stati- ces, and Predictive Trends. Diss., Utah State stics (in Geology). Eos Trans. Am. Geophys. University Logan, 2014 Union 90 (2009) 47, S. 443 [18] Wenk, T.: Beurteilung der Erdbebensicher- [8] Abrahamson, N. A.; Coppersmith, K. J.; Kol- heit bestehender Strassenbrücken. Bundes- ler, M.; Roth, P.; Sprecher, C.; Toro, G. R.; amt für Strassen ASTRA, Bern, 2005 Youngs, R.: Probabilistic Seismic Hazards [19] Wei, X.; Wang, Q.; Wang, J.: Damage pat- Analysis for Swiss Nuclear Power Plant Sites tern and failure mechanisms of bridge pile (PEGASOS Project). Final report, Wettingen: foundation under earthquake. Proc. of the NAGRA, 7/2004, http://www.swissnuclear. 14th World Conference on Earthquake En- ch/upload/cms/user/PEGASOSProjectRe- gineering, 12.-17.10.2008 in Beijing (China), portVolume1-new.pdf (Zugriff 4.1.2016) published on CD, 7 S. 259
26. Dresdner Brückenbausymposium [20] Kazama, M.; Noda, T.: Damage Statistics [32] Renault, P.: Bewertungsverfahren zur Beur- (Summary of the 2011 off the Pacific Coast teilung der Erdbebensicherheit von Brücken- of Tohoku Earthquake damage). Soils and bauwerken. Diss., RWTH Aachen, 2005 Foundations 52 (2011) 5, S. 780–792 [33] U.S. Geological Survey: http://geohazards. [21] Hisada, M.; Hayasaka, T.; Kobayashi, M.; Ma- usgs.gov/deaggint/2008/ (Zugriff 11/2015) ruyama, K.; Iwanami, M.; Kano, M.; Yamada, [34] Baker, J. W.: Conditional Mean Spectrum: K.: How can concrete technology contribute? Tool for ground motion selection. Journal of Review of certain issues arising in the reco- Structural Engineering 137 (2011) 3, S. 322– very from the Great East Japan Earthquake. 331 Concrete Committee, Japan Society of Civil [35] OPENSHA: http://www.opensha.org/apps Engineers 2012, Annual Meeting, 7.9.2012 (Zugriff 11/2015) on Nagoya University (Japan), 5 S. [36] Pacific Earthquake Engineering Research [22] Schexnayder, C.; Alarcón, L.; Antillo, E.; Mo- Center: http://peer.berkeley.edu/products/ rales, B.; Lopez, M.: Observations on Bridge rep_nga_models.html (Zugriff 11/2015) Performance during the Chilean Earthquake [37] Baker Research Group, Stanford University: of 2010. J. Constr. Eng. Manage 140 (2014) http://web.stanford.edu/~bakerjw/research/ 4, S. B4013001 epsilon.html (Zugriff 11/2015) [23] Jacobs, L. D.; DesRoches, R.; Leon, R. T.: [38] Baker, J. W.; Cornell, C. A.: Vector-Valued Large Scale Shake Table Test of a Port Con- Ground Motion Intensity Measures for Pro- tainer Crane under Strong Motion Excitation. babilistic Seismic Demand Analysis. PEER In: Senapathi, S.; Casey, K.; Hoit, M. (Hrsg.): Report No. 2006/08, University of California, Proc. of the ASCE Structures Congress, 12.– Berkeley, 10/2006 15.5.2010 in Orlando (Florida, USA), Ameri- [39] Lin, T.; Harmsen, S.; Baker, J.; Luco, N.: can Society of Civil Engineers , S. 2692–2701 Conditional Spectrum Computation Incor- [24] Münchner Rück: Edition Wissen: Hurrikane porating Multiple Causal Earthquakes and – stärker, häufiger, teurer – Assekuranz im Ground Motion Prediction Models. Bulletin Änderungsrisiko. München: Münchner Rück, of Seismological Society of America 103 2006 (2013) 2a, S. 1103–1116 [25] Port Nola: http://portno.com/Port_Facts (Zu- [40] Ortiz, O.; Hutt, C.; Galasso, C.; Ghazizadeh, griff 11/2015) S.: Impact of Uniform Hazard Spectrum ver- [26] Proske, D.; Kurmann, D.; Cervenka, J.: Seis- sus Conditional Mean Spectrum on Structu- mische Tragfähigkeit eines Stahlbetongebäu- ral Response. London: UCL, 2013 des. Beton- und Stahlbetonbau 108 (2013) 8, [41] Liang, X.; Günay, S.; Mosalam, K. M.: Seis- S. 552–561 mic Response of Bridges considering Diffe- [27] Kurmann, D.; Proske, D.; Cervenka, J.: Seis- rent Ground Motion Selection Methods. In: mic Fragility of a reinforced concrete struc- Caner, A.; Gülkan, P.; Mahmoud, K. (Hrsg.): ture. Independent Journal for Nuclear Engi- Developments in International Bridge En- neering 78 (2013) 2, S. 120–126 gineering: Selected Papers from Istanbul [28] Lin, T.; Baker, J. W.: Introducing adaptive in- Bridge Conference 2014, Heidelberg: Sprin- cremental dynamic analysis: A new tool for ger, 2016, S. 147–154 linking ground motion selection and struc- [42] Tehrani, P.; Mitchell, D.: Incremental dynamic tural response assessment. In: Ellingwood; analysis (IDA) applied to seismic risk assess- Frangopol (Hrsg.): Safety, Reliability, Risk ment of bridges. In: Tesfamariam, S.; Goda, K. and Life-Cycle Performance of Structures & (Hrsg.): Handbook of Seismic Risk Analysis and Infrastructures – Deodatis, London: Taylor & Management of Civil Infrastructure Systems, Francis Group, 2013, 8 S. Cambridge: Woodhead, 2013, S. 561–595 [29] Ramanathan, K. N.: Next Generation Seismic [43] Proske, D.; Renault, Ph.; Kurmann, D.; Asfu- Fragility Curves for California Bridges Incor- ra, A.: Computation of the seismic CDF of a poration the Evolution in Seismic Design Phi- NPP using Conditional Spectra Approach. In: losophy. Diss., Georgia Institute of Technolo- Patelli, E.; Kougioumtzoglou, I. (Hrsg.): Proc. gy, 2012 of 13th International Probabilistic Workshop, [30] Campbell, K. W.; Bozorgnia, Y.: Cumulative 11/2015 in Liverpool (GB), Liverpool: Re- Absolute Velocity (CAV) and Seismic Intensi- search Publishing, 2011, S. 42–51 ty Based on the PEER-NGA Database. Earth- [44] Hashash, Y.; Abrahamson, N.; Olson, S.; quake Spectrum 28 (2012) 2, S. 457–485 Hague, S.; Kim, B.: Conditional Mean Spec- [31] Meskouris, K.; Hinzen, K. G.; Butenweg, trum in Site-Specific Seismic Hazard Evalu- Chr.; Mistler, M.: Bauwerke und Erdbeben: ation for a Major River Crossing in the Cen- Grundlagen – Anwendung – Beispiele. Wies- tral United States. Earthquake Spectrum 31 baden: Vieweg + Teubner, 2011 (2015) 1, S. 47–69 260
Dirk Proske: Szenario-Spektren beim seismischen Nachweis von Brücken [45] Hashash, Y.; Abrahamson, N.; Olson, S.: [48] Chandramohan, R.; Baker, J.; Deierlein, G.: Mississippi River Bridge using multiple CMS Influence of Ground Motion Duration on the (New I-70 Mississippi River Bridge). Proc. of Collapse Response of Bridge Structures. In: COSMOS Annual Meeting, 9.11.2010 in San Proc. of 7th National Seismic Conference Francisco (USA), 23 S. on Bridges & Highways, 20.–22.5.2013 in [46] Therani, P.; Goda, K.; Mitchell, D.; Atkinson Oakland (California, USA), 12 S. G.; Chouinard, L.: Seismic Response Predic- [49] NEHRP Recommended Seismic Provisions tion of Bridges using Incremental Dynamic for New Buildings and Other Structures, Vo- Analysis with Subduction Zone and Crus- lume I: Part 1 Provisions, Part 2 Commenta- tal Ground Motion Records. In: FEMA/US ry. FEMA P-1050-1/2015 Edition, San Fran- Department of Homeland Security (Hrsg.): cisco (California) Proc. of 10th US National Conference on [50] ASCE/SEI 7-16: Minimum Design Loads for Earthquake Engineering, Frontiers of Earth- Buildings and Other Structures, Structural quake Engineering, 21.–25.7.2014 in Ancho- Engineering Institute of American Society of rage (Alaska, USA), 11 S. Civil Engineers (ASCE). Draft 2015, Restion [47] Mahmoudi, S.; Chouniard, L.: Seismic Fragi- (Virginia) lity Assessment of Highway Bridge. In: Proc. [51] Habenberger, J.: G efährdungskonsistente of 15th World Conference on Earthquake En- Erdbebenszenarien für das Gebiet von gineering, 24.–28.9.2012 in Lissabon (Portu- Deutschland. DACH-Mitteilungsblatt 81 gal), 8 S. (2006) Sept., S. S2–S8 Alle Grafiken wurden vom Autor erstellt, so nicht abweichend davon vermerkt. Im gedruckten Tagungsband stand hier eine Anzeige. Sie wurde für die Online-Fassung entfernt. 261
Im gedruckten Tagungsband stand hier eine Anzeige. Sie wurde für die Online-Fassung entfernt.
Sie können auch lesen