DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN - Der Blick in die Zukunft - Landeskonferenz 26. Februar 2020 Prof. Christian Butter, Kardiologie ...
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DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN - Der Blick in die Zukunft ….geht nicht ohne einen kritischen Blick in die Gegenwart 15. Landeskonferenz 26. Februar 2020 Prof. Christian Butter, Kardiologie, Herzzentrum Brandenburg
Was ist heute anders als damals? Ist es uns heute egal, wer was über uns weiß? Ist heute alles sicherer als damals? C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
• Personalisierte oder individualisierte Medizin ist in aller Munde. Die beiden, in der Regel synonym verwendeten Bezeichnungen stehen für einen stärker gewordenen Trend in der Medizin • der Verweis auf das Individuum beziehungsweise die Person führt geradewegs in die Irre, handelt es sich doch gerade nicht um eine Medizin, die sich an den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Patienten orientiert. • Die individualisierte Medizin weckt Hoffnungen, die schwer zu befriedigen sind. • Laien stellen sich darunter eine Medizin vor, die sich dem Patienten als Individuum mit spezifischen Vorstellungen und Wünschen widmet. Sie erwarten von einem Arzt, der diese Leistung anbietet, dass er sich Zeit für die Patienten nimmt, sie sorgfältig untersucht und die für sie zutreffende Therapie oder den guten Rat zur angemessenen C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB gesundheitsfördernden Lebensführung erteilen kann • Künftig wird die Herausforderung darin bestehen, solche Informationen zu deuten, zu „übersetzen“, ihrem Wahrscheinlichkeitsgehalt gemäß zu gewichten, um sie als Grundlage für einen kompetenten Umgang mit Gesundheitserhaltung und Krankheitsvorbeugung zu nutzen. Kurzum: In der Medizin muss eine hermeneutische Praxis etabliert werden
„Sollte es der individualisierten Medizin gelingen, die quantitativ und qualitativ immens werdende Informationsmenge von/über Patienten und Probanden mit kulturellem und moralischem Bewusstsein zu flankieren, wären die Chancen und Aussichten, ihre Versprechen zu halten, noch größer als bisher erhofft.“ C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
Die (verordnete) Realität: • Pflegeuntergrenzen für Intensivstationen • 2.5 Patienten auf eine examinierte Pflegekraft • Ab 2021 - 1 Pflegekraft für 2 Patienten C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
Was kann KI ? - Datenmengen auf Auffälligkeiten/Korrelationen durchsuchen => Muster in Daten erkennen - Treffsicherheit von Vorhersagen erhöht sich mit jedem Analysevorgang - 3 Bereiche der Medizin profitieren am meisten: 1) Monitoring: Pulserhöhung beim Treppensteigen – normal ? Oder in der Zusammenschau mit anderen Daten/Vorgeschichte erstes pathologisches Zeichen? 2) Diagnostik: Reduktion der Fehlerwahrscheinlichkeit bei diagnostischen Verfahren 3) Suche nach neuen AM/Behandlungsmethoden …“jeder Patient bekommt eigenes Medikament“ C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB Kymriah (Novartis): erste vollständig personalisierte Zelltherapie gegen Leukämie
Digitalisierung in der Medizin // Neurokognitive Testung Digitalisierung von psychologischen Tools kann helfen, komplexe, umfangreiche Tools für den klinischen Alltag nutzbar zu machen: Früherkennung von Demenz Änderungen im neurokognitiven Funktionen https://ki-elements.de/de/ 25. Februar 2020 Digitalisierung in der Medizin // PD Anja Haase-Fielitz 9
Neurokognitive Testung – ∆elta - App Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz digitalisierte neuropsychologische Testung https://ki-elements.de/de/ 25. Februar 2020 Digitalisierung in der Medizin // PD Anja Haase-Fielitz 10
Neurokognitive Testung – ∆elta - App Konfrontations-Benennungs-Test Bildbeschreibung Figuren Abzeichnen Semantische Wortflüssigkeit Wortliste Uhren Zeichnen Zahlenspanne Trail Making Test Freier Stichwort Selektiver Erinnerungstest (FCSRT) 25. Februar 2020 Digitalisierung in der Medizin // PD Anja Haase-Fielitz 11
Einführung von Digitalisierung in Klinik und Praxis Die Realität: • Bisher immer mehr Sand im Getriebe, kostet zusätzliche Zeit • Anpassung und Optimierung durch Anwender kaum möglich • Im aktuellen Betrieb bei immer stärkerer Arbeitsverdichtung keinerlei zeitliche Ressourcen • Weiter Belastung des Personals durch Strafregelung und Fristen bei Codierung • Keine Förderung der Sach- und Personalkosten Kein Interesse, keine Euphorie, keine Freiräume zur Einführung und Optimierung !!! C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
Apple Watch Studie - N=420,000 Erwachsene ohne bekanntes Vorhofflimmern - Beobachtungszeit im Mittel 4 Monate - 0,03% hatten tatsächlich VHF (EKG) Entspricht einem Umsatz von 189 000 000 Euro bei 450.- /Watch Perez et al. N Engl J Med 2019
Der Patient als Summe der von ihm erhobenen Daten Prof. Snyder – Stanford (Professur für genetische und personalisierte Medizin) Trägt täglich mind. 7 „wearables“ asianage.com N=43 Probanden; 2 Jahre Smartwatch + andere Sensoren (kontinuierliches Aufzeichnung Herzfrequenz und Körpertemperatur) • Smartwatches, Fitnesstracker etc. erkennen Frühzeichen einer Erkältung Tage bevor man symptomatisch wird • Vorhersage komplexer Krankheitsbilder wie Lyme-Borreliose (wie bei Prof. Snyder) oder Diabetes mellitus
PlosOne 2017 C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
Finden Sie sich in den „individuellen“ Daten wieder ? Keine prospektive Interpretation !!! C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
Wie war die Akzeptanz der Organspende ?? Die Realität : EU-DSGVO C. Butter - Immanuel• Herzzentrum E-Mail mit Befunden an Patienten oder Kollegen nicht erlaubt ! Bernau / MHB • Keine Auskunft auch an Kollegen ohne Patienten-Zustimmung möglich !
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Digitalisierung in ländlichen Regionen -funktionierende Infrastruktur als Voraussetzung für die Implementierung konkreter Services und Plattformen
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Telemedizin: Besonders ländliche Regionen könnten profitieren Projekt zur MRT-Diagnostik der Herzinsuffizienz in ländlichen Gebieten vom Innovationsfonds des G-BA mit 7 Mio Euro gefördert
• „strukturschwache Regionen“: BRB und Meck-Vorpomm. ! • Amb. Herz-MRT auf 2 Trucks bei asymptomatischen „Risiko“ Patienten zur „Früherkennung“ von Herzschwäche • 8000 Patienten geplant, Versorgung, Aufklärung und Datenanalyse aus BERLIN !! • Identifizierung der sog. „Risikopatienten“ durch KK-Daten • Die „Lieferanten“: Hausärzte (20.- Euro !!) und einige Kliniken als Standorte der Trucks in BRB +Meck-Vorpomm. FÖRDERSUMME: ca. 7,3 Mio Euro C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB Die REALITÄT: Keine Erstattung von (sinnvollen) Herz-MRTs durch KBV – stationär wegen prim. Fehlbelegung auch nicht mehr möglich Bei ca. 400.- Euro wären ca. 18 500 sinnvolle Untersuchungen möglich
Top 8 – Vorhersagen für das Gesundheitswesen in 2020 forbes.com
Der #BER des Gesundheitswesens: Die elektronische Gesundheitskarte Mikroprozessorchip: Speicherung administrativer Daten der Versicherten Optional: Notfalldaten oder Medikationspläne ab 2021 müssen Krankenkassen Versicherten elektronische Patientenakte zur Verfügung stellen https://www.krankenkassenzentrale.de/wiki/gesundheitskarte#kosten
Patientenperspektive Digitalisierung in der Medizin Bei aller Datensicherheit !!! Wer darf wissen und was bedeutet es, wenn • ich mich einer Kinderwunschsprechstunde befinde • mehrfache Bandscheibenvorfälle hatte • ein Krebsleiden überstanden habe • wegen einer Depression behandelt wurde oder ein „Burn-out„ in meiner Krankengeschichte erscheint ???
• Google-Mutterkonzern Alphabet gerade erst für 2,1 Milliarden US-Dollar den Smartwatch-Hersteller Fitbit übernommen • Google selbst arbeitet in einer Partnerschaft mit Ascension • vom November 2019 (3) Zugriff auf umfassende gesundheitsbezogene Informationen von Millionen US- Bürgern in 21 Bundesstaaten. Ascension lädt dazu die Daten – Laborergebnisse, Arztdiagnosen und Krankenhausberichte bis hin zu vollständigen Gesundheitsverläufen einschließlich Patientennamen und Geburtsdaten – in die von Google bereitgestellte Cloud. • Allerdings C. Butter - Immanuelinformierten Herzzentrumdie Unternehmen Bernau / MHB zunächst weder Ärzte noch Patienten über das Projekt und die Datenspeicherung in der Cloud • In Großbritannien können die Menschen seit Mitte 2019 Gesundheitsfragen direkt an Alexa richten. Dazu arbeitet Amazon mit dem Nationalen Gesundheitsdienst des Landes (NHS) zusammen, der auf seiner Webseite auch Informationen und Hinweise zu Krankheiten veröffentlicht
Marktvolumen für digitale Gesundheit wächst • Das europaweite Marktvolumen für digitale Produkte und Dienstleistungen im Gesundheitswesen wird nach der Studie „Future of Health“ der Unternehmensberatung Roland Berger bis 2025 voraussichtlich rund 155 Milliarden Euro betragen. 38 Milliarden Euro davon sollen auf Deutschland entfallen • Nach dem aktuellen „Start-up-Barometer Deutschland“ der Beratungsgesellschaft Ernst & Young erhielten deutsche Start-ups im Jahr 2019 6,2 Milliarden Euro von Investoren – 36 Prozent mehr als 2018 • Das Geld kommt in der Regel von ausländischen Investoren aus den USA, Großbritannien und Asien „Das Sammeln von gesundheitlich relevanten Daten in Regionen, in denen Patientendaten wenig geschützt sind, • Der europäische Markt für KI von rund drei Milliarden Euro in 2019 bis auf 10 Milliarden Euro im Jahr 2022 wachsen gleicht dem historischen Kolonialismus“ Bart de Witte (Gründer der Hippo AI Foundation). Dieser Ansatz zwinge die schwächsten Menschen, unfreiwillig an einem nicht konsensfähigen menschlichen Experiment teilzunehmen. Langfristig C. könne dies Butter - Immanuel zu einer höchst Herzzentrum Bernau ungleichen / MHB Machtbalance zwischen einzelnen Menschen oder Gruppen und Konzernen oder auch zwischen Bürgern und ihren Regierungen führen. Heike E. Krüger-Brand
„Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie muss sich daran messen la ssen, wie sie die Versorgung der Patienten verbessert, und wie sie hilft, die Arbeit der Kollegen in den Praxen und den Kliniken zu entlasten – ohne dabei zusätzliche Kosten und erheblichen Mehraufwand zu verursachen“ Gassen Dtsch Arztebl 2020; 117(8) C. Butter - Immanuel Herzzentrum Bernau / MHB
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