Vernehmlassung zum Entwurf einer Änderung des Ein-führungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch betreffend das Grundbuchrecht - Mai 2013
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Vernehmlassung zum Entwurf einer Änderung des Ein- führungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch betreffend das Grundbuchrecht 3. Mai 2013 2701.259 / VN-JSD 2013-05-03 EGZGB Vernehmlassungsentwurf
-2- Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage ................................................................................................................................ 3 2 Parlamentarische Vorstösse ........................................................................................................ 4 3 Ziele der Revision .......................................................................................................................... 5 4 Kantonsvergleich........................................................................................................................... 5 5 Grundzüge der Revision ............................................................................................................. 10 5.1 VERÖFFENTLICHUNG VON EIGENTUMSERWERBEN AN GRUNDSTÜCKEN ........................................................................ 10 5.2 GESETZLICHE PFANDRECHTE ................................................................................................................................ 12 5.3 GRUNDBUCHABGABEN ....................................................................................................................................... 14 5.4 ORGANISATION DER GRUNDBUCHVERWALTUNG UND GRUNDBUCHKREISE .................................................................... 14 5.5 ERGÄNZUNG DES EINFÜHRUNGSGESETZES ZUM ZIVILGESETZBUCH UND AUFHEBUNG DES GRUNDBUCHGESETZES ................. 15 6 Erläuterungen der Bestimmungen............................................................................................. 16 6.1 EINFÜHRUNGSGESETZ ZUM SCHWEIZERISCHEN ZIVILGESETZBUCH................................................................................ 16 6.2 KANTONSRATSBESCHLUSS ÜBER DIE GRUNDBUCHKREISE ........................................................................................... 21 7 Auswirkungen .............................................................................................................................. 21 8 Weiteres Vorgehen ...................................................................................................................... 21 Entwurf 1: Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch …………………………………...22 Entwurf 2: Kantonsratsbeschluss über die Grundbuchkreise ……………………………………………..31 Anhang
-3- 1 Ausgangslage Das Grundbuchgesetz des Kantons Luzern trägt das Datum vom 14. Juli 1930 (SRL Nr. 225). Das Gesetz ist auf die Einführung des eidgenössischen Grundbuchs angelegt und heute zu grossen Teilen veraltet. Der Luzerner Gesetzgeber hatte einerseits im Gesetz betreffend die Einführung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches im Kanton Luzern vom 21. März 1911 (G IX S. 186) die notwendigen Regelungen zur Einführung des Sachenrechts erlassen und andererseits zuerst im Gesetz betreffend die Grundbuchkreise und die Einfüh- rung des Grundbuches vom 29. November 1922 (G X S. 461) und später im Grundbuchge- setz von 1930 (G XI S. 218) die Grundlage zur Anlage des eidgenössischen Grundbuchs und der Ablösung der alten Luzerner Hypothekarprotokolle geschaffen. Kantonale Einfüh- rungs- und Organisationsbestimmungen waren nötig geworden, nachdem das Schweizeri- sche Zivilgesetzbuch (ZGB) am 1. Januar 1912 in Kraft getreten ist. Mit dem ZGB wurde das Grundbuchrecht gesamtschweizerisch vereinheitlicht. Das Grundbuchsystem des Schweize- rischen Zivilgesetzbuches ist ein staatliches Register aller Rechte an den Grundstücken. Dieses Register beruht auf einzelnen Rechtsvorgängen – zum Beispiel einem Kauf, einer Schenkung oder einem Erbgang. Hinzu kommen hinsichtlich der massgebenden Grund- buchpläne die Daten der amtlichen Vermessung. Das Grundbuch gibt Auskunft über die Rechte und über die Lasten an Grundstücken (wie Dienstbarkeiten, Grundpfandrechten) und gewährt Rechtssicherheit für den Bestand und für die Übertragung von Liegenschaften. Es umfasst grosse Datenmengen und betrifft hohe wirtschaftliche Werte. Im Kanton Luzern sind etwas mehr als 190'000 Grundstücke registriert. Die heutige Rechtslage im Kanton Luzern umfasst folgende Regelungen: Das geltende Grundbuchgesetz legt die Organisation des Grundbuchwesens fest, bestimmt die Grundsät- ze der Grundbuchführung und enthält die grundlegenden Bestimmungen zur Einführung des eidgenössischen Grundbuchs und zu den Gebühren. Mit zahlreichen Änderungen in Kraft blieb das Gesetz über das Handänderungs- und Hypothekarwesen vom 6. Juni 1861 (SRL Nr. 215), welches die altrechtlichen Verhältnisse regelte. Seit dem 1. Januar 2002 gilt das neue Einführungsgesetz zum ZGB vom 20. November 2000 (SRL Nr. 200). Dieses bestimmt die zuständigen Behörden und das Verfahren in zivilrechtlichen Angelegenheiten und enthält kantonales Zivilrecht. Das Gesetz über die Geoinformation und die amtliche Vermessung (Geoinformationsgesetz) vom 8. September 2003 regelt die Angelegenheiten der amtlichen Vermessung und des kantonalen geografischen Informationssystems im Allgemeinen (SRL Nr. 29). In Zusammenhang mit der Neueinteilung des Kantons Luzern in Wahl-, Gerichts- und Verwaltungskreise wurde im Rahmen der Justizreform das Kantonsgebiet auf den 1. Januar 2011 in zwei Grundbuchkreise – Luzern West und Luzern Ost – aufgeteilt. Ausser- dem wurden die Standorte der Grundbuchämter, d.h. der Amtsstellen, festgelegt bzw. neu umschrieben. Ursprünglich bestanden im Kanton Luzern sechs Grundbuchkreise, die mit den sechs Amtsgerichtskreisen zusammenfielen (vgl. Botschaft B 137 zu den Entwürfen eines Gesetzes über die Organisation der Gerichte und Behörden in Zivil- und Strafverfahren und damit zusammenhängender Gesetzesänderungen sowie eines Kantonsratsbeschlusses vom 15. Dezember 2009, in: KR 2010, S. 534). Von Bedeutung für die Praxis der luzernischen Grundbuchbehörden sind zwei in jüngster Zeit erfolgte Teilrevisionen des Bundesrechts: − Das Bundesgesetz vom 19. Dezember 2003 über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur (Bundesgesetz über die elektronische Signatur, ZertES; SR 943.03) führte auf den 1. Januar 2005 zu einer Änderung der Artikel 942 und 949a ZGB. Diese Bestimmungen regeln die Führung des Grundbuchs mittels Informatik. Mit den geänderten Artikeln 970 und 970a ZGB wurde die Öffentlichkeit des Grundbuchs er- weitert. So wird unter anderem gewissen Personen und Behörden (z.B. Notaren, Banken,
-4- Steuerbehörden) der Zugriff auf elektronisch gespeicherte Daten gewährt, sofern sie die- se zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen. − Am 11. Dezember 2009 beschlossen die eidgenössischen Räte eine Revision des Immo- biliarsachen- und des Grundbuchrechts im ZGB (vgl. Botschaft des Bundesrates vom 27. Juni 2007, in: Bundesblatt [BBl] 2007 S. 5283, und Gesetzesänderung vom 11. De- zember 2009 in: BBl 2009 S. 8779). Kernstück dieser ZGB-Teilrevision ist die Einführung des papierlosen Schuldbriefes als Alternative zum Papier-Schuldbrief. Der Register- Schuldbrief entsteht mit der Eintragung im Grundbuch, ohne dass ein Wertpapier ausge- stellt werden muss, und seine Übertragung erfolgt ebenfalls im Grundbuch. Der Register- Schuldbrief erleichtert das Kreditgeschäft. Kosten für Ausfertigung, Aufbewahrung und Übermittlung der Schuldbriefe fallen weg. Die Gült (Grundpfandrechtsart) wird ganz abge- schafft. Ein weiteres zentrales Anliegen der Revision ist der Ausbau des Grundbuchs als zeitgemässes Bodeninformationssystem, was mit verschiedenen Massnahmen erreicht wird. Unter anderem sind Eintragung und Löschung öffentlich-rechtlicher Eigentumsbe- schränkungen vorgesehen und sollen bedeutungslos gewordene und überflüssige Einträ- ge in einem vereinfachten Verfahren aus dem Grundbuch gelöscht werden können. Aus Gründen der Rechtssicherheit wird die Pflicht zur öffentlichen Beurkundung ausgedehnt. Neu müssen sämtliche Rechtsgeschäfte auf Errichtung von Grundpfandrechten und Dienstbarkeiten öffentlich beurkundet werden. Der Bundesrat hat am 23. September 2011 beschlossen, die geänderten Sachenrechtsbe- stimmungen des ZGB am 1. Januar 2012 in Kraft zu setzen. Auf den gleichen Zeitpunkt hat der Bundesrat die totalrevidierte eidgenössische Grundbuchverordnung (GBV; SR 211.432.1) in Kraft gesetzt. Die eidgenössische Grundbuchverordnung regelt die Grundbuch- führung im Einzelnen und enthält zahlreiche Bestimmungen zum Einschreibeverfahren, zur Öffentlichkeit des Grundbuchs und zur Ausrichtung des Grundbuchs auf den elektronischen Geschäftsverkehr. Da eine Totalrevision des kantonalen Grundbuchgesetzes innert der kur- zen Zeit zwischen dem Erlass und der Inkraftsetzung der eidgenössischen Grundbuchver- ordnung nicht möglich war, hat der Regierungsrat – gestützt auf § 56 Absatz 2 der Kantons- verfassung – das notwendige Einführungsrecht erlassen. Die Verordnung zur Einführung neuen Bundesrechts im Grundbuchwesen vom 18. Oktober 2011 (SRL Nr. 225a) bezeichnet in Fortführung der bisherigen Rechtslage das Obergericht des Kantons Luzern als zuständi- ge Behörde in Beschwerdesachen (Art. 956a ZGB) und im öffentlichen Bereinigungsverfah- ren nach neuem Artikel 976c ZGB. 2 Parlamentarische Vorstösse Am 17. Januar 2006 hat der damalige Grosse Rat die Motion von Anton Huber und Mitunter- zeichnern über die Aufhebung von § 90 EGZGB betreffend die Veröffentlichung von Hand- änderungen teilweise erheblich erklärt (Motion M 295; vgl. GR 2006, S. 303). Der Regie- rungsrat hat sich zu einer Reduktion des Umfangs der zu veröffentlichenden Angaben bei Eigentumserwerbungen und damit auch zu einer Reduktion der Publikationsgebühren bereit erklärt. In der schriftlichen Begründung wurde ausgeführt, dass man zum Beispiel die Daten über die Grundstückart und -fläche, die Gebäudeart sowie das Datum des Erwerbs durch die Veräusserin oder den Veräusserer weglassen könnte. Der Grosse Rat folgte dem Antrag des Regierungsrates und erklärte die Motion teilweise erheblich (GR 2006, S. 305). Entsprechend diesem Beratungsergebnis ist eine Reduktion bei den zu publizierenden Daten vorgesehen. Wir verweisen dazu auf die weiteren Ausführungen in Kapitel 5.1.
-5- 3 Ziele der Revision Aus den Darlegungen der vorangehenden Kapitel ergeben sich die Ziele und die Hauptpunk- te der Revision: Das kantonale Grundbuchrecht soll aktualisiert werden und ein zuverlässi- ges Bild von der Rechtslage geben. Bestimmungen, die dem übergeordneten Recht nicht mehr entsprechen, sind aufzuheben. Bestimmungen, die nicht mehr zeitgemäss sind, bei- spielsweise über die Sicherheitsleistung der Grundbuchverwalter, sind aufzuheben oder zu ändern. Wo das Bundesrecht den Kantonen neue Regelungskompetenzen überträgt, ist die Regelungsnotwendigkeit zu prüfen. Insbesondere können die Kantone verschiedene Verfah- ren (z.B. das öffentliche Bereinigungsverfahren) regeln und in einigen Bereichen vom Bun- desrecht abweichende beziehungsweise ergänzende Regelungen erlassen. Die Einfüh- rungsverordnung ist durch Gesetzesrecht abzulösen. Aus diesen Gründen ist eine Neubear- beitung des Grundbuchgesetzes in Form einer Totalrevision angezeigt. 4 Kantonsvergleich Da das Grundbuchgesetz schon länger nicht mehr einer Gesamtüberprüfung unterzogen wurde, kann ein Vergleich mit anderen Kantonen insbesondere hinsichtlich des Umfangs und der Art der Gesetzesnormierung dienlich sein. Im Folgenden und im Anhang 2 ist die Situati- on in den Kantonen dargestellt. Ausführungen zum Umfang der Publikationspflicht finden sich in Kapitel 5.1. – Kanton Aargau Im Kanton Aargau entsprechen die Grundbuchskreise mit einigen wenigen Ausnahmen den Bezirken. Somit bestehen 11 Grundbuchämter. Der Grundbuchverwalter oder die Grund- buchverwalterin muss über einen kantonalen Fähigkeitsausweis als Notar oder Notarin oder eine ähnliche ausserkantonale Befähigung bzw. über ein juristische Masterdiplom oder ein juristisches Lizenziat gepaart mit entsprechender praktischer Erfahrung verfügen. Die Auf- sicht über die Grundbuchämter führt die Sektion Grundbuch und Notariat in der Abteilung Register und Personenstand des Departements Volkswirtschaft und Inneres. Dieser Abtei- lung sind auch die Bereiche Bürgerrecht, Adoptionen und Zivilstandswesen, das Passwesen, das Vermessungsamt und das Handelsregisteramt zugeordnet. Bewilligungsbehörde im Sinn des Bundesgesetzes über den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland vom 16. Dezember 1983 (BewG, SR 211.412.41) ist das Departement Volkswirtschaft und Inne- res, d.h. wiederum dessen Abteilung Register und Personenstand mit der Sektion Grund- buch und Notariat. Die Aargauer Regelungen zur Grundbuchführung finden sich zur Hauptsache im Einfüh- rungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch und Partnerschaftsgesetz (SAR Nr. 210.100). Der Kanton kennt keine (klassische) Handänderungssteuer. Er erhebt auf den grundbuchli- chen Vorgängen neben den Kanzlei- und Grundbuchgebühren eine Grundbuchabgabe nach Massgabe des Gesetzes über die Grundbuchabgaben (SAR Nr. 725.100). Bei dieser Abga- be handelt es sich um eine Gemengsteuer. Veranlagungsbehörde ist das örtlich zuständige Grundbuchamt.
-6- – Kanton Bern In jeder der fünf Verwaltungsregionen des Kantons Bern besteht ein Grundbuchamt. Die Jus- tiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion legt den Sitz der regionalen Grundbuchämter fest und ernennt für jedes Grundbuchamt einen geschäftsleitenden Grundbuchverwalter oder eine geschäftsleitende Grundbuchverwalterin. Ernennbar als Grundbuchverwalter oder -verwal- terin ist, wer über ein Anwaltspatent oder das bernische Notariatspatent verfügt. Die Grund- buchämter haben eine gemeinsame Geschäftsleitung. Die Justiz-, Gemeinde- und Kirchendi- rektion ist die kantonale Aufsichtsbehörde über die Grundbuchämter. Sie übt die Aufsicht über deren administrative, organisatorische und fachliche Führung aus und legt mit ihnen Leistungsvereinbarungen fest. Mit der Aufsicht betraut sind die Justizinspektoren im Amt für Betriebswirtschaft und Aufsicht. Bewilligungsbehörde bei Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland sind die Regierungsstatthalterinnen und -statthalter in den Verwal- tungskreisen. Das Amt für Geoinformation ist der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion un- terstellt. Die Regelungen des Kantons Bern zum Grundbuchwesen finden sich zur Hauptsache im Einführungsgesetz zum Zivilgesetzbuch (BS Nr. 211.1) und in einer Gebührenverordnung (Nr. 154.21). Die für die Einführung des neuen eidgenössischen Grundbuchrechts notwendi- gen Änderungen sind am 1. Januar 2012 in Kraft getreten. – Kanton Freiburg Im Kanton Freiburg besteht in jedem der sieben Bezirke ein Grundbuchamt. Diese kantona- len Amtsstellen sind der Finanzdirektion zugeteilt. Eine besondere Kollegialbehörde prüft die Grundbuchführung regelmässig und erstattet dem Staatsrat jährlich Bericht. Die Aufsichts- behörde ist fachlich dem Justizrat unterstellt. Beim Justizrat handelt es sich um ein unab- hängiges Aufsichtsorgan über die Gerichtsbehörden und die Staatsanwaltschaft (vgl. Art. 125 ff. Verfassung des Kantons Freiburg, SGF Nr. 10.1). Innerhalb der Finanzdirektion ist das Amt für Vermessung und Geomatik verantwortlich für die Leitung und Kontrolle der amt- lichen Vermessung und des geografischen Informationssystems. Das Grundbuchwesen ist im Kanton Freiburg im Gesetz über das Grundbuch geregelt (Nr. 214.5.1). Bewilligungsbehörde bei Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland ist eine besondere Kommission, die der Volkswirtschaftsdirektion zugeteilt ist. – Kanton Nidwalden Im Kanton Nidwalden wird das Grundbuch vom Grundbuchamt und Notariat in der Justiz- und Sicherheitsdirektion geführt. Als Amtsnotariat ist diese Dienststelle auch für die Beur- kundungen der Grundstücksgeschäfte und der übrigen zivilrechtlichen Rechtsvorgänge zu- ständig. Aufsichtsbehörde ist der Regierungsrat. Bewilligungsbehörde bei Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland ist die Justiz- und Sicherheitsdirektion, deren Ent- scheide vom Amt für Justiz vorbereitet werden. Das Vermessungswesen gehört zum Amt für Raumentwicklung in der Baudirektion beziehungsweise ist aus der Verwaltung ausgelagert (GIS Daten AG.) Zur Einführung des neuen Immobiliarsachenrechts hat der Kantonsrat am 14. Dezember 2011 das nidwaldnerische Einführungsgesetz zum ZGB (NG Nr. 211.1) geändert und nach Ablauf der Referendumsfrist unter Vorbehalt der Genehmigung durch den Bund rückwirkend auf den 1. Januar 2012 in Kraft gesetzt. Im Übrigen finden sich die Regelungen zum Grund- buch im Grundbuchgesetz (NG 214.1) und verschiedenen Verordnungen des Landrates.
-7- – Kanton Schaffhausen Im Kanton Schaffhausen besteht ein einziges Grundbuchamt, das zur Volkswirtschaftsdirek- tion gehört. Der Grundbuchverwalter oder die Grundbuchverwalterin führt das Grundbuch und berät in in sachenrechtlichen-, erbrechtlichen und gesellschaftsrechtlichen Angelegen- heiten, die vorwiegend im Zusammenhang mit grundbuchlichen Geschäften stehen. Auch die öffentliche Beurkundung von Verträgen über dingliche Rechte an Grundstücken im Kanton Schaffhausen wird durch die Grundbuchverwalterinnen und Grundbuchverwalter vorgenom- men. (Die öffentlichen Beurkundungen sind je nach Art Aufgabe entweder des Grundbuch- amtes oder des Amtes für Justiz und Gemeinden oder des Handelsregisteramtes / Notaria- tes, die – wie auch die Vermessung – alle innerhalb der Kantonsverwaltung der Volkswirt- schaftsdirektion zugeteilt sind). Aufsichtsbehörde ist der Regierungsrat. Die kantonalen Regelungen finden sich im Schaffhauser Einführungsgesetz zum Zivilgesetz- buch (SHR 210.100) und in zwei Verordnungen (Nr. 211.431 und 211.433). – Kanton Schwyz Der Kanton Schwyz ist in sieben Grundbuchkreise eingeteilt. Dort finden sich jeweils eine Dienststelle mit der Bezeichnung "Notariat, Grundbuch- und Konkursamt". Für diese Aufga- ben verantwortlich sind die Bezirke. Alle Grundstücksgeschäfte müssen durch das Notariat beurkundet werden. Der Notar oder die Notarin ist der Grundbuchverwalter oder die -verwalterin. Er oder sie und eine Stellvertretung werden vom Bezirksrat gewählt. Wahlvor- aussetzung ist das Rechtsanwaltspatent und das Bestehen der Notariatsprüfung. Das Kan- tonsgericht hat die Fachaufsicht und der Bezirksrat die Dienstaufsicht wahrzunehmen. Der Grundbuchinspektor oder die Grundbuchinspektorin steht unter Fach- und Dienstaufsicht des Kantonsgerichtes. Die kantonalen Regelungen finden sich im schwyzerischen Einführungsgesetz zum Zivilge- setzbuch (SRSZ Nr. 210.100). – Kanton St. Gallen Im Kanton St. Gallen ist die Grundbuchführung den Gemeinden übertragen. Es bestehen 92 Grundbuchkreise, die von 77 Grundbuchämtern betreut werden. Der Grundbuchverwalter oder die Grundbuchverwalterin wird vom Gemeinderat gewählt. Er oder sie ist auch Ur- kundsperson in Grundbuchsachen. Wählbar ist, wer einen von der Aufsichtsbehörde ausge- stellten Fähigkeitsausweis besitzt. Aufsichtsbehörde ist das Departement des Innern. Es übt die Aufsicht durch einen Grundbuchinspektor oder eine Grundbuchinspektorin im Amt für Gemeinden aus. Dieser berät die Grundbuchämter, führt Kontrollen in den einzelnen Amts- stellen durch, erteilt Weisungen und begleitet die Einführung des informatisierten Grundbu- ches. Das Grundbuchinspektorat ist ausserdem die Bewilligungsbehörde bei Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland. Das Departement beurteilt Beschwerden gegen Entscheide und Verfügungen der Grundbuchämter. Diese Regelungen finden sich zur Hauptsache im sanktgallischen Einführungsgesetz zum Zivilgesetzbuch (EGZGB; SGS Nr. 911.1) und in einem Gebührentarif (Nr. 914.5). Gestützt auf den Entwurf der eidgenössischen Grundbuchverordnung hat der Regierungsrat des Kan- tons St. Gallen dem Kantonsrat eine Botschaft zur Änderung des EGZGB unterbreitet. Die Gesetzesbotschaft nimmt an der dargelegten Organisation der Grundbuch- und Beschwer- deinstanzen keine Änderungen vor. Der Kantonsrat hat die Gesetzesänderungen mittlerweile beschlossen.
-8- – Kanton Thurgau Im Kanton Thurgau ist das Grundbuchwesen in 20 Kreise eingeteilt. Jeder Kreis hat einen Grundbuchverwalter oder eine Grundbuchverwalterin und einen Notar oder eine Notarin. Diese werden auf eine Amtsdauer von vier Jahren vom Volk gewählt. Ein Fähigkeitsausweis ist Wahlvoraussetzung. Die Grundbuchämter führen das Grundbuch und besorgen die öf- fentlichen Beurkundungen und Beglaubigungen, die mit den Grundstücksgeschäften zu- sammenhängen. Das Aufsichts- und Notariatsinspektorat beaufsichtigt für das Departement für Justiz und Sicherheit die Grundbuchämter und Notariate. Gesuche in Zusammenhang mit Erwerbungen von Grundstücken durch Personen im Ausland sind dem Departement für In- neres und Volkswirtschaft einzureichen. Die kantonalen Regelungen finden sich im Einführungsgesetz zum Zivilgesetzbuch (RB Nr. 210.1) und einer dazugehörigen Verordnung des Regierungsrates (Nr. 211.431) sowie im Gesetz über die Gebühren und Gemengsteuern (Nr. 632.1). – Kanton Uri Im Kanton Uri besteht ein Grundbuchamt für den ganzen Kanton. Dieses ist der Justizdirek- tion zugeteilt. Der Regierungsrat ist Aufsichtsbehörde und die Justizdirektion übt die unmit- telbare Aufsicht aus. Die kantonalen Regelungen finden sich im Gesetz über das Grundbuch (RB Nr. 9.401) und in einem Reglement des Regierungsrates (Nr. 9.3408). Nach Auskunft des Grundbuchamtes Uri ergebe sich kein gesetzgeberischer Handlungsbedarf. – Kanton Zug Im Kanton Zug besteht ein einziger Grundbuchkreis. Die Führung des Grundbuchs gehört zu den Aufgaben des Grundbuch- und Vermessungsamtes in der Direktion des Innern. Das Grundbuch wird von einem Grundbuchverwalter oder einer -verwalterin geführt. Die Amts- stelle beurkundet auch Verträge. Das Grundbuch- und Notariatsinspektorat in der gleichen Verwaltungsdirektion übt für den Regierungsrat als kantonale Aufsichtsbehörde die unmittel- bare Aufsicht über die Tätigkeit des Grundbuch- und Vermessungsamtes und der gemeindli- chen Notarinnen und Notare aus. (Im Kanton Zug gibt es das gemeindliche und das private Notariat, wobei die Zuständigkeit der gemeindlichen Notariate umfassender ist als diejenige der privaten.) Zuständig für die Bewilligungen für den Grundstückserwerb von Personen im Ausland ist die kantonale Volkswirtschaftsdirektion. Die wichtigsten Bestimmungen finden sich im zugerischen Einführungsgesetz zum Zivilge- setzbuch (BGS Nr. 211.1), in Verordnungen und einem Grundbuchgebührentarif (Nr. 215.35). – Kanton Zürich Im Kanton Zürich obliegen die Aufgaben des Grundbuchamtes dem Notariat, einer Dienst- stelle, welche auch Beurkundungsaufgaben im Ehe-, Erb-, Sachen- und Gesellschaftsrecht und ausserdem die Durchführung des Konkursverfahrens besorgt. Nach dem System des Amtsnotariats sind die Notarinnen und Notare vom Kanton angestellt und entlöhnt. Die 44 Notariatskreise umfassen in der Regel mehrere Gemeinden. Die Notare, welche einen kan- tonalen Fähigkeitsausweis erworben haben, werden von den Stimmberechtigten ihres Krei- ses gewählt; das übrige Personal wird nach kantonalem Personalrecht vom Obergericht ge-
-9- wählt. Die Notariate unterstehen der Aufsicht des Obergerichtes. Dessen Notariatsinspekto- rat übt die unmittelbare Aufsicht durch regelmässige Besuche und Rechnungskontrolle aus. Die Zürcher Regelungen finden sich zur Hauptsache im Notariatsgesetz (LS Nr. 242) und in einer Verordnung des Obergerichtes (Nr. 252). Dieser Querschnitt durch das kantonale Grundbuchrecht zeigt, dass das Grundbuchwesen kantonal verschieden organisiert ist. Mit zwei Grundbuchkreisen und zwei Grundbuchämtern verfügt der Kanton Luzern im Vergleich der mittelgrossen Kantone heute mittlerweile über günstige Strukturvoraussetzungen. Zur Tradition in unserem Kanton gehört, dass die luzerni- schen Grundbuchämter die Funktion von Registerämtern haben und die Grundbuchverwalte- rinnen und -verwalter – im Unterschied zum Amtsnotariat namentlich von Kantonen der Ost- schweiz oder im Unterschied zum System des gemischten Notariats – keine Beurkundungen vornehmen. Im Kantonsvergleich fällt auf, dass fast alle Kantone ihre Grundbuchämter der Verwaltung und nicht den Gerichten zuteilen. Die Grundbuchämter in den Kantonen bilden Dienststellen der mit Justiz und Sicherheit oder mit inneren Angelegenheiten befassten Departemente (AG, BE, BL, NW, SG, TG, UR, ZG) und sind vereinzelt dem Volkswirtschaftsdepartement (GL, GR, SH, OW), dem Baudepartement (BS) oder dem Finanzdepartement (FR) zugeteilt. In diesen Organisationsformen finden sich verschiedene Verknüpfungen mit anderen Verwal- tungsaufgaben (z.B. im Kanton Graubünden die Fachbereiche Grundbuchinspektion, Grund- stückerwerb durch Personen im Ausland und Handelsregister oder im Kanton Zug die Fach- bereiche Grundbuch und Vermessung). Lediglich in den Kantonen St. Gallen und Schwyz sind Gebietskörperschaften unterhalb der Kantonsstufe (Gemeinden, Bezirke) für das Grundbuch verantwortlich. Wie Luzern bezeichnen verschiedene Kantone die Grundbuchabgabe ganz oder teilweise als Gemengsteuer. Eine Gemengsteuer ist eine Abgabe, bei der eine Gebühr mit einer Steu- er verbunden wird: Zwar ist die Abgabe für eine staatliche Gegenleistung – die Eintragung in die Register des Grundbuchs – zu entrichten, sie wird jedoch in ihrer Höhe nicht durch das Kostendeckungs- und Äquivalenzprinzip begrenzt. Eine Zusammenstellung über die von den Kantonen erhobenen Abgaben findet sich im Anhang 2. Im Folgenden wird darauf eingegan- gen und das luzernische System näher erklärt. Nicht eingegangen wird auf die Abgaben, die mit der Grundstücksnutzung zusammenhängen (Perimeterbeiträge zur Erschliessung von Quartieren, Baubewilligungs-, Abwassergebühren usw.). Die Erträge des unbeweglichen Vermögens von natürlichen und juristischen Personen unter- liegen der Einkommens- und Gewinnbesteuerung und auch die Veräusserungsgewinne wer- den durch Bund und Kantone besteuert. Auf dem Vermögenswert eines Grundstückes erhe- ben die Kantone nach Abzug der Schulden Vermögens- und Kapitalsteuern. Bei diesen Be- steuerungsarten haben die Kantone lediglich die Tarifautonomie (vgl. Art. 2 Bundesgesetz über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden vom 14. De- zember 1990, SR 642.14). Die Kantone können Gewinne aus dem Verkauf von Liegenschaf- ten einer Gewinn- oder einer Grundstückgewinnsteuer unterstellen. Gemäss dem Luzerner Recht unterliegt das Grundeigentum einer Liegenschaftssteuer als Spezialvermögenssteuer der Gemeinden. Zwölf Kantone kennen eine Liegenschaftssteuer, acht Kantone haben eine Minimalsteuer auf den Grundbesitz, die anstelle der ordentlichen Steuer geschuldet ist, wenn die Liegenschaftssteuer höher ist als die ordentliche Steuer (vgl. zum Ganzen die Ausführungen in Kapitel 2 der Botschaft B 22 zum Entwurf eines Kantons- ratsbeschlusses über die Volksinitiative "Abschaffung der Liegenschaftssteuer" vom 7. Feb- ruar 2012). Im Kanton Luzern fallen Liegenschaftssteuern nach Massgabe der §§ 241–246 des Steuergesetzes vom 22. November 1999 (SRL Nr. 620) an. Sie betragen jährlich 0,5 Promille des Steuerwerts eines Grundstücks.
- 10 - In Zusammenhang mit der Übertragung von Grundeigentum und verwandten Tatbeständen fallen im Kanton Luzern Handänderungssteuern an, wobei das Gesetz zahlreiche Befrei- ungsgründe kennt (bei Übertragungen in der Verwandtschaft usw.). Die Steuer wird in Pro- zent des Handänderungswerts berechnet, derzeit beträgt sie 1,5 Prozent (§ 2 Gesetz über die Handänderungssteuer vom 28. Juni 1983, SRL Nr. 645). Im Unterschied zu den Steuern auf Grundstückgewinnen ist die Erreichung eines Gewinns aus dem Grundstückverkauf für die Handänderungssteuer unbeachtlich. Die Handänderungssteuer ist als Rechtsverkehrs- steuer ausgestaltet. Sie wird in der Schweiz in 18 Kantonen erhoben; in sechs Kantonen tritt anstelle der Steuer eine andere Abgabe, zwei Kantone erheben keine Handänderungssteuer oder -gebühr (SZ, ZH). Bei der Grundstücksübertragung erheben alle Kantone Beurkundungsgebühren und Grund- buchabgaben. Für die öffentliche Beurkundung kennen die Kantone verschiedene Notariats- systeme – das freiberufliche Notariat, das Amtsnotariat mit Beurkundung durch den Grund- buchverwalter oder die -verwalterin oder ein gemischtes System –, wobei die Beurkun- dungsgebühren meist vom Transaktionswert berechnet werden (vgl. zur Luzerner Regelung das Gesetz über die öffentlichen Beurkundungen vom 18. September 1973, SRL Nr. 255, und die Botschaft des Regierungsrates in: GR 1972 S. 797). Für die Eintragung in das Grundbuch und die damit verbundenen Vermessungsarbeiten dürfen die Kantone Gebühren erheben. Unter die kantonale Kompetenz fällt auch der Bezug von gemischten Abgaben, wie sie im Kanton Luzern erhoben werden (vgl. Art. 954 i.V.m. Art. 6 ZGB). 5 Grundzüge der Revision 5.1 Veröffentlichung von Eigentumserwerben an Grundstücken Die Kantone können die Veröffentlichung des Erwerbs des Eigentums an Grundstücken vor- sehen (Art. 970a Abs. 1 ZGB). Im Kanton Luzern regelt § 90 EGZGB, dass der Erwerb von Eigentum an Grundstücken nach dem Eintrag im Grundbuch vom Grundbuchamt mit den in Artikel 970a Absatz 2 ZGB vorgeschriebenen Angaben im Luzerner Kantonsblatt zu veröf- fentlichen ist. Dieser Verweis auf Bundesrecht gilt jedoch für die frühere Fassung des ZGB- Artikels. Die neue Fassung enthält lediglich das Verbot, die Gegenleistung bei einer Erbtei- lung, einem Erbvorbezug, einem Ehevertrag oder einer güterrechtlichen Auseinandersetzung zu veröffentlichen. Es stellt sich nun die Frage, ob und wenn ja in welchem Umfang Eigentumserwerbungen weiterhin veröffentlicht werden sollen. In diesem Zusammenhang muss auch die Motion von Anton Huber und Mitunterzeichnenden aus dem Jahr 2005 mit einbezogen werden (Kap. 2). In seiner Stellungnahme sprach sich der Regierungsrat damals gegen eine Aufhebung der Veröffentlichungspflicht aus. Die Veröffentlichung im Kantonsblatt sei transparenter und bür- gerfreundlicher und es liege im Interesse des Eigentums, die Eigentümerbefugnisse zum Respekt zu verhelfen, wenn sich der Eigentümer oder die Eigentümerin öffentlich zu erken- nen gebe. Eine Umfrage des Bundes bei den Kantonen mit den Fragen, ob der Erwerb des Eigentums an Grundstücken veröffentlicht wird und wenn ja, ob auch der Kaufpreis publiziert wird, hat folgendes Ergebnis ergeben:
- 11 - Ja Ja Ja Kanton Nein ohne Kaufpreis mit Kaufpreis im Internet AG X AR X AI X X BL X X BS X BE X FR X GE X X GL X GR X JU X LU X NE X NW X OW X SH X SZ X SG X SO X TI X TG X UR X X VD X X VS X ZG X ZH X Sieben Kantone verzichten auf die Publikation der Grundstückerwerbungen; es sind dies hauptsächlich die flächenmässig grösseren Kantone (AG, BE und ZH). Die grosse Mehr- heit – 19 Kantone – veröffentlicht die Grundstückerwerbungen. In mindestens zwei Kantonen (GR und BS) wird im Rahmen anstehender Revisionen die ersatzlose Aufhebung der Publi- kationen von Grundstückerwerbungen geprüft, wobei im Kanton Basel-Stadt sowohl die Mie- ter- wie die Hauseigentümerverbände den Ersatz der amtlichen Publikation durch ein Ein- sichtsrecht ablehnen. Geltend gemacht werden Nachteile für die Mieterinnen und Mieter so- wie das Bedürfnis nach Öffentlichkeit (z.B. Eigentümerwechsel der Nachbarschaft oder auch den dinglich Berechtigten zur Kenntnis bringen). In der Frühlingssession 2013 hat der Natio- nalrat darauf verzichtet, den Kantonen eine Publikationspflicht für die bezahlten Grund- stückspreise vorzuschreiben. Die befürwortende Minderheit des parlamentarischen Vorstos- ses sah in dieser Publikation einen Beitrag zur Preisdämpfung und gegen die Spekulation und die Geldwäscherei. Die Ratsmehrheit gewichtete den Schutz der Privatsphäre höher und verwies auf Preisinformationen, die mittels Studien gemacht würden.
- 12 - Im Kanton Luzern werden nach heutiger Praxis folgende Angaben veröffentlicht: − Grundbuch − Grundstück-Nummer und Fläche − Grundstückart (z.B. "Garten") − Gebäudeart (z.B. "Wohnhaus" oder bei Stockwerkeigentum "5 ½–Zimmerwohnung") − Ortsbezeichnung (meist Strassenname) − Name, Wohnort bzw. Sitz des Erwerbers − Name, Wohnort bzw. Sitz des Veräusserers − Erwerb durch den Veräusserer Nicht veröffentlicht werden der Erwerb durch Erbgang und Grundstückwerbungen in Baga- tellfällen. Als solche werden Erwerbungen bezeichnet, wenn die betroffene Fläche weniger als 100 Quadratmeter beträgt und die Gegenleistung der Käuferschaft einen Wert von weni- ger als 50'000 Franken hat. Diese Kleinerwerbungen und der Erbgang stehen ausserhalb des Kontextes, welcher durch Publikation der Eigentumserwerbungen auch Transparenz im Falle von Bodenspekulation schaffen will. Die luzernischen Grundbuchämter sehen keinen grundsätzlichen Änderungsbedarf in der Publikationspraxis. Nach ihren Feststellungen wer- den die Veröffentlichungen im Kantonsblatt von Privatpersonen, aber auch Institutionen wie zum Beispiel Versorgungswerken, rege zur Kenntnis genommen. Bei einem Wegfall müsste mit telefonischen Nachfragen gerechnet werden. Viele Kantone, die Grundstückübertragun- gen veröffentlichen, nehmen die Veröffentlichungen im gleichen Umfang vor wie der Kanton Luzern (u.a. BL, SG, SZ, SO, TG und UR). Wie mit der teilweisen Erheblicherklärung des Vorstosses im Parlament in Auftrag gegeben, soll auf bestimmte Daten für die Veröffentlichung verzichtet werden, nicht jedoch auf die Veröffentlichung im Kantonsblatt an sich. Denkbar wäre, die Veröffentlichungspflicht nach nach Art des Rechtsgeschäfts (z.B. Enteignung) oder nach den am Rechtsgeschäft beteilig- ten Personen (z.B. innerhalb der Verwandtschaft) weiter zu differenzieren. Wie in der Moti- onsantwort ausgeführt soll lediglich der Umfang der Veröffentlichung reduziert werden, um die Veröffentlichungsgebühren etwas zu verringern. Es soll daher auf die Fläche des Grund- stücks und auf die Angaben zur Grundstückart und zur Gebäudeart verzichtet werden. Diese Daten können ohne Mehraufwand seitens der Grundbuchämter bei der elektronischen Da- tenverarbeitung weggelassen werden. Weiterhin veröffentlicht werden soll das Datum des Erwerbs durch den jeweiligen Veräusserer, können doch Handänderungsdaten Hinweise auf die Marktverhältnisse geben. Im Übrigen sei erwähnt, dass Artikel 26 der eidgenössischen Grundbuchverordnung die auf dem Grundbuchamt ohne weiteren Interessennachweis von jedermann einsehbaren Daten umschreibt. Zu diesen Daten zählen die Bezeichnung des Grundstücks und die Grundstücksbeschreibung, die Namen und die Identifikation des Eigen- tümers oder der Eigentümerin, die Eigentumsform und das Erwerbsdatum, die Dienstbarkei- ten und Grundlasten sowie gewisse Anmerkungen. Im Kanton Luzern können insbesondere die Namen der Eigentümerinnen und Eigentümer im Internet eingesehen werden. Die Publi- kation der Grundstückerwerbungen im Kantonsblatt gewährleistet einer breiteren Öffentlich- keit, dass die neue Eigentümerinnen und Eigentümer erkennbar sind. Insbesondere wenn der Grundbuchplan im Internet noch nicht nachgeführt ist, vermag die Publikation der Neu- erwerbungen im Kantonsblatt eine Öffentlichkeitswirkung herzustellen. 5.2 Gesetzliche Pfandrechte Als mittelbare gesetzliche Pfandrechte werden Pfandrechte bezeichnet, bei denen dem Gläubiger bloss ein gesetzlicher Anspruch auf Errichtung eines Grundpfandrechts gewährt wird. Gemäss neuem Artikel 836 Absatz 1 ZGB entsteht ein derartiges Pfandrecht erst mit dessen Eintragung im Grundbuch. Die Eintragung wirkt somit konstitutiv. Darüber hinaus darf das kantonale Recht einen gesetzlichen Anspruch auf Errichtung eines Pfandrechts nur für
- 13 - solche Forderungen vorsehen, welche in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem be- lasteten Grundstück stehen. Die bis anhin geltende Fassung von Artikel 836 ZGB hielt fest, dass gesetzliche Pfandrechte des kantonalen Rechts zur Sicherung von Forderungen aus öffentlichem und privatem Recht unmittelbar, d.h. ohne Eintragung im Grundbuch, entstehen, wenn das kantonale Recht dies nicht anders regelt (sog. unmittelbare gesetzliche Pfandrechte). Um auch in diesem Bereich der Publizitätswirkung des Grundbuchs eine erhöhte Bedeutung beizumessen, hat der Bun- desgesetzgeber die Regelung geschaffen, dass sich künftig ein gutgläubiger Erwerber eines Grundstücks ausserbuchlich entstandene Pfandrechte nicht mehr ohne Weiteres entgegen- halten muss (Art. 836 Abs. 2 ZGB). Ohne Eintrag im Grundbuch entstandene gesetzliche Pfandrechte des kantonalen Rechts von über 1'000 Franken können deshalb neu einem gut- gläubigen Dritten nur dann entgegengehalten werden, wenn sie innert vier Monaten nach der Fälligkeit der zugrunde liegenden Forderung, spätestens jedoch innert zwei Jahren seit der Entstehung der Forderung, in das Grundbuch eingetragen werden. Die Nichteintragung des Pfandrechts innert dieser Frist führt nicht zum Untergang der Forderung, sondern lediglich dazu, dass sich der öffentliche Glaube des Grundbuchs auch auf solche Pfandrechte er- streckt. Einschränkendere Regelungen des kantonalen Rechts bleiben gemäss Artikel 836 Absatz 3 ZGB vorbehalten. Wir beabsichtigen nicht, einschränkendere kantonale Regelungen zu er- lassen. Insbesondere soll für die gesetzlichen Pfandrechte im Betrag von unter 1'000 Fran- ken weiterhin kein Grundbucheintrag erforderlich sein, da sich für diese geringen Pfand- summen der Aufwand für den Grundbucheintrag kaum lohnt. Auch sollen die in Artikel 836 Absatz 2 ZGB festgelegten Fristen für die Eintragung, welche bereits vom Gesetzgeber be- wusst kurz angesetzt wurden, nicht noch weiter verkürzt werden. Hingegen soll neu die Rangfolge der gesetzlichen Pfandrechte untereinander und gegenüber den privaten Grund- pfandrechten gesetzlich verankert werden (vgl. die Erläuterungen zu § 90). Nicht eingetragene kantonalrechtliche gesetzliche Pfandrechte und öffentlich-rechtliche Grundlasten, welche vor dem 1. Januar 2012 entstanden sind, können Dritten gegenüber, die sich in gutem Glauben auf das Grundbuch verlassen, noch während zehn Jahren entge- gengehalten werden (neuer Art. 44 Abs. 3 des Schlusstitels zum ZGB). Im Ergebnis ergibt die Regelung von Artikel 836 Absatz 2 ZGB folgende Konstellationen, welche aufgrund eines entsprechenden Verweises in Artikel 784 ZGB auch für die Grundlas- ten gelten: – Unmittelbare gesetzliche Pfandrechte mit einem Betrag unter 1'000 Franken: Diese können ohne Grundbucheintrag sowohl den Grundeigentümern wie auch gut- oder bösgläubigen Dritten entgegengehalten werden. – Unmittelbare gesetzliche Pfandrechte mit einem Betrag über 1'000 Franken: Den Grundeigentümern sowie bösgläubigen Dritten können sie auch ohne Grundbuch- eintrag entgegengehalten werden. Hingegen können sie gutgläubigen Dritten gegen- über nur dann entgegengehalten werden, wenn sie innert der Fristen gemäss Artikel 836 Absatz 2 ZGB ins Grundbuch eingetragen wurden. Für die vor dem 1. Januar 2012 entstandenen unmittelbaren gesetzlichen Pfandrechte gilt die Übergangsregelung von Artikel 44 Absatz 3 Schlusstitel ZGB. Sie können gutgläubigen Dritten auch ohne Grundbucheintrag noch während längstens zehn Jahren, das heisst bis am 31. De- zember 2021, entgegengehalten werden.
- 14 - 5.3 Grundbuchabgaben Die Grundbuchabgabe nach § 23 des Grundbuchgesetzes hat den Charakter einer Ge- mengsteuer. Die Abgabe ist gleichzeitig Gebühr als Entgelt für die Verwaltungsleistung und indirekte Steuer auf das Rechtsgeschäft zur Deckung der allgemeinen Staatsausgaben. Ihre Höhe – in der Regel 2 Promille des Transaktionswertes – ist daher nicht durch das Kosten- deckungs- und Äquivalenzprinzip, d.h. der gebührenrechtlichen Ausgestaltung des Verhält- nismässigkeitsprinzips, begrenzt. Gemäss der Revision von 1991 werden für die eigentlichen grundbuchlichen Verrichtungen Gebühren erhoben und bei der Eintragung von Eigentums- übertragungen, Pfandrechten, Wasserrechtskonzessionen und Bergwerken ist eine Ge- mengsteuer geschuldet (vgl. Botschaft zur Änderung des § 23 Grundbuch-Gesetzes und Aufhebung des Gesetzes über die Stempelabgaben [Stempelgesetz] vom 4. Juni 1991, in: GR 1991, S. 549). Begründet wurde das gemischte Abgabensystem damit, dass der (dama- lige) Gebührenertrag die Aufwendungen für das Grundbuchwesen nicht mehr deckte, wobei aufgrund der finanziellen Lage des Kantons die Grundbuchgebühren im gleichen Rahmen wie in vergangenen Jahren eingehen sollten (GR 1991 S. 565). Gemengesteuern kennen unter anderen die Kantone Aargau, Glarus, Thurgau und Uri (vgl. Anhang 2). Im vorliegenden Entwurf wird das bisherige gemischte Abgabensystem beibehalten. Der Kauf von Grundeigentum, der die Abgabepflicht auslöst, ist kein Alltagsgeschäft und trifft den Einzelnen nicht oft. Bei Grundstückerwerbungen im üblichen Umfang wie beispielweise dem Kauf einer Wohnung im Stockwerkeigentum, eines Einfamilien- oder eines Dreifamilienhau- ses spielt es keine Rolle, ob die Grundbuchabgabe in den Kantonen als Gebühr oder als Gemengesteuer bezeichnet und ausgestaltet wird, wie die Übersicht in Anhang 2 zeigt. Auf jeden Fall ist die Abgabenhöhe angesichts des wirtschaftlichen Werts des Grundeigentums für den Erwerber oder die Erwerberin nicht bedeutend. Die Abgabe stellt auch keinen wichti- gen Standortfaktor für die Wirtschaft dar. 5.4 Organisation der Grundbuchverwaltung und Grundbuch- kreise Im Kanton Luzern ist das Grundbuchwesen dem Obergericht zugeteilt. Gestützt auf § 56 des Gesetzes über die Organisation der Gerichte und Behörden in Zivil- und Strafverfahren vom 10. Mai 2010 (OGB, SRL Nr. 260) hat das Obergericht organisatorisch eine Gruppe gebildet. Diese besteht aus der Leitung – gewissermassen dem früheren Grundbuchinspektorat – und den beiden Grundbuchämtern (insgesamt 61 Angestellte). Deren Umteilung von den Gerich- ten zur Verwaltung wurde schon früher erwogen – so im Rahmen der Projekte "Luzern '99/Kantonsgericht" und "Reform 06/Departementsreform 07" –, jedoch vom Regierungsrat nicht mehr weiterverfolgt. Zuletzt war ausschlaggebend, dass die Reform der dezentralen Gebietseinteilungen an die Hand genommen werden sollte und nicht die Umteilung der Grundbuchverwaltung. Die Sistierung in den früheren Reorganisationsprojekten und die an- stehende Totalrevision des luzernischen Grundbuchgesetzes verlangen nun, die Frage der Umteilung nochmals aufzuwerfen. Zum einen lässt sich feststellen, dass die Führung staatlicher Register eine Kernaufgabe der Verwaltung ist. Handels-, Einwohner- und Zivilstandsregister, Patent- und Markenregister und Schiffsregister sind Bestandteil der Leistungsaufträge von Verwaltungsdienststellen des Bundes, der Kantone oder der Gemeinden. Die Registerführerinnen und -führer sind weder Richterinnen noch Amtsnotare. Sie werden von den ihnen vorgesetzten Verwaltungsorganen beaufsichtigt und auf Beschwerde hin durch die Gerichte kontrolliert. Teilweise haben diese staatlichen Registerstellen die gleiche Kundschaft (z.B. Notarinnen und Notare), was den Behördenverkehr erleichtert. In fast allen Kantonen der Schweiz ist das Grundbuch der Ver- waltung zugeordnet und unterliegt der gleichen politischen Kontrolle und Verantwortung
- 15 - durch Regierung und Parlament wie die übrigen Zweige der – zentralen und dezentralen – Leistungsverwaltung. Der Vergleich mit anderen Kantonen zeigt, dass innerhalb der Verwal- tung Verknüpfungen zu anderen Sachgebieten geschaffen werden könnten, zum Beispiel bei den Bewilligungen zum Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland (Vollzug der "Lex Koller"). Mit der Zuteilung des Grundbuchs zur Verwaltung würde auf strategischer Ebene der E-Government-Prozess zusammengeführt und ausserdem die Zuständigkeit zum Erlass des einschlägigen Verordnungsrechts in einer Hand vereinigt, so wie auf Bundesebe- ne der Bundesrat und die eidgenössischen Verwaltungsbehörden für die Strategie, die Auf- sicht über den Vollzug und die Ausführungsbestimmungen zuständig sind. Zum anderen ist festzuhalten, dass die heutige Zugehörigkeit des Grundbuchwesens zur Luzerner Judikative historisch gewachsen ist. Diese Zugehörigkeit gibt keinen Anlass für Beanstandungen an der Führung des Grundbuchs im Kanton Luzern. Ein grosser organisa- torischer oder finanzieller Nutzen aus einem Wechsel in die Verwaltung ist nicht offensicht- lich. Die Luzerner Grundbuchämter übernehmen in wegweisenden Projekten eine Führungs- funktion in der Schweiz (z.B. Einführung eidgenössisches Grundbuch, EDV-Grundbuch). Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung funktioniert (z.B. Datenaustausch mit der Vermessung). Umgekehrt erhalten die Grundbuchämter Unterstützung vom Informatikdienst der Gerichte. Der Beschwerdeweg läuft über das Obergericht bzw. künftig das Kantonsgericht. Dieses hat eine langjährige Praxis betreffend Weisungen und Beschwerden erarbeitet. Die Grundbuch- ämter wenden Privatrecht an. Das Obergericht spricht sich für die bisherige Zugehörigkeit zur Judikative aus. Seiner Ansicht nach ergäben sich beim Wechsel keine Kosteneinsparung und auch kein Nutzen. Vielmehr müsste eine Umteilung zu einer erheblichen Erhöhung im Budget der Gerichte führen, da der Grundbuchertrag wegfiele. Zudem würden die während Jahrzehnten gewachsenen Strukturen aufgegeben. Das Fachwissen im Grundbuchbereich und die seit 20 Jahren aufgebaute IT-Kompetenz auf Seiten des Obergerichtes gingen verlo- ren. Dadurch wäre auch die Durchführung des wichtigen Projektes "Nachfolgelösung EDV- Grundbuch" gefährdet. Somit bestehen zwei Zuteilungsvarianten. Die bisherige Einteilung des Kantonsgebietes in zwei Grundbuchkreise wird nun im totalrevidierten Gesetz und im Kantonsratsbeschluss ge- festigt (vgl. § 93e EGZGB-Entwurf). 5.5 Ergänzung des Einführungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch und Aufhebung des Grundbuchgesetzes Eigentum und Besitz an Sachen sind im Schweizerischen Zivilgesetzbuch geregelt. Im Teil über das Sachenrecht finden sich die massgebenden Bestimmungen des Grundbuchrechts (vgl. Art. 942–977 ZGB). Den Kantonen obliegt hauptsächlich die Regelung von organisatori- schen Belangen, in einigen wenigen Bereichen der Erlass von Vollzugsbestimmungen zur Führung des Grundbuchs und schliesslich in praktischer Hinsicht die Gewährleistung eines einwandfreien Betriebs der eingerichteten Grundbuchämter (vgl. Art. 953 ZGB). Wie in Kapitel 1 erwähnt, ist mit der vollständigen Einführung des eidgenössischen Grund- buchs in allen Gemeinden des Kantons Luzern seit dem 15. Juni 2004 die Grundbuchberei- nigung abgeschlossen. Damit sind grosse Teile des kantonalen Grundbuchgesetzes über- holt. Zudem hat der Bund in der Grundbuchverordnung detaillierte Regelungen zur Organisa- tion der Grundbuchführung einschliesslich des elektronischen Geschäftsverkehrs, zur Ein- sichtnahme durch die Öffentlichkeit und auch zur Aufsicht über die Grundbuchämter durch die eidgenössische Behörde erlassen. Wie der Entwurf zeigt, sind kantonale Gesetzesbe- stimmungen nur noch in einem deutlich geringen Umfang nötig. Gemäss dem Zweckartikel des luzernischen Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch soll dieses die für die Anwendung des Zivilgesetzbuches notwendigen Bestimmungen enthalten, die zu- ständigen Behörden bestimmen und das anwendbare Verfahren bezeichnen (vgl. § 1
- 16 - EGZGB). Das Einführungsgesetz hat bereits ein Kapitel über das Sachenrecht und weist eine Bestimmung zur Publikationspflicht der Grundbuchverwaltung (§ 90 EGZGB) sowie eine grundbuchrechtliche Übergangsregelung auf. Ausserdem soll eine zusätzliche pfandrechtli- che Bestimmung im EGZGB aufgenommen werden. Inhalt und Art der kantonalen Normie- rung legen es nahe, das Einführungsgesetz zum ZGB auch mit den Bestimmungen des Grundbuchrechts zu ergänzen und künftig auf ein besonderes Grundbuchgesetz zu verzich- ten. Mit dieser Vervollständigung und Vereinfachung der Rechtsquellen wird der inneren Systematik des Sachenrechts und des ganzen Zivilrechts besser Rechnung getragen und im Sinn der ursprünglichen Einführungsgesetzgebung wieder hergestellt. 6 Erläuterungen der Bestimmungen 6.1 Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch Abschnitt 3 Abschnitt 3 soll neu die Regelungen zum Grund- und Fahrnispfandrecht und Abschnitt 4 die Bestimmungen zum Grundbuchrecht enthalten. Die bisherigen §§ 91–93 über das Fahrnis- pfand bleiben unverändert. Mit den beiden Zwischentiteln wird der Systematik des Schweize- rischen Zivilgesetzbuches Rechnung getragen. § 90 Das kantonale Recht kennt in verschiedenen Rechtsgebieten gesetzliche Grundpfandrechte (vgl. für das Grundbuchrecht § 93i EGZGB-Entwurf). Sie dienen der Sicherstellung von An- sprüchen aus öffentlichem Recht, soweit solche Ansprüche in unmittelbarem Zusammen- hang mit dem Grundstück stehen, das belastet werden soll. Die Bestimmung regelt, wie sich die gesetzlichen Grundpfandrechte untereinander und zu den übrigen Grundpfandrechten verhalten. Dem Vorrang der gesetzlichen Pfandrechte liegt die Überlegung zugrunde, dass die Gemeinwesen im Gegensatz zu privaten Anbietern verpflichtet sind, ihre amtlichen Ver- richtungen allen Kundinnen und Kunden unabhängig von Bonitätseinschätzungen oder per- sönlichen Beziehungen zu erbringen. Abschnitt 4 Die kantonalen Regelungen zur Führung des Grundbuchs und die Bestimmungen zur Orga- nisation der Grundbuchverwaltung sollen im Sinn des Zweckartikels des EGZGB in den Teil VII über das Sachenrecht eingefügt werden (vgl. zu den gesetzestechnischen Aspekten Kap. 5.5 oben). In Anlehnung an die übrigen Zwischentitel des Erlasses soll der neue Abschnitt mit dem Titel "Grundbuchrecht" eingeführt werden. § 93a Artikel 943 ZGB legt fest, welche Grundstücke in das Grundbuch aufzunehmen sind. Es sind dies die Liegenschaften, die selbständigen und dauernden Rechte an Grundstücken, die Bergwerke und die Miteigentumsanteile an Grundstücken (einschliesslich Stockwerkeigen- tum). Gemäss Artikel 944 Absatz 1 ZGB müssen die Grundstücke, die nicht im Privateigen- tum stehen, und diejenigen, welche dem öffentlichen Gebrauche dienen, nur dann in das Grundbuch aufgenommen werden, wenn dingliche Rechte daran zur Eintragung gebracht werden sollen oder die Kantone deren Aufnahme vorschreiben. Die Revision des Immobiliar- sachen- und des Grundbuchrechts im ZGB hat an dieser Bestimmung nichts geändert. Als Beispiele solcher Grundstücke seien erwähnt Grundstücke mit Schulhäusern und Spitälern sowie die öffentlichen Gewässer. Im Kanton Luzern sollen diese Grundstücke weiterhin in das Grundbuch aufgenommen werden (Abs. 1; vgl. § 12 GBG). Die Aufnahme dient der Rechtssicherheit und hat sich bewährt.
- 17 - Nach früherem eidgenössischem Recht bestanden öffentlich-rechtlichen Beschränkungen des Grundeigentums ohne Eintragung im Grundbuch. Sie waren nur auf Verlangen der zu- ständigen Behörde im Grundbuch anzumerken. Neu müssen Gemeinwesen oder andere Träger einer öffentlichen Aufgabe eine Eigentumsbeschränkung, die sie für ein bestimmtes Grundstück verfügen, im Grundbuch anmerken lassen, wenn dem Eigentümer eine dauer- hafte Nutzungs- oder Verfügungsbeschränkung oder eine grundstücksbezogene Pflicht auf- erlegt wird, und die Löschung dieser Anmerkung im Grundbuch ist zu veranlassen, wenn die öffentlich-rechtliche Beschränkung dahinfällt (Art. 962 Abs. 1 und 2 ZGB). Der Bundesrat hat in der Grundbuchverordnung festgelegt, in welchen Rechtsgebieten des kantonalen Rechts die Eigentumsbeschränkungen im Grundbuch angemerkt werden müssen. Es handelt sich namentlich um den Natur-, Heimat-, und Umweltschutz, den Strassen- und Wasserbau sowie das Enteignungswesen im Allgemeinen (vgl. Art. 129 Abs. 1 GBV). Die Kantone können wei- tere Anmerkungstatbestände vorsehen. Unseres Erachtens besteht im Kanton Luzern indes kein solches Bedürfnis. Darüber hinaus können die Kantone eine Anmerkungspflicht festle- gen, wenn die Eigentumsbeschränkung nicht auf eine Verwaltungsverfügung oder einen öf- fentlichen-rechtlichen Vertrag zurückgeht, sondern sich allgemein ergibt (z.B. aus gesetzli- chen Gebäude- und Grenzabständen oder aus bestimmte Gebiete betreffenden besonderen Nutzungsvorschriften der Gemeinden). Absatz 2 stellt klar, dass im Kanton Luzern keine sol- chen Anmerkungen eingetragen werden müssen. Triebrechte sind Sömmerungsrechte für Vieh. Am ehesten lässt sich ein Sömmerungsrecht mit dem Eigentum an einer (papierlosen) Aktie an einer Gesellschaft vergleichen, die Eigen- tümerin einer Alp ist. Im Kanton Luzern existieren solche Triebrechte bei verschiedenen Weidgenossenschaften in der Gemeinde Flühli. Die Triebrechte wurden seit jeher veräussert und verpfändet wie Liegenschaften. Im Jahre 1998 hielt das eidgenössische Amt für Grund- buch- und Bodenrecht fest, dass die Triebrechte altrechtliche kantonale Institute seien. Damit können sie weder als Liegenschaften noch als selbständige und dauernde Rechte nach ZGB qualifiziert werden. Für die Führung des entsprechenden kantonalen Registers ist eine aus- drückliche gesetzliche Regelung erforderlich (vgl. Robert Thalmann, Die Einführung des eid- genössischen Grundbuchs im Kanton Luzern 1929-2004, Abschlussbericht des Grundbuch- inspektors, Luzern 2004, S. 70 ff.). Diese wird mit Absatz 3 nun geschaffen. Der Bestand der kantonalen Triebrechte ist durch Artikel 17 des Schlusstitels des ZGB anerkannt. § 93b Gemäss Artikel 949a ZGB bedarf die Führung des Grundbuchs mittels Informatik einer Er- mächtigung des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. Die Einzelheiten des Ver- fahrens und der Voraussetzungen des elektronischen Geschäftsverkehrs regelt der Bundes- rat in der Grundbuchverordnung. Demnach bedarf der elektronische Geschäftsverkehr der kantonalen Zulassung (Abs. 1). Gemäss Absatz 2 soll die Grundbuchverwaltung in bisherigem Umfang den kommunalen wie auch den kantonalen Behörden kostenlos die für die Durchführung ihrer Verwaltungsaufga- ben erforderlichen Mitteilungen über den Grundstückverkehr und die Grundbucheintragun- gen zu machen (vgl. § 28 GBG). § 93c In Umsetzung eines parlamentarischen Auftrages soll der Umfang der Handänderungsdaten, die im Luzerner Kantonsblatt zu veröffentlichen sind, reduziert werden. Der bestehende § 90 EGZGB ist zu ändern und als § 93c einzuordnen. Mit der Grundstücknummer und den An- gaben zum Veräusserer und dessen Erwerbsdatum sowie zum Erwerber finden für die wich- tigsten Daten eine Veröffentlichung statt (vgl. unsere Ausführungen in Kap. 5.1).
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