Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV

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Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
Verpackungscheck im Supermarkt
Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka
und Co. wirklich verpacken
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
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                                                                                                                                                      MÜLLFLUT BEI SUPERMÄRKTEN UND DISCOUNTERN –
                                                                             LEERE VERSPRECHEN STATT PROBLEMLÖSUNG                                    BIOSUPERMÄRKTE ZEIGEN, WIE ABFALLVERMEIDUNG GEHT

                                                                                                                                                      Verpackungsarmes Einkaufen gelingt im Test am                          Politik muss Vermeidung, Mehrweg und Recycling vor-
    KURZ & KNAPP: Ergebnisübersicht                                                                                                                   besten im Biohandel                                                    anbringen und verbindlich machen

                                                                                                                                                      Um uns einen Überblick über verpackungssparendes Einkaufen im          Die schlechten Testergebnisse belegen, dass Discounter und klas-
                                                                                Mit dem Verpackungsmüllberg wächst die Erwartung,                     Lebensmitteleinzelhandel zu verschaffen, haben wir stichproben-        sische Supermärkte eine Verpackungswende aus eigener Kraft
    Gesamtergebnis des DUH-Verpackungschecks                                    dass etwas anders wird                                                artige Testbesuche bei zwölf großen Supermarkt-, Discounter- und       nicht herbeiführen. Ohne konsequente rechtliche Vorgaben verlie-
                                                                                                                                                      Biohandelsketten durchgeführt und das Angebot in fünf Produkt-         ren sich viele der Handelsketten in Einzelmaßnahmen, ohne das
    In den fünf Kategorien Getränke, Obst und Gemüse, Milch                                                                                           kategorien des täglichen Bedarfs betrachtet:                           Abfallproblem in der Breite zu lösen. Dabei haben insbesondere
    und Joghurt, Selbstbedienungs- und Frischetheke, Seife                                                                                                                                                                   große Supermarktketten die Möglichkeit mit ihrer Marktmacht
    und Spülmittel.                                                                Verpackungsaufkommen:                                                  »   Obst & Gemüse,Getränke,                                        eine Abfallreduzierung bei Markenartikeln und erst recht bei ihren
                                                                                   Tendenz steigend                                                       »   Milch & Joghurt,                                               Eigenmarken herbeizuführen.
                     Grüne Karte für:                                              1995 bis 2019                                                          »   Produkte an Frische- & SB-Theken,
                                                                                                                                                          »   Spülmittel und Handseife.                                      Der vorhandene Spielraum wird unserer Einschätzung nach nicht
                                                                                                                                                                                                                             ausreichend genutzt. Deshalb sollten schnell verbindliche poli-

    Auf dem richtigen Weg: Diese Unternehmen schöpfen in den                           170 kg               228 kg
                                                                                                                      + 34 %                                                                                                 tische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Abfallver-
                                                                                                                                                                                                                             meidung und nachhaltige Verpackungen fördern und diejenigen
                                                                                                                                                                                                                             belohnen, die es richtig machen.
    getesteten Filialen Möglichkeiten zu Abfallvermeidung und Mehrweg
    weitestgehend aus

                     Rote Karte für:
                                                                                Die Verpackungsmüllmengen erreichen in Deutschland von Jahr zu                                                                                  Unsere politischen Kernforderungen
                                                                                Jahr neue Rekordwerte. Deutschland ist mit knapp 228 Kilogramm
                                                                                pro Kopf und Jahr europaweit einer der Spitzenreiteri.                                                                                          Abfallvermeidung

                                                                                Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den Erwartungen vieler                                                                                »   F estlegung eines Ziels zur Halbierung des Verpackungs-
                                                                                Verbraucherinnen und Verbraucher. Weil Ressourcen- und Klima-                                                                                        mülls bis 2025
                                                                                schutz zu immer kaufentscheidenderen Kriterien werden, müssen
    Zu viel Einweg-Müll: Diese Unternehmen setzen in den getesteten
                                                                                sich Unternehmen intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen.                                                                                  Mehrweg
    Filialen viel zu stark auf Einwegverpackungen und lassen Möglichkeiten
    zu Abfallvermeidung und Mehrweg vielfach ungenutzt                          Den Kundinnen und Kunden werden viele Versprechungen und
                                                                                Kampagnen präsentiert. Bei der Bewertung des zur Schau ge-                                                                                      »    msetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen
                                                                                                                                                                                                                                    U
                                                                                tragenen Engagements werden sie jedoch allein zurückgelassen.                                                                                       von 70% und Einführung einer Einweg-Abgabe von min-
                                                                                Deshalb hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Versprechungen         Unsere Ergebnisse sind eindeutig: Im Verpackungstest konnte                   destens 20 Cent zzgl. zum Pfand
„Mit allerlei Tricks versuchen viele Le-                                        der größten Supermarktketten geprüft und mit der Realität in den      – außer den Biosupermärkten – kein klassischer Supermarkt oder
bensmitteleinzelhändler, sich als Um-                                           Verkaufsregalen übereinandergelegt.                                   Discounter bei Abfallvermeidung und Ressourcenschonung überzeu-           »   Mehrweg klar kennzeichnen
welt- und Klimaschützer zu inszenieren.                                                                                                               gen. Besonders schlecht schnitten die Filialen von Aldi Nord, Aldi
Die Wahrheit am Verkaufsregal ist jedoch                                        Der DUH-Verpackungscheck zeigt: viel heiße Luft und                   Süd, Netto Nord, Penny und Lidl ab. Etwas besser, aber ebenfalls          »   Mehrwegquote auch für Milch und Joghurt
zumeist eine andere. Abfallvermeidung                                           ein weiterhin ungelöstes Abfallproblem                                ungenügend, schnitten Netto-Marken-Discount, Edeka, Kaufland und
und Mehrweg müssen deshalb gesetzlich                                                                                                                 Rewe ab. Sie alle erhielten im DUH-Verpackungscheck eine rote Karte.      »   Wiederbefüllung in Mehrwegbehältnisse ermöglichen
verpflichtend gemacht werden“.                                                  Der Handel ist für das Verpackungsmüllaufkommen maßgeblich
Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin                                    mitverantwortlich. Doch statt sinkender Abfallmengen gibt es          Alnatura, Bio Company und Denn´s erzielten gute Ergebnisse                Finanzielle Anreize
Barbara Metz                                                                    viele bunte Bilder in Nachhaltigkeitsberichten und knackige           und zeigen, dass weniger Verpackungen möglich und praktikabel
                                                                                Kampagnenslogans, die aus unserer Sicht jedoch nicht über             sind. Sie erhielten allesamt grüne Karten. Besonders bei Obst und         »   Einführung einer Primärressourcensteuer
© DUH, Januar 2022. Methodik: nicht-repräsentative Stichprobe in 48 Märk-      unzureichendes Engagement hinwegtäuschen können. Nach                 Gemüse sowie Getränken setzten sie konsequent auf unverpackte
   ten (je 4 Filialen: Aldi Süd und Aldi Nord, Lidl, Penny, Netto Marken-Dis-   Einschätzung der DUH blähen viele Händler kleinteilige Maß-           Ware und boten Mehrweglösungen an: von der klassischen Mehr-              »   Umlage der Plastiksteuer auf verursachende Unternehmen
   count und Netto Nord, Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denn’s Biomarkt       nahmen groß auf und machen ungenaue Versprechungen. Dabei             wegflasche, dem Mehrweg-Coffee-to-go-Becher bis zur Befüllung
   und Bio Company). Testbesuche von Juni bis Oktober 2021. Erfassung
                                                                                sind uns wiederkehrende Greenwashing-Taktiken aufgefallen.            mitgebrachter Tupperware an der Frischetheke. Es darf allerdings          »   Ökologische Ausgestaltung der Lizenzentgelte
   des Verpackungsangebots mit Hilfe eines standardisierten Testbogens in
   den Kategorien: Obst & Gemüse, Getränke, Milch& Joghurt, SB-& Frische-
                                                                                So werden z.B. bei Einwegverpackungen einfach die Materiali-          nicht sein, dass ressourcensparend und klimafreundlich verpackte
   theken sowie Seife & Spülmittel. Vergabe von grünen, gelben und roten        en ausgetauscht oder maßgebliche Änderungen nur in kleinen            Produkte sich auf wenige Biosupermärkte beschränken. Klima- und
   Karten zur Bewertung des durchschnittlichen Gesamtergebnisses.               Teilsortimenten vorgenommen.                                          Ressourcenschutz müssen in der Breite umgesetzt werden.

Verpackungscheck im Supermarkt: Ergebnisübersicht                                                                         Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                   Verpackungscheck im Supermarkt: Ergebnisübersicht
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              5

                                                                                                                                   INHALTSVERZEICHNIS                              EINLEITUNG: KLIMASCHUTZ, VERPACKUNGEN UND DIE ROLLE DES HANDELS

                                                                                                                                                                                   Ressourcenschutz ist Klimaschutz                                     Weil der Erwartungsdruck steigt und das Engagement gegen unnö-
Einleitung: Klimaschutz, Verpackungen und die Rolle des Handels �������������������������������������������������������������������������������������� 5                                                                                               tigen Verpackungsmüll zunehmend zu einem kaufentscheidenden
                                                                                                                                                                                   Der kürzlich veröffentlichte IPPC-Bericht hat deutlich gezeigt –     Kriterium wird, nehmen Supermärkte das Thema verstärkt in die
Versprechen zu Verpackungen – Greenwashing-Taktiken ���������������������������������������������������������������������������������������������������� 6                        beim Klimaschutz ist es fünf nach zwölf. In den nächsten Jahren      Kommunikation auf. Unternehmen werben immer häufiger und ein-
                                                                                                                                                                                   entscheidet sich, ob wir es schaffen, die Erderwärmung in einem      dringlicher mit ihrem umweltfreundlichen Umgang mit Verpackun-
	Greenwashing-Taktik 1: Die falschen Prioritäten ������������������������������������������������������������������������������������������������������ 7                        erträglichen Maß zu halten. Mindestens genauso wichtig wie eine      gen. Ob ‚Verpackungsmission‘ (Aldi Nord/Süd), ‚Verpackungsoffen-
                                                                                                                                                                                   Verkehrs- oder Energiewende ist dafür ein nachhaltiger Umgang        sive‘ (Edeka) oder ‚Plastikstrategie‘ (LIDL), es wird suggeriert, dass
	Greenwashing-Taktik 2: Ambitionslos und in ferner Zukunft �������������������������������������������������������������������������������������� 7                              mit Ressourcen – auch im Bereich Verpackungen. Jede nicht pro-       angepackt und an der Lösung des Müllproblems gearbeitet wird. Die
                                                                                                                                                                                   duzierte Verpackung entlastet das Klima. Würden hierzulande alle     Versprechungen sind vollmundig, aber vielen Verbraucherinnen und
	Greenwashing-Taktik 3: Die ‚Kein-Plastik‘-Ausrede ����������������������������������������������������������������������������������������������������� 8                       alkoholfreien Getränke in Mehrweg- statt in Einwegflaschen abge-     Verbrauchern ist unklar, was wirklich dahintersteckt. Deshalb hat
                                                                                                                                                                                   füllt, so ließen sich damit jedes Jahr bis zu 1,4 Millionen Tonnen   sich die Deutsche Umwelthilfe mit den Verpackungsversprechen der
	Greenwashing-Taktik 4: Hohle Phrasen ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 8                       CO2 sparenii.1 Das ist in etwa so viel CO2, wie 400.000 Haushalte    Supermarktketten auseinandergesetzt und diese mit der Realität
                                                                                                                                                                                   in Deutschland in einem ganzen Jahr beim Heizen ausstoßeniii.        in den Verkaufsregalen übereinandergelegt.
	Greenwashing-Taktik 5: Ziele – nur bei ausgewählten Artikeln ������������������������������������������������������������������������������������� 9
                                                                                                                                                                                   Die Verpackungsmüllmengen erreichen nach Angaben des Umwelt-         Der große Verpackungscheck
	Greenwashing-Taktik 6: Aufgebauschte Einzelbeispiele ���������������������������������������������������������������������������������������������� 9                           bundesamtes von Jahr zu Jahr neue Rekordwerte. Seit 2010 hat
                                                                                                                                                                                   der private Verpackungsverbrauch in Deutschland um 16 Prozent        Die zwölf Unternehmen im Test machen über 75 Prozentvii der Markt-
Der große Praxistest: Wer schneidet im Verpackungs-Check am besten ab? ������������������������������������������������������������������������� 10                               zugenommen. Mit knapp 228 Kilogramm Verpackungen pro Kopf            anteile am Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland aus: Aldi Süd
                                                                                                                                                                                   und Jahr zählen wir beim Verpackungsabfall zu den Spitzenrei-        & Aldi Nord, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount und Netto Nord2,
	Obst & Gemüse ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 12              tern in Europa. Und nicht nur die Menge ist ein Problem: viele       Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denn’s Biomarkt und Bio Company.
                                                                                                                                                                                   Verpackungen können nicht einmal recycelt werden, wie z.B. viele
         Getränke ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 14    Plastikfolien. So kommt es, dass rund 40 Prozent der Kunststoff-     Wir haben ihre Verpackungsversprechen aus Berichten, Flyern und Co.
                                                                                                                                                                                   verpackungen hierzulande verbrannt werden.iv                         auf Herz und Nieren geprüft. Dabei sind wir allerlei Greenwashing-
         Milch und Joghurt ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 16                                                                            Tricks auf die Schliche gekommen, mit denen Unternehmen unserer
                                                                                                                                                                                   Nachhaltige Verpackung als Verkaufsargument                          Einschätzung nach ihr Engagement gegen Verpackungsmüll besser
         Selbstbedienungs- und Frischetheken ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 18                                                                                  aussehen lassen wollen, als es ist.
                                                                                                                                                                                   Verpackungen von Getränken und Nahrungsmitteln machen mit
         Drogerieprodukte – Handseife und Geschirrspülmittel ������������������������������������������������������������������������������������������������� 20                 60 Prozent bei den privaten Haushalten den Löwenanteil ausv.         In einem zweiten Schritt haben wir in je 4 Filialen jedes Unterneh-
                                                                                                                                                                                   Umso wichtiger ist es, dass der Lebensmitteleinzelhandel seine       mens stichprobenmäßig Testbesuche durchgeführt, Verpackungen
         Zusammenfassung der Testergebnisse ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 22              Verantwortung an dieser Stelle wahrnimmt. Dies erwarten auch         von Produkten des täglichen Bedarfs untersucht und das Abschnei-
                                                                                                                                                                                   die Verbraucherinnen und Verbraucher: Untersuchungen zum Um-         den der Handelsketten verglichen, um zu sehen, wer auf Worte
Fazit zum DUH-Verpackungscheck ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 24               weltbewusstsein zeigen, dass 93 Prozent der Deutschen Defizite       tatsächlich Taten folgen lässt.
                                                                                                                                                                                   bei der Reduktion von Verpackungsmüll sehenvi.
Anhang ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 26

	       Vorgehensweise ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 27

         Abbildungsverzeichnis ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 28

         Quellen ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 29

         Endnoten ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 31

Impressum ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 33

                                                                                                                                                                                                                                                        2 Im Weiteren werden die in der Kurzform gleichlautenden Märkte Netto
                                                                                                                                                                                                                                                          Marken-Discount Stiftung & Co. KG (rot-gelbes Logo) und Netto ApS & Co.
                                                                                                                                                                                   1 Genaue Quellenangaben und Erläuterungen finden sich als römisch      KG (gelb-schwarzes Logo mit Hund) durch den Zusatz ‚Marken-Discount‘
                                                                                                                                                                                     nummerierte Endnoten am Ende des Berichts.                           bei ersterem und ‚Nord‘ beim zweitgenannten unterschieden.

                            Dieses Projekt wurde gefördert mit Mitteln der Deutschen Postcode Lotterie.

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                                                     Deutsche Umwelthilfe e.V.       Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                     Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
6                                                                                                                                                                                                                                                                                                7

                                                                                           VERSPRECHEN ZU VERPACKUNGEN                                  GREENWASHING-TAKTIKEN

Versprechen zu Verpackungen – ganz schön                                    Kurz zusammengefasst lauten häufige Greenwashing-Strategien                 Greenwashing-Taktik 1:                                                  Dadurch wird zwar Neumaterial ersetzt, aber ökologischer wäre
viel Augenwischerei                                                         zu Verpackungen:                                                            Die falschen Prioritäten                                                es, einmal hergestellte Verpackungen vielfach wiederzuverwenden
                                                                                                                                                                                                                                anstatt sie immerfort neu zu produzieren. Statt Einweg-Plastik-
Supermärkte, Discounter und Bioläden stellen Vermeidung und                   » Die falschen Prioritäten                                               Recycling statt Abfallvermeidung und Mehrweg                            flaschen wären regionale Mehrwegalternativen die umweltfreund-
umweltfreundliche Verpackungen zunehmend in den Fokus ihrer                 		Das Problem fängt bereits bei der Prioritätensetzung an.                                                                                        lichste Wahl. Doch Discounter wie Aldi und Lidl bieten keine
Kommunikationsaktivitäten. Neben einem inflationären Einsatz von                 Besonders häufig fokussieren sich Unternehmen auf die                  Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht – deshalb         Mehrweg-Getränkeflaschen an.
Siegeln werden vielversprechende Aussagen getätigt: „Verantwort-                 Recyclingfähigkeit und das Recycling von Verpackungen.                 sollte die Vermeidung von Verpackungen oberstes Ziel sein. Dies
licher Verpackt“ (LIDL), „Natürlich unverpackt“ (REWE), „weniger                 Abfallvermeidung und Mehrweg spielen eine viel geringere               kann durch das Weglassen unnötiger Verpackungen oder durch das
Verpackungen, weniger CO2“ (Bio Company) oder gar vollmundig                     Rolle, obwohl aus ökologischer Sicht hier der Schwerpunkt              Angebot von Mehrwegalternativen erreicht werden. Leider blenden         Greenwashing-Taktik 2:
„Wir lassen Taten sprechen, sonst nichts“ (Aldi Süd). Was davon                  liegen sollte.                                                         viele Anbieter den Bereich Mehrweg ganz oder großteils aus. Statt-      Ambitionslos und in ferner Zukunft
ist glaubwürdig – und was Greenwashing?                                                                                                                 dessen werden umso mehr Aussagen zur Recyclingfähigkeit von
                                                                              » Ambitionslos und in ferner Zukunft                                      Verpackungen und zum Rezyklateinsatz getätigt. Besonders stark          Umweltschutz – aber nur in kleinen Dosen
Wir haben Unternehmensaussagen zu Verpackungen genau un-                    		Viele Versprechen sind wenig ambitioniert oder werden in                wird auf die Recyclingfähigkeit fokussiert. Diese ist zwar wichtig,
ter die Lupe genommen und Internetseiten, Flyer sowie weitere                   eine weit entfernte Zukunft verlagert ohne Zwischenziele                damit das Material alter Verpackungen Neumaterial ersetzen kann,        Das Verpackungsmüllproblem drängt: Wir müssen kurzfristig
Veröffentlichungen ausgewertet. Darüber hinaus haben wir den                    zu formulieren. So bleiben der Weg und die tatsächliche                 reicht jedoch nicht aus, um Abfallberge kleiner werden zu lassen.       und spürbar die Verpackungsmengen reduzieren und eingesetzte
Unternehmen selbst die Möglichkeit gegeben, sich im Rahmen                      Erreichung der Ziele unklar.                                            Auch recyclingfähige Verpackungen können überdimensioniert,             Materialien im Recyclingkreislauf fahren. Viele der von uns unter-
einer Umfrage zu äußern. Wir haben sie nach ihren Zielen, der                                                                                           ressourcenvergeudend und verzichtbar sein.                              suchten Verpackungsversprechen werden diesen Notwendigkeiten
Zielerreichung und weiteren Plänen befragt. Aus der Gesamtheit der           » Die ‚Kein-Plastik‘-Ausrede                                                                                                                       nicht gerecht, sind ambitionslos oder werden in eine ferne Zu-
Aussagen konnten wir wiederkehrende (Argumentations-)Muster                 		Oft fokussieren sich die Handelsketten auf eine reine Plasti-            Beispiel                                                                kunft hinein versprochen. Vor allem, wenn Aktivitäten in einem
herausarbeiten, die vermeintlich umweltfreundliches Verpacken                  kreduktion. Das ist aber in den meisten Fällen eine Schein-                                                                                      Zeithorizont von drei, fünf oder gar mehr Jahren erreicht werden
belegen sollen, nach unserer Einschätzung jedoch von echter                    lösung, vor allem dann, wenn Einwegplastik einfach durch                 Nach DUH-Einschätzung wird die falsche Prioritätensetzung besonders     sollen, wird eine zeitnahe Zielüberprüfung ausgehebelt. Mit Ver-
Ressourcenschonung und Abfallvermeidung weit entfernt sind.                    andere Materialien, wie z.B. Pappe oder Bioplastik, ersetzt              bei Getränkeverpackungen deutlich. Vielfach haben Supermarkt- und       weis auf diese langfristigen Ziele behaupten einige Unternehmen,
                                                                               wird, die jedoch per se nicht umweltfreundlicher sind.                   Discounterketten, wie Aldi, Lidl oder Kaufland, in den vergangenen      sich auf dem richtigen Weg zu befinden und Verpackungsprobleme
Verpackungsversprechen – mehr Marketing                                                                                                                 Jahren damit begonnen, offensiv den Einsatz von Rezyklaten bei          anzupacken, was mangels gesetzter Zwischenziele zumeist nicht
als Umweltschutz                                                              » Hohle Phrasen                                                           Einweg-Plastikflaschen zu bewerben.                                     nachprüfbar ist.
                                                                            		In der Kommunikation wird viel mit Worthülsen und Schlag-
Viele Versprechen von Lebensmitteleinzelhändlern zur Verringerung               wörtern gearbeitet, die alles und nichts bedeuten können.                                                                                       Beispiele
der Umweltauswirkungen von Verpackungen stehen im Widerspruch zu                Der Interpretationsspielraum von Formulierungen wird so-
den immer größer werdenden Abfallbergen, unnötigen Verpackungen                 weit wie möglich gedehnt.                                                                                                                       Beispiele für wenig ambitionierte Verpackungsziele liefern nach
oder nicht recyclingfähigen Produkten aus Neumaterial. Es lässt sich                                                                                                                                                            DUH-Einschätzung Lidl und Kaufland: beim Thema Vermeidung
feststellen, dass die Ziele und Maßnahmen nach Einschätzung der              » Ziele – nur bei ausgewählten Artikeln                                                                                                            gaben sie in der Umfrage uns gegenüber an, bei Eigenmarken-
DUH zumeist wenig bis gar nicht überzeugen und eher Werbezwecken            		Ziele werden häufig nur für einzelne Produktgruppen oder                                                                                         verpackungen aus Kunststoff eine Verminderung um 20 Prozent
statt der Lösung des gesamten Verpackungsmüllproblems dienen.                  Eigenmarken formuliert, sodass große Teile der angebote-                                                                                         bis zum Jahr 2025 anzustreben, Bezugsjahr 2017. Ergo sieht ihr
                                                                               nen Produkte außen vor bleiben.                                                                                                                  Vermeidungsziel nur für einen Teil ihres Sortiments und lediglich
Das Wichtigste ist, die Menge der Verpackungen drastisch zu redu-                                                                                                                                                               bezogen auf ein Material eine jährliche Reduktion um 2.5 Prozent
zieren. Dies würde aber für viele der Anbieter im Lebensmitteleinzel-        » Aufgebauschte Einzelbeispiele                                                                                                                    vor. Mehrfach haben uns Unternehmen Ziele erst für das Jahr 2025
handel bedeuten, dass sie ihre Geschäftsmodelle verändern müssten.          		Besonders häufig werden Einzelbeispiele herangezogen, um                                                                                         genannt. Aldi Nord und Süd wollen bis dahin 30 Prozent ihrer
Unser Eindruck ist, dass viele Handelsketten dazu freiwillig nur ein-          den Eindruck zu erwecken die Unternehmen würden sich in                                                                                          Eigenmarkenverpackungen eingespart haben. Alnatura, Kaufland,
geschränkt bereit sind bzw. vor allem dann, wenn sich Maßnahmen                der Breite gegen die Verpackungsmüllberge stemmen, obwohl                                                                                        Lidl, Rewe und Penny planen, dann zu 100 Prozent recyclingfähige
gut fürs Marketing eignen und damit verkaufsfördernd wirken können.            es sich lediglich um punktuelles Engagement handelt.                                                                                             (Kunststoff-) Eigenmarkenverpackungen anzubieten. Diese lang-
                                                                                                                                                                                                                                fristig formulierten Ziele bergen die Gefahr, dass Probleme eher
                                                                                                                                                                                                                                verschleppt als schnell gelöst werden.

                                                                                                                                                        Abbildung 2 Aldi Süd, Facebook, 20.1.2020 : https://www.facebook.com/
                                                                                                                                                        ALDI.SUED/photos/a.459775214086730/2816488905082004/?type=3&comme
Abbildung 1 Auswahl von Siegeln und ähnlichen grafischen Elementen, die die untersuchten Unternehmen im Rahmen der Verpackungskommunikation einset-     nt_id=2817936971603864 (Abruf 9.12.2021)
zen (Von links nach rechts: Bio Company, Alnatura, Lidl, Aldi Nord, Penny, Rewe, Kaufland, Rewe Group)

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                              Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                    Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
8                                                                                                                                                                                                                                                                                   9

                                                                                   VERSPRECHEN ZU VERPACKUNGEN                                GREENWASHING-TAKTIKEN

Greenwashing-Taktik 3:                                                wasser- oder fettabweisend sind, wird oft mit Kunststoffbeschich-       Greenwashing-Taktik 5:                                             Greenwashing-Taktik 6:
Die ‚Kein-Plastik‘-Ausrede                                            tungen oder Verbundmaterialien gearbeitet – was das Recycling           Ziele – nur bei ausgewählten Artikeln                              Aufgebauschte Einzelbeispiele
                                                                      erschweren kann. Nur einer von vielen Gründen, aus denen
Kunststoff im Fokus                                                   Einmalverpackungen problematisch sind. Besser sind mehrfach             Umweltfreundliche Verpackungen nur für Teile des                   Symbolpolitik
                                                                      nutzbare Verpackungen oder gänzlich unverpackte Produkte.               Sortiments
In der Diskussion um umweltfreundliche Verpackungen steht                                                                                                                                                        Eine von uns häufig beobachtete Strategie im Verpackungsbereich
Plastik oft als Material im Vordergrund. Kunststoffverpackungen       Beispiel                                                                Oft beschränken sich Verpackungsziele auf bestimmte Produktgrup-   ist die Aufzählung von Einzelbeispielen, bei denen Verpackungen
sind für viele Klimagase verantwortlich und aufgrund ihrer Lang-                                                                              pen oder Materialien. Mit der beschriebenen Taktik werden nach     verbessert oder vermieden wurden. Zwar können Einzelbeispiele
lebigkeit besonders problematisch, wenn sie in der Natur landen.      Penny wirbt auf seiner Facebook-Seite damit, Verpackungen zu            unserer Einschätzung Unternehmensziele künstlich aufgeblasen       bei der Illustration komplexer Zusammenhänge hilfreich sein.
Wenig verwunderlich, dass die Supermärkte und Discounter Plastik      vermeiden und immer mehr Bio-Obst und -Gemüse ohne Plastik-             und Verbraucherinnen und Verbrauchern ein größeres Engagement      Wenn sich ein sinnvoller Umgang mit Verpackungen aber auf
oft in den Mittelpunkt ihrer Kommunikationsmaßnahmen stellen.         verpackung anzubieten. Selbst robuste Zitronen oder Äpfel werden        vorgegaukelt, als es tatsächlich gegeben ist.                      Einzelmaßnahmen beschränkt, die in der Öffentlichkeitsarbeit
Plastik zu vermeiden, insbesondere, indem man es einfach durch        allerdings vorverpackt im Netz oder in Pappschachteln angeboten                                                                            groß aufgeblasen werden, dient das unserer Meinung nach eher
anderes Material ersetzt, ist allerdings auch keine umweltfreund-     – aus DUH-Sicht völlig unnötig.                                         Eine häufig zu beobachtende Einschränkung: Ziele und Vorgaben      dazu, über fehlende Aktivitäten in der Breite hinwegzutäuschen.
liche Lösung.                                                                                                                                 beziehen sich lediglich auf die ‚Eigenmarken‘ der Anbieter. Je     Häufig wird etwa das Weglassen der Folie bei Salatgurken intensiv
                                                                                                                                              nach Sortiment werden so von vorneherein viele Artikel ausge-      beworben, während andere Obst und- Gemüsesorten größtenteils
Anders als ihr guter Ruf sind Pappverpackungen oder biobasierte       Greenwashing-Taktik 4: Hohle Phrasen                                    nommen. Einzelhändler argumentieren, keinen ausreichenden          weiter verpackt verkauft werden.
Kunststoffe gesamtökologisch betrachtet nicht grundsätzlich                                                                                   Einfluss auf Markenartikler zu haben, obwohl im Rahmen von
ökologischer als herkömmlicher Kunststoff. Ob Papier, Glas oder       Maximal bedeutungslos                                                   Preisverhandlungen mitunter ganze Produktserien von Marken-        Beispiele
Bio-Plastik aus Zuckerrohr oder Mais – alle brauchen in der                                                                                   artiklern ausgelistet werden.
Herstellung Rohstoffe und Energie. Papier und Pappe werden            An vielen Stellen versuchen Unternehmen, ihre Verpackungs-                                                                                 Beispiele für die Bewerbung des Verzichts auf die Gurkenverpackung
für Lebensmittel meist aus Frischfasern hergestellt. Da sie nicht     strategien durch uneindeutige Beschreibungen besser klingen zu          Beispiele                                                          haben wir unter anderem bei Edeka, Penny, Rewe, Aldi Süd, Aldi Nord
                                                                      lassen, als sie tatsächlich sind. Oft wird mit einer nicht weiter                                                                          und Kaufland (siehe Abbildung) gefunden. Der DUH-Verpackungscheck
                                                                      spezifizierten Verbesserung argumentiert oder Begrifflichkeiten,        Uns gegenüber haben sich neun von zwölf Supermarktketten           ergab indes, dass diese Unternehmen - abgesehen von Gurken - Obst
                                                                      die nachhaltig oder umweltfreundlich klingen, eingesetzt. Das           beim Thema Umweltfreundlichkeit auf Eigenmarkenverpackungen        & Gemüse mehrheitlich verpackt anboten.
                                                                      Problem – oft handelt es sich um unbestimmte Begriffe, die un-          beschränkt: Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Rewe, Penny,
                                                                      terschiedlich ausgelegt werden können.                                  Edeka, Netto Marken-Discount und Netto Nord. Markenartikel in
                                                                                                                                              umweltschädlichen Verpackungen werden zumeist hingenommen,
                                                                      Beispiel                                                                obwohl dies den selbst formulierten Ansprüchen entgegensteht.
                                                                                                                                              Eine Ausnahme hierbei bilden Biosupermärkte.
                                                                      Besonders aufgefallen ist uns die „Leitlinie für umweltfreundli-
                                                                      chere Verpackungen“ der Rewe Group. Ziel: bis Ende 2030 zu 100          Ein weiteres Beispiel: Edeka und Netto Marken-Discount verzich-
                                                                      Prozent umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen. Was sich           ten „bei ausgewählten Bio-Obst und -Gemüsesorten gänzlich
                                                                      dahinter verbirgt?                                                      auf die Verpackung (…), indem Schrift und Logo mittels Laser
                                                                                                                                              auf die Lebensmittel aufgebracht werden“ und auch Rewe bietet
                                                                      „Jede Optimierung einer Verpackung oder eines Verpackungsbe-            teils Bio-Obst oder -Gemüse mit reduzierter Verpackung an. Mit
                                                                      standteils gemäß den Kriterien hat grundsätzlich einen positiven        dieser doppelten Einschränkung auf ausgewählte Sorten aus
                                                                      Umwelteffekt und trägt dazu bei, das Ziel „100 Prozent umwelt-          dem Bio-Sortiment machen es sich Unternehmen nach unserer
                                                                      freundlichere Eigenmarkenverpackungen“ zu erreichen.“viii               Einschätzung besonders leicht. Sie müssen vergleichsweise wenig
                                                                                                                                              ändern und können durch Versprechen ihr Image aufpolieren.
                                                                      Dafür muss aber lediglich eines von sechs Kriterien bzw. Unterzielen
                                                                      (z.B. Reduktion des Materialeinsatzes, Recyclingfähigkeit oder Ein-
                                                                      satz von alternativen Materialien) erreicht werden. Es wird jedoch
                                                                      nirgends spezifiziert, wie groß etwa eine Reduktion sein muss.
                                                                      Bei jeder minimalen Verbesserung kann das Unternehmen sich
                                                                      also selbst eine gesteigerte ‚Umweltfreundlichkeit‘ bescheinigen.ix
                                                                                                                                                                                                                 Abbildung 4 Kaufland, Facebook, 18.01.2021 https://www.facebook.com/
Abbildung 3 Penny, Facebook, 5.9.2020 https://www.facebook.com/Pen-   So kann die Rewe Group ihr Image pflegen ohne eine ganzheitliche                                                                           kaufland/photos/a.147666168598139/4406836129347767/
nyDeutschland/photos/a.700586603303601/3857593970936166               Lösung des Verpackungsmüllproblems umsetzen zu müssen.                                                                                     (Aufruf: 9.12.2021)
(Aufruf: 9.12.2021)

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                    Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                 Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
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                                                             Der große Praxistest
                                                             Wer schneidet im
                                                             Verpackungscheck am besten ab?
                                                             Verpackungsversprechen hin oder her – wir wollten wissen, wer heute schon
                                                             umweltfreundlich handelt.

                                                             Verpackungsversprechungen von Händlern sind nur die eine Seite     Mit Hilfe von standardisierten Testbögen und Handykamera haben
                                                             der Medaille. Besonders spannend wird es, wenn es um deren         wir die Verpackungen in den Sortimenten Obst und Gemüse, Ge-
                                                             Einhaltung in der Praxis und die Verpackungen der Produkte geht,   tränke, Milch und Joghurt, Frische- und Selbstbedienungstheken
                                                             die in den Verkaufsregalen liegen.                                 sowie Flüssigseifen und Spülmittel dokumentiert. Dabei haben
                                                                                                                                wir jeweils überprüft, inwiefern bei Produkten abfallvermeiden-
                                                             Bei im Schnitt mehreren tausend Produkten pro Supermarkt ist       de und ressourcenschonende Verpackungslösungen eingesetzt
                                                             eine Gesamtbewertung ausgesprochen schwierig. Deshalb haben        wurden – etwa durch Weglassen, die Nutzung von Mehrweg oder
                                                             wir uns aus mehreren typischen ‚Produktkategorien‘ solche Waren    recyclinggerechte Verpackungen.
                                                             herausgesucht, die regelmäßig und in größeren Mengen bei vielen
                                                             Menschen in den Einkaufswägen landen und die angebotenen Ver-      Zwischen Juni und Oktober 2021 haben DUH-Tester in verschie-
                                                             packungen stichprobenhaft in einzelnen Handelsfilialen gecheckt.   denen Regionen Deutschlands in jeweils vier Filialen der Handels-
                                                             Dabei haben wir vor allem solche Produkte betrachtet, bei denen    ketten Aldi Süd & Aldi Nord, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount
                                                             es in vielen Fällen bereits ressourcenschonende und verpackungs-   und Netto Nord, Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denn’s Biomarkt
                                                             arme Lösungen gibt.                                                und Bio Company Testbesuche durchgeführt.

Verpackungscheck im Supermarkt   Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                               Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
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                                                                                                                              OBST & GEMÜSE                  VERPACKUNGSCHECK IM SUPERMARKT

Unverpacktes Obst & Gemüse ist längst nicht                                    Verpackungsmüllflut in Discounterfilialen von                                 Bioprodukte besonders oft verpackt
                                                                               Netto Nord, Aldi-Nord und Aldi-Süd                                                                                                                                     Verpackter Anteil bei einzelnen Sorten
die Regel!
                                                                                                                                                             Ein echtes Ärgernis für alle, die Verpackungen vermeiden und auf
In Deutschland fielen allein im Jahr 2019 mehr als 103.000 Tonnen              In den von der DUH getesteten Filialen schnitt Netto Nord mit                 Regionalität sowie Bio-Lebensmittel achten wollen: in normalen                   Gurke            23 %
Verpackungsmüll für Obst und Gemüse anx. Schenkt man den zahlrei-              Abstand am schlechtesten ab. Mit einem Verpackungsgrad von 81                 Supermarkt- und Discounterfilialen wurde Bio-Obst und -Gemüse                  Banane              24 %
chen Versprechungen der Supermarktketten Glauben, dann müssten                 Prozent erlebten unsere Testbesucher ein wahres Verpackungsmüll-              besonders häufig eingepackt.                                                     Apfel                            51 %
unverpackte Produkte längst Standard sein. Deshalb haben wir vor               Fiasko. Unverpackte Produkte waren die Ausnahme. In den Regalen                                                                                              Paprika                                    63 %
Ort geprüft, ob die beliebten wie robusten Sorten Tomaten, Gurken,             von Aldi-Nord und Aldi-Süd sah es mit rund 70 Prozent Verpack-                                                                                               Karotte                                    64 %
Karotten, Paprika, Bananen und Äpfel verpackt angeboten werden.                tem kaum besser aus. Hier sollte umgehend und in großem Stil
                                                                                                                                                                                                                                            Tomate                                        68 %
                                                                               umgesteuert werden.
                                                                                                                                                                                                                                                      0%        20 %       40 %         60 %         80 %
Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Obst und Gemüse
ist, abgesehen von den Biosupermärkten, eine herbe Enttäu-                     Mehr als die Hälfte vorverpackt bei Lidl,
schung. Insgesamt schnitten Discounter besonders schlecht ab. Su-              Netto Marken-Discount, Kaufland und Penny                                                                                                                  Bei Bananen ist positiv anzumerken: soweit es eine Verpackung
permärkte sowie Vollsortimenter landeten überwiegend im Mittelfeld.                                                                                                                                                                       gab, handelte es sich bis auf wenige Ausnahmen um eine Ban-
Einzig Biosupermärkte überzeugten mit größtenteils unverpacktem                Etwas besser waren die getesteten Filialen von Lidl, Netto Marken-                                                                                         derole und keinen ganzen Plastiksack. Alle anderen Sorten wur-
Obst und Gemüse.                                                               Discount, Kaufland und Penny. Allerdings wurde das untersuchte                                                                                             den in mehr als der Hälfte der Fälle verpackt, selbst die wider-
                                                                               Obst und Gemüse in deren Filialen immer noch zu rund 60 Prozent                                                                                            standsfähigen Äpfel und Karotten. Soweit Paprika verpackt wa-
                                                                               verpackt. Dieser massenweise Einsatz von Verpackungen ist nach                Abbildung 5 Tomaten mit Bio-Logo waren im Test, z. B. bei den untersuchten   ren, wurde dazu fast ausschließlich Kunststoff genutzt. Tomaten
                         Anteil verpacktes Obst und Gemüse                     unserer Überzeugung schlichtweg verantwortungslos.                            Märkten von Edeka und Netto Marken-Discount, zu 100 Prozent verpackt         waren das meistverpackte Gemüse. Knapp die Hälfte davon wur-
                                                                                                                                                                                                                                          de in vermeintlich umweltfreundlichen Pappschalen verkauft.
            Netto Nord                                  81 %                   Nicht überzeugend: Edeka und Rewe                                             Bei Tomaten und Karotten mit Bio-Logo oder Regional-Auszeichnung
                                                                                                                                                             sowie Äpfeln und Paprika mit Bio-Siegel war dies besonders auffällig.
             Aldi Nord                               73 %
                                                                               Von den großen Supermarktketten schnitten Edeka und Rewe noch                 Dabei sind für eine Unterscheidung von konventioneller und ökolo-              Fazit
              Aldi Süd                               72 %                      am besten ab, allerdings ohne wirklich zu überzeugen. Fast die                gisch zertifizierter Ware Verpackungen nicht zwingend notwendig.               Wenn die untersuchten Supermarktketten es ernst meinen
                Penny                           66 %
                                                                               Hälfte des untersuchten Obstes und Gemüses wurde vorverpackt.                 Aufkleber und Brandings oder auch eine ausreichende räumliche Tren-            mit Abfallvermeidung und Klimaschutz, dann darf es kein
                                                                               Die Anstrengungen von Edeka und Rewe reichen nach unserem                     nung der angebotenen Sorten können praktikable Alternativen sein.              „Weiter so“ geben. Selbst robuste Obst- und Gemüsesor-
              Kaufland                         62 %                            Dafürhalten bei weitem nicht aus und das Potential zur Einsparung                                                                                            ten werden überwiegend in Plastik und Pappe angeboten.
 Netto Marken-Discount                        58 %                             von Verpackungen ist noch sehr groß.                                          Besonders viel Verpackungsmüll bei Paprika, Karotten                           Kommt der Handel seiner Verantwortung nicht nach, muss
                                                                                                                                                             und Tomaten                                                                    die Politik gegensteuern.
                  Lidl                    56 %
                                                                               Alnatura, Denn‘s und Bio Company zeigen wie
                 Rewe                  46 %                                    es unverpackt geht                                                            Beim Blick auf die untersuchten Obst- und Gemüsesorten wird deut-
                Edeka                  45 %                                                                                                                  lich: selbst der ‚Unverpackt-Sieger‘ Gurke wird mit 23 Prozent noch
                                                                               Dass unverpackte Ware der Standard sein kann, belegten die Tester-            viel zu häufig verpackt.
          Bio Company    15 %
                                                                               gebnisse bei den Biosupermärkten. Bis auf wenige Ausnahmen bot
                Denn‘s        10 %                                             Alnatura fast alle untersuchten Obst- und Gemüsesorten unverpackt
              Alnatura   1%                                                    an und erzielte das mit Abstand beste Gesamtergebnis. Aber auch                                                         Greenwashing-Trick:
                                                                                                                                                             Abbildung 7 Rewe, Homepage, ‚Natürlich unverpackt‘, aufgerufen am
                                                                               Denn´s und Bio Company hatten die untersuchten Lebensmittel ganz                                                     Obst und Gemüse verpacken,
                                                                                                                                                             22.10.2021 www.rewe.de/nachhaltigkeit/unsere-ziele/projekte/unver-                       aber mit Mehrwegnetzen werben
                     0%         20 %    40 %     60 %       80 %   100 %
                                                                               überwiegend ohne Plastik- und Pappverpackungen im Sortiment.                  packt/
                                                                                                                                                                                                       Ob ‚Frischetasche‘ (Kaufland), ‚Vitaminnetz‘ (Lidl) oder ‚Frischenetz‘ (Penny): Supermärkte
© DUH, Januar 2022; n=1745; nicht-repräsentative Stichprobe in 48 Märk-
                                                                                                                                                                                                       werben mit mehrfach nutzbaren Netzen und dem dadurch gesparten Verpackungsmaterial.
   ten; Anteil verpacktes Obst und Gemüse: Anteil verpackter Produkte
   am Gesamtsortiment der Sorten: Äpfel, Bananen, Gurken, Karotten,
   Paprika, Tomaten                                                                                                                                                                                    ABER: Mehrwegnetze nützen nur dann etwas, wenn es tatsächlich in größerem Umfang
                                                                                                                                                                                                       unverpackte Ware gibt, sonst ist ihr Angebot nicht mehr als Augenwischerei. Obwohl 10 der
                                                                                                                                                                                                       12 untersuchten Handelsketten mit Mehrwegnetzen warben, hatten knapp 30 Prozent der
Methodik: 1.745 Produkte von 6 Sorten wurden analysiert. Pro Obst- und Gemüsesorte wurde die Anzahl angebotener Waren gezählt und die Verpackungsart                                                   Testmärkte keine im Angebot. Dafür boten 75 Prozent der Testfilialen dünnwandige Einweg-
notiert, soweit vorhanden, auch bei Minisorten. Gänzlich unverpackte oder nur mit einem Sticker gekennzeichnete Ware wurde als unverpackt, alle anderen                                                plastiktüten und knapp ein Drittel Einweg-Papiertüten für Obst und Gemüse an. Damit Mehr-
Verpackungen wurden, unabhängig von Form (Schale, Netz, Banderole usw.) und Material (Plastik, Papier, Pappe etc.) als ‚verpackt‘ gewertet. So konnten
                                                                                                                                                                                                       wegnetze auch vielfach genutzt werden, muss möglichst viel Obst und Gemüse unverpackt
erst pro Sorte und dann pro Supermarktkette durchschnittliche Sortenverpackungsgrade ermittelt werden. Bei der Errechnung des durchschnittlichen Verpac-
kungsgrades wurden alle Sorten gleich gewertet. Der verpackte Anteil bei Einzelsorten ergibt sich aus dem Durchschnitt der Ergebnisse der Supermarktketten                                             angeboten werden.
der entsprechenden Sorten.

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                                   Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                         Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
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                                                                                                                             GETRÄNKE             VERPACKUNGSCHECK IM SUPERMARKT

Flut aus Einweg-Plastikflaschen statt                                      100 % Einweg bei Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl
regionalem Mehrweg                                                                                                                                   Fazit
                                                                           Keine Mehrwegflaschen fanden unsere DUH-Tester in den Regalen             Das von uns festgestellte Angebot an Getränken in Mehrwegflaschen ist insgesamt enttäuschend. Gerade in einem Verpackungs-
Aneinander gereiht würden die 17,4 Milliarden jährlich in Deutsch-         der großen deutschen Hard-Discounter Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl.        bereich, in dem etablierte Mehrwegsysteme weit verbreitet sind und es zusätzlich im Verpackungsgesetz eine Mehrwegzielquote
land verbrauchten Einweg-Plastikflaschen 143 Mal um die Erde               Um die Einweg-Müllberge zu verkleinern, sollten die Unternehmen           von 70 Prozent gibt, sollten wiederverwendbare Flaschen längst Standard sein. Ausschließlich im Bierbereich konnten überwiegend
reichenxi. Dieser und weiterer Einweg-Müll, etwa von fast 4 Mrd.           endlich ihre Mehrwegblockade aufgeben und regionale Getränke              Mehrwegflaschen festgestellt werden.
Dosenxii und ca. 5 Mrd. Getränkekartonsxiii jährlich, ließe sich mit       in wiederbefüllbaren Flaschen anbieten.
Mehrwegflaschen größtenteils vermeiden. Die DUH-Tester haben                                                                                         Deshalb muss die Politik die Mehrwegquote durchsetzen: mit einer Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen von
deshalb die Verpackungsarten der Segmente Wasser, Saft, Soft-              Viel Einweg und kaum Mehrweg bei Penny,                                   mindestens 20 Cent zusätzlich zum Pfand. Mit den eingenommenen Mitteln sollten Mehrwegsysteme gefördert werden.
drinks und Bier abgeschätzt3. Das im Bericht dargestellte Ergebnis         Netto Marken-Discount und Netto Nord
ist der Durchschnitt dieser vier Kategorien.
                                                                           Bei den getesteten Discounterfilialen von Netto Marken-Discount,
Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Getränke ist                    Netto Nord und Penny wurden zwar Mehrwegflaschen angeboten,
ernüchternd. Nur im Biohandel wird ganz überwiegend Mehrweg                allerdings nur in geringen Mengen. Deren Anteil lag bei den ge-            Kampagnen zu „umweltfreundlichen“
angeboten. Wieder liegen die klassischen Supermärkte im Mittel-            nannten Discountern zwischen 12 und 29 %. Die Ergebnisse zeigen            Einweg-Plastikflaschen
feld. Bei den Discountern gibt es Unterschiede – allerdings auf            allerdings, dass ein Angebot wiederverwendbarer Flaschen auch
niedrigem Niveau: einige haben ein kleines Mehrwegangebot – und            bei Discountern möglich ist. Allerdings dominiert Einweg sehr              Immer mehr Einzelhändler bieten Einweg-Plastikflaschen aus
andere setzen zu 100 Prozent auf Einweg.                                   deutlich und sollte schnellstens durch Mehrweg ersetzt werden.             100 Prozent Recyclingmaterial an. Werbekampagnen dazu sol-
                                                                                                                                                      len suggerieren, dass der Kauf von Einweg-Plastikflaschen mit
                                                                           Noch viel Luft nach oben: Kaufland, Edeka und Rewe                         einem hohen Rezyklatanteil besonders umweltfreundlich sei.
                        Geschätzter Einweganteil                                                                                                      Pro Jahr werden in Deutschland etwa 17,4 Milliarden Einweg-
                        am Getränkesortiment
                                                                           Etwas besser, aber immer noch stark ausbaufähig, ist das von uns           Plastikflaschen hergestellt. Das entspricht dem Gewicht von
                        (Wasser, Saft, Softdrinks und Bier)
                                                                           festgestellte Mehrwegangebot bei Kaufland, Edeka und Rewe. Sie             mehr als sechs Kreuzfahrtschiffen. Die Antwort auf die Plastik-
                 Lidl                                          100 %       boten im Test in den untersuchten Getränkesegmenten weniger                müllkrise können nicht noch mehr Einweg-Plastikflaschen sein.
                                                                           als die Hälfte ihrer Getränke in Mehrwegflaschen an. Einweg                Regionale Mehrwegflaschen hingegen sparen durch ihre häufige                Abbildung 6 LIDL, Homepage Umwelt statt um die Welt
            Aldi Süd                                           100 %       überwiegt also auch bei den Vollsortimentern. Mehr Engagement              Wiederbefüllung Ressourcen und Verpackungsabfälle ein.                      https://www.lidl.de/c/umwelt-statt-um-die-welt/s10007401
           Aldi Nord                                           100 %       für abfallarme Verpackungen ist nötig.                                                                                                                 (Aufruf: 5.1.2021)
                                                                                                                                                      Auch wenn Einweg-Getränkeverpackungen zurückgegeben und
               Penny                                      88 %
                                                                           Ziemlich spitze: Denn‘s, Bio Company und Alnatura                          nach dem Zerschreddern recycelt werden, kann das deren Um-
          Netto Nord                                    81 %                                                                                          weltauswirkungen zwar verringern, umweltfreundlich müssen
Netto Marken-Discount                             71 %                     Dass Mehrwegflaschen problemlos Standard sein können, zeigten              sie deshalb jedoch nicht sein. So wird beim Recyclingprozess
                                                                           die Biosupermärkte im Test. In den von der DUH untersuchten                durch aufwendige Prozessschritte der Kunststoff bis zu vier Mal
                Rewe                      56 %
                                                                           Filialen kommt Spitzenreiter Denn’s auf über 90 Prozent Mehr-              aufgeschmolzen, wofür viel Energie, Wasser und Chemikalien
               Edeka                      56 %                             wegflaschen, knapp dahinter folgen Bio Company und Alnatura                eingesetzt werden müssen. Da auch Mehrwegflaschen nach
                                                                           mit Werten von mehr als 80 Prozent Mehrweg.                                ihrem langen Produktleben recycelt werden, ist Mehrweg und
            Kaufland                     52 %
                                                                                                                                                      Recycling dem Einweg und Recycling vorzuziehen.
            Alnatura     16 %
        Bio Company         11 %                                                                                                                                                                                                  Abbildung 7 Rewe Group, Homepage, Newsroom, https://www.rewe-
              Denn‘s       8%                                                                                                                                                                                                     group.com/de/presse-und-medien/newsroom/stories/getraenkefla-
                                                                                                                                                      xiv                                                                         schen-aus-recyceltem-kunststoff-meisterstuecke (Aufruf: 5.1.2021)
                    0%          20 %   40 %      60 %     80 %    100 %

© DUH, Januar 2022; n=188; nicht-repräsentative Stichprobe in 47 Märk-
   ten, Durchschnittlicher Einweganteil: Gemittelter Schätzwert der Ein-
   wegverpackungsanteile (Flaschen, Dosen und Getränkekartons) in den                                                                             Methodik: Die DUH-Testbesucher haben in 47* Märkten in den vier einzelnen Getränkesortimenten (Wasser, Saft, Softdrinks, Bier) jeweils qualifizierte Schätz-
   Produktsortimenten Wasser, Säfte, Softdrinks und Bier                                                                                          werte zu den Regalreihen notiert, wie viele Mehrwegflaschen (PET und Glas) oder Einweggetränkeverpackungen (z.B. Flaschen, Dosen oder Getränkekartons)
                                                                                                                                                  angeboten wurden. Um die Zuordnung Einweg/Mehrweg vornehmen zu können, waren die Testbesucher zu einschlägigen Flaschenformen, wie Mehrweg-
                                                                                                                                                  Poolflaschen, geschult und haben die Hinweise an Regalen bzw. auf Flaschen in den Blick genommen. Für jede Getränkeart wurde pro Markt und dann je
3 Eine sortengenaue Zählung war aufgrund des teils sehr großen Getränke-                                                                          Supermarktkette ein Durchschnitt gebildet und über die vier untersuchten Getränkekategorien gemittelt. Aus den Ergebnissen der Märkte wurden für die
  angebots aus Zeitgründen nicht möglich.                                                                                                         Einzelsortimente ebenfalls entsprechend Durchschnittswerte gebildet. *Daten zu Getränken wurden nur in 3 der 4 Lidl-Filialen im Test erhoben.

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                        Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                                  Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
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                                                                                                                         MILCH & JOGHURT                     VERPACKUNGSCHECK IM SUPERMARKT

Einweg dominiert – kaum Mehrweg                                                Mit etwas Abstand folgen die klassischen Supermärkte und mit                  Besonders viel Einweg bei Milch – Mehrweg-Joghurt                                Joghurt im Papp-Plastik-Alu-Becher
im Milchregal                                                                  nahezu keinem Mehrwegangebot schneiden die Discounter beson-                  im Biohandel auf dem Vormarsch
                                                                               ders schlecht ab. Dort wird voll auf Einweg gesetzt.                                                                                                           Bei unseren Testbesuchen fanden wir auch Joghurt in
Im Schnitt konsumieren Deutsche rund 49 Liter frische          Milchxv
                                                               und                                                                                                                                                                            ‚Mehrkomponentenbechern‘: Plastikbecher mit Pap-
15 Kilogramm Joghurtxvi im Jahr. Zum ganz überwiegenden Teil                   Volle Pulle Einweg bei Penny, Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl                                                                                                        pummantelung und Aluminiumdeckel. Das Problem
werden diese Produkte jedoch in Einwegverpackungen abgefüllt.                  und Netto Nord                                                                                           Mehrweganteil bei Milch oder Joghurt                  – viele Verbraucherinnen und Verbraucher lösen die Banderole und
Der Mehrweganteil im Milchsegment (Frisch- und H-Milch) lag 2019                                                                                                                                                                              den Deckel vor dem Entsorgen nicht ab. In Recyclinganlagen ist eine
                                                                                                                                                                              Denn‘s
                                                                                                                                                                                                           42 %
nur bei 1,3 Prozentxvii. So entstehen jährlich riesige Verpackungs-            Erneut schneiden fast alle Discounter im Mehrwegtest kata-                                                          27 %                                       Trennung nicht mehr möglich. So gehen wertvolle Rohstoffe verloren.
müllberge. Und das, obwohl abfallarme Mehrwegflaschen und -glä-                strophal schlecht ab. In den von uns untersuchten Testmärkten                                                                 47 %
                                                                                                                                                                            Alnatura
ser in Deutschland Tradition haben. Wir haben deren Angebot in                 konnten wir keine Milch und keinen Joghurt in Mehrwegverpa-                                                   19 %                                             Leider hatten fast alle Märkte im Test solche Einwegverpackungen für
den Segmenten Milch und Joghurt in der Praxis näher untersucht.                ckungen feststellen. Einwegverpackungen werden standardmäßig                             Bio Company
                                                                                                                                                                                                          38 %                                Joghurt im Angebot – besonders häufig waren sie bei Joghurteigenmar-
                                                                                                                                                                                            16 %
                                                                               und wie selbstverständlich eingesetzt.                                                                                                                         ken im Einsatz. Eine gute Entwicklung gibt es dennoch: der zusätzliche
                                                                                                                                                                            Kaufland
                                                                                                                                                                                              21 %
Die Testergebnisse des Verpackungschecks für Milch und Jo-                                                                                                                                  15 %                                              durchsichtige Plastikdeckel auf den Einwegbechern, der bis vor kurzem
ghurt sind wenig erfreulich: Ein vollständiges oder auch nur                   Mehrweg-Nischenprodukte bei Netto Marken-Discount                                               Edeka           23 %                                           noch standardmäßig im Einsatz war, war fast nirgends mehr zu finden.
                                                                                                                                                                                            15 %
überwiegendes Mehrwegangebot erreichte keine der untersuchten                                                                                                                                                                                 Stattdessen gibt es häufig Mehrwegdeckel, etwa aus Silikon, im Angebot.
                                                                                                                                                                                         15 %
Handelsketten in den von uns getesteten Filialen. Selbst bei den               Einen Sonderfall unter den Discountern stellt der Netto Marken-                                  Rewe
                                                                                                                                                                                        12 %
vorne liegenden Biomärkten wurde deutlich weniger als die Hälfte               Discount dar. Er bewirbt sein Mehrwegmilch-Angebot mit den                                                   2%
                                                                                                                                                                Netto Marken-Discount
der Produkte in Mehrweg angeboten.                                             Worten „Verpackungen mehrfach zu nutzen ist immer nachhaltiger                                                4%                                                  Fazit
                                                                               als die Einweglösung“. Leider scheint dies bei der Sortimentsge-                                         0          20            40   60      80      100        Das Mehrwegangebot von Milch und Joghurt kann in der Summe
                         Anteil Einwegverpackungen                             staltung nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. So wurden in                                                                                                   nicht überzeugen. Zwar gibt es im Biohandel einen positiven
                                                                                                                                                                                  Ø Mehrweganteil Joghurt             Ø Mehrweganteil Milch
                         bei Milch und Joghurt                                 den Testfilialen zwar Mehrwegprodukte angeboten, mit 97% gab                                                                                                      Trend hin zu Joghurt in Mehrweggläsern, aber der sollte auch
                                                                               es aber fast nur Einweg, was noch viel Luft nach oben lässt.                                                                                                      in den großen Supermarktketten stattfinden. Erste Molkereien
           Netto Nord                                        100 %
                                                                                                                                                                                                                                                 haben inzwischen größere Summen in Mehrwegabfüllanlagen
                  Lidl                                       100 %             Erschreckend viel Einweg bei Vollsortimentern Rewe,                                                                                                               und Flaschen investiert. Jedoch muss das Mehrwegangebot in
                                                                               Edeka und Kaufland                                                            Betrachtet man die Verpackungen für Milch und Joghurt jeweils                       Supermarkt- und Discounterfilialen deutlich ausgebaut werden,
              Aldi Süd                                       100 %
                                                                                                                                                             gesondert, so lässt sich im Joghurtsegment der Biomärkte ein po-                    damit das Mehrwegsystem für Milch und Joghurt in der Breite
             Aldi Nord                                       100 %             Mit mehr als 80 Prozent ist der Einweganteil im Test bei Edeka,               sitiver Trend erkennen. Fast die Hälfte der Joghurtsorten wurden in                 etabliert und noch effizienter werden kann.
                Penny                                        100 %             Kaufland und Rewe sehr hoch. Gerade in den Märkten dieser                     den untersuchten Alnatura-Filialen in Mehrweggläsern angeboten.                     Wie Mehrweg konsequent gefördert werden kann, zeigt Ös-
                                                                               Handelsketten ist die Produktauswahl oft besonders groß und                   Unsere Testergebnisse zeigen aber auch: gerade bei Frischmilch gibt                 terreich. Dort wurde 2021 ein Gesetz beschlossen, nach dem
 Netto Marken-Discount                                       97 %
                                                                               es werden häufig auch regionale Produkte verkauft. Regionale                  es deutlichen Aufholbedarf, was das Mehrwegangebot anbelangt.                       Geschäfte dazu verpflichtet sind, Milch auch in Mehrwegge-
                 Rewe                                   86 %                   Mehrwegangebote bieten sich somit förmlich an. Der niedrige                   Hier dominiert noch der Getränkekarton.                                             binden anzubieten.
                                                                               Mehrweganteil von weniger als 20% ist beschämend und sollte
             Kaufland                                 82 %
                                                                               bei Milch und Joghurt deutlich über der Hälfte liegen.
                Edeka                                 81 %
         Bio Company                             73 %                          Ein erster Einstieg in Mehrweg bei Denn’s, Alnatura
                                                                               und der Bio Company                                                               Sind Getränkekartons wirklich besonders umweltfreundlich?
             Alnatura                         67 %
               Denn‘s                        65 %                              Zwar schneiden die Biomärkte bei den DUH-Tests am besten ab, aber                 Getränkekartons gelten bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern als besonders ökologische Verpackung und
                         0%   20 %    40 %     60 %     80 %    100 %          auch hier ist noch viel Luft nach oben. Rund ein Drittel Mehrwegmilch             so werden Sie auch in vielen Supermarktfilialen beworben. Doch diesen Ruf haben sie nach unserer Einschätzung
                                                                               und -joghurt haben unsere Tester bei Denn‘s und Alnatura finden                   nicht verdient. Getränkekartons sind eine komplizierte Verbundverpackung aus mehreren Schichten Kunststoff,
                                                                               können, etwas weniger noch bei der Bio Company. Das Potential um                  Aluminium und Papier. Der Plastikanteil liegt bei einigen Getränkekartons inzwischen über 50 Prozent. Laut einer
© DUH, Januar 2022; n=4160; nicht-repräsentative Stichprobe in 48 Märk-
   ten; Durchschnittlicher Einweganteil: Mittelwert Anteil Einwegverpac-       Einwegverpackungen einzusparen beträgt also über 60 Prozent und                   Veröffentlichung der Ellen Mac Arthur Foundation aus dem Jahr 2019 bringt Marktführer Tetra Pak jährlich 721.000
   kungen am Gesamtangebot bei Milch und Joghurt (bei Joghurt ab >30           zeigt, dass noch deutlich zu wenig Mehrweg angeboten wird.                        Tonnen Plastik in Verkehr.
   Sorten Schätzwerte)
                                                                                                                                                                 Besonders problematisch: Getränkekartons bestehen aus Neufasern, wofür immer neue Bäume abgeholzt werden müssen. Anders
Methodik: Bei der Untersuchung haben die Testbesucher alle verschiedenen Milcharten (n= 585), wie z.B. fettarme oder Vollmilch gezählt und alle unter-           als die Hersteller sagen, werden nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe nicht 76 Prozent der Getränkekartons recycelt,
schiedlichen Joghurtsorten (3.575) gezählt bzw. teils geschätzt, soweit über 30 Sorten angeboten wurden. Es wurde jeweils notiert, wie viele insgesamt und       sondern in Wirklichkeit nur etwa 30 Prozent. Und so bleibt der Getränkekarton was er ist: eine schlecht zu recycelnde Einwegver-
wie viele davon in Mehrwegflaschen oder –gläsern und wie viele in Einwegverpackungen, wie Bechern, Getränkekartons oder Plastikflaschen angeboten wur-
den. Es wurden nur Kuhmilchprodukte berücksichtigt. Aus den Ergebnissen wurde pro Markt je der Einweganteil (Einweg pro Gesamtangebot) in den Berei-             packung aus Neumaterial.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             xviii
chen Milch und Joghurt errechnet. Aus beiden Werten der Mittelwert gebildet, welcher wiederum über alle getesteten Märkte je Handelskette gemittelt wurde.

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                                   Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                                Verpackungscheck im Supermarkt
Verpackungscheck im Supermarkt - Wie umweltfreundlich Aldi, Edeka und Co. wirklich verpacken - Deutsche Umwelthilfe eV
18                                                                                                                                                                                                                                                                                                           19

                                                                             SELBSTBEDIENUNGS- UND FRISCHETHEKEN                                          VERPACKUNGSCHECK IM SUPERMARKT

Mehrweg zum Mitnehmen: Fortschritte bei                                      Das Ergebnis: außer im Biohandel ist das Mitbringen eigener                  Nicht an jeder Theke gibt es ein Angebot zur Mitnahme                      In unserem Test gab es solche Poolsysteme ausschließlich für
selbst mitgebrachten Behältern, Poolsysteme                                  Mehrwegbehältnisse oft nicht möglich.                                                                                                                   Heißgetränke wie etwa Kaffee. Dabei schnitten die Biomärkte
                                                                                                                                                                                  Mehrwegbefüllung an                                am besten ab, allerdings mit deutlichen Unterschieden. In den
ausbaufähig
                                                                             Im Test hat der Biofachhandel es am häufigsten ermöglicht, Le-                                       Wurst- und Käsetheken                              Supermärkten und Discountern, wo Coffee-to-go angeboten wurde,
                                                                             bensmittel in selbst mitgebrachte Mehrwegbehältnisse abzufüllen                                                                                         konnten wir bei unseren Testbesuchen kein Angebot von Pool-
                                                                                                                                                                       Alnatura                               100 %
Ob Käse, Brot, Nudeln oder Kaffee: an Selbstbedienungs- und Frische-         und mitzunehmen.                                                                                                                                        Mehrwegbechern feststellen.4
                                                                                                                                                                         Denn‘s                        75 %
theken können mit Mehrweglösungen wie Kaffeebechern, Brotbeu-
teln oder wiederverwendbaren Dosen viele Verpackungen eingespart             Vorreiter Bio Company: einziger Anbieter mit Mehr-                                    Bio Company                         75 %
                                                                                                                                                                                                                                                               Angebot Pool-Mehrweg für Heißgetränke
werden. Also haben wir an den Käse- und Wursttheken, bei Backwa-             wegspendern für Reis und Co.                                                                 Rewe                 50 %
ren, Heißgetränken und für trockenes ‚Schüttgut‘ geprüft, ob man                                                                                                         Edeka          33 %
                                                                                                                                                                                                                                              Bio Company                               75 %
sich die Waren in eigene Behältnisse abfüllen (lassen) oder nur              Positiv aufgefallen ist Bio Company, die als einzige im Test Abfüll-                                                                                                 Alnatura                           67 %
                                                                                                                                                                       Kaufland   0%
vorverpackt kaufen kann. Gab es in Filialen keine entsprechenden             stationen für Reis, Nudeln und Co. angeboten haben. Auch viele                                   0%       20 % 40 % 60 % 80 % 100 %                                    Denn‘s           25 %
Theken oder durfte man dort keine Behälter mitbringen, gab es                andere Lebensmittel konnte man hier oft in selbst mitgebrachten
                                                                                                                                                                                                                                                  Kaufland     0%
im Test auch keine Punkte.                                                   Mehrwegbehältnissen einkaufen. Ein Wermutstropfen: an den
                                                                             Abfüllstationen gab es auch Einwegpapierverpackungen.                        Analysiert man die Testergebnisse für Fleischwaren und Käse                 Netto Marken-Discount    0%
Trockene Lebensmittel (sogenanntes Schüttgut) sind zum Bei-                                                                                               gesondert, wird deutlich, dass auch beim Vorhandensein einer                                 Lidl    0%
spiel Nudeln, Nüsse oder Müsli. Entsprechende Spendersysteme                 Gutes Ergebnis bei Denn‘s und Alnatura                                       Theke ‚Verpackungssparen‘ ärgerlicherweise nicht immer möglich                        Netto Nord     0%
zum Abfüllen in Mehrwegbehälter werden bereits erfolgreich in                                                                                             ist. Negativbeispiel im Verpackungscheck ist Kaufland: obwohl es
                                                                                                                                                                                                                                                     Edeka     0%
Unverpackt-Läden eingesetzt.                                                 Auch Alnatura und Denn’s sind nach unseren Testergebnissen recht             in allen 4 Testfilialen eine Theke gab, konnte man nirgends sein
                                                                             fortschrittlich, wenn es um die Möglichkeit geht, eigene Mehrweg-            eigenes Mehrwegbehältnis mit Fleisch- oder Käsewaren befüllen                              Rewe      0%
                          Mehrwegbefüllung an Frische- und                   behältnisse befüllen zu lassen. Abgesehen vom Trockensortiment               lassen. Bei Rewe und Edeka gab es, wenngleich nicht in allen                                        012
                                                                                                                                                                                                                                                                %%    20 %   40 %    60 %      80 %   100 %
                          SB-Theken (Fleischwaren/Käse,                      konnte man bei fast allen getesteten Filialen Käse, Brot oder Kaffee         Märkten, ebenfalls Schwierigkeiten bei der Mehrweg-Befüllung.
                          Backwaren, Schüttgut und Kaffee)                   unverpackt erwerben.                                                         Am besten schnitten die Biosupermärkte ab, bei denen selbst
          Bio Company                                    81 %                                                                                             mitgebrachte Behältnisse in aller Regel auch akzeptiert wurden.               Fazit
                                                                             Im Mittelfeld: Kaufland                                                      Die Discounter sind nicht abgebildet, da es im Test Wurst, Käse               Die Wiederbefüllung von mitgebrachten Mehrwegbehältnis-
                Denn‘s                            69 %
                                                                                                                                                          und Fleisch ausschließlich vorverpackt zu kaufen gab.                         sen von Verbraucherinnen und Verbrauchern findet in Su-
              Alnatura                          63 %                         Kaufland macht es seinen Kunden bei Heißgetränken und Backwa-                                                                                              permärkten nur eingeschränkt statt. Im Einzelfall kann es
              Kaufland                   50 %                                ren möglich, auf eigene Behältnisse zu setzen – mehr aber auch               Mehrweg-Vorbild: Kaffeeangebot im Biohandel                                   jedoch insbesondere bei Franchise-geführten Supermärkten
 Netto Marken-Discount           31 %                                        nicht. Hier gab es im Test besonders an den oft vorhandenen                                                                                                Unterschiede geben. Biosupermärkte zeigen, dass die Be-
                                                                             Wurst- und Käsetheken noch Potential zu Verbesserung, wo selbst              Die Möglichkeit, dass Kunden eigene Verpackungen mitbringen, ist              füllung von Individual-Mehrwegbehältern praktikabel und
                   Lidl          31 %
                                                                             mitgebrachte Mehrwegbehältnisse abgelehnt wurden.                            zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung. Noch ökologischer           möglich ist. Der beste Ansatz ist jedoch die Verwendung von
            Netto Nord           31 %                                                                                                                     und verbraucherfreundlicher sind Pool-Mehrwegsysteme: dabei be-               Standard-Mehrwegbechern oder Boxen, die herausgegeben und
                 Edeka           31 %                                        Starke Einschränkungen bei zwei Dritteln der Super-                          kommt man vor Ort, etwa gegen ein Pfand, ein wiederverwendbares               später wieder zurückgenommen werden. Allerdings kommen
                  Rewe           31 %                                        markt- und Discounter-Ketten                                                 Gefäß ausgeliehen, das man später gegen eine Pfandrückerstattung              Standard-Mehrwegbecher bislang nur sporadisch zum Einsatz.
                                                                                                                                                          wieder abgeben kann. Je mehr Handelsketten die gleichen Mehr-
                 Penny         25 %
                                                                             Bei den meisten getesteten Supermarkt- und Discounter-Ketten                 wegbecher verwenden, desto besser.
              Aldi Nord        25 %                                          war es nur möglich, sich an der Brottheke oder beim Bäcker sei-
              Aldi Süd         25 %                                          nen eigenen Brotbeutel mitzubringen, etwa bei Penny und den
                          0%   20 %     40 %     60 %      80 %   100 %      Aldi-Ketten. Bei den Supermarktfilialen von zum Beispiel Rewe                                                            Mehrwegsysteme für Salat und Co. – vorbildliche Pilotprojekte
                                                                             und Edeka gab es noch die Möglichkeit, Kaffee oder Wurst/ Käse
© DUH, Januar 2022; n=192; nicht-repräsentative Stichprobe in 48 Märkten;   an der Theke in mitgebrachte Behältnisse zu füllen – allerdings                                                          Nicht unerwähnt lassen wollen wir Mehrwegsysteme, die wir in den von uns getesteten Märkten
   Möglichkeit in den Filialen unverpackte Ware in eigenen Behältnissen zu   mit Einschränkungen.                                                                                                     zwar nicht vorgefunden, von denen wir in unseren Umfragen und Recherchen allerdings Kenntnis
   erwerben: Fleischwaren- & Käse, Backwaren, Schüttgut und frisch gebrüh-
                                                                                                                                                                                                      erhalten haben. So werden in einigen Filialen von Rewe und Bio Company Mehrwegboxensysteme
   ter Kaffee zum Mitnehmen
                                                                                                                                                                                                      für Salate oder Backwaren und Fertiggerichte angeboten, die vor Ort herausgegeben und später
                                                                                                                                                                                                      wieder zurückgenommen werden. Dieses Konzept sollte auf alle Supermärkte ausgeweitet werden.
Methodik: Bei den Testbesuchen wurde in den vier Kategorien der 48 Märkte (n=192) jeweils überprüft, ob ein unverpacktes Angebot vorhanden war und ob
man die Produkte in eigenen Behältnissen oder in Mehrwegbehältnissen des Handels (Pool-System) erwerben konnte. Soweit nötig, wurden hierzu die Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter um Auskunft gebeten. Überprüft wurden: Fleischwaren- und Käsetheken, Selbstbedienungstheken und Bäckereien für Backwaren,
Abfüllstationen für trockenes Schüttgut und das Kaffeeangebot an Bäckereien und Automaten. In die Grafik zum Mehrwegindex wurde einberechnet, für                                                                                    4 Bei Aldi Nord, Aldi Süd und Penny wurde in den von uns untersuchten
welche Produktkategorie in wie vielen Filialen der Kette ein Mitnehmen in eigenen Verpackungen möglich war.                                                                                                                            Filialen kein Coffee-to-go angeboten

Verpackungscheck im Supermarkt                                                                                                Deutsche Umwelthilfe e.V.   Deutsche Umwelthilfe e.V.                                                                                            Verpackungscheck im Supermarkt
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