Versuchsbericht 2020 Drahtwurmbekämpfung - LTZ Augustenberg
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Versuchsbericht
2020
Drahtwurmbekämpfung
LANDWIRTSCHAFTLI CHES TECHNOLOGIEZENTRUM
AUGUSTENBE RG
Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Inhaltsverzeichnis Seite
I. Länderübergreifender Versuch Baden-Württemberg und Bayern
Versuchsplan 4
Versuchsplan Anhang 5
Versuchsstandorte 6
Boniturdaten Befallshäufigkeit, Befallswert 2020 7
Boniturdaten Befallshäufigkeit, Befallswert Anhang 2020 8
Grafik: Befallshäufigkeit, Wirkungsgrade (Baden-Württemberg, Aulfingen) 9
Grafik: Befallswert, Wirkungsgrade (Baden-Württemberg, Aulfingen) 10
Grafik: Versuchsergebnisse biologische und chemische Verfahren 2016-2020 11
Grafik: Drahtwurm Befallsentwicklung der letzten 10 Jahre 12
Grafik: Schnellkäferarten Baden-Württemberg, Aulfingen 13
Grafik: Drahtwurmfänge 2020 14
Grafik: Wirkungsgrade Attracap 2015 – 2020, Baden-Württemberg, Aulfingen 15
Kommentar 16 - 17
II. Innov.AR-Projekt
Versuchsplan 2017-2018, Versuchsplan 2018-2019 19
Versuchsplan 2019-2020, Kommentar 20
Grafik: Innov.AR 21
III. Bodenhilfsstoffe
Strategie 2018 23
Grafik: Befallshäufigkeit und Wirkungsgrad 2018 24
Strategie, Kommentar 2019 und 2020 25
Grafik: Befallshäufigkeit und Wirkungsgrad 2019-2020 26
Impressum 27
2
Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
I. Länderübergreifender
Versuch
Baden-Württemberg
und
Bayern
3
Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Versuchsfrage: Versuch zur Beurteilung der Wirksamkeit von chemischen und biologischen Verfahren zur Drahtwurmbekämpfung in Kartoffeln
Versuchsplan 2020
VG Präparat Aufwandmenge E/ha Termin Bemerkung
Kontrolle (vor und nach jeder Behandlung ist eine unbehandel-
1 Kontrolle (unbehandelt) --- ---
te Kontrolle zu legen)
Biologisches Verfahren! Weizen-Köder und Pilzpräparat als
Bandapplikation während des Pflanzvorgangs gemeinsam
Agri Met flüssig* (Metarhizium bruneum)
2 800 g beim Legen ausbringen. Pilzpräparat mit mindestens 150 l/ha Wasser aus-
Weizenköder + pilzlicher Antagonist
bringen. Weizenköder vor der Ausbringung 24 Stunden in
Wasser aufquellen lassen
Biologisches Verfahren! Granulat als Bandapplikation während
3 Agri Met Granulat* (Metarhizium bruneum) 60 kg beim Legen
des Pflanzvorgangs ausbringen.
Attracap** (= Attract & Kill Granulat = Iso- Biologisches Verfahren! Granulat als Bandapplikation während
4 30 kg beim Legen
lat von Metarhizium bruneum) des Pflanzvorgangs ausbringen.
Force EVO* (Syngenta 31190 = Wirkstoff: Chemisches Verfahren! Granulat als Bandapplikation während
5 16 kg beim Legen
5g/kg Tefluthrin) des Pflanzvorgangs gemeinsam ausbringen.
* Präparat nicht zugelassen
** Attracap (Wirkstoff: Metarhizium brunneum, Stamm Cb15-III) nicht zugelassen, es galt die Notfallzulassung nach Art. 53 der Verordnung (EG) Nr.:
1107/2009, Zulassungszeitraum: 19.02. bis 17.06.2020.
Hinweise zur Durchführung:
Standort mit zu erwartendem hohen Drahtwurmbesatz auswählen. Möglichst spätreifende Sorte wählen.
Alle anderen Pflanzenschutzmaßnahmen ortsüblich.
Parzellengröße: 8 Reihen bei 10 bis 20 m Länge
Feststellungen:
Während des Versuchsablaufes ist auf phytotoxische Wirkung zu achten; Art und Stärke etwaiger Schäden festhalten.
Zur Ernte 25 Kartoffelstauden je Wiederholung entnehmen und die daran hängenden Knollen zählen.
Anschließend die Zahl der unbeschädigten und befressenen Knollen feststellen (Ermittlung der Befallshäufigkeit).
Außerdem ist die Anzahl der Knollen mit 0, 1 bis 2, 3 bis 5 und mit mehr als 5 Fraßstellen festzuhalten (Berechnung der Fraßintensität).
4
Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Versuchsfrage: Versuch zur Beurteilung der Wirksamkeit von chemischen und biologischen Verfahren zur Drahtwurmbekämpfung in Kartoffeln
Versuchsplan 2020 Anhang nur LTZ Augustenberg
VG Versuchsglied Aufwandmenge E/ha Termin Bemerkung
Biologisches Verfahren! Granulat als Bandapplikation wäh-
6 Prüfmittel 5 kg/ha Beim Legen
rend des Pflanzvorgangs gemeinsam ausbringen.
Biologisches Verfahren! Granulat als Bandapplikation wäh-
Soil Tonic G 20 kg/ha Beim Legen
rend des Pflanzvorgangs gemeinsam ausbringen.
7 zuzüglich
BBCH 75-79 ca. 6 Wochen Breitflächige Ausbringung über das grüne Kraut (Wasserauf-
Soil Tonic E 4 l/ha
vor der Ernte wandmenge 200-400 l/ha)
Granulat als Bandapplikation während des Pflanzvorgangs
8 Scrofa 100 40 kg/ha Beim Legen
ausbringen.
*: Präparat nicht zugelassen
Hinweise zur Durchführung:
Standort mit zu erwartendem hohen Drahtwurmbesatz auswählen.
Möglichst spätreifende Sorte wählen.
Alle anderen Pflanzenschutzmaßnahmen ortsüblich.
Parzellengröße: 8 Reihen bei 10 bis 20 m Länge
Feststellungen:
Während des Versuchsablaufes ist auf phytotoxische Wirkung zu achten; Art und Stärke etwaiger Schäden festhalten.
Zur Ernte 25 Kartoffelstauden je Wiederholung entnehmen und die daran hängenden Knollen zählen.
Anschließend die Zahl der unbeschädigten und befressenen Knollen feststellen (Ermittlung der Befallshäufigkeit).
Außerdem ist die Anzahl der Knollen mit 0, 1 bis 2, 3 bis 5 und mit mehr als 5 Fraßstellen festzuhalten (Berechnung der Fraßintensität).
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Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Versuchsstandorte 2020 im Überblick
Versuchsansteller: LTZ Augustenberg AELF Regensburg AELF Augsburg
Versuchsort: Aulfingen Adlhausen Rohrenfels
Sorte: Allians Allians Wega
Bodenart: schluffiger Sand sandiger Lehm sandiger Lehm
Bodentyp: k.A. Löss Parabraunerde
Höhe über NN in m: 730 420 415
Jahres-Ø-temperatur in °C: 7.6 8.7 8.5
jährl. Niederschlagshöhe in mm: 788 712 625
nächstgeleg. Wetterstation: Donaueschingen Kaltenberg Burgheim
Vorfrucht: Sommergerste Winterweizen Winterweizen
Bodenuntersuchung P2O5: 8 k.A. 27
Bodenuntersuchung K2O: 6.7 k.A. 28
Bodenuntersuchung MgO: k.A k.A. 13
pH - Wert: 6.7 k.A. 7.0
N Düngung in kg/ha: 80 k.A. 75
P2O5 Düngung in kg/ha: 0 k.A. 75
K2O Düngung in kg/ha: 400 k.A. 256
Pflanztermin: 24.04. 23.04. 22.04.
Auflauftermin: k.A. 15.05. k.A.
Erntetermin: 24.09. (keine Ertragsfeststellung) keine Ertragsfeststellung 08.09. (keine Ertragsfeststellung)
Parzellengröße in m²: 60 60 48
k.A. = keine Angaben
6Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Boniturdaten, Befallshäufigkeit, Befallswert
LTZ Augustenberg AELF Regensburg AELF Augsburg
Aulfingen Adlhausen Rohrenfels
Sorte Allians Allians Wega
Befallshäufigkeit Befallswert Befallshäufigkeit Befallswert Befallshäufigkeit Befallswert
Präparat
in % (1-4)** in % (1-4)** in % (1-4)**
Unbehandelte Kontrolle 31 1.37 45 1.66 26 1.42
Agri Met flüssig*
23 n.s. 1.26 n.s. 51 n.s. 1.70 n.s. 21 n.s. 1.38 n.s.
Weizenköder +
pilzlicher Antagonist
Unbehandelte Kontrolle 37 1.47 34 1.43 20 1.35
AgriMet Granulat* 17 n.s. 1.18 n.s. 43 sig. 1.55 n.s. 22 n.s. 1.39 n.s.
Unbehandelte Kontrolle 30 1.36 33 1.44 15 1.25
Attracap** 20 n.s. 1.21 n.s. 35 n.s. 1.45 n.s. 24 n.s. 1.40 n.s.
Unbehandelte Kontrolle 40 1.57 44 1.57 12 1.18
Force Evo* = Diastar Maxi 19 sig. 1.21 sig. 35 n.s. 1.43 n.s. 15 n.s. 1.27 n.s.
*Präparat nicht zugelassen; **Attracap (Wirkstoff: Metarhizium brunneum, Stamm Cb15-III) nicht zugelassen, es galt die Notfallzulassung nach Artikel 53
der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, Zulassungszeitraum: 19.02. bis 17.06.2020
**Befallswert: 1 = keine, 2 = 1 bis 2, 3 = 3 bis 5 und 4 = mehr als 5 Fraßstellen
sig. = signifikant, n.s. = nicht signifikant Statistik: t-test
7Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Boniturdaten, Befallshäufigkeit, Befallswert (Versuchsplan 2020 Anhang nur LTZ Augustenberg)
LTZ Augustenberg
Aulfingen
Sorte Allians
Präparat Befallshäufigkeit in % Befallswert (1-4)**
Unbehandelte Kontrolle 31 1.48
Prüfmittel 26 n.s. 1.35 n.s.
Unbehandelte Kontrolle 39 1.50
Soil Tonic G zuzügl. Soil Tonic E 29 n.s. 1.34 n.s.
Unbehandelte Kontrolle 30 1.39
Scrofa 100 33 n.s. 1.45 n.s.
*Präparat nicht zugelassen; **Attracap (Wirkstoff: Metarhizium brunneum, Stamm Cb15-III) nicht zugelassen, es galt die Notfallzulassung nach Artikel 53
der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, Zulassungszeitraum: 19.02. bis 17.06.2020
**Befallswert: 1 = keine, 2 = 1 bis 2, 3 = 3 bis 5 und 4 = mehr als 5 Fraßstellen
sig. = signifikant, n.s. = nicht signifikant
8Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
9Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
10Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
11Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Drahtwurmbefallsentwicklung in den letzten 10 Jahren an den
Versuchsstandorten des LTZ Augustenberg
33,5
29,0
26,7
25,6
18,4
15,3 15,8
9,0
5,5
3,9
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
befallene Knollen in %
12Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Schnellkäferarten am Standort Geisingen- Aulfingen
im Durchschnitt der Jahre 2014-2018
2% 0%
7%
32%
A.lineatus
A. obscurus
A. sputator
A. sordidus
A. ustulatus
59%
13Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
14Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2019
Biologische Drahtwurmbekämpfung mit Attracap
Versuchsergebnisse von 2015-2020
Versuchsstandort: Geisingen-Aulfingen
90
80
70
Wirkungsgrad in %
60
50
40
30
20
10
0
2015 2016 2017 2018 2019 2020 Mittelwert 2015
bis 2020
Wirkungsgrad basierend auf der Befallshäufigkeit in % Streuung von (Minimum): Streuung bis (Maximum):
15Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Kommentar:
Die Versuchsergebnisse von 2020 am Versuchsstandort Adlhausen zeigen
Drahtwürmer sind in Kartoffeln auf konventionell als auch auf ökologisch eine ungenügende Wirkung der biologischen Verfahren. Die Versuchsvari-
bewirtschafteten Flächen im Vormarsch. Der Schaden für den Landwirt be- ante Diastar Maxi = Force Evo erzielte hingegen eine geringe Reduzierung
steht vor allem darin, dass geschädigte Kartoffelknollen nicht als Speise-, der Drahtwurmschäden.
Veredelungs- oder Pflanzkartoffeln vermarktet werden können. Am Versuchsstandort Rohrenfels war in allen geprüften Varianten keine
In diesem Versuch wurden chemische und biologische Verfahren auf ihre oder nur sehr geringe Reduzierung des Drahtwurmbesatzes möglich.
Wirkung gegen Drahtwürmer geprüft. Seit dem Jahr 2016 werden diese 2020 zeigten sich die chemischen Verfahren, wie schon in früheren Ver-
Varianten in einem gemeinsamen Versuchsprogramm von Bayern und Ba- suchsjahren, als die wirksameren Methoden zur Reduzierung des Draht-
den-Württemberg (LTZ) in jeweils modifizierter Form geprüft. Mit dem biolo- wurmbefalls in Kartoffeln.
gischen Verfahren (pilzlicher Antagonist - Metarhizium bruneum und Beau-
Mit biologischen Mitteln gegen den Drahtwurm
veria bassiana) mit und ohne Drahtwurmköder, als auch mit den chemi-
schen Verfahren konnten je nach Drahtwurmbesatz nur sehr schwankende Um die Wirkung gegenüber den verschiedenen Drahtwurmarten zu erfor-
und teilweise nicht ausreichende Wirkungsgrade erzielt werden. schen, wurde in den letzten Jahren der Zuflug der verschiedenen Schnellkä-
Am Versuchsstandort Aulfingen war mit allen geprüften Varianten eine Re- ferarten über fünf Pheromonfallen am Versuchsstandort Geisingen - Aulfin-
duzierung des Drahtwurmbefalls möglich. Das chemische Verfahren mit gen ermittelt. Zusätzlich wurde das Auftreten der Larven (LTZ) und die Ar-
Diastar Maxi = Force Evo schnitt hier 2020 am besten ab und ist zudem als tenbestimmung (Dr. Jörn Lehmhus, JKI) über zehn Bodenfallen überprüft.
einzige geprüfte Variante statistisch abzusichern. Zur Bekämpfung des Drahtwurms wurden die biologischen Produkte At-
tracap und AgriMet getestet. An dem Standort in Geisingen-Aulfingen (LTZ)
Am Versuchsstandort Aulfingen waren 2020 die Anwendungsbedingungen wurden in 2017 und 2018 gegen die beiden Arten (Agriotes lineatus und
optimal. Bedingt durch eine günstige Bodentemperatur und Bodenfeuchtig- Agriotes obscurus) mit Attracap sehr gute Wirkungsgrade von über 65 %
keit während der ersten Wochen nach dem Legen, befanden sich die festgestellt. In 2019 (Standort LTZ) erfolgte die Auspflanzung bzw. Behand-
Drahtwurmlarven in der obersten Bodenschicht und damit im zeitlichen und lung wie bereits in den Vorjahren Mitte Mai. Allerdings war der Monat Mai
räumlichen Wirkungsbereich der eingesetzten Präparate. extrem kühl und nass.
16Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Das könnte eine Erklärung sein, warum in 2019 die Wirkung der biologi- dender Bedeutung. In diesem Zusammenhang sollte sicher sein, dass spä-
schen Produkte unzureichend war. In 2020 konnte mit Attracap gegen die testens 3 bis 5 Tage nach der Pflanzung eine Temperatur im Damm über
beiden Arten (Agriotes lineatus und Agriotes obscurus) einen Wirkungsgrad 12°C erreicht wird. Sollte diese Temperatur nicht erreicht werden, wäre es
von 42 % erzielt werden. Je höher die Bodentemperatur im Damm in den sinnvoller später zu Pflanzen.
ersten drei Tagen nach Pflanzung/Applikation, desto höher und stabiler der
Die weiteren Forschungsaktivitäten haben zum Ziel, die biologischen Ver-
Wirkungsgrad.
fahren zu optimieren, so dass bei der Anwendung in der landwirtschaftlichen
Praxis eine ausreichende Drahtwurmwirkung sichergestellt ist.
Weiterentwicklung der biologischen Bekämpfung mit Metarhizium
Die Produkte AgriMet flüssig und AgiMet Granulat wurden erstmals im Ver-
suchsjahr 2019 an den Standorten in Baden-Württemberg und Bayern
überprüft. Aufgrund der schlechten Wirksamkeit erfolgte in 2020 die Prüfung
der beiden Produkte nun mit der doppelten Aufwandmenge. Am Versuchs-
standort in Baden-Württemberg konnte mit der granulierten Formulierung
des Produktes ein Wirkungsgrad von 62 % erzielt werden. Das Ergebnis
lässt sich allerdings statistisch nicht absichern. In Bayern dagegen zeigte
tendenziell die flüssige Formulierung des Produktes AgriMet eine etwas
bessere Wirkung auf. Die Ergebnisse schwanken allerdings sehr stark. Wei-
tere Versuchsreihen sind deshalb in den nächsten Jahren notwendig, um
genauere Aussagen treffen zu können.
Unser Fazit:
Für den optimalen Wirkungserfolg von Pilzpräparaten ist neben der Arten-
zusammensetzung eine gewisse Bodenfeuchtigkeit und die zum Zeitpunkt
des Pflanzens nachfolgende Temperatur im Kartoffeldamm von entschei-
17Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
II. Innov.AR-Projekt
18Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Versuchsplan 2017 - 2018
Weitere Versuche zur Bekämpfung von Drahtwürmern führte das LTZ Au-
gustenberg im Rahmen des Projekts Innov.AR seit 2017 durch. Innov.AR
hat zum Ziel, durch die Vernetzung von landwirtschaftlichen Unternehmen
und Forschungseinrichtungen alternative Lösungen zu entwickeln, die es
ermöglichen, ökonomische und ökologische Leistungen im Ackerbau besser
miteinander zu vereinbaren.
Versuchsfrage: Lässt sich der Behandlungserfolg mit biologischen Mitteln
gegen Drahtwurmlarven in Kartoffeln mit Vorbehandlungen in der Vorkultur
und /oder der Zwischenfrucht vor Kartoffeln verbessern?
Das LTZ testete die Wirkung des biologischen Produktes VELIFER, das den
entomopathogenen Pilz Beauveria Bassiana enthält. Das Mittel wird in der
Vorfrucht (Sommergerste) und zur Zwischenfrucht (Gelbsenf) ausgebracht. Versuchsplan 2018 - 2019
Im darauffolgenden Jahr werden beim Legen der Kartoffeln dann nochmals
Teilflächen mit dem Präparat behandelt, so dass die Wirkung von VELIFER
zu Kartoffeln alleine sowie kombiniert zur Sommergerste, zur Zwischen-
frucht und zum Legen der Kartoffeln bewertet werden kann. Zur Vorfrucht
(Sommergerste) und Zwischenfrucht (Gelbsenf) wird das nützlingsschonen-
de Produkt vor der Saat breitflächig auf den Boden ausgebracht und sofort
10 cm tief eingearbeitet. Bei Kartoffeln wird das Produkt in die geöffnete
Ackerfurche gesprüht, bevor die Kartoffelknollen abgelegt werden. Somit ist
gewährleistet, dass die Sporen direkt unter der Kartoffelknolle ausharren
und den Drahtwurm besiedeln können, sobald dieser im Laufe der Vegetati-
on aus den tieferen Bodenschichten nach oben kommt.
19Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Kommentar:
Da das Produkt VELIFER ab Mitte des Versuchsjahres 2019 nicht verfügbar
war, wurde anstelle von VELIFER das Produkt ATTRACAP, das den ento- Für den optimalen Wirkungserfolg von Pilzpräparaten ist neben der Arten-
mopathogenen Pilz Metarhizium brunneum Cb15-III und zusätzlich als zusammensetzung eine gewisse Bodenfeuchtigkeit und die zum Zeitpunkt
Lockstoff CO2 enthält, in granulierter Form zur Zwischenfruchtaussaat in des Pflanzens nachfolgende Temperatur im Kartoffeldamm von entschei-
2019 und zur Furchenbehandlung im Folgejahr in Kartoffeln eingesetzt. dender Bedeutung. In diesem Zusammenhang sollte sicher sein, dass spä-
testens 3 bis 5 Tage nach der Pflanzung eine Temperatur im Damm über
Versuchsplan 2019 - 2020
12°C erreicht wird.
Unser Fazit:
Eine Behandlung zur vor- bzw. Zwischenfrucht ist nur sinnvoll, wenn auch
zum Zeitpunkt der Aussaat höhere Bodentemperaturen vorhanden sind.
Dies ist i.d.R. zum Zeitpunkt der Aussaat der Sommergerste nicht immer
der Fall. Auch bei der Zwischenfruchtaussaat Ende August (Höhengebiet)
ist eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit bzw. Bodentemperatur nicht immer
gewährleistet. Durch die dreimalige Applikation der Pilzpräparate konnten
zwar tendenziell höhere Wirkungsgrade gegenüber der einmaligen Behand-
lung gegen den Drahtwurm erzielt werden. Wirtschaftlich gesehen, scheint
dies aber uninteressant zu sein.
20Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Drahtwurmversuch 2019 und 2020
Sorte: Allians
Standort: Aulfingen
Vergleich verschiedener Aufwandmengen von AgriMet
100
90
Befallshäufigkeit in der Kontrollparzelle: 2019: 20 %; 2020: 31 %
Wirkungsgrad (%)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2019 2020 2019 2020
AgriMet flüssig AgriMet flüssig AgriMet Granulat AgriMet Granulat
67g/ha 127g/ha 30 kg/ha 60 kg/ha
Wirkungsgrad basierend auf der BH in % Wirkungsgrad von (Minimum) Wirkungsgrad bis (Maximum)
21Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
III. Bodenhilfsstoffe
22Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Soil Tonic ist ein Bodenhilfsstoff und besteht aus einem Zeolithgranulat, Strategie 2018:
Pflanzenextrakten und enthält alle wichtigen Spurenelemente. Soil Tonic ist Soloanwendung:
ein natürliches Produkt und es hinterlässt keine chemischen Pflanzen- Soil Tonic G Furchenbehandlung 20 kg/ha
schutzmittelrückstände in den Kulturpflanzen. im Vergleich zu
Soil Tonic E 5 kg/ha (Vorauflauf) auf den Damm spritzen und einarbeiten).
Es verbessert die Nährstoff- und Wasseraufnahmefähigkeit und erhöht die
Vitalität der Pflanzen. Laut Aussagen der Vertriebsfirma werden die Pflan-
zen durch den Einsatz des Produktes gestärkt und sind daher weniger an-
Kommentar:
fällig gegen Schädlinge und Krankheiten, wachsen schneller und bringen
Das Ergebnis war vor allem bei Soil Tonic E enttäuschend. Ein Grund dafür
mehr Ertrag. Soil Tonic schädigt den Regenwurm nicht und verbessert den
könnte sein, da es nach der Behandlung viel zu trocken war (siehe Grafik
Boden und das Bodenleben!
auf der nächsten Seite).
23Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
24Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Strategie 2019: Strategie 2020:
Doppelanwendung: Doppelanwendung:
Soil Tonic G in Furchenbehandlung 20 kg/ha Soil Tonic G in Furchenbehandlung 20 kg/ha
+ Soil Tonic E im Herbst (pauschale Vorgabe: 6 Wochen vor der Kartoffel- + Soil Tonic E im Herbst (mindestens 6 Wochen vor der Kartoffelernte auf
ernte) 5 l/ha über das Kartoffelkraut spritzen. noch aktives grünes Kraut) 5 l/ha über das Kartoffelkraut spritzen.
Kommentar: Kommentar:
Die Doppelanwendung hat nicht überzeugt. Zum Zeitpunkt der Behandlung Auch in 2020 hat die Doppelanwendung trotz optimalem Behandlungszeit-
(6 Wochen vor der Ernte) war zu wenig grünes Kraut vorhanden. Dies könn- punkt auf das grüne Kraut nicht überzeugt (siehe Grafik auf der nächsten
te eine Erklärung sein, warum so geringe Wirkungsgrade erzielt wurden. In Seite).
2020 muss ggf. die Behandlung (sollte das Kraut größtenteils schon 6 Wo-
chen vor der Ernte abgestorben sein) früher erfolgen!
25Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Drahtwurmversuch 2019-2020
Sorte: Allians
Standort: Aulfingen
Wirkungsgrad basierend auf Befallshäufigkeit in der unbehandelten Kontrolle:
2019: 27 % 2020: 39 %
45
40
Wirkungsgrad (%)
35
30
25
20
15
10
5
0
Soil Tonic G (20 kg/ha) Furchenbehandlung
+ Soil Tonic E (5 l/ha) Applikation 6 Wochen vor der Ernte auf das Kraut
Wirkungsgrad Wirkungsgrad von (Minimum) Wirkungsgrad bis (Maximum)
26Versuchsberichte zur Pflanzenproduktion: Drahtwurmbekämpfung Kartoffeln 2020
Weiterführende Internetadressen:
Informationen zum Kartoffelanbau:
www.ltz-bw.de (Kulturpflanzen > Kartoffeln)
Infoservice Pflanzenbau und Pflanzenschutz:
www.infoservice.landwirtschaft-bw.de
Ackerbauliches Versuchswesen:
www.ltz-bw.de (Arbeitsfelder > Versuchswesen > Ackerbau)
Pflanzenschutzinformationen:
www.pflanzenschutz-bw.de
Informationssystem integrierte Pflanzenproduktion (Prognosemodelle und Entscheidungshilfen für den
konventionellen und ökologischen Pflanzenschutz)
www.isip.de
Sorteninformationen:
www.ltz-bw.de (Arbeitsfelder > Pflanzenbau > Sorten)
Agrarmeteorologie Baden Württemberg:
www.wetter-bw.de
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IMPRESSUM
Herausgeber: Bearbeitung und Redaktion:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum LTZ Augustenberg - Außenstelle Donaueschingen
Augustenberg (LTZ) Hans-Jürgen Meßmer , Klausmann F.; Hall S.
Neßlerstr. 23-31 Tel. 0771/89835-720
76227 Karlsruhe Ref. 13: Sorten, Saatgut, Biotechnologie und Koordinierung Ver-
suchswesen
Tel.: 0721 / 9468-0
Fax: 0721 / 9468-209 LFL Bayern
eMail: poststelle@ltz.bwl.de Prof. Dr. Zellner, Wagner, Hofbauer, Mühlbauer
Internet: www.ltz-augustenberg.de
Stand: 01/2021
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