Vigilance-News Edition 28 - Mai 2022 - In dieser Ausgabe: Swissmedic

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Vigilance-News Edition 28 - Mai 2022 - In dieser Ausgabe: Swissmedic
Vigilance-News
Edition 28 – Mai 2022

In dieser Ausgabe:

Editorial                                                                                                      3
Arzneimittelsicherheit und Signale: COVID-19-Impfstoffe                                                        4
  • COVID-19-Impfstoffe: Tabellarische Übersicht der Änderungen in den Fachinfor-
    mationen zu Warnhinweisen und unerwünschten Wirkungen                                                       4
  • Melderaten von Myokarditis und/oder Perikarditis nach Basis- und Auffrischungs-
    impfungen mit COVID-19-mRNA-Impfstoffen in der Schweiz                                                      8
  • Erfolgreiche Re-Exposition mit COVID-19-mRNA-Impfung in reduzierter Dosierung bei
    Patient mit klinischem Verdacht auf Peri-/Myokarditis nach erster COVID-19-Impfung                        10
  • COVID-19-Impfung von Kindern im Alter von 5–11 Jahren: geringes Risiko für
    schwerwiegende Impfreaktionen wie Myokarditis oder Krampfanfälle                                          14
  • Meldungen über neu aufgetretene persistierende Kopfschmerzen (new daily
    persistent headache) im zeitlichen Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen                                      16
  • mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 und thromboembolische Ereignisse                                           18
  • Multiple Sklerose und COVID-19-Impfstoffe                                                                 23
  • Signalerkennung durch Disproportionalitätsanalyse im Rahmen der Überwachung
    der Sicherheit von COVID-19-Impfungen in der Schweiz                                                      28
  • «Observed versus Expected Analysen» in der Post-Marketing Überwachung von
    COVID-19-Impfungen                                                                                        30
Methotrexat                                                                                                   32
  • Fallbericht: Unerwartete Ursache von Aphten, Durchfall und Thrombozytopenie
    bei einer Patientin mit COVID-19-Impfdurchbruch                                                           32
Advanced Therapy Medicinal Products                                                                           37
Informationen auf der Webseite von Swissmedic                                                                 40
  • Im Fokus                                                                                                  40
  • Nebenwirkungen der COVID-19- Impfungen in der Schweiz                                                     40
  • Healthcare Professional Communication                                                                     41
  • Allgemeine Mitteilungen                                                                                   42

Kontakt
Anregungen und Rückmeldungen zu dieser Ausgabe der Swissmedic Vigilance-News richten Sie bitte an:
news.vigilance@swissmedic.ch.

       Swissmedic • Schweizerisches Heilmittelinstitut • Hallerstrasse 7 • 3012 Bern • Schweiz • www.swissmedic.ch
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Wir danken allen Kolleginnen und Kollegen,
die zum Entstehen dieser Swissmedic
Vigilance-News-Ausgabe beigetragen haben.           www.swissmedic.ch

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                        2 | 45
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser                         kel zur Signalerkennung durch Disproportiona-
Am Anfang der Impfkampagne mit den COVID-           litätsanalyse, und ein weiterer erklärt die Ver-
19-Impfstoffen waren aufgrund der Beobach-          wendung der «Observed versus Expected Analy-
tungen in kontrollierten klinischen Studien ei-     sen» in der Postmarketing-Überwachung der
nige nicht-schwerwiegende und sehr häufige          COVID-19-Impfstoffe.
unerwünschte Ereignisse nach der Impfung, so-       Sobald ein Signal sich bestätigt hat, werden ent-
genannte AEFI (Adverse Events Following Im-         sprechende risikominimierende Massnahmen
munization), bereits bekannt.                       eingeleitet. Meist ist eine Anpassung der
Heute, nach Milliarden Impfungen weltweit,          Fachinformation für medizinische Fachperso-
gibt es viele neue Erkenntnisse zu den uner-        nen bzw. der Patienteninformation notwendig.
wünschten Wirkungen der COVID-19-Impf-              Auf den nächsten Seiten findet sich ein Über-
stoffe. Ein international beachtetes Signal ist     blick der Aktualisierungen der in der Schweiz
das Auftreten von Peri-Myokarditiden nach           zugelassenen COVID-19-Impfstoffe Comirnaty®
Impfung mit mRNA-Impfstoffen. In dieser Aus-        (Tozinameran), Spikevax® (COVID-19-mRNA-
gabe der Swissmedic Vigilance-News beschäfti-       Impfstoff (Nukleosid-modifiziert) und COVID-
gen sich drei Artikel mit diesem Thema: Bei ei-     19 Vaccine Janssen          (COVID-19-Impfstoff
nem geht es um die Melderaten von Myokardi-         (Ad26.COV2-S [rekombinant]). Für den seit April
tis und/oder Perikarditis nach Basis- und Auffri-   2022      zugelassenen       COVID-19-Impfstoff
schungsimpfungen mit COVID-19-mRNA-Impf-            Nuvaxovid existiert noch keine entsprechende
stoffen in der Schweiz, bei einem anderen um        Aufstellung.
das Risiko von Myokarditis nach COVID-19-Imp-       Obwohl der Fokus der Pharmakovigilanz zurzeit
fung von Kindern im Alter von 5–11 Jahren. Ein      bei den COVID-19-Impfstoffen liegt, werden
Fallbericht handelt von einer erfolgreichen Re-     selbstverständlich auch weiterhin Signale zu an-
Exposition mit COVID-19-mRNA-Impfung in re-         deren Wirkstoffen beobachtet. An die Proble-
duzierter Dosierung bei einem Patienten mit         matik der unterschiedlichen Methotrexat-Do-
klinischem Verdacht auf Peri-/Myokarditis nach      sierungen erinnert der Fallbericht: «Unerwar-
erster COVID-19-Impfung.                            tete Ursache von Aphten, Durchfall und Throm-
Für andere Signale finden sich in der Literatur     bozytopenie bei einer Patientin mit COVID-19-
nur wenige Beispiele, darum spielen spontane        Impfdurchbruch».
Einzelfall-Meldungen und Fallberichte eine          Der Beitrag über Arzneimittel für neuartige
grosse Rolle, um diese bisher unbekannten, sel-     Therapien (Advanced Therapy Medicinal Pro-
ten auftretenden AEFI in den Pharmacovi-            ducts, ATMP), insbesondere Therapien mit CAR-
gilance-Datenbanken zu erfassen und zu be-          T-Zellen (chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen),
werten. Dazu finden Sie Beiträge zu nach der        zeigt wiederum eine andere Seite der Vigilanz.
Impfung von COVID-19-Impfstoffen aufgetrete-
nen persistierenden Kopfschmerzen, thrombo-         Wir wünschen Ihnen, unseren Leserinnen und
embolischen Ereignissen und Multipler Sklerose      Lesern, eine spannende und interessante Lek-
bzw. MS-Schüben.                                    türe.
Die von Swissmedic erfassten AEFI werden mit-       Eva Eyal
tels verschiedener Methoden analysiert und          Pharmazeutin und Redaktorin Swissmedic Vigilance-
evaluiert, um ein potenzielles Signal zu erken-     News
nen. Einblicke in diesen Prozess geben ein Arti-    Abteilung Arzneimittelsicherheit, Swissmedic

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Arzneimittelsicherheit und Signale: COVID-19-Impfstoffe

COVID-19-Impfstoffe: Tabellarische                          zum Beispiel Hinweise auf sehr selten auftre-
Übersicht der Änderungen in den                             tende Nebenwirkungen. Entzündungen des
Fachinformationen zu Warnhinweisen                          Herzmuskels oder des Herzbeutels im Zu-
und unerwünschten Wirkungen                                 sammenhang mit den mRNA-Impfstoffen
                                                            sind ein Beispiel für solche Nebenwirkungen,
Zur Impfung gegen das neuartige Coronavi-                   die aus den Zulassungsstudien noch nicht be-
rus (SARS-CoV-2) wurden in der Schweiz bis-                 kannt waren. Wenn sich Hinweise auf bis-
lang vier Impfstoffe zugelassen: Comirnaty®                 lang unbekannte Risiken im Weiteren bestä-
(Erstzulassung      19.12.2020),    Spikevax                tigen, werden die Fachinformationen (sowie
(12.01.2021), COVID-19 Vaccine Janssen                      ggf. auch die Impfempfehlungen) entspre-
(22.03.2021) und Nuvaxovid (12.04.2022). Im                 chend angepasst. Die nachfolgende Tabelle
Rahmen der weltweiten Impfkampagne ge-                      gibt einen Überblick, welche Änderungen
gen die COVID-19-Pandemie wurden diese                      der Fachinformationen bei den drei zuerst
Impfstoffe bereits kurz nach der Einführung                 zugelassenen COVID-19-Impfstoffen im Hin-
sehr breit angewendet. Durch diese beson-                   blick auf Warnhinweise und unerwünschte
dere Ausgangssituation wurden rasch nach                    Wirkungen vorgenommen wurden.
Zulassung weitere Erkenntnisse zum Sicher-
heitsprofil dieser Impfstoffe gewonnen, wie

Comirnaty®

 Häufigkeit      Neu eingefügte Nebenwirkung                                     Rubriken

 Nicht           Parästhesie, Hypoästhesie                                       Angstbedingte Reaktionen
 bekannt                                                                         Erkrankungen des Nerven-
                                                                                 systems
 Nicht           Ausgedehnte Schwellung der geimpften Gliedmasse, An-            Allgemeine Erkrankungen und
 bekannt         schwellen des Gesichts                                          Beschwerden am Verabrei-
                                                                                 chungsort
                 Bei Teilnehmenden, die in Studie 4 eine Auffrischimpfung        Skelettmuskulatur-,
                 (Boosterdosis) erhielten, wurde eine höhere Häufigkeit von      Bindegewebs- und
                 Schmerzen in den Extremitäten (1,1 % vs. 0,8 %) beobachtet,     Knochenerkrankungen
                 verglichen mit Teilnehmenden, die 2 Dosen erhielten.
 Gelegentlich    Lymphadenopathie: Bei Teilnehmenden, welche eine Auf-           Erkrankungen des Blutes und
                 frischimpfung (dritte Dosis) erhielten, wurde eine höhere       des Lymphsystems
                 Häufigkeit von Lymphadenopathie beobachtet als bei Teil-
                 nehmenden, die 2 Dosen erhielten (5,2 % gegenüber 0,4 %).

                 Myokarditis und Perikarditis:                                   Warnhinweise und Vorsichts-
                 Sehr seltene Fälle von Myokarditis und Perikarditis wurden      massnahmen
                 nach der Impfung mit Comirnaty beobachtet. Diese Fälle tra-
                 ten häufiger bei jüngeren Männern und nach der zweiten
                 Dosis des Impfstoffs auf, in der Regel innerhalb von 14 Tagen
                 nach der Impfung. Die verfügbaren Daten deuten darauf hin,
                 dass sich der Verlauf einer Myokarditis und Perikarditis nach
                 einer Impfung nicht von dem einer Myokarditis oder Perikar-
                 ditis im Allgemeinen unterscheidet.

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Medizinische Fachkräfte sollten in Bezug auf Anzeichen und
                 Symptome von Myokarditis und Perikarditis wachsam sein.
                 Geimpfte Personen sollten angewiesen werden, sofort einen
                 Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn sie nach der Imp-
                 fung Symptome entwickeln, die auf Myokarditis oder Peri-
                 karditis hinweisen, wie (akute und anhaltende) Brustschmer-
                 zen, Kurzatmigkeit oder Herzklopfen.
                 Medizinische Fachkräfte sollten Leitlinien beachten und/oder
                 Spezialisten/Spezialistinnen konsultieren, um diesen Zustand
                 zu diagnostizieren und zu behandeln.
 Nicht           Myokarditis, Perikarditis                                      Herzerkrankungen
 bekannt
                 Angstbedingte Reaktionen, einschliesslich vasovagaler Reak-    Warnhinweise und Vorsichts-
                 tionen (Synkope), Hyperventilation oder stressbedingte Reak-   massnahmen
                 tionen (z. B. Schwindelgefühl, Palpitationen, Erhöhungen der   Angstbedingte Reaktionen
                 Herzfrequenz, Blutdruckveränderungen, Gefühl des Krib-
                 belns und Schwitzen) können in Zusammenhang mit der Imp-
                 fung als psychogene Reaktion auf die Injektion mit einer Na-
                 del auftretendem Impfprozess als solchem auftreten. Stress-
                 bedingte Reaktionen sind vorübergehend und klingen von
                 selbst ab.
                 Personen sollten darauf hingewiesen werden, dass sie solche
                 Symptome dem Impfanbieter zur Abklärung mitteilen soll-
                 ten.
 Gelegentlich    Appetit vermindert                                             Stoffwechsel- und
                                                                                Ernährungsstörungen

 Gelegentlich    Lethargie                                                      Erkrankungen des Nerven-
                                                                                systems
 Gelegentlich    Hyperhidrosis, nächtliche Schweissausbrüche                    Erkrankungen der Haut und
                                                                                des Unterhautgewebes

 Gelegentlich    Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Ausschlag, Pruritus,     Erkrankungen des Immun-
                 Urtikaria, Angioödem).                                         systems
 Nicht           Anaphylaxie, Überempfindlichkeit.
 bekannt         Urtikaria und Angioödem wurden mit der Häufigkeit «sel-
                 ten» gemeldet.
 Sehr            Diarrhoe (15,7 %).                                             Erkrankungen des Gastro-
 häufig                                                                         intestinaltrakts
 Häufig          Erbrechen

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                             5 | 45
Spikevax

 Häufigkeit      Neu eingefügte Nebenwirkung                                      Rubriken

 Selten          Parästhesie                                                      Erkrankungen des Nerven-
                                                                                  systems
 Nicht           Erythema multiforme                                              Erkrankungen der Haut und
 bekannt                                                                          des Unterhautgewebes
 Unbekannt       Myokarditis                                                      Herzerkrankungen
                 Perikarditis

COVID-19 Vaccine Janssen
 Häufigkeit      Neu eingefügte Nebenwirkung                                      Rubriken
                 Guillain-Barré-Syndrom und transverse Myelitis :                 Warnhinweise und Vorsichts-
                 Das Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) und der          massnahmen
                 transversen Myelitis (TM) wurde sehr selten nach einer Imp-
                 fung mit COVID-19 Vaccine Janssen berichtet. Medizinisches
                 Fachpersonal soll auf Anzeichen und Symptome von GBS und
                 TM achten, um eine richtige Diagnose sicherzustellen, ange-
                 messene unterstützende Massnahmen und die Behandlung
                 einzuleiten und andere Ursachen auszuschliessen.

 Nicht           Transverse Myelitis                                              Erkrankungen des Nerven-
 bekannt                                                                          systems
                 Vorgeschichte eines bestätigten Thrombose-mit-Thrombo-           Kontraindikationen
                 zytopenie-Syndroms (TTS) nach einer Impfung mit einem
                 COVID-19-Impfstoff
                 Blutgerinnungsstörungen                                          Warnhinweise und Vorsichts-
                                                                                  massnahmen
                 Die Kombination von Thrombosen mit Thrombozytopenie              Thrombosen mit Thrombo-
                 erfordert eine spezifische fachärztliche klinische Behandlung.   zytopenie-Syndrom
                 Medizinisches Fachpersonal sollte die geltenden Leitlinien zu
                 Rate ziehen und/oder Spezialisten (z B. Hämatologen, Gerin-
                 nungsspezialisten) zur Diagnose und Behandlung dieser Er-
                 krankung hinzuziehen.
                 Immunthrombozytopenie:
                 Fälle von Immunthrombozytopenie (ITP) mit sehr niedrigen
                 Thrombozytenwerten (
Kapillarlecksyndroms (Capillary-Leak-Syndrom (CLS)) berich-
                 tet. Einige dieser Fälle hatten einen tödlichen Ausgang. Über
                 CLS in der Anamnese wurde berichtet. CLS ist eine seltene
                 Erkrankung, die durch akute Episoden von Ödemen, die
                 hauptsächlich die Gliedmassen betreffen, Hypotonie, Hämo-
                 konzentration und Hypoalbuminämie gekennzeichnet ist. Bei
                 Patienten mit einer akuten CLS-Episode nach einer Impfung
                 ist eine sofortige Erkennung und Behandlung erforderlich.
                 In der Regel ist eine intensive unterstützende Therapie not-
                 wendig. Personen mit einer bekannten CLS-Vorgeschichte
                 sollen nicht mit diesem Impfstoff geimpft werden.
 Selten          Schwindelgefühl                                                 Erkrankungen des Nervensys-
                                                                                 tems
 Nicht           Kapillarlecksyndrom (Capillary-Leak-Syndrom)                    Gefässerkrankungen
 bekannt
                 Thrombose mit Thrombozytopenie nach Verabreichung von           Warnhinweise und Vorsichts-
                 COVID-19 Vaccine Janssen hat einen klinischen Verlauf, der      massnahmen
                 der autoimmun Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT)
                 ähnelt.
                 Personen, bei denen bereits eine CVST mit Thrombozytope-
                 nie oder Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) aufge-
                 treten ist, sollten COVID-19 Vaccine Janssen nur erhalten,
                 wenn der erwartete Nutzen die potenziellen Risiken über-
                 wiegt.
                 Guillain-Barré-Syndrom:
                 Das Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) wurde sehr
                 selten nach einer Impfung mit COVID-19 Vaccine Janssen
                 berichtet. Medizinisches Fachpersonal soll auf Anzeichen
                 und Symptome von GBS achten, um eine richtige Diagnose
                 sicherzustellen, angemessene unterstützende Massnahmen
                 und die Behandlung einzuleiten und andere Ursachen auszu-
                 schliessen.
 Sehr            Lymphadenopathie                                                Erkrankungen des Blutes und
 selten                                                                          des Lymphsystems
 Sehr            Parästhesie, Hypoästhesie, Guillain-Barré Syndrom               Erkrankungen des Nerven-
 selten                                                                          systems
 Sehr            Thrombosen in Kombination mit Thrombozytopenie                  Gefässerkrankungen
 selten          (Schwere und sehr seltene Fälle von Thrombosen in Kombi-
                 nation mit Thrombozytopenie sind nach Markteinführung
                 berichtet worden. Diese schlossen venöse Thrombosen wie
                 zerebrale Sinusvenenthrombosen, Splanchnikus-Venen-
                 thrombosen sowie arterielle Thrombosen ein).
 Sehr            Tinnitus                                                        Erkrankungen des Ohrs und
 selten                                                                          des Labyrinths
 Sehr            Diarrhoe, Erbrechen                                             Erkrankungen des Gastro-
 selten                                                                          intestinaltrakts
                 Vorgeschichte eines Kapillarlecksyndroms (Capillary-Leak-       Kontraindikationen
                 Syndroms (CLS))

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                              7 | 45
Melderaten von Myokarditis und/oder                 (3). Von diesen 377 Fällen traten 338 Fälle im
Perikarditis nach Basis- und Auf-                   Zusammenhang mit den rund 12 Millionen
frischungsimpfungen mit COVID-19-                   Basisimpfungen (1./2. Dosis) auf, was einer
mRNA-Impfstoffen in der Schweiz                     Gesamtmelderate von 28,2 Fällen pro Mil-
                                                    lion Basisimpfungen entspricht. Die derzeit
                                                    festgestellte Melderate von Myokarditis/Pe-
Dr. med. Valeriu Toma
                                                    rikarditis nach Auffrischungsimpfungen (ca.
Abteilung Arzneimittelsicherheit, Swissmedic
                                                    9,4 Fälle pro Million) ist damit dreimal nied-
                                                    riger als die Melderate nach Basisimpfungen
In diesem Artikel präsentieren wir eine Zwi-        (28,2 Fälle pro Million).
schenauswertung der lokalen Meldungen
                                                    Zu den wichtigsten mRNA-Impfstoffen, die
von Myokarditis- und/oder Perikarditis-Fäl-
                                                    gegenwärtig in der Schweiz im Einsatz sind,
len, die bei Swissmedic nach einer Auffri-
                                                    lassen sich aufgrund der vorliegenden Daten
schungsimpfung (Booster: 3. Dosis) mit
                                                    folgende Trends erkennen:
mRNA-Impfstoffen eingegangen sind. Ob-
wohl das COVID-19-Impfprogramm noch                 Für Spikevax wurden bis zum 8. März 2022
läuft, hat sich die Zahl der verabreichten          nach 7,65 Millionen verabreichten Basisimp-
Impfungen in den letzten Wochen auf nati-           fungen (1./2. Dosis) 266 Fälle von Myokardi-
onaler Ebene deutlich stabilisiert, so dass         tis/Perikarditis gemeldet, was einer Melde-
sich die derzeitigen Schätzungen bis zum            rate von 34,8 Fällen pro Million Dosen von
Ende der Impfkampagne wahrscheinlich                Spikevax für Basisimpfungen entspricht.
nicht wesentlich ändern werden.                     Diese Melderate war mehr als viermal so
                                                    hoch wie die derzeit beobachtete Melderate
Bis zum 12. März 2022 sind bei Swissmedic 34
                                                    von 8,4 Fällen für Spikevax-Auffrischungs-
Meldungen von Myokarditis oder Perikardi-
                                                    impfungen (siehe oben).
tis im Zusammenhang mit einer Auffri-
schungsimpfung gegen COVID-19 eingegan-             Von allen bis zum 8. März 2022 erfassten Fäl-
gen. Gemäss den vom BAG zur Verfügung               len wurden 71 im Zusammenhang mit den
gestellten Impfzahlen (1) wurden in der             4,31 Millionen Comirnaty-Dosen für Ba-
Schweiz bisher ca. 3,61 Millionen Auffri-           sisimpfungen (1./2. Dosis) gemeldet, was ei-
schungsimpfungen verabreicht, was eine              ner Melderate von rund 16,5 Fällen pro Mil-
Melderate von 9,4 Myokarditis-/Perikarditis-        lion Dosen entspricht. Die Melderate von
Fällen pro Million mRNA-Impfstoffdosen für          Myokarditis/Perikarditis bei Auffrischungs-
Auffrischungsimpfungen ergibt. Von diesen           impfungen mit Comirnaty-Impfdosen lag bei
34 Fällen standen 18 im Zusammenhang mit            10,8 Meldungen pro Million Dosen (siehe
Spikevax® (2,13 Millionen verabreichte Auf-         oben) und war damit niedriger als bei den
frischungsimpfungen) und 16 mit Comir-              Basisimpfungen.
naty® (1,48 Millionen Auffrischungsimpfun-
                                                    Die Verteilung nach Geschlecht (Tabelle 1)
gen). Aus diesen Zahlen ergeben sich Melde-
                                                    zeigt höhere Melderaten bei Männern, ins-
raten von 8,4 Fällen von Myokarditis/Perikar-
                                                    besondere nach den Basisimpfungen (1./2.
ditis pro Million Auffrischungsimpfungen
                                                    Dosis), was mit Daten aus früheren pharma-
mit Spikevax und von 10,8 Fällen pro Million
                                                    koepidemiologischen        Studien    überein-
Auffrischungsimpfungen mit Comirnaty.
                                                    stimmt (z. B. Ref. 2). Bei der Spikevax-Auffri-
Bis zum 8. März 2022 wurden in der Schweiz          schungsimpfung sind die Melderaten für
377 Fälle von Myokarditis und/oder Perikar-         Myokarditis/Perikarditis sowohl bei Män-
ditis gemeldet, bei denen ein Zusammen-             nern als auch bei Frauen niedriger.
hang mit mRNA-Impfungen vermutet wurde

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                             8 | 45
Tabelle 1: Geschätzte Melderaten nach               unter 30 Jahren empfohlen. Obwohl die
mRNA-COVID-19-Impfung, nach Impfdosis               Meldezahlen in bestimmten Altersgruppen
und Geschlecht                                      für eine abschliessende Bewertung noch
                                                    recht niedrig sind, wurde bei Personen unter
 Vaccine dose        Reporting rate estimates
                                                    30 Jahren nach der Spikevax-Auffrischungs-
                      myocarditis/pericarditis
                                                    impfung nur eine sehr geringe Zahl von
                        per 1,000,000 doses
                                                    Myokarditis/Perikarditis-Fällen festgestellt.
                                                    Ausserdem könnte die allgemeine Bereit-
                   Female              Male
                                                    schaft, Fälle von Myokarditis/Perikarditis zu
 Cormirnaty          9.8               21.4
                                                    melden, in der Schweiz während der Auffri-
 1st/2nd
                                                    schungsimpfkampagne abgenommen ha-
 Comirnaty           9.5               12.2
                                                    ben.
 booster
                                                    Obwohl Vergleiche der Spontanmelderaten
 Spikevax            14.7              53.9
 1st/2nd
                                                    für verschiedene Impfstoffdosen zu unter-
                                                    schiedlichen Zeitpunkten während der Impf-
 Spikevax            3.7               13.1
                                                    kampagne nur mit Vorbehalten möglich
 booster
                                                    sind, gibt es derzeit keine Hinweise darauf,
                                                    dass Myokarditis/Perikarditis nach Auffri-
Die aktuellen Melderaten für Myokardi-              schungsimpfungen häufiger auftritt. Unsere
tis/Perikarditis pro Million Dosen nach einer       Daten deuten darauf hin, dass sie seltener
Auffrischungsimpfung sind bei Spikevax (8,4         als nach den ersten beiden Impfdosen auf-
Fälle) und Comirnaty (10,8 Fälle) ähnlich. Der      treten könnten.
Rückgang der Melderaten nach Auffri-
schungsimpfungen im Vergleich zu den Ba-            Literatur
sisimpfungen (1./2. Dosis) ist bei Spikevax         (1)   COVID-⁠19 Schweiz, Informationen zur aktuellen
stärker ausgeprägt (> 4-mal tiefere Rate). Es             Lage:
                                                          https://www.covid19.admin.ch/de/vaccina-
sind verschiedene Gründe für diese Beobach-               tion/doses
tung möglich.                                       (2)   Oster ME et al. Myocarditis Cases Reported After
Erstens enthält die Dosis für die Auffri-                 mRNA-Based COVID-19 Vaccination in the US
                                                          from December 2020 to August 2021. JAMA.
schungsimpfung von Spikevax nur die Hälfte                2022 Jan 25;327(4):331-340.
der Impfstoffmenge, d. h. 50 µg mRNA, was           (3)   Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen
mit einer geringeren Inzidenz verschiedener               der Covid-19 Impfungen in der Schweiz – 23. Up-
                                                          date. Swissmedic, 11.03.2022.
unerwünschter Reaktionen, einschliesslich
Myokarditis/Perikarditis, einhergehen kön-          (4)   Impfempfehlungen Covid-19

nte.
Ausserdem haben nationale und internatio-
nale Sicherheitsdaten gezeigt, dass Entzün-
dungen des Herzmuskels und des Herzbeu-
tels bei Personen unter 30 Jahren häufiger
nach Impfungen mit Spikevax als mit Comir-
naty beobachtet wurden (3). Die Eidgenössi-
sche Kommission für Impffragen (EKIF) hat
daraufhin die nationale Impfempfehlung
für mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 über-
prüft (4), und derzeit wird nur der Impfstoff
Comirnaty für die Anwendung bei Personen

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                    9 | 45
Erfolgreiche Re-Exposition mit                              Patienten sind ein Asthma bronchiale, Heu-
COVID-19-mRNA-Impfung in reduzierter                        schnupfen sowie Allergien auf diverse Le-
Dosierung bei Patient mit klinischem                        bensmittel und Latex vorbekannt. In diesem
Verdacht auf Peri-/Myokarditis nach                         Rahmen bestand beim Patienten eine Be-
erster COVID-19-Impfung                                     darfsmedikation mit Formoterol / Budesonid
                                                            sowie Cetirizin. Nach der Impfung (mit einer
Sarah Banholzer, eidg. dipl. Apothekerin1,                  Latenzzeit von ca. 5 Stunden) zeigte sich
Prof. Dr. med. Arthur Helbling2,                            eine Schwellung an der Injektionsstelle. Am
Prof. Dr. med. Manuel Haschke1                              Folgetag litt der Patient an Fieber, worauf er
1
    Regionales Pharmacovigilance-Zentrum Bern,              Paracetamol einnahm und sich kurze Zeit
    Klinische Pharmakologie und Toxikologie,                später mit Herzrasen und einem Ruhepuls
    Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin, In-
                                                            bis 140/Minute auf einer Notfallstation vor-
    selspital Bern, Schweiz
                                                            stellte, von der er aber bei einem unauffälli-
2
    Allergologie und klinische Immunologie, Universi-
                                                            gen EKG noch am selben Tag wieder nach
    tätsklinik für Pneumologie und Allergologie,
                                                            Hause entlassen wurde. Am zweiten Tag
    Inselspital Bern, Schweiz
                                                            nach der Impfung zeigte sich ein aggravier-
                                                            tes Beschwerdebild mit Atemnot und belas-
Einleitung
                                                            tungs-, lage- und atemabhängigen Thorax-
Nach der Zulassung von COVID-19-mRNA                        schmerzen, was zu einer erneuten Hospitali-
Impfstoffen wurden Peri-/Myokarditiden als                  sation führte. Laboranalytisch zeigten sich
sehr seltene unerwünschte Arzneimittelwir-                  erhöhte Entzündungsparameter (CRP maxi-
kungen (UAW) beschrieben. Sie traten insbe-                 mal 63 mg/L), ein Troponin mit Dynamik
sondere bei jüngeren männlichen Personen                    (Peak 28 ng/L) sowie unauffällige D-Dimere
sowie häufiger nach der zweiten Impfdosis                   (259 µg/L, Referenzwert < 500 µg/L). Das
auf. Aktuell sind kaum Daten über den Ver-                  Elektrokardiogramm        registrierte  einen
lauf nach einer Re-Exposition mit einer wei-                normokarden Sinusrhythmus ohne Re-/De-
teren Dosis einer COVID-19-mRNA Impfung                     polarisierungsstörung mit lateralen PQ-Sen-
nach einer durchgemachten Peri-/Myokardi-                   kungen (V5/V6). Bei typischen Beschwerden
tis im Zusammenhang mit einer COVID-19                      und minimem Anstieg der Herzenzyme in
mRNA Impfung verfügbar und entsprechend                     der Verlaufsmessung wurde von einer Peri-/
fehlen auch konkrete Handlungsempfehlun-                    Myokarditis im Rahmen der COVID-19-
gen. Hier berichten wir über die Re-Exposi-                 mRNA Impfung oder differentialdiagnos-
tion mit einer COVID-19-mRNA Impfung (To-                   tisch bei viraler Genese (jedoch keine Symp-
zinameran, Comirnaty®) in reduzierter Do-                   tome eines viralen Infektes vor der Impfung)
sierung (10 µg) bei einem Patienten mit kli-                ausgegangen. Es wurde eine Therapie mit
nischem Verdacht auf eine durchgemachte                     Colchicin und Ibuprofen gestartet. Innert
Peri-/Myokarditis im Zusammenhang mit der                   weniger Tage zeigte sich ein erfreulicher
ersten Dosis (Elasomeran, Spikevax®).                       Verlauf, so dass der Patient in gebessertem
                                                            Allgemeinzustand aus dem Spital nach
Case Narrative                                              Hause austreten konnte. Anschliessend ge-
                                                            staltete sich die weitere Genesung des Pati-
Ein zu Beginn der vermuteten UAW 24-jäh-
                                                            enten jedoch langsam und er war für
riger Mann wurde im Frühling 2021 erstma-
                                                            ca. 8 Wochen zu 100 % arbeitsunfähig. Im
lig mit Elasomeran (Spikevax®, COVID-19-
                                                            Juni 2021 fielen die abgenommenen anti-
mRNA-Impfstoff von Moderna) aktiv gegen
                                                            Nucleocapsid-IgG negativ aus, was gegen
die durch SARS-CoV-2 hervorgerufene CO-
                                                            eine zeitlich mit der Impfung überlappend
VID-19 Erkrankung immunisiert. Beim

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                    10 | 45
durchgemachten COVID-Infektion als Auslö-           nach der Impfung auf und häufiger nach der
ser spricht.                                        2. Dosis und bei jüngeren Männern (5). Die
                                                    schweizerischen Fachinformationen von
Auf Wunsch des Patienten und nach aus-
                                                    Spikevax® (Moderna) und Comirnaty® (Pfi-
führlicher Besprechung des Risikos einer er-
                                                    zer) wurden darauf entsprechend ange-
neuten Peri-/Myokarditis bei Re-Exposition
                                                    passt. Zudem wurden Brustschmerzen, Kurz-
mit einer weiteren COVID-19 mRNA Impfung
                                                    atmigkeit oder Herzklopfen in der Rubrik
wurde dem Patienten anfangs 2022 eine re-
                                                    «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»
duzierte Dosis (10 µg statt 30 µg) des COVID-
                                                    als Symptome aufgeführt, welche auf eine
19 mRNA Impfstoffes Tozinameran (Comirn-
                                                    Peri-/Myokarditis hinweisen können (6).
aty®) verabreicht. Diese Dosis wurde vom Pa-
tienten gut toleriert, er berichtete nur über       Beim beschriebenen Fall handelt es sich um
Schmerzen an der Impfstelle sowie Müdig-            einen Patienten mit einer klinisch möglichen
keit, sonst traten aber keinen weiteren un-         Peri-/Myokarditis (7) und nicht um eine
erwünschten Wirkungen und kein Fieber               wahrscheinliche oder bestätigte Myokardi-
mehr auf. Ein Monat nach der Applikation            tis-Diagnose gemäss den CDC Kriterien, wel-
von 10 µg Tozinameran zeigte sich ein sehr          che in der Tabelle 1 aufgeführt sind (8).
hoher SARS-CoV2-IgG Anti-Spikeproteintiter
(> 400 AU/ml, bzw > 1040 BAU/ml), weshalb           Tabelle 1: Classification of the probability of
aktuell keine weitere Applikation einer re-         myocarditis diagnosis according to CDC cri-
duzierten Dosierung geplant ist.                    teria (8)

Im Frühling 2022 erlitt der Patient eine
COVID-19 Infektion mit moderatem, aber               Myocarditis                 Myocarditis
                                                     diagnosis probable          diagnosis confirmed
selbstlimitiertem Verlauf ohne Hospitalisa-
tion (drei Tage Fieber über 39°C mit starkem         1. Symptoms                 1. Symptoms
Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Husten,               • Chest pain/pres-          • Chest pain/pres-
Halsschmerzen sowie Müdigkeit und Er-                    sure/discomfort             sure/discomfort
                                                       • Dyspnea/shortness of      • Dyspnea/shortness
schöpfung).
                                                         breath                      of breath
                                                       • Palpitations              • Palpitations
Diskussion
                                                     2. Abnormal testing         2. Abnormal testing
Peri-/Myokarditis war zu Beginn der grossen            • Elevated troponin         • Biopsy
Impfkampagnen (Start in der Schweiz im Ja-             • Electrocardiogram         • Elevated Troponin
nuar 2021, gemäss nationaler Impfstrategie               (ECG or EKG) findings       AND MRI findings
beginnend mit den definierten Risikogrup-              • Decreased function          consistent with
                                                         on echo or MRI              myocarditis
pen (1)) nicht als unerwünschte Arzneimit-
telwirkung (UAW) von COVID-19-mRNA-                    • MRI findings con-
                                                         sistent with myocar-
Impfstoffen bekannt. Im Verlauf wurden
                                                         ditis
Fälle von Peri-/Myokarditis in zeitlichem Zu-
                                                     3. No other identified      3. No other identified
sammenhang mit COVID-19-mRNA-Impfun-
                                                        cause                       cause
gen beobachtet (2–4). Nach einer Evaluation
der damals verfügbaren Daten informierte
Swissmedic im August 2021 über einen mög-
                                                    Der genaue Mechanismus, wie es nach einer
lichen Zusammenhang zwischen einer
                                                    COVID-19 mRNA-Impfung zu einer Peri-/My-
mRNA-COVID-19-Impfung und dem Auftre-
                                                    okarditis kommen kann, ist nicht bekannt
ten einer Peri-/Myokarditis (5). Die Fälle tra-
                                                    (9). Es werden aktuell verschiedene Hypo-
ten vorwiegend innerhalb von 14 Tagen

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thesen wie Hyperimmunität/Entzündungsre-            längerem Intervall zwischen den Impfungen
aktion, Autoimmunität, verzögerte Über-             abnimmt (14).
empfindlichkeit und weitere diskutiert (9).
Personen, die nach einer mRNA-COVID-19              Schlussfolgerung
Impfung eine Peri-/Myokarditis entwickel-           Meldungen zu UAW in der Postmarketing-
ten, sollen gemäss Einschätzung von Exper-          phase sind von grosser Wichtigkeit für die
ten keine weitere Dosis eines COVID-19              Arzneimittelsicherheit. Gut dokumentierte
Impfstoffes erhalten, bis zusätzliche Sicher-       Verläufe nach Re-Expositionen wären für die
heitsdaten vorliegen (10). Falls nach einer Ri-     klinische Entscheidungsfindung bezüglich
sikobewertung die Entscheidung getroffen            erneuter Applikation einer Impfung oder ei-
wird, eine weitere COVID-19-Impfstoffdosis          nes Arzneimittels nach einer vorangegan-
zu verabreichen, sollte mindestens so lange         gen unerwünschten Reaktion des Patienten
abgewartet werden, bis die Peri-/Myokardi-          eine enorme Hilfe. Solche Daten werden
tis-Episode vollständig abgeklungen ist (10).       aber leider nicht systematisch erhoben. Um
Für Männer ab 18 Jahren, die sich für eine          die Sicherheit einer Re-Exposition mit einer
weitere COVID-19-Impfung entscheiden,               COVID-19-mRNA-Impfung nach vorange-
empfehlen einige Experten die Verwendung            hendem Auftreten einer Peri-/Myokarditis
des COVID-19-Impfstoffs von Janssen an-             besser beurteilen zu können, sind dringend
stelle der COVID-19-mRNA Impfstoffe, dabei          weitere, möglichst systematisch gesammelte
muss jedoch das erhöhte Risiko eines                Daten notwendig. Dabei interessieren vor al-
«Thrombose mit Thrombozytopenie-Syn-                lem der zeitliche Abstand der Re-Exposition
droms» berücksichtigt werden (10). Es findet        zur vorangehenden Impfung bzw. uner-
sich auch die Empfehlung, dass nach einer           wünschten Reaktion, sowie der gewählte
bestätigten Peri-/Myokarditis Personen nach         Impfstoff und dessen Dosierung bei der Re-
Aufklärung über die Risiken eine zweite Do-         Exposition. Eine Gegenüberstellung von Fäl-
sis des COVID-19-mRNA Impfstoffes von Pfi-          len mit positivem sowie negativem Rechal-
zer (Comirnaty®) erhalten können, da hier-          lenge nach Re-Exposition mit einer COVID-
unter die Rate der gemeldeten Peri-/Myokar-         19-mRNA-Impfung würde die Risikoabschät-
ditis-Fälle etwas geringer ist als im Zusam-        zung einer Re-Exposition bei einem individu-
menhang mit der COVID-19-mRNA-Impfung               ellen Patienten erleichtern.
von Moderna (Spikevax®) (11).
                                                    Bis weitere Sicherheitsdaten vorliegen, sollte
In der Literatur finden sich nur wenige Da-         bei Personen, welche im Zusammenhang mit
ten zu Re-Expositionen mit einer COVID-19-          einer COVID-19 Impfung eine Peri-/Myokar-
mRNA-Impfung nach einer durchgemachten              ditis entwickelten, vor einer weiteren CO-
Peri-/Myokarditis in zeitlichen Zusammen-           VID-19 Impfung eine individuelle Risikoab-
hang mit einer früheren COVID-19-Impfung.           wägung erfolgen. Dies ist wegen der fehlen-
Es sind einzelne Patienten beschrieben, wel-        den Daten jedoch nur eingeschränkt mög-
che nach einer zweiten Impfung erneut mit           lich. Falls z. B. wegen hohem persönlichen
einer Peri-/Myokarditis reagierten (12) sowie       Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf
zwei Patienten, welche eine zweite Impfung          der Entscheid für eine weitere Impfdosis ge-
nach Auftreten einer Myokarditis erhielten,         fällt wird, sollten oben geschilderte Überle-
ohne dass es zu einer erneuten Symptomatik          gungen berücksichtigt werden. Obwohl bei
kam (13). In einer Analyse aus Kanada (noch         vielen unerwünschten Wirkungen keine
nicht    peer-reviewte/publizierte    Arbeit,       klare Dosisabhängigkeit gegeben ist, wurde
Public Health Ontario) zeigten sich Hinweise,       im beschriebenen Fall vorsichtshalber eine
dass das Risiko einer Peri-/Myokarditis bei         reduzierte Dosierung (10 µg) mit einem

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grösseren zeitlichen Abstand (8 statt 6 Mo-                (6)   Arzneimittelinformation-Publikationssystem
                                                                 (AIPS), (electronic version). Swissmedic, Bern,
nate) verabreicht und vom Patienten ohne                         Switzerland. Available from:
erneute Symptomatik toleriert. Ob in diesen                      http://www.swissmedicinfo.ch/.
Situationen für Folge-Impfungen eine redu-                 (7)   Tejtel, S.K.S., et al., Myocarditis and pericarditis:
zierte Impfdosis generell Vorteile bringt,                       case definition and guidelines for data collection,
kann aufgrund der Einzelfallbeobachtung                          analysis, and presentation of immunization
                                                                 safety data. Vaccine, 2022.
nicht gesagt werden. Falls eine reduzierte
                                                           (8)   Oster, M. Overview of Myocarditis and
Impfdosis verwendet wird, empfiehlt es sich,
                                                                 Pericarditis, ACIP COVID-19 Vaccines Work Group,
die Immunantwort im Verlauf mittels Be-                          June 23, 2021. 2021; Available from:
stimmung der Antikörpertiter zu kontrollie-                      https://www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/dow
                                                                 nloads/slides-2021-06/02-COVID-Oster-508.pdf As
ren.                                                             accessed 2022-04-14.
                                                           (9)   Pillay, J., et al., Myocarditis and Pericarditis
Meldung unerwünschter Wirkungen                                  following COVID-19 Vaccination: Evidence
                                                                 Syntheses on Incidence, Risk Factors, Natural
Zum Melden unerwünschter Arzneimittel-                           History, and Hypothesized Mechanisms. medRxiv,
wirkungen (UAW) empfiehlt Swissmedic, das                        2022.
eigens dazu entwickelte Meldeportal zu be-                 (10) Interim Clinical Considerations for Use of COVID-
nutzen (Electronic Vigilance System, ElViS).                    19 Vaccines Currently Approved or Authorized in
                                                                the United States, last updated February 22, 2022,
Alle erforderlichen Informationen dazu sind                     CDC Centers for Disease Control and Prevention.
unter www.swissmedic.ch zu finden.                              2022; Available from:
                                                                https://www.cdc.gov/vaccines/covid-19/clinical-
                                                                considerations/interim-considerations-
Literatur                                                       us.html#safety-mRNA As accessed 2022-03-26.
(1)   Covid-19-Impfstrategie     (Stand   22.06.2021),     (11) Myocarditis and Pericarditis after COVID-19
      Bundesamt      für    Gesundheit   (BAG)    und           mRNA Vaccines, Public Health Ontario, March
      Eidgenössische Kommission für Impffragen                  2022. 2022; Available from:
      (EKIF). 2021; Available from:                             https://www.publichealthontario.ca/-
      https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokume                /media/documents/ncov/vaccines/2021/11/myocar
      nte/mt/k-und-i/aktuelle-ausbrueche-                       ditis-pericarditis-mrna-vaccines.pdf?sc_lang=en
      pandemien/2019-nCoV/impfstrategie-bag-                    As accessed 2022-03-27.
      ekif.pdf.download.pdf/Covid-19-
      Impfstrategie%20BAG%20EKIF.pdf. As accessed          (12) Tano, E., et al., Perimyocarditis in adolescents
      2022-03-26.                                               after Pfizer-BioNTech COVID-19 vaccine. Journal
                                                                of the Pediatric Infectious Diseases Society, 2021.
(2)   Deb, A., et al., Acute Myocardial Injury Following        10(10): p. 962-966.
      COVID-19 Vaccination: A Case Report and Review
      of Current Evidence from Vaccine Adverse Events      (13) Diaz, G.A., et al., Myocarditis and pericarditis
      Reporting System Database. Journal of primary             after vaccination for COVID-19. Jama, 2021.
      care & community health, 2021. 12: p.                     326(12): p. 1210-1212.
      21501327211029230-21501327211029230.
                                                           (14) Buchan, S.A., et al., Epidemiology of myocarditis
(3)   Nevet, A., Acute myocarditis associated with anti-        and pericarditis following mRNA vaccines in
      COVID-19 vaccination. Clin Exp Vaccine Res, 2021.         Ontario, Canada: by vaccine product, schedule
      10(2): p. 196-197.                                        and interval. medRxiv, 2021.
(4)   Abu Mouch, S., et al., Myocarditis following
      COVID-19 mRNA vaccination. Vaccine, 2021.
      39(29): p. 3790-3793.
(5)   Swissmedic. DHPC – mRNA-Impfstoffe gegen
      COVID-19 (COVID-19 Vaccine Moderna und
      Comirnaty) - Risiko für Myokarditis und
      Perikarditis. 2021; Available from:
      https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/
      humanarzneimittel/marktueberwachung/health-
      professional-communication--hpc-/dhpc-mrna-
      impfstoffe-gegen-covid-19.html.

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                              13 | 45
COVID-19-Impfung von Kindern im Alter               Unter den 10 schwerwiegenden Berichten
von 5–11 Jahren: geringes Risiko für                über Krampfanfälle hatten zwei Kinder ei-
schwerwiegende Impfreaktionen wie                   nen Fieberkrampf, ein Kind hatte eine Vor-
Myokarditis oder Krampfanfälle                      geschichte von Krampfanfällen, zwei Kinder
                                                    hatten eine sich möglicherweise entwi-
Dr. med. Thomas Schwartz                            ckelnde Anfallserkrankung und fünf Kinder
Abteilung Arzneimittelsicherheit, Swissmedic        hatten neu auftretende Anfälle.
                                                    VAERS erhielt während des Analysezeit-
Am 29. Oktober 2021 hat die Food and Drug           raums zwei Meldungen über Todesfälle. Sie
Administration (FDA) die Notfallzulassung           betrafen zwei weibliche Kinder im Alter von
für    den    Pfizer-BioNTech    COVID-19           5 und 6 Jahren, die beide eine komplizierte
(BNT162b2)-mRNA-Impfstoff auf Kinder im             medizinische Vorgeschichte hatten und sich
Alter von 5–11 Jahren erweitert.                    vor der Impfung bereits in einem kritischen
                                                    Gesundheitszustand befanden. Die bekann-
Ungefähr 8,7 Millionen Dosen des Impfstoffs
                                                    ten Daten deuten nach Aussage der Autoren
COVID-19 von Pfizer-BioNTech wurden zwi-
                                                    nicht auf einen ursächlichen Zusammenhang
schen dem 3. November bis 19. Dezember
                                                    zwischen Tod und Impfung hin.
2021 in den USA Kindern im Alter von 5–11
Jahren verabreicht. Andere Impfstoffe wa-           Diese Ergebnisse bestätigen die gute Ver-
ren in diesem Zeitraum für die Altersgruppe         träglichkeit des Pfizer-BioNTech COVID-19
nicht zugelassen.                                   (BNT162b2)-mRNA-Impfstoffs bei Kindern
                                                    im Alter von 5–11 Jahren, die sich bereits in
Das US-Datenbanksystem VAERS (Vaccine
                                                    der zulassungsrelevanten Studie bzw. einer
Adverse Event Reporting System), das von
                                                    früheren Auswertung der US-Datenbank
der Food and Drug Administration (FDA)
                                                    VAERS zeigte (3, 4).
und dem Centers for Disease Control and
Prevention (CDC) betrieben wird, erhielt in         In der Schweiz ist Comirnaty® seit 10.12.2021
diesem Zeitraum 4’249 Berichte über uner-           befristet für die Impfung bei Kindern im Al-
wünschte Ereignisse nach der Impfung in             ter von 5–11 Jahren zugelassen. Swissmedic
dieser Altersgruppe, die von CDC-Mitarbei-          hat bei etwa 83’000 verimpften Dosen von
tern ausgewertet wurden (1). Insgesamt be-          Comirnaty® in dieser Altersgruppe bisher 12
trafen 4’149 (97,6 %) VAERS-Meldungen               Meldungen über unerwünschte Ereignisse
nicht schwerwiegende und 100 (2,4 %)                erhalten (Stand: 24.03.2022). 8 Meldungen
schwerwiegende Ereignisse. Die am häufigs-          waren nicht-schwerwiegend und 4 Meldun-
ten berichteten Erkrankungen und diagnos-           gen waren schwerwiegend. Bei den letzte-
tischen Befunde unter den 100 Berichten             ren wurden folgende Impfreaktionen ge-
über schwerwiegende Ereignisse waren Fie-           meldet: Bauchschmerzen, Durchfall, Erbre-
ber (29; 29,0 %), Erbrechen (21; 21,0 %) und        chen, Fieber, Bewusstseinsverlust, Fieber-
erhöhte Troponinwerte (15; 15,0 %).                 krampf, Müdigkeit und Kopfschmerzen.
Letzteres ist ein Hinweis auf eine Myokardi-
tis, die nach einer COVID-19-Impfung am             Literatur
häufigsten bei männlichen Impflingen im Al-         (1)   Anne M. Hause, James Baggs, Paige Marquez et
ter von 12–29 Jahren auftritt (2). Von den 11             al., COVID-19 Vaccine Safety in Children Aged 5–
bestätigten Myokarditis-Fällen in der Alters-             11 Years — United States, November 3–December
                                                          19, 2021; Morbidity and Mortality Weekly Report
gruppe 5–11 Jahre erholten sich sieben Kin-               (MMWR): Vol. 70, No. 51-52: 1755-1760
der und vier befanden sich zum Zeitpunkt
der Meldung in der Genesungsphase.

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(2)   Matthew E. Oster, David K. Shay, John R. Su et al.,   (4)   Su JR. Adverse events among children ages 5–11
      Myocarditis Cases Reported After mRNA-Based                 years after COVID-19 vaccination: updates from v-
      COVID-19 Vaccination in the US From December                safe and the Vaccine Adverse Event Reporting
      2020 to August 2021; JAMA 2022; 327(4):331-340              System (VAERS). Atlanta, GA: US Department of
                                                                  Health and Human Services, CDC; 2021.
(3)   Walter EB, Talaat KR, Sabharwal C, et al.;
                                                                  https://www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/dow
      C4591007 Clinical Trial Group. Evaluation of the
                                                                  nloads/slides-2021-12-16/05-COVID-Su-508.pdf
      BNT162b2 Covid-19 vaccine in children 5 to 11
      years of age, N Engl J Med 2022 Jan 6; 386(1):35-
      46

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Meldungen über neu aufgetretene                     direkt gemeldet, drei Fälle wurde von medi-
persistierende Kopfschmerzen (new                   zinischen Fachpersonen berichtet. Bei allen
daily persistent headache) im zeitlichen            16 Patientinnen und Patienten waren die
Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen                   Kopfschmerzen zum Zeitpunkt der Meldung
                                                    noch bestehend. Zur Abklärung der Be-
Dr. med. Beat Damke                                 schwerden wurden bei 10 Patienten MRIs
Abteilung Arzneimittelsicherheit, Swissmedic        des Kopfes und in vier Fällen zusätzlich eine
                                                    Lumbalpunktion durchgeführt, welche alle-
Kopfschmerzen (Headache) ist in der Fachin-         samt keinen wegweisenden Befund zeigten.
formation der Pandemieimpfstoffe sowohl             Als Schmerzmittel wurden entweder Noval-
von Comirnaty® wie Spikevax® als «häufige»          gin, Dafalgan, Tramal, Ibuprofen, Voltaren
Nebenwirkung aufgeführt (Auftreten bei 1            und Tramal eingesetzt, die in den meisten
bis 10 bei 100 Geimpften). Die Einheit Phar-        Fällen zu nur leichter Schmerzlinderung
macovigilance der Abteilung AMS hat in Zu-          führten. In zwei Fällen Behandlung der per-
sammenhang mit Comirnaty und Spikevax               sistierenden Kopfschmerzen durch Morphin-
Meldungen von Patientinnen und Patienten            präparate.
erhalten, bei denen es nach COVID-19-Imp-
                                                    Untenstehend finden sich stellvertretend
fung mit einem mRNA-Impfstoff auch zu
                                                    zwei Beispiele mit Schilderungen von Patien-
länger anhaltenden Kopfschmerzen, teil-
                                                    tinnen.
weise täglich auftretend, gekommen ist.
Diese waren in einigen Fällen auch nach
mehreren Wochen nicht abgeklungen und               1. Fallbericht
sprachen insgesamt nur schlecht auf eine            Frau mittleren Alters, 2. Impfung mit
analgetische Medikation an. Die durchge-            Spikevax:
führten neurologischen Abklärungen erga-
ben in der Regel keinen Befund, welcher als         «Am Tag nach der Impfung hatte ich starke
Ursache eine Erklärung geben konnte.                dumpfe, drückende Kopfschmerzen vorne
                                                    an der Stirn und auf der Seite, die konstant
In einigen Fällen traten diese persistieren-        bleiben, bei denen keine Schmerzmittel wir-
den Kopfschmerzen bei Patientinnen und              ken. Beim Arzttermin nach zwei Wochen
Patienten auf, die vorher praktisch noch nie        konnte nichts festgestellt werden. Danach
im Leben unter Kopfschmerzen litten.                Verschlechterung: Blitze im Kopf – ich fühlte
Mit Stand 09.11.2021 wurden 16 Fälle von            mich wie elektrifiziert und konnte mehrere
persistierenden Kopfschmerzen identifiziert,        Nächte nicht schlafen. Einige Tage später
in denen die Beschwerden mindestens 4 Wo-           Abklärungen auf der Neurologie eines Kan-
chen anhielten und neurologische Abklärun-          tonsspitals. Es konnte nichts festgestellt wer-
gen keinen klaren Befund zeigten. In 13 Fäl-        den. Verschreibung eines Schmerzmittel-
len wurden die Patientinnen und Patienten           cocktails über zwei Tage. Kopfschmerzen
mit Spikevax geimpft, in 3 Fällen mit Comir-        sind nicht verschwunden, z. T. brennender
naty. 5 Fälle traten nach der ersten Impfung        Kopfschmerz auf Kopfhaut noch dazu, der
auf und 11 Fälle nach der zweiten Impfung.          ist aber nicht konstant. Der dumpfe, drü-
Betroffen waren 11 Frauen im Alter von 26           ckende Schmerz dauert nun schon seit 4 Wo-
bis 63 Jahren und 5 Männer im Alter von 17          chen an. Der Kopfschmerz ist anders, als ich
bis 54 Jahren. Das Durchschnittsalter in allen      ihn bisher kenne und permanent da. Hatte
16 Fällen betrug 41,5 Jahre. Die Mehrzahl           bisher keine Probleme mit Migräne oder
der Fälle (n=13) wurde von den Betroffenen          ähnlichem. Mein Arzt kann sich den Schmerz

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nicht erklären. Meine Lebensqualität ist            erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqua-
stark beeinträchtigt und ich hatte vorher           lität dar. Ob tatsächlich ein ursächlicher Zu-
keinerlei gesundheitliche Probleme.»                sammenhang mit den verabreichten Imp-
                                                    fungen besteht und wie ein solcher Zusam-
2. Fallbericht                                      menhang pathophysiologisch erklärt wer-
                                                    den könnte, ist zum gegenwärtigen Zeit-
Jüngere Frau, 2. Impfung mit Comirnaty:
                                                    punkt nicht abschliessend geklärt. Die ge-
«Beginn 3 h nach der zweiten Impfung: Na-           schilderten Beobachtungen aus den Spon-
senbluten, Kopfschmerzen, Schwindel. Die            tanmeldungen sind bislang nicht durch
Kopfschmerzen blieben von da an bestehen            publizierte Untersuchungen bestätigt wor-
(6 Wochen) und wurden von Woche zu Wo-              den. Das Neuauftreten von länger andau-
che intensiver (zuletzt eine 9 auf der              ernden Kopfschmerzen wird im Rahmen der
Schmerzskala). In der Folge zu 100 % ar-            Überwachung des Sicherheitsprofils der
beitsunfähig. Normale Analgetika (Kombi-            Impfstoffe gegen COVID-19 weiterhin eng-
nation von Irfen, Dafalgan und Novalgin)            maschig überwacht.
linderten den Schmerz nicht bzw. nur ge-
ringfügig. Erst unter Tramadol plus obenge-         Literatur
nannten Schmerzmitteln konnte eine
                                                    (1)   Castaldo et al. The Journal of Headache and Pain
Schmerzlinderung erreicht werden. Zuneh-                  (2022) 23:41 https://doi.org/10.1186/s10194-022-
mende Licht- und Geräuschempfindlichkeit.                 01400-4
Schädel-MRT und Lumbalpunktion waren
unauffällig.»

Schlussfolgerung
Einzelfallberichte im Rahmen des Spontan-
meldesystems geben Hinweise darauf, dass
die bekannte und häufige Nebenwirkung
«Kopfschmerz» in Einzelfällen über längere
Zeit persistieren kann und dann eine weitere
diagnostische Abklärung und Therapie er-
fordert.
Eine aktuelle Metaanalyse zu Kopfschmer-
zen nach Impfung gegen COVID-19 ergibt,
dass Kopfschmerzen die dritthäufigste Ne-
benwirkung darstellen, die bei 22 % bzw.
29 % Prozent der Geimpften nach erster
bzw. zweiter Impfung auftreten, allerdings
auch bei 10 bis 12 % der mit Placebo Ge-
impften (1). Hinweise auf Fälle mit persistie-
renden Kopfschmerzen finden sich in der
Metaanalyse sowie in der uns bislang vorlie-
genden Literatur jedoch nicht.
Neu aufgetretene, persistierende Kopf-
schmerzen stellen für die Betroffenen eine

Swissmedic Vigilance-News | Edition 28 – Mai 2022                                                   17 | 45
mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 und                       (RPVZ) Genf gemeldet wurden, und analy-
thromboembolische Ereignisse                             sierten die wissenschaftliche Literatur zu die-
                                                         sem Thema.
Dr. pharm. Maja Ratajczak-Enselme1;
Dr. pharm. Kuntheavy-Roseline Ing Lorenzini1,2;
Prof. med. Jules Desmeules1, 2
                                                         Ergebnisse
1                                                        2021 gingen beim RPVZ Genf insgesamt 300
    Regionales Pharmacovigilance-Zentrum, Abteilung
    Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Universi-   Meldungen über unerwünschte Wirkungen
    tätsspital Genf, Schweiz                             nach COVID-19-Impfungen ein, darunter 22
2
                                                         Meldungen über thromboembolische Ereig-
    Medizinische Fakultät, Universität Genf, Schweiz
                                                         nisse. Die Mehrzahl der Fälle betraf Frauen
                                                         (n=14, 64 %), das Durchschnittsalter lag bei
Einleitung                                               76 Jahren. Die Männer waren mit einem
Seit Beginn der Impfung gegen COVID-19                   Durchschnittsalter von 48 Jahren jünger. Die
wurden mehrere Fallberichte über Lungen-                 am häufigsten gemeldeten thromboemboli-
embolie, Myokardinfarkt oder zerebrovas-                 schen Ereignisse waren Lungenembolie
kulären Ereignissen veröffentlicht, bei wel-             (8 Fälle) und tiefe Venenthrombose (5 Fälle).
chen ein zeitlicher Zusammenhang mit der                 Die Zeit bis zum Auftreten dieser Ereignisse
Impfung bestand. Bei Adenovirus-Vektor-                  betrug im Durchschnitt 13 Tage (zwischen
impfstoffen wurde ein leicht erhöhtes Risiko             1 und 44 Tagen), wobei die Mehrheit der Er-
für thromboembolische Ereignisse (1–4) be-               eignisse (n=17, 77 %) innerhalb von 3 Wo-
stätigt, bei mRNA-Impfstoffen wurde aber                 chen nach der Impfung auftrat. Von den 22
bisher kein kausaler Zusammenhang nach-                  Fällen mit thromboembolischen Ereignissen
gewiesen.                                                nach Verabreichung eines mRNA-Impfstoffs
                                                         bestand bei 19 Fällen mindestens ein Risiko-
                                                         faktor. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der in
Methoden
                                                         der Schweiz für den gleichen Zeitraum ein-
Wir analysierten die Fälle von thromboem-                gereichten Berichte über thromboemboli-
bolischen Ereignissen, die im Jahr 2021 dem              sche Ereignisse betrug total 392.
regionalen Zentrum für Pharmacovigilance

Tabelle 1: Patientendaten aus 22 Meldungen, die vom RPVZ Genf im Jahr 2021 bearbeitet wurden:

                                                             Number (RPVC       Number in Switzer-
                                                             Geneva)            land (as extracted
                                                                                from VigiLyze)
          Age (years)             ≥ 80                           6
                                  70-79                          6
                                  60-69                          1
                                  50-59                          5
                                  40-49                          2
                                  0-39                           2
          Sex                     Female                        14
                                  Male                           8

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Adverse event pre-     Pulmonary embolism                  8                      178
        ferred term (PT)*
                               Deep vein thrombosis                5                       95
                               Haemorrhagic stroke                 1                         3
                               Ischaemic stroke                    1                       47
                               Cerebral thrombosis                 2                         5
                               Cerebrovascular accident            1                       27
                               Thrombophlebitis                    1                         8
                               Intestinal ischaemia                1                         1
                               Myocardial infarction acute         1                       23
                               Acute coronary syndrome             1                         4
                               Urticarial vasculitis               1                         1
        Delay between          1-21 days                          17
        vaccination and AE
        occurrence (days)
                               22-44 days                          5
        Suspected COVID-       Comirnaty    ®
                                                                   9
        19 vaccine
                               Spikevax®                          12
                               Unknown                             1
        Dose                   After first dose                   10
                               After second dose                  12
        Outcome                Fatal                               2
                               Resolving                           2
                               Resolved with sequelae              1
                               Resolved                           14
                               Unknown                             3
        Risk factors **        At least 3                          1
                               At least 2                          3
                               At least 1                          9
                               Not known risk factors              6
                               Unknown                             3

*   Bei einem Patienten kann mehr als eine UAW auftreten
** Zu den gemeldeten Risikofaktoren für venöse Thromboembolie gehören: Krankengeschichte mit Lungenembolie,
   oberflächlicher Venenthrombose, maligner Erkrankung, Karotisstenose, ischämischer Kardiomyopathie, Fraktur
   (Hüfte oder Bein), längerer Immobilisierung (mehr als 3 Tage) sowie Adipositas (5).

Einige Arzneimittelbehörden wie die fran-                  den Impfstoffen Comirnaty und Spikevax so-
zösische ANSM (Agence nationale de sé-                     wie Fälle systemischer ANCA-assoziierter Va-
curité des médicaments), Swissmedic oder                   skulitis beim Impfstoff Spikevax (6). Dem
HSA Singapur überwachen derzeit thrombo-                   RPVZ Genf wurden im Jahr 2021 zwei Fälle
embolische Ereignisse, insbesondere Fälle                  von zerebraler Venenthrombose gemeldet:
von zerebraler Sinusvenenthrombose bei

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Fall Nr. 1: Eine 52-jährige Frau wurde wegen        ergab sehr häufige und starke Kopfschmer-
eines Bandscheibenvorfalls mit Lumboischi-          zen seit 2 Wochen und eine Zunahme der
algie seit 12 Tagen mit Dexamethason be-            Anzahl epileptischer Anfälle. Es bestand
handelt. Achtzehn Tage nach der ersten Do-          keine persönliche oder familiäre Vorge-
sis des Comirnaty®-Impfstoffs litt sie unter        schichte von venösen Thromboembolien.
Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit und               Der Patient wurde wegen des Verdachts auf
rechtsseitigen Nackenschmerzen, weshalb             eine paraneoplastische Gerinnungsstörung
sie die Notaufnahme aufsuchte. Die Ergeb-           auf eine Langzeit-Antikoagulationstherapie
nisse des Hirnscans wurden als normal inter-        eingestellt. Klinisch verlief die Entwicklung
pretiert und die Patientin kehrte nach Hause        günstig mit einer Normalisierung des neuro-
zurück. Drei Tage später traten eine sensible       logischen Befunds und einer deutlichen Bes-
Ataxie der rechten oberen Extremität, eine          serung der Kopfschmerzen.
Apraxie und eine optische Ataxie auf. In der
Notaufnahme hatte sie zwei generalisierte           Diskussion
tonisch-klonische Krampfanfälle. Die zereb-
                                                    Seit der Markteinführung der mRNA-Impf-
rale Angiographie zeigte eine zerebrale Si-
                                                    stoffe gegen COVID-19 (7–11) wurden meh-
nusvenenthrombose vom rechten Sinus
                                                    rere Fallberichte über thromboembolische
sagittalis superior bis zur rechten Vena ju-
                                                    Ereignisse veröffentlicht, ohne dass ein kau-
gularis interna mit links parietalem intrapa-
                                                    saler Zusammenhang mit der Impfung her-
renchymalem Hämatom, links parietalen in-
                                                    gestellt werden konnte. Mehrere For-
ferioren hämorrhagischen Transformatio-
                                                    schungsgruppen führten Fall-Kontroll-Stu-
nen und Zeichen einer venösen Stase. Wäh-
                                                    dien durch, um diesen möglichen Zusam-
rend des Spitalaufenthalts wurden hormo-
                                                    menhang zu untersuchen. So wurden aktuell
nelle, entzündliche, infektiöse oder neoplas-
                                                    bei 6,2 Millionen Personen in den USA
tische Ursachen ausgeschlossen. Der Throm-
                                                    (Durchschnittsalter 49 Jahre, 54 % Frauen),
bophilie-Test war negativ, die Familienan-
                                                    die mit einem mRNA-Impfstoff gegen CO-
amnese zeigte jedoch eine Lungenembolie
                                                    VID-19 geimpft worden waren, das Auftre-
mit tödlichem Verlauf beim Vater der Pati-
                                                    ten unerwünschter Ereignisse wie zerebrale
entin. Die Patientin wurde auf eine Antikoa-
                                                    Sinusvenenthrombose,         Myokardinfarkt,
gulationstherapie für mindestens drei Mo-
                                                    Fazialisparese, Guillain-Barré-Syndrom, My-
nate eingestellt. Die Symptome besserten
                                                    okarditis/Perikarditis,      Lungenembolie,
sich im Laufe des Spitalaufenthalts.
                                                    Schlaganfall und Thrombose-mit-Throm-
Fall Nr. 2: Ein 50-jähriger Mann mit bekann-        bozytopenie-Syndrom (TTS) untersucht. Die
tem anaplastischem Astrozytom (Grad III,            Inzidenz dieser Ereignisse im Zeitraum bis
links frontal-parietal), das mit Strahlen- und      zum 21. Tag nach der Impfung (der als Risi-
Chemotherapie behandelt worden war, und             kozeitraum gilt) war nicht signifikant höher
mit einer behandelten sekundären Epilepsie.         als die Inzidenz im Zeitraum von 22 bis 44
Am Tag nach der zweiten Dosis des Impf-             Tagen nach der Impfung (Kontrollzeitraum)
stoffs Spikevax® zeigte er eine diskrete            (12).
Fazialisparese in der unteren rechten Ge-
                                                    In einer landesweiten Studie in Frankreich
sichtshälfte, eine leichte Aphasie und eine
                                                    bei Personen ab 75 Jahren, die mit dem
mässige Dysarthrie. Das zerebrale MRI zeigte
                                                    mRNA-Impfstoff BNT162b2 geimpft worden
eine subakute Venenthrombose des linken
                                                    waren, wurde das relative Risiko für die fol-
Sinus transversus und Sinus sigmoideus, die
                                                    genden Ereignisse bewertet: Myokardin-
sich bis zum Ursprung der linken Vena ju-
                                                    farkt, hämorrhagischer oder ischämischer
gularis interna erstreckte. Die Anamnese
                                                    Schlaganfall und Lungenembolie. Es wurde

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