Beschluss der STIKO zur 18. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung - RKI
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 3 Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut Beschluss der STIKO zur 18. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung Aktualisierung vom 15. Februar 2022 Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-) Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Stillzeit kann jedoch im Einzelfall erwogen (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimp- werden, wenn eine produktspezifische, fempfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die medizinische Kontraindikation gegen STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des mRNA-Impfstoffe besteht. Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung ▶▶ Besteht nach Verabreichung der 1. Impfung auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All- mit einem anderen COVID-19-Impfstoff gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup- eine produktspezifische, medizinische pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und ver- Kontraindikation gegen eine Fortführung fügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss auf der Impfserie, kann die Grundimmunisie- diese Empfehlung bekannt werden, wird die STIKO rung mit Nuvaxovid vervollständigt werden. ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisieren. Die ▶▶ Immundefiziente Patienten, die eine Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im Epide- produktspezifische, medizinische Kontra miologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der indikation gegenüber anderen COVID-19- Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) bekannt Impfstoffen aufweisen oder die auf die gegeben. Ob es in Zukunft eine Standardimpfemp- bisher verfügbaren Impfstoffe keine fehlung oder eine Indikationsimpfempfehlung ge- messbare Immunantwort gegen SARS- gen COVID-19 geben wird, kann zum jetzigen Zeit- CoV-2 entwickelt haben, können mit punkt noch nicht beurteilt werden. Nuvaxovid geimpft werden. ▶▶ Ungeimpfte Personen mit einer durchge- machten SARS-CoV-2-Infektion können 1 Impfstoffdosis Nuvaxovid zur Vervollstän- Nuvaxovid digung der Grundimmunisierung erhalten. Alternativ zu den bereits empfohlenen ▶▶ Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur COVID-19-Impfstoffen empfiehlt die STIKO zur Auffrischimpfung zugelassen ist, kann Grundimmunisierung gegen COVID-19 den Nuvaxovid bei produktspezifischen Impfstoff Nuvaxovid von Novavax für Personen medizinischen Kontraindikationen gegen ≥ 18 Jahre mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von mRNA-Impfstoffe zur Auffrischimpfung mindestens 3 Wochen. verwendet werden. ▶▶ Die Anwendung von Nuvaxovid während der Schwangerschaft und Stillzeit wird Empfehlung zur 2. Auffrischimpfung aufgrund fehlender Daten zum jetzigen Die STIKO empfiehlt nach abgeschlossener Zeitpunkt nicht empfohlen. Eine Impfung COVID-19-Grundimmunisierung und erfolgter mit Nuvaxovid in der Schwangerschaft und 1. Auffrischimpfung eine 2. Auffrischimpfung
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 4 sowie die Verhinderung von mütterlichen und mit einem mRNA-Impfstoff für folgende fetalen/neonatalen Schwangerschaftskomplika- Personengruppen: (i) Menschen ab dem Alter tionen durch eine Infektion mit dem Severe von 70 Jahren, (ii) BewohnerInnen und Betreu- Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Typ 2 te in Einrichtungen der Pflege sowie für (SARS-CoV-2). Personen mit einem erhöhten Risiko für einen ▶▶ Durch die Impfung von Kindern und Jugendli- schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen chen sollen COVID-19-Erkrankungen und Hos- der Eingliederungshilfe, (iii) Menschen mit pitalisierungen sowie Komplikationen der Immundefizienz ab dem Alter von 5 Jahren und SARS-CoV-2-Infektion (wie z. B. Pediatric In- (iv) Tätige in medizinischen Einrichtungen und flammatory Multisystem Syndrome; PIMS) ver- Pflegeeinrichtungen, insbesondere solche mit hindert werden. Zusätzliches Ziel ist es, auch direktem PatientInnen- bzw. BewohnerInnen- indirekte Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen kontakt. zu reduzieren, wie z. B. Isolations- und Qua- Bei ≥ 70-Jährigen, BewohnerInnen und Betreu- rantänephasen. Die STIKO spricht sich jedoch ten in Einrichtungen der Pflege und bei explizit dagegen aus, dass der Zugang von Kin- immundefizienten Personen ist die 2. Auffrisch dern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bil- impfung frühestens 3 Monate nach der 1. Auf dung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozia frischimpfung empfohlen und bei Tätigen in len Lebens vom Vorliegen einer Impfung ab- medizinischen Einrichtungen und Pflegeein- hängig gemacht wird. richtungen frühestens 6 Monate nach der ▶▶ Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem 1. Auffrischimpfung. In begründeten Einzelfäl- SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi- len kann bei Letztgenannten die 2. Auffrisch kation) sollen prioritär geschützt werden. impfung auch bereits nach frühestens 3 Mona- ▶▶ Die COVID-19-Impfung dient auch dem Ziel, ten erwogen werden. die Transmission von SARS-CoV-2 in der ge- samten Bevölkerung zu reduzieren. Insbeson- Bei Personen der o. g. Gruppen, die nach dere in Umgebungen mit einem hohen Anteil erfolgter COVID-19-Grundimmunisierung und vulnerabler Personen und/oder einem hohem 1. Auffrischimpfung eine SARS-CoV-2-Infektion Ausbruchspotenzial soll durch die Impfung die durchgemacht haben, wird vorerst keine Virustransmission minimiert werden, um so ei- weitere Impfung mit den aktuell verfügbaren nen zusätzlichen Schutz zu bewirken. COVID-19-Impfstoffen empfohlen. ▶▶ Durch die Impfung eines möglichst großen An- teils der Bevölkerung soll die Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Le- bens gesichert werden. Impfziele Das übergeordnete Ziel der COVID-19-Impfemp- fehlung der STIKO ist es, schwere Verläufe, Hospi- Impfstoffe talisierungen und Tod sowie Langzeitfolgen durch Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit der Europäischen Union (EU) fünf Impfstoffe zuge- wie möglich zu reduzieren. lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf- stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und ▶▶ Die COVID-19-Impfung soll insbesondere Spikevax der Firma Moderna; Comirnaty ist für die Menschen schützen, die infolge von Alter oder Grundimmunisierung ab 5 Jahren, Spikevax ab Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben, an 12 Jahren zugelassen) sowie zwei Vektor-basierte COVID-19 schwer zu erkranken oder zu verster- Impfstoffe (Vaxzevria der Firma AstraZeneca und ben. COVID-19 Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen- International; beide zugelassen ab 18 Jahren). Au- den ist die Verhinderung schwerer COVID-19- ßerdem ist Nuvaxovid, ein adjuvantierter Protein Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe impfstoff der Firma Novavax, seit dem 20.12.2021 in
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 5 der EU für die Grundimmunisierung zugelassen. ▶▶ Unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Die Verfügbarkeit dieses Impfstoffs ist für Ende Fe- Empfehlungen der STIKO soll Comirnaty ab bruar 2022 angekündigt. 5 Jahren, Nuvaxovid ab 18 Jahren, Spikevax ab 30 Jahren und Vaxzevria sowie die COVID-19 Bei keinem dieser Impfstoffe handelt es sich um ei- Vakzine von Janssen ab 60 Jahren verwendet nen Lebendimpfstoff. werden (jeweils ohne obere Altersbegrenzung) (s. Tab. 1). Grundimmunisierung (GI) 1. Auffrischimpfung6,7 Personengruppe Impfstofftyp, bzw. Impfabstand2 Abstand zur 1. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis 3. Impfstoffdosis Impfschema (Wochen) 2. Impfstoffdosis 5 – 11-Jährige1 Comirnaty (10 µg) Comirnaty (10 µg) Aktuell keine Empfehlung9 12 – 17-Jährige mRNA 3–6 Comirnaty (30 µg) 3 – 6 Monate Comirnaty (30 µg) Comirnaty (30 µg) 18 – 29-Jährige Comirnaty (30 µg)8 Nuvaxovid Nuvaxovid Proteinimpfstoff ≥3 Comirnaty (30 µg) Comirnaty (30 µg) 3–6 Comirnaty (30 µg)3 mRNA Spikevax (100 µg) Spikevax (100 µg) 4–6 Spikevax (50 µg)3,5 30 – 59-Jährige Comirnaty (30 µg) oder Nuvaxovid Nuvaxovid Proteinimpfstoff ≥3 Spikevax (50 µg)5,8 Comirnaty (30 µg) Comirnaty (30 µg) 3–6 Comirnaty (30 µg)3 mRNA Spikevax (100 µg) Spikevax (100 µg) 4–6 Spikevax (50 µg)3,5 Comirnaty (30 µg) Comirnaty (30 µg)3 Vaxzevria Spikevax (100 µg) Spikevax (50µg)3,5 Comirnaty (30 µg) ≥ 60-Jährige (Optimierung der Comirnaty (30 µg)3 ≥ 3 Monate Heterologes GI) ≥4 Impfschema4 COVID-19 Vaccine Spikevax (100 µg) Janssen4 (Optimierung der Spikevax (50 µg)3,5 GI) Nuvaxovid Comirnaty (30 µg) oder Nuvaxovid Nuvaxovid Proteinimpfstoff ≥3 Spikevax (50 µg)5, 8 Schwangere Comirnaty (30 µg) Comirnaty (30 µg) mRNA 3–6 Comirnaty (30 µg) jeden Alters Personen, die Comirnaty (30 µg) einen in der EU Erneute Impfserie mit einem in der EU zugelassenen (≥ 12-Jährige) oder nicht zugelasse- ab 4 Impfstoff Spikevax (50 µg)5 nen Impfstoff (≥ 30-Jährige) erhalten haben Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und 1. Auffrischimpfung von Immungesunden gegen COVID-19 (Stand: 15.02.2022) 1 Kinder mit Vorerkrankungen oder mit Kontakt zu vulnerablen Personen im Umfeld (siehe unten). 2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden. 3 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. 4 Für eine ausführliche Darstellung der Immunogenität, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe 8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO sowie die wissenschaftliche Begründung zur COVID-19 Vaccine Janssen. 5 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). 6 Für Indikationsgruppen zur 2. Auffrischimpfung siehe Kapitel „Empfehlungen zur 2. Auffrischimpfung“. 7 Bestehen produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax, kann Nuvaxovid verwendet werden. 8 Es ist zu erwarten, dass auch für Nuvaxovid eine Zulassung für eine Auffrischimpfung beantragt werden wird. Die STIKO wird die Daten dann evaluieren und die Empfehlungen ggf. anpassen 9 Eine Auffrischimpfung wird nur für Kinder mit Vorerkrankungen (Abstand ≥ 6 Monate nach abgeschlossener GI) oder Immundefizienz (Abstand ≥ 3 Monate nach abgeschlossener GI) empfohlen.
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 6 ▶▶ Comirnaty ist in zwei Dosierungen zugelassen; ▶▶ Die Grundimmunisierung mit 2 Impfstoffdo- die 10 µg-Dosis für die Anwendung im Alter von sen Vaxzevria empfiehlt die STIKO nicht mehr. 5 – 11 Jahren und die 30 µg-Dosis für die Anwen- Es wird empfohlen, nach 1 Impfstoffdosis Vax- dung im Alter ≥ 12 Jahre. Spikevax ist ebenfalls zevria 1 Impfstoffdosis eines mRNA-Impfstoffs in zwei Dosierungen zugelassen; die 100 µg- zu verabreichen (heterologes Impfschema). Dosis für die Anwendung zur Grundimmuni- ▶▶ Bei der COVID-19 Vaccine Janssen ist laut Zu- sierung und die 50 µg-Dosis für die Anwen- lassung für die Grundimmunisierung 1 Impf- dung zur Auffrischimpfung bei immunkompe- stoffdosis ausreichend. Allerdings empfiehlt die tenten Personen (bei Immundefizienz (ID) STIKO hier eine Optimierung des Impfschutzes wird die volle Dosis von 100 µg bei Auffrisch durch eine zusätzliche mRNA- oder Nuvaxovid- impfungen benutzt). Impfstoffdosis. ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung ▶▶ Die STIKO empfiehlt für die Durchführung sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen jeweils von Auffrischimpfungen einen mRNA-Impf- 2 Impfstoffdosen notwendig. stoff zu verwenden, auch wenn für die Grund ▶▶ Für die Grundimmunisierung mit Nuvaxovid immunisierungen nicht oder nicht mehr von sind 2 Impfstoffdosen von je 5 µg im Mindest- der STIKO empfohlene Impfschemata zur An- abstand von 3 Wochen erforderlich. Der Impf- wendung gekommen sind (s. Tab. 2). stoff ist bisher nicht für die Auffrischimpfung zugelassen. Schema der durchgeführten Grundimmunisierung 1. Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre Optimierung der Personengruppe Abstand zur 1. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis Grundimmunisierung 3. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis Vaxzevria Vaxzevria mRNA-Impfstoff Vektor-basierter Impfstoff Vaxzevria COVID-19 Vaccine Comirnaty (30 µg) Janssen COVID-19 Vaccine (≥ 18-Jährige) oder ≥ 18-Jährige Janssen keine Spikevax (50 µg) COVID-19 Vaccine (≥ 30-Jährige)1, 2, 3,4, 5 Vaxzevria Janssen Spikevax (100 µg) Spikevax (100 µg) Vaxzevria Comirnaty (30 µg) ≥ 3 Monate Comirnaty (30 µg) im Abstand von ≥ 18 – 29-Jährige – ≥ 4 Wochen Comirnaty (30 µg)4, 5 COVID-19 Vaccine Nuvaxovid Janssen Comirnaty (30 µg) oder Spikevax (100 µg) im Abstand von Comirnaty (30 µg) oder ≥ 30 – 59-Jährige – ≥ 4 Wochen Spikevax (50 µg)4, 5 Nuvaxovid Tab. 2 | Vorgehen zur 1. Auffrischimpfung gegen COVID-19 bei Impfschemata, die von den aktuellen STIKO-Empfehlungen zur Grundimmunisierung abweichen (Stand: 15.02.2022) 1 Im Alter von 18 – 29 Jahren soll nur Comirnaty eingesetzt werden. 2 In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre betrachtet die STIKO die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. 3 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). 4 Bestehen produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax, kann Nuvaxovid verwendet werden. 5 Es ist zu erwarten, dass auch für Nuvaxovid eine Zulassung für eine Auffrischimpfung beantragt werden wird. Die STIKO wird die Daten dann evaluieren und die Empfehlungen ggf. anpassen.
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 7 Zu weiteren Details zu den COVID-19-Impfstoffen A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren wird auf die jeweiligen wissenschaftlichen Begrün- B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen, dungen der STIKO verwiesen. die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B. ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup- pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit Das von der STIKO empfohlene Vorgehen zur immunsuppressiver Therapie) ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen Grundimmunisierung und zur Auffrischimpfung ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane ist in Tabelle 1 und Tabelle 2 abgebildet. Zu Impfun- ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose gen von Personen mit ID siehe „Empfehlung zur ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen COVID-19-Impfung von Personen mit Immundefi- ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen zienz“ weiter unten (s. Tab. 4, Tab. 5 und Tab. 6). ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus ▶▶ Trisomie 21 Empfehlung für Personen ab 18 Jahren ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Therapie allen Personen ab 18 Jahren. C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende D) Kinder und Jugendliche im Alter von 5 – 17 Jahren mit Bei der Verwendung von mRNA-Impfstoffen soll Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere bei der Impfung von unter 30-Jährigen nur Comir- COVID-19-Verläufe haben ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI) naty eingesetzt werden. Da in dieser Altersgruppe ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %) 2 nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach und Einkammerherzen nach Fontan-Operation ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Comirnaty (siehe wissenschaftliche Begründung), Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile, soll Spikevax in dieser Altersgruppe nicht verwendet definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). werden. Bei Personen ab 30 Jahren kann hingegen ▶▶ Schweres oder unkontrolliertes Asthma bronchiale ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen (Comirnaty, Spikevax) verwendet werden. ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c- Wert > 9,0 % ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz Die beiden mRNA-Impfstoffe betrachtet die STIKO ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung ansonsten als gleichwertig. Wenn der für die 1. Impf- ▶▶ Trisomie 21 stoffdosis verwendete mRNA-Impfstoff nicht ver- ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen fügbar ist, kann unter Berücksichtigung der Alter- E) BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren seinschränkung und bei Nichtschwangeren auch Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt wer- F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit den. Alternativ ist im Alter ≥ 18 Jahren auch die Ver- einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe wendung des adjuvantierten Proteinimpfstoffs G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen Nuvaxovid zur Grundimmunisierung möglich. Die in Schlüsselpositionen, z. B. ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen Grundimmunisierung kann bei ≥ 60-Jährigen auch Einrichtungen mit einem der beiden zugelassenen Vektor-basier- ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in medizinischen Einrichtungen ten Impfstoffe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine Jans- ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und sen) begonnen werden (s. Tab. 1). stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal- ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h. ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie- 1. Impfstoffdosis mit Vaxzevria oder der COVID-19 rungen ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur Vaccine Janssen, gefolgt von 1 Dosis eines mRNA- Impfstoffs in einem Abstand von mindestens 4 Wo- Tab. 3 | Personen mit besonderer Indikation für eine chen) (s. Tab. 1). Die Altersbeschränkung für die COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 15.02.2022 Vektor-basierten Impfstoffe erfolgte aufgrund der
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 8 beobachteten thromboembolischen Ereignisse (sie- nicht zu einem ausreichenden Schutz führt (z. B. he wissenschaftliche Begründung zum heterologen Menschen unter immunsuppressiver Therapie). Impfschema). 5 – 11-jährige Kinder mit einer der in Tabelle 3 ge- Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19 Vac- nannten Vorerkrankungen, die bereits eine labor cine Janssen grundimmunisiert worden sind, sollen diagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion zur Optimierung ihres Impfschutzes eine weitere durchgemacht haben, sollen eine Impfstoffdosis im Impfstoffdosis eines anderen für die Grundimmu- Abstand von mindestens 3 Monaten zur SARS- nisierung empfohlenen Impfstoffs erhalten. Bei CoV-2-Infektion erhalten. Vorliegen einer Kontraindikation gegen mRNA- Impfstoffe oder bei individuellem Wunsch ist es Bei Kindern mit ID, die eine SARS-CoV-2-Infektion nach ärztlicher Aufklärung grundsätzlich möglich, durchgemacht haben, muss im Einzelfall entschie- bei Erwachsenen unabhängig vom Alter für die Op- den werden, ob 1 Impfstoffdosis zur Grundimmuni- timierung der Grundimmunisierung (2. Impfstoff- sierung ausreicht oder eine vollständige Impfserie dosis) oder für die 1. Auffrischimpfung (3. Impfstoff- verabreicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich dosis) auch die COVID-19 Vaccine Janssen oder von Art und Ausprägung der ID ab. Nuvaxovid zu verwenden. 5 – 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen, die be- Weitere Details zur Optimierung der Grundimmu- reits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2- nisierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen finden Infektion durchgemacht haben, sollen vorerst nicht sich in der zugehörigen wissenschaftlichen Begrün- geimpft werden. dung. Bei individuellem Wunsch von Kindern und Eltern Zur Grundimmunisierung von Personen, die eine bzw. Sorgeberechtigten kann die COVID-19-Imp- SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben siehe fung auch bei 5 – 11-jährigen Kindern ohne Vorer- Tabelle 7. krankungen nach ärztlicher Aufklärung erfolgen. Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün- Empfehlung für Kinder und Jugendliche dung der STIKO zur Empfehlung der Impfung im Alter von 5 – 11 Jahren gegen COVID-19 bei Kindern im Alter von 5 – 11 Jah- Die STIKO spricht für 5 – 11-jährige Kinder ohne ren. Vorerkrankungen derzeit keine generelle Impfemp- fehlung aus. Empfehlung für Kinder und Jugendliche Sie empfiehlt jedoch Kindern dieser Altersgruppe im Alter von 12 – 17 Jahren mit verschiedenen Vorerkrankungen (s. Tab. 3) auf- Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die grund des erhöhten Risikos für einen schweren COVID-19-Impfung mit 2 Dosen des mRNA-Impf- COVID-19-Verlauf eine Grundimmunisierung mit stoffs Comirnaty (30 µg) im Abstand von 3 – 6 Wo- 2 Impfstoffdosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty chen (s. Tab. 1). Für die Impfung soll nur Comirnaty in altersgemäß zugelassener Formulierung (10 µg) eingesetzt werden, da in dieser Altersgruppe das Ri- im Abstand von 3 – 6 Wochen. siko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty. Zusätzlich wird die Impfung 5 – 11-jährigen Kindern Die Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung empfohlen, in deren Umfeld sich Angehörige oder unter Berücksichtigung des Nutzens und des Risi- andere Kontaktpersonen mit hohem Risiko für ei- kos, die auch für die betroffenen Kinder und Ju- nen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die gendlichen verständlich sein muss. selbst nicht geimpft werden können oder bei denen der begründete Verdacht besteht, dass die Impfung Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer- krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 9 COVID-19-Verlauf (s. Tab. 3) haben, sollen bevor- Bereits mit 2 Impfstoffdosen geimpften Schwange- zugt berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder ren soll unabhängig vom Alter ab dem 2. Trimenon und Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich eine Auffrischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit ho- Comirnaty in einem Abstand von 3 Monaten zur her Gefährdung für einen schweren COVID-19- Grundimmunisierung angeboten werden, auch Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden wenn für diese Gruppe bisher keine Daten zu einer können oder bei denen anzunehmen ist, dass auch Auffrischimpfung vorliegen. nach Impfung kein ausreichender Schutz besteht (z. B. Menschen unter immunsuppressiver Thera- Darüber hinaus empfiehlt die STIKO ungeimpften pie). Stillenden die Impfung mit 2 Dosen eines mRNA- Impfstoffs, wobei bei unter 30-Jährigen nur Comir- Für Jugendliche, die tätigkeits- bzw. arbeitsbedingt naty eingesetzt werden soll, da in dieser Altersgrup- entweder ein erhöhtes Expositionsrisiko aufweisen pe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengrup- nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach pen haben, besteht eine berufliche Impfindikation Comirnaty. (s. Tab. 3, Abschnitt G). Die Anwendung von Nuvaxovid während der Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen Schwangerschaft und Stillzeit wird aufgrund (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und fehlender Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser des Impfstoffs und des enthaltenen Adjuvans Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er- Matrix M zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen. halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen Eine Impfung mit Nuvaxovid in der Schwanger- sowie andere Betreuungspersonen von Kindern und schaft und Stillzeit kann jedoch in Einzelfällen er- Jugendlichen das Impfangebot dringend wahrneh- wogen werden, wenn bei einer Schwangeren oder men. Stillenden eine produktspezifische, medizinische Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe besteht. Zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung Eine akzidentielle Impfung in der Schwangerschaft von Jugendlichen, die eine SARS-CoV-2-Infektion ist keine Indikation für einen Schwangerschaftsab- durchgemacht haben siehe Tabelle 7. bruch. Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün- Weitere Details finden sich in der Wissenschaftli- dung der STIKO für die Empfehlung zur Impfung chen Begründung der STIKO zur Impfung gegen gegen COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen von COVID-19 von Schwangeren und Stillenden. 12 – 17 Jahren. Empfehlungen zur 1. Auffrischimpfung Empfehlung für Schwangere und Stillende Die STIKO empfiehlt Kindern im Alter von 5 – 11 Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen Jahren mit Vorerkrankung eine Auffrischimpfung im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen im Abstand von ≥ 6 Monaten nach der abgeschlos- COVID-19, sodass ein optimaler Schutz vor dieser senen Grundimmunisierung. Sie empfiehlt allen Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger- Personen im Alter ≥ 12 Jahren eine COVID-19-Auf- schaft besteht (s. Tab. 3). frischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Bei 12 – 17-Jährigen soll die 1. Auffrischimpfung in ei- Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung nem Zeitfenster von 3 – 6 Monaten nach der abge- mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab schlossenen Grundimmunisierung erfolgen. 12 – 17- dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger- Jährige mit Vorerkrankungen sollen möglichst früh- schaft nach bereits verabreichter 1. Impfstoffdosis zeitig ihre Auffrischimpfung bekommen, während festgestellt wurde, sollte die 2. Impfstoffdosis erst ab für 12 – 17-Jährige ohne Vorerkrankungen ein eher dem 2. Trimenon verabreicht werden. längerer Abstand von bis zu 6 Monaten empfohlen
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 10 wird. Für Vorerkrankungen, die mit ID einherge- der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung hen, siehe Kapitel „Empfehlung zur COVID-19-Imp- mit einem mRNA-Impfstoff und zur Empfehlung fung von Personen mit Immundefizienz (ID)“. der COVID-19-Auffrischimpfung von 12 – 17-Jähri- gen. Bei ≥ 18-Jährigen ist die 1. Auffrischimpfung in ei- nem Mindestabstand von 3 Monaten empfohlen. Ob und ggf. wann in Zukunft für die Allgemeinbe- Ziel ist es, durch diese forcierte Auffrischimpfkam- völkerung weitere Auffrischimpfungen empfohlen pagne und den verkürzten Impfabstand schwere werden, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Verläufe von COVID-19 zu verhindern und die Transmission insbesondere der Omikron-Variante zu vermindern. Für einen längerfristigen Immun- Empfehlungen zur 2. Auffrischimpfung schutz könnte es zukünftig bei der Zirkulation an- für Indikationsgruppen derer Virusvarianten wieder sinnvoll sein, den Impf- Die STIKO empfiehlt nach abgeschlossener abstand für Auffrischimpfungen auf mindestens COVID-19-Grundimmunisierung und erfolgter 6 Monate zu verlängern. 1. Auffrischimpfung eine 2. Auffrischimpfung für ▶▶ Menschen ab dem Alter von 70 Jahren, Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der ▶▶ BewohnerInnen in Einrichtungen der Pflege Grundimmunisierung verwendet wurde, soll für sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff einge- einen schweren Krankheitsverlauf in Einrich- setzt werden: tungen der Eingliederungshilfe ▶▶ Für Personen < 30 Jahren wird ausschließlich ▶▶ Menschen mit ID ab dem Alter von 5 Jahren der Einsatz von Comirnaty empfohlen. ▶▶ Personal in medizinischen Einrichtungen und ▶▶ Für Personen im Alter ≥ 30 Jahren sind beide Pflegeeinrichtungen, insbesondere solchen mit derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffe (Comir- direktem PatientInnen- bzw. BewohnerInnen- naty und Spikevax) gleichermaßen für die Auf- kontakt. frischimpfung geeignet. ▶▶ Comirnaty ist ab dem Alter von 18 Jahren für Ziel der 2. Auffrischimpfung ist zum einen die Ver- die Auffrischimpfung in derselben Dosierung hinderung von schweren COVID-19-Erkrankungen wie für die Grundimmunisierung zugelassen. und Tod, zum anderen der individuelle Schutz von Spikevax ist ab dem Alter von 18 Jahren für die arbeitsbedingt exponierten Personen und in der Fol- Auffrischimpfung von Immungesunden in der ge die Reduktion der Transmission von SARS-CoV-2 halben Dosierung (50 µg) zugelassen. auf vulnerable Personen, die Minimierung von Iso- ▶▶ Für die Auffrischimpfung soll möglichst der lations- und Quarantänemaßnahmen und die Auf- mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der bei rechterhaltung der medizinischen Versorgung. der Grundimmunisierung zur Anwendung ge- kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, Für die 2. Auffrischimpfung soll in der Regel ein kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff mRNA-Impfstoff verwendet werden. Vorzugsweise eingesetzt werden. soll es der mRNA-Impfstoff sein, der bei der Grund ▶▶ Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur Auffrisch immunisierung bzw. der 1. Auffrischimpfung zur impfung zugelassen ist, kann Nuvaxovid bei Anwendung kam. Immundefiziente Menschen ab produktspezifischen medizinischen Kontrain- einem Alter von 30 Jahren sollen bei der Verwen- dikationen gegen mRNA-Impfstoffe zur Auf dung von Spikevax die hohe Dosierung des Impf- frischimpfung verwendet werden. stoffs (100 µg) erhalten. Zur Auffrischimpfung für Personen, die eine SARS- Bei ≥ 70-Jährigen, BewohnerInnen und Betreuten CoV-2-Infektion durchgemacht siehe Tabelle 7. in Einrichtungen der Pflege sowie bei Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krank- Weitere Details finden sich in den Wissenschaftli- heitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungs- chen Begründungen der STIKO zur Aktualisierung hilfe und bei immundefizienten Menschen ist die
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 11 2. Auffrischimpfung frühestens 3 Monate nach der frischimpung von >30-Jährigen mit ID ist die Dosie- 1. Auffrischimpfung empfohlen. rung empfohlen, die für die Grundimmunisierung eingesetzt wird (100 μg). PatientInnen mit ID < 30 Bei Tätigen in medizinischen Einrichtungen und Jahren sollen Comirnaty in der altersentsprechen- Pflegeeinrichtungen ist die 2. Auffrischimpfung frü- den Dosierung erhalten (s. Tab. 5 und Tab. 6). Trotz hestens 6 Monate nach der 1. Auffrischimpfung einer derzeit limitierten Datenlage können immun- empfohlen. Die STIKO geht davon aus, dass bei im- defiziente PatientInnen, die eine produktspezifi- mungesunden Personen der Impfschutz nach der sche, medizinische Kontraindikation gegenüber an- 1. Auffrischimpfung besser und ein längerer Impf- deren COVID-19-Impfstoffen aufweisen oder die abstand für den Langzeitschutz immunologisch auf die bisher verfügbaren Impfstoffe keine mess- günstiger ist. In begründeten Einzelfällen kann die bare Immunantwort gegen SARS-CoV-2 entwickelt 2. Auffrischimpfung auch bereits nach frühestens haben, mit Nuvaxovid geimpft werden. 3 Monaten erwogen werden. Bei schwer immundefizienten Personen ab dem Al- Bei Personen der o. g. Gruppen, die nach erfolgter ter von 5 Jahren mit einer erwartbar stark vermin- COVID-19-Grundimmunisierung und 1. Auffrisch derten Impfantwort (s. Tab. 4) können mehrere impfung eine SARS-CoV-2-Infektion durchge- Impfstoffdosen zur Optimierung der primären macht haben, wird vorerst keine weitere Impfung Impfserie notwendig sein. Diese Impfstoffdosen mit den aktuell verfügbaren COVID-19-Impfstoffen sollen im Mindestabstand von 4 Wochen zur jeweils empfohlen. vorangegangenen Impfstoffdosis verabreicht wer- den. Erst nach erfolgreicher Grundimmunisierung sollen 2 Auffrischimpfungen im Mindestabstand Empfehlung zur COVID-19-Impfung von 3 Monaten erfolgen; dieser Mindestabstand gilt von Personen mit Immundefizienz (ID) auch zwischen den Auffrischimpfungen. Immunsupprimierende oder immunmodulierende Therapien können prinzipiell auch bei einer anste- Eine serologische Antikörpertestung zur Über henden Impfung weitergeführt werden. Empfeh- prüfung des Impferfolges wird nicht grundsätzlich lenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist eine empfohlen. Der Wert, der einen sicheren Schutz be- möglichst geringe Immunsuppression zum Zeit- deutet und damit eine oder mehrere Impfstoffdosen punkt der Impfung. Günstig ist ein Impfzeitpunkt unnötig machen würde, ist nicht bekannt. Lediglich in der Mitte der Verabreichungsintervalle der im- bei schwer immundefizienten Personen mit munsupprimierenden oder immunmodulierenden einer erwartbar stark verminderten Impfantwort (s. Medikation. Bei geplanter antineoplastischer Thera- Tab. 4) soll frühestens 4 Wochen nach der 2. Impf- pie („Chemotherapie“) soll die Impfung mindestens stoffdosis UND frühestens 4 Wochen nach der 2 Wochen vor deren Beginn erfolgen, um eine suf- 3. Impfstoffdosis eine serologische Untersuchung fiziente Immunantwort zu ermöglichen. Eine auf spezifische Antikörper gegen das SARS- Handreichung findet sich in den Anwendungshin- CoV-2-Spikeprotein erfolgen (Gesamtprotein, S1- weisen der STIKO zum Impfen bei verschiedenen Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomäne). Erkrankungen mit ID und unter immunsuppressi- ver Therapie. Die Blutentnahme für die erste Antikörpermessung kann am selben Termin durchgeführt werden, an Bisher ungeimpfte immundefiziente Personen ab dem die 3. Impfstoffdosis verabreicht wird; das An- 5 Jahren sollen grundsätzlich eine Grundimmuni- tikörperergebnis muss aus den o. g. Gründen für die sierung und 2 Auffrischimpfungen mit einem Gabe der 3. Impfstoffdosis nicht abgewartet werden. mRNA-Impfstoff nach der altersspezifischen Emp- Eine 2- oder mehrmalige Messung ermöglicht bei fehlung (s. o.) erhalten. Je nach Ausprägung der ID initial fehlender oder niedriger Antikörperantwort können mehrere Impfstoffdosen für eine optimierte die Beobachtung eines ggf. einsetzenden Impfer- Grundimmunisierung notwendig werden (s. Tab. 4 folgs (Antikörperdynamik). und Tab. 6). Beim Einsatz von Spikevax zur Auf
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 12 Serologische Überprüfung Therapie bzw. Grunderkrankung der Impfantwort ≥ 4 Wochen nach Impfung Therapien mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort (Beispiele) Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1 Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit niedriger Dosierung (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag, Kinder: < 0,2 mg Prednisolonäquivalent/kg/Tag) Niedrig-potente Immunsuppressiva: Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/Woche), Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg/Tag), Nein Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg/Tag), Azathioprin (< 3 mg/kg/Tag) JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 – 10 mg/Tag) Einige niedrig-potente Biologika (z. B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger Dosierung [≤ 3 mg/kg alle 8 Wochen]; Antikörper gegen IL-1 [z. B. Canakinumab], IL-6R [z. B. Toculizumab], IL-17A [z. B. Secukinumab], IL-23 [z. B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/BAFF; Belimumab] Erkrankungen mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort (Beispiele) Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes, Multiple Sklerose Nein Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele) Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag, > 2 Wochen) oder hoher Dosierung (>1 mg Prednisolonäquivalent/kg/Tag, > 2 Wochen) oder i. v. Stoßtherapie mit sehr hohen Dosen (z. B.10 – 20 mg/kg/Tag Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher Wiederholung) MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m2 KOF/Woche Azathioprin (≥ 3 mg/kg/Tag) Ja Cyclophosphamid Mycophenolat-Mofetil Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie anti-CD20-Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept], Fingolimod) Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele) Schwere primäre (angeborene) Immundefekte Z. n. Transplantation eines soliden Organs Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution) HämodialysepatientInnen Ja Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast Tab. 4 | Orientierende Einordnung des Grades der Immundefizienz und serologische Kontrolle nach COVID-19-Impfung in Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens. Beispiele häufiger Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung (der Grad der Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig). Die Aufzählung in der Tabelle ist nicht abschließend (Stand 15.02.2022). KG = Kilogramm Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche 1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die Immunantwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studien- lage variabel oder – wie im Falle der COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht, weswegen hier eine Auffrischimpfung nach frühestens 3 Monaten empfohlen wird.
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 13 Impfabstand zw. 3. Impfstoff- Abstand zur 4. Impfstoffdosis Abstand zur 1. Impfstoff- 2. Impfstoff- 1. und 2. Impfstoff- dosis (1. Auf- 2. Impfstoff- (2. Auffrisch- 3. Impfstoff- Personengruppe dosis dosis dosis2 (Wochen) frischimpfung) dosis impfung) dosis Grundimmunisierung mit 2 Impfstoffdosen Auffrischimpfungen Comirnaty Comirnaty Comirnaty3 5 – 11-Jährige Comirnaty3 (10 µg) (10 µg) (10 µg) (10 µg) 12 – 17-Jährige 3–6 Comirnaty Comirnaty Comirnaty3 18 – 29-Jährige (30 µg) Comirnaty3 (30 µg) (30 µg) (30 µg) 30 – 59-Jährige ≥ 3 Monate ≥ 3 Monate 30 – 59-Jährige Spikevax Spikevax Spikevax3 4–6 Spikevax3 (100 µg) ≥ 60-Jährige (100 µg) (100 µg) (100 µg) ≥ 60-Jährige Comirnaty Comirnaty Comirnaty3 Schwangere 3–6 Comirnaty3 (30 µg) (30 µg) (30 µg) (30 µg) jeden Alters Tab. 5 | COVID-19-mRNA-Impfung bei PatientInnen mit Immundefizienz mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort1 (Stand: 15.02.2022) 1 Beispiele für Therapien oder Erkrankungen, die in der Regel zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen sowie Empfehlungen zur serologischen Überprüfung der Impfantwort, s. Tabelle 4 2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden. 3 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. Personen- 1. Impfstoff- 2. Impfstoff- Impfabstand 3. Impfstoff- 1. Auffrisch- Abstand zur 2. Auffrisch- Abstand zur gruppe dosis dosis zw. 1. und dosis und impfung letzten impfung 1. Auffrisch- 2. Impfstoff- ggf. weitere Impfstoff impfung dosis2 Impfstoff dosis der (Wochen) dosen im Grundimmu- Mindestab- nisierung stand von 4 Wochen3 Grundimmunisierung mit mindestens 3 Impfstoffdosen Auffrischimpfungen Comirnaty Comirnaty Comirnaty4 Comirnaty4 Comirnaty4 5 – 11-Jährige (10 µg) (10 µg) (10 µg) (10 µg) (10 µg) 12 – 17-Jährige 3–6 Comirnaty Comirnaty Comirnaty4 Comirnaty4 Comirnaty4 18 – 29-Jährige (30 µg) (30 µg) (30 µg) (30 µg) (30 µg) 30 – 59-Jährige 30 – 59-Jährige ≥ 3 Monate ≥ 3 Monate Spikevax Spikevax Spikevax4 Spikevax4 Spikevax4 4–6 ≥ 60-Jährige (100 µg) (100 µg) (100 µg) (100 µg) (100 µg) Comirnaty4 ≥ 60-Jährige Comirnaty Comirnaty Comirnaty 4 Comirnaty 4 (30 µg) 3–6 Schwangere (30 µg) (30 µg) (30 µg) (30 µg) jeden Alters Tab. 6 | COVID-19-mRNA-Impfung bei PatientInnen mit Immundefizienz mit relevanter Einschränkung der Impfantwort1 (Stand: 15.02.2022) 1 Beispiele für Therapien oder Erkrankungen, die in der Regel zu einer relevanten Einschränkung der Impfantwort führen sowie Empfehlungen zur serologischen Überprüfung der Impfantwort, s. Tabelle 4 2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden. 3 Wenn keine messbare Immunantwort entwickelt wird oder produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax bestehen, kann Nuvaxovid verwendet werden. 4 Für die 3. und ggf. weitere Impfstoffdosen der Grundimmunisierung und die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA- Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 14 Sollten nach der 3. Impfstoffdosis unverändert sehr Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig- niedrige oder keine spezifischen Antikörper mess- ten voraus. Bei Minderjährigen, die aufgrund bar sein, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfü- ihres Alters und ihrer Entwicklung die erforder- gung: liche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit be- ▶▶ Die Dosis des mRNA-Impfstoffs kann gestei- sitzen, ist auch ihr Wille zu berücksichtigen, so- gert werden (z. B. Applikation einer doppelten dass ein Konsens zwischen den Minderjährigen Dosis von Comirnaty als off-label-Anwendung; sowie den zur Einwilligung Berechtigten vorlie- oder Impfung mit Spikevax (100 µg), welcher gen sollte. In Fällen von widersprüchlichen Ein- eine etwa dreifach höhere mRNA-Menge bein- stellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten haltet als Comirnaty). ist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen in ▶▶ Es kann auch ein Impfstoff einer anderen Tech- der Regel davon auszugehen, dass dem/der nologie zur Anwendung kommen (z. B. ein Sorgeberechtigten die Entscheidungsbefugnis Vektorimpfstoff oder ein adjuvantierter Protein- übertragen wird, der/die die Impfung befür- impfstoff wie Nuvaxovid). wortet (siehe hierzu auch OLG Frankfurt a. M., ▶▶ Je nach Immunantwort können weitere Impf- Beschluss v. 17.08.2021, Az. 6 UF 120/21). stoffdosen zur Grundimmunisierung im Ab- ▶▶ Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei- stand von 4 Wochen erwogen werden. se in den Fachinformationen zum jeweiligen Impfstoff sowie die veröffentlichten Rote-Hand- Über weitere Antikörpermessungen muss individu- Briefe zu beachten. ell entschieden werden. Für Personen ohne ausrei- ▶▶ Bei Kontraindikation gegen einen COVID-19- chenden Immunschutz ist die Einhaltung von Ab- Impfstoff kann ein anderer zugelassener stands- und Hygieneregeln besonders wichtig (sie- COVID-19-Impfstoff einer anderen Impfstoff- he auch 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfemp- technologie eingesetzt werden. Beispielsweise fehlung der STIKO). kann bei einer bestätigten IgE-vermittelten Allergie gegen Inhaltsstoffe der mRNA-Impf- Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS- stoffe die COVID-19 Vaccine Janssen oder CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im Nuvaxovid verwendet werden. Einzelfall entschieden werden, wie viele weitere ▶▶ Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen Impfstoffdosen für einen optimalen Schutz notwen- mit progredienten Krankheiten, die sich in ei- dig sind. Dies hängt maßgeblich von Art und Aus- nem schlechten Allgemeinzustand befinden, prägung der ID ab. muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die- sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob Kontaktpersonen von Personen mit ID sollten voll- ihnen die Impfung empfohlen werden kann. ständig geimpft sein (COVID-19-Grundimmunisie- ▶▶ Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und rung und ab 12 Jahren auch eine Auffrischimp- keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas- fung). Dies gilt auch für andere Impfungen. Zu- kulär (i. v.) zu verabreichen. Im Tiermodell kam dem sollten Kontaktpersonen im Umgang mit es nach direkter intravenöser Injektion eines einer schwer immundefizienten Person – insbeson- mRNA-Impfstoffs zum Auftreten von Perimyo- dere, wenn diese nicht oder nicht ausreichend auf karditis (klinisch und histopathologisch).* die COVID-19-Impfung angesprochen hat – auf Wenngleich akzidentielle intravasale Injektio- konsequentes Tragen eines medizinischen Mund- nen bei einer i. m.-Impfstoffapplikation nur sel- Nasen-Schutz achten. ten auftreten, ist bei COVID-19-Impfungen eine Aspiration bei i. m.-Applikation zur weiteren Erhöhung der Impfstoffsicherheit sinnvoll. Hinweise zur praktischen Umsetzung * Perez, Yalile, et al. “Myocarditis Following COVID-19 mRNA Vaccine: A Case Series and Incidence Rate Durchführung der Impfung Determination.” Clinical infectious diseases: ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige an official publication of the Infectious Diseases Society Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des of America (2021).
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 15 ▶▶ Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri- Impfung ebenfalls i. m. mit einer sehr feinen menon der Schwangerschaft ist keine Indika Injektionskanüle und einer anschließenden tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine festen Kompression der Einstichstelle über COVID-19-Impfung von Stillenden ist bei un- mindestens 2 Minuten erfolgen. kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett ▶▶ Zwischen mRNA- oder Vektor-basierten möglich. COVID-19-Impfungen und der Verabreichung ▶▶ Personen, die im Ausland bereits mit nicht in anderer Totimpfstoffe muss kein Impfabstand der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen eingehalten werden. Sie können auch zeit- geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller gleich gegeben werden. Zu Impfungen mit Rechtslage und unter Berücksichtigung der al- Lebendimpfstoffen soll hingegen ein Mindest- tersentsprechenden Impfempfehlungen eine abstand von 14 Tagen vor und nach jeder erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den COVID-19-Impfung eingehalten werden (siehe Status als Geimpfte zu erlangen. Die erneute auch STIKO-Empfehlung zur Koadministrati- Impfserie soll in einem Mindestabstand von on von COVID-19-Impfstoffen und anderen ≥ 28 Tagen zur letzten Impfstoffdosis begonnen Totimpfstoffen und die dazugehörige wissen- werden. In solchen Fällen sollen die zu impfen- schaftliche Begründung). Nuvaxovid kann den Personen darauf hingewiesen werden, dass gleichzeitig mit einem Influenza-Totimpfstoff vermehrte bzw. verstärkte lokale und systemi- verabreicht werden. Zur Verabreichung von an- sche Reaktionen auftreten können. Die impfen- deren Tot- und Lebendimpfstoffen wird ein Ab- den ÄrztInnen werden gebeten, auf das Auftre- stand von 14 Tagen vor und nach Nuvaxovid- ten verstärkter Impfreaktionen aktiv zu achten Applikation empfohlen (wissenschaftliche und diese ggf. an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Begründung zur STIKO-Empfehlung von Nu- zu melden. vaxovid). ▶▶ Es besteht grundsätzlich weder die Notwendig- Impfung von Personen, die eine gesicherte keit noch die Empfehlung, vor Verabreichung SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben einer COVID-19-Grundimmunisierung das a) Personen ab dem Alter von 12 Jahren, die eine Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder durch PCR-Testung gesicherte** SARS-CoV-2- (unerkannt) durchgemachten SARS-CoV-2- Infektion durchgemacht haben, sollen Infektion labordiagnostisch auszuschließen. 1 COVID-19-Impfstoffdosis im Abstand von Impfungen, die trotz bestehender Immunität mindestens 3 Monaten nach der Infektion er- verabreicht werden, sind im Allgemeinen gut halten (s. Tab. 7). verträglich und unschädlich. Der serologische b) Die Gabe der Impfstoffdosis ist bereits ab 4 Wo- Nachweis kann jedoch im Einzelfall hilfreich chen nach dem Ende der COVID-19-Symptome sein, um über eine Impfindikation zu entschei- möglich, wenn z. B. die Gefahr einer Exposition den. gegenüber neu aufgetretenen Virusvarianten ▶▶ Es ist nicht empfohlen, vor der Verabreichung besteht, gegen die eine durchgemachte SARS- der Auffrischimpfung serologische Untersu- CoV-2-Infektion alleine keinen längerfristigen chungen zur Bestimmung von COVID-19- Schutz vermittelt (Immune Escape-Varianten). Antikörpern durchzuführen. Der Wert, der für das Individuum einen Schutz vor Erkrankung anzeigt, ist nicht bekannt. Sicherheitsbedenken ** Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten gegenüber einer Auffrischimpfung bei noch be- SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernach- weis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den stehender Immunität gibt es nicht. Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi- eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiag- schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten nostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labora- worden sein, kann die Impfserie dennoch fort- toriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) gesetzt und muss nicht neu begonnen werden. arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Labor erhoben worden sein.
Epidemiologisches Bulletin 7 | 2022 17. Februar 2022 16 SARS-CoV-2-Infektions- bzw. COVID-19-Impfanamnese Weiteres Vorgehen 1. Ereignis 2. Ereignis 3. Ereignis Grundimmunisierung Auffrischimpfung3,4 Bei PCR-Nachweis1 1 Impfstoffdosis in der Regel 3 Monate2 nach Infektion; SARS-CoV-2-Infektion – – Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis im Abstand von ≥ 4 Wochen zur Labordiagnose 1. Impfstoffdosis ≥ 4 Wochen (serologische Diagnose) SARS-CoV-2-Infektion – 12 – 17-Jährige: Comirnaty (30μg) bzw. ≥ 3 Monate2 in einem Abstand von (PCR-basierte Diagnose1) 3 – 6 Monaten. nach Infektion Keine weitere Impfstoffdosis zur 1. Impfstoffdosis Grundimmunisierung notwendig ≥ 18-Jährige: Comirnaty (30μg) ≥ 4 Wochen (serologische oder Spikevax (50μg) (≥ 30-Jährige) Diagnose) im Abstand von in der Regel SARS-CoV-2-Infektion 2. Impfstoffdosis 3 Monaten zur vorangegangenen bzw. ≥ 3 Monate2 (PCR-basierte Diagnose1) Impfstoffdosis oder zur vorange- nach Infektion gangenen Infektion (je nachdem, welches Ereignis zuletzt Bei PCR-Nachweis1 aufgetreten ist) 1 Impfstoffdosis in der Regel SARS-CoV-2-Infektion 3 Monate2 nach Infektion; 1. Impfstoffdosis – 4 Wochen nach Impfung Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis im Abstand von ≥ 4 Wochen zur Labordiagnose SARS-CoV-2-Infektion 1. Impfstoffdosis – Keine weitere Impfstoffdosis zur ≥ 4 Wochen nach Impfung Grundimmunisierung notwendig SARS-CoV-2- 1. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis Infektion5 Tab. 7 | Empfehlung zur Durchführung der Grundimmunisierung und Auffrischimpfung bei unterschiedlichen Impfanamnesen und nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion bei Immungesunden (Stand 15.02.2022). 1 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernachweis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiagnostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssiche- rung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Labor erhoben worden sein. 2 Impfung bereits ab 4 Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome möglich (s. o.) 3 Für vorerkrankte Kinder im Alter von 5 – 11 Jahren soll eine Auffrischimpfung im Abstand von ≥ 6 Monaten zur Grundimmuni- sierung verabreicht werden. 4 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. 5 Tritt die SARS-CoV-2-Infektion in einem Abstand von ≥ 3 Monaten nach der vorangegangenen Impfstoffdosis auf, ist bis auf weiteres keine Auffrischimpfung notwendig. Die aktuell zirkulierende Omikron-Variante ist sichtigung des Auftretens der Delta-Variante eine solche Variante. und neuer Evidenz zum heterologen Impfen). c) Da bei einer serologisch bestätigten Infektion d) Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS- keine sichere Aussage über den Infektionszeit- CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im punkt getroffen werden kann, soll die notwen- Einzelfall entschieden werden, wie viele weitere dige einzelne Impfstoffdosis bereits ab 4 Wo- Impfstoffdosen für einen optimalen Schutz chen nach der Labordiagnose gegeben werden notwendig sind. Dies hängt maßgeblich von Art (siehe auch Kapitel 6 in der Wissenschaftliche und Ausprägung der ID ab. Begründung der STIKO für die Empfehlung e) Für das Vorgehen zur Grundimmunisierung zur Impfung gegen COVID-19 unter Berück- und Auffrischimpfung bei Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben
Sie können auch lesen