Volksbank UnternehmerInnen-Studie 2020 - Ein persönlicher Blick auf das Leben der Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich
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Volksbank UnternehmerInnen- Studie 2020 Ein persönlicher Blick auf das Leben der Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich Persönlichkeiten: Was unterscheidet Unternehmensführung: Welche Visionen: Spielt das junge Unternehmergenerationen Werte werden in Österreichs Alter für den Erfolg von Erfahrenen? Unternehmen gelebt? eine Rolle?
„Jede Generation hat ihre eigene Art, mit © Robert Polster Herausforderungen umzugehen.“ Liebe Leserinnen und Leser, auch in diesem Jahr gibt die Volks- Jede Generation hat im berufli- gemeinsam mit dem Gallup Institut bank UnternehmerInnen-Studie chen Alltag ihre eigenen Heraus- mehr als 1.000 Unternehme- spannende Einblicke in die Un- forderungen. Um zu zeigen, welche rinnen und Unternehmern gestellt. ternehmen Österreichs und zeigt das sind und wie die verschiedenen Die Antworten und Ergebnisse sind unter anderem, Altersgruppen damit umgehen, auf den folgenden Seiten für Sie haben wir acht Unternehmerinnen zusammengefasst. … welche Probleme verschiedene und Unternehmer interviewt. Generationen lösen müssen, Sie liefern detaillierte Einsicht in Für uns als Hausbank ist es das eigene Unternehmen und teilen wichtig, die Bedürfnisse aller Un- … wo die Jungunternehmerinnen uns mit, was sie vielleicht anders ternehmerinnen und Unternehmer und Jungunternehmer anders machen als noch ihre Eltern zuvor. sowie der unternehmerisch den- ticken als die Erfahrenen Einen zusätzlichen Blickwinkel er- kenden Privaten in Österreich zu halten wir von Dr.in Anita Zehrer, Pro- erfüllen. Unsere Unternehme- … oder warum Tradition und fessorin am Management Center rInnen-Studie 2020 hilft uns nicht Fortschritt einander nicht aus- Innsbruck und Leiterin des Zen- nur, all jene zu verstehen, sondern schließen. trums für Familienunternehmen. bietet gleichzeitig einzigartige Einblicke in unterschiedlichste Es gilt in dieser dritten Ausgabe Betriebe unseres Landes. So schaf- der Volksbank UnternehmerIn- fen wir eine besondere Diskus- nen-Studie also, viele Fragen zu sionsgrundlage und ein besseres beantworten. Welche Kompromisse Verständnis. Denn aus Verständnis gehen Selbstständige ein? Was sind entsteht Nähe und aus Nähe ent- ihre Ziele? Wie wichtig ist Unab- steht Vertrauen – ein unverzicht- hängigkeit? Und welche Rolle spielt barer Wert für ein lebenswertes etwa Nachhaltigkeit für Öster- Österreich. Ich wünsche Ihnen viel reichs Unternehmen? Diese und Freude beim Lesen unserer dies- noch viele weitere Fragen haben wir jährigen Ausgabe. Herzlichst, Ihr Gerald Fleischmann Generaldirektor VOLKSBANK WIEN AG 3
Inhalt Über die Volksbank Merkmale & Gemeinsamkeiten UnternehmerInnen- Studie 2020 08 | Zahlen & Fakten 10 | Interview mit Gexi Tostmann & S.10 Anna Tostmann-Grosser Leben & S. 18 Die jährliche Volksbank UnternehmerInnen-Studie gibt einen Einblick in die per- Verpflichtungen sönliche Lebenswelt von Selbstständigen in Österreich. In dieser Ausgabe werden vor allem Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen jüngeren und älte- 16 | Zahlen & Fakten ren Unternehmergenerationen beleuchtet. Dabei drehen sich die Fragestellungen 18 | Interview mit Susana um die vier Themenbereiche Merkmale & Gemeinsamkeiten, Leben & Verpflich- Niedan-Feichtinger & Klaus Schwarz tungen, Antrieb & Ausgleich sowie Bilanz & Pläne. Denn Ziel der Studie ist es, zu verstehen, wie Unternehmerinnen und Unternehmer hierzulande denken, handeln und leben. Antrieb & Ausgleich Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren hat das Österreichische Gallup Institut 26 | Zahlen & Fakten im Auftrag der Volksbank zwischen Februar und Juli 2020 dazu weitere 1.000 S. 28 28 | Interview mit Martin Wetscher & Constantin Kuchler Unternehmerinnen und Unternehmer befragt. Die repräsentative Stichprobe bildet die Unternehmensstruktur nach Branchen und Unternehmensgröße ab. S. 38 Bilanz & Pläne 36 | Zahlen & Fakten 38 | Interview mit Christof Branner & Roman Fuchs Expertin im Gespräch S. 44 44 | Interview mit Dr.in Anita Zehrer 4 5
„Es gibt immer Merkmale & Schwierigkeiten, Gemeinsamkeiten wenn Menschen Jede Generation wird von anderen der Bereich Nachhaltigkeit an Erfahrungen und Erlebnissen Bedeutung. 61 % der Traditionalisten geprägt. Wie äußern sich diese sehen dies als absoluten Kernwert Generationenunterschiede in den ihres Unternehmens. Bei den zusammenarbeiten. Betrieben? Welche Werte leben die Jüngeren zeichnet sich hier ein jeweiligen Unternehmerge- anderes Bild ab: Für sie ist Nach- nerationen und haben sie vielleicht haltigkeit zunehmend selbstver- auch Gemeinsamkeiten? Die Volks- ständlicher. Diese Spannungen bank UnternehmerInnen-Studie Das Unternehmerhandwerk erler- zeigt: Die drei wichtigsten Werte für nen übrigens über zwei Drittel der Selbstständige sind Teamwork Unternehmerinnen und Unterneh- (55 %), Innovation (54 %) und mer im Rahmen einer entspre- erzeugen aber auch Nachhaltigkeit (52 %). Zwar chenden Ausbildung. Interessant ist, gehören Weiterbildung, Gleichstel- dass die Generation Y im Vergleich lung und Tradition mehrheitlich zur deutlich häufiger ihr Wissen von Unternehmenskultur dazu, treten den Eltern oder anderen Angehöri- Energien.“ jedoch als Kernwert etwas in den gen erhält. Liegt es daran, dass sie Hintergrund. mehrheitlich die Familienbetriebe Wie hängen diese Werte mit dem übernehmen? Für ein Drittel trifft Alter zusammen? Teamwork hat das zu. Lediglich die Unabhängig- vor allem für die Generation Y eine keit war für die meisten Unter- höhere Wertigkeit. Während das nehmerinnen und Unternehmer Thema Innovation mit dem Alter ein noch größerer Ansporn, um etwas an Relevanz verliert, gewinnt zu gründen. Gexi Tostmann, ehemalige Geschäftsführerin Tostmann Trachten 6 7
Merkmale & Gemeinsamkeiten Welche Motive haben die unterschiedlichen Unternehmergenerationen, um zu gründen? Inwiefern unterscheiden sich ihre Unternehmenswerte? Generation Y Generation X Babyboomer Traditionalisten Alle Generationen bis 40 Jahre 41 – 55 Jahre 56 – 65 Jahre über 65 Jahre Teamwork, Innovation und Unabhängigkeit lässt Unternehmen gründen Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Kernwerte für UnternehmerInnen 48 % Unabhängigkeit ist das wichtigste Motiv, um ein Unternehmen zu gründen, vor allem für die jüngeren UnternehmerInnen. Bei den über 65-Jährigen 50 % ist der Anteil deutlich kleiner. Besonders signifikant sind die Unterschiede zwischen den Traditionalisten und der Generation Y. 57 % 28 % 32 % Unabhängigkeit 29 % 61 % 16 % 33 % Familienbetrieb 24 % übernommen/ 27 % eingestiegen 39 % 61 % Nachhaltigkeit als 26 % € absoluter Kernwert eines Selbstverwirklichung/ 24 % Unternehmens steigt Freude am Tun 21 % 18 % mit dem Alter. 4% 58 % Generation Y: Ausbildung durch Eltern oder andere Angehörige 21 % 6% 52 % 36 % der Generation Y lernen ihr Unternehmerhandwerk durch Eltern oder andere Angehörige. Geht es um eine entsprechende Ausbildung, liegen die anderen Generationen vorne. 11 % 55 % 17 % 52 % Absoluter Kernwert Kein Kernwert Kein Kernwert Absoluter Kernwert Die Generation Y setzt am Innovation ist für die stärksten auf Teamwork. meisten Unternehme- Traditionalisten sehen rInnen ein absoluter 65 % Ich habe eine 20 % Durch meine 35 % Durch Learning Teamwork am häufigsten Kernwert, dies nimmt 71 % entsprechende 20 % Eltern bzw. 28 % by Doing als keinen Kernwert. jedoch mit dem Alter ab. 68 % Ausbildung genossen 23 % andere Angehörige 28 % 61 % 36 % 32 % 8 9
„Tradition ist etwas ganz Wichtiges. Auch um etwas Neues zu schaffen.“ Das Unternehmen Tostmann Trachten aus Oberösterreich blickt auf eine lange Tradition zurück. In der Nachkriegszeit gegründet, INTERVIEW © Tostmann Trachten wird es heute bereits in dritter Generation geführt. Anna Tost- mit Gexi Tostmann & mann-Grosser nahm Ende der 90er Jahre das Ruder in die Hand Anna Tostmann-Grosser und ist heute die Geschäftsführerin des Trachtenherstellers. Das heißt aber nicht, dass ihre Mutter Gexi Tostmann nicht auch noch Warum das zweite Standbein? Mensch (lacht). Das ist, glaube ich, regelmäßig in den zwei Geschäften anzutreffen ist. Im Interview positiv für die Nachfolge. erzählen die beiden Frauen von ihrer Zusammenarbeit, ihren Werten und vom Muttersein. „Meine Mutter hat Ich wollte auf keinen Fall oh- ne jegliche Ausbildung dastehen. Und worin besteht die mich in erster Linie Nicht, dass mir die Leute nachsa- gen, etwas anderes hat sie als Ein- größte Schwierigkeit, wenn verschiedene Generationen Frau Tostmann, warum sind Sie Unternehmerin geworden? unterschiedliche Philosophien vertreten haben: Meine Mutter machen lassen – zelkind nicht geschafft. zusammenarbeiten? G.T. Weil ich damit aufgewach- wollte klein bleiben, mein Vater groß werden. inklusive Fehler.“ Sie waren dann gemeinsam im Unternehmen. Wie lief die Zusam- Ich denke, es gibt immer Schwierigkeiten, wenn Menschen sen bin, war es für mich selbst- menarbeit? zusammenarbeiten. Genau diese verständlich, dass ich einmal Frau Tostmann-Grosser, Ihre Spannungen erzeugen aber auch einsteige. Nur ursprünglich gar Mutter hat die Firmen später Das funktionierte sehr gut, auch Energien. Immer nur Befehle aus- nicht als Unternehmerin, wie wieder vereint und letztlich an dank unserer zwei Standorte. So geben, finde ich nicht gut. es mein Vater wollte, sondern Sie übergeben. War Ihnen diese konnten wir uns immer wieder einfach, um eine schöne Sache Laufbahn ebenfalls klar? einmal räumlich aufteilen. Sehen Sie das auch so? weiterzumachen und davon leben Meine Mutter hat dann auch recht zu können. A.T. Als ich mit dem Studium schnell Verantwortung an mich Auf jeden Fall. Das hat eigentlich begonnen habe, war mir das al- übergeben und mich in erster Linie nichts mit Generationen zu tun, Was hat Ihr Vater dazu gesagt? les noch nicht so klar. Ich wollte machen lassen – inklusive Fehler sondern mit dem Charakter. Meine unbedingt ein zweites Standbein und Erfolgserlebnisse. Das war, Mutter ist zum Glück sehr aus- G.T. Ich habe zunächst nur den haben – für alle Fälle. Da mir die glaub ich, mein Glück. geglichen und kann sich mit vielen Betrieb meiner Mutter übernom- Arbeit bei meiner Mutter aber so Dingen abfinden. Geschwister der men. Meine Eltern haben sich 1967 viel Spaß gemacht hat, stand schnell Wir sind aber auch wirklich aty- gleichen Generation können sich ja firmentechnisch getrennt, weil sie fest, dass ich in der Firma bleibe. pisch und dazu bin ich ein fauler trotzdem in die Haare kriegen. 10 Gexi Tostmann Anna Tostmann-Grosser 11
© Tostmann Trachten Wie erleben Sie das bei Ihren das Muttersein erleichtert haben. Mitarbeitenden? Laut unserer Umfrage zählt Un- Wir haben wirklich Glück mit den abhängigkeit zu den wichtigsten Jungen, die nachkommen. Der Um- Zielen im Unternehmerleben. Was gang ist sehr respektvoll und die sind Ihre? Lehrlinge haben bei der Arbeit viel Spaß mit den älteren Kolleginnen Unabhängigkeit klingt natür- und Kollegen. lich schön, mir ist aber tatsächlich der Spaß am wichtigsten. Denn ich Welche Ansprüche haben Sie an finde, man macht immer nur das sich als Unternehmerin? gut, was einem auch Spaß macht. Wenn ich einen Schlachtbetrieb Es ist für mich eigentlich fast geerbt hätte, weiß ich nicht, ob ich selbstverständlich, sich als gute Unternehmerin geworden wäre. Unternehmerin für die Gemein- Und es sollte natürlich das Aus- Ich denke, Tradition ist etwas Wie stehen Sie zum Thema schaft zu engagieren. So wie kommen funktionieren, damit die ganz Wichtiges. Auch, um etwas Übergabe? es meine Eltern auch schon Lebensqualität gegeben ist. Neues zu schaffen. Denn das getan haben. sind die Wurzeln, die einem Es ist schon eine ziemliche Trifft das auf Sie ebenfalls zu? Sicherheit geben. Glückssache, wenn ein Nach- Mitarbeitende sind für uns daher komme das Unternehmen über- auch keine Zahlen auf dem Gehalts- konto, sondern Menschen, mit de- Nein, ich hatte in dem Sinn eigentlich keine konkreten Ziele. „Ich verstehe auch Bei uns ist Tradition natürlich schon durch das Produkt nehmen möchte und auch kann. Man sollte aber niemanden dazu © Tostmann Trachten nen wir teilweise schon über Gene- rationen verbunden sind. Für mich Ein Betrieb muss natürlich posi- tiv agieren und bilanzieren, damit generationenüber- gegeben, denn das Dirndl vermit- telt Tradition. Aber auch gene- zwingen, wenn er oder sie ganz andere Qualitäten hat. zählen also besonders das Mitei- nander und der Zusammenhalt. man sich sozial, kulturell und ge- sellschaftlich engagieren kann. greifendes Handeln rationenübergreifendes Handeln verstehe ich als eine Form Was, glauben Sie, hat Ihre Genera- Inwiefern lassen sich da Beruf Welche Unternehmenswerte sind als eine Form von von Tradition. tion der Ihrer Tochter voraus? und Familie unter einen Hut Ihnen beiden denn besonders Tradition.“ Machen Sie denn heute auch man- Wir haben durch den Krieg kriegen? wichtig? che Dinge anders als Ihre Mutter? und die Aufbauarbeiten eine gewisse Enthaltsamkeit mitbe- „Man kann eben nicht Ich habe tatsächlich immer gesagt, dass ich das nicht schaffe. Was das angeht, waren sich meine Eltern einig: Zuverlässig- Ich habe schon vieles von ihr übernommen. Wenn man ein ma- kommen. Umgekehrt auch einen Schub an Zukunftsglauben und alles haben, deshalb Darum habe ich aufs Heiraten ver- zichtet. Man kann eben nicht alles keit und Respekt – das wurde uns eingeimpft und das habe ich auch rodes Unternehmen übernimmt, ist das natürlich anders. Aber das war Hoffnung. Das ist leider etwas verloren gegangen. stand die Familie haben, und deshalb stand die Fa- milie etwas hintenan. Trotzdem hat- über die Jahre weitergeführt. ja ein solides Unternehmen. Wenn man dann glaubt, alles anders Und andersherum? etwas hintenan.” ten wir immer einen guten Kontakt. Zudem wurde das Unternehmen in der Nachkriegszeit gegründet, machen zu müssen, wäre das doch unklug. Trotzdem kann man immer Ich denke, wir haben eine we- Sie sind ebenfalls Mutter. Wie ist daher gehen wir schon immer sehr etwas optimieren. sentlich leichtere Startposition, da das bei Ihnen? sparsam und nachhaltig mit Res- wir in einer wirtschaftlich solide- sourcen um. Regionalität ist bei uns Hatten Sie Vorteile, weil Sie nicht ren Zeit aufgewachsen sind. In der Beim ersten Kind habe ich bis ebenfalls nicht nur ein Image. Denn neu gründen mussten? Nachkriegszeit wurde man zwar zum letzten Tag vor der Geburt wir verkaufen ein regionales Pro- abgehärtet, aber in gewisser Hin- gearbeitet und bin auch sehr dukt, das regional gefertigt wird. Wenn man ein gut geführtes sicht auch traumatisiert. Das ist schnell wieder zurückgekommen. Unternehmen übernimmt, sind uns zum Glück erspart geblieben. Als Chefin hatte ich aber einige Und welche Rolle spielt Tradition einem Dinge gegeben, für die Privilegien und Freiheiten, die mir bei Ihnen? andere hart arbeiten müssen. 12 Gexi Tostmann Anna Tostmann-Grosser 13
„Im Laufe der Leben & Zeit hat sich Verpflichtungen herauskristallisiert, Das Leben besteht aus Kompro- vor glücklich mit ihrer Entschei- missen – davon können die meisten dung für die Selbstständigkeit. Selbstständigen ein Lied singen. Aber: Je seltener Kompromisse Denn laut Volksbank Unternehme- eingegangen wurden, desto dass die Familie rInnen-Studie sind acht von zehn zufriedener ist man heute. Unternehmerinnen und Unterneh- Obwohl die Familie bei vielen mern zumindest hin und wieder Unternehmerinnen und Unterneh- Kompromisse eingegangen, um mern tendenziell etwas zu kurz manchmal ein wenig ihre Ziele zu erreichen. Dabei zeigt kommt, hat sie einen sehr hohen sich, dass die Generationen Y und X Stellenwert. Neben der Unabhän- etwas häufiger einen Kompromiss gigkeit (63 %) sowie dem unter- eingehen mussten als die Babyboo- nehmerischen Erfolg (58 %) zählt zu kurz kommt.“ mer und Traditionalisten. Gerade die Familie für 61 % der Befragten wenn es um das Privatleben geht, zu den wichtigsten Zielen im Leben. stecken die Unternehmerinnen und Darum können sich wohl auch rund Unternehmer am meisten zurück ein Drittel gut vorstellen, dass ihre (57 %). Wirkt sich das auch auf die Nachkommen einmal in ihre Zufriedenheit mit dem Unter- Fußstapfen treten. Bei 50 % der nehmer-Dasein aus? Schließlich befragten Unternehmen sind sind 89 % der Befragten nach wie bereits Familienmitglieder tätig. Klaus Schwarz, Geschäftsführer HoizZeit OG Tischlerei 14 15
Leben & Verpflichtungen Welche Lebensziele verfolgen UnternehmerInnen? Mussten sie dafür Kompromisse eingehen? Generation Y Generation X Babyboomer Traditionalisten Alle Generationen bis 40 Jahre 41 – 55 Jahre 56 – 65 Jahre über 65 Jahre Kompromisse sind notwendig Familienmitglieder: Acht von zehn UnternehmerInnen sind zumindest Arbeiten im selben Unternehmen? hin und wieder Kompromisse eingegangen, die Generation Y und Generation X im Gesamten Unabhängig von der Generation arbeiten bei knapp etwas öfter als die Babyboomer 50 % der Betriebe Familienmitglieder. und Traditionalisten. Familienmitglieder nicht im selben 51 % 80 % Unternehmen Familienmitglieder 49 % im selben Unternehmen Lebensziele: Unabhängigkeit & Familie Unabhängigkeit und Familie zählen zu den am meisten genannten Lebenszielen der UnternehmerInnen, dicht gefolgt von unternehmerischem Erfolg. 59 % Weniger Kompromisse, Zufriedenheit 47 % 44 % größere Zufriedenheit Ganze 89 % sind mit ihrem Dasein als UnternehmerIn zufrieden. Je weniger Kompromisse Kompromisse, desto größer die Zufriedenheit. 52 % 51 % 43 % 63 % 64 % 59 % Unternehmerischer Unabhängigkeit Familie Erfolg 63 % 61 % 59 % 69 % 61 % 64 % Am meisten Kompromisse im Privatleben Ja, das kann Unternehmensübernahme durch Die UnternehmerInnen gingen im Durchschnitt mit 57 % die meisten Kompromisse im ich mir gut vorstellen. Nachkommen - warum nicht? Privatleben ein, am öftesten die Generation Y. Fast ein Drittel könnte sich gut vorstellen, dass die Nachkom- 65 % 58 % 53 % 51 % men in die eigenen Fußstapfen treten werden. Die Generationen gegenüberstellend führen die Babyboomer die Statistik an. 16 17
„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Klaus Schwarz (rechts im Bild) liebt sein Handwerk und das INTERVIEW Unternehmer-Dasein. 2016 wagten er und sein Cousin Thomas mit Klaus Schwarz Schwarz den Schritt in die Selbstständigkeit und gründeten Geschäftsführer HoizZeit ihren eigenen Tischlereibetrieb HoizZeit in der Steiermark. Trotz OG Tischlerei der Liebe zum Beruf erkannte er aber schnell, dass die Familie oftmals zu kurz kommt. Dabei hat die Vereinbarkeit von Unter- nehmen und Familie für den zweifachen Vater einen sehr hohen Stellenwert. Ob er alles unter einen Hut bekommt und was er über das Thema Nachfolge denkt, verrät er im Interview. © EXPAJFK „Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, dann geht alles ganz leicht.“ Susana Niedan-Feichtinger hatte im Jahr 2000 eine Idee, auf die INTERVIEW sonst niemand kam: die Produktion und Vermarktung von Schüßler mit Susana Niedan- Salzen in Österreich. Damit erkannte die damals 47-Jährige eine Feichtinger Marktlücke, was ihrer Firma enormen Aufschwung verlieh. Zwei Geschäftsführerin Adler Pharma ihrer Kinder sind inzwischen in ihre Fußstapfen getreten – die Produktion & Vertrieb GmbH ältere Tochter übernahm die Apotheke ihrer Mutter, der Sohn ist als Molekularbiologe bei Adler Pharma in Zell am See, Salzburg, tätig. Im Interview spricht Frau Niedan-Feichtinger über private © Christoph Huber, Klaus Zettler Kompromisse und die Zusammenarbeit mit der Familie. 18 19
© EXPAJFK Herr Schwarz, warum sind Sie pharmazeutischen Hersteller Unternehmer geworden? bei der Bezirkshauptmannschaft anzumelden. Ich habe monate- K.S. In der alten Firma hat es lang nichts gehört, als es um nicht mehr ganz so gepasst. Bei die Betriebsbewilligung ging. einem Familientreffen haben Sie wussten einfach nicht, was Thomas und ich dann darüber sie tun sollten, da es im Bezirk gesprochen, wie es wäre, uns noch keinen pharmazeutischen selbstständig zu machen. Und der Hersteller gab. Gedanke hat uns einfach nicht mehr losgelassen. Letztendlich hat also Herr Schwarz, wie war das bei die Unzufriedenheit in meiner alten Ihnen zu Beginn? Gab es besondere Firma die Idee fixiert. Herausforderungen? © Christoph Huber, Klaus Zettler Sie haben dann 2016 Ihren K.S. Die Suche nach den pas- eigenen Tischlereibetrieb senden Räumlichkeiten hat bei uns gegründet. Wie ist es als Jung- recht lange gedauert. Mit einer ganz unternehmer in dieser Branche? neuen Tischlerei wäre die finanzielle Und auf privater Ebene – Anfangs dachte ich, die Familie Belastung sehr hoch gewesen. inwiefern ließen sich Beruf und und der eigene Betrieb lassen sich K.S. Für uns war es immer relativ Also haben wir weiter gesucht, bis Familie vereinen? gut miteinander vereinen. Im Laufe einfach, weil wir hier so fest ver- wir letztlich 2016 in eine ehemalige der Zeit hat sich aber herauskris- wurzelt sind und uns alle kennen. Wir arbeiten mit den alten Firmen Tischlerei einziehen konnten. „Wenn andere ihre Das war tatsächlich am schwierigsten. Bei der Gründung tallisiert, dass die Familie manch- mal ein wenig zu kurz kommt. gut zusammen, statt sie als Konkur- renz zu sehen. Dadurch entstehen Mussten Sie auch Kompromisse eingehen, um Ihr eigener Chef Freizeit am Berg war meine jüngste Tochter erst acht Jahre alt, aber ich musste Mir ist es aber wichtig, beides unter einen Hut zu bekommen, häufig sogar neue Aufträge. zu sein? verbrachten, waren mich ja komplett auf die Firma konzentrieren. Daher unterstützte und das funktioniert inzwischen auch sehr gut. Frau Niedan-Feichtinger, dank K.S. Naja wir haben anfangs wir im Büro oder in mich anfangs meine 18-Jährige. Ihnen haben Schüßler Salze heute Würden Sie sich wünschen, dass der Werkstatt.“ schon bei privaten Ausgaben zu- Doch als sie nach Wien zum einen festen Platz in der rückgesteckt. Oder wenn andere Studieren ging, brauchte ich Ihre Kinder einmal den Betrieb österreichischen Gesundheits- ihre Freizeit am Berg verbrach- für die Nachmittage eine Kinder- übernehmen? beratung. Wie kam es dazu? ten, waren wir im Büro oder in der frau. Damals hatte ich sehr oft Werkstatt. Aber ich habe mein Hob- ein schlechtes Gewissen. Es wäre natürlich schön, wenn es „Ich habe einfach S.N. Ich bin über meinen zweiten Ehemann zu den Schüßler Salzen by zum Beruf gemacht und das ist schön. Darum musste ich eigentlich Würden Sie sagen, dass das Ihrer irgendwer weitermacht, aber zwin- gen möchte ich keinen dazu. Falls all mein Geld in die gekommen. Wenn man zur rich- tigen Zeit am richtigen Ort ist, hat kaum Kompromisse eingehen. Familie geschadet hat? das Interesse besteht, gebe ich ihnen gerne das Bestmögliche mit Firma gesteckt.“ man plötzlich Elan, dann geht alles ganz leicht. Mit der Gründung von Frau Niedan-Feichtinger, wie sah das bei Ihnen aus? Die Zeit war definitiv nicht ein- fach. Meine Tochter verstand noch auf den Weg. Und wenn nicht, dann sperren wir einfach wieder zu. Adler Pharma im Jahr 2000 erlebten nicht, worum es geht, und hat sich wir eine Zeit von Aufschwung und S.N. Auf geschäftlicher Ebene oft allein gefühlt. Ich habe dennoch Frau Niedan-Feichtinger, bei Ihnen Zuwachs, weil wir in eine Sparte gin- musste ich keine Kompromisse getan, was möglich war, und viel stellt sich die Frage gar nicht gen, die damals noch nicht existierte. eingehen. Ich habe einfach all mit ihr gesprochen. Heute hat sie mehr. Zwei Ihrer Kinder sind mein Geld in die Firma gesteckt – dafür Verständnis und wir sind die bereits mit eingestiegen. Wie Was waren anfangs die größten klar, da hatte ich anfangs etwas besten Freundinnen geworden. klappt die Zusammenarbeit? Schwierigkeiten? Bauchschmerzen, aber ich wusste, ich habe notfalls immer Herr Schwarz, Sie haben eben- In der Firma bin ich meinem S.N. Wir hatten vor allem Prob- noch die Apotheke. Das war falls zwei kleine Kinder. Welche Sohn am nächsten – das klappt leme, die Firma Adler Pharma als mein Sicherheitsnetz. Erfahrungen haben Sie gemacht? sehr gut. Wenn wir einmal nicht 20 Susana Niedan-Feichtinger Klaus Schwarz 21
einer Meinung sind, wird das auch schen, darum ist mir Engagement © Christoph Huber, Klaus Zettler ausgesprochen. Als Chefin habe ich sehr wichtig. dennoch das letzte Wort. Ich weiß, dass meine Kinder die Zukunft Wir halten unsere Ansprüche, wie sind. Darum helfe ich, wo es geht, etwa die Größe, die das Team einmal versuche mich aber sonst nicht haben soll, in einem Fünfjahres- viel einzumischen. plan fest. Diese Ziele haben wir schon fast erreicht. Gleichzei- Wie ist das bei Ihnen und Ihrem tig möchten wir uns gerne für die Cousin? Sie sind ja beide gleich- Familie, Sport oder andere Hobbys berechtigt. noch mehr Zeit einräumen. Reibereien gibt es immer und Finden Sie denn eher Erfüllung im „Reibereien gibt es überall, aber wir sprechen viel miteinander. Ich finde es sogar Tischlern oder in Ihrer Position als Unternehmer? immer und überall, besser, mit einem Familienmitglied zusammenzuarbeiten, weil ich mei- Es ist eine Mischung aus beidem. aber wir sprechen nen Partner schon immer kenne und das Gefühl habe, dass ich Ich bin schon froh, wenn ich einmal aus dem Büro rauskomme und viel miteinander.“ Probleme eher ansprechen kann. wieder Werkstattluft schnuppern kann. Genauso geht es mir aber Welche Ansprüche haben Sie an auch, wenn ich nach monate- sich als Unternehmerin bzw. als langer Arbeit draußen wieder Unternehmer? ins Büro komme. Ich habe immer sehr großen Wert Und wie ist das bei Ihnen, Frau auf Teamarbeit und flache Hie- Niedan-Feichtinger? rarchien gelegt. Meine Mitarbei- tenden wissen, dass ich die Chefin Solange ich in den Apotheken bin. Trotzdem höre ich auch auf sie. gearbeitet habe, war ich sehr Ich verlasse mich auf andere Men- gerne Pharmazeutin. Nun leite ich seit 20 Jahren meine Firma, Unabhängigkeit trifft schon zu. ich bin heute also sicherlich Dazu muss es aber finanziell noch eher Unternehmerin. besser laufen. In unserer Branche werden die Preise total gedrückt. Gab es rückblickend auch einmal Es wäre schön, wenn wir da nicht Zeiten, in denen Sie keine Un- „Ziel war es also, mein mitmachen müssten. Außerdem ternehmerin mehr sein wollten? träumen wir von einer größeren Bestes zu geben.“ Nein, die hat es trotz allem Tischlerei. nie gegeben. Unabhängigkeit finde ich gut, da bin ich mit Ihnen d’accord. Ich hatte Da schließe ich mich an. schließlich nie das Ziel, eine große Firma aufzubauen. Ich habe mich Laut der Umfrage zählt Unabhän- immer nur der Tätigkeit gewidmet, gigkeit zu den wichtigsten Zielen in der ich gerade bin. Ziel war es im Leben der UnternehmerInnen. also, mein Bestes zu geben. Was sind Ihre wichtigsten Ziele? © EXPAJFK 22 Susana Niedan-Feichtinger Klaus Schwarz 23
„Die Familie spielt die Antrieb & Ausgleich größte Rolle – sie ist Gründen stellt jede Unternehmerin kaum Freizeit haben. Lediglich 39 % und jeden Unternehmer vor neue sehen ihre Work-Life-Balance aus- Herausforderungen – Stress geglichen. der Background und ist also vorprogrammiert. Doch Nehmen Selbstständige dann über- eines machen Selbstständige mit haupt Urlaub? Es heißt schließlich der Volksbank UnternehmerIn- nicht ohne Grund selbst und nen-Studie klar: Sie nehmen heute ständig. Die Studie zeigt: Ja – im weniger Stress in Kauf als noch bei Durchschnitt nehmen Unterneh- das Fundament, dank der Gründung ihres Unternehmens. merinnen und Unternehmer Zudem muss die Work-Life-Balance 20 Tage Urlaub im Jahr. Die Tradi- stimmen. Familie (62 %) ist für tionalisten polarisieren in diesem viele dabei eindeutig der wichtigste Zusammenhang: 11 % geben an, ihr kann ich überhaupt Ausgleich zur Arbeit, gefolgt von gar keinen Urlaub zu nehmen, Sport (53 %) und Zeit für sich während sich 21 % sogar 42 Tage (46 %). Doch unabhängig davon, abseits der Arbeit gönnen. Doch welcher Ausgleich vorgezogen unabhängig von der Dauer des Ur- Unternehmer sein.“ wird, es braucht immer den einen laubs, eines ist für über ein Drittel entscheidenden Faktor: Zeit oder der Unternehmerinnen und Un- besser gesagt freie Zeit. Mehr als ternehmer sicher: Wenn der Spaß die Hälfte der befragten Unterneh- an der Tätigkeit bleibt, dann geht merinnen und Unternehmer geben der Antrieb für ihre Vision vom jedoch an, dass sie eher wenig bis eigenen Unternehmen nie verloren. Martin Wetscher, Geschäftsführer Wetscher GmbH 24 25
Antrieb & Ausgleich Gehört Stress zum UnternehmerInnen-Alltag? Was hilft beim Ausgleich? Generation Y Generation X Babyboomer Traditionalisten Alle Generationen bis 40 Jahre 41 – 55 Jahre 56 – 65 Jahre über 65 Jahre Antrieb: Selbstverwirklichung auf Platz 1 Stress: Im Laufe des Unternehmerlebens Freude und Spaß an der Tätigkeit, Abwechslung, Leidenschaft und Zufriedenheit sind für durchschnittlich rund 34 % der UnternehmerInnen der wichtigste Antrieb, ansteigend mit dem Alter. Auf Platz zwei stehen bei einem Fünftel die KundInnen. 34 % sinkt die Akzeptanz UnternehmerInnen nahmen bei der Betriebsgründung deutlich mehr Stress in Kauf, als sie heute akzeptieren würden. Zufriedene, glückliche und 18 % 19 % 18 % 21 % treue KundInnen bzw. Mitarbeitende 35 % 26 % 27 % 35 % 36 % 37 % Selbstverwirklichung/ Freude 36 % 37 % 22 % und Spaß an der Tätigkeit 36 % sehr viel Stress 21 % 19 % 44 % 13 % gar keinen Stress 9% 15 % Akzeptanz bei der Gründung Akzeptanz heute 20 Tage 42+ Tage geben 21 % an 0 Tage geben 11 % an Durchschnittlich 20 Tage Urlaub Zum dritten Mal in Folge zeigt die Studie das gleiche Die Traditionalisten polarisieren: Die Werte bei null Tagen Ergebnis: UnternehmerInnen nehmen sich durch- und mehr als 42 Tagen sind deutlich höher als bei den schnittlich 20 Tage Urlaub im Jahr, das sind rund anderen Altersgruppen. 44 % drei Wochen. 62 % 62 % Familie 68 % 53 % Mehr als die Hälfte hat eher 39 % 51 % Sport Familie als Ausgleich 55 % 48 % wenig bis kaum Freizeit 57 % Die Familie ist im Unternehmerleben ein wichtiger Work-Life-Balance Ausgleich, vor allem für die Generation Y mit 68 %. 57 % der UnternehmerInnen geben Den Traditionalisten ist mit 53 % hingegen Sport am unabhängig vom Alter an, eher wenig 44 % bedeutendsten. Auch Zeit für sich zu nehmen und bis kaum Freizeit zu haben. Für 39 % 51 % 63 % 44 % Zeit für mich Hobbys dienen als Ausgleich, am meisten bei den ist ihre Work-Life-Balance ausgeglichen. 56 % Wenig Freizeit 40 % Babyboomern mit 51 %. 58 % 54 % 26 27
„Wenn man die Leiden- schaft verliert, ist man kein Unternehmer mehr, sondern Verwalter.“ INTERVIEW mit Martin Wetscher Wetscher GmbH Einrichtungs- und Planungshaus wird von Martin Geschäftsführer Wetscher in vierter Generation geführt und die fünfte Genera- Wetscher GmbH tion durch Sohn Maximilian ist bereits seit einigen Jahren in dem Tiroler Unternehmen tätig. Für den erfahrenen Unternehmer steht die Firma an erster Stelle, ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren: die Familie, den Background und das Fundament, die das Leben als Unternehmer erst möglich machen. © Johann Herman „Hinter jedem Unternehmen müssen kreative Kräfte stehen.“ INTERVIEW Constantin Kuchler führt gemeinsam mit seiner Schwester mit Constantin Kuchler Valentina das Kärntner Familienunternehmen S.A.M. KUCHLER Geschäftsführer Electronics GmbH fort. Bereits in zweiter Generation entwickeln sie S.A.M. KUCHLER Electronics Aufschnittmaschinen und Verpackungsgeräte. Große Ziele, die Ver- GmbH bindung zwischen Tradition und Innovation und ein gelegentlicher Sprung in den See bilden für den Jungunternehmer Antrieb und Ausgleich zugleich. Dabei spielen die Geschwister eine große Rolle, denn sie sind die besten Freunde, Ideengeber und Kritiker. © WK Tirol 28 29
© Wetscher GmbH alles geschafft hat – auch wenn die Hause und in der Firma. Wir To-do-Liste am Ende länger ist als haben zwei Türen, die eine geht am Anfang des Tages. in das Wohnhaus, die andere direkt ins Geschäft. „Ein Unternehmen Die interessanten Kunden, Lie- feranten, die fantastischen Leistun- Wie stressig ist Ihr Alltag als ist wie die Natur, die gen meiner Mitarbeitenden sowie ihre Entwicklungen und am Ende Unternehmer? Gibt es Zeiten, in denen Sie durchatmen können? niemals schläft.” auch ein schönes Produkt zu haben – das alles gehört für mich Ich habe sehr viel positiven zu einem gelungenen Arbeitstag. Stress und einigen negativen – © Johann Herman Aber genauso gute Gespräche da braucht man Durchhaltevermö- mit interessanten Menschen, gen und Biss. Das Spannende ist intern und extern. ja die Mischung aus Anspannen und Entspannen, und nicht nur Herr Wetscher, was treibt Sie als Und Herr Kuchler, was treibt Herr Kuchler, wo verrichten Sie das Entspannen. Unternehmer an, Ihren Verpflich- Sie täglich an? Ihre Arbeiten hauptsächlich? tungen nachzugehen? Woher Mich stresst ein termindurch- nehmen Sie Ihre Motivation? C.K. Das Erkennen von Proble- Ich arbeite gerne vom Konferenz- wachsener Kalender nicht, jedoch men und das daraus entstehende tisch aus, der mitten in unserem ist ein Unternehmen wie die Na- „Man kann die Firma M.W. Ich weiß eigentlich gar nicht, wo die tagtäglich herkommt, Entwickeln einer Lösung, um am Ende erfolgreiche und glückliche Showroom steht. Das ist ein zentraler Punkt, von dem man tur, die niemals schläft. Das ergibt innerlichen Stress, mit dem man gestalten, wie man aber die Arbeit macht mir einen wahnsinnigen Spaß und es ist Kunden zu haben. sehr schnell überall ist. Homeoffice mache ich nur im seltensten Fall umgehen muss. Natürlich gibt es genügend Situationen, die ich mir will, und ist als eine sehr vielfältige Tätigkeit – das macht auch den Reiz für mich aus. Was gehört für Sie zu einem erfolgreichen Arbeitsalltag? oder eher dann gegen Abend. zum Durchatmen schaffe. Unternehmer in allen Man kann im Prinzip die Firma gestalten, wie man will, und ist als C.K. Da wir heute sehr viel digital Wie sieht das bei Ihnen aus, Herr Wetscher? Herr Wetscher, würden Sie sagen, man hat als Jungunternehmer Bereichen tätig.” Unternehmer auch in allen Berei- arbeiten, sind die täglichen Leis- mehr Stress oder als erfahrener chen tätig. So habe ich beispiels- tungen oft nicht so offensichtlich Meistens arbeite ich im Einrich- Unternehmer? weise nicht nur mit tollen Produk- wie beispielsweise in einem tungshaus – wobei das gar nicht so ten zu tun, sondern vor allem mit handwerklichen Beruf. klar zu sagen ist. Dadurch, dass ich Das verschiebt sich mit der Zeit den Menschen dahinter, wie Daher ist es wichtig, sich vor Augen direkt im oder neben dem Unterneh- sicherlich. Wenn man davon aus- Designern oder Architekten. zu halten, was man an einem Tag men wohne, bin ich gleichzeitig zu geht, dass man gerade zu Beginn 30 Martin Wetscher Constantin Kuchler 31
viel dazulernt, dann hat es der Firma einbringen und ausleben. Jungunternehmer sicher stressi- ger. Das hängt aber klarerweise Herr Kuchler, wie wichtig ist immer auch vom Unternehmertyp Ihnen eine gesunde Work- und der Aufgabenstellung ab. Life-Balance? Herr Kuchler, was sagen Das ist natürlich sehr wichtig Sie dazu? und ich genieße jede Minute, die ich zu Hause verbringen kann. Meine Das kann ich jetzt als Jungun- Schwester sagt immer: „Wenn ternehmer nicht beurteilen, aber deine Arbeit dein Leben ist, dann ich gehe davon aus, dass es einen hast du eine Life-Life-Balance.“ gewissen innerlichen Stress in Wenn ich aber nach Hause komme, manchen Unternehmenssitua- ist es für mich nicht nur rein Privat- tionen immer geben wird. Wie man leben, man geht immer mit offenen schlussendlich damit umgeht und Augen durch die Welt. klarkommt, ist vielleicht durch das Alter unterschiedlich. Und wie steht es um Ihre Work- Life-Balance? Mussten oder müssen Sie Kom- promisse eingehen, um als Un- Die gibt es bei mir nicht so ternehmer tätig sein zu können? richtig. Wenn man das Glück hat, seinen Job gerne zu machen, dann Ich gehe als Unternehmer täglich ist es völlig egal, wie viel man ar- © Johann Herman Kompromisse ein. Wichtig ist, dass beitet. Und das Unternehmen wird diese nicht gegen die eigenen Prin- ohnehin immer da sein. Abschalten „Wenn man das Glück zipien verstoßen. Ich darf unser ist ganz wichtig, aber als Unterneh- meine Mitarbeitenden, auf die ich gerne wandern, lese sehr viel und Familienunternehmen weiter auf- mer gehe ich mit einem anderen mich immer verlassen kann. Sie wenn es mal wirklich stressig war, bauen, für meine eigene Filmpro- duktion hingegen bleibt nicht mehr Blick durch die Welt. hat, seinen Job gerne denken für das Unternehmen und das bestärkt mich wiederum selbst höre ich eine halbe Stunde Musik. so viel Zeit. Aber damit kann ich wunderbar leben, weil mein Herz- Gibt es denn auch Tage, an denen Sie kein Unternehmer zu machen, dann ist in meinem Tun. Welche Rolle spielt Ihre Familie beim Thema Antrieb? blut in S.A.M. steckt. mehr sein möchten? es völlig egal, wie viel Wie sieht Ihr Ausgleich zum Job aus? Was machen Sie, um den Die Familie spielt die größte Rolle Also, Priorität hat immer das Unternehmen und da tritt alles Nein – Unternehmer ist man oder ist man nicht. Das Einzige, man arbeitet.” Kopf freizubekommen? – sie ist der Background und das Fundament, dass ich überhaupt hinten an. Daher ist da sicherlich was mir hoffentlich nie passiert, Ich begeistere mich für sehr viele Unternehmer sein kann. Meine der Kompromiss mit der Familie, ist, dass ich die Leidenschaft für Dinge. Kochen, Wassersport, Ar- Frau unterstützt mich und hält mir dass man viel weniger Zeit für sie das Tun verliere. Denn in dem beiten rund um das Haus, Malen in vielen Belangen den Rücken frei hat. Ausgedehnte Hobbys zu haben, Moment, wo man das verliert, ist oder Basteln sind Tätigkeiten, die – das ist der wichtigste Rückhalt. könnte ich mir gar nicht man kein Unternehmer mehr, ich irrsinnig gerne mache. Auch vorstellen, was aber auch kein sondern Verwalter. ein abendlicher Sprung in den See Meine Familie nimmt die wichtigs- Problem ist. Meine Leidenschaft für macht den Kopf richtig frei. te Rolle ein. Meine Geschwister Architektur, Fotografie oder auch Ich bin gerne Unternehmer. sind mein Rückhalt, meine besten das Schreiben in Form von Einrich- Natürlich ist es manchmal Die größte Entspannung für mich Freunde, aber auch Ideengeber und © Wetscher GmbH tungstipps kann ich dafür in der schwieriger, aber dann sehe ich ist die Familie. Aber ich gehe auch die besten Kritiker. 32 Martin Wetscher Constantin Kuchler 33
„Was man in jungen Bilanz & Pläne Jahren mit Ehrgeiz „Anerkennung – ja, bitte“ lautet das spielt das Alter für den Erfolg eine Fazit für drei Viertel der befragten Rolle, 62 % verneinen dies. Ganze Unternehmerinnen und Unterneh- 75 % der Befragten sind sich aber macht, macht man im mer. Ein Blick auf die Generationen einig: Am erfolgreichsten sind verrät, dass die Bedeutung von Unternehmerinnen und Unterneh- Anerkennung mit zunehmendem mer im mittleren Alter. Des Weiteren Alter steigt. Zwar macht die Digita- ist für acht von zehn die Selbststän- lisierung vor Österreichs Unterneh- digkeit nach wie vor die richtige Wahl Alter mit Erfahrung.“ men nicht Halt, jedoch sehen bereits des Berufsweges. Doch welche Ziele knapp ein Drittel der Unternehme- sind für die unternehmerische rinnen und Unternehmer darin keine Zukunft am wichtigsten? Den ersten besonders große Herausforderung Platz belegt mit 56 % die Stabilisie- mehr. Auch die eigene Weiterbildung rung des Betriebs. Auf den nächs- ist ein wichtiges Thema im Unter- ten beiden Stockerlplätzen stehen nehmerleben, denn 32 % bilden sich Wachstum, besser werden und regelmäßig fort. Die Generation X Übergabe in gleich großen Anteilen legt am meisten Wert auf Fortbildung, sowie eine bessere Work-Life- die Traditionalisten hingegen am Balance. Die Pension antreten wenigsten. möchten Unternehmerinnen Zudem zeigt die Volksbank Unter- und Unternehmer laut der dies- nehmerInnen-Studie das Verhältnis jährigen Studie durchschnitt- zwischen Alter und Erfolg. Für 38 % lich mit 64 Jahren. Christof Branner, Geschäftsführer Firmengruppe Branner 34 35
Bilanz & Pläne Sehen UnternehmerInnen die Digitalisierung als Herausforderung? Was ist das wichtigste Ziel für die UnternehmerInnen? Generation Y Generation X Babyboomer Traditionalisten Alle Generationen bis 40 Jahre 41 – 55 Jahre 56 – 65 Jahre über 65 Jahre Anerkennung ist wichtig Digitalisierung ist keine große Für viele war die Drei Viertel der UnternehmerInnen legen Wert auf Anerkennung. Mit steigendem Herausforderung mehr Selbstständigkeit Alter wird dies immer wichtiger. Für beinahe ein Drittel der UnternehmerInnen stellt die Digitalisierung immer weniger eine der richtige Weg Herausforderung dar. Etwas stärker ist dies 8 von 10 UnternehmerInnen finden noch für die Generation X der Fall. ihre Entscheidung, sich selbstständig gemacht zu haben, nach wie vor richtig. 24 % legen keinen Wert auf Anerkennung. Keine 30 % 28 % 36 % 39 % Herausforderung Das wichtigste Ziel für die Zukunft: Stabilisierung Stabilisierung Weiterbildung hat Auf Platz 1 der Zukunftsvisionen von UnternehmerInnen steht die Stabilisierung Wachstum hohen Stellenwert mit 56 %. Danach folgen in gleich großen Anteilen Wachstum, Modernisierung, Modernisierung Besser werden Bessere Work-Life-Balance Übergabe 29 % 32 % der UnternehmerInnen bilden sich besser werden und Übergabe. 36 % regelmäßig fort. Im Vergleich der Generationen, 30 % bildet sich die Generation X am meisten fort, 24 % die Traditionalisten am wenigsten. Ruhestand mit 63 74 75 % Spielt das Alter für den Erfolg eine Rolle? 64 Jahren sagen, dass der größte 61 Erfolg als UnternehmerIn 38 % der UnternehmerInnen 65 im mittleren Alter sagen ja, 62 % sagen hingegen 64 Jahre - das ist das stattfindet. nein, das Alter spielt keine Rolle Durchschnittsalter, in dem für den Erfolg. sich UnternehmerInnen zur Ruhe setzen möchten. 36 37
„Für die Zukunft ist es wichtig, dass man auf mehreren Standbeinen steht.“ INTERVIEW Christoph Branner ist Unternehmer, seitdem er ein kleiner Bub mit Christof Branner war. Den Vater schon früh verloren, hieß es für ihn bereits im Geschäftsführer Firmen- jüngsten Alter zu Hause anzupacken und in das Familiengeschäft gruppe Branner hineinzuwachsen. Heute führt er zusammen mit den Töchtern, Söhnen, Brüdern, Schwestern und Neffen ein wahres Familien- unternehmen mit gleich mehreren Standbeinen in Vorarlberg: einen Entsorgungsbetrieb mit Kompostieranlage, ein Autohaus und ein Fitnessstudio mit Physiotherapie. © Fuchs KG „Ich habe damals einen Strich gemacht und komplett bei null angefangen.“ INTERVIEW Fuchs Rauchfangkehrer wurde bereits in den späten 60er Jahren mit Roman Fuchs in Niederösterreich gegründet und wird heute vom Jungunterneh- Geschäftsführer Fuchs KG mer Roman Fuchs geleitet. Für ihn war klar: Wenn er den Betrieb übernimmt, dann gibt er die neue Richtung vor. Flache Hierarchien sind dabei die Basis, damit sich sein Team bestmöglich entwickeln und ihn auch entlasten kann. Denn für den dreifachen Familien- vater ist es wichtig, Familien- und Unternehmerleben das ganze © mathis.studio Jahr miteinander zu vereinen. 38 39
„Für mich spielt Anerkennung keine Rolle. Ich möchte gute Arbeit abliefern.“ Herr Branner, welchen Heraus- Herr Fuchs, wie stehen Sie dazu? forderungen mussten Sie sich als Unternehmer bisher stellen? R.F. Ich stelle mir vor, dass das im Alter zwischen 35 und 50 Jahren C.B. Im Prinzip war die größte ist, weil man durch seine Erfahrung Herausforderung, dass es immer ein gewisses Vertrauen ausstrahlt. wieder neue Bereiche in unserer Die Firma ist dann nicht erst Branche gibt, die es schwieriger gestern gegründet worden machen, Dinge langfristig zu planen. und man hat bereits einen Wir waren als Müllsammler sehr Ruf im Kundenkreis. gefordert. Dann kamen öffentliche Ausschreibungen und ein großer Teil Gibt es denn heute Momente, in unseres Gebietes war damit weg. denen Sie lieber kein Unterneh- Das hat uns gezeigt, dass es für die mer wären? Zukunft wichtig ist, auf mehreren Standbeinen zu stehen, statt von R.F. Sicher – wenn das Urlaubs- einem Zweig abhängig zu sein. geld zu zahlen ist und Finanzzah- lungen kommen. (lacht) Was, glauben Sie, wird in Zukunft © Fuchs KG noch auf Sie zukommen? Herr Branner, wie sehen Sie das? Foto: Privat C.B. Die Vorschriften und C.B. Für mich gibt es keine Forderungen werden alles kompli- zierter und strenger machen. Das Alternative. Ich weiß, dass An- gestellte auch Probleme haben. „Erfolg ist eine Dass ich den Kunden die Dienst- leistungen anbiete, die sie sich aber nicht. Es ist jetzt einfach eine andere Zeit. Früher hat man wird sicher eine Herausforderung sein. Nicht nur im Entsorgungs- Als Unternehmer kannst du aber vieles selbstständig Mischung aus Glück brauchen, und es gleichzeitig nachhaltig ist. Im Entsorgungs- viel mit Hausverstand gemacht, heute muss man alles rechtlich bereich, sondern in allen Branchen. In Summe sehen wir uns aber gut machen, das ist für mich sehr wichtig. Darum sind mir die und Gelegenheit." und Gesundheitsbereich ist Nach- haltigkeit das Hauptthema. Wir abklären. Man muss auf andere Sachen schauen als früher. gerüstet für die Zukunft. Probleme als Unternehmer lieber. schauen, dass wir technisch immer auf dem modernsten Herr Fuchs, Sie haben den Herr Branner, denken Sie, es gibt Welchen Anspruch haben Sie Stand sind, und versuchen, die Familienbetrieb von Ihrer ein Alter, in dem man als Un- beide an sich als Unternehmer? Wünsche und Probleme der Großmutter übernommen, ternehmer am erfolgreichsten Kunden zu verstehen und dem- haben Sie an ihre Unterneh- ist, und wenn ja, wann? R.F. Mir ist wichtig, dass wir ein entsprechende Leistungen anbie- mensführung angeknüpft? super Arbeitsklima haben und der ten zu können. C.B. Nein, ich denke, da wird viel Teamgedanke erhalten bleibt. Die Nein. Ich habe damals einen vom Umfeld gesteuert, welche Meinung meiner Mitarbeiter liegt Wenn Sie an Ihre Anfangszeiten Strich gemacht und komplett bei Chancen man bekommt. Was man mir auch sehr am Herzen. Hin- zurückdenken: Was machen Sie null angefangen. Mir war wichtig, in jungen Jahren mit Ehrgeiz macht, sichtlich der Kunden achte ich vor heute anders? wenn ich mich selbständig mache, macht man im Alter mit Erfahrung. allem auf Pünktlichkeit, sauberes dass ich meinen eigenen Weg Es ist daher eine Mischung aus Arbeiten und immer eine Lösung zu Ich sehe viele Dinge gelassener finde und alles so läuft, wie ich Glück und Gelegenheit. finden, falls Probleme auftreten. und sachlicher. Viel geändert hat es mir vorstelle. 40 Christof Branner Roman Fuchs 41
Erfahren Sie Anerkennung von merkmal in der Region. Ich mag Herr Fuchs, ist Digitalisierung für Ihrem Umfeld und welche Rolle immer das machen, was ich mir Ihr Unternehmen ein Thema? spielt das für Sie? vornehme, und mich nicht an anderen orientieren. Natürlich, da muss man laufend Für mich spielt Anerkennung dranbleiben. Bei uns sind zum keine Rolle. Ich weiß, wie ich es Das hört sich nach viel Arbeit an. Beispiel die Mitarbeiterkalender machen will, und möchte gute Wie vereinen Sie das mit dem digitalisiert oder die Kehrbücher in Arbeit abliefern. Familienleben? elektronischer anstatt in Papier- form. Dafür sind wir auch bereits Im Prinzip ist es nicht wichtig. Ich Damit ich von der Baustelle et- zertifiziert. kenne viele Unternehmer, die erst was wegkomme, um mehr Zeit für richtig erfolgreich waren und dann die Familie zu haben, würde ich Herr Branner, wie sieht das in auf einmal nicht mehr. Ich denke schon gerne mein Team erweitern. Ihrem Unternehmen aus, weil sie daher, dass so etwas nicht im Vor- Familien- und Unternehmerleben es vorhin angesprochen haben? dergrund stehen sollte. müssen für mich sieben Tage die Woche harmonieren. Auch wenn Das ist auch bei uns im Betrieb Welche Zukunftsvisionen haben mir meine Frau den Rücken frei- ein großes Thema. Ich tue mich Sie für Ihr Unternehmen? Wo soll hält, möchte ich langsam alles damit etwas schwer und bin froh, die Reise hingehen? stärker strukturieren, unsere dass die Jugend da ist. Die haben Mitarbeiter noch besser ausbilden, das ziemlich gut im Griff. Allein, Die Ziele, die wir in den um mich rausziehen zu können. wenn man ein Müllfahrzeug an- letzten Jahren gesetzt haben, Wir sind aber auch schon gut sieht. Die wurden in den letzten sollen sich festigen. Beispiels- aufgestellt. Es geht also in die Jahren komplett digitalisiert. Da weise im Fitnessbereich, dass wir richtige Richtung. wird jeder Behälter erfasst und ge- mit neuen Geräten und Trainings- wogen. Die Zahlen gehen direkt in plänen die Leute dazu bringen, sich Stichwort Ausbildung, wie die Buchhaltung und die Dispo. gesund und wohl zu fühlen. Wenn handhaben Sie das in Ihrem sie bei uns ein Auto kaufen, dass Unternehmen? In welchem Alter würden Sie sich sie eine Freude damit haben. Wenn gerne zur Ruhe setzen? sie einen Apfel entsorgen, dass Das ist mir sehr wichtig. Bei sie keine Altlasten für die nächste uns hat jeder zwischen zwei und Gute Frage! 65 wäre ein nor- Generation hinterlassen. Da gibt es vier Ausbildungstage im Jahr, males Alter, aber da lege ich mich viele Beispiele. wo sich jeder aussuchen darf, nicht fest. Mein Ziel ist, dass ich was er machen möchte. Es gibt immer mehr Zeit für mich be- Und welche Pläne haben Sie, auch noch eine fixe Schulung, die komme und unsere Unternehmen Herr Fuchs? ich spezifisch für meine Mitarbei- nur mehr begleite. Und wenn ich ter auswähle. einmal keinen Spaß mehr habe, Ich habe schon ein paar Überle- setze ich mich zur Ruhe. gungen. Zum Beispiel einen Grund Bei uns ist das ähnlich. Schulun- dazukaufen, um ein neues Lager gen werden in vollen Zügen unter- Das sehe ich genauso. Ich mache zu bauen oder einen großen Kun- stützt. Es findet in unseren das Geschäft noch, solange es mich denschauraum einzurichten. Da Branchen zudem vieles gesetzlich freut. Ob meine Kinder danach tut man sich dann im Verkauf auch statt, ist also vorgeschrieben. Was übernehmen, liegt in ihrem Ermes- leichter, wenn man dem Kunden freiwillig darüber hinausgeht, sen. Aber wenn sie das in der Zukunft vorführen kann, wie alles funktio- fördern wir gerne. Ich bilde mich wollen, dann kann man sie auf jeden niert – es soll eine Art Erlebnis- ebenfalls in vielen Bereichen weiter. Fall dabei unterstützen. Freut einen schauraum werden. Damit hätten Die Digitalisierung überlasse ich ja selbst, wenn das weitergeführt wir auch ein Alleinstellungs- aber den Jungen. wird, was man aufgebaut hat. © Branner Entsorgung 42 Christof Branner Roman Fuchs 43
© MCI Die unternehmerische Hochschule „Früher hat man Frau Dr.in Zehrer, sind die Gründerinnen und Gründer heute sicherlich noch hinzu, dass man sich früher eher zur Übernahme viel aus dem Bauch eher jünger oder älter und gibt es verpflichtet fühlte. heraus gemacht und dafür eine Erklärung? Gibt es weitere Unterschiede einfach probiert.“ Meiner Meinung nach sind sie eher älter und es sind vor allem bezüglich ihres Werdegangs vor der Gründung? zunehmend Akademiker. Das Alter © Christian Doppler Senat liegt daher zwischen 25 und 35 Unsere Studierenden machen Jahren. Unternehmen, die mit 20 meist den Bachelor und den Mas- gegründet werden, sind eher die ter, gehen danach erst einmal ins Ausnahme. Früher hat man viel Ausland und machen ihre eigenen aus dem Bauch heraus gemacht Erfahrungen. Es wird dadurch „Tradition und Innovation und einfach probiert. Die Jungen mehr reflektiert, was es heißt, eignen sich erst gewisse Kompe- einen Betrieb zu leiten oder zu tenzen oder Tools an und überle- übernehmen, und ob das über- sind meiner Meinung gen etwas gewissenhafter, ob sie haupt zu der gewünschten Work- den Schritt wagen oder nicht. Life-Balance passt. Hat sich die Bereitschaft zu Mit welchen Herausforderungen nach kein Widerspruch.“ gründen also verändert? sind Unternehmerinnen und Unternehmer heute konfrontiert Ich denke, dass die GründerInnen und wie unterscheiden sich diese einfach vorsichtiger geworden mit denen früherer Generationen? sind und ihre Herangehensweise geändert haben. In Österreich Gründen birgt immer bestimmte Dr.in Anita Zehrer ist seit 15 Jahren am Management Center liegt der Schnitt der Gründe- Herausforderungen, egal zu wel- Innsbruck (MCI) tätig und leitet heute den Forschungsbereich rInnen ohnehin unter dem EU- cher Zeit. Die passenden Mitarbei- INTERVIEW „Wirtschaft & Gesellschaft“ sowie das Zentrum Familienunter- Schnitt. Natürlich ist für viele das tenden finden, einen Kunden- nehmen (ZFU). Während ihrer akademischen Laufbahn hat sie Thema Unabhängigkeit enorm stamm aufbauen, Finanzierungen mit Dr.in Anita Zehrer bereits mit zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern wichtig und wenn sie eine tolle – das ist heute genauso heraus- Professorin am Management zusammengearbeitet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei Idee mit Wachstumspotenzial fordernd wie früher. Die „Genera- Center Innsbruck stets auf dem Thema Nachfolge bzw. der Betriebsübergabe an haben – warum nicht gründen? tion Global“, wie wir sie nennen, die nächste Generation. Im Interview spricht Dr.in Zehrer über die Aber ich beobachte, dass dieser hat jedoch aufgrund von Digitali- Gründerinnen und Gründer von heute und verrät, ob die Chancen Schritt heute viel überlegter ist. sierung, der Schnelllebigkeit und für Selbstständige früher tatsächlich besser standen. Bei den Familienbetrieben kommt ihrem Netzwerkdenken andere 44 45
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