Volksbank Unternehmer-Studie 2018 - Ein persönlicher Blick auf das Unternehmerleben in Österreich - Universität Wien
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Volksbank Unternehmer- Studie 2018 Ein persönlicher Blick auf das Unternehmerleben in Österreich Persönlichkeiten: Welche Charakter- Unternehmerleben: Viel Arbeit, Visionen: Welche Zukunftspläne züge für Unternehmer prägend sind aber zufrieden Selbstständige haben 1
„Wir bieten eine Diskussionsgrundlage, um ein besseres Verständnis für Selbstständige in Foto: Robert Polster unserem Land zu vermitteln.“ Liebe Leserinnen und Leser, Sie halten gerade eine Novität in Diese und viele andere Fragen haben Ihren Händen. Eine Studie, die es wir Selbstständigen aus ganz Öster- in so einer Form noch nie zuvor reich gestellt und in dieser Studie gegeben hat, die aber – wie wir die wichtigsten Erkenntnisse daraus meinen – dringend gebraucht wird: zusammengefasst. Unser Anspruch die Volksbank Unternehmer-Studie. ist es, die Hausbank für Unterneh- Darin werden jene Menschen in den mer und unternehmerisch Denkende Vordergrund gerückt, die die Verant- in ganz Österreich zu sein. Darin ist wortung und das Risiko der öster- auch das Versprechen enthalten, reichischen Firmen, Betriebe, Werke dass wir das unternehmerische Ös- und Büros tragen. Unternehmerin- terreich kennen und verstehen. Mit nen und Unternehmer, Selbststän- der Volksbank Unternehmer-Studie dige und Freischaffende, oder ganz wollen wir eine Diskussionsgrund- allgemein: Menschen, die nicht nur lage bieten, um letztlich ein besseres Visionen haben, sondern diese auch Verständnis für Selbstständige in un- realisieren, Persönlichkeiten, die Ar- serem Land zu vermitteln. Denn aus beitsplätze schaffen, für Wachstum Verständnis entsteht Nähe und aus sorgen und damit unsere Wirtschaft Nähe entsteht Vertrauen – ein unver- sowie unsere Gesellschaft voran- zichtbarer Wert für ein lebenswertes bringen. Es sind diese Menschen, Österreich. Ich wünsche Ihnen viel die wir mit der Volksbank Unterneh- Freude beim Lesen der Volksbank mer-Studie ins Rampenlicht stellen Unternehmer-Studie. wollen. Ganz bewusst setzen wir den Fokus dabei auf die persönliche Le- Herzlichst, Ihr benswelt der Selbstständigen – auch wenn sich diese von der beruflichen nur schwer trennen lässt. Was treibt sie an, was hält sie zurück, wie viel arbeiten sie, welche Ziele setzen sie DI Gerald Fleischmann sich und wie zufrieden sind sie letzt- Generaldirektor lich mit ihrem Unternehmerdasein? VOLKSBANK WIEN AG 3
Inhalt S.34 Kapitel 4 Bilanz & Zukunft S.14 Kapitel 2 S.24 S.06 Leben & Arbeit Kapitel 3 Kapitel 1 Antrieb & Motivation Merkmale & Mindset Über die Volksbank Unternehmer-Studie Die Volksbank Unternehmer-Studie beleuchtet die persön- liche Lebenswelt von Unternehmern in Österreich. Dabei drehen sich die Fragestellungen um die vier Themen- bereiche Merkmale & Mindset, Leben & Arbeit, Antrieb & Motivation sowie Bilanz & Zukunft. Ziel der Studie ist es, Einblicke in das Leben, die Herausforderungen und die Motivation von Selbstständigen zu gewinnen und damit eine Diskussionsgrundlage für ein besseres Verständnis des unternehmerischen Österreichs zu bieten. Dazu hat das Österreichische Gallup Institut im Auftrag der Volks- bank österreichweit zwischen Juni und Juli 2018 insgesamt 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer befragt. Die repräsentative Stichprobe bildet auch die Unternehmens- struktur nach Branchen und Unternehmensgröße ab. 08 | Zahlen und Fakten 16 | Zahlen und Fakten 26 | Zahlen und Fakten 36 | Zahlen und Fakten 10 | Erich Kirchler zur Psychologie 18 | Interview mit Siegfried Herzog 28 | Interview mit Stefan Emhofer 38 | Interview mit Harry Gatterer des Unternehmers 22 | Interview mit Guntram Jäger 30 | Interview mit Ursula Simacek 4 5
01 „Unternehmer zeichnet hohe Merkmale Leistungsmotivation & Mindset und ein starkes Was zeichnet Unternehmer aus, was bedeutet für sie „Unternehmersein“ und wie definieren sie Erfolg? Zu- Wenn es um die Erfolgsdefinition geht, zählen für Unternehmer vor allem handfeste Leistungsgrößen: Bedürfnis nach nächst zeigt die Volksbank Unter- finanzieller Erfolg (48%), zufriedene nehmer-Studie, dass Unternehmer Kunden (28%) und Wachstum (22%). ein sehr positives Selbstbild von Faktoren wie Spaß an der Arbeit oder ihrem Berufsstand haben: Mit Anerkennung werden wesentlich Unabhängigkeit und 70% lautet die bei weitem häu- seltener mit unternehmerischem figste Assoziation mit dem eigenen Erfolg in Zusammenhang gebracht. Unternehmerberuf „Unabhängigkeit Was außerdem auffällt: Unternehmer und Eigenverantwortung“. Erst weit verfügen über ein überdurchschnitt- Machtausübung aus.“ dahinter kommt mit 40% die Nen- lich hohes Bildungsniveau: 44% ha- nung „Leistung & voller Einsatz“. Und ben mindestens einen Maturaab- was macht nun erfolgreiche Unter- schluss und damit rund 1,5 Mal nehmerpersönlichkeiten aus? Aus häufiger als im österreichischen Sicht der österreichischen Selbst- Durchschnitt. Dabei erweist sich ständigen ist Durchsetzungsfähigkeit eine formelle berufliche Ausbil- (61%) die mit Abstand wichtig- dung auch heute noch als relevant, Univ.-Prof. Dr. Erich Kirchler, ste Charaktereigenschaft, gefolgt geben doch fast 70% an, für ihren Wirtschaftspsychologe an der Universität Wien von Geschäftstüchtigkeit (32%). Unternehmerberuf eine solche ab- Dabei lässt sich ein klarer Genera- geschlossen zu haben. Learning by tionenunterschied erkennen, denn Doing ist lediglich bei EPUs mit 30% den unter 45-Jährigen sind Durch- etwas stärker verbreitet. setzungskraft, Flexibilität und Opti- mismus deutlich wichtiger als den über 60-Jährigen, die vor allem die Bedeutung der Geschäftstüchtigkeit betonen. 6 7
Merkmale & Mindset Was Unternehmer auszeichnet, wie sie Erfolg definieren und welche Charaktereigenschaften als erfolgsentscheidend gesehen werden. 68% 49% 30% Alter Formelle Ausbildung überwiegt 69% 23% 20% Durchsetzungs- Bis 45 Jahre Über 60 Jahre bei Unternehmern vermögen als Fast 70% haben für den Unternehmerberuf eine formelle Ausbildung abgeschlossen. Fast ein Viertel wichtigster 28% 38% sind durch Learning by Doing ins Unternehmertum Erfolgsfaktor hineingewachsen. Vor allem bei EPUs ist Learning by Doing verbreitet (30%). EPUs MPUs Durchsetzungsvermögen wird von Unternehmern als die wichtigste Charaktereigen- Entsprechende Learning by schaft gesehen, um unterneh- Durchsetzungsvermögen Ausbildung Doing 20% der Unternehmer merisch erfolgreich zu sein. Emotionale Intelligenz Matura und Geschäftstüchtigkeit verfügen über einen Für jüngere Unternehmer sind Durchsetzungsstärke, Uni-Abschlüsse akademischen Abschluss. Authentizität 24% haben Matura- Flexibilität und Optimismus Positives Selbstbild: Unternehmer ver- Optimismus Kreativität Flexibilität bei Unterneh- niveau. Das übersteigt verhältnismäßig wichtiger. Unternehmer ab 60 setzen mern um 50% den österreichischen Durchschnitt circa um binden mit ihrem Berufsstand vor allem eher auf Geschäftstüchtigkeit häufiger den Faktor 1,5. Unabhängigkeit & Eigenverantwortung und Authentizität. 61% 32% 19% 15% 15% 14% 14% Für Unternehmer bedeutet das Unternehmerdasein vor allem Unabhängigkeit und Eigenverantwortung. Auch Begeisterung und Bei der Erfolgsdefinition betonen Unternehmer klar den finan- Matura oder akademischer Abschluss Kreativität gehören zu den vielgenannten Assoziationen der Unter- Unternehmerischer Erfolg = ziellen Erfolg, gefolgt von zufriedenen Kunden. Faktoren wie Spaß nehmer. Leistung und voller Einsatz wurden am zweithäufigsten 30% genannt. finanzieller Erfolg an der Arbeit oder Anerkennung werden wesentlich weniger mit unternehmerischem Erfolg in Zusammenhang gebracht. 41% 70% Was unternehmerischer Erfolg bedeutet: 44% Leistung & 48% voller Einsatz 5% Freude und 22% 24% 17% Spaß am Beruf Zufriedene, 20% Unabhängigkeit und haben loyale Kunden Ø Bevölkerung Eigenverantwortung Unternehmer Begeisterung & Kreativität Anerkennung & Gute Auftragslage Matura Flexibilität Status & Wachstum Finanzieller Erfolg Akademischer 14% 28% & Gewinn Abschluss 10%
Zur Psychologie „Die Gründung und Führung eines Unterneh- mens verlangen besondere Persönlichkeits- eigenschaften und Fähigkeiten.“ des Unternehmers In den Sozialwissenschaften wurde Persönlichkeitseigenschaften und lange Zeit die Figur des Unternehmers Motivationsmuster vernachlässigt. Joseph A. Schum- peter (1883–1950) soll bereits vor Der Zusammenhang zwischen Jahrzehnten bemerkt haben, dass persönlichen Eigenschaften, Moti- Ökonomen diese schillernde Figur vationsmustern sowie Gründungsin- Unterscheiden sich Unternehmer von anderen arbeitenden des Wirtschaftslebens übersehen tentionen einerseits und Unterneh- Menschen? Was zeichnet sie besonders aus? Sind es bestimmte haben. Mittlerweile liegen zahlreiche menserfolg andererseits ist komplex. Persönlichkeitsmerkmale und Motivationsmuster? Was könnten Studien vor, die sich mit Unterneh- Welche Persönlichkeitseigenschaf- Erfolgsfaktoren ihres unternehmerischen Handelns sein? Eine mern und den Erfolgsfaktoren sowie ten und Motivationsmuster bilden wissenschaftliche Annäherung. Hindernissen bei der Gründung und nun die Basis für Unternehmens- Führung von Unternehmen befassen erfolg? Text von Univ.-Prof. Dr. Erich Kirchler (siehe Kirchler & Hoelzl, 2018). Unternehmerisches Handeln Aus wirtschaftspsychologischer basiert auf der Interaktion mit Sicht können Unternehmerinnen und Mitarbeitern, Kunden und vielen Unternehmer als Personen beschrie- anderen Gruppen. Deshalb sind Ex- ben werden, die selbstständig und ei- traversion und emotionale Stabilität „Das Bedürfnis nach genverantwortlich ein Unternehmen wichtige Persönlichkeitsmerkmale. leiten, umfassende Entscheidungen Extraversion bedeutet die Fähigkeit, Zugehörigkeit ist bei treffen, das Kapitalrisiko tragen und über den erwirtschafteten auf andere Menschen ohne Scheu zuzugehen, kontaktfreudig und so- Unternehmern oft Gewinn verfügen. Die Gründung und Führung eines Unternehmens zial umgänglich zu sein, ohne von den Meinungen anderer abhängig geringer ausgeprägt.“ stellen Herausforderungen dar, die besondere Persönlichkeitseigen- zu sein. In verschiedenen Studien wird auch Gewissenhaftigkeit ge- schaften, Fähigkeiten und Fertigkei- nannt, was jedoch nicht rigide „Para- ten verlangen. graphentreue“ bedeutet. Unternehmer werden landläufig Unternehmer zeichnen sich auch als gesellig und emotional stabil, dadurch aus, dass sie offen für Er- leistungsmotiviert, zielorientiert fahrungen sind und ein Sensorium und beharrlich, tolerant gegenüber für Möglichkeiten und Chancen Ungewissheiten und risikofreudig haben. Sie sind von ihren Ideen und charakterisiert. Ebenso wird ihnen Strategien überzeugt und wissen sich hohe Sensibilität für gesellschaftliche durchzusetzen. Selbstverständlich und wirtschaftliche Veränderungen, darf es an Innovationskraft und Krea- Flexibilität und ein hohes Maß an tivität gerade in der Anfangsphase Innovationskraft zugeschrieben. der Unternehmensgründung nicht fehlen. Nach der Gründung und mit der Etablierung des Unternehmens 10 11 Foto: Fotolia
Univ.-Prof. Dr. Erich Kirchler ist „Personen, die selbst ein Unternehmen grün- Vorstand des Instituts für Ange- wandte Psychologie der Universität den, zeichnen sich durch einen hohen Drang Wien. Der Wirtschaftspsychologe ist spezialisiert auf Fragestellungen zur Selbstverwirklichung aus.” zur Steuerpsychologie, Motivation in Organisationen sowie zur Arbeits- und Marktpsychologie. dürften diese Eigenschaften an Be- versuchen also Risiken zu kalkulieren deutung abnehmen; nun wird das und dann, wenn ihre Chancen gut beharrliche Verfolgen der gesteckten stehen, zu handeln. Sie hasardieren Ziele zunehmend wichtiger. nicht, sondern wägen ab und treffen mutige Entscheidungen, wenn die Welche Motivationsmuster sind Erfolgsaussichten gut sind und Kor- Foto: Alexander Chitsazan für Unternehmer typisch? Un- rekturmöglichkeiten im Falle eines ternehmer sind durch hohe Leis- Fehlschlags überlegt worden sind. tungsmotivation und ein hohes lichkeitseigenschaften, ihren Grün- mer-Studie Befragten meinten, dass Fehlertoleranz und die Fähigkeit, Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Persönlichkeitseigenschaften und dungswunsch und ihre Überzeugung, ihre Zufriedenheit als Unternehmer aus Fehlern zu lernen, sind rele- Machtausübung gekennzeichnet. Unternehmensphasen es zu schaffen, hervorhoben. steigt, wenn es gelingt, Gesetze ein- vant. Wichtig ist, trotz eines Fehlers Geselligkeit als sozialverträglicher Personen, die selbst ein Unterneh- zuhalten, die Kontrolle über die Fi- initiativ zu bleiben und nicht in der Umgang mit Menschen ist zwar als Zur Zeit der Unternehmensgrün- men gründen, zeichnen sich durch nanzierung, Steuern und Abgaben zu Analyse von Fehlschlägen zu ver- Persönlichkeitseigenschaft wichtig, dung spielt vor allem „unterneh- einen hohen Drang zur Selbstver- haben, aber ihre Work-Life-Balance harren. Beharrlichkeit und Durch- das Affiliationsbedürfnis, also das merische Wachheit“ eine große wirklichung und hohe internale Kon- auch genügend Zeit für Privatheit haltevermögen sowie die Fähig- Bedürfnis nach Zugehörigkeit, ist Rolle sowie die subjektive Meinung, trollüberzeugung aus. Das ist in der und Freizeit zulässt. keit, zu erkennen, „wann es reicht“, jedoch meist geringer ausgeprägt als selbst unternehmerisches Geschick Gründungsphase wesentlich. Dann und die Flexibilität, sich situativen bei Personen, die ein Unternehmen zu besitzen und selbst für Erfolg nimmt die Bedeutung von Persön- Zusammenfassend hängen fol- Bedingungen anzupassen, bilden „Sie hasardieren von ihren Eltern übernehmen oder nicht unternehmerisch tätig sind. verantwortlich und nicht von Glück abhängig zu sein. lichkeitseigenschaften ab und si- tuative Merkmale werden für den gende Persönlichkeitscharak- teristika und Motivationsmuster ein Spannungsfeld, dem sich Un- ternehmer nicht entziehen können. nicht, sondern wägen Förderlich für den Unternehmens- Unternehmenserfolg wichtiger. mit unternehmerischem Erfolg ab und treffen mutige erfolg ist demnach das Motivations- Unternehmerische Wachheit zusammen: 4. Kreativität: Initiative und geistige muster „hohe Leistungsmotivation, bedeutet die Fähigkeit, unternehme- Ein Verhaltensaspekt bezieht sich Unabhängigkeit – im Gegensatz zur Entscheidungen.” hohes Machtbedürfnis, geringes Affiliationsbedürfnis“. In der Volks- rische und wirtschaftliche Möglich- keiten schnell aufzuspüren und güns- auf den Umgang mit den Finanzen. Vor allem für Jungunternehmer 1. Passion: Wichtig sind Energie und Fleiß sowie der Ehrgeiz, etwas zu Abhängigkeit von den Meinungen anderer – sind ebenso relevant wie bank Unternehmer-Studie wurde tige Chancen zu ergreifen. Menschen könnten einige Hürden darin leisten und wirtschaftlichen Erfolg zu Innovation und Durchsetzungskraft. jedoch auch der Wunsch nach Aner- mit hoher unternehmerischer Wach- bestehen, dass der Überblick über haben. Wichtig ist die Überzeugung, Durchsetzungsvermögen nannten kennung seitens der Kunden, Mit- heit gründen dann ein Unternehmen, Einnahmen und Ausgaben verloren für Erfolg selbst verantwortlich und auch die in der Volksbank Unterneh- arbeiter, Freunde und Familienange- wenn sie der Meinung sind, dass ihre geht. Deshalb ist es gerade in den nicht vom Glück abhängig zu sein. mer-Studie befragten Unternehmer hörigen häufig als Motiv genannt. Fähigkeiten und ihre Anstrengung ersten Jahren wichtig, die betrieb- als wesentliches Persönlichkeits- zentral für den Unternehmenserfolg lichen Kosten, vor allem auch die 2. Entscheidungskompetenz: Freude merkmal, wobei unter 45-Jährige Wer ein Unternehmen gründet, sind, sie diese Eigenschaften besitzen anfallenden Sozialabgaben und an Unabhängigkeit und Bereitschaft dieses Attribut stärker gewichteten darf nicht risikoscheu sein. Aller- und die Chancen gut stehen. Steuern, genau zu kalkulieren. Li- zur Verantwortungsübernahme sind als Ältere, die Geschäftstüchtigkeit dings wäre es falsch zu glauben, quiditätsplanung, Umsatzprognosen unternehmerische Eigenschaften. als Erfolgsmerkmal anführten. dass erfolgreiche Unternehmer „Selbstwirksamkeitsüberzeugung“ und die Preisgestaltung der Mitbew- Während das soziale Zugehörig- risikoblind sind. Sie setzen ihre Ziele ist also wesentlich. Laut Volksbank erber in der Gegenwart und Zukunft keitsbedürfnis gering ausgeprägt 5. Risikobereitschaft: Die Verwirkli- nach sorgfältigem Abwägen von Vor- Unternehmer-Studie dürfte die sollen zumindest in einer „mentalen sein kann, sollten hohe soziale Kom- chung neuer Ideen verlangt die Be- und Nachteilen fest. Sie entwickeln Selbstwirksamkeitsüberzeugung bei Buchführung“ festgehalten werden. petenz, Leidenschaft und Begeiste- reitschaft, Entscheidungen unter Strategien und überlegen, welche Männern stärker ausgeprägt sein als Ein gutes Management der beste- rungsfähigkeit für ein Ziel stark aus- unsicheren Rahmenbedingungen zu Maßnahmen bei Rückschlägen zu bei Frauen. Frauen gaben häufiger henden bürokratischen Hürden geprägt sein. treffen. Weil der Erfolg von neuen In- treffen sind und wie sie einer Ent- an, ein Unternehmen aufgrund be- scheint auch mit der Zufriedenheit itiativen nicht sicher ist, ist also ein wicklung in eine unerwünschte sonderer familiärer Umstände zu von Unternehmern zu korrelieren. 3. Optimismus: Selbstvertrauen, Maß an Risikofreude, jedoch keine Richtung begegnen können. Sie leiten, während Männer ihre Persön- Die in der Volksbank Unterneh- Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Risikoblindheit nötig. 12 13
02 „Meine Arbeit ist mehr Berufung Leben als Beruf, darum & Arbeit habe ich nie das „Selbst und ständig“ – so beschreiben Selbstständige oft ihr Arbeitsleben, das bekanntermaßen von viel Arbeit nehmer durchschnittlich 21 Tage pro Jahr – Wochenenden miteingerech- net, die ja meist auch zur Arbeitszeit Gefühl, zu viel zu und wenig Freizeit geprägt ist. Doch zählen. Insgesamt nehmen sich jün- wie viel arbeiten Unternehmer in gere Unternehmer bis 45 Jahre mit Österreich tatsächlich? Laut unser- 22 Tagen mehr Urlaub als ihre älteren er Umfrage sind es im Durchschnitt Weggefährten ab 60 Jahren, die sich arbeiten.“ 58 Stunden pro Woche. Dabei arbei- durchschnittlich mit 19 Urlaubstagen ten Männer mit durchschnittlich pro Jahr begnügen. 59 Wochenstunden länger als Ein klares Bild zeigt sich vor diesem Frauen, die auf ein wöchentliches Hintergrund bei der Frage nach Pensum von 54 Stunden kommen. der Work-Life-Balance: Hier geben Gearbeitet wird im Schnitt an 58% an, über eher wenig oder kaum 5,9 Tagen die Woche – so viel zum Freizeit zu verfügen. Interessant ist, Mag. Ursula Simacek, freien Wochenende. Als besonders dass vor allem Unternehmer mit ei- Geschäftsführerin der Simacek Facility Management Group arbeitsintensiv erweisen sich die nem Umsatz von über 1 Mio. Euro Branchen Landwirtschaft und Touris- meinen, eine ausgeglichene Work- mus/Gastronomie: Hier haben Un- Life-Balance zu haben (47%). Bei ternehmer mit respektive 6,6 bzw. Selbstständigen mit einem Umsatz 6,4 Arbeitstagen pro Woche prak- zwischen 300.000 Euro und 1 Mio. tisch keinen freien Tag. Euro ist eine solche Balance offen- Erholung gibt es bestenfalls im Ur- sichtlich schwieriger herzustellen laub: Davon nehmen sich Unter- (25%). 14 15
Leben & Arbeit Wie viel Unternehmer durchschnittlich arbeiten, wo sie das tun und wie es um die Work-Life-Balance steht. Männer arbeiten durchschnittlich länger als Frauen. EPUs arbeiten Im Durchschnitt kommen Unterneh- im Durchschnitt wesentlich weniger als Unternehmer mit Mitar- Fast 60% haben keine mer fast auf eine 60-Stunden-Woche beitern. Am meisten wird in der Landwirtschaft gearbeitet, gefolgt vom Baugewerbe und Tourismus & Gastronomie. Work-Life-Balance Eine ausgewogene Work-Life-Balance zeigt sich vor allem bei Unternehmern, deren Firma LIFE 50h 55 60h 65 70h einen Umsatz von über 1 Mio. Euro macht (47%). WORK 14% 59h 20% Männer 22% 39% 54h 57h Industrie 25% Frauen 61h Wie steht es um Ihre Work-Life-Balance? 47% Mehr als 9 68h Mitarbeiter Land- und 58h Durch- 63h Forstwirtschaft schnitt Tourismus/ Gastronomie Alter Ich habe eine ausgeglichene Work- Die Arbeitswoche von Unternehmern Bis 45 Jahre Jahresumsatz Ich habe eher wenig Freizeit. Durchschnitt 5,9 Tage 46–60 Jahre Unter 300.000 Euro dauert im Durchschnitt 5,9 Tage Über 60 Jahre Bis 1 Mio. Euro Ich habe so viel Freizeit, Ich habe kaum Freizeit. Land- und Forstwirtschaft 6,6 Tage Über 1 Mio. Euro wie ich haben will. Mit 6,6 Arbeitstagen hat man in der Landwirtschaft de Life-Balance. facto keinen arbeitsfreien Tag. Ähnlich auch in Tourismus/ Tourismus/Gastronomie 6,4 Tage Gastronomie mit durchschnittlich 6,4 Arbeitstagen pro Woche. 1 2 3 4 5 6 7 19% 39% 37% 5% Der Betrieb ist 89% 9% 45% 54% 33% 65% mit Abstand 1% 2% Junge Unternehmer machen bis 45 Jahre: der wichtigste mehr Urlaub als Ältere Arbeitsort Im Durchschnitt nehmen sich 22 Durchschnitt aller Unternehmer: 89% arbeiten meistens im Unternehmer im Jahr 21 Tage Urlaub (inkl. Wochenenden). Jüngere TAGE 21 Tage über 60 Jahre: Büro, während weniger Unternehmer bis 45 Jahre nehmen Urlaub 19 als die Hälfte häufig oder mit 22 Tagen mehr Urlaub als ältere im Jahr immer wieder das Home Im Unternehmen Home Office Unterwegs ab 60 Jahre, die durchschnittlich drei Office nutzen. Unterwegs Urlaubstage weniger nehmen. wird am seltensten gearbeitet. Wo arbeiten Sie wie häufig? Häufig/Immer wieder Selten/Nie Keine Angabe TAGE
„Diese Arbeit ist Im Interview spricht Herzog darüber, abzufüllen, ist schon eine lässige Vor 20 Jahren beschloss was ihn dazu bewog, seiner Leiden- Sache und ist heute noch immer Siegfried Herzog, seine Leiden- schaft nachzugehen, und warum ein großer Motivator. Schnaps ist ja schaft zum Beruf zu machen er sich keinen schöneren Beruf als auch Teil unserer Kultur, schon seit und eine Schnapsbrennerei zu Schnapsbrenner vorstellen kann. Jahrhunderten wird bei uns im Salz- mein Hobby” eröffnen. Aus einem Experi- burger Land gebrannt. ment wurde eine erfolgreiche INTERVIEW Herr Herzog, Sie haben vor zwanzig Destillerie, deren Erzeugnisse Jahren beschlossen, sich selbststän- Wie schnell hat sich der Erfolg mehrfach ausgezeichnet wur- dig zu machen. Wie kam es zu der eingestellt? den. Ein Plädoyer für unter- Entscheidung? nehmerischen Mut und die Sehr schnell. Mit meinen ersten Kraft der Leidenschaft. Meine Frau und ich hatten eine beiden Bränden habe ich 1998 Landwirtschaft und sie war in der gleich eine Goldmedaille gewonnen. Gastronomie tätig. Wir wollten etwas Damals hatte ich nur zwei Sorten: machen, wodurch wir alle gemein- Apfel und Birne. Mit diesen habe sam am Hof arbeiten können. Das ich gewonnen, hatte aber nur 60 Brennen und der eigene Hofladen Flaschen davon. So habe ich Blut waren schon lange in meinem Kopf, geleckt und 1999 bei mehreren weil es sich wunderbar mit der Land- Veranstaltungen gewonnen. Der wirtschaft vereinbaren lässt. größte Erfolg war sicher der Gewinn der „Destillata“, bei der ich 2003, Welche Rolle hat Ihre Familie bei der 2004, 2005 und 2008 als „Brenner Entscheidung gespielt? des Jahres“ in Gold ausgezeichnet wurde. Meine Frau ist glücklicherweise immer auf meiner Seite gestanden. Was waren anfangs die größten Sie war auch die Erste, mit der ich Schwierigkeiten? über die Idee gesprochen habe. In weiterer Folge hat mir mein Vater Das Schwierigste war, das beste „Ich stehe um dann einen Raum für das Schnaps- Obst zu bekommen: Zu wissen, wie brennen zur Verfügung gestellt. sorgsam der Obstbauer im Garten 4 Uhr auf, gebrannt Damit war das Startsignal gegeben. arbeitet und mit wem man langfristig zusammenarbeiten kann. Betriebe wird bis 20 Uhr, um Warum wurde es Schnaps? zu finden, die alle Voraussetzungen erfüllen, war anfangs besonders 21 Uhr schalte ich Beim Schnaps mussten wir am wenigsten Mittel in die Hand nehmen schwierig. das Licht aus.“ und es ist logistisch am einfachsten, weil er keine verderbliche Ware ist. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus? Bei Fleisch oder Käse entsteht hier ein viel größerer Aufwand. Ich stehe um 4 Uhr auf, checke meine E-Mails und gehe danach Hat die Leidenschaft für den jeden Morgen eine Stunde laufen. Schnaps bei der Entscheidung auch Um 6 Uhr frühstücke ich mit meinen mitgespielt? Kindern und gehe dann in die Bren- nerei. Gebrannt wird normalerweise Natürlich hat sie mitgespielt. Die bis 20 Uhr. Nebenher mache ich Idee, das „Parfum der Natur“, den natürlich die ganze Büroarbeit. Um Duft der Früchte, in eine Flasche 21 Uhr schalte ich das Licht aus. 19 Foto: David Innerhofer
„Erfolg braucht ein klares Ziel, eine ordentliche Portion Mut, viel Konsequenz und Ausdauer, gepaart mit der notwendigen Gelassenheit in gewissen Momenten.” Arbeiten Sie heute mehr als früher? Wie viel Urlaub können Sie sich pro mit der notwendigen Gelassenheit Jahr nehmen? in gewissen Momenten. Und vor Ja, durch das stete Wachstum und allem muss man authentisch und sich den höheren Bekanntheitsgrad im In- Urlaub mit meiner Familie mache selbst immer treu bleiben. und Ausland erhalten wir mittlerweile ich für zwei Wochen im Jahr. Aber ich glücklicherweise wesentlich größere bin geschäftlich sehr viel unterwegs Was machen Sie als Ausgleich zur Aufträge. und manchmal verbinden wir das. Arbeit? Einmal war ich beruflich in Mallorca Erfüllt Sie Ihre Arbeit auch mehr als und zufällig hatten meine Kinder zu Täglich joggen, eine kleine Bergtour früher? der Zeit frei. Da sind meine Kinder und oder eine Stunde Fahrrad fahren, um meine Frau kurzerhand mitgeflogen. den Kopf wieder freizubekommen. Diese Arbeit ist mein Hobby. Ich würde sogar noch einen Schritt Welche Ziele haben Sie sich anfangs Gibt es für Sie negative Seiten der weiter gehen und sagen, dass ich mit der Brennerei gesteckt? Haben Selbstständigkeit? meine Berufung lebe. Durch meine sich diese über die Jahre geändert? Foto: David Innerhofer Arbeit habe ich glücklicherweise mit Selbstständig heißt ja nicht um- vielen Leuten zu tun, die im kulina- Mein Ziel war es, zu den fünf besten sonst „selbst“ und „ständig“. Das ist rischen Bereich tätig sind. Das sind Brennereien Österreichs zu zählen. nicht immer nur positiv. Oft würde Leute, die wie ich Qualität schätzen Das habe ich erreicht. Dann wollte man sich wünschen, dass der Tag und gutes Essen, guten Wein und ich qualitativ hochwertigen Schnaps mehr als 24 Stunden hätte. Geselligkeit lieben. in großer Menge herstellen. Eine Goldmedaille mit einem Brand zu Möchten Sie in zwanzig Jahren Wie lassen sich Selbstständigkeit erreichen, von dem es nur sechs Liter immer noch selbst am Kessel stehen und die daraus folgende Mehrarbeit gibt, ist keine Hexerei. Aber mit ei- und Schnaps brennen oder schon im mit der Familie unter einen Hut nem Brand zu gewinnen, von dem es Ruhestand sein? bringen? 1000 Liter gibt – das ist die wahre Kunst. Ich hoffe, dass in zwanzig Jahren Ich nehme mir die Zeit, mit meinen mein Sohn, der sich momentan Kindern zu frühstücken und zu Mit- Was ist der wichtigste Antrieb für sehr interessiert zeigt, das Geschäft tag zu essen. Danach kümmert sich Sie als Unternehmer und Familien- übernehmen möchte. Das würde meine Frau normalerweise um sie. Ich mensch? mich wahnsinnig freuen und ich versuche es möglich zu machen, dass würde ihm mit Rat und Tat zur Seite ich zwei bis drei Mal in der Woche mit Dass die drei Generationen am stehen. Schnapsbrennen als Hobby Foto: Martin Lugger meinen Kindern noch eine Stunde Hof ein gutes Leben haben und dass werde ich mir aber sicher bis ins hohe Rad fahren gehe. An dieser Stelle meine Mitarbeiter zufrieden sind. Alter behalten. möchte ich auch explizit meiner Frau danken, dass sie mir hier so den Rü- Was braucht es, um Erfolg zu haben? Was trinken Sie selbst am liebsten? cken freihält. Auch meinen loyalen Mitarbeitern möchte ich meinen Meines Erachtens braucht es ein Meine Lieblinge sind Vogelbeere, Dank aussprechen. klares Ziel, eine ordentliche Portion Muskat-Traube und Williams-Birne, Mut, viel Konsequenz und eine aber als Digestif darf es auch einmal Foto: David Innerhofer entsprechende Ausdauer, gepaart ein Gin sein. 20 21
„Es braucht „Der Begriff Work-Life-Balance lässt außer Acht, wie den Willen, die erfüllend der Beruf sein kann.” eigenen Visionen durchzusetzen“ Foto: VN Stiplovsek Können Sie Beruf und Freizeit klar Ist Work-Life-Balance für Sie Würden Sie jungen Menschen Vor 27 Jahren übernahm DI Guntram Jäger als Geschäftsführer trennen? ein Thema? Was halten Sie als empfehlen, sich heutzutage selbst- das Bauunternehmen Jäger Bau. Er führt das Familienunterneh- Unternehmer von dem Begriff? ständig zu machen? Hat man es als Das war bei mir immer ganz gut Angestellter in Österreich nicht viel men damit bereits in dritter Generation. Im Interview spricht möglich, man muss hier nur immer Work-Life-Balance finde ich einen besser? Jäger über Mut zur Selbstständigkeit, die Schwierigkeit, Beruf wieder klare Grenzen ziehen. schlecht gewählten Begriff, weil er und Familie zu vereinen, und warum der Begriff „Work-Life- völlig außer Acht lässt, wie erfüllend Ich würde es ihnen auf jeden Fall Balance“ nicht ideal gewählt ist. Konnten Sie Ihr Berufsleben immer ein erfolgreiches Berufsleben sein empfehlen, solange man gewisse mit dem Familienleben vereinbaren kann und welche Befriedigung es Voraussetzungen mitbringt: eine oder gab es hier manchmal Probleme? mit sich bringt, wenn man selbst gute Ausbildung, den unbedingten INTERVIEW Herr Jäger, ein durchschnittlicher sich einzuarbeiten. Dementspre- etwas schafft. Die Schlussfolgerung Willen, seine Visionen durch- Unternehmer arbeitet laut unserer chend ist es über die Jahre weniger Über die Jahre hat das die Familie aus diesem Begriff wäre ja, dass zusetzen – die natürlich vorhanden Umfrage 58 Stunden in sechs Tagen geworden. natürlich bis zu einem gewissen Maß „arbeiten“ automatisch mit „nicht sein müssen –, und ein ausgeprägtes der Woche. Entspricht das auch akzeptieren müssen, dass man nicht leben“ gleichzusetzen ist. So ein Ar- strategisches Denken. Ihrem durchschnittlichen Arbeits- Laut Umfrage arbeiten männliche immer da sein kann, wenn man gerne beitsethos wird einen im Leben nicht pensum? Unternehmer ab 60 Jahren am möchte. Wir konnten das aber immer weit bringen. Was ist für Sie das Beste am Un- meisten. Jüngere Unternehmer arbei- ganz gut miteinander vereinbaren. ternehmerdasein? Ja, das entspricht auch circa mei- ten tendenziell weniger und nehmen Wie wichtig sind Ihnen freie nem Arbeitspensum. sich mehr Urlaub. Sind die Jungen Wie tanken Sie Energie? Wochenenden? Das Beste am Unternehmerdasein weniger fleißig? ist die Möglichkeit, selbst etwas ge- Hat sich Ihr Arbeitspensum über die Das Problem eines intensiven Ausgedehnte Urlaubsphasen be- stalten zu können. Natürlich braucht Jahre verändert? Ich habe ehrlicherweise relativ Berufes ist natürlich immer, dass deuten mir viel und diese brauche ich es hierzu auch sehr viel Disziplin und wenig Einblick in das Leben ande- die Bewegung zu kurz kommt. Des- auch, aber die Wochenenden sind den Willen, laufend an sich selbst zu Ja, das hat sich schon verändert. rer junger Unternehmer. In meinem wegen versuche ich viel Sport zu mir ehrlicherweise gar nicht wichtig. arbeiten. Anfangs benötigt es ja sehr viel Zeit Betrieb habe ich nicht den Eindruck, betreiben, sei es Skifahren oder eine um in ein Thema hineinzufinden und dass die Jungen weniger fleißig wären. Runde Golf. 22 23
03 „Motivation ist sicherlich Antrieb der wichtigste & Motivation Faktor für den Warum werden Menschen Unter- nehmer? Erfragt man das ursprüng- liche Motiv für den Schritt in die Und was motiviert im unterneh- merischen Alltag am stärksten? Hier liegen die Faktoren Freiheit und Erfolg eines Selbstständigkeit, zeigt sich ein diffe- Selbstbestimmung an erster Stelle – renziertes Bild. Zwar sagt ein Großteil 28% nennen diese als stärkste Mo- der Unternehmer (34%), sie hätten tivatoren. Danach folgen Kundenzu- sich aufgrund ihrer Persönlichkeit für friedenheit (24%) und die Freude an Unternehmers.“ die Selbstständigkeit entschieden. der Tätigkeit (16%) – allesamt emo- Doch mit 33% geben fast genauso tionale Treiber. Rationale Motive, wie viele an, aufgrund von zufälligen, z.B. finanzieller Erfolg (11%) oder externen Faktoren – z.B. durch Wachstum (11%), sind hingegen die Familie – ins Unternehmertum weniger relevant. gerutscht zu sein. Für immerhin 24% Nicht der stärkste Motivator, aber waren der Wunsch nach Selbstver- dennoch sehr wichtig für Unter- Stefan Emhofer, wirklichung und die Begeisterung nehmer ist der Aspekt Anerkennung: Gründer der Eventagentur Eventass an der Sache das Hauptmotiv. In- 72% sagen, dass ihnen diese für teressant dabei ist, dass Männer viel ihre unternehmerischen Leistungen häufiger aus Gründen der eigenen wichtig ist, und wünschen sie sich Persönlichkeit selbstständig wurden, vor allem von ihren Kunden (87%), während Frauen die Unternehmer- gefolgt von der Anerkennung durch rolle öfter durch externe Faktoren Freunde und Familie (45%). zuteilwurde. 24 25
Antrieb & Motivation Was Unternehmer antreibt, was sie zum Schritt in die Selbstständigkeit be- wogen hat und welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt. Die meisten entschieden sich für die Selbstständigkeit auf- Persönlichkeit als Hauptmotiv für grund ihrer Persönlichkeit (34%). Aber fast genauso vielen Für 72% ist Anerkennung wurde die Selbstständigkeit extern auferlegt (33%). den Schritt in die Selbstständigkeit ein wichtiger Faktor Für 72% ist Anerkennung für ihre unternehmeri- 72%Sehr wichtig oder VS. 28% Weniger wichtig oder schen Leistungen ein wichtiger Faktor. Diese An- eher wichtig gar nicht wichtig erkennung wird primär von Seiten der Kunden sowie von Freunden und Familie gewünscht. Von wem Anerkennung gewünscht wird: Persönlichkeitsfaktoren Externe Faktoren Von Kollegen/anderen 27% 37% Von Gesellschaft/ 87% Selbstverwirklichung & 34% Unternehmen Öffentlichkeit Begeisterung 33% Leidenschaft, eigene 24% Eigener Chef sein, selbst- Hineingeboren, wurde mir ständiges Arbeiten, Freiheit, angeboten, hineingeheiratet, Von meinen Ideen, Traum verwirkli- Von Von Familie & Karriere, passt zu mir hineingewachsen Mitarbeitern 35% 45% Freunden Kunden chen, Idealismus Persönlich- Die meiste Motivation fürs Unternehmersein stammt von Frauen wird die Selbstständig- keitsfaktoren Freiheit und Selbstbestimmung emotionalen Treibern wie Freiheit und Selbstbestimmung oder Externe Freude an der Tätigkeit. Weniger relevant für die Motivation keit häufiger durch externe 25% Faktoren geben die größte Motivation sind hingegen rationale Treiber, wie z.B. finanzieller Erfolg oder Wachstum. Faktoren auferlegt 40% Was am meisten motiviert: 43% 27% Frauen wurde die Selbstständigkeit häufi- ger durch externe Faktoren (z.B. familiäre Freiheit und Selbstbestimmung 28% Umstände) auferlegt. Bei Männern ist das Zufriedene und treue Kunden 24% Hauptmotiv für das Unternehmertum Freude und Spaß an der Tätigkeit 16% wesentlich eher selbstbestimmt und in der Finanzieller Erfolg 11% Persönlichkeit verankert. Wachstum und Zielerreichung 11% Erfolg haben 9% Frauen Männer
„Motivation „Die Selbstständigkeit bringt Vor- und Nachteile. Nicht jeder ist dafür gemacht.” ist das Wie wichtig schätzen Sie den Faktor Motivation für den Erfolg eines Was sind Ihre Ziele als Unternehmer in den kommenden Jahren? Wichtigste“ Unternehmers ein? Wie bei jedem Unternehmer ist eines Motivation ist ganz sicherlich der der Ziele natürlich Umsatzsteigerung wichtigste Faktor für den Erfolg (lacht). Ansonsten möchte ich in den eines Unternehmers. Natürlich nächsten zwei bis drei Jahren gerne müssen auch andere Dinge, wie unser Organisationsteam erweitern, gewisse finanzielle Mittel und ein damit es unbeschwert möglich ist, ab ausreichendes Maß an Know-how, und zu Zeit mit der Familie zu ver- vorhanden sein. Aber ohne Motiva- bringen und ich die Firma in guten Vor etwa acht Jahren entdeckte der damalige Gastronom tion geht gar nichts. Angehenden Un- Händen weiß. Auf privater Seite ist Stefan Emhofer seine Leidenschaft für das Eventmanagement. ternehmern muss bewusst sein, dass mir die Gesundheit ein großes An- Kurze Zeit später gründete er gemeinsam mit seiner Frau die eine Gründung sowie die Führung liegen – mental und körperlich fit Eventagentur Eventass in Amstetten. Seine unternehmerischen eines Jungunternehmens wahnsin- zu bleiben, sind sowohl beruflich als Leistungen wurden kürzlich beim Best Business Award in Nieder- nig viel Arbeit bedeutet. Wenn man auch privat essenziell. österreich ausgezeichnet. da nicht für das Thema brennt und bereit ist, für das Unternehmen Zeit Würden Sie jungen Menschen den und Fleiß aufzubringen, sollte man es Weg in die Selbstständigkeit in Ihrer Im Interview spricht er über seine tion in Amstetten betrieben, bei der lieber bleiben lassen. Branche empfehlen? Motivation als Unternehmer, was wir unter anderem jedes Jahr die es braucht, um in der Selbstständig- Weihnachtsfeier eines großen Un- Stichwort Work-Life-Balance – wo Ja und nein. Die Selbstständigkeit keit erfolgreich zu sein, und welche ternehmens abgewickelt haben. Als liegen hier Ihre Prioritäten? Ist es bringt Vor- und Nachteile und nicht Hürden diese mit sich bringt. diese dann nicht mehr bei uns statt- Ihnen wichtig, ab einer gewissen jeder ist dafür gemacht. Der große finden konnte, hat mich der Kunde Fotos: Stefan Emhofer Uhrzeit strikt Feierabend zu machen Vorteil ist natürlich, dass einfach INTERVIEW Herr Emhofer, was hat Sie eigentlich gebeten, die Veranstaltung extern und Ihre Arbeit klar vom Privaten zu mehr Entscheidungsgewalt in der dazu bewogen Ihr Unternehmen zu zu organisieren. Das hat mir wirklich trennen? eigenen Hand liegt. Der Nachteil ist, gründen? sehr viel Spaß gemacht. Danach war dass man plötzlich nicht mehr nur ei- für mich klar: Das will ich auch in Ganz so ist das in meinem Fall nicht. nen Job hat, sondern in ganz vielen Vor etwa acht Jahren durfte ich für Zukunft machen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass Bereichen tätig werden muss. Als eine damalige Kundschaft eine Ver- ich meine Leidenschaft zum Beruf Kleinunternehmer musst du etwa anstaltung organisieren und habe im Was waren Ihre Ziele für diese neue machen konnte, und gehe auch dem- auch Buchhalter und Jurist sein. Laufe dieses Projekts meine Leiden- Selbstständigkeit im Eventbereich? entsprechend in meiner Arbeit auf. Leuten, die von sich selbst sagen, schaft für Events entdeckt. In Folge Für unsere Kunden sind wir quasi sie seien vielseitig und bringen das dessen haben meine Frau und ich Am Anfang haben wir einfach mal rund um die Uhr erreichbar. Klar ist, nötige Maß an Leidenschaft und entschieden, uns in diesem Bereich geschaut, wie diese neue Ausrich- dass es auch wichtig ist, sich Zeit Durchhaltevermögen mit, würde selbstständig zu machen. tung funktioniert und wohin sie für die Familie nehmen zu können. ich auf jeden Fall zu diesem Weg führt. Zu Beginn wollten wir eine Das lässt sich aber gut einteilen. Be- raten. Wer hingegen lieber einer klar Was haben Sie denn davor gemacht? reine Eventagentur sein. Über die sonders wichtig ist mir auch, dass umgrenzten Tätigkeit nachgeht, für Jahre hat sich das aber anders ent- der Betriebsurlaub zweimal jährlich den ist es wahrscheinlich nicht das Ich komme aus der Gastronomie wickelt. Mittlerweile betreiben wir eingehalten wird. Diese 14 Tage Ent- Richtige. und habe auch in diesem Bereich auch einen relativ großen Mietver- spannung benötigt man, um wieder meine Ausbildung gemacht. Konkret leih für Event-Equipment als eines einen klaren Kopf zu bekommen und habe ich eine Veranstaltungsloca- unserer Hauptstandbeine. sich zu erholen. 28 29
MAG. URSULA SIMACEK studierte Publizistik und Kommunikations- „Energie wissenschaften. 1998 übernahm sie erste Aufgaben im Familienunternehmen und trat 2006 in die Geschäftsführung der Simacek Facility Management Group ein. Mit mehr als 7.000 Mitarbeitern, zehn Geschäfts- tanke ich feldern und 76 unterschiedlichen Services hat Mag. Ursula Simacek das Unternehmen mittlerweile vom Schädlingsbekämpfer zum multinationalen Facility Management-Kon- zern weiterentwickelt. Erholung findet die durch meine vielseitige Unternehmerin bei ausgedehnten Spaziergängen in der Natur sowie bei Zeit mit Familie und Freunden. Arbeit“ Ursula Simacek ist Geschäftsführerin der Simacek Facility Management Group und trägt Verantwortung für über 7.000 Mitarbeiter. Im Interview spricht sie über den höheren Sinn des Unternehmertums, was beruflicher Erfolg für sie bedeutet und was sie motiviert. INTERVIEW Frau Simacek, was ist das Beste Ich sorge hier für Komfort und ein ge- daran, Unternehmerin zu sein? sundes Umfeld. Im Rahmen unseres Familienunternehmens ist es auch Schon die Bezeichnung sagt viel meine Sinnerfüllung, das Unterneh- aus: Etwas unternehmen, etwas ge- men weiterzuentwickeln und für ein stalten und organisieren, selbststän- gesundes Wachstum zu sorgen. dige Entscheidungen treffen und das zu tun, woran ich glaube! Wie definieren Sie für sich „berufli- chen Erfolg“? Welchen größeren Sinn sehen Sie in Ihrer Tätigkeit als Unternehmerin? Erfolg beudeutet für mich, wenn ich die qualitativen und quantitativen Einerseits wirke ich mit, Arbeits- Ziele erreiche, die ich mir im Rahmen plätze zu schaffen und ein stabiles meines Businessplans gesteckt habe. Arbeitsumfeld für Mitarbeiterinnen Dafür fühle ich mich verantwortlich. und Mitarbeiter sicherzustellen. Dies gilt auch für die Zufriedenheit Außerdem biete ich Investoren, unserer Mitarbeiter und Kunden. Hausverwaltungen, Facility-Mana- Erfolg bedeutet für mich auch, dass gern, Gästen und Mietern die Lösungen für Aufgaben gefunden Möglichkeit, ihren Liegenschaftswert werden, mit denen es sich besser beständig und nachhaltig zu sichern. leben lässt. 30 31 Foto: Robin Weigelt
Foto: Robin Weigelt Bei unserer Unternehmer-Befra- Laut unserer Unternehmer-Befra- gung gaben mehr als 70% an, dass gung arbeitet der durchschnittliche ihnen Anerkennung wichtig ist. Wie Unternehmer in Österreich wichtig ist Ihnen berufliche Aner 58 Stunden und 5,9 Tage die Woche. kennung und von wem wünschen Sie Liegen Sie über oder unter dem sich diese? Schnitt? All jenen, die mit uns arbeiten Meine Tätigkeit bewerte ich nicht und für die wir Leistungen erbrin- in Stunden, sondern nach dem gen, zolle ich meine Anerkennung Fortschritt unserer Projekte. Hier – und das kommt von Mitarbeitern sind einmal mehr, einmal weniger und Kundenseite auch zurück. Es Stunden erforderlich. Meine Arbeit „Einen guten Job für ist einfach ein gutes Gefühl, wenn ist mehr Berufung als Beruf, weswe- unsere Kunden die Leistungen un- gen ich nie das Gefühl habe, zu viel unsere Kundschaft zu serer Teams gut bewerten – einen guten Job für unsere Kundschaft zu zu arbeiten. Es macht mir einfach Spaß und ich investiere Zeit auch machen, ist schluss- machen, ist schlussendlich meine größte Motivation. nach dem Bedürfnis, „zufrieden sein zu wollen“ – auch wenn ich nie endlich meine größte Sinnstiftende Arbeit, der man mit wirklich zufrieden bin (lacht). Motivation.” Leidenschaft nachgeht, kann auch Was glauben Sie, ist die wichtigste zu Selbstaufopferung und Überlas- Charaktereigenschaft, die Unterneh- tung führen. Finden Sie genügend mer benötigen? Ausgleich neben Ihrem Beruf als CEO? Ich denke, dass der Charakter entscheidend ist, und zwar bei allem, Ein Familienunternehmen ist Sinn was man tut. Die Werteorientierung und Lebensinhalt, deshalb war und ist ist wichtig – und da ist es völlig egal, es für mich auch nie eine Belastung, ob man Unternehmer ist oder nicht. sondern eine sinnerfüllte Tätigkeit. Mit mangelnder Sozialkompetenz Natürlich bringt der berufliche Alltag hat niemand eine Freude. Unter- auch große Herausforderungen mit nehmertum geht sicher auch mit viel sich – es gibt Ups und Downs, das ist Mut einher, eine gewisse Risikobe- ganz normal. Wichtig dabei ist, sich reitschaft ist ebenso erforderlich. immer wieder auf seine Ziele zu fo- Zielorientiert nach Plan zu arbeiten kussieren. Zum Entspannen finde ich und Begeisterung für die Unterneh- immer Zeit – sei es mit der Familie, mung mitzubringen, sind zwei un- mit Freunden oder bei langen Spa- umgängliche Faktoren. ziergängen in der Natur. Wenn Sie zurückdenken, würden Wie tanken Sie Energie? Sie sich nochmals für die Unterneh- mer-Laufbahn entscheiden? Das klingt jetzt fast kitschig, aber ich tanke Energie durch meine Arbeit. Es ist sicher ein Unterschied, ob Vor allem, wenn etwas Schwieriges man in ein Familienunternehmen gelingt, ist das einfach ein großarti- hineingeboren wird oder „von null“ ges Gefühl, aus dem ich wieder sehr startet. Ich würde mich definitiv viel Kraft schöpfe. wieder für das Unternehmertum entscheiden! 32 33
04 „Ich hoffe, dass in zwanzig Jahren mein Bilanz Sohn das Geschäft & Zukunft übernehmen möchte. Sie arbeiten viel, haben wenig Freizeit und müssen sich ständig ge- gen die Konkurrenz behaupten: Der (18%). Zu den zukünftigen Top-Zie- len zählen höhere Kundenzufrie- denheit (38%), höherer Ertrag (29%), Das würde mich Unternehmerberuf ist kein Spazier- Fortschritte in der Nachhaltigkeit gang. Dennoch scheinen Selbststän- (26%) und die Übergabe an die dige in Österreich mit ihrem Beruf nächste Generation (25%). zum großen Teil zufrieden zu sein. Was das geplante Alter für den Ruhe- wahnsinnig freuen.“ Immerhin geben das nicht weniger stand betrifft, zeigen sich deutliche als 93% an. Darüber hinaus meinen altersspezifische Unterschiede: Im fast 80%, auch heute noch lieber Durchschnitt liegt das angestreb- Unternehmer als Angestellte zu sein. te Pensionsalter bei 64 Jahren, die Als größte Herausforderung für die unter 45-Jährigen wollen sich mit Zukunft wird am häufigsten das 62 Jahren aber deutlich früher zur Bestehen gegenüber der Konkur- Ruhe setzen als die über 60-Jährigen, Siegfried Herzog, renz gesehen (33%), gefolgt von die erst mit 71 in Pension gehen Gründer und Geschäftsführer von Siegfried Herzog Destillate Bürokratie und Steuern (19%) sowie wollen. technischen Weiterentwicklungen 34 35
Bilanz & Zukunft Welche Ziele Unternehmer für die Zukunft haben, wann sie sich zur Ruhe setzen wollen und wie zufrieden sie insgesamt mit ihrem Unternehmerdasein sind. 2% Das Bestehen gegenüber der Konkurrenz, Bürokratie und 79% würden auch 6% 79% Sind Sie auch heute noch lieber UnternehmerIn als Angestellte/r? Behauptung gegenüber der Kon- Steuern sowie technische Weiterentwicklung sind die von 13% Unternehmern am meisten genannten Herausforderungen heute wieder Ja, nach wie vor kurrenz stellt die größte Heraus- der Zukunft. Unternehmer Ich würde mir das heute vielleicht überlegen forderung dar werden Ich wäre heute definitiv lieber Angestellte/r Nur 6% wären heute Behauptung gegenüber der Konkurrenz lieber Angestellte. Keine Angabe Mitbewerber, Flexibilität, Kosten, Auftragslage usw. 33% Bürokratie und Steuern Durchschnittlich wollen Unternehmer mit 64 in Pension gehen. Über rechtliche Vorgaben, Gesetze, Politik, Steuern, Abgaben usw. 19% Ältere wollen später 60-Jährige wollen durchschnittlich erst mit 71 in den Ruhestand. in Pension gehen In welchem Alter würden Sie sich gerne zur Ruhe setzen? Innovation und technische Weiterentwicklung 18% Vertrieb, Qualität, Digitalisierung, Produktion, Technik usw. Qualifiziertes Personal 60J 65J 70J 75J Arbeiter, Angestellte, Personal, Qualifikation, Ausbildung usw. 14% 62J 62 71J 64J Bis 45-Jährige Über 60-Jährige Kundenzufriedenheit als Ø Durchschnitt wichtigstes Ziel für die Zukunft Welche Ziele streben Sie als Übergabe an nächste Generation 49% Über 90% sind mit Nächstes für Ihr Unternehmen an? Höhere Kundenzufriedenheit 44% ihrem Leben 6% Qualität/Zertifizierung als Unternehmer Weniger zufrieden 93% Höherer Ertrag Nachhaltigkeit oder gar nicht Innovationen Sehr zufrieden oder zufrieden zufrieden Wachstum eher zufrieden Verkauf Fast 50% sind sogar sehr zufrieden. Sehr zufrieden Eher zufrieden 9% 16% 17% 23% 25% 26% 29% 38%
„Viele HARRY GATTERER ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts mit Sitz in Frankfurt am Main und Wien. Bereits als 20-Jähriger Unternehmer beschäftigte er sich mit dem Thema der Unternehmen Zukunft. Die Neugier an diesem Thema ließ nicht nach und so machte er das Zukünftige zu seinem Beruf. Mithilfe seiner langjährigen Erfahrung als Unter- nehmer hat er die Future-Room-Methode haben eine entwickelt, welche auch internationalen Anklang findet. Status-quo- Phase erreicht” Harry Gatterer ist geschäftsführender Gesellschafter des Zu- kunftsinstituts und hilft Unternehmen dabei, sich systemisch mit der eigenen Zukunft zu beschäftigen. Im Interview gibt er Einblicke über seine Sicht der Zukunft von Unternehmen und erzählt von seiner neuen Methode, dem „Future Room“. INTERVIEW In Ihrem aktuellen Buch „Future Bedingungen erzeugt, unter denen Room“ zeigen Sie Unternehmen, wie ein Unternehmen im Stande ist, sich man einen Blick in die Zukunft wirft. mit der Zukunft wirklich zu beschäf- Was unterscheidet Ihre Methode tigen. Das ist, was diese Methode tut von der eines Hellsehers? und kann. Im „Future Room“ geben wir Warum tun sich viele Unternehmen Unternehmen eine Möglichkeit, so schwer, konstruktiv über die Zu- das eigene Mindset in Bezug auf kunft nachzudenken? Zukunft sichtbar zu machen und zu hinterfragen. Dadurch kann deutlich Jedes Unternehmen ist in unserer gemacht werden, wo ein Unterneh- Betrachtung ein soziales System men überhaupt Zukunftspotenzial – und soziale Systeme entwickeln erkennt, wo es blinde Flecken und ihre eigene Art und Weise, also wo es echte gedankliche Blockaden ein Mindset, die Welt zu sehen. hat. Das heißt, wir „enabeln“ Zukunft Das heißt, dieses Mindset ist dafür und sagen sie nicht voraus. Das ist verantwortlich, wie ein Unterneh- ein Riesenunterschied zur Prognostik men mit jeglicher Fragestellung oder Szenario-Entwicklung. Es geht umgeht. Jetzt ist es aber so, dass darum, dass man erst einmal die das Mindset kaum sichtbar ist. Viele 38 Foto: Wolf Steiner
Unternehmen reden davon, ihr Mindset verändern zu müssen, wissen aber gar Wie zukunftsfit sind österreichische Un- ternehmen im internationalen Vergleich? „Viele Unternehmen wissen nicht, von wo weg. Und dann kommt ein nicht, in welche Richtung sie sich erneuern müssen.“ Trendforscher und hält einen Vortrag oder Ich glaube, dass es in der österreichi- eine Innovationsabteilung spricht von schen Unternehmensstruktur viele Un- tollen Ideen. Diese Gedanken und Ideen ternehmen gibt, die sich in einem Status treffen dann auf ein bestehendes Mind- quo befinden, in dem sie nicht wissen, set, mit dem das Unternehmen schon in was die Zukunft bringt und auch etwas den letzten zehn Jahren über die Welt und Angst davor haben. Ich glaube nicht, die Zukunft nachgedacht hat. Das heißt dass der Unternehmer als Persönlichkeit also, egal was da an Information kommt, Angst vor der Zukunft hat, aber dass die es wird auf dieselbe Art und Weise verar- Unternehmensstruktur oft nicht zeitge- beitet. In dem Moment, wo dieser Prozess recht ist. Viele Unternehmen wissen, nicht sichtbar ist und es nicht gelingt, über dass sie sich erneuern müssen, wissen das hinauszugehen, was sie üblicherweise aber nicht genau, in welche Richtung, und denken und machen, verlängert sich die sie machen sich Sorgen über den Kanal Zukunft nur um die Vergangenheit. des Digitalen. Einer der Gründe dafür ist, dass viele österreichische Unternehmen Können Sie das an einem Beispiel in ihrem Lebenszyklus eine Status-quo- erklären? Phase erreicht haben, die sie jetzt pro- bieren aufrechtzuerhalten, die aber nicht Ein Beispiel ist eine Tankstellenkette, aufrechtzuerhalten ist. Die Erneuerung die sich fragt, ob es in Zukunft überhaupt ist natürlich ein Riesenaufwand und be- noch Tankstellen geben wird. Da beginnt inhaltet Transformationen, die mühsam die Reise dieses Unternehmens in die sind. Wenn man dann nicht ganz genau Zukunft. Was wir als Erstes tun, ist, dass weiß, was man für Erwartungen an die wir die Frage präzisieren. Die ursprüngli- Zukunft hat, ist das sehr schwierig. che Frage ist eigentlich unwichtig – auch wenn die Antwort auf die Frage ja oder Laut Volksbank Unternehmer-Studie ar- nein ist, wissen wir nicht, was das für uns beiten Unternehmer in Österreich durch- heißt. Die Frage ist zu unspezifisch. Wir schnittlich 58 Stunden und sechs Tage die stellen also eine neue Frage, um die es Woche. Jüngere arbeiten aber tendenziell wirklich geht. In diesem Fall: „Wer sind weniger. Sehen Sie einen Trend zu einem in Zukunft unsere Kunden und was ist geringeren Arbeitspensum – Stichwort Fotos: Wolf Steiner unsere Rolle dabei?“ Generation Y? Der zweite Schritt ist, dass wir einen Dialog über die Zukunft anstoßen, der auf Ja, ich denke schon. In den jetzi- eine ganz spezifische Art und Weise aus- gen Führungsebenen gibt es ja noch gewertet wird. Man nennt das Beobach- Führungspersönlichkeiten des klassischen tung 2. Ordnung. Das heißt, man wertet Zuschnitts, die ein heroisches Management den Dialog so aus, dass man im Stande ist, führen. Dieses zeichnet sich dadurch aus, sich selbst beim Denken zuzusehen. Man dass sie permanent im Kontext des Un- lernt also, wie man selbst über die Zukunft ternehmens unterwegs sind, für alles ver- nachdenkt, und sieht dadurch, was man antwortlich sind, alles selber wissen usw. überhaupt nicht sieht und wo vorhandene Potenziale liegen, die man noch gar nicht nutzt. So endet die Methode mit ganz klaren Konsequenzen bzw. Ableitungen, die wiederum Handlungen ermöglichen. 40 41
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