Dauerstreit ums Rauchen - Neuer Angriff aufs Mietrecht - Nr. 6, September 2014 M&W
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Editorial i nha l t Liebe Leserinnen, liebe Leser 3 Kampagne «Zahlbare Mieten für alle» Der MV geht in die Offensive. Mit dem Slogan «Zahlbare Mieten für alle» will er 4 Formularpflicht die Öffentlichkeit mieterpolitisch sensi- Weitergehende Forderungen des SMV bilisieren. Die Initiative kommt genau zur richtigen Zeit. Nicht nur sind die 6 Zürich Medien voll von Berichten über die ent- Wichtige Abstimmung über Wohn-Mindestanteile gleisten Wohnungsmärkte in den Ballungsgebieten. Auch hat der Bund die Notwendigkeit von Massnahmen erkannt. So 8 Mietrecht Vermieterlobby will Mieten leichter erhöhen können. führt er eine Vernehmlassung über die landesweite Einführung der Formularpflicht durch. 9 Parteien Die Chancen stehen gut, dass diese Forderung politisch Die Konservativen entdecken die Mieter. durchkommt. Die Linke steht dahinter, aber auch Teile der Bür- gerlichen. In diesem Zusammenhang ist das neue wohnpoliti- 11 Hotline sche Papier der CVP von Bedeutung. Dass die Partei ein solches Ist ein fünfjähriger Mietvertrag erlaubt? vorlegt, ist sehr begrüssenswert. Auch in ihrer Wählerschaft sind die Mietenden in der Mehrheit. Sie setzt somit ein richtiges 12 Miettipp und wichtiges Zeichen. Der Vorschlag, eine gesetzliche Pflicht Geht es auch ohne Mietvertrag? für Vermieter einzuführen, bei gesunkenem Referenzzins auch die Miete zu senken, ist ebenfalls zu begrüssen. Er eröffnet neue 13 Beratung Eine «Mieterschutz»-Firma sorgt für Ärger. Perspektiven im Bemühen, unser schwaches Mietrecht endlich zu verbessern. 15 Service Es ist also einiges in Bewegung. Vor allem in Zürich, dem Broschüre «Mietzinssenkung bei Veränderung des Referenzzinses» Brennpunkt aller Wohnprobleme. Für alle Mietenden im Kan- ton ist der 28. September ein Abstimmungsdatum, das sie kei- 16 International nesfalls verpassen dürfen. Es geht darum, den Bau preisgünsti- Spekulationsgeschäfte mit Mini-Wohnungen ger Wohnungen durch neue Planungsbestimmungen zu ermög- lichen. Für die Zukunft ist das zentral. Wenn Neuwohnungen Bild m&w schon bei ihrer Entstehung teuer sind, besteht keine Aussicht auf günstige Mieten. Es muss dafür gesorgt werden, dass Wohn- träger bedürfnisgerecht, und das heisst bezahlbar, bauen. Ein wuchtiges Ja an den Zürcher Urnen zeigt der ganzen Schweiz den Weg auf. Herzlich hug@pressebuero-sg.ch Herausgeber: Mieterinnen- und Mieterverband Deutschschweiz Redaktion: Ralph Hug (rh), Pressebüro St.Gallen, Postfach 942, 9001 St.Gallen, Tel. 071 222 54 11 Administration und Adressverwaltung: M&W, Postfach 2271, 8026 Zürich, Tel. 043 243 40 40, Fax 043 243 40 41 info@mieterverband.ch, www.mieterverband.ch Ständige Mitarbeiter/innen: Ruedi Spöndlin (rs), Basel; Michael Töngi, Bern; Anita Thanei, Zürich; Beat Leuthardt, Basel; Urs Thrier, Basel; Walter Angst, Zürich Layout, Titelbild: Traber, St.Gallen Druck: Ziegler Druck, Winterthur Beglaubigte Auflage: 117’156 Exemplare Erscheinen: 9 x pro Jahr Abonnementspreis: Fr. 40.–/Jahr Inserate und Beilagen: Judith Joss, judith.joss@mieterverband.ch Tel. 043 243 40 40 Zahlbare Mieten für alle: Beim Start der neuesten MV-Kampagne in Bern. 2 Mieten & Wohnen 6.2014
K ampagne Für zahlbare Mieten! Der Mieterinnen- und nung zu finden und ihren Miet- zins bezahlen zu können. Ob Fa- Mieterverband startet milien, Singles, Paare oder eine Kampagne für Patchworkfamilien: Wer kein gut gefülltes Portemonnaie hat, zahlbares Wohnen. wird vor allem in den Ballungs- Sie soll Schub für Ver- gebieten und grösseren Städten gnadenlos aus den Zentren in besserungen beim die Peripherie verdrängt. Dass Mietrecht und für die die Kampagne nötig ist, zeigen Das Logo der neuen MV-Kampagne für zahlbare Mieten. die ernüchternden Zahlen des Förderung günstiger Bundes. Auch die letzte Sen- Wohnungen geben. können. Nicht selten steigen die sollen. Hier sind neben dem kung des Referenzzinssatzes vor Mieten bei einem Wechsel um Bund auch die Gemeinden ge- nunmehr einem Jahr von 2,25 20 bis 30 Prozent. Oft haben Mie- fordert. Während in den Städ- auf 2 Prozent ist bei den Miet- U nter dem Titel «Zahlbare Mieten für alle» lanciert der MV eine neue Kampagne. tende, die sich wehren, gute Chancen, solche überhöhten Auf- schläge abzuwenden. Vorausge- ten die Land- und Wohnpolitik längst als wichtiges Anliegen verankert ist, muss in vielen Ag- haushalten nicht angekommen. Weniger als 20 Prozent der Mie- terinnen und Mieter haben seit- Die Kräfte sollen gebündelt und setzt, sie haben dank dem For- glomerationsgemeinden das Be- her eine Mietzinssenkung er- unter ein einheitliches Motto mular zur Mitteilung der Vor- wusstsein für die kommunale halten. Wie schon bei den voran- gestellt werden, damit die ak- miete überhaupt Kenntnis vom Bodenpolitik und für die Folgen gegangenen Senkungsrunden tuellen Forde- überrissenen Aufschlag. falscher Entscheide noch wach- hat sich einzig das Tempo der rungen für In einer zweiten Phase der sen. Allzuoft werden Grundstü- Mietzinserhöhung etwas ver- Verbesserun- Kampagne wird die Förderung cke an Investoren verscherbelt, langsamt – insgesamt steigen gen im Miet- des gemeinnützigen Wohnungs- um kurzfristig die Gemeinde- die Mieten trotz rekordtiefen recht und für baus ins Zentrum rücken. Auf rechnung aufzubessern. Zinsen weiter. Besonders wenn die Förde- Bundesebene werden derzeit Spielfiguren und ein variab- eine Wohnung neu vermietet rung des ge- verschiedene Massnahmen dis- les Logo begleiten die Kampa- wird, nutzen Immobilienfirmen, meinnützi- kutiert, die den Genossenschaf- gne. Die verschiedenen Logo-Va- Pensionskassen und einzelne Michael Töngi gen Woh- ten, Stiftungen und der öffentli- rianten zeigen, dass heute ver- Privatvermieter diese Gelegen- nungsbaus chen Hand zu einem besseren schiedenste Mieterhaushalte Pro- heit für teils massive Preiserhö- auch in die Tat umgesetzt wer- Zugang zu Bauland verhelfen bleme haben, eine günstige Woh- hungen. den. Treffpunkt und Kernstück der Kampagne ist die neue Web- seite www.zahlbaremieten.ch G eme i nn ü t z i ge mit den Forderungen des MV, ak- tuellen Nachrichten und Mög- lichkeiten, bei der Kampagne mitzumachen. Genossenschaften sind günstiger Die Kampagne wurde am 4. Von Genossenschaf- diesen Mieten schlägt die ABZ je- kannten Leistungen streichen September mit einer Medien- ten errichtete Woh- de gewinnorientierte Immobili- die Gemeinnützigen heute ver- konferenz gestartet. Das inhalt- enfirma oder Pensionskasse bei mehrt heraus. Dies wegen dem liche Schwergewicht liegt bei nungen sind klar weitem. «Das gilt auch für Neu- Abstimmungskampf um Min- günstiger. Das zeigt bauwohnungen», betont Hans destanteile im Kanton Zürich. Rupp. Nicht nur die ABZ, son- Die Genossenschaften wehren Das Bewusstsein für sich am Beispiel der dern auch viele andere Gemein- sich damit auch gegen Vorurtei- Bodenpolitik muss Allgemeinen Bauge- nützige bieten in Zürich und in anderen Städten preiswerte le, die ständig gegen sie aus Im- mobilienkreisen geschürt wer- wachsen. nossenschaft Zürich. Wohnungen an. Diese oft ver- den (siehe S. 6). den Anfangsmieten und der lau- fenden Vernehmlassung zur D ie ABZ ist die grösste ge- meinnützige Genossenschaft der Schweiz. In Zürich und Um- ABZ-Siedlungen Stadt Zürich Nettomieten und Wohnungstypen Formularpflicht. Vorgängig ha- gebung führt sie rund 60 Sied- 1600 ben sich die Geschäftsleiterin- lungen. Mehr als 10’000 Men- 1400 nen und Geschäftsleiter aus den schen wohnen in ihren Wohnun- MV-Sektionen zu einer Eröff- gen. Und zwar zu einem günsti- 1200 nungsveranstaltung getroffen. gen Preis, weil die ABZ nicht auf 1000 Erstes Ziel des Austausches war Gewinn aus ist, sondern die Kos- 800 die Bekämpfung der massiven tenmiete anwendet. Wie Ge- Mietzinserhöhungen bei Mie- schäftsführer Hans Rupp kürz- 600 terwechsel. lich ausführte, hat die durch- 400 Anhand von konkreten Bei- schnittliche ABZ-Wohnung ei- 200 spielen zeigten betroffene Sek- nen Nettomietzins von 10’986 tionsvertreter, mit welchen Er- Franken pro Jahr. Das sind gut 0 er er er er er er höhungen Mietende konfron- 900 Franken pro Monat. m m m m m m im im im im im im tiert werden und wie Anfech- Eine Zusammenstellung zeigt, 5 -Z 5 -Z 5 -Z 5 -Z -Z 5 -Z 1, 2, 3, 4, 5 6, tungen dieser Aufschläge mit dass sämtliche ABZ-Wohnungen 5, Hilfe des MV erfolgreich sein günstig sind (siehe Grafik). Mit 1- 2- 3- 4- 5- 6- Mieten & Wohnen 6.2014 3
F o rmu l arpf l i ch t Warum nur für Wohnungen? Der Bundesrat will, Bild m&w dass bei Mieterwech- seln überall der frühe- re Mietzins bekannt gegeben wird. Der SMV stellt aber noch einige weitergehende Forderungen. N ach dem Willen der Landes- regierung soll landesweit ein Formular eingeführt wer- den, auf dem die Vermieter bei Mieterwechseln die vorherige Miete angeben müssen (siehe M&W 5/2014). Derzeit läuft dazu die Vernehmlassung. Der Schwei- zerische Mieterinnen- und Mie- terverband (SMV) begrüsst die Formularpflicht, hat er sie doch selber schon lange gefordert. Ein solches offizielles Formular ist gar nichts Neues. Es gibt es bereits, etwa bei Kündigungen und bei Mietzinserhöhungen. Die Formularpflicht exisiert heute in sechs Kantonen. Nun soll für alle Kantone ein identi- sches Formular entwickelt wer- Mehr Tansparenz bei den Mieten ist nötig. Aber das allein genügt nicht. den. Die Frage ist, welche Infor- mationen auf dem einheitli- cher Grundlage dieser beruht. hier ist das Formular wichtig, lang nach dem Einzug vor über- chen Formular aufgeführt sein Also soll der massgebende Stand um die Verteuerung des Mietob- raschenden Sanierungen schüt- sollen. Hier verlangt der SMV des Referenzzinssatzes ebenfalls jekts transparent zu machen zen. Diese Frist sei zu kurz, ar- mehr als der Bundesrat, der sich angegeben werden. und Kündigungen zwecks Miet- gumentiert der SMV. Es sei wich- nur auf die Bekanntgabe des Ein weiteres Problem sind zinsoptimierung einen Riegel tig, dass Mietende nicht damit früheren Mietzinses beschrän- die ausufernden Nebenkosten. zu schieben», so der SMV. rechnen müssen, dass ihr Miet- ken will. Für Mietende ist es Siehe den Fall Livit, über den Heute sind Mieterhöhungen zins in kurzer Zeit massiv er- nämlich wichtig, dass sie nicht M&W ausführlich berichtet hat. nichtig, wenn sie nicht begrün- höht wird. Grössere Aufschläge nur den Vormietzins kennen, Der SMV verlangt, dass auf dem det sind. Der SMV fordert zu- müssten vorhersehbar sein. Dem sondern auch wissen, auf wel- neuen Formular auch die effek- sätzlich, dass auch eine Begrün- dient eine dreijährige Frist am tiven Nebenkostenzahlungen dung, die offensichtlich falsch besten. Formularpflicht allein der letzten Jahre aufgeführt sein ist, zu einer Nichtigkeit führt. Es ist aber klar, dass die For- genügt nicht müssen. Nur so kann jemand be- Damit könnten schwarze Scha- mularpflicht nur ein Tropfen urteilen, ob er oder sie nicht mit auf den heissen Stein ist (siehe Mit der landesweiten Einführung viel zu tiefen Akontobeträgen Box). Daher bedauert es der der Formularpflicht will der Bun- Die Formularpflicht geködert wird und hohe Nach- SMV, dass der Bundesrat keine desrat einen Beitrag zur Transpa- zahlungen berappen muss. weiteren wirksamen Massnah- renz und zur Dämpfung des Laut Bundesrat soll die For- ist nur ein Tropfen men vorschlägt. Gerade Zentren Mietpreisanstiegs leisten. Der Schweizerische Mieterinnen- mularpflicht nur für Wohnun- auf den heissen Stein. mit einer starken Wirtschafts- gen gelten. Warum nicht auch entwicklung brauchten solche. und Mieterverband (SMV) hat für Geschäftsräume? Auch La- Laut SMV wäre es durchaus mög- diesen Schritt schon lange gefor- denbesitzer und kleine und fe bekämpft werden, und dies lich, Beschränkungen ohne dert. Er hält ihn aber nur für ein mittlere Unternehmen leiden zwinge die Vermieter, ihre Be- grundlegende Änderungen am Minimum im Kampf gegen die unter Raumknappheit und ho- gründung richtig zu wählen. bestehenden Mietrecht einzu- Mietexplosion vor allem in den hen Anfangsmieten. Es gibt kei- Auch schütze dies jene Mieten- führen. So wäre ein Bundesbe- grossen Städten. Der SMV fordert nen Grund, Geschäftsräume von den, die in gutem Glauben die- schluss über Massnahmen ge- zusätzlich drei weitergehende der Formularpflicht auszuneh- se Begründung akzeptieren. gen Missbräuche im Mietwesen Massnahmen: men. Nicht einverstanden ist der Schliesslich stellt der SMV noch wie im Jahre 1972 möglich. Da- eine Begrenzung von Auf- SMV mit der bundesrätlichen eine weitere wichtige Forde- mals wurden eine Mietzinskon- schlägen bei Neuvermietungen Absicht, dass bei der Wiederver- rung: Nach Abschluss eines Miet- trolle und ein schärferer Kündi- (Mietpreisbremse) mietung nach einer Sanierung vertrags soll es während drei gungsschutz für Gebiete mit einen besseren Kündigungs- keine Formularpflicht nötig sei. Jahren nicht möglich sein, den chronischer Wohnungsnot ein- schutz «Sanierungen werden in den Mietzins wegen einer Sanie- geführt, um den schlimmen eine Erhöhung des Anteils an Hotspots vermehrt als Kündi- rung zu erhöhen. Der Bundesrat Auswüchsen der damaligen Spe- preisgünstigen Wohnungen. gungsgrund angegeben. Gerade will Mieter nur gerade ein Jahr kulation zu begegnen. 4 Mieten & Wohnen 6.2014
R auchen Blauer Brief für blauen Dunst? Raucher sorgen in Bei den zahlreichen Mietverhält- te Raucher nach Helmut Schmidt», müsse es ein Vermieter nicht nissen habe ein neu einziehen- hiess es in Anspielung auf den hinnehmen, wenn der Rauch im Mehrfamilienhäusern der Mieter nicht erwarten kön- ex-Bundeskanzler, der als notori- Treppenhaus zu einer Belästi- für Ärger. Das zeigt nen, dass im Haus überhaupt scher Raucher bekannt ist. gung für die Nachbarn werde. nicht geraucht wird. Die Miete- Adolfs’ Zigarettenkonsum lös- Die Kündigung sei daher rech- sich – grenzüber- rin, die sich beschwert hat, habe te in dem Mietshaus, in dem er tens. Adolfs ging in die Beru- schreitend – an zwei erst nach mehreren Jahren nach wohnt, etliche Beschwerden bei fung. Das Landgericht fand nun dem Einzug über die Immissio- den Nachbarn aus. Doch davon ebenfalls, dass Rauchen allein neueren Fällen. nen geklagt. Dies obwohl die liess sich der Mann nicht beein- nicht vertragswidrig und daher Nachbarn schon immer ge- drucken. Er rauchte einfach wei- auch kein Kündigungsgrund sei. E s geschah im Kanton Waadt. Eine Mieterin stiess sich am häufigen Tabakgeruch in ihrer raucht hätten. In der Gesamtbe- trachtung, so das Gericht, sei es den Klägern nicht gelungen auf- Darf Rauchen ein Doch habe Adolfs einen schwerwiegenden Pflichtverstoss begangen: Er habe Massnahmen Wohnung. Zwei Jahre reagierte zuzeigen, dass die Immissionen unterlassen, dass der Rauch nicht sie nicht, doch dann hatte sie die die Grenze des Tolerierbaren Kündigungsgrund ins Treppenhaus gelangt. Ja, er Nase voll. Sie tat sich mit weite- überschritten. Fazit: Wer in ein sein? habe sogar noch die Belästigung ren Nachbarn zusammen. Am Mehrfamilienhaus mit vielen gefördert, indem er seine Woh- Schluss waren es zwanzig Miet- Mietern ohne Zusage einzieht, nung nicht genug gelüftet und parteien, die sich gegen die Ge- dass es sich um ein Haus mit ter. Schliesslich mahnte ihn der seine zahlreichen Aschenbecher ruchsimmissionen wehrten. Wo- Nichtrauchern handelt, muss Vermieter ab. Doch auch das half nicht geleert habe. Jetzt muss her diese genau stammten, war mit Immissionen aus Tabak- nichts. Adolfs blieb seinem Las- Adolfs bis Ende Jahr ausziehen, unklar. Es liess sich keine ein- rauch rechnen. ter unverändert treu. Nachbarn, sofern er nicht noch an den Bun- deutige Quelle ausmachen, le- In Deutschland lag der Fall et- die sich durch den ins Treppen- desgerichtshof gelangen will. diglich: In der Nachbarschaft was anders. Dort sorgte der haus ziehenden Qualm belästigt Die deutsche Raucher-Gemein- wird irgendwo geraucht. 75jährige rauchende Rentner fühlten, verlangten nun vom de hat in Adolfs eine neue Ikone Die Mieter verlangten nun Friedhelm Adolfs aus Düsseldorf Vermieter, dass er Adolfs aus der gefunden. Man lud ihn bereits vom Vermieter, den Mangel zu für Aufsehen. Er muss nach 40 Wohnung werfe. Tatsächlich er- an Raucher-Demos ein, und er beseitigen und für die Zeit der Jahren aus seiner Wohnung aus- hielt Adolfs die Kündgung und dient nunmehr als jüngster Be- Belästigung den Mietzins zu sen- ziehen. Dies befand das Düssel- auch gleich eine Räumungskla- weis für eine intolerante Gesell- ken. So musste sich das Gericht dorfer Landgericht im vergange- ge. Doch der überzeugte Rau- schaft im Gesundheitswahn, mit dem waadtländischen Rau- nen Juni. Dem war ein längerer cher wehrte sich mit einem An- welche die Raucher vollständig cherproblem befassen. Dieses ord- Rechtsstreit vorausgegangen, der walt. Beim Amtsgericht verlor er eliminieren will. Adolfs erhielt nete zuerst ein Beweisverfahren den Rentner im ganzen Land zu allerdings: Dieses meinte, ein auch Spenden von Sympathisan- an. Weitere Zeugen wurden ein- einer bekannten Figur machte. Mieter dürfe zwar grundsätzlich ten für seine Prozesskosten. Ob vernommen. Dabei stellte sich Er sei jetzt der «zweitbekanntes- in seiner Wohung rauchen. Doch es ihm nützt? heraus, dass in der Wohnung der Bild m&w Kläger eindeutig Geruchsimmis- sionen wegen rauchenden Nach- barn wahrnehmbar waren. Doch was die Intensität und die Häu- figkeit anging, gingen die Aussa- gen ziemlich auseinander. Das Gericht stand vor der Fra- ge, ob die Mieter dies hinnehmen müssen oder ob ganz klar ein Mangel vorliegt, den der Vermie- ter beseitigen muss. Das Waadt- länder Mietgericht kam in sei- nem erst jetzt bekannt geworde- nen Urteil vom 2. Februar 2013 (CdB 2/2014 S. 58) zu folgendem Schluss: Der Vermieter hat sei- nen Mietern im Mietvertrag kein rauchfreies Haus zugesichert. Anzeige Vorzugskonditionen für MV-Mitglieder Buchen Sie mit der AVIS Worldwide Discount Nummer D935700 zu preisgünstigen Tarifen Autos und Lieferwagen. Unter www.avis.ch, Tel. 0848 81 18 18 oder auf www.mieterverband.ch unter «Dienstleistungen». Raucher und Nichtraucher können sich schnell in die Haare geraten. Mieten & Wohnen 6.2014 5
A bs t i mmung Ein Entscheid mit Signalc Bald fällt im Kanton Bild m&w Zürich ein zentraler mieterpolitischer Ent- scheid von landes- weiter Bedeutung. Es geht um mehr preis- günstigen Wohnraum durch Mindestanteile. D er Kanton Zug war im Jahr 2010 der erste. Es folgten folgten weitere Städte und Ge- meinden. Sie alle erkannten: Wer günstige Wohnungen will, muss planerisch dafür sorgen, dass sie entstehen können. Zug erliess erstmals Vorschriften für Mindestanteile von preis- günstigen Wohnungen. Dieser Schritt machte als «Zuger Mo- dell» Furore. Dieses Modell soll nun, leicht abgewandelt, auch in Zürich zum Zug kommen. Ei- ne Mitte-Links-Mehrheit setzte dies im Kantonsrat durch. Am 28. September folgt nun eine Volksabstimmung, weil die Ein Ja könnte eine kleine Revolution im Wohnungsmarkt Mindestanteile für preiswerte Wohnungen sorgen dafür, dass auch wirklich bezahlbare Wohnungen entstehen. auslösen. winnorientierte Immobilienfir- statt fürs Doppelte erstellen. Al- eigentümerlobby wehrt sich men mit teuren Wohnungen zu so genau das, was Durchschnitts- verbissen gegen jede noch so unterlegene Rechte dagegen das bevorzugen, kämen vermehrt verdienende und Familien heu- kleine Einschränkung ihrer Referendum ergriffen hat. Im gemeinnützige Bauträger mit te brauchen und was der Markt Pfründe. Albert Leiser, Direktor kantonalen Planungs- und Bau- preiswerten Wohnungen zum zunehmend weniger bereitstellt. des HEV Zürich, spricht von ei- gesetz (PBG) soll ein neuer Arti- Zug. Diese würden Vierzimmer- Diese Lösung ist vernünftig. nem «staatlichen Mietzinsdik- kel 49b eingefügt werden. Die- wohnungen für 2000 Franken Doch die Immobilien- und Haus- tat», was überhaupt nicht zu- ser gibt den Gemeinden die Kompetenz, bei Ein- und Aufzo- nungen Mindestanteile an preis- Anonyme Inserate: Gegner der Zürcher Wohnvorlage schiessen zum Kampagnenstart günstigem Wohnraum vorschrei- Am 8. August erschien in den aufgefordert, sich zu melden. An- «Enttäuschten Wohngenossen- ben zu können. Eine solche Vor- Zürcher Tageszeitungen ein gro- gegeben war nur ein Postfach na- schaftern» steckten also gar keine schrift würde es den nicht ge- sses Inserat mit dem Titel «Su- mens «Enttäuschte Wohngenos- Genossenschafter, sondern der winnorientierten Bauträgern, chen Sie eine günstige Woh- senschafter». Verband der privaten Hausbesitzer. den gemeinnützigen Genossen- nung?». Es wurden aber keine Es dauerte nicht lange, bis die Schnell wurde auch klar, dass das schaften, erlauben, mehr preis- günstigen Wohnungen angebo- Drahtzieher dieser Aktion aufflo- Manöver Teil der Abstimmungs- werte Wohnungen zu bauen. ten. Vielmehr wurden Leute, die gen. Der Zürcher HEV-Präsident Al- kampagne für den 28. September Um zahlbare Mieten sicher- schlechte Erfarungen mit Genos- bert Leiser musste die Urheber- war, wo es um die Förderung von zustellen, gilt das Prinzip der senschaften gemacht haben, schaft einräumen. Hinter den preisgünstigen Wohnungen durch Kostenmiete. Für den Investor ist damit eine faire Rendite ga- rantiert, nicht jedoch eine Ma- ximalrendite. Weiter können die Gemeinden Belegungsvorschrif- ten erlassen, damit auch die richtige Zielgruppe in den Ge- nuss dieser Wohnungen kommt. Dies alles könnte, flächendek- kend angewendet, zu einer klei- nen Revolution im Wohnungs- Hinter diesem anonymen Inserat steckte niemand anders als der Zürcher Hauseigentümer-Verband. markt führen: Statt nur ge- 6 Mieten & Wohnen 6.2014
K o mmen t ar harakter Gemeinden brauchen günstige Wohnungen welche Freiheit wichtiger ist: je- Anfang August haben Zürichs Sta- verhindert werden, dass die in den ne des Investors mit Maximalge- tistiker mitgeteilt, dass sich die Zahl Städten arbeitenden Menschen im- winnen oder jene der Bevölke- der leerstehenden Wohnungen im mer weitere Arbeitswege in Kauf rung, die auf tragbare Mieten letzten Jahr deutlich erhöht habe. nehmen müssen, weil sie in der angewiesen ist. Dass trotzdem Stadt keine bezahlbare Wohnung Auch erstaunt das massive niemand von mehr finden. Engagement des HEV. Tangieren einer Entspan- Der Stadtzürcher Mieterver- denn Mindestanteilvorschrif- nung auf dem band hat dies früh erkannt. Vor fünf ten dermassen die Interessen Wohnungs- Jahren hat seine Präsidentin Manu- der einzelnen Hausbesitzer? Die markt zu re- ela Schiller die Forderung erhoben, Antwort lautet: Nein. So stellt den wagt, hat dass in Gestaltungsplänen Mindest- sich die Frage, wessen Interes- die Immobili- anteile an preisgünstigen Wohnun- sen der Verband eigentlich wahr- enwirtschaft gen festgelegt werden. Die Idee fand nimmt. Sicher sind es hier nicht Walter Angst zu verantwor- im städtischen Parlament eine die Interessen des normalen ten. Ihre Fixie- Mehrheit. Die Baudirektion des Kan- Hüsli- oder Wohnungsbesitzers. rung auf das oberste Preissegment tons Zürich hat jedoch die Umset- Vielmehr holt der HEV die Koh- hat zu einer Marktverzerrung ge- zung blockiert, weil das kantonale len von Immobilienkonzernen führt. Es werden zwar viele Woh- Planungs- und Baugesetz solche Re- aus dem Feuer. Warum machen nungen gebaut, oft sind es aber die gelungen auf Gemeindeebene verbie- diese das nicht selbst? HEV-Mit- falschen. te. Weil der ganze Kanton unter den glieder sollten sich fragen, ob In der Fachwelt ist man sich des- Folgen der Mietexplosion leidet, sie mit ihren Mitgliederbeiträ- halb einig, dass die Förderung des dürfte die kantonale Blockade in der gen wirklich das Geschäft teils preisgünstigen Wohnraums ein Ge- Referendumsabstimmung vom 28. milliardenschwerer Baukonzer- bot der Stunde ist. Nur so kann die September nun aber fallen. Die Im- ne mitfinanzieren wollen. Zersiedelung gebremst und die bau- mobilienverbände laufen zwar Im Abstimmungskomitee liche Entwicklung sozialverträglich Sturm gegen die Änderung. Sie kön- «Hier daheim», das für die Vorla- gestaltet werden. Und nur so kann nen aber schlecht vertuschen, dass ge eintritt, macht der MV an sie mit ihrem Nein nur die vorderster Stelle mit. Es wird Partikularinteressen einer von Felicitas Huggenberger, Ge- kleinen Schicht von Profi- schäftsleiterin des MV Zürich, teuren verteidigen. präsidiert. Mit dabei sind Ver- Walter Angst tretungen aller Mitte-Links- Kommunikationsleiter Parteien, aber auch Exponenten Komitee «Ja zur Förderung des preisgünstigen Wohnraums»,Postfach 1949, 8026 Zürich MV Zürich von Hilfswerken wie der Caritas PBG_F12_Druckvorlage_nurLogo_tuerk.indd 1 06.08.14 18:18 oder der Landeskirchen. Der MV war die treibende Kraft hinter den Kulissen (siehe Kommentar J us t i z trifft. Und ebenso tatsachen- rechts). Erfolgt am 28. Septem- widrig behauptet er, Vorschrif- ten für Mindestanteile würden keine Rendite mehr auf das in- ber ein Durchbruch, wird er landesweit ausstrahlen. Denn was in Zürich möglich ist, sollte Schlechte Karten vestierte Kapital erlauben. Lei- auch in Bern, Basel, Luzern oder Wenn ein Vermieter lichkeit Vorrang habe. Der Ver- ser beklagt weniger Freiheit, er St.Gallen möglich sein. mieter hatte es aber unterlassen, muss sich aber fragen lassen, www.hier-daheim.ch die Unterlagen zur die Unterlagen zur Berechnung Renditeberechnung der Rendite vorzulegen. Aus die- sem Grund nahm das Gericht ein prächtiges Eigengoal nicht herausrückt, Missbräuchlichkeit an. Wegen baugesetzliche Bestimmungen Verband der Gemeinnützigen, wird ein umstrittener der fehlenden Unterlagen konn- geht. Ein veritables Eigengoal! reagiert auf solche Machen- ten die Richter weder eine Rendi- Der HEV versucht seit Länge- schaften mit einer Aufklärungs- Anfangsmietzins als teberechnung anstellen noch rem, Wohnbaugenossenschaften kampagne. Sie soll die grosse missbräuchlich ver- auf eine offizielle Mietzinsstatis- gezielt in ein schlechtes Licht zu rü- Bedeutung der nicht gewinnori- tik zurückgreifen. cken. Er stellt sie als Unterneh- entierten Bauträger bewusst mutet. Der Mietzins wurde auf der mungen dar, die nur Geld vom machen. Ein Slogan heisst zum früheren Höhe von 1275 Franken Staat erhalten und ihre Wohnun- gen an die Falschen vermieten. Bei- des ist verfehlt: Weder werden Ge- Beispiel: «Warum sind Wohn- baugenossenschaften so güns- tig? Weil wir darauf verzichten, D ies hat ein Freiburger Ge- richt entschieden. Der Mie- ter hatte in Villars-sur-Glâne ei- festgelegt. Auch im Falle von Ver- gleichsobjekten hätte der Ver- mieter schlechte Karten gehabt. meinnützige subventioniert noch Profit abzuschöpfen. Wir verlan- nen von 1275 auf 1455 Franken Er legte nämlich bloss einige In- kann ihre Vermietungspolitik ge- gen für unsere Wohnungen nicht erhöhten Anfangsmietzins we- serate vor, und zwar noch solche nerell kritisiert werden. Das haben mehr als das, was sie kosten.» gen übersetztem Ertrag ange- aus anderen Quartieren. Gefragt Untersuchungen bewiesen. Die Mo- Geschäftsführer Daniel Maerki fochten und eine Herabsetzung gewesen wären jedoch handfes- bilisierung solcher Vorurteile zeigt, meint: «Streichen wir unsere auf 1185 Franken verlangt. Die te, konkrete Mietverträge. Und wie in gewissen Kreisen Negativ- Leistung für die Gesellschaft her- fragliche Liegenschaft war 16 bei Städtchen von der Grösse von bilder des gemeinnützigen Wo- aus und räumen wir gemeinsam Jahre alt. Daher stellte das Ge- Villars-sur-Glâne mit 12’000 Ein- hungsbaus gepflegt und politisch mit den Vorurteilen und Irrtü- richt fest, dass im Rahmen der wohnern muss nach dem Willen ausgeschlachtet werden. Wohn- mern auf, die gegen uns geschürt absoluten Methode das Krite- der Richter nach Quartieren dif- baugenossenschaften Schweiz, der werden!» rium der Rendite und nicht das- ferenziert werden. jenige der Orts- und Quartierüb- Urteil publiziert in mp 5/2014. Mieten & Wohnen 6.2014 7
M i e t rech t Neuer Angriff aufs Mietrecht Immobilienkreise bla- orts- und quartierüblichen Mie- «künstlich und abstrakt». Der mer dann zu hören, wenn Maxi- ten liegen. Weil die Gerichte Referenzzinssatz entspreche malrenditen bei Pensionskas- sen zum Angriff aufs aber an die Vergleiche sehr hohe nicht der sozioökonomischen sen zur Debatte stehen. Diese Mietrecht. Sie wollen Anforderungen stellen, so be- Realität, so Feller. Stattdessen verstecken sich dann stets hin- wirkt eine Lockerung der Krite- will er die Orts- und Quartierüb- ter den angeblichen Interessen mehr Markt, höhe- rien nur eins: dass die Mieten lichkeit zur Geltung bringen. ihrer Versicherten. Dabei geht re Mieten und mehr leichter nach oben angepasst Oder mit anderen Worten: den es primär um ihre eigenen, werden können. Markt. nämlich um die Maximalrendi- Rendite. Der SMV «Wenn dies eingeführt wür- Was ist der Hintergrund? te. «Die Initiative von Feller will wird sich dagegen zur de, so würde eine Mietpreisspi- Laut dem Mietrecht ist ein Miet- ein zentrales Element bei der rale in Gang gesetzt», befürchtet zins dann missbräuchlich, wenn Überprüfung der Mietzinsen Wehr setzen. SMV-Generalsekretär Michael damit ein übersetzter Ertrag er- ausschalten, zeigt aber nicht Töngi, «die Vergleichsobjekte zielt wird. Und ein Ertrag gilt auf, wie in Zukunft eine Rendi- D ie Schweiz hat die höchsten Mieten Europas. Doch das scheint der Immobilienwirt- schaukeln sich dann gegensei- tig hoch.» Jede Abkehr von der Kostenmiete sei für die Mieten- als übersetzt, wenn er 0,5 Pro- zentpunkte oder mehr über dem Referenzzinssatz liegt. Da te berechnet werden soll», sagt SMV-Generalsekretär Töngi. Da- her sei der Vorstoss unverständ- schaft nicht genug. Sie will den nachteilig. Töngi wirft Eg- der Referenzzinssatz derzeit 2 lich. «Als die Zinsen hoch wa- mehr. Mehr Ertrag und mehr loff vor, mit seinem Anliegen Prozent beträgt, sind Erträge ren, waren die Vermieter mit Profit aus den Taschen der Mie- die bisherige Mietzinsgestal- der Berechnungsmethode zu- terinnen und Mieter. Wer ge- tung aus dem Gleichgewicht zu frieden, jetzt bei tiefen Zinssät- glaubt hatte, der politische bringen. Noch höhere Aufschlä- Die Vermieter wollen zen möchten sie sie ändern», Druck in Richtung Marktmiete sei vorbei, sieht sich getäuscht. ge bei Neuvermietungen wür- den nach Notrecht rufen. Wie bei der Rendite kei- kritisiert Töngi die Inkonse- quenz der Vermieterseite. Nachdem der Hauseigentümer- dies in der Geschichte des Miet- nerlei Beschränkung. Für ihn ist die Missbrauchs- verband mit dem Versuch ge- rechts schon mehrmals der Fall grenze mit einem halben Pro- scheitert ist, via Bausparen war, wenn sich die Situation für zent über dem Referenzzinssatz Steuererleichterungen für seine den Grossteil der Bevölkerung, von 2,5% und mehr auf dem in- richtig angesetzt. «Sie erlaubt Klientel herauszuholen, wird der Miete zahlt, drastisch ver- vestierten Kapital aus miet- dem Vermieter eine angemesse- nun wieder das Mietrecht direkt schlechterte. rechtlicher Perspektive gesehen ne Rendite auf seinem Eigenka- torpediert. Wie schon in frühe- Egloff ist nicht der einzige, überrissen. Das ist den rendite- pital, egal wie die Situation auf ren Jahren. Dies zeigen neue der Druck in Richtung Markt- orientierten Immobiliengesell- dem Hypothekenmarkt ist.» Er Vorstösse im Parlament. miete macht. Sein Pendant in schaften natürlich ein Dorn im weist auch darauf hin, dass das Einer davon stammt vom HEV- der Romandie heisst Olivier Fel- Auge. Sie wollen bei der Rendite Mietrecht eine Anpassung des Präsidenten höchstselbst: SVP- ler. Er ist FDP-Nationalrat und keine Grenzen. Auch argumen- Eigenkapitals des Vermieters an Nationalrat Hans Egloff ver- Generalsekretär der Fédération tieren sie, Anleger und Pen- die Teuerung erlaubt. Damit ge- langt eine erleichterte Anwen- Romande Immobilière (FRI), al- sionskassen könnten mit solch währt es den Hauseigentümern dung der Orts- und Quartierüb- so des Westschweizer Immobili- tiefen Renditen gar nicht die nö- nicht nur eine interessante Ren- lichkeit bei der Festsetzung der enverbands. Feller hat im Früh- tigen Erträge für ihre Versicher- dite, sondern schützt sie auch Mieten (M&W berichtete). Fak- jahr in Bern eine parlamenta- ten erwirtschaften. Dies umso noch gesetzlich gegen Inflation. tisch läuft dies darauf hinaus, rische Initiative eingereicht, die weniger, wenn der Referenzzins Das gibt es sonst kaum mehr, je- die Mieten leichter erhöhen zu das Mietrecht ändern will: Er noch weiter auf 1,75% absinken denfalls nicht bei den Löhnen. können. Mietzinsen gelten näm- will die zulässige Rendite nicht würde, wie viele Fachleute vor- Wie gut stehen die Chancen, lich dann als nicht missbräuch- mehr an den Referenzzinssatz aussagen. Das aber ist ein altbe- dass sich Egloff/Feller im Parla- lich, wenn sie im Rahmen der binden. Diese Koppelung sei kanntes Argument. Es ist im- ment durchsetzen können? Da die bürgerlichen Parteien gerne Bild m&w dem HEV folgen und Linksgrün in der Minderheitsposition ist, kommt es auf die Mitteparteien CVP, BDP und GLP an. Einige zei- gen sich neuerdings mieter- freundlich (siehe Beitrag S. 9). Leider zeigt aber die Erfahrung, dass es oft zu mieterfeindlichen Entscheiden kommt, weil der Wirtschaftsflügel der CVP der Rechten folgt. Zudem sind viele Parlamentsmitglieder Hausbe- sitzer oder Vermieter und orien- tieren sich nicht an der Mehr- heit der Bevölkerung, die nach wie vor in Miete lebt. Auf der an- deren Seite haben es Mietrechts- änderungen immer schwer, egal von welcher Seite sie kommen. Das zeigt das Scheitern der In- dexmiete zu Beginn der Nuller- jahre. Das Volk hatte dazu gleich zweimal das letzte Wort Die Vermieterlobby will über Erleichterungen bei der Orts- und Quartierüblichkeit zu höheren Mieten kommen. – und lehnte ab. 8 Mieten & Wohnen 6.2014
P ar t e i en CVP entdeckt die Mieter Die CVP will «faires eigentümer fest, dies trotz nega- mit nicht durchdringt, kündigt Bild Ammann tiven Volksentscheiden. Verbesse- Jauch einen Vorstoss im Parla- Wohnen für alle». rungen im schwachen Mietrecht ment oder in der Rechtskom- Unter anderem sind kaum vorgesehen. Interes- mission an. In diesem Punkt ha- sant ist aber der Punkt vier: Die ben CVP und der MV Berüh- fordert sie eine Partei will die Vermieter ver- rungspunkte. Dies ist im Hin- Vermieterpflicht zu pflichten, bei gesunkenem Hy- blick auf mögliche Mehrheiten pothekarzins auch die Mieten im Parlament in Bern von Be- Mietzinssenkungen. zu senken: «Die Vermieter sind deutung. Der MV verlangt schon gesetzlich zu den Anpassungen lange, dass die Mieten nicht nur «E s wird immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden», stellt die CVP in ih- auch nach unten zu verpflich- ten, ohne dass der Mieter dies se- parat zu verlangen hat.» Eine automatisch nach oben, son- dern je nach Zinslage ebenso nach unten angepasst werden. rem neuen Positionspapier zur solche ausdrückliche Verpflich- Michael Töngi, Generalse- Wohnpolitik fest. Daher hält die tung gibt es bis jetzt nicht. kretär des Schweizerischen Mie- Partei Reformvorschläge für nö- Sind schon Vorstellungen vor- terinnen- und Mieterverbands, tig. Die CVP entdeckt also die handen, wie dies umgesetzt wer- meint: «Wir begrüssen diese Mietenden, was sehr löblich ist. den könnte? Thomas Jauch vom Forderung der CVP.» Laut Töngi M&W hat das Papier unter die CVP-Sekretariat verweist auf die wird im SMV die Frage ebenfalls Lupe genommen. Was steht ge- laufende Revision zur Formular- geprüft, wie eine solche Ver- nau drin? pflicht. Hier wolle die Partei die- pflichtung der Vermieter ge- Der 18-Punkte-Plan reicht von ses Anliegen auch einbringen. setzlich ausgestaltet werden mehr öffentlichen Flächen für Die CVP unterstützt jetzt die könnte. Überlegungen dazu Wohnbaugenossenschaften bis Transparenz bei Mietwechseln existieren auch im Bundesamt zur besseren Ausnützung von durch Angabe der Vormiete. für Wohnungswesen. Mögli- Grundstücken. Auch hält die Jauch sagt: «Der Mieter muss im cherweise könnte sich daraus in Partei am Bausparen sowie an Schweizer Mietrecht besser ge- Die Mietenden – bald vermehrt im naher Zukunft ein konkretes Steuererleichterungen für Wohn- schützt werden.» Falls man da- Fokus der Mitteparteien? Reformprojekt ergeben. G er l af i ngen Rücksichtsloses Vorgehen der Besitzer Im Fall Gerlafingen rende soziale Netze zerrissen. hen sie in der Eingangshalle des scheiden, ob Härtefälle vorlie- Die Nachbarschaftshilfe geht Oberamts in Solothurn: die bei- gen, die eine Mieterstreckung geht es hart auf hart. unwiederbringlich verloren. Ein- den Vermieter, der Anwalt und rechtfertigen, sondern es muss Da die Hausbesitzer springen muss dann meist die die Praktikantin. Geschlecktes auch die Rechtmässigkeit der Sozialhilfe zulasten der Steuer- Haar, feine Anzüge, herablas- Kündigungen beurteilen. Da kein Jota nachgeben, zahlenden. sende Blicke, geradezu so, als sieht es für die Zürcher Immobi- kommt es zum Der Fall führte zu Schlagzei- versuchten sie mit Absicht, die lienvertreter nicht unbedingt len in den Lokalmedien. Und Bösewichte in einem Kinder- gut aus: Wie sich an der Schlich- Prozess. auch zu einer Verhandlung vor film zu mimen.» tungsverhandlung herausstell- der Schlichtungsstelle in Solo- Auch MV-Anwältin Clivia te, haben sie noch gar kein aus- L eserinnen und -leser von M&W wissen: Im solothurni- schen Gerlafingen müssen rund thurn. Denn neun Mietende fochten mit Hilfe des MV den Rausschmiss als missbräuch- Wullimann beklagt die Taub- heit der Gegenseite. Diese habe nur ein Ziel: «Sie wollen die Mie- gereiftes Bauprojekt in der Hand. Clivia Wullimann weiss: «Es gibt weder eine Baubewilli- 50 Haushalte ausziehen, weil ei- lich an. Die Behörde konnte je- ter möglichst schnell los wer- gung noch einen Bauplan.» Das ne Zürcher Immobilienfirma um- doch ihrem Namen nicht ge- den.» Ob diese Strategie aufgeht, wäre zumindest im Kanton Zü- bauen will (M&W 2 und 3/2014). recht werden: Eine Schlichtung ist allerdings fraglich. Einige rich Grund genug, um die Kün- Bei den Betroffenen handelt es war unmöglich. Verantwortlich digungen für missbräuchlich sich durchwegs um finanziell dafür sind in erster Linie die zu erklären. Die Schlichtungs- schlecht gestellte und sozial Vertreter der Eigentümerin Nar- Mit geliertem Haar behörde in Meilen liess un- schwache Leute, vorab aus der Türkei. Die meisten kamen we- va Properties AG aus Zürich. Sie blieben hart und verweigerten und feinen Anzügen längst einen Eigentümer abblit- zen, weil er keine Baubewilli- gen des Stahlwerks hierher. Das jeden Kompromiss. Nicht ein- vor Gericht gung für seine geplante Sanie- Quartier, in dem sie wohnen, mal auf eine Mieterstreckung rung vorweisen konnte. Kündi- trägt den Spitznamen «Klein-Is- wollten sie sich einlassen. Sozia- gungen auf Vorrat werden hier tanbul». Die früheren Besitzer le Sensibilität gleich null. Mieter sind entschlossen, ans nicht akzeptiert. liessen die Wohnblöcke syste- So viel Kaltschnäuzigkeit ha- Gericht zu gelangen. Aus dem Daran können, ja müssen matisch verlottern. Manche Be- be man wohl selten gesehen, vorgesehenen Sanierungsbe- sich die Solothurner Richter troffene stürzt nun die Kündi- lautete der Tenor in den Medien- ginn im Herbst dürfte nichts orientieren, wenn sie diesen au- gung in soziale Not. Sie können berichten. In einer Lokalzei- werden. sserordentlichen Fall beurtei- sich Mieten von über tausend tung hiess es gar: «Man muss Dieser Mietstreit entwickelt len. Und so den betroffenen Mie- Franken kaum leisten. Vor al- sich schon Mühe geben, um so sich zu einem Testfall für eine tenden zumindest eine kleine lem aber: Mit der Leerkündi- unsympathisch zu wirken. Kühl, soziale Rechtspraxis. Denn das Verschnaufpause für die Woh- gung werden gut funktionie- abgebrüht und distanziert ste- Gericht muss nicht nur ent- nungssuche verschaffen. Mieten & Wohnen 6.2014 9
news gibt, räumt der Regierungsrat Markt- versagen ein, was eine Korrektur er- Bund spricht neue fordere. Bürgschaft Mit dem Mieterverband Für den Bau von günstigen Woh- Mobimo will mehr nungen stehen weitere 1,9 Milliar- den Franken in Form einer Bürg- Mietertrag fahren Sie immer gut. schaft bereit. Diesen Betrag hat der Der börsenkotierte Immobilienkon- Bundesrat Ende August beschlos- zern will seine Mieterträge steigern. sen. Dank der Bürgschaft können Dies wurde zum Halbjahresab- gemeinnützige Wohnbauträger schluss 2014 bekannt. Dies obwohl Geld zu tiefen Zinsen beziehen. Mobimo diesen Ertrag bereits um 8 Man hofft, dass sie dadurch ihren Prozent auf 50,9 Mio. Franken erhö- Marktanteil von 8 Prozent halten hen konnte. Ende dieses Jahres wird können. Der letzte Bürgschaftskre- der Konzern erstmals über 100 Mio. dit stammte aus dem Jahr 2011 Franken Mieteinnahmen verbuchen und betrug 1,4 Milliarden Franken. können. Mobimo besitzt Geschäfts- Er läuft dieses Jahr aus. und Wohnliegenschaften im Wert von 1,93 Milliarden Franken. Drei Viertel des Liegenschaftenbestands Teures Nidwalden stehen in den Mobimo-Büchern be- Aufgrund einer zurückgezogenen reits als Anlageobjekte. Initiative der SP will der Kanton Nidwalden eine Gesetzesgrundla- 30 besetzte Häuser ge zur Förderung von bezahlbarem In Zürich gibt es nach Angaben der Wohnraum schaffen. Dies sieht ein Stadtpolizei derzeit 30 besetzte Häu- Gegenvorschlag vor. Er ist jedoch ser. Das ist Ausdruck der zunehmen- sehr allgemein gehalten und den Mietzins- und Wohnungsnot in schlägt keine konkreten Massnah- der grössten Schweizer Stadt. Die Po- men vor. Kommt er durch, muss er lizei räumt besetzte Liegenschaften innert zwei Jahren umgesetzt wer- gemäss ihrer konstanten Praxis nur den. Weil es im steuergünstigen auf eine Klage der Hauseigentümer Kanton kaum billige Wohnungen hin und wenn diese eine Bau- oder Annoncen Abbruchbewilligung oder konkrete Baupläne vorweisen können. Auch Haben Sie Sicherheitsaspekte können ein Grund für eine Intervention sein. Mietprobleme? HOTLINE 0900 900800 Und bei Avis um einiges günstiger. Soziale Auftragsvermittlung (CHF 3.70/Min., aus dem Brauchen Sie Hilfe? Als Mitglied des Schweizerischen Mieterinnen- und Festnetz) Wir vermitteln Mieterverbands profitieren Sie nämlich bei jeder Fahr- Ab Verbindung Ihnen tatkräftige zeugmiete von überaus attraktiven Spezialrabatten! mit dem/r RechtsberaterIn Arbeitshilfen Nutzfahrzeugmieten sind für Sie in der Schweiz beim Zügeln, bei Räumungen, Kurze telefonische Rechtsaus- im Garten, beim Putzen, generell um 20 Prozent günstiger. Interessante bei Endreinigungen, usw. künfte des Mieterinnen- und Vorzugskonditionen geniessen Sie aber auch Mieterverbandes: bei der Miete eines Personenwagens – in der Mo bis Fr, 9 bis 15 Uhr ETCETERA Schweiz ebenso wie im Ausland. Soziale Auftragsvermittlung des SAH Zürich Buchen Sie mit wenigen Mausklicks online – mit Ihrer KAM-oeko-LOGISCH Mitgliedsnummer unter www.mieterverband.ch (Link TEL/FAX 044 272 14 44 www.etcetera-zh.ch «Dienstleistungen»). Oder unter www.avis.ch mit der www.kamoeko.ch Zürich 044 271 49 00 Avis Worldwide Discount (AWD) Nummer D935700. REINIGUNGSSERVICE Dietikon 044 774 54 86 Wohn-, Büro- und Gebäudereinigung, Thalwil 044 721 01 22 Daueraufträge aller Art, Effretikon 052 343 21 41 Zwischenreinigungen, Dielsdorf 044 885 50 55 kostenlose Beratung und Offerte mit Abgabegarantie Umzugsservice Umzüge + Entsorgung + Reinigungen www.avis.ch 2 Fachmänner + LKW + Versicherung Fr. 140.–/Std. Gratisofferte 10 Mieten & Wohnen 6.2014
h o t l i ne t e l . 0 9 0 0 9 0 0 8 0 0 ( fr . 3 . 7 0 / M i n . aus F es t ne t z ) Ist ein 5jähriger Vertrag erlaubt? Frage: Soeben habe ich den Mietver- Ausgeschlossen ist es aber nicht, Bild m&w trag für eine neue Wohnung erhal- das Mietverhältnis vor Septem- ten. Darin steht, eine Kündigung ber 2019 aufzulösen. Wenn Sie sei frühestens zahlungsfähige und zumutbare auf Ende Sep- Nachmieter finden, können Sie tember 2019 jederzeit ausziehen und schul- möglich. Nach- den dem Vermieter keinen Rap- her gelte dann pen mehr. Umgekehrt bietet die eine Kündi- lange Vertragsdauer auch Ihnen gungsfrist von Schutz. Vor Ablauf von fünf Jah- drei Monaten ren kann Ihnen auch der Ver- Regula Mühlebach auf Ende jeden mieter nicht kündigen, ausser Monats. Ist ein Sie geben beispielsweise zu Ein Mietvertrag, der erst auf eine bestimmte Zeit gekündigt werden kann, solcher Mietvertrag erlaubt? schweren Klagen Anlass oder ist erlaubt. Hotline: Ja, ein Mietvertrag, der bleiben ihm den Mietzins schul- die ersten fünf Jahre nicht ge- dig. Diese Sicherheit kann wert- Teuerung angepasst werden, Das schenkt schon stärker ein. kündigt werden kann, ist er- voll sein, wenn Sie im Hinblick nach unten und nach oben. Die- Möglicherweise wird der Refe- laubt. Die Frage ist, ob Sie ihn un- auf diese Wohnung Investitio- se Teuerungsanpassungen ma- renzzinssatz noch einmal sin- terschreiben wollen. Tun Sie das, nen tätigen. Etwa wenn Sie spe- chen aber nicht viel aus. Seit ei- ken. Dann könnten Sie eine so gilt der Vertrag. Tun Sie es zielle Möbel kaufen, die genau nigen Jahren bewegt sich die Mietzinssenkung von rund drei nicht, erhalten Sie wahrschein- in die neuen Räume passen, an- Teuerung um null, einmal ein Prozent verlangen, wenn Sie kei- lich die Wohnung nicht. Ausser derswo aber schwer verwendbar bisschen ins Minus und einmal nen langfristigen Vertrag hät- Sie können den Vermieter im wären. ein bisschen ins Plus. Auch ten. Ziemlich sicher ist aber, Gespräch noch dazu bewegen, Auch finanziell kann sich die wenn die Teuerung anziehen dass der Referenzzinssatz in ei- einen anderen Vertrag auszu- fünfjährige Vertragsdauer loh- sollte, sind deswegen aber keine nigen Jahren rasch ansteigen stellen, der früher kündbar ist. nen. Bis Oktober 2014 ist ge- sehr starken Mietzinsaufschlä- wird. Dann könnte auch der Zunächst einmal sollten Sie mäss dem vorliegenden Miet- ge zu erwarten. Mietzins ansteigen, eventuell sich die Vor- und Nachteile eines vertrag nämlich keine Miet- Mit einem häufiger kündba- innert kurzer Zeit um 6 oder 7 derart langfristigen Mietver- zinsveränderung möglich. Au- ren Mietvertrag könnte der Prozent oder sogar noch mehr. trags überlegen. Sie sind damit sser der Vertrag enthält eine so- Mietzins hingegen auf jeden Davor sind Sie mit dem auf fünf natürlich nicht so flexibel, wenn genannte Indexklausel. Dann Kündigungstermin dem Refe- Jahre unkündbaren Mietver- Sie wieder ausziehen wollen. kann der Mietzins jährlich der renzzinssatz angepasst werden. trag bis Oktober 2019 geschützt. Und wenn die Velos weg sind? Frage: Am vergangenen Wochen- Hotline: Was sich Ihr den Vorfall aber möglichst bald Bild m&w ende wollten wir mit der ganzen Hauswart erlaubt hat, mit, am besten mit eingeschrie- Familie eine Velotour unterneh- geht überhaupt nicht. benem Brief oder zumindest per men. Aber, oh Schreck, unsere Velos Er hat sich damit sogar E-Mail. Sie können von der Ver- waren nicht mehr im Veloraum! strafbar gemacht. Trotz- waltung dann eine Entschädi- Der Hauswart hatte sie wegge- dem hat es keinen Sinn, gung verlangen. Wieviel diese schlossen, weil er fand, wir würden ihn deswegen anzuzei- ausmachen soll, ist schwer zu sie zu selten benutzen. Am Dienstag gen. Denn danach wäre sagen. Sie könnten sich daran liess er sich dann gnädigst dazu he- der Hausfriede wohl orientieren, was es gekostet hät- rab, unsere Velos wieder herauszu- endgültig im Eimer. Tei- te, am fraglichen Wochenende rücken. Können wir irgendwelche Ein Hauswart darf nicht ungefragt Velos len Sie dem Vermieter für die ganze Familie Velos zu Ansprüche stellen? wegschliessen. oder der Verwaltung mieten. Livit Plötzlich 500 Franken mehr Miete Bei Mieterwechsel Monat inklusive Nebenkosten. vermietet wird. Die Livit schlägt werden, müsste die Livit den wird kräftig aufge- Das Inserat findet sich auf der also mehr als 500 Franken oder neuen Mieter über den Vormiet- Webseite der Livit. Die Wohnung ein Drittel auf. Das ist happig. zins informieren. Und den Auf- schlagen. Das zeigt sei kinderfreundlich, habe ei- Eine günstige Wohnung wird so schlag plausibel begründen. ein Luzerner Fall. nen Gartensitzplatz und liege in auf einen Schlag zu einer teuren. Denn sonst könnten sich Interes- einem beliebten Quartier. Auch Dem Vernehmen nach soll die senten über den Tisch gezogen S uchen Sie eine Viereinhalb- zimmerwohnung in Emmen- brücke? Der Immobilienverwal- gebe es in der Überbaung eine grosse Spielfläche, wo sich die Kinder austoben könnten. Wohnung nach einem längeren Mietverhältnis nur gerade neu gestrichen werden. Weitere Re- fühlen. Doch im Kanton Luzern gibt es noch keine Transparenz- pflicht. So können auch Gross- ter Livit hat ein Angebot für Sie: Tönt gut. Nur sollten Sie auch novationen sind nicht geplant. vermieter noch auf die Unkennt- Eine 111 Quadratmeter grosse wissen, dass diese Wohnung bis- Sollte dereinst die Formular- nis der Nachmieter spekulieren Wohnung für 1980 Franken pro her für 1475 Franken inklusive pflicht landesweit eingeführt und überrissene Preise verlangen. Mieten & Wohnen 6.2014 11
M i e t t i pp Geht es auch ohne Mietve Muss ein Mietvertrag Bild m&w immer schriftlich sein? Nein, sagt MV- Rechtsexperte Ruedi Spöndlin. Es geht auch ohne Papier. Aber dann Vorsicht! «I ch kann doch von heute auf morgen ausziehen», ist Mie- ter Fritz Müller überzeugt. «Ich habe nämlich keinen Mietver- trag.» Er fällt aus allen Wolken, als ihm die Rechtsberaterin des Mieterverbands erklärt, auch ohne schriftlichen Mietvertrag müsse er schriftlich kündigen und habe eine Kündigungsfrist von drei Monaten einzuhalten. Ein Mietvertrag muss nicht unbedingt schriftlich abge- schlossen werden. Eine Woh- nung kann man gemäss Gesetz auch per Handschlag oder sogar stillschweigend mieten. Wer vom Vermieter den Schlüssel er- hält, einzieht und Mietzins be- zahlt, gilt rechtlich als Mieter, mit allen gesetzlichen Rechten und Pflichten. Dazu gehören ins- besondere die Kündigungsbe- stimmungen der Artikel 266 bis Es gibt nicht nur schriftliche, sondern auch mündliche Mietverträge. Doch dabei ist grösste Vorsicht geboten. 268b OR (Genaueres dazu auf www.mieterverband.ch). derzeit den Mietzins von der ge jetzt noch zurückziehen? Ja, kann. Dauert es länger als eine Einige Kantone, etwa Zürich Schlichtungsbehörde überprü- in ihrem Fall liegt wohl noch Woche, bis ihr die Verwaltung und Zug, schreiben allerdings fen lassen. Die Kündigungsfor- kein mündlicher Vertragsab- den gegengezeichneten Miet- vor, dass dem Mieter bei Ver- malitäten hat er aber beispiels- schluss vor. Wenn ihr die Lie- vertrag zurückschickt, kann sie tragsabschluss mit einem amtli- weise trotzdem einzuhalten. genschaftsverwaltung nach ih- sich wieder von ihrer Zusage zu- chen Formular der Mietzins des Ob ein mündlicher Mietver- rer mündlichen Zusage Ver- rückziehen und eine neue Woh- Vormieters mitgeteilt wird. Die- trag abgeschlossen wurde, ist tragsformulare zum Unter- nung suchen. ses Formular muss sein, auch auch für Ida Meier entscheidend. zeichnen zuschickt, hat sie sich Ist ein schriftlicher Mietver- wenn kein schriftlicher Miet- Sie hat einer Liegenschaftsver- gemäss einem Urteil des Bun- trag für Mietende überhaupt vertrag abgeschlossen wird. waltung zugesagt, eine be- desgerichts aus dem Jahr 1980 von Vorteil? Das kommt darauf Aber selbst wenn es fehlt, ist der stimmte Wohnung zu mie- nämlich die schriftliche Form an. In vielen schriftlichen Miet- Mietvertrag nicht einfach un- ten. Am Tag nach ihrer Zusage vorbehalten. Das heisst, solange verträgen stehen tatsächlich gültig. Der Mieter kann in die- erhält sie aber ein besseres An- Ida Meier den Vertrag nicht un- kleinliche Bestimmungen, etwa sem Fall zwar nachträglich je- gebot. Kann sie ihre erste Zusa- terschrieben hat, ist sie noch nicht an ihn gebunden. Wenn sie dann aber unter- Ein Mietvertrag Und was ist mit den Nebenkosten? zeichnet hat, kann Ida Meier rsp. Nebenkosten schulden Sie als vertrag per Handschlag ab- grundsätzlich nicht mehr vom muss nicht zwingend Mieterin oder Mieter gemäss Art. schliesst. Deshalb sind diese in Mietvertrag zurücktreten. Aus- schriftlich sein. 257a OR nur, wenn Sie diese mit solchen Fällen in aller Regel im ser die Liegenschaftsverwal- dem Vermieter ausdrücklich ver- Mietzins inbegriffen. tung unterzeichnet diesen nicht einbart haben. Grundsätzlich wä- Der Vermieter kann nebst dem ebenfalls innert nützlicher Frist. ein Verbot für Haustiere oder ei- re eine solche Vereinbarung auch Nettomietzins also keine Neben- Sofern das Vertragsformular ne Beschränkung der Bewoh- mündlich möglich. Nur kann kosten verlangen. Als Mieter nicht schon vorher mit der Un- nerzahl. Da fährt man als Mie- nachträglich kaum jemand be- müssen Sie hingegen auch in ei- terschrift der Verwaltung verse- ter besser, wenn es keinen weisen, was mündlich vereinbart nem solchen Fall für sogenannte hen war, stellt Ida Meier mit ih- schriftlichen Vertrag gibt und wurde. Das gilt vor allem für eine selbst veranlasste Nebenkosten rer Unterschrift nur einen An- einfach die gesetzlichen Regeln Vereinbarung über Nebenkosten, aufkommen. Das heisst, wenn trag auf Vertragsabschluss. An des Mietrechts gelten. Anderer- bei der es auf die Details an- Sie zum Beispiel ein Einfamilien- diesen ist sie gemäss Art. 5 OR seits sind viele Verbote und Ge- kommt. Meistens verliert man haus mieten und das Heizöl bis zum Zeitpunkt gebunden, bote in schriftlichen Mietver- über die Nebenkosten aber gar selbst bestellen, müssen Sie die- wo sie die Antwort der Liegen- trägen gar nicht gültig, weil sie kein Wort, wenn man einen Miet- ses auch bezahlen. schaftsverwaltung nach norma- keinen sachlichen Grund haben lem Lauf der Dinge erwarten und unverhältnismässig sind. 12 Mieten & Wohnen 6.2014
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