Vorschlag Bertini-Preis: Theater AG "Weiter als die Angst"
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Vorschlag Bertini-Preis: Theater AG „Weiter als die Angst“ Heinrich-Heine-Gymnasium Hamburg Entstanden ist das Projekt aus dem Vorläufer-Theaterprojekt „Nichts – was im Leben wichtig ist“, in dem es bereits um Sinn- und Wertefragen ging. Nachdem die Schülerinnen und Schüler erfahren hatten, dass ihr Regisseur Nils Daniel Finckh familiäre Bezüge zur Familie Scholl und dem Stauffenberg- Attentat im Jahr 1944 hat, entstand eine neue Idee. So entwickelten drei der Schauspielerinnen aus dem „nichts“-Projekt zusammen mit weiteren Schülerinnen und Schülern mit Nils Daniel Finckh das im Folgenden näher beschriebene Theaterprojekt.
WEITER ALS DIE ANGST nach „Sophie Scholl – die letzten Tage“ und „Anne Frank – das Tagebuch“ Eine Gegenüberstellung Das Projekt Der Regisseur und seine jungen Spieler*innen im Alter zwischen neun und 18 Jahren von vier verschiedenen Schulen aus zwei Bundesländern haben es auf eine eindring- liche und berührende Art und Weise geschafft, die letzten Tage von „Sophie und Hans Scholl“ mit dem Tagebuch der „Anne Frank“ auf die Bühne zu bringen. Unterstützt wird das Ensemble von den wunderbaren Schauspielern Samuel Weiss, Schauspielhaus Hamburg, und Stephan Schad, Thalia Theater Hamburg. Beide haben die Rolle der Gestapo übernommen und verhören – via großflächiger Videoeinspielung im close-up – die beiden Gründer der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“. Während des Verhörs erinnern sich Hans und Sophie an ihre Kindheit, Jugendzeit und die ersten verteilten Flugblätter. Dagegen und im Wechsel verknüpft die Regie Anne Franks Aufenthalt in Bergen Belsen und ihre Erinnerungen an das Exil in Amsterdam mit Videoeinspielungen deportierter Juden im KZ Bergen Belsen. Kurz vor dem Tod von Sophie und Anne begegnen sich beide und heben die unterschiedlichen Bühnen-Orte durch eine Umarmung auf. Dann halten sich beide an den Händen, schauen in die weite Leere und gehen ihren letzten Weg.
Dies ist eine bisher auf deutschen Bühnen und in Schulen noch nie dagewesene Verbindung beider historischer Stoffe. Das Ergebnis und die Publikums-Reaktionen waren selbst für das leidenschaftliche und über sechs Monate arbeitende Experten- Team aus Regie, Kamera, Schauspielern und dem begabten Schüler-Ensemble eine große Überraschung. Unmittelbar wurde deutlich, dass diese Arbeit auf Reisen gehen muss. Raus aus der Schule und dem Theater, um dort zu spielen, wo Geschichte geschrieben wurde: KZ-Neuengamme; KZ- Bergen Belsen; Topographie des Terrors, Berlin; NS-Doku-Zentrum, München; Transit-Lager Westerborg, Holland. Die Premiere war zum Geburtstag von Anne Frank im Juni 2019. Im Anschluss gab es mit dem Team, dem Ensemble und dem Historiker der Universität Hamburg, Herrn Prof. Dr. Dr. Rainer Hering, eine Podiums- und Publikumsdiskussion. Mitschnitt der Premiere: https://mega.nz/file/m74wSCLD#yr2ZCKpuVgDD6Mr2LE9BJIjVks4ibcfEuvcvkhsGeP0 Samuel Weiss als Mahler (Gestapo)
Leider musste die Zeitzeugin Esther Bejerano krankheitsbedingt absagen. In Gedenken an den Todestag von Anne Frank sollte die Wiederaufnahme zwischen Januar und März 2020 in Kooperation mit der „Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit“ in Bergen Belsen stattfinden. Die Angst vor dem weltweit aufkeimenden Nationalismus hat die Schüler und den Regisseur auf diese Verbindung gebracht. Im tiefsten Herzen und sehr ehrlich war es aber die Hilflosigkeit, nicht zu wissen, wie man dagegen ankämpfen könne. Die Wiederaufnahme im März in Bergen Belsen diesen Jahres und alle weiteren geplanten und in Planung gestandenen Termine wegen der Corona Pandemie mussten ausfallen. Seit diesem Herbst wissen wir, dass fast alle Termine zwischen April und Oktober 2021 stattfinden können, wenn alle Kulturinstitutionen und KZ- Gedenkstätten wieder öffnen und Publikum zulassen dürfen. (Außerdem Live-Stream- Aufführung am 14. Dezember 2020 im Heinrich-Heine-Gymnasium, anschließend abrufbar auf der Homepage www.heinegym.de ). Helena Bohndorf als Sophie Scholl und Line Ott als Anne Frank
Die Idee Sophie und Hans Scholl kämpfen gegen die Judenvernichtung des Hitler-Regimes. Deutlich machen wir das anhand des Exils von Anne Frank und ihrer Familie in Amsterdam und des nachfolgenden Zwangsaufenthaltes mit Todesfolge in dem KZ- Bergen Belsen. In der Theaterproduktion begegnen sich die beiden jungen Frauen des Widerstands nur gegen Ende, bevor sie mit 21 und 14 Jahren diesem zum Opfer fallen. Die Dramaturgie Während des Verhörs der Gestapo erinnern sich Sophie und Hans an ihre Kindheit, die Jugendzeit und Gründung der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“, und Anne Frank, während sie in Bergen Belsen dahin vegetiert, an ihre Kindheit, die Familie und erste Liebe zu Peter, den die Familie aufgenommen hat. Die Bühne Die Bühne ist in zwei unsichtbare Räume aufgeteilt (Bühnenbau: Tobias Schwen). Diese werden durch Lichtwechsel gekennzeichnet und hinter einem martialischen Stacheldraht bespielt. In diesem Stacheldraht, als einzigem Bühnen-Element, steht ein Klavier. Die eine Seite der Bühne erzählt Bergen Belsen, die andere das Verhör. Anhand von Textstellen in beiden Stücken werden Inhalte miteinander verwoben und rufen den Wechsel der unterschiedlichen Welten hervor. Die Gestapo (Stephan Schad und Samuel Weiss) befragt die beiden Studenten über Video. Die Köpfe der beiden haben eine Größe von 3 auf 2 Meter und werden auf die Rückwand der Bühne projiziert. Dadurch erlangen beide Figuren eine erschlagende und bedrückende Macht. So auch die Video-Einspielungen von deportierten Juden und Leichenbergen in KZ-Lagern. Emanuel Bohndorf als Hans Scholl
Die Regie Nils Daniel Finckh, Regisseur u.a. am Schauspielhaus Hamburg, hat sich mit diesem Projekt zum ersten Mal mit seiner Familiengeschichte künstlerisch auseinandergesetzt. Zum einen war sein Großvater Eberhard Finckh mit Stauffenberg am missglückten Attentat auf Hitler im Jahre 1944 beteiligt und wurde daraufhin in Berlin Plötzensee von der Gestapo gehängt und zum anderen verbrachte Finckh seine Kindheit und Jugendzeit immer wieder an der Seite von Inge Scholl, der Schwester von Sophie und Hans. Finckh wurde mit „Frühlings Erwachen“ am Deutschen Schauspielhaus zum Nachwuchs-Regisseur 2005, mit „Böse Schafe“ am Schauspiel Köln für den Deutschen Theaterpreis, „Der Faust“ 2010 und zwischen 2007 und 2013 vier Mal für das Theatertreffen der Jugend in Berlin nominiert und 2014 mit „Syrien – der Krieg im Menschen“ nach Berlin eingeladen. Muriel Günther als Traute Lafrenz und Helena Bohndorf als Sophie Scholl Die Kamera Alexander Freiherr von du Prel ist Träger des Deutschen Kamerapreises und hat die beiden Schauspieler vom Schauspielhaus und Thalia Theater in Bild und Ton festge- halten und dadurch eine bedrückende Stimmung und zweite Ebene geschaffen.
Die Schauspieler Sophie Scholl Helena Bohndorf (als Kind: Smilla Weitendorf) Anne Frank Nelia Jürgens / Line Ott Hans Scholl Emanuel Bohndorf (als Kind: Louis Finckh) Traute Lafrenz Muriel Günther Peter van Daan Leon Gustavson / Nikolai Pavlou Margot Frank Annika Franke Alexander Schmorell Joshua Borck Wilma Graf Marie Leipolt Mahler (Gestapo) Samuel Weiss (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) Robert Mohr (Gestapo) Stephan Schad (Thalia Theater) Video Alexander du Prel Technik + Bühnenbau Tobias Schwen Regie/Ausstattung Nils Daniel Finckh Regieassistenz + Organisation u.a. der Podiumsdiskussion: Lenja Fehrmann und Marlene Sievers Stephan Schad als Mohr (Gestapo)
Kontext der Schule – Wertevermittlung und Erinnerungskultur Das Heinrich-Heine-Gymnasium hat nicht erst seit seiner Umbenennung im Jahr 2000 (vormals Gymnasium Harksheider Straße) eine lange Tradition der Wertevermittlung und Erinnerungskultur. Immer wieder haben sich Schülergruppen im Unterricht, aber vor allem auch in ihrer Freizeit mit Unterstützung von Lehrkräften der Thematik gewidmet: Antisemitismus, Rassismus und jede andere Form von Ausgrenzung in Vergangenheit und Gegenwart werden benannt und bearbeitet. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die immer wieder diesen Themenkomplex einfordern und sich couragiert gegen Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt engagieren wollen. Dabei wurden unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung genutzt, besonders oft die des Theaters und des Films. Um einige Highlights der letzten Jahre herauszugreifen: Sina Moslehi wurde 2011 für seine Arbeit „Zum Andenken“: Vom Leben und Sterben des Ernst Lossa ausgezeichnet: https://bertini- preis.hamburg.de/zum-andenken-vom-leben-und-sterben-des-ernst-lossa/ . Von der Volksgruppe der Jenischen hatte der Schüler Sina Moslehi noch nie etwas gehört. Durch ein Buch erfuhr er nicht nur von dem Schicksal eines Jenisch-Jungen, sondern auch von dem grausamen Euthanasie-Programm der Nazis. Er beschloss, einen Film darüber zu drehen. Langjähriger Mentor war der HEINE-Lehrer Rainer Bonke. „Lost Boys“ – ein Theaterstück von John Middleton (Abteilungsleiter Heinrich-Heine-Gymnasium) über Kindersoldaten – und Hamburgs Beitrag zum Schultheater der Länder in Schwerin Septemb 2013 (Trailer auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=mdwE21WFSYU) ; auch eingereicht für den Bertini-Preis.
Gedenkveranstaltung am 08.12.2015: eine Skype-Konferenz mit der Zeitzeugin Eva Mozes Kor, die mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 10 bis 12 (mehr passen nicht in die Aula) über ihre Erfahrungen in Auschwitz sprach. Eva Mozes Kor und ihre Zwillingsschwester Miriam Kor mussten sich den Versuchen Dr. Mengeles unterziehen und verloren ihre gesamte Familie in Auschwitz. Heute lebt sie in Terre Haute, Indiana und spricht auf der ganzen Welt zu den Themen Vergebung, Ethik in der Medizin und über den Umgang mit dem Holocaust. Der NDR war mit einem Kamerateam am HEINE dabei.
Filmwettbewerb zu Flüchtlingen 2015/2016 in Kooperation mit dem Verein Hamburger mit Herz e.V.
HEINE hakt nach - Podiumsdiskussion: Quo vadis, Flüchtlingsrettung? 2107 Forschungsprojekt: Hamburger Pastoren im Dritten Reich:
Einige Projekte in den beiden Schuljahren 2019/20 und 2020/21 Theaterprojekt Wahlpflichtkurse Jahrgang 11 „Die Welle“ und „Die Kriegerin“ Theaterprojekt Wahlpflichtkurs Jahrgang 12 „Außer Kontrolle“ Begabungsförderungsprojekt „Stolpersteine“ mit Sozialsenatorin Melanie Leonhard. Besuch der Senatorin war für März 2020 vorgesehen, musste pandemiebedingt abgesagt werden und soll nun im Januar nachgeholt werden – erneute Verschiebung nicht ausgeschlossen. Geplante Fortsetzung von „Weiter als die Angst“ im Schuljahr 2020/2021 Live-Stream-Aufführung am 14. Dezember 2020 im Heinrich-Heine-Gymnasium, anschließend abrufbar auf der Homepage www.heinegym.de Wiederaufnahme aller weiteren geplanten und in Planung gestandenen Termine zwischen April und Oktober 2021, wenn alle Kulturinstitutionen und KZ- Gedenkstätten wieder öffnen und Publikum zulassen dürfen Sehr geehrter Herr Kuschnereit, hiermit möchte ich die Theater AG des Heinrich-Heine-Gymnasiums, die auch offen ist für Schülerinnen und Schüler anderer Schulen, für den Bertini-Preis vorschlagen. An dem Projekt (Beschreibung oben) waren im Wesentlichen dreizehn Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren beteiligt, bei den Aufführungen haben zwei Neunjährige in der Prolog-Szene mitgewirkt. Im kommenden Jahr sind noch Aufführungen vorgesehen, u.a. im Maxim Gorki (Berlin), den KZs Neuengamme und Bergen Belsen sowie der Hauptkirche St. Katharinen (Hamburg). In der Dokumentation finden sich mehrere Internet-Links. Der wichtigste führt zum Mitschnitt der Premiere am 13. Juni 2019 (ohne die anschließende Podiums- und Publikumsdiskussion u.a. mit dem Historiker Prof. Dr. Dr. Rainer Hering): https://mega.nz/file/m74wSCLD#yr2ZCKpuVgDD6Mr2LE9BJIjVks4ibcfEuvcvkhsGeP0 Mit den Jahrgängen neun bis zwölf haben mit 450 Heranwachsenden die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums die Aufführungen und überwiegend auch die Podiums- und Publikumsdiskussion aktiv verfolgt. Insgesamt zählten wir rund 600 Zuschauerinnen und Zuschauer. Für Rückfragen und ergänzende Informationen stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung. Herzliche Grüße Christian Borck Schulleiter
Heinrich-Heine-Gymnasium Harksheider Straße 70 22399 Hamburg (Lz. 327/ 5894) Tel. +49 (0)40 428 86 81 - 0 E-Fax. +49 40 4279-71253 christian.borck@bsb.hamburg.de www.heinegym.de
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