Blackout Day in der Schule. Was nun?
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Umweltbildung / Klima 13 ZUP Nr. 99 April 2021 Blackout Day in der Schule. Was nun? Plötzlich gibt es keinen Strom an der Schule – was nun? Das eigene Erleben hinterlässt die wirksamste Wie wird Strom erzeugt? Und was sind erneuerbare Energieformen? Lernerfahrung. Zum Schülerinnen und Schüler erfahren die Antworten am Blackout Day. Beispiel am Blackout Day, Quelle: MYBLUEPLANET einem Aktionstag im Bil- dungsprogramm «Klima- Die Winterthurer Klimaschutzorganisati- Folgejahren umzusetzen. Die Spenderin- schule», mit dem sich on MYBLUEPLANET knüpft mit dem En- nen und Spender – Eltern, Bevölkerung, MYBLUEPLANET seit 2012 gagement «Klimaschule» bei der jungen politische Vertretungen, lokale Gewerbe für eine nachhaltige Generation an. Sie hat für Schweizer etc. – werden nach dem Kauf symboli- Verhaltensänderung ein- Schulen ein vierjähriges Bildungspro- scher Solarzellen laufend über die Schul- setzt. gramm konzipiert, das die Themen Kli- projekte informiert und einbezogen. Es Angela Serratore maschutz und Nachhaltigkeit im Unter- entsteht eine Gemeinschaft. So stärkt Programmleiterin Klimaschule richt und in den Schulstrukturen langfris- diese Kampagne den Zusammenhalt der Erlebnisorientierte Klimabildung für Schulen MYBLUEPLANET tig verankert. Der Blackout Day, Impact Gemeinde. Telefon 052 203 02 32 Day sowie ein Initial Day sind wichtige angela.serratore@myblueplanet.ch Elemente (Zusatzinfo Seite 16). Erlebnisse bilden langfristig www.klimaschule.ch Das Klimaschule-Team von MYBLUE- Entscheidungsträger von morgen PLANET unterstützt und begleitet die teil- Über 30 Schulen, davon 18 im Kanton Zü- nehmenden Schulen und übernimmt Pro- rich, haben sich für den Weg einer kli- jektabwicklungen für sie. Der Hands-on- mafreundlichen Schule entschieden. Ge- Bildungsansatz soll bei den Schülerinnen meinsam mit den Schülerinnen und und Schülern eine nachhaltige Verhal- Schülern leisten sie einen aktiven Beitrag tensänderung auslösen. Durch eigene Er- zur Energiewende und den Klimazielen lebnisse, dem aktiven Mitgestalten und der Schweiz. 22 Schulen konnten im Rah- durch den Austausch mit Experten aus men des Programms eine Solaranlage dem Berufsalltag sollen die Schülerinnen auf dem Schulhausdach realisieren. Im und Schüler die Schwerpunktthemen des Oktober 2020 wurde MYBLUEPLANET Programms aus verschiedenen Perspek- für die Vielzahl der Photovoltaikanlagen tiven erfahren und verinnerlichen. und das Erzeugen von rund 1,5 GWh So- larstrom pro Jahr mit dem Schweizer So- larpreis ausgezeichnet. Punkte fürs Label Energiestadt Mit der schulischen und ausserschuli- schen Bildungsarbeit und dem Bau einer Solaranlage generieren diese Projekte ausserdem in den Gemeinden wertvolle Zertifizierungspunkte für das Energie- stadt-Label. Ein Gemeinschaftsprojekt beginnt Üblicherweise startet das Programm im ersten Jahr mit der Kampagne «Jede Zel- le zählt – Solarenergie macht Schule!». Jugendliche packen am Baustellentag an Die Schulen sammeln Spenden in ihrem und lernen von einem Solateur. Umfeld in Form eines Crowdfundings, um Quelle: MYBLUEPLANET damit weitere Klimaschutzprojekte in den www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltbildung / Klima 14 ZUP Nr. 99 April 2021 INTERVIEW den Jugendlichen tut sich etwas: Es wer- den Abfalltrennungsverfahren der Schule optimiert, und Klimathemen halten Einzug in Projektarbeiten. Werden Sie von der Gemeinde Maur unterstützt? Wir können dankbar sein, dass die Ge- «Eine meinde Maur innovativ ist und den Blick auf die Zukunft legt. Besonders die Schul- Investition in pflege sowie der Verein Energie Maur ha- ben uns sehr unterstützt. Auch beim die Zukunft» Crowdfunding haben wir Erstaunliches erlebt: Innerhalb kürzester Zeit waren alle Seit Sommer 2020 ist die Pascal Werle, Schulleiter symbolischen Solarzellen verkauft. Die- an der Sekundarschule Looren ses Signal der Region lässt darauf schlies- Sekundarschule Looren auf pascal.werle@schule-maur.ch sen, dass alternative Energien eine gros- dem Weg zur Klimaschule. se Rolle in der Gemeinde spielen. Gemeinsam mit MYBLUE- PLANET baute Looren eine Was ist Ihre Motivation, beim Was für Aktivitäten über Klima- zweiteilige Solaranlage auf Programm Klimaschule teilzu- schule hinaus führt Ihre Schule das Schulhausdach. Die nehmen? sonst noch durch? rund 1000 Solarmodule Wir wollen als Schule aktiv etwas gegen Aktuell befinden wir uns in einer Umstruk- decken den Strombedarf den Klimawandel unternehmen, ein Zei- turierung der Aktivitäten, da wir die Kli- der Schule und liefern chen setzen und die nächste Generation maschule bewusst ins Zentrum der Schu- sauberen Sonnenstrom. für dieses Thema sensibilisieren. Durch le und in den Unterricht rücken wollen. In das Programm Klimaschule können wir der Vergangenheit hatten wir mit den eine gewisse Nachhaltigkeit zum Thema Klassen einen Schülergarten angelegt. bei den Schülerinnen und Schülern erzeu- Ernten aus jenem wurden dann im WAH- gen. Sie lernen nicht nur Inhalte, sondern Unterricht (Wirtschaft, Arbeit und Haus- entwickeln eine reflektierte Haltung im Um- halt) genutzt. Wir hatten bereits einige gang mit der Umwelt. Bei solchen Projek- Projektwochen zum Thema Energie. In ten besteht immer die Gefahr, dass die An- der Projektwoche haben wir verschiede- fangsmotivation abflacht. Es benötigt ein ne Aspekte der Energie betrachtet. Von starkes Konzept für alle künftigen Jahrgän- einem Besuch in der Umweltarena und ge. Den nötigen Mehraufwand der Lektio- Infos vom EWZ über die Themen Energie nen sehe ich als Investition in die Zukunft. und Nahrung sowie Upcycling bis hin zu James Watt und Albert Einstein war alles Was hat sich an Ihrer Schule seit dabei. dem Programmstart geändert? Gerade in der Bauphase des neuen Schulhauses hinterfragen wir besonders Energie- und Abfallkonzepte. Auch bei Eine stolze Schülergruppe nach dem Bau der Solaranlage Schülergruppen bereiten am Initial Day auf dem eigenen Schulhausdach. ein klimafreundliches Mittagessen Quelle: Kurier für das ganze Schulhaus zu. Quelle: MYBLUEPLANET www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltbildung / Klima 15 ZUP Nr. 99 April 2021 INTERVIEW «Strom ist keine Selbst- verständlich- keit» Die Schule Uitikon startete im Januar 2021 mit dem Aktionstag «Blackout Day» in das Programm. An drei Blackout Day: Wenn Beamer, Licht und Kaffeemaschine ausfallen. Primarschul- lehrerin Edith Jermann verteilt Kerzen (edith.jermann@schule-uitikon.ch). Schulhäusern wurde für Quelle: MYBLUEPLANET einen Tag der Strom ge- kappt und der Sprung in ein Zeitalter ohne Licht und Sie haben gerade einen Blackout platzuhr nicht funktionierten. Fragen technische Geräte gewagt. Day durchgeführt. Wer wurde in tauchten auf: Was funktioniert noch bei Primarschullehrerin Edith das Vorhaben eingeweiht? einem Stromausfall, was nicht mehr? Jermann und zwei Schüle- Edith Jermann: Die Lehrpersonen Einige Kinder kannten die Situation des rinnen der Sekundarschule wussten aus organisatorischen Gründen Stromausfalls aus ihrem Ferienhaus oder berichten vom eindrückli- Bescheid, für die meisten Schülerinnen aus Erlebnissen in anderen Ländern. chen Erlebnis. und Schüler hingegen war es eine Über- Die Atmosphäre war durch das Kerzen- raschung. licht sehr gemütlich und fast schon feier- lich. Je nach Stufe waren die Reaktionen Was war euer erster Gedanke, als unterschiedlich. Die meisten waren freu- ihr das dunkle Schulhaus betreten dig aufgeregt und neugierig. habt? Sylvie & Yara: Wir dachten, es sei ein Was würdet ihr ohne Strom am Scherz oder ein echter Stromausfall, was meisten vermissen? wir zu Beginn kaum glauben konnten. Sylvie & Yara: Unser Handy (beide schmunzeln). Aber auch andere Geräte Wie war die Stimmung wie der Computer oder Küchenutensilien der Schülerinnen und Schüler? würden uns fehlen. Edith Jermann: Die Kinder waren ver- unsichert, weil das Licht und die Pausen- Wie empfanden Sie das Unterrichten ohne Strom? Edith Jermann: Für mich als Lehrperson war das Arbeiten ohne technische Hilfs- mittel die grösste Umstellung. Unser Blackout Day fand bei wunderbarem Son- nenschein statt, was das Erlebnis des feh- lenden Lichts leider etwas schmälerte. Was hat Sie im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern erstaunt? Edith Jermann: Ich war positiv über- rascht, wie interessiert die Schülerinnen und Schüler waren, mehr über die Strom- herstellung zu erfahren. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die verschiedenen Möglichkeiten. Es war ebenfalls toll zu sehen, wieviel die Kinder Schülerinnen und Schüler tüfteln am Initial Day die Funktion eines Solarautos aus. Quelle: MYBLUEPLANET zu diesen Themen schon wussten. www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltbildung / Klima 16 ZUP Nr. 99 April 2021 Wie ist das Fazit vom Unterrichtstag ohne Strom? Edith Jermann: Die Kinder sind sensibi- lisiert worden, dass Strom keine Selbst- verständlichkeit ist. Der Blackout Day war ein gemeinsamer Start auf einen gemein- samen Weg, den wir als Schule gehen wollen. Um langfristige Verhaltensände- rungen bei den Schülerinnen und Schü- lern zu erzielen, ist es wichtig, Themen zur «Bildung Nachhaltiger Entwicklung» vertieft anzugehen und in den Kindern ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten einen positi- ven oder negativen Einfluss auf ihre Um- welt haben. Besonders gefreut haben uns die vielen positiven Reaktionen der Eltern. Sylvie & Yara: Es hat uns schon beein- druckt. Ein Stromausfall kommt ja nicht alle Tage vor. Wir achten mehr darauf, mit Altbewährte Lichtquellen wie Kerzen beleuchten das dunkle Schulzimmer. dem Strom sparsamer umzugehen. Zu- Quelle: MYBLUEPLANET dem wissen wir nun, woher der Strom kommt, den wir benutzen. Es gibt ver- schiedene Arten Strom zu erzeugen, eine Generell gestalten wir unseren Schulall- Aktionstag «Initial Day» der umweltfreundlichsten Arten sind die tag so nachhaltig wie möglich. Wir haben Der Startschuss ins Programm bildet Solaranlagen. Projekte wie die naturnahe Umgebungs- der Initial Day. Die Schülerinnen und gestaltung der Schulhäuser und das Um- Schüler entwickeln bei einem interakti- Gibt es Massnahmen, die in Folge stellen auf nachhaltige Produkte im ven Postenlauf eigene Klimaschutz- des Programms umgesetzt Schulbetrieb im Fokus (z. B. Kopierpapier massnahmen und lernen auf spieleri- wurden oder geplant sind? mit Label «blauer Engel»). sche Weise die Schwerpunktthemen Edith Jermann: Auf Ebene Schule eru- des Programms kennen. Das Zuberei- ieren wir seit längerer Zeit die Stromspar- ten vom «Klimazmittag» mit Promikoch massnahmen und setzen diese auch lau- David Geisser als Stärkung vom Tag fend um, zum Beispiel Zeitschaltuhren gibt ein Gefühl für nachhaltige Ernäh- sowie Temperaturfühler Heizung etc. rung. Aktionstag «Blackout Day» Am Blackout Day gilt es, einen strom- losen Unterrichtstag zu meistern und direkte Betroffenheit auszulösen. Durch eigenes Erleben und Verzichten lernen die Schülerinnen und Schüler einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen kennen und schätzen. Aktionstag «Impact Day» Am Baustellentag der Solaranlage ha- ben die Jugendlichen die einzigartige Möglichkeit auf dem eigenen Schul- hausdach tatkräftig mitzuwirken und in die Rolle des Montageteams zu schlüp- fen. Gemeinsam mit Fachexperten ver- legen und verkabeln sie die Solaranla- ge. Stromloser Unterrichtstag? Der Blackout Day ist einer von mehreren Aktionstagen der Klimaschule, der durch erlebnisorientierte Bildung zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen motiviert. Quelle: MYBLUEPLANET www.zh.ch/umweltpraxis
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