Vorschlagskatalog für die Legislaturperiode 2018- 2023 - LA UIL-SGK
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DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Vorschlagskatalog für die Legislaturperiode 2018- 2023 Institutioneller Aufbau Der Autonomie-Konvent war nicht von Erfolg gekrönt. Es ist aber unverändert notwendig, das Autonomiestatut zu überarbeiten. Es braucht auch auf regionaler Ebene eine neue Initiative, an der die Bürger teilhaben können, damit dem Parlament ein konkreter Entwurf vorgelegt werden kann. Weitergebracht werden sollte die Zusammenführung bestimmter gemeindeübergreifender Dienste mit dem Ziel, den Bürgern effizientere und qualitativ hochwertige Dienste bieten zu können. Soziale Abfederungsmaßnahmen Die Konvention mit der Agentur ANPAL ist immer noch nicht unterzeichnet, es wäre deshalb interessant, wiederum eine lokale Lösung auszuarbeiten, die im Hinblick auf die vom Dekret 28/2013 übertragenen staatlichen Zuständigkeiten den prekär Beschäftigten in Südtirol zugutekommen könnte. Der bilaterale Solidaritätsfonds ist nach dem Vorbild des Trentino auf alle Beschäftigten in Südtirol auszudehnen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Betrieben mit fünf oder weniger Beschäftigten sind bisher aufgrund des Art. 27 des Dekrets 148/2015 davon ausgenommen. Zudem können die Fonds aufgrund des Art. 30 des genannten Dekrets jene Geldmittel, die nicht für passive Arbeitsmarktpolitik zweckbestimmt sind, auch für berufliche Weiterbildungen und Umschlungen einsetzen. Es wäre also möglich, die Beiträge für die staatlichen Weiterbildungsfonds in den bilateralen Solidaritätsfonds auf lokaler Ebene fließen zu lassen. Bezugnehmend auf die vom Jobs Act in diesem Bereich übertragenen Zuständigkeiten können die beiden Provinzen abwägen, ob sie eine eigene Durchführungsbestimmung fordern, aufgrund der ein branchen- und berufsübergreifender Fonds im Sinne des Dekrets 288/2000 eingerichtet werden kann. Es sei daran erinnert, dass momentan ein großer Teil der Beiträge, die jährlich von den Betrieben an das INPS überwiesen werden, beim INPS selbst verbleiben oder wegen der Zugangsschwierigkeiten zu gesamtstaatlichen Weiterbildungsprojekten gar nicht eingesetzt werden. INPS und INAIL sind personell chronisch unterbesetzt. Dies führt sowohl zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Leistungen (bis zu sechs Monate Rückstand im Falle der Arbeitslosenunterstützung!) als auch von Beiträgen zugunsten der Betriebe zur Vorbeugung von Arbeitsunfällen. Es wäre wichtig, die Mobilität des Personals zwischen diesen Einrichtungen und den Lokalkörperschaften zu fördern, so wie es von der Reform der öffentlichen Verwaltung vorgesehen ist. 1
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Arbeitslosigkeit Die zusätzlichen Unterstützungen von Arbeitslosen sind mit dem Ende der außerordentlichen Maßnahmen während der Wirtschaftskrise ausgelaufen. Hier sollte ein neuer Anlauf unternommen werden, den bilateralen Solidaritätsfonds auf territorialer Ebene auch auf ArbeitnehmerInnen von Betrieben mit weniger als 5 Beschäftigten auszudehnen. Dies auch mit öffentlicher Unterstützung, weil es angesichts der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, wo immer neue Kompetenzen gefragt sind, ein System beruflicher Umschulungen braucht. Die Aus-und Weiterbildung muss zielgerichtet sein und denjenigen, die umgeschult werden, einen konkreten Arbeitsplatz in Aussicht stellen (ältere Beschäftigte und Frauen nach der Kinderpause). Daher ist eine kontinuierliche Bedarfserhebung notwendig. In der Ausarbeitung von Projekten könnten die bilateralen Körperschaften eine Rolle spielen. Hervorzuheben ist, dass in den Krisenjahren eine antizyklische Politik zugunsten der Betriebe betrieben worden ist. Jetzt wo die Wirtschaft wieder anzieht muss rechtzeitig in einkommensstützende Maßnahmen investiert werden. In diesem Bereich ist auch auf den Mangel an aktiver Arbeitsmarktpolitik hinzuweisen, vor allem in Anbetracht des bestehenden Ungleichgewichts zwischen dem großen Angebot an Professionalität und der Nachfrage. Der Fonds könnte auch im Bereich der Weiterbildung greifen. Wir wissen, dass eine angemessene Aus- und Weiterbildung der beste Garant für eine Arbeit ist. Auftragsvergabe In Bezug auf das Landesvergabegesetz müssten Richtlinien ausgearbeitet werden, anhand derer die Arbeitskosten bei Aufträgen mit hohem Personalkostenanteil ermittelt werden. Ziel ist es zum einen, irreguläre Arbeitsverhältnisse aufzudecken, indem die Stimmigkeit der Personalkosten mit der Auftragssumme überprüft wird, und zum anderen, den richtigen Kollektivvertrag bzw. Landeszusatzvertrag zu bestimmen, der für das betroffene Personal anzuwenden ist. Wenn es sich um Dienstleistungen handelt, bei denen die Beschäftigten direkten Kontakt mit den Bürgern haben, sollte wie in der öffentlichen Verwaltung die Kenntnis beider Landessprachen verpflichtend sein. Was die Anwendung des nationalen Regelwerks und des Landesvergabegesetzes anbelangt wäre es wichtig, dass Einvernehmenserklärungen in den verschiedenen Bereichen (Arbeiten – Lieferungen – Dienste) unterzeichnet werden, damit in den Ausschreibungen präzise Sozialklauseln zugunsten der Arbeitnehmer verankert werden können. Dies besonders was die Anwendung der gesamtstaatlichen Kollektivverträge und – sofern vorhanden oder vorgesehen – der Landeszusatzverträge anbelangt. 2
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Harmonisierung der Sozialleistungen Siehe auch das „Sozialmanifest“, das Bestandteil dieses Vorschlagskatalogs ist, aber separat mit den Sozialverbänden vorgestellt wird. Die von den Gewerkschaften vehement geforderte EEVE als Instrument der Bewertung von Einkommen und Vermögen hat sicherlich zu einem gerechteren Zugang zu Sozialleistungen beigetragen. Gleichzeitig ist es aber notwendig, dieses Instrument zu vereinfachen und es für die Bürger verständlicher zu gestalten, indem eine einzige Bewertungsebene eingeführt wird. Dies würde die Bürokratie verringern und den Zugang der Bürger zu den Leistungen vereinfachen. Wir erachten es als notwendig, dass alle Einkommen und Vermögen erhoben werden. Diese gilt es dann differenziert zu bewerten, indem je nach Art der Sozialleistung oder Form der Unterstützungsleistung unterschiedliche Höchstgrenzen für den Zugang zu den verschiedenen Leistungen festgelegt werden. Das „Abkommen für Südtirol“ und die Bereiche ergänzende Wohlfahrtsleistungen auf territorialer Ebene, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ausbau der Kollektivvertragsverhandlungen. Südtirol hat fast Vollbeschäftigung erreicht. Über ein Viertel der Arbeitsverhältnisse sind aber befristet. Die Einkommen sind ungleich verteilt, und diese Schere öffnet sich immer weiter, wie Caritas und ASTAT bescheinigen. Das ISTAT hat auf gesamtstaatlicher Ebene erhoben, dass die Reallöhne seit 1993 nicht mehr gestiegen sind. Dienstrechtliche und wirtschaftliche Regeln gründen für einen Großteil der Beschäftigten im Privatsektor in Südtirol ausschließlich auf staatlichen Kollektivverträgen. Seit Jahren verweisen wir auf die Notwendigkeit von Vertragsverhandlungen auf territorialer Ebene, damit die Entlohnungen den Gegebenheiten in Südtirol entsprechen und um die erzielten Einkommen besser umzuverteilen. So könnten auch die Beschäftigten der Kleinbetriebe geschützt werden, die in Südtirol die Mehrzahl stellen. Aus diesen Gründen haben wir ein Abkommen aller Sozialpartner angeregt, welches das Land durch entsprechende Anreize fördern sollte, etwa über die Steuerschiene, die Förderung des Unternehmertums, im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dieses Ziel kann zum einen über die Absetzbarkeit der kollektivvertraglich ausbezahlten Produktionsprämien von der IRAP-Steuer erreicht werden, zum anderen könnten jenen Unternehmen Wirtschaftsförderungen gewährt werden, die ein Landesrahmenabkommen zur Qualität der Arbeit einhalten. Maßnahmen in diesem Bereich zu treffen bedeutet, die Lage der Bevölkerung insgesamt zu verbessern. Auf der einen Seite bringt dies höhere Steuereinnahmen für das Land, auf der anderen Seite könnten die Sozialleistungen als Instrument der indirekten Einkommensumverteilung gerechter ausgestaltet werden. 3
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Gesundheitswesen Die Pro-Kopf-Ausgaben für das Gesundheitswesen sind italienweit in Südtirol am höchsten. Die Ausgaben für das Gesundheitswesen sind im Vergleich mit anderen europäischen Ländern aber deutlich geringer. Zudem unterstützt das staatliche Gesundheitswesen das lokale mit keinen weiteren Geldmitteln. Trotz dieser Besonderheit wissen wir, dass die Ausgaben für das Gesundheitswesen aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der technologischen Entwicklung weiter steigen werden. Die laufenden Ausgaben des Landes haben 73% des Haushalts erreicht, das Gesundheitswesen macht den größten Anteil aus. Zukünftig könnten Anpassungen erforderlich sein, die sich aber nicht weiter auf die Bürger auswirken dürfen. Gegenwärtig sind lange Wartezeiten für fachärztliche Untersuchungen zu verzeichnen und die Ausgaben für Medikamente steigen. Um den Vormarsch der Privatsanität einzudämmen (was auch an der Zunahme der aus eigener Tasche bezahlten Ausgaben „out of pocket“ abzulesen ist, sie liegen durchschnittlich bei 1.000 Euro jährlich pro Kopf), müsste gemeinsam über einen territorialen ergänzenden Gesundheitsfonds nachgedacht werden, der auch die Rentnerinnen und Rentner umfasst. Nur so kann der steigenden Ungleichheit auch in diesem Bereich entgegengewirkt werden. In 20 Jahren dürfte es bei den Ausgaben für Pflegebedürftigkeit eine drastische Zunahme geben, die mit einem gewissen Armutsrisiko einhergehen könnte. Konventionierte Dienste sollten soweit möglich „in house“ zurückgeführt werden. 4
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Es braucht eine einzige Stelle für die Einkäufe, eine Regelung der freiberuflichen innerbetrieblichen Tätigkeit und vor allem die bereits vor zehn Jahren beschlossene Überwindung der Gesundheitsbezirke. Vorrangig ist ebenso die Schaffung einer tatsächlich einheitlichen Vormerkstelle, damit die Patienten landesweit die nächstmöglichen Termine für die benötigte Leistung finden können. Verringerung des Abstandes zwischen Lohnkosten und Nettogehalt Dieser Abstand ist bereits verringert worden. Bevor lokale Maßnahmen ins Auge gefasst werden können, müssen erst die Schritte der neuen Regierung abgewartet werden. Wohnen Wohnen ist in Südtirol teuer. Dies schon seit Jahrzehnten. Bis vor wenigen Jahren hat die Unterstützung des Landes auch Bürgern mit geringeren Einkommen eine annehmbare Wohnsituation ermöglicht. Wenn die Löhne stagnieren, fällt der Kostenpunkt Wohnen immer stärker ins Gewicht, und für viele Familien ist die finanzielle Belastung nicht mehr zu stemmen. Dies wird auch von der Zunahme der relativen und absoluten Armut untermauert. Kurzfristige Vermietungen wirken sich zudem sehr stark auf den Mietmarkt in Südtirol aus, weil sie das ohnehin nicht allzu große Mietangebot zugunsten der hier Ansässigen zusätzlich schmälern. In der kommenden Legislaturperiode muss ein neues Wohnbauförderungsgesetz auf den Weg gebracht werden, unter Beachtung der mittlerweile eingetretenen, oben beschriebenen sozialen Veränderungen. Zudem ist die Planung von neuen WOBI-Wohnungen voranzubringen, vor allem für die Gemeinden mit den längsten Wartelisten. Mitgliedern von Zusatzrentenfonds sollte abgesehen vom Bausparen und den anderen Landesbeiträgen die Möglichkeit eines zusätzlichen öffentlichen Beitrags für den Erwerb der Erstwohnung eröffnet werden. Die Provinz Trient gewährt Fondsmitgliedern einen nicht rückzahlungspflichtigen Zuschuss von 15.000 Euro, sofern diese seit mindestens 8 Jahren Mitglied eines Zusatzrentenfonds sind und diesen Betrag im Fonds auch angespart haben. Einwanderungspolitik Es ist von grundlegender Wichtigkeit, auf die Integration von eingewanderten Menschen hinzuarbeiten. In Deutschland ist das diversity Management stark entwickelt, und es wäre wichtig, wenn wir dies in Südtirol auch schaffen könnten. Das Landesgesetz von 2012 war ein guter Anfang, allerdings ist es unzureichend, wenn wir z.B. an die nahe Zukunft denken, weil gerade Südtirol einen großen Bedarf an Arbeitskräften hat, und demzufolge wird die Anzahl an Bürgern ausländischer Herkunft weiter steigen. Sie arbeiten hier, zahlen hier Steuern und weisen 5
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE einen niedrigeren Altersdurchschnitt als Inländer auf. Unser Wohlfahrtssystem lastet zu einem nicht unwesentlichen Teil auf ihrer Schultern: sie zahlen mehr ein als sie über Sozialleistungen erhalten. Auch aus diesem Grund ist der zukünftige Landtag gefordert, das Landesgesetz zu verbessern und umzusetzen. Zusammenlegung von lokalen öffentlichen Diensten von ökonomischer Bedeutung Wir haben stets vorgeschlagen, diese Dienste über eine „in house“-Lösung auf Landesebene zu verwalten. Ein solches System würde zu günstigeren und transparenteren Tarifen führen und die Beschäftigung fördern. Eine neu zu schaffende Landesholding könnte die Tätigkeiten der Gemeindedienste und übergemeindlichen Gesellschaften koordinieren. Schule Die Politik und die Verwalter haben dem Schul- und Ausbildungssystem immer schon große Beachtung geschenkt. Daraus ist ein im Wesentlichen gutes Schulwesen entstanden. Die Zuständigkeiten haben eine Reihe von Gesetzen und Bestimmungen nach sich gezogen. In den letzten Jahren sind anstelle von organischen Maßnahmen aber häufig bereichsbezogene Entscheidungen getroffen worden, woraus sich ein fragmentiertes Bild und nicht abgestimmte Änderungen ergeben haben. Es besteht also Handlungsbedarf in vielerlei Hinsicht: Rückkehr zu einer organischen, langfristigen Grundausrichtung, die nicht an pädagogisch-kulturelle Moden gebunden ist; keine Gesetzesbestimmungen in Bereichen, die den Verhandlungen vorbehalten sind; Stärkung und Ausbau der Schulautonomie, die es den Schulen erlaubt, flexible und vielfältige Bildungsangebote anzubieten; bis hin zu Instrumenten von Selbstverwaltung. Auch die Verwaltung des Lehrpersonals der staatlichen Schulen fällt in den Kompetenzbereich des Landes. In den vergangenen Jahren ist der Mangel an Integrationslehrkräften immer offensichtlicher geworden. Es fehlt qualifiziertes Personal, und die zur Verfügung gestellten Mittel sind angesichts der wachsenden Bedürfnisse unzureichend. Wünschenswert wären zudem Maßnahmen gegen die Prekarisierung und angemessene Weiterbildungen des Personals. Raumordnung Nach der Verabschiedung des Raumordnungsgesetzes müssen insgesamt 26 Durchführungsverordnungen beschlossen werden. Wir begrüßen es, dass das Landesamt den Weg des Austauschs und der gemeinsamen Ausarbeitung mit den Gewerkschaften, den Arbeitgeberverbänden, den Sozial- und Umweltverbänden weiterhin verfolgen will. 6
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Soziale Verantwortung der Unternehmen und der Sozialpartner Mit den anderen Themen verbunden, aber trotzdem eine eigene Nennung wert, ist die soziale Verantwortung der Unternehmen. Die soziale Verantwortung darf nicht als Kostenfaktor betrachtet werden sondern als Investition in die Zukunft, die mit der Zeit große Vorteile bringt: ein besseres Image bei den Konsumenten, ein besseres Arbeitsklima, höhere Produktivität, weniger Konflikte zwischen den Sozialpartnern und Einbettung in das soziale Umfeld. In diesem Bereich wäre die Verabschiedung eines eigenen Landesgesetzes wünschenswert, welches all jene privaten und öffentlichen Akteure dabei unterstützt, die soziale Verantwortung als territoriale Strategie ein- und umzusetzen. Arbeitssicherheit und Schutz bei Berufskrankheiten In Südtirol ist die Anzahl der Arbeitsunfälle immer noch hoch. 2016 sind aufgrund von Arbeitsunfällen 172.809 Arbeitstage verloren gegangen. Diese Zahl steigt stärker an als die gemeldeten Arbeitsstunden, was unterstreicht, dass dieses Problem nicht weiter unterschätzt werden darf. Opfer von Arbeitsunfällen zu betrauern erscheint heuchlerisch, wenn man sich nicht tagtäglich für den Schutz der Gesundheit einsetzt. Maßnahmen zur Vorbeugung führen nur dann zum Erfolg, wenn die Beschäftigten und ihre Vertretungen daran beteiligt sind. Aus diesem Grund gilt es die bilateralen Körperschaften, welche territoriale Arbeitnehmervertretungen für Sicherheit einrichten, auch finanziell zu fördern. Die Erfahrung im Handwerk, wo die bilaterale Körperschaft zwei territoriale Sicherheitssprecher eingestellt hat, zeigt, wie Beteiligung gute Ergebnisse bringen kann. Es ist zu berücksichtigen, dass 94% der Betriebe in Südtirol weniger als 10 Mitarbeiter haben und es gerade für diese Betriebe schwierig und aufwändig ist, Vertretungen für Arbeitssicherheit einzurichten. Ein System territorialer Vertretungen für Arbeitssicherheit könnte deshalb sehr nützlich und wirksam sein. Zu diesem Zweck könnte auf lokaler Ebene ein Fonds angedacht werden, so wie jener, der vom Art. 52 des Einheitstextes von 2008 vorgesehen, beim INAIL aber nie eingerichtet worden ist. Das 2008 eingerichtete Koordinierungskomitee ist in zehn Jahren fünf Mal zusammengetroffen und hat seine institutionelle Koordinierungsfunktion der Vorbeugungsmaßnahmen nie erfüllt. In der nächsten Legislaturperiode müsste die Rolle dieses Komitees aufgewertet werden, weil diese institutionellen Aufgaben sonst von niemandem wahrgenommen werden. 7
DIE SÜDTIROLER GEWERKSCHAFTSBÜNDE LE CONFEDERAZIONI SINDACALI ALTOATESINE Die Inspektionstätigkeit ist zu stärken, auch in Anbetracht der Tatsache, dass die aus verhängten Sanktionen eingenommenen Geldmittel in Unfallvorbeugung investiert werden sollten. Im Bereich der Arbeitsmedizin müssen, was den Schutz bei Berufskrankheiten anbelangt, einige Kriterien überarbeitet werden, weil es wegen der immer häufigeren Arbeitsplatzwechsel immer schwieriger wird, die Ursachen einer Berufskrankheit auf die ausgeübte berufliche Tätigkeit zurückzuführen. Das Landesgesetz zum Schutz der Gesundheit in Bezug auf arbeitsbedingte Belastungen ist in dieser Legislaturperiode nicht weitergebracht worden. Es muss ein vorrangiges Ziel für die nächste Legislaturperiode bleiben. Arbeitsförderungsinstitut AFIIPL Als Gewerkschaften bewerten wie die Forschungstätigkeit des AFI sehr positiv. Wir sind der Überzeugung, dass die vom AFIIPL geleistete wissenschaftliche Arbeit nicht nur den Gewerkschaften und Sozialverbänden zugutekommt, sondern dem ganzen Land. Wir fordern deshalb eine angemessene Unterstützung für das AFI, damit es seinen Aufgaben bestmöglich nachkommen kann: Forschung, Beratung, Weiterbildung und Information zur Förderung der lohnabhängigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und im weiteren Sinne auch der Gesellschaft und Wirtschaft in Südtirol. 8
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