VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH

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VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
01       VORWORT

1.10 MIT AUSDAUER ZUM ZIEL

Was wurde die Tarifpartnerscha , ja was wurde die FMH in
den letzten Jahren abgeschrieben: von den Journalistinnen
und Journalisten, von den Parlamentarierinnen und
Parlamentariern, ja vom Bundesrat, der bereits ein ganzes
Massnahmenpaket zur schleichenden Aufhebung der
Tarifpartnerscha geschnürt hat.

Doch wir sind ausdauernder, als viele meinen. Was haben die
unzähligen Arbeitsgruppen, Fachgesellscha en,                   Dr. med. Jürg Schlup
Tarifdelegierten, die Abteilung Ambulante Versorgung und        Präsident der FMH
Tarife, mein Kollege Urs Stoffel seit dem Scheitern des neuen
ambulanten Tarifs 2016 für eine Ausdauer an den Tag gelegt.
Und endlich: Nach 15 Jahren haben es die Tarifpartner
curafutura, MTK und FMH geschaf , eine gemeinsam
verhandelte Leistungsstruktur zu genehmigen. Mit Ausdauer,
Beharrlichkeit, unzähligen Gesprächen und
Überzeugungsarbeit haben wir Ärztinnen und Ärzte
geschaf , was uns schon lange nicht mehr alle zugetraut
haben: Wir haben JA zur neuen Leistungsstruktur und damit
JA zur Tarifpartnerscha gesagt.

Das Zwischenziel ist erreicht, nun müssen wir noch die
Abrechnungsregeln mit den Tarifpartnern verhandeln. Der          Machen. Scheitern.
Weg in unserem Marathon ist zwar nicht mehr so lange wie        Lernen. Wiederholen.
bisher, aber auch auf den letzten Kilometern kann noch viel
passieren. Wir haben bereits gezeigt, dass wir Ausdauer und              Jürg Schlup

Geduld haben, und wir besitzen auch im Schlussspurt noch
die notwendigen Kra reserven, um gemeinsam mit unseren
Tarifpartnern erfolgreich über die Ziellinie zu kommen.
Damit können wir auch all denjenigen, die uns schon längst
abgeschrieben haben, zeigen, dass mit uns als verlässliche
Partnerin und mit uns als Tarifpartner auch in Zukun
gerechnet werden kann.
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1.20 AUSDAUER BEDINGT AUCH GEDULD

Viele Menschen würden sich als ausdauernd bezeichnen,
ebenso viele würden wohl behaupten, sie seien ungeduldig.
Weil das so viele über sich sagen, raten
Personalverantwortliche unterdessen davon ab, «Ungeduld»
als negative Eigenscha zu nennen, falls ein Bewerber nach
solchen gefragt werden sollte.

Auch wenn wir o den Eindruck haben, vor Ungeduld bald zu
platzen, schaffen wir es doch meist, dies nicht zu zeigen und   Dr. iur. Ursina Pally Hofmann
nicht aufzugeben, weil wir unser Ziel im Auge behalten.         Generalsekretärin der FMH
Ausdauer bedeutet eben nicht nur, an etwas aktiv und über
längere Zeit zu arbeiten. Vielmehr gehört dazu auch eine
grosse Portion Geduld. Geduldig müssen wir nicht nur mit
uns selbst sein, sondern auch mit unseren Partnern.

Meine Erfahrung als Anwältin hat mich gelehrt, dass
erfolgreiche Verhandlungen sehr o sehr viel Geduld
erfordern. Vor allem wenn es um viel geht, ist es wesentlich,
Verhandlungen mit einem Ziel, guten Argumenten,
taktischem Geschick, viel Geduld und auch Verständnis für
das Gegenüber zu führen. Diese Zutaten für den Abschluss
von Vereinbarungen müssen klug miteinander kombiniert
werden. Im Laufe von Verhandlungen kommt dabei
regelmässig der Impuls auf, die Sache hinzuschmeissen – die
Geduld zu verlieren. Es besteht jederzeit die Möglichkeit,
einen Fall dem Richter zur Beurteilung vorzulegen.
Erfahrene Anwälte gehen diesen Weg aber nur sehr
zurückhaltend, denn ihnen ist klar, dass der Ausgang jedes
gerichtlichen Verfahrens äusserst ungewiss ist, selbst wenn
man seine Chancen als recht gut einschätzt. Weshalb sollte
ein Dritter denn auch eine bessere Lösung für ein Problem
finden als die Verhandlungsparteien selbst? Jedenfalls gelingt
es uns Anwälten in vielen Fällen, eine Vergleichslösung zu
finden. Mit einem guten Vergleich ist keine der Parteien
wirklich glücklich. Das liegt in der Natur der Sache, denn
jeder Vergleich stellt einen Kompromiss dar. Beide Parteien
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verzichten auf einen Teil ihrer gestellten Forderungen.
Deshalb gilt unter Anwälten auch das Bonmot «Nur wenn
beide Parteien nicht ganz zufrieden sind, ist ein Vergleich ein
guter Vergleich».

Nicht nur in Vergleichsverhandlungen, sondern auch im
beruflichen Alltag braucht es viel Geduld, um Ziele zu
erreichen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich in
fast allen Fällen lohnt.
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02 RÜCKBLICK AUF DIE TÄTIGKEIT
                    JANUAR

                                                                FEBRUAR
  Ärzte haben immer weniger Zeit für
  Patienten

  Resultate einer repräsentativen                   Einführung einer Bundesliste
  Umfrage zeigen, dass Ärztinnen und                «ambulant vor stationär»
  Ärzte der Akutsomatik und in der
  Psychiatrie nur rund einen Dri!el des             Das EDI beschliesst die Änderung der
  Tages mit medizinischen,                          KLV betreffend «ambulant vor
  patientennahen Tätigkeiten verbringen.            stationär». Ab dem 1. Januar 2019 gibt es
  In der Rehabilitation ist es im Schni!            sechs Gruppen von elektiven Eingriffen,
  sogar nur noch rund ein Fün"el.                   die in der Regel nur noch ambulant
                                                    durchgeführt werden dürfen.

  Alternative Fakten
                                                    Anhörung zur IV-Revision
  Am Westschweizer Fernsehen RTS
  sagte Bundespräsident Alain Berset,               Die FMH wird von der SGK-NR zur
  dass Ärztinnen und Ärzte ein                      Anhörung des Geschä"s 17.022
  Einkommen von 1 Million Franken aus               «Weiterentwicklung der IV» eingeladen.
  Prämiengeldern erzielten. Dieses
  Interview löste eine Welle der
  Empörung und Diskussionen über
  Ärztelöhne aus. Dieses alternative                FMH-Vorschläge zur
  Faktum sollte erst im April durch eine            Effizienzsteigerung im Schweizer
  Studie des BFS relativiert werden.                Gesundheitswesen

                                                    Die FMH publiziert Vorschläge, wie das
                                                    Schweizer Gesundheitswesen
                    MÄRZ                            effizienter ausgestaltet werden kann
                                                    und setzt insbesondere bei den
                                                    Strukturen und der Finanzierung an.

  Engagement gegen Tabakwerbung

  Zusammen mit anderen
  Gesundheitsorganisationen lanciert die            «Erst fragen, dann fahren!»
  FMH die eidgenössische Volksinitiative
  «Ja zum Schutz der Kinder und                     Zusammen mit bfu – Beratungsstelle für
  Jugendlichen vor Tabakwerbung». Sie               Unfallverhütung und pharmaSuisse wird
  strebt eine stärkere Einschränkung von            eine gemeinsame schweizweite
  Tabakwerbung, -sponsoring und -                   Sensibilisierungskampagne lanciert:
  promotionen an, so dass Kinder und                «Erst fragen, dann fahren!». Den
  Jugendliche damit nicht mehr erreicht             Lenkerinnen und Lenkern wird
  werden können.                                    empfohlen, sich bei Fachpersonen
                                                    jeweils nach dem Einfluss ihrer
                                                    Medikamente auf die Fahrfähigkeit zu
                                                    erkundigen.

  Frauenanteil in der Ärztescha! steigt
  weiter an

  Die jährliche Ärztestatistik zeigt, dass                           APRIL
  der Frauenanteil in der Ärztescha"
  weiter ansteigt. Die Zunahme der
  Ärztinnen betrug im Jahr 2017 3,8                 BFS publiziert Ergebnisse zu
  Prozent, diejenige der Ärzte lediglich            Ärzteeinkommen in ambulanten
  0,9 Prozent.                                      Praxen

                                                    Am 10. April 2018 publiziert das BFS die
                                                    Ergebnisse aus der ersten Erhebung
                    MAI                             «Strukturdaten der Arztpraxen und
                                                    ambulanten Zentren» MAS. Sie weisen
                                                    für das Jahr 2015 ein Betriebsergebnis
                                                    für die Einzelpraxen von 155ʼ000
  Ärztekammer verabschiedet
                                                    Franken aus, wovon 138’000 Franken
  Ärztevorschlag für neue
                                                    aus Prämiengeldern stammen.
  Leistungsstruktur einstimmig

  Die Ärztekammer verabschiedet
  einstimmig den Vorschlag der FMH für
  die neue ambulante Leistungsstruktur              Verleihung des ersten SAQM-
  als wichtige Basis eines sachgerechten            Innovationspreises «Innovation
  und betriebswirtscha"lich berechneten             Qualité»
  Tarifs.
                                                    Der neue Qualitätspreis würdigt die
                                                    beispielha"e Arbeit engagierter
                                                    Qualitätspionierinnen und -pioniere und
                                                    macht sie einem breiten Publikum
  Nationalrat lehnt Vorstoss zur
                                                    zugänglich. Vier Qualitätsprojekte
  Einführung eines Globalbudgets ab
                                                    überzeugen ganz besonders, weil sie
  In der Sommersession lehnt der                    erfolgreich und nachhaltig die Qualität
  Nationalrat den Vorstoss 17.402                   medizinischer Leistungen zum Nutzen
  «Steuerung der Kosten im KVG durch                von Patientinnen und Patienten
  die Vertragspartner», der de facto ein            erhöhen, und werden entsprechend
  Globalbudget einführen will, mit 97 zu            ausgezeichnet.
  91 Stimmen ab.

                                                                      JUNI
                    JULI

                                                    Nationalrat beschliesst Massnahmen
  Anhörung zur Neuregelung der                      zur Steigerung von Qualität und
  Zulassungssteuerung                               Wirtscha!lichkeit

  Die FMH und der VSAO können ihre                  In der Sommersession befasst sich der
  Argumente für den Ärztevorschlag zur              Nationalrat mit der Vorlage 15.083
  Neuregelung der Zulassungssteuerung               «Stärkung von Qualität und
  der SGK-NR vorstellen. Die SGK-NR                 Wirtscha"lichkeit». Die FMH begrüsst
  folgt dem wirksamen und einfach                   die Zielsetzung der Revision. Es ist von
  umsetzbaren Vorschlag der Ärztescha"              Bedeutung, bei Fragen der
  aber nicht.                                       Leistungsqualität im Gesundheitssystem
                                                    klare Verbindlichkeiten zu erreichen.
                                                    Die FMH ist aber mit der Schaffung
                                                    einer eidgenössischen Kommission für
                    SEPTEMBER                       Qualitätsfragen nicht einverstanden
                                                    und versucht, den Ständerat von der
                                                    eigenen tripartiten Lösung
                                                    (Leistungserbringer, Versicherer,
  SwissSkills in Bern
                                                    Kantone) zu überzeugen.
  Die FMH ist zusammen mit anderen
  Gesundheitsorganisationen mit einem
  Stand an den Schweizer
  Berufsmeisterscha"en SwissSkills in                            AUGUST
  Bern vertreten, um den Jugendlichen
  Einblick in den Beruf der MPA zu
  gewähren.                                         Probleme mit der
                                                    Versorgungssicherheit

                                                    In Zusammenarbeit mit der EKIF weist
                                                    die FMH in einem Artikel in der SAEZ
  Prämien 2019 steigen weniger stark an
                                                    auf die zunehmend problematische
  Der Bundesrat gibt bekannt, dass der              Situation der Impfstoffversorgung in der
  Prämienanstieg für das Jahr 2019 mit 1,2          Schweiz hin. Mehrere Impfstoffe sind
  Prozent deutlich geringer ausfällt als            langfristig nicht verfügbar. Globale
  mehrere Monate zuvor angekündigt.                 Faktoren, die zu dieser Situation führen,
  Damit entspricht der Prämienanstieg               werden durch behördliche
  endlich der realen Kostenentwicklung              Massnahmen in der Schweiz verschär".
  der obligatorischen
  Krankenpflegeversicherung.

                                                               OKTOBER

                    NOVEMBER
                                                    Neue Generalsekretärin

                                                    Ursina Pally Hofmann tri! am 1. Oktober
  Einkommensstudie des BAG gibt zu
                                                    die Nachfolge von Anne-Geneviève
  Diskussionen Anlass
                                                    Bütikofer als Generalsekretärin der
  Ende Oktober veröffentlicht das BAG                FMH an.
  eine Studie zu den
  Einkommensverhältnissen der
  Ärztescha", die in den folgenden
  Wochen zu grossen Diskussionen                    Ärztekammer befürwortet eine
  Anlass geben sollte. Die Kommunikation            partnerscha!liche Tarifrevision
  durch das BAG fällt dabei tendenziös
  aus, so werden Facharzt-Subgruppen                Die ÄK der FMH stimmt der mit den
  mit sehr hohen Einkommen                          Tarifpartnern curafutura, H+ und MTK
  hervorgehoben. Entgegen der                       verhandelten ambulanten
  Kommunikation zeigt die Studie, dass              Leistungsstruktur mit überwältigendem
  Einkommen in Millionenhöhe absolute               Mehr zu.
  Einzelfälle sind und 0,3 Prozent der
  untersuchten Ärztescha" entsprechen.

                                                    FMH übernimmt SAMW-Richtlinien
                                                    «Umgang mit Sterben und Tod» nicht
                                                    in die Standesordnung

                                                    Die Ärztekammer entscheidet nach
                                                    einer intensiv geführten Deba!e mit
                                                    klarem Mehr, die revidierten SAMW-
                                                    Richtlinien «Umgang mit Sterben und
                                                    Tod» nicht in die Standesordnung der
                                                    FMH zu übernehmen.

                                                               DEZEMBER

                                                    FMH äussert sich kritisch zum 1.
                                                    Kostendämpfungspaket des
                                                    Bundesrats

                                                    Die FMH lehnt im Besonderen die
                                                    Angriffe auf die Tarifautonomie der
                                                    Tarifpartner und die Einführung eines
                                                    Globalbudgets ab.

                                                    Kantonale Operationslisten sind nicht
                                                    rechtens

                                                    Das Aargauer Verwaltungsgericht
                                                    entscheidet, dass die kantonale
                                                    Regelung «ambulant vor stationär»,
                                                    wonach bestimmte elektive Eingriffe nur
                                                    noch ambulant durchgeführt werden
                                                    dürfen, den bundesrechtlichen
                                                    Vorgaben widerspricht.

                                             2019
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
03 GLOBALBUDGET / KOSTENDÄMPFUNG
Das Vorgeplänkel für die eidgenössischen Wahlen 2019 hat
bereits im Jahr 2018 begonnen. Die steigenden                        In der Realität
Gesundheitskosten wurden skandalisiert – Bundesrat,                 funktioniert ein
Parlament und politische Parteien überboten sich gegenseitig    Globalbudget in Form
mit Vorschlägen, wie das zunehmende Problem bekämp               eines Kostenziels für
werden solle.                                                   die Spitalbehandlung
                                                                          nicht.
     Der Bundesrat verabschiedete ein erstes
     Massnahmenpaket zur Kostendämpfung. Die                       Philippe Eggimann
     Massnahmen enthalten keine Überraschungen, sind
     kein grosser Wurf und doch: der Teufel steckt im Detail.
     Interessanterweise taucht eine Massnahme auf, die vom
     Nationalrat im Juni 2018 abgelehnt wurde: Die
     Tarifpartner werden dazu verpflichtet, zwecks
     Reduktion von Mengen- und Kostenerhöhungen
     Korrekturmassnahmen in Tarifverträgen vorzusehen.
     Damit sind degressive Tarife absehbar – oder anders
     ausgedrückt: ein verstecktes Globalbudget.
     Doch auch die politischen Parteien haben sich in
     Hinblick auf die National- und Ständeratswahlen im
     Jahr 2019 auf die Gesundheitskosten eingeschossen. So
     lancierte die CVP im Herbst 2018 eine Initiative
     «Kostenbremse» – auch hier: nichts anderes als ein
     Globalbudget. Und die SP kündigte an, im Februar 2019
     die «Prämienentlastungs-Initiative» zu lancieren,
     welche fordert, dass kein Haushalt mehr als 10 Prozent
     des Einkommens für Prämien ausgeben muss. Also eine
     Bekämpfung der Symptome und nicht der Ursachen.

Eines ist klar: Sämtliche Bestrebungen, welche zulasten der
Patientensicherheit und eines guten Zugangs zu
medizinischen Leistungen für alle gehen, wird die FMH
bekämpfen. Ein Globalbudget wird von der FMH abgelehnt.
Warum, dies erklärt der nachfolgende Film.
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
Globalbudget als Allerheilmittel?

Sehen und hören Sie in die kurzen Videostatements rein.
Experten in unterschiedlichen Fachbereichen und aus
verschiedenen Ländern erläutern, welche Erfahrungen sie
mit Globalbudgets gesammelt haben und was die
Nebenwirkungen von Globalbudgets sind.

Wenn vom Gesetzgeber nicht definiert ist, bei
welchen Patienten, ab wann welche Leistungen
vorenthalten werden, wer muss dann diese
Entscheidung treffen?

Globalbudgets sind der Startschuss für einen
Systemwechsel unseres heutigen                                 Dr. med. Jürg Schlup
Gesundheitswesens! Die Politik will das Rationieren
                                                               Präsident der FMH
an die Ärztin, den Arzt delegieren: Benötigen die
Patienten mehr als die Politik mit dem Globalbudget
vorgibt, muss der Arzt, die Ärztin Leistungen
verschieben oder vorenthalten.

                                       Was ist das Problem an einem Globalbudget?

                                       Ein Globalbudget hat die grosse Gefahr, dass es das
                                       Wachstum und auch den Zugang zu Innovation für
                                       den Patienten limitieren wird. Und das wird nicht
                                       ohne Qualitätseinbussen für den Patienten sein. Das
Dr. René P. Buholzer                   ist sicher etwas, was wir in der Schweiz nicht wollen.
Direktor Interpharma

Mit dem Krankenversicherungsgesetz KVG besteht
ein Leistungsanspruch für die Versicherten. Was
passiert mit diesem Leistungsanspruch bei einem
Globalbudget?

Krankenversicherung und Globalbudget passt
irgendwie nicht zusammen. Wir haben eine
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
Versicherung und eine Versicherung hat zu bezahlen,            Prof. Dr. Ueli Kieser
wenn das Risiko Krankheit eintritt; ob das viel kostet,
                                                               Institut für Rechtswissenscha en
ob das wenig kostet. Es geht um den einzelnen                  und Rechtspraxis an der
Leistungsanspruch und der lässt sich nicht deckeln.            Hochschule St. Gallen
Globalbudget hat keinen Platz.

                                         Deutschland kennt das Globalbudget seit 1989.
                                         Welche Erfahrungen hat Deutschland mit dem
                                         Globalbudget gemacht?

                                         Ein Globalbudget ist ein Instrument der
                                         Kostendämpfung. Das hatten wir in den 1970er- /
Prof. Dr. Volker Ulrich                  1980er-Jahren – heute sollten wir die Finanzierung
                                         stärker am Behandlungsbedarf ansetzen. Wir wollen
Universität Bayreuth
                                         das finanzieren, was an Morbidität und
                                         medizinischem Fortschritt im System vorhanden ist.
                                         Ich sehe nicht wie Globalbudget, technischer
                                         Fortschritt und ambulant vor stationär
                                         zusammenpassen, da gibt es sicher bessere
                                         Steuerungsmethoden. Ein Globalbudget ist zu
                                         undifferenziert und eher eine Rasenmähermethode
                                         und würde uns im Schweizerischen
                                         Gesundheitswesen nicht voranbringen.

Die Kantone können heute bereits für den
stationären Sektor Globalbudgets einführen. Die
Kantone Genf, Tessin und Waadt haben von dieser
Option Gebrauch gemacht.

Wir wenden Globalbudgets nun seit fünf Jahren an.
In dieser Zeit wurde klar, welche erheblichen                  Christian Camponovo
Anwendungsprobleme damit verbunden sind.
                                                               Direktor Clinica Luganese
Ausserdem haben wir festgestellt, dass dieses
Finanzierungssystem keine Vorteile bietet. Vor allem
entstehen falsche Anreize, durch die sich das System
anschliessend in eine Richtung entwickelt, die wir
nicht wollen: Wir verlieren Qualität und Zeit.
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
Deutschland kennt das Globalbudget seit 1989.
                                        Welche Erfahrungen hat Deutschland mit dem
                                        Globalbudget gemacht?

                                        Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein
                                        Globalbudget dazu führt, dass immer neue
Dr. Dominik Graf von Stillfried         Interventionen des Staates in das Gesundheitswesen
                                        folgen müssen. Da es ja nicht reicht, eine Geldmenge
Geschä sführer Zentralinstitut
für die kassenärztliche                 auf der obersten Ebene festzuschreiben, man muss
Versorgung in Deutschland               dann auch sagen, wofür sie verwendet werden soll.
                                        Bei uns hat das dazu geführt, dass die einzelne
                                        Arztpraxis, das einzelne Krankenhaus in ein Korsett
                                        gezwängt wird, das sich nicht mehr am Bedarf der
                                        Patienten orientiert, sondern eben an finanziellen
                                        Vorgaben, die aus der Politik kommen und sich nicht
                                        mehr am Gesundheitswesen orientieren und das
                                        führt zu einer Verschlechterung der Versorgung und
                                        zu einer Erstarrung des Gesamtsystems.

In den Niederlanden führt das Nichteinhalten von
Ausgabenzielen im Nachhinein zu Budgetkürzungen.
Leistungserbringer und Versicherer schliessen
Vereinbarungen, um dies zu verhindern.

Wir haben auf Basis von Vereinbarungen ein
Globalbudget eingeführt, auf das sich sämtliche                Heleen Post
Akteure des Gesundheitswesens geeinigt haben.
                                                               Niederländische Patienten- und
Bezogen auf die Kosten hat dies tatsächlich gut                Konsumentenföderation
funktioniert. Diese sind nicht so stark gestiegen wie
von uns ursprünglich vermutet. Schwachstelle
unseres Systems ist aber, dass es die Qualität der
Behandlung nicht ausreichend berücksichtigt. Genau
das ist aber für die Patientinnen und Patienten der
entscheidende Punkt. Mein Rat an die
Schweizerinnen und Schweizer: Globalbudgets
können sinnvoll sein – aber nur, wenn dabei wirklich
die Qualität der Behandlung im Mittelpunkt steht.
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
Im Kanton Waadt kennt man bereits ein
                                 Globalbudget. Welche Erfahrungen haben Sie damit
                                 gesammelt?

                                 Tatsächlich gilt im Kanton Waadt seit über zehn
                                 Jahren eine Art Globalbudget, in Form eines
Dr. med. Philippe Eggimann       Kostenziels für die Spitalbehandlung. Dabei wird
                                 zunächst ein Jahresbudget vereinbart. Wenn dieses
Präsident der Société vaudoise
de médecine (SVM)                ausgeschöp ist, wird die Zahlung nachfolgender
                                 Leistungen gemindert; sie erfolgt also zu den
                                 Grenzkosten. In der Realität funktioniert ein solches
                                 Globalbudget in Form eines Kostenziels für die
                                 Spitalbehandlung jedoch nicht. Während nach
                                 aussen hin die Kosten für die Spitalbehandlung in
                                 den letzten zehn Jahren um jährlich 2,3 Prozent
                                 gestiegen sind, verbirgt sich dahinter eine extrem
                                 hohe Kostenverschiebung. In Wirklichkeit ist das von
                                 den Spitalambulanzen fakturierte Volumen in den
                                 besagten zehn Jahren um jährlich zehn Prozent
                                 gestiegen. Gleiches gilt für die
                                 gemeinwirtscha lichen Leistungen, die Zuschüsse,
                                 von denen die als gemeinwirtscha lich anerkannten
                                 öffentlichen und privaten Spitäler im Kanton Waadt
                                 profitieren. Diese Zuschüsse steigen ebenfalls seit
                                 rund zehn Jahren um jährlich zehn Prozent.
                                 Insgesamt hat dieses Konzept eines Kostenziels die
                                 Spitalkosten scheinbar stabilisiert, aber eben zum
                                 Preis einer sehr hohen Kostenverschiebung auf die
                                 Spitalambulanzen und die Zuschüsse.
VORWORT - Machen. Scheitern. Lernen. Wiederholen - FMH
04 BERICHTE ZENTRALVORSTAND
4.1 GESUNDHEITSPOLITISCHE BRENNPUNKTE IM JAHR 2018

Im Jahr 2018 standen drei für die FMH zentrale
gesundheitspolitische Themen auf der Traktandenliste des
Bundesrats und der eidgenössischen Räte: die Neuregelung
der Zulassungssteuerung, die Einführung einer einheitlichen
Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen
sowie die Einführung eines Globalbudgets und weitere
Bestrebungen zur Kostendämpfung. Zusätzlich arbeitete die
FMH zusammen mit drei Tarifpartnern an der
                                                               Dr. med. Jürg Schlup
Gesamtrevision des ambulanten Tarifs TARMED. Die FMH
hat sich daher im Jahr 2018 politisch und kommunikativ auf     Präsident der FMH
diese vier Hauptthemen fokussiert.                             Departementsverantwortlicher
                                                               Politik und Kommunikation

1. Neuregelung der Zulassungssteuerung

Bereits in der Vernehmlassung des Bundesrats machte sich
die FMH für ihren Vorschlag stark, wonach zwei kumuliert zu
erfüllende und nachweislich wirksame Qualitätskriterien
eingeführt werden sollen: Es sind nachzuweisen eine
dreijährige ärztliche Tätigkeit an einer anerkannten
schweizerischen Weiterbildungsstätte in der für die
Zulassung beantragten Fachdisziplin und die notwendige
Sprachkompetenz.

Im Juli 2018 wurden die FMH und der VSAO von der SGK-NR
zur Anhörung eingeladen. Die Kommission beschloss, dass
die geltende Zulassungssteuerung um weitere zwei Jahre bis
Mitte 2021 verlängert werden soll, um die Vorlage sorgfältig
und zusammen mit der Vorlage zur einheitlichen
Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen
beraten zu können.
Betreffend die vorgesehene Dauerregelung der Zulassung
beschloss der Nationalrat im Dezember 2018 eine Steuerung
über Höchst- und Mindestzahlen, die Aufhebung des
Vertragszwangs sowie eine Streichung des bisherigen
Bedürfnisartikels. Aus Sicht der FMH ist diese Steuerung
wenig wirkungsvoll und für die qualitativ hochstehende
Patientenversorgung schlechter, zudem kann diese zu einer
Unterversorgung führen. Die FMH wird sich deshalb auch im
Jahr 2019 für ihren Vorschlag einsetzen und versuchen, mit
ihren Argumenten beim Ständerat durchzudringen.

                                                               Die FMH lehnt die
2. Einheitliche Finanzierung von ambulanten und
                                                              geplante Steuerung
stationären Leistungen
                                                             der Kosten durch die
Die Verlagerung von stationären Leistungen in den            Tarifpartner über die
ambulanten Bereich provoziert einen Prämienanstieg, der        Tarifierung klar ab,
durch die einheitliche Finanzierung gedämp würde. Der         denn es handelt sich
Fehlanreiz des heutigen Finanzierungssystems verhindert      dabei de facto um ein
gemäss PwC das Realisieren eines Effizienzpotenzials von          Globalbudget.
einer Milliarde Franken pro Jahr.
                                                                   Jürg Schlup
Die SGK-NR schickte im Mai 2018 einen Gesetzesentwurf zur
einheitlichen Finanzierung in die Vernehmlassung. Die FMH
äusserte sich in einer Medienmitteilung zusammen mit den
Partnern curafutura, santésuisse, GELIKO, Interpharma, kf,
pharmaSuisse, SPO und SVV positiv zum Grundsatz: Die
einheitliche Finanzierung jetzt einzuführen. Entsprechend
beteiligte sich die FMH auch an der Vernehmlassung und
wird sich weiterhin für die einheitliche Finanzierung
einsetzen.

3. Globalbudget und Kostendämpfungsmassnahmen

Im März 2018 präsentierte der Bundesrat das erste
Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im
Gesundheitswesen und startete in der Folge im September
2018 eine Vernehmlassung. Die FMH lehnt die geplante
Steuerung der Kosten durch die Tarifpartner über die
Tarifierung klar ab, denn es handelt sich dabei de facto um
ein Globalbudget. Andere Massnahmen wie die Einführung
eines Experimentierartikels und eines nationalen Tarifbüros
im ambulanten Bereich werden von der FMH nur dann
unterstützt, wenn sie durch den Bundesrat in der Botscha
an das Parlament substanziell im Sinne der
Vernehmlassungsantwort verbessert werden.

Während der Herbstsession 2018 organisierte die FMH
zusammen mit Interpharma einen Parlamentarieranlass zum
Thema Globalbudget. 13 Parlamentarierinnen und
Parlamentarier, darunter zahlreiche Mitglieder der
Gesundheitskommission des National- und Ständerats, haben
teilgenommen. Industrie-, Ärzte- und Patientenvertreter
haben das Globalbudget aus unterschiedlicher Sicht
beleuchtet und Vorschläge zur Dämpfung des
Kostenwachstums unterbreitet, die wirksam sind, aber nicht
zulasten der Patientenversorgung gehen.

4. Gesamtrevision des ambulanten Tarifs TARMED

Die Tarifpartnerscha lebt: Erstmals seit 15 Jahren konnten
wir partnerscha lich eine gemeinsame Leistungsstruktur
aushandeln, zusammen mit curafutura und MTK. Dies war
ein wichtiges Zeichen an die Politik. Denn Bundesrat und
Parlament unternehmen zahlreiche Bestrebungen, die
Tarifpartnerscha durch eine hoheitliche Regelung zu
ersetzen. So will der Bundesrat ein nationales Tarifbüro im
ambulanten Bereich schaffen, dessen Struktur und
Organisation er vorgeben will – versehen mit einer
subsidiären Kompetenz für den Bundesrat. Wir sind alle
weiterhin gefordert, einen gemeinsamen Tarif beim
Bundesrat einzureichen.
   Medienmi eilungen
   Politische Geschä e
   Sessions­Empfehlungen
   Positionspapiere
   Vernehmlassungsantworten
4.2 WENN AUF WORTE TATEN FOLGEN …

Die SAQM etabliert sich weiter und fördert den
Zusammenhalt innerhalb der Ärztescha und zwischen den
verschiedenen Berufsgruppen. 71 Organisationen
unterzeichneten bis jetzt die Qualitäts-Charta, 24
Qualitätsberichte und Qualitätsstrategien sind von den
Ärzteorganisationen und der SAQM publiziert worden.

Die FMH begrüsst, dass auch die Politik den Worten Taten
folgen lässt: Beide Kommissionen für soziale Sicherheit und    Dr. med. Christoph Bosshard
Gesundheit SGK haben den Gesetzgebungsprozess für              Vizepräsident der FMH
Qualität und Wirtscha lichkeit weiter vorangetrieben. Die      Departementsverantwortlicher
FMH ist überzeugt, dass eine gemeinsame Organisation der       Daten, Demographie und Qualität
Kantone und Tarifpartner geeignet ist, die
Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen zu unterstützen.
Es gilt auf dem Bewährten aufzubauen, dieses
weiterzuentwickeln und die Vernetzung zwischen den
verschiedenen Organisationen zu fördern. Eine vom Bund
eingesetzte Qualitätskommission lehnt die FMH ab.

Im April 2018 publizierte das BFS die ersten Ergebnisse der
«Strukturerhebung der Arztpraxen und ambulanten Zentren               Die grosse
MAS». Fast drei Viertel der befragten Unternehmen lieferten    Teilnahmerate bei der
Informationen zu ihrer Unternehmenssituation, und nahezu        MAS-2015-Erhebung
jedes zweite befragte Unternehmen stellte Daten zur             ist Ausdruck davon,
Verfügung. Diese grosse Teilnahmerate ist Ausdruck davon,       dass die Ärztescha
dass die Ärztescha für Transparenz einsteht und auch hier          für Transparenz
den Worten Taten folgen lässt. Entsprechend verfügt das BFS            einsteht.
nun über plausible und validierte statistische Daten, welche
die Aussagen der Ärztescha unter anderem zu den                     Christoph Bosshard

Kostensätzen bestätigen. Entsprechend erstaunt war die FMH
über die Publikation einer Einkommensstudie durch das
BAG, welche die selektive Betrachtung von statistischen
Ausreissern ins Zentrum stellte, was aus Sicht der FMH nicht
lösungsorientiert ist.

Die nächste MAS-Erhebung startete im Herbst 2018 (für die
Daten 2017). Die FMH konnte zusammen mit ihren Partnern
Ärztekasse und NewIndex in konstruktiver Zusammenarbeit
mit dem BFS erreichen, dass eine Re-Identifikation des
einzelnen Mitglieds weiterhin nicht möglich ist und die
Verminderung des administrativen Aufwands gewährleistet
bleibt und empfiehlt den Mitgliedern, an der MAS-2017-
Erhebung teilzunehmen.
   Qualität / SAQM
   Ärztestatistik
4.3 POSITIVE ENTWICKLUNG

Das Departement Dienstleistungen und Berufsentwicklung
zeichnet sich durch Engagement und Dynamik aus. Es
beschä igt sich mit den zukün igen Herausforderungen des
Arztberufs, indem es sich auf die neue Generation von
Ärztinnen und Ärzten, ihre Bedürfnisse und ihre Probleme
konzentriert.

Das Jahr 2018 zeigte die Notwendigkeit einer verstärkten      Dr. med. Michel Alexandre
Beteiligung und Vernetzung auf interprofessioneller Ebene.    Ma er
Die unternommenen Anstrengungen trugen dann mit einer         Vizepräsident der FMH
aktiven Beteiligung an den verschiedenen externen und         Departementsverantwortlicher
internen Arbeitsgruppen sowie einer offiziellen                Dienstleistungen und

Positionierung des Zentralvorstands der FMH zugunsten der     Berufsentwicklung

Interprofessionalität erste Früchte.

Ein weiterer Schwerpunkt des Departements war die
Notwendigkeit, die Leistungen zu modernisieren und die               Die junge
kommende Ärztegeneration anzusprechen. Wir müssen uns           Ärztegeneration ist
den Herausforderungen des demografischen Wandels,                 ein Trumpf für die
sowohl innerhalb der Ärztescha als auch bei den                   Zukun unseres
Patientinnen und Patienten, ebenso wie den                      Berufs. Ihre aktive
Herausforderungen im Bereich von Ausbildung und               Einbindung stellt eine
Teilzeitarbeit stellen. All diese Aspekte müssen auf den          ausgezeichnete
Prüfstand kommen, damit der Arztberuf weiterhin attraktiv      Gelegenheit dar, den
bleibt.                                                         Fortbestand einer
                                                              starken und modernen
Das Jahr 2019 präsentiert sich vielversprechend: Wir wollen           FMH zu
die neue Generation der Ärztinnen und Ärzte genauer                gewährleisten.
kennenlernen, indem wir die Medizinstudentinnen und
‑studenten über ihre berufliche Wahrnehmung sowie ihre           Michel Alexandre Matter
Bedürfnisse und Realitäten befragen, um mit diesem Wissen
und gemeinsam mit ihnen, der internen Ärztescha sowie
den Chefärztinnen und -ärzten die Zukun des Berufs zu
gestalten.
   Berufsentwicklung
4.4 DIE DIGITALISIERUNG AKTIV MITGESTALTEN

Nicht Programme zur Förderung der technologischen
Investition, sondern die Bedürfnisse und Innovationskra
der klinisch tätigen Gesundheitsfachpersonen stellten sich in
den vergangenen Jahren als entscheidende Treiber für die
nutzensti ende Digitalisierung heraus. Dies zeigt sich
hierzulande insbesondere in der Umsetzung des EPD,
welches als technologisches Projekt «top down» geführt wird
und vor grossen Herausforderungen steht. Die
                                                                  Dr. med. Yvonne Gilli
Digitalisierung entwickelt sich nicht zwangsläufig mit
Gesetzgebung und Verpflichtung. Sie findet vor Ort in der           Mitglied des FMH-
Klinik oder in der Praxis statt. Staatlich unterstützte Anreize   Zentralvorstands
                                                                  Departementsverantwortliche
können aber Impulse setzen.
                                                                  Digitalisierung / eHealth

Neben der Begleitung des EPD, hat das Departement
konstruktive Lösungsvorschläge im Zusammenhang mit der
ordentlichen Revision des Heilmittelgesetzes erarbeitet.
Hierzu zählen unter anderem ein praktikabler
Umsetzungsvorschlag für die Signatur von elektronischen
Rezepten und die Sicherstellung der ärztlichen Interessen im
Rahmen der Umsetzung der Medicrime-Konvention.

In diesem Umfeld wird der Datenschutz zentral. Mit der
Inkra setzung der revidierten europäischen                          Die Digitalisierung
Datenschutzgrundverordnung sind verschiedene Fragen                entwickelt sich nicht
innerhalb der Ärztescha entstanden. Das Departement hat              zwangsläufig mit
Informationsanlässe für Entscheidungsträger durchgeführt            Gesetzgebung und
und durch die Erstellung von FAQ sowie einer                        Verpflichtung. Sie
praxistauglichen Datenschutzerklärung für Ärztinnen und            findet vor Ort in der
Ärzte versucht, den Anfragen gerecht zu werden.                      Klinik oder in der
                                                                        Praxis sta .
Das Departement erachtet es als wichtige Aufgabe, die
ärztlichen Bedürfnisse bei der Digitalisierung breit zu                     Yvonne Gilli
unterstützen. Einen Schwerpunkt der diesjährigen Tätigkeit
stellte deshalb der Themenkomplex Telemedizin dar, der die
Ärztescha zunehmend in Form der digitalen Konsultation
begegnet. In diesem Zusammenhang hat das Departement
zusammen mit der KPMG eine Studie zur Erhebung des
aktuellen Stands der Nutzung von digitalen
Dienstleistungsangeboten durchgeführt.

Die Zusammenarbeit mit der HIN AG konnte dieses Jahr
durch einen neuen Kooperationsvertrag gestärkt werden. Als
nächstes gemeinsames Projekt wird die Umsetzung einer
zeitgemässen und wirtscha lichen Lösung für die Health
Professional Card in Form einer neuen elektronischen
Identität für die Ärztescha angestrebt.

Last but not least sind die Arbeiten des Instituts für
Praxisinformatik in enger Abstimmung mit der Kommission
«Informatics & E-Health» des Berufsverbands der Haus- und
Kinderärztinnen und -ärzte Schweiz und unter Einbezug der
industriellen Anbieter von Praxisso ware
wiederaufgenommen worden.
   eHealth
   Datenschutz und ­sicherheit
   Telemedizin
4.5 KOMPLEXITÄT ERFORDERT BREITE

Im Bereich Public Health erfordern zahlreiche Aspekte der
Medizin auf Bevölkerungsebene ein breites Wissen: von 5G
bis zur Suizidprävention. Public Health hat deshalb
Auswirkungen auf unseren Praxisalltag. Gerne verweise ich
auf den Jahresbericht der Abteilung Public Health.

Gesundheitsberufe
                                                               Dr. med. Carlos Quinto
Die Revision von Bildungsverordnung/Bildungsplan MPA EFZ       Mitglied des FMH-
ist abgeschlossen. Die neue Bildungsverordnung und             Zentralvorstands
Bildungsplan MPA sind per 1. Januar 2019 in Kra getreten.      Departementsverantwortlicher
                                                               Public Health, Gesundheitsberufe
Der erste Ausbildungsgang nach neuer Bildungsverordnung
                                                               und Heilmi el
und Bildungsplan MPA erfolgt ab August 2019, das erste
Qualifikationsverfahren MPA im Jahr 2022. Zurzeit werden in
Arbeitsgruppen Umsetzungsdokumente wie zum Beispiel der
Lehrplan für die Berufsfachschulen und das
Ausbildungsprogramm für die überbetrieblichen Kurse sowie
das Ausbildungsprogramm für die Lehrbetriebe erarbeitet.

An den SwissSkills 2018 hat die FMH an einem interaktiven
Informationsstand, zusammen mit dem SVA und mit                 Im Bereich Heilmi el
Unterstützung der BEKAG sowie mfe und JHaS von ärztlicher         zeichnet sich eine
Seite und dem ARAM von MPA-Seite, einen Einblick in den           Verschärfung der
MPA-Beruf gegeben. Das Echo war durchwegs positiv und              Problematik der
zeigt sich am vermehrten Interesse von Jugendlichen an             Patienten- und
einer MPA-Ausbildung. Der Au ritt an den SwissSkills hat       Versorgungssicherheit
erfolgreich zur Attraktivität des MPA-Berufs beigetragen. Um             ab.
kün ig genügend MPA-Ausbildungsplätze anbieten zu
können, sind wir darauf angewiesen, dass sich sowohl                   Carlos Quinto

Arztpraxen als auch Spitäler vermehrt als Lehrpraxen für
MPA EFZ zur Verfügung stellen.

Weitere Schwerpunkte im MPA-Bereich sind die Validierung
von Bildungsleistungen MPA und die Tarifierung von
MPA/MPK-Leistungen in Zusammenarbeit mit dem
Departement Ambulante Tarife. Thema ist auch die
Interprofessionalität in Zusammenarbeit mit dem
Departement Berufsentwicklung. Im Bereich MPA/MPK
ergeben sich zudem relevante Schnittstellen zum
Departement Digitalisierung/eHealth und intern zum Bereich
Public Health, beispielsweise im Bereich der NCD-Strategie,
der Strategie zur Bewältigung der Problematik der NCD. Hier
ist das Departement ebenfalls gefordert, da ausserhalb der
FMH meist entweder Wissen über Public Health oder über
MPA/MPK vorhanden ist, aber nur selten über beides in
ausreichendem Mass.

Heilmittel

Im Bereich Heilmittel liegen die Schwerpunkte auf der
Patienten- und Versorgungssicherheit. Patientensicherheit
schliesst konsequenterweise Arzneimittelsicherheit mit ein.
Im Berichtsjahr konnte in Zusammenarbeit mit der EKIF ein
Artikel zur zunehmend problematischen Situation der
Impfstoffversorgung in der Schweiz in der SAEZ publiziert
werden. Mehrere Impfstoffe sind langfristig nicht verfügbar.
Einerseits sind Faktoren beteiligt, die globaler Natur sind,
andererseits wird die Situation in der Schweiz durch
behördliche Massnahmen verschär , die mit einer gewissen
Latenz relevante Public-Health-Probleme zur Folge haben
könnten. Besonderen Aufwand erforderte die Bearbeitung
von Widersprüchen zwischen der teilweise politisch
motivierten Heilmittelgesetzrevision und der
Antibiotikaresistenzstrategie. Dieser Konflikt konnte unter
Einbezug medizinischer Fachgesellscha en im Sinne der
Patientensicherheit gelöst werden. Zusammenfassend
zeichnet sich eine Verschärfung der Problematik der
Patienten- und Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren
ab, was entsprechende Ressourcen erfordert. Im
Heilmittelbereich findet eine gute Zusammenarbeit mit dem
Departement Digitalisierung/eHealth statt. Die Ärztescha ist
weiterhin darauf angewiesen, dass sie Medikamente und
Impfstoffe in guter Qualität zur Verfügung hat.
   Public Health
   MPA Schweiz
4.6 NEU REVIDIERTE UND AUSGEHANDELTE LEISTUNGSSTRUKTUR

Das Jahr 2018 stand für das Departement Ambulante
Versorgung und Tarife ganz im Zeichen der grossen
tarifpolitischen Herausforderungen. Diese belasteten die
personellen Ressourcen des Departements zeitweise bis zur
Grenze des Machbaren. Im Wesentlichen waren die
folgenden vier Themenkreise betroffen:

                                                               Dr. med. Urs Stoffel
Umsetzung des bundesrätlichen Tarifeingriffs
                                                               Mitglied des FMH-
Per 1. Januar 2018 trat der 2017 vom Bundesrat beschlossene    Zentralvorstands
und komplexe Tarifeingriff in Kra . Die teilweise              Departementsverantwortlicher
                                                               Ambulante Versorgung und Tarife
einschneidenden Massnahmen und massiv einschränkenden
Limitationen führten zu geharnischten Protesten der
Ärztescha . Zur Begleitung des Tarifeingriffs verordnete der
Bundesrat eine Arbeitsgruppe und ein umfassendes und
differenziertes Monitoring von allen Tarifpartnern. Diese
aufwendigen Analysen und Auswertungen benötigten hohe
personelle und finanzielle Ressourcen.

Abschluss von TARCO und Tarifverhandlungen
                                                                      Die neu
Im Mai 2018 wurde das FMH-interne Tarifrevisionsprojekt           ausgehandelte
TARCO von der Ärztekammer verabschiedet. Anschliessend          Tarifstruktur ist ein
stieg die FMH in die Verhandlungen der neu revidierten         Meilenstein und zeigt,
Leistungsstruktur mit den Tarifpartnern H+, curafutura und       dass wir unserer
MTK ein.                                                       Verantwortung in der
Im Oktober 2018 gelang es dann, die gemeinsam mit den           Tarifpartnerscha
Tarifpartnern ausgehandelte Leistungsstruktur auch in der         nachkommen.
Ärztekammer zu genehmigen. Nach diesem erfreulichen
                                                                         Urs Stoffel
Etappenerfolg auf dem Weg zum Nachfolgetarif TARMED
müssen nun noch die Abrechnungsregeln (Limitationen und
Kumulationen) mit den Tarifpartnern ausgehandelt werden.
H+ ist aber auf Ende 2018 aus der Tarifpartnerscha
ausgeschieden. Das Ziel bleibt weiterhin, die revidierte
ambulante Tarifstruktur bis Mitte 2019 beim Bundesrat
einzureichen.

Kantonale Eingriffslisten unter der Prämisse «ambulant vor
stationär»

Diese kantonalen unterschiedlichen Eingriffslisten traten
2018 in verschiedenen Kantonen in Kra und sind bis heute
äusserst umstritten. Die kantonalen Vorgaben führen zu
einer erheblichen Verschiebung von Eingriffen aus dem
stationären in den ambulanten und spitalambulanten
Bereich und belasten dadurch die Prämienzahlenden
zusätzlich. Per 1. Januar 2019 wird eine
gesamtschweizerische Liste primär ambulant
durchzuführender Eingriffe durch den Bund in Kra gesetzt.

Bundesrat schickt ein erstes Massnahmenpaket zur
Kostendämpfung in die Vernehmlassung

Das Massnahmenpaket sieht neben den Vorschlägen der vom
Bundesrat eingesetzten Expertengruppe, die klar auf ein
ambulantes Globalbudget zielen, auch Massnahmen für eine
Senkung der Vertriebsmargen bei der Medikamentenabgabe
vor. Und zwar sowohl bei den Apothekern als auch bei der
direkten Medikamentenabgabe durch den Arzt.
   Ambulante Tarife
4.7 GENERATIONENSOLIDARITÄT, WENIG ADMINISTRATION UND RICHTIGE
ANREIZE

Das gemeinsame Projekt «Coach my Career» des
Departements zusammen mit dem VLSS, dem VSAO,
SWIMSA, mfe und dem SIWF ist angelaufen und die ersten
Rückmeldungen sind sehr gut.

Unsere wissenscha liche Begleitforschung durch gfs Bern
zeigt die weiter zunehmende administrative Belastung der
Ärztescha . Bei TARPSY und bei der Ausgestaltung von ST          Dr. med. Jürg Unger
Reha ist dies für die Fachgesellscha en wegweisend, indem
                                                                 Mitglied des FMH-
Tarifsystem und Datenerfassung möglichst einfach gehalten        Zentralvorstands
werden. Mit diesem Ziel leistete die Abteilung Stationäre        Departementsverantwortlicher
Versorgung und Tarife einen zentralen Beitrag bei der            Stationäre Versorgung und Tarife
Erarbeitung von einfach anwendbaren CHOPs für die
Rehabilitation.

Ab 1. Januar 2019 hat das BAG verschiedene Operationen
definiert, die ambulant durchgeführt werden müssen.                Das Projekt «Coach
Kantone, die damit vorangegangen sind, zeigen bereits stolz,       my Career» ist mit
welche Einsparungen möglich seien. Nicht eingerechnet            ersten Top-Feedbacks
werden aber die Kosten der leer stehenden Spitalbetten.            gestartet worden.
Auch die Ausbildungsfrage junger Operateure wird kaum
diskutiert. Als alternative Lösung setzt sich die FMH für EFAS             Jürg Unger

ein. Mit EFAS würden grundlegend neue Tarifierungsmodelle
einfach eingeführt werden können, die von den
Patientenprozessen ausgehen: Eine DRG für einen Eingriff,
unabhängig davon, ob dieser ambulant oder stationär
durchgeführt wird. Nur bei einer medizinischen Indikation
für eine stationäre Durchführung würde eine
Übernachtungspauschale ausgerichtet. Oder für die
Behandlung chronischer Krankheiten wären
Komplexpauschalen möglich, welche primär die ambulante
Behandlung und Betreuung mit den richtigen finanziellen
Anreizen unterstützen würden.
   Stationäre Tarife
   Coach my career
05 TARIFAUTONOMIE
Die Abrechnung ambulanter ärztlicher Leistungen wird mit
der Tarifstruktur TARMED (tarif médical) abgewickelt. Als
national einheitliche ambulante Tarifstruktur wurde der
TARMED im Jahr 2004 in der gesamten Schweiz in Kra
gesetzt. Grundlage des ambulanten Tarifs bilden Daten aus
den späten 1990er-Jahren. Der Revisionsbedarf ist
unbestritten, denn seit über 10 Jahren ist dieser nicht
entscheidend weiterentwickelt und an die heutigen
Gegebenheiten angepasst worden.

In den Jahren 2014 und 2018 hat der Bundesrat wegen der nur
schleppenden Fortschritte der TARMED-Revision zwei Mal in
den bestehenden Tarif eingegriffen. Der Bundesrat hat dabei
seine subsidiäre Kompetenz wahrgenommen, bei fehlender
Sachgerechtigkeit in den Tarif eingreifen zu können. Im Jahr
2018 hat er zusätzlich das Ziel verfolgt, 470 Millionen Franken
an Kosten einzusparen.

Seit der Ablehnung des Revisionsvorschlags im Jahr 2016
durch alle Tarifpartner bestehen seitens Bundesrat und
Parlament zahlreiche Bestrebungen, die Tarifpartnerscha
durch eine hoheitliche Regelung zu ersetzen. Mit dem
zweiten bundesrätlichen Tarifeingriff hat der Bundesrat im
Jahr 2018 de facto bereits einen Amtstarif geschaffen.

Mit dem Massnahmenpaket 1 zur Kostendämpfung will der
Bundesrat nun seine Kompetenzen nochmals erweitern:
Erstens möchte er die Grundsätze betreffend Form und
Betrieb einer gemeinsamen Organisation der Tarifpartner
zur Pflege des ambulanten Tarifs vorgeben. Das widerspricht
dem Grundsatz der Tarifautonomie. Und zweitens sollen dem
Bundesrat kün ig alle Daten zur Verfügung gestellt werden,
die zur Festlegung, Anpassung und Genehmigung von
ambulanten Tarifen notwendig sind.
Somit würde das heute subsidiäre System, bei welchem der
Bundesrat erst dann in die Tarifautonomie eingrei , wenn
die Tarifverhandlungen scheitern, zugunsten eines
Staatstarifs aufgegeben werden. Beides kann und darf nicht
im Interesse der FMH sein. Wer Autonomie will, hat nicht
nur Handlungsfreiheit und Rechte, sondern auch Pflichten.
Und diese bestehen unter anderem darin, die ambulante
Tarifstruktur zu revidieren.

Deshalb stand auch das Jahr 2018 ganz im Zeichen der
Tarifrevision. Die Ärztescha hat mit der Zustimmung zum
ärzteinternen Revisionsvorschlag TARCO im Mai 2018 und
mit dem JA zur mit den Tarifpartnern verhandelten
Leistungsstruktur im Oktober 2018 ein sehr deutliches
Zeichen gesetzt. Wir stehen zur Tarifautonomie! JA zur
Tarifrevision!
06 STRUKTUR UND ORGANISATION
VERBAND

Als politisch und wirtscha lich unabhängiger Berufsverband        42ʼ407
vertritt die FMH über 42’000 Mitglieder. Gleichzeitig ist sie   Ärztinnen und
der Dachverband für über 70 Basis- und Fachorganisationen:          Ärzte
die kantonalen Ärztegesellscha en, die medizinischen            sind Mitglied der FMH.
Fachgesellscha en, den VSAO und den VLSS.

GENERALSEKRETARIAT

Das GS fungiert als Bindeglied zwischen Ärztescha und           Rund 100
Öffentlichkeit. Seine rund 100 Mitarbeitenden unterstützen      Mitarbeitende
den ZV in seiner Tätigkeit und sind für die Koordination          arbeiten im FMH­
zwischen der strategisch-politischen und der operativen          Generalsekretariat.

Ebene der FMH verantwortlich. Das GS bietet eine breite
Servicepalette an, um sowohl die FMH-Organe zu
unterstützen als auch den Bedürfnissen von Mitgliedern,
externen Partnern und Bürgern gerecht zu werden.
07 BERICHTE GENERALSEKRETARIAT
7.01 DAS GENERALSEKRETARIAT – OPERATIVE BASIS DER FMH

Nach sieben Jahren bei der FMH hat sich meine Vorgängerin
Anne-Geneviève Bütikofer entschieden, eine neue berufliche
Herausforderung als Direktorin des Verbands «H+ Die Spitäler
der Schweiz» anzunehmen. Für ihr grosses Engagement und
die geleistete Arbeit für die FMH gebührt ihr unser herzlicher
Dank.

Auch im Jahr 2018 konnte ein ausgeglichenes Budget erreicht
werden. Die von der Ärztekammer beschlossenen                    Dr. iur. Ursina Pally Hofmann
Budgetstabilisierungsmassnahmen sind nun zu 84 Prozent
                                                                 Generalsekretärin der FMH
umgesetzt und zeigen Wirkung.

Das Jahr 2018 zeichnete sich durch eine etwas höhere
Personalfluktuation im GS aus, welche Ausfluss diverser               Sicherstellen der
Gründe war, wie beispielsweise einiger Pensionierungen oder       operativen Tätigkeit.
der Wunsch langjähriger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
nach neuen Herausforderungen. Das heutige Team aus                   Ursina Pally Hofmann

erfahrenen und neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat
sich konsolidiert und bereits während des Berichtsjahres
durchgehend gut und motiviert zusammengearbeitet.

Das Sanierungsprojekt der FMH-Liegenscha kommt stetig
voran. Die zukün igen Anforderungen an die Liegenscha
sind definiert, so dass im Jahr 2019 die Baueingabe angestrebt
wird.

Ebenso hat das Projekt I-Governance im Berichtsjahr
erfreulicherweise grosse Fortschritte gemacht. Das
Generalsekretariat ist auf gutem Weg, bald ein modernes
Records-Management-System einzuführen, welches die
Prozesse vereinfachen und eine effizientere Arbeitsweise
erlauben wird.

Die Datensynchronisation und der Datenaustausch zwischen
der FMH und ihren angeschlossenen Ärztegesellscha en soll
automatisiert und dadurch vereinfacht werden. Ein
diesbezügliches Projekt ist initiiert und wird uns in den
nächsten Jahren begleiten. Weiter soll dadurch nicht zuletzt
auch für die Mitglieder die Anwenderfreundlichkeit bei der
Bearbeitung ihrer Daten verbessert werden.
Abgesehen davon haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Generalsekretariats im Jahr 2018 die operative Basis dafür
geschaffen, dass die FMH ihre Aufgaben gesetzes- und
statutenkonform wahrnehmen konnte.
7.02 ZUSAMMENKOMMEN IST EIN BEGINN, ZUSAMMENBLEIBEN IST EIN
FORTSCHRITT, ZUSAMMENARBEITEN IST EIN ERFOLG

Das Jahr 2018 war für die Abteilung DDQ geprägt von
partnerscha lichen Erfolgen und Projekten. Dass eine          Esther Kra

kontinuierliche und auf gegenseitigem Vertrauen basierte      Leiterin Abteilung Daten,
Zusammenarbeit zum Erfolg führt, zeigen folgende erreichte    Demographie und Qualität

Meilensteine.

Am 1. Februar 2018 lud die SAQM zusammen mit der
Dialoggruppe Versorgungsforschung und dem ISPM Bern zur
Veranstaltung «Gesundheitsbezogene Register – Wo steht die
Schweiz?» ein. 100 Teilnehmende diskutierten mit den
hochkarätigen Referentinnen und Referenten zu diesem
spannenden und hochaktuellen Thema. Ende April fand das
erste SAQM-Symposium in Bern statt, an welchem die SAQM
praxiserprobte Qualitätsprojekte des Schweizer
Gesundheitswesens mit ihrem neuen Qualitätspreis
«Innovation Qualité» auszeichnete. Die Gewinner
präsentierten dem interessierten Publikum ihre Projekte aus
den Bereichen Patientenversorgung, Patientensicherheit,
Engagement gegen Überversorgung und Onkologie.

Ebenfalls im April veröffentliche die SAQM zusammen mit 10
ärztlichen und 10 nichtärztlichen Berufsorganisationen den
sektorenübergreifenden und interprofessionellen                            20
Behandlungspfad Kolorektalkarzinom. Dieser Meilenstein        Berufsorganisationen
nahm die SAQM zum Anlass, den zweiten Projektschritt in        veröffentlichen
Angriff zu nehmen und publizierte Ende 2018 zusammen mit           einen
dem Dialog Ethik Qualitätskriterien für                          sektorenübergreifenden
Patienteninformationsmaterialien.                                  interprofessionellen
                                                                     Behandlungspfad.

Die interprofessionelle und sektorenübergreifende
Ausrichtung der SAQM ermöglichte es – in Zusammenarbeit
mit dem Dialog Qualität – der SAQM und einer
Interessengemeinscha ein Fortbildungs- bzw.
Weiterbildungsangebot CAS «Qualität in der Medizin für
patientennahe Arbeitspraxis» zu lancieren. In Kooperation
mit der Berner Fachhochschule soll 2019 die erste
Ausschreibung gestartet werden.

Im Bereich Daten und Demographie stand das Jahr 2018
neben der jährlich publizierten FMH-Ärztestatistik wiederum        Die MAS-Daten
voll und ganz im Zeichen der MAS-Erhebung des BFS zu den            erlauben eine
«Strukturdaten Arztpraxen und ambulante Zentren MAS». Im         faktenbasierte und
April 2018 wurden die ersten Ergebnisse der MAS-2015-          lösungsorientierte
Erhebung durch das BFS publiziert. Die MAS-Daten erlauben     Diskussion über die
eine faktenbasierte und lösungsorientierte Diskussion über       Einkommen der
die Einkommen der Ärztinnen und Ärzte. Diese Ergebnisse       Ärztinnen und Ärzte.
sind mit den ärzteeigenen Daten aus der RoKo vergleichbar,
was im Oktober 2018 transparent publiziert worden ist. Auch        Esther Kraft
im Rahmen der MAS-2017-Erhebung setzt sich die Abteilung
weiterhin für die Anliegen unserer Mitglieder und unserer
Ärzteorganisationen ein.

ReMed, das Unterstützungsnetzwerk für Ärztinnen und Ärzte,
erlebte ein erfolgreiches Jahr. Die Dienstleistungen von
ReMed wurden intensiv genutzt und das Programm
weiterentwickelt. In einem spannenden und animierten Film
wird ReMed erklärt.
   Qualität / SAQM
   Innovation Qualité
   Register
   Ärztestatistik
   ReMed
7.03 NEUE TARIFSTRUKTUREN AKTIV MITGESTALTEN
   ST Reha
Dieses Jahr hat die Abteilung Stationäre Versorgung und
Tarife insbesondere in der Rehabilitation einen grossen       Beatrix Meyer

Meilenstein erreicht. Zusammen mit den betroffenen            Leiterin Abteilung Stationäre
Fachgesellscha en definierte sie die Basis- und                Versorgung und Tarife

Zusatzleistungen der Rehabilitation und stellte ihre
umfangreichen Arbeiten bei den Partnern der SwissDRG AG
zur Diskussion. Ein Kompromiss konnte dazu erzielt werden
und ist nun in der Prozedurenklassifikation CHOP 2019
abgebildet und damit schweizweit gültig. Diese Arbeiten
bilden die zentrale Grundlage für die neu zu entwickelnde
Tarifstruktur ST Reha, deren Einführung für 2022 vorgesehen
ist.

Aber auch in der Akutsomatik sind Erfolge zu verzeichnen.
Dank der Initiative unserer Experten und der                     Die Mehrheit der
partnerscha lichen Kooperation lassen sich unter anderem            betroffenen
neue klinische Entwicklungen im Tarifsystem SwissDRG          Spitalärzte findet, dass
abbilden. In der Psychiatrie konnten erste Erfahrungen mit    sich der administrative
dem neu eingeführten Tarifsystem TARPSY gesammelt               Aufwand durch die
werden. Unsere Abteilung engagiert sich auch hier zusammen     Listen «ambulant vor
mit den Fachgesellscha en für eine stetig verbesserte          stationär» stark oder
Abbildung der Leistungen im Tarifsystem. Sie analysierte          eher erhöht hat.
zudem die jeweils neuen stationären Tarifversionen und
bezog auch Stellung zu einer Machbarkeitsstudie der                    Beatrix Meyer

SwissDRG AG für eine allfällige Entwicklung von ambulanten
Pauschalen basierend auf dem SwissDRG-System.

Die Anliegen der Ärztescha hat die FMH ausserdem bei den
Umsetzungsfragen der Liste «ambulant vor stationär» des BAG
vertreten. Hier unterbreitete die Abteilung beispielsweise
Vorschläge, damit die Ausnahmekriterien kün ig einfacher
erfasst werden können. Denn erste Erfahrungen mit von
einigen Kantonen eingeführten kantonalen Listen «ambulant
vor stationär» konnten bereits gesammelt werden. Gemäss
einer repräsentativen Befragung im Au rag unserer Abteilung
ist die Mehrheit der betroffenen akutsomatisch tätigen
Spitalärztinnen und Spitalärzte der Ansicht, dass sich der
administrative Aufwand durch die kantonalen Listen
«ambulant vor stationär» stark oder eher erhöht hat. Eine
weitere Beobachtung ist hier entsprechend vorgesehen.
   SwissDRG
   TARPSY        ST Reha
   Ambulante Tarife
7.04 TARIFPARTNERSCHAFT BRINGT SACHGERECHTE LÖSUNGEN

Die Revision des ambulanten ärztlichen Tarifs TARMED hat
unsere Abteilung im Jahr 2018 erneut ressourcentechnisch am    Patrick Müller

meisten herausgefordert. Dank dem grossen und                  Leiter Abteilung Ambulante
unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten konnten die Arbeiten   Versorgung und Tarife

im FMH-internen Projekt TARCO im Mai 2018 mit der
einstimmigen Zustimmung der Delegiertenversammlung und
Ärztekammer erfolgreich beendet werden. Nach viel Geschick
und grossem Engagement verabschiedete nach langen,
intensiven und teils schwierigen Verhandlungen der
Verwaltungsrat der ats-tms AG Mitte September 2018, erstmals
wieder seit 15 Jahren, eine revidierte, sachgerechte und
betriebswirtscha liche ambulante Leistungsstruktur inkl.
Taxpunkten. Damit konnte der bisher wichtigste Meilenstein
in den laufenden Verhandlungen mit den Tarifpartnern
curafutura, H+ und MTK erreicht werden. Mit der
überwältigenden Zustimmung der Delegiertenversammlung
und Ärztekammer zu dieser verhandelten Leistungsstruktur
konnten im Spätherbst die Verhandlungen zu den
Abrechnungsregeln starten. Unter Einbezug der
Fachgesellscha en werden an über 30 Workshops die
Kumulationsregeln und Limitationen kapitelweise verhandelt
und festgelegt.

Die FMH konnte sich im Sommer 2018 mit den
Krankenversicherungsverbänden santésuisse und curafutura       Erstmals seit 15 Jahren
auf eine neue statistische Screening-Methode im Rahmen der        konnten sich die
Wirtscha lichkeitskontrolle gemäss Art. 56 Abs. 6 KVG           Tarifpartner auf eine
einigen. Dabei konnte die Varianzanalyse                           total revidierte,
(Regressionsanalyse) als Grundlage für die statistische          sachgerechte und
Screening-Methode im Rahmen der                                betriebswirtscha liche
Wirtscha lichkeitskontrolle weiter verfeinert werden. Ziel           ambulante
dieser verfeinerten Methode ist es, die Anzahl zu Unrecht         Leistungsstruktur
detektierter Ärztinnen und Ärzte deutlich zu reduzieren.               einigen.
Das BAG verfolgt das Projekt transAL weiter bis 2020. In                Patrick Müller
diesem Jahr kam es unter anderem bei den Analysen im
Kapitel 5, die das Praxislabor betreffen, zu ersten
Anpassungen in der Nomenklatur. Die FMH hat Einsitz in der
Begleitgruppe. Der Vorstand der QUALAB hat aufgrund eines
Rechtsgutachtens die Reorganisation der QUALAB
beschlossen. Die Arbeiten dazu werden im Jahr 2019
weitergeführt.
   Ambulante Tarife
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