VWA aus Physik Handreichung

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VWA aus Physik ‐ Handreichung     1

              Version 30.7.2012
VWA aus Physik ‐ Handreichung         2

Die vorwissenschaftliche Arbeit aus Physik
Handreichung
Zusammengestellt von Dr. Erich Reichel
unter der Mithilfe der Landesarbeitsgemeinschaften Physik und des AECC Physik

Im Auftrag des bmukk

Stand 30.7.2012

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Inhalt
   1. Einleitung ............................................................................................................................. 5
Teil 1 ‐ Schnellstart .......................................................................................................................... 6
   2. Kompetenzorientierung ....................................................................................................... 6
   3. Themenfindung – Erstellung einer Forschungsfrage ........................................................... 6
       3.1.      Thema ........................................................................................................................... 6
       3.2.      Forschungsfrage und Titel der Arbeit ........................................................................... 6
       1.1.      Disposition .................................................................................................................... 7
   4. Bearbeitung und Betreuung ................................................................................................ 7
   5. Formale Aspekte der VWA ................................................................................................... 7
       5.1.      Sprache ......................................................................................................................... 8
       5.2.      Gliederung .................................................................................................................... 8
       5.3.      Umfang ......................................................................................................................... 8
       5.4.      Zitierregeln ................................................................................................................... 8
       5.5.      Anhang .......................................................................................................................... 8
Teil 2 ‐ Anmerkungen ...................................................................................................................... 9
   6. Kompetenzmodell ................................................................................................................ 9
       6.1.      Handlungskompetenz ................................................................................................. 10
       6.2.      Anforderungsniveaus.................................................................................................. 12
   7. Themenfindung und........................................................................................................... 13
       7.1.      Ungünstige Themen ................................................................................................... 13
       7.2.      Disposition .................................................................................................................. 14
       7.3.      Außerschulische Institutionen .................................................................................... 14
       7.4.      Einsatz des Computers ............................................................................................... 14
       7.5.      Experiment ................................................................................................................. 14
   8. Besonderheiten für die Betreuung der VWA ..................................................................... 15
   9. Zitierregeln ......................................................................................................................... 15
       9.1.      Was zitieren? .............................................................................................................. 16

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  9.2.      Wie zitieren? ............................................................................................................... 16
  9.3.      Wie macht man fremde oder eigene Erkenntnisse sichtbar? .................................... 16
  9.4.      Zitiervarianten ............................................................................................................ 16
  9.5.      Einbau der Zitate in den Text ..................................................................................... 17
  9.6.      Spezialfälle .................................................................................................................. 17
  9.7.      Angabe der vollständigen Zitate im Literaturverzeichnis........................................... 17
10.      Literatur .......................................................................................................................... 19
11.      Dank................................................................................................................................ 19

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1. Einleitung
Vor dem Hintergrund der Bedeutung von Naturwissenschaften und Technik für die Gesellschaft,
stellt die Erstellung einer vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) aus Physik einen wesentlichen
Beitrag zur Allgemeinbildung und für die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler dar.
Deshalb solch sich eine VWA aus Physik nicht nur der reinen Physik als Grundlagenwissenschaft
nähern, sondern sie sollte sich auch mit verwandten Themen beschäftigen. Dazu zählen The‐
menstellungen aus der angewandten Physik, auch fächerverbindend. Von großer Bedeutung ist
die Auseinandersetzung mit Technik und Technologie. Ist doch die Physik im Lehrfächerkanon
der AHS das Fach, das die Grundlagen zur Verständnis moderner Technologien und technischer
Lösungen liefert. Somit stellt die Physik die Basis zur Auseinandersetzung mit großen Heraus‐
forderungen unserer Gesellschaft, wie z.B. Mobilität, Kommunikation, aber auch Umwelt dar.
Die selbstständige Auseinandersetzung der Maturantinnen und Maturanten mit den Grundla‐
gen der Physik vor dem Hintergrund moderner Herausforderungen stellt darüber hinaus einen
wesentlichen Beitrag zur Kompetenzförderung dar, da das gesamte Kompetenzmodell für die
Naturwissenschaften abgedeckt werden kann.

Der Inhalt dieses Leitfadens gliedert sich in zwei Teile:

Der erste Teil stellt eine „Schnellstarthilfe“ dar.

Der zweite Teil befasst sich mit wichtigen Hinweisen im Detail.

Anmerkung: Die folgenden Inhalte dienen zur Ergänzung der Handreichung „Vorwissenschaftli‐
che Arbeit“ des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in der jeweilig geltenden
Fassung.

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Teil 1 ‐ Schnellstart

2. Kompetenzorientierung
Die Maturantinnen und Maturanten sollen beim Abschluss ihrer Schullaufbahn nicht nur ihr
Wissen zeigen, sondern auch die von ihnen entwickelten Kompetenzen. Damit sind sie in der
Lage, facheinschlägige Studien zu ergreifen, sind aber auch im täglichen Leben befähigt, in na‐
turwissenschaftlichen und technischen Fragen und Problemen kompetent und zielgerichtet zu
handeln. Daher liegt ein hoher Anteil des Physikunterrichts nicht beim Vermitteln des „Grund‐
vokabulars“ (Wissen), sondern im Umgang damit. Die VWA ist hier besonders geeignet, diese
Handlungskompetenzen noch weiter zu fördern. (siehe Handreichung „Vorwissenschaftliche
Arbeit“ des bmukk, p 6).

Die Entwicklung der Kompetenzen beginnt schon in der Unterstufe                      Kompetenzmodell Seite 9
und wird auf höherem Niveau in der Oberstufe fortgesetzt.

3. Themenfindung – Erstellung einer Forschungsfrage
In der Handlungsdimension E (Erkenntnisse gewinnen) des Kompetenzmodells1 ist die naturwis‐
senschaftliche Methodik festgelegt. Bei der Themenfindung sollte die Handlungsdimension in
vollem Umfang einfließen.

      3.1.Thema
Die Themenwahl liegt bei den Maturantinnen und Maturanten unter Hilfestellung durch und
Absprache mit der betreuenden Lehrperson. Inhaltlich können der ganze Lehrplan, die Bil‐
dungsbereiche, sowie fachverwandte, angewandte Bereiche (z.B. Technik, Umwelt) als Aus‐
wahlhilfe dienen. Auch persönliche Interessen oder Hobbies bilden eine gute Grundlage. Es
können dabei auch durchaus Themen ausgewählt werden, die im Unterricht nicht ausreichend
behandelt wurden. (p7 Leitfaden)

      3.2.Forschungsfrage und Titel der Arbeit                                Die Forschungsfrage ist als konkrete
Wesentlich für die Themensuche ist das Interesse der Matu‐                    Frage zu formulieren.
rantinnen und Maturanten. Bei genauerer Hinterfragung des                     „Die Bedeutung der Bionik“ ist keine
Interesses, kann man Aspekte ausloten, die zu einer zentralen                 Frage und kann zu einer ausufernden
Forschungsfrage führen können. Um diese Forschungsfrage                       Arbeit führen. Besser ist hier die Kon‐
herum wird nun eine Disposition erstellt, die eindeutig auf die               kretisierung, wie z.B. „Worin liegt die
Klärung dieser Frage abzielt. Diese klare Zielsetzung ist eine                Bedeutung der Bionik zur Beschrei‐
Hilfestellung für die Schreibenden, ist aber auch gleichzeitig                bung des Fliegens?“

1
    Kompetenzmodell entsprechend der Handreichung für die mündliche Reifeprüfung aus Physik
                                                                              Version 30.7.2012
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von hervortretender Bedeutung bei der Bearbeitung einer Fragestellung, wodurch auch die
Ressourcenfrage (z.B. beim Einsatz von Experimenten) geklärt werden kann.

Durch den starken persönlichen Bezug ist es für die Schreiben‐
den auch leichter, die Motivation für die Verfassung der Arbeit     Disposition Seite 14
darzustellen.

Nach Formulierung der Forschungsfrage und der Erstellung einer realistischen Disposition kann
der Titel der Arbeit erstellt werden. Dieser muss nicht unbedingt die Forschungsfrage beinhal‐
ten, sollte aber auf diese hinweisen.

Zu breit gefasste Forschungsfragen können zu Arbeiten führen, die
                                                                       Ungünstige ThemenSeite 13
sich in der vorgegebenen Zeit und im verlangten Umfang nicht
sinnvoll bearbeiten lassen.
                                                                          1.1.Disposition
Bei der Disposition sind noch weitere Kompetenzen der
                                                                       Die Disposition soll den Rahmen
Handlungsdimension fallweise zu berücksichtigen:
                                                                       der Arbeit umschreiben. Sie be‐
      Die Mitarbeit der Schreibenden an Intuitionen oder Betrie‐      steht im Wesentlichen aus fol‐
       ben im Rahmen von Ferialpraktika.                                   d T il
      Der Computereinsatz                                             Einsatz des Computers Seite 14
      Der Einsatz eines eigenen Experimentes
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4. Bearbeitung und Betreuung
Bei sorgfältiger Formulierung der Forschungsfrage und genauer Ausarbeitung der Disposition
kann bei der Betreuung auf die Einhaltung des Zeitplanes und der Disposition geachtet werden
und gegebenenfalls entsprechende Fortschritte eingefordert werden. Für die Betreuung ist es
von Vorteil, wenn man die Fortschritte von den Schreibenden als kurze mündliche Berichte bei
den vorgesehenen Besprechungen einfordert. Dadurch kann auch die Authentizität der Arbeit
gewährleistet werden.

Die Einrichtung von „Schreibwerkstätten“ für die Betreuung meh‐        Besonderheiten für die Betreu‐
rerer VWA könnte einen Vorteil für die Betreuung darstellen.           ung der VWA Seite 15

5. Formale Aspekte der VWA
Die VWA aus Physik und verwandten Themen soll sich formal an die für die Naturwissenschaf‐
ten typische Arbeitsweise beim Verfassen von Arbeiten mit naturwissenschaftlichem Inhalt.

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   5.1.Sprache
Die Verfassung der Arbeit kann durchaus in der „Ich‐ Form“ geschrieben werden. Die Maturan‐
tinnen und Maturanten werden diese Arbeit selbstständig verfassen und dabei auch eigene
Überlegungen einfließen lassen. Dies ist durchaus auch bei der Verfassung von Diplomarbeiten
an den Universitäten zulässig.

   5.2.Gliederung
Die Gliederung der Arbeit sollte sich an der naturwissenschaftlichen Methodik orientieren. Wo‐
bei, wenn durchgeführt, die Einbindung des Experiments einen zentralen Bereich darstellt.

   5.3.Umfang
Der Umfang der Arbeit orientiert sich an den offiziellen Vorgaben. Eine Reduktion der Zeichen‐
anzahl bei experimentellen Arbeiten ist nicht sinnvoll, da eine ausreichend klare Dokumentati‐
on und eine nachvollziehbare Auswertung der Ergebnisse erforderlich ist.

   5.4.Zitierregeln
Die für die Verfassung physikalischer Arbeiten üblichen Zitier‐
regeln findet man in Kapitel Zitierregeln ab Seite 15.             Zitierregeln Seite 15
   5.5.Anhang
Im Anhang der Arbeit sollen, wenn vorhanden, z.B. Experimentierprotokolle, Messtabellen und
sonstiges Dokumentationsmaterial, das zum Verstehen der eigentlichen Arbeit nicht unmittel‐
bar notwendig ist. Es hilft aber den interessierten Leserinnen und lesern bei der weiteren Aus‐
einandersetzung mit der gewählten Vorgangsweise und der Ergebnisse.

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Teil 2 ‐ Anmerkungen

6. Kompetenzmodell
Die im Physikunterricht zu entwickelnden Kompetenzen orientieren sich stark an der Methodik
der Naturwissenschaften, die zielgerichtet den Zuwachs an Wissen ermöglicht. Für den Unter‐
richt werden die Kompetenzen in sogenannten Kompetenzmodellen zusammengestellt. Diese
werden auf Basis fachdidaktischen Wissens und der Schulrealität vereinbart.

Das im Folgenden beschriebene Kompetenzmodell ist für die Oberstufe an den Allgemeinbil‐
denden Höheren Schulen als einerseits inhaltlich passend, andererseits auch als pragmatisch
handhabbar anzusehen. Es umfasst dabei einerseits das Kompetenzmodell, das den Bildungs‐
standards Naturwissenschaften für die 8. Schulstufe zugrunde liegt und ergänzt es um oberstu‐
fenspezifische Aspekte. Gleichzeitig umfasst es die Kriterien für Kompetenzorientierung der
vorliegenden Handreichung und konkretisiert die Lernzielorientierung für die Physik. Für die
Konzeption von Physikunterricht, der auf die Kompetenzorientierung von Jugendlichen in Hin‐
blick auf das Verfassen einer VWA abzielt, ist dieses Modell zu verwenden:

Der Physikunterricht bis zur 7. Klasse ist so anzulegen, dass Jugendliche die für das Verfassen
einer VWA notwendigen Kompetenzen erlangen. Dazu zählen … Themenfindung … Forschungs‐
frage in Zusammenarbeit, Absprache mit den Lehrkräften.

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                                    Anforderungsniveau

                                            N3

                                            N2

                                            N1           Inhalte des Oberstufenlehrplans, bzw. der
                                                         Bildungsbereiche und verwandte Themen

                      Wissen organisieren

           Erkenntnisse gewinnen

          Schlüsse ziehen

            Handlungsdimension

Es werden dabei drei Aspekte von Physikunterricht unterschieden. Die inhaltliche Dimension
wird dabei durch den Lehrplan der Oberstufe begründet. Da die VWA aber auch fachverwandte
und fächerverbindende Themen beinhaltet, sind hier auch die Bildungsbereiche explizit ge‐
nannt. Das Anforderungsniveau ergibt sich aus der Qualität der Auseinandersetzung mit dem
Thema und dessen Darstellung, was sich zuletzt auch auf die Beurteilung auswirkt.

   6.1.Handlungskompetenz
Klarer als bisher werden im Kompetenzmodell nun unterschiedliche Handlungskompetenzen
definiert, die die Jugendlichen im Physikunterricht der Oberstufe erwerben sollen. Dafür wer‐
den im Wesentlichen drei Bereiche formuliert:

       W Wissen organisieren: Aneignen, Darstellen und Kommunizieren
       E Erkenntnisse gewinnen: Fragen, Untersuchen, Interpretieren
       S Schlüsse ziehen: Bewerten, Entscheiden, Handeln
Als hilfreiche Unterscheidung hat sich dabei folgende Lesart erwiesen:

       W Umgang mit innerphysikalischem Fachwissen
                                                                         Version 30.7.2012
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       E   Der Prozess, in dem physikalisches Fachwissen generiert wird, also z.B. durch Expe‐
           rimentieren
       S   Über innerphysikalische Zusammenhänge hinausgehende, problemorientierte As‐
           pekte.

Im Detail wird vom Physikunterricht der Oberstufe erwartet, dass er Schülerinnen und Schüler
ermöglicht, folgende Handlungskompetenzen zu entwickeln:

W Wissen organisieren: Aneignen, Darstellen und Kommunizieren
  Ich kann einzeln oder im Team …

     W 1 ... Vorgänge und Phänomene in Natur, Umwelt und Technik beschreiben und be‐
         nennen.

     W 2 ... aus unterschiedlichen Medien und Quellen fachspezifische Informationen ent‐
         nehmen.

     W 3 ... Vorgänge und Phänomene in Natur, Umwelt und Technik in verschiedenen For‐
         men (Bild, Grafik, Tabelle, Diagramm, formale Zusammenhänge, Modelle …) darstel‐
         len, erläutern und adressatengerecht kommunizieren.

     W 4 ... die Auswirkungen von Vorgängen in Natur, Umwelt und Technik auf die Umwelt
         und Lebenswelt erfassen und beschreiben.

E Erkenntnisse gewinnen: Fragen, Untersuchen, Interpretieren
  Ich kann einzeln oder im Team …

     E1    ... zu Vorgängen und Phänomenen in Natur, Umwelt und Technik Beobachtungen
           machen und/oder Messungen durchführen und diese beschreiben.

     E2    ... zu Vorgängen und Phänomenen in Natur, Umwelt und Technik Fragen stellen und
           Vermutungen aufstellen.

     E3    ... zu Fragestellungen eine passende Untersuchung oder ein Experiment planen,
           durchführen und protokollieren.

     E4    ... Daten und Ergebnisse von Untersuchungen analysieren (ordnen, vergleichen, Ab‐
           hängigkeiten feststellen), interpretieren und durch Modelle abbilden.

                                                                   Version 30.7.2012
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S Schlüsse ziehen: Bewerten, Entscheiden, Handeln
  Ich kann einzeln oder im Team …

     S1    ... Daten, Fakten, Modelle und Ergebnisse aus verschiedenen Quellen aus naturwis‐
           senschaftlicher Sicht bewerten und Schlüsse daraus ziehen.

     S2    … Bedeutung, Chancen und Risiken der Anwendungen von naturwissenschaftlichen
           Erkenntnissen für mich persönlich, für die Gesellschaft und global erkennen, um
           verantwortungsbewusst handeln zu können.

     S3    … die Bedeutung von Naturwissenschaft und Technik für verschiedene Berufsfelder
           erfassen, um diese Kenntnis bei der Wahl meines weiteren Bildungsweges verwen‐
           den zu können.

     S4    ... fachlich korrekt und folgerichtig argumentieren und naturwissenschaftliche von
           nicht‐naturwissenschaftlichen Argumentationen und Fragestellungen unterscheiden.

Bei der VWA aus Physik werden viele der aufgelisteten Kompetenzen zum Einsatz kommen,
besonders der Abschnitt E, da dieser den Forschungsaspekt besonders betont.

   6.2.Anforderungsniveaus
Die Formulierung der Anforderungsniveaus wurde ebenfalls aus dem Kompetenzmodell für die
Unterstufe übernommen; wichtig ist aber, dass für den Unterricht in der Oberstufe und insbe‐
sondere für Beurteilungen im Rahmen der Matura sich die Leistungen über dem Anforderungs‐
niveau I bewegen müssen. Zur Begriffsklärung wird folgende Einordnung vorgeschlagen. Das
Niveau I stellt nicht das reguläre Niveau des Oberstufenunterrichts darstellt.

N1     Anforderungsniveau I (reproduzierendes Handeln)

     Ausgehend von stark angeleitetem, geführtem Arbeiten Sachverhalte aus Natur, Umwelt
     und Technik mit einfacher Sprache beschreiben, mit einfachen Mitteln untersuchen und
     alltagsweltlich bewerten.

N2     Anforderungsniveau II (Kombination aus reproduzierendem und selbständigem Han‐
       deln)

     Sachverhalte aus Natur, Umwelt und Technik unter Verwendung der Fachsprache und der
     im Unterricht behandelten Gesetze, Modelle, Größen, Einheiten etc. beschreiben, unter‐
     suchen und bewerten können.
                                                                 Version 30.7.2012
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N3     Anforderungsniveau III (weitgehend selbständiges Handeln)

     Verbindungen zwischen Sachverhalten aus Natur, Umwelt und Technik und naturwissen‐
     schaftlichen Erkenntnissen herstellen und naturwissenschaftliche Konzepte nutzen kön‐
     nen.

Würde nur das Niveau N1 bei der VWA erreicht, so kann man nicht von einer selbstständig
durchgeführten Arbeit sprechen. Daher muss mindestens Niveau N2 erreicht werden.

7. Themenfindung und

   7.1.Ungünstige Themen
Keinesfalls ist es sinnvoll, Themen, wie „Quantenphysik“ oder der „Ottomotor“ zu definieren.
Wie die Erfahrung zeigt, können solche Themen aufgrund des umfangreich verfügbaren Materi‐
als zu abgeschriebenen, sehr umfangreichen Produkten führen, die dann meist aus Zeitnot we‐
nig reflektiert werden. Bei solchen sehr spannenden und relevanten Themen ist ein Detailas‐
pekt unbedingt herauszugreifen und auf die reflektierte Auseinandersetzung mit einem genau
definierten Teilbereich vorzusehen.

Auf Seite 16 der Handreichung zur Vorwissenschaftlichen Arbeit des bmukk findet man, dass
Schülerinnen und Schüler eine eigene Position aufbauen, die sie aufgrund ihrer Bearbeitung des
Themas überprüfen und absichern sollen. Solche Themen gibt es auch in der Physik, die durch‐
aus auch gesellschaftsrelevante Themen, wie z.B. Energiesituation, Kernkraftwerke umfassen
können. Bei der Bearbeitung solcher Themen ist darauf zu achten, dass sie nicht auf der Nach‐
erzählung von Sekundär‐ bis Tertiärquellen beschränkt werden. Es ist immer darauf zu achten,
dass diese Themen in der Arbeit auch sehr genau von den physikalischen Grundlagen her auf‐
bereitet werden. Wohl aber kann die Fragestellung aus populären oder tertiären Quellen ent‐
nommen werden. Sie verlangen dann eine gründlich kritische und naturwissenschaftliche Be‐
handlung.

Auch die kritische Auseinandersetzung mit nicht naturwissenschaftlich beantwortbaren Frage‐
stellungen (Kompetenz S4) kann zu interesanten Arbeiten führen. Das trifft besonders auf die
Auseinandersetzung mit esoterischen Themen zu. Esoterische Publikationen verwenden oft
physikalisches Vokabular in einem oft veränderten Zusammenhang. Das erfordert, dass die
Fachbegriffe in der Fachwissenschaft verortet werden und danach deren sinnhafte Anwendung
kritisch hinterfragt werden. Erfahrungsgemäß ist die Behandlung und Betreuung solcher The‐
men aufwändig.

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   7.2.Disposition
Die Disposition soll den Rahmen der Arbeit umschreiben. Sie besteht im Wesentlichen aus fol‐
genden Teilen:

      Titel
      Motivation für dieses Thema                        Disposition und Zeitplan.
      Forschungsfrage
                                                          Als vorteilhaft hat sich herausgestellt,
      Methode der Bearbeitung
                                                          dass man schon die Disposition mit
      Festlegung notwendiger Ressourcen
                                                          einem ungefähren Zeitplan versieht.
      Skizzierung der Erwartungen
      Relevante Quellen
      Eventuell: ungefährer Zeitplan

   7.3.Außerschulische Institutionen
Viele Universitäten, aber auch Firmen bieten in Zusammenhang mit Förderungsstellen Ferial‐
praktika an. Diese Praktika können an Universitäten in Forschungsgruppen gemacht werden.
Die dabei entstehenden Ergebnisse können ebenfalls eine wertvolle Basis für die Verfassung
einer VWA bieten.

   7.4.Einsatz des Computers
Computational physics ist ein Forschungsgebiet, das in vielfältiger Form an Universitäten ange‐
boten wird. Dabei handelt es sich um die Modellierung physikalischer Inhalte und Gesetze mit
Hilfe nummerischer Methoden am Computer. Auch diese Methodik kann inhaltlicher Schwer‐
punkt, aber auch Ergänzung bei der Durchführung einer VWA sein.

   7.5.Experiment
Durch die Bearbeitung experimenteller Arbeiten, kann das Kompetenzmodell auf der Hand‐
lungsebene vollständig abgebildet werden. Für experimentelle Themen ist die Forschungsfrage
von zusätzlicher Bedeutung, da dadurch die Art des Experimentes, sowie dessen Umfang und
Ressourcenbedarf definiert wird.

Es bleibt aber den KandidatInnen überlassen, wo sie ihre Experimente durchführen wollen. Ein‐
fache, leicht zu transportierende Experimente können durchaus zu den Betreuungsgesprächen
mitgebracht werden. Aufwändigere müssen besonders klar und nachvollziehbar dokumentiert
werden. Für die Grundlage von Besprechungen können hier auch Fotografien oder Videos die‐
nen. Diese können durchaus als digitaler Anhang in die Arbeit aufgenommen werden oder zur
Veranschaulichung bei der Präsentation dienen.

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Werden die Experimente an einer anderen Bildungseinrichtung oder in einem Betrieb im Rah‐
men einer Ferialpraxis durchgeführt, so ist ebenfalls für eine ausreichend anschauliche Doku‐
mentation zu sorgen.

Es sei extra darauf hingewiesen, dass die Experimente keiner komplexen Aufbauten bedürfen.
Auch der saubere Nachweis eines physikalischen Gesetzes oder die Verifizierung von Naturkon‐
stanten kann den experimentellen Teil einer Arbeit darstellen.

Die Berücksichtigung und die Einbeziehung von Messfehlern auf die Qualität von Resultaten
sollte mitdokumentiert werden. Mittelwert und Standardabweichung sollten zur Beschreibung
zufälliger Messfehler angegeben werden. Systematische Fehler sollen, wenn sie erkannt wer‐
den können, in die Diskussion der Ergebnisse einbezogen werden.

8. Besonderheiten für die Betreuung der VWA
Für das Betreuen mehrerer vorwissenschaftlicher Arbeiten, bietet sich die Einrichtung von
Schreibwerkstatteinheiten mit allen KandidatInnen an. Das gemeinsame Arbeiten an den jewei‐
ligen Themen und die konstruktiven Rückmeldungen der Betreuenden kann die individuelle
Qualität der Arbeiten steigern, da auch Feedback durch die anderen Schreibenden eingeholt
werden können.

Besonders bei der Betreuung experimenteller Arbeiten, die im Physiksaal oder in Schullabors
durchgeführt werden, ist die zeitliche Bündelung von Vorteil, da sich die Schülerinnen und
Schüler beim Versuchsaufbau gegenseitig helfend zur Hand gehen können.

9. Zitierregeln
Es gibt „die“ Zitierregeln nicht. Wohl gibt es eine Reihe von Zitiersystemen, die international zur
Anwendung gelangen. Welche Zitierregeln zur Anwendung kommen, hängt stark von der Art
der Publikation ab und in welchem Medium diese erscheint

In den Naturwissenschaften und so auch in der Physik muss Lehrbuchwissen nicht zitiert wer‐
den, wenn es sich dabei um die allgemein bekannten Inhalte handelt. So ist es nicht notwendig
Einstein zu zitieren, wenn man die Relativitätstheorie zur Erklärung benötigt. Verwendet man
spezielle Inhalte, so ist ein Zitat unbedingt in den Text einzufügen. Das gilt insbesondere für die
Verwendung von Messergebnissen, Zahlenwerten und Erkenntnissen, die nicht allgemein be‐
kannt sind.

Im Folgenden werden die Zitierregeln vorgeschlagen, die am Institut für Physik der Universität
Graz üblich sind und eine unkomplizierte praktikable Variante darstellen. (Hinweis: Zusammen‐
gefasst von Prof. Dr. Leopold Mathelitsch, Prof. Dr. Christian Lang und Dr. Gerhard Rath, zu fin‐
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den auch unter http://physicbox.uni‐graz.at/bibliothek/SchriftlicheArbeitenPhysik20111102.ppt,
eventuell als Fußnote oder in einem Kästchen)

   9.1.Was zitieren?
Um der Plagiatsproblematik zu entkommen, ist eine klare Trennung von fremden Erkenntnissen
und eigenen Beiträgen erforderlich. Man zitiert dafür die für die Arbeit relevanten Fachartikel,
in deren Thematik die Arbeit eingebettet ist. Nicht jedoch allgemein bekanntes Lehrbuchwissen.
Besonders ist auch die private Mitteilung durch Auskunftspersonen zu kennzeichnen.

   9.2.Wie zitieren?
Die Lesbarkeit wird durch die Einfügung des Zitats in Klammern am Ende der entsprechenden
Textpassage erhöht.

Wörtliche Zitate (z.B. für spezielles Fachwissen)
       „text.....text.....text“ (Zitat)

Sinngemäße Übernahmen (z.B. Zusammenfassung von speziellen Erkenntnissen)
      Eigener Text (Zitat)

Fremde Ergebnisse, wie Tabellen, Diagramme, aber auch Fotos oder schematische Darstellun‐
gen müssen zitiert werden.

   9.3.Wie macht man fremde oder eigene Erkenntnisse sichtbar?
Behauptungen müssen belegt werden oder als persönlicher Denkansatz ausgewiesen werden.
      Fremdbehauptung:
      Leider sind die Erklärungen, die für das Phänomen des Wasseranstiegs gegeben werden
      widersprüchlich und uneinheitlich. (Schlichting 1994).

       Eigener Denkansatz:
       Nach meiner Erfahrung sind die Erklärungen für den Wasseranstieg widersprüchlich und
       uneinheitlich.

   9.4.Zitiervarianten
Zitate im Text mit durchlaufender Nummerierung
        „Vom Anfang …. bis zum bitteren Ende.“ [22]
erfordern ein Literaturverzeichnis in der gleichen Reihenfolge.

Zitate mit Fuß‐ oder Endnoten
       „Vom Anfang …. bis zum bitteren Ende.22 ‐>

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Hierbei finden sich die Anmerkungen am Ende der Seite oder am Ende der Arbeit. Ein zusätzli‐
ches Literaturverzeichnis am Ende ist ebenfalls notwendig.

Zitate mit Nennung des Autors
        „Vom Anfang …. bis zum bitteren Ende.“ (Nachtmann 1992)
Neben dem Namen muss auch zur eindeutigen Identifizierung die Jahreszahl der Publikation
angeführt werden. Am Ende der Arbeit ist ein alphabetisch geordnetes Literaturverzeichnis er‐
forderlich.

   9.5.Einbau der Zitate in den Text
Basierend auf die Zitiervariante 3, sind hier die Möglichkeiten des Einbaus von Zitaten bei‐
spielsweise angegeben.

       Direktes Zitat:
       „Leider sind die Erklärungen, die für das Phänomen des Wasseranstiegs gegeben werden
       widersprüchlich und uneinheitlich.“ (Schlichting 1994)

       Sinngemäßer Einbau in den Text:
       Erklärungen für den Wasseranstieg werden in der Literatur weitgehend widersprüchlich
       angeführt. (Schlichting 1994)

       Prominente Nennung des Autors im Text:
       Es gibt allerdings keine einheitlichen Erklärungen für den Wasseranstieg, wie Schlichting
       aufzeigte (Schlichting 1994).

   9.6.Spezialfälle
Werden mehrere Werke eines Autors verwendet, die im gleichen Jahr erschienen sind, so wird
das in der Zitatklammer gekennzeichnet:
        Text (Schlichting 1994a) … Text Schlichting 1994 b)

Werden aus einem Buch mehrere Passagen verwendet, so gibt man die Seitenangaben im Zitat
an:
     (Schlichting 1994, S. 14)

Anmerkung: Bei einmaliger Zitierung wird die Seitenangabe im Literaturverzeichnis am Ende
angegeben.

   9.7.Angabe der vollständigen Zitate im Literaturverzeichnis
Zeitschriftenartikel

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Nachname Vorname (abgek.), Jahr, Titel, Zeitschrift Nr. (Jahr), Seite
      Schlichting H. J., 1994, Die Kerzenpumpe, Praxis der Naturwissenschaften Physik 43
      (1994), 12.

Buch

Nachname Vorname (abgek.), Jahr, Titel, Verlag, Ort
      Fischer E. P., 2000, Leonardo, Heisenberg & Co., Piper, München, Zürich.

Sammelwerk

Nachname Vorname (abgek.), Jahr, Titel. In Nachname Vorname (abgek.) des Herausgebers,
Titel des Buches, Verlag, Verlagsort.
        Nachtmann A., 1992, Studien über Aphasie. In Roth F. (Hrsg.) Handbuch der Logopädie,
        Springer, Heidelberg.

Internet

Angabe des Links (Zugriff: Datum)

Bei der Verwendung des Internets sind die Quellen kritisch zu Hinterfragen. Verlässliche Quel‐
len sind:
        ‐ elektronische, referierte Zeitschrift
        ‐ Kopie eines Artikels
        ‐ Universitätsinstitut, Skripten

Freie Quellen, wie Wikis u.ä. sind sorgfältig zu prüfen und mit weiteren Quellen zu vergleichen.

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10.    Literatur

http://physicbox.uni‐graz.at/bibliothek/SchriftlicheArbeitenPhysik20111102.ppt (14.8.2012)

11.    Dank
Diese Arbeit wurde von Dr. Erich Reichel, Landesfachkoordinator für Physik an AHS in der Stei‐
ermark zusammengestellt.

Mein Dank gilt allen, die mich bei dieser Arbeit in vielen Diskussionen unterstützt haben:

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