Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein

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Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Wandern & Wundern

                   Seite 8 – 11

Streuobstwiesen – ein
Hotspot der Biodiversität
                 Seite 18 – 19

Die Dickendorfer Mühle

                  Seite 20 – 21

                                  DER WESTERWALD 1/21   1
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Vorwort

                          Eine aufregende
                          						 Zeit ...
                          Für den einen ist es die Katastrophe        Wo auch immer das Paradies sein mag,
                          schlechthin und für den anderen die         in der nächsten Zeit sollten wir alle etwas
                          Chance des Lebens.                          mehr zusammen halten und mehr Rück-
                                                                      sicht aufeinander nehmen, damit die
                          Manchmal habe ich den Eindruck, dass        großen Herausforderungen der Zukunft
                          momentan die Welt neu erfunden wird.        sozialverträglich gemeistert werden kön-
                          Wir alle wissen schon lange, dass es so     nen. Für die nachfolgenden Generatio-
                          wie bisher nicht weitergehen konnte. Die    nen muss eine lebenswerte Gesellschaft
                          Erde, auf der wir leben, wird rücksichts-   auf der Basis des Miteinanders aufge-
                          los ausgebeutet, das soziale Gleichge-      baut werden. Das geht allerdings nur mit
                          wicht gerät zunehmend aus den Fugen.        weitreichenden Einschränkungen und
                          Wir leben auf zu hohem Niveau.              Veränderungen, die zwar für viele nicht
                                                                      nachvollziehbar aber notwendig sind.
                          Während in Deutschland jährlich Mil-        Paradiesische Zustände, was immer man
                          lionen Tonnen an Lebensmitteln weg-         darunter verstehen mag, werden das ver-
                          geschmissen                                                            mutlich nicht
                          werden, fehlt
                          es vielen Men-         Wer aus seiner                                  sein.

                          schen,
                          auf dem af-
                                      z.B.
                                               gewohnten Bahn                                   Momentan wird
                                                                                                das Wandern
                          rikanischen
                          Kontinent, am
                                                 geworfen wird,                                 und die Heimat
                                                                                                wieder neu ent-
                          Nötigsten, an         meint manchmal,                                 deckt, junge Fa-

                                                  dass alles
                          Wasser und                                                            milien erkunden
                          Brot.     Junge                                                       die Schönheiten
                          Afrikaner su-
                          chen deshalb           verloren ist.                                  der Region. Das
                                                                                                kann eine Chan-
                          hier nach neu-
                          en Perspek-
                                               Doch in Wirklichkeit                             ce für unseren
                                                                                                Verein sein, zu-
                          tiven. Für sie        fängt nur etwas                                 kunftsfähig zu
                          ist in Europa,                                                        werden.
                          besonders in            Neues an.
                          Deutschland,                                    Gisela Rieger        Allen Lesern
                          das Paradies.                                                        wünsche      ich
                          Die      Chris-                                                      besinnliche
                          ten hingegen glauben an das Paradies        Weihnachten und ein zufriedenes neues
                          im Himmel, während die Astronauten,         Jahr. Bleiben oder werden Sie gesund.
                          die vom Himmel auf die Erde blicken,
                          von einer paradiesischen, faszinierenden         Fachbereichsleiter Publikationen
                          blauen Kugel schwärmen.                          Hans-Jürgen Pletz

2   DER WESTERWALD 1/21                                                                                     DER WESTERWALD 1/21   3
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Inhalt/Impressum/Termine                                                                                                                                                                                                                                     Wandern/Reisen

                                                                                                                                                                                                                                                           rung statt, bevor jeder Winterwanderer
             Inhalt                                                                      Termine                                                                      Auf geht‘s nach Tirol!                                                               wieder heimfährt. Im Gepäck: unaus-
                                                                                                                                                                                                                                                           löschbare Erinnerungen an das Winter-
 6 – 7 Sterntreffen in                                                                                                                                                Der wanderbare Winter                                                                wanderdorf Kartitsch. Übrigens: Drei
		Wetzlar-Blasbach                                                                                                                                                                                                                                         Übernachtungen inklusive geführter
                                                                                                                                                                                                                                                           Winterwanderungen, Rucksack- und
                                                       20.02.2021 Vorsitzenden-Versammlung der                                                                                                                                                             Stockverleih usw. gibt es schon ab 165
 8 – 9 „Zur Klippe der
		 verzweifelten Hildegard“                           		 Mitgliedsvereine des Deutschen                                                                                                                                                                    Euro pro Person.
                                                      		Wanderverbandes
                                                                                                                                                                                                                                                           Weitere Informationen zum Winter-
10 –11 Auf die Höhe zum                                                                                                                                                                                                                                    wanderdorf Kartitsch gibt es unter:
		 Stillen Örtchen ...                                                                                                                                                                                                                                     www.winterwanderdorf.at.
                                                        05.06. – 06.06.2021 1. Wanderwochenende 2021 des Hauptvereins
12 – 16 Aus den                                                                                                                                                      Österreichs erstes zertifiziertes Winter-    2021 wird Kartitsch Europas Haupt-
		Zweigvereinen                                         03.06. – 07.06.2021 Berlin-Reise des Westerwald-Vereins                                                      wanderdorf liegt natürlich in Osttirol.      stadt. Zumindest die von allen Winter-
                                                                                                                                                                     Genauer: im Tiroler Gailtal. Ganz            wanderern. Vom 11. bis 14. März 2021
18 – 19 Streuobstwiesen – ein                                                                                                                                        genau: eingebettet zwischen Lienzer          finden nämlich die „Europäischen Win-
		 Hotspot der Biodiversität                          19.06.2021 Jahreshauptversammlung des                                                                          Dolomiten im Norden und                                terwandertage“ – unterstützt
                                                      		         Westerwald-Vereins in Daaden                                                                        dem Karnischen Grenz-                                  durch die Europäische Wan-

                                                                                                                                                                     kamm im Süden. Hört sich                               dervereinigung und die Tirol
20 – 21 Die Westerwälder                                                                                                                                             nach mächtig viel Schnee an.                           Werbung statt. Am Donners-
		Mühlen                                                                                                                                                             Kein Wunder, dass sich das                             tag reisen die Teilnehmer
                                                      01. – 06.07.2021 Deutscher Wandertag
                                                                                                                                                                     800-Seelen-Dörflein Karti-                             an und lernen sich auf dem
 22 Der Westerwald –                                  		 in Bad Wildungen                                                                                            tsch voll dem Winterwandern                            Dorfgeschichtenweg kennen.
		 einst und heute                                                                                                                                                   verschrieben hat.                                      Freitags und samstags gibt’s
                                                                                                                                                                     Manche Orte muss man be-                               dann jeweils drei verschie-
                                                            09. – 11.07. 2021 Rheinland-Pfalz-Tag in Boppard                                                         suchen. Andere muss man                                dene     Winterwanderungen
 26 Wann finden sie endlich
                                                                                                                                                                     bereisen. Einige wenige muss man erle-       – sowie abends eine Fackelwanderung
		 ein Zuhause?
                                                                                                                                                                     ben. Aber Kartitsch muss man erwan-          (Fr.) und Rodelpartie (Sa.). Am Sonn-
                                                                                                                                                                     dern. Und zwar am besten im Winter.          tag findet noch eine Halbtageswande-

                                                      Leben im Wandel
Bild Titelseite:
Ev. Kirche in Mademühlen, dem Ge-
burtsort von Heimatdichter                             „Eine andere Welt ist nicht nur möglich. Sie ist im Entstehen. An einem stillen
                                                                                                                                                                     Eine verwaiste Bank
Adolf Weiss.                                           Tag, wenn ich achtsam lausche, höre ich sie atmen.“              Arundhaty Roy                                Da wo der Wester-
Gemälde von Günter Schardt, darüber                                                                                                                                  wald am höchsten ist,
mehr in der nächsten Ausgabe.                          Bei den Mariensatter Zukunftsgesprächen ging es um die Fra-                                                   wo sich die Premium-
                                                       ge, wie wir den beginnenden gesellschaftlichen Wandel ver-                                                    Wanderwege Rothaar-
                        Das Land                       stehen und leben können. Veränderung ist angesichts der                                                       steig und Westerwald-
                        Rhein-                         Herausforderungen notwendig und möglich – wir wissen es                                                       steig treffen, sind seit
                        land-Pfalz                     längst lange genug. Doch was wissen wir über das Schöne, das                                                  Anfang       November
                        unterstützt die
                        Herausgabe                     diesem Wandel innewohnt – nicht zuletzt, weil wir alle dabei                                                  die Wegabschnitte, die
                        der Zeitschrift                mitgestalten können? Es stellte sich die Frage, wie Bilder des                                                über die Fuchskau-
                        mit finanziel-
                        len Mitteln.                   Wandels voller Schönheit entstehen können. Denn für den                                                       te führen, gesperrt.
                                                       sozialökologischen Wandel braucht es nicht nur Weckrufe, son-                                                 Auch einige Wanderwege des Wester-
                                                       dern auch Bilder und Narrative, die uns von der Idee eines freudvollen Lebens und                             wald-Vereins sind davon betroffen.
                                                       eines schonenden, nachhaltigen Umgangs mit unseren natürlichen Lebensgrundla-                                 Wie konnte es dazu kommen? Die
                                                       gen erzählen – und von den Wegen dorthin.                                                                     Tourist-Info „Hoher Westerwald“
                                                       Mehr dazu in der nächsten Ausgabe 2-21                                                                        in Rennerod als auch die Gemeinde-
                                                                                                                                                                     verwaltung in Willingen wurden von
                                                                         Impressum                                                                                   den Sperrungen des Eigentümers Privatgrundstück
                                                                                                                                                                     der „Fuchskaute Lodge“ völlig über-
Herausgeber: Westerwald-Verein
Geschäftsführer: Aloisius Noll, Koblenzer Str. 17,
                                                     Anzeigenannahme:
                                                     WWV-Geschäftsstelle, Jutta Heibel
                                                                                                             beitung der Beiträge vor. Für den einzelnen Beitrag
                                                                                                             ist der Verfasser verantwortlich. Die Einsender         rascht. Viele Wanderer und Spazier-         Betreten
56410 Montabaur, Tel.: 0 26 02 / 9 49 66 90,         Koblenzer-Straße 17, 56410 Montabaur,                   erklären sich damit einverstanden, dass ihre Beiträge   gänger reagieren mit Unverständnis.
Fax: 0 26 02 / 9 49 66 91,
www.westerwaldverein.de,
                                                     Tel.: 0 26 02 / 9 49 66 90, Fax: 0 26 02 / 9 49 66 91
                                                     E-Mail: jutta.heibel@westerwaldverein.de
                                                                                                             insgesamt oder teilweise bzw. Hinweise auf sie auf
                                                                                                             der Homepage des Westerwald-Vereins im Internet         „Das Wandern rund um die Fuchs-             verboten!
E-Mail: alois.noll@westerwaldverein.de.                                                                      veröffentlicht werden.                                  kaute gerade in der jetzigen Situation
                                                     Geschäftszeiten:                                        Herausgeber und Redaktion müssen nicht mit der
Redaktion und Gestaltung:                            Dienstag, Mittwoch u. Donnerstag 8.00 – 12.30 Uhr.      Auffassung der Autoren übereinstimmen.                  mit solchen Maßnahmen einzuschränken, finde ich unmög-
Hans-Jürgen Pletz, Südstraße 3,                                                                              Der Abdruck mit Quellenangabe ist vorbehaltlich der     lich,“ so ein Wanderer, der vor einer der Absperrungen steht.
56479 Willingen, Tel.: 0 26 67 / 96 90 24,           Konto: Sparkasse Westerwald-Sieg                        Zustimmung des Autors erlaubt.
E-Mail: redaktion@westerwaldverein.de                IBAN: DE72 5735 1030 0000 5166 66                       Die Adressen der Autoren können bei der Redaktion       Die verwaiste Bank (Bild oben) im Naturschutzgebiet Fuchs-
                                                                                                             erfragt werden. Berichte, Fotos, Informationen usw.,    kaute wird von Wanderern und Naturfreunden eigentlich sehr
Druck:                                               Unaufgefordert eingereichte Manuskripte und Bilder      die nach Redaktionsschluss eingereicht werden,
Druckerei Hachenburg· PMS GmbH,                      werden nur zurückgesandt, wenn Rückporto beige-         können nicht mehr berücksichtigt werden.                oft benutzt. In der nächsten Zeit wird das aber nicht der Fall
Saynstraße 18, 57627 Hachenburg                      fügt wurde. Die Redaktion behält sich eine Überar-      Redaktionsschluss Ausgabe 2/21: 20.02.2021              sein, denn der Weg dahin ist nur über große Umwege möglich.
4          DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                                                                                          DER WESTERWALD 1/21    5
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Wandern/Sterntreffen

                                                                                        enberg, Montabaur, Bad Ems, Herdorf,
                                                                                        Wißmar, Rennerod und Selters waren
                                                                                        der Einladung zu diesem traditionellen
                                                                                        Treffen gefolgt. Die Wanderfreunde aus
                                                                                        dem nahegelegenen Herborn waren mit
                                                                                        15 Teilnehmern vertreten. Selbst aus
                                                                                        dem entfernten Köln war eine kleine
                                                                                        Gruppe anwesend. Beim gemeinsamen
                                                                                        Zusammensitzen nach den Wanderun-
                                                                                        gen trafen sich alte Freunde und neue
                                                                                        Bekanntschaften wurden geschlossen.
                                                                                        Die Gastgeber hatten wegen der an-
                                                                                        haltenden Krise einen nicht geringen

Lahn-Dill-Bergland erkundet
                                                                                        Mehraufwand an Organisation zu leis-
                                                                                        ten. Die vorgeschriebenen Verhaltens-
                                                                                        und Abstandsregeln konnten wegen der
                                                                                        perfekten Planung und dem weitläufi-
Traumhaftes Wanderwetter beim Sterntreffen in Wetzlar-Blasbach                          gen Umfeld um das Wanderheim des
                                                                                        ZV Niedergirmes sehr gut eingehalten
                                                                                        werden. Alle Maßnahmen wurden von

                                           A
                                                                                        den Wandergästen diszipliniert beachtet.
                                                    lles war bestens vorbereitet. Die
                                                    Gastgeber des Sterntreffens, die                                                              Auslaufmodell
                                                                                        Nachdem sich alle an den kulinari-
                                                    Zweigvereine Wetzlar-Nieder-
                                           girmes und Wetzlar-Blasbach hatten sich      schen Köstlichkeiten gestärkt hatten,                     Sterntreffen?
                                           sehr viel Mühe gegeben, den Gästen           begrüßte Günter Kraft den 1. Vorsit-
                                                                                        zende des Hauptvereins, Landrat Achim                    Nur etwa 120 Wandergäste
                                           eine ansprechende Veranstaltung zu bie-                                                               hatten sich für das am 13. Sep-
                                           ten. Viele fleißige Helferinnen und Hel-     Schwickert, am schönen Wanderheim
                                                                                        in Wetzlar-Blasbach. Als Höhepunkt                       tember 2020 in Wetzlar-Blasbach
                                           fer waren im Einsatz und versorgten die                                                               stattgefundene Wandertreffen des
                                           Wanderer mit kühlen Getränken, herz-         der Nachmittagsveranstaltung übergab
                                                                                        Schwickert die Wimpel an die Vertre-                     Westerwald-Vereins angemeldet.
                                           haften Spei-                                                                                          Schon seit Jahren nimmt die Teil-
                                           sen, leckerem                                ter der Zweigvereine. In seiner Begrü-
                                                                                        ßungsrede sprach er den Organisatoren                    nehmerzahl an dieser traditionsrei-
                                           Kuchen und                                                                                            chen Veranstaltung immer mehr
                                           köstlichem                                   ein herzliches Dankeschön aus, weil sie
                                                                                        das Sterntreffen trotz der Krise durch-                  ab. Sicher waren in diesem Jahr
                                           Kaffee. Das                                                                                           auch einige wegen der Krise zu
                                           Nachmittags-                                 führten. Allen, die an den drei Wande-
                                                                                        rungen oder der Stadtführung teilge-                     Hause geblieben, aber die Ten-
                                           programm                                                                                              denz geht eindeutig nach unten.
                                           wurde stilvoll                               nommen haben und teilweise eine sehr
                                                                                        weite Anfahrt hatten, dankte Schwickert                  Woran liegt‘s, was muss getan wer-
                                           von Mund-                                                                                             den, um den Trend zu stoppen?
                                           art-Sänger Axel Michel gestaltet. Günter     für ihr Kommen. Auch den fleißigen
                                           Kraft, 1. Vorsitzender vom ZV Nieder-        Helferinnen und Helfern, die sich in
                                           girmes, hatte die Gesamtleitung des tra-     dieser besonderen Situation für die gute
                                           ditionellen Treffens übernommen.             Sache einsetzten, sprach er seine volle
                                                                                        Anerkennung aus. Mit dem Wunsch für
                                           Bei herrlichem Spätsommer-Wetter fan-        eine gute Heimreise verabschiedete sich
                                           den drei schöne Wanderungen um Blas-         der 1. Vorsitzende von den Wandergäs-
                                           bach im schönen Lahn-Dill-Bergland           ten, die in Blasbach einen sehr schönen
                                           statt. Eine interessante Stadtführung        Tag verleben durften.
                                           durch die historische Altstadt von Wetz-
                                           lar ergänzte das Programm. Wanderer
                                           aus den Zweigvereinen Weilburg, Daa-
                                           den, Herborn, Asslar, Unnau, Bad Mari-       Bilder linke Seite, Fotos Hans-Jürgen Pletz:
                                                                                        Links oben, Blick Richtung Burgruine Gleiberg bei Gie-
                                                                                        ßen.
                                                                                        Links unten, nach der Wimpelausgabe.
                                                                                        Mitte, Mundartsänger Axel Michel .
                                                                                        Unten rechts, am Wanderheim unter schattigen Bäumen.

                                                                                        Bilder rechte Seite:
                                                                                        Oben, fast am Ziel, Teilnehmer der Wanderung 1.
                                                                                        Mitte, Wanderung 2, von Wanderheim zu Wanderheim.
                                                                                        Unten, bei der Stadtführung in Wetzlar.
6   DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                     DER WESTERWALD 1/21   7
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Wandern

                                      „Zur Klippe der
                                      verzweifelten
                                        Hildegard“
                                            Wandern vor der eigenen Haustür

                                       Aus der Serie „Unsre schöne Heimat“
                                          Wanderung vom 29. Aug. 2020
                                            Bilder & Text: Rainer Lemmer

V      on der 36 Personen starken Wan-
       dergruppe wurde schon nach
       wenigen Metern die einstige
Grenze zum Keltenreich überschritten.
                                                                              westlichen Wallanlagen gaben aber ei-
                                                                              nen Eindruck von der einstigen Größe
                                                                              der Siedlung.

                                                                              Bei der Wanderung auf dem Blasiussteig
Vor mehr als 2000 Jahren lebten auf dem                                       gab es viel Interessantes zu berichten
Dornburg-Plateau die Kelten. Opferstät-                                       und Rainer spannte gekonnt den Bogen
te, Fluchtburg, Oppidum – wie bei so                                          von Kelten und Germanen bis hin in die
vielen anderen keltischen Höhen-Sied-                                         Neuzeit. Neben geschichtlichen Bege-        Im weiteren Verlauf der Wanderung
lungen im Westerwald ist nicht gesichert,                                     benheiten tauchten die Wanderer in die      wurde am Dreiherrenstein die heutige
zu welchem Zweck die „Dornburg“ er-                                           Westerwälder Sagenwelt ein. Zusätzlich      Grenze zwischen Hessen und Rhein-
richtet wurde.                                                                zu den geologischen Erklärungen zum         land-Pfalz überschritten. Früher mar-
Allerdings sagt man noch heute dem                                            „Ewigen Eis“ und zur Dornburg, durfte       kierte dieser Grenzstein die Grenzen
Bereich der Dornburg magische Kräfte                                          natürlich die wechselvolle Geschichte der   zwischen den Fürstentümern Nas-
nach.                                                                         Blasiuskapelle nicht fehlen. Heidnische     sau-Oranien, Leiningen-Westerburg und
                                                                              Kultstätte, Christliche Kirche, Kraftort    Kurtrier.
Startpunkt der Wanderung war der                                              und Stätte des Gedenkens und heute          Nach 13 km erreichte eine sichtlich be-
Parkplatz in der Nähe des Friedhofs von                                       noch ein oft besuchter Ort für alle, die    geisterte Wandergruppe wieder den Aus-
Dornburg-Wilsenroth. Die Wanderfüh-                                           an diesem bedeutsamen Ort Kraft oder        gangspunkt der Wanderung in Dorn-
rer Eberhard Ullrich und Rainer Lem-                                          Trost suchen.                               burg-Wilsenroth. Ein großes Lob gab es
mer begrüßten die gut gelaunten Wan-                                                                                      auch von Wanderern aus Dornburg, die
derergäste bei bestem Wanderwetter.                                                                                       durchaus auch noch das eine oder ande-
13 Kilometer und 360 Höhenmeter                                                                                           re Neue auf dieser Wanderung erfahren
lagen vor den erwartungsvollen Wan-                                                                                       hatten.
dernden. Die klare Sicht ermöglichte
fantastische Fernsichten, bis weit über                                                                                                                             Bilder linke Seite:
das Limburger Becken bis zum großen                                                                                                                                 Mitte, Blasiuskapelle.
Feldberg im Taunus. Zunächst führte                                                                                                                                 Unten, durch Streuobst-
die Strecke an den Resten einer mittelal-                                                                                                                           wiesen.
terlichen Kapelle vorbei zum Ort einer
Tragödie.
Es ging um Verrat, Liebe und Leid, in de-
nen in mehreren Sagen berichtet wird …                                                                                                                              Bilder rechte Seite:
                                                                                                                                                                    Oben, fantastische Fern-
Sicherlich siedelten die Kelten und Ger-                                                                                                                            sichten über das Lim-
manen nicht wegen der tollen Aussicht,                                                                                                                              burger Becken bis zum
sondern aus strategischen Gründen auf                                                                                                                               großen Feldberg im
dem Basaltkegel. Allzu viel ist von der                                                                                                                             Taunus.
einstigen Wallanlage, welche die Sied-                                                                                                                              Mitte und unten, bergauf
lungsfläche umgab, nicht mehr zu se-                                                                                                                                und bergab durch Wälder
hen. Die rund 9 Meter hohen Reste der                                                                                                                               und Wiesen.
8        DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                   DER WESTERWALD 1/21   9
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Zeit zum Träumen?                                                                                                                                                           Wandern

                                                                                                     der im Siegerland vielerorts praktizier-
                                                                                                     ten „Haubergswirtschaft“, die immerhin
                                                                                                     sogar als ein „Immaterielles Weltkultu-
                                                                                                     rerbe der Unesco“ geführt wird.

                                                                                                     Entlang der durch das Tal plätschern-
                                                                                                     den Buchheller ging es zurück zum Aus-
                                                                                                     gangspunkt der Wanderung.
                                                                                                     Der im romantischen Buchhellertal
                                                                                                     idyllisch dahinfließende Bach durch-
                                                                                                     fließt mehrere Naturschutzgebiete und
                                                                                                     zählt trotzdem zu den giftigsten Fließ-
                                                                                                     gewässern des Landes Nordrhein-West-
                                                                                                     falen!
                                                                                                     In den vergangenen Jahrhunderten war
                                                                                                     das Buchhellertal mit zahlreichen Gru-
                                                                                                     ben und Bergbauaktivitäten sozusa-
                                                                                                     gen ein Hotspot im Bereich des Sieger-
                                                                                                     landes. Noch heute werden Stoffe wie
                                                                                                     Chrom, Kupfer oder Mangan in das Ge-
                                                                                                     wässer eingetragen. Ab dem Haldenge-
                                                                                                     lände der ehemaligen „Peterszeche“ ist      Bildbeschreibung linke
                                                                                                     der Bach bis zur Mündung in die Heller      Seite:
                                                                                                     in Wahlbach stark mit Schwermetallen        Oben, Blick über das
                                                                                                     (u.a. Blei und Quecksilber) belastet.       untere Buchhellertal

        „Auf die Höhe zum                                                                            Wahrscheinlich war dies vorerst die letz-
                                                                                                     te Wanderung auf dem Trödelsteinpfad
                                                                                                                                                 auf Burbach, darunter
                                                                                                                                                 Eintrag ins Gipfelbuch
                                                                                                                                                 der Trödelsteine.

         Stillen Örtchen!“                                                                           für längere Zeit! Die Fichtenwälder sind
                                                                                                     massiv vom Borkenkäfer befallen und
                                                                                                     werden großflächig abgeholzt. Zwei
                                                                                                                                                 Unten Mitte, Eberhard
                                                                                                                                                 Ullrich und Rainer
                                                                                                                                                 Lemmer begrüßen die
                                                                                                     Wochen nach dieser Wanderung wurde          Wanderer.
                                                                                                     der Trödelsteinpfad von der Gemeinde
                         Wandern vor der eigenen Haustür                                             Burbach auf unbestimmte Zeit gesperrt.      Rechte Seite im Uhrzei-
                                                                                                                                                 gersinn:
                                                                                                                                                 1. Interessierte Wanderer
               Aus der Serie „Unsre schöne Heimat“.                                                                                              folgen den Hinweisen von
                   Wanderung vom 30. Aug. 2020                                                                                                   Rainer Lemmer.
                                                                                                                                                 2. Streckenplan des
                      Bilder: Hans-Jürgen Pletz                                                                                                  Trödelsteinpfads.
                                                                                                                                                                                 Karte: OpenStreetMap

D
                                                                                                                                                 3. Sterbende Fichten-
           er Trödelsteinpfad verläuft                     und eingefallenen Stolleneingängen vor-                                               wälder.
           zum größten Teil im Schatten                    bei. Wie bei allen Touren des Haupt-                                                  4. Ehemalige Peters-
           der Bäume, im Tal wird er vom                   vereins wurde unterwegs viel Interes-                                                 zeche im Buchhellertal
Plätschern der Buchheller begleitet und                    santes und Wissenswertes von Lemmer                                                   um 1900 (Fotograf
auf den Höhen wird der Wanderer mit                        erklärt. Die Geschichte des Bergbaus im                                               unbekannt).
herrlichen Weitblicken in das Sieger-                      Buchheller- und Trettenbachtal und die                                                5. Nach dem Besuch
land belohnt. Der Trödelsteinpfad – ein                    geologischen Besonderheiten der Ba-                                                   einer Abraumhalde.
Premiumpfad – ist eine als Traumtour                       saltformation der Trödelsteine, waren                                                 6. Informationstafel
zertifizierte und prämierte Rothaarsteig                   Fakten basierender Erklärungen.                                                       „Zukunftswerte Orte“
Spur. Start und Ziel ist der Wanderpark-                   Historische Handelsstraßen, ehemalige                                                 der Gemeinde Burbach.
platz im Buchhellertal in der Nähe von                     Grenzverläufe der Fürstentümer, aber
Burbach im Siegerland.                                     auch überregionale Wanderwege wur-
Die Wanderführer Eberhard Ullrich und                      den gekreuzt. Um das zwischen Daa-
Rainer Lemmer konnten bei bestem                           den und Burbach auf einer Höhe von
Wanderwetter 35 angemeldete Teilneh-                       613 m ü. NHN gelegene Naturdenkmal
mer begrüßen.                                              „Trödelsteine“ und den damit höchs-
Auf den Spuren des Siegerländer Berg-                      ten Punkt der Wanderung zu erreichen,
baus führt der Pfad zu 90% auf naturbe-                    mussten teilweise recht steile Passagen
lassenen schmalen Wegen und Pfaden,                        überwunden werden.
an ehemaligen Pingen, Abraumhalden                         Interessant waren auch die Hinweise zu
10        DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                DER WESTERWALD 1/21   11
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Aus den Zweigvereinen                                                                                                                                                                                                           Aus den Zweigvereinen

ZV Herborn                                                         Müller, Hilde und Klaus Stolzenberger und Katja Hemann so-           ZV Hillscheid                                                     ZV Herdorf
                                                                   wie für 50 Jahre Treue zum Westerwald-Verein wurden Lothar
Auf der Jahreshauptversammlung im Oktober 2020 ging die            Gräb und Wolfgang Behrens geehrt.                                    Am Sonntag, dem 23.08.2020, trafen sich die Mitglieder des        Neben herrlichen Ausblicken erwarteten uns zahlreiche High-
Vorsitzende Christiane Apel neben ihrem Bericht über das Jahr      Für die meisten Wanderungen im Jahr 2019 wurde Günter                Westerwald-Vereins Hillscheid zum diesjährigen Wanderur-          lights wie der Landschaftspark Niederwald mit dem mächtigen
2019 auch auf die aktuellen Ereignisse ein: „Wir sind froh, dass   Leitner mit dem Wanderbär ausgezeichnet. Renate Bast erhielt         laub in die schöne Pfalz.                                         Niederwald-Denkmal hoch über dem weltberühmten Weinort
wir unser Hobby im Freien wieder ausüben können. Fanden in         für 1.400 Wanderungen eine eigens gefertigte Plakette, da der        Unterkunft fanden die Wäller in Bruchweiler-Bärenbach. Start      Rüdesheim am Rhein.
2019 neben den zahlreichen Wanderungen auch die traditionel-       Hauptverein für eine solche herausragende Zahl keine Wander-         und Ziel der ersten Wanderung: die Pfälzerwaldhütte Schnei-       Wir starteten auf dem Rheinsteig in Assmannshausen. Zu-
len Veranstaltungen des Vereins statt, musste in                                   nadel zur Verfügung stellt. Sie scheidet nach vie-   derfeld. Über den Elwetritschefelsen, den Großen Hals, die        nächst ging es durch schattigen Esskastanienwald empor zu
diesem Jahr auf vieles verzichtet werden. Erst                                     len Jahren im Vorstand als Beisitzerin und Seni-     Hexenspitze, das Neudahner Felsentor und durch das Mos-           einem Wildgehege und zum Jagdschloss Niederwald. Das
nach einer rund dreimonatigen Unterbrechung                                        orenwartin aus dem Vorstand aus. Ob Kaffee           bachtal führte die schöne Tour.                                   historische Gebäude liegt in einem Landschaftspark, den der
konnten wir die Wanderungen und Fahrrad-                                           und Kuchen bei Jahreshauptversammlungen,             In der Hütte hatten wir Plätze reserviert, hier konnten wir       Graf Karl Maximilian von Ostein im Jahre 1764 gestalten ließ.
touren wieder aufnehmen, auch wenn die üb-                                         Weihnachtsfeiern oder bei Veranstaltungen auf        uns, unter den gegebenen Auflagen den „Pfälzer Saumagen“          Die weiteren Besonderheiten des Parks erkundeten wir auf
liche Schlusseinkehr ausfiel“.                                                     dem Herborner Haus, Renate Bast war immer            schmecken lassen.                                                 dem Weiterweg, der uns vorbei an der Zauberhöhle, einem 60
Wenig erfreulich ist, dass die Position des                                        da. Dafür erhielt sie ein besonderes Blumen-                                                      Nach dem reich-      Meter langen gemauerten Gang, zum Aussichtspunkt Ritter-
Wanderwarts und die des Wegewarts bei den                                          gesteck und wurde mit großem Applaus be-                                                          haltigen üppigen     saal führt. Weiter ging es zur „Rossel“ einer künstlichen Ruine
Vorstandswahlen nicht wiederbesetzt werden                                         dacht.                                                                                            Frühstück wurde      im Stil der Rheinburgen.
konnte.                                                                            Neue Standort-Wegweiser                                                                           der 2. Wandertag
Hauswart Thomas Weber berichtete über die                                          Auf dem Hessenweg 1 – der über 316 km                                                             in Angriff genom-
zahlreichen Arbeitseinsätze, bei denen er sich                                     vom Diemelsee über Herborn nach Eltville am                                                       men.     Ausdauer
mehr Beteiligung von den Mitgliedern wünsch-                                       Rhein führt, wurden zur besseren Orientierung                                                     war erforderlich,
te. Oft habe er mit seiner Frau Iris die notwen-                                   für die Wanderer neue Standort-Wegweiser mit                                                      von nun an gings
digen Arbeiten am und im Herborner Haus                                            Kilometerangaben und sonstigen Angaben an-                                                        bergauf zur Ho-
ohne Unterstützung erledigen müssen. Er ver-                                       gebracht. Für die Markierung dieses Teilstückes      henburg, die leider eingerüstet war und somit nicht begehbar.
wies auf die Sanierung der Stützmauer im ver-                                      von den Wilhelmsteinen über Herborn – durch          In unmittelbarer Nähe gab es eine Rastmöglichkeit für unsere
gangenen Jahr und den Sturmschaden in diesem Jahr.                 den hessischen Westerwald über Greifenstein bis zur Dianaburg        wohlverdiente Trinkpause. Nur einige Meter weiter betraten
Die Finanzen in 2019 brachten, dank der guten Belegung vom         ist der Herborner Westerwald-Verein verantwortlich. Am Don-          wir französischen Boden (ohne Passkontrolle). Von der Burg
Herborner Haus, einen erfreulichen kleinen Überschuss, wusste      nerstag, den 19.11.2020, haben Jürgen Leicht und Wolfgang            Löwenstein aus konnten wir schon einen Blick auf die nächste
Kassiererin Frauke Clemenz zu berichten.                           Post, vom Zweigverein Herborn, zusammen mit Landeswe-                Burg erhaschen, Burg Fleckenstein, wo wir die Rucksackverpfle-
Einstimmig wurden Christiane Apel zur Vorsitzenden, Ute            gewart Burkhard Langefeld vom Wanderverband Hessen, drei             gung plünderten. Es bot sich ein grandioser Ausblick über Wäl-
Wissenbach zur Schriftführerin und Iris Weber als Beisitzerin      neue Standort-Wegweiser an den Wilhelmsteinen, am Rastplatz          der, Wiesen und andere Burgen. Auch unser nächstes Ziel „Col
wiedergewählt. Neu im Vorstand ist Ursula Eichmann als Se-         Hustenbach und hinter der Dianaburg positioniert. „Gerade in         de Litschhof“ war zu sehen mit seinen schönen Figuren und         Anschließend wanderten wir bequem durch den Aulhausener
niorenwartin. Wie in jedem Jahr gab es zahlreiche Ehrungen.        der momentanen Krise ist es wichtig, dass sich die Menschen          dem besonderen Spielplatz. Von nun an gings bergab zurück zu      Wald zum imposanten 38 Meter hohen Niederwald-Denkmal,
Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden Dieter Klein, Ingeborg Pis-     auf den Wanderwegen in unserer schönen Heimat wohlfühlen             unseren PKWs.                                                     das Germania mit Kaiserkrone und Reichsschwert darstellt.
tor und Wolfgang Walter, für 40 Jahre Renate Bast, Bernd-Otto      können“, so Wolfgang Post.                                           Am dritten Tag zur Entspannung mal eine kleine Wanderung,         Vorbei an einem auf Säulen ruhenden Tempel gelangten wir
                                                                                                                                        eine Erholungstour. Wir fuhren zur Burg Berwartstein. Die         hinab in die Weinberge oberhalb von Rüdesheim und erreich-
ZV Windhagen                                                       die sich durch die Herbstlandschaft zog. Es ging einen schma-        Tour führte entlang an Weihern und Wiesen. Nach einer klei-       ten nach einer aussichtsreichen Weinbergstrecke die herrlich
                                                                   len Weg bergan Richtung Hinterplag, wo der ANUAL Vor-                nen Rast erkundeten wir das Burggelände der Burg Berwart-         gelegene Abtei St. Hildegard.
Am Sonntag, dem 11. Oktober, folgten etwa 40 Freunde und           sitzende Robert Klein und                                            stein. Zum Abschluss war noch der „Drachenfels” zu bewäl-         Unser Weg setzte sich fort hinab nach Rüdesheim, wo wir in
Mitglieder der Einladung des Vorstands des Windhagener Hei-        weitere seiner Mitstreiter die                                       tigen. Allen, die nach oben kletterten, bot sich ein grandioser   einem Lokal in der Nähe der Drosselgasse noch lange zusam-
mat- & Verschönerungsvereins e.V. (HVV) zu einer Wande-            Wanderer begrüßte. Hier teil-                                        Blick übers Land.                                                 mensaßen bevor wir die Heimreise antraten.
rung durch die schöne Herbstlandschaft Richtung Hinterplag,        te man sich in 3 Gruppen, die                                        Am 4. Tag bläst uns der Wind ordentlich um die Ohren. Wir         Ein besonderer Dank gilt unserem Wanderführer Heinz Lo-
um sich dort mit Mitgliedern des ANUAL (Arbeitskreis Natur-        von jeweils einem ANUAL                                              fahren nach Fischbach, bekannt für das Biosphärenhaus und         renz.					Norbert Büdenhölzer
& Umweltschutz Asbacher Land) zu treffen. Nach Begrüßung           Mitglied begleitet wurden,                                           den Klettergarten, der leider kurzfristig wegen Sturm gesperrt
der zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser           um über die derzeitigen Pro-                                         wurde. Wir wanderten über den Biosphärenweg an Ausläu-
Wanderung durch Vereinsvorstand Hans-Georg Dulisch ging
es vom Windhagener Backes aus Richtung Bockentalhütte, wo
                                                                   jekte des Naturschutzvereins
                                                                   eingehend zu informieren. So erfuhren die HVV Mitglieder
                                                                                                                                        fern des Sauerbaches entlang, durch den Spießwoog. Leider
                                                                                                                                        mussten wir die Wanderung wegen des zunehmenden Windes
                                                                                                                                                                                                          Tag des Wanderns
Jochen Bösing am Beispiel eines abgestorbenen Fichtenwald-         vieles über die Bedeutung von Streuobstwiesen für die hei-           etwas verkürzen.                                                  Mit über 220 Aktionen hat es auch in diesem Jahr – trotz der
stücks über die teilweise prekäre Situation des Windhagener        mische Ökologie, mit der man es schafft, alte und sortenreine        Am letzten Tag der Wanderwo-                                      Pandemie – eine Vielzahl von Angeboten zum Tag des Wan-
Waldes informierte. Von dort aus wanderte man in Richtung          Obstsorten zu erhalten, die über besonders wertvolle Inhalts-        che stand eine Tour über den                                      derns gegeben. Bundesweit stellten sich Naturschutz-Projekte
des Pfaffenbachs zur Grill- & Schutzhütte Kirchwiese, wo die       stoffe verfügen. Auch Imkerinnen und Imker um ihren Ver-             Napoleonsteig an. Aufwärts                                        und Gesundheitsinitiati-            ven vor, es gab Informa-
Wanderer sich an                                                   einsvorsitzenden Uwe Hüngsberg trugen mit ihrem Wissen um            ging es über den Wöllmersberg,                                    tionen zu Konzepten                     für Wegeführungen.
ihrer mitgebrach-                                                  den Erhalt der Artenvielfalt zur Information der Wanderer bei.       Retschelfelsen, Eisenbahnfel-                                     Kitas,    Schulen,                        Kommunen sowie
ten Verpflegung                                                    Beeindruckend urtümlich wirkende schottische Hochlandrin-            sen auf den Rauhberg und wie-                                     Unternehmen                                 beteiligten sich
stärken konnten.                                                   der beweiden die Streuobstwiesen und tragen dazu bei, dass           der zurück zu unseren PKWs.                                       mit tollen Aktio-                           nen. Natürlich
Aufgrund        der                                                die Wiesen nicht verbuschen. Dabei ist ihnen das Fallobst als        Den Abschluss unserer dies-                                       war wieder eine                             Vielzahl geführ-
durch die derzeiti-                                                zusätzlicher Leckerbissen sehr willkommen. Anschließend gab          jährigen Mehrtageswanderung                                       ter thematischer                            Wanderungen im
ge Krise erforder-                                                 es noch Stärkung durch Lunchpakete, die von den Damen des            erfolgte am Teufelstisch im                                       Angebot.
lichen Abstands-                                                   Vereins verteilt wurden, bevor sich die Wanderer in kleineren        gleichnamigen Gasthaus.                                           Wegen der andau-                         ernden Krise hatte
regeln bildete sich                                                Gruppen auf den Heimweg machten. Da das Wetter gut mit-              Wieder einmal ein paar schöne,                                    der Deutsch Wanderver-                band die öffentlichen
eine lange Schlan-                                                 gespielt hatte, war man sich einig, eine schöne und interessante     sonnige Tage, die wir in guter                                    Aktivitäten zum Tag des Wanderns vom 14. Mai auf den 18.
ge der Teilnehmer,                                                 Tour mit vielen Eindrücken gegangen zu sein.                         Gemeinschaft verbrachten.                                         September 2020 verschoben.
12      DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                                                                   DER WESTERWALD 1/21   13
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Aus den Zweigvereinen                                                                                                                                                                                                                       Aus den Zweigvereinen

ZV Rennerod                                                                                                                                       ZV Bad Marienberg

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Museumspädagogische Sonderprogramme für Schulklassen in beiden Museen!
Der Westerwald-Verein und der NABU            Weg die ersten Heilpflanzen, die blaue     den lokalen Namen des gelb blühenden                     Wegewart gesucht….
aus Rennerod hatten zu einer gemein-          Wegwarte, in den Vorgärten der Holz-       Hornklees. Das rosa blühende Weiden-                     Nachdem der amtierende Wegewart im ZV Bad Marienberg
schaftlichen Kräuterwanderung einge-          bachstraße.                                röschen wird im Volksmund auch Ma-                       sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, setzte sich der Vorsit-
laden. Umweltbildungsreferentin und           Jedes Jahr am 15. August (Mariä Him-       ria-Bettstroh oder Jungferbettstroh ge-                  zende mit dem Fachbereichsleiter Wege des Hauptvereins in
Kräuterpädagogin Katharina Kindgen            melfahrt) werden in Rennerod aus           nannt.                                                   Verbindung und erhielt einen geeigneten Pressetext für einen
vom NABU leitete die facettenreiche,          Heil- und Gewürzkräutern Krautwische       Nach ca. 1,5 km kommt die wissbe-                        Aufruf. Kaum hatte die Fachwartin Presse den Text ins Inter-
informative Wanderung in der Umge-            gebunden und gesegnet. Früher wurde        gierige Gruppe zu einem besonderen                       net gestellt, meldeten sich die ersten Interessenten.
bung von Rennerod. Auf charmante              der bunte Strauß dann meist kopfüber in    Kleinod, zum Biotop des NABU Ren-                        So wurde innerhalb von nur 24 Stunden ein neuer Wegewart
Art führte sie ca. 20 Interessierte zu den    den Herrgottswinkel gehängt und diente     nerod. Da entdecken die Wanderer                         für Bad Marienberg gefunden. Da sich insgesamt sechs Perso-
heimischen Wildpflanzen. Nach dem             den Menschen bis über den Winter als       eine wahre Fundgrube für Heil- und                       nen (teils mit Ehepartnern) für die Wegearbeit interessierten,
Start an der katholischen Kirche ent-         Hausapotheke. In Rennerod ist es Tra-      Wildkräuter; es finden sich noch gel-                    konnte Eberhard Ullrich nun alle vakanten Wegstrecken im
deckte sie schon nach wenigen Metern          dition, den Strauß aus 12 Heilkräutern     ber Odermennig und Rainfarn, grüner                      Hohen Westerwald mit Wegemarkierern besetzen. Ein beson-
                                                                   und heimischen        Schachtelhalm, roter Zahntrost, Stein-                   derer Glücksfall war, dass sich – 5 Tage nach dem Aufruf –
                                                                   Getreidearten zu      klee – der weiße cumarinhaltige, der die                 noch ein qualifizierter Wanderführer aus der Region Herborn      Keramikmuseum Westerwald
                                                                   pflücken.             Blutgerinnung hemmt – und der gelbe,                     meldete, den Eberhard Ullrich für den Posten des Wegewartes                              - Deutsche Sammlung für historische
                                                                   Hin und wieder        echte Steinklee und viele andere mehr.                   im ZV Herborn gewinnen konnte!                                                           und zeitgenössische Keramik -
                                                                   testet die Kräuter-   Und dann wieder eine Warnung: Das                        Der Vorsitzende des ZV, Hans Jürgen Wagner und Eberhard                                  Lindenstraße, 56203 Höhr-Grenzhausen
                                                                   pädagogin Katha-      gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut ist be-                  Ullrich, freuten sich über diese überaus positive Resonanz und                           Telefon 0 26 24 - 94 60 10
                                                                   rina Kindgen das      sonders für Kühe und Pferde giftig.                      wünschen den Wegewarten und Wegemarkierern eine erfolg-                                  Internet: www.keramikmuseum.de
                                                                   Wissen ihrer Zu-                                                               reiche Arbeit!                                                                           Öffnungszeiten:
                                                                   hörer, zeigte einen   „Das Wissen der Umweltbildungsrefe-                                                                                                               täglich außer Mo. von 10 bis 17 Uhr
                                                                   blühenden Pflan-      rentin müsste man haben“, sagte einer                    ZV Höhn
                                                                   zenstengel in die     der Beteiligten im Abschluss der sehr
                                                                   Runde und fragt       aufschlussreichen Kräuterwanderung.                      An einem herrlichen Spätsommertag im September trafen sich       Träger der Museen: Museen im Westerwald GmbH,
                                                                                                                                                  15 Wanderfreunde zu einer Altstadtbesichtigung in Weilburg       Peter-Altmeier-Platz 1, D-56410 Montabaur
                                                                   nach dem Namen.       Eines konnte die Gruppe auf jeden
                                                                   „Das sind Herr-       Fall mit nach Hause nehmen, viele als                    an der Lahn. Eine kundige Stadtführerin nahm die Gruppe in
                                                                   gotts-Schecher“,      Unkraut bezeichnete Pflanzen sind in                     Empfang und informierte über die geschichtlichen Ereignis-       Landschaftsmuseum Westerwald
                                             Foto: Kurt Göbel      erklärt eine Frau     Wirklichkeit echte Heilkräuter.                          se der barocken Residenzstadt, die bereits im Jahre 906 erst-                            Leipziger Straße 1, 57627 Hachenburg
                                                                                                                                                  mals urkundlich erwähnt wurde und im Jahre 1295 Stadtrechte                              Telefon 0 26 62 - 74 56
                                                                                                                                                  erhielt. Über holpriges Straßenpflaster führte der Rundgang
            Brauchtum im
                                                                                                                                                                                                                                           Internet: www.landschaftsmuseum-wes-
                                                                   Die Mitte kann eine Königskerze bilden, um die herum man                       zum Marktplatz mit dem Neptunbrunnen, der von teils alten                                terwald.de
                                                                   zum Beispiel folgende Wild- und Heilkräuter binden kann:                       historischen Häusern umgeben ist. Ein Besuch in der Schloss-
            Westerwald
                                                                                                                                                                                                                                           Öffnungszeiten:
                                                                   Johanniskraut, Rainfarn, Schafgarbe, Spitzwegerich, Beifuß,                    und Stadtkirche durfte auch nicht fehlen. Dann ging es am                                täglich außer Mo. von 10 bis 17 Uhr
                                                                   Wegwarte, Frauenmantel, Taubnessel, Malve, Hirtentäschel,                      Stadt- und Bergbaumuseum vorbei in den Schlosshof, wo
        Einen Krautwisch binden                                    Bibernelle, Huflattich, Brennnessel, Zinnkraut, Ringelblume,                   jedes Jahr im Sommer die Weilburger Schlosskonzerte statt-
                                                                   Dost, Kamille, Labkraut. Aus dem Garten könnten Würzkräu-                      finden. Schließlich gelangte die Gruppe in den wunderschö-
Die Wurzeln des Krautwischtages reichen zurück in vorchrist-       ter dazu: Salbei, Rosmarin, Liebstöckel, Borretsch, Estragon,                  nen malerischen Schlossgarten, der in Terrassen angeordnet
liche Zeiten. Himmels- und Naturbeobachtungen und die Ab-          Bohnenkraut, Thymian, Wermut, Pfefferminze, Lavendel. Die                      ist und einem Renaissancegarten gleicht. Alte Bäume, so auch
hängigkeit der Menschen                                                                         Nahrungsmittel können vertre-                     Rotbuchen, säumten die sauberen Kieswege. Von dem obe-
von den Gaben der Natur                                                                         ten sein durch Getreidehalme,                     ren Terrassengarten hatte man einen herrlichen Weitblick.
waren die Ursprünge des                                                                         Möhren und Kohlblätter.                           Über große Freitreppen kam man schließlich in den unteren
Krautwischs. Der uralte                                                                         Noch heute gibt es vereinzelt                     Teil des Schlossgartens, der mit Obstbäumen umgeben und
Brauch, einen Krautwisch                                                                        den Brauch, dass, wenn jemand                     schönen Blumenbeeten versehen war. Nach der interessan-
zu binden, wurde schon 751                                                                      krank wird, die Kräuter aus dem                   ten Führung konnte die Gruppe noch im Café des Schloss-
nach Christus unter den Se-                                                                     Strauß für einen Tee benutzt                      gartens einkehren.
gen Marias gestellt. Seitdem                                                                    werden. Früher wurden bei Ge-
feiert man die Kräuterwei-                                                                      witter einige Kräuter im Herd-
he an Mariä Himmelfahrt.                                                                        feuer verbrannt, das sollte vor
Es gibt keine feste Regel,                                                                      einem Blitzeinschlag schützen.
die bestimmt, welche Pflan-                                                                     Krankem Vieh mischte man
zen in das Kräuterbündel                                                                        Heilpflanzen ins Futter und in                                                                                     Künstler?
müssen, aber viele unter-                                                                       das Saatgut kamen die geseg-                                                                                       Hatten auch Sie schon immer die Idee, Ihre Kunstwerke, Bilder, Ge-
                                                                                                                                                                                                                   dichte, Lieder usw. einem breiteren Publikum zu präsentieren? Ist viel-
schiedliche lokale Traditi-                                                                     neten Getreideähren, damit die                                                                                     leicht einer Ihrer Freunde oder Nachbarn künstlerisch tätig? Machen
onen. Gemeinsam ist den                                                                         Ernte gut wird.                                                                                                    Sie mit, zeigen Sie den Lesern der Vereinszeitschrift Ihr Talent oder
Sträußen, dass die Anzahl                                                                       Heute bietet der Tag Gelegenheit,                                                                                  das Ihrer Freunde und Nachbarn. Es gibt im Westerwald sicher ganz
der „Kräuter“ zwischen 7                                                                        an die Bedeutung einer intakten                                                                                    viele kreative Menschen, die malen, zeichnen, fotografieren, basteln,
und 99 schwankt, es soll-                                                                       Umwelt zu erinnern und zum                                                                                         töpfern, Gedichte oder Lieder schreiben, usw.
te sich möglichst um eine                                                                       Schutz der Natur zu mahnen.                                                                                        Unter dem Motto „Unser Nachbar – ein Künstler“ könnten so regel-
heilige Zahl wie 7, 9, 12,                                                                      Foto: Ursula Siebel, https://biologische-stati-                                                                    mäßig Hobbykünstler mit ihren Werken vorgestellt werden.
                                                                                                                                                                                                                   Tel.: 0 26 67 - 96 90 24 oder per E-Mail: redaktion@westerwaldverein.de
15, 77 oder 99 handeln.                                                                         on-siegen-wittgenstein.de
14       DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                                                                                DER WESTERWALD 1/21                                              15
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Aus den Zweigvereinen                                                                                                                                                                                                                                                       Literatur

ZV Köln
                                                                                            Nachruf                               Wanderwege sichern                                                                                      Verfolgt - Vertrieben - Vernichtet
Im September startete der Westerwald-Verein ZV Köln seine                                                                         Wanderwege sind essentiell für Gesundheit und Klima. Deswe-                                             Erinnerung an das Schicksal der Westerburger Juden
Herbst-Wanderfahrt nach Harzgerode-Güntersberge im Harz.                     Der Westerwald-Verein, Zweigverein Köln,             gen fordert der Deutsche Wanderverband dringend Maßnah-
Am 2. Tag war das neugotische Schloss in Wernigerode unser                        trauert um sein Ehrenmitglied                   men zu deren Schutz.                                                                                    Maria Meurer, die ehemalige Stadt-
erstes Ziel. Weiter ging es in die Stadt mit ihren wunderschönen                                                                  Die Wanderinfrastruktur in Deutschland zu sichern und na-                                               archivarin der Stadt Westerburg, hat
Fachwerkhäusern und dem historischen Rathaus.                                            Frau                                     turnahe Wanderwege zu schützen, fordert der Deutsche Wan-                                               ihr zweites Buch geschrieben. Dieses
Dienstags stand die Altstadt von Goslar und das Erzbergwerk                         Annemarie Lechner                             derverband (DWV) in einer Resolution an alle politischen Ent-                                           Buch zeichnet eines der dunkelsten
Rammelsberg, die seit 1992 zu den Weltkulturbeständen der                                                                         scheidungsträger*innen in Bund, Ländern und Kommunen. Die                                               Kapitel der deutschen Geschichte und
UNESCO gehören, auf dem Plan. Nach dem Besuch der ein-                            * 10.01.1934       †   13.10.2020               in der DWV-Mitgliederversammlung am 30. Oktober in Kassel                                               der Stadtgeschichte nach, gleichzei-
zigen Stabkirche Deutschlands in Hahnenklee wanderten wir                                                                         verabschiedete Resolution stellt fest, dass das Wandern als bun-                                        tig exemplarisch für andere Orte mit
über verschiedene Wege zur urgemütlichen Steigbergalm. Stets             Annemarie Lechner wurde am 01.07.1989 Mitglied im        desweit beliebteste Natursportart ökologisch, wirtschaftlich und                                        einst jüdischer Bevölkerung. Erzählt
bergab laufend erreichten wir den Goslarer Marktplatz mit sei-                   Westerwald-Verein, Zweigverein Köln.             sozial essentiell für das Land sei. Deutschlands mit 200.000 Ki-                                        wird dieses Kapitel anhand der ak-
nem schönen Brunnen, dessen vergoldeter Reichsadler die Freie         Bereits kurz nach ihrem Eintritt in den Westerwald-Verein   lometern längste „Sportstätte“ werde durch die Mitglieder des                                           ribisch recherchierten und belegten
Reichsstadt symbolisiert.                                             führte sie Wanderungen für uns. Nach über 100 geführten     Deutschen Wanderverbandes der Gesellschaft zur Verfügung                                                Lebensgeschichten von 140 ehema-
Mittwochs fuhren wir mit der Harzer Schmalspurbahn zum                  Wanderungen hörte sie aus gesundheitlichen Gründen        gestellt. Die Infrastruktur fördere nicht nur die physische und                                         ligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Stadt
1141 m. ü. NHN hohen Brocken, der höchsten Erhebung in                2013 als Wanderführerin auf. Nach 660 Wanderungen trat      psychische Gesundheit, sondern auch den sozialen und familiä-                                           Westerburg, einer Kleinstadt im Westerwald. Hintergrund-
Norddeutschland. Auf dieser Fahrt war das Ausmaß des Fich-                           sie ihre letzte Wanderung an.                ren Zusammenhalt. „Attraktive und kleine Fußwege dienen der                                             informationen und Bildmaterial, zu denen auch im Ausland
tensterbens unübersehbar. Ausgedehnte Flächen wurden be-                  Für ihre besonderen Verdienste für unseren Verein       durchlässigen Erreichbarkeit in und zwischen Orts-, Stadt- und                                          wohnende Nachfahren der Verfolgungsopfer dankenswer-
reits abgeholzt.                                                        erhielt Annemarie Lechner auf der Hauptversammlung        Landschaftsteilen, sie bieten mehr Sicherheit für alle, ermögli-                                        terweise beigetragen haben, bereichern das Werk. Es bie-
Am nächsten Tag stiegen wir in Bad Harzburg in die Seilbahn               am 09.05.2009 in Wißmar die Silberne Ehrennadel.        chen Bewegungsräume und bieten Freiraum für Entdeckungen                                                tet die Grundlage für weitere Forschungen. Den unter dem
und fuhren auf den Burgberg zum Antoniusplatz. Von hier                 Mit Annemarie Lechner verliert der Zweigverein Köln       abseits der großen Verkehrstrassen“, so das Papier.                                                     Naziregime verfolgten, vertriebenen und vernichteten Ju-
wanderten wir vorbei am Kreuz des Ostens und einem Luchs-                    eine geschätzte und beliebte Wanderfreundin.         Besonders besorgniserregend sei der zunehmende Verlust von                                              den der Stadt ist Name, Gesicht und Erinnerung gegeben.
gehege zur Rabenklippe, ein roter Felssporn in 555 m. ü. NHN.                                                                     naturnahen Wegen und Pfaden, die sowohl beim Klimaschutz                                                Die Lebensgeschichten sind berührend erzählt. Herz und Ver-
Nach einer Rast in der gleichnamigen Gaststätte ging eine Grup-             Wir werden unserem Ehrenmitglied ein stetes           als auch beim Erhalt Biologischer Vielfalt eine wichtige Rolle                                          stand der Leserinnen und Leser werden angesprochen. Die
pe bis ins Radautal, wo sich ein künstlicher Wasserfall befindet.                      Andenken bewahren.                         spielten.                                                                                               Art der Aufarbeitung und Erinnerung trägt zum Kampf ge-
Am Abend im Hotel kam überraschend eine Harzer Hexe mit                       Unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen.             Konkret formuliert der Verband acht Forderungen. So seien                                               gen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus bei.
Getöse hereingerauscht. Leichtfüßig und mit viel Witz weihte                                                                      Wander- und Fußwege als notwendige Basisinfrastruktur an-                                               Dieses Buch ist ein Zeugnis der regionalen und allgemeinen
sie uns in die Gewohnheiten und das Können der Hexen ein               Vorstand und Mitglieder des Zweigverein Köln e.V.          zuerkennen und dürften nicht länger eine freiwillige Leistung                                           Vergangenheitsaufarbeitung und dient dem Prozess der Ver-
und klärte uns über Wahr- und Unwahrheiten auf.                                                                                   kommunaler Gebietskörperschaften sein. Es brauche außerdem                                              söhnung. Den Nachfahren der Westerburger Juden eröffnet es
                                        Am Freitag wanderten                                                                      eine institutionelle, verlässliche Förderung für die Wanderweg-                                         zudem einen Teil der Familiengeschichte und die Gewissheit,
                                        einige von Treseburg                                                                      einfrastruktur und durchgängige Zuständigkeit von der Bun-                                              dass ihren Angehörigen ein ehrendes Andenken bewahrt wird.
                                        durch das wildromanti-                               Nachruf                              des- bis zur kommunalen Ebene. Die zunehmende Versiegelung                                              Laut Kulturstiftung ist es auch für den Unterricht in Schulen
                                        sche Bodetal bis Thale.                                                                   und Zerstörung naturnaher Wegabschnitte sei zu stoppen. Dies                                            geeignet.
                                        Von dort fuhren wir mit              Der Westerwald-Verein Höhr-Grenzhausen               könne nur dann geschehen, wenn die Belange des Wanderns
                                        der Seilbahn zum Hexen-              trauert um seinen ehemaligen Schatzmeister           und seiner Infrastruktur frühzeitig in Planungen eingebunden                                            Erschienen ist es im Gardez! Verlag Michael Itschert.
                                        tanzplatz, einem steilen                                                                  würden.                                                                                                 ISBN 978-3-89796-295-8. Das Buch umfasst 554 Seiten.
                                        Felsen. Die andere Grup-                           Günter Roy                             Die Resolution im Wortlaut gibt es zum Herunterladen unter                                              Sein Druck wurde von der Stiftung Rheinland-Pfalz für
                                        pe wanderte von Fried-                                                                    www.wanderverband.de                                                                                    Kultur gefördert.
           Foto: Ludwig Kreitner                                                  * 22.10.1927       †   27.09.2020
                                        richsbrunn direkt zum
Hexentanzplatz, der einen schönen Blick ins Bodetal und auf
die Stadt Thale bot. Alljährlich wird in der Nacht vom 30. Ap-           In Höhr-Grenzhausen angekommen, fand Günter
ril zum 1. Mai auf dem Hexentanzplatz die Walpurgisnacht                  1995 im Westerwald-Verein seine zweite Familie.
                                                                                                                                         ONLINE-SHOP       WWW.BIRKENHOF-BRENNEREI.DE
gefeiert.                                                                 Die Erfahrungen als ehemaliger Mitarbeiter der
Später stand Quedlinburg, die sehenswerte Stadt mit ihrer                Deutschen Bank führten zu einer jahrzehntelangen
tausendjährige Geschichte auf dem Programm. Sie hat eine                       Tätigkeit als Schatzmeister im Verein.                                      Traditionell
Königspfalz und war Mitglied der Hanse. Die Marktkirche St.
Benedikt ist der zentrale Sakralbau in der Altstadt. Blickfang
ist der Hochaltar (1700) in einer Stilmischung von Barock und
                                                                            Korrektheit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit
                                                                           und sein angenehmes Wesen zeichneten ihn aus.
                                                                                                                                        feine Spirituosen
niederländischem Klassizismus. Das geschlossene Stadtbild ist
einmalig. Deswegen wurde Quedlinburg 1994 in die Liste der
                                                                            Als Anerkennung für seine Verdienste erhielt
                                                                                   Günter die Silberne Ehrennadel.                       holzfassgereift
UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Am Samstag wurde die Gegend um Nordhausen erkundet.                       Mit Günter Roy verliert der Westerwald-Verein
Vom Schlossberg in Neustadt oder von Petersdorf führten die             Höhr-Grenzhausen einen verdienstvollen, geschätzten
Wanderungen durch die Rüdingsdorfer Schweiz am Heidel-                    Wanderfreund, der den Verein mit geprägt hat.
berg, vorbei am Gesundbrunnen und den Wilden Hölzchen
zur Röthlein-Mühle und schließlich zur Stadt Nordhausen.                 Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Am Sonntag hieß es wieder zurück nach Köln. Alle waren sich
einig, dass es – trotz der Krise – eine schöne und erlebnisrei-                   Vorstand und Mitglieder des
che Woche war. Allen, die zum Gelingen beigetragen haben,                    Westerwald-Vereins Höhr-Grenzhausen
                                                                                                                                         B i r ke nh o f- B re nne re i · 5 7 6 4 7 N i st e r t al · i nfo @ b i r ke nh o f- b re nne re i . d e
sei ein dickes Dankeschön gesagt.                   Jutta Schützler
16        DER WESTERWALD 1/21                                                                                                       1000820225_BB_WW-Verein_186x92.indd 1                                                                                                    DER WESTERWALD         17
                                                                                                                                                                                                                                                                                            1/21 11:57
                                                                                                                                                                                                                                                                                          11.11.20
Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
Natur & Landschaft                                                                                                                                                                                                                  Natur & Landschaft

E        s war einmal, so müsste eigent-
         lich ein Nachruf auf die ehemals
         landschaftsprägenden Streuobst-
wiesen mit ihren hochstämmigen Obst-
bäumen beginnen. Rund um die Dörfer
                                                                                                                                                                                                                                unter den Vögeln. Die Vogelbrut im
                                                                                                                                                                                                                                Frühjahr fällt z.B. zusammen mit dem
                                                                                                                                                                                                                                Austreiben der Bäume und damit mit
                                                                                                                                                                                                                                dem Auftauchen der Raupen des Frost-
                                                                                                                                                                                                                                spanners und des Apfelwicklers. Diese
und an den Stadträndern waren sie bis                                                                                                                                                                                           Obstbaumschädlinge werden von den
in die 70er Jahre des letzten Jahrhun-                                                                                                                                                                                          zahlreichen Meisen, Spatzen und an-
derts allgegenwärtig. Der Niedergang                                                                                                                                                                                            deren Vögeln in Schach gehalten. Sie
begann nach dem 2. Weltkrieg bzw. als                                                                                                                                                                                           richten ihre Jungenaufzucht am Auf-
die EU bis 1974 Rodungsprämien be-                                                                                                                                                                                              treten der Raupen dieser Insekten aus.
zahlte. Der Obstanbau bzw. die Ernte                                                                                                                                                                                            Schätzungen gehen davon aus, dass ein
auf den großen Bäumen lohnte sich                                                                                                                                                                                               Obstbaum Heimat für ca. 300 Tierarten
einfach nicht mehr. Seit den 50er Jah-                                                                                                                                                                                          bietet. Die Wiese und die darauf stehen-
ren verlor Deutschland ca. 75 % seiner                                                                                                                                                                                          den Bäume ergänzen sich ideal und bil-
Streuobstwiesen. Was sich wirtschaftlich
nicht rentiert, wird nicht mehr gepflegt
und ohne Pflege bzw. Neuanpflanzun-
gen sterben die Bäume und die Bestände
ab. Seit ca. 20 Jahren versucht man dem
Trend entgegen zu wirken. Kommunen,
das Land, die EU, Verbände und Verei-
ne treiben mitunter enorme Aufwände,
um die letzten Reste der alten Bäume zu
pflegen bzw. neue Bäume anzupflanzen.
Baden-Württemberg kommt hier eine
besondere Rolle zu, besitzt das Land
doch europaweit die größten zusammen-
hängenden Streuobstbestände. Doch al-
ler Aufwand wird letztendlich vergeblich

                                                 Streuobstwiesen – ein Hotspot der Biodiversität
sein, wenn das Produkt der Streuobstwie-
se – das Obst – beim Konsumenten nicht
die Wertschätzung erfährt, die es ver-
dient. So greifen die Verbraucher lieber                              Eine Hommage an die Natur – von Johannes Fink, Heiligkreuzsteinach                                                                                        den eine Symbiose, die letztendlich aus-
zu Apfelsaft aus Konzentrat, importiert                                                                                                                                                                                         schlaggebend für die Artenvielfalt ist.
aus China oder Osteuropa, anstatt bei       gepflanzt werden können. Hinzu kommt, das über Jahrhunderte die Menschen mit                   erhalten werden kann. Bäume müssen         auch überlebensnotwendig für Hornis-      Und schlussendlich profitiert auch der
den lokalen Produzenten einzukaufen.        dass auch heute noch immer wieder Jahr- Obst und Vitaminen versorgt hat. In der                geschnitten werden, damit sie nicht vor-   sen und Fledermäuse. Deswegen sollte      Mensch, denn was gibt es Schöneres, als
                                            zehnte alte Streuobstbestände Bauvorha- heutigen Überflussgesellschaft ist das                 zeitig vergreisen, und mindestens einmal   man auch alte, abgestorbene Bäume so      im Frühjahr durch das Blütenmeer auf
Seit einigen Jahren macht die Mistel den    ben zum Opfer fallen. Es gibt dafür zwar zwar kein Argument mehr, doch stehen                  im Jahr muss das Gras gemäht und ab-       lange als möglich stehen lassen.          einer Streuobstwiese zu wandern?
hochstämmigen Obstbäumen recht zu           Ausgleichsmaßnahmen, d.h. es werden sie in unserer ausgeräumten Natur wie                      transportiert werden.
schaffen. Durch den starken Befall ster-    an anderer Stelle Bäume gepflanzt, doch vielleicht kein anderer Naturraum für                                                             Die oberste Etage wird durch die Äste     Mit freundlicher Genehmigung vom Odenwald-
ben die Bäume schneller ab, als sie nach-   niemals können solche Neupflanzungen die Artenvielfalt. Extensiv bewirtschaf-                  Das Leben auf der Streuobstwiese fin-      und die Baumkronen bestimmt. Hier         klub, Bensheim.
                                            verlorengegange-                                                                               det in mehreren Etagen statt. So ist da    brüten Singdrossel und diverse Finken-
                                            ne Lebensräume             Streuobstwiesen – für die Landschaft sind sie prägend, für die      zunächst die ungedüngte Wiese, die         arten. Greifvögel wie Turmfalke und       Fotos rechte Seite und linke Seite unten:
                                            ersetzen.     Solche       Tierwelt unverzichtbar und für uns Menschen eine echte Berei-       sich durch eine große Pflanzenvielfalt     Mäusebussard benutzen die Äste als An-    Johannes Fink
                                            Aktionen sind nur          cherung. Das Thema Streuobst wird in den Kursen der Pfälzer         auszeichnet, auf der zu unterschiedli-     sitz bei der Mäusejagd. Die Blüten bie-
                                            Scheinlösungen, die        Landfrauen genussvoll verarbeitet. Dort erfahren Sie, wie reich     chen Zeiten unterschiedliche Pflanzen-     ten Bienen, Schmetterlingen, Schlupf-     Foto Mitte oben: Karl Egger, Pixabay
                                            lediglich als Recht-       die Natur uns diesen Tisch deckt und was wir daraus alles zaubern   arten blühen. Dies zieht wiederum eine     wespen, Hummeln und Schwebfliegen
                                            fertigung für be-          können. Sie werden staunen! Interesse an einem der Kurse? Ak-       Vielfalt an Insekten an, von denen sich    reichlich    Nah-
                                            gangenen Umwelt-           tuelle Termine erfragen Sie in der Geschäftsstelle 0631/35790030    andere Tiere wie z.B. die Vögel, Mäuse,    rung im Frühjahr.
                                            frevel dienen. Meist       oder info@landfrauen-pfalz.de. Mehr Infos: https://www.land-        Igel, Eidechsen, Schlangen, Erdkröten      Im Herbst freuen
                                            existiert auch kein        frauen-pfalz.de/artikel/umwelt-und-ernaehrungsbildung               und sonstige Amphibien etc. ernähren.      sich dann Amseln
                                            Pflegekonzept für                                                                                                                         und Drosseln so-
                                            die neu angepflanzten Bäume, d.h. sie wer- tete Streuobstwiesen sind Paradiese aus             Die mittlere Etage wird durch die Stäm-    wie Igel, Dachs
                                            den lieblos in die Erde gestopft und dann Menschenhand. Sie sind ein Hotspot                   me der Bäume repräsentiert. Auf ihnen      und Rehe über das
                                            vergessen. Hauptsache der bürokratischen der Biodiversität. Um die 5000 Tier- und              finden sich Moose, Pilze, Algen und        Fallobst. Blätter
                                            Verordnung wurde Folge geleistet, was an- Pflanzenarten kommen hier vor und                    Flechten. Sie dienen als Lebensraum für    der Bäume dienen
                                            schließend passiert, interessiert niemanden. zählen damit zu den artenreichsten Bio-           Käfer, Asseln, Wespen und Wildbienen.      Insekten als Nah-
                                                                                             topen Mitteleuropas. Sie sind sozusagen       Die hohlen Stämme sind unverzicht-         rung, diese wiede-
                                            Warum lohnt es sich, die Streuobstwiesen unser Amazonas-Regenwald! Dieser                      bar für alle höhlenbrütenden Vögel wie     rum sind lebens-
                                            zu erhalten, bzw. was macht sie so wert- „Regenwald“ muss jedoch gepflegt wer-                 z.B. Steinkauz, Buntspecht, Wendehals,     notwendig für die
                                            voll? Zum einen sind sie ein Kulturgut, den, damit der Charakter und die Vielfalt              Baumläufer, Gartenrotschwanz, aber         Frühjahrsbrüter
18      DER WESTERWALD 1/21                                                                                                                                                                                                                     DER WESTERWALD 1/21    19
Kultur/Geschichte

Die Atmosphäre längst vergangener Zeiten ...                                                                                      Für die Instandhaltung der Mühle waren
                                                                                                                                  in dieser Zeit die Mahlgäste verantwort-
                                                                                                                                  lich, also die Bauern, die ihr Korn in der
Die Westerwälder Mühlen, eine Serie von Hans-Jürgen Pletz                                                                         Mühle mahlen ließen.
                                                                                                                                  Nach einer wechselvollen Geschich-

I    n einem romantischen Tal bei             und bei Wissen-Schönstein in die Sieg    hautnah erlebt werden. Hermann Zöl-        te wird die Dickendorfer Mühle 1816,
     Molzhain (Kreis Altenkirchen) liegt      mündet. Ausgewiesene Wanderwege,         ler führt auf Wunsch durch das histori-    in einem bautechnisch schlechten Zu-
     die Dickendorfer Mühle, in der           wie der Druidensteig und der Natur-      sche Gebäude, in dem noch fast die ge-     stand, im Auftrag der preußischen
schon vor fast 500 Jahren das Getrei-         steig Sieg, führen direkt an der Mühle   samte Mühlentechnik erhalten ist. Nur      Regierung abgerissen. Für den Müller
de der ortsansässigen Bauern gemahlen         vorbei! Für Wanderer und andere Gäste    das Wasserrad wurde schon 1913 durch       und seine Gerätschaften ließ sie aber
wurde.                                        steht ganz in der Nähe der Mühle ein     eine Turbine ersetzt, die die Mühle heu-   ein provisorisches Dach errichten. So
1529 wurde sie erstmals urkundlich er-        Parkplatz zur Verfügung.                 te mit nachhaltigem Strom versorgt.        konnte er bei gutem Wetter weiterhin
wähnt und seit dem 1. Januar 1772 ist                                                                                             Korn mahlen. 1818 stürzte das proviso-
sie im Besitz der heutigen Familie Zöl-       Im liebevoll eingerichteten Mühlencafé   Eine Mühle im Wandel der Zeit ...          rische Dach ein. Es zerstörte Wellbaum
ler.                                          bietet das Ehepaar Zöller an Sonn- und                                              und Wasserrad. Danach erfolgte die
Idyllisch eingebettet zwischen Wald           Feiertagen herzhafte und süße Speisen    1529 gehörte die Mühle, damals noch        öffentliche Versteigerung der Mühle.
und Wiesen liegt die Mühle am Elb-            an. Die Atmosphäre längst vergangener    „Elber Mühle“ genannt, zum Besitz          Christian Hassel ersteigerte die Über-
bach, der bei Neunkhausen entspringt          Tage kann bei einem Besuch der Mühle     der Landesfürsten Sayn-Altenkirchen.       tragung der Erbpacht. Hassel erklärte
                                                                                       Durch den Mühlenbann waren die             sich mit folgenden Pachtbedingungen
                                                                                       Bewohner der umliegenden Orte ver-         einverstanden:
                                                                                       pflichtet, ihr Korn in der Dickendorfer
                                                                                       Mühle mahlen zu lassen. Der Müller         •   die Pachtgebühr wird nicht redu-
                                                                                       erhielt drei Gulden Monatslohn. 1772           ziert
                                                                                       übernahm Johann Wilhelm Hassel, der        •   sollte der Mühlenbann aufgehoben
                                                                                       Vorfahre der jetzigen Besitzer, das An-        werden, muss er weniger Abgaben          In Erbfolge heiratet Karl Zöller aus
                                                                                       wesen.                                         leisten                                  Gebhardshain 1899 die Müllerstochter
                                                                                                                                  •   er muss die Mühle mit eigenen Mit-       Auguste. Deren Sohn Wilhelm Zöller
                                                                                                                                      teln neu errichten                       war mit seiner Frau Marie der letzte ak-
                                                                                                                                  •   die Mahlgäste sind für die Instand-      tive Betreiber der Dickendorfer Müh-
                                                                                                                                      haltung der Mühle verantwortlich         le. Der frühe Tod von Wilhelm Zöller
                                                                                                                                                                               (1976) konnte Marie Zöller nicht davon
                                                                                                                                  Christian Hassel begann wenig später         abhalten, die Mühle weiter zu betrei-
                                                                                                                                  mit dem Neubau der Mühle. 1845 hob           ben. Erst in den 1990er Jahren wurde
                                                                                                                                  die Regierung den Mühlenbann auf.            das Mahlgeschäft aufgegeben.
                                                                                                                                  1857 erwarb Christian Hassel die Mühle
                                                                                                                                  und war fortan uneingeschränkter Ei-         Bildbeschreibung:                          Unten rechts:
                                                                                                                                  gentümer an der Mühle. Baupflicht und        Oben: die Mühle im Jahr 1950               Wilhelm Zöller mit Kuhgespann und voll bela-
                                                                                                                                  Gebäudeunterhaltung fielen somit in          Links darunter: Das Mühlenbuch von 1907    denen Wagen im Winter 1938.
                                                                                                                                  Hassels Zuständigkeitsbereich und wa-        mit den Daten der Mahlgäste.               Unten links: Das Wappen der Dickendorfer
                                                                                                                                  ren damit erstmals eindeutig geregelt.       Rechts davon: Urkunde von 1772             Mühle.

Bildbeschreibung:
Oben links, Mahlgang mit Mühlsteinen.
Oben Mitte: Geräte zur Getreidereinigung.
Oben rechts: Zahnräder zum Wechsel von der
Horizontale in die Vertikale.

Rechts: Das Mühlengebäude mit Café unter-
halb des Mühlenteichs.
Unten: romantisches Plätzchen zum Genießen.

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