Wandern & Wundern Seite 8 11 - Westerwaldverein
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Wandern & Wundern Seite 8 – 11 Streuobstwiesen – ein Hotspot der Biodiversität Seite 18 – 19 Die Dickendorfer Mühle Seite 20 – 21 DER WESTERWALD 1/21 1
Vorwort Eine aufregende Zeit ... Für den einen ist es die Katastrophe Wo auch immer das Paradies sein mag, schlechthin und für den anderen die in der nächsten Zeit sollten wir alle etwas Chance des Lebens. mehr zusammen halten und mehr Rück- sicht aufeinander nehmen, damit die Manchmal habe ich den Eindruck, dass großen Herausforderungen der Zukunft momentan die Welt neu erfunden wird. sozialverträglich gemeistert werden kön- Wir alle wissen schon lange, dass es so nen. Für die nachfolgenden Generatio- wie bisher nicht weitergehen konnte. Die nen muss eine lebenswerte Gesellschaft Erde, auf der wir leben, wird rücksichts- auf der Basis des Miteinanders aufge- los ausgebeutet, das soziale Gleichge- baut werden. Das geht allerdings nur mit wicht gerät zunehmend aus den Fugen. weitreichenden Einschränkungen und Wir leben auf zu hohem Niveau. Veränderungen, die zwar für viele nicht nachvollziehbar aber notwendig sind. Während in Deutschland jährlich Mil- Paradiesische Zustände, was immer man lionen Tonnen an Lebensmitteln weg- darunter verstehen mag, werden das ver- geschmissen mutlich nicht werden, fehlt es vielen Men- Wer aus seiner sein. schen, auf dem af- z.B. gewohnten Bahn Momentan wird das Wandern rikanischen Kontinent, am geworfen wird, und die Heimat wieder neu ent- Nötigsten, an meint manchmal, deckt, junge Fa- dass alles Wasser und milien erkunden Brot. Junge die Schönheiten Afrikaner su- chen deshalb verloren ist. der Region. Das kann eine Chan- hier nach neu- en Perspek- Doch in Wirklichkeit ce für unseren Verein sein, zu- tiven. Für sie fängt nur etwas kunftsfähig zu ist in Europa, werden. besonders in Neues an. Deutschland, Gisela Rieger Allen Lesern das Paradies. wünsche ich Die Chris- besinnliche ten hingegen glauben an das Paradies Weihnachten und ein zufriedenes neues im Himmel, während die Astronauten, Jahr. Bleiben oder werden Sie gesund. die vom Himmel auf die Erde blicken, von einer paradiesischen, faszinierenden Fachbereichsleiter Publikationen blauen Kugel schwärmen. Hans-Jürgen Pletz 2 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 3
Inhalt/Impressum/Termine Wandern/Reisen rung statt, bevor jeder Winterwanderer Inhalt Termine Auf geht‘s nach Tirol! wieder heimfährt. Im Gepäck: unaus- löschbare Erinnerungen an das Winter- 6 – 7 Sterntreffen in Der wanderbare Winter wanderdorf Kartitsch. Übrigens: Drei Wetzlar-Blasbach Übernachtungen inklusive geführter Winterwanderungen, Rucksack- und 20.02.2021 Vorsitzenden-Versammlung der Stockverleih usw. gibt es schon ab 165 8 – 9 „Zur Klippe der verzweifelten Hildegard“ Mitgliedsvereine des Deutschen Euro pro Person. Wanderverbandes Weitere Informationen zum Winter- 10 –11 Auf die Höhe zum wanderdorf Kartitsch gibt es unter: Stillen Örtchen ... www.winterwanderdorf.at. 05.06. – 06.06.2021 1. Wanderwochenende 2021 des Hauptvereins 12 – 16 Aus den Österreichs erstes zertifiziertes Winter- 2021 wird Kartitsch Europas Haupt- Zweigvereinen 03.06. – 07.06.2021 Berlin-Reise des Westerwald-Vereins wanderdorf liegt natürlich in Osttirol. stadt. Zumindest die von allen Winter- Genauer: im Tiroler Gailtal. Ganz wanderern. Vom 11. bis 14. März 2021 18 – 19 Streuobstwiesen – ein genau: eingebettet zwischen Lienzer finden nämlich die „Europäischen Win- Hotspot der Biodiversität 19.06.2021 Jahreshauptversammlung des Dolomiten im Norden und terwandertage“ – unterstützt Westerwald-Vereins in Daaden dem Karnischen Grenz- durch die Europäische Wan- kamm im Süden. Hört sich dervereinigung und die Tirol 20 – 21 Die Westerwälder nach mächtig viel Schnee an. Werbung statt. Am Donners- Mühlen Kein Wunder, dass sich das tag reisen die Teilnehmer 01. – 06.07.2021 Deutscher Wandertag 800-Seelen-Dörflein Karti- an und lernen sich auf dem 22 Der Westerwald – in Bad Wildungen tsch voll dem Winterwandern Dorfgeschichtenweg kennen. einst und heute verschrieben hat. Freitags und samstags gibt’s Manche Orte muss man be- dann jeweils drei verschie- 09. – 11.07. 2021 Rheinland-Pfalz-Tag in Boppard suchen. Andere muss man dene Winterwanderungen 26 Wann finden sie endlich bereisen. Einige wenige muss man erle- – sowie abends eine Fackelwanderung ein Zuhause? ben. Aber Kartitsch muss man erwan- (Fr.) und Rodelpartie (Sa.). Am Sonn- dern. Und zwar am besten im Winter. tag findet noch eine Halbtageswande- Leben im Wandel Bild Titelseite: Ev. Kirche in Mademühlen, dem Ge- burtsort von Heimatdichter „Eine andere Welt ist nicht nur möglich. Sie ist im Entstehen. An einem stillen Eine verwaiste Bank Adolf Weiss. Tag, wenn ich achtsam lausche, höre ich sie atmen.“ Arundhaty Roy Da wo der Wester- Gemälde von Günter Schardt, darüber wald am höchsten ist, mehr in der nächsten Ausgabe. Bei den Mariensatter Zukunftsgesprächen ging es um die Fra- wo sich die Premium- ge, wie wir den beginnenden gesellschaftlichen Wandel ver- Wanderwege Rothaar- Das Land stehen und leben können. Veränderung ist angesichts der steig und Westerwald- Rhein- Herausforderungen notwendig und möglich – wir wissen es steig treffen, sind seit land-Pfalz längst lange genug. Doch was wissen wir über das Schöne, das Anfang November unterstützt die Herausgabe diesem Wandel innewohnt – nicht zuletzt, weil wir alle dabei die Wegabschnitte, die der Zeitschrift mitgestalten können? Es stellte sich die Frage, wie Bilder des über die Fuchskau- mit finanziel- len Mitteln. Wandels voller Schönheit entstehen können. Denn für den te führen, gesperrt. sozialökologischen Wandel braucht es nicht nur Weckrufe, son- Auch einige Wanderwege des Wester- dern auch Bilder und Narrative, die uns von der Idee eines freudvollen Lebens und wald-Vereins sind davon betroffen. eines schonenden, nachhaltigen Umgangs mit unseren natürlichen Lebensgrundla- Wie konnte es dazu kommen? Die gen erzählen – und von den Wegen dorthin. Tourist-Info „Hoher Westerwald“ Mehr dazu in der nächsten Ausgabe 2-21 in Rennerod als auch die Gemeinde- verwaltung in Willingen wurden von Impressum den Sperrungen des Eigentümers Privatgrundstück der „Fuchskaute Lodge“ völlig über- Herausgeber: Westerwald-Verein Geschäftsführer: Aloisius Noll, Koblenzer Str. 17, Anzeigenannahme: WWV-Geschäftsstelle, Jutta Heibel beitung der Beiträge vor. Für den einzelnen Beitrag ist der Verfasser verantwortlich. Die Einsender rascht. Viele Wanderer und Spazier- Betreten 56410 Montabaur, Tel.: 0 26 02 / 9 49 66 90, Koblenzer-Straße 17, 56410 Montabaur, erklären sich damit einverstanden, dass ihre Beiträge gänger reagieren mit Unverständnis. Fax: 0 26 02 / 9 49 66 91, www.westerwaldverein.de, Tel.: 0 26 02 / 9 49 66 90, Fax: 0 26 02 / 9 49 66 91 E-Mail: jutta.heibel@westerwaldverein.de insgesamt oder teilweise bzw. Hinweise auf sie auf der Homepage des Westerwald-Vereins im Internet „Das Wandern rund um die Fuchs- verboten! E-Mail: alois.noll@westerwaldverein.de. veröffentlicht werden. kaute gerade in der jetzigen Situation Geschäftszeiten: Herausgeber und Redaktion müssen nicht mit der Redaktion und Gestaltung: Dienstag, Mittwoch u. Donnerstag 8.00 – 12.30 Uhr. Auffassung der Autoren übereinstimmen. mit solchen Maßnahmen einzuschränken, finde ich unmög- Hans-Jürgen Pletz, Südstraße 3, Der Abdruck mit Quellenangabe ist vorbehaltlich der lich,“ so ein Wanderer, der vor einer der Absperrungen steht. 56479 Willingen, Tel.: 0 26 67 / 96 90 24, Konto: Sparkasse Westerwald-Sieg Zustimmung des Autors erlaubt. E-Mail: redaktion@westerwaldverein.de IBAN: DE72 5735 1030 0000 5166 66 Die Adressen der Autoren können bei der Redaktion Die verwaiste Bank (Bild oben) im Naturschutzgebiet Fuchs- erfragt werden. Berichte, Fotos, Informationen usw., kaute wird von Wanderern und Naturfreunden eigentlich sehr Druck: Unaufgefordert eingereichte Manuskripte und Bilder die nach Redaktionsschluss eingereicht werden, Druckerei Hachenburg· PMS GmbH, werden nur zurückgesandt, wenn Rückporto beige- können nicht mehr berücksichtigt werden. oft benutzt. In der nächsten Zeit wird das aber nicht der Fall Saynstraße 18, 57627 Hachenburg fügt wurde. Die Redaktion behält sich eine Überar- Redaktionsschluss Ausgabe 2/21: 20.02.2021 sein, denn der Weg dahin ist nur über große Umwege möglich. 4 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 5
Wandern/Sterntreffen enberg, Montabaur, Bad Ems, Herdorf, Wißmar, Rennerod und Selters waren der Einladung zu diesem traditionellen Treffen gefolgt. Die Wanderfreunde aus dem nahegelegenen Herborn waren mit 15 Teilnehmern vertreten. Selbst aus dem entfernten Köln war eine kleine Gruppe anwesend. Beim gemeinsamen Zusammensitzen nach den Wanderun- gen trafen sich alte Freunde und neue Bekanntschaften wurden geschlossen. Die Gastgeber hatten wegen der an- haltenden Krise einen nicht geringen Lahn-Dill-Bergland erkundet Mehraufwand an Organisation zu leis- ten. Die vorgeschriebenen Verhaltens- und Abstandsregeln konnten wegen der perfekten Planung und dem weitläufi- Traumhaftes Wanderwetter beim Sterntreffen in Wetzlar-Blasbach gen Umfeld um das Wanderheim des ZV Niedergirmes sehr gut eingehalten werden. Alle Maßnahmen wurden von A den Wandergästen diszipliniert beachtet. lles war bestens vorbereitet. Die Gastgeber des Sterntreffens, die Auslaufmodell Nachdem sich alle an den kulinari- Zweigvereine Wetzlar-Nieder- girmes und Wetzlar-Blasbach hatten sich schen Köstlichkeiten gestärkt hatten, Sterntreffen? sehr viel Mühe gegeben, den Gästen begrüßte Günter Kraft den 1. Vorsit- zende des Hauptvereins, Landrat Achim Nur etwa 120 Wandergäste eine ansprechende Veranstaltung zu bie- hatten sich für das am 13. Sep- ten. Viele fleißige Helferinnen und Hel- Schwickert, am schönen Wanderheim in Wetzlar-Blasbach. Als Höhepunkt tember 2020 in Wetzlar-Blasbach fer waren im Einsatz und versorgten die stattgefundene Wandertreffen des Wanderer mit kühlen Getränken, herz- der Nachmittagsveranstaltung übergab Schwickert die Wimpel an die Vertre- Westerwald-Vereins angemeldet. haften Spei- Schon seit Jahren nimmt die Teil- sen, leckerem ter der Zweigvereine. In seiner Begrü- ßungsrede sprach er den Organisatoren nehmerzahl an dieser traditionsrei- Kuchen und chen Veranstaltung immer mehr köstlichem ein herzliches Dankeschön aus, weil sie das Sterntreffen trotz der Krise durch- ab. Sicher waren in diesem Jahr Kaffee. Das auch einige wegen der Krise zu Nachmittags- führten. Allen, die an den drei Wande- rungen oder der Stadtführung teilge- Hause geblieben, aber die Ten- programm denz geht eindeutig nach unten. wurde stilvoll nommen haben und teilweise eine sehr weite Anfahrt hatten, dankte Schwickert Woran liegt‘s, was muss getan wer- von Mund- den, um den Trend zu stoppen? art-Sänger Axel Michel gestaltet. Günter für ihr Kommen. Auch den fleißigen Kraft, 1. Vorsitzender vom ZV Nieder- Helferinnen und Helfern, die sich in girmes, hatte die Gesamtleitung des tra- dieser besonderen Situation für die gute ditionellen Treffens übernommen. Sache einsetzten, sprach er seine volle Anerkennung aus. Mit dem Wunsch für Bei herrlichem Spätsommer-Wetter fan- eine gute Heimreise verabschiedete sich den drei schöne Wanderungen um Blas- der 1. Vorsitzende von den Wandergäs- bach im schönen Lahn-Dill-Bergland ten, die in Blasbach einen sehr schönen statt. Eine interessante Stadtführung Tag verleben durften. durch die historische Altstadt von Wetz- lar ergänzte das Programm. Wanderer aus den Zweigvereinen Weilburg, Daa- den, Herborn, Asslar, Unnau, Bad Mari- Bilder linke Seite, Fotos Hans-Jürgen Pletz: Links oben, Blick Richtung Burgruine Gleiberg bei Gie- ßen. Links unten, nach der Wimpelausgabe. Mitte, Mundartsänger Axel Michel . Unten rechts, am Wanderheim unter schattigen Bäumen. Bilder rechte Seite: Oben, fast am Ziel, Teilnehmer der Wanderung 1. Mitte, Wanderung 2, von Wanderheim zu Wanderheim. Unten, bei der Stadtführung in Wetzlar. 6 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 7
Wandern „Zur Klippe der verzweifelten Hildegard“ Wandern vor der eigenen Haustür Aus der Serie „Unsre schöne Heimat“ Wanderung vom 29. Aug. 2020 Bilder & Text: Rainer Lemmer V on der 36 Personen starken Wan- dergruppe wurde schon nach wenigen Metern die einstige Grenze zum Keltenreich überschritten. westlichen Wallanlagen gaben aber ei- nen Eindruck von der einstigen Größe der Siedlung. Bei der Wanderung auf dem Blasiussteig Vor mehr als 2000 Jahren lebten auf dem gab es viel Interessantes zu berichten Dornburg-Plateau die Kelten. Opferstät- und Rainer spannte gekonnt den Bogen te, Fluchtburg, Oppidum – wie bei so von Kelten und Germanen bis hin in die vielen anderen keltischen Höhen-Sied- Neuzeit. Neben geschichtlichen Bege- Im weiteren Verlauf der Wanderung lungen im Westerwald ist nicht gesichert, benheiten tauchten die Wanderer in die wurde am Dreiherrenstein die heutige zu welchem Zweck die „Dornburg“ er- Westerwälder Sagenwelt ein. Zusätzlich Grenze zwischen Hessen und Rhein- richtet wurde. zu den geologischen Erklärungen zum land-Pfalz überschritten. Früher mar- Allerdings sagt man noch heute dem „Ewigen Eis“ und zur Dornburg, durfte kierte dieser Grenzstein die Grenzen Bereich der Dornburg magische Kräfte natürlich die wechselvolle Geschichte der zwischen den Fürstentümern Nas- nach. Blasiuskapelle nicht fehlen. Heidnische sau-Oranien, Leiningen-Westerburg und Kultstätte, Christliche Kirche, Kraftort Kurtrier. Startpunkt der Wanderung war der und Stätte des Gedenkens und heute Nach 13 km erreichte eine sichtlich be- Parkplatz in der Nähe des Friedhofs von noch ein oft besuchter Ort für alle, die geisterte Wandergruppe wieder den Aus- Dornburg-Wilsenroth. Die Wanderfüh- an diesem bedeutsamen Ort Kraft oder gangspunkt der Wanderung in Dorn- rer Eberhard Ullrich und Rainer Lem- Trost suchen. burg-Wilsenroth. Ein großes Lob gab es mer begrüßten die gut gelaunten Wan- auch von Wanderern aus Dornburg, die derergäste bei bestem Wanderwetter. durchaus auch noch das eine oder ande- 13 Kilometer und 360 Höhenmeter re Neue auf dieser Wanderung erfahren lagen vor den erwartungsvollen Wan- hatten. dernden. Die klare Sicht ermöglichte fantastische Fernsichten, bis weit über Bilder linke Seite: das Limburger Becken bis zum großen Mitte, Blasiuskapelle. Feldberg im Taunus. Zunächst führte Unten, durch Streuobst- die Strecke an den Resten einer mittelal- wiesen. terlichen Kapelle vorbei zum Ort einer Tragödie. Es ging um Verrat, Liebe und Leid, in de- nen in mehreren Sagen berichtet wird … Bilder rechte Seite: Oben, fantastische Fern- Sicherlich siedelten die Kelten und Ger- sichten über das Lim- manen nicht wegen der tollen Aussicht, burger Becken bis zum sondern aus strategischen Gründen auf großen Feldberg im dem Basaltkegel. Allzu viel ist von der Taunus. einstigen Wallanlage, welche die Sied- Mitte und unten, bergauf lungsfläche umgab, nicht mehr zu se- und bergab durch Wälder hen. Die rund 9 Meter hohen Reste der und Wiesen. 8 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 9
Zeit zum Träumen? Wandern der im Siegerland vielerorts praktizier- ten „Haubergswirtschaft“, die immerhin sogar als ein „Immaterielles Weltkultu- rerbe der Unesco“ geführt wird. Entlang der durch das Tal plätschern- den Buchheller ging es zurück zum Aus- gangspunkt der Wanderung. Der im romantischen Buchhellertal idyllisch dahinfließende Bach durch- fließt mehrere Naturschutzgebiete und zählt trotzdem zu den giftigsten Fließ- gewässern des Landes Nordrhein-West- falen! In den vergangenen Jahrhunderten war das Buchhellertal mit zahlreichen Gru- ben und Bergbauaktivitäten sozusa- gen ein Hotspot im Bereich des Sieger- landes. Noch heute werden Stoffe wie Chrom, Kupfer oder Mangan in das Ge- wässer eingetragen. Ab dem Haldenge- lände der ehemaligen „Peterszeche“ ist Bildbeschreibung linke der Bach bis zur Mündung in die Heller Seite: in Wahlbach stark mit Schwermetallen Oben, Blick über das (u.a. Blei und Quecksilber) belastet. untere Buchhellertal „Auf die Höhe zum Wahrscheinlich war dies vorerst die letz- te Wanderung auf dem Trödelsteinpfad auf Burbach, darunter Eintrag ins Gipfelbuch der Trödelsteine. Stillen Örtchen!“ für längere Zeit! Die Fichtenwälder sind massiv vom Borkenkäfer befallen und werden großflächig abgeholzt. Zwei Unten Mitte, Eberhard Ullrich und Rainer Lemmer begrüßen die Wochen nach dieser Wanderung wurde Wanderer. der Trödelsteinpfad von der Gemeinde Wandern vor der eigenen Haustür Burbach auf unbestimmte Zeit gesperrt. Rechte Seite im Uhrzei- gersinn: 1. Interessierte Wanderer Aus der Serie „Unsre schöne Heimat“. folgen den Hinweisen von Wanderung vom 30. Aug. 2020 Rainer Lemmer. 2. Streckenplan des Bilder: Hans-Jürgen Pletz Trödelsteinpfads. Karte: OpenStreetMap D 3. Sterbende Fichten- er Trödelsteinpfad verläuft und eingefallenen Stolleneingängen vor- wälder. zum größten Teil im Schatten bei. Wie bei allen Touren des Haupt- 4. Ehemalige Peters- der Bäume, im Tal wird er vom vereins wurde unterwegs viel Interes- zeche im Buchhellertal Plätschern der Buchheller begleitet und santes und Wissenswertes von Lemmer um 1900 (Fotograf auf den Höhen wird der Wanderer mit erklärt. Die Geschichte des Bergbaus im unbekannt). herrlichen Weitblicken in das Sieger- Buchheller- und Trettenbachtal und die 5. Nach dem Besuch land belohnt. Der Trödelsteinpfad – ein geologischen Besonderheiten der Ba- einer Abraumhalde. Premiumpfad – ist eine als Traumtour saltformation der Trödelsteine, waren 6. Informationstafel zertifizierte und prämierte Rothaarsteig Fakten basierender Erklärungen. „Zukunftswerte Orte“ Spur. Start und Ziel ist der Wanderpark- Historische Handelsstraßen, ehemalige der Gemeinde Burbach. platz im Buchhellertal in der Nähe von Grenzverläufe der Fürstentümer, aber Burbach im Siegerland. auch überregionale Wanderwege wur- Die Wanderführer Eberhard Ullrich und den gekreuzt. Um das zwischen Daa- Rainer Lemmer konnten bei bestem den und Burbach auf einer Höhe von Wanderwetter 35 angemeldete Teilneh- 613 m ü. NHN gelegene Naturdenkmal mer begrüßen. „Trödelsteine“ und den damit höchs- Auf den Spuren des Siegerländer Berg- ten Punkt der Wanderung zu erreichen, baus führt der Pfad zu 90% auf naturbe- mussten teilweise recht steile Passagen lassenen schmalen Wegen und Pfaden, überwunden werden. an ehemaligen Pingen, Abraumhalden Interessant waren auch die Hinweise zu 10 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 11
Aus den Zweigvereinen Aus den Zweigvereinen ZV Herborn Müller, Hilde und Klaus Stolzenberger und Katja Hemann so- ZV Hillscheid ZV Herdorf wie für 50 Jahre Treue zum Westerwald-Verein wurden Lothar Auf der Jahreshauptversammlung im Oktober 2020 ging die Gräb und Wolfgang Behrens geehrt. Am Sonntag, dem 23.08.2020, trafen sich die Mitglieder des Neben herrlichen Ausblicken erwarteten uns zahlreiche High- Vorsitzende Christiane Apel neben ihrem Bericht über das Jahr Für die meisten Wanderungen im Jahr 2019 wurde Günter Westerwald-Vereins Hillscheid zum diesjährigen Wanderur- lights wie der Landschaftspark Niederwald mit dem mächtigen 2019 auch auf die aktuellen Ereignisse ein: „Wir sind froh, dass Leitner mit dem Wanderbär ausgezeichnet. Renate Bast erhielt laub in die schöne Pfalz. Niederwald-Denkmal hoch über dem weltberühmten Weinort wir unser Hobby im Freien wieder ausüben können. Fanden in für 1.400 Wanderungen eine eigens gefertigte Plakette, da der Unterkunft fanden die Wäller in Bruchweiler-Bärenbach. Start Rüdesheim am Rhein. 2019 neben den zahlreichen Wanderungen auch die traditionel- Hauptverein für eine solche herausragende Zahl keine Wander- und Ziel der ersten Wanderung: die Pfälzerwaldhütte Schnei- Wir starteten auf dem Rheinsteig in Assmannshausen. Zu- len Veranstaltungen des Vereins statt, musste in nadel zur Verfügung stellt. Sie scheidet nach vie- derfeld. Über den Elwetritschefelsen, den Großen Hals, die nächst ging es durch schattigen Esskastanienwald empor zu diesem Jahr auf vieles verzichtet werden. Erst len Jahren im Vorstand als Beisitzerin und Seni- Hexenspitze, das Neudahner Felsentor und durch das Mos- einem Wildgehege und zum Jagdschloss Niederwald. Das nach einer rund dreimonatigen Unterbrechung orenwartin aus dem Vorstand aus. Ob Kaffee bachtal führte die schöne Tour. historische Gebäude liegt in einem Landschaftspark, den der konnten wir die Wanderungen und Fahrrad- und Kuchen bei Jahreshauptversammlungen, In der Hütte hatten wir Plätze reserviert, hier konnten wir Graf Karl Maximilian von Ostein im Jahre 1764 gestalten ließ. touren wieder aufnehmen, auch wenn die üb- Weihnachtsfeiern oder bei Veranstaltungen auf uns, unter den gegebenen Auflagen den „Pfälzer Saumagen“ Die weiteren Besonderheiten des Parks erkundeten wir auf liche Schlusseinkehr ausfiel“. dem Herborner Haus, Renate Bast war immer schmecken lassen. dem Weiterweg, der uns vorbei an der Zauberhöhle, einem 60 Wenig erfreulich ist, dass die Position des da. Dafür erhielt sie ein besonderes Blumen- Nach dem reich- Meter langen gemauerten Gang, zum Aussichtspunkt Ritter- Wanderwarts und die des Wegewarts bei den gesteck und wurde mit großem Applaus be- haltigen üppigen saal führt. Weiter ging es zur „Rossel“ einer künstlichen Ruine Vorstandswahlen nicht wiederbesetzt werden dacht. Frühstück wurde im Stil der Rheinburgen. konnte. Neue Standort-Wegweiser der 2. Wandertag Hauswart Thomas Weber berichtete über die Auf dem Hessenweg 1 – der über 316 km in Angriff genom- zahlreichen Arbeitseinsätze, bei denen er sich vom Diemelsee über Herborn nach Eltville am men. Ausdauer mehr Beteiligung von den Mitgliedern wünsch- Rhein führt, wurden zur besseren Orientierung war erforderlich, te. Oft habe er mit seiner Frau Iris die notwen- für die Wanderer neue Standort-Wegweiser mit von nun an gings digen Arbeiten am und im Herborner Haus Kilometerangaben und sonstigen Angaben an- bergauf zur Ho- ohne Unterstützung erledigen müssen. Er ver- gebracht. Für die Markierung dieses Teilstückes henburg, die leider eingerüstet war und somit nicht begehbar. wies auf die Sanierung der Stützmauer im ver- von den Wilhelmsteinen über Herborn – durch In unmittelbarer Nähe gab es eine Rastmöglichkeit für unsere gangenen Jahr und den Sturmschaden in diesem Jahr. den hessischen Westerwald über Greifenstein bis zur Dianaburg wohlverdiente Trinkpause. Nur einige Meter weiter betraten Die Finanzen in 2019 brachten, dank der guten Belegung vom ist der Herborner Westerwald-Verein verantwortlich. Am Don- wir französischen Boden (ohne Passkontrolle). Von der Burg Herborner Haus, einen erfreulichen kleinen Überschuss, wusste nerstag, den 19.11.2020, haben Jürgen Leicht und Wolfgang Löwenstein aus konnten wir schon einen Blick auf die nächste Kassiererin Frauke Clemenz zu berichten. Post, vom Zweigverein Herborn, zusammen mit Landeswe- Burg erhaschen, Burg Fleckenstein, wo wir die Rucksackverpfle- Einstimmig wurden Christiane Apel zur Vorsitzenden, Ute gewart Burkhard Langefeld vom Wanderverband Hessen, drei gung plünderten. Es bot sich ein grandioser Ausblick über Wäl- Wissenbach zur Schriftführerin und Iris Weber als Beisitzerin neue Standort-Wegweiser an den Wilhelmsteinen, am Rastplatz der, Wiesen und andere Burgen. Auch unser nächstes Ziel „Col wiedergewählt. Neu im Vorstand ist Ursula Eichmann als Se- Hustenbach und hinter der Dianaburg positioniert. „Gerade in de Litschhof“ war zu sehen mit seinen schönen Figuren und Anschließend wanderten wir bequem durch den Aulhausener niorenwartin. Wie in jedem Jahr gab es zahlreiche Ehrungen. der momentanen Krise ist es wichtig, dass sich die Menschen dem besonderen Spielplatz. Von nun an gings bergab zurück zu Wald zum imposanten 38 Meter hohen Niederwald-Denkmal, Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden Dieter Klein, Ingeborg Pis- auf den Wanderwegen in unserer schönen Heimat wohlfühlen unseren PKWs. das Germania mit Kaiserkrone und Reichsschwert darstellt. tor und Wolfgang Walter, für 40 Jahre Renate Bast, Bernd-Otto können“, so Wolfgang Post. Am dritten Tag zur Entspannung mal eine kleine Wanderung, Vorbei an einem auf Säulen ruhenden Tempel gelangten wir eine Erholungstour. Wir fuhren zur Burg Berwartstein. Die hinab in die Weinberge oberhalb von Rüdesheim und erreich- ZV Windhagen die sich durch die Herbstlandschaft zog. Es ging einen schma- Tour führte entlang an Weihern und Wiesen. Nach einer klei- ten nach einer aussichtsreichen Weinbergstrecke die herrlich len Weg bergan Richtung Hinterplag, wo der ANUAL Vor- nen Rast erkundeten wir das Burggelände der Burg Berwart- gelegene Abtei St. Hildegard. Am Sonntag, dem 11. Oktober, folgten etwa 40 Freunde und sitzende Robert Klein und stein. Zum Abschluss war noch der „Drachenfels” zu bewäl- Unser Weg setzte sich fort hinab nach Rüdesheim, wo wir in Mitglieder der Einladung des Vorstands des Windhagener Hei- weitere seiner Mitstreiter die tigen. Allen, die nach oben kletterten, bot sich ein grandioser einem Lokal in der Nähe der Drosselgasse noch lange zusam- mat- & Verschönerungsvereins e.V. (HVV) zu einer Wande- Wanderer begrüßte. Hier teil- Blick übers Land. mensaßen bevor wir die Heimreise antraten. rung durch die schöne Herbstlandschaft Richtung Hinterplag, te man sich in 3 Gruppen, die Am 4. Tag bläst uns der Wind ordentlich um die Ohren. Wir Ein besonderer Dank gilt unserem Wanderführer Heinz Lo- um sich dort mit Mitgliedern des ANUAL (Arbeitskreis Natur- von jeweils einem ANUAL fahren nach Fischbach, bekannt für das Biosphärenhaus und renz. Norbert Büdenhölzer & Umweltschutz Asbacher Land) zu treffen. Nach Begrüßung Mitglied begleitet wurden, den Klettergarten, der leider kurzfristig wegen Sturm gesperrt der zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser um über die derzeitigen Pro- wurde. Wir wanderten über den Biosphärenweg an Ausläu- Wanderung durch Vereinsvorstand Hans-Georg Dulisch ging es vom Windhagener Backes aus Richtung Bockentalhütte, wo jekte des Naturschutzvereins eingehend zu informieren. So erfuhren die HVV Mitglieder fern des Sauerbaches entlang, durch den Spießwoog. Leider mussten wir die Wanderung wegen des zunehmenden Windes Tag des Wanderns Jochen Bösing am Beispiel eines abgestorbenen Fichtenwald- vieles über die Bedeutung von Streuobstwiesen für die hei- etwas verkürzen. Mit über 220 Aktionen hat es auch in diesem Jahr – trotz der stücks über die teilweise prekäre Situation des Windhagener mische Ökologie, mit der man es schafft, alte und sortenreine Am letzten Tag der Wanderwo- Pandemie – eine Vielzahl von Angeboten zum Tag des Wan- Waldes informierte. Von dort aus wanderte man in Richtung Obstsorten zu erhalten, die über besonders wertvolle Inhalts- che stand eine Tour über den derns gegeben. Bundesweit stellten sich Naturschutz-Projekte des Pfaffenbachs zur Grill- & Schutzhütte Kirchwiese, wo die stoffe verfügen. Auch Imkerinnen und Imker um ihren Ver- Napoleonsteig an. Aufwärts und Gesundheitsinitiati- ven vor, es gab Informa- Wanderer sich an einsvorsitzenden Uwe Hüngsberg trugen mit ihrem Wissen um ging es über den Wöllmersberg, tionen zu Konzepten für Wegeführungen. ihrer mitgebrach- den Erhalt der Artenvielfalt zur Information der Wanderer bei. Retschelfelsen, Eisenbahnfel- Kitas, Schulen, Kommunen sowie ten Verpflegung Beeindruckend urtümlich wirkende schottische Hochlandrin- sen auf den Rauhberg und wie- Unternehmen beteiligten sich stärken konnten. der beweiden die Streuobstwiesen und tragen dazu bei, dass der zurück zu unseren PKWs. mit tollen Aktio- nen. Natürlich Aufgrund der die Wiesen nicht verbuschen. Dabei ist ihnen das Fallobst als Den Abschluss unserer dies- war wieder eine Vielzahl geführ- durch die derzeiti- zusätzlicher Leckerbissen sehr willkommen. Anschließend gab jährigen Mehrtageswanderung ter thematischer Wanderungen im ge Krise erforder- es noch Stärkung durch Lunchpakete, die von den Damen des erfolgte am Teufelstisch im Angebot. lichen Abstands- Vereins verteilt wurden, bevor sich die Wanderer in kleineren gleichnamigen Gasthaus. Wegen der andau- ernden Krise hatte regeln bildete sich Gruppen auf den Heimweg machten. Da das Wetter gut mit- Wieder einmal ein paar schöne, der Deutsch Wanderver- band die öffentlichen eine lange Schlan- gespielt hatte, war man sich einig, eine schöne und interessante sonnige Tage, die wir in guter Aktivitäten zum Tag des Wanderns vom 14. Mai auf den 18. ge der Teilnehmer, Tour mit vielen Eindrücken gegangen zu sein. Gemeinschaft verbrachten. September 2020 verschoben. 12 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 13
Aus den Zweigvereinen Aus den Zweigvereinen ZV Rennerod ZV Bad Marienberg Museumspädagogische Sonderprogramme für Schulklassen in beiden Museen! Der Westerwald-Verein und der NABU Weg die ersten Heilpflanzen, die blaue den lokalen Namen des gelb blühenden Wegewart gesucht…. aus Rennerod hatten zu einer gemein- Wegwarte, in den Vorgärten der Holz- Hornklees. Das rosa blühende Weiden- Nachdem der amtierende Wegewart im ZV Bad Marienberg schaftlichen Kräuterwanderung einge- bachstraße. röschen wird im Volksmund auch Ma- sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, setzte sich der Vorsit- laden. Umweltbildungsreferentin und Jedes Jahr am 15. August (Mariä Him- ria-Bettstroh oder Jungferbettstroh ge- zende mit dem Fachbereichsleiter Wege des Hauptvereins in Kräuterpädagogin Katharina Kindgen melfahrt) werden in Rennerod aus nannt. Verbindung und erhielt einen geeigneten Pressetext für einen vom NABU leitete die facettenreiche, Heil- und Gewürzkräutern Krautwische Nach ca. 1,5 km kommt die wissbe- Aufruf. Kaum hatte die Fachwartin Presse den Text ins Inter- informative Wanderung in der Umge- gebunden und gesegnet. Früher wurde gierige Gruppe zu einem besonderen net gestellt, meldeten sich die ersten Interessenten. bung von Rennerod. Auf charmante der bunte Strauß dann meist kopfüber in Kleinod, zum Biotop des NABU Ren- So wurde innerhalb von nur 24 Stunden ein neuer Wegewart Art führte sie ca. 20 Interessierte zu den den Herrgottswinkel gehängt und diente nerod. Da entdecken die Wanderer für Bad Marienberg gefunden. Da sich insgesamt sechs Perso- heimischen Wildpflanzen. Nach dem den Menschen bis über den Winter als eine wahre Fundgrube für Heil- und nen (teils mit Ehepartnern) für die Wegearbeit interessierten, Start an der katholischen Kirche ent- Hausapotheke. In Rennerod ist es Tra- Wildkräuter; es finden sich noch gel- konnte Eberhard Ullrich nun alle vakanten Wegstrecken im deckte sie schon nach wenigen Metern dition, den Strauß aus 12 Heilkräutern ber Odermennig und Rainfarn, grüner Hohen Westerwald mit Wegemarkierern besetzen. Ein beson- und heimischen Schachtelhalm, roter Zahntrost, Stein- derer Glücksfall war, dass sich – 5 Tage nach dem Aufruf – Getreidearten zu klee – der weiße cumarinhaltige, der die noch ein qualifizierter Wanderführer aus der Region Herborn Keramikmuseum Westerwald pflücken. Blutgerinnung hemmt – und der gelbe, meldete, den Eberhard Ullrich für den Posten des Wegewartes - Deutsche Sammlung für historische Hin und wieder echte Steinklee und viele andere mehr. im ZV Herborn gewinnen konnte! und zeitgenössische Keramik - testet die Kräuter- Und dann wieder eine Warnung: Das Der Vorsitzende des ZV, Hans Jürgen Wagner und Eberhard Lindenstraße, 56203 Höhr-Grenzhausen pädagogin Katha- gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut ist be- Ullrich, freuten sich über diese überaus positive Resonanz und Telefon 0 26 24 - 94 60 10 rina Kindgen das sonders für Kühe und Pferde giftig. wünschen den Wegewarten und Wegemarkierern eine erfolg- Internet: www.keramikmuseum.de Wissen ihrer Zu- reiche Arbeit! Öffnungszeiten: hörer, zeigte einen „Das Wissen der Umweltbildungsrefe- täglich außer Mo. von 10 bis 17 Uhr blühenden Pflan- rentin müsste man haben“, sagte einer ZV Höhn zenstengel in die der Beteiligten im Abschluss der sehr Runde und fragt aufschlussreichen Kräuterwanderung. An einem herrlichen Spätsommertag im September trafen sich Träger der Museen: Museen im Westerwald GmbH, 15 Wanderfreunde zu einer Altstadtbesichtigung in Weilburg Peter-Altmeier-Platz 1, D-56410 Montabaur nach dem Namen. Eines konnte die Gruppe auf jeden „Das sind Herr- Fall mit nach Hause nehmen, viele als an der Lahn. Eine kundige Stadtführerin nahm die Gruppe in gotts-Schecher“, Unkraut bezeichnete Pflanzen sind in Empfang und informierte über die geschichtlichen Ereignis- Landschaftsmuseum Westerwald Foto: Kurt Göbel erklärt eine Frau Wirklichkeit echte Heilkräuter. se der barocken Residenzstadt, die bereits im Jahre 906 erst- Leipziger Straße 1, 57627 Hachenburg mals urkundlich erwähnt wurde und im Jahre 1295 Stadtrechte Telefon 0 26 62 - 74 56 erhielt. Über holpriges Straßenpflaster führte der Rundgang Brauchtum im Internet: www.landschaftsmuseum-wes- Die Mitte kann eine Königskerze bilden, um die herum man zum Marktplatz mit dem Neptunbrunnen, der von teils alten terwald.de zum Beispiel folgende Wild- und Heilkräuter binden kann: historischen Häusern umgeben ist. Ein Besuch in der Schloss- Westerwald Öffnungszeiten: Johanniskraut, Rainfarn, Schafgarbe, Spitzwegerich, Beifuß, und Stadtkirche durfte auch nicht fehlen. Dann ging es am täglich außer Mo. von 10 bis 17 Uhr Wegwarte, Frauenmantel, Taubnessel, Malve, Hirtentäschel, Stadt- und Bergbaumuseum vorbei in den Schlosshof, wo Einen Krautwisch binden Bibernelle, Huflattich, Brennnessel, Zinnkraut, Ringelblume, jedes Jahr im Sommer die Weilburger Schlosskonzerte statt- Dost, Kamille, Labkraut. Aus dem Garten könnten Würzkräu- finden. Schließlich gelangte die Gruppe in den wunderschö- Die Wurzeln des Krautwischtages reichen zurück in vorchrist- ter dazu: Salbei, Rosmarin, Liebstöckel, Borretsch, Estragon, nen malerischen Schlossgarten, der in Terrassen angeordnet liche Zeiten. Himmels- und Naturbeobachtungen und die Ab- Bohnenkraut, Thymian, Wermut, Pfefferminze, Lavendel. Die ist und einem Renaissancegarten gleicht. Alte Bäume, so auch hängigkeit der Menschen Nahrungsmittel können vertre- Rotbuchen, säumten die sauberen Kieswege. Von dem obe- von den Gaben der Natur ten sein durch Getreidehalme, ren Terrassengarten hatte man einen herrlichen Weitblick. waren die Ursprünge des Möhren und Kohlblätter. Über große Freitreppen kam man schließlich in den unteren Krautwischs. Der uralte Noch heute gibt es vereinzelt Teil des Schlossgartens, der mit Obstbäumen umgeben und Brauch, einen Krautwisch den Brauch, dass, wenn jemand schönen Blumenbeeten versehen war. Nach der interessan- zu binden, wurde schon 751 krank wird, die Kräuter aus dem ten Führung konnte die Gruppe noch im Café des Schloss- nach Christus unter den Se- Strauß für einen Tee benutzt gartens einkehren. gen Marias gestellt. Seitdem werden. Früher wurden bei Ge- feiert man die Kräuterwei- witter einige Kräuter im Herd- he an Mariä Himmelfahrt. feuer verbrannt, das sollte vor Es gibt keine feste Regel, einem Blitzeinschlag schützen. die bestimmt, welche Pflan- Krankem Vieh mischte man zen in das Kräuterbündel Heilpflanzen ins Futter und in Künstler? müssen, aber viele unter- das Saatgut kamen die geseg- Hatten auch Sie schon immer die Idee, Ihre Kunstwerke, Bilder, Ge- dichte, Lieder usw. einem breiteren Publikum zu präsentieren? Ist viel- schiedliche lokale Traditi- neten Getreideähren, damit die leicht einer Ihrer Freunde oder Nachbarn künstlerisch tätig? Machen onen. Gemeinsam ist den Ernte gut wird. Sie mit, zeigen Sie den Lesern der Vereinszeitschrift Ihr Talent oder Sträußen, dass die Anzahl Heute bietet der Tag Gelegenheit, das Ihrer Freunde und Nachbarn. Es gibt im Westerwald sicher ganz der „Kräuter“ zwischen 7 an die Bedeutung einer intakten viele kreative Menschen, die malen, zeichnen, fotografieren, basteln, und 99 schwankt, es soll- Umwelt zu erinnern und zum töpfern, Gedichte oder Lieder schreiben, usw. te sich möglichst um eine Schutz der Natur zu mahnen. Unter dem Motto „Unser Nachbar – ein Künstler“ könnten so regel- heilige Zahl wie 7, 9, 12, Foto: Ursula Siebel, https://biologische-stati- mäßig Hobbykünstler mit ihren Werken vorgestellt werden. Tel.: 0 26 67 - 96 90 24 oder per E-Mail: redaktion@westerwaldverein.de 15, 77 oder 99 handeln. on-siegen-wittgenstein.de 14 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 15
Aus den Zweigvereinen Literatur ZV Köln Nachruf Wanderwege sichern Verfolgt - Vertrieben - Vernichtet Im September startete der Westerwald-Verein ZV Köln seine Wanderwege sind essentiell für Gesundheit und Klima. Deswe- Erinnerung an das Schicksal der Westerburger Juden Herbst-Wanderfahrt nach Harzgerode-Güntersberge im Harz. Der Westerwald-Verein, Zweigverein Köln, gen fordert der Deutsche Wanderverband dringend Maßnah- Am 2. Tag war das neugotische Schloss in Wernigerode unser trauert um sein Ehrenmitglied men zu deren Schutz. Maria Meurer, die ehemalige Stadt- erstes Ziel. Weiter ging es in die Stadt mit ihren wunderschönen Die Wanderinfrastruktur in Deutschland zu sichern und na- archivarin der Stadt Westerburg, hat Fachwerkhäusern und dem historischen Rathaus. Frau turnahe Wanderwege zu schützen, fordert der Deutsche Wan- ihr zweites Buch geschrieben. Dieses Dienstags stand die Altstadt von Goslar und das Erzbergwerk Annemarie Lechner derverband (DWV) in einer Resolution an alle politischen Ent- Buch zeichnet eines der dunkelsten Rammelsberg, die seit 1992 zu den Weltkulturbeständen der scheidungsträger*innen in Bund, Ländern und Kommunen. Die Kapitel der deutschen Geschichte und UNESCO gehören, auf dem Plan. Nach dem Besuch der ein- * 10.01.1934 † 13.10.2020 in der DWV-Mitgliederversammlung am 30. Oktober in Kassel der Stadtgeschichte nach, gleichzei- zigen Stabkirche Deutschlands in Hahnenklee wanderten wir verabschiedete Resolution stellt fest, dass das Wandern als bun- tig exemplarisch für andere Orte mit über verschiedene Wege zur urgemütlichen Steigbergalm. Stets Annemarie Lechner wurde am 01.07.1989 Mitglied im desweit beliebteste Natursportart ökologisch, wirtschaftlich und einst jüdischer Bevölkerung. Erzählt bergab laufend erreichten wir den Goslarer Marktplatz mit sei- Westerwald-Verein, Zweigverein Köln. sozial essentiell für das Land sei. Deutschlands mit 200.000 Ki- wird dieses Kapitel anhand der ak- nem schönen Brunnen, dessen vergoldeter Reichsadler die Freie Bereits kurz nach ihrem Eintritt in den Westerwald-Verein lometern längste „Sportstätte“ werde durch die Mitglieder des ribisch recherchierten und belegten Reichsstadt symbolisiert. führte sie Wanderungen für uns. Nach über 100 geführten Deutschen Wanderverbandes der Gesellschaft zur Verfügung Lebensgeschichten von 140 ehema- Mittwochs fuhren wir mit der Harzer Schmalspurbahn zum Wanderungen hörte sie aus gesundheitlichen Gründen gestellt. Die Infrastruktur fördere nicht nur die physische und ligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Stadt 1141 m. ü. NHN hohen Brocken, der höchsten Erhebung in 2013 als Wanderführerin auf. Nach 660 Wanderungen trat psychische Gesundheit, sondern auch den sozialen und familiä- Westerburg, einer Kleinstadt im Westerwald. Hintergrund- Norddeutschland. Auf dieser Fahrt war das Ausmaß des Fich- sie ihre letzte Wanderung an. ren Zusammenhalt. „Attraktive und kleine Fußwege dienen der informationen und Bildmaterial, zu denen auch im Ausland tensterbens unübersehbar. Ausgedehnte Flächen wurden be- Für ihre besonderen Verdienste für unseren Verein durchlässigen Erreichbarkeit in und zwischen Orts-, Stadt- und wohnende Nachfahren der Verfolgungsopfer dankenswer- reits abgeholzt. erhielt Annemarie Lechner auf der Hauptversammlung Landschaftsteilen, sie bieten mehr Sicherheit für alle, ermögli- terweise beigetragen haben, bereichern das Werk. Es bie- Am nächsten Tag stiegen wir in Bad Harzburg in die Seilbahn am 09.05.2009 in Wißmar die Silberne Ehrennadel. chen Bewegungsräume und bieten Freiraum für Entdeckungen tet die Grundlage für weitere Forschungen. Den unter dem und fuhren auf den Burgberg zum Antoniusplatz. Von hier Mit Annemarie Lechner verliert der Zweigverein Köln abseits der großen Verkehrstrassen“, so das Papier. Naziregime verfolgten, vertriebenen und vernichteten Ju- wanderten wir vorbei am Kreuz des Ostens und einem Luchs- eine geschätzte und beliebte Wanderfreundin. Besonders besorgniserregend sei der zunehmende Verlust von den der Stadt ist Name, Gesicht und Erinnerung gegeben. gehege zur Rabenklippe, ein roter Felssporn in 555 m. ü. NHN. naturnahen Wegen und Pfaden, die sowohl beim Klimaschutz Die Lebensgeschichten sind berührend erzählt. Herz und Ver- Nach einer Rast in der gleichnamigen Gaststätte ging eine Grup- Wir werden unserem Ehrenmitglied ein stetes als auch beim Erhalt Biologischer Vielfalt eine wichtige Rolle stand der Leserinnen und Leser werden angesprochen. Die pe bis ins Radautal, wo sich ein künstlicher Wasserfall befindet. Andenken bewahren. spielten. Art der Aufarbeitung und Erinnerung trägt zum Kampf ge- Am Abend im Hotel kam überraschend eine Harzer Hexe mit Unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen. Konkret formuliert der Verband acht Forderungen. So seien gen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus bei. Getöse hereingerauscht. Leichtfüßig und mit viel Witz weihte Wander- und Fußwege als notwendige Basisinfrastruktur an- Dieses Buch ist ein Zeugnis der regionalen und allgemeinen sie uns in die Gewohnheiten und das Können der Hexen ein Vorstand und Mitglieder des Zweigverein Köln e.V. zuerkennen und dürften nicht länger eine freiwillige Leistung Vergangenheitsaufarbeitung und dient dem Prozess der Ver- und klärte uns über Wahr- und Unwahrheiten auf. kommunaler Gebietskörperschaften sein. Es brauche außerdem söhnung. Den Nachfahren der Westerburger Juden eröffnet es Am Freitag wanderten eine institutionelle, verlässliche Förderung für die Wanderweg- zudem einen Teil der Familiengeschichte und die Gewissheit, einige von Treseburg einfrastruktur und durchgängige Zuständigkeit von der Bun- dass ihren Angehörigen ein ehrendes Andenken bewahrt wird. durch das wildromanti- Nachruf des- bis zur kommunalen Ebene. Die zunehmende Versiegelung Laut Kulturstiftung ist es auch für den Unterricht in Schulen sche Bodetal bis Thale. und Zerstörung naturnaher Wegabschnitte sei zu stoppen. Dies geeignet. Von dort fuhren wir mit Der Westerwald-Verein Höhr-Grenzhausen könne nur dann geschehen, wenn die Belange des Wanderns der Seilbahn zum Hexen- trauert um seinen ehemaligen Schatzmeister und seiner Infrastruktur frühzeitig in Planungen eingebunden Erschienen ist es im Gardez! Verlag Michael Itschert. tanzplatz, einem steilen würden. ISBN 978-3-89796-295-8. Das Buch umfasst 554 Seiten. Felsen. Die andere Grup- Günter Roy Die Resolution im Wortlaut gibt es zum Herunterladen unter Sein Druck wurde von der Stiftung Rheinland-Pfalz für pe wanderte von Fried- www.wanderverband.de Kultur gefördert. Foto: Ludwig Kreitner * 22.10.1927 † 27.09.2020 richsbrunn direkt zum Hexentanzplatz, der einen schönen Blick ins Bodetal und auf die Stadt Thale bot. Alljährlich wird in der Nacht vom 30. Ap- In Höhr-Grenzhausen angekommen, fand Günter ril zum 1. Mai auf dem Hexentanzplatz die Walpurgisnacht 1995 im Westerwald-Verein seine zweite Familie. ONLINE-SHOP WWW.BIRKENHOF-BRENNEREI.DE gefeiert. Die Erfahrungen als ehemaliger Mitarbeiter der Später stand Quedlinburg, die sehenswerte Stadt mit ihrer Deutschen Bank führten zu einer jahrzehntelangen tausendjährige Geschichte auf dem Programm. Sie hat eine Tätigkeit als Schatzmeister im Verein. Traditionell Königspfalz und war Mitglied der Hanse. Die Marktkirche St. Benedikt ist der zentrale Sakralbau in der Altstadt. Blickfang ist der Hochaltar (1700) in einer Stilmischung von Barock und Korrektheit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und sein angenehmes Wesen zeichneten ihn aus. feine Spirituosen niederländischem Klassizismus. Das geschlossene Stadtbild ist einmalig. Deswegen wurde Quedlinburg 1994 in die Liste der Als Anerkennung für seine Verdienste erhielt Günter die Silberne Ehrennadel. holzfassgereift UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Am Samstag wurde die Gegend um Nordhausen erkundet. Mit Günter Roy verliert der Westerwald-Verein Vom Schlossberg in Neustadt oder von Petersdorf führten die Höhr-Grenzhausen einen verdienstvollen, geschätzten Wanderungen durch die Rüdingsdorfer Schweiz am Heidel- Wanderfreund, der den Verein mit geprägt hat. berg, vorbei am Gesundbrunnen und den Wilden Hölzchen zur Röthlein-Mühle und schließlich zur Stadt Nordhausen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Am Sonntag hieß es wieder zurück nach Köln. Alle waren sich einig, dass es – trotz der Krise – eine schöne und erlebnisrei- Vorstand und Mitglieder des che Woche war. Allen, die zum Gelingen beigetragen haben, Westerwald-Vereins Höhr-Grenzhausen B i r ke nh o f- B re nne re i · 5 7 6 4 7 N i st e r t al · i nfo @ b i r ke nh o f- b re nne re i . d e sei ein dickes Dankeschön gesagt. Jutta Schützler 16 DER WESTERWALD 1/21 1000820225_BB_WW-Verein_186x92.indd 1 DER WESTERWALD 17 1/21 11:57 11.11.20
Natur & Landschaft Natur & Landschaft E s war einmal, so müsste eigent- lich ein Nachruf auf die ehemals landschaftsprägenden Streuobst- wiesen mit ihren hochstämmigen Obst- bäumen beginnen. Rund um die Dörfer unter den Vögeln. Die Vogelbrut im Frühjahr fällt z.B. zusammen mit dem Austreiben der Bäume und damit mit dem Auftauchen der Raupen des Frost- spanners und des Apfelwicklers. Diese und an den Stadträndern waren sie bis Obstbaumschädlinge werden von den in die 70er Jahre des letzten Jahrhun- zahlreichen Meisen, Spatzen und an- derts allgegenwärtig. Der Niedergang deren Vögeln in Schach gehalten. Sie begann nach dem 2. Weltkrieg bzw. als richten ihre Jungenaufzucht am Auf- die EU bis 1974 Rodungsprämien be- treten der Raupen dieser Insekten aus. zahlte. Der Obstanbau bzw. die Ernte Schätzungen gehen davon aus, dass ein auf den großen Bäumen lohnte sich Obstbaum Heimat für ca. 300 Tierarten einfach nicht mehr. Seit den 50er Jah- bietet. Die Wiese und die darauf stehen- ren verlor Deutschland ca. 75 % seiner den Bäume ergänzen sich ideal und bil- Streuobstwiesen. Was sich wirtschaftlich nicht rentiert, wird nicht mehr gepflegt und ohne Pflege bzw. Neuanpflanzun- gen sterben die Bäume und die Bestände ab. Seit ca. 20 Jahren versucht man dem Trend entgegen zu wirken. Kommunen, das Land, die EU, Verbände und Verei- ne treiben mitunter enorme Aufwände, um die letzten Reste der alten Bäume zu pflegen bzw. neue Bäume anzupflanzen. Baden-Württemberg kommt hier eine besondere Rolle zu, besitzt das Land doch europaweit die größten zusammen- hängenden Streuobstbestände. Doch al- ler Aufwand wird letztendlich vergeblich Streuobstwiesen – ein Hotspot der Biodiversität sein, wenn das Produkt der Streuobstwie- se – das Obst – beim Konsumenten nicht die Wertschätzung erfährt, die es ver- dient. So greifen die Verbraucher lieber Eine Hommage an die Natur – von Johannes Fink, Heiligkreuzsteinach den eine Symbiose, die letztendlich aus- zu Apfelsaft aus Konzentrat, importiert schlaggebend für die Artenvielfalt ist. aus China oder Osteuropa, anstatt bei gepflanzt werden können. Hinzu kommt, das über Jahrhunderte die Menschen mit erhalten werden kann. Bäume müssen auch überlebensnotwendig für Hornis- Und schlussendlich profitiert auch der den lokalen Produzenten einzukaufen. dass auch heute noch immer wieder Jahr- Obst und Vitaminen versorgt hat. In der geschnitten werden, damit sie nicht vor- sen und Fledermäuse. Deswegen sollte Mensch, denn was gibt es Schöneres, als zehnte alte Streuobstbestände Bauvorha- heutigen Überflussgesellschaft ist das zeitig vergreisen, und mindestens einmal man auch alte, abgestorbene Bäume so im Frühjahr durch das Blütenmeer auf Seit einigen Jahren macht die Mistel den ben zum Opfer fallen. Es gibt dafür zwar zwar kein Argument mehr, doch stehen im Jahr muss das Gras gemäht und ab- lange als möglich stehen lassen. einer Streuobstwiese zu wandern? hochstämmigen Obstbäumen recht zu Ausgleichsmaßnahmen, d.h. es werden sie in unserer ausgeräumten Natur wie transportiert werden. schaffen. Durch den starken Befall ster- an anderer Stelle Bäume gepflanzt, doch vielleicht kein anderer Naturraum für Die oberste Etage wird durch die Äste Mit freundlicher Genehmigung vom Odenwald- ben die Bäume schneller ab, als sie nach- niemals können solche Neupflanzungen die Artenvielfalt. Extensiv bewirtschaf- Das Leben auf der Streuobstwiese fin- und die Baumkronen bestimmt. Hier klub, Bensheim. verlorengegange- det in mehreren Etagen statt. So ist da brüten Singdrossel und diverse Finken- ne Lebensräume Streuobstwiesen – für die Landschaft sind sie prägend, für die zunächst die ungedüngte Wiese, die arten. Greifvögel wie Turmfalke und Fotos rechte Seite und linke Seite unten: ersetzen. Solche Tierwelt unverzichtbar und für uns Menschen eine echte Berei- sich durch eine große Pflanzenvielfalt Mäusebussard benutzen die Äste als An- Johannes Fink Aktionen sind nur cherung. Das Thema Streuobst wird in den Kursen der Pfälzer auszeichnet, auf der zu unterschiedli- sitz bei der Mäusejagd. Die Blüten bie- Scheinlösungen, die Landfrauen genussvoll verarbeitet. Dort erfahren Sie, wie reich chen Zeiten unterschiedliche Pflanzen- ten Bienen, Schmetterlingen, Schlupf- Foto Mitte oben: Karl Egger, Pixabay lediglich als Recht- die Natur uns diesen Tisch deckt und was wir daraus alles zaubern arten blühen. Dies zieht wiederum eine wespen, Hummeln und Schwebfliegen fertigung für be- können. Sie werden staunen! Interesse an einem der Kurse? Ak- Vielfalt an Insekten an, von denen sich reichlich Nah- gangenen Umwelt- tuelle Termine erfragen Sie in der Geschäftsstelle 0631/35790030 andere Tiere wie z.B. die Vögel, Mäuse, rung im Frühjahr. frevel dienen. Meist oder info@landfrauen-pfalz.de. Mehr Infos: https://www.land- Igel, Eidechsen, Schlangen, Erdkröten Im Herbst freuen existiert auch kein frauen-pfalz.de/artikel/umwelt-und-ernaehrungsbildung und sonstige Amphibien etc. ernähren. sich dann Amseln Pflegekonzept für und Drosseln so- die neu angepflanzten Bäume, d.h. sie wer- tete Streuobstwiesen sind Paradiese aus Die mittlere Etage wird durch die Stäm- wie Igel, Dachs den lieblos in die Erde gestopft und dann Menschenhand. Sie sind ein Hotspot me der Bäume repräsentiert. Auf ihnen und Rehe über das vergessen. Hauptsache der bürokratischen der Biodiversität. Um die 5000 Tier- und finden sich Moose, Pilze, Algen und Fallobst. Blätter Verordnung wurde Folge geleistet, was an- Pflanzenarten kommen hier vor und Flechten. Sie dienen als Lebensraum für der Bäume dienen schließend passiert, interessiert niemanden. zählen damit zu den artenreichsten Bio- Käfer, Asseln, Wespen und Wildbienen. Insekten als Nah- topen Mitteleuropas. Sie sind sozusagen Die hohlen Stämme sind unverzicht- rung, diese wiede- Warum lohnt es sich, die Streuobstwiesen unser Amazonas-Regenwald! Dieser bar für alle höhlenbrütenden Vögel wie rum sind lebens- zu erhalten, bzw. was macht sie so wert- „Regenwald“ muss jedoch gepflegt wer- z.B. Steinkauz, Buntspecht, Wendehals, notwendig für die voll? Zum einen sind sie ein Kulturgut, den, damit der Charakter und die Vielfalt Baumläufer, Gartenrotschwanz, aber Frühjahrsbrüter 18 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 19
Kultur/Geschichte Die Atmosphäre längst vergangener Zeiten ... Für die Instandhaltung der Mühle waren in dieser Zeit die Mahlgäste verantwort- lich, also die Bauern, die ihr Korn in der Die Westerwälder Mühlen, eine Serie von Hans-Jürgen Pletz Mühle mahlen ließen. Nach einer wechselvollen Geschich- I n einem romantischen Tal bei und bei Wissen-Schönstein in die Sieg hautnah erlebt werden. Hermann Zöl- te wird die Dickendorfer Mühle 1816, Molzhain (Kreis Altenkirchen) liegt mündet. Ausgewiesene Wanderwege, ler führt auf Wunsch durch das histori- in einem bautechnisch schlechten Zu- die Dickendorfer Mühle, in der wie der Druidensteig und der Natur- sche Gebäude, in dem noch fast die ge- stand, im Auftrag der preußischen schon vor fast 500 Jahren das Getrei- steig Sieg, führen direkt an der Mühle samte Mühlentechnik erhalten ist. Nur Regierung abgerissen. Für den Müller de der ortsansässigen Bauern gemahlen vorbei! Für Wanderer und andere Gäste das Wasserrad wurde schon 1913 durch und seine Gerätschaften ließ sie aber wurde. steht ganz in der Nähe der Mühle ein eine Turbine ersetzt, die die Mühle heu- ein provisorisches Dach errichten. So 1529 wurde sie erstmals urkundlich er- Parkplatz zur Verfügung. te mit nachhaltigem Strom versorgt. konnte er bei gutem Wetter weiterhin wähnt und seit dem 1. Januar 1772 ist Korn mahlen. 1818 stürzte das proviso- sie im Besitz der heutigen Familie Zöl- Im liebevoll eingerichteten Mühlencafé Eine Mühle im Wandel der Zeit ... rische Dach ein. Es zerstörte Wellbaum ler. bietet das Ehepaar Zöller an Sonn- und und Wasserrad. Danach erfolgte die Idyllisch eingebettet zwischen Wald Feiertagen herzhafte und süße Speisen 1529 gehörte die Mühle, damals noch öffentliche Versteigerung der Mühle. und Wiesen liegt die Mühle am Elb- an. Die Atmosphäre längst vergangener „Elber Mühle“ genannt, zum Besitz Christian Hassel ersteigerte die Über- bach, der bei Neunkhausen entspringt Tage kann bei einem Besuch der Mühle der Landesfürsten Sayn-Altenkirchen. tragung der Erbpacht. Hassel erklärte Durch den Mühlenbann waren die sich mit folgenden Pachtbedingungen Bewohner der umliegenden Orte ver- einverstanden: pflichtet, ihr Korn in der Dickendorfer Mühle mahlen zu lassen. Der Müller • die Pachtgebühr wird nicht redu- erhielt drei Gulden Monatslohn. 1772 ziert übernahm Johann Wilhelm Hassel, der • sollte der Mühlenbann aufgehoben Vorfahre der jetzigen Besitzer, das An- werden, muss er weniger Abgaben In Erbfolge heiratet Karl Zöller aus wesen. leisten Gebhardshain 1899 die Müllerstochter • er muss die Mühle mit eigenen Mit- Auguste. Deren Sohn Wilhelm Zöller teln neu errichten war mit seiner Frau Marie der letzte ak- • die Mahlgäste sind für die Instand- tive Betreiber der Dickendorfer Müh- haltung der Mühle verantwortlich le. Der frühe Tod von Wilhelm Zöller (1976) konnte Marie Zöller nicht davon Christian Hassel begann wenig später abhalten, die Mühle weiter zu betrei- mit dem Neubau der Mühle. 1845 hob ben. Erst in den 1990er Jahren wurde die Regierung den Mühlenbann auf. das Mahlgeschäft aufgegeben. 1857 erwarb Christian Hassel die Mühle und war fortan uneingeschränkter Ei- Bildbeschreibung: Unten rechts: gentümer an der Mühle. Baupflicht und Oben: die Mühle im Jahr 1950 Wilhelm Zöller mit Kuhgespann und voll bela- Gebäudeunterhaltung fielen somit in Links darunter: Das Mühlenbuch von 1907 denen Wagen im Winter 1938. Hassels Zuständigkeitsbereich und wa- mit den Daten der Mahlgäste. Unten links: Das Wappen der Dickendorfer ren damit erstmals eindeutig geregelt. Rechts davon: Urkunde von 1772 Mühle. Bildbeschreibung: Oben links, Mahlgang mit Mühlsteinen. Oben Mitte: Geräte zur Getreidereinigung. Oben rechts: Zahnräder zum Wechsel von der Horizontale in die Vertikale. Rechts: Das Mühlengebäude mit Café unter- halb des Mühlenteichs. Unten: romantisches Plätzchen zum Genießen. 20 DER WESTERWALD 1/21 DER WESTERWALD 1/21 21
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