WOHNEN IN BREMEN - EINE GENERATIONENGERECHTE ADRESSE - GEMEINSCHAFTLICH WOHNEN EIN LEITFADEN
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INH A LT VORWORT 5 EINLEITUNG 6 AKTUELL IN BREMEN 8 GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN 18 NACHBARSCHAFTSPROJEKTE 21 WOHNPROJEKTE 23 BEISPIELE 38 ADRESSEN 69 PHOTONACHWEIS / LITERATUR 71 IMPRESSUM 75
VORWORT Bremen hat sich 2009 ein neues Leitbild der Stadtentwick- lung gegeben: Bremen! Lebenswert – urban – vernetzt Der demographische Wandel und die damit einherge- henden Veränderungen von Wohnwünschen erfordern neue Konzepte für eine älter und bunter werdende Gesellschaft und stellen neue Herausforderungen an die Wohnungspo- litik. Immer mehr Bremerinnen und Bremer möchten sich neu ausrichten und sind mit Freunden und Bekannten auf der Suche nach geeigneten Grundstücken und Objekten, in denen sie gemein- schaftlich wohnen können. Der Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen kann sehr unter- schiedlich sein. Die Zielsetzung richtet sich dabei nicht ausschließ- lich auf wirtschaftliche Aspekte. Vielmehr soll neben Hilfeleistungen im Bedarfsfall auch stärker die Gemeinschaft gelebt werden. Gemeinschaftliche Wohnprojekte tragen auf ihre Weise zur Wohn- und Lebensqualität der Stadtteile bei und wirken über das Haus hi- naus in die Quartiere. Gemeinschaftliche Wohnprojekte bedeuten darüber hinaus Nachbarschaftshilfe und Engagement im Stadtteil und sind Beispiele für neue städtische Wohn- und Lebensformen. Die Hauptzielgruppe für gemeinschaftliches Wohnen ist die Gruppe der Generation 50 +. Angestrebt werden Wohnprojekte im Rahmen 5 einer Hausgemeinschaft, wobei Objekte gesucht werden, in denen mehrere Wohnungen möglich sind und die vielleicht auch noch Räume für eine gemeinsame Nutzung umfassen. Auch Nachbar- schaftsprojekte mit kurzen Wegen innerhalb einer Straße oder eines Quartiers sind gefragt. Neue Schritte seitens der Stadt Bremen sind mit einer Ausschrei- bung von städtischen Immobilien und Grundstücken eingeleitet, die von Wohngruppen in Bremen unter besonderen Bedingungen er- worben werden können. Um sich auf dem Wege zu einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt nicht zu verlaufen, möchte ich mit diesem Leitfaden eine Orientie- rungshilfe geben. Es wird aufgezeigt, was alles möglich ist in dieser bunten Welt und was es gilt zu berücksichtigen. Es soll ein Traum werden, der sich auch erfüllen und leben lässt und der vielleicht noch mehr Menschen dazu anregt, diesem Beispiel zu folgen. Dr. Reinhard Loske, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa
EINLEITUNG Gemeinschaftliche Wohnformen haben bundesweit Konjunktur. Der Wunsch nach einer funktionierenden städtischen Nachbarschaft oder nach einem unkomplizierten und verlässlichen Zusammenle- ben bei gleichzeitiger Wahrung der Privatheit in der Gemeinschaft ist bei vielen Menschen vorhanden. Die Vorstellungen zur Realisie- rung dieses Wunsches sind jedoch sehr verschieden. Klar ist für die Meisten, dass die Familie mit mehreren Generationen unter einem Dach oder in unmittelbarer Nachbarschaft lange nicht mehr das ein- zig denkbare Modell ist. Wandel – Nicht erst seit der demografische Wandel in aller Munde ist, wird die die Welt Gesellschaft älter und bunter. Durch die zunehmende Individualisie- wird älter und bunter! rung laufen viele Menschen Gefahr, einsamer zu werden. Das gilt für alt und jung in verschiedener Weise. Der demografische Wandel und die veränderten flexibilisierten und globalisierten Arbeits- und Lebensverhältnisse für junge Menschen in Ausbildung und Beruf führen dazu, dass immer mehr Menschen ohne familiäre Bindungen leben. Auch immer mehr junge Menschen leben allein. Viele sind al- lein erziehend und organisieren ihren Alltag ohne Familienunterstüt- zung. Die typische Kleinfamilie der Wirtschaftwunderzeit oder die Großfamilie der bäuerlichen Ökonomien sowie die homogenen Mili- eus der Arbeitersiedlungen mit eng verflochtenen Nachbarschafts- 6 beziehungen gehören weitestgehend der Vergangenheit an (vgl. auch Göschel. A. 2007). Mit dem demografischen Wandel ist außerdem die Zunahme des Bevölkerungsanteils der Älteren und Hochaltrigen verknüpft bei gleichzeitig stagnierenden bis abnehmenden jüngeren Jahrgängen. Das ist vor allem eine Herausforderung an die sozialen Sicherungs- systeme. Für viele Menschen ist dies aber auch mit der Perspekti- ve verbunden, im Alter allein zu sein und sich häusliche Pflege als Rundum-Sorglos-Paket oder gar einen Heimaufenthalt nicht finan- zieren zu können. Daher gibt es bundesweit ein hohes Interesse an gemeinschaft- neue lichen Wohnformen, sowohl für Jüngere als auch für ältere Men- Wohnformen schen, aber auch für Jung & Alt zusammen. Der Wunsch ist groß, neue Kombinationen neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren. Und hierbei ist der Blick nicht vorrangig auf Wohnformen gerichtet, die zugleich mit besonderer Pflege (Service-Wohnen) verknüpft sind – oder auf eine besondere Zielgruppe wie zum Beispiel Demenzkranke. Viele denken bei gemeinschaftlichem Wohnen zuerst an die Wohn- gemeinschaften der späten 1960er und 1970er Jahre. Aber das Spektrum an neuen gemeinschaftlichen Wohnformen ist viel breiter.
Gemeinschaftliches Wohnen kann in der Nachbarschaft im Quartier ebenso wie unter einem Dach als Hausgemeinschaft oder in einer gemeinsamen Baugruppe mit verschiedenen Gebäuden und ge- meinsam genutzten Flächen realisiert werden. Es kann in Eigentum, mit einer Genossenschaft oder zur Miete organisiert sein. Die Kom- binationen sind so bunt wie die Lebensvorstellungen der Beteiligten. Nur macht es zu Beginn vielleicht etwas mehr Mühe, das Richtige auszuwählen. Das ist wie beim Kauf von etwas Maßgeschneidertem statt von der Stange. Dafür hält es dann meistens länger. Oftmals gibt es eine Idee und es fehlen weitere Informationen dazu, professionelle Beratung in welcher Form ein gemeinschaftliches Wohnen verwirklicht wer- den kann. Manchmal wäre ein Hinweis wichtig, welche Schritte auf- einander folgen sollten und welche professionelle Beratung sinnvoll ist, um ein Projekt anzustoßen. Und nicht zuletzt sind professionelle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner hilfreich, um Projekte beginnen und umsetzen zu können. Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa (SUBVE) in Bre- men hat es sich zum Ziel gesetzt, gemeinschaftliche Wohnformen zu unterstützen. Dieser Leitfaden möchte daher eine erste Informa- tionsmöglichkeit für alle Interessierten bieten. Er bietet einen Überblick über das Spektrum des gemeinschaftlichen 7 Wohnens und geht dabei insbesondere auf die Situation in Bremen ein. Die in der Stadt vorhandenen Informationsangebote und Unter- stützungsmöglichkeiten sind hier für alle zusammengestellt. Insbesondere vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen und Ansätze in Bremen setzt der Leitfaden zwei Schwerpunkte, zu denen Anregungen und Erfahrungen zusammengestellt sind: • Nachbarschaftsprojekte im Quartier / Neue Formen von Nachbarschaften • Gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach' Allgemein Interessierte finden so einen Überblick über verschiedene Wege gemeinschaftlichen Wohnens als erste Orientierung. Innerhalb dieser beiden Schwerpunkte sind unterschiedliche Formen Spektrum, Realisierung, des Zusammenlebens und auch unterschiedliche Rechts- und Finan- Finanzierung, zierungsformen vorstellbar. Diese werden in einem beispielhaften Ab- Partner laufschema für die Realisierung einer Idee zum gemeinschaftlichen Wohnen dargestellt. Abschließend folgt ein praktischer Teil mit Adres- sen und Ansprechpartnerinnen und -partnern in Bremen sowie einigen bundesweit hilfreichen Adressen und weiterer Literatur zum Thema.
AKTUELL IN BREMEN Das Wohnungsangebot Das Wohnungsangebot in Bremen ist im Wesentlichen durch drei verschiedene Siedlungstypen der Stadt geprägt. Sie bestimmen die unterschiedlichen Voraussetzungen für Angebot und Nachfrage in den jeweiligen Stadtteilen und Stadtquartieren: • Die innenstadtnahen, gemischt genutzten Quartiere der Stadterweiterungen des späten 19. und frühen 20. Jahr- hunderts sind durch das Bremer Haus geprägt, das wei- testgehend in einem dichtmaschigen Raster von Straßen gebaut wurde. Diese Quartiere sind auf dem Wohnungs- markt stark nachgefragt, ihnen wird eine hohe Lebens- qualität zugesprochen. Der Eigentumsanteil in diesen Quartieren ist sehr hoch. • Die Nachkriegsmoderne ist in Bremen durch große zu- sammenhängende Wohngebiete mit dem Schwerpunkt Mietwohnungsbau von großen Wohnungsunternehmen geprägt. Ob Vahr, Marßel oder Kattenturm: hier dominiert der Mietwohnungsbau. Diese Siedlungen stellen den Schwerpunkt des Mietwohnungsmarktes zu erschwing- lichen Preisen für Bremen dar. 8 • Die Bebauung vorwiegend aus jüngerer Zeit bildet einen suburbanen Ring an den Rändern der Stadt und des Bun- deslandes Bremen. Hier sind Reihenhaussiedlungen, aber auch Ein- und Zweifamilienhausgebiete entstanden, die ältere Orts- und Dorfkerne einschließen. Teilweise ist auch ergänzend Mietwohnungsbau eingestreut. Hier wurde in den letzten 20 bis 30Jahren schwerpunktmäßig für junge Familien gebaut. Der Eigentumsanteil ist hier höher als der Anteil an Mietwohnungen. Nachgefragt sind diese Gebiete als 'Wohnen im Grünen' unter der Programmatik 'Bauen in Bremen'. Eine Bauweise, die die meisten deutschen Groß- städte prägt, ist in Bremen eher eine Ausnahme: gründer- Der gründerzeitliche Mietwohnungsbau mit in der Regel 8 Woh- zeitlicher nungen auf vier Etagen (Zweispänner) oder vier Wohnungen pro Geschoss- wohnungsbau Haus (Einspänner), der sich gut für gemeinschaftliche Wohnprojekte ist in Bremen eignet (siehe das Beispiel der Goethestraße in Bremerhaven), ist in die Ausnahme Bremen die Ausnahme. Vielmehr gibt es in Bremen die bundesweit höchste Eigentumsquote und viele, vor allem auch jüngere Menschen und Familien schätzen
AKTUELL: PREISGEFÜGE das Bremer Haus und die Bremer Reihenhaustraßen mit einer häufig bunten und generationendurchmischten Nachbarschaft. Dies sind in Bremen begehrte Wohnlagen, die natürlich auch schwerpunktmäßig von gemeinschaftlichen Wohnprojekten nachgefragt werden. Aufgrund dieser spezifischen Bautradition ist in den "innerstäd- tischen und bevorzugten Wohnlagen" (Kategorie des Grundstücks- fehlende Bausubstanz marktberichtes 2009) der zumeist gründerzeitlich durchmischten für gem. Gebiete innerhalb der Stadt (Mitte, Östliche Vorstadt, Schwach- Wohnen in hausen, Horn-Lehe, Neustadt, Findorff) wenig Bausubstanz für den begehrten Wohnlagen Umbau zum gemeinschaftlichen Wohnen verfügbar. Freie Grund- stücke für Neubau oder geeignete Gebäude zur Umnutzung sind eher eine Ausnahme, wenn sie auf dem Markt sind, werden sie aber entsprechend nachgefragt. Der Grundstücksmarktbericht 2009 (Hg. Gutachterausschuss für Grundstückswerte) gibt für den Kauf / Verkauf von Eigentumswoh- nungen im Bestand (Bauzeit 1981 – 2000) eine Spanne des Kauf- Eigentum : preises von 1.400,00 Euro bis 1.700,00 Euro pro Quadratmeter an. 1.400- 1.700 €/qm Für den Erstverkauf von neu erstellten ETW liegt der Durchschnitt- spreis bei 2.170,00 Euro (Findorff) bis 3.260,00 Euro (Schwachhau- sen). Für den Weiterverkauf eines Reihenhauses sind in den entspre- 9 chenden Wohnlagen 1.300,00 Euro (Findorff) bis 1.800,00 Euro (Schwachhausen) als mittlerer Kaufpreis genannt. Für Mietwohnungen (Mitte, Östliche Vorstadt), die bis 1949 gebaut wurden, gibt der Bericht einen durchschnittlichen Preis / Quadrat- meter (Nettokaltmiete) von 5,40 – 8,00 Euro für Wohnungen bis 50 Quadratmeter und eine Mietpreisspanne von 5,00 – 6,80 Euro für Miete: 5,8-8,0 €/qm größere Wohnungen an. Für neue Wohnungen bis 50 Quadratmeter (Baujahre ab 1981) liegt das Mietniveau bei 6,20 – 8,80 Euro pro Quadratmeter und für größere Wohnungen bei 5,80 – 8,00 Euro pro Quadratmeter. Die Bodenrichtwertkarte für Bremen vom 01.01.2008 (erscheint alle zwei Jahre) weist für die Östliche Vorstadt Quadratmeterpreise von 340,00 bis 570,00 Euro aus, die Tendenz ist eher steigend. Für Schwachhausen liegt der Richtwert im Mittel bei ca. 400,00 Euro und höher (Nähe Bürgerpark und Mitte) und hat ebenfalls eher eine steigende Tendenz. Für weniger begehrte Stadtlagen wie z.B. im Bremer Westen oder in Bremen-Nord reduzieren sich die Quadratmeterpreise teilweise erheblich. Je nach den jeweiligen Bodenrichtwerten, die sich im Grundstücks-
preis niederschlagen, liegen die Herstellungskosten für einen Qua- dratmeter Wohnfläche inklusive Grund und Boden im Neubau zwi- schen 1.500,00 Euro und 2.200,00 Euro in Bremen. Entsprechend Neubau: 1.500- ist von einem Mietpreis von mindestens 8,50 Euro Kaltmiete aus- 2.200 €/qm zugehen. Die Nebenkosten, die aufgrund von Energiekosten stetig steigen, betragen pro Quadratmeter Wohnfläche auch mindestens 1,50 Euro; somit entsteht eine Gesamtmiete von mindestens 10,00 Euro / Quadratmeter Wohnfläche im Neubau (alle Kostenangaben beziehen sich auf das Jahr 2008). Damit wohnen viele Menschen in Bremen aktuell wesentlich gün- stiger, als wenn sie in ein Wohnprojekt im Neubau ziehen. Und viele leben im älteren Haus- und Wohnungsbestand in Bremen häufig in lebenswerten, angenehmen Stadtteilen. Günstige Neubauvorhaben unter dem oben angegebenen Mittelwert sind zumeist nur in Lagen zu realisieren, die relativ niedrig in den Bodenrichtwerten und daher auch in den Grundstückspreisen liegen. Insgesamt ist das Preisgefüge des Bremer Wohnungsangebotes gutes gut, die Entscheidung für bestimmte Lagen hat Folgen für die Ko- Preisgefüge sten. Das ist aber bundesweit in allen Großstädten so. Bei allen entstehenden Kosten bleibt es eine grundlegende Ent- scheidung, die bisherige Wohnsituation zu verändern. Der ökono- 10 mische Aspekt sollte bei dem Wunsch und bei der Entscheidung zum gemeinschaftlichen Wohnen immer mit bedacht werden. Nur was auch ökonomisch machbar und langfristig tragfähig ist, kann eine dauerhaft angenehme Wohnsituation ermöglichen. Akteure Im Bundesland Bremen werden seit mehreren Jahren Angebote für Menschen entwickelt, die an gemeinschaftlichen Wohnformen inte- ressiert sind. Zu diesem Thema, das von unterschiedlichen Interes- sen und verschiedenen Akteuren bestimmt ist, gibt es dementspre- chend auch verschiedene Netzwerke. Das Forum gemeinschaftliches Wohnen ist ein bundesweit enga- Forum gierter gemeinnütziger Verein, der auch in Bremen die Möglichkeit gemein- bietet, sich zum Thema gemeinschaftliche Wohn- und Lebens- schaftliches Wohnen formen zu informieren und der bei Bedarf auch Informationen zu den verschiedenen Wohnprojekten in Bremen geben kann.
AKTUELL: AKTEURE Der Arbeitskreis Wohnprojekte Bremen ist ein Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Wohnprojekte. Zweck und Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Interessen der Wohnprojekte und Wohngruppen zu vertreten. Er organisiert den Erfahrungsaus- tausch der Projekte und Gruppen, unterstützt und koordiniert die Suche nach geeigneten Wohnobjekten und Grundstücken. Der Ar- Arbeitskreis Wohnprojekte beitskreis ist Gesprächspartner für Behörden, Politik, Verwaltung, Bremen Wohnungswirtschaft sowie Medien etc. Der Arbeitskreis hat das Ziel, das gemeinschaftliche Wohnen in Bremen zu verwirklichen und die Rahmenbedingungen und Vo- raussetzungen dafür zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt des Arbeitskreises ist die Öffentlichkeitsarbeit durch Veranstaltungen, Pressearbeit oder Kontakt zu den politischen Parteien. Der Arbeitskreis arbeitet mit anderen Gruppierungen und Organi- sationen zusammen, z.B. mit dem Forum Gemeinschaftliches Woh- nen (FGW), Wohnen und Mehr (WuM) e.V., Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, Ortsbeiräten, Bremer Heimstiftung, bauen und leben (b+l) eG. etc. Für nähere Informationen zu den aktiven Projekten zum gemein- schaftlichen Wohnen in Bremen ist es sinnvoll, Kontakt zum Ar- beitskreis Wohnprojekte Bremen aufzunehmen (siehe Adressen, 11 Informationen und Unterstützung, S. 69 ff). Neue Formen von Nachbarschaften oder gemeinschaftliches Woh- nen im Quartier gibt es in Bremen in einer vielfältigen Angebots- landschaft von der Bremer Heimstiftung als bekanntestem Akteur. neue Formen Sie organisiert z.B. mit dem "Haus im Viertel" soziale und kulturelle von Nachbar- Angebote, aber auch konkrete Hilfen und Serviceleistungen und schaften stellt Räumlichkeiten der Begegnung zur Verfügung. Selbständig- keit, Eigeninitiative und soziales Miteinander werden unterstützt und gefördert. Die Angebote der Bremer Heimstiftung erstrecken sich von einem Wohnen in guter Nachbarschaft mit unterschiedlichen Leistungen, über Wohnen und Pflege (ambulant und stationär) in Stadtteilhäusern, Stiftungsdörfern und Residenzen bis hin zu Pfle- gewohngemeinschaften im Stadtteil; allen gemeinsam ist eine gute Nachbarschaft. Darüber hinaus werden nachbarschaftliche Hilfen in Bremen über 17 Dienstleistungszentren, die Kirchengemeinden, die beiden Modell- versuche zur aufsuchenden Altenarbeit sowie über private Anbieter und andere Institutionen geleistet.
niedrig- Niedrigschwellige Angebote für Ältere gibt es in Bremen seit ca. fünf schwellige Angebote Jahren mit Nachbarschaftstreffs in Blockdiek, Kattenturm und Blu- menthal. Diese beruhen auf einer Kooperation der dortigen Woh- nungsunternehmen mit Anbietern von Pflegedienstleistungen. Die Nachbarschaftstreffs werden von der Fachkommission "Wohnen im Alter" bei der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales begleitet. Die GEWOBA als Wohnungsunternehmen mit städtischer Beteili- gung bietet ihren älteren Mietern in Bremen und Bremerhaven seit 2009 als speziellen Service eine persönliche, individuelle und ko- stenlose Beratung an. Auf Wunsch kann eine Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen, bei technischen Hilfen oder Umbauten in der Wohnung bis hin zur Vermittlung von hauswirtschaftlichen, sozialen oder pflegerischen Serviceleistungen gewählt werden. Ziel ist, Hilfeleistungen aber auch präventiv wirkende Aktivitäten anzu- bieten, die den Verbleib älterer oder allein lebender Menschen in der eigenen Wohnung unterstützen. Vergleichbare Leistungen werden auch von anderen Bremer Wohnungsunternehmen den jeweiligen Mietern angeboten. Hierin ist ein Lückenschluss zu sehen, angesie- delt zwischen dem Ansatz des gemeinschaftlichen Wohnens und Wohnangeboten mit Service, Pflege und Dienstleistung von profes- 12 sionellen Anbietern. Weitere Weitere Akteure für gemeinschaftliches Wohnen sind in Bremen Akteure breit gefächert. Es gibt einige Vereine als Zusammenschluss von für gemein- schaftliches Projektgruppen oder als Vertretung eines Projektes nach Außen. Wohnen Eine wesentliche Einrichtung ist der Verein kom.fort, Beratungsstelle für barrierefreies Bauen und Wohnen, der sich mit Wohnmöglich- keiten im Alter und bei körperlichen Beeinträchtigungen vor allem unter dem Aspekt der Wohnungsanpassung beschäftigt. Im Jahr 2006 wurde von kom.fort im Auftrag des Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa eine Befragung von Bremer Wohnprojekten über Vorstellungen, Zielsetzungen und Handlungsbedarfe für ge- meinschaftliches Wohnen in Bremen durchgeführt. Diese Ausarbei- tung sollte die Nachfrage erfassen und dazu beigetragen, stärker für gemeinschaftliches Wohnen als neue Wohnform zu werben und Modellprojekte in Bremen zu realisieren. Dachgenos- In der seit März 2008 bestehenden Dachgenossenschaft 'bauen senschaft und Leben eG' treffen Akteure zusammen, die mit neuen Genos- 'bauen und Leben eG' senschaftsmitgliedern auch neue gemeinschaftliche Wohnprojekte entwickeln möchten.
AKTUELL: ERFAHRUNGEN Und auch einige Bremer und Bremerhavener Wohnungsunterneh- Wohnungs- unternehmen men sind mit unterschiedlich starkem Engagement aktiv für gemein- schaftliches Wohnen am Start. Vorbildliche Beispiele wurden u.a. in Bremerhaven von der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH (STÄWOG) realisiert. Schlussendlich sind zahlreiche Architekturbüros aber auch andere Beratungs- oder Planungsbüros mit dem Thema befasst und sehen darin eine spannende Zukunftsaufgabe. Neben diesen Akteuren weist Bremen eine bunte Szene an Initia- Wohnen in der tiven in Straßen und Quartieren auf, die in kleineren Gruppen das Nachbarschaft gemeinschaftliche Wohnen in der Nachbarschaft diskutieren und probieren. Erfahrungen und Erkenntnisse Seit etwa 5 Jahren gibt es in Bremen verschiedene Ansätze zur Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Gemeinsam mit Investoren oder Wohnungsunternehmen, getragen durch eine Ge- verschiedene nossenschaftsgründung oder mit Hilfe einer Dachgenossenschaft, Ansätze in Bremen konnten erste Projekte realisiert werden. Durch das Zusammen- wirken eines Beschäftigungsträgers, der Internationalen Jacobs- Universität und einer Projektgruppe konnte auch ein Beispiel in 13 Bremen-Nord realisiert werden. Aus der spezifischen Marktlage Bremens und den bisherigen Erfah- rungen bei der Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte las- sen sich einige wesentliche Konsequenzen zur zukünftigen Unter- stützung und Weiterentwicklung des gemeinschaftlichen Wohnens in Bremen formulieren. • Der wichtigste erste Schritt einer Gruppe ist die Einschät- zung der finanziellen Möglichkeiten im Abgleich mit den Vorstellungen, Anforderungen und Wünschen der einzel- nen Gruppenmitglieder. Finanzierung • Wenn dann die Phase des konkreten Erwerbs eines Grundstücks / einer Immobilie beginnt und die Sicher- stellung der dafür notwendigen Finanzierung erforderlich wird geht es 'ans Eingemachte', weil die Ideen und Wün- sche mit der Realität des Finanzierbaren konfrontiert wer- den. Viele Projekte in Bremen geraten in dieser Phase ins Stocken.
Viele in Wohnprojekten Engagierte wohnen aktuell zu relativ gün- stigen Konditionen und sind mit den marktüblichen Kauf- oder Miet- preisen bei Neubau, vor allem in den von Ihnen gewünschten Lagen der Stadt (und das sind zumeist die Lagen im höheren Preissegment wie zum Beispiel Östliche Vorstadt und Schwachhausen), finanziell häufig überfordert. • Beim nachbarschaftlichen Wohnen im Quartier bietet gemein- Bremen gute Voraussetzungen für weitere Innovationen. schaftliches Einige Konzepte und Initiativen in einzelnen Stadtteilen Wohnen im sind in den Startlöchern. Auch dieser Ansatz sollte von Quartier Initiativen stärker verfolgt werden und bedarf weiterer Unterstützung. • Für ein gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach' ist bei der aktuellen Situation am Bremer Wohnungsmarkt 'unter eine frühzeitige und intensive Informationsphase wichtig, einem in der das Machbare für die Projekte im Mittelpunkt steht. Dach' Damit können die Wünsche und Zielvorstellungen recht- zeitig an der 'harten Realität' gemessen werden. 14 • Der Ausbau der bisherigen Informationen zu einer zentra- len Informationsstelle innerhalb der Verwaltung, in der die zentrale Fäden zusammenlaufen, wäre als Ansprechstelle bei in- Informations- dividuellen Fragen für die Wohnprojektgruppen hilfreich. stelle Auf diese Forderung wurde in Fachveranstaltungen, Schreiben und Gesprächen mehrfach verwiesen. • Ein transparentes Angebot von günstigen Grundstücken oder geeigneten Immobilien in passender Lage und Grö- ße ist in jedem Fall hilfreich zur Information der Wohn- projekte. Diese Marktübersicht könnte initiiert von der Verwaltung von den Akteuren der Immobilienwirtschaft transparentes Angebot erstellt werden. Eine Marktübersicht könnte aber auch als Rubrik im Immobilienteil der lokalen Presse oder auf ent- sprechenden Internetseiten von privat angeboten werden. Eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren der Wohnprojekte ist hier denkbar.
AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN • Ein weiteres Hindernis stellte auch die bisherige Vergabe- praxis der "Richtlinien zum Verkauf von Grundstücken des Landes und der Stadtgemeinde Bremen" dar, die über die Anstalt des öffentlichen Rechts 'Immobilien Bremen' ab- Vergabe gewickelt wird. Ihr politischer Auftrag, die Grundstücke städtischer Grundstücke in der Regel zum Höchstgebot und in festgelegten Fri- und Gebäude sten zu veräußern, erschwerte bislang eine erfolgreiche Angebotsabgabe der Wohnprojektgruppen. Hier gibt es seit November 2008 neue Regelungen zur Vergabe städ- tischer Grundstücke und Gebäude, die den Zugang von Wohnprojekten erleichtern sollen (siehe S. 16). • Eine wichtige Etappe ist auch die Bereitschaft bremischer Wohnungsunternehmen der ag wohnen mit gemeinschaft- bremische lichen Wohnprojekten zu kooperieren. Erste Schritte sind Wohnungsun- dazu in die Wege geleitet worden, hier zukünftig stärker ternehmen mit Gruppen und der Verwaltung Projekte zu entwickeln. Ein Kernproblem ist dabei, dass die Bestandsobjekte die- ser Unternehmen meistens vermietet sind. Daher werden hier zumeist nur vereinzelt Wohnungen frei. 15 Insgesamt ist für Bremen eine größere Wertschätzung aller Ansätze seitens der Politik, der Verwaltung und der großen Wohnungsunter- nehmen für die gemeinschaftlichen Wohnformen wichtig. Eine Reihe Wert- schätzung von aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Thema in der Tages- aller Ansätze presse tragen auch dazu bei, das Thema weiter zu transportieren. Zur Realisierung eines Projektes gehören Mut, Durchblick und Be- harrlichkeit der Beteiligten auf dem Weg zum Ziel. Städtische Rahmenbedingungen Die Unterstützung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten ist bun- desweit ein politisches Thema. Insbesondere in den großen Städten gibt es unterschiedliche Förderwege für gemeinschaftliches Woh- unter- schiedliche nen, z. T. auch in der Variante der Unterstützung von Bauherrenge- Förderwege meinschaften bei einzelnen Konversionsprojekten (siehe Tübingen Südstadt, Freiburg Rieselfeld oder Freiburg Vauban). Für Modellprojekte kann in Bremen z. B. im Wohnungsbestand im Rahmen einer Modernisierung oder bei Neubauten eine Wohn- raumförderung ermöglicht werden, sofern die Bestimmungen und Regelungen der Sozialen Wohnraumförderung eingehalten werden. Mit dieser Unterstützung entstand auch z.B. ein "Leuchtturm": das
Wohnprojekt der STÄWOG in der Goethestraße in Bremerhaven. Eine spezielle, über die Wohnraumförderung hinausgehende bzw. eine dazu gesonderte finanzielle Förderung von Baugemeinschaften/ Gemeinschaftswohnen gibt es in Bremen derzeit nicht. "Wohnen in Das Handlungskonzept "Wohnen in Bremen - eine generationenge- Bremen - rechte Adresse", das vom SUBVE 2006 erarbeitet wurde, formuliert eine generati- onengerechte für das Handlungsfeld 'Gemeinschaftliches Wohnen' die Notwen- Adresse" digkeit einer stärkeren Unterstützung der Wohnprojekte durch die Verwaltung. Diese sollte u.a. in Form eines gesonderten Vergabeverfahrens von städtischen Grundstücken / Bestandsimmobilien durch "Immobilien Bremen - Anstalt des öffentlichen Rechts" zugunsten der Wohnpro- jekte erfolgen. Dazu wurden Ende 2008 die "Richtlinien zum Verkauf von Grundstücken des Landes und der Stadtgemeinde Bremen" um den Punkt 4. erweitert, der den Verkauf von Grundstücken für Pro- jekte des gemeinschaftlichen Wohnens umfasst. Verkauf von Grundstücken "Für Baugemeinschaften mit dem Ziel gemeinschaftlichen Wohnens / gemeinschaftlicher Nutzung sind die Verkaufsverfahren der öffent- lichen oder beschränkten Ausschreibung - ggfs. unter Berücksich- 16 tigung der VOB Teil A - anzuwenden. Es können sowohl ein Höchst- verlängerte gebot, ein Mindestgebot oder ein Festpreis zugrunde gelegt werden. Abgabefrist Wenn mehrere Kriterien für die Vergabeentscheidung relevant sein sollen, sind diese zusammen mit ihrer Gewichtung in der Ausschrei- bung zu benennen. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung der Baugemeinschaften und der damit verbundenen Schwierig- keiten, ein Nutzungs-, Bebauungs- oder Finanzierungskonzept ab- zustimmen, kann die Vergabeentscheidung bis zu 12 Monate nach erfolgter Ausschreibung getroffen werden." Danach können zukünftig gesondert für gemeinschaftliche Wohn- Grundstücke projekte Grundstücke abweichend von einem Höchstgebot ausge- für schrieben werden. Des weiteren wird den Projektgruppen mehr Zeit Wohnprojekte für die Abgabe eines Angebotes eingeräumt und die Vergabeent- scheidung soll stärker an der beabsichtigten Nutzung ausgerichtet werden. Die Stadt Bremen hat Anfang 2010 eine erste Ausschreibung von 3 Projekten/Grundstücken für gemeinschaftliche Wohnprojekte durch- geführt und bereitet eine weitere Ausschreibung für das Frühjahr 2010 vor.
AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN Alle Angebote der Stadt Bremen an Grundstücken und Immobili- en sind im Internet auf der Seite der "Immobilien Bremen" unter: www.immobilienportal.bremen.de einzusehen. Grundsätzlich besteht für alle Gruppen und Interessenten die Not- wendigkeit, Unterlagen und Informationen zunächst genau darauf- hin zu prüfen, ob die individuellen Vorstellungen und Interessen umsetzbar sind. Darüber hinaus ist aber auch von entscheidender individuelle Bedeutung, gemeinsam zu klären, welche Bedingungen und Ver- Vorstellungen + bindlichkeiten damit einhergehen. Bei konkreten Bauvorhaben und praktische spezifischen Fragen sind neben Informationen und Hilfestellungen Umsetzung seitens der Verwaltungen weitere Fachberatungen erforderlich. Das kann sowohl eine unabhängige Beratung durch ein Architekturbüro, eine Anlaufstelle für Wohnprojekte sowie eine Finanzierungsbera- tung sein, die die Fragen der Bezahlbarkeit und Finanzierung solide prüft und Wege der Realisierung aufzeigt. Das von kom.fort e.V. als Beratungsstelle für Barrierefreies Bauen und Wohnen im Januar 2007 veröffentlichte 'Konzept für gemein- schaftliches Wohnen in Bremen', das aus der Befragung der Wohn- Beratungs- projektgruppen entstanden ist, enthält weitere Vorschläge einer stelle 17 stärkeren Unterstützung von Wohnprojekten. Dazu sind veränderte kom.fort e.V. Rahmenbedingungen erforderlich, die sich vor allem auf eine zen- trale Bündelung von wesentlichen Informationen innerhalb und au- ßerhalb der Verwaltung und auf eine Koordination beziehen, wie sie in diesem Leitfaden zusammengetragen worden sind. Derzeitig sind innerhalb der Verwaltung bei dem Senator für Um- welt, Bau, Verkehr und Europa im Referat Städtebau bei Frau Re- gina Schröder (Kontakt siehe Adressen S.69 ff) Informationen zum gemeinschaftlichen Wohnen in Bremen erhältlich.
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN Gemeinschaftliches Wohnen ist auch in Bremen ein wichtiges Stich- wort, geht es doch darum, neue Wohnformen zu entwickeln. Viele ältere Menschen sehen darin eine Möglichkeit, nicht allein und ein- gegenseitige sam, sondern in angenehmer, selbst gewählter Gesellschaft mit der Hilfe Möglichkeit gegenseitiger Hilfe zu leben. Sie möchten damit auch die Abhängigkeit von den eigenen Kindern vermeiden, die zudem oftmals weit weg wohnen und nicht jederzeit vorbeikommen kön- nen. Junge Familien wollen ihren Alltag mit anderen Familien teilen, mit der Idee, auf ein Verständnis für ihre Lebenssituation und gegen- seitige Unterstützung vertrauen zu können. Ein buntes Miteinander verschiedener Generationen und Lebensweisen in selbst gewählter Nachbarschaft ist das Ziel anderer Gruppen. Bei aller Vielfalt der Interessen und Vorstellungen: Es besteht der Wunsch nach einem gut funktionierenden sozialen Netzwerk und einem hohen Anteil an Selbstorganisation bei gleichzeitig gewähr- soziale Netzwerke leisteter Individualität und Privatheit. Eine wesentliche Perspektive ist ein starkes Miteinander und eine gute Nachbarschaft, die in ver- schiedensten Lebenslagen gegenseitige Unterstützung im Alltag und Aufgehobensein in einer Gemeinschaft bedeuten können. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber den üblichen Wohnformen ist: 18 die Gemeinschaft beginnt schon vor dem Einzug. Zukünftige Nach- barinnen und Nachbarn können selbst gewählt werden, ähnlich ge- sinnte Menschen treffen aufeinander, gegenseitige Unterstützung Gemeinschaft und Zusammenarbeit beginnt bereits in der Projektentwicklung. beginnt vor dem Einzug Gemeinschaftliches Wohnen bedeutet auch, dass die teilnehmenden Personen von der ersten Idee an als Mitwirkende beteiligt sind. Art und Weise des Zusammenlebens werden vom ersten Treffen an in der Gruppe geregelt. Kommunikations- und Entscheidungsstruk- turen werden in der Gruppe entwickelt und festgelegt. Diese Prozesse sind in der Umsetzung oftmals langwierig und an- strengend. Sie brauchen Engagement, Geduld und langen Atem. Interessen wollen geklärt, Regelungen und Vereinbarungen für das zukünftige Zusammenleben getroffen werden. Und auch im gemein- Toleranz und Kompromisse samen Alltag sind Konflikte oftmals nicht zu vermeiden. Da sind in vielen Situationen Kompromissbereitschaft und Toleranz eine wich- tige Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachbarschaft. Der Gewinn besteht darin, mit Leuten zusammen leben zu können, mit denen gemeinsam geplant und umgesetzt, gestritten und gefei- ert wird. Dies ergibt ein besonderes Miteinander, wie es an keiner anderen Stelle aufgebaut werden kann.
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN: FORMEN Unterschiedliche Wege Wie der Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen umgesetzt wird, kann ganz unterschiedlich sein. In einem Fall besteht der Wunsch, in der bestehenden Siedlung mit den alt bekannten Nachbarn die Nachbarschaft enger zu knüpfen und durch verschiedene Aktivitäten und gegenseitige Hilfe zu vertiefen. Im anderen Fall entsteht die Idee, für die Gruppe ein gemeinsames Haus zu bauen, in dem neben den eigenen Wohnungen auch Räume vorhanden sind, die alle gemein- sam nutzen können. Wiederum andere Gruppen beschließen, eine Wohnung oder ein Gebäude von oben bis unten gemeinsam zu nut- zen. Diese verschiedenen Vorstellungen gemeinschaftlichen Woh- nens können in zwei Gruppenformen beschrieben werden: GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN NACHBARSCHAFTSPROJEKTE WOHNPROJEKTE in Straßen- in Quartiers- in Eigentum in Miete nachbarschaft nachbarschaft 19 Das Nachbarschaftsprojekt • Umfasst mehrere Gebäude, eine Straße, eine Siedlung oder interessierte Personen im Quartier und somit eine deutlich größere Anzahl an Personen, die im Eigentum oder zur Miete wohnen können. • Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Aktivitäten, gezielte Aktionen für einen Schwerpunkt (z.B. Förderung des Zu- sammenlebens verschiedener Generationen oder von Nachbarschaftshilfe). • Diese Projekte können auch im Rahmen von Stadtent- wicklungsprojekten entstehen. • Werden neue Quartiere geplant, können sich Einzel- bauherren oder Baugruppen zusammenschließen, um weiter führende Interessen wie Verkehrsberuhigung, Ökologisches Bauen oder Infrastruktureinrichtungen zu verfolgen.
Das Wohnprojekt • Alle Wohnformen, in denen getrennte Haushalte innerhalb eines Gebäudes oder auch eines Wohnkomplexes eine geplante Gemeinschaft pflegen. • Jeder Haushalt hat eine eigene Wohnung. • Zusätzlich dazu kann es gemeinschaftlich genutzte Räu- me geben, wie z.B. einen Gemeinschaftsraum, eine Gäs- tewohnung, Werkstatt, Sauna oder Garten. • Mitspracheregelungen müssen zwischen den Bewohne- rinnen und Bewohnern ausgehandelt werden. Ebenso ist es nötig zu klären, wer die Hausverwaltung übernimmt. Wenn entschieden wurde, welche Form des gemeinschaftlichen Wohnens gewünscht wird, sind verschiedene Schritte der Umset- zung notwendig. Dabei macht es einen wesentlichen Unterschied, ob gemeinschaftliches Wohnen in einer neuen Form von Nach- barschaft oder ein Umzug in ein gemeinsam bewohntes Gebäude überlegt werden. Jedes Projekt erfordert unterschiedliche Umset- zungsschritte und auch unterschiedliche Beratungsangebote und 20 Kooperationspartner. Die folgenden Informationen sind daher da- nach gegliedert, welche Form des gemeinschaftlichen Wohnens umgesetzt werden soll. Zur leichteren Übersicht werden die jeweils notwendigen Schritte beschrieben und empfohlene Beratungsangebote für die jeweiligen Gruppenformen benannt. Somit können interessierte Leserinnen und Leser direkt zu dem Teil blättern, der für ihre Projektidee rele- vant ist. Die Wohnform in einer Wohngemeinschaft wird in dieser Veröffent- lichung nicht weiter beschrieben, da sie außerhalb studentischer Zusammenhänge eine eher seltene Wohnform der Generation 50+ darstellt. Sie gewinnt dagegen an Bedeutung im Rahmen des betreuten Woh- nens, z.B. für demenzkranke Menschen.
NACHBARSCHAFTSPROJEKTE STRAßEN-/QUARTIERSNACHBARSCHAFT Gemeinschaftliches Wohnen in Nachbarschaftsprojekten ist eng verbunden mit den jeweiligen Interessen und Vorstellungen der Be- teiligten. Gemeinsam ist die Idee, gemeinschaftliches Wohnen auf sozialen Netzwerken in einer Straße, einer Siedlung oder einem Stadtteil aufzubauen. Hierfür ist ein Umzug nicht unbedingt nötig. Vielleicht gibt es schon langjährige gute nachbarschaftliche Beziehungen in der Straße, die enger und verlässlicher geknüpft werden könnten. Neue Nachbar- schaften können aber auch geschaffen werden, wenn Bekannte, Freundinnen und Freunde gemeinsam in eine Straße oder eine Sied- alte + neue lung ziehen. Nachbar- Ebenso möglich sind auch erweiterte nachbarschaftliche Akti- schaften vitäten, die z. B. von einer Wohnungsgesellschaft innerhalb einer Siedlung – zum Beispiel von einem Quartierstreff aus – organisiert werden. Solche Einrichtungen können langfristig als Katalysatoren für das Entstehen und Funktionieren von Netzwerken in der Sied- lung wirken. Nachbarschaftsgruppen können in erster Linie dazu gedacht sein, gemeinsame Ausflüge zu unternehmen, Kulturveranstaltungen zu besuchen oder bisweilen gemeinsam zu essen. Sie können langfri- stig zu einem sozialen Netz vertieft werden, in dem Unterstützung 21 beim Einkaufen, Krankenbesuche oder Begleitung zu Arztterminen mitbedacht sind. Ebenso können die Kenntnisse und Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmenden als Kompetenzen in das Netzwerk Netzwerk: viele einfließen. Denkbar ist auch, dass gemeinsam Veranstaltungen für Fähigkeiten + die Gruppe, aber auch für andere Interessierte organisiert werden, Kompetenzen so dass der Kreis schrittweise erweitert werden kann. Neben ih- rer Bedeutung für Geselligkeit und Gemeinschaft im Alltag können sie langfristig auch zur Unterstützung, Hilfestellung und als soziales Netzwerk für ein Wohnen im Nachbarschaftsprojekt beitragen. Da viele verschiedene Menschen einbezogen sind und das Gefüge insgesamt eher locker ist, braucht ein derartiges Netzwerk längere Zeit, bis es für die Beteiligten als verlässlich und vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Wer also auf gemeinschaftliches Wohnen in Nachbarschaften als Unterstützung im Alter setzt, sollte frühzeitig damit anfangen.
Kooperationspartner Zur Umsetzung unterschiedlicher Ideen für ein Nachbarschaftspro- jekt ist es notwendig, Kooperationspartner zu suchen. Wird eine Möglichkeit für einen gemeinsamen Mittagstisch gesucht, sind z.B. lokale Gastronomie oder Lebensmittelläden Ansprechpartner. Dienstleistungszentren, Beratungsstellen, die im Stadtteil angesie- delt sind, könnten entsprechende Angebote unterbreiten. Vielleicht können auch mit Kultureinrichtungen des Stadtteils spezifische Veranstaltungen vereinbart werden. Auch größere Träger der Wohl- fahrtspflege oder Kirchengemeinden sind anzusprechen, wenn es darum geht, Veranstaltungen zu planen, Räume zu organisieren oder für die Gruppe Informationen zu erhalten. Auftreten in der Öffentlichkeit Gehen die Ideen für ein Nachbarschaftsprojekt über den informellen Austausch hinaus, kann es erforderlich sein, einen formalen Rah- men zu finden, um gemeinsam nach außen zu treten. Vielleicht ist auch ein Treffpunkt nötig, der angemietet werden muss. Ebenso kann eine Vertretung zur Organisation von Veranstaltungen oder zum Einsammeln von Spenden sinnvoll erscheinen. Ein möglicher Weg hierzu ist die Gründung eines Vereins. Je nach Zielsetzung des 22 Vereins können dann auch Institutionen Mitglieder werden. GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN IN NACHBARSCHAFTSPROJEKTEN – KOOPERATIONEN UND UNTERSTÜTZUNG SCHRITTE KOOPERATIONSPARTNER UNTERSTÜTZUNG Broschüren, Leitfäden, Informationen nachbarschaftliche sammeln Netzwerke, Beratungsstellen Interessierte finden und gemeinsame Bei Bedarf Moderation Ziele formulieren Kultureinrichtungen Beratungseinrichtungen Gastronomie Kooperationspartner durch Kirchengemeinden suchen Öffentlichkeitsarbeit Vereine Wohnungsunternehmen Wohlfahrtsverbände Bei Bedarf: Eine geeignete Beratungsstellen Rechtsform wählen
WOHNPROJEKTE WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM Wohnprojekte im Eigentum Ein Weg, gemeinschaftliches Wohnen zu realisieren, ist gemeinsam neu zu bauen oder ein Gebäude zu erwerben und umzubauen. Ge- meinsames Vorgehen ermöglicht es, an vielen Stellen anfallende Ko- sten zu teilen (Beratung, Grundstück, Gemeinschaftseinrichtungen, Materialbeschaffung) oder auch durch Eigenleistung Ausgaben zu vermeiden. Ebenso können gewünschte Qualitätsstandards (z.B. in Materialverwendung, Energiestandards) in der Gruppe beschlossen wie soll miteinander und vereinbart werden. gelebt Um Projekte durchzuführen, die zu gemeinsamen Wohneigentum werden? führen sollen, sind verschiedene Schritte sinnvoll. Diese Schritte sind hier aufgezeichnet, ebenso wie wichtige Inhalte, die dann be- sprochen und geklärt werden sollten. Trotz dieser chronologischen Reihe ist es sinnvoll, ein Wohnprojekt in Eigentum realistisch einzu- schätzen. Eine wichtige Überlegung zu Beginn ist daher, in welcher formalen Form ein Zusammenleben letztendlich stattfinden soll. Erste Schritte für Wohnprojekte im Eigentum Informationen sammeln Bereits während die Idee reift und erste Vorstellungen formuliert werden, sollten sich die Interessenten umfassend über Möglich- 23 keiten, Formen und Umsetzungsschritte von gemeinschaftlichem Wohnen informieren. Hilfreich dazu ist es: • Beratungsstellen für Wohnprojekte zu nutzen • Informationsmaterial zu Möglichkeiten und Formen von gemeinschaftlichen Wohnprojekten im Eigentum zusam- men zu tragen • Erfahrungen bestehender Wohnprojekte für die eigene Idee auszuwerten. Gruppenbildung und Zielformulierung Wird die Idee konkreter, kann die Suche nach weiteren Interessier- ten beginnen, um die gewünschte Gruppengröße zu erreichen. Eine sorgfältige Entwicklung der Gruppe ist wichtig, damit von Beginn an ein freundliches und soziales Miteinander erlebt werden kann. In dieser Phase sind sinnvoll: • Regelmäßige Gruppentreffen zum gegenseitigen Ken- nenlernen • Abstimmung der Interessen, Vorstellungen und Ansprüche
• Sorgfältige Klärung der Finanzierbarkeit • Gemeinsame Besuche bei verschiedenen Wohnpro- jekten • Besprechen und Planen von Zeithorizonten, damit der Projektverlauf absehbar bleibt (z.B. bei nötigem Verkauf einer vorhandenen Immobilie). Eine pragmatische Größe der Gruppe erleichtert Abstimmungen und Vereinbarungen – auch im späteren Zusammenleben. Hilfreich kann es sein, bereits in dieser Phase eine Gruppenmoderation ein- zuführen, die den Prozess der Gruppenfindung, Zielentwicklung und auch der Projektentwicklung begleitet und in Konfliktsituationen berät. Im Rahmen der Gruppenfindung ist es wichtig, dass wesentliche Moderation Vorstellungen über die Form und Inhalte, die mit dem Wohnprojekt realisiert werden sollen, ausgetauscht und festgehalten werden. Sind die Entscheidungen soweit gediehen, können gemeinsame Ziele für ein zukünftiges gemeinschaftliches Wohnen festgelegt werden. Hierbei kann ein Leitmotiv oder gemeinsames Profil für die Gruppe hilfreich sein. 24 Zielkriterien • Neubau, Umnutzung oder Umbau einer bestehenden Immobilie • Größe des Projektes, Anzahl der Wohneinheiten und der Personen • Altersaufbau und soziale Struktur der Gruppe • Endgültige Rechtsform bei Einzug Zuständigkeiten und Erwartungen • Interne Organisation (Aufgabenverteilung und Entschei- dungsstrukturen) • Gemeinschaftsräume und deren Verwaltung und Nutzung • Pflege der Außenanlagen und Gemeinschaftsflächen • Zukünftige gemeinschaftliche Aktivitäten • Erwartungen bezüglich gegenseitiger Hilfe und eventueller Pflege
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM Ein schriftliches Konzept sowie schriftliche Vereinbarungen tragen zur Verbindlichkeit der gemeinsamen Ziele bei. Finanzierung Schon frühzeitig sollte auch das Thema Finanzierung diskutiert wer- den. Ein vertrauensvoller und offener Umgang mit diesem Thema ist notwendig, um eine realistische finanzielle Basis für die Gruppe herstellen zu können. Zu klären sind: • Vorhandenes Eigenkapital • Fördermöglichkeiten • Realistische Vorstellung zur Höhe der tragbaren Wohnkosten und Belastungen • Höhe der Gesamtkosten • Finanzierung der Gemeinschaftsflächen • Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung. In dieser Phase sollte eine umfassende Finanzierungsberatung in Anspruch genommen werden, auch wenn sie eventuell Kosten ver- Finanzierungs- ursacht. Wie die Gruppenmoderation ist auch eine sorgfältige Bera- beratung 25 tung in Fragen der Finanzierung eine zusätzliche Ausgabe der Grup- pe, die langfristig dazu beiträgt, im Projektverlauf Geld zu sparen. Grundstück / Immobilie Die Suche nach einem geeigneten Grundstück oder Objekt kann ei- nen längeren Zeitraum beanspruchen und erfordert daher von allen Beteiligten Ausdauer. Diese Suche kann durch die Gruppe erfolgen, es kann aber auch ein Makler von der Gruppe beauftragt werden. Gibt es Grundstücke oder Immobilien, die für das Projekt in Frage kommen, sind mehrere Fragen zu klären: • Kontakt mit Grundstücks- bzw. Hauseigentümer knüpfen • Angaben über Größe und Verfügbarkeit • Angaben zu allen Kosten in Erfahrung bringen (Erwerbs- kosten, Grundsteuer, Kosten für etwaige Vermittler, daraus resultierende monatliche Belastungen etc.) • Bei Auswahl eines Baugrundstücks: Auskunft über die Bebaubarkeit des Grundstücks (z.B. Bebauungsplan) hinsichtlich der gemeinschaftlichen Bebauung
• Bei einem Objekt im Bestand: Auflagen für den Umbau (z.B. Denkmalschutz / bauordnungsrechtliche Aspekte) • Das Grundbuch mit den einzelnen Abteilungen einsehen, welche rechtlichen Einzelpunkte oder Verbindlichkeiten dort enthalten sind. Beteiligung an Planung und baulicher Umsetzung Gemeinsame Wohnprojekte haben den Vorteil, dass bereits in der Planung und später in der baulichen Umsetzung mitgewirkt werden kann. In dieser Phase sind verschiedene Fragen gemeinsam zu be- sprechen und zu klären, wie z.B.: • Grundrisse der Wohnungen • Formen der inneren Erschließung • Unterkellerung oder nicht • Vorhandensein und Anzahl von Gemeinschaftsräumen • Vorhandensein und Anzahl von Nebengebäuden (Gara- gen, Schuppen) • Gestaltung von Außenanlagen 26 • Gewünschte bauliche Standards (z. B. Barrierefreiheit, Generationengerechtigkeit, Energieeffizienz, Materialver- wendung) • Mögliche Reduktion der Baukosten durch Eigenleistung • Umfang der individuellen Eigenleistungen. Spätestens in dieser Phase sollte eine Architektin oder ein Archi- tekt eingebunden werden, um die verschiedenen Vorstellungen in konkrete Pläne umzuwandeln. Ausführungsplanungen und Kosten- Architektin / schätzungen müssen erstellt werden, erste Kontakte zu Baufirmen Architekt sind notwendig. Im Weiteren müssen Ausschreibungen verfasst, versandt, Angebote geprüft und Aufträge vergeben werden. Archi- tektin bzw. Architekt sollten neben fachlicher Kompetenz auch Er- fahrungen mit der Begleitung von Wohnprojektgruppen vorweisen können, da in dieser Phase viel kommunikatives Geschick erforder- lich ist. Auch diese fachliche Beratung und Begleitung kostet, macht sich aber langfristig unbedingt bezahlt. Generalunter- Wahlweise kann die Gruppe die Leistungen auch an ein Generalun- nehmen ternehmen vergeben, das Objekt schlüsselfertig herzustellen.
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM Rechtsformen in der Bauphase Schon vor der Bauphase werden die ersten formalen Schritte der Gruppenbildung notwendig. Da gemeinsame Geschäfte getätigt, Verträge geschlossen und verbindliche Vereinbarungen eingegan- gen werden, braucht es eine gemeinsame Rechtsform. Diese un- terscheidet sich aus verschiedenen Gründen jedoch von der zu- Bau (herren) - künftigen Rechtsform der Gruppe. Je nach Interessenslage in der gemeinschaft oder Bauphase gibt es zwei Möglichkeiten des Zusammenschlusses: die Baugruppe? Bau(herren)gemeinschaft und die Baugruppe. Die übliche Rechts- form ist in beiden Fällen die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Eine weitere Rechtsform ist die Genossenschaft, bei der Eigentums- anteile und gleichzeitig Miete möglich sind. Bevor mit dem Bau be- gonnen wird, müsste eine neue Genossenschaft gegründet oder Anschluss an eine bestehende Genossenschaft gesucht werden. Bau(herren) gemeinschaft Ein Zusammenschluss zu einer Bau(herren)gemeinschaft erfolgt dann, wenn ein Gebäude gemeinsam neu gebaut oder umgebaut werden soll. Spätestens wenn ein Grundstück oder eine passende Immobilie gefunden sind, ist es sinnvoll, die Gemeinschaft formal 27 festzulegen. Die Gemeinschaft handelt zusammen, beauftragt eine Planungs- Architektin / einen Architekten für die Beratung und beauftragt zu- gesellschaft meist auch einzelne Gewerke in der Bauphase. Da die Bau(herren) gemeinschaft schon frühzeitig gemeinsam handeln muss (Archi- tektenbeauftragung, Bodengutachten, Auswahl weiterer Mitglieder etc.), braucht sie eine Rechtsform. Für diesen Schritt wird üblicherweise eine Planungsgesellschaft in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die GbR hat den Vorteil, dass sie relativ unkompliziert und ohne Notar geschlossen werden kann. Ihr Nachteil ist, dass alle Mitglieder un- tereinander mit ihrem vollständigen Vermögen haften. Baugruppe Besteht gemeinsames Interesse an einem Grundstück, dieses soll aber geteilt und im Einzeleigentum bebaut werden, wird eine Bau- gruppe gegründet. Der Unterschied zur Baugemeinschaft besteht darin, dass jeder Realeigentum erwirbt und sich mit seinen Nach- barn weniger abstimmen muss als bei der Wohnungseigentümer- gemeinschaft. Bauparzellen entstehen in diesem Fall aber erst nach der Aufteilung des vorhandenen Grundstücks. Diese Teilung wird
weniger zumeist von den Käufern im Rahmen des notariellen Grundstücker- Absprache werbs veranlasst. Gibt es jedoch noch nicht genug Käufer, um alle Parzellen neu zu bebauen, empfiehlt sich in diesem Zusammenhang die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), in der dann auch eine Festlegung der Parzellen erfolgen kann. Später hinzukommende Kaufinteressenten dürfen dann nur noch unter den übrig gebliebe- nen Parzellen auswählen. Eingetragene Genossenschaft Die eingetragene Genossenschaft ist ein wirtschaftlicher Verein, mit dessen Hilfe gemeinschaftliches Bauen und Wohnen finanziert wird. Der finanzielle Grundstock entsteht durch Anteile, die von den Mit- gliedern als Kapitalanlage eingezahlt werden. Mit der Mitgliedschaft in einer Genossenschaft sind lebenslanges Wohnrecht und günstige Mieten verbunden. Damit entsteht eine Doppelrolle – die Bewohne- Mieter und rinnen und Bewohner sind zugleich Vermieter und Mieter. Vermieter in Bei kleinen Genossenschaften ist oftmals aus ökonomischen Grün- einer Person den der Anschluss an eine Dachgenossenschaft sinnvoll, wenn zum Beispiel auch Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden sollen, die über geringere Einkommen verfügen. Für die Finanzierung eines 28 Projektes wird das Gesamtvermögen der Genossenschaft geprüft und nicht die Einzelanteile der Genossenschafter. Ebenso haftet die Genossenschaft mit ihrem Vermögen, die Genossenschafterinnen und Genossenschafter haften mit ihren Anteilen und gegebenenfalls mit einem zuvor vereinbarten Haftsummenzuschlag. Eine Genossenschaft wird rechtsfähig durch eine kostenpflichtige Prüfung eines Genossenschaftsverbandes und den Eintrag in ein Genossenschaftsregister. Die Prüfung wird in regelmäßigen Abstän- den wiederholt und gewährleistet eine ordnungsgemäße Geschäfts- führung und Buchhaltung.
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